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Mission Impossible: Postkoloniale Theorie im deutschsprachigen Raum?

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Mission Impossible: Postkoloniale Theorie

im deutschsprachigen Raum?

MARIA DO MAR CASTRO VARELA & NIKITADHAWAN

Insoweit Postkoloniale Theorie als ein Versuch betrachtet wird, eineinterdisziplinär kritische Perspektive zu etablieren, ist es spannenddanach zu fragen, inwieweit ihre Interventionen einzelne, konkreteDisziplinen herausgefordert haben. Dagegen lesen wir PostkolonialeTheorie als ein anti-disziplinäres Feld, insoweit sie nicht nur die Rolle,die spezifische Disziplinen im Rahmen kolonialer Herrschaftssystemegespielt haben, aufdeckt, sondern auch zeigt, wie diese - zuweilen un-willentlich - neokoloniale epistemische und materielle Beziehungenreproduzieren. Anstatt also eine rein historische Analyse anzustreben,welche die Verflochtenheit der Soziologie mit kolonialen Diskursenaufzeigt, geht es uns hier darum, aus einer feministisch-postkolonia-len Perspektive aufzuzeigen, wie aktuelle Debatten versuchen, aus derVerquickung mit neokolonialen Diskursen zu entkommen und wiediese dabei scheitern (müssen).

Wir beginnen hierfür mit einer kurzen Skizzierung der Entwick-lungslinien Postkolonialer Theorie, um dann eine kritische Evaluationder deutschsprachigen Rezeption zu präsentieren. Die aktuellen Dis-kurse um Intersektionalität, die auf grund ihrer Beschäftigung mit derTrias »racejcuusjgender« immer wieder im Zusammenhang mit Post-kolonialer Theorie genannt werden, soll dabei eine besondere Fokus-sierung erfahren. Wir argumentieren hier, dass Intersektionalitäts-ansätze und speziell der uniformierte Gebrauch des Konzepts »Inter-dependenz« risikoreich sind, insoweit sie einem »methodologischenNationalismus« (vgl. Martins 1974: 276) verhaftet bleiben. Darüberhinaus problematisieren wir jedoch auch den Einsatz eines methodo-

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logischen Kosmopolitismus im Sinne Ulrich Becks, der mit dem Ver-sprechen antritt, den methodologischen Nationalismus innerhalb kri-

.tischer Sozialwissenschaften zu überwinden. Es gilt aufzuzeigen, dassin Anbetracht globaler Ungleichheiten ein Ruf nach Kosmopolitismusins Leere laufen muss. Unseres Erachtens sollte eine Auseinanderset-zung mit trans nationaler Solidarität in der Lage sein, die Widersprü-che und Aporien, die diese produziert, aufzuzeigen. Darüber hinausglauben wir, dass die Resultate globaler ökonomischer Restrukturie-rungen, die wir als Versuch einer Re-Kolonisierung lesen, dazu aufru-fen, Dekolonisierung mit Hilfe feministischer Postkolonialer Theorieneu zu denken (vgl. Castro Varela/Dhawan 2009; Dhawan 2009).

Postkolonial banal? Oder die Gefahrder Institutionalisierung von Imperialismuskritik

»Weare complicitious in the same exploitative modes ofproduction we areso privileged asto be able to academically criticize.« (Bahri 1995:77)

Nach über fünf Jahrzehnten politischer Unabhängigkeit der meistenehemaligen Kolonien in Afrika und Asien und drei Dekaden postko-lonialer Theoriedebatten erscheint es durchaus gewinnbringend, dieaktuellen Herausforderungen Postkolonialer Theorie zu erörtern. ImMittelpunkt steht dabei die Frage, wie postkoloniale TheoretikerInnensich heute den Dekolonisierungs- und den damit zusammenhängen-den Dernokratisierungsprozessen stellen. Schnell wird dabei trans-parent, dass es ironischerweise mit jedem Jahr schwieriger wird, zubeschreiben, was den Postkolonialismus als Theorierichtung wirklichausmacht. Und das obschon postkoloniale KritikerInnen die Entwick-lung der Theorie weitestgehend positiv beurteilen. Es scheint unmög-lich, eine einfache, allgemeingültige Definition zu geben, die bestim-men könnte, was de facta unter Postkolonialer Theorie zu verstehenist. Der Begriff »postkolonial« widersetzt sich gleichsam einer exaktenMarkierung: Weder bezeichnet er eine spezifisch-historische Periodenoch einen konkreten Inhalt oder gar ein klar bestimmbares politi-sches Programm. Wollten wir eine konstruktive Beschreibung wagen,so könnte Postkoloniale Theorie als eine Perspektive beschrieben wer-den, die sich auf der einen Seite dem Verlauf der Rekonstruktion deseuropäischen Imperialismus und Kolonialismus verschrieben hat undauf der anderen Seite die Kämpfe gegen diese spezifische Herrschafts-formation dokumentiert und analysiert, ohne dabei eine kohärentetheoretische Intervention vorzugeben. Dabei bildet die Subjektwer-

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dung »neuer« politischer AkteurInnen, die erstmals im Rahmen derDekolonisierung die Weltbühne betraten, einen markanten Fokus.

Vielfach zielt die Kritik an Postkolonialer Theorie konkret auf diekulturelle Position und materielle Situation, in denen sich dieselbe he-rausgebildet hat. Insbesondere die Popularität des Begriffs »postkolo-nial« innerhalb westlicher akademischer Kontexte hat ihr dabei - nichtganz zu Unrecht - den Vorwurf des Eurozentrismus eingebracht (vgl.etwa Ahmad 1992, San Juan 1996). Hinterfragt werden hier sowohldie Orte der Wissensproduktion - die Metropolen des Westens näm-lich - als auch die direkten materiellen Effekte dieser Privilegierung.Es ist nicht zufällig, dass sich Postkoloniale Theorie im Laufe der Zeitvon einer scharfen kritischen Theorie scheinbar zu einer »Karrierebe-förderungsmaschine« (Bahri 1995: 71) gewandelt hat, womit der Ver-lust ihrer ethisch-politischen Positionierung einherging. Letztlich istes die Marktfähigkeit des Konzeptes, welches das Misstrauen Vielerbegründet. Spivak (1991a)spricht im Zusammenhang mit dem »post-kolonialen Boom« gar von der Banalisierung der Imperialismuskritik,womit sie einerseits den Verlust politischer Schlagkraft beanstandetund andererseits die Produktion leicht vermarktbarer Theoriefrag-mente angreift. Was früher unter dem Label antirassistischer Politik,Migrationsstudien, Multikulturalismus, Ungleichheitsforschung oderDiversity Studien analysiert wurde, wird jetzt vielfach als »postkolo-nial« etikettiert und erhält allein damit schon eine Aura der Innova-tion. Altbekannte Betrachtungen erscheinen damit im quasi-neuen,aber eben depolitisierten Gewande. Was also häufig als postkolonialeStrategie bezeichnet wird, stellt zumeist nichts anderes dar als »nicht-performative« Widerstandsstrategien (vgl. Ahmed 2006). Nicht-per-formativ bedeutet hier, dass das Sprechen eben keine transformieren-den Effekte zeitigt - die Kritik verpufft und hinterlässt lediglich einenNebel wohlklingender Sätze. So ist zu beobachten, dass der Begriff»postkolonial« häufig als Euphemismus für bedrohlichere Konzeptewie »Imperialismus« oder »Neokolonialismus« zum Einsatz kommt.

In den Hochschulen der -Ersten Welt- wünschen sich viele, einStück vom Popularitätskuchen Postkolonialer Theorie abzubekom-men, was postwendend die Frage nach den Konsequenzen dieses Nim-bus auf die Wissensproduktion aufwirft. Die KritikerInnen Postkolo-nialer Theorie, insbesondere jene, die nicht im Westen verortet sind(etwa Ahmad 1992) haben in diesem Sinne unentwegt betont, dassPostkoloniale Theorie paradoxerweise dem Westen dabei behilflich ist,seine Vergangenheit und Zukunft -in Ordnung- zu bringen und damitinsbesondere den ~ntellektuellen in der -Ersten Welt<zur Ehre gereicht.Dieser Lesart folgend, haben wir es hier mit einer opportunistischen

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Mobilisierung des Begriffs »Postkolonialisrnus« im Dienste der De-platzierung oder gar Löschung brisanter politischer Themen wie zumBeispiel dem der »Rekolonisierung« zu tun. Damit geht bedeutsamer-weise eine Stabilisierung der internationalen Arbeitsteilung einher(vgl. Shohat 1992; McClintock 1995; Parry 2004). Kurzum, die Kom-modifizierung Postkolonialer Theorie und der damit einhergehendeunhinterfragte Konsum derselben geraten zu einem Alibi für politischverhinderte und nichtsdestotrotz notwendige soziale Veränderungenim Sinne einer globalen Dekolonisierung. Breite Bevölkerungsteile imglobalen Süden sehen sich zu Recht als .Opfer- einer fortschreitendenund systematischen Entrechtung, die nichts anderes als eine weitereForm des Neokolonialismus darstellt. In Anbetracht dessen könntezugespitzt gesagt werden, dass der Postkolonialismus im -Bauch desmetropolitanen kapitalistischen Biestes. konstant neu hergestellt undvermarktet wird, während der Begriff »postkolonial- die Ränder desglobalen Süden reifiziert. Die zunehmende Sichtbarkeit PostkolonialerTheorie und derer, die sich mit dieser assoziieren, stehen dabei imdirekten Kontrast zu den Gruppen, die durch diese repräsentiert wer-den. Weswegen Simon During den Einwand erhebt:

»It is important not to forget that the postcolonial paradigrn appeals largelyto whites and diasporic [...] intellectuals working in the West. [...] I do notthink there is a Maori word for -postcolonialism-.« (During 1992: 348)

Einer der kontingenten Effekte kolonialer Aufteilung des globalenRaums war die Etablierung der -Ersten Welt- als produktivster Ort post-kolonialen Widerstands. Der Dekolonisierungswettbewerb ist damitvon den Peripherien hin zu den Metropolen verschoben worden (vgl.Said 1990: 30), die nunmehr als privilegierte paradigmatische Posi-tionen postkolonialer Politik in Erscheinung treten. Der nonchalanteGebrauch der Terminologie tendiert im Grunde dazu, die materiellenund historischen Kontexte der -Dritten Welt- zu ignorieren. Was wie-derum die Frage aufkommen lässt, wie es sich mit den Unterschiedenzwischen den akademischen und revolutionären Praxen im Interessesozialer Transformation verhält. Wäre es etwa möglich, Gruppenhie-rarchien anders wahrzunehmen, indem die Konstruktionen von race,sex und reiigion. gleichzeitig anerkannt würden? Wie kann Postkolonia-le Theorie der Tatsache ungleichzeitiger, multi-lokaler Ereignisse inden Falten der Weltökonomie gerecht werden? Und in welcher Weisebeeinflusst die Institutionalisierung von Imperialismuskritik die In-halte Postkolonialer Theorie?

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Die akademische Industrie verspricht, dass Postkoloniale Theoriedie Darstellung einer radikal revidierten Geschichte und die Generie-rung dissidenter Lesarten gewährt. Die KritikerInnen argumentierendagegen, dass diese weder eine revolutionäre Methode entwickelt,noch ein neues Untersuchungsfeld eröffnet hat. Postkoloniale Theo-rie konnte, gemäß dieser Stimmen, weder das Versprechen einhalten,Unterdrückung und Ausbeutung über Hybridisierung zu bezwingennoch die radikale Hinterfragung von Kategorien leisten. Wir haben eswohl eher mit der Produktion einer Ideologie zu tun - wie marxisti-sche TheoretikerInnen herausstellen (vgl. Ahmad 1992; Parry 2004;San [uan 1996).

Postkoloniale Theorie steht deswegen auch symptomatisch für dasVersagen der demokratischen Reformen nach der politischen Unab-hängigkeit ehemals kolonisierter Länder. In den Augen unterschied-licher KritikerInnen hat sie esweder vermocht, globale ökonomischeGerechtigkeit noch eine umfassende politische Partizipation zu er-möglichen. Wie Gayatri C. Spivak bemerkt, ist es erforderlich, »dieDifferenzen und die Beziehung zwischen akademischen und -revolu-tionären- Praxen im Interesse sozialer Veränderungen« ernst zu neh-men (Spivak 199oa: 219; Übers. der Autorinnen).

Kann Postkoloniale Theorie eurozentrisch sein?

»There is interest, often unperceived by us, in not allowing trans nationalcomplicities to be perceived.« (Spivak1993:256)

Im deutschsprachigen Raum fand die Postkoloniale Theorie lange Zeitein besonderes Interesse bei denen, die sich der Migration, den Anti-rassismus- und Multikulturalismusdebatten widmen. Der Fokus wardabei auf die politisch-partizipatorischen Möglichkeiten insbesonderepostkolonialer MigrantInnen gerichtet. Die kolonialen Kontinuitätenvon Migrationspolitik im europäischen Kontext, sowie die Erfahrun-gen von Rassismus und Diskriminierung, die das Alltagsleben postko-lonialer MigrantInnen in Europa bestimmen, sind dabei zweifels freiwichtige politische Interventionsfelder, die der permanenten Adressie-rung bedürfen. Und es ist hier geradezu zwingend, eine Verbindung zuPostkolonialer Theorie herzustellen. Von W.E.B. DuBois (1996/19°3:13), einer Gallionsfigur des afroamerikanischen Anti-Kolonialismusausgehend, der bemerkte, dass das. Problem des 20. Jahrhunderts die»color line« sei, haben sich Theoretiker wie Edward W. Said, Homi K.Bhabha, Paul Gilroy und Stuart Hall insoweit folgerichtig den Fragen

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des postkolonialistischen Rassismus, der kulturellen Identität undDifferenz angenommen. Sie alle fanden in einem spezifisch politi-sierten migrantischen Spektrum im deutschsprachigen Raum schnellGehör. Spivak allerdings kompliziert die scheinbar selbst-evidenteBeziehung zwischen Postkolonialismus und anti-rassistischer Politikund warnt davor, postkoloniale Kritik auf metropolitane Räume zu be-grenzen und postkoloniale MigrantInnen zur Norm werden zu lassen(Spivak 1999: 256).' Migrantischer Aktivismus ist auch für Spivak einbedeutsames politisches Feld - so skandalisiert sie beispielsweise dieSubalternisierung illegalisierter Migration im globalen Norden (1995:189). Doch gleichzeitig kann es nicht sein, dass der aktuelle Neoko-lonialismus in erster Linie mit Fokus auf die interne Kolonisierungpostkolonialer MigrantInnen im globalen Norden betrachtet wird unddabei gleichzeitig die Frage nach internationaler Arbeitsteilung erneutmarginalisiert wird.'

Spannenderweise hat DuBois seine eigene Bemerkung einige Jah-re später revidiert und betont, dass es eine größere Frage als die der»color line« gebe. Eine, die sie sowohl überschattet und ihr gleichzeitiginhärent sei: die »question oflabor« (DuBois 1925: 385).3Des Weiterenargumentiert er: »for if colonial serfdom is maintained in Africa, the

1 I Auch wenn eingeräumt werden muss, dass eine allzu schema-tische Aufteilung in -Süden- und -Norden-, riskant ist, insoweit die He-terogenität und internen sozialen Ungleichheiten im nationalen Kontextungenannt bleiben, scheint es strategisch sinnvoll, mit dem Einsatz derBegriffiichkeiten auf die gewaltigen strukturellen Disparitäten aufmerk-sam zu machen.

2 I Die internationale Arbeitsteilung zeigt die kapitalistische Bezie-hung zwischen den Ländern des globalen Südens und Nordens auf. Wäh-rend der -Norden- Kapital in Ländern des Südens investiert, stellen dieseStandorte für Investitionen aus dem -Norden- bereit. Sie bleiben nichtnur gekennzeichnet durch niedrige soziale und ökologische Standards,sondern stellen zudem auch genügend ausbeutbare Arbeitskraft bereit.Die Verlagerung von Produktionsstätten in sogenannte Billiglohnländerdes globalen Südens stabilisiert dabei kontinuierlich die internationaleArbeitsteilung, die eine direkte Folge des Kolonialismus darstellt, von deralle im -Norden- verorteten Menschen mehr oder weniger profitieren.

3 I Spivak zufolge ist dagegen die »gender line« die dominierendeFrage des 21. Jahrhunderts. Sieführt damit eine erneute Perspektivver-schiebung ein.

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color line will not disappear in. Afro-America«- und deutet mithin aufdie transnationalen Verflechtungen.

Wie bereits an anderer Stelle dargelegt,' erscheint eIDS die Fragenach der Relevanz Postkolonialer Theorie für den deutschsprachigenRaum redundant, da sie im Grunde wohl die wichtigste Feststellungpostkolonialer Theorie selbst übersieht, dass es nämlich unmöglichist, postkoloniale Analysen auf einzelne nationale Räume zu be-schränken - erweisen sich Grenzen, die die Nation umreißen, dochselber als koloniale Produkte. Weswegen die Frage: »Spricht die Sub-alterne Deutsch?« (Steyerl/Cutierrez Rodriguez 2003) bestenfalls ri-sikoreich ist, gerade weil sie das Funktionieren einer globalen Inter-dependenz ignoriert, die auf kolonialen Verflechtungen beruht (vgl.Dhawan 2007). Stattdessen wird postkoloniale Kritik hier auf den glo-balen Norden reduziert, womit wieder einmal ein methodologischerNationalismus bedient wird. Die Analyse wird erneut in Eiriheitendes Nationalen gepackt, die die Welt in fein segregierte Gesellschaf-ten dividiert. Nicht selten wird dabei ein allzu enger und exklusiverBlick auf lokale Bewegungsaktivitäten gerichtet. In der Konsequenzwurde einer transnationalen Perspektive eher wenig Beachtung ge-schenkt. Und das, obschon der Prozess zunehmender Globalisierungdie Untersuchung widersprüchlicher transnationaler Verflechtungenimmer wichtiger werden lässt.

Intersektio nal ität, Interdependenzund methodologischer Nationalismus

In diesem Zusammenhang ist es spannend, sich die feministischenDebatten um Intersektionalität und Interdependenz im deutschspra-chigen Raum anzusehen, In den letzten Jahren ist eine wahre diskur-sive Explosion in den feministisch orientierten SOzialwissenschaftenzu verzeichnen: Intersektionalität scheint in aller Munde. Gudrun-Axeli Knapp (2005) zufolge ist Intersektionalität zu einer der bekann-testen feministischen »travelling theories« aufgestiegen, während an-dere diese Perspektive als eine trans atlantische Erfolgsgeschichte fei-ern. Manches Mal wird Intersektionalität auch durch den Begriff der

4 I W.E.B.DuBois »Tothe Nations ofthe World », Rede bei der 1. Pan-afrikanischen Konferenz 1900 in London.

5 I Siehe das Kapitel zu »Interessenskonflikte: Migrantischer Akti-vismus versus Internationale Arbeitsteilung« in Castro VarelaJDhawan(zo05)·

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Interdependenz ausgetauscht (etwa Walgenbach et al. 2007) und danndirekt in einem Zusammenhang mit Postkolonialer Theorie gebracht ..Intersektionalität- und Interdependenztheorien werden dabei als eineArt korrektive Methodologie beschrieben, die darauf zielt, das Zusam-menwirken sozialer Ungleichheiten zu analysieren.

Bereits seit den 1970er Jahren wird die westlich-feministischeTheoriebildung eines inhärenten Ethnozentrismus angeklagt. Deralleinige Fokus auf gender. so wurde bemängelt, vernachlässige an-dere Kategorien wie etwa race, dass, religion, sexuality usw., was denepistemologischen Rahmen und die theoretischen Kategorien als un-passend für die Analyse differenter Subjektpositionen erscheinen ließ.6Die exklusive Befassung mit einem universalen patriarchalen Systembasiere, wie Feministinnen of color - etwa Audre Lorde, Gloria Anzal-dua und Chandra Talpade Mohanty - konstatierten, gerade auf derVernachlässigung anderer Diskriminierungsformen wie etwa Rassis-mus, Homophobie und Klassismus. Die Berücksichtigung der unter-schiedlichen Diskriminierungsgründe sollte dabei nicht in additiverWeise erfolgen, sondern die Wechselwirkungen diverser Diskriminie-rungsgründe beschreiben können. Als Lösung wurde unter anderemein multi-ismes Feminismus vorgeschlagen, der die Begrenzung einerTheorie und Praxis, die lediglich auf eine Kategorie beschränkt bleibt,überschreite. Damit würden mannigfaltige Erfahrungen und Perspek-tiven nicht mehr einer totalisierenden feministischen Agenda unter-worfen.

Die Kritik an einem hegemonialen Feminismus verlangt nacheiner differenzierten historischen Analyse der Geschlechterverhält-nisse und -produktionen, Hier scheint es in der Tat notwendig, her-auszuarbeiten, wie gender mit anderen sozialen Kategorisierungen wieetwa race, class und sexuality miteinander verflochten erscheinen. Diepostkoloniale Feministin Sara Suleri (1995: 273) stellt beispielsweisedie trickreiche Frage, was zuerst kommt: >gender oder race?< und mar-kiert damit die radikale Untrennbarkeit der beiden sozial strukturie-renden Kategorien, die sich schließlich in einer Vergeschlechtlichungvon race und Rassifizierung von gender niederschlagen. Wir haben esmithin nicht nur mit der Frage nach Anerkennung sozialer Ungleich-

6 I Die Annahme, dass aUe Frauen gleichermaßen Opfer eines glo-balen Patriarchats sind und dieses nur durch trans nationale Solidaritätbekämpft werden könne, stand im Zentrum der Kritik. Dies würde impli-zieren, dass alle weiteren Herrschaftsverhältnisse - etwa Rassismus undKlassismus - vom Patriarchat abgeleitet werden können und entsprechendmit dem Sieg über dasselbe verschwinden würden.

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heiten und unterschiedlicher Manifestationen von Unterdrückung zutun, sondern mit der besonderen Art und Weise, wie race und genderhistorisch miteinander verwoben sind beziehungsweise auch im Wi-derspruch zueinander stehen. Kimberle Crenshaw, die den Begriff derIntersektionalität prägte, merkt zur Begründung dieser spezifischenPerspektive an:

»Because women of colour experience racism in ways not always the sameas those experienced by men of colour and sexism in ways not always par-allel to experiences of white women, antiracism arid feminism are limited,even on their own terms.« (Crenshaw 1995:337)

Als afroamerikanische Juristin machte Crenshaw sehr früh schon dar-auf aufmerksam, dass das US-amerikanische Rechtssystem aufgrundder gängigen Repräsentationen und Machtverhältnisse zwar sowohldie Rechte von Frauen als auch von Schwarzen schütze, allerdings nurungenügend die Rechte schwarzer Frauen.

Für viele poststrukturalistische Feministinnen wiederum bestanddas vordergründige theoretische Problem darin, dass gender im femi-nistischen Mainstream essentialisiert wurde. Intersektionalität fügtsich dagegen geschmeidig in das postmoderne Projekt ein, welchesmultiple und sich verändernde Identitäten transparent macht. Es bie-tet »racejclassjgender-Feminishnrien« eine theoretisch anspruchsvolleMethodologie an, die gleichzeitig die Fallen einer additiven Herauge-hensweise im Zusammenhang multipler Identitäten umgeht.

Auchwenn solche Bemühungen wertgeschätzt werden müssen, dasie die komplizierte und komplexe Frage des universalen Opfersub-jekts betreffen, so ist es doch ermüdend, in zeitgenössischen kritischenTheorien permanent dem monotonen Aufsagen des race-class-gender-Mantras folgen zu müssen. Deshalb fragen wir uns, ob die in feminis-tischen Kreisen so zelebrierte intersektionelle Perspektive tatsächlichbesser dazu in die Lage versetzt, Macht- und Herrschaftsstrukturenzu diagnostizieren und Widerstandstrategien zu entwickeln.'

Die erste Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt,ist der

7 I Im Vergleich zu den angloamerikanischen Debatten, wo dieeigentliche Herkunft des Konzeptes im Kontext der Antidiskriminierungverankert ist und es primär um die Entwicklung von poliey-Instrumen-ten der Antidiskriminierung geht, liegt im deutschsprachigen Raum derHauptfokus auf der deskriptiven Ebene und ist folglich nicht wirklichtransformativ angelegt (vgl.die Debatte Online: http://www.querelles-net.de/index.php/qn/issue/view/09-3. Letzter Aufruf 20.°9.2°°9).

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Status, den die unterschiedlichen Kategorien innehaben. Innerhalbkolonialer Unterdrückungsformationen zeigt sich, dass race die pro-minente Kategorie ist. Entsprechend bedeutet Dekolonisierung vorallem die Deprivilegierung eines Status, der auf grund rassistischerIdeen aufgebaut wurde, was nicht unbedingt die Veränderung vonKlassen- und/oder Geschlechterprivilegien beinhaltet. Wie MahmoodMamdani (1996: 288) darlegt: »the historicallegitimacy of post-inde-pendence nationalist governments lay mainly in the program of dera-cialization they followed«. So ist Mamdani folgend die postkolonialeSituation eines Sub-Sahara-Afrikas heute als »Derassifizierung ohneDernokratisierung« zu beschreiben (ebd.). Formuliert als ein »Indige-nisierungsprograrnm« oder auch als »Nationalisierung« war es einesder Ziele, die durch Rassifizierung akkumulierten Privilegien der ehe-maligen weißen Kolonialisten zu demontieren. Gleichzeitig warnt Spi-vak davor, den alleinigen Fokus auf race und (Anti-)Rassismus in der-Ersten Welt- zu legen, würde dies doch nicht automatisch eine Kritikan internationaler Arbeitsteilung beinhalten:

»Tosee the problem of race simply in terms of skin color does not recogni-ze that the only arena for that problem is the so-called white world, becauseyou are focusing theproblem in terms ofblacks who want to enter and livein the white world,urider raciallaws in the white world. That obliges usto ignore the fact that in countries which are recognized as Third Worldcountries, there is a great deal of oppression, dass oppression, sex oppres-sion, going on in terms of the collusion between comprador capitalists andthat very white world. The international division oflabor does not operatein terms of good whites, bad whites and blacks. A simple chromatism obli-ges you to be blind to this particular issue because once again it's presentin excess.« (Spivak1990b: 126)

Und weiter:

»I was trying to show how our lives, even as we produce this chromatistdiscourse of anti-racism, are being constructed by that international divi-sion oflabour, and its !atest manifestations are in fact the responsibility ofclass-differentiated non-white people in the Third World, using the indige-nous structures of patriarchy and the established structures of capitalism.To simply forcelese or ignore the international division oflabour becausethat's complicit with our own production, in the interests of the black-whi-te division as representing the problern. is a foreclosure of neo-colonialismoperated by chromatist race-analysis.« (Ebd.)

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Als korrektive Methodologie können wir von Intersektionalitätsfor-schungen in diesem Zusammenhang nun idealerweise erhoffen, dassdiese die Überbetonung einer Kategorie bei Vernachlässigung ande-rer transparent werden lässt. Weiterhin ist es nach wie vor vonnöten,dass sich Analysen mit der Verschränktheit differenter Faktoren be-ziehungsweise Kategorien beschäftigen, aber eben auch race und classoder race und gender als konfligierende Analysekategorien sichtbarmachen. Selbst wenn es zuweilen sinnvoll ist, herauszustellen, dassin spezifischen Kontexten einige Kategorien wirkmächtiger sind alsandere. Gegen ein simplifizierendes Verständnis von Intersektionali-tät als die Untersuchung von gleichzeitigen Ungleichheiten wäre eswohl sinnvoller herauszufinden, warum spezifischen Ungleichheitenzu konkreten Zeiten an konkreten Orten mehr Bedeutung beigemes-sen wird als anderen. Beispielsweise macht die Fokussierung von cas-te innerhalb des indischen Kontextes mehr Sinn als die Betrachtungvon race - und dies gilt auch für Analysen von Machtverhältnisseninnerhalb der indischen Diaspora. Kastenbasierte Diskriminierungeninnerhalb diasporischer Räume sind aber bisher kaum Thema sozio-logischer Untersuchungen. Während die deutsche Debatte um Inter-sektionalität, gerade weil sie ihre Analysen stark innerhalb nationalerGrenzen rahmt, in Gefahr steht, das race-class-gender-Mantra unend-lich zu wiederholen, ohne zu beachten, welche Themen durch dieseunreflektierte Wiederholung und eurozentrische Setzung unsichtbargemacht und exkludiert werden." Wie Spivak verdeutlicht:

»Es ist klar, dass arm, schwarz und weiblich sein heißt: es dreifach ab-bekommen. Wenn diese Formulierung jedoch aus dem Zusammenhangder Ersten Welt in einen postkolonialen Zusammenhang [...] verschobenwird, dann verliert die Beschreibung -schwarz- oder >01 color< ihre Über-zeugungskraft und Signifikanz. Die notwendige Stratifizierung der kolo-nialen Subjektkonstitution in der ersten Phase des kapitalistischen Impe-rialismus macht -Parbe« als emanzipatorischen Signifikanten unbrauch-bar.« (Spivak2008: 74)

Die rituelle Zitierung der drei Begriffe erinnert nicht zufällig an diechristliche Heilige Dreifaltigkeit. Und so ist zu fragen, ob der intersekt-ionelle Fokus auf race, gender und class tatsächlich in die versprochene

8 I Es ist hier wichtig anzumerken, dass spannenderweise die brisan-te politische Situation - insbesondere die Frage nach einem immer ma-nifester werdenden anti-muslimischen Rassismus - selten angegangenwird.

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anti-universalistische Theorie und Praxis fuhrt? Auch weil die Listeder Kategorien, wenn immer sie aufgerufen wird, bestimmte Unter-drückungsmomente verschweigt beziehungsweise in ein Et cetera ein-friert, merkt Bruce Robbins (2005) an, dass es nicht um die jeweils"einzelnen Momente gehen könne, sondern um etwas Größeres - wasnicht direkt benennbar, aber doch größer als die Summe der Einzeltei-le und von den Einzelteilen unabhängig bestehend ist (ebd.: 561). DesWeiteren zeigt er, dass Differenzen und Konflikte zwischen den ein-zelnen Phänomenen genau aus dem Grunde unterdrückt werden, da-mit das größere nebulöse Bild nicht heraufbeschworen wird. Robbinsresümiert schließlich, dass die raeejclassjgender-Liste im Grunde alsExkulpierung für das Comeback einer universalistischen Perspektivedient. Bereits [udith Butler spielt in Gender Trouble darauf an, wenn sieauf das geradezu peinliche »etc.. am Ende der der »Kategorienliste«zu sprechen kommt (vgl. Butler 1990: 143). Als Zeichen kann das Etcetera hier gleichzeitig als Erschöpfung und Exzess gedeutet werdenund sollte entsprechend als neuer Startpunkt für feministisch-politi-sche Theoretisierung gesehen werden. Im intersektionellen Ansatz,so wird schnell deutlich, verschafft sich die Politik des Universalismusdurch die Hintertür des dominant Partikularen wieder Einlass. Wes-wegen Butler in aller Klarheit vor einer Politik, die »Positionen« er-schafft, von denen aus exkludierte Gruppen sprechen können, warnt.Sie widerspricht damit einer Logik, nach der »Positionen« als makello-se, kohärente »Kategorien« funktionieren (Butler 1993: mff.). In ihrenWorten kann es nicht darum gehen, raee, sexuaut» und gender in ihrerBeziehung zueinander zu denken als seien sie »fully separable axesof power« (ebd.rnö). Viel eher solle die theoretische Trennung in wu-chernde »Kategorien- beziehungsweise »Positionen« als solche hin-terfragt werden.

Eine weitere Kritik am intersektionellen Ansatz spricht davon,dass dieser lediglich eine Darstellung sErster-Welt-Peministinnene ver-anschaulicht, ohne sich mit dem -Rest- zu beschäftigen oder gar denStimmen der -Dritten Welt<,die nicht von der Bühne der -Ersten Welt-aus sprechen können, Gehör zu verschaffen." Kathy Davis diagnosti-

9 I Selbst ein nur kursorischer Blickauf die deutschsprachige Litera-tur zu Intersektionalität zeigt im Kontrast zu angloamerikanischen Dis-kursen, wo wanten of color die Diskussion initiierten, interessanterweisedie Dominanz mehrheitsangehöriger Feministinnen in der Debatte aufAuch wenn wir eine anti-essentialistische Politik verfolgen, so ist es dochimmer wichtig darauf hinzuweisen, aus welcher Richtung die Theoriekommt. Weswegen wir uns fragen: Wie konnten Intersektionalitätsansät-

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ziert insoweit sehr richtig: »[Ijntersectionality promises feminist scho-lars of all identities, theoretical perspectives, and political persuasions,that they can -have their cake and eat it, too-.« (Davis 2008: 72)

Allerdings markiert Davis dies als Stärke von Intersektionalitätsan-sätzen, wohingegen wir der negativen Konnotierung des Ausspruchsshave their cake and eat it, too- folgen, die auf ein unmögliches Ver-langen deutet. Intersektionalitätsforschungen versprechen nicht nurDifferenzen und Diversität zu adressieren, sondern dies auch in sol-cher Weise zu tun, dass die alten feministischen Ideale einer Theo-rieproduktion, die sämtliche Erfahrungen von Frauen berücksichtigt,eingelöst werden können. Sie versprechen damit geradezu universel-le Einsatzmöglichkeiten und Ergebnisse, die sinnvoll für das Verste-hen und Analysieren diverser sozialer Praxen und unterschiedlichs-ter Gruppenerfahrungen ist: Qua Definition kann diese in jeder fe-ministischen Forschung zum Einsatz kommen, die willens ist, ihreeigene soziale Verortung als analytische Ressource und nicht nur alsbloßen Identitätsmarker zu nutzen [ebd.). Als offenes Projekt wird In-tersektionalität als ein produktives, zeitgenössisches feministischesForschungssetting beschrieben. Es wird, so Davis, ein »Entdeckungs-prozess« initiiert, welcher nicht nur potentiell unabschließbar ist,sondern auch neue kritische Einsichten verspricht (ebd). Doch bleibtEuropa, so lässt sich kritisch anmerken, wieder einmal das Zentrumrund um das Kritik formuliert wird. Die Perspektive verbleibt mithinimperial (Robbins 2005: 563). Es werden nicht in erster Linie Faktorenwie sexuality und class beachtet, weil sie wichtige organisierende Prin-zipien für eine Dekolonisierungsbewegung darstellen, sondern geradeweil sie dies nicht sind.v Selbst wenn diese sozialen Interessen vom

ze hegemonial werden und wer profitiert von denselben? Ermöglichen siesubalternisierten Frauen Chancen der Intervention in hegemoniale Struk-turen oder ist es eher so, dass sie dominante Strukturen dergestalt stüt-zen, dass sie Hegemonien stärken? Bleibt damit die -Erste Welt- nicht imNamen der Differenz wieder einmal mit sich selbst beschäftigt?

10 I Robbins (200): 560) hebt hervor, dass im Prozess der Dekoloni-sierung nicht selten die Kategorie »sexuelle Orientierung« .als Diskrimi-nierungsgrund unbeachtet blieb, was häufig damit begründet wurde, dassSchwule und Lesben in den nationalen Unabhängigkeitsbewegungennicht massiv organisiert waren, während andere ergänzend bemerken,dass auch die Frauenfrage von den meisten Unabhängigkeitsbewegungenunangetastet blieb. Ebenso wurden Klassengegensätze von den meistenFührern der Unabhängigkeitsbewegung, die der nationalen Eliteangehör-ten und über westliche Bildung verfügten, als Bedrohung gesehen.

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anti-kolonialen Kampf exkludiert wurden, deutet ihre Nicht-Assimila-tion auf eine verfehlte Dekolonisierung sowie auf die Symptome derFehler im Unabhängigkeitsbestreben hin.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die mechanischeWiederholung der racejclassjgender-Formel ein Problem der Universa-lisierung und damit der Depolitisierung des Politischen darstellt (vgI.Robbins 2005: 564).

Insbesondere das In-eins-Setzen von lritersektionalität und Inter-dependenz kann in diesem Sinne als politisch risikoreich beschrieben.werden, vernachlässigt diese Strategie doch die globale Perspektive,die eine ursprüngliche Interdependenztheorie gerade stark macht (vgI.etwa KeohanejNye 2001). Der interdependenztheoretische Ansatz inseiner politikwissenschaftlichen Ausprägung beschreibt die wechsel-seitige Abhängigkeit von Nationalstaaten untereinander, vorzugsweisein ihrer ökonomischen Ausprägung, als auch die wechselseitige De-pendenz diverser sozialer Akteurinnen innerhalb von Nationalstaaten.Es ließe sich hier fragen, ob die vordergründige Beschäftigung mit derTheoretisierung von Identitäten auf Kosten der Analyse der Struktu-ren gegangen ist (vgl, auch Soiland 2008).

Selbstredend geht es hier nicht darum, den Streit um Anerkennungversus Umverteilen zu reaktivieren und der politischen Ökonomie vorder Analyse kultureller Ungleichheiten den Vorrang zu gewähren.Kein Kollektiv leidet -nur- unter den ökonomischen Verhältnissen wieauch keines -nur- Opfer kultureller Unterdrückung ist. Auch darf An-erkennung nicht als ein Ziel an sich verstanden werden, das keine Be-ziehung zur Umverteilung hätte (vgI. Fraser 1997; Young 1997). UnserStandpunkt ist insofern weder ein anti-intersektionalistischer noch istuns Klassenpolitik wichtiger als race, gender oder sexuality. Eine Hier-archisierung von Politikfeldern wäre kontraproduktiv, allerdings ist esnotwendig, die Konflikte zwischen den differenten Kategorien trans-parent zu machen und sie im Kontext aktueller globaler Interdepen-denzen zu verorten. Hier ist es wichtig, Crenshaws Einsicht ernst zunehmen, wenn sie provokant fragt: »What difference does differencemake? Intersectionality should not become a competition between tho-se claiming oppression. «"

Es brauchte seine Zeit, bis im deutschsprachigen Kontext von einermerklichen Rezeption intersektioneller Ansätze gesprochen werdenkonnte und so ist darüber nachzudenken, ob es nun, da sich dieseetablieren, wirklich sinnvoll ist, eine kritische Auseinandersetzung

11 I Kimberle Crenshaw auf der Tagung -Celebrating Intersectionali-ty?<, Goethe-Universität Frankfurt (23.01.2009).

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vorzulegen (vg1.hierzu auch Grabham et a1.2009). Wir allerdings ent-gegnen auf solcherlei Einwände immer mit Spivak, dass die ernsthaf-teste Kritik immer diejenige ist, die etwas Nützliches kritisiert. Diekritischen Anstöße, die von Intersektionellen Ansätzen kommen, sindpolitisch wichtig, weswegen es uns notwendig erscheint, Kritik an ihrzu üben und damit auch die Grenzen der Rezeption darzulegen.

Es ist heutzutage unmöglich, sich eine politische Praxis vorzustel-len, die nicht auch die globalen Dimensionen sozialer Ungleichheitin den Blick nimmt. Aufgrund unserer »verwobenen Geschichten«(ConradjRanderia 2002: 17) ist es aussichtslos, unsere politische Ver-antwortung nur innerhalb nationaler Grenzen auszumachen. Sha-lini Randeria beschreibt deswegen eine relationale Perspektive.vdiedie Unmöglichkeit aufzeigt, eine Geschichte des >Westens<ohne dieGeschichte der Kolonialländer zu schreiben und vice versa, ist dochdie moderne Geschichte und die Geschichte der Moderne als ein En-semble von Verflechtungen aufzufassen (ebd.). Trotz vielfältiger Be-mühungen,den ökonomischen Determinismus zu überwinden undMacht und Herrschaft von einer multidimensionalen Perspektive auszu erfassen, scheitert der intersektionelle Ansatz im deutschsprachi-gen Raum gerade weil er zumeist die transnationalen Dimensionensozialer Ungleichheit als eine Konsequenz des Kolonialismus unbe-achtet lässt.

Die von Europa ausgehende gewaltsame Integration ehemaligerKolonien in das kapitalistische System und die imperialistischen Kon-tinuitäten der gegenwärtigen internationalen Arbeitsteilung, die zu-dem mit einer geschlechts spezifischen Aufteilung des internationalenArbeitsmarktes einhergehen, sichert der -Ersten Welt- nach wie vorWohlstand auf Kosten der -Dritten Welt-, derer Arbeitskräfte und Res-sourcen sie sich parasitär bedient (vg1.Mies 1996: 41f.). Die aktuelleinternationale Arbeitsteilung ist damit nur eine Verschiebung des ter-ritorialen Imperialismus des 19. Jahrhunderts. Mit der sogenanntenDekolonisierung und dem Anwachsen des multinationalen Kapitalswerden zwar nicht mehr nur Rohmaterialien in die Metropolen trans-feriert. Stattdessen werden jedoch billige Arbeitskräfte in den Peri-pherien benutzt, um die internationale Arbeitsteilung zu stabilisieren.Internationale Subkontrakte .und minimale Subsistenzbedingungender ArbeiterInnen des globalen Südens ermöglichen die Niedrighal-tung der Arbeitslöhne in der -Dritten Welt« Strukturanpassungspro-gramme des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbankzwingen die -Dritte Welt<zur Öffnung ihrer Wirtschaft für ausländi-sche Firmen und Investoren, was in Konsequenz dazu führte, dass dielokalen Ökonomien zunehmend exportorientiert rekodiert wurden.

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Es entstanden dabei sogenannte Freihandelszonen. Der Einsatz weib-licher Arbeitskraft, die nicht gewerkschaftlich organisiert ist, bildetdabei die Hauptstütze für den gegenwärtigen Welthandel. Es entstehteine Struktur der Überausbeutung. die letztlich über die Internalisie-rung patriarchaler .Normen und Werte gesichert wird (Spivak 1999:

391). Die zwei Arenen, die unmittelbar auf Frauen des globalen Sü-dens abzielen, sind dabei »Heimarbeit als internationales Phänomen«und »Biopolitiken im Namen von Bevölkerungskontrolle«." Darüberhinaus stehen ländliche und indigene Subalterne mehr und mehr imFokus von Trade-related aspects of inteüectua; property rights (TRIPS),welche eine Basis für eine um sich greifende Biopiraterie bietet, die eswiederum transnationalen Konzernen des globalen Nordens ermög-licht, Eigentumsrechte über natürliche Ressourcen des globalen Sü-dens anzumelden. Im Namen von -Entwicklung- ist eines der Ziele,welches stringent verfolgt wird, die ökonomisch arme ländliche Be-völkerung des Südens unter die Kontrolle des Finanzkapitals zu brin-gen. Hierfür wird der Zugang zur Telekommunikation und das RechtaufMikrokredite gleichgesetzt mit dem politischen Empowerment der-Dritte-Welt-Frauen-, ohne dass dabei der Versuch unternommen wür-de, die infrastrukturellen Bedingungen zu berücksichtigen und einenwirklich systematischen Wandel anzustreben, der die ökonomischeVerarmung ländlicher Frauen des globalen Südens stoppen könnte.Im Angesicht aktueller globaler Ungleichheiten erscheinen solcherleiEntwicklungspolitiken bestenfalls zynisch."

12 I »Galten die Kolonien damals als -unterbevölkert-, so werden sienach der Entkolonisierung durchweg als -überbevölkert- angesehen. Diedeutsche Regierung etwa war ebenso besorgt über die zu niedrigen Ge-burtsraten in Tanganiyka, dem heutigen Tansania, wie die britischen Ko-lonialbeamten 1870 in Indien. Denn damals stellte für sie nicht die hoheFertilitätsrate des indischen Subkontinents, sondern ein akuter Mangelan Arbeitskräften ein Problem dar. [...] Bemühungen zur Steigerung desBevölkerungswachstums in den Kolonien datieren aus einer Zeit, als dieKolonien [...] durch ihre billigeren Arbeitsplätze [keine] wirtschaftlicheKonkurrenz für die westlichen Industriestaaten darstellten.« (Randeria200T 254f.)

13 I Selbst die subalternisierten Räume innerhalbpostkolonialerLänder werden von den Institutionen des Bretton-Woods-Systems er-schlossen. Im Zentrum der weltweiten neoliberalen Umstrukturierungs-prozesse steht damit die subalterne Frau, die von den Programmen derEntwicklungszusammenarbeit, Gentechnik und Biopiraterie, internatio-nalen Nichtregierungsorganisationen und transnationalen Konzernen

Mission Impossible I 319

In dem Ausmaß, wie das Konzept der »Entwicklung« als Alibi füreine fortgeführte Ausbeutung funktioniert, hinterfragen kritischeDevelopment Theorien die Strukturen einer kapitalistischen und pa-triarchalen Ausbeutung, die der Kolonialismus zuvor im Namen vonModernisierung etabliert hat (vgl. Saunders 2°°3).14 Die Rolle trans-nationaler Körperschaften der EU in diesen -neuen- Formen des Neo-kolonialismus ist kein Geheimnis und macht deutlich, warum postko-loniale Kritik im deutschsprachigen Raum eine politisch-theoretischeNotwendigkeit darstellt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der vorherrschen-de Fokus auf metropolitane Räume innerhalb der deutschsprachigenIntersektionalitäts- und Interdependenzdebatten symptomatisch füreinen impliziten Eurozentrismus zu sein scheint. Themen wie diestrukturellen Effekte der internationalen Arbeitsteilung und überaus-beutung werden in den Diskursen um l:acejclassjgender in riskanterWeise vernachlässigt. Allzu deutlich spricht Spivak dagegen davon,dass das Ignorieren der ländlichen und indigenen Subalternen un-willentlich das imperialistische Projekt weiter fortführt. Gegen dieTendenzen, die akademischen globalisierungskritischen Auseinan-

. dersetzungen im globalen Norden zu verorten, insistiert sie darauf,dass es das Land ist, das die neue Front der Globalisierung - etwa überSarnen-, Düngungsmittel-, Bevölkerungskontrolle und Mikrokreditean Frauen - darstellt. Diese Kritik macht die politische Herausforde-rung in Anbetracht der internationalen Arbeitsteilung und der Fragenglobaler Gerechtigkeit deutlich. Wobei die Privilegierung metropolita-ner Räume und Subjekte Gefahr läuft, die »Feminisierung des über-lebens« in der -Dritten Welt- zu überschatten. Der starke Fokus auf dieMetropolen ist insofern problematisch, als dass er die Frage vernach-

hervorgebracht wird. Als Zielgruppe von Mikrokrediten werden subalter-ne Frauen immer mehr in die Zwänge globaler kapitalistischer Kreisläufegefangen genommen.

14 I Der kenianische Wirtschaftswissenschaftler [arnes Shikwati ar-gumentiert, dass Entwicklungshilfeprogramme den Menschen in Afrikamehr schaden denn helfen. Sein zentrales Argument ist hier, dass diesegrößtenteils von PolitikerInnen instrumentalisiert werden, um die Bevöl-kerung zu manipulieren: Etwa indem das demokratische Stimmverhaltengelenkt wird, zum Dumping von subventionierten ausländischen Agrar-produkten, mit denen lokale BäuerInnen nicht mehr konkurrieren kön-nen, da die Angebotspreise unter die heimischen Produktionskosten fal-len (vgl. online: www.spiegel.dejinternationaljspiegeljo,1518'363663'00.html Letzter Aufruf 20.9.2009).

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lässigt, wie neokoloniale Diskurse auf jene abzielen, die sich zuvor au-ßerhalb der Reichweite des Finanzkapitalismus befanden.

Methodologischer Kosmopolitismusund die »Globallsierung des Mitgefühls«

Auch angesichts dieser globalen Situation schlägt Beck einen Paradig-menwechsel der Ungleichheitssoziologie vor - und zwar vom metho-dologischen Nationalismus hin zu einem methodologischen Kosmo-politismus (Beck 200T 296ff".). Dieser soll die Basisunterscheidungzwischen national und international, die der Ungleichheitssoziolo-gie bislang unreflektiert als leitender Begriffs- und Forschungshori-zont zugrunde lag, aufheben, wodurch sich ein neuer Horizont vonTheorie- und Forschungsfragen eröffne. Beck argumentiert, dass derenge nationalstaatliche Fokus Gefahr läuft, vom Blick auf das Elendder Welt zu befreien. Statt für einen methodologischen Europäismusplädiert Beck deswegen für einen methodologischen Kosmopolitis-mus - eine transnationale grenzüberschreitende Perspektive, die zurÜberwindung »organisierter Unverantwortlichkeit« führen soll (ebd.:60f.). Kosmopolitismus bezieht sich dabei auf eine besondere Formdes gesellschaftlichen Umgangs mit kulturellem Anderssein. Er be-deutet die Anerkennung kultureller Andersheit, insofern Unterschie-de weder hierarchisch geordnet noch aufgelöst, sondern als solcheakzeptiert und positiv bewertet werden. Es wird hier das »Ende derAnderen« (ebd.: 77) postuliert. Das kosmopolitische Moment der Welt-risikogesellschaft meint zunächst: Die conditio humana der unwider-ruflichen Unausgrenzbarkeit der kulturell anderen (ebd.: 110).

Beck zufolge leben wir in einer globalisierten Welt und als Mitglie-der einer »Weltgefahrengemeinschaft« teilen wir gemeinsame, grenz-überschreitende Risiken und Bedrohungen (ebd.: 27). Seine Theorieder Weltrisikogesellschaft spricht von einer traumatischen Erfahrungder erzwungenen Gemeinsamkeit globaler Risiken, die die Existenzaller bedrohen und massenmedial vermittelt werden. Die Weltrisiko-gesellschaft erzwingt den »kosmopolitischen Blick« auf die Pluralität

.der Welt, die der nationale Blick ignorieren konnte (ebd.: m). Es sindins besondere die globalen Risiken, die faktisch einen moralischen undpolitischen Raum eröffnen und schließlich eine Kultur der Verant-wortung hervorbringen können. Das antizipierte globale Risiko bringteine traumatische Erfahrung der Verwundbarkeit aller und eine sichdaraus ergebende Verantwortung für andere mit sich. Darüber hinaus,so Beck, kann die massenmedial globalisierte Gefahr den margina-

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lisierten und minorisierten Kollektiven eine Stimme verleihen (ebd.:112). Exemplarisch führt er die Erfahrung mit Hurrikan Katrina undden Tsunamis als kosmopolitische Momente an, die zu einer »erzwun-genen Aufklärung« [ebd.: 109) und »Globalisierung des Mitgefühls-(ebd.: 114) geführt hätten. In Folge sei eine neue, zukunftsorientierte»planetarische Verantwortungsethik« gefordert (ebd.: 41).

Wenn auch die Risiken ungleich verteilt sind, so resultiert darausnicht die »Betonung der Klassengesellschaft«, wie Beck schreibt, dasie alle ohne Ausnahme betreffen. Wir sitzen alle in einem gemein-samen »globalen Gefahrenraum« - ohne Ausgang (ebd.: m). Beckargumentiert weiter, dass sich eben dadurch ein interdependentesHandlungsfeld zwischen Institutionen und Bürgern eröffnet, welchesdichtere Verbindungen zwischen den getrennten Sphären des Lokalenund des Fernen, zwischen Verantwortlichen und Opfern bedingen,die eine transnationale Solidarität möglich mache. Die globale Abhän-gigkeit zwischen den unterschiedlichen geographischen Räumen undsozialen Prozessen verlangten nach einem Verantwortungsbewusst-sein und berechtigten zu einer transnationalen Praxis von »kosmopo-litischer Realpolitik« (ebd.: 368).

Alle im selben Boot?Dekolonisierung und transnationale Solidarität

»[...] [T]here is something [...] wrong in our most sophisticated research,our most benevolent impulses.« (Spivak1988: 150)

Auf den ersten Blick könnte eine kosmopolitische Perspektivierungä la Beck durchaus einen gelungenen Wechsel darstellen, ermöglichtsie doch die Entwicklung von Theorien, die sowohl globale Staatsbür-gerschaft als auch transnationale Identitäten und internationale Ver-flechtungen mitzudenken in der Lage sind. Allerdings argumentiertBeck etwas simplifizierend, dass unsere gemeinsame Verletzlichkeitgegenüber den immer größerwerdenden Risiken uns zusammenbrin-gen wird. Doch wissen wir lange schon, dass, obwohl wir alle demsel-ben Sturm ausgesetzt sind, wir doch nicht alle im selben Boot sitzen.Gerade postkoloniale Theorieproduktionen haben deutlich machenkönnen, dass die Konsequenzen heutiger Stürme auch auf grund his-torischer Zusammenhänge entschieden different sind - je nachdemwo wir verortet sind.

Weder ein methodologischer NationalismusjEuropäismus nochein methodologischer Kosmopolitismus scheinen adäquat, um die

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Herausforderungen angehen zu können, die eine feministisch infor-mierte Postkoloniale Theorie mit sich bringt. Es ist wahrlich naiv zuglauben, dass mit der Transnationalisierung von Theorie und Praxisgleichzeitig Globalität adressiert würde. Die Spannung zwischen na-tionalen und transnationalen Dynamiken muss genauer analysiertwerden: Was nicht heißt, dass man die nationalen und globalen Ebe-nen als analog oder komplementär setzt. Im Übrigen existiert de [actonicht einmal eine gemeinsame Sprache, die die -Erste Welt- mit der-Dritten Welt- verbindet. Im Gegensatz zu Beck, der davon ausgeht,dass Hurrikan Katrina und die Tsunamis eine »Globalisierung desMitgefühls« und »Zwangskommunikation über Gräben und Grenzenhinweg« (Beck 2007= H6) freigesetzt haben, berichtet Spivak in einemaktuellen Interview über folgende Begebenheit:

»Als Beispiel erzähle ich Ihnen diese furchtbare Geschichte: Ärzte ohneGrenzen, eine großartige Organisation, sind gezwungen mit Übersetzer/innen zu arbeiten, wenn sie Probleme behandeln wollen. 1991 gab es einenverheerenden Zyklon in Bangladesch, wo ich und andere mit Lebensmit-teln für die Betroffenen im Boot unterwegs waren. Eine Frau kam zuunserem Bootund sagte, -wir wollen nicht gerettet werden, wir wollensterben, sie behandeln uns wie Tiere-. Sie meinte Ärzte ohne Grenzen.Warum? Weil der Übersetzer die Aussagen der Ärzte und Ärztinnen ineiner extrem beleidigenden Sprache wiedergegeben hatte. Natürlich konn-ten die betroffenen Menschen aufgrund der Sprache nicht direkt mit denÄrzten und Ärztinnen kommunizieren. Wie kann man also in solchenSituationen an Solidarität denken?« (Spivak2008: 26f.)

Die Distanz zwischen denen, die geben, und denen, die erhalten, istein nachhaltiger Beweis für historische Gewalt. Spivak bemerkt, dass»die Klasse, mit der man sich solidarisieren kann, [...] vielleicht füh-rende SprecherInnen zu urbanen Themen, wie die Obdachlosen inMumbai [sind]. Es gibt zahlreiche Beispiele, wie Solidarität durch Feu-dalität ohne Feudalismus produziert wird.« (Ebd, 27) In Konsequenzlehnt sie organisierte Bündnisse ab und erklärt, dass wenn tatsächlicheSolidarität entsteht, dies unerwartet geschähe. Man könne nicht nachSolidarität suchen. Ein Dilemma, welches Robert Young wie folgt skiz-ziert: »If you participate you are, as it were, an Orientalist, but of courseif you don't, then you are a eurocentrist ignoring the problem.« EineAussage, die Spivak mit folgender Bemerkung retourniert: »It's notjust that if you participate you are an Orientalist. If you participate in acertain kind of way you are an Orientalist and it doesn't matter whetheryou are white or black.« (Spivak 1991b: 227) Im Weiteren legt sie dar,

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dass es sinnvoll sei, sich mit einer Sache intensiv zu beschäftigen undnicht nur ein oberflächliches Interesse an der -Dritten Welt- an denTag zu legen: »Youcan't just be a revolutionary tourist and be the savi-our of the world on your off days.« (Ebd.) Darüber hinaus zeigt sie auf,dass die subalternisierte Frau des globalen Südens außerhalb des orga-nisierten Widerstandes steht, so dass diese Art von Solidarität letztlichdoch der kapitalistischen Logik verhaftet bleibt. Die vergeschlechtlich-te Subalterne ist damit gleichzeitig von dominanten und widerstän-digen Gegendiskursen ausgeschlossen. Subalternisierte Frauen sindweder Teil einer zusammengeschlossenen .Dritte-Welt-Frauen-Wider-standsbewegung- noch Teil einer globalen Bündnispolitik. Denn fürSpivak handelt es sich bei den Bewohnerinnen subalterner Räume um»Menschen, die keine Kenntnis darüber haben dürfen, dass es einenöffentlichen Raum gibt und dieser ihnen als BürgerInnen etwas schul-dig ist. Wenn Menschen für ihre Rechte eintreten, sind sie nicht sub-altern.« (Spivak 2008: 26)

Für eine radikale und globale Re-Theoretisierung transnationalerBündnisse müssen westliche theoretische und politische Bewegungenund ihr Verhältnis zu Macht und Herrschaft untersucht werden. ZuRecht wurde immer wieder beklagt, dass die Handlungsmacht vonFrauen aus der -Dritten Welt< zu häufig übersehen wurde. Nur all-zu oft werden diese ausschließlich als Opfer gesehen. Partizipationwird dagegen zumeist begrenzt auf die transnationale Elite, die ihreeigenen Erfahrungen zum Maßstab deklariert, um für andere zusprechen. Diese Begrenzungen haben die Möglichkeiten der transna-tionalen Zusammenarbeit deutlich belastet. Spivak spricht in diesemZusammenhang provokativ von der »transnationalen Analphabetinund gutmeinenden Feministin aus dem Norden [...] mit -ignoranternWohlwollen-« (Spivak 1999: 416; Übers. der Autorinnen). Das klingtunfair, bringt aber die Schwachstellen einer unreflektierten Solida-ritätsarbeit, die nicht über ihre Rolle innerhalb der internationalenArbeitsteilung reflektiert, auf den Punkt. Denn ein kolonialistischesWohlwollen, eine gestattete Ignoranz nutzt den westlichen Machtha-bern und schadet der postkolonialen subalternisierten Frau im Süden.Transnationale Allianzpolitiken sollten nicht als leichtes Spiel grenz-überschreitender Solidarität verstanden werden. Kaum zufällig gehörtSpivak zu den vehementesten Kritikerinnen eines naiven internationa-len Feminismus. In Anbetracht der enormen unhinterfragten neuenBegeisterung für globale Allianzpolitiken stellt sie die Frage: »Wer isteigentlich interessiert an transnationalen Bündnissen? Etwa nur dietransnationalen Eliten?« (Vgl. Spivak 1999: 277) Wollen wir uns die-ser Frage im Sinne einer Herausforderung stellen, so müssen wir uns

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Gedanken über koloniale Kontinuitäten und postkoloniale Macht- undHerrschaftsverhältnisse machen. Werden diese die Epistemologie undVormachtstellung des Nordens privilegierenden Verhältnisse nicht indie Analyse sozialer Ungerechtigkeiten mit einbezogen, so kommt esunweigerlich zu theoretischen Schieflagen. Wir müssen wohl die Pro-zesse untersuchen, die die -Erste Welto lntellektuellen auf die Positionderer gesetzt haben, die das Recht -bringen-, während die subalterni-sierten Anderen im globalen Süden auf die Position der -Hilfsbedürf-tigen- festgelegt wurden - als nur Empfängerinnen von Gerechtigkeit(vgl, Spivak 2004).

Und wie Spivak (ebd.: 527) sehr klar erörtert: Die »epistemischeDiskontinuität« zwischen einem akademischen Feminismus und denvergeschlechtlichen Subalternen kann weder durch eine abgehobeneTheorie noch durch die perfekte Genderpolitik von oben behoben wer-den. Feministinnen des globalen Nordens müssen stattdessen ihreRolle als Avantgarde des internationalen Feminismus in Frage stellen.Es existieren keine selbstverständlichen, quasi natürlichen Bündnisse,weswegen die akuten postkolonial produzierten Interessenskonflikteim Mittelpunkt der Analyse stehen sollten. Wir plädieren deswegendafür, feministische Postkoloniale Theorie nicht auf den race/dass/gender-Komplex zu reduzieren. Race umfasst eben nicht alle globalenUngleichheitsdimensionen, wie auch »reproduktive Heteronormativi-tät« (Spivak 2009) nicht gleichzusetzen ist mit gende«, und dass nichtdasselbe ist wie die »Monetarisierung des Globus« (finan.cializationof the globe) (Spivak 1999: 3). McClintock beispielsweise merkt richtigan, dass race und gender nicht.primär eine Frage von Hautfarbe undSexualität sind, sondern ebenso eine von unterworfener Arbeit undimperialer Ausplünderung (McClintock 2005: 6). Folgende Fragenaus Richtung eines postkolonialen Feminismus sollten insoweit un-bedingt gestellt werden: In welcher Art und Weise werden gen.der oderrace in den Gegendiskursen re-kodiert? Wie funktioniert die Theorieals Alibi globaler Herrschaftsverhältnisse? Und schließlich, wer isteigentlich daran interessiert von diesen Diskursen repräsentiert zuwerden?

Eben weil Frauen des globalen Nordens und Frauen des globalenSüdens in einem Kontext globaler ökonomischer Interdependenz mit-einander verbunden sind, der durch eine Machtasymmetrie und eineGeschichte des Imperialismus gekennzeichnet ist, scheint es dring-lich, die Verstrickung von Frauen des globalen Nordens innerhalb derbestehenden internationalen Arbeitsteilung transparent zu machen.Interdependenz sichtbar machen, bedeutet hier konkret die wechsel-seitige Eingebundenheit in transnationalen Ungleichheitsformationen

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anzuerkennen, die über plurale Macht- und Herrschaftsverhältnisseaufrechterhalten werden. Konsequenz dieser transnationalen Herr-schafts systeme ist letztlich die Privilegierung der Frauen des globalenNordens, während die Alltagssituation von Frauen im globalen Südensich durch Repression und Ausbeutung kennzeichnen lässt.

Um Interdependenzdynamiken analysieren zu können ist es zu-dem notwendig, eine historische Perspektive anzulegen, die auch ma-kroökonomische Strukturen in den Blick nimmt - ist doch die aktuelleinternationale Arbeitsteilung unzweifelhaft das Erbe der kolonialenHerrschaft. Armut und Umweltzerstörung. aber auch die Benachteili-gung großer Bevölkerungsgruppen weltweit können sinnvoll nur überdie Analyse globaler Interdependenzen angegangen werden.

» In diesem Geschäft der Solidarität mit den Ärmsten der Armen im globa-len Süden macht persönliches Wohlwollen nichts wett. Es ist christlich zudenken, dass man Tausende Jahre von Unrecht wieder gut machen kann,indem man einfach freundlich ist.« (Spivak2008: 27)

Postkoloniale Theorie stellt, wird sie ernst genommen, eine Herausfor-derung für jegliche Theorie und Politik sozialer Ungleichheiten dar.Weder genügt es differente Diskriminierungsgründe zu benennen,ohne die nationale Verengung zu überschreiten, noch reicht es aus,unkritisch transnationale Bündnisse zu beschwören. Wie zu Beginndargelegt, verlangen es globale ökonomische und soziale Restruktu-rierungen, die wir als Re-Kolonisierung interpretieren, feministischePostkoloniale Theorie neu zu denken, und die Analyse sozialer Unge-rechtigkeiten zu radikalisieren. Intersektionalitätsansätze, wie sie zur-zeit die deutschsprachige feministische Debatte dominieren, nehmendie Herausforderungen Postkolonialer Theorie unseres Erachtens bis-her nicht an, sondern fallen hinter den Analysemöglichkeiten zurück.Vielleicht macht dies gerade die Attraktivität des Ansatzes aus. Kos-mopolitische Perspektiven dagegen überwinden den beengten natio-nalen Blick, aber auch hier ohne die postkoloniale Untersuchungeneinzuschließen. Es wird sich zeigen müssen, ob Postkoloniale Theorieweiterhin im deutschsprachigen Diskurs eine mission impossible bleibtund mithin ins Leere läuft, oder ob es ihr in naher Zukunft gelingteine kritische Wendung sozialwissenschaftlicher (feministischer)Theorie und Praxis zu provozieren.

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