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Verband entwicklungspolitik niedersachsen 2/2017
Entwicklungspolitische Inlandsarbeit2 Liebe Leser*innen
3 Entwicklungspolitische Inlandsarbeit – Vielfältiges Engagement vor Ort 4 Herausforderungen der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit
6 Nachhaltige Entwicklungsziele auf Landesebene umsetzen
7 Digitaler Wandel in der Entwicklungszusammenarbeit
8 Entwicklungspolitische Partner- schaften politisieren – für eine zukunftsfähige Welt
9 Zwischen politischem Anspruch und dem nächsten Projektantrag
10Das Heinrich-Böll-Haus Lüneburg
11Das Aktionszentrum 3. Welt Osnabrück
12Materialien + Aktivitäten
e i n e w e l t i n n i e d e r s a c h s e n
AnwAltschAft - InformAtI-on - lobbyIng - KAmpAgnen - promotor*Innen - bIldungs-ArbeIt - Kultur - AwAreness - medIen - fundrAIsIng - pu-blIc relAtIons - multIplIKA-toren - onlIne - socIAl medIA
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derVerbandentwicklungspolitikniedersachsen isteinZu-sammenschlussvonüber140einewelt-initiativenunddassprachrohrfürMenschen,diesichinniedersachsenfürglo-balegerechtigkeiteinsetzen.derVenbieteteineplattformzumaustauschundzurVernetzung,berätseineMitgliedervorort,qualifiziertmitFortbildungenundseminaren,koor-diniert landesweitekampagnenundprogrammeund stär-ktdamitzivilgesellschaftlichesengagement.auflandespoli-tischerebenebringtderVenglobalethemenein,wirbtfürmehrpolitikkohärenzundVerantwortung.www.ven-nds.de
herausgeberVerbandentwicklungspolitikniedersachsene.V.,hausmannstr.9-10,30159hannovertel.0511-391650,[email protected],www.ven-nds.deredaktionsteamantjeedler,Marionrolle,Juliancordes,hannesphilipp,ullikowalke,ninagawolbilderVen,autorengrafik24zwoelf.dedruckaufrecyclingpapierauflage750hannoverdezember2017
gefördertdurchdaslandniedersachsen
Liebe Leser*innen, dieneuelandesregierungsteht!siewird in den nächsten fünf Jahrendie entwicklung niedersachsenspolitisch gestalten. nachhaltigeentwicklunginniedersachsenerrei-chenwirnur,wennglobaleZusam-menhänge berücksichtigt werden.undzwarso,dassunsereentwick-lungnichtzulastenderMenschenin den ländern des globalen sü-dens geht, sondern vielmehr ei-nen beitrag leistet zur weltweitenumsetzung der Menschenrechte.was im globalen süden passiert,geht auch uns etwas an. nicht nurausmoralischer und ethischer Ver-pflichtung, sondern auch aus ei-geninteresse derMenschen in nie-dersachsen. der klimawandel mitverheerenden auswirkungen in ei-nigenweltregionen ist immer häu-figerauchhierzuspüren.weltweitsind über 60 Millionen Menschen
aufderFlucht.geflüchtetestehenauchvorunserertür–sofernsieesüberhauptsoweitschaffen.washaben„unsere“rüstungs-exporte,washaben„unsere“handels-undagrarpolitikdazubei-getragen?wennteilederproduktioninbilliglohnländermitmie-senarbeitsbedingungenverlagertwerden,kannauchalsindirekteFolge derdruck auf hiesige löhne steigen:die schere zwischenarmundreichgehtüberallweiterauseinander.einigefühlensichabgehängtundnationalistischeabschottungstendenzen.globalegerechtigkeitundnachhaltigkeitsindkeinerandthemen,sondernzentralfüreinelebenswerteZukunftvonunsallen.
entwicklungsprojekteundpartnerschaftsarbeitimglobalensüdenkönnenvorortdirekteVerbesserungenbewirken.wirbrauchenabernichtnurengagementimausland,sondernauchiminland.beiderentwicklungspolitischeninlandsarbeitgehtesdarum,aus-wirkungen der hiesigenwirtschafts- und konsumweise auf denglobalensüdendeutlichzumachen,handlungsmöglichkeitenauf-zuzeigenundfüreineweltoffenesolidarischegesellschaftzuwer-ben. imrahmenderpolitischenarbeitsetzenwirunsdafürein,dasssichdielandespolitikandenglobalgeltendennachhaltigenentwicklungszielenderun(sdgs)orientiert.reflektiondereige-nenpolitikmitihrenauswirkungenistalsoangesagt.
die entwicklungspolitische inlandsarbeit in niedersachsen wirdvoneinerVielzahlvonngosundengagierteneinzelpersonenge-tragen. siewirdvondeneinewelt-promotor*innenunterstützt.wirmöchtenmit diesenpositioneneinblicke geben,wiewir in-landsarbeitumsetzenundvorwelchenherausforderungenwirak-tuellstehen.
Vielspaßbeimlesenwünschen
antjeedlerundullikowalke
VErBANDENtWIckLuNgsPOLItIkNIEDErsAcHsEN E.V.
P sitionen
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WOruM Es gEHt
Entwicklungspolitische Inlandsarbeit – Vielfältiges Engagement vor Ortglobalisierung–sowiewirsieheutekennen–istnichtvonallei-neentstanden.dieausweitungunddamit dieVerschärfungdesglobalen wettbewerbs waren politisch gewollt. entscheidendetriebkräftewarensowohlunternehmenalsauchdieregierungenderusa,JapanssowiederMitgliedsstaatendereu.siehabendieweichenfüreineliberalisierungderMärkteundzurZurückdrän-gungöffentlicherdaseinsvorsorgegestellt.diegesellschaftendesnordensverstoßenmit ihremüberdurchschnittlichennatur-undressourcenverbrauchsowiemitihrerpolitischen,wirtschaftlichenundkulturellendominanzinbesondererweisegegendieinterna-tionalegerechtigkeit.dereinflussderparlamenteistnichtimmerausreichend,undderdirekteeinflussderbürger*innenaufdiefürsiewichtigenentscheidungenistoftmalszugering.Ziel für die entwicklungspolitischen landesnetzwerke in
deutschlandistesdeshalb,besondersdieeigenegesellschaftfüreineamleitbilddernachhaltigkeitorientierteentwicklungzuge-winnen.entwicklungspolitische inlandsarbeit leistethierzueinenwesentlichen beitrag. ihre langjährigen erfahrungen in der ent-wicklungspolitischen inlandsarbeithelfendenlandesnetzwerkenund ihren Mitgliedern, bewährte arbeitsformen weiterzuführenund fortzuentwickelnundneueund innovative ideen indiepra-xisumzusetzen.globaleVerantwortungmussgrundlageallenpo-litischen,wirtschaftlichen und sozialenhandelnswerden; sie isteine Querschnittsaufgabe, nicht nur für die bundesebene, son-dernauchganzkonkretvorortindenbundesländern,kommunenundgemeinden.dortwoMenschenleben,woMenschenwareneinkaufen,wounternehmendingeproduzieren(lassen)undpoli-tiker*innen entscheidungen treffen.dort engagieren sichngos.dorterhebensieihrestimme.
Zentral: Zusammenhänge aufzeigendie agl entwickelte in den letzten zwei Jahrzehnten das einewelt-promotor*innen-programm. das herz des programms sinddiemehrals140promotor*innen,diesichbundesweitjedentagfür eine sozial gerechteund global nachhaltige entwicklung ein-setzen.ZusammenmitengagiertenMenschenentwickelnsievorortkreative ideenunddenMut,neuewegezugehen.dieeinewelt-promotor*innen unterstützen und stärken zivilgesellschaft-licheorganisationen, initiativenundgruppen, indem sie siebe-raten,qualifizierenund vernetzen. sie entwickelnneueprojekti-deen,kampagnenundaktionenundsetzensichfüreinumdenkenundveränderteshandelnimalltagein,sodasswiralsgesellschaftkünftigglobaleherausforderungenwieklimawandel,ressourcen-knappheitundwirtschaftskrisenbesserbegegnenkönnen.
… und die nächsten schritte?dieagl erarbeitet gemeinsammitdemVenroe.V.undder stif-tungnord-süd-brückeninder„initiativeinlandsarbeit“eineüber-greifende und integrale politischeVision entwicklungsbezogenerbildungs-undinformationsarbeit.dieinitiativesetztsichauchbeiderneuenbundes-bzw.landesregierungdafürein,dassdieMit-telderentwicklungspolitischeninlandsarbeitaufgestocktwerden.dabei istdiestabileFörderungdes lokalenengagements inallenregionendeutschlandsdurchdaseinewelt-promotor*innen-pro-grammesals zentrales instrumentunabdingbar.arbeitenwirge-meinsamweiteram„entwicklungslandd“!
Hannes Philipp, Eine Welt-Promotor*innen-Programm Steu-erungsgruppe für Niedersachsen, ehem. VEN-Geschäftsführer
einbereichderentwicklungspolitischeninlandsarbeit:Mehrals140einewelt-promotor*innen,diesichbundesweitjedentagfüreinesozialgerechteundglobalnachhaltigeentwicklungeinsetzen.
P sitionen
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LOBByArBEIt Anforderungen an die neue Landesregierungim september verabschiedetedie bisherige landesregierungdieumsetzungsstrategiezudenentwicklungspolitischenleitlinien.sieblicktmitdiesembeschlussaufeinenregenbeteiligungs-unddis-kussionsprozesszurück.ZweiJahrebrachtenzivilgesellschaftlicheorganisationen ihre Vorstellungen zu konkreten Veränderungs-schrittenintensivein.erinnernwiruns.FürdenVenwarderbeschlussderentwicklungs-politischenleitlinienimseptember2015einMeilenstein.derVer-bandengagiertsichseitJahrenfüreinneuesVerständnisvonent-wicklungspolitik einschließlich notwendiger gesellschaftlicherVeränderungenhierzulandeimsinnederun-nachhaltigkeitsziele(sdgs).diesgreifendieleitlinienerstmalsfürniedersachsenauf.siebildetendamiteineguteargumentationsgrundlagefürunserearbeitindengremienderlandesregierunginderletztenlegisla-tur.FürdieumsetzungderleitlinienindenfolgendenJahrenwur-deneinrunder tischund sechsarbeitsgruppen zudenwesent-lichenaufgabenfeldernderverschiedenenMinisteriengebildet.die kürzlich verabschiedeteumsetzungsstrategie umfasst kon-
kreteZiele,Maßnahmenund indikatoren.derVennahmerfolg-reichdieMöglichkeitwahr,sichzuallenhandlungsfelderneinzu-bringen. sowurdenbeispielsweise in derarbeitsgruppebildungund Jugend die umsetzung des orientierungsrahmens bildungfür nachhaltige entwicklung und die Verankerung vonglobalem
IN NIEDErsAcHsEN
Herausforderungen der entwicklungspolitischen Inlandsarbeitniedersachsenhatgewählt.MitderneuwahlhabensichdieMachtverhältnisseunddiepolitischeausrichtungdeslandesverschoben.damitändernsichauchdierahmenbedingungenfürentwicklungspolitischesengagementinniedersachsen:eineneuzusammengesetz-telandesregierungbedeutetanderepolitischeschwerpunkte.diefolgendendreibeiträgebeschäftigensichmitdenmitdenaktuellenherausforderungenderentwicklungspolitischenlobby-,Öffentlichkeits-undbildungsarbeit.
lernenin(außer-)schulischennetzwerkenindenZielenfestgehal-ten. indemhandlungsfelddernachhaltigenwirtschaftsentwick-lungwurdenebenderetablierungeinernachhaltigenöffentlichenbeschaffungauchdieFörderungeinernachhaltigen,sozialenundökologischenlandwirtschaftformuliert.durchdiebenennungvonkonkretenZielenundMaßnahmenist
ein Fahrplan entstanden, der diverse schnittstellen zur entwick-lungspolitischen inlandsarbeit der Ven-Mitgliedsorganisationenbietet. eineÜberprüfung des erreichens der Ziele undMaßnah-men,wievomVenangeregt,solldurcheinenerstenFortschritts-bericht in Verbindung mit der Fortschreibung der niedersäch-sischennachhaltigkeitsstrategie imJahr2019erfolgen.bisdahinsindprozessbegleitendeVeranstaltungenangedacht.derVenwirdessichweiterhinzuraufgabemachen,dieimZu-
sammenhangderlandtagswahlaneineneuelandesregierungfor-muliertenerwartungendeutlichzumachen,unddabeiauchdieer-gebnissedesumsetzungsberichteszudenleitlinieneinzufordern.dafür sollten sowohl dieniedersächsischenachhaltigkeitsstrate-giealsauchdieentwicklungspolitischenleitliniengemeinsampri-oritärbehandeltundfortgeführtwerden.derVenerwartetdabei,dassbeideprozesseauchnachderlandtagswahlunterbeteiligungder Zivilgesellschaft undweiterer akteur*innen fortgesetztwer-den.
Ulli Kowalke, VEN, 1. Vorsitzender
lobby-,Öffentlichkeits-undbildungsarbeitgebündelt:dieVencomic-aktion2017vordemniedersächsischenlandtaginhannover.
P sitionen
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ÖffENtLIcHkEItsArBEIt Neue koalitionen braucht das Landentwicklungspolitik ist weiterhin ein nischenthema. Für einigeeineschockierendeerkenntnis–füranderealtekamellen.dabeiliefernentwicklungspolitischeinhaltedurchausstofffürdieganzgroßennachrichten.darin findenJournalist*innenskandale,kri-senundschicksale.alleswasdasboulevard-herzbegehrtunddie(politische)aufmerksamkeithuckepackträgt.innerhalbvonngoshatsichdeshalbindenletztenJahrenvermehrtdieideedurchge-setzt,dassgrundsätzlichmehrMenschenerreichtwerdenkönnten–wenndenndiedarstellungstimmt.nichtwenigeprojektanträgeträumeninihrenFormulierenvonneuenZielgruppenodersogarvonderbreitenÖffentlichkeit.die allgemeinen herausforderungen, denen Öffentlichkeitsar-
beiter*innen derngosbegegnen, liegen vor allem in den kom-plexenglobalenZusammenhängen.esgibtnichtnureineursacheodereinelösungdesproblems.inderredaktionellendarstellungendetdasmeist in langentexten,dienurgebildeteleser*innennachvollziehenkönnen.nehmenwirunsbeidersuchederbreitenÖffentlichkeitdenFall
niedersachsenvor.dieergebnissederneuwahlmachendeutlich,dassderblicküberdeneigenentellerrandschwerer fallenwird.nun sitzen rechts nebendenetabliertenkonservativenplötzlichnochkonservativereundrechtspopulisten.dasstelltdieÖffent-lichkeitsarbeitvordieherausforderung,vermehrtfüreineoffeneundsolidarischeweltzuwerben.besinnenwirunsalsostattdes-senaufunsereseitJahrzehntenbestehendenZielgruppen:ehren-amtliche in weltläden, Multiplikator*innen, Freiwillige, partner-schaftsgruppen, Migrant*innenorganisationen und viele andereeine welt-aktivist*innen. wie sollten unsere Formate gestaltetsein, damit wir diese gruppen besser erreichen, aktivieren undpartizipierenlassen?dabeiistesunabdingbar,miteinanderindia-logzutreten,umunterschiedlichebedürfnisseundbedarfeauszu-machen.nichtjedesFormatfunktioniertgleichgutbeijederZiel-gruppe.eine Öffnung gegenüber anderen nicht-eine welt-organisa-
tionen für die erreichung mancher Ziele kann außerdem kräf-tebündeln.welche schnittmengenhatdie einewelt-bewegungbeispielsweisemit derumweltbewegung?neue koalitionenmitthematischenbündnispartner*innenverleihenöffentlichenForde-rungenmehrnachdruck.dieskannauchfürkleineundlokalhan-delndegruppen perspektiven eröffnen.umso größer die bewe-gung,destowenigerkönnenpolitischeentscheidungsträger*innenihreaugenverschließen.der Ven kann als Zusammenschluss vieler organisationen die
Vernetzunguntereinanderundmitneuenpartner*innen fortset-zen.dabeiwirdeswichtigsein,konkreteinhaltlicheZieleheraus-zuarbeiten.außerdemsollteeinprozesshinzueinerneuen(bild-)spracheangestoßenwerden.altesprach-undbildmuster,dieste-reotypereproduzieren,müssendurchbrochenwerden.wirsolltenunsdieZeitnehmen,guteFormatezuentwickeln,dieMenschenzu eigenverantwortlichemhandeln und globalemdenkenermu-tigen.dabeigiltes,deneinstieginkomplexethematikeneinfachundohnetextklötzemöglichzumachen.
Nina Gawol, VEN, Fachpromotorin Öffentlichkeitsarbeit & Internationales
BILDuNgsArBEIt Den Wandel gestalten? gedanken zur politischen Wirksamkeit globalen Lernensdiebedeutungderbildungsarbeit(gemeintisthierinersterlinieglobaleslernenundbildungfürnachhaltigeentwicklung–bne)fürdensozial-ökologischenwandelbzw.zurumsetzungderglo-balennachhaltigkeitsziele(sdgs)istunumstritten(siehesdg4.7;weltaktionsprogramm bildung für nachhaltige entwicklung oderdennationalenaktionsplanbne).es ist Verdienst von ansätzenwie demglobalen lernen, dass
daswissen über weltweite Zusammenhänge zugenommen hat.Zugleichhabendiesedazubeigetragen,dasbewusstseinübervor-handeneungleichgewichte,überwerteundVerantwortlichkeitenzustärken.weltweitsindMenschenundzivilgesellschaftlicheiniti-ativenu.a.imrahmenderun-dekadebildungfürnachhaltigeent-wicklung(2005-2015)zuVorreiter*innender‚großen‘transforma-tiongeworden.unddochistdieweltinsgesamtnichtnachhaltigeroder gerechter geworden. so sind in den letzten Jahren Zweifelhinsichtlichder‚verändernden‘kraftderbildungsarbeitaufgekom-men.dreigedanken,wiediesewirksamerwerdenkann:1. lern- und experimentierräume politischen engagements
schaffen!„(welt-)bÜrger*in“zuseinmussgelerntwerden.be-reits jetzt ist das „handeln“ eine zentrale kompetenz globalenlernens. aktionsangebote zielen jedoch oft eher auf verantwor-tungsvolle konsument*innen, denn auf mündige bürger*innen.wirbrauchenaberMenschen,diepolitikundwirtschaftheraus-fordern,dieüberdiskussions-undstreitkulturverfügen,mitpo-litiker*innen zu kommunizieren wissen, Formen politischer be-teiligungkennenundbeherrschen.(siehebarbarariek:ZwischenZielen und Zielerreichung. stolpersteine auf dem weg zu poli-tischemwandel.concord/deeep2015.)alldaskannundsollteinbildungsangebotengeübtundpraktiziertwerden.2.VerbündungmitderaktivenZivilgesellschaft!eingroßteilder
imglobalenlernenengagiertenakteur*innentrittauthentischfüreinegerechte,nachhaltigeweltein.abereragierthäufigverein-zelt, ohne anbindung an Vereine, initiativen oder bewegungen.einestärkereVerbindungvonbildungs-undeine-welt -/nach-haltigkeitsszenestärktdieZivilgesellschaftundermöglichtesMen-schen,gemeinschaftlicheshandelnundengagementpraktischzulernen.3.dieZielgruppenderbildungsarbeitneuausrichten–erwach-
senenbildungstärken!kinderundJugendliche–diemomentanimFokusstehen–sind inderregelnichtdiejenigen,diedieMachthaben, die notwendigen Veränderungen (in der erforderlichenZeit) anzustoßen.umpolitischwirksamer zuwerden, benötigenwir also dringendmehr bildungsangebote für entscheidungsträ-ger*inneningesellschaft,politikundwirtschaft.globales lernenhatdaspotential triebkraftpolitischerVerän-
derungenzusein,aberesmussseinenpolitischengestaltungs-an-spruchauchernstnehmen.
„education is themostpowerfulweapontochangetheworld.“(nelsonMandela).
Marion Rolle, VEN, Fachpromotorin Globales Lernen
derumsetzungsberichtzudenleitlinienkannbeiunsperMailangefordertwerden([email protected])erwartungendesVenandieneuelandesregierung:www.ven-nds.de/themen/landtagswahl-2017
MAtErIALIEN
P sitionen
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sDgs
Nachhaltige Entwicklungsziele auf Landesebene umsetzenaus entwicklungspolitischer sicht stellt die agenda 2030mit ih-ren17nachhaltigenentwicklungszielen(sustainabledevelopmentgoals/sdgs)–trotzallerzukritisierendenpunkte–einenMeilen-steindar.wesentlicheaspektederagendasindz.b.,dasssiedenunterschiedzwischenindustrie-undentwicklungsländernunddasengeVerständnisvon„nachhaltigkeit“mitihrendreidimensionenaufhebtundstrukturelleundsystemischeFehlentwicklungenbe-nennt.die holistische sicht auf eine global nachhaltige entwicklung
spiegeltsichdarinwider,dassentwicklungs-,umwelt-,sozial-,undfriedenspolitische sowie partnerschaftliche aspekte in globalenZusammenhängen gedacht werden. durch ihre universelle gül-tigkeithatauchdeutschlandsichverpflichtet,dieseZielenationalumzusetzen.die bundesländer spielen dabei aufgrund ihrerge-setzgebungskompetenzenund anderer Zuständigkeiten einewe-sentlicherolle.kompetenzbereiche, wie (außerschulische) bildung, aufent-
haltsrechtfürFlüchtlinge,bodenrecht,schifffahrt,Förderungvonlandwirtschaft und Fischerei, luftreinhaltung, etc., haben einendirekten bezug zu den sdgs. dienähe zu lokalen akteur*innenunddielandesspezifischeexpertisesindweiteregründe,weshalbbundesländer–wieauchkommunen–essentiellfüreineumset-zungdersdgsindeutschlandundweltweitsind.
sDgs als grundlage für politische Prozesse auf Landesebene?aktuellsindfüreineumsetzungdersdgsauflandesebeneinsbe-sonderezweiprozessevonbedeutung:(1)dielandesnachhaltig-keitsstrategienund (2)dieentwicklungspolitischen leitlinienderbundesländer.auchinniedersachsengiltesdiesdgsumzusetzen,obwohlsiederzeitnichtimkoalitionsvertragderneuenlandesre-gierungaufgenommenwurden.
Welche Ansatzpunkte haben die sDgs für die Zivilgesellschaft? Fürdie zivilgesellschaftlichelobbyarbeit sinddiesdgseineMe-daillemit zwei seiten.aufdereinenseite stellt diekomplexitätund Vielschichtigkeit der agenda 2030 eine enorme herausfor-derungdar,indemsiezwarZielvorgabenmacht,gleichzeitigaberspielraumfüreineumsetzunglässt.dieFolgesindnachhaltigkeits-strategien und entwicklungspolitische leitlinien, derenMaßnah-menundZieleoftmalsnichtambitioniertgenugfüreinegrundle-gendeVeränderungsind.häufigbestimmen„low-hangingfruits“undein zuengesnachhaltigkeitsverständnisdiepolitischenpro-gramme.sosolltez.b.dashandlungsfeld„nachhaltigeFinanzpo-litik“vielbreiterverstandenwerden,alsnuralsVermeidungvonVerschuldung.aufderanderenseitehabendiesdgs(in)direktdazubeigetra-
gen, dass bestimmteprozesse angestoßenwerden.wiebei denobengenannten, dienen die sdgs als grundlage und geben an-knüpfungspunktefürdieZivilgesellschaft,mitderlandespolitikzuentwicklungs-,umwelt-undsozialpolitischenthemenunddarüberhinausinsgesprächzukommen.
Julian Cordes, VEN, Projektreferent
P sitionen
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DIgItALIsIEruNg
Digitaler Wandel in der Entwicklungszusammenarbeitbigdata,industrie4.0,blockchainodersogardieroboter-apoka-lypse–anbuzzwordsmangeltesinderdigitalenweltnicht.VielesdavonklingtwiescienceFiction,scheintwenigmitunseremlebenzu tun zuhabenundnochwenigermit derrealität einesklein-bauern inMalawi. trotzdem könnenwir denhype rund umdi-gitalisierung nicht einfach aussitzen sowiemanche irrwege derModebranche.diebuzzwordsändernsichzwarlaufend,aberderMegatrendderdigitalisierungverwandeltdieweltnachhaltig.Mckinseyhateineschätzunggewagt:300MalsogroßwiedieVer-änderungender industrialisierung,unddasbeieinerzehnfachengeschwindigkeit,sowirktsichdiedigitalisierungaufunsaus.dieindustrialisierung hat unter anderem in den vergangenen Jahr-zehntenMilliardenMenscheninasienausderarmutgeholt.Jetztjedochwerdendiekartenneugemischt.routinetätigkeitenwer-denautomatisiert,dieproduktionzurückverlagertinindustrielän-der.gleichzeitigveränderntechnologiestart-upsallerortsdieart,wiewirkonsumieren,produzieren,kommunizierenundauch re-gieren.werbeidieserVeränderungsgeschwindigkeitstehenbleibt,wirdschnellüberholt.dasgiltfüretablierteunternehmenebensowie für politischeorganisationenund ja, auch fürakteur*innenderentwicklungszusammenarbeit.beiderdeutschengesellschaftfürinternationaleZusammenar-
beit (giZ)gmbhbefassenwirunsmitdemstrategischenprojekt“digitalerwandel”damit,wiewirdiedigitalisierungnutzenkön-nen,umunserearbeitweltweitbesserzugestalten.dasistfüreinunternehmenmitrund18.000Mitarbeiter*inneninüber120län-derneineenormeherausforderung.abereines istunsallenklar:wirmüssendenwandelaktivgestalten,sonstwerdenwirzuZu-schauer*innen.indergiZgreifenwirzuneuenFormendesManagements,denn
guteideenentstehenimaustauschquerüberhierarchieebenen,Fachexpertise und auch über organisationsgrenzen hinweg. einMittel,daswirdafürzumbeispielnutzen,sindideenwettbewerbe.ZuderFrage:„wiekönnenwirdiewirksamkeitunsererVorhabendurchdigitaletoolssteigern?“reichtenimsommerdiesenJahresgiZ-beschäftigteinsgesamt252originelleideenbeiminternenin-novation Fund ein. die sechs ausgewählten teams durchlaufennuneinspannendes„accelerator-programm“mitprofessionellenstart-up-trainer*innenundspielraumzumweiterentwickelnderideen.
Für einige der ideen lassenwir in einem “hackathon” konkretelösungsvorschläge erarbeiten. er bringt Fachexpert*innen ver-schiedener disziplinen mit softwareentwickler*innen und nut-zer*innenzusammen.Fürdiedurchführungeineshackathonkannmansichvomkölnerhackinstituteoderdemglobalenimpacthubnetzwerkberatenlassen.beiallertechnologiebegeisterungdarfmanallerdingsnicht je-
desbuzzworddestechnologischenhypecyclezurreligionerhe-ben. die sogenannten “tech-solutionists” sind überzeugt jedesanaloge problem digital lösen zu können, aktuell bevorzugtmitdrohnen,blockchainoderbigdata.inderpraxishingegenzeigensichoftganzeinfachelösungenamwirksamsten.digitalliteracybedeutetfürunsnichtunbedingthigh-tech,sondernauchzuver-meiden,it-technischmitkanonenaufspatzenzuschießen.statteinerneueninternetplattformoderapperfülltmeisteinegruppeaufFacebookoderdemMessengerdiensttelegramdenZweck,beideutlichgeringerenkosten.dieersteundmitabstandwichtigstederneungoldenenprinci-
plesfordigitaldevelopmentlautetdabeiimmer:“designwiththeuser”.wer beispielsweise eine neueapp für syrischegeflüchte-teentwickelnmöchte,der sollteganzamanfangschonmitnut-zer*innensprechen.dakommterodersiewomöglichzumschluss,dassstatteinerneuenappdiebemühungenbesserinvestiertsindinMaßnahmen zur integration der geflüchteten in den arbeits-markt. so schnell,wie sichdiedigitaleweltverändert,empfindeselbstichalsinformatikerdiedigitaleweltimmerwiederals“neu-land”.andiesesgefühlwerdenwirunsallegewöhnenmüssen.wirbrauchendiebereitschaft,unsaufVeränderungeneinzustellenundneues zu lernen.dennnur sokönnenwirdie (digitale)weltmitMitgefühlunderfindergeistgerechtundinklusivgestalten.
Franz von Weizsäcker, Strategisches Projekt Digitaler Wandel, GIZ. Zuvor arbeitete er als Berater großer Telekommunikationsunterneh-men und als Assistent des Geschäftsführers der Danet Consult. Herr von Weizsäcker stu-dierte Informatik an der Technischen Univer-sität Berlin und an der Pontificia Universidad Católica de Chile. Der Beitrag gibt die persön-liche Meinung des Autors wieder.
100%
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60%
40%
20%
1990 1995 2000 2005 2010 2015
wasserversorgungstrom
sanitärsystem
internet
mobilesbreitband
handytechnologien in Entwicklungsländern
Quelle:worldbank2016.„worlddevelopmentreport2016:digitaldividends."ccbY3.0igo
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PErsPEktIVWEcHsEL
Entwicklungspolitische Partnerschaften politisieren – für eine zukunftsfähige Welt
in deutschland werden viele partnerschaftsbeziehungen mit sogenannten entwicklungsländern gepflegt. solche beziehungenlassen sich auf verschiedenen ebenen gestalten: es gibt länder-partnerschaftenwieetwazwischenrheinland-pfalzundruanda,städtepartnerschaften wie zum beispiel zwischen hamburg unddar-es-salaamsowiezahlreicheeine-welt-undgemeindepartner-schaften.dieserbeitragkonzentriertsichaufdieletztgenannteka-tegorievonpartnerschaftenundwillderFragenachgehen,wiesol-cheentwicklungspolitischenpartnerschaftengelingenkönnen.
beigesprächenmitvielenpartnerschaftsgruppenfälltimmerwie-derauf,dassdieFragenachdemnutzenvonpartnerschaftsbezie-hungenfürhiesigegruppengarnichtgestelltwird.dassdieZielederpartnerschaftsbeziehungenfürdiegruppenausdemnordennichtvonanfanganreflektiertsind,hängtoffenbarmitdertatsa-chezusammen,dasssichvielederexistierendenpartnerschaftenaneinementwicklungsdiskursorientieren,dernachdemschemakonstruiertist:„wiralsdieentwickeltenkooperierenmitdenun-terentwickeltenindenentwicklungsländern“.indiesemVerständ-nisreduziertsichpartnerschaftdarauf,indernördlichenhemisphä-re,woentwicklungschonerreichtseiundalsZustandverstandenwird –was an sich absurd ist –, geld, güter und lösungskom-petenzenzusammeln,umdort,wodieserZustandnocheintraumist,anVeränderungenmitzuwirken.undderreferenzrahmendie-sesVerständnissesistindenallermeistenFällendasherrschendekapitalistischegesellschafts-undentwicklungsmodell.
angesichts der globalen krisen, die zugleich energie,Ökonomie,ernährung, Finanzen, klima, moralische werte und politischehandlungsfähigkeitbetreffenunddieunmittelbarmitdemherr-schenden system zusammenhängen, machen partnerschafts-beziehungennurdannsinn,wennsiediebeschäftigungmitdenstrukturellenursachenderprobleme,welchediepartnerschafts-gruppenindenentwicklungsländernzubekämpfenversuchen,indenVordergrundstellen,anstattsichlediglichmitdensymptomenzubeschäftigenunddiese lindern zuwollen.Vielmehr ist es fürpartnerschaftsgruppen notwendig, sich auf neue lernprozesseeinzulassen,welchesichmitdemherrschendengesellschafts-undentwicklungsmodell grundlegendkritischauseinandersetzen,umgeradeauchfürdenhiesigenkontextalternativelebensmodelleentwerfenzukönnen.
Auseinandersetzung mit strukturellen ursachen der Probleme der EntwicklungsländerZurberücksichtigungderstrukturellenursachenderproblemederentwicklungsländergehörtdieauseinandersetzungmitdemein-flussderdeutschenbzw.dereuropäischenpolitikaufdieländer,in denen sich partnerschaftsgruppen engagieren. angesichts ei-nereuropäischenagrarpolitik,dieinverarmtenländernexistenz-grundlagenzerstört,einerrüstungspolitik,diezumindestzurVer-längerungvonkonfliktenbeiträgt,einerrohstoffpolitik,dieeinerplünderungnatürlicherressourcengleichkommtundeinerFinanz-politik, diemassive illegalekapitalabflüsse vonden vermeintlicharmen indie reichen länderbegünstigt undeiner schuldenpoli-tik,diealsherrschaftsinstrumenteingesetztwird,erweistsichdiekritischebeschäftigungundderprotestgegendieseFehlentwick-lungenimeuropäischenkontextalsnotwendig,willmanalspart-nerschaftsgruppe aus dem norden ernsthaft zu nennenswertenVeränderungenimsüdenundimnordenbeitragen.
sogesehengehörtzumkerneinergelungenenentwicklungspo-litischen partnerschaft eine arbeitsteilung, die dafür sorgt, dassjedepartnerschaftsgruppesichinersterlinieindemkontexten-gagiert, den diese am besten kennt. dies bedeutet, dass deut-schepartnerschaftsgruppeninersterlinieandertransformationdeutschlandsimsinnederZieleeinersozial-undumweltverträg-lichen sowie klimagerechtenund zukunftsfähigenwelt arbeiten,während etwa namibische gruppen im eigenen kontext an dengleichenZielenarbeiten.diekooperationzwischendiesensichpri-oritärinihrenjeweilseigenenkontextenengagierendengruppenwürdedannvorallemdazudienen,informationenauszutauschen,diekompetenzenderjeweilsanderenzustärkenundgemeinsamelernprozesseetwa imblickaufwerteundVerhaltensmusteran-zustoßen.Fürallepartnerschaftsgruppen,vorallemaber fürdiegruppenausdemnordenbedeutetdies,dasseingrundlegendesumdenkengefragtist.
Dr. Boniface Mabanza ist Koordinator der Kirch-lichen Arbeitsstelle Südliches Afrika KASA-Ko-ordinator. Die KASA versteht sich als Informa-tions- und Servicestelle und als Lobby- und Kampagnenbüro zu ausgewählten Themen sozia-ler und wirtschaftlicher Gerechtigkeit im Kontext von Globalisierung und Klimawandel.
P sitionen
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BLIckWINkEL
Zwischen politischem Anspruch und dem nächsten Projektantrag
entwicklungspolitischearbeitverfolgtseitihrenanfängendenan-spruchgesellschaftlichertransformationundpolitischerwirksam-keit.dabeihatsiesowohldiebürger*innenimblick,alsauchent-scheider*inneninwirtschaft,politikundVerwaltung.siemöchtedenk- undVerhaltensweisen in Frage stellen,wie auch grundle-gendestrukturenverändern.
Politische Arbeit hat viele gesichtersiegeschiehtaufverschiedenenebenen,verlangtklareZieleundstrategischesVorgehen.dazubedarfesnebenderentwicklungs-politischen Fachkenntnisse auch guter kenntnisse politischerstrukturen,Zuständigkeitenundentscheidungswege.inunsererbildungs-undinformationsarbeitspieltdiepolitische
bildung eine wichtige rolle. es geht um fundierte information,sachliche auseinandersetzung, z.b. über globale politische undwirtschaftliche Zusammenhänge, um Menschenrechte, entwick-lung,gerechtigkeitundnachhaltigkeit.Menschensollenbefähigtwerden, sich ein eigenesurteil, eine eigeneMeinung zu bilden.dazugehörtauchzulernen,wiepolitikfunktioniertundwiemanpolitischtätigwerdenkann.entwicklungspolitischebildungmöch-tedarüberhinausanregen,Verantwortungzuübernehmen.hierwerden langfristig grundvoraussetzungen geschaffen für verän-dertesdenkenundhandeln:• Mit Öffentlichkeitsarbeit, pressearbeit, öffentlichen aktionen
gehtesumaufmerksamkeit,sensibilisierung,agenda-setting.• kampagnen dienen der Mobilisierung. sie gehen einher mit
intensiver Öffentlichkeitsarbeit. es geht um konkrete Forde-rungen,diedurchgesetztwerdensollen.
• politikdialog besteht oft aus sehr kleinteiligen Maßnahmen -gespräche mit parlamentarier*innen, Mitarbeiter*innen vonVerwaltungenundVerbänden.
Wie steht es mit unserem politischen Anspruch?sicher ist es nötig, die eigenearbeit immerwieder auf ihrepo-litische wirksamkeit zu überprüfen. dennoch gibt es aus mei-ner sicht genügend anhaltspunkte um zu behaupten, dass un-sere entwicklungspolitische arbeit wirkt. sie erfährt wachsendegesellschaftliche akzeptanz und auch auf politischer ebene hatdie bedeutung der entwicklungspolitischen Zivilgesellschaft zu-genommen.nrowerdengehörtund indialogprozesseeinbezo-gen.dieVerabschiedungderglobalennachhaltigkeitszielewäreohnesiesonichterfolgt.einenachhaltigeöffentlichebeschaffungistthemaaufbundes-,länder-undkommunalerebene.bildungfürnachhaltigeentwicklung findet eingang in schulenund lehr-pläne.wirerlebenjedochauchharterückschläge:daserstarkenrechtspopulistischerundoffen rassistischerkräfte,dieerfolgloseVerankerungunternehmerischersorgfaltspflichten indiegesetz-gebung,diemangelhafteumsetzungvonbneanschulen,ganzzuschweigenvoneinererneutenZunahmevonhungerundarmutundgravierenderungleichheitinundzwischenstaatenundeinemrasantenklimawandel.
Die rahmenbedingungenMitzunehmenderakzeptanzundbedeutungunsererarbeitinpo-litikundgesellschaftsinddieanforderungengestiegen.dieent-wicklungspolitischearbeitmusssichimmerwiederneuerfinden.dieserforderteinezunehmendeprofessionalisierung.immermehrhauptamtlicheMitarbeiter*innenwerdenbenötigt,nicht zuletzt,umehrenamtlichengagiertezuunterstützendurchberatung,wei-terqualifizierungundVernetzung,aberauch,umneuekonzeptezuentwickeln,öffentlichkeitswirksamerzuwerden,neueZielgruppenanzusprechen,politikdialogzuorganisieren.sowohl die öffentliche hand, als auch kirchen und stiftungen
förderndiesearbeit.soebenwurdebeibrotfürdiewelt40Jah-re inlandsförderung gefeiert.das vorherrschende Finanzierungs-modell ist die projektfinanzierung, d.h.man entwickelt ein pro-jektundreichtesinderregelbeimehrerengeldgeber*innenein.hauptamtlichemüssenimmerwiederneueprojektanträgeschrei-ben,umihrestellenzuerhalten.anträgeundabrechnungenerfor-derneinenbeachtlichenteilderarbeitszeitundrechtlangfristigeplanungen.dieseproblemstellungensindbeidengeldgeber*inneninzwischenangekommenundhaben sich in verbessertenbedin-gungenniedergeschlagen:essindlängerelaufzeitenmöglichunderfolgreicheprojektekönnenmehrfachalsFolgeprojekteingerei-chtundsomitweitergeführtwerden.als teil der bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, zum teil auch
kampagnenarbeit,istpolitischearbeitamehestenfinanzierbar,al-lerdingsmussmanimmerwiederdenbeweiserbringen,dassman„ausgewogen“ inseineninhalten ist.privateträgerhabennatür-lichetwasmehrspielraum,prüfenjedochauch,inwieweitsichdieanliegenmitden lobbyzielendeseigenenhauses verträgt.hiersolltenwirMutzurauseinandersetzunghaben.regelmäßigegre-mien-unddialogarbeit solltenwir konsequent inalleprojektan-trägeintegrieren.siesindunverzichtbar,uminstrukturenhinein-zuwirkenundlangfristigeVeränderungenzuerreichen.unddamitsolltenwirauchargumentieren.FürjedeartderprofessionalisierungisteineinstitutionelleFör-
derung, wie sie nur von wenigen geldgeber*innen ermöglichtwird,vonzentralerbedeutung.sieeröffnetspielräume,umflexi-belaufaktuellepolitischeentwicklungenundbedarfezu reagie-ren.undwirmüsseneigenewegedersolidarischenFinanzierungfür
kritischepolitischearbeitentwickeln,umselbstbestimmt,kritischundmutiginpolitischeauseinandersetzungengehenzukönnen.
Claudia Duppel ist Geschäftsführerin des Dachver-bands Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB). Das Landesnetzwerk hat 154 Mitglieder – entwicklungspolitische Organisationen, lokale Ini-tiativen, Weltläden und lokale, themen- oder län-derbezogene Netzwerke.
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unsere Welt für frieden, umwelt & gerechtigkeitheinrichböllwarein ideenstifter, literatundMenschenrechtler.Mitseinenidealenprägteernichtnurdiedeutschenachkriegslite-ratur,sonderngiltbisheutealseinVorbildfürpolitischaktiveMen-schen.Vorrund26Jahrenwurdeermitdemeinverständnissei-nerhinterbliebenennamensgebereinesganzbesonderenhausesinderlüneburger innenstadt.VereintdurchdieVisionbölls fan-denvieleverschiedenegruppen–dieeinenausderumweltbe-wegung,dieanderenausentwicklungspolitischenkreisen–indemhauseinenraumfürihrearbeit.damalsgründetendiegruppeneinenVerein„unserewelt–für
Frieden,umwelt,gerechtigkeite.V.“;ersollteunabhängigseinundvon seinen Mitgliedern getragen werden. die idee funktioniertbisheuteund locktmitkostenfreienseminarräumenauch jungeaktivean.einigeVereine,wiederbund,terredeshommes,deradFcoderJanunlüneburgmitdereinewelt-promotorin,christi-anewellmann,nutzendieräumeindererstenundzweitenetagealsbüroräumeoderinfoläden.dieMieteinnahmengehenandenVerein,derwiederumdasgesamtehausgemietethat.es istge-radedieseunabhängigkeitdesVereinsalsdachorganisationundraumgeber,dievondeninitiativenimhausgeschätztwird.nachwuchssorgenhatdasheinrichböll-hausinlüneburgnicht.
rechtzeitig erkannte der „kopf undMitgründer des Vereins“, sonenntkatrinschultheiß(terredeshommes)ihrendamaligenMit-streiter,ulrichhellfritz,dasseineneuegenerationheranwachsenmuss.erwares,derMaxtimmansprachundermutigtedenwelt-ladenimerdgeschossdeshauseszuübernehmen.Maxtimm,neugewählterVorstand,istselbstübereinprojektdeseigenenstuden-tischen Freundeskreises zum böll-haus gekommen. sie lagertendenkaffeedereigenenMarkelünebohneimhaus.derbeliebte,fair gehandeltekaffeewurde schon vor derÜbernahmedes la-densanverschiedenenorteninderstadtvertrieben.werdielü-nebohnennicht imeigenenheim,sondern lieber ingemütlicherkaffeehausatmosphäregenießenmöchte,gehtins„avenir–laden&café“.diegruppeumtimmherumhatdenansprucheinmo-dernesnachhaltigescaféaufzuziehenundbietetauchbio-kuchen,schokoladeundcraft-beer an. „ohnedasbierwürdeder laden
nichtsogutlaufen“,sagtMaxtimmlächelndundpräsentiertdiebeeindruckendeauswahl.siehabenmitdiesemangebotzurrich-tigenZeiteinelückeinlüneburggefüllt.das politische projekt „anna & arthur“ finden die hausbesu-
cher*innenhinterdemtorbogen.dasinfocafé,wiedieselbstorga-nisiertegruppeesnennt,istkeinnormalescafémitservicebetrieb.stattdessenistdernamedesdahinstehendenVereinsprogramm:es geht um die Förderung von kommunikation und streitkul-tur.Mitkonzerten,Vorträgen,diskussions-undFilmabendenso-wieanderenVeranstaltungsformenentstandhiereinalternativertreffpunkt.dasheinrichböll-haushataberauchwirkungüberdaseigene
Mauerwerk hinaus. direkt auf der gegenüberliegenden straßen-seitewirdimJanuardeskommendenJahresvonderamikeco-will-kommensinitiativeeinkulturhauseröffnen.seit2016nutztendieengagiertendieräumedesböll-hauses.sieschafftenmiteinerof-fenenmedizinischensprechstunde,Yogakursen,bewerbungstrai-nings fürgeflüchteteund vielemmehreinbreitesangebot.diehohenachfrageließdieinitiativezueinerfesteninstitutionheran-wachsen,sodasssiesichentschlosseineigeneshausanzumieten.Von den gruppen aus dem haus gehen außerdem viele poli-
tischeaktivitäteninundumlüneburgaus.dasheinrichböll-hausliefertmitseinenfreigestaltbarenräumeneinegutfunktionieren-de infrastruktur. es ist einort, in dem erfahrene und etabliertegruppenaufalternativeundkreativeinitiativentreffen.diesyner-gieverschiedeneransätzeberuhtaufeinemsolidarischenMitei-nander,dasanderideedereinenweltlokalansetztundkontinu-ierlichweiterarbeitet.
Unsere Welt – für Frieden, Umwelt Gerechtigkeit e.V. Heinrich-Böll-Haus Lüneburg Katzenstraße 2 21335 Lüneburg 04131/41093 [email protected]
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Das Aktionszentrum 3. Welt Osnabrück (A3W)MitteninderhistorischenaltstadtderstadtosnabrückwurdeimJahr1648dasendedesdreißigjährigenkriegsbeschlossen.indemgeschichtsträchtigenrathauskamendamalsdieeuropäischenge-sandtenzusammen–heutewirdes immernochalsrathausge-nutzt.Folgtmanderbiermannstraßeentlangdereindrucksvollensandstein-Fassadedesrathauses,fällteinemeinladenlokalunter-halbdesmodernenanbausinsauge.indenauslagendergroßenschaufenster präsentieren bunte tücher goldfarbene schalen inunterschiedlichengrößen.nureinplakatimmittlerenFenstergibtdenpassant*inneneinenhinweis,dasshierdasaktionszentrum3.weltosnabrück(a3w)mitseinemweltladenbeheimatetist.in dem ladenwerden die kund*innen an diesemnachmittag
vonderehrenamtlichenMitarbeiterin,khrystinaweber,derge-schäftsführerin des weltladens, doris Frye, und reinhard stol-le,demgeschäftsführerdesa3wbegrüßt.nichtganzohnestolzzeigtreinhardstolledengroßzügigenweltladenmitseinenunter-schiedlichenbereichen.„imJahr1999habenwirdenladenkom-plettrenoviert.eininnenarchitekthatunsbeidereinrichtungge-holfen“,erklärtreinhardstolle.imvorderenteilbefindensichfairgehandeltewaren, imhinterenerstrecktsicheinVerkaufstresenausholzmitunterschiedlichenkaffeesorten.drehtmansichein-malum,stehtmanvoreinerMediathekundbibliothek.hierwer-dendiestandbeinedesa3wsichtbar:derweltladenmitseinemumfangreichenproduktsortimentundderbildungsorta3w.derstandortdesa3w imhistorischenundpolitischenherzen
osnabrücks istungewöhnlich.dieserumstand lässtaufeinebe-sondere kooperation zwischen einewelt-akteur*innen und derstadtschließen.dieseistüberJahrzehntegewachsenundhatih-renursprung inderMittelamerika-solidaritätsbewegung.es fan-den sich studierende, gewerkschafter*innen und kirchenver-treter*innen zusammen, arbeiteten an entwicklungspolitischenthemenundgründetenimJahr1982denVereina3w.„derVor-stand hat damals jeden sonntag eine sitzung abgehalten – daswäre heute unvorstellbar“, erzählt reinhard stolle von den an-fangszeiten.Örtlichsiedelteersichineinemladenlokalamplatzderdeutscheneinheitgegenübervomtheateran.einplatz,aufdem schon immer diedemonstrationen derosnabrücker*innenstattfanden.alsdanneinige Jahrespäterdasgebäuderenoviertwerdensollte,mussteauchdasaktionszentrumweichen.eswarderdamaligeoberbürgermeisterernstweber,derdasheutigela-denlokal vorschlug. 1986wurdedasa3w schließlichMieter derstadtosnabrück.
osnabrück legt wert auf ihr image als stadt des westfälischenFriedens.dazugehörteninden1990erJahrenauchbemühungen,entwicklungspolitischaktiv zuwerden.Vordemhintergrundderbeschlüsse der rio-konferenz und der darin festgehaltenenVer-antwortungderkommunen,gründetediestadt1992dasbürofürkommunaleentwicklungszusammenarbeit.aufdieseweisewur-denhauptamtlichestrukturengeschaffen,diedasehrenamtun-terstützenkonnten:MitarbeiterdesbüroswareneinVertreterderstadt,deshilfswerksterredeshommesundreinhardstollevoma3w.diestädtischeanlaufstellefürentwicklungspolitischeanlie-genheißtheutebürofürFriedenskultur.Zusammenmitdema3worganisiertedasbüroVeranstaltungenund20Jahrelangeinafri-kafestivalmitpolitischendiskussionenundkulturellemaustausch.im nächsten Jahr wird das Festival erstmals nicht stattfinden.stattdessen ist 2020 ein großes Friedensfestivalmit einem afri-kaschwerpunktgeplant.nebendenstädtischenkooperationenorganisiertdasa3wseit
1982mitderuniversität,terredeshommesundderVhsdascol-loquium„drittewelt–umweltundentwicklung“. indiesemse-mesterfindeninderVhssiebenVorträgezumthema„Zukunftderwelternährung“statt.gemeinsammitkirchlichenträgernistdasa3wträgerdersüdnordberatung (Veb)mitdemregionalpro-motor,dirksteinmeyer.dasa3worganisiertüberdiesregelmäßiglesungenundpolitischediskussionenzuglobalenthemenundistberatendbeiderMittelakquisetätig.außerhalbvonosnabrückistdasa3wseitJahrzehntenaktivinderpartnerschaftsarbeitmitini-tiativenimsüdlichenafrika.das a3w hat sichmit seinen kooperationspartner*innen und
denzahlreichenaktivitätenalseinesdergrößtenentwicklungspo-litischenZentrenniedersachsensetabliert.eineentwicklung,dieohnedas ehrenamtliche engagement vieler undder finanziellenunterstützunghauptamtlicherstrukturenderstadt,nichtmöglichgewordenwäre.
Aktionszentrum 3. Welt Osnabrück Bierstr. 29 49074 Osnabrück 0541/26369 www.a3w-os.de [email protected]
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ergebnisderVencomic-aktion2017vordemniedersächsischenlandtaginhannover.
AktIVItätEN + MAtErIAL
weltweitwissen.lernenfürdenwandel:bundesweiterkongressfürglobaleslernenundbildungfürnachhaltigeentwicklung,bre-men,3.-5.Mai2018
bMZ.entwicklungspolitischeinformations-undbildungsarbeit:http://bit.ly/2hxsl6q
agl.wirktsooderso:Zweitehandreichungzurwirkungsorien-tiertenantragstellunginderentwicklungspolitischeninlandsar-beit(2015):http://agl-einewelt.de/publikationen/praxishilfe
brotfürdiewelt.inlandsförderungundpartnerschafts-projektefonds:http://bit.ly/2z6bdjn
bingo.Fördermöglichkeiteninniedersachsen:http://bit.ly/2jwcaQ2
engagementglobal.nachhaltigkeitsbericht2015/2016:http://bit.ly/2atkQit
giZ.toolkit–digitalisierunginderentwicklungszusammenarbeitundinternationalerZusammenarbeitinbildung,kulturundMedien.https://www.giz.de/fachexpertise/html/22564.html
bMZ.informations-undkommunikationstechnologien:www.bmz.de/ikt
betterplacetrendradar:http://www.trendradar.org/en/
guidelinesfürdigitaleentwicklungspraktiker*innen:https://digitalprinciples.org
ANtjE EDLEr stELLt sIcH VOr
liebe Ven-Mitglieder, globale herausforde-rungenkönnenwirnurgemeinsambewältigen–vorortundweltweit.alsneuegeschäftsführe-rindesVenfreueichmich,künftigihrzivilgesell-schaftlichesengagementinniedersachsenunter-stützen zu können. seit august koordiniere ichu.a. das eine welt-promotor*innen-programm,vertrete entwicklungspolitische interessen ge-genüberderlandespolitikundbin fürdiebera-tungvoninitiativenzuständig.
allesguteFÜr2018!auch imkommenden Jahr lädtderVenzuvielfältigenakti-vitäten und Veranstaltungen ein. unter dem Motto „nie-dersachsen in der Verantwortung“ sollen im rahmen desneuen projekts „Menschenrechte in globalen lieferketten“entscheidungsträger*innen inwirtschaftundpolitikebensowie bürger*innen und konsument*innen ihren handlungs-spielraumzumschutzderMenschenrechteerkennenundnut-zen.(info:Juliancordes,[email protected],0511391678)beigelegthabenwirdenwandkalender2018ausdemaus-gelaufenenprojekt„weltwunder“.
wir freuen uns bei allenaktivitäten auf regebeteiligung und ei-nen kritischen aus-tausch! bis dahinwünschen wir al-leneinefroheweih-nachtszeitundeinengutenstartindasneueJahr!