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8 2012 TAGUNGEN DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE Herausgeber François Bertemes und Harald Meller Neolithische Kreisgraben- anlagen in Europa Neolithic Circular Enclosures in Europe Internationale Arbeitstagung vom 7. bis 9. Mai 2oo4 in Goseck

Eine mögliche mittelneolithische Kreisgrabenanlage aus Piskowitz, Lkr. Meißen. Anmerkungen und Argumente

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8 8 2 0 1 2 T A G U N G E N D E S L A N D E S M U S E U M S F Ü R V O R G E S C H I C H T E H A L L E

Herausgeber François Bertemes und Harald Meller

Neolithische Kreisgraben­anlagen in Europa

Neolithic Circular Enclosures in Europe

Internationale Arbeitstagungvom 7. bis 9. Mai 2oo4 in Goseck

Neolithische K

reisgrabenanlagen

in Europa

Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle

Band 8 | 2012

Neolithische Kreisgrabenanlagen in Europa/Neolithic Circular Enclosures in Europe

Internationale Arbeitstagung 7.–9. Mai 2oo4 in Goseck (Sachsen-Anhalt)/ International Workshop 7th–9th May 2oo4 in Goseck (Saxony-Anhalt, Germany)

landesmuseum für vorgeschichteLandesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Neolithische Kreisgrabenanlagen in Europa/ Neolithic Circular Enclosures in EuropeInternationale Arbeitstagung 7.–9. Mai 2oo4 in Goseck (Sachsen-Anhalt)/ International Workshop 7th–9th May 2oo4 in Goseck (Saxony-Anhalt, Germany)

Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte HalleBand 8 | 2012

herausgegeben von François Bertemes und Harald Meller Halle (Saale) 2o12

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

isbn 978-3-939414-33-9 issn 1867-44o2

Wissenschaftliche Redaktion Kathrin Legler, Andreas Northe, Sven Roos, Manuela Schwarz, Wolfgang Schwarz, Heiner Schwarzberg

Englisches Lektorat Louis D. Nebelsick Endredaktion Wolfgang Schwarz Technische Bearbeitung Thomas Blankenburg, Bettina Krüger, Andreas Northe, Nora Seeländer

Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren eigenverantwortlich.

© by Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale). Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfil-mungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Papier alterungsbeständig nach din/iso 97o6 Satzschrift FF Celeste, News Gothic

Konzept und Gestaltung CarolynSteinbeck•Berlin

Umschlaggestaltung NoraSeeländer,KlausPockrandt•Halle(Saale) Umschlagmotiv Der Kreisgraben von Goseck im Mai 2oo4;Foto:JurajLipták•München Layout, Satz und Produktion Nora Seeländer Druck und Bindung Salzland Druck GmbH & Co. KG

Inhalt

7 Vorwort

11 François Bertemes und Andreas Northe Goseck – Die »erste« Kreisgrabenanlage in Sachsen-Anhalt

41 Jörg Petrasch Die mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen in Zentraleuropa:

Forschungsstand und Interpretationstheorien zu Funktion und Bedeutung

67 Ivan Pavlu Artefakte und die Funktion von Kreisgrabenanlagen

73 Ralf Schwarz Kreisgrabenanlagen der Stichbandkeramik in Sachsen-Anhalt

89 Andreas Northe Quedlinburg – Zwei Kreisgrabenanlagen im Nordharzvorland

105 Dieter Kaufmann und Rosemarie Leineweber Die spätstichbandkeramische Palisadenringanlage von Quenstedt – archäologischer Befund und Nachbau

121 Sandra Sosnowski Neue Erkenntnisse zu Aufbau und Rekonstruktion der Kreispalisadenanlage auf

der »Schalkenburg« bei Quenstedt, Lkr. Mansfeld-Südharz

135 Harald Stäuble Stichbandkeramische Kreisgrabenanlagen aus Sachsen – Neues zu einem alten Thema?

159 Norma Literski Eine mögliche mittelneolithische Kreisgrabenanlage aus Piskowitz, Lkr. Meißen –

Anmerkungen und Argumente

163 Michael Meyer Die Nordperipherie – mittelneolithische Kreisgrabenanlagen in Brandenburg

181 Wolfram Schier Die Kreisgrabenanlage von Ippesheim, Lkr. Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Mittelfranken.

Ergebnisse der Grabungen 1998–2oo4

197 Gerhard Trnka Die Erforschung der mittelneolithischen Kreisgrabenanlage von Kamegg im

nördlichen Niederösterreich

223 Jaroslav Rídký and David Danecek (with contributions of Zbynek Sedlácek, Lubor Smejtek, Michal Kostka and Roman Krivánek)

New Neolithic Rondels in Bohemia

239 Ivan Kuzma und Ján Tirpák Kreisgrabenanlagen in der Slowakei

271 Pál Raczky and Alexandra Anders Neolithic enclosures in Eastern Hungary and their survival into the Copper Age

311 Zbigniew Kobylinski, Louis D. Nebelsick and Dariusz Wach Aerial photography, a complex non-destructive survey and test excavation of the first Neolithic

rondel-type enclosure in Poland

327 Hanna Kowalewska-Marszałek Neolithic fortified sites and settlement patterns on the Sandomierz Loess Upland

339 Alex Gibson Palisade Enclosures and Timber Circles in Britain and Ireland

349 Timothy Taylor Concentric ambiguities: a theoretical approach to Neolithic Kreisgrabenanlagen and the social

implications of polythetic variance

363 André Spatzier Nach Bandkeramik und Lengyel – Kreisgrabenanlagen in Sachsen-Anhalt und

Mitteleuropa vom Jungneolithikum bis zur frühen Bronzezeit

389 Wolfhard Schlosser Astronomische Untersuchungen der Kreisgrabenanlage von Goseck

395 Mechthild Meinike Astronomische Betrachtungen zum fünfgliedrigen Palisadenringsystem »Schalkenburg« von

Quenstedt, Lkr. Mansfeld-Südharz

401 Georg Zotti Versuch einer astronomischen Interpretation ausgezeichneter Richtungen

der Kreisgrabenanlagen Niederösterreichs

433 Norma Literski und Louis D. Nebelsick Katalog der Kreisgrabenanlagen und verwandten Tells der ersten Hälfte des 5. Jt. v. Chr. in

Mittel- und Südosteuropa

Tagungen des L andesmuseums für VorgeschichTe haLLe • Band 8 • 2012

Eine mögliche mittelneolithische Kreisgrabenanlage aus Piskowitz, Lkr. Meißen – Anmerkungen und Argumente

Norma Literski

Zusammenfassung

Im Jahr 1911 wurde auf dem »Tanzberg« bei Piskowitz in Sach-sen von J. V. Deichmüller der Abschnitt eines Spitzgrabens ausgegraben, der – so vermuten auch andere Autoren – als Teilstück einer mittelneolithischen Kreisgrabenanlage bzw. als Rondell angesprochen werden kann. Auf Grundlage der veröffentlichen Grabungs- und Fundberichte werden im vor-liegenden Artikel die für eine Kreisgrabenanlage sprechen-den Indizien zusammengefasst. Die Akzeptanz dieser These würde darüber hinaus eine Lücke in der Verbreitung der mit-teldeutschen Kreisgrabenanlagen schließen.

Schlüsselwörter

Piskowitz – mögliche Kreisgrabenanlage – Stichbandkeramik-Kultur

Summary

In 1911 J. V. Deichmüller excavated a segment of a V-shaped ditch on the »Tanzberg«, a small hill near Piskowitz in central Saxony which later authors have identified as a possible ron-del or circular enclosure. In this article the arguments are pre-sented to support this view based on the location of the site, the description of the ditch, the Stroke Ornamented Pottery find spectrum and the composition of the faunal remains. Moreover accepting Piskowitz as a middle Neolithic circular enclosure would help fill a gap in the present distribution pat-tern of Central German rondel sites.

Keywords

Piskowitz – possible circular enclosure – Stroke-Ornamented Pottery culture

Aufgrund von Keramikfunden bei der Setzung eines Zaunes untersuchte J. V. Deichmüller im Jahr 1911 bei Piskowitz, Lkr. Meißen (Sachsen), den Abschnitt eines NW-SO verlau-fenden Grabens. Der entsprechende Fundbericht wurde 1938 von G. Bierbaum publiziert (Bierbaum 1938). Der Befund wurde in den 198oer Jahren nochmals zusammen-gefasst (Reuters 1988), jedoch in der damaligen Unkenntnis von Kreisgrabenanlagen nicht als solche interpretiert. Erst H. Stäuble wies in der Publikation zum Kreisgrabenkom-plex von Dresden-Nickern darauf hin (Bartels u. a. 2oo3, 125 f.; s. auch Beitrag Stäuble im vorliegenden Band), dass es sich bei dem Graben wahrscheinlich um die Reste einer mittelneolithischen Kreisgrabenanlage handeln könnte. Auf der Grundlage des von Bierbaum verfassten Berichts sollen hier nochmals im Detail Argumente zusammenge-fasst werden, die für diese Annahme sprechen.

Der auf einer Länge von ca. 15,5 m dokumentierte Gra-benabschnitt befand sich auf einem nach Osten abfallenden Hang des »Tanzberges« (Bierbaum 1938, Abb. 1), eine nied-rige Kuppe in der lössreichen »Lommatscher Pflege« nörd-lich Meißens, und verlief annähernd linear. Laut Plan scheint der Graben an der nordwestlichen Grabungskante schwach nach Norden umzubiegen. Insgesamt wurden sechs Querprofile angelegt, die eine z. T. unregelmäßige steile V-Form aufwiesen (Abb. 1–2). Die Grabenteile zwischen den Profilen wurden laut Bericht nicht ausgenommen.

Aus den Zeichnungen ist ersichtlich, dass der Graben noch zwischen ca. 1,o m und 1,5 m breit und zwischen

o,58 m und 1,46 m tief erhalten war. Unterschiedliche Schichtverläufe wurden in den Profilzeichnungen nicht abgebildet. An den Enden des Grabenausschnittes verrin-gerte sich die Tiefe des Grabens deutlich und endete im Nor-den vor einem »Abhang«, wie im Längsprofilplan vermerkt. Im Süden mündete er in einer flachen Mulde (Bierbaum 1938, 117 Abb. 4 unten). Diese Befunde können vermutlich mit natürlichen oder anthropogen verursachten Erosions-prozessen erklärt werden.

Unter den zahlreich geborgenen Keramikfragmenten überwiegen, neben einigen linearbandkeramischen Scher-ben, Gefäßreste der Stichbandkeramik. Die im Bericht von Deichmüller und Bierbaum genannten und abgebildeten Scherben sind mehrreihig stichbandverziert oder mit Fin-gernagel- und Tremolierstich versehen. Diese Merkmale sind charakteristisch für die Spätphase der Stichband keramik (Stufe II nach Kaufmann 1976 bzw. Stufe IVa und IVb nach Zápotocká 197o). Auch das plastisch verzierte Vorratsgefäß (Bierbaum 1938, Abb. 6) lässt sich dieser Phase zuordnen.

Weitere Funde waren diverse Silexgeräte und Schlagreste, ein trapezförmiges Flachbeil sowie das Bruchstück eines weiteren geschliffenen Felssteingerätes.

Unter den Tierknochen, darunter »zahlreiche gespaltene und zerschlagene«, werden Rind, Schaf, Schwein, Rehge-weih und evtl. Hirsch genannt. Sofern angegeben handelte es sich um Teile des Kiefers, den Extremitäten bzw. des Becken. Ferner wurden mehrere Bruchstücke von Mahlstei-nen und Hüttenlehm geborgen.

Tagungen des L andesmuseums für VorgeschichTe haLLe • Band 8 • 2012

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Abb. 2 Piskowitz, Lkr. Meißen (Sachsen). Der Grabenabschnitt.

Abb. 1 Piskowitz, Lkr. Meißen (Sachsen). Die von G. Bierbaum abgebildeten Spitzgrabenprofile des Grabenabschnitts.

Tagungen des L andesmuseums für VorgeschichTe haLLe • Band 8 • 2012

161e ine mö gL iche miT TeLneoL iThische Kre isgr aBenanL age aus P isKowiTz, LKr . me is sen – anmerKungen und argumenTe

Die Funde wurden laut Bericht entweder im Bereich der Grabensohle bzw. aus dem untersten Grabenteil oder aus den oberen Schichten geborgen. Bemerkenswert ist die ver-hältnismäßig große Fundmenge aus den schmalen Profil-schnitten. Da, wie oben genannt, der Graben nicht vollstän-dig ausgenommen wurde, ist darüber hinaus mit einer deutlich höheren Funddichte zu rechnen.

Deichmüller berichtet, dass er »…in 4o cm Tiefe […] auf den für Herd- und Abfallgruben charakteristischen, dunkel-gefärbten Erdboden…« stieß (Bierbaum 1938, 116). Die in der Verfärbung vermutete Herdgrube setzte sich aber an beiden Seiten fort. Er beschreibt, dass diese Stelle dem Profil V im Lageplan (südlicher Teil des Grabenabschnittes) entspricht. Diese Angabe ist deshalb bedeutend, da wiederum W. Bau-mann (1976) in seiner Zusammenstellung bandkeramischer Figuralplastik aus Sachsen feststellt, dass die bekannte halb-plastische »Schlangendarstellung«, eine modellierte und stichbandverzierte Spirale am Boden einer Schale aus Pis-kowitz »…nach den Unterlagen im Fundarchiv des Landes-museums Dresden von J. Deichmüller […] 1911 aus Herd-grube II zusammen mit einer Anzahl von stichverzierten Gefäßresten geborgen…« wurde (Abb. 3; Baumann 1976, 1oo Abb. 2–3; Nebelsick u. a. 2oo4, 2o Abb. 2o).

Demnach kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus-gegangen werden, dass die Bodenscherbe mit schlangen - ar tigem Relief aus dem südlichen Teil des Grabenabschnitts geborgen wurde. Vor allem die Außenverzierung der Scherbe lässt sich klar mit der charakteristischen flächen-haften Verzierung aus mehrfachen Stichreihen der späten Stichbandkeramik verbinden und stimmt somit relativchro-nologisch gut mit den bei Bierbaum abgebildeten Keramik-funden überein (Bierbaum 1938, Abb. 6–8).

Unter den Keramikfragmenten fand sich ferner auch eine innen und außen mit radialem Strahlenmuster verzierte Scherbe (Hoffmann 1963, Taf. 47,15).

Biermann berichtet weiter von zahlreichen neolithischen Siedlungsfunden, die als Lesefunde im Umfeld von Pisko-witz zutage traten. Darunter werden auch drei »kleinere anscheinend rein stichbandkeramische Gruben« genannt, die J. V. Deichmüller bereits zwischen 19o6 und 19o9 auf der ca. 25o m westlich entfernten Kuppe des »Tanzberges« aus-gegraben hatte (Bierbaum 1938, Abb. 1, I–III).

Zusammenfassend ist festzustellen, dass vor allem das V-Profil des Grabens, die Lage am Hang, die Siedlungsfunde in unmittelbarer Umgebung sowie das ungewöhnliche Fundspektrum (hohe Anzahl keramischer Reste, darunter auffällige und seltene Stücke, Steingeräte und Mahlsteine, Hüttenlehm sowie zahlreiche Tierknochen vor allem vom Rind mit Schlag- und Schnittspuren) in Piskowitz in jedem Detail dem Fundspektrum mittelneolithischer Kreisgraben-anlagen entspricht1. Ferner sind Spitzgräben der Stichband-

keramik in Mitteldeutschland bislang ausschließlich im Zusammenhang mit Kreisgrabenanlagen belegt2. Letztlich wäre analog zur hohen Kreisgrabendichte in Böhmen, Mäh-ren, Niederösterreich und Bayern mindestens auch mit einer, wenn nicht sogar mit mehreren Kreisgrabenanlagen am Rande des Elbtals zwischen Dresden und Riesa zu rechnen. Mit dem angenommenen Kreisgraben von Piskowitz würde

1 Dies gilt zumindest für das Fundspektrum der vollständig ausgegrabenen Kreisgraben-anlage von Goseck, Burgenlandkreis, die derzeit im Rahmen einer Dissertation von der Verf. aufgearbeitet wird. Eine allgemein vergleichende Zusammenstellung des Fund-spektrums mittelneolithischer Kreisgraben-anlagen fehlt bislang. Die entsprechende Prüfung der Grabungsberichte einzelner Kreisgrabenanlagen bestätigen dies jedoch

(s. Einzelnachweise in: Petrasch 199o; Trnka 1991).

2 Bei Schlette (1948) sind für die »bandkera-mische Kultur« aus Mitteldeutschland Spitzgräben von verschiedenen Fundorten genannt bzw. abgebildet: Rössen, Lkr. Saale-kreis (Schlette 1948, 64 f.; Taf. XVII,e); Naumburg, Burgenlandkreis (Schlette 1948, 65 Taf. XXIII,m); Mücheln, Saalekreis (Schlette 1948, 65 Taf. XXIII,n); Burgörner,

Lkr. Mansfeld-Südharz (Schlette 1948, 63). Eine Prüfung der entsprechenden Ortsakten im Landesfundarchiv in Halle (Saale) erbrachte keine klärenden Erkenntnisse. Auch aus jüngeren Ausgrabungen sind Verf. derzeit keine bandkera mischen (d. h. Linien-band- und Stichbandkeramik) Spitzgräben bekannt (ohne Kreisgrabenzusammenhang). Die Bewertung dieser Angaben bei Schlette (1948) bleibt demnach ungewiss.

Abb. 3 Piskowitz, Lkr. Meißen (Sachsen). Die Bodenscherbe mit halbplas-tischem, stichbandverzierten Spiralmotiv am Bodeninneren, außen mit durchbrochenem Stichbandornament.

Tagungen des L andesmuseums für VorgeschichTe haLLe • Band 8 • 2012

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Literaturverzeichnis

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Abbildungsnachweis

1 Bierbaum 1938, Abb. 3 2 Bierbaum 1938, Abb. 2 3 Baumann 1976, Abb. 2

Anschrift

Norma Literski M.A.Martin-Luther-Universität Halle-WittenbergInstitut für Kunstgeschichte und Archäologie EuropasPrähistorische ArchäologieBrandbergweg 23cD-o612o Halle (Saale)[email protected]

die geografische Lücke in der Verbreitung der sächsischen Kreisgrabenanlagen ein Stück weiter geschlossen werden (siehe Beitrag Literski/Nebelsick im vorliegenden Band). Der lineare Verlauf des Grabens lässt keine Schätzungen über die Größe des Kreisgrabens zu, steht aber auch nicht im Widerspruch zu anderen Rondellen, da nicht wenige bekannte Kreisgrabenanlagen abschnittsweise lineare Gra-

benverläufe aufweisen. Ein Beispiel dafür ist etwa die vier-fache Anlage aus dem rund 4o km elbaufwärts entfernten Kreisgrabenkomplex von Dresden-Nickern (Nie-o9), in deren südöstlichen Bereich bis zu ca. 25 m lange lineare Grabenabschnitte dokumentiert wurden (Bartels u. a. 2oo3, 119 f.; Abb. 17).