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Krisen und seelische Not sind ein anhaltendes Thema in unserer Zeit und (be)treffen
Menschen jeden Alters.
Die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) im Kreis Euskirchen und die Abteilung
Gesundheit des Kreises Euskirchen möchten mit ihrer „Fachtagung seelische Krisen“ Sie als
Menschen im und um das Hilfesystem sowie alle Interessierte herzlich einladen.
Mit der Idee, diesen Begriff in Bezug zu setzen zu unserem gemeinsamen Alltag, haben wir
ein Programm aus Vorträgen und Workshops zusammengestellt mit dem Sie neue Einblicke
gewinnen, sich austauschen und mitdiskutieren können.
Unter „Bürgerservice – Quicklinks“ auf "Online - Anmeldungen Gesundheitswesen“ gehen. In dem Fenster „Aktuelle Veranstaltungen“ finden Sie – ggfs. durch klicken auf die gelben Pfeile – die 6 angebotenen Workshops.
Für die Buchung eines Workshops ist es erforderlich, dass Sie sich zuerst "registrieren“. Nach der erfolgreichen Registrierung erhalten Sie eine Bestätigungs - Email.
Hier bitte dem vorgegebenen Link folgen, der Sie für das weitere Verfahren „freigibt“.
Nun über den Button „anmelden“ in das System ein-loggen.
Erst hiernach ist es möglich, den von Ihnen ge-wünschten Workshop zu buchen (Warenkorb!).
Bitte melden Sie sich nur bei einem Workshop an, da die Anzahl der Plätze begrenzt ist !! Zur Bestätigung Ihrer Buchung erhalten Sie eine E-Mail mit den Veranstaltungsdaten.
Bitte bringen Sie diese Buchungsbestätigung mit zur Veranstaltung !
Die Anmeldung für die Workshops erfolgt
Online über die homepage des
Kreises Euskirchen!
www.kreis-euskirchen.de
Anmeldung Referentinnen/Referenten
Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft
(PSAG)
Friedrich Neitscher
FA für Psychiatrie und Psychotherapie, FA für Psycho-somatische Medizin und Psychotherapie
Dr. Dirk Arenz
Chefarzt der Abteilung für klinische Psychiatrie
und Psychotherapie des Marien-Hospitals Euskirchen
Dr. Christian Jost
Ltd. Oberarzt der Fachklinik Marienborn Zülpich
Dr. Martin Hellmann
Facharzt für Kinder-/Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Angelika Kalscheuer
Dipl.-Sozialarbeiterin der Fachklink Marienborn Zülpich
Ansgar Quiske
Dipl. Psychologe, LVR-Klinik Bonn u. Euskirchen
Benedikt Hörter
Dipl. Soz. Pädagoge der Abt. Jugend und Familie
des Kreises Euskirchen
Alexander Neubauer
Koordinator Flüchtlingshilfe des Caritasverbandes
für die Region Eifel e.V.
Sandra Errami und Jenny Unger
Psychiatrieerfahrene
Jörg Zerche
Psychiatriekoordinator der Abt. Gesundheit
des Kreises Euskirchen
Fachtag
Seelische
Krisen
21. September 2016
14.00 — 17.30 Uhr
Kreisverwaltung Euskirchen
Krisen und seelische Not sind ein anhaltendes Thema in unserer Zeit und (be)treffen
Menschen jeden Alters.
Die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) im Kreis Euskirchen und die Abteilung Gesund-heit des Kreises Euskirchen möchten mit ihrer „Fachtagung seelische Krisen“ Sie als Men-schen im und um das Hilfesystem sowie alle Interessierte herzlich einladen.
Mit der Idee, diesen Begriff in Bezug zu setzen
zu unserem gemeinsamen Alltag, haben wir ein Programm aus Vorträgen und Workshops
zusammengestellt mit dem Sie neue Einblicke gewinnen, sich austauschen und mitdiskutieren können.
Das regionale Netzwerk im Fokus,
freuen sich die Referentinnen und Referenten
aus der Euskirchener psychosozialen
Landschaft auf Ihre Teilnahme.
13.45 Uhr Ankommen/Stehcafé/ Möglichkeit zum Besuch der verschiedenen Infostände
14.00 Uhr Begrüßung: Friedrich Neitscher Vorsitzender der PSAG
Grußwort: Birgit Wonneberger-Wrede
Geschäftsbereichsltg. der
Abt. Gesundheit des
Kreis Euskirchen
Moderation: Jörg Zerche
Psychiatriekoordinator
im Kreis Euskirchen
14.15 Uhr Vorträge
1. Dr. Christian Jost
„Psychiatrische Hilfen bei seelischen Krisen“
2. Friedrich Neitscher
„Suizidalität - aus psychotherapeutischer Sicht“
15.00 Uhr - Pause -
15.20 Uhr Workshops 17.00 Uhr Plenum und Verabschiedung 17.30 Uhr Ende der Veranstaltung
Einführung Programm Workshops und Tagungsort
1. „Psychiatrisch-psychotherapeutische Krisenhilfe und Suizidalität“ (Friedrich Neitscher) 2. „Wenn die Systeme ihren Dienst beenden, haben Angehörige noch lange keinen Feierabend!“ (Angelika Kalscheuer) 3. „Notfallkoffer—Krisenhilfe als Selbsthilfe“ (Jörg Zerche, Sandra Errami und Jenny Unger) 4. „Psychische Krisen und Notfälle bei Kindern
und Jugendlichen“ (Ansgar Quiske, Benedikt Hörter, Dr. Martin Hellmann) 5. „Krisen von geflüchteten Menschen“ (Dr. Christian Jost / Alexander Neubauer) 6. „Trauma - Ambulanz , Menschen mit akuten Traumatisierungen“ (Dr. Dirk Arenz )
Workshops
Tagungsort:
Kreisverwaltung Euskirchen
Sitzungssäle, Jülicher Ring 32,
53879 Euskirchen
Ansprechpartner für Rückfragen:
joerg.zerche@kreis-euskirchen.de
sylvia.gehlen@kreis-euskirchen.de
Tel. : 02251- 15 478 oder 473
Fax.: 02251-15 497
Psychiatrische Hilfen bei seelischen Krisen
Dr. Christian Jost
Was ist eigentlich
eine „Krise“
Umgangssprachlich meint Krise eine gefährliche Entwicklung, Zuspitzung oder
Verschärfung oder eine Ausnahmesituation im gesellschaftlichen
oder individuellen Kontext
(Schnell & Wetzel 1999)
Der griechische Begriff „crisis“ bezeichnet einen Wendepunkt zu entweder
Gesundheit oder Tod
So auch verwendet in der Medizin:
als Moment im Verlauf der Erkrankung indem es zur beginnenden Heilung oder
radikalen Verschlechterung des Zustandes kommt.
Der chinesische Begriff (wuji) setzt sich aus zwei Zeichen Zusammen:
Gefahr und Chance
In der Krise kann auch eine Chance stecken…
Krise ist eine „Herausforderung, deren erfolgreiche Bewältigung mit einem gestärkten Selbstbewusstsein verbunden ist“.
(Burgess & Baldwin 1981, Basic Conceptsof Psychiatric-mental health Nursing)
Mit Krise also unter anderem einhergehend:
- Ausnahmesituation
- Höhepunkt, Wendepunkt
- Chance
- Gefahr
- Zuspitzung, Verschärfung
- Herausforderung
Heutige Definition von Krise (Berger & Riecher-Rössler 2004, Psychiatrisch-psychotherapeutische Krisenintervention)
1. Krise steht in Zusammenhang mit einem emotional bedeutsamen Ereignis oder mit einer bedeutsamen Veränderung der Lebensumstände
2. Es handelt sich dabei um einen akuten, zeitlich begrenzten Zustand,
3. der vom Betroffenen als bedrohlich wahrgenommen wird und der momentan seine Bewältigungsmöglichkeiten überfordert.
Für uns (Psychiater) also:
„Ein zeitlich befristetes Ereignis, das aus
einer akuten Überforderung durch
belastende äußere oder innere Auslöser
resultiert .“
(Simmich et al. In Suizidprophylaxe Jg. 27, 2000.
Nr.1 S13-18)
Die Krise kann Ausdruck oder Folge einer Erkrankung sein…
In der Krise kann eine Erkrankung sich erstmals offenbaren…
Aber nur weil jemand „in der Krise steckt“, ist er oder sie noch lange nicht psychisch krank!
Natürlich kann jede Diagnose in Zusammenhang mit einer Krise stehen…
Ein Beispiel sind psychisch reaktive Traumafolgen:
psychisch reaktive Traumafolgen:• Akute BLR ( Symptome unter einem Monat)
• PTBS– Akut (Symptome über einen Monat)
– Chronisch (Symptome über drei Monate)
– Mit verzögertem Beginn nach 6 Monaten
Komplexe PTBS
Andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung
Um einen Einblick darin zu bekommen,wie das psychiatrische System so etwaskategorisiert und diagnostiziert, nun kurzdie Akute Belastungsreaktion als typischerVertreter einer psychiatrischen Diagnoseim Rahmen von „Krise“
Unter einer akuten Belastungsreaktionwird eine deutlich ausgeprägte klinischeSymptomatik verstanden, die innerhalbvon Minuten bis einer Stunde nach einemaußergewöhnlich belastenden Ereignisauftritt und nach 8-48 Stunden wiederabklingt.
F43.0
• Sie umfasst Gefühle wie Betäubung und eine Einengung des Bewusstseins mit verringerter Aufmerksamkeit, kann sich aber auch in einer erheblichen motorischen Unruhe bis zu Fluchttendenzen äußern. (Evtl forensische Bedeutung)
• „Nervenzusammenbruch“(Lieb, Frauenknecht, Brunnhuber „Intensivkurs Psychiatrie und
Psychotherapie“
F43.0
Natürlich ist jede andere Diagnose, jedes andere Syndrom, einzelne
Verhaltensweisen eben, als krisenhafte Zuspitzung denkbar und spielt eine Rolle im psychiatrisch/psychotherapeutischen
Alltag!
Was Krisen „allgemein“ begünstigt, ist gut an den Risikofaktoren für eine „spezielle“
Diagnose, welche aus schwerer(en) Krise(n) resultiert ersichtlich…
... Risikofaktoren für die PTBS…
Reminder der Definition:
„Ein zeitlich befristetes Ereignis, das aus
einer akuten Überforderung durch
belastende äußere oder innere Auslöser
resultiert .“
(Simmich et al. In Suizidprophylaxe Jg. 27, 2000.
Nr.1 S13-18)
Objektive Risikofaktoren
• Art, Intensität und Dauer des Traumas
• Wiederholtes Ausgesetzt sein
• Ausmaß der psychischen Verletzung
• Durch Menschen verursachte Traumatisierung / Intentionalität
• Irreversibilität des erlittenen Verlustes
• Höhe der materiellen Schädigung
• Ständiges Erinnert werden / Triggerung / Reaktualisierung
Subjektive Risikofaktoren
• Unerwartetes Eintreten des Traumas
• Geringer Grad der eigenen Kontrolle über das Geschehen
• Schulderleben
• Ausbleiben fremder Hilfe
Individuelle Risikofaktoren
• Jugendliches oder hohes Alter
• Randgruppenzugehörigkeit
• Niedriger sozioökonomischer Status
• Mangelnde soziale Unterstützung
• Vorerkrankungen
• Familiäre Vorbelastung mit traumatischen Erfahrungen
So ist die Therapie/Hilfe einer jeden Störung, Diagnose, Erkrankung, eines jeden Syndroms, wie auch einer jeden
Krise individuell zu sehen!
Allerdings gilt allgemein zunächst für uns Psychiater und Psychotherapeuten:
...wir finden einen Namen (Diagnose, Syndrom)
...wir greifen auf Erfahrung/Ausbildung zurück und
...behandeln
...mit Medikamenten und/oder Psychotherapie
Grundlagen der Krisenintervention (nach Berger & Riecher-Rössler 2004)
1 - Schneller Beginn
2 - Zeitlich begrenzt
3 - Sicherheit für Betroffene und Umfeld
4 - Rasche Entlastung anstreben
5 - Sicherer Raum für den Ausdruck (auch heftiger) Emotionen
5 - flexible therapeutische Haltung (Zuhören bis Handeln)
6 - Klares Vorgehen mit klarer Kommunikation
7 - Behandlungsfokus auf Situation
8 - Einbezug von Ressourcen
9 – Planung einer Nachsorge
Ärztlicher (psychiatrischer) Bereitschaftsdienst 116117 (bundesweit)
Hier im Kreis im Notfall:
02251-900 Marienhospital Euskirchen
02252-530 Fachklinik Marienborn Zülpich
Erstversorgung, Zuteilung, Aufklärung, Planung und Durchführung von Behandlung.
Darüber hinaus finden sich zahlreiche Adressen im „Wegweiser seelische Gesundheit“.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit…
Fragen?
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
WHO: Weltweit 1 Million Selbsttötungen pro Jahr
Deutschland: 100 000 Suizidversuche pro Jahr10 000 Suizide pro Jahr (m/w 3:1), 27 pro Tag!Kreis Euskirchen (2013): 18w /6m Kontinuierliche Abnahme seit den 1970erJahren (20 000 pro Jahr), mit zunehmendem Alter steigt die Suizidrate bei beiden Geschlechtern, v.a. bei Männern.
Europa: Deutschland im Mittelfeld, bis zu 3x höhere Suizidratein den osteuropäischen Ländern, deutlich niedrigere Rate in den südeuropäischen Ländern.
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Suizidgefährdung als solche ist keine Krankheit, sondern Ausdruck einer Lebenskrise!
Besonders gefährdet sind:- Alleinstehende, Alte Menschen und Vereinsamte- Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige- Menschen nach Suizidversuchen in der Anamnese und/oder mit Suizidankündigungen
- Menschen mit Psychotischen Erkrankungen- Chronisch körperlich Kranke mit geringen Heilungsaus-sichten (z.B. Krebs-, Dialyse-, HIV-patienten, Körper-behinderte)
- Inhaftierte
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
- Kränkungen mit Beeinträchtigungen oder Verlust des
Selbstwertgefühls.
- Trennungs-/Verlustsituationen (Partner, Arbeitsplatz).
- Finanzielle/Materielle Probleme (Scham!).
- Verlust körperlicher Leistungsfähigkeit und Integrität.
- Abhängigkeit von anderen Menschen, z.B. durch
Erkrankung, Hinfälligkeit im Alter.
- Fehlende soziale Anerkennung, Würdeverlust,
(gekränkte Ehre, soziokulturelle Bedingtheit).
- Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Zentraler Aspekt: Selbstwertregulation !!
• Stabile innere Vorstellungen von sich selbst und anderen Menschen, Urvertrauen, das Gefühl, akzeptiert zu sein und sich geborgen zu fühlen, sind Voraussetzungen für die Entwicklung eines stabilen Selbstwertgefühls.
• Menschen, die entweder zu wenig Wärme erfahren oder damit überfüttert wurden bzw. von denen die Erfüllung elterlicher Ideale erwartet wird, entwickeln kein wahres Selbst.
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
• Ein Suizidversuch wie auch ein Suizid enthalten stets
eine Aggression gegen andere Menschen (Hass),
besonders gegen nahestehende (s. erweiterter Suizid).
• Nach tiefenpsychologischer Auffassung stellen
Depressionen stets die krankhafte Verarbeitung von
Verlusten oder Zurückweisungen dar, die als kränkend
erlebt werden und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen.
• Frühkindliche Verletzungen können lebenslang durch
besondere Abwehrleistungen (Erfolge in Schule, Sport,
Kunst, Beruf, Familie) kompensiert werden.
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
• Sie können aber im Alter erstmals zu einer Krise führen,
wenn durch äußere Ereignisse (Tod des Partners,
Berufsaufgabe, Nachlassen der körperlichen und
geistigen Fähigkeiten, Hilfsbedürftigkeit, Abhängigkeit
etc.) die frühen Verletzungen wiederbelebt werden und
die Bewältigungsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen.
• Nur wenn stabile verinnerlichte Beziehungen von sich
und anderen Menschen (Introjekte) vorhanden sind, ist
das Selbstwertgefühl auch im Alter nicht von real
verfügbaren anderen Menschen abhängig.
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Obwohl tiefenpsychologische wie verhaltenstheoretische Modellvorstellungen zur Entstehung der Suizidalität seit langem zur Verfügung stehen, werden die Aspekte der lebensgeschichtlichen Bedingtheit weitestgehend ausgeblendet.
Wie das Fallbeispiel zeigt, liegt der Fokus der Therapie auf der inneren Dynamik, die zur suizidalen Krise führt, und nicht alleine auf der krisenhaft erlebten äußeren Situation.
Folgende Schritte sind demnach unerlässlich:
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Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
•
• Suche nach dem kränkenden Anlass.
• Verknüpfung des kränkenden Anlasses mit lebens-geschichtlichen seelisch verletzenden Ereignissen.
• Herstellung des Zusammenhangs mit den aktuellerlebten Empfindungen von Hoffnungslosigkeit undBeförderung der Einsicht in verinnerlichte Verhaltens-und Beziehungsmuster.
• Die Begrenzung der therapeutischen Anstrengung auf die kurzfristige Bewältigung der Krisensituation ist alsonicht ausreichend.
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Die höchste Suizidgefährdung besteht nachweislich nicht während, sondern in den ersten drei Monaten nach einer Krankenhausbehandlung. (3:1).
Das begründet die Notwendigkeit einer tragfähigen Beziehung über den Krankenhausaufenthalt hinaus, auch in krisenhaften Phasen suizidalen Agierens, letztlich auch mit der Möglichkeit des Scheiterns.
Denn Suizidalität ist nicht ausschließlich Symptom seelischer Erkrankung, sondern auch eine Möglichkeit menschlichen Handelns.
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
9. PräventionDas zweifelnde Nachdenken über den Sinn des Lebens, das Empfinden von Sinnlosigkeit und Suizidgedanken sind weit verbreitet und jeder Mensch ist irgendwann so bedrückt, dass er – zumindest so – nicht weiterleben mag.
Neben suizidpräventiven Programmen wie dem Nürnberger Bündnis gegen Depression (2000) mit nachweisbaren Effekten reduzierter Suizidalität kann jeder einzelne zur Suizidvorbeugung beitragen.
Es ist ein Mythos, dass man durch entsprechende Fragen einen anderen Menschen überhaupt auf die Idee eines Suizids bringen könnte.
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Kontraproduktiv sind folgende Annahmen:
• Wer über Suizid spricht, tötet sich nicht.
• Suizide geschehen ohne Vorwarnung.
• Wer von Suizid spricht, will seine Mitmenschen nur
manipulieren.
• Einer Suizidandrohung mit den Worten begegnen
. „Dann mach` es doch.“
Fachtag Seelische Krisen – Euskirchen, 21. September 2016
Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
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Friedrich Neitscher, Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
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