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Abteilung Tierhaltung und Tierschutz (Prof. Dr. A. Steiger) Departement für Klinische Forschung und Veterinary Public Health Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern und dem Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) Arbeit unter der Leitung von Prof. A. Steiger Wissensstand der Hundehalter in der Schweiz zum Thema Gefährdung von Kindern durch Hunde Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern vorgelegt von Linda Hornisberger von Lützelflüh, BE 2009

Abteilung Tierhaltung und Tierschutz (Prof. Dr. A. … · Arbeit unter der Leitung von Prof. A. Steiger Wissensstand der Hundehalter in der Schweiz zum Thema Gefährdung von Kindern

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  • Abteilung Tierhaltung und Tierschutz (Prof. Dr. A. Steiger)

    Departement fr Klinische Forschung und Veterinary Public Health Vetsuisse-Fakultt der Universitt Bern

    und dem Bundesamt fr Veterinrwesen (BVET)

    Arbeit unter der Leitung von Prof. A. Steiger

    Wissensstand der Hundehalter in der Schweiz zum Thema Gefhrdung von Kindern durch Hunde

    Inaugural-Dissertation

    zur Erlangung der Doktorwrde

    der Vetsuisse-Fakultt der Universitt Bern

    vorgelegt von

    Linda Hornisberger von Ltzelflh, BE

    2009

  • Von der Vetsuisse-Fakultt Universitt Bern auf Antrag von Prof. Dr. A. Steiger als Dissertation genehmigt.

    Bern, Der Dekan der Vetsuisse-Fakultt

    der Universitt Bern

  • Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung und Zielsetzung ......................................................................................... 1 2. Kind und Hund in unserer Gesellschaft ...................................................................... 3 2.1. Die Bedeutung von Hunden fr Kinder ................................................................. 3 2.2. Die Gefhrdung von Kindern durch Hunde ........................................................... 3 2.2.1. Hundebissverletzungen bei Kindern ............................................................... 4 2.2.2. Beziehung zwischen Kind und beissendem Hund .......................................... 5 2.2.3. Situationen, in denen es zu Beissunfllen kommt ........................................... 5 2.3. Welche Hunde beissen? ...................................................................................... 6 2.3.1. Geschlecht der Hunde .................................................................................... 6 2.3.2. Anzahl Hunde ................................................................................................. 7 2.3.3. Gefhrliche Hunderassen oder Hundetypen ................................................... 7 2.3.4. Kantone in der Schweiz und Rassenlisten ...................................................... 8 2.3.5. Grsse und Gewicht der Hunde ..................................................................... 8 2.3.6. Menschen und Hunde als Opfer von Hunderaufereien ................................... 8 2.4. Prventionsprogramme fr Kinder ........................................................................ 9 2.4.1. Prevent a bite (PAB) / Prvention des accidents par morsure (PAM) ......... 9 2.4.2. Prventionspublikation Tapsi komm ............................................................10 2.4.3. Prventionspublikation Keine Angst vorm grossen Hund ...........................10 3. Zur Methodik und Durchfhrung der Datenerhebung ................................................11 3.1. Auswahl der Befragten ........................................................................................11 3.2. Zum Fragebogen und zur Auswahl der Fragen ...................................................11 3.3. Probelauf ............................................................................................................12 3.4. nderungen am Fragebogen ..............................................................................12 3.5. Anzahl verteilter Fragebogen ..............................................................................13 3.6. Auswahl der Kantone ..........................................................................................13 3.7. Auswahl der Tierarztpraxen ................................................................................14 3.8. Auswahl der Fragen und mgliche Probleme ......................................................15 3.8.1. Geschlecht und Alter der befragten Person (Fragen 1 und 2) ........................15 3.8.2. Zusammensetzung der Familie / Kinder (Fragen 3 5) .................................15 3.8.3. Wohnkanton / Sprachregion (Frage 6)...........................................................15 3.8.4. Angaben zum Hund / zu den Hunden (Fragen 7 9) ....................................15 3.8.5. Ausbildung des Hundes (Frage 10) ...............................................................16 3.8.6. Prfungen (Frage 11) ....................................................................................16 3.8.7. Kursbesuch (Frage 12) ..................................................................................16 3.8.8. Situationsbeurteilung Kind und Hund (Fragen 13 19) ...............................16 3.8.9. Die wichtigsten Informationsquellen (Frage 20) .............................................20 3.8.10. Thema Hund in der Schule (Frage 21 und 22) ...............................................20 3.8.11. Kenntnisse ber Prventionsprogramme (Frage 23) .....................................21 3.8.12. Bemerkungen (Frage 24) ..............................................................................21 3.9. Rcklauf ..............................................................................................................21 3.10. Einteilung der Fragebogen ..................................................................................21 3.11. Statistische Methoden .........................................................................................22 3.11.1. Average 1 und 2 ............................................................................................23 3.11.2. Einzelne Fragen bewerten .............................................................................24 4. Ergebnisse und Diskussion .......................................................................................25 4.1. Auswertung aller Fragen .....................................................................................25 4.2. Auswertung der einzelnen Fragen .......................................................................26 4.2.1. Frage 13 (Waschkche) ................................................................................27 4.2.2. Frage 14 (Aggression um Futter) ...................................................................28

  • 4.2.3. Frage 15 (schlafender Hund) .........................................................................29 4.2.4. Frage 16 (Hund angebunden) .......................................................................31 4.2.5. Frage 17 (Krpersprache) .............................................................................33 4.2.6. Frage 18 (Aggression um Ball) ......................................................................34 4.2.7. Frage 19 (Kind mit Hund spazieren) ..............................................................35 4.3. Geschlecht der befragten Person ........................................................................37 4.4. Alter der befragten Personen ..............................................................................38 4.4.1. Alter und Geschlecht .....................................................................................38 4.4.2. Alter und Average .........................................................................................39 4.5. Personen im Haushalt .........................................................................................41 4.5.1. Mit wem lebt die Person zusammen? ............................................................41 4.5.2. Hat die befragte Person Kinder? ...................................................................41 4.5.3. Alter des jngsten Kindes ..............................................................................42 4.6. Kanton ................................................................................................................42 4.6.1. Vergleich der drei Kantonsgruppen ...............................................................43 4.6.2. Prvention im Zusammenhang mit der Hufigkeit der Schulbesuche ............44 4.6.3. Unterschiede in den Sprachgebieten .............................................................46 4.7. Anzahl der Hunde ...............................................................................................47 4.8. Rassenzugehrigkeit der Hunde .........................................................................49 4.9. Stammbaum .......................................................................................................52 4.10. Alter / Geschlecht ................................................................................................52 4.10.1. Alter ..............................................................................................................52 4.10.2. Rde oder Hndin, kastriert oder unkastriert .................................................53 4.11. Kurse und Prfungen ..........................................................................................53 4.11.1. Art der Kurse .................................................................................................53 4.11.2. Zeitpunkt des Kursbesuches .........................................................................56 4.11.3. Hufigkeit des Kursbesuches ........................................................................58 4.11.4. Prfungen .....................................................................................................60 4.12. Informationsquellen .............................................................................................62 4.13. Thema in der Schule ...........................................................................................64 4.14. Prventionsprogramm .........................................................................................64 5. Abschliessende Diskussion und Schlussfolgerung ....................................................70 5.1. Diskussion Methodik ...........................................................................................70 5.2. Erkenntnisse und Interpretation ..........................................................................71 5.3. Facts und Empfehlungen ....................................................................................73 6. Zusammenfassung ...................................................................................................77 7. Literaturverzeichnis ...................................................................................................80 8. Anhang Fragebogen zur Erhebung in Deutsch, Franzsisch und Italienisch .............85 9. Verdankungen ..........................................................................................................99

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    1. Einleitung und Zielsetzung

    Hunde begleiten uns Menschen seit mehr als 12'000 Jahren. Sie sind aus unserer Zivilisation nicht mehr wegzudenken. Neben ihren Funktionen als Wach-, Jagd-, Dienst- oder Sporthunde nehmen immer mehr Hunde heute im Alltag die Aufgabe von Begleitern und Sozialpartnern wahr. In Deutschland lebten 2005 laut Habig und Flaig (2005) knapp 10 Millionen Menschen mit mindestens einem Hund zusammen, das entspricht rund 15% der Bevlkerung (in dieser Zhlung bercksichtigt wurden alle ber 14-Jhrigen). In der Schweiz wurden laut Horisberger (2002) im Jahre 2000 ca. 490'000 Hunde gezhlt, was einem Hund-Einwohner-Verhltnis von 1:15 entspricht. Die Beziehung von Mensch und Hund hat sich in vielen Lndern in den letzten hundert Jahren stark verndert. Wir teilen uns unseren Lebensraum und Hunde begleiten uns im Alltag. Sie sind, wie Mills und De Keuster formulieren, ein "Teil unserer Gesellschaft" geworden (Mills und De Keuster, 2008). Hunde sind dabei, wenn ihre Besitzer im Restaurant essen, sie sitzen neben den Kindern im Auto, sie liegen neben den Kindern, wenn diese am Boden spielen und statt draussen zu schlafen nchtigt manch ein Hund auf dem Bett seines Besitzers. Im Wohnquartier, in der Stadt und in den immer strker frequentierten Naherholungsgebieten kommen Hunde immer hufiger mit anderen Menschen und Hunden in Kontakt. Durch diese Situation sind die Anforderungen an Hund und Hundehalter gestiegen. Hunde mssen gesellschaftstauglich sein und Hundehalter mssen ihren Vierbeiner jederzeit unter Kontrolle haben. Dennoch kommt es immer wieder zu tragischen Zwischenfllen, die die Mensch-Hund-Beziehung belasten und die Gesellschaft dazu bringen, die Rolle des Hundes zu hinterfragen. Viele Hundehalter erkennen gefhrliche Situationen nicht oder zu spt und reagieren oft falsch, wie sowohl May (2006) als auch Reisner und Shofer (2008) zeigten. Kinder sind erwiesenermassen besonders gefhrdet und werden hufiger zu Opfern von gravierenden Hundebissunfllen. Will man diese Problematik angehen und Schritte zu einer verbesserten Prvention erarbeiten, muss zuerst die aktuelle Situation analysiert werden. Sind sich Hundebesitzer in der Schweiz bewusst, dass Hunde ein Risiko fr Kinder darstellen knnen? Knnen sie Situationen erkennen, in denen es zu Beissunfllen kommen kann? Sind sie in der Lage, typische Krperhaltungen oder die Mimik von Hunden zu deuten? Wissen Hundebesitzer auch, wie sie sich in heiklen Situationen verhalten mssen? Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb herauszufinden, wie weit sich Hundehalter der Gefahrensituationen zwischen Kind und Hund bewusst sind und in welchen Bereichen verstrkt Aufklrungsarbeit betrieben werden msste. Ebenfalls mit Hilfe der Studie sollte ermittelt werden, ber welche Kanle diese Prvention am besten geschehen wrde. In einem einfhrenden Teil wird in Kapitel 2 zunchst die Rolle von Kind und Hund in unserer Gesellschaft nher beleuchtet. Hierfr werden Aussagen und Erkenntnisse aus unterschiedlichsten Studien ber das Verhltnis von Kind und Hund oder ber Beissunflle und die daraus folgenden Konsequenzen (z.B. Rasselisten) beschrieben und der gegenwrtige Forschungsstand wiedergegeben. Aktuelle Prventionsprojekte, die in der Schweiz laufen, werden ebenfalls vorgestellt. Um Informationen zum Wissenstand und dem Risikobewusstsein der Hundehalter in der Schweiz zu erhalten, wurden fr die vorliegende Studie mittels schriftlicher Befragung Daten erhoben. berlegungen zur gewhlten Methodik sowie Informationen zur Durchfhrung und zum Inhalt der Befragung werden ab Kapitel 3 dargestellt. Neben den bereits erwhnten Fragen zum Risikobewusstsein und zum Einschtzungsvermgen von gefhrlichen Situationen wurden die Hundehalter auch nach Faktoren wie Anzahl, Alter, Geschlecht und Rasse der eigenen Hunde befragt. Die Befragten gaben auch Auskunft ber ihre Kenntnisse der in der Schweiz bereits laufenden Prventionsprojekte zum Thema "Kind und Hund" und ber die von ihnen genutzten Informationsquellen. Dabei wurden Hundehalter ohne Kinder

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    und solche mit Kindern gleichermassen bercksichtigt. Die Hundehalter wurden auch zu ihrer Aktivitt im Bereich der Hundeausbildung (Kursbesuche, Hundesport, Therapiehundeausbildung) und allflligen Prfungen befragt. Schliesslich werden in Kapitel 4 die Ergebnisse der Befragung prsentiert, im Detail analysiert und in Kapitel 5 diskutiert. Ebenfalls in diesem Kapitel werden die daraus gefolgerten Erkenntnisse sowie die Vorschlge zur Verbesserung der Prventions-massnahmen vorgestellt. Kapitel 6 fasst die ermittelten Resultate kurz zusammen.

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    2. Kind und Hund in unserer Gesellschaft

    ber das Verhltnis und die Bedeutung von Haustieren und im speziellen von Hunden fr Kinder ist viel publiziert worden. Neben allen positiven Aspekten, die solche Beziehungen mit sich bringen, ist das Risiko nicht zu unterschtzen, das Hunde im Zusammenleben mit Kindern darstellen knnen. Kinder knnen je nach Altersstufe die Verhaltensweisen von Hunden nicht einschtzen, geschweige denn verstehen und brauchen klare Verhaltensregeln im Umgang mit Hunden. Begegnungen von Kind und Hund bedrfen zur Gewhrleistung der Sicherheit berdies der Aufsicht einer geschulten, erwachsenen Person (z.B. Eltern, Hundehalter). Wo dies vernachlssigt wird, kann es zu Unfllen mit dramatischen Folgen kommen. Nachstehend wird zunchst kurz auf die Bedeutung von Hunden fr Kinder eingegangen, bevor einige Fakten zu Hundebissunfllen und deren mgliche Konsequenzen aufgezeigt werden. Prventionskampagnen sind eine Mglichkeit, gefhrliche Situationen, nicht mehr entstehen zu lassen resp. entschrfen zu knnen. In der Schweiz laufen bereits solche Aufklrungsprogramme, die die Vermeidung von Beissunfllen bei Kindern zum Ziel haben.

    2.1. Die Bedeutung von Hunden fr Kinder

    Es ist unbestritten, dass Hunde fr die Entwicklung und das psychische Wohlbefinden von Kindern eine sehr grosse Bedeutung haben. Dies haben diverse Studien belegt. Kinder nennen regelmssig ihre Haustiere, wenn sie gefragt werden, an wen sie sich mit ihren Problemen wenden (Bachmann 1975). Eine Umfrage der Zeitschrift Eltern for family stellte fest, dass von insgesamt 1835 Kindern 12% das Haustier als bevorzugten Seelentrster bezeichneten. Hoff und Bergler (2006) wiesen mehrfach nach, dass Kinder, die ein Heimtier haben, Familien- und Lebenskrisen besser bewltigen knnen. Sie betonten gleichzeitig, dass der blosse Besitz eines Heimtieres noch nicht genge, damit sich die wnschenswerte therapeutische Wirkung zeige. Sie zeigten auch auf, dass Schler mit einer besonders intensiven Beziehung zu ihrem Hund gewisse Kompetenzen und Eigenschaften, wie z.B. Konzentrationsfhigkeit, Einfhlungsvermgen, Kommunikations- und Kontaktfhigkeit, Teamfhigkeit etc. in deutlich ausgeprgterem Masse entwickelten als ihre Altersgenossen ohne Hund. Das Halten von Haustieren (insbesondere von Hunden und Katzen) ist mit einer deutlichen sozialen Orientierung verbunden, z.B. mit der Fhigkeit, Mitgefhl (Empathie) gegenber Tieren (Poresky et al. 1988) und Menschen (Vidovic et al. 1999, Bryant 1985, Poresky 1996) zu empfinden. Damit Kinder und Hunde in unserer Gesellschaft auch weiterhin eintrchtig zusammenleben knnen mssen Grundlagen geschaffen werden, die Hundehaltern und Eltern das Wissen ber den richtigen Umgang mit Hunden vermitteln, ihnen aufzeigen, welche Situationen vermieden werden mssen und sie anweisen, wie sich Kinder und Erwachsene gegenber Hunden richtig verhalten.

    2.2. Die Gefhrdung von Kindern durch Hunde

    Es kommt immer wieder zu Beissunfllen mit Hunden. Eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen hat gezeigt, dass Kinder dabei besonders gefhrdet sind. Kinder werden hufiger als erwachsene Personen gebissen und die daraus resultierenden Verletzungen sind hufig gravierender.

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    2.2.1. Hundebissverletzungen bei Kindern

    Kleine Kinder erleiden hufiger schwere Verletzungen als andere Alterskategorien und sie werden am hufigsten am Kopf verletzt. Verschiedene Studien aus den Vereinigten Staaten wie z.B. diejenigen von Weiss et al. (1998) oder Wright et al. (1991) zeigten, dass mehr als die Hlfte der Beissunflle Kinder betrafen. Gemss einer australischen Untersuchung (MacBean et al. 2007) war ein Drittel der Opfer von Beissunfllen Kinder unter 14 Jahren. Und in einer Studie von Thompson (1997) im Queen Elizabeth Hospital in Adelaide wurden zwischen Januar 1990 und Juli 1993 Kinder unter 12 Jahren sieben Mal hufiger wegen eines Hundebisses ins Spital eingeliefert als Personen zwischen 13 und 59 Jahren. Eine retrospektive Studie ber Hundebissverletzungen bei Kindern und Jugendlichen zwischen 0 und 17 Jahren im Zeitraum zwischen 1994 und 2003 stellte bei Kindern im Alter zwischen 8 Tagen und 16 Jahren an der Abteilung fr Kinderchirurgie der Medizinischen Universitt von Graz fest, dass Kinder unter einem Jahr am hufigsten betroffen waren (Schalamon et al. 2006). 73% der betroffenen Kinder waren zudem jnger als 10 Jahre alt. Horisberger et al. (2004) zeigten, dass Kinder in der Schweiz ungefhr doppelt so hufig wegen Hundebiss-verletzungen im Spital versorgt werden mussten wie erwachsene Personen. Unter den 667 untersuchten Fllen war brigens nur ein Kind jnger als 1-jhrig. Lang und Klassen (2005) sagten in ihrer Studie aus, dass zwischen 1991 und 1994 Kinder unter 10 Jahren vier Mal hufiger wegen einer Bissverletzung hospitalisiert werden mussten als Personen aus anderen Alterskategorien. Des Weiteren fanden sie heraus, dass das durchschnittliche Alter von Kindern mit schlimmen Bissverletzungen deutlich tiefer war als das derjenigen mit leichten Verletzungen. Im Queen Elizabeth Hospital wurden laut Thompson (1997) zwischen Januar 1990 und Juli 1993 90% der bis 12-jhrigen Kinder wegen Verletzungen am Kopf eingeliefert. Auch Gandhi et al. (1999) fanden in ihrer Studie, dass Patienten unter fnf Jahren die schlimmsten Verletzungen erlitten. Es handelte sich bei allen Verletzungen um Kopf- und Halsverletzungen. Mitchell et al. (2003) fanden heraus, dass das Durchschnitts-alter der 44 Kinder mit Bissverletzungen an Kopf und Hals 5,2 Jahre betrug. Auch die Statistik des BVET ber die Lokalisation der Hundebisse im Jahre 2007 in der Schweiz (2008) zeigt deutlich, dass 40% der Bissverletzungen bei Kindern unter 10 Jahren Kopf und Hals betrafen (Abb. 1).

    Abbildung 1: BVET Lokalisation der Bissverletzungen durch Hunde 2007 in der Schweiz stratifiziert nach Alterskategorie der Opfer (Statistik des BVET 2008)

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    Es liegen auch Zahlen zu tdlichen Unfllen aus den USA vor. Aus diesen Studien geht hervor, dass Beissunflle mit Hunden bei Kindern hufiger tdlich enden als bei Erwachsenen. In einer Studie von Sacks et al. (1995) zeigte sich, dass bei den 109 tdlichen Beissunfllen mit Hunden, die sich zwischen 1989 und 1994 ereigneten, 57% der Opfer Kinder unter zehn Jahren waren. In einer weiteren Studie, bei der Sacks et al. (2000) die tdlichen Zwischenflle von 1979 bis 1998 untersuchten, kamen die Autoren zum Ergebnis, dass von den 27 untersuchten Fllen 19 Flle Kinder betrafen. 70% der Opfer waren also Kinder. Ein Kind war jnger als 1 Monat, drei zwischen 7 und 11 Monate alt, 9 Kinder 1 bis 4 Jahre alt und 6 Kinder 5 bis 11 Jahre alt. Es ist wenig erstaunlich, dass Beissunflle bei Kindern und Kleinkindern hufiger tdlich verlaufen als bei Erwachsenen, denn aufgrund der Krpergrsse und dem geringeren Krpergewicht werden Kinder leichter an verletzlichen Krperstellen wie Kopf und Hals gebissen und lebensbedrohlich verletzt. Karen et al. (2001) gehen davon aus, dass nur 10 - 50% aller Hundebisse erfasst werden. Es bleibt also eine grosse Dunkelziffer. Ein Teil der Verletzungen kommt gar nicht in rztliche Behandlung, ein weiterer Teil wird zwar medizinisch versorgt, aber mglicherweise nicht erfasst. So besteht beispielsweise die Gefahr, dass Beissunflle, die vom eigenen Hund verursacht werden, aus Angst vor den Konsequenzen nicht gemeldet werden oder falsche Angaben zum Hund gemacht werden. Problematisch wird es, wenn Eltern auf eine rztliche Behandlung ihrer Kinder verzichten, um eine Meldung zu umgehen.

    2.2.2. Beziehung zwischen Kind und beissendem Hund

    Verschiedene Studien weisen nach, dass Kinder fter vom eigenen oder von einem ihnen bekannten als von einem fremden Hund gebissen werden. So zeigten Horisberger et al. (2004), dass Kinder in 19% der Flle vom eigenen und in 42% der Flle von einem bekannten Hund gebissen wurden. Kahn et al. (2003) zeigten ebenfalls, dass die meisten Kinder zu Hause und vom eigenen Hund gebissen wurden. Im Zusammenhang mit Hospitalisationen aufgrund von Hundebissverletzungen stellten Brogan et al. (1995) fest, dass 49% der Kinder von einem Hund aus der Nachbarschaft und 30% vom eigenen Hund gebissen worden waren. Schalamon et al. (2006) fanden, dass die Kinder in 73% der Flle den Hund kannten. In 33% dieser Flle davon handelte es sich um den eigenen Hund. Bezglich des Verhltnisses vom Opfer zum Hund zeigt die Studie von R. Mikus (2006) eine andere Situation. Er stellte fest, dass sich Opfer und Hund in 92% der Flle nicht kannten. Der Grund fr diese Differenz zu den anderen zitierten Studien drfte darin liegen, dass es sich bei Mikus um eine Auswertung von Sachverstndigengutachten ber Hunde, die gebissen hatten, handelt. Bayern, der geografische Untersuchungsraum von Mikus, kennt zudem keine Meldepflicht fr rzte und Tierrzte. Es handelt sich in seiner Untersuchung demnach um eine spezielle Auswahl von Fllen, die auf Anordnung des Kreisverwaltungs-referats oder der Polizei beurteilt wurden - und zwar aufgrund vorhergegangener Unflle. Vorflle, die sich in der Familie oder im Bekanntenkreis abspielten und nicht gemeldet wurden, sind damit in seiner Studie nicht erfasst.

    2.2.3. Situationen, in denen es zu Beissunfllen kommt

    Fast immer wird ein Beissunfall durch eine Interaktion mit dem Hund ausgelst. Ausserdem werden die Situationen, in denen Hunde Kinder beissen, nicht oder nur ungengend berwacht. Bei Schalamon et al. (2006) werden in 75% der untersuchten Unflle eine Interaktion zwischen Kind und Hund angegeben. Auch Horisberger et al. (2004) stellten fest, dass sich 58 % der Beissunflle mit Kindern whrend einer Interaktion mit dem Hund ereigneten, wobei dies bei den 0 - 4-jhrigen Kinder signifikant hufiger - nmlich in 82% der Situationen - der Fall war, gegenber 55% der Flle bei den 5 - 9-Jhrigen bzw. 42% bei 10 -15-Jhrigen. In 32% der Flle fand die Interaktion von Kindern zwischen 0 und 4 Jahren

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    ausserdem mit einem ruhenden Hund statt. Reisner et al. (2007) stellten bei der Auswertung von 111 Hundebeissunfllen mit Kindern fest, dass in Fllen, in denen das Kind den Hund kannte, 26% der Kinder im Zusammenhang mit Bewachen von Ressourcen und 18% bei freundlichen Interaktionen wie Streicheln und Schmusen gebissen wurden. Mitchell et al. (2003) stellten fest, dass 12 von 44 Kindern, die zwischen dem 1.1.1995 und 31.12.2000 nach einem Beissunfall mit Verletzungen an Kopf und/oder Hals eingeliefert worden waren, in den medizinischen Unterlagen ein Aufmerksamkeitsdefizit attestiert wurde. In der Studie von Gandhi et al. (1999) steht hingegen, dass in mehr als der Hlfte der Flle der Angriff durch das Kind nicht provoziert wurde. Die Frage bleibt offen, was in dieser Studie unter "nicht provoziert" genau verstanden wird. Es ist auch nicht klar, ob das Opfer und/oder dessen Umfeld berhaupt in der Lage waren abzuschtzen, ob ein Hund provoziert wurde. May (2006) besttigt, dass viele Hundehalter gefhrliche Situationen nicht erkennen knnen. Sacks et al. (2000) stellten in den USA im Zusammenhang mit tdlichen Beissunfllen zwischen 1989 und 1994 fest, dass 10% der Kinder schliefen. Kahn et al. (2003) wiederum bewiesen, dass fast alle Unflle passierten, wenn keine erwachsene Person anwesend war. Einer Statistik von Lang et al. (2005) ist zu entnehmen, dass Beissunflle am hufigsten im Juni und um 17.30 Uhr auftraten. Sie vermuteten, dass dies deshalb zutraf, weil die Kinder um diese Zeit nicht mehr in der Schule und eventuell alleine mit dem Hund draussen waren. Hund und Kind wren also whrend dieser Zeit nicht berwacht worden. Mikus (2006) hlt berdies fest, dass der Hund in 31% der Flle, in denen es zu einer Hundebissverletzung bei Menschen kam, nicht vom Besitzer, sondern von einer anderen Person gefhrt wurde. Dies traf auch fr 26,9% der Flle bei Bissverletzungen bei Hunden zu. Es fehlt hier allerdings die Angabe, wie hufig diese Hunde von fremden Personen gefhrt werden. Es ist deshalb nicht ersichtlich, ob es hufiger zu Unfllen kommt, wenn Hunde von fremden Personen gefhrt werden. Love et al. (2001) kommen zum Schluss, dass eine bessere Schulung von Eltern und Kindern zur Verminderung von Beissunfllen beitragen knnte.

    2.3. Welche Hunde beissen?

    2.3.1. Geschlecht der Hunde

    Im Zusammenhang mit Aggressionsproblemen im Allgemeinen sind mnnliche Hunde laut Studien von Blackshaw (1991) und Mikkelsen und Lund (2000) berreprsentiert. Im Zusammenhang mit Bissverletzungen stellten verschiedene Autoren wie z.B. Mitchell et al. (2003) oder Patrick und ORourke (1998) fest, dass Rden hufiger als Hndinnen Beissunflle verursachen. Horisberger et al. (2004) zeigten, dass mnnliche Hunde 2,9-mal so hufig bissen wie weibliche Hunde. Studien von Gershman et al. (1994), Sacks et al. (2000), Mitchell et al. (2003) und Lang et al. (2005) zeigten, dass unkastrierte Rden bervertreten waren. In seiner Dissertation besttigte Mikus (2006), dass Rden an signifikant (p0,05) mehr Beissvorfllen beteiligt waren als Hndinnen. Von 75 der untersuchten Beissunflle bei Menschen wurden 48 durch unkastrierte Rden verursacht. Im Gegensatz dazu fanden Guy et al. (2001) bei ihrer Umfrage unter Hundebesitzern, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hndin zubeisst, fast dreimal hher ist, als dass dies ein Rde tut. Diese Diskrepanz bezglich Beissunfllen, erklrt sich mglicherweise daraus, dass Guy sich auf eine telefonische Umfrage bei durchschnittlichen Hundehaltern sttzte, whrend die Andern gemeldete oder im Spital behandelte Flle von Bissverletzungen untersuchten.

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    2.3.2. Anzahl Hunde

    Sacks et al. (2000) stellten fest, dass bei 67% der tdlichen Bissverletzungen ein Hund, bei 19% zwei Hunde und bei 15% drei Hunde beteiligt waren. Bei 60% der tdlichen Zwischenflle, die durch Hunde verursacht worden waren, die frei ausserhalb des Grundstckes des Besitzers unterwegs waren, waren mehr als ein Hund beteiligt. Der Vergleich, in wie vielen Haushalten ein bzw. zwei, drei oder mehr Hunde gehalten werden, fehlt. Diese Angaben drften die Bedeutung der Problematik noch wesentlich verdeutlichen. Besitzer unterschtzen sehr oft die Gefahr, die von einem Hunderudel ausgeht. Mehrere Hunde bilden zusammen ein Rudel und werden dadurch fr ihre Umgebung gefhrlicher. Die Gefahr, dass eine Beute nicht nur gehetzt, sondern auch gettet wird, ist im Rudel wesentlich grsser. Dies gilt nicht nur, wenn jemand mehrere Hunde besitzt, sondern sicher auch, wenn jemand mehrere fremde Hunde ausfhrt, letztlich aber auch wenn mehrere Personen ihre Hunde gemeinsam ausfhren.

    2.3.3. Gefhrliche Hunderassen oder Hundetypen

    Statistiken ber Rasseverteilungen sind mit grosser Vorsicht zu betrachten. Ist der Hund, der einen Beissunfall verursacht hat, bekannt und hat er einen Stammbaum, ist eine Rassen-zuteilung problemlos. Ist kein Stammbaum vorhanden oder handelt es sich um einen Mischling wird die Zuteilung schwierig bis unmglich. Aufgrund des Phnotyps ist eine Zuordnung nicht mglich, denn aufgrund des usseren Erscheinungsbildes kann keine abschliessende Aussage ber die genetische Veranlagung des Hundes gemacht werden. Des Weiteren kann der Besitzer die Zuteilung aus persnlichen Grnden (zum Beispiel Umgehen einer Rassen - oder Typenliste) verflschen. Ist der Hund, der einen Beissunfall verursacht hat, unbekannt, muss er von Opfern und/oder Zeugen zugeordnet bzw. von diesen beschrieben und dann von einer Drittperson zugeordnet werden. Diese Beschreibungen sind zum Teil sehr ungenau und es knnen deshalb oft nur fragliche Aussagen ber den Hund gemacht werden. Hinzu kommt, dass die Drittperson, die die Zuordnung vornehmen muss, hufig selber kein Hundespezialist ist. So mssen rzte und Polizisten, die zum Teil ber geringe Kenntnisse bezglich Hundetypen verfgen, Berichte ausfllen. Es besteht die Gefahr, dass gewisse Hunderassen oder Hundetypen, die in unserer Gesellschaft als gefhrlich gelten, hufiger als Tter verdchtigt werden. Dennoch wurde im Zusammenhang mit Untersuchungen von Beissunfllen meist versucht, die Rasse oder den Rassentyp des Hundes zu erfassen. In einer Studie von Sacks et al. (2000) steht, dass die 238 tdlichen Hundebissunflle, die sich in den USA zwischen 1979 und 1998 ereigneten, durch mindestens 25 verschiedene Hunderassen verursacht wurden. Einzelne Rassen und Typen kamen auf der Liste allerdings hufiger vor als andere. Laut derselben Studie wurden die tdlichen Zwischenflle zwischen 1979 und 1980 meistens von Deutschen Doggen und zwischen 1997 und 1998 zu ca. 67% von Hunden vom Typ Pit Bull oder von Rottweilern verursacht. Die Tatsache, dass neben den Zahlen zu den Beissunfllen in den meisten Lndern zuverlssige Erhebungen zur Hufigkeit der verschiedenen Rassen fehlen, stellt ein grosses Problem fr die Auswertung der Daten dar. Um verlssliche Aussagen machen zu knnen muss man nicht nur wissen, wie viele Prozente der Unflle durch die Vertreter einer bestimmten Rasse verursacht wurden, sondern auch wie viele Prozente diese Rasse innerhalb der gesamten Hundepopulation einnimmt. Nur so kann festgestellt werden, ob eine Rasse bei den beissenden Hunden berproportional vertreten ist. Horisberger (2002) bercksichtigte in ihrer Dissertation die Hufigkeit der verschiedenen Hunderassen in der Population. Sie erfasste Beissunflle, die medizinisch versorgt werden mussten und stellte fest, dass Schferhunde (Deutsche Schfer / Belgische Schfer / Schfer) und Rottweiler signifikant hufiger Beissunflle verursachten als dies der Reprsentation ihrer Rasse in der Hundepopulation entsprach. Dies traf auch fr Bernhardiner, Tibet Terrier, Berger des Pyrnes, Montagne Pyrnes und Pit Bulls zu. Sennenhunde waren nur in der Statistik berreprsentiert, die die Unflle mit fremden Hunden erfasst. Retriever waren insgesamt unterreprsentiert, nicht aber bei den Bissen

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    durch den eigenen Hund. Deborah et al. (2008) fanden, dass ernsthafte Aggression (Beissen oder der Versuch zu beissen) gegenber Menschen durchaus auch von Vertretern kleiner Rassen wie Dackel, Chihuahua und Jack Russel gezeigt wurde. Beim Vergleich der verschiedenen Studien und Untersuchungen darf auch nicht vergessen werden, dass sich Hunderassen verndern knnen und zum Teil in verschiedenen Lndern in der Zucht unterschiedliche Ziele im Bereich Verhalten verfolgt werden.

    2.3.4. Kantone in der Schweiz und Rassenlisten

    Seit dem Zwischenfall im Dezember 2005 in Oberglatt, bei dem ein kleiner Junge von drei Pit Bull Terriern gettet wurde, ist seitens gewisser Politiker und der Bevlkerung der Ruf nach Gesetzen gegen gewisse Hunderassen lauter geworden. Einzelne Kantone haben heute (2008) Rassenlisten, die Auflagen fr bestimmte Rassen definieren. Basel: Bull Terrier, Staffordshire Bull Terrier, American Staffordshire Terrier,

    American Pit Bull Terrier, Rottweiler, Dobermann, Dogo Argentino, Fila Brasileiro.

    Genf: American Staffordshire Terrier, Boerbull, Cane Corso, Dogo Argentino, Fila Brasileiro, Mastiff, Mastino Espaol, Mastino Napoletano, Pit Bull, Presa canario, Rottweiler, Tosa.

    Freiburg: American Staffordshire Terrier, Bull Terrier, Cane Corso, Dobermann, Dogo Argentino, Dogo Canario, Fila Brasileiro, Mastiff, Mastino Espaol, Mastino Napoletano, Rottweiler, Staffordshire Bull Terrier, Tosa, Boerbull.

    Waadt Rottweiler, American Staffordshire Terrier, Pit Bull Wallis: Pit Bull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bull Terrier, Bull

    Terrier, Dobermann, Dogo Argentino, Fila Brasileiro, Rottweiler, Mastiff, Mastino Espaol, Mastino Napoletano, Tosa.

    2.3.5. Grsse und Gewicht der Hunde

    Schwere Unflle werden meistens durch grosse Hunde verursacht. Von sehr grosser Bedeutung fr die Folgen eines Bisses sind neben der Beisshemmung des Hundes unter anderem auch Grsse und Gewicht, wie Dehasse (2002) in seiner Gefhrlichkeitsbeurteilung zeigt. Grosse, muskulse Hunde mit krftigem Kiefer knnen dem Opfer bei einem Angriff schlimmere Verletzungen zufgen als kleine. Horisberger et al. (2004) stellten fest, dass kleine Hunde weniger hufig Unflle verursachten, die medizinisch versorgt werden mussten, als es ihrer Reprsentation in der Hundepopulation entsprach. Die Hufigkeit lag beim Yorkshire Terrier signifikant unter seinem Anteil in der Population. Auch Gershmann et al. (1994) stellten fest, dass grosse Hunde (ber 25 kg) mehr Beissunflle verursachten als die Kontrollgruppe. Mikus (2006) fand bei auffllig gewordenen Hunden bezglich Grsse einen Mittelwert von 58.1 cm Schulterhhe. Guy et al. (2001) hielten fest, dass das durchschnittliche Gewicht von Hunden, die gebissen hatten, signifikant tiefer war als das von Hunden, die nicht gebissen hatten. Wie beim Geschlecht der Hunde lsst sich der Unterschied in den Statistiken z. T. dadurch erklren, dass die einen Daten aufgrund einer telefonischen Umfrage erfasst wurden, whrend die andern Daten auf Fllen beruhen, die gemeldet oder im Spital behandelt worden waren.

    2.3.6. Menschen und Hunde als Opfer von Hunderaufereien

    Bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei oder mehreren Hunden kommen nicht selten Menschen zu Schaden. Sei es, weil sie zufllig zwischen die Fronten geraten, oder weil sie bewusst eingreifen. Hunderaufereien sind laut Horisberger (2004) die hufigste Unfallsituation, bei der erwachsene Personen gebissen werden.

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    Mikus (2006) zeigte in seiner Dissertation, dass bei Hunderaufereien 53,2% der Opfer kleine (unter 40 cm grosse), 12.8% mittlere (40-60 cm) und 34% grosse Hunde (> 60 cm) waren. Da sich die Hundepopulation in Bayern kaum zu ber 50% aus kleinen Hunden zusammensetzt, muss man davon ausgehen, dass kleine Hunde gefhrdeter sind, in Hunderaufereien gebissen zu werden als grosse.

    2.4. Prventionsprogramme fr Kinder

    In verschiedenen Lndern werden Prventionsprogramme fr Kinder angeboten. Die meisten Programme richten sich an Kinder im Kindergartenalter und an die unteren Stufen der Primarschule. In Australien wurde von Wilson et al. (2001) eine Studie mit 192 Kindergartenkindern durchgefhrt. Bei einer Untersuchung vier Wochen nach einem zuvor erfolgten Schulbesuch zeigte sich, dass Kinder, die an diesem Programm teilgenommen hatten, sich bei Begegnungen mit fremden Hunden hufiger korrekt verhielten als Kinder einer Kontrollgruppe. Die Studie wies auch nach, dass die Erfolgsquote eines Prventionsprojekts erhht werden konnte, wenn man die Eltern in die Schulung einbezog und ihnen die Informationen ebenfalls lieferte. Chapman et al. (2000) untersuchten in einer Studie bei 346 Kindern im Alter zwischen 7 und 8 Jahren das Verhalten gegenber einem Hund, der scheinbar unbeaufsichtigt alleine auf einem Pausenplatz angebunden war. 91 % der Kinder, die 7 bis 10 Tage zuvor an einem einstndigen Prventionsprogramm teilgenommen hatten, verhielten sich korrekt. Nur gerade 9% der Kinder gingen zum unbekannten, angebunden Hund und streichelten ihn. Demgegenber zeigten 80% der Kinder aus der Kontrollgruppe, denen kein Prventionsprogramm angeboten worden war, das unerwnschte Verhalten. Das Prventionsprogramm zeigte also zumindest kurzfristig einen sehr positiven Effekt. Chalet kommt allerdings 2007 in ihrer Studie zur Erkenntnis, dass Prevent a bite- bzw. prvention des accidents par morsure-Lektionen zwar einen positiven Effekt auf das Verhalten von Kindern gegenber Hunden haben, dass Kinder aber auch nach den Lektionen nicht gengend Distanz zum Hund einhalten. Auch in der Schweiz wird zunehmend auf Prvention gesetzt. Es handelt sich dabei um Aufklrung mittels Broschren (Tapsi komm, Keine Angst vorm grossen Hund) sowie um Kindergarten- und Schulbesuche (Prevent a bite / prvention des accidents par morsure).

    2.4.1. Prevent a bite (PAB) / Prvention des accidents par morsure (PAM)

    In verschiedenen Kantonen wird PAB bzw. PAM in Schulklassen und Kindergrten angeboten. Dieses Projekt wurde 1990 in Grossbritannien vom bekannten Hundetrainer John Uncle entwickelt. Sinn dieses Programms ist, Kindern zu zeigen, wie sie mit Hunden umgehen sollen. Im Jahre 1996 kam John Uncle in die Schweiz, um sein Projekt vorzustellen. Das Programm wurde von der Gruppe Prevent a bite Bern und Umgebung den Schweizer Bedrfnissen angepasst und fortan in den Unterstufen angeboten. Zur gleichen Zeit begann eine Gruppe in der Region Schaffhausen, Kindergrten zu besuchen. Prevent a bite ist ein interaktives Projekt. Beispiele aus dem Alltag zum Umgang mit bekannten und unbekannten Hunden werden mit den Kindern besprochen und das richtige Verhalten wird dann gemeinsam gebt. Dadurch erhalten Kinder die Gelegenheit, sich Sicherheit im Umgang mit Hunden anzueignen und ngste abzubauen. Den Lehrern wird empfohlen, auch die Eltern an die Veranstaltungen einzuladen, da die Wirkung dadurch verbessert werden kann. Besucht werden vor allem Kindergrten und die vier ersten Schulklassen. Das Programm wird den Stufen angepasst. Im Kanton Neuenburg wird das Projekt seit 2003 flchendeckend angeboten. Die Stadt Lausanne bietet das Programm seit demselben Jahr fr alle Kindergrtner und Schler der ersten Klasse an. Die Socit vaudoise pour la protection des animaux (SVPA) bietet es fr den ganzen Kanton an. Die

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    Gruppen, die PAM und PAB anbieten, knnen eine stetig steigende Anzahl von Schulbesuchen vorweisen. Dies gilt vor allem fr die Westschweiz. Die zwei Gruppen im Kanton Waadt hatten bis Mrz 2006 ber 600 Klassen besucht, die Gruppe im Kanton Neuenburg 437 und die zwei Gruppen, die vor allem Schulen in und um die Stadt Bern besuchen 370 Klassen. In den letzten Jahren und Monaten sind immer neue Gruppen gegrndet worden und haben ihre Hunde prfen lassen. Die Prfung umfasst verschiedene Situationen, die whrend einem Prevent a bite auftreten oder auftreten knnten (Knel, 2008). Die Prfung wird durch einen Verhaltensmediziner und einen Hundeausbildner, der zugleich aktiv in einer PAB Gruppe ist, abgenommen. Beide Personen mssen fundierte Kenntnisse im Bereich Prvention von Beissunfllen und Normalverhalten des Hundes haben. Da die PAB/PAM-Gruppen unter allen Umstnden vermeiden wollen, dass es zu einem Zwischenfall mit einem Hund kommt, wird die Prfung streng gerichtet. Die drei zentralen Punkte sind: 1. der Hund muss jederzeit unter Kontrolle des Besitzers sein. 2. der Hund darf sich nie aggressiv zeigen. 3. der Hund muss eine sehr gute Beisshemmung zeigen. Genaue Daten zur Prfung knnen unter www.preventabite.ch heruntergeladen werden. Bedauerlicherweise lassen nicht alle Gruppen, die sich heute Prevent a bite bzw. Prvention des accidents par morsure nennen und unter diesem Namen Schulbesuche absolvieren, ihre Hunde nach diesen strengen Grundstzen beurteilen.

    2.4.2. Prventionspublikation Tapsi komm

    Das Bchlein Tapsi komm wurde von der Verhaltensmedizinerin Colette Pillonel fr das Bundesamt fr Veterinrwesen (BVET) geschrieben. Bei der Ausarbeitung halfen viele Praktiker mit, unter anderem Mitglieder der Gruppe Prevent a bite Bern und Umgebung, der Service de Sant de la Jeunesse, die kantonalen Veterinrmter von Genf und Neuenburg sowie die Schulen von Bex. Das Bchlein erklrt den Kindern mit aussagekrftigen, ansprechenden Bildern auf einfache Weise, wie sie sich einem bekannten oder fremden Hund gegenber verhalten sollen. Es dient in erster Linie zur Prophylaxe von Hundebissen. Tapsi komm wird von den PAB-Gruppen im Anschluss an den Schulbesuch an die Kinder abgegeben. Das Bchlein wurde ebenso von der Gesellschaft Schweizer Tierrztinnen und Tierrzte (GST), vom Schweizer Tierschutz (STS) und von der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) an und ber ihre Mitglieder abgegeben. So werden die Bchlein in vielen Hundekursen, Tierheimen und Tierarztpraxen verteilt. In der Anmerkung fr Eltern und Lehrer wird den Eltern dringend empfohlen, ihre Kinder beim Einben der beschriebenen Verhaltensweisen aktiv zu untersttzen.

    2.4.3. Prventionspublikation Keine Angst vorm grossen Hund

    Herausgeber des kleinen Bchleins ist das Institut fr Interdisziplinre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung (IEMT). Auch in dieser Publikation geht es darum, den Kindern zu zeigen, wie sie sich einem Hund gegenber verhalten sollen. Mit Zeichnungen werden den Kindern auf je einer Doppelseite links das falsche und rechts das richtige Verhalten gezeigt. Dieses Bchlein wird ebenfalls bei Schulbesuchen abgeben und kann direkt beim IEMT bezogen werden.

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    3. Zur Methodik und Durchfhrung der Datenerhebung Zur Erhebung der Daten unter Hundehaltern in der Schweiz wurde eine schriftliche Befragung in Tierarztpraxen durchgefhrt. Es fand hier bereits eine erste Auswahl statt, denn es wurden dadurch nur Personen erfasst, die mit ihrem Hund einen Tierarzt besuchten und lesen und schreiben konnten. Diese Methode schien dem Zweck angemessen, da dadurch erstens breit abgesttzte Untersuchungsergebnisse erreicht werden konnten und zweitens ein inhaltlicher Vergleich der Befragungsresultate durch das Beantwortenlassen von geschlossen formulierten Fragen ermglicht wurde. Der Fragenkatalog wurde den Befragten in Form von Multiple Choice Fragen (Auswahl verschiedener Antwortmglichkeiten) prsentiert. Dies ermglichte einerseits ein einfaches und rasches Ausfllen des Bogens, andererseits konnte durch sich wiederholende Kontrollfragen die inhaltliche Konsistenz der angekreuzten Antworten berprft werden. Die Fragen wurden mglichst kurz und klar formuliert, damit die allgemeine Verstndlichkeit gewhrleistet war. Trotz einiger festgelegter Auswahlkriterien fr die Verteilung der Fragebogen konnte durch die Auswahl der Befragten nicht eine exakte Reprsentation der Hundehalter in der Gesamtbevlkerung erreicht werden. Die Form der schriftlichen Befragung birgt fr die Fragestellung dieser Studie auch einige nicht ausser Acht zu lassende Probleme. So wurde zum Beispiel der Antwortvorgang nicht begleitet, es bestand also keine Mglichkeit zur Rcksprache oder zur Klrung von Fragen. Eine mglichst einfache und leicht verstndliche Formulierung sollte dem entgegenwirken. Ausserdem kann die Vorgabe von Antwortmglichkeit auch eine Beeinflussung der befragten Person bedeuten. Es wurde daher auf eine ausgewogene Formulierung geachtet. Durch eine anonyme Beantwortung der Fragen besteht auch immer die Mglichkeit einer Verflschung der Aussagekraft der Antworten, da die Beantwortungstaktik der Befragten nicht direkt steuerbar ist (z.B. vorstzliches Falschankreuzen oder Ankreuzen von Antworten, die einer bestimmten Wertvorstellung entsprechen). Wie der Fragenkatalog im Detail genau aufgebaut ist und wie die Auswahlkriterien der Befragten genau festgelegt wurden, wird nachfolgend dargestellt.

    3.1. Auswahl der Befragten

    Es wurden ausschliesslich Hundehalter befragt, weil sie die grsste Verantwortung im Zusammenhang mit der Prvention von Hundebissverletzungen tragen. Sie haben die Pflicht, ihre Hunde zu beaufsichtigen und Situationen erkennen und kontrollieren zu knnen, in denen es zu Interaktionen mit anderen Personen und vor allem mit Kindern kommt. Prozentual wurden ungefhr gleich viele Eltern wie kinderlose Personen befragt. Die Fragebogen sollten von den Hundebesitzern alleine ausgefllt werden. Es war anzunehmen, dass dadurch nicht unbedingt ein Querschnitt durch die Hundebesitzer-population erfasst wrde. Da lngst nicht jede Person bereit und auch fhig ist, einen Fragebogen auszufllen, war davon auszugehen, dass tendenziell eher besser informierte Hundebesitzer erfasst werden wrden.

    3.2. Zum Fragebogen und zur Auswahl der Fragen

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    Im Zusammenleben von Kind und Hund gibt es viele heikle Situationen. Die Fragen zielten darauf ab herauszufinden, ob sich Hundehalter dieser Tatsache bewusst sind, also gefhrliche Situationen erkennen knnen und wissen, wie man sich korrekt verhlt. Es wurden in den Fragen bewusst Beispielsituationen dargestellt, in denen Erwachsene Entscheide fllen und Verantwortung bernehmen mssen. Da bei den meisten Zwischenfllen der Hund dem Opfer bekannt ist wurden vor allem Fallbeispiele ausgewhlt, in denen das Kind oder die Kinder mit dem eigenen oder zumindest einem ihnen bekannten Hund konfrontiert werden. Die Fragen wurden so formuliert, dass der Hundebesitzer nicht seinen eigenen Hund oder seine eigenen Hunde einschtzen musste, sondern eine allgemeine, fr ihn neutrale Situation zur Beurteilung vorgelegt bekam. Da die Fragebogen von mglichst vielen Hundebesitzern im Wartezimmer von Tierarzt-praxen ausgefllt werden sollten, war der Umfang des Fragenspektrums beschrnkt. Der Fragebogen musste so knapp gehalten werden, dass er von den Hundehaltern ohne grosse Anleitung in etwa 10 bis 15 Minuten ausgefllt werden konnte. Dies bedingte eine Fokussierung auf die Kernthemen. Smtliche Angaben wurden anonym erfasst. Es entstanden 6 Fragen zu alltglichen Beispielsituationen, bei denen eine Interaktion zwischen Hund und Kind stattfinden kann. Bei einer dieser sechs Fragen und einer zustzlichen siebten Frage mussten die Hundebesitzer zudem die Krpersprache beziehungsweise die Mimik des Hundes deuten. Dies erschien sinnvoll, da das Erkennenknnen solcher Signale bei der Vermeidung von heiklen Situationen eine wichtige Rolle spielt. Im Zusammenhang mit diesen sieben Fragen waren 27 Antworten anzukreuzen. Des Weiteren wurde erfragt, woher der Hundehalter Informationen zum Thema Hund und Mensch bezieht, um spter die effizientesten Vermittlungskanle fr die Aufklrungsarbeit ermitteln zu knnen. Neben den inhaltlichen Fragen mussten verschieden Angaben zu Hund und Besitzer ausgefllt werden. In Kapitel 3.8 folgt eine detaillierte Analyse der einzelnen Frageblcke. Die vollstndigen Fragebogen in Deutsch, Franzsisch und Italienisch finden sich im Anhang.

    3.3. Probelauf

    Es wurde zuerst in 5 Praxen im Kanton Bern und Freiburg ein Probelauf durchgefhrt. Hierfr wurden 50 Fragebogen verschickt. Zurck kamen 34 Fragebogen. Auf 13 Fragebogen (38.2%) waren die Fragen zum Thema Kind und Hund sowie zur Krpersprache unvollstndig beantwortet worden. Bei den insgesamt 28 Antworten zu den Fragen 13 - 20 lag die Fehlerquote (falsch angekreuzte Antworten) zwischen 4 und 15. Von 34 Personen machten bei der Frage Woher beziehen Sie Informationen zum Thema Hund und Mensch? zwei Personen gar keine Angaben. Von den verbleibenden 32 Personen kreuzten 10 Personen, also 31.2%, mehr oder weniger als drei Quellen an, obschon unter der Frage in kleiner Schrift stand: kreuzen Sie Ihre drei wichtigsten Quellen an.

    3.4. nderungen am Fragebogen

    Aufgrund dieser Erkenntnisse wurden diverse nderungen am Fragebogen vorgenommen. Die Frage Anzahl Personen im Haushalt wurde mit der Frage Haben Sie Kinder? ergnzt. Damit sollten alle Eltern erfasst werden, und nicht nur diejenigen, deren Kinder unter 15 Jahre alt waren. Die Fragen im Zusammenhang mit den Hundekursen und Prfungen wurden einfacher formuliert, so dass der Besitzer nicht mehr fr jeden seiner Hunde eine Aussage machen musste. Im neuen Fragebogen konnte nur angekreuzt werden, ob man mit

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    einem oder mehreren Hunden eine der vorgegebenen Ausbildungen besucht oder eine Prfung absolviert hatte. Die Antwort ja, weil die Kinder noch klein sind zur Frage Zwei 5 jhrige Zwillinge spielen ruhig im Wohnzimmer. Der Hund Sammy, der Kinder gerne hat, liegt neben ihnen. Ihre Mutter muss kurz in die Waschkche runter. Darf Sie die drei alleine lassen? wurde gestrichen. Die Frage Darf zugelassen werden, dass ein Kind den abgebildeten Hund streichelt? wurde gestrichen, da sie auf die vorgehende Frage Was drckt die Krperhaltung des rechts abgebildeten Hundes aus? (Bild unterwrfiger Hund) Bezug nahm. Die Antwort war also davon abhngig, wie man die Krperhaltung der ersten Frage deutete und dadurch nicht auswertbar. Bei dieser Frage wurde die Antwort er ist sicher durch eine korrekte Antwort er ist unsicher ersetzt. Bei der Frage Frau Krause ist bei ihrer Schwester zu Besuch. Whrend die Schwester in der Kche das Essen vorbereitet, spielt Frau Krause mit dem 10-jhrigen Sohn der Schwester Ball. Der Hund der Familie, den Frau Krause nicht gut kennt, liegt in der Nhe. Beim Spielen landet der Ball neben dem Hund. Als sich der Sohn dem Hund nhert, zeigt dieser die rechts abgebildete Mimik. Wie verhalten sich die beiden in dieser Situation korrekt? (Bild warnender Hund) wurden die beiden Antworten Der Sohn soll den Ball liegen lassen und Frau Krause soll den Ball liegen lassen durch einen anderen, ebenfalls korrekten Lsungsansatz: Frau Krause soll ihre Schwester herbeirufen ersetzt. Da im Probelauf ca. ein Drittel der Personen mehr oder weniger als drei Informationsquellen angeben hatten, wurde die Bitte, nur die drei wichtigsten Informationsquellen anzugeben, direkt in die Frage eingefgt. Die Frage Haben Ihr Kind/Ihre Kinder das Thema Hund in der Schule behandelt? mit unter anderem den Antworten ja ein Kind, ja zwei Kinder und ja mehr als zwei Kinder wurde vereinfacht. Im neuen Fragebogen musste nur noch angekreuzt werden, ob eines oder mehrere der Kinder das Thema Hund in der Schule behandelt hatten. Ergnzt wurde ausserdem die Frage Kennen Sie eines oder mehrere der folgenden Projekte/ Broschren? Prevent a bite (PAB), Keine Angst vor dem grossen Hund und/oder Tapsi, komm.

    3.5. Anzahl verteilter Fragebogen

    Um relevante Aussagen machen zu knnen, wurden mindestens 500 ausgefllte und auswertbare Fragebogen bentigt. Es wurden pro Kanton 10 Tierarztpraxen ausgewhlt, die die Fragebogen an die Hundehalter verteilen sollten. Den Tierarztpraxen im Kanton Freiburg wurden je 10 deutsche und franzsische Fragebogen, den Praxen im Kanton Tessin zu 12 italienischen Fragebogen noch je 5 deutsche beigelegt. Den brigen Tierarztpraxen wurden 12 Fragebogen zugeschickt. Zwei davon waren als Reserve gedacht. Alle Praxen wurden gebeten, 10 Fragebogen ausfllen zu lassen. Damit htten im besten Falle 900 Fragebogen zurckkommen knnen. Bei einem Rcklauf von 65% wren 585 Fragebogen zu erwarten gewesen.

    3.6. Auswahl der Kantone

    Es sollten Kantone erfasst werden, in denen im Kindergarten und den Schulen unterschiedlich viel Prvention betrieben wurde. Dazu wurden je drei Kantone in drei Gruppen eingeteilt:

    1. Kantone, in denen keine oder kaum Prvention betrieben wird 2. Kantone, in denen die Broschre Tapsi komm grossflchig verteilt worden war 3. Kantone, in denen das Prventionsprogramm Prevent a bite in Kindergrten und

    Schulen angeboten wird. In diesen Kantonen wurde auch das Bchlein Tapsi komm in den besuchten Klassen verteilt.

    Selbstverstndlich sollten alle Sprachregionen bercksichtigt werden. Zu diesem Zweck wurde der Fragebogen auf Franzsisch und Italienisch bersetzt. Die Tierrzte konnten

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    whlen, ob sie deutsche, franzsische oder italienische Fragebogen wollten. Praxen, die sich im Gebiet der Sprachgrenze befanden bekamen gengend Bogen in beiden Sprachen. Ins Tessin wurden sowohl italienische als auch einige deutsche Bogen geschickt. Es zeigte sich ein Problem fr die Auswahl der Kantone nach oben dargestellten Gruppierungen, da das Projekt Prevent a bite oder prvention des accidents par morsure, wie es in der Romandie heisst, im franzsischsprachigen Teil der Schweiz zum Zeitpunkt der Umfrage bereits in fast allen Kantonen angeboten wurde. Fr die Erhebung wurden schliesslich folgende Kantone bercksichtigt: - Gruppe 1: Freiburg, Solothurn und St. Gallen - Gruppe 2: Aargau, Luzern, Tessin - Gruppe 3: Bern*, Neuenburg, Waadt * im Kanton Bern wurden die Praxen im Raum Bern gewhlt, da das PAB Projekt vor allem Klassen in dieser Region angeboten wurde.

    3.7. Auswahl der Tierarztpraxen

    In den obgenannten Kantonen wurden mit Hilfe der Liste der Gesellschaft Schweizer Tierrztinnen und Tierrzte (GST) die Anzahl Praxen pro Kanton ermittelt. Dann wurde der prozentuale Anteil Gemischtpraxen (GP) und Kleintierpraxen (KP) an Hand der GST-Liste eruiert. Die 10 Praxen wurden nun auf Grund der Prozente innerhalb des Kantons verteilt. Fr die Auswahl der Tierarztpraxen ergab sich die folgende Verteilung (Tabelle 1): Tabelle 1: Auswahl der Tierarztpraxen

    Kanton

    Total Tierarzt-praxen

    Anzahl Kleintier-praxen

    Anzahl Gemischt-

    praxen

    Gewhlte Kleintier-praxen

    Gewhlte Gemischt-

    praxen

    AG 59 36 23 6 4

    BE 149 55 84 4 6

    FR 23 9 14 4 6

    LU 38 16 22 4 6

    NE 21 12 9 6 4

    SG 51 23 28 4 6

    SO 26 15 11 6 4

    TI 24 19 5 8 2

    VD 80 52 28 6 4

    Total 48 42

    Die Tierrzte wurden telefonisch ber Sinn und Zweck der Befragung informiert und angefragt, ob sie die Studie untersttzen wrden. Sie wurden gebeten, den Fragebogen zum Ausfllen ungefhr gleich hufig an Eltern wie kinderlose Personen abzugeben, da beide Gruppen adquat erfasst werden sollten. Es wurde auch informiert, dass es ein Anliegen sei, dass die Fragebogen vollstndig ausgefllt wrden. Wichtig war, dass der Fragebogen in der Praxis ausgefllt wurde. Die Hundehalter sollten die Fragen aus dem Stegreif beantworten.

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    3.8. Auswahl der Fragen und mgliche Probleme

    3.8.1. Geschlecht und Alter der befragten Person (Fragen 1 und 2)

    Das Geschlecht und das Alter der befragten Person sollte Aufschluss darber geben, ob diese beiden Faktoren einen Einfluss auf die unterschiedliche Beantwortung der Fragen hatten.

    3.8.2. Zusammensetzung der Familie / Kinder (Fragen 3 5)

    Mit diesen Angaben sollte untersucht werden, ob die Tatsache, dass man selbst Kinder hat oder mit Kindern (unter 15 Jahren) unter einem Dach lebt, einen Einfluss auf die Beantwortung der Fragen haben wrde. So stellte sich die Frage, ob Eltern die Gefhrlichkeit einer Situation anders einschtzen wrden als kinderlose Personen. Zustzlich von Interesse war, inwiefern es eine Rolle spielen wrde, ob die Kinder noch klein oder schon erwachsen sind und ob das Alter des jngsten Kindes einen Einfluss auf die Einschtzung der Situation haben wrde. Wrde es einen Unterschied machen, ob jemand ein Kind oder mehrere Kinder hat? Das Geschlecht der Kinder wurde nicht erfragt und konnte somit auch nicht weiter bercksichtigt werden.

    3.8.3. Wohnkanton / Sprachregion (Frage 6)

    Da die Kantone auf Grund der unterschiedlichen Prvention, die gettigt worden war, ausgewhlt wurden war es von grossem Interesse, ob sich diese Unterschiede auch in der Beantwortung der Fragen zeigen wrden.

    3.8.4. Angaben zum Hund / zu den Hunden (Fragen 7 9)

    Im Zusammenhang mit Angaben zum Hund/zu den Hunden interessierte insbesondere, ob Personen, die mehrere Hunde halten, Situationen vorsichtiger angehen. Mehrere Hunde sind ein Rudel und dadurch gefhrlicher als ein einzelner Hund. Des Weiteren wurde nach dem Geschlecht des Hundes gefragt - und ob er kastriert sei. Spannend war, ob Hundehalter das Risiko anders einschtzen in Abhngigkeit davon, ob sie einen unkastrierten Rden resp. eine Hndin oder einen kastrierten Rden besitzen. Dies interessierte, da unkastrierte Rden gemss verschiedener Studien hufiger Beissunflle verursachen. Die Befragten mussten ankreuzen, ob ihr Hund einen Stammbaum hat oder nicht. Wrde die Rasse/der Typ des Hundes einen Einfluss auf die Einschtzung der Situationen durch den Besitzer haben? Wrde die Tatsache, dass man einen Hund besitzt, der als gefhrlicher gilt, dazu fhren, Situationen eher als heikel einzuschtzen? Demgegenber stand die Frage, ob Personen, die einen Hundetyp besitzen, der in unserer Gesellschaft als kinderfreundlich gilt beispielsweise Retriever , Situationen pauschal als weniger gefhrlich einschtzen wrden. Es wurde davon ausgegangen, dass eine Rassezuteilung bei etlichen Hunden schwierig oder gar inkorrekt sein wrde, da eine Typenzuteilung bei Mischlingen hufig reine Spekulation ist. Auch bei Rassenhunden ohne Stammbaum ist nicht gewhrleistet, dass beide Eltern wirklich der gleichen Rasse angehren. Dies war fr die vorgegebene Fragestellung aber nicht relevant. Zentrales Anliegen war es herauszufinden, ob die Tatsache, dass man eine bestimmte Rasse besitzt oder zu besitzen glaubt, einen Einfluss auf die Beantwortung der Fragen hatte. Das Alter der Hunde interessierte insofern, weil ermittelt werden sollte, ob es einen Einfluss auf die Einschtzung der Situationen durch die Hundehalter haben wrde. Laut verschiedenen Statistiken verursachen junge, 0- bis 5-jhrige Hunde signifikant mehr

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    Beissunflle als ltere Hunde. Die Frage war, ob Halter von lteren Hunden eher unvorsichtiger sind als Halter von jngeren Vierbeinern.

    3.8.5. Ausbildung des Hundes (Frage 10)

    Bei der Ausbildung interessierte, ob die Tatsache, dass eine Person mit dem Hund einen Kurs besucht und/oder Hundesport betrieben hat, einen Einfluss auf die korrekte Beantwortung der Fragen hat. Auch allfllige Besuche von Grundkursen (Spielgruppe/ Erziehungskurs/Plauschgruppe) wurde erfragt. Die zur Auswahl stehenden Hundesportarten wurden gruppiert, damit Unterschiede im Ausbildungsstand herausgefiltert werden konnten. Auf die Gruppe der Therapiehundebesitzer wurde besonderes Augenmerk gelegt, da diese Besitzer unter Umstnden mit Kindern arbeiten. Es war zu befrchten, dass zumindest bei gewissen der zur Auswahl stehenden Ausbildungssparten zu kleine Zahlen vorliegen wrden, um eine statistisch verwertbare Aussage machen zu knnen. Auch hier wurde vermutet, dass Personen, die einen Kurs besucht haben, ber ein besseres Fachwissen verfgen. Falls dieser Kursbesuch allerdings bereits Jahre zurcklag, war es mglich, dass ein grosser Teil dieses Wissens nicht mehr prsent war.

    3.8.6. Prfungen (Frage 11)

    Da ein Teil der Hundehalter nur fr kurze Zeit im Hundesport aktiv sind und eine Ausbildung abbrechen, wurde zur Kontrolle zustzlich gefragt, ob der Hundehalter eine Prfung absolviert hatte.

    3.8.7. Kursbesuch (Frage 12)

    May et al. (2006) zeigten in Deutschland, dass Personen, die den Kurs Hundefhrerschein vor kurzem besucht hatten, ber signifikant mehr Fachwissen verfgten und Gefahren im Zusammenhang mit Hunden besser vermeiden konnten. Deshalb sollte mit der Umfrage erfasst werden, ob Personen, die im Moment mit ihrem Vierbeiner Kurse besuchen, besser antworten als Hundehalter, die im letzten Jahr keine Kurse besucht haben. Zustzlich interessierte, ob die Hufigkeit und/oder die Art des Kurses einen Einfluss auf die Einschtzung der Situationen haben wrden. Auch hier wurde vermutet, dass Personen, die einen Kurs besucht haben, ber ein besseres Fachwissen verfgen.

    3.8.8. Situationsbeurteilung Kind und Hund (Fragen 13 19)

    Den Hundehaltern wurden verschiedene Beispielsituationen zur Beurteilung vorgelegt, in denen Interaktionen zwischen Kind und Hund stattfinden. Fr die Fallbeispiele wurden Kinder aus verschiedenen Altersstufen gewhlt. In den ersten drei Fragen sind die Kinder 5, 4 und 2 Jahre alt, in einem Alter also, in dem sie bezglich Risiko fr Hundebissverletzungen gemss vieler Studien einer hohen oder der hchsten Risikogruppe zugeteilt werden. Es wurden sowohl Situationen gewhlt, in denen die Kinder mit dem eigenen Hund zusammentreffen, als auch Situationen, in denen fremde Hunde beteiligt sind. Es wurden vor allem Situationen mit einem bekannten Hund gewhlt, weil laut Studien die meisten Bissverletzungen bei Kindern vom eigenen oder einem bekannten Hund verursacht werden.

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    Frage 13: Zwei 5-jhrige Zwillinge spielen ruhig im Wohnzimmer. Der Hund Sammy, der Kinder gerne hat, liegt neben ihnen. Ihre Mutter muss kurz in die Waschkche runter. Darf Sie die drei alleine lassen? richtig falsch a) ja, weil die Mutter Sammy kennt b) ja, weil Sammy die Kinder kennt c) ja, weil Kinder zu zweit sind d) ja, weil die Kinder ruhig spielen e) ja, weil die Kinder 5 jhrig sind Mit dieser Frage sollte herausgefunden werden, ob Hundebesitzer wissen, dass Kinder und Hunde unter keinen Umstnden alleine gelassen werden drfen. Bei Antwortmglichkeit a) interessierte, ob man der Meinung war, dass es, weil ein Hundehalter seinen Hund zu kennen glaubt, zu keinem Zwischenfall kommen wrde. Bei Antwort b) sollte erfasst werden, ob Hundehaltern klar war, dass es, auch wenn der Hund die Kinder kennt und sie gerne hat, zu unvorhersehbaren Situationen kommen kann, die ein Eingreifen ntig machen (z.B. wenn der Hund erschrickt oder wenn die Kinder ihm vielleicht ganz unabsichtlich Schmerzen zufgen). Die Tatsache, dass die Mutter den Hund kennt, ndert nichts an der Situation. Bei Antwort c) interessierte, ob die Tatsache, dass es zwei Kinder waren, den Entscheid beeinflussen wrde. Der Grundsatz dass Kinder nie unbeaufsichtigt sein drfen gilt erst recht, wenn es sich um zwei Kinder handelt. Die Antwortmglichkeit d) konnte Hinweise dafr liefern, ob den Hundehaltern bewusst war, dass - auch wenn die Kinder im Moment ruhig spielen - dies nicht heissen muss, dass dies in ein paar Minuten immer noch so aussehen wird. Mit Antwortmglichkeit e) konnte der Hundehalter angeben, ob er das Alter der Kinder als Grund ansah, die drei unbeaufsichtigt zu lassen. Frage 14: Der Hund Beno ist am Essen. Die kleine 4-jhrige Tochter Sophie geht in seine Nhe. Beno knurrt. Was trifft zu? richtig falsch a) in dieser Situation knurrt jeder normale Hund b) Benos Verhalten muss verndert werden c) Sophies Verhalten muss verndert werden Knurren, wenn sich irgendein Lebewesen dem Futternapf nhert, ist bei Hunden nicht abnormal. Die Antwort a) lautet aber: knurrt jeder normale Hund. Dies wrde bedeuten, dass jeder Hund, der nicht knurrt, nicht normal wre. Diese Aussage stimmt natrlich nicht. Es sollte aufgezeigt werden, ob Hundehalter realisieren, dass sie in Situationen, in denen sich der Hund im Zusammenhang mit Esswaren aggressiv zeigt, etwas unternehmen mssen. Es wurde davon ausgegangen, dass viele der Hundehalter, die Benos Verhalten als normal betrachteten, auch die Meinung vertreten wrden, dass man daran nichts ndern msse. Es war auch von Interesse, zu erfahren, ob man es fr ntig erachtete, das Problem auf allen Ebenen anzugehen. Frage 15: Die Hndin Anja ist am Schlafen. Der 2-jhrige Sohn Felix will sich zu ihr legen. Darf dies zugelassen werden?

    richtig falsch a) ja, da Felix noch ein Kind ist b) ja, wenn Felix vorsichtig ist c) ja, ausser wenn Anja im Hundekorb schlft

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    Mit dieser Frage sollte herausgefunden werden, ob Hundebesitzer wissen, dass Kinder in keinem Fall zu einem schlafenden Hund gehen und sich neben ihn legen sollen. Bei Antwort a) sollte herausgefunden werden, ob die Tatsache, dass Felix noch ein Kind ist, fr die Hundehalter ein Grund sein knnte, die Erlaubnis doch zu erteilen. Weil ein Teil der Hunde sich Kindern gegenber toleranter zeigen als gegenber Erwachsenen wre eine Zustimmung des einen oder anderen Hundehalters hier mglich gewesen. Interaktionen mit Hunden wie Streicheln werden Kindern oft mit dem Hinweis, dass sie vorsichtig sein mssen, erlaubt. Mit Antwort b) sollte deshalb geprft werden, ob eine Aussage wie wenn er vorsichtig ist Hundehalter dazu verleiten wrde, die Erlaubnis zu erteilen, oder ob es ihnen klar war, dass der Knabe auf keinen Fall zum schlafenden Hund gehen darf. Der Hundekorb sollte fr Kinder in jedem Fall eine Tabuzone sein. Allerdings mssen Kinder einen schlafenden Hund auch ausserhalb des Korbes in Ruhe lassen. Mit Antwort c) wurde erfragt, ob dies den Hundehaltern wirklich klar ist. Frage 16: Ein fremder Hund ist alleine vor einem Geschft angebunden. Ein kleiner Junge mchte ihn streicheln. Darf die Mutter dies zulassen?

    richtig falsch a) ja, in jedem Fall b) ja, wenn sie mit ihm zum Hund geht c) ja, wenn sie den Hund zuerst streichelt d) ja, wenn der Hund freundlich ist Mit dieser Frage sollte erfasst werden, ob Hundehalter wirklich wissen, dass Kinder fremde Hunde, die alleine irgendwo angebunden sind, nicht anfassen drfen. Dies ist natrlich sehr eng mit dem Grundsatz verbunden, dass man einen fremden Hund prinzipiell nie anfassen darf, ohne vorher den Besitzer zu fragen. Da der Besitzer in der geschilderten Situation nicht anwesend ist, kann er nicht gefragt und deshalb darf der Hund nicht gestreichelt werden. Es wurde davon ausgegangen, dass es sich bei Frage 16 um eine einfach zu beantwortende Frage handelte, zumal darin vermeintliches Allgemeinwissen erfragt wurde. Mit Antwort b) sollten die Hundehalter beurteilen, ob sie es in Betracht ziehen, die Mutter als Schutz und bei Antwort c) diese sozusagen als Versuchsperson vorzuschieben. Mit beiden Antworten wurde zustzlich erfasst, ob klar ist, dass die Mutter auch aus Grnden des Vorbildes vor dem Streicheln um Erlaubnis fragen sollte. Frage 17: Was drckt die Krperhaltung des abgebildeten Hundes aus?

    Abbildung 2: Bild der Krper-haltung zu Frage 17 im Frage-bogen

    Unflle mit Hunden ereignen sich oft, weil Krpersignale bersehen oder falsch gedeutet werden. Es war wichtig zu erfahren, ob Hundehalter eine Krperhaltung wie die abgebildete lesen knnen. Es handelt sich hier um eine typische Krperhaltung und Mimik eines unsicheren, unterwrfigen Hundes (Abb. 2). Typisch sind der eingezogene Schwanz, die geknickten Beine, die leicht gehobene Pfote. In der Mimik finden wir die zurckgelegten Ohren, die langen, nach hinten gezogenen Maulwinkel, die zugekniffenen Augen und der

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    flache (nicht gerunzelte) Nasenrcken. Es ist wichtig, dass Hundehalter solche Zeichen erkennen und richtig deuten. Dadurch knnen heikle Situationen und eine berforderung des Hundes vermieden werden. Da es eine sehr typische Krperhaltung ist, wurde erwartet, dass viele Hundebesitzer sie erkennen wrden.

    richtig falsch a) er will spielen b) er warnt c) er ist unsicher d) er ist unterwrfig Es war kaum anzunehmen, dass die befragten Hundehalter in dieser Krperhaltung und Mimik eine Spielaufforderung sehen wrden. Dennoch wurde diese Annahme durch Antwort-mglichkeit a) abgesichert. Mit Frage b) galt es herauszufinden, ob Hundehalter den Unterschied von Signalen des Warnens und solchen der Unsicherheit erkennen und unterscheiden knnen.

    Frage 18: Frau Krause ist bei ihrer Schwester zu Besuch. Whrend die Schwester in der Kche das Essen vorbereitet, spielt Frau Krause mit dem 10-jhrigen Sohn der Schwester Ball. Der Hund der Familie, den Frau Krause nicht gut kennt, liegt in der Nhe. Beim Spielen landet der Ball neben dem Hund. Als sich der Sohn dem Hund nhert, zeigt dieser die abgebildete Mimik. Wie verhalten sich die beiden in dieser Situation korrekt?

    Abbildung 3: Bild zu Frage 18 aus dem Fragebogen

    Der abgebildete Hund warnt deutlich (Abb. 3). Das Bild zeigt die Mimik eines offensiven Drohens. Der Hund zeigt die Zhne, der Mundwinkel ist kurz und rund, der Nasenrcken ist gerunzelt, die Ohren sind gestellt. Der Hund hat den Gegenstand zwischen den Pfoten und droht. Diese Situation ist gefhrlich. Es knnte zu einem Beissunfall kommen. Durch die Frage sollte herausgefunden werden, ob Hundehalter die Warnung ernst nehmen und wissen, dass man eine Konfrontation vermeiden sollte.

    richtig falsch a) der Sohn soll den Ball wortlos nehmen b) der Sohn soll bestimmt aus sagen und den Ball holen c) Frau Krause soll den Ball wortlos holen d) Frau Krause soll bestimmt aus sagen und den Ball holen e) Frau Krause soll ihre Schwester herbei rufen Antwort a) sollte zeigen, ob die befragte Person der Meinung war, dass der Sohn die Warnung einfach ignorieren soll. Bei Antwort b) ging es darum herauszufinden, wie viele Personen glaubten, dass der Knabe die Warnung missachten und der Aggression des Hundes mit bestimmtem Auftreten begegnen solle. Mit Antwortmglichkeiten c) und d) sollte

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    aufgezeigt werden, ob Hundehalter der Meinung sind, dass es bei einer erwachsenen Person, die den Hund nicht gut kennt, zulssig ist, die Warnung zu missachten oder der Aggression des Hundes mit energischem Auftreten zu begegnen. Antwort e) ermglichte es den Hundehaltern, in der dargestellten Situation eine Konfrontation zu vermeiden. Die Beantwortung dieser Frage setzte voraus, dass man die Mimik des Hundes lesen konnte. Obschon angenommen wurde, dass die meisten Hundebesitzer das Zhnezeigen als Bedrohung einstufen wrden, bestand auch hier die Mglichkeit, dass einzelne Personen die Mimik nicht als Warnung erkennen wrden. Sie wrden dann die Fragen auf Grund einer anderen Voraussetzung beantworten. Frage 19: Frau Mller ist krank und kann mit ihrem kleinen Hund Milly nicht spazieren gehen. Das 8-jhrige Nachbarsmdchen Doris bietet ihre Hilfe an. Darf Doris mit Milly spazieren gehen?

    richtig falsch a) ja, ohne Einschrnkungen b) ja, wenn Hund und Kind sich kennen c) ja, wenn die gleichaltrige Tochter von Frau Mller mitgeht Es stellte sich die Frage, ob Hundehaltern bewusst ist, dass Kinder, die Hunde ausfhren, gefhrdet sind. Mit Antwort a) wurde erfasst, ob jemand in der dargestellten Situation gar kein Problem sah. Bei Antwort b) interessierte, ob die Hundehalter davon ausgingen, dass es in Ordnung sei, wenn die beiden sich kennen. Dies setzt die falsche Annahme voraus, dass, wenn das Kind den Hund kennt, es ihn draussen auch beaufsichtigen kann. Durch die Antwortmglichkeit c) wurde suggeriert, dass die Situation entschrft sein knnte, wenn ein dem Hund bekanntes Kind mit dem Nachbarsmdchen mitgeht und der Hund dann von zwei Kindern beaufsichtigt wird.

    3.8.9. Die wichtigsten Informationsquellen (Frage 20)

    Es war ein wichtiges Anliegen zu erfahren, woher Hundehalter ihre Informationen zum Thema "Mensch und Hund" beziehen. Zur Auswahl standen folgende Mglichkeiten: private Hundeschulen, Hundezeitschriften, kynologische Vereine, Faltprospekte, Broschren, Tierarzt, Internet, Kurse, Vortrge und Tagungen, Fernseher, Hundebcher. Unter der Rubrik andere Quellen konnten die Befragten Ergnzungen anbringen. Die Beantwortung dieser Frage sollte Anhaltspunkte liefern, wo in Zukunft idealerweise Informationen gestreut werden mssen, um mglichst viele Hundehalter zu erreichen.

    3.8.10. Thema Hund in der Schule (Frage 21 und 22)

    Die Kantone, in denen die Befragung stattfand, wurden in drei Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 keine Prvention, Gruppe 2 wenig Prvention und Gruppe 3 viel Prvention. Da die Prventionsbemhungen in den Kantonen vor allem ber Schulen und Kindergarten laufen, war von besonderem Interesse, ob in den Kantonen der Gruppe 2 und 3 mehr Eltern angeben wrden, dass ihr Kind das Thema Hund in der Schule behandelt hatte. Des Weiteren war herauszufinden, ob Eltern die Fragen anders beantworten, wenn sie besttigen, dass eines ihrer Kinder das Thema Hund in der Schule behandelt hat. Es musste davon ausgegangen werden, dass nicht alle Eltern wussten bzw. sich daran erinnern konnten, ob ihren Kindern ein derartiges Programm geboten worden war. Es war deshalb klar, dass in der Umfrage nur Eltern erfasst wrden, die sich dessen bewusst waren und sich auch noch daran erinnern konnten. Auch Eltern, die aktiv oder passiv beim Anlass in der Schule dabei gewesen waren, wurden in dieser Studie erfasst. Es wurde auch gefragt, in welcher Form und von wem der Stoff vermittelt worden war. Auch hier interessierte, ob die Art, in der der Stoff vermittelt wurde, einen Einfluss auf die Beantwortung der Fragen haben wrde.

  • 21

    3.8.11. Kenntnisse ber Prventionsprogramme (Frage 23)

    Die Frage war, ob Personen, die ankreuzen, dass sie Tapsi komm, Keine Angst vorm grossen Hund und/oder das Prventionsprogramm Prevent a bite kennen, ber mehr Wissen zum Thema gefhrliche Situationen zwischen Hund und Kind, verfgen. Die Definition des Begriffs kennen kann dabei sehr breit gefasst werden. Der eine wrde die Frage vielleicht ankreuzen, weil er den Namen schon mal gehrt hatte, und der andere, weil er oder sie in einem Prventionsprogramm aktiv war. Personen, die PAB und/oder ein anderes dieser Programme wirklich kennen, mssten besser antworten, da genau diese Themen Kernpunkte aller drei Programme sind.

    3.8.12. Bemerkungen (Frage 24)

    In einer offenen Frage hatten die Befragten schliesslich Gelegenheit, Bemerkungen und Unklarheiten aufzuschreiben.

    3.9. Rcklauf

    Es zeigte sich hier der Nachteil einer schriftlichen Befragung: die Rcklaufquote war entsprechend tief. Im besten Fall htten von den an 48 Kleintier- und 42 Gemischtpraxen geschickten Fragebogen 900 zurckkommen knnen. Realitt war, dass aus 36 Kleintier- und 28 Gemischtpraxen 598 Fragebogen zurckgeschickt wurden.

    3.10. Einteilung der Fragebogen

    Da nicht alle Fragebogen vollstndig und/oder korrekt ausgefllt worden waren, wurden sie anhand folgender Kriterien in 9 Gruppen eingeteilt (Tab. 2):

    - Wurde der Bogen vollstndig ausgefllt? - Wenn nein welche Angaben fehlten? - Bezeichnete der Hundehalter wie verlangt drei Informationsquellen als

    Hauptinformationsquellen? - Wohnte der Hundehalter in einem der neun ausgewhlten Kantone?

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    Tabelle 2: Einteilung der Fragebogen nach ihrer Vollstndigkeit in 9 Gruppen

    Gruppe Zusammensetzung Anzahl Bogen

    1 Fragebogen vollstndig ausgefllt, 3 Informationsquellen 305

    2 Fragebogen vollstndig ausgefllt, nicht 3 Informationsquellen 188

    3 Fragen 13 19 z.T. unvollstndig ausgefllt, 3 Informationsquellen

    38

    4 Fragen 13 19 z.T. unvollstndig ausgefllt, nicht 3 Informationsquellen

    21

    5 Fragebogen unvollstndig, Fragen 13 19 vollstndig ausgefllt, 3 Informationsquellen

    7

    6 Fragebogen unvollstndig, Fragen 13 19 z.T. unvollstndig ausgefllt, 3 Informationsquellen

    5

    7 Fragen 13 19 z.T. unvollstndig ausgefllt, keine Angaben zur Familienzusammensetzung, nicht 3 Informationsquellen

    1

    8 Fragebogen vollstndig ausgefllt , z.T. nicht 3 Informationsquellen, Person wohnt nicht in einem ausgewhlten Kanton

    8

    9 Fragebogen unvollstndig und maximal eine Frage 13 19 oder keine Frage 13 19 vollstndig

    25

    Total 598

    Als unbrauchbar wurden Fragebogen eingestuft, bei denen wichtige Daten zum Besitzer fehlten und/oder keine der Fragen 13 19 vollstndig ausgefllt worden war. Deshalb wurden einerseits alle Fragebogen der Gruppe 9 ausgeschieden, andererseits aber auch je ein Fragebogen aus Gruppe 5 und 6 (aufgrund fehlender Angaben zum Besitzer). Einzelne Fragebogen wurden von Personen ausgefllt, die in Kantonen wohnten, in denen die Fragebogen nicht verteilt worden waren. Diese wurden in Gruppe 8 erfasst. Resultate aus dieser Gruppe wurden bei der Auswertung miteinbezogen - ausser wenn es darum ging, die Kantone und die Gruppen von Kantonen zu vergleichen. Insgesamt standen damit 571 Bogen zur Verfgung, 27 Fragebogen waren unbrauchbar. Von den 571 ausgefllten Bogen konnten, da nicht auf allen Bogen alle Fragen angekreuzt wurden, nicht alle fr smtliche Fragestellungen verwendet werden. Bei Fragen, die nicht beantwortet wurden, muss davon ausgegangen werden, dass in den meisten Fllen die befragte Person die Antwort nicht oder nicht sicher wusste und in einem solchen Falle lieber keine als eine falsche Antwort ankreuzen wollte. Von den 571 Hundehaltern kreuzten 359 wie verlangt drei Informationsquellen an, 212 Hundehalter kreuzten mehr oder weniger als drei Informationsquellen an.

    3.11. Statistische Methoden

    Die Daten aus den 571 fr die Studie verwendbaren Fragebgen wurden in einer Tabelle (MS Excel 2007; www.microsoft.com) zusammengefasst und mittels des Statistik-Programms NCSS 2007 (www.ncss.com) ausgewertet. Zur Beschreibung wurden Summen korrekter Antworten (ber mehrere zusammenhngende Fragen) berechnet und dann Mittelwerte sowie Frequenzen (je nach Datenformat) zwischen Gruppen von Hundebesitzern verglichen.

    http://www.microsoft.com/http://www.ncss.com/

  • 23

    3.11.1. Average 1 und 2

    Fr jeden ausgefllten Fragebogen wurde der Bruchteil aller falsch beantworteten Fragen (Average) berechnet. Ebenfalls berechnet wurden die durchschnittliche Anzahl Fehler pro Einzelfrage. Der Fragebogen umfasst sechs Fragen zum Thema Hund und Kind. Bei einer dieser sechs Fragen und einer zustzlichen siebten Frage musste zudem die Krpersprache. bzw. die Mimik gedeutet werden. Im Zusammenhang mit diesen sieben Fragen waren 27 Antworten anzukreuzen. In den meisten Fllen wurden diejenigen Fragebogen, auf denen weniger als 19 Antworten angekreuzt waren, nicht bercksichtigt. Dies ist hinter den Resultaten mit (count >19) vermerkt. Bei einigen Fragen wurden Fragebogen, auf denen weniger als 17 Antworten angekreuzt waren, nicht bercksichtigt. Dies ist mit (count>17) vermerkt. Aufgrund der Bewertung der 27 Antworten wurde aus den Fragebogen der Average 1 (count > 19) berechnet. Bei Average 1 wurden alle Antworten der Fragen 13 19 ausgewertet. Da Frage 17 sich nicht direkt mit dem Thema Kind und Hund befasst, sondern eine reine Frage zur Krpersprache der Hunde ist, erschien es sinnvoll, diese Frage aus der statistischen Auswertung ber das Wissen um das Thema Kind und Hund zu eliminieren. Es entstand deshalb neben dem Average 1 der Wert Average 2, mit dem alle Fragen 13 - 19 ohne die Frage 17 ausgewertet wurden. Hier wurde in den meisten Fllen Fragebogen, auf denen weniger als 17 Antworten angekreuzt waren, nicht bercksichtigt. Dies ist hinter den Resultaten mit (count >17) vermerkt. Bei einigen Fragen wurden alle Fragebogen, auf denen mehr als 15 Antworten angekreuzt waren, bercksichtigt. Dies ist mit (count>15) vermerkt. Ein Averagewert von 0 bedeutet, dass alle angekreuzten Antworten richtig waren, ein Averagewert von 1.0, dass alle Antworten falsch waren. Beim Vergleich des Durchschnittes des Average 1 (Median = 0.185, Wertebereich 0 0.714) und Average 2 (0.174, 0 0.696) der verschiedenen Gruppen zeigte sich, dass keine Normalverteilung vorlag (Abb. 4).

    Abbildung 4: Box Plot der Verteilung von Average1 (Durchschnittlicher Anteil inhaltlich falscher Antworten) innerhalb der Gruppen 1 6 und 8. Gruppe 7 bestand nur aus einer einzigen Person. Die Punkte reprsentieren moderate Ausreisser. Gruppe 4 (Fragen 13 19 z.T. unvollstndig ausgefllt, nicht 3 Informationsquellen) war signifikant hher als die Gruppen 1-3 (Kruskal Wallis Multiple Comparison Test mit Bonferroni-Korrektur, p < 0.05)

    0.00

    0.16

    0.32

    0.48

    0.64

    0.80

    1 2 3 4 5 6 8

    Gruppen

    Avera

    ge

    1

  • 24

    3.11.2. Einzelne Fragen bewerten

    Zur Ermittlung, in welchen Bereichen mehr Wissen vermittelt werden msste, wurden sowohl die Fragen als Ganzes als auch innerhalb der Fragen die einzelnen Antworten ausgewertet. Eine Frage wurde als korrekt bewertet, wenn alle Antworten richtig waren. Wurden eine oder mehrere Antworten nicht angekreuzt, wurde die Frage als Ganzes nicht bercksichtigt. Die einzeln angeschauten Antworten wurden, um eventuelle Zusammenhnge erkennen zu knnen, mit Angaben wie Geschlecht, Alter, Kursbesuch etc. verglichen. Die folgenden statistischen Tests wurden verwendet: Fishers exact test (FET) Der FET wurde angewendet, wenn die Daten in einer 4-Felder Tabelle (Kontingenztabelle) dargestellt wurden. Beispiel: Geschlecht (Klassen m/w) und Alter (Klassen 0-55 / > 55 Jahre), daraus resultierte eine 4-Felder Tafel). Chi square test for trend Der Chi square test wurde angewendet - bei der Untersuchung Average 1 und 2 gegen Gruppe 1 bis 4. - bei der Untersuchung, ob die Anzahl Hunde einen Einfluss auf das Antwortverhalten des

    Hundehalters hat. - wenn die Tabellen grsser als 4 Felder waren (paarweiser Vergleich zweier Merkmale

    wie Einfluss der Hunderasse auf Anzahl falsche Antworten bei einzelnen Fragen). Kruskal-Wallis One-Way ANOVA on Ranks Fr Vergleiche von Interval-Daten wie Anteil falsch beantworteter Fragen (Average 1) wurde auf Grund der nicht normalen Verteilung der Daten der Kruskal-Wallis One-Way ANOVA on Ranks gewhlt.

  • 25

    4. Ergebnisse und Diskussion Im folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse vorgestellt, diskutiert und zum Teil mit anderen Studien verglichen.

    4.1. Auswertung aller Fragen

    507 Personen beurteilten alle 27 mglichen Antworten, die meisten davon machten bei der Beurteilung 2 bis 6 Fehler (Abb. 5). 13 Personen (2.56 %) beurteilten smtliche Antworten korrekt, 31 (6.1%) Personen konnten zwar die Krpersprache des ngstlichen, unsicheren Hundes nicht korrekt deuten, beurteilten aber alle Antworten zum Thema Kind und Hund korrekt. Abbildung 5: Hufigkeitsverteilung falsch angekreuzter Antworten bei den Fragen 13 19 ohne Frage 17 ber diejenigen Personen, die alle Fragen beantwortet haben Die meisten Personen machten bei einer bis vier Fragen Fehler (Abb. 6). Offensichtlich bereiteten also vielen Hundehaltern nicht einzelne Themenbereiche, sondern bei verschiedenen Fragen einzelne Antworten Probleme. Viele der befragten Personen liessen sich durch entsprechende Fragen verleiten, in gewissen Fllen doch auf die Sicherheitsregeln zwischen Hund und Kind zu verzichten. Es war ihnen also nicht wirklich klar, dass diese Vorschriften immer eingehalten werden mssen.

    31

    46

    62

    68

    79

    54

    55

    30

    22

    12

    15

    9

    3

    4

    3

    0 20 40 60 80 100

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    14 - 16

    Anzahl Personen

    An

    zah

    l fa

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    h a

    ng

    ek

    reu

    zte

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  • 26

    Abbildung 6: Hufigkeitsverteilung falsch beantworteter Fragen 13 19 ohne Frage 17 ber diejenigen Personen, die alle Fragen beantwortet haben

    4.2. Auswertung der einzelnen Fragen

    Die folgenden Daten wurden aus den 571 Fragebogen abzglich von 5 Bgen, bei denen nur 19 oder weniger Antworten angekreuzt worden waren, ermittelt. Die einzelnen Fragen wurden als Ganzes unterschiedlich gut beantwortet (Abb. 6). Am besten schnitten die Hundehalter bei Frage 16, am schlechtesten bei Frage 19 ab. Abbildung 7: Prozent der Personen, die die ganzen Fragen 13 19 korrekt beantwortet haben

    31

    82

    123

    115

    75

    49

    18

    0 20 40 60 80 100 120 140

    0

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    Anzahl Personen

    An

    za

    hl

    fals

    ch

    be

    an

    two

    rtete

    Fra

    ge

    n

    21.9

    68.4

    37.5

    83.3

    66.5

    32.2

    54.1

    0 20 40 60 80 100

    Frage 19

    Frage 18

    Frage 17

    Frage 16

    Frage 15

    Frage 14

    Frage 13

    % korrekt beantwortet

  • 27

    4.2.1. Frage 13 (Waschkche)

    Zwei 5 jhrige Zwillinge spielen ruhig im Wohnzimmer. Der Hund Sammy, der Kinder gerne hat, liegt neben ihnen. Ihre Mutter muss kurz in die Waschkche runter. Darf Sie die drei alleine lassen?

    a) ja, weil die Mutter Sammy kennt b) ja, weil Sammy die Kinder kennt c) ja, weil die Kinder zu zweit sind d) ja, weil die Kinder ruhig spielen e) ja, weil die Kinder schon 5-jhrig sind

    Auswertung der ganzen Frage: Die ganze Frage 13 wurde nur von 54.1% der Befragten richtig beantwortet (Abb. 7). Reisner und Shofer (2008) kamen in Amerika bei einer hnlichen Frage auf hnliche Werte. Der hohe Prozentsatz falsch beantworteter Fragen ist besonders problematisch, weil Kahn et al. (2003) zeigten, dass fast alle Unflle mit Kindern dann passieren, wenn keine erwachsene Person anwesend ist. Das Wort kurz und die Aussage, dass Sammy Kinder gerne hat, verleiteten vermutlich einen Teil der Personen dazu, falsch zu antworten. Kinder knnen aber auch in kurzer Zeit viel anstellen. Auswertung der einzelnen Antworten: Die einzelnen Antworten wurden unterschiedlich hufig korrekt angekreuzt (Tab. 3). Tabelle 3: Prozent der Hundehalter, die die Antworten zu Frage 13 korrekt angekreuzt haben Antwort Antwort ist Korrekt beantwortet

    a) ja, weil die Mutter Sammy kennt falsch 68.8% b) ja, weil Sammy die Kinder kennt falsch 61.2% c) ja, weil die Kinder zu zweit sind falsch 96.6% d) ja, weil die Kinder ruhig spielen falsch 84.7% e) ja, weil die Kinder schon 5-jhrig sind falsch 92.3%

    31.2% der Hundehalter kreuzten die Antwort: ja, weil die Mutter Sammy kennt als richtig an. Sie gingen also davon aus, dass Hundebesitzer ihren Hund gengend kennen, um sein Verhalten in jedem Fall voraussehen zu knnen. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich das Risiko eines Unfalls erhht, wenn man Kinder mit einem unbekannten Hund alleine lsst. In einem hohen Prozentsatz der Flle Hufig knnte man einen Unfall voraussehen, wenn man den Hund kennt und dessen Warnungen erkennt und ernst nimmt. Dennoch bleibt ein Restrisiko: auch wenn man einen Hund gut kennt, kann man nicht in jeder Situation voraussehen, was er tun wird. Reisner et al. (2007) fanden bei 111 Beissunfllen mit Kindern (berweisungsflle wegen Aggression an die School of Veterinary Medecine, University of Pennsylvania), dass 66% der Hunde vorher nie ein Kind gebissen hatten. Allerdings hatten nur 19% der Hunde zuvor nie einen Menschen gebissen. Selbst wenn bei der Abklrung der Flle spter festgestellt wird, dass der Hund schon vorher auffllig war, war dies den Besitzern in vielen Fllen nicht bewusst. Verschiedene Studien (Brogan et al., 1995; Schalamon et al., 2006) zeigen, dass bei Beissunfllen der grosse Teil der Kinder vom eigenen oder einem ihnen bekannten Hund gebissen wird. Da Kinder hufiger mit familieneigenen Hunden oder bekannten Hunden zusammen sind als mit fremden Hunden, kommt es logischerweise hufiger zu Interaktionen zwischen ihnen. Aber genau diese Interaktionen sind, wie unter anderem Horisberger (2002) und Schalamon et al. (2006) zeigten, die hufigsten Auslser fr Beissunflle zwischen Hund und Kind. Dies ist einem grossen Teil der Hundehalter vermutlich nicht bekannt.

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    Bei der Antwort: ja, weil Sammy die Kinder kennt lagen d