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© 2008 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Pflege 2008; 21: 453–477 DOI 10.1024/1012-5302.21.6.453 453 Originalarbeit 1 Universitäre Psychiatrische Dienste Bern (UPD), Abteilung Forschung / Entwicklung Pflege & Pädagogik, Bern 2 Berner Fachhochschule Gesundheit, Bern 3 Psychiatrische Universitätsklinik PUK Zürich, Zürich 4 Kantonale psychiatrische Klinik Wil, Wil Christoph Abderhalden (PhD, MNSc, RN) 1 , Sabine Hahn (MNSc, RN) 2 , Virpi Hantikainen (PhD, MNSc, RN) 3 , Franziska Rabenschlag (MPH, RN) 2 , Rosmarie Sprenger (MNSc, RN) 4 Verschiedene nationale und interna- tionale Organisationen betonen in neueren gesundheitspolitischen Positi- onspapieren, dass psychischer Gesund- heit und psychischer Krankheit größe- re Beachtung geschenkt werden muss. Gründe dafür sind einerseits der große Einfluss psychischer Faktoren auf die allgemeine Gesundheit der Bevölke- rung, anderseits das enorme Ausmaß von Krankheitslast (burden of disease), die durch psychiatrische Erkrankungen verursacht wird. Die zunehmende Be- achtung psychischer Gesundheit und Krankheit ist auch für die Pflege und die Pflegeforschung von großer Rele- vanz. Im vorliegenden Artikel wird be- schrieben, wie als Beitrag der «Swiss Research Agenda for Nursing (SRAN)» Forschungsprioritäten für den Bereich der psychiatrischen Pflege identifiziert und priorisiert wurden. Mittels einer Li- teraturanalyse zu psychiatrischen und psychiatriepflegerischen Forschungs- prioritäten sowie durch Diskussionen an Fachtagungen wurden insgesamt 54 Forschungsthemen identifiziert und anschließend durch ExpertInnen in eine Prioritätenordnung gebracht. Die höchsten Prioritäten wurden der vermehrten Berücksichtigung des am- bulanten und außerklinischen Be- reichs, der Prävention und Gesund- heitsförderung sowie der Fokussierung einer an Public-Health-Aspekten orien- tierten Interventions- und Versor- gungsforschung beigemessen. Die identifizierten Forschungsthemen und -prioritäten werden in Beziehung ge- setzt zu den übergeordneten Prioritä- ten der «Agenda für die klinische Pfle- geforschung in der Schweiz». Sie werden die Basis sein für die Formulie- rung eines Umsetzungsplans dieser Agenda im Bereich der psychiatrischen Pflege. Einleitung Als Beitrag zu einer zukünftig besseren inhaltlichen und ressourcenbezoge- nen Koordination der Pflegeforschung in der Schweiz hat der Schweizerische Verein für Pflegewissenschaft (VfP) im Rahmen eines zweijährigen Projekts eine Forschungsagenda für die klini- sche Pflegeforschung erstellt (Swiss Research Agenda for Nursing SRAN; Imhof, Abderhalden, Cignacco, Eicher, Mahrer-Imhof, Schubert & Shaha, 2008). Einer der ersten Arbeitsschritte im Rahmen dieses Projekts bestand in der Durchführung von Literatur- recherchen zu Forschungsschwer- punkten in verschiedenen Gebieten der Pflege (z.B. gerontologische Pflege, pädiatrische Pflege, onkologische Pfle- ge etc.) sowie je einer erster Prioritä- tensetzung durch ExpertInnen aus diesen Gebieten (Imhof et al., 2008). Diese fachgebietsbezogenen Prioritä- tensetzungen flossen einerseits in die allgemeine Agenda für die Pflegefor- schung ein, die unter Einbezug wichti- ger Stakeholder in einem Konsens- prozess verabschiedet wurde (Imhof et al., 2008), sie stehen andererseits für zukünftige fachgebietsbezogene Kon- kretisierungen der allgemeinen Agen- da zur Verfügung. Der vorliegende Artikel dokumentiert den fachgebiets- bezogenen Arbeitsschritt für das Ge- biet der psychiatrischen Pflege. Psychische Krankheiten sind weit ver- breitet. Nationale und internationale Studien zeigen, dass fast jede zweite Person im Verlauf ihres Lebens einmal – kürzer oder länger – an einer psy- chischen Krankheit leidet (Wittchen & Jacobi, 2005). Psychische Gesundheits- probleme betreffen mindestens jede vierte Familie einmal im Leben (WHO, 2001). In der Europäischen Region 1 lei- den rund 83 Millionen Menschen (27% der Bevölkerung) an einer psychischen Krankheit, darunter etwa 18 Mio. (6%) an schweren Depressionen, Phobien oder somatoformen Störungen und rund sieben Mio. (2,5%) an Alkoholab- hängigkeit (Wittchen & Jacobi, 2005). Mit einer Lebenszeitprävalenz von Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie Manuskript erstmals eingereicht am 2.5.2008 Endgültige Fassung eingereicht am 5.8.2008 Was ist (zu dieser Thematik) schon bekannt? Die Pflegeforschung in der Psychiatrie in der Schweiz ist wenig koor- diniert. Was ist neu? Es liegt eine systematisch entwickelte Liste von Forschungsthemen für die psychiatrische Pflege in der Schweiz vor. Welche Konsequenzen haben die Ergebnisse für die Pflegepraxis? Die identifizierten und priorisierten Forschungsthemen bilden die Basis für die Konkretisierung der «Agenda für die klinische Pflegeforschung in der Schweiz» im Bereich der psychiatrischen Pflege und für die Formulierung eines entsprechenden Aktionsplans. 1 16 EU Staaten plus Schweiz, Norwegen, Island

Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

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© 2008 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Pflege 2008; 21: 453–477 DOI 10.1024/1012-5302.21.6.453

453Originalarbeit

1 Universitäre Psychiatrische Dienste Bern (UPD), Abteilung Forschung / Entwicklung Pflege & Pädagogik, Bern2 Berner Fachhochschule Gesundheit, Bern3 Psychiatrische Universitätsklinik PUK Zürich, Zürich4 Kantonale psychiatrische Klinik Wil, WilChristoph Abderhalden (PhD, MNSc, RN)1, Sabine Hahn (MNSc, RN)2, Virpi Hantikainen (PhD, MNSc, RN)3, Franziska Rabenschlag (MPH, RN)2, Rosmarie Sprenger (MNSc, RN)4

Verschiedene nationale und interna-

tionale Organisationen betonen in

neueren gesundheitspolitischen Positi-

onspapieren, dass psychischer Gesund-

heit und psychischer Krankheit größe-

re Beachtung geschenkt werden muss.

Gründe dafür sind einerseits der große

Einfluss psychischer Faktoren auf die

allgemeine Gesundheit der Bevölke-

rung, anderseits das enorme Ausmaß

von Krankheitslast (burden of disease),

die durch psychiatrische Erkrankungen

verursacht wird. Die zunehmende Be-

achtung psychischer Gesundheit und

Krankheit ist auch für die Pflege und

die Pflegeforschung von großer Rele-

vanz. Im vorliegenden Artikel wird be-

schrieben, wie als Beitrag der «Swiss

Research Agenda for Nursing (SRAN)»

Forschungsprioritäten für den Bereich

der psychiatrischen Pflege identifiziert

und priorisiert wurden. Mittels einer Li-

teraturanalyse zu psychiatrischen und

psychiatriepflegerischen Forschungs-

prioritäten sowie durch Diskussionen

an Fachtagungen wurden insgesamt

54 Forschungsthemen identifiziert

und anschließend durch ExpertInnen

in eine Prioritätenordnung gebracht.

Die höchsten Prioritäten wurden der

vermehrten Berücksichtigung des am-

bulanten und außerklinischen Be-

reichs, der Prävention und Gesund-

heitsförderung sowie der Fokussierung

einer an Public-Health-Aspekten orien-

tierten Interventions- und Versor-

gungsforschung beigemessen. Die

identifizierten Forschungsthemen und

-prioritäten werden in Beziehung ge-

setzt zu den übergeordneten Prioritä-

ten der «Agenda für die klinische Pfle-

geforschung in der Schweiz». Sie

werden die Basis sein für die Formulie-

rung eines Umsetzungsplans dieser

Agenda im Bereich der psychiatrischen

Pflege.

Einleitung

Als Beitrag zu einer zukünftig besseren

inhaltlichen und ressourcenbezoge-

nen Koordination der Pflegeforschung

in der Schweiz hat der Schweizerische

Verein für Pflegewissenschaft (VfP) im

Rahmen eines zweijährigen Projekts

eine Forschungsagenda für die klini-

sche Pflegeforschung erstellt (Swiss

Research Agenda for Nursing SRAN;

Imhof, Abderhalden, Cignacco, Eicher,

Mahrer-Imhof, Schubert & Shaha,

2008). Einer der ersten Arbeitsschritte

im Rahmen dieses Projekts bestand

in der Durchführung von Literatur-

recherchen zu Forschungsschwer-

punkten in verschiedenen Gebieten

der Pflege (z.B. gerontologische Pflege,

pädiatrische Pflege, onkologische Pfle-

ge etc.) sowie je einer erster Prioritä-

tensetzung durch ExpertInnen aus

diesen Gebieten (Imhof et al., 2008).

Diese fachgebietsbezogenen Prioritä-

tensetzungen flossen einerseits in die

allgemeine Agenda für die Pflegefor-

schung ein, die unter Einbezug wichti-

ger Stakeholder in einem Konsens-

prozess verabschiedet wurde (Imhof

et al., 2008), sie stehen andererseits für

zukünftige fachgebietsbezogene Kon-

kretisierungen der allgemeinen Agen-

da zur Verfügung. Der vorliegende

Artikel dokumentiert den fachgebiets-

bezogenen Arbeitsschritt für das Ge-

biet der psychiatrischen Pflege.

Psychische Krankheiten sind weit ver-

breitet. Nationale und internationale

Studien zeigen, dass fast jede zweite

Person im Verlauf ihres Lebens einmal

– kürzer oder länger – an einer psy-

chischen Krankheit leidet (Wittchen &

Jacobi, 2005). Psychische Gesundheits-

probleme betreffen mindestens jede

vierte Familie einmal im Leben (WHO,

2001). In der Europäischen Region1 lei-

den rund 83 Millionen Menschen (27%

der Bevölkerung) an einer psychischen

Krankheit, darunter etwa 18 Mio. (6%)

an schweren Depressionen, Phobien

oder somatoformen Störungen und

rund sieben Mio. (2,5%) an Alkoholab-

hängigkeit (Wittchen & Jacobi, 2005).

Mit einer Lebenszeitprävalenz von

Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

Manuskript erstmals eingereicht am 2.5.2008Endgültige Fassung eingereicht am 5.8.2008

• Was ist (zu dieser Thematik) schon bekannt?Die Pflegeforschung in der Psychiatrie in der Schweiz ist wenig koor-

diniert.

• Was ist neu?Es liegt eine systematisch entwickelte Liste von Forschungsthemen für

die psychiatrische Pflege in der Schweiz vor.

• Welche Konsequenzen haben die Ergebnisse für die Pflegepraxis?Die identifizierten und priorisierten Forschungsthemen bilden die Basis

für die Konkretisierung der «Agenda für die klinische Pflegeforschung

in der Schweiz» im Bereich der psychiatrischen Pflege und für die

Formulierung eines entsprechenden Aktionsplans.

1 16 EU Staaten plus Schweiz, Norwegen, Island

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

0.5–1% sind Schizophrenien relativ

selten, jedoch wegen des Schweregrads

bedeutend; sie gehören aufgrund der

langen Hospitalisationsdauer zu den

teuersten Krankheiten überhaupt.

Neuropsychiatrische Störungen stel-

len in Europa nach Herz-Kreislauf-Er-

krankungen die zweitgrößte Krank-

heitslast dar. Zählte man die Folgen

von Alkohol- und Drogenmissbrauch

hinzu, würden psychische Störungen

sogar deutlich den Spitzenrang ein-

nehmen. Sie stehen für 19,5% aller

DALY (disability-adjusted life-years –

um Behinderung bereinigte Lebens-

jahre, ein Maß für die Krankheitslast).

Sie machen auch über 40% der chroni-

schen Krankheiten aus und sind die

größte Ursache für die mit Behinde-

rungen verbrachten Lebensjahre. De-

pressionen machen mit 6,2% aller

DALY die drittgrößte Krankheitslast

aus (Europäische Ministerielle WHO-

Konferenz Psychische Gesundheit,

2005a).

Psychische Gesundheit wird vom In-

ternational Council of Nurses (Inter-

national Council of Nurses ICN, 2002),

von der WHO und von der Europäi-

schen Union als zentrale gesundheits-

politische Herausforderung angese-

hen und es wurden in den vergangenen

Jahren verschiedene internationale

und regionale Aktionspläne formuliert

(Europäische Kommission – General-

direktion Gesundheit & Verbraucher-

schutz, 2005; Europäische Ministe-

rielle WHO-Konferenz Psychische

Gesundheit, 2005a, 2005b; WHO,

2005).

In der Schweiz wird die psychische Ge-

sundheit und Lebensqualität der Be-

völkerung durch den beschleunigten

sozialen Wandel moderner Gesell-

schaften zunehmend beeinträchtigt.

Dies führt seit einigen Jahren zu einer

erheblichen Zunahme der psychiatri-

schen Behandlungen. Aus diesem

Grund wurde die psychische Gesund-

heit als prioritäres Teilprojekt des Pro-

jekts Nationale Gesundheitspolitik de-

finiert (Nationale Gesundheitspolitik

Schweiz, 2004).

Schätzungsweise wird in der Schweiz

jährlich bei 20 bis 25% der gesamten

Bevölkerung eine psychische Krank-

heit diagnostiziert (etwa 1 500 000 Per-

sonen). Ein Großteil der psychischen

Krankheiten wird in der allgemein-me-

dizinischen Versorgung behandelt. Bei

5 bis 10% der Erkrankten sind jedoch

psychiatrische und psychotherapeuti-

sche Behandlungen angezeigt. Schät-

zungsweise 2 bis 3% der psychisch

kranken Erwachsenen leiden an einer

chronischen psychischen Krankheit

mit Funktionseinschränkung (Natio-

nale Gesundheitspolitik Schweiz,

2004). Rund 29% der Männer und 34%

der Frauen berichten gemäß der

Schweizerischen Gesundheitsbefra-

gung von 2002 über psychische Be-

schwerden in den vergangenen vier

Wochen. Psychische Probleme, die

das Alltagsleben beeinträchtigen und

schon länger als ein Jahr andauern, be-

treffen 4% der Frauen und 2,5% der

Männer. Etwa 3% der Männer und 6%

der Frauen sind wegen eines psy-

chischen Problems bei einer Fachper-

son in Behandlung (Schuler, Rüesch

&Weiss, 2007). Dramatisch ist die Zu-

nahme von Berentungen aufgrund

psychiatrischer Probleme: Deren An-

teil nahm zwischen 1986 und 2005 von

20 auf 37% zu (Schuler et al., 2007). Die

Suizidrate in der Schweiz gehört welt-

weit zu den höchsten. Im Jahr 2002

waren es pro 100 000 EinwohnerInnen

17,5 Suizide im Vergleich zum EU-

Durchschnitt von 11,6 Suiziden (Schu-

ler et al., 2007). Gemessen an verlore-

nen Lebensjahren gehören Suizide

(und damit psychische Störungen) ne-

ben Krebs- und Herz-Kreislauferkran-

kungen zu den wichtigsten Todes-

ursachen.

Menschen, die an einem psychischen

Problem leiden, scheinen in der

Schweiz therapeutisch unterversorgt

zu sein: Von den Betroffenen suchen

beinahe zwei Drittel keine Hilfe bei ei-

ner Fachperson. Rund 30% der Perso-

nen mit einer schweren psychischen

Erkrankung als Hauptdiagnose wer-

den nicht in einer psychiatrischen Kli-

nik, sondern in anderen stationären

Einrichtungen des Gesundheitswe-

sens behandelt (Rüesch & Manzoni,

2003). Rund ein Drittel der PatientIn-

nen in Allgemeinpraxen leiden an ei-

ner oder mehreren behandlungsbe-

dürftigen psychischen Störungen, aber

bei nur etwa einem Viertel aller Patien-

tInnen werden diese vom Arzt auch als

solche diagnostiziert (Üstün & Sarto-

rius, 1995). In einer Schweizer Studie in

der allgemeinen Gemeindepflege hat-

ten 45% der KlientInnen mindestens

ein deutlich vorhandenes psychiatri-

sches Problem, aber wenige dieser

KlientInnen waren in psychiatrischer

Behandlung (Abderhalden & Lüthi,

2004).

Verschiedene Aspekte der psychischen

Gesundheit und der psychiatrischen

Versorgung werden in der Schweiz als

problematisch eingeschätzt (Ajdacic-

Gross & Graf, 2003; Bisig & Gutzwiller,

2004; Nationale Gesundheitspolitik

Schweiz, 2004; Rüesch & Manzoni,

2003; Sturny, Cerboni, Christen & Mey-

er, 2004): Kaum entwickelt ist z. B. der

Bereich der Prävention (Ajdacic-Gross

& Graf, 2003). Wichtige Risikosituatio-

nen für die psychische Gesundheit

werden von präventiven Maßnahmen

bisher ungenügend berücksichtigt,

z.B. Stress am Arbeitsplatz (Stein-

mann, 2005) oder Phasen von Lebens-

übergängen (Schuleintritt, Pubertät,

Berufsein- und Austritt etc.) oder

Situationen mit kritischen Lebenser-

eignissen (Scheidung, berufliche Miss-

erfolge, Gewalt jeglicher Art etc.).

Für die Schweiz wurde verschiedent-

lich festgestellt, dass die Public-He-

alth-Datenlage im Bereich psychische

Gesundheit ungenügend ist (Ajdacic-

Gross & Graf, 2003; Nationale Gesund-

Originalarbeit454

Pflege 2008; 21: 453–477

455Originalarbeit

heitspolitik Schweiz, 2004). Eine

Analyse der vorliegenden wissen-

schaftlichen Informationen zeigt,

dass sich die Forschung nicht an der

Public-Health-Bedeutung bestimmter

Störungen orientiert und dass Versor-

gungsfragen, gesundheitsökonomi-

sche und präventive Fragen kaum

untersucht werden (Meyer & Ricka,

2005).

Fragestellungen

Welches sind in der internationalen

Fachliteratur publizierte, systema-

tisch und spezifisch für die psychia-

trische Pflege ermittelte Forschungs-

prioritäten?

Welche Forschungsprioritäten für die

psychiatrische Pflege lassen sich aus

allgemeinen (nicht pflegespezifi-

schen) Dokumenten über Forschungs-

prioritäten im Bereich Psychiatrie/

psychische Gesundheit oder aus offi-

ziellen programmatischen Texten zu

Psychiatrie/psychischer Gesundheit

ableiten?

Welche Forschungsprioritäten werden

von Psychiatriepflegefachleuten in der

Schweiz gesetzt?

Welche der anhand der Literatur und

anhand der durch die Psychiatriepfle-

gefachleute erstellten Liste identifi-

zierten Forschungsprioritäten werden

von den Mitgliedern der Akademi-

schen Fachgesellschaft Psychiatrische

Pflege als besonders wichtig einge-

schätzt?

Methode und Material

ÜbersichtZur Beantwortung der ersten beiden

Fragen haben wir die Datenbanken

Medline (PubMed)2 und CINAHL3

nach spezifischen Artikeln zum The-

ma durchsucht. Ergänzend haben wir

im Internet mit Google4 nach Doku-

menten über Forschungsprioritäten in

der psychiatrischen Pflege oder im Be-

reich Psychiatrie/psychische Gesund-

heit gesucht. Zur Beantwortung der

dritten Frage haben wir mit Pflege-

fachleuten aus der Psychiatrie die

Forschungsprioritäten an zwei Work-

shops an Fachtagungen diskutiert. Zur

Beantwortung der vierten Frage ließen

wir eine aus den Ergebnissen der Lite-

raturanalyse und den Workshopresul-

taten abgeleitete Liste mit For-

schungsprioritäten von Mitgliedern

der Akademischen Fachgesellschaft

Psychiatrische Pflege im Hinblick auf

ihre Wichtigkeit bewerten.

SuchstrategieFür die Suche in Medline (Pubmed) ha-

ben wir den Suchterm *research AND

(priorities OR agenda) AND («psychia-

tric nursing» OR «mental health nur-

sing»)* verwendet, für die Suche in CI-

NAHL den Term *research.mjx,mnx.

AND psychiatric-nursing.mjx,mnx.

AND priorities.ab OR agenda.ab)*.

Im Internet suchten wir mit Google

und den Begriffen *(forschungspriori-

täten OR forschungsagenda) AND

«psychiatrische pflege»*, *(for-

schungsprioritäten OR forschungs-

agenda) AND (psychiatrie OR «psy-

chische gesundheit»)*, *(«research

priorities» OR «research agenda»)

AND («mental health» OR psychia-

try)*.

LiteraturbearbeitungWir haben die gefundenen Abstracts/

Artikel bzw. Dokumente zunächst in

Bezug auf ihre Relevanz für die Frage

durchgesehen und Texte aussortiert, in

denen keine Forschungsprioritäten er-

wähnt sind (z.B. Texte, in denen ledig-

lich Bezug auf anderweitig publizierte

Prioritäten genommen wird; viele Tref-

fer in der Datenbanksuche enthielten

z.B. den Term «agenda» ohne Bezug zu

Forschungs-agenden).

Die als relevant beurteilten Quellen

wurden nach den Empfehlungen von

Ross, Macenzie, Smith, Masterson und

Wood (2002, Abb. 1) gemäß ihrer Fä-

higkeit zur Identifikation von For-

schungsprioritäten den folgenden

sechs Kategorien zugeordnet (Niveaus

5 bis 1)5 und inhaltlich in Tabellen zu-

sammengefasst.

Workshops mit Pflegefachleuten aus der PsychiatrieWir haben an zwei Kongresswork-

shops mit Pflegenden aus der Psychia-

trie über Forschungsprioritäten disku-

tiert. Eine erste Liste von Prioritäten

wurde in Arbeitsgruppen an einem

Workshop am «2. Dreiländerkongres-

ses Pflege in der Psychiatrie» am 3. De-

zember 2005 in Bern erstellt und be-

sprochen. An diesem Workshop

nahmen 23 Pflegende teil (14 aus der

Schweiz, neun aus Deutschland). Die

entstandene Liste wurde in einem wei-

teren Workshop an der VfP-PES-Ta-

gung6 «Forschung anwenden – die

Pflegepraxis verbessern» am 23. Fe-

bruar 2006 in Bern weiter bearbeitet.

An diesem zweiten Workshop nahmen

15 Fachleute teil.

Erstellung und Bewertung einer Listemit ForschungsprioritätenAus der Literaturanalyse und dem Ma-

terial aus den Workshops haben wir

eine Liste mit 54 konkreten For-

schungsthemen/-fragen erstellt.

2 Medline (Medical Literature Analysis and Re-trieval System Online); http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/

3 CINAHL (Cumulative Index to Nursing and Al-lied Health Literature); www.cinahl.com

4 www.google.ch

5 5 = höchste, 1 = geringste Fähigkeit zur Identi-fikation von Forschungsprioritäten.

6 VfP: Verein zur Förderung der Pflegewissen-schaft und -forschung; PES Vereinigung Pflege-expertInnen Schweiz.

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

Die Fragen auf dieser Liste wurden von

neun Mitgliedern der Akademischen

Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege

unabhängig voneinander mit je 1–10

Punkten im Hinblick auf ihre Wichtig-

keit bewertet (10 Punkte = größte Prio-

rität). Aufgrund der Mittelwerte dieser

Bewertungen haben wir diese Liste

nach Priorität geordnet und den zwi-

schenzeitlich für das SRAN-Gesamt-

projekt definierten sieben allgemeinen

Prioritäten für die Pflegeforschung in

der Schweiz zugeteilt (Imhof et al.,

2008).

Ergebnisse

Gefundenes MaterialDie Datenbanksuche ergab 45 Titel (15

in Medline UND CINAHL, drei nur in

CINAHL, 27 nur in Medline), und wei-

tere fünf mit Schneeballsystem gefun-

dene Texte. Von diesen 50 Titeln waren

22 nicht relevant. Die Internetsuche er-

gab fünf relevante Dokumente.

Systematisch entwickelte Listen von spezifisch pflegerischen Forschungs-prioritätenWir haben drei systematisch entwi-

ckelte Listen von spezifisch pflegeri-

schen Forschungsprioritäten identifi-

ziert, eine kanadische aus dem Jahr

1997 (Davidson, Merritt-Gray, Bucha-

nan & Noel, 1997) und zwei US-ameri-

kanische aus den Jahren 1981 bzw. 1999

(Pullen, Tuck & Wallace, 1999; Ventu-

ra & Waligora-Serafin, 1981) (Tab. 2).

Ventura und Waligora-Serafin (1981)

haben mit einer Gelegenheitsstichpro-

be von 84 MitarbeiterInnen eines

medizinischen Dienstes der Veteran

Administration eine 3-Runden-Del-

phistudie durchgeführt. Aus etwa 250

in der ersten Befragungsrunde gene-

rierten Forschungsfragen wurden auf-

grund von Mittelwerten der Bewertun-

gen 15 konkrete Forschungsthemen

identifiziert. Unter den Befragten wa-

ren 47 Clinical Nurse Specialists, 15

Leitungskräfte und fünf Nurse Practi-

tioners. Zu den prioritären Themen ge-

hören mögliche Beiträge der Pflege zur

Vermeidung von Rehospitalisationen

und zur Betreuungskontinuität, das

Entwickeln von Assessmentkriterien

und die Entwicklung und Evaluation

von Interventionen in bestimmten Si-

tuationen oder bezüglich bestimmter

Originalarbeit456

Kategorie Niveau

a) Systematisch entwickelte Listen von spezifisch pflegerischen Forschungsprioritäten 5

b) Systematisch entwickelte allgemeine Forschungsprioritäten im Bereich Psychiatrie/mentale Gesundheit 4b

c) Gesundheitspolitische Grundsatzpapiere zu psychischer Gesundheit mit expliziten oder impliziten Hinweisen auf Forschungsprioritäten 4b

d) Reviews über Publikationen aus der psychiatrischen Pflege, aus denen Schlussfolgerungen für Forschungsprioritäten gezogen werden oder werden können 3

e) Kleine oder einzelproblembezogene Studien, aus denen Forschungsprioritäten abgeleitet werden 3

f) Allgemeine Pflege-Artikel mit Aussagen zum Thema Forschungsprioritäten 1

Abbildung 1: Kategorisierung der Quellen** nach Ross et al. (2002)

Tabelle 1: Gefundenes Material nach Art der Quelle und Fundstelle

Art der Quelle Niveau Daten- Internet Totalbanken*

a) Systematisch entwickelte spezifisch pflegerische Forschungs-prioritäten – Survey 5 2 2– literaturbasiert 1 1

b) Systematisch entwickelte allgemeine Forschungsprioritäten im Bereich Psychiatrie/mentale Gesundheit 4b 2 2

c) Gesundheitspolitische Grundsatz-papiere zu psychischer Gesundheitmit expliziten oder impliziten Hinweisen auf Forschungsprioritäten 4b 6 6

d) Reviews über Publikationen aus der psychiatrischen Pflege, aus denen Schlussfolgerungen für Forschungs-prioritäten gezogen werden oder werden können 3 3 1 4

e) Kleine oder einzelproblem-bezogene Studien, aus denen Forschungsprioritäten abgeleitetwerden 2 1 1

f) Allgemeine Pflegeartikel mitAussagen zum Thema Forschungs-prioritäten 1 15 2 17

* inkl. Schneeballsuche

Pflege 2008; 21: 453–477

457Originalarbeit

Phänomene (z.B. Compliance, Sui-

zid/Selbstverletzung, Milieutherapie,

Prävention), das Operationalisieren

von Pflegequalität und Pflegeorgani-

sation (Tab. 2).

Die Studienpopulation von Davidson

et al. (1997) bestand aus einer von den

Vorgesetzten angefragten Gelegen-

heitsstichprobe von 92 Psychiatrie-

pflegenden einer Region Kanadas. Die

TeilnehmerInnen hatten mindestens

fünf Jahre Berufserfahrung und reprä-

sentierten 20% der Gesamtpopulation.

In einer 4-Runden-Delphistudie wur-

den 252 Forschungsfragen generiert

und mittels Bewertung der Wichtig-

keit auf 50 Fragen reduziert. In an-

schließenden Fokusgruppen wurden

unter Verwendung der Nominal-

Group-Technik vier prioritäre For-

schungsthemen und fünf Themen, bei

denen es vor allem darum geht, existie-

rendes Wissen in die Praxis zu transfe-

rieren, bestimmt. Die prioritären The-

men waren die Ausbildung von

Helfenden (Art Ausbildung # Out-

comes), das Versorgungssystem (Ver-

Tabelle 2: Systematisch entwickelte Listen von spezifisch pflegerischen Forschungsprioritäten

Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand

Ventura, Waligora- Menschen mit psychischen 84 psychiatrisch Pflegende, – Rehospitalisationen (Einflussfaktoren;Serafin, 1981 Gesundheitsproblemen Einrichtungen der Veterans Interventionen)

Administration Medical – Betreuungskontinuität nach EntlassungNiveau 5 Services (47 ExpertInnen, (Rolle der Pflegenden)

15 Leitungsfunktion, – Compliance (Assessmentkriterien,USA 17 direkte Pflege, 5 Nurse Interventionen)

Practitioners) – Burnout– Psychiatrische Symptome

3-Runden Delphi mit (Einflussfaktoren, Interventionen)anfangs 250 Forschungs- – Suizid/Selbstverletzungfragen, Auswahl der 15 (Assessment; Interventionen)Items mit höchster mittlerer – Pflegeplanung (VerschiedeneBewertung Methoden # Outcomes)

– Patientenanleitung (Assessment; Interven-tionen)

– Support terminal Kranker (Interventionen)– Wirksamkeit therapeutischer Ansätze

(Milieu, Pflegeinterventionen)– Gesundheitsförderung/Prävention

(Identifikation/Evaluation von Interventio-nen)

– Personalmotivation (Methoden)– Pflegequalität (Definition, Messung)– Primary nursing (Erfolgsfaktoren)– Schmerzmanagement (Evaluation von

Pflegemaßnahmen)

Davidson et al., 1997 Erwachsene mit psychischen 92 Pflegende Wichtigste 4:Gesundheitsproblemen (Gelegenheitsstichprobe, – Ausbildung von Helfern (Art Ausbildung

Niveau 5 20% der psych. Pflegenden # Outcomes) in Region Kanadas; – Versorgungssystem (Veränderungen

Kanada ≥ 5 Jahre Erfahrung, # Outcomes)Auswahl durch Vorgesetzte) – Bedürfnisse Pflegender

(Burnout-Prävention) 4-Runden Delphi – Patienten mit schweren Verhaltens-(Generierung von 252 problemen (wirksame Interventionen)Forschungsfragen, Rating der Wichtigkeit, Reduktion Unwichtigste 5 Less important 5mit Nominal Group Technik (existierendes Wissen verbreiten/und Fokusgruppen) zugänglich machen!):

– Missbrauch– Gewalttätiges Verhalten– Helfende Beziehung– Integration in Gemeinde– Medikamentengebrauch

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

änderungen # Outcomes), Bedürfnisse

Pflegender (Burnout-Prävention), Pa-

tientInnen mit schweren Verhaltens-

problemen (wirksame Interventionen)

(Tab. 2).

Pullen et al. (1999) haben eine systema-

tische Literaturrecherche nach 1990–

1996 publizierten Arbeiten über

pflegerische Forschungsprioritäten

durchgeführt und aus den gefundenen

18 Quellen 199 Forschungsfragen ex-

trahiert, darunter 54 spezifisch die psy-

chiatrische Pflege betreffende For-

schungsfragen. Diese wurden mittels

einer dreistufigen qualitativen Inhalts-

analyse zu sechs inhaltlichen Kate-

gorien von Forschungsprioritäten

zusammengefasst: Unterstützung

(psychosoziale Interventionen), Ganz-

heitlichkeit (psychosoziale & physi-

sche Gesundheitsfaktoren), Praxis

psychiatrischer Pflege (Rollenanforde-

rungen), Pflegequalität (Outcomemes-

sung, Indikatoren), Ätiologie (Ursa-

chen psychischer Probleme) und

Versorgungssystem (Nutzung, Zu-

gänglichkeit).

Systematisch entwickelte allgemeineForschungsprioritäten im BereichPsychiatrie/mentale GesundheitJorm, Griffith, Christensen und Med-

way (2001) haben im Auftrag der aust-

ralischen Gesundheitsbehörde eine

systematische Studie über For-

schungsprioritäten im Bereich psy-

chische Gesundheit durchgeführt

(Tab. 3). Sie haben dabei den aktuellen

Forschungsstand in Beziehung gesetzt

zur Prävalenz einzelner psychia-

trischer Störungen/Probleme, ihrer

Krankheitslast, ihren Kosten, den

Forschungsprioritäten verschiedener

Stakeholder (ForscherInnen, Betroffe-

nenorganisationen, KlinikerInnen,

Forschungsfinanzierungsinstitutio-

nen) sowie zu den Zielen der nationa-

len Gesundheitspolitik. Als For-

schungspriorität wurden diejenigen

Themen festgehalten, bei denen der

eruierte Forschungsstand im Hinblick

auf diese Kriterien unterrepräsentiert

war. Forschungsprioritäten wurden

formuliert im Hinblick auf

• psychiatrische Störungen/Probleme

(Priorität = Affektive Störungen, ins-

besondere Depression; Suizid; Selbst-

verletzung)

• Settings (Priorität = Gemeinde, Pri-

märversorgung, insbesondere Allge-

meinpraxen)

• Studieninhalte (Priorität = Präventi-

on, Gesundheitsförderung)

• Populationen (Priorität = Kinder

und Adoleszente; Aboriginals; Torres

Strait Islander people; sozial und

ökonomisch benachteiligte Bevölke-

rungsgruppen).

Hodgins (2002) hat Forschungspriori-

täten für den Bereich der seelischen

Gesundheit in forensischen Kontexten

identifiziert (Tab. 3). Aus einer Über-

sicht über den aktuellen Forschungs-

stand wird der Schluss gezogen, dass

relativ viel gesichertes Wissen über

psychisch kranke Straftäter und Kor-

relate der Delinquenz vorliegen, dass

hingegen zu wenig bekannt ist über die

organisatorischen und gesetzlichen

Aspekte sowie über die Inhalte von

Therapie-, Management- und Rehabi-

litationsprogrammen, die sich als

wirksam erwiesen haben in Bezug auf

die Reduzierung erneuter Delinquenz

und weiterer Krankheitsphasen sowie

auf die Verbesserung zur selbstständi-

gen Lebensführung. Es ist fast nichts

über die Wirkung von verschiedenen

sozialen Diensten bekannt. Entspre-

chend werden sechs Forschungspriori-

täten beschrieben, welche diesen Wis-

senslücken Rechnung tragen.

Gesundheitspolitische Grundsatzpapie-re zu psychischer Gesundheit mitexpliziten oder impliziten Hinweisenauf ForschungsprioritätenVerschiedene gesundheitspolitische

Grundsatzpapiere internationaler Or-

ganisationen betonen die Bedeutung

psychischer Gesundheit und enthalten

auch explizite oder implizite Aussagen

über Forschungsprioritäten. Auch der

International Council of Nurses ICN

Originalarbeit458

Tabelle 2: Systematisch entwickelte Listen von spezifisch pflegerischen Forschungsprioritäten (Fortsetzung)

Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand

Pullen et al., 1999 Erwachsene mit psychischen Artikel in CINAHL – Unterstützung (psychosoziale Interventionen)Gesundheitsproblemen 1990–1996: 18 Quellen, – Ganzheitlichkeit (psychosoziale &

Niveau 5 (Literaturübersicht) meist aus andern physische Gesundheitsfaktoren)Bereichen der Pflege – Praxis psychiatrischer Pflege

USA Extraktion von 199 Items, (Rollenanforderungen) darunter 56 Forschungs- – Pflegequalität (Outcomemessung,prioritäten zu psychischer Indikatoren)Gesundheit; 3-phasige – Ätiologie (Ursachen psychischer Probleme)Inhaltsanalyse, Reduktion – Versorgungssystem (Nutzung,auf 6 Kategorien Zugänglichkeit)

Pflege 2008; 21: 453–477

459Originalarbeit

hat eine entsprechende Stellungnah-

me verabschiedet (International

Council of Nurses ICN, 2002). Eine

wichtige Rolle bei der gesundheitspo-

litischen Thematisierung psychischer

Gesundheit spielt der Weltgesund-

heitsbericht 2001 der WHO, welcher

ganz der psychischen Gesundheit ge-

widmet ist (WHO, 2001). In den letzten

Jahren sind entsprechende Grundsatz-

berichte, Erklärungen und Aktionsplä-

ne auf Europäischer Ebene gefolgt

(Europäische Kommission – Gene-

raldirektion Gesundheit & Verbrau-

cherschutz, 2005; Europäische

Ministerielle WHO-Konferenz Psy-

chische Gesundheit, 2005a; 2005b;

WHO, 2005). In der Schweiz soll

psychische Gesundheit einer der

Schwerpunkte der nationalen Gesund-

heitspolitik werden (Nationale Ge-

sundheitspolitik Schweiz, 2004).

Gemeinsam an diesen verschiedenen

Positionspapieren ist die Fokussierung

auf den Public-Health-Ansatz und auf

Versorgungsfragen, unter anderem

durch Betonung der Bedeutung von

präventiven Ansätzen und der großen

Rolle der Primärversorgung für die Er-

kennung und Behandlung psychischer

Gesundheitsprobleme. Entsprechend

wird ein großer Forschungsbedarf

konstatiert im Bereich der Gesund-

heitsförderung, der Prävention und

Früherkennung, in der Evaluation ge-

meindeintegrierter Versorgungssyste-

me und im Bereich von Kosten-Nut-

zen- und gesundheitsökonomischen

Untersuchungen (Tab. 4).

Reviews über Publikationen aus derpsychiatrischen Pflege, aus denenSchlussfolgerungen für Forschungs-prioritäten gezogen werden oderwerden könnenWir fanden vier Übersichtsarbeiten, in

denen aufgrund von Literaturübersich-

ten bzw. aufgrund einer Darstellung bis-

heriger Forschung Prioritäten für zu-

künftige Forschung abgeleitet werden.

Abraham, Buckwalter, Neese und Fox

Tabelle 3: Systematisch entwickelte allgemeine Forschungsprioritäten im Bereich Psychiatrie/psychische Gesundheit

Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand

Jorm et al., 2001 Psychische Gesundheit Aktueller Forschungsstand – Krankheiten: Affektive Störungen, Suizid, Niveau 4b der Gesamtbevölkerung Stand der Forschung Selbstverletzung

bewertet anhand: – Settings: Gemeinde, PrimärversorgungAUS – Prävalenz der Krankheiten – Schwerpunkte: Prävention,

– Burden of Disease Gesundheitsförderung – Kosten – Subpopulationen: Kinder/Jugendliche;Forschungsprioritäten ethnische Minderheiten; sozial/verschiedener Stakeholder ökonomisch Benachteiligte– Nationale Politikziele

Daraus Forschungsbedarf abgeleitet

Hodgins, 2002 Psychisch kranke Literaturreview: – Verbesserung der Wirksamkeit vonRechtsbrecher, Forensik Was ist bekannt, wo Modellen der Organisation von Diensten

4b bestehen Wissenslücken? – Verbesserung der Wirksamkeit vonBehandlungs-, Management- und

Int Rehabilitationsprogrammen– Verbesserung der Wirksamkeit der vielen

unterschiedlichen Komponenten, die inBehandlungs-, Management- und Rehabili-tationsprogrammen enthalten sind

– Integration der Erfassung des Gewaltrisikosin Behandlungs-, Management- undRehabilitationsprogrammen sowieVerbesserung der Genauigkeit der Prognose

– Identifizierung der Ätiologie von Delin-quenz und Gewalttätigkeit bei Personenmit psychischen Störungen, geistigerBehinderung und hirnorganischer Schädi-gung

– Prävention von Delinquenz und Gewalttä-tigkeit bei Kindern, die ein erhöhtes Risikofür psychische Störungen aufweisen

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

Originalarbeit460

Tabelle 4: Gesundheitspolitische Grundsatzpapiere zu psychischer Gesundheit mit expliziten oder impliziten Hinwei-sen auf Forschungsprioritäten

Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand

International Gesamtbevölkerung Positionspapier – Entwicklung Richtung gemeindebasierteCouncil of Nurses Programme zur Förderung psychischerICN, 2002 Gesundheit, Prävention, Frühintervention,

Home treatment; Fokussierung auf vulnerable3 Gruppen (Frauen, Jugendliche, Arme,

Missbrauchsopfer, Flüchtlinge, Betagte)Int – Identifizieren von Forschungsprioritäten

– Antistigmakampagnen

WHO, 2001 Global mental health; Übersicht, basiert auf Globale Empfehlungen zur Forschung:Gesamtpopulationen großen epidemiologischen – Epidemiologische Forschung als Grundlage

Niveau 4b verschiedener Weltregionen Datensätzen und zur Prioritätensetzung und zur Gestaltunginternationalen Experten- und Evaluation von Public Health

Int diskussionen Interventionen– Outcomeorientierte Evaluationsforschung

zu Behandlung, Prävention und Gesund-heitsförderung (Effektivität bei verschiede-nen Zielgruppen, Kosten, Einflussfaktorenauf Adhärenz, Effektivität, Effizienz)

– Policy- und Versorgungsforschung (Ausbil-dungserfordernisse für Personal, Rolle desinformalen Sektors)

– Gesundheitsökonomische Forschung(Kosten psychischer Krankheiten, Grund-lagen für ökonomische Evaluation vonPräventions und Gesundheitsförderung)

– Transkulturelle Vergleiche (kultursensitiveForschung)

Europäische Psychische Gesundheit 12 Punkte-Aktionsplan:Kommission – in Europa 1. Psychisches Wohlbefinden für alle fördernGeneraldirektion 2. Zentrale Position der psychischenGesundheit & Gesundheit aufzeigenVerbraucherschutz, 3. Gegen Stigma und Diskriminierung2005; Europäische vorgehenMinisterielle WHO- 4. Geeignete Angebote für vulnerableKonferenz Psychische Lebensphasen fördernGesundheit, 2005a;b 5. Psychische Gesundheitsprobleme und WHO, 2005 Suizid verhüten

6. Gute Primärversorgung für psychischeNiveau 4b Gesundheitsprobleme sichern

7. Menschen mit schweren psychischenInt Gesundheitsproblemen durch gemeinde-nahe Dienste wirksam versorgen

8. Partnerschaften über Sektoren hinweg errichten

9. Ausreichendes und kompetentes Arbeits-kräfteangebot schaffen

10. Verlässliche Informationen über psychische Gesundheit sichern

11. Faire und angemessene Finanzierung bereitstellen

12. Wirksamkeit auswerten und neue Erkenntnisse gewinnenZu den wichtigen Forschungsprioritäten zählen – Analysen von Konzeptionen im Bereich

psychische Gesundheit

Pflege 2008; 21: 453–477

461Originalarbeit

(1994) ziehen aus einer literaturge-

stützten Analyse der Situation älterer

auf dem Land lebender Menschen den

Schluss, dass spezifische Forschungs-

anstrengungen zur psychischen Ge-

sundheit und psychiatrischen Versor-

gung dieser Population besondere

Priorität eingeräumt werden sollte. Sie

schlagen die Durchführung von epide-

miologischen Studien sowie von Studi-

en über spezifische Interventionen

und die Nutzung psychiatrischer An-

gebote vor.

Yonge, Austin, Qiuping, Wacko, Wilson

und Zaleski (1997a) und Yonge, Qiup-

ling und Zaleski (1997b) haben 194

quantitative, in den Jahren 1982–1992

publizierte und pflegeprozessbezoge-

ne Studien aus dem Bereich der Psy-

chiatriepflege analysiert. Die Zahl der

Publikationen stieg im untersuchten

Zeitraum stetig an. 80% der Studien

stammten aus den USA oder Kanada,

14% aus dem Vereinigten Königreich

und weniger als 5% aus den andern eu-

ropäischen Staaten. Auch wenn man

die von der Studie ausgeschlossenen 52

im untersuchten Zeitraum publizier-

ten qualitativen Studie dazuzählt,

zeigt diese Studie deutlich, dass der

Umfang der Forschung im Bereich Psy-

chiatriepflege in einem deutlichen

Missverhältnis zur Bedeutung psy-

chischer Krankheiten und zum großen

Anteil der psychiatrischen Versorgung

am gesamten Gesundheitswesen steht.

In Bezug auf die Designs der Studien

stellen Yonge et al. (1997a, 1997b) fest,

dass die meisten Studien deskriptiver

Art sind. Bei den untersuchten Varia-

blen handelt es sich schwerpunktmä-

ßig um Verhaltensvariablen und Effek-

te stationärer Behandlung/Pflege. Nur

selten wurden diejenigen Aspekte un-

tersucht, die nach Einschätzung der

AutorInnen aufgrund der Veränderun-

gen in der Psychiatrielandschaft Prio-

rität haben sollten: biologische Aspek-

te, Arbeit mit chronisch und anhaltend

psychisch Kranken, Verschiebung der

Behandlung/Pflege in die Gemeinde,

Zusammenarbeit mit Psychiatrienut-

zerInnen, kulturbezogene Aspekte, spe-

zielle Populationen, Gesundheitsförde-

rung, Rehabilitation sowie Outcomes

der psychiatrischen Pflege.

Zauszniewski und Sureski (2004) un-

tersuchten die während drei Jahren in

fünf verbreiteten Fachzeitschriften

publizierten Studien im Hinblick auf

die darin enthaltene für die Praxis

nutzbare wissenschaftliche Evidenz.

Die meisten der 227 identifizierten

Studien waren im stationären Setting

durchgeführt worden und nur 25 (11%)

waren Studien zur Prüfung der Wirk-

samkeit von Pflegeinterventionen. Aus

den analysierten Studien lässt sich

nach Ansicht der Autorinnen deshalb

Tabelle 4: Gesundheitspolitische Grundsatzpapiere zu psychischer Gesundheit mit expliziten oder impliziten Hinwei-sen auf Forschungsprioritäten (Fortsetzung)

Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand

– Folgenabschätzung allgemeiner Politik-bereiche auf die psychische Gesundheit

– Evaluierungen der Programme zur Förde-rung der psychischen Gesundheit

– bessere Erkenntnisgrundlage für Vorsorge-maßnahmen und neue Dienstmodelle sowie Gesundheitsökonomie im Bereich von psychischer Gesundheit

Meyer & Ricka, Psychische Gesundheit Systematische Analyse von Forschung sollte sich mehr an der Public-2005 in der Schweiz Publikationen und health-Bedeutung bestimmter

Forschungstätigkeit in der Störungen orientierenLebel 4b Schweiz zu Public Health # Versorgungsfragen, gesundheits-

psychische Gesundheit ökonomische und präventive FragenCH sollten vermehrt und koordinierter unter-

sucht werden

Nationale Psychische Gesundheit Literaturreview und Empfehlung 10: Forschung & Entwicklung:Gesundheitspolitik in der Schweiz Expertenbefragung – Förderung der psychischen GesundheitSchweiz, 2004 – interdisziplinäre Forschung, Wirkungen

von Public Health InterventionenNiveau 4b – Kosten-Nutzen-Analysen verschiedener

Formen der Versorgung CH – Angewandte Forschung fördern

(pflegerische Forschung erwähnt)

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

wenig handfeste Evidenz für die Praxis

ableiten.

Allgemeine Pflege-Artikel mit Aussagenzum Thema ForschungsprioritätenVerschiedene AutorInnen betonen die

Wichtigkeit einer spezifischen For-

schungsagenda für die psychiatrische

Pflege (McCabe, 2005; Ricard, 1999;

Schulz, 2003).

In einigen Artikeln wird das Vorgehen

beim Festlegen von Forschungspriori-

täten bzw. bei der Erstellung von For-

schungsagenden thematisiert. Dabei

wird betont, dass Forschungsagenden

in engem Austausch mit der Praxis er-

stellt werden sollen (Chafetz, Collins-

Bride & White, 2004; Ricard, 1999), an-

dererseits wird ein weitgehender und

konsequenter Nutzereinbezug gefor-

dert (Hostick, 1998; s.a. Goodare &

Lockwood, 1999; Tallon, Chard & Diep-

pe, 2000). Gillies (2007) zeigt anhand

von Forschungsagenden aus der Kin-

der- und Jugendpsychiatrie, dass dies

bisher viel zu wenig der Fall war und

fordert den Einbezug aller relevanten

Stakeholder.

Inhaltlich plädieren mehrere AutorIn-

nen dafür, dass sich die Forschung im

Bereich der psychiatrischen Pflege auf

die Versorgung schwer und anhaltend

psychisch Kranker in der Gemeinde

konzentrieren solle (Owen & Sweeney,

1995), wobei Adams (1996) darauf hin-

weist, dass zu dieser Gruppe insbeson-

Originalarbeit462

Tabelle 5: Reviews über Publikationen aus der psychiatrischen Pflege, aus denen Schlussfolgerungen für Forschungs-prioritäten gezogen werden oder werden können

Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand

Abraham et al., Betagte in ländlichen Narrative Literaturübersicht – Dieser Population sollte besondere1994 Gebieten Forschungspriorität zukommen:

– epidemiologischen StudienNiveau 3 – Studien über spezifische Interventionen

– Studien zur Nutzung psychiatrischerUSA Angebote

Yonge et al., Menschen mit psychischen Literaturübersicht; 80% der Studien stammten aus den1997a Problemen Einschätzung der Qualität USA oder Kanada, 14% aus dem

von 1982–1992 publizierten Vereinigten Königreich und wenigerNiveau 3 quantitativen Studien aus als 5% aus Europa

der psychiatrischen Der Umfang der Forschung inInt (Duffy’s Research Appraisal Psychiatriepflege steht in Missverhältnis

Checklist) zur Public Health Bedeutung psychischer Krankheiten

Yonge et al., Menschen mit psychischen Literaturübersicht; Studien 194 Artikel; meist deskriptive Studien1997b Problemen Forschungsdesign und – Untersuchte Variablen: meist

untersuchte Variablen in Verhaltensvariablen und EffekteNiveau 3 1982–1992 publizierten stationärer Behandlung/Pflege

Studien – Nur selten Aspekte, die aufgrund derInt Veränderungen in der Psychiatrielandschaft

Priorität haben sollten: biologische Aspekte,Arbeit mit chronisch und anhaltendpsychisch Kranken, Verschiebung derBehandlung/Pflege in die Gemeinde,Zusammenarbeit mit Psychiatrienutzer-Innen, kulturbezogene Aspekte, speziellePopulationen, Gesundheitsförderung,Rehabilitation sowie Outcomes derpsychiatrischen Pflege

Zauszniewski & Menschen mit Literaturübersicht 227 empirische StudienSuresky, 2004 psychischen Problemen (State of the Evidence – meist stationäres, selten ambulantes Setting

Review); – meist Erwachsene Niveau 3 Analyse von 2000–2002 – meist psychisch Kranke, selten Gesunde

in 5 Fachzeitschriften – nur 11% der Studien InterventionsstudienUS publizierten Studien im – Fazit: zu wenig Forschung im ambulanten

Hinblick auf für Praxis Bereich, zu wenig präventiv ausgerichtetenutzbare wissenschaftliche Forschung, Forschung liefert zuwenigEvidenz praktisch nutzbare Evidenz

Pflege 2008; 21: 453–477

463Originalarbeit

dere Demenzkranke und ihre pflegen-

den Angehörigen zählen. Große Über-

einstimmung herrscht in Bezug auf

den Bedarf nach mehr Interventions-

forschung. Dazu gehören das Entwi-

ckeln und Testen von Outcome-

Maßen (McCabe, 2005), Outcomefor-

schung, das Bestimmen von Determi-

nanten wirksamer Pflege, die Identifi-

kation von Einflussfaktoren auf den

Zugang zu Pflege, das Untersuchen

verschiedener Organisationsmodelle

der Pflege (nursing service delivery mo-

dels), das Entwickeln und Testen von

Pflegepraktiken für anhaltend psy-

chisch kranke Menschen (McCabe,

2000). Dabei sollten auch positive Di-

mensionen von psychischer Krankheit

berücksichtigt werden (McCabe,

2000). Auch gemäß Magyary (2002)

sollte Forschung im Bereich der Psy-

chiatriepflege vermehrt auf Gesund-

heit ausgerichtet sein und z.B. die

kurz- und langfristige Effizienz und Ef-

fektivität von präventiven Maßnah-

men in «real-world settings» für

spezifische Populationen und in ver-

schiedenen Settings untersuchen;

Forschungsbedarf bestehe auch zur

Dissemination von Präventionspro-

grammen (Magyary, 2002).

Als Bereiche mit Forschungsbedarf

nennen Duxbury und Baker (2004) den

pflegerischen Umgang mit Medika-

menten, O’Connor (1994) das Sym-

ptommanagement von an Schizo-

phrenie erkrankten Menschen. Als

Bereiche mit dringendem Forschungs-

bedarf werden Inhalt und Wirksamkeit

spezifischer evidenzbasierter Ausbil-

dungs- und Trainingsprogramme für

die Arbeit in der Akutpsychiatrie (Jo-

nes & Lowe, 2003) und die Kosteneffi-

zienz von psychiatrischer Liaisonpfle-

ge in verschiedenen Settings (Roberts,

1997) genannt.

Einige der gefundenen Texte enthalten

Hinweise auf methodische Prioritäten.

Pflegeforschung in der Psychiatrie

solle methodisch pluralistisch sein

(Chambers, 1998). Mohr (1999) und

Mohr und Fantuzzo (1998) warnen vor

unkritischer Intervention-Outcome-

Forschung ohne Blick auf die tatsächli-

che Realität der Umsetzung «evidenz-

basierter Methoden», die ihrer

Erfahrung nach oft ohne Bezug zum

Kontext und ritualistisch angewendet

werden. Sie postulieren eine Forschung,

die sich an den Bedürfnissen der Bevöl-

kerung in natürlichen Settings orien-

tiert, sehr differenziert verschiedene

Kontexte von Pflege berücksichtigt,

sich nicht zu sehr an pathologisieren-

den Normen orientiert und in enger Zu-

sammenarbeit mit Betroffenen durch-

geführt wird: Forschung soll public,

multicontextual und collaborative sein

(Mohr & Fantuzzo, 1998).

Tabelle 6: Ergebnisse der Workshops

Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand

Hahn & Menschen mit PflegeexpertInnen; Benötigte Forschung:Hantikainen, psychiatrischen Dokumentation von – Allgemeine Umorientierung: ambulant2005; Problemen Gruppendiskussionen vor stationär, Home treatment,Hahn & Sprenger, an Kongress-Workshops Case Management / Bezugspflege etc.2006 – Mehr Interdisziplinäre Forschung

z.B. mit GesundheitsökonomieNiveau 3 – Entwicklung von Instrumenten im Bereich

Assessment und Qualität der Intervention.CH – Wirksamkeit der Interventionen

– Ermittlung des Fachwissens der Pflegenden– Risiko-Assessment zu selbstverletzendem

Verhalten bei stationär hospitalisiertenPatienten

– Symptommanagement– Strategien von Borderline-Patienten zur

Prävention von selbstverletzendemVerhalten

– Angehörige von jungen Erwachsenen imKrisenmanagement bei Cannabiskonsum

– Wirksamkeit der Intervention: «Einhaltungeiner festgelegten Tagesstruktur» beidepressiv Erkrankten im stationärenSetting?

– Psychische Gesundheit, z.B. welches Wissenbenötigen Pflegende

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

Ergebnisse der WorkshopsAm ersten Workshop wurden in Klein-

gruppen- und Plenumsdiskussionen

einerseits allgemeine Bereiche be-

nannt, in denen nach Ansicht der

Teilnehmenden Forschung nötig und

sinnvoll ist (z.B. «Pflegeforschung zur

Förderung des Symptommanage-

ments der Patienten»). Diese Themen

wurden gemeinsam begründet und

auch in Beziehung gesetzt zu den Er-

fahrungen der Teilnehmenden mit

Pflegeforschung. Am zweiten Work-

shop wurden diese Ergebnisse zu kon-

kreteren Forschungsfragen konkreti-

siert (z.B. Symptommanagement:

Welche PatientInnengruppen? Ange-

hörige? In welchen Settings? Welche

Symptome?).

Daneben wurden an beiden Work-

shops auch allgemeinere Themen im

Zusammenhang mit Pflegeforschung

besprochen. Die Teilnehmenden be-

tonten zum Beispiel, dass psychiatri-

schen Pflegeforschung methodisch

vielfältig sein soll (quantitative und

qualitative Ansätze), und dass

schlecht messbare Größen wie Da-

Sein/Anwesenheit oder das Bezie-

hungsangebot nicht vernachlässigt

werden dürfe.

Nach Priorität geordnete Forschungs-themenAus der Literatur und den Workshop-

ergebnissen wurden die in Tabelle 7

dargestellten 54 Forschungsthemen

extrahiert. Tabelle 7 zeigt diese The-

men nach der Prioritätenordnung, die

sich aus der Bewertung durch die Mit-

glieder der Akademischen Fachgesell-

schaft Psychiatrische Pflege ergeben

haben, sowie die Zuordnung der The-

men zu den sieben Prioritäten der

SRAN-Agenda für die klinische Pflege-

forschung in der Schweiz (Imhof et al.,

2008). Die Forschungsthemen sind in

vier Gruppen aufgeteilt: Hohe, eher

hohe, eher geringe, geringe Priorität.

Die Einteilung der Gruppen beruht auf

den Quartilen der Bewertungen (Be-

wertung ≥ 3. Quartil = hohe Priorität;

≥ Median und < 3. Quartil = eher hohe

Priorität; ≥ 2. Quartil und < Median =

eher geringe Priorität; < 1. Quartil = ge-

ringe Priorität). Zur Gruppe «Hohe

Priorität» zählen drei Schwerpunkt-

setzungen, die den Prioritäten der

SRAN-Agenda für die klinische Pflege-

forschung in der Schweiz nicht direkt

zugeordnet werden können, nämlich

die allgemeinen Zielsetzungen einer

Fokussierung der Forschungsaktivitä-

ten «auf die aus Public-Health-Sicht

besonders bedeutsamen Probleme De-

pression und Suizidalität» und «auf

psychiatrisch tendenziell unterversorg-

te Bevölkerungsgruppen (z.B. Betagte,

Kinder/Jugendliche, MigrantInnen)»

sowie die «Fokussierung der For-

schungsaktivitäten auf die Gemeinde,

den ambulanten psychiatrischen Be-

reich und Settings außerhalb der statio-

nären Psychiatrie (‹wo die Mehrzahl

der PatientInnen ist›)».

Die andern für die Pflege in der Psy-

chiatrie definierten Themen lassen

sich den Prioritäten der SRAN-Agenda

für die klinische Pflegeforschung in der

Schweiz folgendermaßen zuordnen:

Im Bereich der SRAN-Priorität 1 (For-

schung zur Evaluation pflegerischer

Maßnahmen) erhielten folgende The-

men hohe Priorität: Interventionen zur

Reduktion von Rehospitalisierungen bei

PatientInnen mit chronischen psy-

chischen Problemen; Intervention in der

Pflege von PatientInnen, die schwere Pro-

bleme haben, mit Alltagsanforderungen

zurechtzukommen; Pflegeinterventionen

zur Beeinflussung gesundheitlichen Risi-

koverhaltens bei psychisch kranken

PatientInnen (Alkohol, Tabak, Substanz-

missbrauch, Ernährung etc.); Untersu-

chungen zu kreativen/innovativen Inter-

ventionen im Bereich Deeskalation,

gewaltfreie Kommunikation, sowie die

Frage: Wie können Pflegeergebnisse im

Bereich der psychiatrischen Pflege be-

schrieben und gemessen werden?

Hohe Priorität im Bereich der SRAN-

Priorität 2 (Entwicklung pflegerischer

Dienstleistungen) wurde folgenden

Themen eingeräumt: Untersuchungen

pflegerischer Aspekte im Bereich neuer

sozialpsychiatrischer Versorgungsan-

sätze (z.B. Home Treatment etc.); Wir-

kungen von 24-Std-Krisenangeboten

und gezielter Nachsorge (Follow-up)

auf die Outcomes bei entlassenen Psy-

chiatriepatientInnen; Kosten-Nutzen-

Analysen verschiedener Formen der

Versorgung; Einflussfaktoren auf die

Kontinuität der Betreuung nach psychi-

atrischen Hospitalisationen; Auswir-

kungen von Veränderungen im Versor-

gungssystem (z.B. Budgetkürzungen)

auf Art und Qualität der Pflege psychi-

atrischer PatientInnen.

Im Bereich der SRAN Priorität 3 (Be-

schreibung/Klärung pflegerelevanter

Phänomene) wurden die Fragen «Wel-

ches sind pflegerelevante Korrelate und

Determinanten psychischer Gesundheit

und Krankheit?» und «Welches sind va-

lide und reliable Kriterien zur Bestim-

mung der Pflegequalität bei der Pflege

psychisch kranker PatientInnen» als

hoch prioritär eingeschätzt.

Forschungsthemen zu den SRAN-Prio-

ritäten 4 (Zusammenhänge zwischen

Arbeitsumgebung und Pflegequalität),

5 (Funktionen und Ressourcen fami-

lialer Systeme) und 6 (Vielfalt individu-

eller Lebensumstände) wurde eher

eine geringe Priorität beigemessen.

Zur SRAN-Priorität 7 (Umsetzung

ethischer Prinzipien) wurde «Untersu-

chungen zu pflegerischen Möglich-

keiten in der Bekämpfung von Stig-

matisierung und Diskriminierung

psychisch Kranker» eine hohe Priorität

zugeschrieben.

Bei zehn der 12 Themen aus der Grup-

pe «eher hohe Priorität» geht es um Un-

tersuchungen über die Wirksamkeit

von bestimmten Interventionen (Sui-

zidprävention, Gesundheitsförderung,

Complianceförderung, Milieuthera-

pie) bzw. um Untersuchungen über

Originalarbeit464

Pflege 2008; 21: 453–477

465OriginalarbeitTa

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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen

2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen

3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene

4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität

5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme

6) VielfaltindividuellerLebensumstände

7) Umsetzungethischer Prinzi-pien

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

Originalarbeit466Ta

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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen

2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen

3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene

4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität

5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme

6) VielfaltindividuellerLebensumstände

7) Umsetzungethischer Prinzi-pien

Pflege 2008; 21: 453–477

467OriginalarbeitTa

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Jorm

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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen

2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen

3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene

4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität

5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme

6) VielfaltindividuellerLebensumstände

7) Umsetzungethischer Prinzi-pien

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

Originalarbeit468Ta

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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen

2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen

3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene

4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität

5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme

6) VielfaltindividuellerLebensumstände

7) Umsetzungethischer Prinzi-pien

Pflege 2008; 21: 453–477

469OriginalarbeitTa

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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen

2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen

3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene

4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität

5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme

6) VielfaltindividuellerLebensumstände

7) Umsetzungethischer Prinzi-pien

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

Originalarbeit470Ta

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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen

2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen

3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene

4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität

5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme

6) VielfaltindividuellerLebensumstände

7) Umsetzungethischer Prinzi-pien

Pflege 2008; 21: 453–477

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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen

2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen

3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene

4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität

5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme

6) VielfaltindividuellerLebensumstände

7) Umsetzungethischer Prinzi-pien

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

Originalarbeit472Ta

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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen

2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen

3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene

4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität

5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme

6) VielfaltindividuellerLebensumstände

7) Umsetzungethischer Prinzi-pien

Pflege 2008; 21: 453–477

473Originalarbeit

Interventionen bei bestimmten Pa-

tientInnengruppen oder Problemstel-

lungen (selbstverletzendes Verhalten,

wiederholte Suiziddrohungen, schwe-

re Verhaltensschwierigkeiten).

Diskussion

Ziel dieser Arbeit ist es, einen Über-

blick über in der Literatur erwähnte

Forschungsprioritäten für die psychi-

atrische Pflege zu geben und aus den

vorgefundenen Themen durch eine Be-

wertung der Wichtigkeit erste Priori-

täten für die Psychiatriepflege in der

Schweiz zu identifizieren.

Als Ergebnis fanden wir 54 Themen,

aus denen klare generelle Prioritäten

erkennbar sind. Diese Prioritäten ge-

hen in eine Richtung, die international

als wesentlich angesehen wird für die

Entwicklung der psychiatrischen Pfle-

ge und der psychiatrischen Versor-

gung. Sie enthält wichtige Umorientie-

rungen, z.B. in Form einer vermehrten

Berücksichtigung des außerklinischen

Bereichs, in der Gewichtung von Prä-

vention und Gesundheitsförderung, in

der Fokussierung auf Interventions-

und Versorgungsforschung und in der

Bedeutung, die Public-Health-Aspek-

ten zukommt.

Die starke Gewichtung von Themen,

die zu den SRAN-Prioritäten 1–3 gehö-

ren (Evaluation pflegerischer Maß-

nahmen, Entwicklung pflegerischer

Dienstleistungen, Beschreibung/Klä-

rung pflegerelevanter Phänomene)

entspricht den Ergebnissen der natio-

nalen Umfrage im Rahmen des SRAN-

Projekts: Der zustimmende Konsens

zugunsten einer sehr hohen oder ho-

hen Priorität war für diese drei Berei-

che war am ausgeprägtesten (Imhof et

al., 2008).

Das gefundene Material für diese Ar-

beit war sehr heterogen und von unter-

schiedlicher Qualität. Wir fanden nur

wenige systematisch entwickelte Lis-Tabe

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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen

2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen

3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene

4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität

5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme

6) VielfaltindividuellerLebensumstände

7) Umsetzungethischer Prinzi-pien

Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie

ten von spezifisch psychiatriepflegeri-

schen Forschungsprioritäten. Proble-

matisch an diesen Arbeiten sind zum

Teil ihr Alter, aber auch methodische

Probleme, z.B. in Form von unklaren

oder nicht deklarierten Kriterien für

die Prioritätensetzung; Sampling-Bias

durch die Auswahl der ExpertInnen;

Bias durch fehlenden Bezug zum vor-

handenen Wissen (dadurch spiegeln

die Forschungsprioritäten möglicher-

weise eher Praxisprobleme oder Pro-

bleme mit der Kommunikation und

dem Transfer bestehenden Wissens);

die Prioritäten orientieren sich an der

psychiatrischen Versorgung der USA;

keine der Studien berücksichtigt die

Interessen, Meinungen, Präferenzen

wichtiger Stakeholder (PatientIn-

nen/Nutzerperspektive!); und zum

Teil sind die Arbeiten nicht unabhän-

gig voneinander. Die Verwendung von

Reviews über frühere Publikationen

aus der psychiatrischen Pflege zur

Identifizierung von zukünftigen Prio-

ritäten ist zwar sinnvoll zum Eruieren

von Trends, hingegen problematisch,

weil damit möglicherweise einfach

eine traditionelle Forschungspraxis

weitergeschrieben wird.

Die Heterogenität des Materials hat

den Vorteil, dass in die daraus abgelei-

tete Liste der 54 möglichen Prioritäten

ganz unterschiedliche Sichtweisen

und Interessen eingeflossen sind: Die

internationale und nationale Public

Health Perspektive (Grundsatzpapie-

re), die internationale und nationale

Perspektive von PflegeexpertInnen

und PraktikerInnen (pflegerische

Agenden und Workshops), die inter-

disziplinäre Sichtweise (Psychiatri-

sche/Mental Health-Agenden).

Interessante Ansätze enthalten die ge-

fundenen systematisch entwickelten

allgemeinen Forschungsprioritäten

und Aktionsprogramme im Bereich

Psychiatrie/mentale Gesundheit, da

sie Aspekte wie den aktuellen Wissen-

stand (bzw. Wissenslücken), die

Krankheitslast, epidemiologische und

gesundheitsökonomische Gesichts-

punkte sowie die Meinungen wichtiger

Stakeholder berücksichtigen. Eine ge-

wisse Schwierigkeit liegt bei diesen

Materialien darin, dass zum Teil un-

klar ist, was an den allgemeinen Prio-

ritäten jeweils der Pflegeanteil sein

könnte und weil die Prioritäten eher

abstrakt sind. Aussagen zum Thema

Forschungsprioritäten werden in meh-

reren Artikeln mit Prioritäten auch in

methodischer Hinsicht verknüpft.

Bei der Bearbeitung der Frage nach

Forschungsprioritäten für die psychi-

atrische Pflege sind wir mit der Frage

konfrontiert, wie dieses Fachgebiet ab-

zugrenzen ist. Das ist deshalb wichtig,

weil sich die psychiatrische Pflege in

einer Umorientierungsphase befindet

und immer wieder eine «Rekonzeptua-

lisierung» gefordert wird (z.B. Lüthi,

2004, 2005; Magyary, 2002; Schulz,

2003).

Es stellt sich zum Beispiel die Frage, ob

es sich immer dann um psychiatrische

Pflege handelt, wenn PatientInnen mit

psychiatrischen Problemen gepflegt

werden (wo auch immer), oder z.B. nur

dann, wenn diese PatientInnen von

speziell ausgebildeten Pflegenden spe-

zifische Unterstützung erhalten, oder

z.B. nur dann, wenn diese Pflege im

Rahmen der spezialisierten psychiatri-

schen Versorgung erfolgt.

Ist es psychiatrische Pflege, wenn eine

an Krebs erkrankte Frau als Reaktion

auf die Mitteilung einer infausten Prog-

nose eine schwere Depression entwi-

ckelt und auf der onkologischen Station

gepflegt wird?

Ist die Pflege verwirrter demenzkran-

ker Menschen in einem Pflegeheim psy-

chiatrische Pflege?

In der Pflege wird generell ein bio-psy-

cho-soziales Gesundheits- und Krank-

heitsverständnis vertreten, nach wel-

chen körperliche und psychische

Vorgänge nicht getrennt und psycho-

soziale Aspekte immer mitberücksich-

tigt werden. Dieser Sachverhalt er-

schwert die Beschreibung einer psy-

chiatriepflegerischen Spezialisierung

zusätzlich.

Auf der einen Seite ist klar, dass sich

Psychiatriepflege konzeptionell und

praktisch nicht mehr auf die Arbeit in

stationären psychiatrischen Einrich-

tungen und nicht mehr nur auf Störun-

gen und Krankheiten beschränkt, son-

dern eine Vielzahl von Settings

umfasst und sich zunehmend auch auf

die Förderung psychischer Gesundheit

ausrichtet.

Auf der anderen Seite wird schon heu-

te die Mehrzahl psychisch Kranker im

Rahmen der allgemeinen Primärver-

sorgung von nicht spezifisch psychi-

atrisch ausgebildeten Pflegenden und

ÄrztInnen behandelt und gepflegt.

Dieser Trend wird in der Literatur ei-

nerseits begrüßt, aber auch mit einer

gewissen Besorgnis kommentiert, in-

dem z.B. für die USA festgehalten wird,

dass die Integration des psychiatri-

schen Grundlagenwissen in allgemei-

ne Curricula bis zur Unkenntlichkeit

verdünnt wird («often diluting it into

almost unrecognizable permutati-

ons»), was letztlich die Versorgung ver-

schlechtert (McCabe, 2006).

Psychiatrische Probleme gehören etwa

in der Gerontologischen Pflege zu den

häufigsten medizinischen und pflege-

rischen Problemen. Im Bereich der Al-

terspsychiatrie ist es z.B. so, dass nur

eine kleine Minderheit der Demenz-

kranken stationär psychiatrisch be-

handelt wird, allenfalls zur Krisen-

intervention, gerontopsychiatrische

Pflegestationen gibt es in der Schweiz

kaum noch. Demenz als eine der häu-

figsten psychischen Krankheiten im

Alter ist damit in der Gerontopsychia-

trie eher ein Randthema geworden. Für

diese Arbeit wurden deshalb psychi-

atrische Probleme des höheren Le-

bensalters ausgeklammert und dem

Gebiet der gerontologischen Pflege zu-

geordnet.

Originalarbeit474

Pflege 2008; 21: 453–477

475Originalarbeit

Es scheint, dass eine Reaktion auf die-

se Trends darin besteht, einerseits

spezialisierte psychiatrische Liaison-

pflege auszubauen (und deren Wirk-

samkeit besser zu erforschen), ande-

rerseits den Forschungs- und

Arbeitsschwerpunkt in der Versor-

gung von Menschen mit anhaltenden

und schweren psychischen Krankhei-

ten in der Gemeinde zu setzen.

Es gibt Bereiche der psychiatrischen

Pflege, die in andern Ländern als eigen-

ständige Fachbereiche mit entspre-

chenden eigenen Fach- und Standes-

organisationen und spezialisierten

Zeitschriften auftreten, in den

deutschsprachigen Ländern und in der

Schweiz bisher aber nicht als abge-

grenzte Spezialgebiete organisiert

sind. Dieser Sachverhalt trifft z.B. zu

auf psychiatrische Gemeindepflege

(«community mental health nursing»/

«community psychiatric nursing»),

psychiatrische Pflege in der Forensik

und in der Kinder- und Jugendpsychia-

trie.

Limitationen

Unsere Arbeit hat einige Limitationen.

Mit unserer Suchstrategie haben wir

nur publizierte oder im Internet zu-

gängliche Quellen mit expliziter Nen-

nung von «Agenda» oder «Priorität»

gefunden. Auf diese Weise haben wir

viele Hinweise aus einzelnen Studien

nicht erfasst (Empfehlungen für weite-

re Studien, need for further study etc.).

Prioritäten/Schwerpunkte einzelner

Forschungsinstitutionen sind nicht

berücksichtigt.

Die entstandene bewertete Liste wur-

de allein von Mitgliedern der Akademi-

schen Fachgesellschaft psychiatrische

Pflege bepunktet. Es ist unsicher, ob

andere psychiatrisch Pflegende oder

andere Stakeholder wie z.B. psychia-

trieerfahrene Menschen ähnliche Ge-

wichtungen vorgenommen hätten. Der

Bezug zu bestehendem Wissen wurde

nicht systematisch überprüft: Inwie-

fern besteht Forschungsbedarf, inwie-

weit sollten vorliegende Forschungser-

gebnisse besser rezipiert und in die

Praxis transferiert werden?

Ausblick

Die identifizierten und priorisierten

Forschungsthemen bilden die Basis für

die Konkretisierung der «Agenda für

die klinische Pflegeforschung in der

Schweiz» (Imhof et al., 2008) im Be-

reich der psychiatrischen Pflege und

für die geplante Formulierung eines

entsprechenden Aktionsplans. Bei die-

ser Konkretisierung müssen psychia-

trieerfahrene Menschen, Angehörige

und weitere Stakeholder aus dem Be-

reich der psychiatrischen/psychoso-

zialen Versorgung und der Gesund-

heitspolitik einbezogen werden. Die

bei der Bearbeitung der Forschungs-

prioritäten zutage getretenen Fragen

zur Definition und Abgrenzung psy-

chiatrischer Pflege und ihrer Teilgebie-

te müssen breiter diskutiert und ge-

klärt werden.

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Korrespondenzadresse

Dr. Christoph Abderhalden

Abteilung Forschung/Entwicklung

Pflege & Pädagogik

Universitäre Psychiatrische Dienste

UPD Bern

Bolligenstraße 111

CH-3000 Bern 60

Tel. +41 31 930 9800

E-Mail: [email protected]