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© 2008 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Pflege 2008; 21: 453–477 DOI 10.1024/1012-5302.21.6.453
453Originalarbeit
1 Universitäre Psychiatrische Dienste Bern (UPD), Abteilung Forschung / Entwicklung Pflege & Pädagogik, Bern2 Berner Fachhochschule Gesundheit, Bern3 Psychiatrische Universitätsklinik PUK Zürich, Zürich4 Kantonale psychiatrische Klinik Wil, WilChristoph Abderhalden (PhD, MNSc, RN)1, Sabine Hahn (MNSc, RN)2, Virpi Hantikainen (PhD, MNSc, RN)3, Franziska Rabenschlag (MPH, RN)2, Rosmarie Sprenger (MNSc, RN)4
Verschiedene nationale und interna-
tionale Organisationen betonen in
neueren gesundheitspolitischen Positi-
onspapieren, dass psychischer Gesund-
heit und psychischer Krankheit größe-
re Beachtung geschenkt werden muss.
Gründe dafür sind einerseits der große
Einfluss psychischer Faktoren auf die
allgemeine Gesundheit der Bevölke-
rung, anderseits das enorme Ausmaß
von Krankheitslast (burden of disease),
die durch psychiatrische Erkrankungen
verursacht wird. Die zunehmende Be-
achtung psychischer Gesundheit und
Krankheit ist auch für die Pflege und
die Pflegeforschung von großer Rele-
vanz. Im vorliegenden Artikel wird be-
schrieben, wie als Beitrag der «Swiss
Research Agenda for Nursing (SRAN)»
Forschungsprioritäten für den Bereich
der psychiatrischen Pflege identifiziert
und priorisiert wurden. Mittels einer Li-
teraturanalyse zu psychiatrischen und
psychiatriepflegerischen Forschungs-
prioritäten sowie durch Diskussionen
an Fachtagungen wurden insgesamt
54 Forschungsthemen identifiziert
und anschließend durch ExpertInnen
in eine Prioritätenordnung gebracht.
Die höchsten Prioritäten wurden der
vermehrten Berücksichtigung des am-
bulanten und außerklinischen Be-
reichs, der Prävention und Gesund-
heitsförderung sowie der Fokussierung
einer an Public-Health-Aspekten orien-
tierten Interventions- und Versor-
gungsforschung beigemessen. Die
identifizierten Forschungsthemen und
-prioritäten werden in Beziehung ge-
setzt zu den übergeordneten Prioritä-
ten der «Agenda für die klinische Pfle-
geforschung in der Schweiz». Sie
werden die Basis sein für die Formulie-
rung eines Umsetzungsplans dieser
Agenda im Bereich der psychiatrischen
Pflege.
Einleitung
Als Beitrag zu einer zukünftig besseren
inhaltlichen und ressourcenbezoge-
nen Koordination der Pflegeforschung
in der Schweiz hat der Schweizerische
Verein für Pflegewissenschaft (VfP) im
Rahmen eines zweijährigen Projekts
eine Forschungsagenda für die klini-
sche Pflegeforschung erstellt (Swiss
Research Agenda for Nursing SRAN;
Imhof, Abderhalden, Cignacco, Eicher,
Mahrer-Imhof, Schubert & Shaha,
2008). Einer der ersten Arbeitsschritte
im Rahmen dieses Projekts bestand
in der Durchführung von Literatur-
recherchen zu Forschungsschwer-
punkten in verschiedenen Gebieten
der Pflege (z.B. gerontologische Pflege,
pädiatrische Pflege, onkologische Pfle-
ge etc.) sowie je einer erster Prioritä-
tensetzung durch ExpertInnen aus
diesen Gebieten (Imhof et al., 2008).
Diese fachgebietsbezogenen Prioritä-
tensetzungen flossen einerseits in die
allgemeine Agenda für die Pflegefor-
schung ein, die unter Einbezug wichti-
ger Stakeholder in einem Konsens-
prozess verabschiedet wurde (Imhof
et al., 2008), sie stehen andererseits für
zukünftige fachgebietsbezogene Kon-
kretisierungen der allgemeinen Agen-
da zur Verfügung. Der vorliegende
Artikel dokumentiert den fachgebiets-
bezogenen Arbeitsschritt für das Ge-
biet der psychiatrischen Pflege.
Psychische Krankheiten sind weit ver-
breitet. Nationale und internationale
Studien zeigen, dass fast jede zweite
Person im Verlauf ihres Lebens einmal
– kürzer oder länger – an einer psy-
chischen Krankheit leidet (Wittchen &
Jacobi, 2005). Psychische Gesundheits-
probleme betreffen mindestens jede
vierte Familie einmal im Leben (WHO,
2001). In der Europäischen Region1 lei-
den rund 83 Millionen Menschen (27%
der Bevölkerung) an einer psychischen
Krankheit, darunter etwa 18 Mio. (6%)
an schweren Depressionen, Phobien
oder somatoformen Störungen und
rund sieben Mio. (2,5%) an Alkoholab-
hängigkeit (Wittchen & Jacobi, 2005).
Mit einer Lebenszeitprävalenz von
Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
Manuskript erstmals eingereicht am 2.5.2008Endgültige Fassung eingereicht am 5.8.2008
• Was ist (zu dieser Thematik) schon bekannt?Die Pflegeforschung in der Psychiatrie in der Schweiz ist wenig koor-
diniert.
• Was ist neu?Es liegt eine systematisch entwickelte Liste von Forschungsthemen für
die psychiatrische Pflege in der Schweiz vor.
• Welche Konsequenzen haben die Ergebnisse für die Pflegepraxis?Die identifizierten und priorisierten Forschungsthemen bilden die Basis
für die Konkretisierung der «Agenda für die klinische Pflegeforschung
in der Schweiz» im Bereich der psychiatrischen Pflege und für die
Formulierung eines entsprechenden Aktionsplans.
1 16 EU Staaten plus Schweiz, Norwegen, Island
Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
0.5–1% sind Schizophrenien relativ
selten, jedoch wegen des Schweregrads
bedeutend; sie gehören aufgrund der
langen Hospitalisationsdauer zu den
teuersten Krankheiten überhaupt.
Neuropsychiatrische Störungen stel-
len in Europa nach Herz-Kreislauf-Er-
krankungen die zweitgrößte Krank-
heitslast dar. Zählte man die Folgen
von Alkohol- und Drogenmissbrauch
hinzu, würden psychische Störungen
sogar deutlich den Spitzenrang ein-
nehmen. Sie stehen für 19,5% aller
DALY (disability-adjusted life-years –
um Behinderung bereinigte Lebens-
jahre, ein Maß für die Krankheitslast).
Sie machen auch über 40% der chroni-
schen Krankheiten aus und sind die
größte Ursache für die mit Behinde-
rungen verbrachten Lebensjahre. De-
pressionen machen mit 6,2% aller
DALY die drittgrößte Krankheitslast
aus (Europäische Ministerielle WHO-
Konferenz Psychische Gesundheit,
2005a).
Psychische Gesundheit wird vom In-
ternational Council of Nurses (Inter-
national Council of Nurses ICN, 2002),
von der WHO und von der Europäi-
schen Union als zentrale gesundheits-
politische Herausforderung angese-
hen und es wurden in den vergangenen
Jahren verschiedene internationale
und regionale Aktionspläne formuliert
(Europäische Kommission – General-
direktion Gesundheit & Verbraucher-
schutz, 2005; Europäische Ministe-
rielle WHO-Konferenz Psychische
Gesundheit, 2005a, 2005b; WHO,
2005).
In der Schweiz wird die psychische Ge-
sundheit und Lebensqualität der Be-
völkerung durch den beschleunigten
sozialen Wandel moderner Gesell-
schaften zunehmend beeinträchtigt.
Dies führt seit einigen Jahren zu einer
erheblichen Zunahme der psychiatri-
schen Behandlungen. Aus diesem
Grund wurde die psychische Gesund-
heit als prioritäres Teilprojekt des Pro-
jekts Nationale Gesundheitspolitik de-
finiert (Nationale Gesundheitspolitik
Schweiz, 2004).
Schätzungsweise wird in der Schweiz
jährlich bei 20 bis 25% der gesamten
Bevölkerung eine psychische Krank-
heit diagnostiziert (etwa 1 500 000 Per-
sonen). Ein Großteil der psychischen
Krankheiten wird in der allgemein-me-
dizinischen Versorgung behandelt. Bei
5 bis 10% der Erkrankten sind jedoch
psychiatrische und psychotherapeuti-
sche Behandlungen angezeigt. Schät-
zungsweise 2 bis 3% der psychisch
kranken Erwachsenen leiden an einer
chronischen psychischen Krankheit
mit Funktionseinschränkung (Natio-
nale Gesundheitspolitik Schweiz,
2004). Rund 29% der Männer und 34%
der Frauen berichten gemäß der
Schweizerischen Gesundheitsbefra-
gung von 2002 über psychische Be-
schwerden in den vergangenen vier
Wochen. Psychische Probleme, die
das Alltagsleben beeinträchtigen und
schon länger als ein Jahr andauern, be-
treffen 4% der Frauen und 2,5% der
Männer. Etwa 3% der Männer und 6%
der Frauen sind wegen eines psy-
chischen Problems bei einer Fachper-
son in Behandlung (Schuler, Rüesch
&Weiss, 2007). Dramatisch ist die Zu-
nahme von Berentungen aufgrund
psychiatrischer Probleme: Deren An-
teil nahm zwischen 1986 und 2005 von
20 auf 37% zu (Schuler et al., 2007). Die
Suizidrate in der Schweiz gehört welt-
weit zu den höchsten. Im Jahr 2002
waren es pro 100 000 EinwohnerInnen
17,5 Suizide im Vergleich zum EU-
Durchschnitt von 11,6 Suiziden (Schu-
ler et al., 2007). Gemessen an verlore-
nen Lebensjahren gehören Suizide
(und damit psychische Störungen) ne-
ben Krebs- und Herz-Kreislauferkran-
kungen zu den wichtigsten Todes-
ursachen.
Menschen, die an einem psychischen
Problem leiden, scheinen in der
Schweiz therapeutisch unterversorgt
zu sein: Von den Betroffenen suchen
beinahe zwei Drittel keine Hilfe bei ei-
ner Fachperson. Rund 30% der Perso-
nen mit einer schweren psychischen
Erkrankung als Hauptdiagnose wer-
den nicht in einer psychiatrischen Kli-
nik, sondern in anderen stationären
Einrichtungen des Gesundheitswe-
sens behandelt (Rüesch & Manzoni,
2003). Rund ein Drittel der PatientIn-
nen in Allgemeinpraxen leiden an ei-
ner oder mehreren behandlungsbe-
dürftigen psychischen Störungen, aber
bei nur etwa einem Viertel aller Patien-
tInnen werden diese vom Arzt auch als
solche diagnostiziert (Üstün & Sarto-
rius, 1995). In einer Schweizer Studie in
der allgemeinen Gemeindepflege hat-
ten 45% der KlientInnen mindestens
ein deutlich vorhandenes psychiatri-
sches Problem, aber wenige dieser
KlientInnen waren in psychiatrischer
Behandlung (Abderhalden & Lüthi,
2004).
Verschiedene Aspekte der psychischen
Gesundheit und der psychiatrischen
Versorgung werden in der Schweiz als
problematisch eingeschätzt (Ajdacic-
Gross & Graf, 2003; Bisig & Gutzwiller,
2004; Nationale Gesundheitspolitik
Schweiz, 2004; Rüesch & Manzoni,
2003; Sturny, Cerboni, Christen & Mey-
er, 2004): Kaum entwickelt ist z. B. der
Bereich der Prävention (Ajdacic-Gross
& Graf, 2003). Wichtige Risikosituatio-
nen für die psychische Gesundheit
werden von präventiven Maßnahmen
bisher ungenügend berücksichtigt,
z.B. Stress am Arbeitsplatz (Stein-
mann, 2005) oder Phasen von Lebens-
übergängen (Schuleintritt, Pubertät,
Berufsein- und Austritt etc.) oder
Situationen mit kritischen Lebenser-
eignissen (Scheidung, berufliche Miss-
erfolge, Gewalt jeglicher Art etc.).
Für die Schweiz wurde verschiedent-
lich festgestellt, dass die Public-He-
alth-Datenlage im Bereich psychische
Gesundheit ungenügend ist (Ajdacic-
Gross & Graf, 2003; Nationale Gesund-
Originalarbeit454
Pflege 2008; 21: 453–477
455Originalarbeit
heitspolitik Schweiz, 2004). Eine
Analyse der vorliegenden wissen-
schaftlichen Informationen zeigt,
dass sich die Forschung nicht an der
Public-Health-Bedeutung bestimmter
Störungen orientiert und dass Versor-
gungsfragen, gesundheitsökonomi-
sche und präventive Fragen kaum
untersucht werden (Meyer & Ricka,
2005).
Fragestellungen
Welches sind in der internationalen
Fachliteratur publizierte, systema-
tisch und spezifisch für die psychia-
trische Pflege ermittelte Forschungs-
prioritäten?
Welche Forschungsprioritäten für die
psychiatrische Pflege lassen sich aus
allgemeinen (nicht pflegespezifi-
schen) Dokumenten über Forschungs-
prioritäten im Bereich Psychiatrie/
psychische Gesundheit oder aus offi-
ziellen programmatischen Texten zu
Psychiatrie/psychischer Gesundheit
ableiten?
Welche Forschungsprioritäten werden
von Psychiatriepflegefachleuten in der
Schweiz gesetzt?
Welche der anhand der Literatur und
anhand der durch die Psychiatriepfle-
gefachleute erstellten Liste identifi-
zierten Forschungsprioritäten werden
von den Mitgliedern der Akademi-
schen Fachgesellschaft Psychiatrische
Pflege als besonders wichtig einge-
schätzt?
Methode und Material
ÜbersichtZur Beantwortung der ersten beiden
Fragen haben wir die Datenbanken
Medline (PubMed)2 und CINAHL3
nach spezifischen Artikeln zum The-
ma durchsucht. Ergänzend haben wir
im Internet mit Google4 nach Doku-
menten über Forschungsprioritäten in
der psychiatrischen Pflege oder im Be-
reich Psychiatrie/psychische Gesund-
heit gesucht. Zur Beantwortung der
dritten Frage haben wir mit Pflege-
fachleuten aus der Psychiatrie die
Forschungsprioritäten an zwei Work-
shops an Fachtagungen diskutiert. Zur
Beantwortung der vierten Frage ließen
wir eine aus den Ergebnissen der Lite-
raturanalyse und den Workshopresul-
taten abgeleitete Liste mit For-
schungsprioritäten von Mitgliedern
der Akademischen Fachgesellschaft
Psychiatrische Pflege im Hinblick auf
ihre Wichtigkeit bewerten.
SuchstrategieFür die Suche in Medline (Pubmed) ha-
ben wir den Suchterm *research AND
(priorities OR agenda) AND («psychia-
tric nursing» OR «mental health nur-
sing»)* verwendet, für die Suche in CI-
NAHL den Term *research.mjx,mnx.
AND psychiatric-nursing.mjx,mnx.
AND priorities.ab OR agenda.ab)*.
Im Internet suchten wir mit Google
und den Begriffen *(forschungspriori-
täten OR forschungsagenda) AND
«psychiatrische pflege»*, *(for-
schungsprioritäten OR forschungs-
agenda) AND (psychiatrie OR «psy-
chische gesundheit»)*, *(«research
priorities» OR «research agenda»)
AND («mental health» OR psychia-
try)*.
LiteraturbearbeitungWir haben die gefundenen Abstracts/
Artikel bzw. Dokumente zunächst in
Bezug auf ihre Relevanz für die Frage
durchgesehen und Texte aussortiert, in
denen keine Forschungsprioritäten er-
wähnt sind (z.B. Texte, in denen ledig-
lich Bezug auf anderweitig publizierte
Prioritäten genommen wird; viele Tref-
fer in der Datenbanksuche enthielten
z.B. den Term «agenda» ohne Bezug zu
Forschungs-agenden).
Die als relevant beurteilten Quellen
wurden nach den Empfehlungen von
Ross, Macenzie, Smith, Masterson und
Wood (2002, Abb. 1) gemäß ihrer Fä-
higkeit zur Identifikation von For-
schungsprioritäten den folgenden
sechs Kategorien zugeordnet (Niveaus
5 bis 1)5 und inhaltlich in Tabellen zu-
sammengefasst.
Workshops mit Pflegefachleuten aus der PsychiatrieWir haben an zwei Kongresswork-
shops mit Pflegenden aus der Psychia-
trie über Forschungsprioritäten disku-
tiert. Eine erste Liste von Prioritäten
wurde in Arbeitsgruppen an einem
Workshop am «2. Dreiländerkongres-
ses Pflege in der Psychiatrie» am 3. De-
zember 2005 in Bern erstellt und be-
sprochen. An diesem Workshop
nahmen 23 Pflegende teil (14 aus der
Schweiz, neun aus Deutschland). Die
entstandene Liste wurde in einem wei-
teren Workshop an der VfP-PES-Ta-
gung6 «Forschung anwenden – die
Pflegepraxis verbessern» am 23. Fe-
bruar 2006 in Bern weiter bearbeitet.
An diesem zweiten Workshop nahmen
15 Fachleute teil.
Erstellung und Bewertung einer Listemit ForschungsprioritätenAus der Literaturanalyse und dem Ma-
terial aus den Workshops haben wir
eine Liste mit 54 konkreten For-
schungsthemen/-fragen erstellt.
2 Medline (Medical Literature Analysis and Re-trieval System Online); http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/
3 CINAHL (Cumulative Index to Nursing and Al-lied Health Literature); www.cinahl.com
4 www.google.ch
5 5 = höchste, 1 = geringste Fähigkeit zur Identi-fikation von Forschungsprioritäten.
6 VfP: Verein zur Förderung der Pflegewissen-schaft und -forschung; PES Vereinigung Pflege-expertInnen Schweiz.
Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
Die Fragen auf dieser Liste wurden von
neun Mitgliedern der Akademischen
Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege
unabhängig voneinander mit je 1–10
Punkten im Hinblick auf ihre Wichtig-
keit bewertet (10 Punkte = größte Prio-
rität). Aufgrund der Mittelwerte dieser
Bewertungen haben wir diese Liste
nach Priorität geordnet und den zwi-
schenzeitlich für das SRAN-Gesamt-
projekt definierten sieben allgemeinen
Prioritäten für die Pflegeforschung in
der Schweiz zugeteilt (Imhof et al.,
2008).
Ergebnisse
Gefundenes MaterialDie Datenbanksuche ergab 45 Titel (15
in Medline UND CINAHL, drei nur in
CINAHL, 27 nur in Medline), und wei-
tere fünf mit Schneeballsystem gefun-
dene Texte. Von diesen 50 Titeln waren
22 nicht relevant. Die Internetsuche er-
gab fünf relevante Dokumente.
Systematisch entwickelte Listen von spezifisch pflegerischen Forschungs-prioritätenWir haben drei systematisch entwi-
ckelte Listen von spezifisch pflegeri-
schen Forschungsprioritäten identifi-
ziert, eine kanadische aus dem Jahr
1997 (Davidson, Merritt-Gray, Bucha-
nan & Noel, 1997) und zwei US-ameri-
kanische aus den Jahren 1981 bzw. 1999
(Pullen, Tuck & Wallace, 1999; Ventu-
ra & Waligora-Serafin, 1981) (Tab. 2).
Ventura und Waligora-Serafin (1981)
haben mit einer Gelegenheitsstichpro-
be von 84 MitarbeiterInnen eines
medizinischen Dienstes der Veteran
Administration eine 3-Runden-Del-
phistudie durchgeführt. Aus etwa 250
in der ersten Befragungsrunde gene-
rierten Forschungsfragen wurden auf-
grund von Mittelwerten der Bewertun-
gen 15 konkrete Forschungsthemen
identifiziert. Unter den Befragten wa-
ren 47 Clinical Nurse Specialists, 15
Leitungskräfte und fünf Nurse Practi-
tioners. Zu den prioritären Themen ge-
hören mögliche Beiträge der Pflege zur
Vermeidung von Rehospitalisationen
und zur Betreuungskontinuität, das
Entwickeln von Assessmentkriterien
und die Entwicklung und Evaluation
von Interventionen in bestimmten Si-
tuationen oder bezüglich bestimmter
Originalarbeit456
Kategorie Niveau
a) Systematisch entwickelte Listen von spezifisch pflegerischen Forschungsprioritäten 5
b) Systematisch entwickelte allgemeine Forschungsprioritäten im Bereich Psychiatrie/mentale Gesundheit 4b
c) Gesundheitspolitische Grundsatzpapiere zu psychischer Gesundheit mit expliziten oder impliziten Hinweisen auf Forschungsprioritäten 4b
d) Reviews über Publikationen aus der psychiatrischen Pflege, aus denen Schlussfolgerungen für Forschungsprioritäten gezogen werden oder werden können 3
e) Kleine oder einzelproblembezogene Studien, aus denen Forschungsprioritäten abgeleitet werden 3
f) Allgemeine Pflege-Artikel mit Aussagen zum Thema Forschungsprioritäten 1
Abbildung 1: Kategorisierung der Quellen** nach Ross et al. (2002)
Tabelle 1: Gefundenes Material nach Art der Quelle und Fundstelle
Art der Quelle Niveau Daten- Internet Totalbanken*
a) Systematisch entwickelte spezifisch pflegerische Forschungs-prioritäten – Survey 5 2 2– literaturbasiert 1 1
b) Systematisch entwickelte allgemeine Forschungsprioritäten im Bereich Psychiatrie/mentale Gesundheit 4b 2 2
c) Gesundheitspolitische Grundsatz-papiere zu psychischer Gesundheitmit expliziten oder impliziten Hinweisen auf Forschungsprioritäten 4b 6 6
d) Reviews über Publikationen aus der psychiatrischen Pflege, aus denen Schlussfolgerungen für Forschungs-prioritäten gezogen werden oder werden können 3 3 1 4
e) Kleine oder einzelproblem-bezogene Studien, aus denen Forschungsprioritäten abgeleitetwerden 2 1 1
f) Allgemeine Pflegeartikel mitAussagen zum Thema Forschungs-prioritäten 1 15 2 17
* inkl. Schneeballsuche
Pflege 2008; 21: 453–477
457Originalarbeit
Phänomene (z.B. Compliance, Sui-
zid/Selbstverletzung, Milieutherapie,
Prävention), das Operationalisieren
von Pflegequalität und Pflegeorgani-
sation (Tab. 2).
Die Studienpopulation von Davidson
et al. (1997) bestand aus einer von den
Vorgesetzten angefragten Gelegen-
heitsstichprobe von 92 Psychiatrie-
pflegenden einer Region Kanadas. Die
TeilnehmerInnen hatten mindestens
fünf Jahre Berufserfahrung und reprä-
sentierten 20% der Gesamtpopulation.
In einer 4-Runden-Delphistudie wur-
den 252 Forschungsfragen generiert
und mittels Bewertung der Wichtig-
keit auf 50 Fragen reduziert. In an-
schließenden Fokusgruppen wurden
unter Verwendung der Nominal-
Group-Technik vier prioritäre For-
schungsthemen und fünf Themen, bei
denen es vor allem darum geht, existie-
rendes Wissen in die Praxis zu transfe-
rieren, bestimmt. Die prioritären The-
men waren die Ausbildung von
Helfenden (Art Ausbildung # Out-
comes), das Versorgungssystem (Ver-
Tabelle 2: Systematisch entwickelte Listen von spezifisch pflegerischen Forschungsprioritäten
Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand
Ventura, Waligora- Menschen mit psychischen 84 psychiatrisch Pflegende, – Rehospitalisationen (Einflussfaktoren;Serafin, 1981 Gesundheitsproblemen Einrichtungen der Veterans Interventionen)
Administration Medical – Betreuungskontinuität nach EntlassungNiveau 5 Services (47 ExpertInnen, (Rolle der Pflegenden)
15 Leitungsfunktion, – Compliance (Assessmentkriterien,USA 17 direkte Pflege, 5 Nurse Interventionen)
Practitioners) – Burnout– Psychiatrische Symptome
3-Runden Delphi mit (Einflussfaktoren, Interventionen)anfangs 250 Forschungs- – Suizid/Selbstverletzungfragen, Auswahl der 15 (Assessment; Interventionen)Items mit höchster mittlerer – Pflegeplanung (VerschiedeneBewertung Methoden # Outcomes)
– Patientenanleitung (Assessment; Interven-tionen)
– Support terminal Kranker (Interventionen)– Wirksamkeit therapeutischer Ansätze
(Milieu, Pflegeinterventionen)– Gesundheitsförderung/Prävention
(Identifikation/Evaluation von Interventio-nen)
– Personalmotivation (Methoden)– Pflegequalität (Definition, Messung)– Primary nursing (Erfolgsfaktoren)– Schmerzmanagement (Evaluation von
Pflegemaßnahmen)
Davidson et al., 1997 Erwachsene mit psychischen 92 Pflegende Wichtigste 4:Gesundheitsproblemen (Gelegenheitsstichprobe, – Ausbildung von Helfern (Art Ausbildung
Niveau 5 20% der psych. Pflegenden # Outcomes) in Region Kanadas; – Versorgungssystem (Veränderungen
Kanada ≥ 5 Jahre Erfahrung, # Outcomes)Auswahl durch Vorgesetzte) – Bedürfnisse Pflegender
(Burnout-Prävention) 4-Runden Delphi – Patienten mit schweren Verhaltens-(Generierung von 252 problemen (wirksame Interventionen)Forschungsfragen, Rating der Wichtigkeit, Reduktion Unwichtigste 5 Less important 5mit Nominal Group Technik (existierendes Wissen verbreiten/und Fokusgruppen) zugänglich machen!):
– Missbrauch– Gewalttätiges Verhalten– Helfende Beziehung– Integration in Gemeinde– Medikamentengebrauch
Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
änderungen # Outcomes), Bedürfnisse
Pflegender (Burnout-Prävention), Pa-
tientInnen mit schweren Verhaltens-
problemen (wirksame Interventionen)
(Tab. 2).
Pullen et al. (1999) haben eine systema-
tische Literaturrecherche nach 1990–
1996 publizierten Arbeiten über
pflegerische Forschungsprioritäten
durchgeführt und aus den gefundenen
18 Quellen 199 Forschungsfragen ex-
trahiert, darunter 54 spezifisch die psy-
chiatrische Pflege betreffende For-
schungsfragen. Diese wurden mittels
einer dreistufigen qualitativen Inhalts-
analyse zu sechs inhaltlichen Kate-
gorien von Forschungsprioritäten
zusammengefasst: Unterstützung
(psychosoziale Interventionen), Ganz-
heitlichkeit (psychosoziale & physi-
sche Gesundheitsfaktoren), Praxis
psychiatrischer Pflege (Rollenanforde-
rungen), Pflegequalität (Outcomemes-
sung, Indikatoren), Ätiologie (Ursa-
chen psychischer Probleme) und
Versorgungssystem (Nutzung, Zu-
gänglichkeit).
Systematisch entwickelte allgemeineForschungsprioritäten im BereichPsychiatrie/mentale GesundheitJorm, Griffith, Christensen und Med-
way (2001) haben im Auftrag der aust-
ralischen Gesundheitsbehörde eine
systematische Studie über For-
schungsprioritäten im Bereich psy-
chische Gesundheit durchgeführt
(Tab. 3). Sie haben dabei den aktuellen
Forschungsstand in Beziehung gesetzt
zur Prävalenz einzelner psychia-
trischer Störungen/Probleme, ihrer
Krankheitslast, ihren Kosten, den
Forschungsprioritäten verschiedener
Stakeholder (ForscherInnen, Betroffe-
nenorganisationen, KlinikerInnen,
Forschungsfinanzierungsinstitutio-
nen) sowie zu den Zielen der nationa-
len Gesundheitspolitik. Als For-
schungspriorität wurden diejenigen
Themen festgehalten, bei denen der
eruierte Forschungsstand im Hinblick
auf diese Kriterien unterrepräsentiert
war. Forschungsprioritäten wurden
formuliert im Hinblick auf
• psychiatrische Störungen/Probleme
(Priorität = Affektive Störungen, ins-
besondere Depression; Suizid; Selbst-
verletzung)
• Settings (Priorität = Gemeinde, Pri-
märversorgung, insbesondere Allge-
meinpraxen)
• Studieninhalte (Priorität = Präventi-
on, Gesundheitsförderung)
• Populationen (Priorität = Kinder
und Adoleszente; Aboriginals; Torres
Strait Islander people; sozial und
ökonomisch benachteiligte Bevölke-
rungsgruppen).
Hodgins (2002) hat Forschungspriori-
täten für den Bereich der seelischen
Gesundheit in forensischen Kontexten
identifiziert (Tab. 3). Aus einer Über-
sicht über den aktuellen Forschungs-
stand wird der Schluss gezogen, dass
relativ viel gesichertes Wissen über
psychisch kranke Straftäter und Kor-
relate der Delinquenz vorliegen, dass
hingegen zu wenig bekannt ist über die
organisatorischen und gesetzlichen
Aspekte sowie über die Inhalte von
Therapie-, Management- und Rehabi-
litationsprogrammen, die sich als
wirksam erwiesen haben in Bezug auf
die Reduzierung erneuter Delinquenz
und weiterer Krankheitsphasen sowie
auf die Verbesserung zur selbstständi-
gen Lebensführung. Es ist fast nichts
über die Wirkung von verschiedenen
sozialen Diensten bekannt. Entspre-
chend werden sechs Forschungspriori-
täten beschrieben, welche diesen Wis-
senslücken Rechnung tragen.
Gesundheitspolitische Grundsatzpapie-re zu psychischer Gesundheit mitexpliziten oder impliziten Hinweisenauf ForschungsprioritätenVerschiedene gesundheitspolitische
Grundsatzpapiere internationaler Or-
ganisationen betonen die Bedeutung
psychischer Gesundheit und enthalten
auch explizite oder implizite Aussagen
über Forschungsprioritäten. Auch der
International Council of Nurses ICN
Originalarbeit458
Tabelle 2: Systematisch entwickelte Listen von spezifisch pflegerischen Forschungsprioritäten (Fortsetzung)
Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand
Pullen et al., 1999 Erwachsene mit psychischen Artikel in CINAHL – Unterstützung (psychosoziale Interventionen)Gesundheitsproblemen 1990–1996: 18 Quellen, – Ganzheitlichkeit (psychosoziale &
Niveau 5 (Literaturübersicht) meist aus andern physische Gesundheitsfaktoren)Bereichen der Pflege – Praxis psychiatrischer Pflege
USA Extraktion von 199 Items, (Rollenanforderungen) darunter 56 Forschungs- – Pflegequalität (Outcomemessung,prioritäten zu psychischer Indikatoren)Gesundheit; 3-phasige – Ätiologie (Ursachen psychischer Probleme)Inhaltsanalyse, Reduktion – Versorgungssystem (Nutzung,auf 6 Kategorien Zugänglichkeit)
Pflege 2008; 21: 453–477
459Originalarbeit
hat eine entsprechende Stellungnah-
me verabschiedet (International
Council of Nurses ICN, 2002). Eine
wichtige Rolle bei der gesundheitspo-
litischen Thematisierung psychischer
Gesundheit spielt der Weltgesund-
heitsbericht 2001 der WHO, welcher
ganz der psychischen Gesundheit ge-
widmet ist (WHO, 2001). In den letzten
Jahren sind entsprechende Grundsatz-
berichte, Erklärungen und Aktionsplä-
ne auf Europäischer Ebene gefolgt
(Europäische Kommission – Gene-
raldirektion Gesundheit & Verbrau-
cherschutz, 2005; Europäische
Ministerielle WHO-Konferenz Psy-
chische Gesundheit, 2005a; 2005b;
WHO, 2005). In der Schweiz soll
psychische Gesundheit einer der
Schwerpunkte der nationalen Gesund-
heitspolitik werden (Nationale Ge-
sundheitspolitik Schweiz, 2004).
Gemeinsam an diesen verschiedenen
Positionspapieren ist die Fokussierung
auf den Public-Health-Ansatz und auf
Versorgungsfragen, unter anderem
durch Betonung der Bedeutung von
präventiven Ansätzen und der großen
Rolle der Primärversorgung für die Er-
kennung und Behandlung psychischer
Gesundheitsprobleme. Entsprechend
wird ein großer Forschungsbedarf
konstatiert im Bereich der Gesund-
heitsförderung, der Prävention und
Früherkennung, in der Evaluation ge-
meindeintegrierter Versorgungssyste-
me und im Bereich von Kosten-Nut-
zen- und gesundheitsökonomischen
Untersuchungen (Tab. 4).
Reviews über Publikationen aus derpsychiatrischen Pflege, aus denenSchlussfolgerungen für Forschungs-prioritäten gezogen werden oderwerden könnenWir fanden vier Übersichtsarbeiten, in
denen aufgrund von Literaturübersich-
ten bzw. aufgrund einer Darstellung bis-
heriger Forschung Prioritäten für zu-
künftige Forschung abgeleitet werden.
Abraham, Buckwalter, Neese und Fox
Tabelle 3: Systematisch entwickelte allgemeine Forschungsprioritäten im Bereich Psychiatrie/psychische Gesundheit
Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand
Jorm et al., 2001 Psychische Gesundheit Aktueller Forschungsstand – Krankheiten: Affektive Störungen, Suizid, Niveau 4b der Gesamtbevölkerung Stand der Forschung Selbstverletzung
bewertet anhand: – Settings: Gemeinde, PrimärversorgungAUS – Prävalenz der Krankheiten – Schwerpunkte: Prävention,
– Burden of Disease Gesundheitsförderung – Kosten – Subpopulationen: Kinder/Jugendliche;Forschungsprioritäten ethnische Minderheiten; sozial/verschiedener Stakeholder ökonomisch Benachteiligte– Nationale Politikziele
Daraus Forschungsbedarf abgeleitet
Hodgins, 2002 Psychisch kranke Literaturreview: – Verbesserung der Wirksamkeit vonRechtsbrecher, Forensik Was ist bekannt, wo Modellen der Organisation von Diensten
4b bestehen Wissenslücken? – Verbesserung der Wirksamkeit vonBehandlungs-, Management- und
Int Rehabilitationsprogrammen– Verbesserung der Wirksamkeit der vielen
unterschiedlichen Komponenten, die inBehandlungs-, Management- und Rehabili-tationsprogrammen enthalten sind
– Integration der Erfassung des Gewaltrisikosin Behandlungs-, Management- undRehabilitationsprogrammen sowieVerbesserung der Genauigkeit der Prognose
– Identifizierung der Ätiologie von Delin-quenz und Gewalttätigkeit bei Personenmit psychischen Störungen, geistigerBehinderung und hirnorganischer Schädi-gung
– Prävention von Delinquenz und Gewalttä-tigkeit bei Kindern, die ein erhöhtes Risikofür psychische Störungen aufweisen
Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
Originalarbeit460
Tabelle 4: Gesundheitspolitische Grundsatzpapiere zu psychischer Gesundheit mit expliziten oder impliziten Hinwei-sen auf Forschungsprioritäten
Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand
International Gesamtbevölkerung Positionspapier – Entwicklung Richtung gemeindebasierteCouncil of Nurses Programme zur Förderung psychischerICN, 2002 Gesundheit, Prävention, Frühintervention,
Home treatment; Fokussierung auf vulnerable3 Gruppen (Frauen, Jugendliche, Arme,
Missbrauchsopfer, Flüchtlinge, Betagte)Int – Identifizieren von Forschungsprioritäten
– Antistigmakampagnen
WHO, 2001 Global mental health; Übersicht, basiert auf Globale Empfehlungen zur Forschung:Gesamtpopulationen großen epidemiologischen – Epidemiologische Forschung als Grundlage
Niveau 4b verschiedener Weltregionen Datensätzen und zur Prioritätensetzung und zur Gestaltunginternationalen Experten- und Evaluation von Public Health
Int diskussionen Interventionen– Outcomeorientierte Evaluationsforschung
zu Behandlung, Prävention und Gesund-heitsförderung (Effektivität bei verschiede-nen Zielgruppen, Kosten, Einflussfaktorenauf Adhärenz, Effektivität, Effizienz)
– Policy- und Versorgungsforschung (Ausbil-dungserfordernisse für Personal, Rolle desinformalen Sektors)
– Gesundheitsökonomische Forschung(Kosten psychischer Krankheiten, Grund-lagen für ökonomische Evaluation vonPräventions und Gesundheitsförderung)
– Transkulturelle Vergleiche (kultursensitiveForschung)
Europäische Psychische Gesundheit 12 Punkte-Aktionsplan:Kommission – in Europa 1. Psychisches Wohlbefinden für alle fördernGeneraldirektion 2. Zentrale Position der psychischenGesundheit & Gesundheit aufzeigenVerbraucherschutz, 3. Gegen Stigma und Diskriminierung2005; Europäische vorgehenMinisterielle WHO- 4. Geeignete Angebote für vulnerableKonferenz Psychische Lebensphasen fördernGesundheit, 2005a;b 5. Psychische Gesundheitsprobleme und WHO, 2005 Suizid verhüten
6. Gute Primärversorgung für psychischeNiveau 4b Gesundheitsprobleme sichern
7. Menschen mit schweren psychischenInt Gesundheitsproblemen durch gemeinde-nahe Dienste wirksam versorgen
8. Partnerschaften über Sektoren hinweg errichten
9. Ausreichendes und kompetentes Arbeits-kräfteangebot schaffen
10. Verlässliche Informationen über psychische Gesundheit sichern
11. Faire und angemessene Finanzierung bereitstellen
12. Wirksamkeit auswerten und neue Erkenntnisse gewinnenZu den wichtigen Forschungsprioritäten zählen – Analysen von Konzeptionen im Bereich
psychische Gesundheit
Pflege 2008; 21: 453–477
461Originalarbeit
(1994) ziehen aus einer literaturge-
stützten Analyse der Situation älterer
auf dem Land lebender Menschen den
Schluss, dass spezifische Forschungs-
anstrengungen zur psychischen Ge-
sundheit und psychiatrischen Versor-
gung dieser Population besondere
Priorität eingeräumt werden sollte. Sie
schlagen die Durchführung von epide-
miologischen Studien sowie von Studi-
en über spezifische Interventionen
und die Nutzung psychiatrischer An-
gebote vor.
Yonge, Austin, Qiuping, Wacko, Wilson
und Zaleski (1997a) und Yonge, Qiup-
ling und Zaleski (1997b) haben 194
quantitative, in den Jahren 1982–1992
publizierte und pflegeprozessbezoge-
ne Studien aus dem Bereich der Psy-
chiatriepflege analysiert. Die Zahl der
Publikationen stieg im untersuchten
Zeitraum stetig an. 80% der Studien
stammten aus den USA oder Kanada,
14% aus dem Vereinigten Königreich
und weniger als 5% aus den andern eu-
ropäischen Staaten. Auch wenn man
die von der Studie ausgeschlossenen 52
im untersuchten Zeitraum publizier-
ten qualitativen Studie dazuzählt,
zeigt diese Studie deutlich, dass der
Umfang der Forschung im Bereich Psy-
chiatriepflege in einem deutlichen
Missverhältnis zur Bedeutung psy-
chischer Krankheiten und zum großen
Anteil der psychiatrischen Versorgung
am gesamten Gesundheitswesen steht.
In Bezug auf die Designs der Studien
stellen Yonge et al. (1997a, 1997b) fest,
dass die meisten Studien deskriptiver
Art sind. Bei den untersuchten Varia-
blen handelt es sich schwerpunktmä-
ßig um Verhaltensvariablen und Effek-
te stationärer Behandlung/Pflege. Nur
selten wurden diejenigen Aspekte un-
tersucht, die nach Einschätzung der
AutorInnen aufgrund der Veränderun-
gen in der Psychiatrielandschaft Prio-
rität haben sollten: biologische Aspek-
te, Arbeit mit chronisch und anhaltend
psychisch Kranken, Verschiebung der
Behandlung/Pflege in die Gemeinde,
Zusammenarbeit mit Psychiatrienut-
zerInnen, kulturbezogene Aspekte, spe-
zielle Populationen, Gesundheitsförde-
rung, Rehabilitation sowie Outcomes
der psychiatrischen Pflege.
Zauszniewski und Sureski (2004) un-
tersuchten die während drei Jahren in
fünf verbreiteten Fachzeitschriften
publizierten Studien im Hinblick auf
die darin enthaltene für die Praxis
nutzbare wissenschaftliche Evidenz.
Die meisten der 227 identifizierten
Studien waren im stationären Setting
durchgeführt worden und nur 25 (11%)
waren Studien zur Prüfung der Wirk-
samkeit von Pflegeinterventionen. Aus
den analysierten Studien lässt sich
nach Ansicht der Autorinnen deshalb
Tabelle 4: Gesundheitspolitische Grundsatzpapiere zu psychischer Gesundheit mit expliziten oder impliziten Hinwei-sen auf Forschungsprioritäten (Fortsetzung)
Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand
– Folgenabschätzung allgemeiner Politik-bereiche auf die psychische Gesundheit
– Evaluierungen der Programme zur Förde-rung der psychischen Gesundheit
– bessere Erkenntnisgrundlage für Vorsorge-maßnahmen und neue Dienstmodelle sowie Gesundheitsökonomie im Bereich von psychischer Gesundheit
Meyer & Ricka, Psychische Gesundheit Systematische Analyse von Forschung sollte sich mehr an der Public-2005 in der Schweiz Publikationen und health-Bedeutung bestimmter
Forschungstätigkeit in der Störungen orientierenLebel 4b Schweiz zu Public Health # Versorgungsfragen, gesundheits-
psychische Gesundheit ökonomische und präventive FragenCH sollten vermehrt und koordinierter unter-
sucht werden
Nationale Psychische Gesundheit Literaturreview und Empfehlung 10: Forschung & Entwicklung:Gesundheitspolitik in der Schweiz Expertenbefragung – Förderung der psychischen GesundheitSchweiz, 2004 – interdisziplinäre Forschung, Wirkungen
von Public Health InterventionenNiveau 4b – Kosten-Nutzen-Analysen verschiedener
Formen der Versorgung CH – Angewandte Forschung fördern
(pflegerische Forschung erwähnt)
Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
wenig handfeste Evidenz für die Praxis
ableiten.
Allgemeine Pflege-Artikel mit Aussagenzum Thema ForschungsprioritätenVerschiedene AutorInnen betonen die
Wichtigkeit einer spezifischen For-
schungsagenda für die psychiatrische
Pflege (McCabe, 2005; Ricard, 1999;
Schulz, 2003).
In einigen Artikeln wird das Vorgehen
beim Festlegen von Forschungspriori-
täten bzw. bei der Erstellung von For-
schungsagenden thematisiert. Dabei
wird betont, dass Forschungsagenden
in engem Austausch mit der Praxis er-
stellt werden sollen (Chafetz, Collins-
Bride & White, 2004; Ricard, 1999), an-
dererseits wird ein weitgehender und
konsequenter Nutzereinbezug gefor-
dert (Hostick, 1998; s.a. Goodare &
Lockwood, 1999; Tallon, Chard & Diep-
pe, 2000). Gillies (2007) zeigt anhand
von Forschungsagenden aus der Kin-
der- und Jugendpsychiatrie, dass dies
bisher viel zu wenig der Fall war und
fordert den Einbezug aller relevanten
Stakeholder.
Inhaltlich plädieren mehrere AutorIn-
nen dafür, dass sich die Forschung im
Bereich der psychiatrischen Pflege auf
die Versorgung schwer und anhaltend
psychisch Kranker in der Gemeinde
konzentrieren solle (Owen & Sweeney,
1995), wobei Adams (1996) darauf hin-
weist, dass zu dieser Gruppe insbeson-
Originalarbeit462
Tabelle 5: Reviews über Publikationen aus der psychiatrischen Pflege, aus denen Schlussfolgerungen für Forschungs-prioritäten gezogen werden oder werden können
Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand
Abraham et al., Betagte in ländlichen Narrative Literaturübersicht – Dieser Population sollte besondere1994 Gebieten Forschungspriorität zukommen:
– epidemiologischen StudienNiveau 3 – Studien über spezifische Interventionen
– Studien zur Nutzung psychiatrischerUSA Angebote
Yonge et al., Menschen mit psychischen Literaturübersicht; 80% der Studien stammten aus den1997a Problemen Einschätzung der Qualität USA oder Kanada, 14% aus dem
von 1982–1992 publizierten Vereinigten Königreich und wenigerNiveau 3 quantitativen Studien aus als 5% aus Europa
der psychiatrischen Der Umfang der Forschung inInt (Duffy’s Research Appraisal Psychiatriepflege steht in Missverhältnis
Checklist) zur Public Health Bedeutung psychischer Krankheiten
Yonge et al., Menschen mit psychischen Literaturübersicht; Studien 194 Artikel; meist deskriptive Studien1997b Problemen Forschungsdesign und – Untersuchte Variablen: meist
untersuchte Variablen in Verhaltensvariablen und EffekteNiveau 3 1982–1992 publizierten stationärer Behandlung/Pflege
Studien – Nur selten Aspekte, die aufgrund derInt Veränderungen in der Psychiatrielandschaft
Priorität haben sollten: biologische Aspekte,Arbeit mit chronisch und anhaltendpsychisch Kranken, Verschiebung derBehandlung/Pflege in die Gemeinde,Zusammenarbeit mit Psychiatrienutzer-Innen, kulturbezogene Aspekte, speziellePopulationen, Gesundheitsförderung,Rehabilitation sowie Outcomes derpsychiatrischen Pflege
Zauszniewski & Menschen mit Literaturübersicht 227 empirische StudienSuresky, 2004 psychischen Problemen (State of the Evidence – meist stationäres, selten ambulantes Setting
Review); – meist Erwachsene Niveau 3 Analyse von 2000–2002 – meist psychisch Kranke, selten Gesunde
in 5 Fachzeitschriften – nur 11% der Studien InterventionsstudienUS publizierten Studien im – Fazit: zu wenig Forschung im ambulanten
Hinblick auf für Praxis Bereich, zu wenig präventiv ausgerichtetenutzbare wissenschaftliche Forschung, Forschung liefert zuwenigEvidenz praktisch nutzbare Evidenz
Pflege 2008; 21: 453–477
463Originalarbeit
dere Demenzkranke und ihre pflegen-
den Angehörigen zählen. Große Über-
einstimmung herrscht in Bezug auf
den Bedarf nach mehr Interventions-
forschung. Dazu gehören das Entwi-
ckeln und Testen von Outcome-
Maßen (McCabe, 2005), Outcomefor-
schung, das Bestimmen von Determi-
nanten wirksamer Pflege, die Identifi-
kation von Einflussfaktoren auf den
Zugang zu Pflege, das Untersuchen
verschiedener Organisationsmodelle
der Pflege (nursing service delivery mo-
dels), das Entwickeln und Testen von
Pflegepraktiken für anhaltend psy-
chisch kranke Menschen (McCabe,
2000). Dabei sollten auch positive Di-
mensionen von psychischer Krankheit
berücksichtigt werden (McCabe,
2000). Auch gemäß Magyary (2002)
sollte Forschung im Bereich der Psy-
chiatriepflege vermehrt auf Gesund-
heit ausgerichtet sein und z.B. die
kurz- und langfristige Effizienz und Ef-
fektivität von präventiven Maßnah-
men in «real-world settings» für
spezifische Populationen und in ver-
schiedenen Settings untersuchen;
Forschungsbedarf bestehe auch zur
Dissemination von Präventionspro-
grammen (Magyary, 2002).
Als Bereiche mit Forschungsbedarf
nennen Duxbury und Baker (2004) den
pflegerischen Umgang mit Medika-
menten, O’Connor (1994) das Sym-
ptommanagement von an Schizo-
phrenie erkrankten Menschen. Als
Bereiche mit dringendem Forschungs-
bedarf werden Inhalt und Wirksamkeit
spezifischer evidenzbasierter Ausbil-
dungs- und Trainingsprogramme für
die Arbeit in der Akutpsychiatrie (Jo-
nes & Lowe, 2003) und die Kosteneffi-
zienz von psychiatrischer Liaisonpfle-
ge in verschiedenen Settings (Roberts,
1997) genannt.
Einige der gefundenen Texte enthalten
Hinweise auf methodische Prioritäten.
Pflegeforschung in der Psychiatrie
solle methodisch pluralistisch sein
(Chambers, 1998). Mohr (1999) und
Mohr und Fantuzzo (1998) warnen vor
unkritischer Intervention-Outcome-
Forschung ohne Blick auf die tatsächli-
che Realität der Umsetzung «evidenz-
basierter Methoden», die ihrer
Erfahrung nach oft ohne Bezug zum
Kontext und ritualistisch angewendet
werden. Sie postulieren eine Forschung,
die sich an den Bedürfnissen der Bevöl-
kerung in natürlichen Settings orien-
tiert, sehr differenziert verschiedene
Kontexte von Pflege berücksichtigt,
sich nicht zu sehr an pathologisieren-
den Normen orientiert und in enger Zu-
sammenarbeit mit Betroffenen durch-
geführt wird: Forschung soll public,
multicontextual und collaborative sein
(Mohr & Fantuzzo, 1998).
Tabelle 6: Ergebnisse der Workshops
Quelle, Population Stichprobe, ErgebnisseNiveau, MethodeLand
Hahn & Menschen mit PflegeexpertInnen; Benötigte Forschung:Hantikainen, psychiatrischen Dokumentation von – Allgemeine Umorientierung: ambulant2005; Problemen Gruppendiskussionen vor stationär, Home treatment,Hahn & Sprenger, an Kongress-Workshops Case Management / Bezugspflege etc.2006 – Mehr Interdisziplinäre Forschung
z.B. mit GesundheitsökonomieNiveau 3 – Entwicklung von Instrumenten im Bereich
Assessment und Qualität der Intervention.CH – Wirksamkeit der Interventionen
– Ermittlung des Fachwissens der Pflegenden– Risiko-Assessment zu selbstverletzendem
Verhalten bei stationär hospitalisiertenPatienten
– Symptommanagement– Strategien von Borderline-Patienten zur
Prävention von selbstverletzendemVerhalten
– Angehörige von jungen Erwachsenen imKrisenmanagement bei Cannabiskonsum
– Wirksamkeit der Intervention: «Einhaltungeiner festgelegten Tagesstruktur» beidepressiv Erkrankten im stationärenSetting?
– Psychische Gesundheit, z.B. welches Wissenbenötigen Pflegende
Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
Ergebnisse der WorkshopsAm ersten Workshop wurden in Klein-
gruppen- und Plenumsdiskussionen
einerseits allgemeine Bereiche be-
nannt, in denen nach Ansicht der
Teilnehmenden Forschung nötig und
sinnvoll ist (z.B. «Pflegeforschung zur
Förderung des Symptommanage-
ments der Patienten»). Diese Themen
wurden gemeinsam begründet und
auch in Beziehung gesetzt zu den Er-
fahrungen der Teilnehmenden mit
Pflegeforschung. Am zweiten Work-
shop wurden diese Ergebnisse zu kon-
kreteren Forschungsfragen konkreti-
siert (z.B. Symptommanagement:
Welche PatientInnengruppen? Ange-
hörige? In welchen Settings? Welche
Symptome?).
Daneben wurden an beiden Work-
shops auch allgemeinere Themen im
Zusammenhang mit Pflegeforschung
besprochen. Die Teilnehmenden be-
tonten zum Beispiel, dass psychiatri-
schen Pflegeforschung methodisch
vielfältig sein soll (quantitative und
qualitative Ansätze), und dass
schlecht messbare Größen wie Da-
Sein/Anwesenheit oder das Bezie-
hungsangebot nicht vernachlässigt
werden dürfe.
Nach Priorität geordnete Forschungs-themenAus der Literatur und den Workshop-
ergebnissen wurden die in Tabelle 7
dargestellten 54 Forschungsthemen
extrahiert. Tabelle 7 zeigt diese The-
men nach der Prioritätenordnung, die
sich aus der Bewertung durch die Mit-
glieder der Akademischen Fachgesell-
schaft Psychiatrische Pflege ergeben
haben, sowie die Zuordnung der The-
men zu den sieben Prioritäten der
SRAN-Agenda für die klinische Pflege-
forschung in der Schweiz (Imhof et al.,
2008). Die Forschungsthemen sind in
vier Gruppen aufgeteilt: Hohe, eher
hohe, eher geringe, geringe Priorität.
Die Einteilung der Gruppen beruht auf
den Quartilen der Bewertungen (Be-
wertung ≥ 3. Quartil = hohe Priorität;
≥ Median und < 3. Quartil = eher hohe
Priorität; ≥ 2. Quartil und < Median =
eher geringe Priorität; < 1. Quartil = ge-
ringe Priorität). Zur Gruppe «Hohe
Priorität» zählen drei Schwerpunkt-
setzungen, die den Prioritäten der
SRAN-Agenda für die klinische Pflege-
forschung in der Schweiz nicht direkt
zugeordnet werden können, nämlich
die allgemeinen Zielsetzungen einer
Fokussierung der Forschungsaktivitä-
ten «auf die aus Public-Health-Sicht
besonders bedeutsamen Probleme De-
pression und Suizidalität» und «auf
psychiatrisch tendenziell unterversorg-
te Bevölkerungsgruppen (z.B. Betagte,
Kinder/Jugendliche, MigrantInnen)»
sowie die «Fokussierung der For-
schungsaktivitäten auf die Gemeinde,
den ambulanten psychiatrischen Be-
reich und Settings außerhalb der statio-
nären Psychiatrie (‹wo die Mehrzahl
der PatientInnen ist›)».
Die andern für die Pflege in der Psy-
chiatrie definierten Themen lassen
sich den Prioritäten der SRAN-Agenda
für die klinische Pflegeforschung in der
Schweiz folgendermaßen zuordnen:
Im Bereich der SRAN-Priorität 1 (For-
schung zur Evaluation pflegerischer
Maßnahmen) erhielten folgende The-
men hohe Priorität: Interventionen zur
Reduktion von Rehospitalisierungen bei
PatientInnen mit chronischen psy-
chischen Problemen; Intervention in der
Pflege von PatientInnen, die schwere Pro-
bleme haben, mit Alltagsanforderungen
zurechtzukommen; Pflegeinterventionen
zur Beeinflussung gesundheitlichen Risi-
koverhaltens bei psychisch kranken
PatientInnen (Alkohol, Tabak, Substanz-
missbrauch, Ernährung etc.); Untersu-
chungen zu kreativen/innovativen Inter-
ventionen im Bereich Deeskalation,
gewaltfreie Kommunikation, sowie die
Frage: Wie können Pflegeergebnisse im
Bereich der psychiatrischen Pflege be-
schrieben und gemessen werden?
Hohe Priorität im Bereich der SRAN-
Priorität 2 (Entwicklung pflegerischer
Dienstleistungen) wurde folgenden
Themen eingeräumt: Untersuchungen
pflegerischer Aspekte im Bereich neuer
sozialpsychiatrischer Versorgungsan-
sätze (z.B. Home Treatment etc.); Wir-
kungen von 24-Std-Krisenangeboten
und gezielter Nachsorge (Follow-up)
auf die Outcomes bei entlassenen Psy-
chiatriepatientInnen; Kosten-Nutzen-
Analysen verschiedener Formen der
Versorgung; Einflussfaktoren auf die
Kontinuität der Betreuung nach psychi-
atrischen Hospitalisationen; Auswir-
kungen von Veränderungen im Versor-
gungssystem (z.B. Budgetkürzungen)
auf Art und Qualität der Pflege psychi-
atrischer PatientInnen.
Im Bereich der SRAN Priorität 3 (Be-
schreibung/Klärung pflegerelevanter
Phänomene) wurden die Fragen «Wel-
ches sind pflegerelevante Korrelate und
Determinanten psychischer Gesundheit
und Krankheit?» und «Welches sind va-
lide und reliable Kriterien zur Bestim-
mung der Pflegequalität bei der Pflege
psychisch kranker PatientInnen» als
hoch prioritär eingeschätzt.
Forschungsthemen zu den SRAN-Prio-
ritäten 4 (Zusammenhänge zwischen
Arbeitsumgebung und Pflegequalität),
5 (Funktionen und Ressourcen fami-
lialer Systeme) und 6 (Vielfalt individu-
eller Lebensumstände) wurde eher
eine geringe Priorität beigemessen.
Zur SRAN-Priorität 7 (Umsetzung
ethischer Prinzipien) wurde «Untersu-
chungen zu pflegerischen Möglich-
keiten in der Bekämpfung von Stig-
matisierung und Diskriminierung
psychisch Kranker» eine hohe Priorität
zugeschrieben.
Bei zehn der 12 Themen aus der Grup-
pe «eher hohe Priorität» geht es um Un-
tersuchungen über die Wirksamkeit
von bestimmten Interventionen (Sui-
zidprävention, Gesundheitsförderung,
Complianceförderung, Milieuthera-
pie) bzw. um Untersuchungen über
Originalarbeit464
Pflege 2008; 21: 453–477
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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen
2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen
3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene
4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität
5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme
6) VielfaltindividuellerLebensumstände
7) Umsetzungethischer Prinzi-pien
Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen
2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen
3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene
4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität
5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme
6) VielfaltindividuellerLebensumstände
7) Umsetzungethischer Prinzi-pien
Pflege 2008; 21: 453–477
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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen
2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen
3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene
4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität
5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme
6) VielfaltindividuellerLebensumstände
7) Umsetzungethischer Prinzi-pien
Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen
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3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene
4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität
5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme
6) VielfaltindividuellerLebensumstände
7) Umsetzungethischer Prinzi-pien
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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen
2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen
3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene
4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität
5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme
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Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen
2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen
3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene
4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität
5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme
6) VielfaltindividuellerLebensumstände
7) Umsetzungethischer Prinzi-pien
Pflege 2008; 21: 453–477
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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen
2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen
3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene
4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität
5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme
6) VielfaltindividuellerLebensumstände
7) Umsetzungethischer Prinzi-pien
Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
Originalarbeit472Ta
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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen
2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen
3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene
4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität
5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme
6) VielfaltindividuellerLebensumstände
7) Umsetzungethischer Prinzi-pien
Pflege 2008; 21: 453–477
473Originalarbeit
Interventionen bei bestimmten Pa-
tientInnengruppen oder Problemstel-
lungen (selbstverletzendes Verhalten,
wiederholte Suiziddrohungen, schwe-
re Verhaltensschwierigkeiten).
Diskussion
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Über-
blick über in der Literatur erwähnte
Forschungsprioritäten für die psychi-
atrische Pflege zu geben und aus den
vorgefundenen Themen durch eine Be-
wertung der Wichtigkeit erste Priori-
täten für die Psychiatriepflege in der
Schweiz zu identifizieren.
Als Ergebnis fanden wir 54 Themen,
aus denen klare generelle Prioritäten
erkennbar sind. Diese Prioritäten ge-
hen in eine Richtung, die international
als wesentlich angesehen wird für die
Entwicklung der psychiatrischen Pfle-
ge und der psychiatrischen Versor-
gung. Sie enthält wichtige Umorientie-
rungen, z.B. in Form einer vermehrten
Berücksichtigung des außerklinischen
Bereichs, in der Gewichtung von Prä-
vention und Gesundheitsförderung, in
der Fokussierung auf Interventions-
und Versorgungsforschung und in der
Bedeutung, die Public-Health-Aspek-
ten zukommt.
Die starke Gewichtung von Themen,
die zu den SRAN-Prioritäten 1–3 gehö-
ren (Evaluation pflegerischer Maß-
nahmen, Entwicklung pflegerischer
Dienstleistungen, Beschreibung/Klä-
rung pflegerelevanter Phänomene)
entspricht den Ergebnissen der natio-
nalen Umfrage im Rahmen des SRAN-
Projekts: Der zustimmende Konsens
zugunsten einer sehr hohen oder ho-
hen Priorität war für diese drei Berei-
che war am ausgeprägtesten (Imhof et
al., 2008).
Das gefundene Material für diese Ar-
beit war sehr heterogen und von unter-
schiedlicher Qualität. Wir fanden nur
wenige systematisch entwickelte Lis-Tabe
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1) Wirkung pflegerischer Maßnahmen
2) EntwicklungpflegerischerDienstleistungen
3) Identifikation undtheoretische Klärung pflege-relevanter Phänomene
4) Zusammenhängezwischen Arbeitsumge-bung und Pflegequalität
5) Funktionen undRessourcenfamilialer Systeme
6) VielfaltindividuellerLebensumstände
7) Umsetzungethischer Prinzi-pien
Ch. Abderhalden et al. Forschungsprioritäten für die Pflege in der Psychiatrie
ten von spezifisch psychiatriepflegeri-
schen Forschungsprioritäten. Proble-
matisch an diesen Arbeiten sind zum
Teil ihr Alter, aber auch methodische
Probleme, z.B. in Form von unklaren
oder nicht deklarierten Kriterien für
die Prioritätensetzung; Sampling-Bias
durch die Auswahl der ExpertInnen;
Bias durch fehlenden Bezug zum vor-
handenen Wissen (dadurch spiegeln
die Forschungsprioritäten möglicher-
weise eher Praxisprobleme oder Pro-
bleme mit der Kommunikation und
dem Transfer bestehenden Wissens);
die Prioritäten orientieren sich an der
psychiatrischen Versorgung der USA;
keine der Studien berücksichtigt die
Interessen, Meinungen, Präferenzen
wichtiger Stakeholder (PatientIn-
nen/Nutzerperspektive!); und zum
Teil sind die Arbeiten nicht unabhän-
gig voneinander. Die Verwendung von
Reviews über frühere Publikationen
aus der psychiatrischen Pflege zur
Identifizierung von zukünftigen Prio-
ritäten ist zwar sinnvoll zum Eruieren
von Trends, hingegen problematisch,
weil damit möglicherweise einfach
eine traditionelle Forschungspraxis
weitergeschrieben wird.
Die Heterogenität des Materials hat
den Vorteil, dass in die daraus abgelei-
tete Liste der 54 möglichen Prioritäten
ganz unterschiedliche Sichtweisen
und Interessen eingeflossen sind: Die
internationale und nationale Public
Health Perspektive (Grundsatzpapie-
re), die internationale und nationale
Perspektive von PflegeexpertInnen
und PraktikerInnen (pflegerische
Agenden und Workshops), die inter-
disziplinäre Sichtweise (Psychiatri-
sche/Mental Health-Agenden).
Interessante Ansätze enthalten die ge-
fundenen systematisch entwickelten
allgemeinen Forschungsprioritäten
und Aktionsprogramme im Bereich
Psychiatrie/mentale Gesundheit, da
sie Aspekte wie den aktuellen Wissen-
stand (bzw. Wissenslücken), die
Krankheitslast, epidemiologische und
gesundheitsökonomische Gesichts-
punkte sowie die Meinungen wichtiger
Stakeholder berücksichtigen. Eine ge-
wisse Schwierigkeit liegt bei diesen
Materialien darin, dass zum Teil un-
klar ist, was an den allgemeinen Prio-
ritäten jeweils der Pflegeanteil sein
könnte und weil die Prioritäten eher
abstrakt sind. Aussagen zum Thema
Forschungsprioritäten werden in meh-
reren Artikeln mit Prioritäten auch in
methodischer Hinsicht verknüpft.
Bei der Bearbeitung der Frage nach
Forschungsprioritäten für die psychi-
atrische Pflege sind wir mit der Frage
konfrontiert, wie dieses Fachgebiet ab-
zugrenzen ist. Das ist deshalb wichtig,
weil sich die psychiatrische Pflege in
einer Umorientierungsphase befindet
und immer wieder eine «Rekonzeptua-
lisierung» gefordert wird (z.B. Lüthi,
2004, 2005; Magyary, 2002; Schulz,
2003).
Es stellt sich zum Beispiel die Frage, ob
es sich immer dann um psychiatrische
Pflege handelt, wenn PatientInnen mit
psychiatrischen Problemen gepflegt
werden (wo auch immer), oder z.B. nur
dann, wenn diese PatientInnen von
speziell ausgebildeten Pflegenden spe-
zifische Unterstützung erhalten, oder
z.B. nur dann, wenn diese Pflege im
Rahmen der spezialisierten psychiatri-
schen Versorgung erfolgt.
Ist es psychiatrische Pflege, wenn eine
an Krebs erkrankte Frau als Reaktion
auf die Mitteilung einer infausten Prog-
nose eine schwere Depression entwi-
ckelt und auf der onkologischen Station
gepflegt wird?
Ist die Pflege verwirrter demenzkran-
ker Menschen in einem Pflegeheim psy-
chiatrische Pflege?
In der Pflege wird generell ein bio-psy-
cho-soziales Gesundheits- und Krank-
heitsverständnis vertreten, nach wel-
chen körperliche und psychische
Vorgänge nicht getrennt und psycho-
soziale Aspekte immer mitberücksich-
tigt werden. Dieser Sachverhalt er-
schwert die Beschreibung einer psy-
chiatriepflegerischen Spezialisierung
zusätzlich.
Auf der einen Seite ist klar, dass sich
Psychiatriepflege konzeptionell und
praktisch nicht mehr auf die Arbeit in
stationären psychiatrischen Einrich-
tungen und nicht mehr nur auf Störun-
gen und Krankheiten beschränkt, son-
dern eine Vielzahl von Settings
umfasst und sich zunehmend auch auf
die Förderung psychischer Gesundheit
ausrichtet.
Auf der anderen Seite wird schon heu-
te die Mehrzahl psychisch Kranker im
Rahmen der allgemeinen Primärver-
sorgung von nicht spezifisch psychi-
atrisch ausgebildeten Pflegenden und
ÄrztInnen behandelt und gepflegt.
Dieser Trend wird in der Literatur ei-
nerseits begrüßt, aber auch mit einer
gewissen Besorgnis kommentiert, in-
dem z.B. für die USA festgehalten wird,
dass die Integration des psychiatri-
schen Grundlagenwissen in allgemei-
ne Curricula bis zur Unkenntlichkeit
verdünnt wird («often diluting it into
almost unrecognizable permutati-
ons»), was letztlich die Versorgung ver-
schlechtert (McCabe, 2006).
Psychiatrische Probleme gehören etwa
in der Gerontologischen Pflege zu den
häufigsten medizinischen und pflege-
rischen Problemen. Im Bereich der Al-
terspsychiatrie ist es z.B. so, dass nur
eine kleine Minderheit der Demenz-
kranken stationär psychiatrisch be-
handelt wird, allenfalls zur Krisen-
intervention, gerontopsychiatrische
Pflegestationen gibt es in der Schweiz
kaum noch. Demenz als eine der häu-
figsten psychischen Krankheiten im
Alter ist damit in der Gerontopsychia-
trie eher ein Randthema geworden. Für
diese Arbeit wurden deshalb psychi-
atrische Probleme des höheren Le-
bensalters ausgeklammert und dem
Gebiet der gerontologischen Pflege zu-
geordnet.
Originalarbeit474
Pflege 2008; 21: 453–477
475Originalarbeit
Es scheint, dass eine Reaktion auf die-
se Trends darin besteht, einerseits
spezialisierte psychiatrische Liaison-
pflege auszubauen (und deren Wirk-
samkeit besser zu erforschen), ande-
rerseits den Forschungs- und
Arbeitsschwerpunkt in der Versor-
gung von Menschen mit anhaltenden
und schweren psychischen Krankhei-
ten in der Gemeinde zu setzen.
Es gibt Bereiche der psychiatrischen
Pflege, die in andern Ländern als eigen-
ständige Fachbereiche mit entspre-
chenden eigenen Fach- und Standes-
organisationen und spezialisierten
Zeitschriften auftreten, in den
deutschsprachigen Ländern und in der
Schweiz bisher aber nicht als abge-
grenzte Spezialgebiete organisiert
sind. Dieser Sachverhalt trifft z.B. zu
auf psychiatrische Gemeindepflege
(«community mental health nursing»/
«community psychiatric nursing»),
psychiatrische Pflege in der Forensik
und in der Kinder- und Jugendpsychia-
trie.
Limitationen
Unsere Arbeit hat einige Limitationen.
Mit unserer Suchstrategie haben wir
nur publizierte oder im Internet zu-
gängliche Quellen mit expliziter Nen-
nung von «Agenda» oder «Priorität»
gefunden. Auf diese Weise haben wir
viele Hinweise aus einzelnen Studien
nicht erfasst (Empfehlungen für weite-
re Studien, need for further study etc.).
Prioritäten/Schwerpunkte einzelner
Forschungsinstitutionen sind nicht
berücksichtigt.
Die entstandene bewertete Liste wur-
de allein von Mitgliedern der Akademi-
schen Fachgesellschaft psychiatrische
Pflege bepunktet. Es ist unsicher, ob
andere psychiatrisch Pflegende oder
andere Stakeholder wie z.B. psychia-
trieerfahrene Menschen ähnliche Ge-
wichtungen vorgenommen hätten. Der
Bezug zu bestehendem Wissen wurde
nicht systematisch überprüft: Inwie-
fern besteht Forschungsbedarf, inwie-
weit sollten vorliegende Forschungser-
gebnisse besser rezipiert und in die
Praxis transferiert werden?
Ausblick
Die identifizierten und priorisierten
Forschungsthemen bilden die Basis für
die Konkretisierung der «Agenda für
die klinische Pflegeforschung in der
Schweiz» (Imhof et al., 2008) im Be-
reich der psychiatrischen Pflege und
für die geplante Formulierung eines
entsprechenden Aktionsplans. Bei die-
ser Konkretisierung müssen psychia-
trieerfahrene Menschen, Angehörige
und weitere Stakeholder aus dem Be-
reich der psychiatrischen/psychoso-
zialen Versorgung und der Gesund-
heitspolitik einbezogen werden. Die
bei der Bearbeitung der Forschungs-
prioritäten zutage getretenen Fragen
zur Definition und Abgrenzung psy-
chiatrischer Pflege und ihrer Teilgebie-
te müssen breiter diskutiert und ge-
klärt werden.
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Korrespondenzadresse
Dr. Christoph Abderhalden
Abteilung Forschung/Entwicklung
Pflege & Pädagogik
Universitäre Psychiatrische Dienste
UPD Bern
Bolligenstraße 111
CH-3000 Bern 60
Tel. +41 31 930 9800
E-Mail: [email protected]