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Herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Zeppelinstraße 127/128, 14471 Potsdam. V.i.S.d.P. Projektbereich Medien, Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers, Mail: [email protected] Editorial Ein Jahr Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissen- schaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam: Vor fast genau einem Jahr wurde das ZMSBw als Ressortfor- schungseinrichtung des Bundes in Potsdam als Zusammen- schluss aus dem ehemaligen Militärgeschichtlichen For- schungsamt und dem einstigen Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr neu aufgestellt. Beide Forschungs- einrichtungen sollten als ZMSBw ein neues Ganzes bilden, so dass aus zwei unterschiedlichen Wissenschaftskulturen eine Einheit entsteht. Dieser Zusammenschluss des Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) und des Sozialwissenschaftlichen Institutes der Bundeswehr (SOWI) hat sich in vielerlei Hin- sicht bewährt. Das beweisen z. B. die Ergebnisse der For- schungsarbeit der vergangenen Monate – Neuerscheinun- gen, Forschungskooperationen, abgeschlossene Studien und internationale wissenschaftliche Tagungen. Dieser Newsletter gibt Ihnen einen Überblick über Hö- hepunkte der Forschungstätigkeiten der vergangenen Mo- nate, angefangen mit den jährlich stattfindenden Wissen- schaftstagen des Hermann-von-Helmholtz-Gymnasiums, auf denen sich das ZMSBw als moderne, interdisziplinär arbeitende Ressortforschungseinrichtung präsentierte über einen Informationsaustausch mit dem Department of War Studies des britischen Heeres und Kooperationsvereinba- rungen mit der österreichischen Landesverteidigungsaka- demie bis hin zur 55. Internationalen Tagung Militärge- schichte, die unter dem Motto: „Dynamik der Globalisierung. Das Deutsche Reich zwischen europäi- schem Staatenkonflikt und Weltkrieg, 1914-1918“ stand. Gleichzeitig werden Neuerscheinungen des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bun- deswehr vorgestellt und wichtige Termine bekanntgegeben. Newsletter Nr. 3 / 25. August 14 ZMS Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Villa Ingenheim, Dienstsitz des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr.

140822 Newsletter 3 - mgfa-potsdam.de · Das beweisen z. B. die Ergebnisse der For-schungsarbeit der vergangenen Monate – Neuerscheinun- gen, Forschungskooperationen, abgeschlossene

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Herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr,

Zeppelinstraße 127/128, 14471 Potsdam. V.i.S.d.P. Projektbereich Medien, Oberstleutnant Dr.

Heiner Möllers,

Mail: [email protected]

Editorial

Ein Jahr Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissen-schaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam: Vor fast genau einem Jahr wurde das ZMSBw als Ressortfor-schungseinrichtung des Bundes in Potsdam als Zusammen-schluss aus dem ehemaligen Militärgeschichtlichen For-schungsamt und dem einstigen Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr neu aufgestellt. Beide Forschungs-einrichtungen sollten als ZMSBw ein neues Ganzes bilden, so dass aus zwei unterschiedlichen Wissenschaftskulturen eine Einheit entsteht.

Dieser Zusammenschluss des Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) und des Sozialwissenschaftlichen Institutes der Bundeswehr (SOWI) hat sich in vielerlei Hin-sicht bewährt. Das beweisen z. B. die Ergebnisse der For-schungsarbeit der vergangenen Monate – Neuerscheinun-gen, Forschungskooperationen, abgeschlossene Studien und internationale wissenschaftliche Tagungen.

Dieser Newsletter gibt Ihnen einen Überblick über Hö-hepunkte der Forschungstätigkeiten der vergangenen Mo-nate, angefangen mit den jährlich stattfindenden Wissen-schaftstagen des Hermann-von-Helmholtz-Gymnasiums, auf denen sich das ZMSBw als moderne, interdisziplinär arbeitende Ressortforschungseinrichtung präsentierte über einen Informationsaustausch mit dem Department of War Studies des britischen Heeres und Kooperationsvereinba-rungen mit der österreichischen Landesverteidigungsaka-demie bis hin zur 55. Internationalen Tagung Militärge-schichte, die unter dem Motto: „Dynamik der Globalisierung. Das Deutsche Reich zwischen europäi-schem Staatenkonflikt und Weltkrieg, 1914-1918“ stand.

Gleichzeitig werden Neuerscheinungen des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bun-deswehr vorgestellt und wichtige Termine bekanntgegeben.

Newsletter Nr. 3 / 25. August 14

ZMS Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

Villa Ingenheim, Dienstsitz des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der

Bundeswehr.

2 Newsletter ZMSBw Nr. 3 / 25. August 14

Wissenschaftstage: Potsdamer Gymnasiasten informieren sich über die Arbeit des ZMSBw

Im Rahmen der jährlich stattfindenden Wissenschaftstage am Hermann-von-Helmholtz-Gymnasium hat der 11. Jahr-gang der Potsdamer Schule am 20. Februar 2014 das ZMSBw besucht und sich vor Ort über die Arbeit der His-toriker und Sozialwissenschaftler der Ressortforschungsein-richtung informiert. Dieter Kollmer und Markus Pöhlmann verdeutlichten den interessierten Schülern Strukturen und Arbeitsweisen des Zentrums unter anderem am Beispiel des Ersten Weltkrieges. Besonderes Interesse zeigten die Schü-lerinnen und Schüler an der Ausbildung der Bundeswehr-soldaten und welche unterschiedlichen Beiträge das ZMSBw dazu leisten kann. Aufgrund der positiven Reso-

nanz seitens der Gymnasiasten wird eine Fortsetzung der Veranstaltung im kommenden Jahr angestrebt.

Sandhurst: Informationsaustausch mit dem Department of

War Studies des britischen Heeres

Auf Einladung des Departments of War Studies der Royal Military Academy Sandhurst hielt der Historikerstabsoffi-zier des ZMSBw, Dr. Dieter H. Kollmer, am 13. März 2014 im Rahmen der WARDIG-Lecture einen Vortrag über die Geschichte der Offiziersausbildung im deutschen Heer seit 1806. Vor dem Hintergrund einer grundlegenden Reform der Ausbildung des britischen Offiziersnachwuch-ses stieß der Vortrag auf großes Interesse. Insbesondere die deutschen Erfahrungen mit der akademischen Ausbil-dung von Offizieren fanden in der nachfolgenden Diskus-

sion das besondedre Interesse des Publikums. Diese aktu-elle Thematik aber auch grundsätzliche Fragen der Offi-zierausbildung und die Bedeutung von (Militär-)Geschichte für moderne Streitkräfte konnten in nachfol-genden Gesprächen und Begegnungen vertieft werden. Aufgrund der positiven Resonanz seitens des Lehrkörpers in Sandhurst wird eine Fortsetzung des Informationsaus-tausches mit dem Department of War Studies der Royal Military Academy angestrebt. (dhk)

Kooperation zwischen österreichischer Landesverteidigungsakademie und ZMSBw

Am 2. April 2014 haben der Kommandant der Landes-verteidigungsakademie des österreichischen Bundeshee-res (LVAk), Generalleutnant Mag. Erich Csitkovits, und der Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack, eine Absichtserklärung über die zukünftige Kooperation ihrer Dienststellen un-terzeichnet.

Beide Einrichtungen beabsichtigen die Zusammenar-beit in Bereichen von gemeinsamen Interessen zu stärken. Angesichts der Tätigkeit in Forschung und Ausbildung in den Bereichen Militärgeschichte und Sozial- und Human-

wissenschaften soll das gegenseitige Verständnis über Mandate und Aktivitäten gefördert werden.

Hierzu wird einmal pro Jahr in gemeinsamen Konsulta-tionen ein Arbeitsprogramm festgeschrieben, das sich auf gemeinsame Projekte und Initiativen erstreckt. Es soll zudem der gegenseitigen Information über Aktivitäten und Veranstaltungen dienen.

LVAk und ZMSBw beabsichtigen durch das Identifizie-ren von Synergien in der Arbeit ihrer Institutionen wie auch durch den Austausch von Wissenschaftlern und Dozenten ihre Positionen als Forschungseinrichtungen international zu stärken. In beiden Häusern wurden bereits erste Projekte

Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe

11 des Hermann-von-Helmholtz-Gymnasiums zu

Besuch am ZMSBw.

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identifiziert, die sich durch eine gegenseitige Kooperation bereichern ließen.

Militärhistorische Tagung der Luftwaffe am ZMSBw

Seit 2008 findet im zweijährigen Rhythmus die Militärhis-torische Tagung der Luftwaffe als Kooperationsveranstal-tung der Luftwaffe mit dem ehemaligen Militärgeschichtli-chen Forschungsamt (MGFA) in Potsdam statt.

Am 9. und 10. April 2014 trafen sich im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundes-wehr (ZMSBw) unterstützt durch die Interessengemein-schaft Deutsche Luftwaffe e.V. (IDLw) Wissenschaftler/-innen »aus der Truppe«, der Forschung, der Lehre und der Wirtschaft zum nunmehr vierten Male. Die Grußworte der Schirmherren Hans-Hubertus Mack (Potsdam) und Lutz Kohlhaus (Kommando Luftwaffe Berlin) erläuterten ein-gangs Sinn, Zweck und Anspruch der Veranstaltung, die nicht nur in ihrer Multiplikatorenwirkung Einzigartigkeit besitzt.

Als Austauschplattform neuester Forschungsergebnisse zur Geschichte der deutschen Luftstreitkräfte liefert die Tagung aus einer multiperspektivischen Betrachtung einen Beitrag zur historischen Bildung in der Luftwaffe und darüber hinaus. Die Chance, interdisziplinäre Forschungs-ansätze zu wählen, bereits »gültige« Ergebnisse auf dieser Basis neu zu beleuchten, um schließlich einen erweiterten Dialog über die Geschichte der Luftwaffe anzustoßen,

wolle man künftig weiter nutzen. Denn – und dies zeige sowohl die thematische Breite der Vorträge als auch das im Allgemeinen gesunkene Durchschnittsalter von Publi-kum und Vortragenden – es müsse neben der Beleuchtung bisher eher randständiger Themenbereiche eine »Weiter-entwicklung der Tagung« erfolgen; ein Weiterdenken in aktuellsten Debatten und unter Aufnahme größtmöglichen akademischen Inputs aller Nachbardisziplinen. Fast unhin-terfragt blieben allerdings der Einsatz bewaffneter Droh-nen, das »tradierte« Verständnis vom Team Luftwaffe und dessen Definition sowie die Möglichkeit, im Sinne einer Kulturgeschichte der Gewalt Strukturen, Prozesse und Personen im Umfeld der militärischen Luftfahrt seit ihrem Beginn neu einzuordnen. Anfänge und Einsichten des Letztgenannten waren erkennbar; eine Vertiefung und Fortführung muss aber künftig zwingend stattfinden, will man den Aufhänger der »Modernen Militärgeschichte« nicht nur um seiner selbst Willen im Tagungsprogramm führen. Daniel Schilling (Den ausführlichen Tagungsbericht finden Sie unter: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5458)

Generalleutnant Mag. Erich Csitkovits (Kommandant LvAk) und Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack (Kommandeur ZMSBw).

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55. Internationale Tagung Militärgeschichte des ZMSBw: Langstrecke statt Kurzsprint:

Erster Weltkrieg als globaler Krieg

Am 2. Juni 2014 eröffnete Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack, der Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) die 55. Internationale Tagung für Militärgeschichte in Potsdam. Sie stand unter dem Motto: »Dynamik der Globalisierung. Das Deutsche Reich zwischen europäischem Staatenkonflikt und Weltkrieg, 1914-1918«.

27 führende Historikerinnen und Historiker aus vier Nationen referierten in fünf Sektionen: Impulsvorträge, Vorkrieg, Globalisierung als Gefahr, Globalisierung als Strategie sowie Erfahrung und Deutung des Weltkrieges. 123 Gäste aus 14 Nationen, darunter aus Afrika und Süd-osteuropa hörten vier Tage lang die Vorträge und disku-tierten rege.

Mack führte weiter aus: »Dass das Schicksal der Länder des Balkans in besonderer Weise mit dem Krieg von 1914-18 verknüpft ist, dürfte in dieser Runde nicht neu sein. Dass der Weltkrieg zwar in Europa gemacht wurde, ohne die – freiwilligen und unfreiwilligen – Leistungen Afrikas und seiner Menschen gar nicht vorstellbar gewesen wäre, ist eine Erkenntnis, die in der breiten Öffentlichkeit hierzulande vergleichsweise weniger bekannt sein dürfte. Ich hoffe, dass die Tagung dieses Verständnis erweitert. «

Ein Höhepunkt der Tagung war der öffentliche Abendvortrag »Der Preis der europäischen Expansion. Der Erste Weltkrieg und die Geschichte der Globalisie-rung« von Prof. Stig Förster aus Bern. Er verwies darauf, dass der Hauptkriegsschauplatz 1914-1918 zwar in Euro-pa lag, dass aber nicht vergessen werden dürfe, »in wel-

chem Ausmaß und mit welch gravierenden Folgen auch in anderen Teilen der Welt gekämpfte wurde«. Zudem wur-den aus Amerika, Afrika und Asien »Millionen von Solda-ten und Arbeitern zu den Kriegsschauplätzen verschickt. Letztere lagen eben nicht nur in Europa. Der ganze Nahe Osten stand in Brand. In Ostasien wurde zumindest kurz-zeitig gekämpft. Zentralasien wurde durch den Aufstand von 1916 zum Schauplatz einer humanitären Tragödie. In Afrika dauerten die Kämpfe um die deutschen Kolonien zum Teil Jahre. «

Wie Förster ausführte endete der Krieg selbst keines-wegs am 11. November 1918,: »Russland versank für Jahre in einem schauerlichen Bürgerkrieg, dem ein Krieg gegen das wiedererstandene Polen folgte. Auch anderswo in Eu-ropa gab es Aufstände und Bürgerkriege. Im Nahen Osten folgten zum Teil massive militärische Auseinandersetzun-gen um das Erbe des Osmanischen Reiches. In Libyen wurde mit extremer Gewalt die im Weltkrieg geschwächte Kolonialherrschaft Italiens durchgesetzt. « Laut Förster waren die beiden Weltkriege »ein hoher Preis für den Pro-zess Globalisierung, welcher die Welt vernetzt hatte«.

Mack schloss die Tagung: »Ich habe eingangs darauf hingewiesen, dass unser Engagement beim Thema Erster Weltkrieg ein mittelfristiges ist. Es gleicht eher einem Langstreckenlauf als einem Sprint. Ich werde sie also heute nur auf die erste Etappe entlassen. Ich bin mir sicher, dass wir uns in den kommenden Jahren noch bei einigen Zwi-schenhalten wieder sehen werden. «

Harald Potempa

Österreichisch-deutsches Symposium zum Ersten Weltkrieg in Wien

Mit dem doppeldeutigen Motto »Kriege gehören ins Museum« begrüßte Hofrat Dr. Christian Ortner am 16. Juni 2014 die 120 Tagungsteilnehmer. Der Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) eröffnete das Symposium »Die Mittelmächte und der Erste Weltkrieg«. Sein deutscher Mitveranstalter, Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack, Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam, schloss sich dem gerne an. »Wir werden unsere Erkenntnisse und Erfahrungen zum Ersten Weltkrieg zusammentragen.« Dies taten die 31 Referentinnen und Referenten aus Österreich und Deutschland dann auch drei Tage lang ausgiebig in der Landesverteidigungs-

akademie sowie im HGM. Die Mittelmächte, also Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und das Osmanische Reich, standen im Vordergrund. Daher wurde der Schwerpunkt weniger auf die in Deutschland so wichtige Westfront gelegt. Vielmehr ging es um die Ostfront, um Serbien, um die Italienfront, den Krieg in Mazedonien, in Palästina und in Mesopotamien (heutiger Irak). Das Geschehen zu Lande, in der Luft und zu Wasser wurde beleuchtet. Darüber hinaus kamen die Kriegsgefangenen, die Heimatfront, der Hunger und das Leid der Bevölkerung zur Sprache. Am Beispiel Wien stellte Dr. Claudia Reichl-Ham die katastrophale Versorgungslage dar: Lebensmittelkarten, Schlangen vor

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den Geschäften, Hamsterfahrten und die Anlage von Schrebergärten. Weitere Themen waren Kriegsgräber, Besatzungspolitik, Kriegswirtschaft, Schlachtfeldarchäo-logie und Kunst im Krieg. Im Dienste von Kriegspresse-quartiers sowie des Kriegsarchives standen 1914-1918 namhafte Literaten: Stefan Zweig, Rainer Maria Rilke, Egon Erwin Kisch, Robert Musil, Franz Werfel u.v.a. Die Bemühungen um einen Friedensschluss kamen ebenso

wenig zu kurz, wie die neutralen Länder oder die Kriegs-zielpolitik. »Der Krieg sprengte alle Dimensionen und alle Leute haben sich getäuscht«, sagte Dozent Dr. Wolfgang Maderthaner und Mack ergänzte: »Der Erste Weltkrieg hat Europa verändert.« Dies eindrucksvoll gezeigt zu haben, ist das Verdienst der österreichisch-deutschen Tagung.

Harald Potempa

»Der Erste Weltkrieg in der Vitrine«

Die Bibliothek des ZMSBw hat einen Bestand zur Mili-tärgeschichte, der in Deutschland einmalig ist. In den letzten Monaten waren einige Bände gefragt, um sie in Ausstellungen über den Ersten Weltkrieg zu präsentieren. So sind folgende Werke zur Zeit in deutschen Museen zu betrachten:

In Magdeburg findet vom 10. April bis zum 30. Septem-ber die Ausstellung »Jüdische Soldaten Magdeburgs im Ers-ten Weltkrieg« im Kulturhistorischen Museum Magdeburg im Rahmen der Schau »Erziehung zum Krieg. Gesellschaft, Schule, Familie zwischen 1900 und 1918«. http://www.khm-magdeburg.de/

Das Deutsche Historische Museum zeigt vom 29. Mai bis

zum 30. November die Ausstellung »Der Erste Weltkrieg 1914-1918“. Als Leihgabe liegt dort ein Buch über die Isonzoschlacht aus der Bibliothek des ZMSBw. http://www.dhm.de/ausstellungen/der-erste-weltkrieg.html

Ab Ende August wird die Deutsch-Japanische Gesell-schaft Berlin Tagebücher und Fotos aus dem Gefangen-genlager für deutsche Kriegsgefangene in Bando in Japan zeigen. http://www.djg-berlin.de/index.htm

Themenreise des Auswärtigen Amtes zu Gast am ZMSBw

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Themenreise „Deutschlands Umgang mit der Geschichte des 20. Jahr-hunderts anlässlich des 100. Jahrestages des Ausbruchs des

Ersten Weltkriegs und des 75. Jahrestags des Zweiten Welt-kriegs“ der Bundesregierung waren am Nachmittag des 29. Juli zu Gast am ZMSBw. Vom 27.07. bis zum 2.08.2014

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absolvierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus internationalen Journalisten, Multiplikatoren und Experten zum Ersten und Zweiten Weltkrieg bestanden und z. B. aus Chile, Frankreich, Russland, Estland, Neuseeland, Spanien, Kasachstan, Iran, Armenien oder Japan kamen, ein an-spruchsvolles Programm. Im Rahmen dieser Themenreise sollten Beispiele für Gedenken in Deutschland präsentiert und darüber resümiert werden, welche Konsequenzen aus diesen Erfahrungen in beiden Weltkriegen resultieren. Oberst Dr. Gerhard Groß, der die Besucherinnen und Be-sucher in Empfang nahm, führte hierzu aus, dass der Erste Weltkrieg für viele Nationen der „zentrale Große Krieg“ war – in der deutschen Erinnerungskultur allerdings vom Zweiten Weltkrieg überlagert würde, so dass ein kollektives Erinnern nicht stattfand. Dennoch ist das Thema „100 Jahre Erster Weltkrieg“ auch in der deutschen Gesellschaft angekommen. Warum ist 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges dieser Krieg wichtig geworden? Für Europa ist er wichtig, so Oberst Groß, da Großmachtpoli-tik, die für das 21. Jahrhundert nicht mehr gelten sollte, wieder erschreckend real ist. Der Erste Weltkrieg war aber auch der erste totale Krieg, er wurde in der Luft, in den Gebirgen über und unter Wasser, aber auch den Kolonien ausgefochten. Die Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg waren zudem Triebfeder für weitere Bewegungen oder gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, wie z. B. für die Unabhängigkeitsbewegungen in den Kolonien oder eine verstärkte Emanzipation der Frauen. Somit hat der Erste

Weltkrieg, als erster industrialisierter Krieg unter Einbezie-hung der Bevölkerung, eine besondere Bedeutung, mit dem gleichzeitig eine neue Epoche – das Zeitalter der Weltkriege – begann. Auf diese Weise ließ sich feststellen, dass aktuelle Konflikte und Krisenherde durchaus ihre Wurzeln in dem Zeitalter der Weltkriege haben und ohne Kenntnis dieser Zeitspanne nicht vollständig zu erschließen sind.

Die rege Diskussion im Anschluss des Vortrages ver-deutlichte, wie wichtig es weiterhin ist aus dem Zeitalter der Weltkriege zu lernen.

Neuerscheinungen

Das Eiserne Kreuz

Das Eiserne Kreuz. Die Geschichte eines Symbols im Wandel der Zeit. Mit Beiträgen von Harald Potempa, Heinz Stübig, Ina Szymnau, Veit Veltzke und Frank Wernitz. Im Auf-trag der Deutschen Kommission für Militärgeschichte sowie des Zent-rums für Militärgeschichte und Sozi-alwissenschaften der Bundeswehr hrsg. von Winfried Heinemann,

Potsdam: ZMSBw 2014, 67 S. (= Potsdamer Schriften zur Militärgeschichte, 24), 7,00 Euro, ISBN 978-3-941571-30-3.

Sonderfall Bundeswehr?

Streitkräfte in nationalen Per-spektiven und im internationa-len Vergleich.

Im Auftrag des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwis-senschaften der Bundeswehr her-ausgegeben von Heiner Möllers

und Rudolf J. Schlaffer, München: Oldenbourg 2014 (= Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, 12), 398 S., 39,95 Euro, ISBN 978-3-11-034812-5.

»From Venus to Mars?

Provincial Reconstruction Teams and the European Military Expe-rience in Afghanistan, 2001-2014.

Im Auftrag des Zentrums für Mi-litärgeschichte und Sozialwissen-schaften der Bundeswehr, heraus-gegeben von Bernhard Chiari in Zusammenarbeit mit Thijs Bro-cades Zaalberg, Nicola Labanca

und Ben Schoenmaker, Freiburg i.Br., Berlin, Wien: Rombach 2014 (= Neueste Militärgeschichte. Analy-sen und Studien, 3), 476 S., 48,00 Euro, ISBN 978-3-7930-9771-6.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Themenreise »Deutschlands Umgang mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts« des Auswärtigen Amtes zu Gast am ZMSBw.

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»Studie zur Attraktivität der Mannschaftslauf-bahn der Bundeswehr« (Jana Hennig)

»Im Mittelpunkt dieser Studie steht die Attraktivität der Mannschafts-laufbahn der Bundeswehr aus der Sicht der Jugendlichen.

Insbesondere wurden folgende Fragen untersucht: Welches An-sehen genießen die Laufbahnen der Bundeswehr bei den Jugendli-chen im Vergleich zu verschiede-nen anderen Berufsgruppen? Wel-

che Vorstellungen verbinden die Jugendlichen mit der Mannschaftslaufbahn der Bundeswehr? Wie groß ist bei den Jugendlichen das Interesse an einer Verpflich-tung als Soldat/Soldatin der Mannschaftslaufbahn?« »Ergebnisse der repräsentativen Bundesweh-rumfrage zur Vereinbarkeit von Dienst und Privat- bzw. Familienleben« (Thomas Bulmahn, Jana Hennig, Chariklia Höfig, Meike Wanner)

»Im Mittelpunkt der Studie stehen die familiäre Situation der Solda-tinnen und Soldaten, das wahrge-nommene Ausmaß der dienstlichen

Belastungen und die sich daraus ergebenden Beeinträch-tigungen für das Privat- und Familienleben, die persön-lichen Strategien zur Bewältigung von familiären Ver-pflichtungen und dienstlichen Belastungen, die Wahrnehmung und Nutzung von Angeboten der Bun-deswehr zur besseren Vereinbarkeit von Dienst und Familie, die Bewertung der Vereinbarkeit von Dienst und Familie, die wahrgenommene Work-Life-Balance sowie die Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensberei-chen und mit dem Leben insgesamt.« »Afghanistanrückkehrer. Der Einsatz, die Lie-be, der Dienst und die Familie: Ausgewählte Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Lang-zeitbegleitung des 22. Kontingents ISAF« (Anja Seiffert, Julius Heß)

»Die vorliegende Studie fokussiert auf die langfristigen Folgen und Wirkungen von Ein-satzerfahrungen. Im Folgenden werden wesentliche Ergebnisse der Befragung zum Themenfeld ›Ein-satz, Liebe, Dienst und Familie‹ zusammengefasst. Die ›Focus-Back-Talk‹-Gespräche, die das Team im Laufe der vergangenen zwei Jahre mit Angehörigen des Kontingents

geführt hat, fließen als Kontextinformation mit ein.«

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Termine

18.09.2014 In der Reihe der Potsdamer Vorträge zu Militärgeschichte und Sozialwissenschaften trägt am Donnerstag, 18. September 2014, um 18:00 Uhr Wiss. Dir. Dr. Heiko Biehl am ZMSBw vor zum Thema: »Zwischen freundlichem Desinteresse und Sucht nach Anerkennung – Bundeswehr und Gesellschaft nach Aussetzung der Wehrpflicht«.

24.10. bis 26.10. 2014 „Der Erste Weltkrieg zur See“, Tagung in Wilhelmshaven, im Columbia-Hotel

Der Erste Weltkrieg war in erster Linie ein Krieg, der an verschiedenen Fronten im West-, Ost- und Südeuropa, aber auch im Mittleren Osten, in Afrika und im Fernen Pa-zifik ausgefochten wurde. Der Erste Weltkrieg war aber auch von Beginn an ein

Seekrieg, der auf den Ozeanen der Welt ausgetragen wurde. Diesen Aspekt will eine internationale Tagung in den Blick nehmen, die das Deutsche Marinemuseum Wilhelmshaven, das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissen-schaften der Bundeswehr und der Freundeskreis Marineschule Mürwik veranstalten«.

Weitere Termine, aktuelle Informationen und Ankündigungen

finden Sie auf unserer Homepage unter:

http://www.mgfa.de/.