viern Hausken, A-Tec, Stalon und Jaki hat auch Recknagel ein
50-Millimeter-Modell auf den Markt gebracht, das auf Augenhöhe
spielt. Mit vergleichbaren Dämpfungen von etwas über 30 Dezi-bel
(C) weichen die einzelnen Konstruk-tionen in den Details
voneinander ab.
erSTSchUSSknall wichTigeS kriTeriUm
Bei der Auswahl des passenden Pro-dukts helfen die detaillierten
Anga-ben in der Tabelle (siehe S. 26): Wäh-rend der eine Hersteller
selbstbewus-stere Preise aufruft, wiegt der Dämpfer eines anderen
etwas mehr, ist robuster oder weist einen kleineren
Erstschuss-knall auf. Gerade Letzterem kommt bei der Jagd eine
große Bedeutung zu. Beim ersten Schuss verbrennen Reste der
Treibladung mit dem im Dämpfer enthaltenen Sauerstoff, wodurch es
zu einem etwas höheren Druck kommt.
Bei nachfolgenden Schüssen ist kein Sauerstoff mehr im Dämpfer
vorhan-den, sodass der Schalldruckpegel sinkt. Manche Produkte
haben keinen merkli-chen Erstschussknall, während andere diesen
Effekt teils dramatisch aufwei-sen. Da bei der Jagd der
Einzelschuss überwiegt, ist ein Schalldämpfer mit ei-
Autoren: Dr. CHiSTian neiTzel / anDreaS BurTH
gleich eins vorneweg: Die eierlegende Wollmilchsau gibt es
nicht. Die Frage nach dem „besten Dämpfer“ lässt sich daher ebenso
wenig beantworten wie die nach dem „besten Auto“. Letzt-lich muss
der Käufer entscheiden, ob er einen Spezialisten für eine
Schwer-punktverwendung sucht oder einen All-rounder, der für alle
jagdlichen Anwen-dungen einen Kompromiss bietet.
Der optimal wirkende Schalldämpfer ist dick, lang, ragt weit
über die Mün-dung hinaus und ist aus massivem Stahl gefertigt.
Leider steht das im vollen Gegensatz zu den jagdlichen Ansprü-chen,
bei dem der Schalldämpfer mög-lichst wenig über die Mündung
überste-hen darf, um die Führigkeit der Waffe nicht zu
verschlechtern. Der Durchmes-ser soll gering sein, um im
Zielfernrohr nicht zu prominent sichtbar zu sein und den Einsatz
der offenen Visierung zu erlauben. Und ein möglichst geringes
Gewicht ist erstrebenswert, um die Ba-lance der Waffe nicht zu
beeinträchti-gen. Gleichzeitig soll der Schalldämpfer so robust
sein, dass er im harten jagdli-chen Einsatz nicht beschädigt wird
und
problemlos eine intensive Belastung im Schießkino wegsteckt.
Wer z. B. bei Schussserien keine Pausen einlegen möchte, ohne
den Dämpfer da-bei zu gefährden (Überhitzung), muss zu einem
Stahlmodell greifen und da-für das hohe Gewicht hinnehmen. Wer die
offene Visierung erhalten möchte, ist je nach Höhe der Visierlinie
bei der eigenen Waffe auf Dämpfer mit einem Durchmesser von maximal
45 Millime-tern beschränkt. Diese Modelle können aber nicht
dieselben Dämpfungsleis-tungen erreichen wie die mittlerweile als
Standard etablierten Produkte der 50-Millimeter-Klasse. Besonders
füh-rige Dämpfer mit kurzem Überstand haben das gleiche Problem:
Wem der marktübliche Standard von ca. 14-15 Zentimetern zu lang
erscheint, findet auch Modelle mit ca. zehn bis elf Zenti-metern,
die aber wiederum meist keine Dämpfungsleistungen über 30 Dezibel
(C) erzielen können.
Wie gut ein Dämpfer ist, hängt auch im-mer von der Patrone ab.
Bei geringeren Mengen an Treibladung entsteht auch weniger Gas, das
der Dämpfer verar-
beiten muss. Während beispielsweise ein Hausken Jakt JD184 XTRM
bei ei-ner .308 Winchester exzellente Dämp-fungsleistung bieten
kann, überfordert ihn eine .300 Winchester Magnum. Für Patronen mit
großer Hülse sollte man daher eher zu großvolumigeren Dämp-fern
greifen. Die Ergebnisse dieses Tests mit einer .308 Winchester sind
also nicht eins zu eins auf andere Kaliber übertragbar.
Ein weiterer Aspekt darf bei der Wahl des Schalldämpfers nicht
vernachläs-sigt werden: Je kürzer der Überstand des Dämpfers, je
kürzer der Lauf und je kompakter die Verschlusskonstruk-tion der
Büchse, desto näher rückt die Lärmquelle ans Ohr des Schützen. Ein
kompakter Dämpfer an einem 60-Zen-timeter-Lauf kann daher durchaus
ohr-freundlicher sein, als ein längerer Hoch-leistungs-Dämpfer an
einer Waffe mit 40 Zentimeter langem Stummellauf. Hier kommt es auf
den Einzelfall an.
VerSUchSaUfbaU der meSSUng
Es ist schwierig, bei der Vielzahl an Waffen mit
unterschiedlichen System- und Lauflängen sowie Treibladungen von
Patronen durch Messung einer ein-
zelnen Konfiguration eine seriöse allge-meingültige Aussage über
die Lärmbe-lastung am Ohr zu treffen. Daher haben wir an der
Messung des Schalldruckpe-gels in einem Abstand von einem Me-ter
neben der Mündung im 90°-Winkel zur Schussrichtung festgehalten.
Hier-durch wird eine optimale Vergleichbar-keit der technischen
Leistungsfähig-keit der unterschiedlichen Produkte erreicht.
Aus der Erfahrung heraus sollten Schalldämpfer eine
Schalldruckpegel-reduktion von etwa 30 Dezibel (C) bei der Messung
neben der Mündung er-zielen. Beim Einsatz an einer Repetier-büchse
mit einem 50 Zentimeter langen Lauf, treten dann bei den
allermeisten Jägern keine störenden Druckgefühle oder gar Schmerzen
im Ohr mehr auf, wenn ein Schuss abgegeben wird. Bei
Dämpfungsleistungen, die bei 25 De-zibel (C) oder darunter liegen,
ist ein Gehörschutz ratsam. Soll die Führig-keit der Waffe durch
einen sehr kur-zen Lauf verbessert werden, muss ent-sprechend mehr
Wert auf die Dämp-fung gelegt werden. Manche Hersteller bieten ihre
Modelle wahlweise mit ei-ner Einlage aus Stahlwolle an. Die in der
Werbung angepriesene deutliche Verbesserung der Dämpfung oder
des
Erstschuss-Verhaltens war in den meis-ten Fällen nicht
nachweisbar. Lediglich bei sehr kurz bauenden Modellen zeigte sich
teilweise eine erstaunliche Leis-tungssteigerung!
Mittlerweile gibt es auch Schnell-kupplungen auf dem Markt, die
die-sen Namen verdient haben: A-TEC bie-tet für den sehr leichten
Optima 45 das System A-LOCK mini an. Hier wird ein Adapter auf das
Mündungsgewinde auf-gedreht. Der Dämpfer wird dann darauf geschoben
und mit einer kurzen Dre-hung festgezogen. Ähnlich – wenn auch
konstruktiv anders aufgebaut – funk-tioniert die Schnellkupplung
von An-schütz. In beiden Fällen sollte der Adap-ter mittels Kleber
auf dem Mündungs-gewinde befestigt werden, ansonsten kann er sich
beim Entfernen des Dämp-fers lösen.
Wer seinem Gehör etwas Gutes tun möchte und einen Allrounder für
alle jagdlichen Situationen sucht, wird im Regelfall beim
Branchen-Standard lan-den: ein Schalldämpfer mit 50 Milli-metern
Durchmesser und einem Über-stand von 15 Zentimetern scheint der
beste Kompromiss zu sein. Entspre-chend dicht ist das Feld an
Produkten auf dem Markt: neben den Skandina-
2 mittels Ventilatoren lässt sich nicht nur das flimmern
über heißgeschossenen dämpfern wegblasen, es kühlt diese auch ab
und schützt vor beschädigungen.
1 dieses „guppenfoto“ zeigt alle getesteten
dämpfer auf einen blick.
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TiTelThemaTiTelThema 2524
weiter
1
2
Hersteller Modell Kaliber Durchmesser LängeNet
tolänge GewichtBlendenöffnung
Erstschussdämpfung
Folgeschussdämpfung
Erstschussknall
Overbarrel
ATEC
Millihertz .30 39,5 230 150 297 8,5 20,7 24,6 3,9 x
MegaHertz .30 64 233 153 517 8,5 33,6 34,86 1,26 x
MegaHertz+ .30 64 273 153 558 8,5 34,23 34,69 0,46 x
Carbon O3 .30 49,5 275 155 389 8,5 29,57 30,88 1,31 x
Optima 45 .30 44,5 232 150 310 + 8 8,5 24,11 26,7 2,59 x
87 Hertz .30 49,5 167 87 302 8,5 18,12 18,52 0,4 x
119 Hertz .30 49,5 199 119 343 8,5 25,13 27,71 2,58 x
150 Hertz .30 49,5 230 150 391 8,5 28,28 31,15 2,87 x
Ase Utra
SL7i .30 44,6 163 150 463 8,5 26,24 28,39 2,15
Jet-Z BL .30 39 200 187 573 + 113 8,6 26,03 30,26 4,23
SL5i .30 44,6 118 107 343 8,5 24,15 23,77 -0,38
Jet-Z Compact BL .30 39,4 205 178 573 8,6 26,03 30,26 4,23
SL9i .30 44,7 208 193 598 8,9 29,98 30,72 0,74
Jet-Z Compact .30 39,4 176 154 486 8,5 24,7 27,78 3,08
aimZonic
Triton 50 II .30 49,2 225 115 437 8,7 25,75 27,47 1,72 x
Triton 50 S .30 49,2 261 155 504 8,7 27,52 30,45 2,93 x
Triton 42 S .30 49,2 263 155 436 8,6 21,25 25,8 4,55 x
AnschützOverbarrel .30 50 246 184 470 9 25,14 27,3 2,16 x
Overbarrel Quick Connect 8 50 273 198 522 + 59 9,4 22,97 24,64
1,67 x
Brügger & Thomet
Tiger 8 40 198 184 338 10 19,66 22,15 2,49
Monoblock .30 50 238 223 548 9,2 23,75 27,25 3,5
BRTuoteFreyr & Devik
T8 .30 50,4 254 120 703 8,5 22,83 24,15 1,32 x
F320 8 52 225 145 319 9 25,41 27,77 2,36 x
Sauer Sauer Titanium Pro 8 50 214 131 280 9,1 19,77 25,77 6
x
BlaserBlaser Moderator .30 43 202 186 323 8,7 17,79 24,7
6,91
Blaser Silencer .30 44,5 231 155 365 8,6 25,42 27,71 2,29 x
Hausken
WD60 .30 63 224 150 426 8,5 32,9 33,2 0,3 x
Jakt JD 224 .30 50 224 150 310 8,5 30,99 31,54 0,55 x
Jakt JD 224 XTRM .30 50 224 150 423 8,5 32,2 32,7 0,5 x
Jakt JD 184 .30 50 184 107 297 8,5 20,23 26,13 5,9 x
Jakt JD 184 XTRM .30 50 184 107 330 8,4 31,27 30,03 -1,24 x
Jaki
Mini Sniper .30 50 200 185 440 8,8 28,05 30,49 2,44
RST Forest .30 44 129 117 479 8,8 22,62 24,39 1,77
3i .30 50 161 148 369 8,8 24,31 27,4 3,09
SemiClassic .30 50 224 129 482 8,8 24,89 28,26 3,37 x
Super Classic .30 50 251 155 535 8,8 28,39 30,44 2,05 x
Roedale Precision
ProX .30 44 279 199 534 8,7 23,77 26,98 3,21 x
Hunter 55 8 55 235 165 526 9 32,2 32,21 0,01 x
Sonic Sonic 45 8 44,7 265 111 466 9 22,6 22,74 0,14 x
Recknagel SOB1 .30 50 234 143 403 8,6 29,58 31,31 1,73 x
Schultz & Larsen
Ultra Venom Overbarrel .30 38 257 153 332 9 14,26 17,24 2,98
x
Superdome 44 Overbarrel 8 44 225 123 383 9,4 19,56 21,78 2,22
x
Venom Overbarrel .30 50 257 156 478 9 22,38 24,35 1,97 x
Venom Front .30 50 165 150 343 8,9 20,91 23,4 2,49
Stalon
W110 .30 49,5 240 110 382 8,5 25,19 28,07 2,88 x
W145 .30 49,5 275 145 435 8,5 28,41 30,23 1,82 x
Victor .30 41 230 130 283 8,5 19,16 25,02 5,86 x
Gewicht: Schalldämpfer + Schnelladapter; Kaliber.30 = 7,62
mm
ner durchschnittlichen Dämpfung von 30 Dezibel (C), aber einem
Erstschussknall von 24 Dezibel (C) insgesamt deutlich schlech-ter
geeignet als ein Konkurrenzprodukt, das durchgehend eine Reduktion
um 28 Dezibel (C) bietet.
Dieser jagdlichen Besonderheit wurde im Messaufbau Rechnung
getragen: Jeder Dämpfer wurde trocken und abgekühlt mit einer Serie
von fünf Schuss gemessen. An-schließend konnten die Dämpfer auf
Um-gebungstemperatur abkühlen und wur-den sorgfältig mit Pressluft
durchgeblasen, um eine erneute Fünf-Schuss-Serie durch-zuführen.
Nach erneuter Abkühlung und Befüllung mit Raumluft wurde ein
dritter Erstschuss gemessen.
kleineS loch, groSSe dämpfUng
Die Abstimmung der Blendenbohrungs-größe auf den
Geschossdurchmesser hat eine erhebliche Auswirkung auf die
erreich-bare Dämpfung. Sogenannte Multikaliber-Dämpfer, die für
eine ganze Kalibergruppe vorgesehen sind, haben daher im unteren
Rand des Patronenspektrums immer einen konstruktionsbedingten
Nachteil.
Die Dämpfer im Test, die für Patronen bis zu 8 mm ausgelegt
sind, schneiden daher im Vergleich zu .30er-Dämpfern etwas
schlechter ab. Bei einer Testwaffe (z. B. in 8x57 IS) ist zu
erwarten, dass sie im Ver-gleichsfeld etwas weiter vorne platziert
wären. Schade, dass die Hersteller offen-bar aus
betriebswirtschaftlichen Gründen den Fertigungsaufwand für eine
reinras-sige .30-Produktreihe scheuen: Der Hun-ter 55 von Roedale
Precision oder der Freyr & Devik F320 könnten sich bei einer
Mess-reihe mit einer Testwaffe in 8x57 IS wahr-scheinlich noch
weiter vorne platzieren.
Manche Hersteller statten ihre Produkte sogar mit sehr großzügig
dimensionierten Blendenbohrungen aus, obwohl die Mo-delle für das
Kaliber .30 ausgewiesen sind. Während die Platzhirsche einem
.30-Ge-schoss mit einem Durchmesser von 7,85 Millimetern gerade
einmal eine Blenden-öffnung von 8,5 Millimetern zur Verfü-gung
stellen, findet es bei Anschütz oder Schultz & Larsen eine
Öffnung zwischen 9 und 9,4 Millimetern vor. Auch wenn sol-che
Blendenöffnungen bei Fluchtungsfeh-
lern des Mündungsgewindes oder schlecht stabilisierten
Geschossen den Vorteil bie-ten, dass Blendenkontakte und eine
resul-tierende katastrophale Verschlechterung der Schussleistung
unwahrscheinlicher werden, sind die Einbußen an Dämpfungs-leistung
aber so gravierend, dass die Pro-dukte im direkten Vergleich
durchfallen.
faziT: fÜr jeden anSprUch waS dabei
Der Leiseste: Der A-Tec MegaHertz (499 €) verfügt über maximale
Dämpfung bei tole-rablem Gewicht und normalem Überstand: Wer sein
Gehör bestmöglich schützen will und dafür 60 Millimeter Durchmesser
in Kauf nimmt, findet hier die Top-Perfor-mance am deutschen
Markt.
Der Ausgewogenste: Der Recknagel SOB1 ist teuer (469 €), bietet
für seine Klasse aber nicht nur eine gute Dämpfung, son-dern
vereint trotz passablen Gewichts auch eine robuste Bauweise und die
Eignung für Magnum- Patronen.
Der Kompakteste: Wer Dämpfung im Be-reich „ear safe“ sucht,
trotzdem Wert auf maximale Führigkeit durch eine kurze Ge-samtlänge
sucht und eine .308 oder 8x57 führt, kommt mit dem Hausken JD184
XTRM (558,90 €) dem technisch erreich-baren Optimum hier sehr
nahe.
Der Beste für .308: Schießen, bis der Dämpfer rot glüht? Diese
Belastung steckt der Ase Utra SL-7i (409 €) ebenso problem-los weg,
wie eine Nachsuche. Wer maximale Belastbarkeit im jagdlichen
Einsatz sucht, ist mit diesem Stahldämpfer bei noch ak-zeptablem
Gewicht gut aufgestellt.
Der Preis-Leistungs-Sieger: So viel Dämpfung bei führigen
Dimensionen, niedrigem Gewicht und guter Fertigungs-qualität gibt
es nur beim A-Tec Hertz 150 (369 €). Nicht billig, sondern
preiswert – im besten Sinne des Wortes!
Wer genug Geld hat und keine Kompromisse möchte, leistet sich
ein leichtes und sehr gut dämpfendes Modell für die Jagd, er-gänzt
um einen Stahldämpfer als Arbeits-pferd für Nachsuche und
Schießkino!
w Weiteres Material finden Sie unter der QF-Nr. 709362 auf
www.jagderleben.de
27TiTelTHeMa
ende
