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Geht es nicht ohne die Hamas? Reise über Rumpelpisten Die Affäre Kalisch 1/2009 10. jahrgang Für Informationen und Bestellung von Info-Material wenden Sie sich bitte an: Sultanate of Oman Ministry of Tourism, c/o Interface International GmbH Karl-Marx-Allee 91 A, 10243 Berlin, Tel: +49 (0) 30-42 08 80 12, Fax: +49 (0) 30-42 25 62 86 info@omantourism.de, www.oman.travel, www.omantourism.gov.om www.zenithonline.de Euro 6,80/CHF 13,60 ISSN 1439 9660
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EXPLOREOMAN
Blütenweiße Siedlungen, prächtige Moscheen und schimmernde Paläste zwischen schroffen dunklen Felsen und immer wieder
der Blick auf das blau leuchtende Meer und weite Sandstrände — Muscat, die Hauptstadt Omans und Ausgangspunkt für Ihre
Entdeckungsreise in eines der facettenreichsten Länder der arabischen Halbinsel. Salalah, das lebhafte Zentrum des Südens,
liegt zwischen Sandstrand und subtropischem Plantagengürtel. In diesem grünen Paradies befindet sich der Weihrauchhafen
Samhuram, der das Ziel der Weihrauchstraße ist. Der Duft des Weihrauchharzes ist allgegenwärtig. Besuchen Sie den alten
Suq von Salalah und tauchen Sie ein in eine Welt der Düfte. Musandam, eine Exklave des Sultanats im Norden der arabischen
Halbinsel, ist eine atemberaubende Fjordlandschaft, die fast nur vom Wasser aus mit dem Boot zu erkunden ist. Blaugrün und
glasklar liegt das ruhige Wasser zwischen einem Labyrinth aus zerklüfteten Felswänden und gibt den Blick frei auf Korallenbänke,
bunte Fischschwärme, gefleckte Muränen, Delphine und manchmal auch Wale.
Für Informationen und Bestellung von Info-Material wenden Sie sich bitte an:
Sultanate of Oman Ministry of Tourism, c/o Interface International GmbH
Karl-Marx-Allee 91 A, 10243 Berlin, Tel: +49 (0) 30-42 08 80 12, Fax: +49 (0) 30-42 25 62 86
info@omantourism.de, www.oman.travel, www.omantourism.gov.om
www.zenithonline.de Euro 6,80/CHF 13,60 ISSN 1439 9660
PALÄSTINAGeht es nicht ohne die Hamas?
ISLAMDie Affäre Kalisch
TADSCHIKISTANReise über Rumpelpisten
Risiken der Sicherheitund wer dafür bezahlen muss
1/2009 10. jahrgang
Muster-Michel –Deutsche Soldaten in Afghanistan fragen sich, wie es weitergeht.In der Heimat scheint das die Wenigsten zu kümmern.
Rubriken
03 Auftakt
06 Impressum
06 Meldungen
07 Profile
74 Neue Bücher
80 Neue Musik
81 Der kleine Arabist
81 Diwan
82 Veranstaltungskalender
82 Ausblick
43 Patient in kritischem ZustandAm Golf explodieren die Kosten für das Gesundheitswesen
46 Freie Sicht aufs MittelmeerEin Hamburger Wirtschaftsverband sucht nach neuen Märkten
Reise
66 Mutter aller Rumpelpisten Eine Fahrt auf der Lebensader Tadschikistans,dem Pamir Highway
Kunst
72 Von Angesicht zu AngesichtNackte Haut vor nacktem Beton:Mit dem Künstler Steven Sabella lassen sieben Männeran der israelischen Mauer die Hüllen fallen
Musik
78 Tagelöhner der BehördenAls Kurde musste Shaffan Soleiman aus dem Irak flüchten.Auch in Baden-Württemberg darf er auf Weisung der Behörden seiner Profession nicht weiter nachgehen
INHALT 1/2009Titel und Editorial: Marcel MettelsiefenFoto links: Chris TurnerFoto mitte links: Monika HöflerFoto mitte rechts: Jan GrarupFoto rechts: World Economic Forum
Pop-Gigant – Aviv Geffen verweigerte den Kriegsdienst in Israel und lebt vonLiebesliedern. Dennoch hat er Verständnis für den Gaza-Krieg.
07 3410 48
zenith 2/2008 05zenith 2/200804
Israel
10 Szenen einer EheGalit Gutmann und Ziv Koren leben zwischen Glamour und Gewalt
Politik
24 »Obama muss sagen: Genug ist genug!«Der palästinensische Politiker Mustafa Barghouthi sucht nach Wegen aus der Sackgasse
26 Überwinden heißt nicht abschaffen Islam-Professor Muhammad Kalisch verteidigt sich
28 Ein letztes einigendes BandDie islamische Reformation und ihre Gegenbewegung
30 Der Zorn der GeneräleDie türkische Tageszeitung Taraf schafft sich mächtige Feinde
32 Langsam bröckeln die TabusDie alten politischen Rituale in der Türkei greifen nicht mehr
Wirtschaft
34 Karrierefrauen an den Tischen der MachtImmer mehr Frauen steuern arabische Unternehmen
37 Ein König als GeschäftsführerLänderreport Marokko
40 Riskanter SegenDie Forschung wirft neues Licht auf die alte Frage,ob der Rohstoffreichtum Wohlstand sichert
Schwerpunkt Sicherheit
49 Einsatz ohne Aufklärung Die deutsche Verteidigungspolitik hat altes Denken noch nicht überwunden
53 Erweiterte Sicherheit für die AfghanenFünf Thesen zur Stabilisierung am Hindukusch
55 Hört auf uns zu bemitleiden! Die afghanische Bevölkerung verlangt mehr Respekt von den Soldaten der Nato und der Isaf
58 Permanenter AusnahmezustandDie Terrorbekämpfung in Deutschland bedroht vor allem die Rechte muslimischer Migranten
59 Mord im Auftrag des Präsidenten Der Krieg ist vorbei, die Angst bleibt:Von Sicherheit für die Tschetschenen kann nicht die Rede sein
62 In der Routine gefangen Eine Feministin kritisiert die israelische Sicherheitsgesellschaft
64 Abschied von Camp VictoryWerden die US-Truppen wirklich den Irak verlassen?
Glamour-Mutti – Galit Gutmann macht junge Israelinnen zu Top-Models.Ihr Mann verbringt den Tag mit Schießereien.
Wirtschaftswunder –Geschäftsfrauen spielen in den Unternehmen der muslimischenWelt eine immer wichtigere Rolle. Auch ohne Quotenpolitik.
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Mutter aller Rumpelpisten Die Fahrt auf dem Pamir Highway gerät in Tadschikistan zum Abenteuer.Die Straße wurde seit dem Zusammenbruchder Sowjetunion nicht mehr ausgebessert und blieb doch die Lebensader des Hochgebirgslands
Text und Fotos von Michael Obert
>> Wir liegen auf Matratzen ausgestreckt in ei-ner Hütte an einem blauen See, irgendwo in denBergen Tadschikistans. Draußen ist es still, dochin unseren Köpfen knattert, scheppert, dröhntes. An Schlaf ist nicht zu denken. Matratzen,Wände, Zimmerdecke – alles bewegt sich. Wiebei einem Landgang nach Tagen auf See.
Unsere See ist die Straße, die M41, ein 1252 Ki-lometer langes, pockennarbiges Band, dem wirseit der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe fol-gen und das sich als Pamir Highway, als eine derhöchstgelegenen und ruppigsten Straßen der Welt,über mehrere spektakuläre Pässe hinüber nachOsch in Kirgisien zieht. Unser Schiff? Ein stein-grauer russischer UAZ. Nach Sonnenaufgangrammt Alexej erneut die Gänge ins Getriebe desvierradgetriebenen Kleinbusses, der grummelt undrumort wie ein widerwilliges Kamel. Er drücktsein Gewicht in den groben Schotter und kämpftunermüdlich gegen die Steigungen an. »Auf die-ser Straße ist mein Baby besser als jeder Jeep«, be-hauptet Alexej, kurbelt mit der rechten Hand inder Luft und wippt mit dem Oberkörper vor undzurück, als wolle er dem ächzenden UAZ den Berghinaufhelfen. Seit über dreißig Jahren fährt derhagere Russe Reisende durch Zentralasien. »Ichbin ein Zigeuner«, sagt er und pfeift durch dieZähne. »Ich muss fahren, immerzu fahren, weiter,weiter, Straßen, Straßen, Straßen!«
In Höhen um dreitausend Meter sind die Ber-ge Tadschikistans noch lieblich: Koniferenwäl-der, weite Bergwiesen, besetzt von den kleinenweißen Zelten der Schäfer; darüber Felswändeaus ineinandergerührtem Rot und Grün. Die we-nigen Dörfer heißen Vierzig Schluchten oder Vie-le Bäume, lehmbeworfene Häuser, umgeben vonGemüsegärten, Apfel- und Walnussbäumen. Bau-ern verkaufen am Straßenrand Benzin in Cola-flaschen. Tankstellen gibt es fast keine.
Auf dem Weg zum Khaburabot-Pass treffen wirden alten Ibrahimow. Der stämmige Mann inschweren Stiefeln kommt gerade vom Feld underzählt, wie er damals, Anfang der Vierzigerjah-re, unter den Sowjets beim Bau der Straße ge-holfen hat. »Alle packten gemeinsam an, ohneMaschinen«, erinnert sich Ibrahimow und zeigtseine zerschundenen Hände, als stammten dieRisse und Narben, der Dreck unter den zersplit-terten Fingernägeln noch von jenem legendärenStraßenbau. Früher mussten die Bauern mitPackeseln tagelange Märsche durch Schluchtenund über vereiste Pässe unternehmen, um sichmit dem Notwendigsten zu versorgen; heute ge-langt der Nachschub auf der Straße in die abge-schiedene Gegend. »Die Straße ist ein Segen, einWerk Allahs, ausgeführt durch seine Kinder«, sagtIbrahimow, und die Art wie er über die M41spricht – seine Augen leuchten, die Falten auf derStirn glätten sich –, lässt uns ahnen, dass sie mehrist als nur ein reiner Nachschubweg. Ibrahimownennt sie »Straße des Lebens«.
Zigeuner in Tadschikistan
Anfangs kurvte Alexej noch im Slalom um knie-tiefe Schlaglöcher, doch nach der Brücke bei Sa-ril Dascht, wo die autonome Provinz Bergbad-achschan beginnt, ist der Asphalt abgefahren,weggewaschen, verschwunden. Seltene Reste ra-gen aus der staubigen Piste und warten nur dar-auf, uns die Achse unter dem Hintern wegzu-reißen. »Die Straße hüpft, hüpft sehr«, ent-schuldigt sich Nekschoh. Der junge Tadschike inder ausgemusterten Tarnjacke des KGB hatDeutsch an der Uni in Chodschent studiert. Seitsechs Jahren arbeitetet er als Dolmetscher. War-um Deutsch? Nekschoh rezitiert die Gründe wieeine Koransure: »Heinrich Heine, Albrecht Dü-
Himmelsstürmer: der Pamir-Highway führt hinauf zum Koi-Tezek-Pass auf 4272 Metern (oben).Spiegelglatt liegt der sonst so reißende Pjandsch in seinem Bett, der Grenze zu Afghanistan (großes Bild).
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rer, Köln, der Bodensee, Mercedes, Waschma-schinen, Mobiltelefone.« Sein Handy ist seinwichtigster Reisebegleiter. Der Empfang zeigtihm an, ob wir uns in der Zivilisation oder inder Wildnis befinden. In Bergbadachschanbraucht er gar nicht erst nachzusehen.
Die M41 ist ein Spiegel der Geschichte die-ser entlegensten Region des entlegenen Ta-dschikistan. Einst war die Straße eine sozialisti-sche Errungenschaft wie die Stromversorgung,die Schulen und Krankenhäuser und der sub-ventionierte Nachschub, der von weit her an diestrategisch wichtige Südgrenze der UdSSR ge-schafft wurde. Als die Sowjetunion kollabierte,brach dieses System über Nacht zusammen. Mitder Unabhängigkeit kamen Isolation und wirt-schaftlicher Abstieg. Ackerland ist in den trocke-nen Höhen rar, Industrie kaum vorhanden. DerBürgerkrieg, in dem zwischen 1992 und 1997muslimische Clans gegen die postkommunisti-sche Regierung in Duschanbe kämpften, ver-schärfte die Krise. Die M41 verwaiste, erodier-te, löste sich auf. Für eine Sanierung fehlen dieMittel im ärmsten der GUS-Staaten.
Kurz vor Kalaihum antwortet eine Zwiebel-händlerin auf die Frage nach ihren größtenWünschen sicher und ohne zu überlegen: »Frie-den und Asphalt für die Straße.« Sie und ihreFreundinnen sitzen im Hinterzimmer eines ein-fachen Restaurants, ihre Männer essen neben-an auf kleinen Plattformen, die an eine Kreuzungaus Tisch und Bett denken lassen. Nach demEnde des Bürgerkriegs, an den noch Panzer-
wracks entlang der Straße erinnern, ist derWunsch nach fortdauerndem Frieden nach-vollziehbar. Aber Asphalt? Noch vor Gesund-heit und Glück? »In den Bergen geht es auf-wärts, abwärts, wieder aufwärts«, sagt die Frau,und die Tadschikinnen in ihren bunten Ge-wändern lachen über unsere eigenartigen Fra-gen. »Im Moment sind wir unten, Asphalt bringtuns schneller wieder hinauf.«
Endlos und hoch
Niemand in Bergbadachschan kann verstehen,dass es Menschen gibt, die hergekommen sind,um die Straße so zu erleben, wie sie ist: rau, be-schwerlich, unberechenbar. Auch der Lastwa-genfahrer, der nachts den zwei Meter breitenRiss in der Fahrbahn übersehen, damit seineVorderachse ruiniert hat und am Straßenrandseit vier Tagen auf eine neue aus der Hauptstadtwartet, zählt eine asphaltierte Straße zu seinengrößten Wünschen. Ebenso der Prediger, der oftgerufen wird, um das Gebet zu sprechen, wenndie Straße des Lebens Tod gebracht hat, in zer-schellten Autos unten in der Schlucht. In Ka-laihum zeigt Nekschoh überall sein Handy her-um. Es hat Empfang. An der Oasenstadt wälztsich karamellfarben der Pjandsch vorbei, demdie Straße von nun an folgt. Am anderen Uferdes Grenzflusses ragt Afghanistan als tausendMeter hohe Felswand wie eine Festung auf. Nurein schmaler Uferpfad verbindet dort die weitverstreuten Gehöfte, deren Kastenhäuser aus
»Auf dieser Straße ist mein Baby besser als jeder Jeep«, lobt Fahrer Alexej seinen UAZ (oben).Trommeln für den Aga Khan: Frauen in der Provinzhauptstadt Chorog (links).
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Lehm im Fels nisten. Für die Afghanen ist dieM41 keinen Steinwurf entfernt und trotzdemunerreichbar. Brücken über den reißendenPjandsch gibt es nur in Kalaihum und im zwei-hundertfünfzig Kilometer entfernten Chorog.Drüben auf dem Uferpfad schleppt ein afgha-nischer Bauer einen schweren Sack auf demRücken. Er bleibt stehen und sieht zu uns herü-ber. Wir winken, er winkt zurück, dann folgt erdem Pfad weiter durch das Geröll.
Auch wenn uns die raue Bergpiste herum-schubst, blaue Flecken in unsere Arme undSchenkel haut, uns den Nacken verrenkt undbeißenden Staub unter die Lider treibt – ver-glichen mit dem afghanischen Pfad ist unsereStraße ein komfortabler Reiseweg. »Der Pfad istarm, sehr arm, nicht modern, ja?«, sagt Nek-schoh, und ein freudiger Unterton klingt in sei-ner Stimme an. Der afghanische Pfad steht fürarchaische Zeiten, in Tadschikistan jedoch sindalle Augen in die Zukunft gerichtet.
Für die zweihundertfünfzig Kilometer vonKalaihum bis Chorog brauchen wir elf Stun-den. In der Provinzhauptstadt am Fuß des Pa-mir-Gebirges proben Frauen in üppigemSchmuck für ein Fest. Sie schlagen große Tam-burine und drehen sich tanzend ihm Kreis. »Wirpreisen den Aga Khan«, sagt die Älteste in einerTanzpause, »er bringt uns Lebensmittel.« Diemeisten Pamiri sind Ismailiten und überlebenvor allem dank der Hilfslieferungen ihres spiri-tuellen Führers. »Der Aga Khan schickt die Weltzu uns«, singt sie und lacht. »Die Welt kommt
auf dem Pamir Highway.« Wir folgen der le-gendären Hochstraße, die hinter Chorog als Teil-strecke der M41 beginnt und sich über den Pa-mir hinüber nach Kirgisien windet. Alexej wirftden Mädchen an der Straße Küsse zu. Sie dre-hen sich kichernd weg. Alexej lacht und zwin-kert mit den Augen. Zweimal war er verheira-tet, nie hat es gehalten. Seine beiden Töchter le-ben weit weg, eine im Ural, die andere imkanadischen Ottawa.
Hoffen auf Asphalt
Schon bald gehört die Straße uns. Keine Dörfermehr, kein Verkehr, kein Handy-Empfang. DieArmaturen des Busses glühen in der Sonne. DieBerge lassen an gefaltete Teppiche denken, aufdenen violett blühende Astern wie versehent-lich vertropftes Wachs wirken. Die Tachonadeloszilliert zwischen fünfzehn und zwanzig Stun-denkilometern. Der UAZ arbeitet sich hinauf,passiert die Baum-, dann die Vegetationsgren-ze, die Luft wird dünner, Gasfeuerzeuge versa-gen ihren Dienst. Koitezek-Pass: 4272 Meter.Unser Atem geht schwer. Ständig müssen wirgähnen. Von innen klopft es an unsere Schläfen.Nekschoh nuckelt an seinem Handy wie an ei-nem Schnuller, findet kaum mehr Kraft zumSprechen: »Die Straße ist nicht nett, nicht sehrnett, ein wenig hoch, ja?« Weiter, noch weiterhinauf. Alles bewegt sich, alles wogt. Höhen-krankheit geht mit Schwindel einher, erinnernwir uns, in schweren Fällen auch mit geistiger
Verwirrung … unsere See ist die Straße … un-ser Schiff … auch der Bus ringt nach Luft,keucht, gurgelt, stottert – und bleibt auf der Pas-sstraße liegen.
Der Motor lässt sich nur noch schwer starten,und sobald man Gas gibt, stirbt er wieder ab.Alexej gießt Kühlwasser nach, prüft die Ben-zinpumpe. Wir warten. Das Hochland ist hierfast eine Wüste. Der Wind fährt ungebremst un-ter die Kotflügel und erzeugt seltsame Pfeiftö-ne. Die schnurgerade Straße ist völlig leer. Rechtsdavon verläuft wieder eine Grenze, ein endloserZaun, der Tadschikistan vom menschenleerenWesten Chinas trennt. In der Ferne zittern tief-blaue Seen, darüber erheben sich schneebedeckteSiebentausender. Auf ihre Weise ist die Land-schaft schön. Aber was nützt das? Wir sitzen fest.Und wir ahnen jetzt, warum sich die Bergbe-wohner vor allem Asphalt wünschen: Eine guteStraße lindert das bedrückende Gefühl, das diegeografische Isolation hervorrufen kann.
Eine Stunde später läuft der Motor wieder,nach wenigen Kilometern stirbt er ab, springtwieder an, streikt erneut. So mogeln wir unshinauf zum Ak-Baital-Pass, dem höchsten Punktunserer Reise: 4655 Meter über dem Meer. Alswir endlich oben sind, küsst Alexej das Lenkrad:»Gutes Baby!« Wir steigen aus und tanzen aufder Straße wie Verrückte. Weit unten liegen dieTäler, die wir hinter uns gelassen haben.
Obwohl es jetzt bergab geht, kurbelt Alexejweiter mit der rechten Hand in der Luft undwippt mit dem Oberkörper vor und zurück,und wir begreifen, dass diese Bewegungen nichtnur den Bus unterstützen sollen. Alexej ist mitjeder Faser seines Körpers unterwegs. Wir er-tappen uns bei den gleichen Gesten, wollen fah-ren, nur noch fahren, immer weiter durch die-se Berge, die wie die Wogen eines Ozeans aus-sehen, mit Schneefeldern als schäumendeWellenkämme. Ein hysterisches Glücksgefühlhat uns befallen. Und mit einem Mal färbt sichdie Landschaft weiß. Es hagelt. Wir fahren aufeiner dicken Schicht aus Eis – mitten im Som-mer. Es ist, als wollte uns der Pamir sein kost-barstes Geheimnis enthüllen: dass alle Hoff-nungen und Träume der Bergbewohner be-gründet sind, weil auf der Straße des Lebenseinfach alles möglich ist <<
Michael Obert
Die Ränder der WeltPatagonien, Timbuktu,
Bhutan & Co.
Malik Verlag,
München 2008
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Im Pamirgebirge stellen Flüsse oft unüberwindliche Hindernisse dar.Doch die Menschen schlagen der Natur mit einfachen Mitteln ein Schnippchen.
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