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n Das Leben ist bunt – Die Wirkung der Farben n Biedermeier n n Wer uns stets vom Müll befreit – Die drei von Kolonne vier n n Es werde Licht! Aber richtig! n Möbel – Wie wir morgen wohnen n 02 12

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n Das Leben ist bunt – Die Wirkung der Farben n Biedermeier n n Wer uns stets vom Müll befreit – Die drei von Kolonne vier nn Es werde Licht! Aber richtig! n Möbel – Wie wir morgen wohnen n

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2 E d i to r i a l | i n h a lt

Liebe Leserinnen und Leser,

das neue Jahr hat begonnen, mit neuen Herausforderungen, Versuchungen und Chancen. Viele Menschen nehmen den Jahres-anfang zum Anlass, etwas in ihrem Alltag zu verändern – sei es eine Kleinigkeit oder etwas Grundlegendes, privat oder beruflich. Auch wir haben uns etwas vorgenommen, Altes hinterfragt und Neues gewagt. Das Ergebnis halten Sie in der Hand: „Ihr“ Magazin mit einem frischen Anstrich und einer neuen Struktur.

Moderner, aber auch persönlicher und wohnlicher ist die neue Ausgabe geworden. Nach dem Blick ins Unternehmen bleibt das Thema Wohnen im Mittelpunkt. Wir stellen Ihnen in diesem Heft und in den folgenden aktuelle Trends vor, zeigen wie man in frü-heren Epochen lebte, liefern kreative Ideen und haben verschiede-ne Fachleute um praktische Tipps gebeten. Das schönste Reich ist

jedoch wenig wert, wenn man darin nicht die Seele baumeln las-sen kann. Deshalb widmen wir uns auch Wohlfühlthemen, und zu guter Letzt verraten kleine und große Experten ihre persönlichen Lese-, Hör- und Seherlebnisse.

Lassen Sie sich inspirieren. Vielleicht finden Sie einen Tipp, der Sie bei einem Ihrer guten Vorsätze unterstützt. Möchten Sie zum Beispiel mehr Farbe im Leben, sich in Ihrer Nachbarschaft enga-gieren oder häufiger zum Buch statt zur Fernbedienung greifen?

Ein beschwingtes Jahr 2012 wünscht Ihnen Kirstin Rüther

UntEr Uns 3 Vitamus nis ma volupta tiatur 4 A quiaero vitamus nis ma volup 4 Quatusam, a quiaero

UntEr dEr lUpE 5 aktuell | Das große Fasten

UntEr diE haUt 6 Wohlfühlen | Guten Abend, gute Nacht

UntEr MiEtEr(n) 7 Wohnen aktuell | imm cologne: Wie wir morgen wohnen 8 Wohnen praktisch | Es werde Licht! Aber richtig! 9 Wohnen damals | Von wegen bieder, das Biedermeier10 Wohnen kreativ | Das Leben ist bunt12 rund ums haus | Die drei von Kolonne vier

UntErhaltUng14 nachwuchs | Tipps von und für Kinder15 service | Lese-, Hör- und Sehempfehlungen von Experten

i M p r E s s U M

Magazin für UnsFür Mieter und Genossenschaftsmitglieder

herausgeber und Verlag:Haufe-Lexware GmbH & Co. KGStandort HamburgTangstedter Landstraße 8322415 HamburgTelefon: 040 | 52 01 03 - 61Fax: 040 | 52 01 03 - 14E-Mail: [email protected]

© Alle Rechte beim Herausgeber. Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages.

redaktion: Thomas Chiandone (V.i.S.d.P.)Kirstin Rüther (redaktionelle Leitung)

Für Beiträge, Fotos und Anzeigen der Unternehmensseiten sind die jeweiligen Wohnungsunternehmen verantwortlich.

layout: Chidisign, München

fotos: Titel: Fotolia©arquiplay77

S. 5: Fotolia©sumnersgraphicsinc, Fotolia©Jiri Hera, Fotolia©Marianne MayerS. 6: Fotolia©Lev DolgatsjovS. 7: imm cologne S. 8: Torsten Cramer | quergedacht 08/16, Foscarini, Tobias GrauS. 9: Belser Verlag, Tapete von Fotolia©ButchS. 10: Fotolia©elsar, Fotolia©Scanrail, Fotolia©arquiplay77S. 11: Fotolia©Nataliya Kashina, Fotolia©auris, Fotolia©serdar akbulutS. 12: Stefan Albrecht

S. 13: Stefan AlbrechtS. 14: Lufthansa Technik | Sonja Brügge-mann, Corina Picker, Fotolia©Jan MatoskaS. 15: Thalia, Saturn, Diogenes Verlag, Kne-sebeck Verlag, Wingenfelder:Wingenfelder GbR, Rhino (Warner), Ben Foitzik, Sony

herstellung: Timm Specht Druck & Produktion GmbHGrindelberg 13 - 1720144 Hamburg

druck: Liekfeld Druck, Neumünster

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5U n t E r d E r lU p E

das große fasten„Am Aschermittwoch ist alles vorbei!“ Das ausgelassene Treiben und ungehemmte Flirten, wie es im berühmten Karnevalslied heißt, aber auch jegliche andere Vergnügen. Schluss mit lustig. Zumindest die nächsten 40 Tage, genau genommen sogar die nächsten 46 Tage.

Wussten Sie, dass Sonntage vom Fasten ausgenommen sind? Als Kind, aufgewach-sen in einem streng katholischen Haushalt, wäre ich äußerst dankbar für diese Infor-mation gewesen. Dann hätte ich die lange Durststrecke besser überstanden und mich nur von Sonntag zu Sonntag hangeln müs-sen. Somit war ich gezwungen, vor der Fas-tenzeit tonnenweise Schokoriegel in mich hineinzustopfen, so dass ich bis Ostern einigermaßen vom Zuckerdepot zehren konnte. Im Ernst: Man verzichtet sieben-einhalb Wochen auf Süßes und wird an Ostern wieder mit Schokoladeneiern, -häs-chen und -küken in allen Variationen bom-bardiert? Das ist doch fast so, als gebe man einem Drogenjunkie nach dem Entzug den Stoff zurück.

Der Sinn der Fastenzeit hat sich mir als Kind nie erschlossen. Durch Fasten von Sünden reinwaschen, um dann wie-der hemmungslos reinhauen zu können? Durch Verzicht, wie einst Jesus beim 40-tä-gigen Fasten in der Wüste der Versuchung widerstanden hat, die eigene Gier zügeln? Die Gier, die dann an Ostern, ein Fest, das meist im himmlischsten Schlaraffenland stattfindet, wieder kräftig geschürt wird. Und ist das Verzicht und Buße, wenn man

am Karfreitag, dem strengsten Fastentag, statt des verbotenen Fleisches eine Forelle blau serviert bekommt? Wahrscheinlich nicht nur meines Vaters Lieblingsgericht.

Sei’s drum. Wir sind längst im 21. Jahrhundert. Offen für alles und tolerant. Und 12 Millionen Bundesbürger können nicht irren, sage ich mir. So viele wollen nämlich laut einer Forsa-Umfrage für den Stern in der Fastenzeit auf bestimmte Nah-rungs- und Genussmittel verzichten. Ich muss gestehen: Vielleicht ist es mal ganz angebracht, mindestens einmal im Jahr die lieb gewonnenen Gewohnheiten aufzubre-chen und seinen Alltagstrott zu überden-ken. Sollte ich mich anschließen? Es muss ja nicht gleich die Höchststrafe sein, die Verbannung von Schokolade. Ich könn-

te ja auch aufs Fernsehen verzichten. Statt E-Mails und Kurzmitteilungen zu schrei-ben nur noch telefonieren, persönlich kommunizieren. Ich weiß nicht, ob Gott zu mir sprechen wird. Aber das Leben wird sicherlich anders. Vielleicht nur siebenein-halb Wochen. Vielleicht aber auch länger. Einen Versuch ist es wert. n

Aschermittwoch fällt in diesem Jahr auf den 22. Februar, Ostersonntag ist 46 Tage später, am 8. April.

HistorieMit dem Fasten begann man be-reits im zweiten Jahrhundert nach Christus, anfangs aber nur zwei Tage vor Ostern. Im dritten Jahr-hundert weitete sich die Abstinenz auf die komplette Karwoche aus, im vierten Jahrhundert waren es bereits 40 Tage, wobei die Sonn-tage seit dem Jahr 1095 nicht als Fastenzeit galten. Die Fastenzeit umfasst also 46 Tage. Eine andere Lesart der 40 Fastentage schließt die Sonntage mit ein und bezieht sich auf den Zeitraum von Ascher-mittwoch bis Palmsonntag. Da-nach folgt die Karwoche.

Im Mittelalter war die Fastenzeit, in reformatorischen Kirchen auch als Passionszeit bekannt, noch sehr streng. Umso mehr wurde die Fast-nacht gefeiert, das große Festmahl vor Aschermittwoch, bei dem alle Lebensmittel, die in der entbeh-rungsreichen Fastenzeit verderben konnten, gegessen wurden. Erst im 15. Jahrhundert wurden in der Fastenzeit wieder Milchprodukte erlaubt, im 20. Jahrhundert kam auch wieder Fleisch auf den Tisch, und es durfte getanzt werden. In der römisch-katholischen Kirche gilt die Fastenzeit als Bußzeit. In der evangelischen Kirche wird das Fasten nicht so streng gehand-habt. Martin Luther hielt nicht viel davon. Beliebt ist jedoch seit den 1980er Jahren die Fastenaktion der Evangelischen Kirche: „7 Wochen ohne“. 2 Millionen Menschen neh-men inzwischen jährlich daran teil.

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6

Jeder zweite Erwachsene kommt nachts schlecht zur Ruhe. Jeder Zehnte leidet an akuten Schlafstörungen. Dabei ist Schlaf wichtig für Körper, Geist und Seele: Abwehrkräfte werden trainiert, Hautschäden repariert, selbst das Gehirn läuft auf Hochtouren.

Wer nicht schlafen kann, sollte es ler-nen. Denn die Konsequenzen chronischer Schlafstörungen sind nicht zu unterschät-zen: „Nicht nur, dass die Betroffenen we-niger leistungsfähig sind und sich schlapp fühlen; häufig kommt es zu Depressionen, Bluthochdruck oder Erkrankungen der Herzkranzgefäße“, warnt Prof. Dr. Jürgen Zulley, ehemaliger Leiter des Schlafmedi-zinischen Zentrums an der Uni Regens-burg und Gründer einer Schlafschule. Seit über zehn Jahren bringt er nun schon allzu wachen Menschen das Schlafen bei.

„Wichtig ist, dass jeder seinen per-sönlichen Schlafrhythmus kennenlernt“, sagt Prof. Zulley. „Die einen gehen lieber früher ins Bett, die anderen später. Zudem ist die Volksweisheit, dass der Mensch acht Stunden Schlaf braucht, ein Gerücht. Einige kommen auch mit fünf Stunden aus. Die sollte man dann allerdings auch durchschlafen.“

Vorbereitung auf die Nachtruhe

Die erste Lektion lautet Entspannung. Man müsse seinen Körper abends langsam runterfahren, erklärt Zulley. „Manchmal hilft schon ein halbstündiger Spaziergang.

Sport löst mentale Spannungen. Aber kein Extremsport. Das bedeutet wiede-rum Stress.“ Auch Magnesium hemmt die Ausschüttung von Stresshormonen. Essen Sie also lieber magnesiumreiche Kost statt schwer Verdauliches. Und mei-den Sie Koffein, Nikotin und Alkohol vor dem Schlafengehen. Alkohol macht zwar müde, führt aber zu wiederkehrenden Aufwachreaktionen und stört so die ge-sunde Abfolge von Tiefschlaf- und Traum-phasen. Bessere Schlummertrunks sind Kräutertee und heiße Milch mit Honig – nebenbei ein wunderbares Einschlafritual. Auch Entspannungstechniken wie autoge-nes Training und Yoga, Atemübungen und progressive Muskelentspannungen sowie lauwarme Bäder mit Lavendel- und Melis-senöl helfen, den Tag in Ruhe zu beenden.

„Quälen Sie sich nicht!“

Sorgen Sie im Schlafzimmer für eine behagliche Atmosphäre. Es sollte ruhig,

dunkel, gut belüftet und nicht wärmer als 18 Grad sein. Wer nicht bei geöffnetem Fenster schlafen möchte, der sollte vor dem Zubettgehen wenigstens das Zimmer kräftig lüften.

Schauen Sie vor dem Einschlafen mög-lichst nicht mehr fern, vor allem keine aufwühlenden Sendungen. Das Gleiche gilt für Bücher. Lesen Sie lieber entspannte Literatur statt Krimis oder hören Sie be-ruhigende Musik. Wichtig: Stellen Sie den Wecker außer Sichtweite. „Und wenn Sie dann mal um vier Uhr wach sind, stehen Sie auf “, rät Prof. Zulley. „Quälen Sie sich nicht, indem Sie sich hin- und herwälzen. Machen Sie etwas Belangloses wie abspü-len oder bügeln – bis Sie wieder müde wer-den …“ Probleme sollten nachts ebenfalls ruhen. Versuchen Sie, schlechte Gedanken durch schöne zu ersetzen, gehen Sie zum Beispiel auf eine Phantasiereise.

Medizinische Beratung

Den Müde-Schalter kann man auch sanft mit Baldrian umlegen. Alternativen sind pflanzliche Präparate mit Extrakten aus Passionsblume, Melisse oder Johan-niskraut. Nutzt das alles nichts, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Der kann her-ausfinden, ob Ihnen möglicherweise eine versteckte Krankheit wie etwa eine Schild-drüsenüberfunktion den Schlaf raubt. Oder wenden Sie sich an einen Schlafex-perten: www.schlaf-medizin.de. Prof. Zul-ley führt seine Schlafschule übrigens im „Das Kranzbach“ bei Mittenwald durch. www.zulley.de. n

U n t E r d i E h aU t

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7U n t E r M i E t E r ( n )

Wie wir morgen wohnenVom 16. bis 22. Januar war Köln wieder das Trendba-rometer für die internatio-nale Einrichtungswelt. Weit über 100.000 Besucher aus rund 130 Ländern kamen zur Möbelmesse „imm cologne“, um zu sehen und zu erleben, wie wir morgen wohnen, schlafen und essen.

„Wer mit Möbeln Geld verdienen will, kommt an Deutschland und damit an der imm cologne als der größten Veranstaltung in diesem Markt nicht vorbei“, stellt Mes-sedirektor Frank Haubold nicht ohne Stolz fest. Und damit meint er die große interna-tionale Beteiligung der Aussteller und der Fachbesucher. Die große Bandbreite der Welt des Wohnens interessierte jedoch nicht nur die Einrichtungsbranche, sondern auch den Otto Normalverbraucher. Der hatte wie in den Jahren zuvor an den letzten drei Mes-setagen die Chance, spannende Produkt-innovationen und Inneneinrichtungsvari-ationen zu bestaunen. Rund ein Drittel der Fläche stand unter dem Stern des Komforts. Gleich in vier Hallen waren neueste Sitzkre-

ationen zu bestaunen – Stühle, Sessel und Sofas von knallig bis weiß, aus unbehan-deltem Naturleder oder knarzigem Holz. In Halle 9 drehte sich alles um den erholsamen Schlaf. Wobei auffällig war, dass sich das Schlafzimmer mehr und mehr zum Well-nessbereich wandelt, in dem man sich auch tagsüber zum Relaxen aufhält.

Ein ganz neues Format ist Living-In-teriors – ein Forum für Hersteller aus den Bereichen Bad, Boden, Wand, Decke und Licht, das durchaus Eventcharakter hatte. Den hatte auch Pure Village. Das innova-tive Messeformat, das bereits zum dritten Mal stattfand, bewies einmal mehr, dass Einrichtung heute eine ganzheitliche Auf-gabe ist. Das bedeutet aber nicht zwingend Langeweile. Normdenken war gestern. Der moderne Mensch wächst und lebt mit seiner Einrichtung, sucht das Besondere, Spannen-de, Persönliche, kombiniert eine neutrale Grundausstattung mit ausgefallenen Einzel-objekten oder Erbstücken. Und er legt neben einer durchgängigen technischen Ausstat-tung auch wieder Wert auf Produkte, die in alter Handwerkstradition gefertigt sind.

Ein Höhepunkt im Pure Village war „Das Haus – Interiors on stage“. Auf einem 180 Quadrat-meter großen Podest haben zwei Designer aus London „ihre“ Wohnung inszeniert – eine eigene

Welt, die zum Ausdruck ihrer eigenen Per-sönlichkeit wurde. Dazu durften sie eigene Entwürfe benutzen sowie die gesamte Pro-duktpalette der imm cologne. Ein spannen-des Projekt rund um die aktuellen Fragen: Wie löst man die Doppelfunktion der eige-nen vier Wände – repräsentatives Wohnen oder intime Rückzugsmöglichkeit? Wie sind die Aspekte trendgerechten, zeitlos-klassischen und individuellen Wohnens zu vereinbaren? Und was sagt die Wohnung über den eigenen Charakter aus? n

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8 U n t E r M i E t E r ( n )

Es werde licht! aber richtig!Ein Interview mit Dipl.-Ing. Torsten Cramer (38) – Innen-architekt, Lichtplaner, Pro-duktgestalter und Gründer des Büros 08/16 quergedacht in Lippstadt

Eine leuchte dient im Wohnraum nicht mehr nur als reine lichtquelle. Welche funktion hat licht noch?

Im Wohnraum ist neben der Grundbe-leuchtung, also dem Licht, das man zum

Sehen benötigt, die Akzentbeleuchtung ein Thema, das Licht zum Wohlfühlen. Man sollte sich auch die Frage stellen, was man räumlich erreichen will. Möchte man das Zimmer vergrößern oder verkleinern, beruhigende oder dramatische Akzente setzen? Hinzu kommt heute die Frage der Energieeffizienz.

alternativen zur glühlampe sind die Energiesparlampe sowie die halogen-lampe und die lEd (leuchtdiode). Was sind ihre Vor- und nachteile?

Mein Favorit für den Wohnraum ist zurzeit die Halogenlampe. Das liegt an ih-rem brillanten Licht. Zudem lässt sie sich problemlos dimmen und spart gegenüber der Glühlampe bis zu 30 Prozent Energie. Mit der langlebigen Energiesparlampe, auch Kompaktleuchtstofflampe genannt, kann man zwar bis zu 80 Prozent Energie sparen, sie wird allerdings kontrovers dis-kutiert. Weil sie zum einen aufgrund des Quecksilberanteils im Sondermüll entsorgt werden muss und zum anderen nicht die „Lichtqualität“ einer Halogenlampe er-reicht. Die Zukunft gehört zweifelsohne der LED. In Sachen Effizienz – man kann bis zu 90 Prozent Energie sparen! – und Langlebigkeit geht an dieser Technik kein Weg vorbei. Man sollte beim Kauf aber auf die Lichtfarbe achten, da es hier noch große Unterschiede bei der Qualität gibt. Zudem sind die Lampen noch nicht genormt. Das

heißt: Bei einem Defekt kann kein langfristiger Ersatz ge-währleistet werden. Noch nicht.

hat sich mit dem Wechsel von der glühlampe zur lEd denn auch das design der leuchten geändert?

Ja. Einige Leuchten, die es jetzt auf dem Markt gibt, wä-

ren früher in dieser Form gar nicht möglich ge-wesen. Das liegt an der flachen Bauform der LEDs und an der langen

Lebensdauer von bis zu 50.000 Stunden! Ein Beispiel

der neuen Leuchtengeneration ist die Fal-ling-Linie vom deutschen Designer Tobi-as Grau. Bei der Falling und Falling Water zum Beispiel fällt das Licht wie ein Wasser-tropfen von oben herab.

gibt es bei leuchten eigentlich trends? Und wenn ja, welche?

Trends im Leuchtenmarkt werden meistens von neuen Technologien oder gesellschaftlichen Entwicklungen angesto-ßen. Hier geht es wie bei vielen anderen Themen auch um Nachhaltigkeit, Ener-gieeffizienz und um die Steuerung von Licht. Kurzfristige Trends, wie man sie von der Mode kennt, werden nur in Ni-schen bedient. Schließlich kauft man sich nicht ständig eine neue Leuchte. Einige der meistverkauften Leuchten sind schon mehr als 30 Jahre auf dem Markt. Es geht also eher um eine stetige Evolution. Technisch werden auf jeden Fall die LEDs und organi-schen Leuchtdioden OLEDs die Entwick-lungen bestimmen.

Welche leuchten eignen sich am besten für die verschiedenen Wohnbereiche – schlafzimmer, Kinderzimmer, Wohnzim-mer, Esszimmer, Küche, Bad und flur?

Grundsätzlich geht es weniger um die Leuchte, sondern mehr um die Frage, wo setze ich sie ein und was erreiche ich da-mit. Die Antworten orientieren sich an der Sehaufgabe und den Bedürfnissen der Nut-zer sowie am Grundriss der Wohnung. Ein niedriger Raum wirkt zum Beispiel höher, wenn ich die Decke erhelle, ein schma-ler Flur erscheint größer, wenn ich mit

Strahlern links und rechts die Wände erhel-le. Ein Kardinalfehler ist ein Strahler über dem Badezimmerspiegel. Viel besser ist es, jeweils rechts und links neben dem Spiegel eine Leuchte zu platzieren, die durch sati-niertes Glas diffuses Licht abgibt. So ver-meidet man lästige Schlagschlatten beim Rasieren oder Schminken. Auch in der Küche stehen sich viele Menschen im Licht. Grundsätzlich ist zu empfehlen, neben ei-ner Grundbeleuchtung mehrere Leuchten einzusetzen, um so die gewünschte Atmo-sphäre zu erreichen. Generell wichtig für den Wohnbereich ist die Dimmbarkeit von Leuchten. Das spart Energie und schafft Wohnlichkeit.

haben sie eine lieblingsleuchte?

Ich mag die detailreichen Entwürfe von Tobias Grau sehr gern. Er geht sehr spiele-risch mit dem Licht um, wie in der bereits erwähnten Falling-Linie, aber auch bei der Leuchte George, die an einen Scheinwer-fer erinnert. Er verbindet perfekte Technik mit emotionalem Design. Faszinierend

sind auch die Leuchten vom italienischen Hersteller Foscarini. Die Leuchte Caboche überzeugt durch ihr stimmungsvolles Licht; und das Modell Twiggy durch den Einsatz innovativer Materialen. Sie erinnert an die klassische Bogenlampe und hat eine raffinierte Technik. n

u leuchten von torsten Cramer finden sie auf www.quergedacht.com

Die Caboche von Foscarini

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Von wegen bieder, das BiedermeierDem Begriff Biedermeier haftet oft etwas Hausbackenes an. Dabei bezeichnet er heute vor allem einen Möbelstil, der von schlichter Eleganz, Klarheit und Funktionalität geprägt ist. Ideal für stilvolle Gemütlichkeit im eigenen Reich.

Als spießbürgerlich und hausbacken wird die Biedermeier-Epoche oft charakte-risiert. Schuld daran ist Herr Biedermeier. Eine fiktive Figur, die ab dem Jahr 1855 ihren Auftritt in satirischen Gedichten hatte. Am Beispiel des schwäbischen Dorf-schullehrers Gottlieb Biedermeier haben ihre Erfinder, die Autoren Ludwig Eichenrodt und Adolf Kussmaul, eben die Biederkeit, aber auch den Kleingeist und die un-politische Haltung vieler Bürger karikiert, die sich während der politischen Restauration in den privaten Bereich zurückgezogen hatten. Die Biedermeier-Epoche begann 1815 nach dem Wiener Kongress und endete 1848, vor der Bürgerlichen Revo-lution. Und tatsächlich prägt das häusliche Glück in den eigenen vier Wänden diese Zeit nach den napoleonischen Kriegen, in der das Europa wiederhergestellt werden sollte, wie es vor der Französischen Revo-lution gewesen war.

Das Wohnzimmer wurde zum wichtigsten Raum im Haus. Hier pflegten die Bürger die Geselligkeit

und Gemütlichkeit – im Kreise der Familie und unter Freunden. Entsprechend heimelig und funktional wurde die Inneneinrichtung. Die Möbel, die locker im Zimmer gruppiert waren, zeichneten sich durch Schlichtheit und Zweckmäßigkeit aus. Statt Schnörkel waren eine schöne Maserung des Holzes und eine kunstvolle Gestaltung der Furniere ge-fragt. Herkömmliche Formen wurden einer immer ausgefeilteren Nutzung angepasst.

So unterschied man zwischen Dielen-, rei-nen Wäsche- und Kleiderschränken; be-liebt, weil praktisch, waren Eckschränke

und Vitrinen für Porzellan und Nippes sowie die raffinier-ten Schreibschränke. Und Bücherschränke waren

im Kommen, denn auch der „kleine Mann“ lernte

dank des breiten Schulsystems zu lesen und zu schreiben. Zu den

kunstvollen Kleinmöbeln zählten Globustischchen wie das hier abge-bildete Nähtischchen mit aufklapp-barem Deckel. Handarbeit gehörte

zu den wichtigsten weiblichen Freizeitbeschäftigungen, ebenso wie das Klavier-spiel. Auch der Kinderer-ziehung wurde mehr Auf-

merksamkeit gewidmet. Und: Weihnachten entwickelte sich mit Christbaum, Besche-rung und Liedern zum häuslichen Familien-fest, wie wir es heute kennen.

Die Tapeten ähnelten oft Stoffen. Gern gesehen waren winzige florale oder geome-trische Muster, die aus der Ferne betrach-tet flächig wirkten, zum Beispiel wie ein Streifenmuster – das, was viele heute mit dem Biedermeierdessin verbinden. An den Wänden hingen häufig Porträts, Gruppen- oder Landschaftsbilder.

Den negativen Beigeschmack der Spieß-bürgerlichkeit verlor das Biedermeier erst um 1900. Heute steht der Stil für Häuslich-keit und Privatheit, für Einfachheit und Ele-ganz. Die Möbel aus der Zeit sind gefragter denn je, weil sie weder altbacken noch ste-ril wirken, sondern stilvoll modern. Mehr über „Die Kunst des Biedermeier“ steht im gleichnamigen Buch von Dagmar Lutz (14,96 Euro), erschienen im Belser Verlag in der Reihe „Wie erkenne ich …“ n

9U n t E r M i E t E r ( n )

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das leben ist buntFarben haben einen großen Einfluss auf unser Wohlbefin-den. Sie können zum Beispiel beruhigen oder anregen, Di-stanz oder Nähe verschaffen. Wer um ihre Wirkung weiß und gezielt Akzente setzt, kann jeden einzelnen Raum in der Wohnung aufwerten. Dazu muss man nicht gleich die Wände streichen oder buntes Mobiliar kaufen. Manch-mal reicht es schon, mit kleinen Accessoires, Teppichen, Kissen oder Vorhängen kräftige Farbtupfer zu setzen.

Gelb bringt Sonne in unser Gemüt, belebt, erheitert und befreit. Außerdem unterstützt die Farbe des Lichts die Kon-zentration, Kreativität und das Denken. Zudem fördert sie Gespräche. Gelb eignet sich deshalb hervorragend als Wandfar-be für Arbeits- und Besprechungszimmer. Kleine Räume lässt die Farbe zudem grö-

ßer erscheinen. Und Zimmer zum Norden werden durch Gelbtöne gleich viel wärmer. Für gute Stimmung sorgt auch ein Bild in einem leuchtenden Gelb.

Orange macht Appetit und fördert als so genannte „soziale Farbe“ die Gesel-ligkeit und Fröhlichkeit. Allerdings sollte

Orange nur sparsam eingesetzt werden, da ein Zuviel schockierend wirkt. Als Farb-klecks ist Orange ideal im Flur, Ess- oder Kinderzimmer.

Rot ist wie das Feuer, gibt Wärme und Energie. Die Farbe gilt als beson-ders dynamisch und wirkt in jeder Hinsicht anregend: Mut, Tatkraft und Leidenschaft, ja sogar der Pulsschlag werden erhöht. Rot wird häufig von lebendigen und optimistischen Per-sonen getragen. Doch Vorsicht: Zu viel Rot macht aggressiv. Setzen Sie in Ihren Wohnräumen nur Akzente.

Rosa besänftigt und hilft, Ag-gressionen abzubauen. Angeblich soll sie die beste Farbe für das Schlafzim-mer sein. Da Rosa an der Wand und der Decke aber eher substanzlos wirkt, sollte man lieber auf Bettwäsche oder Bilder mit rosa Farbtönen setzen.

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Blau sind das Meer und der Himmel. Die Farbe steht für Weite und Unendlich-keit. Sie besitzt einen starken, kühlen und sterilen Effekt, aber dennoch wirkt sie beru-higend, friedlich und harmonisierend. Da Blautöne bei Schlafstörungen helfen, sind sie ideal für die Schlafzimmergestaltung, zum Beispiel bei der Bettwäsche. Neben-bei bemerkt: Blau symbolisiert auch Treue.

Als Wandfarbe lässt Blau den Raum allerdings schnell kühl wirken, als Deckenfarbe hingegen lädt sie zum Träumen ein. Und: Wer

Gewichtsprobleme hat, könnte in der Kü-che mit Blau, Blaugrün oder Violett experi-mentieren. Diese Farben sollen den Appetit zügeln.

Violett wirkt feierlich. Es kennzeich-net Würdenträger der christlichen Kirche und wird oft als Meditationsfarbe genutzt. Der Mix aus Rot und Blau dient vor allem der Inspiration, Veränderung und Grenz-überschreitung. In Wohnräumen kann Vi-olett auf Dauer jedoch zu bedrückend und passiv wirken. Aufgrund der zeremoniellen Note ist Violett eher für Empfangsräume geeignet.

Grün ist die Farbe der Natur und hat einen wohltuenden und entspannten Ein-fluss sowohl auf die Psyche als auch auf das vegetative Nervensystem. Die Farbe Grün – nicht zu dunkel und nicht zu grell – sorgt für Frische und Kreativität, gleichzeitig für Sicherheit und Geborgenheit. Im Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer sollten Grüntö-ne nicht zu kurz kommen. Als grüne Farb-tupfer sind Pflanzen ideal.

Braun ist die Farbe der Erde und so-mit sehr bodenständig. Braun gibt Sicher-heit, Stabilität und Schutz. In Räumen wir-ken Erdtöne wie Ocker, Siena oder Umbra daher sehr gemütlich.

Gold ist edel. Es stärkt das Selbstbe-wusstsein und das Herz und steht für die Liebe und das Schweigen.

Silber ist sehr anpassungsfähig. Es kann mit sämtlichen Farben kombiniert werden, wirkt der Lethargie entgegen und unterstützt Entwicklungsprozesse.

Schwarz steht für Anfang und Ende. Es gilt zwar als Farbe der Trauer, verkörpert aber gleichzeitig einen Neuanfang, Energie und Kreativität. Zu viel Schwarz und Grau wirkt allerdings oft düster und schwer.

Weiß charakterisiert Reinheit, Freiheit und Perfektion. Diese eigent-liche „Nicht-Farbe“ hat eine feine und leise Eigenschaft: Sie ist in der Lage, knallige Farben in zarte Pastelltöne wie Rosa, Vanille oder Lavendel zu verwan-deln. Diese Nuancen wirken auf unse-re Seele beruhigend und erfrischend zugleich – ideal als Wandbemalung. n

u Weitere Tipps finden Sie unter www.farbenundleben.de

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12 U n t E r M i E t E r ( n )

die drei von Kolonne vierViele Menschen in unserer Umgebung erleichtern und bereichern unseren Alltag. Einige begegnen uns im Hausflur oder draußen auf der Straße, andere agieren im Verborgenen. Wir wollten wissen, wer hinter diesen guten Geistern steckt. Wer legt und pflegt all die Leitungen? Wer bringt die Post? Und wer befreit uns regelmäßig von unserem Müll? Männer wie Martin Schüttler, Mathias Rehmer und Thomas Krause.

„Ist das Blankenese?“, fragt Mathias Rehmer (50) und betrachtet in seinen riesi-gen Handschuhen ein ausgeblichenes Bild. „Gut möglich“, entgegnet Martin Schütt-ler (39) im Vorbeigehen. Wenige Minuten später ruft Mathias: „Hey Thomas, fang!“ Und ein kleines Mainzelmännchen fliegt über die Straße, direkt in die Hände von Thomas Krause (49). Die Männer schmun-zeln, denken an früher, an ihre Kindheit. Dann landet alles wieder in der Tonne. Das Mainzelmännchen und das gerahmte Bild werden in wenigen Stunden den Flammen übergeben – Schutt und Asche sein. Wie je-der Restmüll, der in Hamburgs Haushalten anfällt. Das sind knapp 300.000 graue Ton-

nen. Rund 800 davon werden jeden Tag von Martin, Mathias und Thomas geleert.

„Was wir schon alles in den Tonnen gefunden haben“, bemerkt Thomas, der eigentlich der Fahrer des Müllwagens ist, seine beiden Kollegen aber oft beim müh-samen Holen und Entleeren der Tonnen unterstützt. „Möbel, Elektroartikel, Fahr-räder, Motorroller, aufblasbare Puppen, ja sogar ein halbes Schwein.“ Man erfahre viel über die Bewohner, wenn man den Müll angucke. Nicht, dass die drei das gern ma-chen, sie müssen es. Ist die Tonne nämlich falsch befüllt, etwa mit Farbeimern, Teppi-chen oder Bauschutt, sind sie verpflichtet,

sie für die Sonderabfuhr stehen zu lassen. Denn das gehört auf den Recyclinghof be-ziehungsweise zum Sperrmüll und zur Pro-blemstoffsammlung.

„Man muss sich schon etwas bemühen beim Mülltrennen“, meint Mathias. Doch einige Menschen seien bequem. Sogar zu bequem, um den Deckel der Tonne aufzu-machen; sie stellen ihre Mülltüten daneben, obwohl genügend Platz in der Tonne sei. Hierzulande ist mancherorts das Mülltren-nen aber auch kompliziert. Es gibt die graue Tonne für Restmüll, grün für Biomüll, blau für Papier, gelb für Wertstoffe. Wäre es da nicht günstiger, nur eine Tonne zu haben,

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deren Inhalt in einer Anlage sortiert wird? „Dann wären allerdings mehrere große Sor-tieranlagen erforderlich. Und die Kosten würden die Hausmüllgebühren erheblich verteuern“, entgegnet Dr. Rüdiger Siechau, Geschäftsführer der Stadtreinigung Ham-burg (SRH). Außerdem leide die Qualität der Abfälle: Papier gemeinsam mit Bioab-fall eingesammelt sei kaum noch recycelbar. Siechau ist sich zudem sicher, dass die Ab-falltrennung funktioniert, wenn jeder von der Notwendigkeit überzeugt ist. Wer die blaue, grüne und gelbe Tonne nutzt, benötigt eine kleinere graue Tonne. Und das schont Klima und Konto. Wobei die Verbrennung des Restmülls umweltschädlicher scheint, als sie ist: Von 1.000 Kilogramm Müll blei-ben 300 Kilogramm Schlacke übrig: Mine-ralische Stoffe, die im Straßenbau verwendet werden, sowie 10 Prozent Schrott – Koch-töpfe, Autoreifen, Matratzenfedern –, der ebenfalls wiederverwertet wird. Außerdem produzieren die Müllverbrennungsanlagen umweltfreundlichen Strom.

Klar, es könnte und sollte mehr getrennt werden. Nur eines nicht: Martin, Mathi-as und Thomas. Die drei von der Kolonne vier sind unzertrennlich. Seit 15 Jahren ar-beiten sie schon zusammen, trotzen Wind und Wetter, Gestank und Ratten, und nicht zuletzt griesgrämigen Bürgern. „Manche schimpfen, wenn wir eine Tonne vergessen haben“, meint Mathias. „Doch wir sind auch nur Menschen. Jeder vergisst mal was.“ Ei-nige murren auch, wenn man die Straße versperrt. An Martin, Mathias und Thomas prallt jedoch vieles ab. Muss es. Auch und vor allem der Geruch. „Der war nur am An-fang unangenehm. Da wurde einem übel“,

meint Martin. „Na, für den guten Geruch sorgt doch nun Thomas“, grinst Mathias. Als Fahrer des LKW beginnt Thomas eine halbe Stunde vor seinen Kollegen, morgens um 5:30 Uhr, die Schicht. Um den Wagen zu überprüfen, das Fahrerhaus zu reinigen, und manchmal zündet er tatsächlich eine Duftkerze an. Außerdem hat er immer ein Pröbchen Parfum dabei.

Die drei nehmen vieles mit Humor. Sie mögen ihren Job. Obwohl sie oft an ihre Grenzen stoßen. Martin hat es im Rücken, Mathias schmerzt der Arm. Und an ei-nes werden sie sich nie gewöhnen: Ratten! „Wenn die aus den Eimern und Tonnen springen, über die Schulter laufen, am Kör-per hinunter. Das ist ekelig“, schütteln sie sich. Doch der ungebrochene Teamgeist, das gute Gehalt und die Sozialleistungen sowie ab und an ein herzliches „Danke“ von freundlichen Bürgern, die sie regelmä-ßig vom Müll befreien, werten ihren Ar-beitsalltag entschieden auf. n

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WEr Wa r EigEn

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Charles darwin?Charles Darwin (1809-1882) ist ein Naturforscher aus

England und hat zu seiner Zeit die Biologie und Schöp-fungsgeschichte auf den Kopf gestellt. Viele glaubten

noch, dass Gott uns erschaffen habe. Darwin jedoch schrieb im Buch „Von der Entstehung der Arten“, dass sich die Tiere selbst entwickelt und Mensch und Affe

gemeinsame Vorfahren haben. Seine Evolutionstheorie begann während einer Weltumseglung zu keimen. Auf

den verschiedenen Kontinenten entdeckte er, dass sich Lebewesen im Laufe der Zeit an ihren Lebensraum

anpassen und der Fitteste überlebt. n

Maximilian Picker (9) aus Starnberg empfiehlt

Gregs Tagebuch von Jeff KinneyMeine Lieblingsbücher sind Gregs Tagebücher. Weil: Sie sind sehr witzig, und es gibt viele coole Zeichnun-gen. Der Greg hat zwei Geschwister. Der eine heißt Manni, der ältere Bruder heißt Roderick. Roderick ärgert Greg oft, und Manni nervt Greg. Zudem sind Mom und Dad ziemlich peinlich. Manch-mal hat Greg ganz schön viel Ärger und Stress mit ihnen. Er hat auch einen Freund namens Rupert. Mit Rupert spielt Greg am liebsten Videospiele. Also Ihr seht: Es ist sehr viel los bei Greg, und oft herrscht Chaos. Wie Gregs Leben weiter geht, werdet Ihr erfahren, wenn Ihr sein Tagebuch lest. Ach übrigens, es gibt fünf Teile, und der Sechste kommt bald raus. n

u liebe Kinder und Jugendliche, könnt ihr auch ein Buch empfehlen? Dann schickt bitte ein Bild von Euch mit Buch und einen kurzen Text, in dem Ihr Titel und Autor nennt und beschreibt, warum Euch das Buch so gefallen hat, an folgende Adresse: Haufe.Hammonia, Magazin für uns, Tangstedter Landstraße 83, 22415 Hamburg oder per E-Mail an: [email protected]

8 fragen an: Jette Bondesen (20), fachkraft für lagerlogistik bei lufthansa technik logistik in hamburg

Seit wann arbeitest du hier?Ich habe bei Lufthansa Technik Logistik im August 2008 meine Ausbildung begonnen, im Januar 2011 abgeschlossen und bin direkt übernommen wor-den. Eigentlich dauert die Ausbildung drei Jahre,

doch meine Zeugnisse waren ganz gut und ich hab mich angestrengt. So bekam ich mehrere Angebote zur Übernahme.

Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?Nach der Realschule hatte ich zunächst keine mehr Lust auf Schule. Ich habe im Internet nach Ausbildungsplätzen recherchiert, war auf der Webseite von Lufthansa, habe mir Videos über das Berufsbild ange-schaut und fand es interessant.

Wie ging es weiter?Ich habe mich online auf dem Lufthansa Karriereportal beworben, wur-de zum Auswahlverfahren eingeladen und habe mein Bestmöglichstes gegeben. Schließlich hatte ich den Ausbildungsplatz.

Was macht man denn so als Lagerlogistiker?Man kontrolliert die Ware, die ankommt, versendet sie oder leitet sie direkt an die Kollegen von der Lufthansa Technik weiter. Dort werden ja Flugzeuge repariert und gewartet. Entsprechend ist alles dabei, von Schrauben über Flugzeugsitze bis hin zu Triebwerken. Manchmal muss

man auch Proben fürs Labor nehmen. Ist die Ware beschädigt, spricht man mit den Lieferanten und klärt den Vorfall.

Was ist das Spannende am Job? Die Vielfalt. Sowohl der Materialfluss als auch der Informationsfluss sind sehr komplex. Und ohne die Logistik läuft nichts. Besonders gern mag ich Sonderaufgaben, wenn ich nachforschen darf, was wo hingeht. Manchmal muss ich über zehn Ecken gehen, um ans Ziel zu kommen.

Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen?Man braucht gute Deutsch- und Englischkenntnisse, räumliches Vor-stellungsvermögen, sollte teamfähig sein, Zusammenhänge gut erken-nen und logische Schlussfolgerungen ziehen können.

Was wäre die Alternative gewesen?Ursprünglich wollte ich Bürokauffrau werden. Aber dieser Job ist ausgegli-chener. Ich sitze nicht nur am PC, sondern habe auch mal die Hände voll.

Wie sehen die Karrierechancen aus?Der Job ist eine gute Grundlage, um sich weiterzubilden. Nach zwei Jah-ren Berufstätigkeit könnte ich die Meisterschule besuchen oder auf der Fachhochschule BWL mit dem Schwerpunkt Logistik studieren. n

Informationen: www.be-lufthansa.comhttp://berufenet.arbeitsagentur.de

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Die Kunst zu gewinnen – MoneyballLängst hat sich Brad Pitt vom schauspielernden Beau zum krediblen Charakterdarsteller gemausert

und beweist dies auch in seinem neuesten Film eindrucksvoll: In „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“ spielt er den gescheiterten Ex-Baseballer Billy Beane, der als Manager eines klammen Baseball-Clubs mit einem revolutionären Spielerauswahlverfahren ein Billigteam zusammenstellt, das wider Erwarten ganz oben mitmischt. Klingt dröge und sowieso ist Baseball nur was für Amis? Mitnichten: „Moneyball“ ist ein packendes Sportlerdrama, das auf einer wahren Story beruht und Pitt seine zweite Oscarnominie-rung einbringen könnte. Unerwartet gut! Kinostart: 2. Februar 2012 n

Marc Gerhards Verkaufsleiter Entertainment im Saturn-Markt am Hansaring in Köln

Neuer Stoff in bewährter ManierFans von Fury in the Slaughterhouse werden mit dieser Platte glücklich. Und Liebhaber von deut-schem Gitarren-Rock-Pop könnten zu Fans werden. Von wingenfelder: Wingenfelder und ihrem ersten Album „Besser zu zweit“. Sänger Kai Wingenfelder und Gitarrist Thorsten Wingenfelder haben sich nach Auflösung ihrer Band Fury in the Slaughterhouse im Jahr 2008 zusammengetan und ein Album eben nur zu zweit gemacht. Die Melodien sind ähnlich zu Herzen gehend wie damals, der Text ist aber nun für jedermann verständlich, denn Kai singt auf Deutsch. Und deutsche Musik ist gerade hoch im Kurs. Alles richtig gemacht, die Jungs! n

Kleine Schritte können groß seinAlltag, Tretmühle, Langeweile. Wer kennt das nicht? Ausreden, nichts zu ändern, haben wir alle. Ist ja bequem, so wie es ist. So machte ich es mir bequem im Sessel und las „Einfach losfah-ren“ von Fabio Volo. Ich war begeistert, bewegt und eine Portion klüger. Denn diese wunder-bare Geschichte berichtet von Überwindung und von Möglichkeiten – mit einer Leichtigkeit und einem Charme, dem man sich nicht ent-

ziehen kann. Lesen Sie statt Ratgeber Volo! Und fahren Sie dann los, egal wie weit, auch kleine Schritte können große sein. n

Weitere tipps unter www.thalia.de/ mrevermann

AfrikA schwArz-weissDer Bildband „A Shadow Falls“ von Nick Brandt ist ein Traum für alle Afrika-Fans, Hobby- und Profifotografen sowie Liebhabern des natürlich Schönen. Erhabener habe ich einen Löwen, eine Giraffe noch nie eleganter fotografiert gesehen. In schwarz-weiß präsentiert sich die afrikani-sche Tierwelt dennoch in ih-ren schönsten Farben. Nick Brandt ist hier ein Meisterwerk an Bildern ge-lungen, das uns mitten in das Herz Afrikas trägt und beim Blättern Momente der Stille schenkt. Wunderschön und ergreifend. nMehr tipps unter www.thalia.de/bdanielkewitz

Bluesiger Jazz – jazziger Blues Eines meiner aktuellen Lieblingsalben ist „Play the Blues – Live from Jazz at Lincoln Center“. Hier lie-fern der Jazz-Trompeter Wynton Morsalis und der Blues-Gitarrist Eric Clapton eine interessante und lustvolle Live-Session. Das Zusammenspiel der beiden ist ebenso unge-wöhnlich wie schön. Blues ist ja eher geprägt von der Gitarre und Mundharmo-nika. Ist schon toll, wie Morsalis da mitspielt. Zu hören sind bekannte Stü-cke von Eric Clapton wie Layla sowie der Dixiegas-senhauer Ice Cream. Was für Blues-Liebhaber und Jazz-Fans. n

Moritz RevermannThalia-Buchhandlung Düsseldorf

B. DanielkewitzThalia-Buchhandlung Ludwigsburg

Ben FoitzikRedakteur beim Filmmagazin BIG PICTURE

Heinz-Günter Stein Jazz-Experte im Saturn-Markt am Hansaring in Köln