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SCHRIFTEN DES ZENTRUMS FÜR ARCHÄOLOGIE UND KULTURGESCHICHTE DES SCHWARZMEERRAUMES 10 PONTOS EUXEINOS BEITRÄGE ZUR ARCHÄOLOGIE UND GESCHICHTE DES ANTIKEN SCHWARZMEER- UND BALKANRAUMES

Die Griechen am Don. Vorbericht über die erste Kampagne der deutsch-russischen Ausgrabungen in Taganrog. In: F. Bertemes / A. Furtwängler (Hrsg.), Pontus Euxeinos (Langenweißbach

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SCHRIFTEN DES ZENTRUMS FÜR ARCHÄOLOGIE UNDKULTURGESCHICHTE DES SCHWARZMEERRAUMES 10

PONTOS EUXEINOSBEITRÄGE ZUR ARCHÄOLOGIE UND

GESCHICHTE DES ANTIKENSCHWARZMEER- UND BALKANRAUMES

SCHRIFTEN DES ZENTRUMS FÜR ARCHÄOLOGIE UNDKULTURGESCHICHTE DES SCHWARZMEERRAUMES

Herausgegeben von

FRANÇOIS BERTEMES und ANDREAS FURTWÄNGLER

PONTOS EUXEINOSBEITRÄGE ZUR ARCHÄOLOGIE UND

GESCHICHTE DES ANTIKENSCHWARZMEER- UND BALKANRAUMES

HERAUSGEGEBEN VONSVEN CONRADRALPH EINICKE

ANDREAS E. FURTWÄNGLERHENRYK LÖHR

ANJA SLAWISCH

Beier & BeranLangenweißbach 2006

Es ist nicht gestattet, diese Arbeit ohne Zustimmung von Verlag, Herausgebern oder Autoren ganz oderauszugsweise nachzudrucken, zu kopieren oder auf sonst irgendeine Art zu vervielfältigen!

Bibliographische Information der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

Gedruckt mit Unterstützung von Kollegen, Freunden und Schülern.

Verlag: Beier & Beran. Archäologische FachliteraturThomas-Müntzer-Str. 103, D 08134 LangenweißbachTel. 037603 / 3688, Fax 037603 / 3690Internet: www.beier-beran.de, Email: [email protected]

Layout: R. Einicke, Halle/Sa.Druck: VerlagHerstellung: Buchbinderei Reinhardt

Weidenweg 17, D 06120 Halle/Sa.

C: Copyright und V. i. S. d. P. für den Inhalt liegen bei den Autoren.

ISBN-Nr. 3-937517-44-8

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.Hergestellt in der Bundesrepublik Deutschland / printed in Germany.

Manfred Oppermannzum

65. Geburtstag

von Kollegen, Freunden und Schülern

Inhalt Vorwort ...........................................................................................................................................................................i Tabula Gratulatoria..................................................................................................................................................... iii Publikationen von Manfred Oppermann........................................................................................................................v Heiner Schwarzberg

Neolithische Gesichtsgefäße von Aşağı Pınar, Türkisch Thrakien .........................................................................1

Anastasia Georgiadou Die verzierte Κeramik der Spätbronzezeit aus Alt-Almopia (Zentralmakedonien) und ihre Stellung im überregionalen Kontext ....................................................................................................................................13

Peter F. Biehl Materialität, Variabilität und Individualität kommunikativen Handelns in der Vorgeschichte .............................23

Jan G. de Boer Sinopean amphorae on the western Pontic coast ...................................................................................................35

Livia Buzoianu et Maria Bărbulescu Amphores de Provenance diverse découvertes à Albesti (Départ. de Constantza) ...............................................45

Mihail Lazarov † The penetration of ancient Greek painted ceramics into the Thracian coast of the Pontos Euxeinos ...................57

Mihai Irimia Bols à décor en relief du Sud-Ouest de la Dobroudja ...........................................................................................69

Lyubava Konova „Iphigenie auf Tauris“ an der Schwarzmeerküste. Probleme des kulturellen Synkretismus in den Westpontischen Poleis ..........................................................................................................................................81

Christian Rauh Ein besonderes Gefäß aus Karasura ......................................................................................................................93

Timo Stingl Beobachtungen und Überlegungen zum Pfeilgeld aus Apollonia Pontica ............................................................97

Ivan Karayotov Bronze Coins „Athena helmet with star – MEΣA in pelta“ ................................................................................109

Kristina N. Rauh Fingerkunkeln aus dem Gebiet des heutigen Bulgarien ......................................................................................115

Annegret Plontke-Lüning Der polychrome Anhänger aus Vani: Mode- und Traditionsbewusstsein einer kolchischen Fürstin ..................123

Lâtife Summerer Bemerkungen zum silbernen Kalbskopfrhyton in der Ermitage .........................................................................135

Matthias Kolbe Gelagerte Zecher ..................................................................................................................................................145

Stefan Lehmann Mit langem Haar und Patriarchenbart. Das frühhellenistische Herrscherbildnis Seuthes’ III. ............................155

Alexander Minchev A pair of early byzantine panther-shaped fountains from Odessos (Varna) ........................................................171

Maximilian Lubos Zu einem hellenistischen Grabrelief ....................................................................................................................181

Anja Slawisch Zu ‚Fluchhänden‘ auf hellenistischen und kaiserzeitlichen Grabsteinen ............................................................189

Marcus Nenninger Der Kult der Kybele in der römischen Provinz Moesia Inferior .........................................................................199

Zlatozara Gočeva Die Verehrung eines Götterpaares in Westthrakien ............................................................................................213

Jan Bouzek Die Ursprünge des Thrakischen Reiters ..............................................................................................................221

Sven Conrad Bemerkungen zu den Votivdenkmälern des Thrakischen Reiterheros am untermösischen Donaulimes ............229

Dimităr Stančev Ein Heiligtum des thrakischen Heros in Sexaginta Prista ...................................................................................237

Rumen Ivanov und Venelin Barakov Ein Heiligtum des Thrakischen Reiters bei Trjavna. Vorläufige Ergebnisse ......................................................253

Sergej Bujskih Die kolonialen Heiligtümer der archaischen Zeit in Olbia ..................................................................................265

Ortwin Dally, Pavel A. Larenok, Viktor P. Kopylov und Torsten Schunke Die Griechen am Don. Vorbericht über die erste Kampagne der deutsch-russischen Ausgrabungen in Taganrog .........................................................................................................................................................275

Horst Seilheimer Die Palastareale von Seuthopolis und Demetrias. Zur Organisationsstruktur befestigter hellenistischer Residenzen ..........................................................................................................................................................295

Andreas E. Furtwängler, Nadine Ludwig und Gundula Mehnert Archäologischer Survey der Deutsch-Georgischen Expedition in Kachetien .....................................................317

Henryk Löhr Ein römisches Marschlager in Ostgeorgien .........................................................................................................363

François Bertemes und Karin Hornung-Bertemes Die busta der römischen Nekropole auf der Anhöhe Drama-Kajrjaka, Südostbulgarien ....................................367

Costel Chiriac, Lucreţiu Mihailescu-Bîrliba et Ionel Matei Un nouveau diplôme militaire de Mésie Inférieure .............................................................................................383

Marcus Beck Tatort Tomi .........................................................................................................................................................391

Alexandru Avram und Octavian Bounegru Mithridates VI. Eupator und die griechischen Städte an der Westküste des Pontos Euxeinos ............................397

Andreas Mehl Der östliche Balkan in den Resten antiker Geschichtsschreibung über Städte, Völker und Länder ....................415

Konstantin Boshnakov Von Tymnes bis Suda: Muster zur Schilderung des nordwestlichen Pontosraumes innerhalb der antiken und postantiken Überlieferung ............................................................................................................................433

Michael Wendel Der Kriegszug der Awaren im Jahr 586/87 n. Chr. durch Nordthrakien .............................................................447

Thomas Brüggemann Die Staatswerdung Bulgariens zwischen Rom und Byzanz. Migration, Christianisierung und Ethnogenese auf der Balkanhalbinsel (6.–11. Jh. nach Christus) .............................................................................................461

Oliver Schmitt Die Petschenegen auf dem Balkan von 1046 bis 1072 ........................................................................................473

Pontos Euxeinos, 275 – 293

Die Griechen am Don

Vorbericht über die erste Kampagne der deutsch-russischen Ausgrabungen in Taganrog

von Ortwin Dally, Pavel A. Larenok, Viktor P. Kopylov und Torsten Schunke Die Griechen am Don – so lautete der Titel eines 1995 erschienenen Artikels zur von bosporanischen Kauf-leuten gegründeten Stadt Tanais an der Mündung des Don in das Asovsche Meer. Tanais nahm rasch nach der möglicherweise von sarmatischen Stämmen verur-sachten Brandzerstörung der Siedlung Elisavetovka um die Wende vom 1. zum 2. Viertel des 3. Jhs. v. Chr.1 die Rolle des größten politischen und ökono-mischen Zentrums im Dondelta an. Mit Sicherheit kamen die Griechen jedoch nicht erst im 3. Jh. v. Chr. in das Dondelta. Spuren einer ersten griechischen Siedlung in der Region haben sich bei Taganrog ca. 10 km westlich der heutigen Mündung des Flusses in das Asovsche Meer und ca. 55 km westlich von Rostov am Don erhalten (Taf. 1,1)2. Die Gründung von Taganrog steht in einem unmittelbaren Zusam-menhang mit der in der 2. Hälfte des 7. Jhs. v. Chr. einsetzenden und sich im Verlaufe des 6. Jhs. v. Chr. intensivierenden Kolonisation des Schwarzmeerrau-

1 Marčenko u. a. 2000, 63–67. Ein ausführlicher Vorbericht über

die Kampagnen der Jahre 2004–2006 ist für den Archäologi-schen Anzeiger vorgesehen. Im Rahmen dieses Vorberichts wird auch über die Ergebnisse der Schnitte B, C, D und E sowie der Bohrlöcher 1 und 6 berichtet, die hier aus Platzgründen nicht eingehender erörtert werden können. Für zahlreiche Hinweise danken wir B. Böttger (Berlin), J. Fornasier (Berlin) und U. Schlotzhauer (Berlin).

2 Die Ausgrabungen in Taganrog sind ein Gemeinschaftsprojekt der Pädagogischen Universität Rostov am Don (V. Kopylov), der Don-Archäologischen Gesellschaft (P. Larenok), der Aka-demie der Wissenschaften in Moskau (V. Kuznetsov) und des Deutschen Archäologischen Instituts. Zu dem Projekt vgl. auch Larenok/Dally 2002 und demnächst Dally u. a. (im Druck). Zur modernen Geschichte von Taganrog vgl. Таганрог 1948; Гаврюшкин 2003; Гаврюшкин 2003a. Regelmäßige Beiträge zur Geschichte Taganrogs erscheinen in der Zeitschrift Вехи Таганрога. Историко-литературный Альманах.

mes durch die Griechen; zu den frühesten Siedlungen gehörten neben Taganrog Berezan in der heutigen Uk-raine sowie Histria am Westpontos. Den frühen grie-chischen Siedlungen im Schwarzmeerraum gemein ist ihre verkehrstechnisch günstige Lage im Mündungs-gebiet großer Flüsse3.

Aufmerksam wurde die Forschung auf Taganrog durch reichhaltige Funde ostgriechischer Keramik, die seit den dreißiger Jahren bis heute durchgängig im Be-reich der Uferstrasse von Taganrog geborgen worden ist (Taf. 3)4. Ein Teil dieser Lesefunde ist in den neun-ziger Jahren vorgelegt worden5. Mittlerweile neigt die russische Forschung mehrheitlich der Annahme zu, dass sich bei Taganrog eine griechische Siedlung be-funden haben muss; sie wird in der Forschung als das bei Herodot überlieferte Kremnoi angesehen6. Die

3 Fless 2002, 64; Oppermann 2004, 7–18.

4 Die Keramik wird im Bereich der Bohrlöcher 2–5 an das Ufer gespült. Zum Fundort vgl. Копылов/Ларенок 1994, 47, Taf. 1.

5 Копылов/Ларенок 1994; Виноградов 1999; Vinogradov 1999. Zu ostgriechisch-archaischer Keramik allgemein vgl. Cook/Du-pont 1998; Akurgal u. a. 2002 (archäometrische Analyse).

6 Hdt. 4,20,1; 4,110,2. Lokalisierung von Kremnoi in Taganrog: Копылов/Ларенок 1994, 6; Ильюков 2000, 8, 16 f.; Ларенок 2000; Герасименко 2000, 7; L. S. Ilioukov in: L’Or 2001, 40 f.; Maslov 2003, 233. V. E. Maksimenko verzeichnet auf zwei Kar-ten in: Steppengold 2003, 35 f. Kremnoi an der Stelle von Ta-ganrog. Überblick über Skythenstämme und ihre Nachbarn nach Herodot: Gold 1984, 18 (Karte). Zur Schilderung griechischer Siedlungen durch Herodot vgl. zuletzt Hind 2002. Lokalisierung in Pantikapeion (wenig überzeugend): Hind 1997, 111–115 mit Karte S. 108; Hind 2002, 42 f. Weitere Vorschläge zur Lokali-sierung vgl. Болтрик/Фналко 1987; Hind 1997, 111 f., Anm. 10–12. In Frage käme als Kremnoi ein erst kürzlich bekannt ge-wordener, vermutlich frühgriechischer Siedlungsplatz bei Jejsk, der bislang noch nicht erforscht ist.

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bisweilen geäußerte These, dass die Keramik aus ei-nem oder mehreren Schiffen stammt, ist aufgrund der Masse der Keramik sowie des breiten zeitlichen Rah-mens, der schon durch die bislang gefundene Keramik zu belegen ist, eher unwahrscheinlich.

Die bisher bekannte Keramik ist in den Zeitraum von der 2. Hälfte des 7. bis zum späten 6. Jh. v. Chr. zu datieren und stammt zum überwiegenden Teil aus dem ionischen Raum. Die Forschungen zu archaisch-griechischer Keramik aus dem Schwarzmeerraum – von Bedeutung sind hier vor allem die Funde aus His-tria und Berezan – bieten ebenso wie die Ergebnisse der neueren Forschungen zur Keramik aus dem ioni-schen Raum – erwähnt seien die von Volkmar von Graeve geleiteten Ausgrabungen in Milet – einst-weilen die Basis für die Klassifizierung und Datierung der Keramik aus Taganrog. Dazu zählen vor allem Überreste von Transport- und Handelsamphoren aus Milet, Lesbos, Chios (?) und Klazomenai7 ebenso wie im ionischen Tierfriesstil bemalte Feinkeramik; dar-unter befinden sich Fragmente von nordionischen Tel-lern mit Standring8, Schalen9, Kannen10 und Lampen sowie von auf der Töpferscheibe gefertigter Ge-brauchskeramik11. Von den in Taganrog gut dokumen-tierten Transport- und Handelsamphoren sind vor al-lem die aus Milet stammenden Amphoren des späten 7.–6. Jhs. v. Chr. in einer großen typologischen Viel-falt nachgewiesen12.

7 Den besten Überblick über die verschiedenen Amphorentypen

aus Taganrog bieten bislang Копылов/Ларенок 1994.

8 Zu ionischen Tellern vgl. Cook/Dupont 1998, 53, Abb. 8,18; Butyagin 2001, 192 f., Abb. 10 (Myrmekion); Oppermann 2004, 44, Taf. 4,10, 12,1–2 (Histria; Apollonia).

9 Vgl. z. B. Копылов/Ларенок 1994, 28, Taf. 26,7–11. Zu den Knickrandschalen vgl. Schlotzhauer 2000, 414 mit Abb. 297–298.

10 Vgl. Cook/Dupont 1978, Abb. 8,7–8,10, 8,20. Zu der Rotelle ei-ner Kanne, Inv. ТАГ-04-ПО-315 (Taf. 7,1), vgl. Cook/Dupont 1978, Abb. 8,20 (nordionische Kanne; 1. Drittel 6. Jh. v. Chr.).

11 Копылов/Ларенок 1994, 31, Taf. 29 f.

12 Fragmente milesischer Transportamphoren aus Taganrog: Kopy-lov 1996, 332, Taf. 3,1–9; Копылов 2002a, 26, Abb. 2,8–17. Zu milesischen Vorrats- und Transportamphoren vgl. Dupont 1982, 203–205, Abb. 6–7; Seifert 1996; Seifert/Yalçin 1996 (archäo-metrische Analyse); Cook/Dupont 1998, 170–177, Abb. 23,7–9; Seifert 2000; Seifert 2002, 88; Seifert 2004 passim. Zu archai-schen Transport- und Handelsamphoren im Schwarzmeerraum zusammenfassend vgl. Dupont 1982; Garlan 1999; Монахов 1999, 33–60; Monachov 2003; Монахов 2003. Zu dem Mün-dungsfrgt. ТАГ-04-ПО-315, das 2004 an der Küste gefunden worden war (Taf. 7,2), vgl. die Mündungen von Amphoren aus Samos (spätes 6. Jh. v. Chr.): Seifert 2004, 25, 72, Nr. 190–191, Taf. 74.

Das Forschungsprojekt, das 2004 gestartet wurde, verfolgt mehrere Ziele13: 1. Unter Einbeziehung geophysikalischer Methoden

soll erstmalig ein Bild der Topographie, der Ar-chitektur und der wirtschaftlichen Grundlagen der Siedlung gewonnen werden. Damit verbunden ist die Frage, ob sich eine Gründung um 620/10 v. Chr. bestätigen lässt bzw. wann die Siedlung verlassen, verlagert oder zerstört wurde.

2. Nicht minder bedeutend ist die Entwicklung einer genaueren Vorstellung der Kontakte zwischen den Bewohnern der Siedlung und der Bevölkerung in den angrenzenden Steppengebieten. Die Gründung von Taganrog im späten 7. Jh. v. Chr. fällt in den Zeitraum, in dem – derzeit heftig debattiert – die Skythen in den Raum nördlich des Schwarzen Meeres vorgedrungen sein sollen14. Aussagen zu Kontakten zwischen Nomaden und Taganrog ba-sieren bislang in erster Linie auf den eher spärli-chen Funden griechischer Keramik in Kurganen der Steppen im Norden und Nordosten des Don-deltas15.

3. Das dritte Ziel der Forschungen ergibt sich aus dem Umstand, dass sich die Siedlung heutzutage zumindest partiell unter Wasser befindet. Wir hof-fen, im Zuge von Grabungen genauere Auf-schlüsse über die geologischen Prozesse zu gewin-nen, die zur Bedeckung des Siedlungsareals durch das Asovsche Meer geführt haben16.

4. Ein viertes Ziel ergibt sich aus der historischen Entwicklung des Dondeltas. Als gesichert darf gel-ten, dass es in vielerlei Hinsicht eine andere Ent-wicklung nahm als die Krim, die Halbinsel Taman oder die Mündungsregion von Dnepr und Dnestr. Dort entwickelten sich nach der Gründung der ers-ten griechischen Siedlungen und Kolonien jeweils nach dem Zuzug weiterer Siedler außerordentlich dicht besiedelte Regionen mit Emporia, verschie-denen Poleis, zahlreichen inner- und außer-städtischen Heiligtümern und landwirtschaftlichen

13 Vgl. dazu demnächst Dally u. a. (im Druck).

14 Zur vorskythischen Periode im Dondelta vgl. Лукьяшко 1999. Vgl. generell zum nördlichen Schwarzmeergebiet im 8. bis 7. Jh. v. Chr. unter besonderer Berücksichtigung der Schriftquellen: Ivantchik 2005.

15 Vgl. dazu zusammenfassend Bouzek 1990, Abb. 5–9 (entspricht nicht mehr neuesten Forschungsstand). Vgl. jetzt Копылов 2002, 280–286, Abb. 3–4; Копылов 2003 Tabelle S. 136, Abb. S. 139.

16 Vgl. dazu Симов 1989, 6–11, 46–52 und einstweilen Larenok/ Dally 2002, 86–88.

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Gehöften. Besonders gut lässt sich dieser Vorgang im Mündungsgebiet von Dnepr und Dnestr oder auch am kimmerischen Bosporus beobachten. Von der Gründung von Taganrog scheint hingegen kei-ne derartige Dynamik ausgegangen zu sein. Sie war nach dem momentanen Forschungsstand die einzige größere griechische Siedlung im Dondelta im späten 7. und 6. Jhs. v. Chr. Eine weitere grie-chische Siedlung in dem genannten Zeitraum ist bislang weder aus dem Dondelta noch von den Küsten des Asowschen Meeres bekannt. Erst nach der Aufgabe, Zerstörung oder Verlagerung von Taganrog wurde im mittleren Dondelta die Sied-lung von Elisavetovka gegründet. Hierbei handelt es sich in wirtschaftlicher, kultureller und religiö-ser Hinsicht spätestens seit dem 4. Jh. v. Chr. um die eigentliche zentrale Siedlung im Dondelta und der nordöstlichen Asowregion. Um das Umland von Taganrog zu untersuchen, ist parallel zu den Ausgrabungen in Taganrog ein begleitendes Pro-gramm vorgesehen, das auf der Basis eines satelli-tenbildgestützten GIS-Systems gezielt die Daten von kleineren intensiven Surveys sowie Grabun-gen in Kurgannekropolen und ausgewählten Sied-lungsplätzen im näheren Umfeld Taganrogs be-leuchtet.

2004 begannen zunächst die Arbeiten in Taganrog17. Sie konzentrierten sich auf den Bereich der vermute-ten Siedlung (Taf. 3). Ausgangspunkt der Arbeiten war die Überlegung, dass eine Kulturschicht im Flachwasser der Bucht von Taganrog beständig ange-schnitten wird und Scherben freigibt, die dann an das Ufer gespült werden. Diese Kulturschicht kann nicht, wie ursprünglich angenommen, abfallen und vom Meer beständig angeschnitten werden. Extremes Flachwasser, das während der Kampagne zu beobach-ten war, zeigte, dass der Meeresgrund insgesamt nicht abfällt, sondern in der gesamten Bucht von Taganrog 1–2 m unter heutigen Meeresoberfläche liegt. In ca. 3 km Entfernung von der Küste wird jedoch eine Fahrrinne für den Schiffsverkehr beständig freigehal-ten. Bei entsprechenden Witterungsverhältnissen ist sie mit bloßem Auge zu erkennen (Taf. 1,2). Da der Aushub seitlich der Rinne abgekippt wird, besteht die Möglichkeit, dass bei den regelmäßig stattfindenden Aushub- und Baggerarbeiten auch griechische Kera-

17 Beteiligt waren V. P. Kopylov (Rostov am Don), P. A. Larenok

(Rostov am Don), T. Schunke (Halle), M. Ullrich (Berlin) sowie 6 Arbeiter. Die Bohrungen wurden von V. Timoshenko (Tagan-rog) und zwei weiteren Arbeitern durchgeführt. Die Funde wer-den im Archäologischen Museum von Taganrog aufbewahrt.

mik an die Oberfläche gebracht und anschließend an das Ufer gespült wird.

Wertvolle Aufschlüsse über die Lage der vermute-ten Siedlung werden einigen 2004 durchgeführten Bohrungen verdankt. Wir gehen hier auf die Bohrun-gen an der Küste ein (Bohrlöcher 2–5; Bef. 18–19. 40–41). Sie zeigen alle ein ähnliches Bild: Aufgrund der Bohrtechnik war eine exakte Trennung von Schichtgrenzen nicht möglich (Taf. 2,1) – die Schwankungsbreite betrug ca. 20–50 cm18. Gleich-wohl wurde deutlich, dass der Aufbau des Geländes jeweils ähnlich war. Unterhalb der Grasnarbe lag eine modern aufgeschüttete Sandschicht, die ab einer Tiefe von 2,0–2,50 m stärker mit grauem Sand und kleine-rem Gestein durchmischt war. Zwischen 3,0 und 3,50 m Tiefe wird der Sand zäher, da er zunehmend mit Lehm durchmischt ist. Der Lehmanteil überwog schließlich ab einer Tiefe von 3,70 m. Diese schwarz-graue Lehmschicht reicht ungefähr bis zu einer Tiefe von 5 m; danach vollzieht sich zwischen 5,0 und 5,30 m ein Sedimentwechsel: Ein hellgrauer, kom-pakter Meeresgrund, der mit Steinen durchsetzt ist, löst den Lehmhorizont ab. Der Lehmhorizont zeigte in den Bohrlöchern 2 (Bef. 18; Höhe auf NN 0,97 m) und 3 (Bef. 19; Höhe auf NN 1,10 m) bemerkenswerte Funde: Während die sandigen Horizonte unterhalb der Grasnarbe lediglich Mollusken, Muscheln und klei-nere Gesteine enthielten, fanden sich in Bohrloch 2 neben grauem Gestein auch an die vierzig Scherben schwarz-grauer Keramik. Es handelt sich überwiegend um Überreste von grautoniger Ware (Amphoren) aus Lesbos (Taf. 7,3–11)19. Daneben wurde aber auch das Fragment einer Schale aus demselben Ton gefunden (Taf. 7,12)20. Im Bohrloch 3 fanden sich in einer Tiefe

18 Mit Hilfe des Gerätes wurden Röhren mit einer Länge von 1 m

und einem Durchmesser von ca. 40 cm in den Boden gerammt. Sämtliche Röhren konnten miteinander verschraubt werden. Durch den derart konstruierten senkrechten Kanal wurde eine zweite Röhre in den Boden eingelassen, mit deren Hilfe die Bo-denproben entnommen werden konnten. Regelrechte Bohrkerne können erst ab einer Tiefe von ca. 5–6 m entnommen werden. Die darüber liegenden Schichten waren aufgrund des Wasser-standes nicht kompakt, sondern dünn- (Sand) bzw. zähflüssig (Lehm).

19 Inv. TАГ-04-СК2-047 (Höhe auf NN -2,53 – -2,73 m). TАГ-04-СК2-052 (Höhe auf NN -2,73 – -3,03 m) (Taf. 7,3-11). TАГ-04-СК2-055 (Höhe auf NN -2,73 – -3,03 m). TАГ-04-СК2-060 (Höhe auf NN -3,53 – -4,03 m) (Taf. 7,9-11). Weitere Fragmen-te lesbischer Amphoren aus Taganrog: Копылов 2002a, 26, Abb. 1,5–8. Vgl. zu grautonigen Amphoren aus Lesbos Cook/ Dupont 1998, 156–162, Abb. 23,4a–d. Ворисqен-Березань 2005, 30, Abb. 9 (aus Berezan).

20 Inv. TАГ-04-СК2-058 (Höhe auf NN -3,03 – -3,53 m). H 3 cm; B 2,7 cm; T 0,5 cm.

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von 4,50–5,0 m Gestein mit fossilen mollusken Ein-schlüssen und Eisenschlacke21. Ähnlich ist das Spek-trum der Funde in einer Tiefe von 5,70–6,0 m; hier wurde ein weiteres Fragment Eisenschlacke gebor-gen22. Obwohl sich im Gegensatz zu Bohrloch 2 im Bohrloch 3 keine Keramikfragmente fanden, deuten die Überreste von Eisenschlacke in 4,50–6,0 m Tiefe ebenfalls auf menschliche Aktivitäten hin23. Als Er-gebnis der Arbeiten in Bohrloch 2 und 3 kann fest-gehalten werden, dass zwischen 3,50 und 5 m Tiefe (Höhe auf NN -2,53 – -4,03) an der Küste eine Schicht mit grautoniger Keramik des 6. Jhs. v. Chr. belegbar ist. Erst künftige Grabungen im Bereich der Bohrlö-cher, die 2006 beginnen, sollen klären, aus welchem Kontext die Keramik und die Schlacke stammen.

Eine Schicht mit griechischen Funden könnte, so die Annahme, sich auch noch im Uferbereich hingezogen haben und zum Plateau hin, auf dem die moderne Stadt Taganrog liegt, hin angestiegen sein. Die Inten-tion zur Anlage der Schnitte bestand darin, einerseits einen Einblick in die antike Geländemorphologie in der Nähe des Meeres zu erlangen und andererseits den Bereich des dort vermutlich bereits in der Antike an-steigenden Geländes auf früheisenzeitliche Siedlungs-spuren hin zu untersuchen. Eine geophysikalische Pro-spektion ist nicht möglich, wie sich bereits im Vorfeld der Grabung gezeigt hatte, da das Gelände, auf dem die Suchschnitte angelegt wurden, eine stark modern überprägte Niederterrasse in der Nähe der heutigen Küstenlinie ist. Photographien des späten 19. und frü-hen 20. Jh. zeigen dort eine fast durchgehende Bebau-ung an (Taf. 2,2), diese Bebauung dauerte bis zu den siebziger Jahren an, als große Teile des Geländes pla-niert und für einen Stadtpark aufgeschüttet wurden. Untersuchungen mit dem Magnetometer oder dem Georadar hätten lediglich Aufschlüsse über die mo-derne Bebauung, nicht aber über die vermuteten tiefer gelegenen griechischen Schichten gegeben.

Beim Abtiefen des Schnittes A (Höhe auf NN 7,01 m) (Taf. 4) wurde deutlich, dass sich humose Bauschuttschichten bis zu einer Tiefe von max. 2,9 m erstreckten (Bef. 39; 38; 36). Sie schlossen sowohl ei-ne Straßendecke im Norden (Bef. 37) als auch einen Ziegelmauerzug im Süden (Bef. 35) ein. Es handelt sich bei letzterem um die Nordaußenmauer einer

21 Inv. TАГ-04-СК3-085 (Höhe auf NN -3,4 – -3,90 m). H 3,3 cm;

B 2,1 cm; T 1,0 cm.

22 Inv. TАГ-04-СК3-087 (Höhe auf NN -4,6 – -4,90 m). H 2,9 cm; B 2,4 cm; T 1,4 cm.

23 Es konnte bisher nicht geklärt werden, ob es sich hierbei um Siedlungsreste, eine Fahrrinne oder nur um angeschwemmtes Material handelt.

westnordwest-ostsüdost-ausgerichteten Bebauung des 19./20. Jh., die in den erwähnten Photographien er-kennbar ist. Aufgrund der Massivität des Mauerzuges, der einen gut gesetzten Bruchsteinsockel und ein sta-biles Bruchsteinfundament aufwies, konnte der Schnitt A nicht mehr in seiner gesamten Ausdehnung weiter abgetieft werden. Vielmehr stand nun ein tra-pezförmiger Ausschnitt von 1,6 m Breite mit Seiten von 1,9 m und 1,2 m Länge zur Verfügung, um die tiefer liegenden Schichtungen untersuchen zu können.

Erst ab einer Tiefe von max. 2,9 m wurde erstmals eine Füllung ohne Bauschutt angetroffen. Es handelte sich um eine ca. 80 cm starke Lehmschicht (Bef. 32), bestehend aus in verschiedenem Maße humos angerei-chertem Lößlehm, der von einer sehr humosen Lehm-schicht (Bef. 34) abgedeckt worden ist. Eine Pfosten-stellung (Bef. 33) ist von der oberen humosen Schicht durch den Lehm getäuft worden. Die Lehmschicht ist eindeutig innerhalb kurzer Zeit in einem Zuge aufge-bracht worden. Die aufliegende Schicht stellt wahr-scheinlich einen Boden dar. Zur Datierung liegen nur wenige Funde vor. Danach kann diese Formation in das 18. Jh. datiert werden. In dieser Zeit sind in Ta-ganrog umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt worden, so dass ein Zusammenhang mit diesen nicht wahrscheinlich ist.

Unter diesen Schichtpaketen kam in einer Tiefe von ca. 3,5 bis 4,0 m erstmals eine sandhaltige, nach Nordosten, zur Küstenlinie hin abfallende, humose Schicht zutage. Diese oberste Schicht (Bef. 31) besaß noch einen sehr hohen Lehmanteil. Ihre Datierung ist nachmittelalterlich. Wahrscheinlich existierte sie bis zum Auftrag der aufliegenden Lehmschicht im 18. Jh.

Besonders aufschlussreich stellten sich die darunter liegenden Schichtungen dar, die sich bis in eine Tiefe von ca. 6,2 m erstreckten. Es handelte sich durchgän-gig um stark sandhaltige Schichten, fast ohne Lehm-anteil. In verschiedenen Tiefen waren deutlich humo-sere Schichten erkennbar, die zweifellos als mindes-tens zwei ehemalige Böden und deren B-Horizonte identifizierbar waren. Im Einzelnen war ein oberer Boden (Bef. 28) mit mittelalterlichem Knochen- und Scherbenmaterial festzustellen, der auf einer starken Sandschicht (Bef. 27) auflag. Diese enthielt kaum Molluskenreste. Aufgrund der schrägen, zur Küste ge-neigten Lage dieser Schicht dürfte es sich um eine alte Düne handeln, welche die Grundlage für den Boden bildete. Innerhalb dieses Dünensandes fanden sich in unterschiedlichen Tiefen Scherben, vorrangig von mit-telalterlichen Amphoren (12.–13. Jh.) (Taf. 8,1–2,6)24.

24 Inv. ТАГ-04-А-122 (Höhe auf NN 2,91 m) (Taf. 8,1). H 8,1 cm;

B 4,9 cm; 1,8 cm. Inv. ТАГ-04-А-127 (Höhe auf NN 2,41 m)

279

Daneben kam eine verlagerte Scherbe griechischer Provenienz zu Tage. Es handelt sich um das Bauch-fragment einer ostgriechischen Kanne oder Olpe, die im letzten Drittel des 7.–1. Drittel des 6. Jhs. v. Chr. zu datieren ist (Taf. 8,3)25. Ob diese Scherben zur Zeit des aufliegenden Bodens in den sehr lockeren Sand eingebracht wurden oder bereits während der Entste-hung der Düne eingelagert worden sind, ließ sich nicht entscheiden.

Die Basis der Düne bestand wiederum aus humose-rem Material (Bef. 26). Wahrscheinlich ist diese Hu-musanreicherung ein Resultat von Bioturbationen, denn darunter lag der zweite erwähnte Boden (Bef. 25), der teilweise auf einem zugehörigem B-Horizont (Bef. 24), teilweise auf einem lehmhaltigeren Sandbo-den (Bef. 23) auflag. Sowohl der A- als auch der B-Horizont enthielten Scherben des 8./9. Jhs. und waren wiederum in Richtung der Küste geneigt. Im B-Hori-zont wurden Frgt. einer Kanne aus Chersones (?) ge-borgen; hinzu trat das Frgt. einer Amphora aus dem nördlichen Schwarzmeerraum (vermutlich von der Krim) (Taf. 8,4–5)26. Fundmaterial aus dieser Zeit ent-hielt auch die unterliegende Sandschicht (Bef. 22), die durch einen sehr hohen Anteil von kleinsten Mollus-kenfragmenten gekennzeichnet war. In Bezug auf die Fundverteilung ähnelt der Zustand jenem in den Schichten Bef. 27/28. Die darunter erkennbare hellere Sandschicht Bef. 21 enthielt ebenfalls Molluskengrus. Die Entfärbung ist sicher ein Resultat der starken Wasserführung der Schicht, denn unter ihr zeigte sich eine sehr tonige und wohl auch humushaltige, wasser-undurchlässige Schicht (Bef. 20). Diese konnte nur noch in einem kleinen Ausschnitt durch einen kleinen Schnitt festgestellt und eine Sedimentprobe aus ihr entnommen werden. Es war nicht feststellbar, ob diese Schicht horizontal verläuft oder ebenfalls eine Nei-gung aufweist. Die genaue Dokumentation war nicht mehr möglich, da durch die Wasserführung der auflie-genden Schicht Bef. 21 die Profile ausgespült wurden

(Taf. 8,6). 9 cm; 7,8 cm; 1,7 cm. Inv. ТАГ-04-А-129 (Höhe auf NN 2,34 m) (Taf. 8,2). H 15,3 cm; B 12,0 cm; T 1,8 cm. Vgl. dazu Amphoren der SSS-Gruppe: Волков 2001, 135–146, bes. 137 f., Abb. 6,7. Zu mittelalterlichen Amphoren im Schwarz-meerraum vgl. zusammenfassend Sazanov 1997; Sea Trade 2001.

25 Inv. ТАГ-04-А-128 (Höhe auf NN 2,41 – 2,18 m). H 6,2 cm; B 6,8 cm; T 0,6 cm. Außen dichter schwarzer Firnis. Vgl. dazu Walter-Karydi 1973, 78, 143, Nr. 892, Taf. 107, 78, 143, Nr. 914, Taf. 111.

26 Kannenfrgt. Inv. ТАГ-04-А-098 (Höhe auf NN 1,41 m) (Taf. 8,4). H 2,5; B 4,2; T 0,5 cm. Amphorenfrgt Inv. ТАГ-04-А-100 (Höhe auf NN 1,25 m) (Taf. 8,5). H 3,4 cm; B 4,2 cm; T 0,9 cm. Vgl. dazu mittelalterliche Amphoren von der Krim: Паршина u. a. 2001, bes. Abb. 15, 42.

und ein Aufenthalt im Schnitt nicht mehr zu verant-worten war.

Schematisierend ließen sich in Schnitt A, evtl. auf einem bereits geologischen Untergrund (Seesediment) aufliegend, ein Boden des 8./9. Jhs. und nach einer mittelalterlichen Dünenbildung ein Boden des ca. 12. Jhs. und später feststellen. Danach sind umfang-reiche Umlagerungen und ein Boden des 18. Jhs. fass-bar. Auf diesem liegen mehrere Meter stark mehrpha-sige moderne Schichtungen auf, innerhalb derer sich die markanten Reste eines Gebäudes und einer davor verlaufenden Straße des 19./20. Jhs. feststellen ließen. Die beobachteten mittelalterlichen Schichten zeigen durch ihren hohen Sandanteil, dass der ergrabene Be-reich in dieser Zeit zur Uferzone des Asovschen Mee-res gehörte und die heutige Niederterrasse zumindest im Bereich des Schnittes A eine neuzeitliche Bildung ist.

Ein gänzlich anderes Bild bot der Schnitt F (Taf. 5); er wurde in 10,0 m Entfernung südlich von Schnitt A in Verlängerung der N-S-Achse angelegt (Höhe auf NN 7,01 m). Es sollte die in Schnitt A erschlossene Abfolge der Schichten und deren weiterer Verlauf in Richtung der Hochterrasse geklärt und das Einsetzen des in der Hochterrasse anstehenden Lößes überprüft werden. In ca. 1,4 m Tiefe wurden die Reste eines Dielenfußbodens angetroffen. Dieser korrespondiert mit der Bebauung des späten 19./20. Jhs., die in Schnitt A angetroffen worden ist (vgl. Schnitt A, Bef. 35). Mit dem Bagger wurde insgesamt bis in eine Tie-fe von ca. 2,5 m ausgehoben. Von dort aus wurde der Schnitt in einer Größe von 2,1 m x 1,4 m tiefer ge-führt27.

Unter der Dielung (Bef. 59, 61) lagen zunächst Ausgleichsschichten aus Mörtel und Bauschutt (Bef. 58, 60). Unter diesen kamen bis in eine Tiefe von 2,5 m moderne graubeigefarbene bis graubraune hu-mose Lehmschichten (Bef. 54 bis 57) zum Vorschein. Darunter lag eine charakteristische rötlich braunocker-farbene Lehmschicht (Bef. 52) mit einem Boden (Bef. 53). Bei ihr handelte es sich eindeutig um eine be-wusst aufgebrachte Ausgleichsschicht, denn im Ost- und Südprofil war gut sichtbar, dass sie nach Norden hin in den aufsteigenden tieferen Schichten aufging. Innerhalb der Schicht fanden sich unter anderem eini-

27 Die Ausgrabungs- und Dokumentationsarbeiten in Schnitt F

wurden unter sehr erschwerten Bedingungen durchgeführt. Das gesamte Erdreich war bis in große Tiefen äußerst stark mit tech-nischen Ölen kontaminiert. In Bezug auf die Funde, z. B. das Knochenmaterial, kann eine Kontamination nicht ausgeschlos-sen werden, so dass die Erfolgschancen von 14C-Datierungen beeinträchtigt sind.

280

ge Mörtelbrocken, so dass eine nachmittelalterliche Datierung gesichert ist. Die Schicht ist evtl. vergleich-bar mit der Lehmschicht des 18. Jhs. (Bef. 32), die in gleicher Stärke in Schnitt A als Ausgleichsschicht an-getroffen worden war.

Unter diesem Auftrag lag ein etwa 0,8 m starkes graubeigefarbenes Schichtpaket aus A-, B- und C-Ho-rizont (Bef. 49 bis 51), welches im A- und B-Horizont einige Funde enthielt. Die Datierung ist noch nicht ge-sichert. Möglicherweise handelt es sich um eine mit-telalterliche Oberfläche. Die intensive schwärzliche Färbung des A-Horizontes ist allerdings nicht original. Sie entstand sekundär durch die Stauung des in das Erdreich eingedrungenen Öls an der Schichtgrenze. In der Höhe der Schichtgrenze Bef. 50 bis 52 ist die Nei-gung der alten Oberfläche bemerkenswert. Sie verläuft nicht zur Küstenlinie hin sondern entgegengesetzt nach Westsüdwest. Ursache hierfür ist die noch stär-kere Neigung der darunter liegenden Schichten (siehe unten).

Das Schichtpaket aus zwei Böden (Bef. 47 und 48) wird getrennt durch ein schmales helleres Band (Bef. 66). Dass es sich um zwei separate Böden handelte, wurde durch den Befund beim Ausgraben deutlich. Dabei zeigte sich eine in der Höhe differierende, aber nach oben und unten abgrenzbare Verteilung von ge-rundeten Steinen, Keramik, Mollusken und Knochen innerhalb der humosen Schicht, die als Planum 3 (Taf. 6,1) zunächst horizontal und als Planum 4 (Taf. 6,2) dann im natürlichen, nach Südwesten abfallenden Schichtverlauf freigelegt wurde. Später war in den Profilen erkennbar, dass sich diese Fundverteilung in-nerhalb des unteren Bodens Bef. 47 befand. In dem darüber liegenden Boden Bef. 48 kamen derartige Steine nicht vor, wohl aber einige wenige Knochen und Scherben. Da die Trennung der Böden beim Aus-graben noch nicht möglich war, ist es wahrscheinlich, dass einige Funde, die im Boden Bef. 48 gefunden worden sind, letztlich dem Boden Bef. 47 zugeordnet worden sind. Eindeutig aus dem Boden Bef. 47 stammt aber die große Anzahl der Funde, die im Pla-num 4 und darunter lagen und in Einzelfundeinmes-sung aufgenommen worden sind. Eindeutig dem Bo-den Bef. 48 können die aus den Profilen geborgenen Funde zugeordnet werden. Die hellere Zwischen-schicht Bef. 66 dürfte also der B-Horizont von Bef. 48 sein, der Lehmboden (Bef. 46) unter der durch die Fundverteilung markierten Schicht Bef. 47 war frei von anthropogenen Artefakten und ist der B-Horizont von Bef. 47.

Der Charakter dieser beiden Böden ist schwer ein-zuschätzen. Auffällig ist, dass die Böden von der

Nordost- zur Südwestecke des Schnittes um ca. 0,8 m abfallen. Die inhomogene Verteilung der Steine und anderen Funde innerhalb von Bef. 47 deutet darauf hin, dass hier eine antike Oberfläche vorliegt, die Ero-sionsprozessen unterworfen war. Einige Scherben steckten eindeutig schräg bis vertikal zwischen den Steinen. Letztlich ist die Neigung der Böden aber ein-deutig auf die noch stärkere Neigung der darunter lie-genden älteren Böden zurückzuführen. Die Steine in-nerhalb von Bef. 47 sind innerhalb der Schicht orts-fremd. Es könnte sich – den Gesteinen der unteren Schichten in Schnitt A vergleichbar – um Gestein aus den Seeablagerungen handeln, welches anthropogen in den Siedlungskontext gelangt sein muss.

Die Datierung der Schicht Bef. 47 ist gesichert: Die aufgefundene durchweg stark zerscherbte Keramik – insgesamt konnten 63 Scherben geborgen werden – kann zu einem hohen Prozentsatz als griechisch ange-sprochen und in das späte 7.–6. Jh. v. Chr. datiert wer-den. Neben Amphoren- und Kannenfragmenten kommt auch Feinkeramik vor. Qualitätvoll ist das Wandfragment einer Amphora oder Kanne aus dem späten 7.–6. Jh. v. Chr. (Taf. 8,7)28. Aus zwei kleine-ren Fragmenten konnte das Randfragment einer Klee-blattkanne mit Bemalungsresten gewonnen werden (Ende 7./1. H. 6. Jh. v. Chr.) (Taf. 8,8)29. Die abge-splitterte Außenwandung einer feinen Schale (?) ist vermutlich südionischer Provenienz. Das Fragment kann gut mit Kleinmeisterschalen aus Milet (2. Drittel 6. Jh. v. Chr.) verglichen werden30. Ein weiteres Wan-dungsfragment dürfte von einem sehr feinen Gefäß aus Südionien stammen. Aufgrund der starken Wöl-bung des Fragments und des geringen zu errechnen-den Durchmessers muss es sich um ein geschlossenes Gefäß gehandelt haben. Möglicherweise kann das Fragment als Überrest eines Lydions gelten (Taf. 8,9)31. Zu den Überresten von Amphoren zählen u. a.

28 Inv. TАГ-04-Ф-279 (Höhe auf NN 2,74 m). Außen schwarze

Firnisreste. H 4,8 cm; B 6,6 cm; T 0,7 cm.

29 Zusammengesetzt aus Inv. TАГ-04-Ф-216 (Höhe auf NN 2,66 m). TАГ-04-Ф-259 (Höhe auf NN 2,97 m). An der Lippe rotbraune Bemalungsspuren. H 1,5 cm; B 2,9 cm; T 0,4 cm.

30 Inv. TАГ-04-Ф-212 (Höhe auf NN 2,51 m). Heller Überzug. H 5,2 cm; B 3,6 cm; T 0,8 cm. Zu ionischen Kleinmeisterschalen vgl. Walter-Karydi 1973, Taf. 43–45; Cook/Dupont 1998, 92–94 Abb. 11,1–2.

31 Inv. TАГ-04-Ф-242 (Höhe auf NN 2,61 m). Außenseite mit ei-nem vertikalen schwarzbraunen und drei braunen Firnisstreifen bemalt. H 1,8 cm; B 3,7 cm; T 0,3 cm. Vgl. dazu Walter-Karydi 1973, 131, Nr. 501, Taf. 60; Boardman 1998, 149, Abb. 357; Cook/Dupont 1998, 132, Abb. 19,1b. Taganrog ist damit unter den frühen griechischen Siedlungen im Schwarzmeerraum kein

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grautonige Wandscherben (Taf. 8,10–12)32. Daneben kommt auch handgeformte „Küchenkeramik“ vor. Die wenige Keramik, die eindeutig aus dem darüber lie-genden Boden Bef. 48 stammt, ist ausschließlich handgeformt (Taf. 8,13)33, so dass eine kulturelle Zu-weisung derzeit noch nicht möglich ist. Diese Kera-mik steht eindeutig in einer lokalen, in die vorskythi-sche Zeit zurückreichenden Tradition34. Zeitlich dürfte zwischen den beiden Bodenbildungen kein allzu lan-ger Zeitraum vergangen sein. Eine vergleichbare Zu-sammensetzung von griechisch importierter Keramik und handgeformter Ware in einer lokalen Tradition ist auch an anderen frühen griechischen Siedlungsplätzen im Schwarzmeerraum wie Berezan nachzuweisen35.

Die Ausgrabung innerhalb des Schnittes musste nun auf eine kleinere Fläche beschränkt werden, da ohne eine Abstufung der Zugang zum Schnitt nicht mehr zu gewährleisten war. Diese Fläche wurde im Süden ge-wählt (Taf. 5). Unter dem Lehmboden Bef. 44, der die Basis für den Boden Bef. 46/47 bildete, und weiteren schwer abgrenzbaren, fundlosen Schichten (Bef. 67, 68) kamen wiederum zwei (Bef. 45 und 65) durch ein helleres Band (Bef. 43) getrennte Böden ähnlicher Dimension zum Vorschein. Diese Situation glich der oben beschriebenen auffällig.

Diese Böden wiesen eine äußerst starke Neigung auf. Von der Nordost- zur Südwestecke des Schnittes betrug der Höhenunterschied bereits ca. 1,4 m, wobei dieser vor allem durch die starke Neigung nach We-sten hin zustande kam, die annähernd 40° betrug. Grund hierfür sind wiederum die noch steiler abfal-lenden tiefer liegenden Schichten. Trotz dieses Ver-laufes scheint es sich um echte antike Oberflächen zu handeln. Aus dem oberen Boden Bef. 45 eine Scherbe handgeformter Keramik geborgen werden, die parallel zur Schichtoberfläche lag. Die schlecht erhaltene Ke-ramik ist möglicherweise prähistorisch (Bronzezeit?).

Einzelfall. Vgl. ein Lydion aus Berezan: Ворисqен-Березань 2005, Abb. 83.

32 Inv. TАГ-04-Ф-214. Frgt. A (Höhe auf NN 2,75 m) (Taf. 8,11): H 5,0 cm; B 6,5 cm; T 1,0 cm. Frgt. B (Höhe auf NN 2,75 m) (Taf. 8,12): H 4,3 cm; B 4,3 cm; T 1,0 cm. TАГ-04-Ф-260 (Hö-he auf NN 2,96 m) (Taf. 8,10). H 2,9 cm; B 2,9 cm; T 0,8 cm. Vgl. dazu die Keramikfunde aus Bohrloch 2 (s. o. Anm. 19).

33 Inv. ТАГ-04-Ф-277 (Höhe auf NN 2,78 m). H 3,6 cm; B 3,1 cm; T 1,0 cm.

34 Vgl. Dubovskaja 1997, 288–294, 305, Abb. 25.

35 Vgl. z. B. die Funde in Siedlungen am unteren Dnestr im 6. und 5. Jh. v. Chr.: Охотников 1990, Abb. 9, 14; Taf. 2, 5,1–4, 6–7. Funde aus Berezan: Ворисqен-Березань 2005 passim, vor allem Abb. 233–240.

Die graubeigefarbene, leicht sandige Lehmschicht (Bef. 64) unter dem Boden Bef. 65 bildete wahr-scheinlich dessen Substrat. Unter dieser konnte in ei-nem kleinen Suchschnitt, der in der Südostecke des Schnittes angelegt wurde, ein weiterer humoser Boden (Bef. 63) in einer Tiefe von 6,2–6,4 m beobachtet wer-den, der eine Neigung von 45° nach Westen hin auf-wies. Sein Charakter und Verlauf konnte nicht mehr sicher dokumentiert werden, da sich der Schnitt mit Wasser füllte.

Schematisierend kann die Situation in Schnitt F wie folgt beschrieben werden: Über einem sehr stark nach Westen abfallenden undatierten Boden, in über sechs Metern Tiefe unter der heutigen Oberfläche, liegen nach geringhumosen Zwischenschichten zwei vonein-ander abgegrenzte Schichtpakete mit jeweils zwei dicht aufeinander folgenden antiken Böden. Diese weisen ebenfalls eine starke Neigung, nach oben hin schwächer werdend, auf. Das untere Schichtpaket ent-hielt wenige Funde, die evtl. prähistorisch sind. Das obere Schichtpaket ist früheisenzeitlich und enthält griechische Keramik. Es belegt Siedlungstätigkeiten in direkter Nähe des Schnittes. Über einer weiteren mas-siven Lehmschicht liegt ein ebenfalls noch geneigter Boden, welcher möglicherweise mittelalterlich zu da-tieren ist.

Die Neigung des Geländes, die nicht der zu erwar-tenden Neigung zur Küste hin entspricht, wurde später durch eine Ausgleichsschicht aufgehoben. Diese dürf-te neuzeitlich sein und ist evtl., aufgrund von Analo-gien in Schnitt A, dem 18. Jh. zuzuordnen. Darauf folgen noch eine Lehmschicht mit einem Boden und über diesem letztlich die Reste eines Gebäudes des späten 19. und 20. Jhs.

Erst der Fortgang der Grabungen wird zeigen kön-nen, ob sich ähnlich wie in Schnitt A auch mittelalter-liche Böden bzw. noch ältere Horizonte unter dem er-grabenen Bestand nachweisen lassen.

Nach der ersten Kampagne in Taganrog lässt sich folgendes Fazit ziehen:

Sowohl in den Bohrlöchern an der Küste als auch unterhalb des Plateaus konnten Schichten mit griechi-scher Keramik nachgewiesen werden. Sie wurden durchschnittlich in einer Tiefe zwischen 3,70 und 5 m (Bohrlöcher) bzw. 5 m (Schnitt F) unter dem heutigen Bodenniveau angetroffen. Die Grabungen haben fer-ner gezeigt, dass der moderne Küstenverlauf weder dem mittelalterlichen noch dem antiken Küstenverlauf entsprach. Erstmalig konnte griechische Keramik des späten 7.–6 Jhs. v. Chr. aus dem ostgriechischen Raum in Taganrog in einem Kontext nachgewiesen werden. Ähnlich wie an den anderen frühgriechischen

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Siedlungsplätzen handelt es sich ausschließlich um Ware, die auf der Töpferscheibe gefertigt worden ist. Damit konnte erwiesen werden, dass sich tatsächlich ein Siedlungsplatz in Taganrog befunden hat. Auffäl-lig ist, dass die Schichten in Schnitt F schräg abfallen. Die in Schnitt F gefundene Keramik gelangte vermut-lich infolge eines Erosionsprozesses von einer ober-halb gelegenen Terrasse an den Fundort. Damit stellt sich die Frage, ob das Plateau, auf dem Taganrog seit Peter dem Großen liegt, schon in der Antike erstmalig besiedelt war. Sollte sich diese Vermutung bewahrhei-ten, wäre davon auszugehen, dass die Siedlung zwei-geteilt war (Unter- und Oberstadt bzw. Hafen – Akro-polis/Heiligtum/Nekropole?).

Damit zeichnet sich in Taganrog das Programm für die kommenden Kampagnen ab: 1. In Schnitt A konnte offensichtlich ein Teil des mit-

telalterlichen Küstenverlaufs dokumentiert wer-den. In Schnitt F fehlten die in Schnitt A nachge-wiesenen Sandschichten hingegen vollkommen. Stattdessen sind ausschließlich Lehmhoriozonte vorhanden. In der kommenden Kampagne wird es darum gehen, die Verbindung zwischen den beiden Schnitten herzustellen und insbesondere den weite-ren Verlauf der Schichten mit griechischer Kera-mik zu klären.

2. Um die Bedeutung der Schicht zu klären, wird es darum gehen, großräumig Fläche unmittelbar süd-lich von Schnitt F zu öffnen.

3. Weitere Suchschnitte an der Stelle der Bohrlöcher 2 und 3 werden zur Klärung der Frage beitragen, in welcher Verbindung die heutige Küste mit dem Untersuchungsgebiet der Kampagne 2004 steht.

4. Eine Prospektion in der Bucht von Taganrog wird hoffentlich klären können, ob, wie aufgrund der permanent angeschwemmten Keramik zu vermu-ten ist, und welche Überreste der Siedlung (Hafen? Unterstadt?) in der Bucht von Taganrog liegen.

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Таганрог 1948

Таганрог в историчесник Датах 1698 – 1948 гг. Та-ганрог 1948.

Abbildungsnachweis Taf. 1,1: Eurasien-Abteilung des DAI; Taf. 1,2, 2,1: Photo O. Dally; Taf. 2,2: Postkarte aus Taganrog (Anfang 20. Jh.); Taf. 3: M. Ullrich; Taf. 4, 5: T. Schunke; Taf. 6,1-2, 7,1, 7,3-12, 8,1-6: E. A. Tygolykova/ B. Schiefer; Taf. 7,2, 8,7-13: N. Ullrich.

Anschrift PD Dr. Ortwin Dally Deutsches Archäologisches Institut Der Generalsekretär Podbielskiallee 69–71 14195 Berlin Prof. Dr. Victor Kopylov Rostov State Pedagogical Museum Scientific Methodological Centre of Archaeology B. Sadovaya st., 33 Rostov-on-Don, 344082 Rußland Dr. Pavel A. Larenok RRO BOOLIIK Per. Gasetnij, 92/85 Rostov-on-Don, 344082 Rußland Torsten Schunke M. A. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Richard-Wagner-Str. 9 06114 Halle

286

Tafel 1: 1: Karte des nördlichen Schwarzmeeraumes und des Asovschen Meeres; 2: Die Bucht von Taganrog

1

2

Halbinsel Krim

Simferopol

UKRAINE

MAIOTIS (Asowsches Meer)

PONTOS EUXEINOS (Schwarzes Meer)

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RUSSLAND

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287

Tafel 2: 1: Taganrog 2004, Bohrungen an der Nordküste; 2: Die Nordküste von Taganrog zu Beginn des 20. Jahrhunderts

1

2

288

Tafel 3: Taganrog 2004, Maßstäbliche Planskizze der Ausgrabungen im Maßstab 1:4000

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289

Tafel 4: Taganrog 2004, Schnitt A, Ostprofil im Maßstab 1:30

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290

Tafel 5: Taganrog 2004, Schnitt F, Ostprofil (links) und Südprofil (rechts) im Maßstab 1:30

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291

Tafel 6:Taganrog 2004; 1: SchnittF, Planum 3 im Maßstab1:20 (Tiefe ca. 4,0 – 4,1 m);2: Schnitt F, Planum 4 imMaßstab 1:20 (Tiefe ca.4,25 – 4,5 m)

1

2

292

Tafel 7: Taganrog 2004; 1–2: Lesefunde von der Nordküste im Maßstab 1:2; 3–12: Bohrloch 2, Keramik im Maßstab 1:2

1

2

10

53 4

6 97 8

1211

293

Tafel 8: Taganrog 2004; 1–6: Schnitt A, Keramik im Maßstab 1:2; 7–13: Schnitt F, Keramik im Maßstab 1:2

1

5

4

7 8

8 9 13

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