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www.medi-learn.de 29 3 rungen entsprechen den EPSPs und IPSPs (s. 2.2.2, S. 19) hauptsächlich von Pyramiden- zellen. Per Definition wurde festgelegt, dass positive Schwankungen den EPSPs in tiefe- ren Hirnrindenschichten oder IPSPs in ober- flächlichen Schichten entsprechen und negative Schwankungen den IPSPs in tiefe- ren oder EPSPs in oberflächlichen Schichten. Die verschiedenen Wellenformen unterschei- den sich in ihrer Frequenz. Hohe Frequenzen sind ein Zeichen für starke neuronale Aktivi- tät und gerichtete Aufmerksamkeit. In diesem Fall sind alle Kortexregionen dabei, verschie- dene Informationen zu verarbeiten. Du kannst dir das wie eine große Menschenmenge vor- stellen: Wenn alle gleichzeitig etwas anderes tun und erzählen, herrscht ein heilloses Durch- einander. Ebenso herrscht ein Durcheinander im EEG, wenn gleichzeitig alle Zentren arbei- ten. Die Wellen haben dann eine hohe Fre- quenz und eine niedrige Amplitude. Das nennt man desynchronisiertes EEG. Sprechen dage- gen alle Menschen gleichzeitig dasselbe, z. B. ein Gebet, wie in der Kirche, so können wir die einzelnen Worte verstehen und es herrscht eine gewisse Ordnung. Diesen Zustand spie- gelt ein EEG mit niedrigen Frequenzen und ho- hen Amplituden wider. Hier arbeiten die Zellen relativ synchron und es resultiert ein synchro- nisiertes EEG. Dies ist der Fall, wenn wir ent- spannen oder schlafen. Falls es dir zu viel ist, alle Frequenzen zu lernen, solltest du dir zumindest die Reihen- folge der Frequenzen der einzelnen Wellenty- pen merken: γ > β > α > θ > δ. Übrigens … Die Maximalvariante dieser Synchro- nisation ist die Epilepsie. Hier kommt es zu Krampfwellen mit niedriger Fre- quenz und sehr großen Amplituden. 3.2 EEG (Elektroenzephalogramm) Das EEG ist ein wichtiges diagnostisches Mit- tel in der Neurologie. Mit ihm können Krank- heiten wie die Epilepsie erfasst werden. Es spielt aber auch eine wichtige Rolle bei der Untersuchung des Schlafrhythmus. In diesem Abschnitt erfährst du, wie ein EEG entsteht und lernst die verschiedenen Wellen- typen kennen. Das ist sowohl prüfungsrele- vant als auch Grundlagenwissen für die Klinik. Um ein EEG zu registrieren, werden Elektro- den auf dem Schädel befestigt, die Potenzial- schwankungen registrieren. Diese Schwan- kungen spiegeln jedoch NICHT einzelne Aktionspotenziale wider, sondern die gesam- te synaptische Aktivität dieses Bereichs. Die so an den Synapsen registrierten Potenzialände- Bei Rechtshändern: linke Hemisphäre = verbal wie Sprechen, Le- sen und Schreiben, rechte Hemisphäre = nonverbal wie räumli- che Orientierung, geometrische Formen und Musik. Merke! Übrigens … Bei Split-brain-Patienten können Infor- mationen nicht mehr von einer zur an- deren Hemisphäre transportiert wer- den. So kann bei einem Rechtshänder ein Gegenstand nur durch Ertasten mit der rechten Hand benannt wer- den. Die Information gelangt von der rechten Hand in die linke Hemisphäre und wird in Wernicke und Broca (bei- de linksdominant) weiterverarbeitet. Tastet der Patient dagegen mit der lin- ken Hand, kann die Information nicht von der rechten Hemisphäre auf die linke (Sprachzentrum) übertragen wer- den. Der Gegenstand kann dann nur auf nonverbale Weise erkannt werden (z. B. durch Zeigen auf ein Bild). 3.2 EEG (Elektroenzephalogramm)

3.2 EEG (Elektroenzephalogramm) - medi-learn.de · 29 3 rungen entsprechen den EPSPs und IPSPs (s. 2.2.2, S. 19) hauptsächlich von Pyramiden-zellen. Per De˛ nition wurde festgelegt,

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Page 1: 3.2 EEG (Elektroenzephalogramm) - medi-learn.de · 29 3 rungen entsprechen den EPSPs und IPSPs (s. 2.2.2, S. 19) hauptsächlich von Pyramiden-zellen. Per De˛ nition wurde festgelegt,

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rungen entsprechen den EPSPs und IPSPs (s. 2.2.2, S. 19) hauptsächlich von Pyramiden-zellen.

Per De� nition wurde festgelegt, dass – positive Schwankungen den EPSPs in tiefe-

ren Hirnrindenschichten oder IPSPs in ober-� ächlichen Schichten entsprechen und

– negative Schwankungen den IPSPs in tiefe-ren oder EPSPs in ober� ächlichen Schichten.

Die verschiedenen Wellenformen unterschei-den sich in ihrer Frequenz. Hohe Frequenzen sind ein Zeichen für starke neuronale Aktivi-tät und gerichtete Aufmerksamkeit. In diesem Fall sind alle Kortexregionen dabei, verschie-dene Informationen zu verarbeiten. Du kannst dir das wie eine große Menschenmenge vor-stellen: Wenn alle gleichzeitig etwas anderes tun und erzählen, herrscht ein heilloses Durch-einander. Ebenso herrscht ein Durcheinander im EEG, wenn gleichzeitig alle Zentren arbei-ten. Die Wellen haben dann eine hohe Fre-quenz und eine niedrige Amplitude. Das nennt man desynchronisiertes EEG. Sprechen dage-gen alle Menschen gleichzeitig dasselbe, z. B. ein Gebet, wie in der Kirche, so können wir die einzelnen Worte verstehen und es herrscht eine gewisse Ordnung. Diesen Zustand spie-gelt ein EEG mit niedrigen Frequenzen und ho-hen Amplituden wider. Hier arbeiten die Zellen relativ synchron und es resultiert ein synchro-nisiertes EEG. Dies ist der Fall, wenn wir ent-spannen oder schlafen.

Falls es dir zu viel ist, alle Frequenzen zu lernen, solltest du dir zumindest die Reihen-folge der Frequenzen der einzelnen Wellenty-pen merken: γ > β > α > θ > δ.

Übrigens …Die Maximalvariante dieser Synchro-nisation ist die Epilepsie. Hier kommt es zu Krampfwellen mit niedriger Fre-quenz und sehr großen Amplituden.

3.2 EEG (Elektroenzephalogramm)

Das EEG ist ein wichtiges diagnostisches Mit-tel in der Neurologie. Mit ihm können Krank-heiten wie die Epilepsie erfasst werden. Es spielt aber auch eine wichtige Rolle bei der Untersuchung des Schlafrhythmus.In diesem Abschnitt erfährst du, wie ein EEG entsteht und lernst die verschiedenen Wellen-typen kennen. Das ist sowohl prüfungsrele-vant als auch Grundlagenwissen für die Klinik. Um ein EEG zu registrieren, werden Elektro-den auf dem Schädel befestigt, die Potenzial-schwankungen registrieren. Diese Schwan-kungen spiegeln jedoch NICHT einzelne Aktionspotenziale wider, sondern die gesam-te synaptische Aktivität dieses Bereichs. Die so an den Synapsen registrierten Potenzialände-

Bei Rechtshändern: – linke Hemisphäre = verbal wie Sprechen, Le-

sen und Schreiben, – rechte Hemisphäre = nonverbal wie räumli-

che Orientierung, geometrische Formen und Musik.

Merke!

Übrigens …Bei Split-brain-Patienten können Infor-mationen nicht mehr von einer zur an-deren Hemisphäre transportiert wer-den. So kann bei einem Rechtshänder ein Gegenstand nur durch Ertasten mit der rechten Hand benannt wer-den. Die Information gelangt von der rechten Hand in die linke Hemisphäre und wird in Wernicke und Broca (bei-de linksdominant) weiterverarbeitet. Tastet der Patient dagegen mit der lin-ken Hand, kann die Information nicht von der rechten Hemisphäre auf die linke (Sprachzentrum) übertragen wer-den. Der Gegenstand kann dann nur auf nonverbale Weise erkannt werden (z. B. durch Zeigen auf ein Bild).

3.2 EEG (Elektroenzephalogramm)