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8/14/2019 Das Hohelied Salomos
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2 Andr Rademacher 06/2008
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Einleitung
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DAS HOHE LIED SALOMOS
von Hjalmar Ekstrm
Der Werdegang e iner See l e bi s zur Vermhlun g mit Chris tus
1983
Nachdruck 2004
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Einleitung
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EINLEITUNG
ie olgende Darstellung bezweckt nicht Aushrlichkeit und Allseitigkeit, sondern will Andeutun-
gen geben, das Hohelied au eine Art zu lesen. Es gibt andere vllig berechtigte Arten. Es muss nur
betont werden, dass das, was in dieser Darstellung den Einzelnen betrit, auch der Gemeinde gilt.
Das Hohelied Salomos ist in Bildersprache geschrieben, und in Bildern muss man davon reden, wenn man
seiner Verkndigung nahe kommen soll. Bilder sind dazu da, um das anzudeuten und so anschaulich wie
mglich zu machen, was r die gewhnliche Sprache zu hoch ist. Wenn sie diesen Autrag erllt haben,
haben sie genug getan. Wrde man sie weiter pressen, wrden sie irrehrend werden.
Das Hohelied, wie es hier dargestellt wird, schildert den Weg des Einzelnen mit Christus, oder richtiger:
Christi Weg mit dem Einzelnen ganz bis zum Ziel, der vlligen Vereinigung zwischen Ihm und der Seele. Da-
mit ist jedoch nicht gesagt, dass der Weg jedes Einzelner, in Einzelheiten mit dem Weg der Braut im Hohe-
lied bereinstimmt. Das Wesentliche ist r alle gemeinsam; in den Einzelheiten bleibt aber jeder Einzelne
ein individuelles Glied, und dieses gilt auch in Bezug au die Reihenolge au dem Weg der Entblung. Einer
mag von einer gewissen Sache in einem rheren oder spteren Stadium als ein anderer entblt werden,
ohne dass dies einen Unterschied in dem Ganzen ausmacht.
Weiterhin knnen einige einen kurzen und andere einen langen Weg bis zum Ziel haben, ohne dass deswe-
gen gesagt werden kann, dass der Weg des einen besser sei als der des andern. Von Bedeutung ist, wie tie in
die Demtigung hinein Gott einen Menschen hren kann.
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Inhaltsverzeichnis
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Inhalt sverzeichi s
Vorderseite
Einleitung
I Kapitel (Werbezeit)
II Kapitel (Verlobungszeit)
III Kapitel (Der innere Versammlungsort)
IV Kapitel (Verzehren des Eigenen, Weg der Entblung)
V Kapitel (Erweckung in der Nacht)
VI Kapitel (Auerstehungsleben)
VII Kapitel ( Der Brautstand, Zeit nach der Vermhlung)
VIII Kapitel (Wirken in der Welt- Bewohnerin der Lustgrten, Freunde)
Nachwort
Zusatz Hinweise aus dem GEJ au das Hohelied
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1 Kapitel (Die Werbezeit)
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Das 1 KapitelDie Werbezei t
1,1) Das Lied der Lieder von Salomo; so heit das Buch eigentlich. Man kann das Lied der Lieder au mehrere
Arten lesen, wir aber wollen uns mit dieser beassen: Christus und die Seele. Es ist also die Rede von dem
Einzelnen und Christus, vom Alleinsein der einzelnen Seele mit Ihm. Um berhaupt ein Verhltnis zu Chris-
tus zu haben, muss man von allem weltlichen Zusammenhang abgesondert und Auge zu Auge Ihm und den
geistlichen und himmlischen Wirklichkeiten gegenbergestellt sein. Mitten in der Welt und mitten in allem,
was einen solchen Menschen umgibt, kommt er in Kontakt mit einer neuen Welt. Er sieht nicht lnger die
Welt in der Welt, und nicht lnger den Himmel im Himmel, er sieht nur Ihn in der Welt und im Himmel. Er
selbst wird die neue Welt.
Der erste eil vom Lied der Lieder knnte man als die Werbezeit bezeichnen, in der die Braut r den Bru-
tigam angenehm gemacht wird. Die Einheit ist da im Werden, anangs schwach und wankend, obgleich sie
seitens der Braut sich stark erzeigen kann. Das ganze Lied der Lieder ist eine Schilderung, wie die Einheitzwischen der Seele und Christus, der Braut und dem Brutigam, heranwchst.
SCHLACHTER BIBEL 2000
Er ksse mich mit den Kssen seines Mundes!
Denn deine Liebeserweise. sind besser als Wein.
1,2) Hier spricht die Braut: Er ksse mich mit den Kssen seines Mundes. Es ist die erste Sehnsucht nach
Ihm, welche sich in dieser Bitte ausdrckt. Sie hat einen Blick in seine Herrlichkeit getan und sich von der
Lut einer andern Welt umweht gehlt. Sie hlt sich unwiderstehlich zu Ihm hingezogen; ihr Gehl glht
au, alles in ihr lut Ihm entgegen, um sich Ihm hinzugeben. Sie verlangt nach den Kssen seines Mundes.
Sein Mund bezeichnet hier das Wort. Das Wort ist sein Ausatmen, die Hingabe Seiner selbst an die Seele. Es
ist also in dem Wort, dass sie seine Ksse und den ganz innigen Umgang mit Ihm ndet, wonach sie verlangt.
Ksse bezeichnen ja eine Vereinigung, eine Vereinigung, welche danach trachtet, sich r den andern zu op-
ern, ganz in den andern einzugehen.
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1 Kapitel (Die Werbezeit)
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Die Liebe der Braut begehrt in dem Kssen ihr ganzes Sein r den Brutigam zu opern, das heit, sich in
Ihn einzugieen, in Ihm zunichte zu werden. Und die Liebe des Brutigams begehrt gleicherweise, in dem
Kssen sein ganzes Sein r sie zu opern, sich in sie einzugieen, in ihr zunichte zu werden. Oper begehrt
Oper. Sein Oper begehrt sie als ein Oper, das heit: Seine Liebe, welche Oper ist, ruht nicht, bevor sie die
Geliebte ganz zur Liebe, ganz zum Oper gemacht hat. Dies versteht sie noch nicht richtig, sie hlt nur ihre
Sehnsucht. Es ist ihr, als wre es nur sie, welche nach Ihm verlangt, aber in Wirklichkeit kann sie nicht nach
Ihm verlangen, bevor Er nach ihr verlangt hat. Es ist seine Liebe, welche im Ernst die ihrige net, welche
den ganzen Weg die ihrige hervorlockt. Alle Liebe ist die Seinige. Es gibt keine Liebe, welche nicht aus der
Seinigen iet. Obwohl sie dies noch nicht klar sieht, ahnt sie doch etwas davon und sagt: Denn deine Liebe
ist lieblicher als Wein.
Lieblich duten deine Salben; dein Name ist wie ausgegossenesSalbl:darum lieben dich die Jungrauen!
1,3) Lieblich an Geruch sind deine Salben, ein ausgegossenes Salbl ist dein Name; darum lieben dich die
Jungrauen. Das was der Braut begegnet, wenn sie mit dem Brutigam umgeht, ist wie ein Dut von einem
ernen Land. Der Dut kommt mitunter aus der Ferne und mitunter aus ihrer nchsten Nhe, aber, ob nahe
oder erne, hat er ein wunderbares Vermgen, au sie einzudringen und sie mit einer Lieblichkeit zu durch-
dringen, welche bewirkt, dass sich alles in ihr r Ihn weit net. Allein der Klang seines Namens ist wie ein
ausgegossenes Salbl, dessen starker Wohlgeruch sich um sie verbreitet, in sie eindringt und sie dazu an-
treibt, immer wieder an Ihn zu denken und von Ihm zu trumen. Deswegen, denkt sie, mssen alle Ihn lieb
haben. Aus ihrem - Alleinsein mit Ihm heraus steigt dieser Gedanke au. Alle haben teil an ihrem Verhltnis
zu ihm. Durch sie haben sie Eingang in ihre Gemeinschat mit Ihm. Sie ist allein mit Ihm und sieht keinen
andern als Ihn; aber in Ihm sieht sie, dass alle, die au ihren Weg kommen, gleichsam sich hinter ihr scharen
und eins mit ihr in der Liebe zu Ihm werden. Sie sieht dies in seinem Angesicht sich widerspiegeln und reut
sich.
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1 Kapitel (Die Werbezeit)
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Zieh mich dir nach, so lauen wir! Der Knig hat mich in seine Gemcher gebracht; wir wollen jauchzen
und uns reuen an dir, wollen deine Liebe preisen, mehr als Wein; mit Recht haben sie dich lieb!
1,4) Deswegen sagt sie: Ziehe mich, wir werden dir nachlauen. Sein Ziehen, welches ihr schon in mehreren
Arten begegnet ist, wird etwas unerhrt Bedeutsames r sie und r alle, welchen sie begegnet ist und noch
begegnet. Wenn Er sie zieht, lauen sie alle. Sie braucht dabei nicht eigentlich an die andern zu denken,
sondern blo an sein Ziehen. In dem Ziehen liegt nmlich dies: An andere zu denken und sie zu tragen, was
ntig ist. Sein Ziehen wird der Lebensnerv selbst in ihrem geistlichen Leben, und au diesem Ziehen wird
alles beruhen, sowohl r sie als durch sie r andere. Deswegen betet sie dies so viel umassende Gebet:
Ziehe mich. Alles in mir, sowohl mein Gutes als mein Bses, soll zu dir lauen, um da in Schutz genommen
zu werden. - Dieses ziehe mich wird ihr Gebet den ganzen Weg hindurch, sowohl im Weh als im Wohl, bis
dass sie vollendet, das endgltige Ziel erreicht hat. In dem Stadium, in dem sie sich jetzt bendet, sagt sie
ja zu dem Ziehen: Der Knig hat mich in seine Gemcher gehrt. Der Knig ihrer Seele und der Brutigam
ihres Herzens hat seine Gemcher in ihr eingerichtet, und dahinein hat Er sie gezogen, dass sie seine Gegen-
wart daselbst genieen mge.
Seine Gemcher bezeichnen seinen intimsten Raum, wo Er sich zurckzieht, um mit seiner Geliebten unge-
strt zu sein. Wir wollen rohlocken und deiner uns reuen, wir wollen deine Liebe preisen mehr als Wein,
sagt sie, obgleich sie vorher gesagt hat, dass es nur sie ist, weiche Er in seine Gemcher gehrt hat. Dies
bedeutet, dass alle, mit denen sie in Verbindung steht, mit ihr eingeladen sind (vergleiche: ziehe mich, wir
werden dir nachlauen), und sich ber Ihn reuen und seine Liebe mehr als Wein preisen, d.h. mehr als alles
andere, worber man sich reut, im Himmel und au Erden.
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Schwarz bin ich, aber lieblich, ihr Tchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars, 1 wie die Vorhnge Salomos2
Seht mich nicht an, weil ich so schwrzlich bin, weil die Sonne mich verbrannt hat! Die Shne meiner
Mutter zrnten mir, sie setzten mich zur Hterin der Weinberge; [doch] meinen eigenen Weinberg habe
ich nicht gehtet!
1,5-6) Die Braut wendet sich an ihre Umgebung, um ihr Verhltnis allein mit dem Knig, ihrem Brutigam,
zu verteidigen: Ich bin schwarz, jedoch anmutig, sagt sie. Seitdem sie in seine Herrlichkeit hineingeschaut
hat, hat sie sich im Vergleich zu Ihm schwarz beunden, und dadurch hat sie sich sogar im Vergleich mit al-
len andern schwarz beunden. Seine Herrlichkeit hat sie schwarz gemacht. Sie ist die Allerschwrzeste von
allen, die Elendeste. Wie kann Er sie dann vor andern lieben? Sie hat reudevoll das Geheimnis entdeckt:
Eben deswegen ist sie so schwarz, so elend geworden, weil Er sie so liebt. Die Schwrze kommt davon, dass
sie der Sonne so sehr ausgesetzt worden ist, sagt sie. Und die Sonne ist Er. Es ist eben die Glut seiner Liebe,
die sie so schwarz gemacht hat. Die Sonne seiner Liebe hat angeangen ihre eigene Schnheit zu verbrennen
und ihr eine zu verleihen, die ihr unbewusst ist, eine himmlische. Die himmlische Schnheit steht im Ge-
gensatz zu der irdischen, deswegen erscheint sie schwarz r den irdischen Anblick. Und eben durch diese
Schwrze wird die Braut aus ihrer irdischen Schnheit und Gte herausgenommen und abgesondert, gehei-
ligt r den Himmel und dessen Schnheit und Gte. Die Heiligen sind die Elenden und Schwarzen, welche
nichts bei sich selbst nden knnen, worin sie ruhen knnen, und die deswegen getrieben werden, alles bei
einem andern zu suchen.
Sie haben kein Dach, worunter sie Zuucht suchen knnen, und mssen daher die Barmherzigkeit der Son-
ne suchen. Und die Sonne erbarmt sich ihrer, indem sie ihnen die Schwrze gibt, weiche bewirkt, dass sie
mit Ihm Umgang haben knnen, und welche sie vor der Welt schtzt. Denn die Welt will nichts von solchen
wissen, die der Himmel schwarz gemacht hat, solche, welche unter dem Einuss der andern Welt sind.
1Die Zeltdecken der Araber waren aus schwarzen Ziegenhaaren.
2 Salomos kostbare Zeltbehnge waren bunt
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Aber innerhalb ihrer Schwrze ngt seine Herrlichkeit an auzuleuchten, denn da wohnt Er mit all seiner
Herrlichkeit. Seine ganze Liebe wendet sich dieser schwarzen Braut zu, seine Liebe, welche der beruss,
das berstrmen seines Herzens ist, das sich selbst zersprengen will, um in die Schwarze, die Elende, die
welche ganz Snde ist, hineinzuieen. Sie wird unendlich klein vor seiner unendlichen Gre. Sie kann
nicht zu klein, nicht zu sndig vor der Herrlichkeit werden, die ihr aus seinem Angesicht entgegenstrahlt.
Aber gerade diese Kleinheit ist gro vor Ihm; in diese kann Er einziehen und zu Hause sein.
Meiner Mutter Shne zrnten mir, bestellten mich zur Hterin der Weinberge. Ihre Mutter bezeichnet die
Welt; sie ist geboren und auerzogen als Kind der Welt, hat aber dem Ru des Knigs gehorcht, aus ihr hin-
auszugehen. Aber ihre Brder, die Shne der Welt, zrnen ihr, weil sie diesem Ru geolgt ist und mit Ihm
Umgang sucht, der nicht von dieser Welt ist. Sie wollen sie aus diesem Umgang herausreien und sie daran
hindern, im Himmlischen zu leben. Mit der Autoritt, die sie ber sie haben, setzen sie sie deswegen zur
Hterin der Weinberge, d.h. irgendetwas zu sein, was in der Welt von Bedeutung ist, z.B. weltliche Sitten und
weltlichen Glanz zu hten und zu pegen. Solche versuchende Autrge legt die Welt immer dem in den
Weg, der von dem Geistlichen ergrien worden ist. Aber hier gelingt es nicht. Sie lsst sich zur Hterin der
Weinberge setzen, aber sie wird doch nicht von der anderen Welt los: Meinen eigenen Weinberg habe ich
nicht gehtet; d.h. sie kann nicht von Ihm wegkommen, der ihr Herz (ihren Weinberg) ergrien hat. Wh-
rend sie den Weinberg der Welt htet, ist ihr eigener von diesem Herzensruber weggeraubt und wird von
Ihm gehtet.
Sage mir doch, du, den meine Seele liebt: Wo weidest du? Wo hltst du Mittagsrast? Warum soll ich wie
eine Verschleierte sein bei den Herden deiner Gehrten? Ist es dir nicht bekannt, du Schnste unter den
Frauen, so geh nur hinaus, den Spuren der Schae nach, und weide deine Zicklein bei den Wohnungen
der Hirten!
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1 Kapitel (Die Werbezeit)
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1,7-8) Sie macht Sklavenarbeit unter der Welt, aber ihr Herz ist anderswo. Die Welt kann nicht ihr Inneres
binden. Alles in ihr lut dem Brutigam entgegen. Sie verlangt nach Ihm und sucht Ihn. Wenn der Druck der
Welt ihr eine reie Stunde lsst, sucht sie Ihn auch durch uere Mittel, indem sie die Einsamkeit ausucht,
um Ihm dort zu begegnen. Und unterdessen spricht sie zu Ihm: Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo
weidest du, wo lssest du lagern am Mittag? Wenn sie Ihn dennoch nicht ndet, irrt sie umher mit einem
Herzen von Angst erllt, vor Liebe, und trit seine Freunde, wo sie ihre Herden hten, und sagt: Warum
sollte ich wie eine Umherirrende sein bei den Herden deiner Genossen?
Diese Freunde bezeichnen die Hirten r die Herden der Kirche, d.h. solche Hirten, die sich selbst, eigene
Macht und Erolg und Ehre neben Ihm suchen. Jeder von ihnen will sie in seine Herde und seinen Schastall
haben. Fr eine gewisse Zeit knnen sie sie wohl auhalten, aber das Herz lsst ihr keine Ruhe, sie muss zu
Ihm selbst kommen: Wenn du es nicht weit, du Schnste unter den Weibern, so gehe hinaus, den Spuren
der Herde nach, und weide deine Zicklein bei den Wohnungen der Hirten. Au diese Weise hin begibt sie
sich dann au den Weg, nachdem sie die Zicklein (ihre uere, notwendige Arbeit) bei den Wohnungen der
Hirten geweidet hat (im Schutz von den bestehenden religisen und brgerlichen Anordnungen), d.h. sie
setzt ihre uere Arbeit ort, ohne sich davon in ihrem inneren Wandel stren zu lassen! Sie olgt den Spuren
der Herde nach in der Welt. Die Herde besteht aus allen denen, welche durch die Zeiten in Wahrheit seine
Nacholger gewesen sind. Es ist also seine Spur in der Welt, welcher sie olgt, die Spur des Erniedrigungsle-
bens. Die r die Halbgeistlichkeit angepasste Geistlichkeit der Welt will jetzt nichts von ihr wissen. Sie ist
zu gering r die eine, uerliche Frmmigkeit der Welt. Sie hat aber keine Zeit r uerliche Frmmigkeit
und geistliche Manieren, weil sie durch die Gebiete in den Spuren des Erniedrigungslebens eilt, und dadurch
an dem ueren ihrer Seele von Staub und Schlamm beschmutzt und von Gestrpp und Dornen zerrissen
wird. Sie passt nicht in die respektable, geistliche Gesellschat. Sie wird einsam im ueren, so wie sie im
Inneren einsam ist, allein mit dem Brutigam, wenn sie Ihn endlich ndet.
Einer Stute am Wagen des Pharao vergleiche ich dich, meine Freundin!
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1 Kapitel (Die Werbezeit)
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1,9) Schnell lauend kommt sie zu Ihm, und deswegen sagt Er: Einem Rosse an des Pharao Prachtwagen ver-
gleiche ich dich, meine Freundin. Sein Herz iet ber vor Liebe, wenn Er sie so beschmutzt und zerrissen
von dem Wege sieht. Die Spuren des mhsamen Weges haben sie r Ihn nur um so schner gemacht. Jede
einzelne Linie und jede einzelne Bewegung der Gestalt ihrer Seele sind schn.
Deine Wangen sind lieblich in den Kettchen, dein Hals in den Perlenschnren!
1,10) Er sieht die innere Schnheit ihrer Liebe durch ihr bel zugerichtetes uere hervorstrahlen. Der in-
nere Schmuck sind die Kettchen und die Perlenschnre, die Er hoch schtzt, und es sind gerade die Mhen
des Weges, welche ihr diese verschat haben.
Wir wollen dir goldene Kettchen machen mit silbernen Punkten!
1,11) Aber Er will ihr noch schnere Schmucksachen geben: Goldene Kettchen mit Punkten von Silber. Gold
bezeichnet gttliche Gte und Liebe; Silber gttliche Wahrheit und Weisheit. Dieser Schmuck ist nicht der
ihrige, sondern der Seinige, und er bleibt der Seinige, auch wenn sie Besitzerin desselben wird. Sie bekommt
ihn als inneren, r die Menschen unsichtbaren Schmuck, aber er strahlt dennoch seinen verborgenen Glanz
in ihre Umgebung hinaus und wirkt au die Menschen. Er und die ganze himmlische Welt schauen ihn und
reuen sich darber.
Solange der Knig an seiner Tael war, gab meine Narde ihren Dut.
1,12) Wenn der Knig sie so geschmckt hat, und sie gewaschen und gekleidet worden ist, hrt Er sie zu
dem Fest hinein, das Er r sie bereitet hat. Sie sagt: Whrend der Knig an seiner ael ist, gibt meine Narde
ihren Dut. Narde bezeichnet Hingabe. Die Hingabe ist der Inbegri von allem, was von der iee der Seele
heraus dem Brutigam entgegendutet.
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1 Kapitel (Die Werbezeit)
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Es ist der Inbegri von allem, was sein Wesen in ihr erweckt hat, und was Er ihr also gegeben hat. Es gehen
Wellen von Dut zwischen Ihm und ihr, und diese Wellen erhhen die Feuer der Herzen. Der Dut ist das
Feinste von allem, das Verborgenste und Ergreienste, das Schwchste und das Strkste, das Ungreibarste
und Allerlieblichste zwischen zwei Liebenden.
Mein Geliebter ist mir ein Myrrhenbschel, das zwischen meinen Brsten ruht.
1,13) Sie sagt: Mein Geliebter ist mir ein Bndel Myrrhe, das zwischen meinen Brsten ruht. Es ist hier ein
wortloses Gesprch zwischen ihnen. Der Dut ist die Mitteilung. Ihr Nardendut geht zu Ihm und sagt das
Seinige, und sein Myrrhendut geht zu ihr und sagt das Seinige. Er wohnt in ihr und redet dort zu ihr mit
seinem Dut. Die Myrrhe ist bitterlieblich. Sie bezeichnet die Krat zur Liebe, die Krat, die aus Leiden und
Kreuz besteht. Die Liebe ist ein Leiden, ein bitterliebliches Leiden und Sterben r einander. - Sie ist noch
nicht seine Braut, sie ist blo dabei, zubereitet zu werden. Deswegen hat sie Ihn in sich als ein Bndel Myr-
rhe, sie dar Ihn noch nicht in anderer Weise besitzen.
Mein Geliebter ist mir wie ein Bschel der Cyperblume1. in den Weinbergen von En-Gedi!
1,14) Sie hrt ort: Eine Zypertraube ist mir mein Geliebter, in den Weinbergen von Engedi. Es ist immer noch
der Dut, wovon die Rede ist, der Dut, der zugleich enternt und intim ist. Er kommt von dem Geliebten, der
zwar enternt, aber dennoch in ihrem Inneren nahe ist. (Sie ist ja nur in ihrem Inneren zu Ihm gekommen
und eiert mit Ihm das Fest). Sie ist noch weit von der eigentlichen Vereinigung enternt, aber der Dut von
Ihm dringt zu ihr hin und bringt in ihrem Inneren eine knospende Vereinigung des Ziehens, welche macht,
dass alles in ihr zu Ihm gezogen und gesogen wird; in einer zarten, scheuen und schchternen Weise.
Siehe, du bist schn, meine Freundin, siehe, du bist schn; deine Augen sind [wie] Tauben!
1 Eine Panze mit traubenrmigen Bltenbscheln
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1 Kapitel (Die Werbezeit)
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1,15) jetzt antwortet Er in ihrem Inneren: Wie bist du schn, meine Geliebte! Wie bist du schn! Die Hingabe
strahlt aus ihrem ganzen Wesen hervor und bringt eine herzergreiende und bezaubernde Schnheit an ihr
zustande. Alles wird strahlend, ihr Wesen sowie ihre Worte. Alles an ihr erzeugt Schnheit, eine Schnheit,
deren Ursprung Er ist. Er opert ihr seine Schnheit. Er entblt sich selbst all seiner Schne, gibt sie ihr
und sieht sie diese ausstrahlen. Und Er, der Erhabene und Reine und Heilige, steigt zu ihr in ihre iee hinab,
und - betet sie an: Wie bist du schn! Deine Augen sind auben. Die einltige, aber mchtige Schnheit der
Unschuld strahlt Ihm aus ihren Augen entgegen (eine Unschuld, die von der Unschuld herkommt, die Er ihr
erwarb, als Er sie vom Verlorengehen mit seinem heiligen und unschuldigen Blut reikaute).
Siehe, du bist schn, mein Geliebter, und so lieblich! Ja, unser Lager ist grn.
Zedern sind die Balken unseres Hauses, Zypressen unsere Telung.
1,16-17) Sie antwortet: Wie bist du schn, mein Geliebter! Ja, holdselig bist du! Nun opert sie Ihm ihre emp-
angene Schnheit. Anbetend steigt sie aus ihrer iee zu seiner Hhe hinau und opert Ihm wieder all das,
was Er ihr gegeben hat. Sie kann nichts r sich selbst behalten, alles muss Sein sein. Er hat sie mchtig
gemacht, Ihm Schnheit und Lieblichkeit zu geben, sie, welche in sich selbst eitel Hsslichkeit und Wider-
lichkeit ist. So opern sie einander Schnheit und Lieblichkeit. Der Ball der Schnheit und Lieblichkeit wird
in diesem Ballspiel zwischen ihnen hin- und hergeworen. Ja, unser Lager ist risches Grn, sagt sie. Es ist
ein Bild von den grnen Auen der Ruhe, welches ihr vor Augen steht. Das Ruhelager ist risch und grn du-
tend; eine lebendige Ruhe, wo die Ruhe Wirken, und das Wirken Ruhe wird, wo die Lieblichkeit wchst und
wchst. - Die Balken unserer Behausung sind Zedern, wo der Brutigam in ihrem Innersten verborgen ist,
und wo sie Umgang pegen und lieben. Zedern- und Zypressenholz sind dutende Hlzer. Es ist wiederum
der Dut, wovon die Rede ist. Dies zeigt, welch groe Bedeutung er hat, und au welchen einen, geheimnis-
vollen Wegen er, von allen Seiten die beiden umstrmend, au sie eindringt und ihnen Ruhe und Frieden
gibt. Aber diese Hlzer sind auch stark und schn. Die Schnheit und die Geborgenheit haben eine gleich
groe Bedeutung wie der Dut. Sie, die von Natur wie eine scheue aube ist, hlt sich jetzt in innerer Weise
von Geborgenheit umgeben, und ihr Schnheitshunger, sowohl der ihrer Augen als ihrer brigen Sinne, istgesttigt.
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2 Kapitel (Die Verlobungszeit)
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Das 2 KapitelDie Verlobungszeit
Ich bin eine Narzisse von Saron, eine Lilie der Tler.
2,1) Das Vorhergehende haben wir die Werbezeit genannt. Das nun olgende wollen wir die Verlobungszeit
nennen, um damit zu bezeichnen, dass das Verhltnis in eine neue Entwicklungsstue getreten ist, die eine
estere Vereinigung mit sich bringt, aber doch nicht die vollkommene, nmlich die eheliche. - Die Braut
sagt: Ich bin eine Narzisse Sarons, eine Lilie der ler. Wegen all der Liebe, deren Gegenstand sie ist, hlt
sie ihre Unwrdigkeit um so mehr. Jedoch kann sie nicht verleugnen, dass sie von Wert r Ihn ist. Sie ist
eine Blume, obgleich eine geringe. Sie ist eine Narzisse Sarons. Es gibt nichts Bemerkenswertes an ihr. Saron
ist auch nichts Besonderes, blo eine Ebene, aber eine Ebene, die weger! ihrer Flle von Blumen bekannt
war. Ein e Blume in der Menge der Blumen zu sein, heit gewiss eine geringe zu sein. Eine Lilie unter allen
Lilien im ale (das Niedrige) ist nichts Besonderes. Wer sollte wohl gerade au sie schauen? Als solche muss
sie davon abstehen, von den vielen gesehen und von ihnen bewundert zu werden. Sie muss dem Verlangenentzogen werden, sich auszuzeichnen und etwas unter den Menschen zu bedeuten. Deswegen ist es auch
ein unassbares Wunder und eine berwltigende Gnade, dass Er seine Blicke au sie geworen hat. Aber
eben dies macht aus, dass sie sich geringer als alle anderen empndet, und dass sie danach streben muss,
die Gewhnlichste von allen zu sein. Es gibt nichts, was einen Menschen dermaen in den Staub beugt, als
die Gnade. Sie erhht sie, und eben damit entkleidet sie sie aller ihrer eigenen Vorzge. Sie sehnt sich nicht
einmal nach irgendeinem Vorzug.
Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Tchtern!
2,2) Der Brutigam antwortet: Wie eine Lilie inmitten der Dornen, so ist meine Freundin inmitten der ch-
ter. Er nimmt ihre Worte au, aber Er erhebt sie, so dass sie einen andern Inhalt bekommen. In ihren Worten
und in ihrem Wesen hat sie sich neulich von jedem Vorzug entkleidet gezeigt. Ja, sagt Er, entkleidet bist du
eine reine, liebliche, dutende Lilie, eine Einzige, mitten unter Dornen.
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2 Kapitel (Die Verlobungszeit)
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Die andern, die meinen, sie seien Lilien, welche sich ber die Menge erheben, sind Dornen, denn sie wan-
dern ihre eigenen Wege und wollen selbst leuchten. Sie wollen die Lilie r sich rauben, dadurch dass sie
selbst die Einzige sein wollen; deswegen stechen und reien sie die Lilie bei andern.
Wie ein Apelbaum unter den Bumen des Waldes, so ist mein Geliebter unter den Shnen! In seinem
Schatten sa ich so gern, und seine Frucht war meinem Gaumen s.
2,3) Sie antwortet: Wie ein Apelbaum unter den Bumen des Waldes, so ist mein Geliebter inmitten der
Shne; ich habe mich mit Wonne in seinen Schatten gesetzt, und seine Frucht ist meinem Gaumen s.
Er ist ein Baum des Lebens unter den Bumen des odes. Alle andern sind Diebe und Ruber und Mrder,
alle, die in ihrer geistlichen Verkndigung sich selbst suchen und etwas Groes in der Welt durch sie wer-
den wollen. Sie sind den Dornen zu vergleichen. Aber Er ist ein Baum, der sich selbst als Speise und rank
gibt, und Schutz gibt gegen alles was schaden kann. In dem Schatten dieses Baumes will sie sitzen und sich
von dem Dut des Ewigen umweht hlen. Da ndet sie Ruhe und Frieden. Da ndet sie himmlische Frucht,
womit sie sich nhrt (die Frucht seines Werkes au der Erde.) Er selbst ist das Brot und der Wein, wovon sie
lebt, und lieblich sind sie in ihrem Munde. Sie wird berauscht von diesem Essen und rinken, und pltzlich
ndet sie sich in den Weinsaal hineingehrt, den r alle oenen Saal der Freude, den Saal der Honungen
und rume.
Er hrte mich ins Weinhaus, und die Liebe ist sein Banner ber mir.
Strkt mich mit Rosinenkuchen, erquickt mich mit peln; denn ich bin krank vor Liebe!
2,4-5) Er hat mich in das Haus des Weines gehrt, und sein Panier ber mir ist die Liebe, sagt sie. Er selbst ist
es, der sie da hineingehrt hat, und Er selbst ist der berauschende Wein, der sie aus sich selbst hinaus und
in seine Arme hrt. Sie ist dabei, von allem eigenen Guten entkleidet zu werden, denn durch den Genuss
dieses Weins verliert sie alles Denken an sich selbst und alles Achtgeben au ihr Eigenes. Sie kann sich da nur
Ihm hingeben. Sie wird entblt, und dieses macht sie matt, hilos und ngstlich.
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2 Kapitel (Die Verlobungszeit)
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Sie verschwindet mehr und mehr vor sich selbst, und dieses rut Schwindel bei ihr hervor, einen Schwindel,
der nur Hile in der Hingabe an Ihn nden kann. Aber dies ist noch kein Zustand bei ihr, es ist etwas Vor-
bergehendes, nur ein Vorgeschmack von einem kntigen, bestndigen Zustand, der dem gegenwrtigen
nicht in allem gleicht. Bei all diesem Eigentmlichen und Wunderbaren, das ihr hier geschieht, hlt sie sich
ruhig, weil seine Liebe, sein Panier ber ihr ist. - In ihrer Mattigkeit und Hilosigkeit sagt sie: Erquicket mich
mit raubenkuchen, strket mich mit peln; denn ich bin krank vor Liebe. Wenn all das, was in der Welt
ihre Selbstachtung strkt, r sie verschwindet, hlt sie sich krank; es ist die Liebe, die sie dahingebracht
hat. Aber vor Liebe krank zu sein ist ein Reichtum, hher als all das Verlorene, und sie, welche krank ist vor
Liebe, wird auch von der Liebe erquickt und gestrkt, wenn sie die Frchte seiner Liebe isst und trinkt.
Er lege seine Linke unter mein Haupt und umarme mich mit seiner Rechten! Ich beschwre euch, ihr
Tchter Jerusalems, bei den Gazellen oder den Hindinnen1 des Feldes: Erregt und erweckt nicht die Lie-
be, bis es ihr gellt!
2,6-7) Die Liebe, welche sie zu der uersten Ohnmacht gebracht hat, gibt ihr jetzt Ruhe an seinem Busen.
Sie kann auatmen in der leben gebenden Liebe, welche von Ihm in sie hineinstrmt und von ihr zurck in
Ihn. Aber noch kann die Liebe durch ihre Umgebung beunruhigt und gestrt werden; denn noch kann sie
nur hin und wieder mit dem Geliebten zusammen sein. Die Geistlichkeit der Welt, die Geistlichkeit von un-
ten her, geht gleichsam ein und aus bei ihr, auch wenn sie mit Ihm zusammen ist; und sie eht ihre Vertreter,
die chter Jerusalems an, die Liebe nicht zu beunruhigen noch zu stren, bis sie selbst erwachen will. Sie
beschwrt sie, dass sie mit Ihm allein sein mchte, damit sie Ruhe in seinen Armen nden kann, um darin
einzuschlaen. Fr eine Weile dar sie das. Fr eine Weile geniet sie die Sabbath-Ruhe, welche darin be-
steht, dass alle Verantwortung und alle ihre Sorgen au Ihn gelegt sind, indem Er sie trgt.
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poetische Bezeichnung r Hirschkhe.
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2 Kapitel (Die Verlobungszeit)
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Aber diese augenblickliche Sabbath-Ruhe brgt dar, dass sie im Glauben darau vertrauen kann, dass Er
sie weiterhin durch alles tragen wird, den ganzen Weg bis zum Ziel. Whrend solcher Stunden ist sie so
klein, Ihm so berlassen, so unterworen, so still, als wre sie schon am Ziel- angelangt.
Da ist die Stimme meines Geliebten! Siehe, er kommt! Er springt ber die Berge, er hpt ber die H-
gel!
2,8) Zwischen den Versen 7 und 8 ist eine Pause in der Zeit. Whrend dieser Pause ist der Brutigam abwe-
send gewesen, was ihr viele ngste verursacht hat, viele Zweielsgedanken und brennende Drre der Seele.
Aber Er hat mit allem, was Er sie durchmachen lsst, seine Absicht. Es gibt keine und kann keine einzige
Sache in ihrem Leben geben, die nicht ein Glied in der Kette ist oder wird, welche zu der vollkommenen
Vereinigung mit Ihm hinleitet. Wenn sie nach dem siebten Vers erwachte und sich verlassen and, trieb sie
seine Abwesenheit dazu, in sich zu gehen, und Ihn aus neue in ihrem Herzen zu suchen. Fr einige Augen-
blicke hat Er sich dann in ihrem Insichzurckgezogensein nden lassen, aber dann hat Er sich r sie wieder
verborgen. In dieser Zwischenzeit hat sie zwischen Honung und Furcht pendeln mssen. Ihr Herz hat sich
verirrt gehlt. - Nun kommt Er wieder, aber nicht wie vorher in ihr, sondern von auen um sie herum. Sie
hrt ihn au sich zulauen, und sie jauchzt: Horch, mein Geliebter! ber Berg und Hgel, ber alle Hindernis-
se kommt Er zu ihr. Sie sieht Ihn, und Er wird grer als alle Berge und Hgel, grer als alles, was hindern
kann, sowohl auerhalb als innerhalb von ihr
Mein Geliebter gleicht einer Gazelle oder dem jungen Hirsch. Siehe, da steht er hinter unserer Mauer,
schaut zum Fenster hinein, blickt durchs Gitter.
2,9) Schnell und schn wie eine Gazelle oder ein junger Hirsch ist Er, und nun steht Er da, auerhalb der
Wand ihres Hauses. Ihr Haus bezeichnet den ueren Menschen. Er steht auerhalb und schaut au ihn In-
neres hinein. Durch diesen Blick dringt Er in sie hinein, obgleich Er auerhalb ist. Sie sieht Ihn jetzt sowohl
in ihrem Innern, wo sie sich zurckgezogen hat, als auch auerhalb stehen, wenn sie aus sich heraustritt.
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Aber dadurch erscheint Er ihr wie geteilt. Sie kann Ihn nicht ganz und vllig besitzen, obgleich Er so nahe,
ja sogar in ihr ist. Sie bendet sich hinter Fenstern und Gittern. Sie ist eine Geangene, und nur durch das
Gitter kann sie Ihm begegnen. Aber Er will sie bereien.
Mein Geliebter beginnt und spricht zu mir:
Mach dich au, meine Freundin, komm her, meine Schne!
2,10) Er sagt: Mache dich au, meine Freundin, meine Schne, und komm! Sie dar Ihn jetzt nicht lnger ganz
und ungeteilt in der Zurckgezogenheit besitzen. Er ist nicht lnger nur in ihr, sondern auch (und vorzugs-
weise) auerhalb. Sie dar nicht nur in den engen Grenzen ihres Hauses bleiben. Er ldt sie ein, hinaus zu
Ihm in sein Land zu kommen. Sein Land ist das Himmlische, und zudem hat Er eine himmlische Wohnung
r sie, himmlische Landschaten und himmlischen Umgang. Und dieses Himmlische bendet sich auch
mitten in der Welt, und ist das Wesen selbst in allem, was es gibt. Wenn Er sie nicht da hinaus bekommen
kann, bleibt sie zurck in dem Irdischen, in der Geistlichkeit von unten her, stehend unter den chtern
Jerusalems, und verliert die geistlichen Schtze.
Denn siehe, der Winter ist vorber, der Regen hat sich au und davon gemacht;
2,11) Denn siehe, der Winter ist vorbei, der Regen ist vorber, er ist dahin. Es gibt zwei Arten von Winter r
sie, einen ueren und einen inneren. In dem Stadium, in dem sie sich jetzt bendet, ist es Sommer in ihrem
Inneren, wenn der Winter im ueren herrscht; und Winter in ihrem Inneren, wenn Sommer im ueren
ist. Vorher war Sommer in ihrem Inneren, und da hat sie sich in der Zurckgezogenheit mit Ihm gereut.
Aber jetzt ist Winter in ihr, und Er rut sie zu dem Sommer auerhalb in sein Land hinaus, damit sie sich
dort mit Ihm reuen soll. Alles in diesem Land ist r sie bereit. Alles steht wie zum Fest geschmckt. Sie hat
nur seine Hand zu assen und hinauszutreten.
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die Blumene zeigen sich au dem Land, die Zeit des Singvogels ist da, und die Stimme der Turteltaubeng
lt sich hren in unserem Land am Feigenbaum rten sich die Frheigen, und die Reben verbreiten
Bltendut komm, mach dich au, meine Freundin; meine Schne, komm doch!
2,12-13) Er mahnt lockend und bewegend: Die Blumen erscheinen im Lande, die Zeit des Gesanges ist ge-
kommen, die Stimme der urteltaube lsst sich hren in unserem Lande. Der Feigenbaum rtet seine Fei-
gen, und die Weinstcke sind in der Blte und geben Dut. Dieses ganze wunderbare Gemlde malt Er vor
ihr inneres Gesicht, damit es ihr Begehren erwecken soll, hinauszukommen, um die Wirklichkeit zu genie-
en. All das Wunderbare drauen ist sein, aber es ist sein, damit es ihr eigen werden soll. Wenn sie nicht
die Besitzerin davon wird, kann Er keine Freude daran haben. Seine Blumen, Weinstcke, Feigenbume,
urteltauben - es ist dies und vieles andere, wovon sie Besitzerin werden soll, ja, sie besitzt es schon, aber
sie besitzt es und soll es auerhalb ihrer selbst, in Ihm besitzen. All dies blht und wird rei, damit sie in
und von Ihm und seinem Land leben soll. Aber all dies ist vllig neu r sie, ein neues Land, eine neue Welt,
welche sie nicht kennt. Sie vertraut wohl darau, dass es so ist, wie Er sagt, und dass sie sich ruhig von Ihm
dort hinaushren lassen kann, und dass sie dort auch alles bekommen wird, was sie braucht. Aber dennoch
steigt ein Zweiel in ihr au, und sie widerstrebt au unerklrliche Weise. - Er mahnt wiederum: Mache dich
au, meine Freundin, meine Schne und komm! Aber es ist, als wre sie sein Gegner, sie kommt nicht.
Meine Taube in den Felsenklten, im Versteck der Felsenwand la mich deine Gestalt sehen, la mich
deine Stimme hren! Denn deine Stimme ist s, und lieblich ist deine Gestalt.
2,14) Sie scheut sich, sie wagt sich nicht aus ihrem Versteck hinaus. Sie ist ergrien von Furcht vor all dem
Ungeahnten, das ihr in seinem Land begegnen kann. Sie ist unassbar urchtsam, dass sie sich dort selbst
ganz verlieren soll. Er bittet sie dann eindringlich: Meine aube im Geklt der Felsen, im Versteck der Fels-
wnde, lass mich deine Gestalt sehen, lass mich deine Stimme hren, denn deine Stimme ist s und deine
Gestalt ist anmutig. Du, meine aube, meine einltige, die du dich so wohl verschanzt hast, lass mich we-nigstens dein Angesicht sehen und deine Stimme hren, bevor ich gehe.
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Ich brauche das sowohl um meinetwillen - denn deine Stimme ist so lieblich, und dein Angesicht so anmu-
tig - als um deinetwillen - denn ich muss sehen, ob du innerlich im Herzen von der Hingabe so ergrien bist
und von der Unterwerung (d.h. von der Liebe), dass du trotz deines jetzigen Widerstands nicht wieder rei
werden kannst. Du bist es, und das ist r mich im Augenblick genug. Ich komme wieder, wenn dir die Fchse
oenbar geworden sind; die Fchse, die im Inneren meiner Geliebten Verheerung anrichten, die leicht sich
vermehren und die Weinberge r dich in meinem Land, deine und meine Weinberge, zerstren knnten.
Fangt uns die Fchse, die kleinen Fchse, welche die Weinberge verderben; denn unsere Weinberge ste-
hen in Blte!
2,15) Die Fchse bezeichnen die tausend und abertausend listigen Knie, wodurch die Seele sich aus der
Unterwerung ziehen und dennoch den Brutigam behalten will , sich aus der Entblung ziehen und den-
noch ans Ziel kommen will. Ihr selbst unbewusst, will sie Ihn als Mittel verwenden, statt Ihn ihr Ziel sein
zu lassen. Die ganze Welt, auch die religise, ist voll von solchen Fchsen, und berall wird die Braut von
ihnen und ihren Versuchungen angetastet. Sie gehen ein und aus bei ihr. Und die kleinen Fchse sind die
schlimmsten, weil sie sich leichter in ihrem Inneren verbergen knnen. Sie schaden ihrer inneren Brautstel-
lung. Dies sieht sie wohl; aber wie sehr sie auch versucht, sie zu angen, und die Hile anderer anrut, es
gelingt ihr nicht. Der einzige, der sie angen knnte, ist Er; aber das Eigentmliche ist, dass Er, an statt sie
zu angen, die Fchse bei ihr sich auhalten lsst. Die Sache ist die: Er lsst a u c h die Fchse dem Werk in
ihr, dem Werk der Entblung dienen. Sie sollen ihr schaden, bis dass sie zum ode gehrt ist, dem od vor
dem ode, welcher die vllige eheliche Vereinigung zwischen ihr und Ihm ist. Bis dahin brauchen sie nur
r sie oenbar zu werden, und sie braucht nur in den Staub unter sie zu sinken und ihr Werk tun zu lassen.
Sie muss in Regungslosigkeit unter alles niedersinken. Nur so wird sie rei von allem Bsen und kommt zum
Genuss alles Guten. Nur so kann Er sie bis zum Ziel ganz hindurchhren.
Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein, der unter den Lilien weidet.
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2,16) Der Brutigam ist weg, aber sein Besuch hat ihr die Gewissheit gegeben, dass alles ortschreitet, wie es
soll. In dieser Zeit ist sie gewiss, Ihn zu besitzen und die Seinige zu sein, auch whrend seiner Abwesenheit.
Mein Geliebter ist mein und ich bin sein. rotz ihres Widerstands ist sie die Seinige. Ihr Herz sagt ihr, dass
sie nichts im Himmel noch au Erden von Ihm scheiden kann, dass ihn nichts davon abhalten kann, wieder-
zukommen und alle Hindernisse r die vollkommene Vereinigung und allen unbegreiichen Widerstand
hinwegzurumen.
Bis der Tag khl wird und die Schatten iehen, kehre um, mein Geliebter, sei gleich der Gazelle oder dem
jungen Hirsch au den zerklteten Bergen!
2,17) Sie erwartet Ihn also mit Ruhe. Er hat sie rei gelassen, um sich von ihrer Furcht zu erholen, welche sie
ergri, als Er sie in sein Land hinausziehen wollte. Und sie hat Ihn reigelassen, um au den Hgeln (all das
Groe und Schne und Himmlische, wo Er sein Wesen hat) umherzustreien, in der Honung, dass Er wie
vorher am Ende in ihr Innerstes hinein zurckkommen und dort mit ihr Umgang pegen werde.
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Das 3 Kapitel(Der innere Ver sammlungsort)
Au meinem Lager in den Nchten suchte ich ihn, den meine Seele liebt; ich suchte ihn, aber ich and ihn
nicht.
3,1) Die Zeit vergeht, und Er ist nicht wiedergekommen. Er hat bezglich des Versammlungsortes ihr nicht
entgegenkommen wollen. Sie hat sich davor gerchtet, sich selbst zu verlieren, wenn sie sich in diese an-
dere Welt, in sein Land, htte hineinziehen lassen. Sie wei wohl, dass sie Ihn da bekommen wrde, denn
nicht Ihn rchtete sie zu verlieren, sondern sich selbst. Sie berlegt also: Was hilt es mir, dass ich Ihn da
bekomme, wenn ich dadurch mich selbst und meiner Mutter Haus (mein weltliches Heim) verliere? Ich habe
ja dann nichts, worin ich Ihn besitzen kann. Ich bin ja dann von allem in mir selbst und in meiner Umgebung
entblt, wodurch ich Ihn empnden und mich der Vereinigung mit Ihm erreuen knnte. Aber wenn sei-
ne Abwesenheit sich in die Lnge zieht, kann sie dennoch nicht lnger warten. Alles in ihr sehnt sich nach
Ihm, den sie mehr als ihr eigenes Leben liebt. Dann sucht sie Ihn in den stillen Stunden, welche sie in der
Nacht hat, sucht Ihn in sich, in dem Innersten ihrer Seele, als dem alten Versammlungsort, ndet Ihn aber
nicht. Sie ndet nur seine Abwesenheit, und dieser Zustand ist bitter, drre und bengstigend. Aber nach
und nach ngt seine Abwesenheit an, sie etwas zu lehren und mit ihr zu handeln. Sie macht sie von ihrem
inneren Versammlungsort los, wo Er ihr vorher so lieblich begegnete.
Dieser Versammlungsort liegt jetzt zerstrt und wst. Sie ndet da nichts anderes als reulosigkeit. Die Zu-
rckgezogenheit, welche vorher so voll von Freude und Leben und Frieden im Umgang mit Ihm war, bereitet
ihr jetzt Unruhe und Angst. Sie sagt: Au meinem Lager in den Nchten suchte ich, den meine Seele liebt;
ich suchte ihn und and ihn nicht. Sie ndet keine Ruhe in der Ruhe. Sie sucht Ihn da, sie sucht Ihn in der
inneren Stille, aber sie ndet Ihn nicht.
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Ich will doch austehen und in der Stadt umherlauen, au den Straen und Pltzen; ich will ihn su-
chen, den meine Seele liebt! Ich suchte ihn, aber ich and ihn nicht.
Mich anden die Wchter, welche die Runde machten in der Stadt: Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele
liebt?
3,2-3) Diese Unruhe scheucht sie schlielich aus ihrer Ruhe au und hinaus, aber nicht direkt zu Ihm, son-
dern in die Welt hinaus, um Ihn da zu suchen. Sie sucht Ihn au den Strassen und dem Markt (Kirchen) der
Stadt, sie sucht Ihn in Menschen, in Dingen, im Wesen der Welt, und glaubt bei sich selbst, Ihn, den Ver-
borgenen, da verborgen nden zu knnen. Er ist da, aber sie kann Ihn nicht nden, bevor sie direkt zu Ihm
selbst geht - dann sieht sie Ihn in allem. Und wiederum klagt sie: Ich suchte ihn und and ihn nicht. Sie be-
gegnet den Wchtern, nmlich denen, die ber die religisen Menschen wachen und sie leiten, und ragt sie:
Habt ihr den gesehen, den meine Seele liebt? Es ist eine Frage an die, die Ihn am besten kennen und wissen
sollten, wo Er zu nden ist! Sie haben keine Antwort, und sie geht an ihnen vorbei.
Kaum war ich an ihnen vorbergegangen, da and ich ihn, den meine Seele liebt. Ich hielt ihn est und
lie ihn nicht mehr los, bis ich ihn in das Haus meiner Mutter gebracht hatte, ins Gemach derer, die
mich empangen hat.
3,4) Wenn sie an allem vorbeigegangen ist, siehe, dann lsst Er sich, von ihrer Unruhe und ihrem Leid be-
wegt, von ihr nden und ergreien und wiederum in ihr Inneres (den inneren Versammlungsort) ziehen.
Er kommt ihr in dieser Weise entgegen, damit sie nicht ganz au dem Wege verschmachtet. Er hat sie noch
nicht dahin gekriegt, wo Er sie haben will; obwohl Er im Augenblick nachgibt. Aber er hat das Werk nicht aus
den Hnden gelassen, obwohl Er im Augenblick nachgibt.
Ich beschwre euch, ihr Tchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hindinnen des Feldes: Erregt
und erweckt nicht die Liebe, bis es ihr gellt!
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3,5) Also bewegt ist Er jetzt in ihrem Inneren zu Gast, und sie lsst sich wieder in seinen Armen verlieren.
Gleichwie in Kap.2,7 eht sie die chter Jerusalems an, die Liebe nicht zu beunruhigen, noch zu stren,
bevor sie es selbst will. Dann schlt sie nach und nach in seinen Armen sein. Dies ist das zweite Mal, dass
sie die Sabbath-Ruhe schmecken dar. Die Sabbath-Ruhe, die darin besteht, dass sie sich selbst in seinen
Armen verliert. Sie ist jetzt noch mehr mde als das vorige Mal. Sie ngt an einzusehen: Je mehr erschpt
und ohnmchtig ich bin, um so mehr werde ich rei r die vllige Sabbath-Ruhe, und um so nher komme
ich zum Ziel. Ab und zu vernimmt sie etwas davon, mitten im Schla, gleichwie sie auch vernimmt, dass die-
ses nicht das vollkommene Verlieren ihrer selbst ist (vor diesem weicht sie noch zurck), sondern nur ein
Vorgeschmack davon, eine Zubereitung dar.
Wer kommt da von der Wste herau? Es sieht aus wie Rauchsulen von brennendem Weihrauch und
Myrrhe, von allerlei Gewrzpulver der Krmer.
3,6) Zwischen dem 5. und 6. Vers ist wieder eine Pause in der Zeit. Es ist ein Festzug, der in diesem und den
olgenden Versen beschrieben wird. Jetzt ist die Braut so weit zubereitet, dass sie zu der Stadt des Knigs
(der Christenheit au Erden) gehrt werden kann, wo die Hochzeitsestlichkeiten anangen und eine Zeit
dauern; denn die Braut ist ja noch nicht ertig. Man muss sich denken, dass die Vermhlung am Ende dieser
Zeit stattnden wird. Die Braut kommt von der Wste herau. Sie hat eine Zeitlang in der Wste des Glau-
bens gelebt, sie ist ihr eine Wste der Entblung geworden, in der sie jedoch von Zeit zu Zeit den Besuch
des Brutigams bekommen hat, Und von wo aus sie selbst Ihn gesucht hat, nach der inneren Weise. Zuletzt
ist sie auch bezglich ihres Glaubens entblt worden. - Er hat ja so lange gezgert, um sie ganz und r
ewig zu sich zu nehmen. Aber gerade als sie in dieser Demtigung niedergesunken ist, ist sie von Ihm geholt
worden. Nun kommt sie da in einem prachtvollen Zug. Schn ist sie wohl r den Brutigam, aber es ist nicht
ihre Schnheit, welche hier hervorleuchtet, es ist Seine Herrlichkeit und Macht, die sie au allen Seiten um-
gibt und den Zuschauern entgegenstrahlt in diesem Zug. Sie kommt umdutet von Myrrhe und Rauchwerk.
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Die Myrrhe, die bitterliebliche, welche die Leidenskrat der Liebe bis zum ode hin bezeichnet, ist sozusagen
das Parm des Brutigams. All das Schne und Mchtige, was sie umgibt, ist Sein, alles hat sie von Ihm.
Siehe da, Salomos Snte: sechzig Helden sind rings um sie her, von den Helden Israels!
Sie alle sind mit Schwertern bewanet, im Krieg gebt, jeder hat sein Schwert an der Seite, damit nichts
zu rchten sei whrend der Nacht Der Knig Salomo lie sich eine Snte machen, aus dem Holz des
Libanon.
3,7-9) Sechzig auserlesene Helden umgeben das ragbett. So teuer ist sie, die darin getragen wird r ihn.
Er sendet seine Heiligen, sie au dem Wege zu Ihm zu begleiten und zu schtzen. Sie haben ihre Schwerter
an ihren Lenden zur Wehr gegen die Geahren der Nacht. Ihr Schwert ist das Gotteswort; kein Hindernis
kann solchem Schwert widerstehen, keine Ruberschar bser Geistesmchte kann hier ihre Absichten aus-
hren. Die Geahren der Nacht bezeichnen nstere Geistesmchte. Das ragbett ist prachtvoll. Es ist ein
Bild seines Trones und seiner Herrlichkeit. Sein Holz ist vom Libanon, also das edelste Holz, das es gibt.
Libanon bezeichnet das Hohe und Abgesonderte (hier das Heilige), das worin sie leben soll, wo sie in Ruhe
niedersinkt.
Ihre Sulen lie er aus Silber machen, ihre Lehne aus Gold, ihren Sitz aus Purpur, das Innere wurde mit
Liebe ausgestattet von den Tchtern Jerusalems.
3,10) Die Sulen des ragbettes hat Er von Silber gemacht, seine Lehne von Gold, den Sitz von Purpur. Das
Silber bezeichnet die gttliche Wahrheit und Weisheit. Diese gehen bestndig von Gott aus zu dem Men-
schen, der in der Ruhe in Ihm sich unter all das beugt, was Er schickt, in den Staub vor Ihm niedersinkt,
bis zum Geringsten niedersinkt. Sie bilden die Sulen an dem ragbett Gottes, in welchem sie bis ans Ziel
getragen wird. Diese Sulen kann die Braut nicht entbehren, und sie wird sie auch nie, unterwegs entbehren
knnen. - Gold bezeichnet die gttliche Gte und Liebe.
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Auch diese gehen bestndig von Gott aus zu einer solchen Brautseele und bilden die Rckenlehne des rag-
bettes. Die Rckenlehne ist noch notwendiger als die Armlehnen; auch diese wird sie unterwegs nie entbeh-
ren. - Der purpurrote Sto bedeutet des Sohnes Gottes, des Brutigams Blut, das r sie vollendete Heils-
werk, womit Er sie erkaut hat und wodurch sie zu einer Himmelsbewohnerin und zu seiner Braut wird.
Der Sitz ist noch notwendiger als die Rcken- und Armlehnen. Dorthin iet auch die von Gott bestndig
ausgehende Krat zuerst, und dann von dort aus zu der Rckenlehne und durch die Rckenlehne zu den
Armlehnen. Die Krat von Gott geht also stndig und unauhrlich zu dem von ihr empangenen Blute Jesu
Christi (welches sie in sich hat, um dadurch die reine Krat Gottes zu werden, welche ihren - Rcken sttzt
und ihr inneres mit Gte und Liebe erllt), um von dort hinaus zu der reinen Gabe Gottes weiterzustrmen,
die sie au rechtem Wege erhlt, so dass sie nicht aus dem ragbett hinausllt; weder rechts noch links, und
die ihr Wahrheit und Weisheit schenkt (die Armlehne von Silber), woraus die bereiteten aten der Gte und
der Liebe, ihr unbewusst, in die Umgebung hinausieen. Aber es ist wohl zu merken, dass all dieses Gottes
ist und bleibt, und dass es nur durch das Herabsinken und das stndige Versinken bis in die iee des Nichts
ihr zuteil werden kann, so dass sie es in Ihm besitzt. - Das Inwendige des ragbettes ist kunstvoll gestickt,
aus Liebe, von den chtern Jerusalems. Dies bezeichnet, dass die Gebete und die Betrachtungen der Glu-
bigen bezglich des Brautverhltnisses zur Ausschmckung des Inneren des ragbettes werden.
Kommt heraus, ihr Tchter Zions, und betrachtet den Knig Salomo mit dem Kranz, mit dem seine Mut-
ter ihn bekrnzt hat an seinem Hochzeitstag, am Tag der Freude seines Herzens!
3,11) Zions chter (die brigen Einwohner der Stadt; Jerusalems chter sind das Hovolk) stellen die
Nichtglubigen der Christenheit dar. Diese werden ermahnt, hinauszugehen, und den Brutigam mit Lust
zu schauen, Ihn an dem age seiner Herzensreude in all seiner Herrlichkeit zu schauen, Ihn als den gekrn-
ten Sieger zu schauen, der gesiegt hat und siegen wird ber alles Bse und Hemmende, welches der Braut
gedroht hat und noch droht. Sie werden geruen, damit auch sie, wenn mglich, von Ihm ergrien werden
mchten, um den Brautweg zu betreten.
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Aber die chter Jerusalems und Zions (die Christenheit au Erden) knnen wohl Brautseelen bewundern;
aber sollten sie eine solche empangen, mssten sie ja selbst ihr gleich werden, und das kostet sie zuviel.
Deswegen sind sie nicht r die Hochzeit bereit. Sie ziehen sich zurck und lassen die Braut ihren Weg
gehen. Und darum zeigt es sich am Ende, dass weder die Stadt des Knigs noch die Braut r die Hochzeit
bereit sind.
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4 Kapitel (Verzehren des Eigenen, Weg der Entblung)
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Aber der Brutigam lockt und beruhigt sie. Er versichert ihr, dass sie schn ist - schn sogar in ihrer ngst-
lichkeit und Widerspenstigkeit.Ihre Schnheit hat sie in seinem Herzen und in seinen Augen. Nur da hat sie
sie, und nur da kann sie sie wie in einem Spiegel sehen. In sich selbst und r sich selbst ist sie widerwrtig,
aber wenn sein Blick au sie llt, wird sie lieblich. Sein Blick hat die Macht, schn zu machen. Was Er jetzt
beschreibt, sind innere Schnheiten, aber diese ieen in gewisser Weise in das uere hinaus. Ihre Augen
sind auben. auben bezeichnen Einalt. In ihrem Inneren ist sie leer an allem; nur die Sehnsucht ist da, dass
Er da drinnen mit ihr umgehen mge. Aber Er geht noch immer nicht hinein, sondern steht drauen und
spielt rmlich mit ihr. Ihr Inneres zeigt sich durch ihren Schleier. Auch den Schleier hat Er ihr gegeben. Er
ist notwendig, um sie vor der Welt zu verbergen. Ihr wirkliches Wesen ist nur r Ihn da. Aber der Schleier
ist auch da, um die Welt r sie zu verbergen, damit sie weitmglichst an der Welt vorbergehen kann. Der
Schleier ist also ein Schleier der Barmherzigkeit. Fr Menschen kann wohl ein Schimmer von ihrem wirkli-
chen Wesen sichtbar werden, sie sehen es aber nicht. Nur Er und die, welche himmlisches Gesicht bekom-
men haben, knnen es wahrnehmen. Aber auch r Ihn ist ihr Wesen noch wie eine scheue aube hinter
einem Gitter, welche nur chtig erscheint. Mit seinen Worten will Er sie aus ihrem Gengnis zu sich und
in die himmlische Freiheit seines Landes hinauslocken.
- Das Haar bezeichnet die geistliche Keuschheit. Im Gegensatz zu dem vorhin erwhnten Schleier ist das
Haar ein lebendiger Schleier, und ist auerdem im Besitz einer geheimnisvollen Macht. An einer andern
Stelle heit es: Ein Knig ist geesselt durch deine Locken. Die Keuschheit ist es, die diese Macht ausbt.
Keuschheit heit: Nur r Einen da zu sein, sich nur Einem geben, nur von Einem sich (seine Locken) be-
rhren lassen. - Sie ist also einltig in Richtung gegen Einen und Eines, obgleich von einer andern Art, als
die der aube im vorher Gesagten, nmlich eine innere Leere von allem, auer der Sehnsucht danach, dass
Gott den leeren Raum llen mge. Die Einalt der Keuschheit ist eine uere, oder richtiger eine, die von In-
nen ins uere hinausiet und da zu einer Macht, einem Fallstrick wird, welche den Einzigen ngt. Ohne
die Keuschheit wrde die Braut nie den Brutigam angen knnen. Der Brutigam erkennt ihre Macht und
beugt sich vor ihr, wenn Er ihre Locken berhrt. Er vergleicht sie mit einer Herde von Ziegen, die an den
Abhngen des Gebirges Gilead weiden, das eine keusche, hohe und stolze, aber geheimnisvolle Schnheit
bezeichnet.
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4 Kapitel (Verzehren des Eigenen, Weg der Entblung)
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Deine Zhne gleichen einer Herde rischgeschorener Schae, die von der Schwemme kommen, die alle-
samt Zwillinge tragen, und von denen keines unruchtbar ist
4,2) Er sagt: Deine Zhne sind wie eine Herde geschorener Schae, die aus der Schwemme heraukommen,
welche allzumal Zwillinge gebren, und keines unter ihnen ist unruchtbar. Die Zhne bezeichnen das Nach-
sinnen ber das Wort, d.h. das Essen und rinken des Fleisches und Blutes des Brutigams in dem Worte.
Das Gotteswort, die Bibel, ist Gottes lebendiges Wort, von Ihm selbst ausgegangen und zu Fleisch und Blut
in seinem Sohn, dem Brutigam, geworden. Das lebendige Wort ist also der Brutigam selbst, und Er gibt
sich in Ihm zum Essen und rinken. Die Zhne der Braut, welche kauend dieses Wort berlegt, vergleicht Er
mit neu geschorenen Schaen, die aus der Schwemme heraukommen. Sie sind rein und wei, eben durch
ihren Gebrauch des Wortes. Sie sind ernerhin allesamt mit Zwillingen trchtig, keines unter ihnen ist un-
ruchtbar. Das bedeutet, dass die Zhne nicht nur dazu dienen, um sie selbst zu ernhren, sondern auch um
andere zu speisen und zu nhren mit dem Wort.
Deine Lippen sind wie eine Karmesinschnur, und dein Mund ist lieblich; wie Granatpelhlten sind
deine Schlen hinter deinem Schleier.
4,3) Er sagt weiter : Deine Lippen sind wie eine Karmesinschnur, und dein Mund ist zierlich. Wie ein Schnitt-
stck einer Granate sind deine Wangen hinter deinem Schleier. Die Lippen und der Mund bezeichnen den
Aus- und Eingang der Hingabe, die Porte der Liebesuerung. Das Rosenrote ist das Blut, welches hervor-
leuchtet durch die Lippen und darau hindeutet, dass die Hingabe eine Hingabe bis zum Vergieen des Blu-
tes, ja bis zum ode ist. Wenn sie es noch nicht ist, so ist sie doch dabei, es zu werden. Deswegen ist ihr Mund
schn, er hat Ihm geallen. Die Wangen bezeichnen das, was lieblich und leicht empngt, was am meisten
der Umwelt mit ihrem Sonnenschein und Gewitter, ihren Menschen und Dingen ausgesetzt ist. Ihre Wangen
sind gleich geborstenen Granatpeln, d.h. sie sind oen und empndlich, alles zu empangen und alles zu
leiden. Sie muss etwas Geborstenes an sich haben, damit sie berwltigend schn r Ihn sein kann.
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4 Kapitel (Verzehren des Eigenen, Weg der Entblung)
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Dein Hals gleicht dem Turm Davids, zum Arsenal erbaut, mit tausend Schildern behngt, allen Schilden
der Helden.
4,4) Er hrt ort: Dein Hals ist wie der urm Davids, mit Brustwehr gebaut; tausend Schilde hngen daran,
alles Schilde der Helden. Hals bezeichnet die Strke der Schwche. Der Hals ist eines der schwchsten und
empndlichsten eile des Krpers, und dennoch trgt er das Stolzeste und Schnste beim Menschen in ei-
ner stolzen und schnen, also starken Weise. Ihr Hals ist gleich Davids urm und ist wohlbeestigt wie jener.
Sie ist mit dem Schutz seiner Liebe gegen alles beestigt, was ihrem geistlichen Leben schaden knnte. Es
ist dieser Schutz seiner Liebe, der sie aurecht hlt in aller Not und Geahr, in allem Dunkel und Missmut.
ausend Helden wohnen bei ihr innerhalb dieses Schutzes, d.h. 1000 von seinen Heiligen stehen zu ihrem
Dienst, deren tausend Schilde hngen auen au ihrem Schutzturm, bei ihr dargestellt durch das Halsband
mit Schmucksachen, die Schilden gleichen.
Deine beiden Brste gleichen jungen Gazellen, Gazellenzwillingen, die zwischen den Lilien weiden.
4,5) Deine beiden Brste sind wie ein Zwillingspaar junger Gazellen, die unter den Lilien weiden. Er kann
nicht satt davon werden, ihre Schnheit anzuschauen; sie berwltigt Ihn mehr und mehr. Die Schnheit,
wovon Er redet, steht in Verbindung mit dem ganzen Geschlecht und der Schpung, macht also das Binde-
glied mit dem Ganzen aus, und ist deswegen von herzergreiender Schnheit. Die Brste sind hier das Sinn-
bild r das Vermgen, geistliche Kinder zu nhren und zu pegen. Dieses Vermgen steckt bei der Braut
jetzt noch im Anangskeim, aber es wird blhen und viel Frucht tragen, wenn die Zeit gekommen ist. Ihre
Brste gleichen einem Paar Zicklein, Zwillinge einer Gazelle.
Die Gazelle ist scheu und zuversichtlich zugleich. Sie ist schn in jeder Linie und jeder Bewegung. Und ein
Paar Zicklein, das unter der reinen und unbeeckten Unschuld der Lilien weidet, ist ein ergreiender An-
blick. Alle die Schnheiten, welche Er beschrieben hat, um sie zu locken und zu beruhigen, hat sie von Ihm
bekommen. Nicht eine einzige Schnheit ihres natrlichen Menschen gehrt hier dazu.
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4 Kapitel (Verzehren des Eigenen, Weg der Entblung)
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All ihr Eigenes, Schnheit und Hsslichkeit, Gutes und Bses, kommt nicht in Betracht und soll weg, soll in
seinem Feuer verzehrt werden. Aber schon bevor dies geschehen ist, hat sein Blick, ihr unbewusst, die in-
neren Schnheiten bei ihr geboren, welche Er hier augezhlt hat. Sie gehren dem Himmlischen an, und Er
hat von ihren geredet, um sie damit ganz in das Himmlische, in sein Land, hineinzulocken.
Bis der Tag khl wird und die Schatten iehen, will ich au den Myrrhenberg gehen und au den Weih-
rauchhgel!
4,6) Nun hat Er seine Rede (oder richtiger, seinen Lobgesang) ber ihre himmlische Schnheit beendet. Nun
will Er dies in ihr sinken lassen, damit es in der Stille sein Werk aushren mge. Er hat augenblicklich nichts
anderes zu tun als zu warten, und deshalb sagt Er: Bis der ag sich khlt und die Schatten iehen, will ich
zum Myrrhenberge hingehen und zum Weihrauchhgel. Bis es r sie tagt, will Er sie allein lassen. Es ist dun-
kel in ihr, und einander widerstrebende Gedanken kmpen da ihren Kamp und ngstigen sie. Die Schatten
der Finsternis und Spukgebilde kmpen mit all dem Lieblichen, was Er ihr gesagt hat, und mit allem, was
Er r sie ist. Und Er, Er geht hin zum Myrrhenberge, dem bitterlieblich dutenden, wo seine Liebe, bitter und
lieblich zugleich, sein Blut r sie vergossen hat, deren Dut sich durch alle Zeiten, durch die ganze Schp-
ung und durch die Himmel, verbreitet. Da will Er au sie warten. Dort, soll sie wissen, ist Er zu nden, wenn
die Schatten wieder von ihr geohen sind.
Schn bist du, meine Freundin, in allem, und kein Makel ist an dir!
4,7) Aber bevor Er geht, asst Er seinen Lobgesang in einem Wort zusammen: Ganz schn bist du, meine
Freundin, und kein Makel ist an dir. Er redet von seinem tr sie vollbrachten Werk. Dieses Werk hat sie durch
und durch schn und ohne Makel gemacht. Aber Er hat sie nicht mit seinem Blut reigekaut, damit sie
zurckbleiben und in ihrem irdischen Gengnis verharren soll, sondern damit sie in seinem himmlischen
Land leben und wohnen soll. Seine r sie erworbene Schnheit und Makellosigkeit verschwinden vor ihr,wenn sie mit ihnen, im Irdischen haten bleibt.
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4 Kapitel (Verzehren des Eigenen, Weg der Entblung)
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Du bist schn durch und durch; das bedeutet hier, alles ist, wie es eben jetzt sein soll. Du bendest dich in
dem Schmelzoen der Angst, du willst und du willst nicht. Aber sei guten Mutes, es gibt beinahe keinen Weg
zurck, die vllige eheliche Vereinigung steht vor der r, und dann wirst du in Seligkeit zu nichts r dich
selbst werden in meinen Armen, gleichwie ich in den Deinigen! Dann ndest du dich selbst in mir, gleichwie
ich mich selbst in dir nde, und dies ist unsere gemeinsame Seligkeit.
Komm mit mir vom Libanon, [meine] Braut, komm mit mir vom Libanon! Steig herab vom Gipel des
Amana, vom Gipel des Schenir und des Hermon, von den Lagersttten der Lwen, von den Bergen der
Leoparden!
4,8) Hier ist wiederum eine Pause in der Zeit. Whrend dieser hat es wohl in gewisser Weise r sie getagt;
aber das agen ist nicht ein agen r das Himmlische bei ihr, sondern r das Irdische gewesen. Sie ist ganz
einach zu den Bergen geohen, um das irdische Leben in einer irdisch ungebundenen Weise zu leben. Die
Verzweiung ber sich selbst hat sie ergrien, ob sie berhaupt ganz seine Braut zu werden vermag. Und
nun versucht sie, Ersatz in einer reigemachten Welt- und Naturbejahung zu nden. Sie lebt unter Lwen
und Panthern, rei wie sie ist, au ihrem Berg. Sie hat sich da verschanzt gegen alles, was ihr ihr Selbst und
ihre Freiheit rauben will, also auch gegen Ihn. Dennoch wei ihr Herz, dass all dies eitel ist. Sie kann nicht
von Ihm wegkommen, nicht aus seinem Gri schlpen, wie sie sich auch wendet, um loszukommen. All ihre
Sehnsucht, all ihre Liebe steht zu Ihm, wie sie auch trotzen mag. All das, was sie jetzt in Gang gesetzt hat, ist
blo Manver, um sich selbst zu verteidigen, ihre irdische Schnheit, ihre irdische ugend und Gerechtig-
keit, obgleich sie im Innersten wei, dass all ihr Eigenes nur ein Schutthauen ist. Ihr ganzer jetziger Zustand
ist jedoch nichts anderes als eine Entblung, obwohl sie selbst geneigt ist, es mit andern Augen zu sehen.
Sie betrachtet es als Snde, und es ist Snde, denn Snde ist nichts anderes als Enternung von Gott.
Aber sie kann nicht ertig werden mit der Snde, es ist als ob sie an ihr esthinge in allem, was sie denkt und
tut. Sie glaubt, dass sie r immer den Brutigam verlassen hat, und dass Er nichts mehr von solch einer wie
sie wissen will. Gewiss steigt das Vermissen, die Sehnsucht und die Liebe in ihr au, aber sie erstarren rm-lich bei dem Gedanken, dass sie wie eine r Ihn Verlorene ist.
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4 Kapitel (Verzehren des Eigenen, Weg der Entblung)
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- Aber Er hat sie gewiss nicht augegeben, nicht verlassen, obgleich Er sich au Abstand hlt. Sie ist genau
so in seiner Hand, jetzt wie vorher, ja noch mehr, denn Er steht hinter ihrer Entblung, und sie ist weiter
au dem Weg der Entblung ortgeschritten als jemals. Er verwendet alles in ihrem leben und alles um sie
als Werkzeug (als Antreiber) r diese Entblung zu bentzen. Und es geht eilig abwrts mit ihr. Er ist au
Abstand ihrem Zustand geolgt und hat die rechte Stunde abgewartet, um sie auzusuchen. Nun kommt Er,
und seine Worte zu ihr sind bewegend, ja bettelnd: Komm mit mir vom Libanon, meine Braut, komm mit
mir vom Libanon. Steige herab vom Gipel des Amana, vom Gipel des Senir und Hermon, von den Bergen
der Panther. Bemerke, dass Er sie das erste Mal mit dem Brautnamen anredet!.
Und das eben jetzt, da sie sich am weitesten enternt von Ihm zu sein dnkt. Ein Strom von Freude geht
durch ihr Herz, verschwindet aber soort, denn sie wagt nicht zu glauben, dass sie immer noch die Auser-
whlte ist. Komm mit mir, sagt Er, steige von deinen Verschanzungen herunter! Du bist vor mir geohen und
hast dich meinetwegen verschanzt, und dabei die hchsten Gipel von Unzulnglichkeit zu Hile genom-
men. Du willst Schnheit, ugend und Gerechtigkeit in dir selbst haben, und mit Lwe und Panther vertei-
digst du sie. - Sie erkennt, dass dies wahr ist. Je nher die Entscheidung r sie rckt, um so ngstlicher ist
sie wegen ihrer Unwrdigkeit geworden, und gerade deshalb hat sie Schnheit, ugend und Gerechtigkeit in
sich selbst haben wollen - um Ihm gleich zu sein, um etwas vorweisen zu knnen, was in seinem Lande gilt;
Ihm etwas zu geben, an statt jetzt nur ihre Geringheit und Elendigkeit zu bringen. Er jedoch sucht sie nur
davon wegzulocken, au sich selbst zu sehen. Er zieht und zieht sie dahin, au Ihn zu schauen und da ihre
Schnheit, ugend und Gerechtigkeit zu nden. Sie ngt an, all dies zu sehen und zu erkennen. Sie sieht in
einer Weise wie nie zuvor, dass sie arm und blo ist, arm und blo sogar an Ble und Armut; denn sie hat
alles Ihm gegeben.
So steht es mit ihr. Aber auch Er ist arm und blo (obgleich sie dies nicht sieht), denn Er hat ihr alles gege-
ben, seine ganze himmlische Schnheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Herrlichkeit, so dass Er vor ihr steht
als der am meisten entblt ist, so wie Er in Jesaja 53 und Philipper 2,6-8 beschrieben wird. Nun muss sie
alle Herrlichkeit in Ihm allein sehen, und Er muss all die seinige in ihr sehen. In dieser Gegenseitigkeit wirddie wirkliche, eheliche Vereinigung geboren.
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Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, [meine] Braut; mit einem einzigen deiner Blicke hast du
mir das Herz geraubt, mit einem einzigen Kettchen von deinem Halsschmuck!
4,9) Deswegen sagt Er jetzt, da sie Ihm einen Augenblick zuhrt, und (wenn auch mit Struben) sich von
Ihm ziehen lsst: Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, Braut, du hast mir das Herz geraubt, mit
einem deiner Blicke, mit einer Kette von deinem Halsschmuck. Alles was ich bin und habe, ist dein. Mit
einem einzigen Blick der Hilosigkeit und mit einem einzigen Glied von der Kette deiner Geangenschat,
welche die Welt um deinen Hals gelegt hat, und wovon deine Seele so schwer gepeinigt wird, hast du mein
Herz und alles, was ich bin und besitze, genommen. Es ist alles dein, meine Schwester, meine Braut. Es ist
dein, damit ich es in dir besitze und meinen Reichtum in dir habe. Und alle deine Armut und Geringheit.
Alle deine Elendigkeit hast du mir gegeben. Es ist mein, damit du es in mir besitzen und es da in himmlische
Reichtmer verwandeln lassen mgest. Du bist meine Schwester durch diesen gegenseitigen Austausch von
Besitztmern, wodurch ein Ausgleich zwischen uns stattndet und wir gleich werden. Meine Schwester -
Braut will ich dich nennen. Wie schn ist deine Liebe, meine Schwester, [meine] Braut; wie viel besser ist
deine Liebe als Wein, und der Dut deiner Salben als alle Wohlgerche!
Wie schn ist deine Liebe, meine Schwester, [meine] Braut; wie viel besser ist deine Liebe als Wein, und
der Dut deiner Salben als alle Wohlgerche!
4,10} Sie sieht im Augenblick nicht au sich selbst, sie sieht au Ihn und lauscht Ihm: Wie schn ist deine
Liebe, meine Schwester, Braut! Wie viel besser ist deine Liebe als Wein, und der Dut deiner Salben als alle
Gewrze. Er sagt ihr dies, obwohl ihre Liebe noch nicht so ist, wie sie sein sollte, und sie noch widersteht.
Aber Er sieht, dass das Hindernde bald weichen wird, und die volle Liebe schon hinter der Entblung bei
ihr vorhanden ist, wenn auch noch ganz zart. Die Lieblichkeit und der Dut dieser zarten Liebe knnen vor
Ihm nicht verborgen werden. Diese Lieblichkeit und der Dut verbreiten sich auch an die Menschen um sie,
obgleich sie nicht sehen knnen, dass sie von ihr kommen. Denn da sie sich in der Entblung bendet,
sieht sie r die Menschen entweder bedeutungslos oder abscheulich aus.
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Denn sie knnen sie nicht als eine Braut erkennen und sehen. Aber sie haben, deswegen gleichviel Nutzen
von der Lieblichkeit und dem Dut, und hlen sich dadurch au den Brautweg gezogen.
Honigseim trueln deine Lippen, [meine] Braut, Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Dut
deiner Kleider ist wie der Dut des Libanon!
4,11) Er sagt: Honig und Milch ist unter deiner Zunge, und der Dut deiner Gewnder ist wie der Dut des Li-
banons. Mitten in dem Zustand der Entblung, worin sie sich bendet, trieen ihre Lippen von Sssigkeit,
d.h. von Gottes lebendigem Wort. Denn solange sie nur au Ihn schaut und nur Ihm lauscht, ieen seine
Worte von ihren Lippen. Dies geschieht nicht aus ihrem Vermgen, sondern nur, weil sie seine Worte bei
sich Eingang gewinnen lsst. Dadurch verbirgt ihre Zunge den Honig und die Milch des Worts, welches zu
lieblicher Nahrung r andere Seelen werden knnte. Es sind die Lippen der Braut, aber das Wort des Bruti-
gams. Dass ihre Zunge den Honig und die Milch des Worts verbirgt, bezeichnet, dass sie dieses im Schweigen
verbirgt, und dadurch das Schweigen des Worts und das Wort des Schweigens kennen lernt. Sie sieht dann,
dass das Wort Schweigen gebiert, und dass das Schweigen Worte gebiert. Sie erhrt sogar dies; denn in ih-
rem Entblungszustand wrde sie nicht selbst wagen, Gottes Wort zu reden. Sie hlt sich dazu unwrdig
und meint, dass sie nur schaden wrde, wenn sie es tte. Sie schweigt also, aber ohne dass sie es wei, iet
der Honig und die Milch des Worts dennoch ber ihre Lippen in allem, sowohl in ihrem Schweigen als in
ihrem Reden, sogar wenn sie von alltglichen Dingen redet. - Gewnder bezeichnen seine Gerechtigkeit,
Gnade und Wahrheit, womit sie gekleidet ist. Diese verbreiten einen wunderbaren Dut, einen Dut von ei-
ner andern Welt, nmlich den Dut seines Landes. Der Dut hat sie nie verlassen, seitdem sie zuerst von Ihm
ergrien wurde, und er wird sie auch nicht verlassen.
Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, [meine] Braut; ein verschlossener Born, eine versiegelte
Quelle.
4,12) Hier greit der Brutigam dem Zustand der vollen Vereinigung mit ihr vor. So unklar und durcheinan-der, wie alles jetzt bei ihr ist, kann diese Vereinigung mit ihr nicht verwirklicht werden.
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Aber Er sieht sie so, wie sie bald werden wird, und davon will Er ihr Kenntnis geben, bevor sie durch die
dunklen Nchte geht, die vor ihr liegen. Nicht dass sie sie jetzt klar erassen knnte, sondern sie soll ihr zu ei-
ner verborgenen Wegzehrung au dem brigen eil des Weges werden. Sie soll nmlich dort in einer verbor-
genen Weise von der Erkenntnis, die Er jetzt in sie eingiet, aurechterhalten und genhrt werden. Whrend
der dunklen Nacht, welche sie noch vor sich hat, kann sie weder etwas verstehen noch vernehmen, aber sein
Wort ndet sich dennoch in ihr und hlt ihr himmlisches Wesen aurecht in einer geheimnisvollen Weise,
und nhrt es. - Nun sagt Er ihr, wie sie ist, wenn sie zur vollen Einheit mit Ihm kommt: Ein verschlossener
Garten ist meine Schwester, Braut, ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle. Sie ist also verschlossen
r alle andern, denn sie gehrt Ihm allein. (Dies bedeutet auch, dass sie Ihm in andern gehrt). Noch ist sie
teils verschlossen, auch r Ihn, weil noch etwas bei ihr sich r Ihn nicht genet hat.
Aber Er, der die Dinge, die nicht sind, so sieht, als ob sie da wren, sieht sie so, wie wenn alles ertig wre.
Wenn Er jetzt zu ihr redet, versteht sie ein wenig davon. Deswegen rut sie in Vers 16 den Nordwind (den
scharen) und den Sdwind (den lieblichen), um ihr zu helen, ihren Lustgarten r Ihn allein zu nen. Dies
schaut sie mitten durch die Finsternis, die sich ber ihre Seele gelagert hat. Aber obgleich sie es sieht, kann
sie nichts tun, um sich ganz r Ihn zu nen. Die Finsternis, welche noch ber ihr liegt, beruht zum gr-
ten eil darau, dass sie nicht mehr als einen Moment wegschauen kann von sich selbst, um au Ihn allein
zu schauen und sich Ihm ganz hinzugeben. Aber im Augenblick ist dieses nur wie es sein soll, und sie muss
eben durch dieses gehen, um zum Ziel zu kommen. Ihre Augen sind in dieser Weise r Ihn verschlossen,
und sie sieht nicht, was sie in Ihm hat. Und ebenso sind ihre Ohren verschlossen. Sie kann seine Liebesworte
nicht recht auassen. Ihr Gehl ist verschlossen; sie kann nicht recht sein Ziehen vernehmen.
Es ist Nacht um ihre Seele. Deswegen betet sie, dass der Nord- und Sdwind des Morgens kommen mge mit
dem neuen ag. - So sieht sie aus in ihren eigenen Augen, aber r Ihn ist sie ein verschlossener Garten, ein
verschlossener Born und eine versiegelte Quelle in dem rechten Sinn; d.h. verschlossen und versiegelt r
alle andern und r alles andere, nur Ihm allein gehrend. Sie ist r Ihn ein lieblicher, unschtzbarer Lust-
garten, eine reine und klare Quelle, wo nichts von der Unreinigkeit der Welt hineinkommen kann, ein tieerBrunnen mit rischem Wasser, der in seiner iee den Himmel widerspiegelt.
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Sie gehrt Ihm und nur Ihm. Dieser keusche Lustgarten, dieser Brunnen und diese Quelle sind schon jetzt
seine Freude.
Deine Schlinge sind ein Lustgarten von Granatbumen mit herrlicher Frucht, Cyperblumen mit Nar-
den;
Narden und Saran, Kalmus und Zimt, samt allerlei Weihrauchgehlz, Myrrhe und Aloe und den edels-
ten Gewrzen;
4,13-14) Er redet zu ihr von ihrer kommenden Fruchtbarkeit, und seine Worte versenken sich in sie, obgleich
sie jetzt nicht imstande ist, mehr als einen Bruchteil von ihnen zu verstehen. Wenn Er sie bis zum Ziel gehrt
hat, wird das Wort in Jes.60,22 au sie angewendet werden knnen: Der Kleinste soll zu einem ausend, und
der Geringste zu einem gewaltigen Volk werden. Ich Jahwe, werde es zu seiner Zeit eilends ausrichten. Sie
ist die Kleinste und Geringste, und au dem Wege zu einer noch greren Kleinheit und Geringheit. Aber
eben daraus soll eine berwltigende Frucht entstehen. Von ihr sollen ausend, ja soll ein zahlreiches Volk
kommen. Er sagt: Was dir entspriet, ist ein Lustgarten von Granatpeln mit edlen Frchten, Zyperblumen
nebst Narden, Narde, Saran, Kalmus und Zimt, mit allerlei Bumen des Weihrauchs. Myrrhe und Aloe, mit
allen besten Wrzen. Alle die hier augehrten Bume und Gewchse mit den edelsten Frchten und aus-
gesuchtesten Dten und Gewrzen bezeichnen Frchte r den Himmel. Mitten in der Not und dem Leiden
und der Elendigkeit der Welt soll sie himmlische Frchte tragen. Sie soll Kinder, Herrlichkeitskinder r
den Himmel tragen und gebren und erziehen. Etwas Schneres und Begehrenswerteres kann sie sich wohl
nicht denken. Wenn die Zeit da ist, sollen alle ihre rume bertroen werden, und schon jetzt liegt all dies
in ihr verborgen, whrend Finsternis sie bedeckt, und das Licht um sie zur Nacht wird (Ps.139,11-12). Aber
mitten in der Finsternis und Nacht kommen Schimmer vom Glauben an sein Wort zu ihr. Und was sie sonst
auch sieht oder nicht sieht, erkennt oder nicht erkennt; Er giet sein Wort in sie hinein, das Wort, das ihr zu
einer verborgenen Wegzehrung durch die Nacht werden soll.
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eine Gartenquelle, ein Brunnen lebendigen Wassers, und Bche, die vom Libanon ieen!
4,15) Dann schliet Er seine Rede mit einem neuen Bild, welches die Sache von einer andern Seite beleuch-
tet: Ein Gartenbaum bist du, ein Born lebendiger Wasser, die vom Libanon ieen. Hier wird sie nicht mit
dem Lustgarten oder dem Park verglichen, worin Bume und Gewchse auwachsen, die Frucht geben. Das
Bild ist unzureichend. Hier ist sie die Quelle und der Brunnen in dem Lustgarten und dem Park, die Quelle,
welche Leben und Krat zum Wachstum gibt r alles, was da Frucht trgt. Das bedeutet, dass von ihr nicht
nur Bume und Gewchse, welche Frucht geben, kommen sollen; sondern sogar der Lustgarten und Park
selbst, woraus diese wachsen. Sie soll also Mutter werden r ebenso hervorragende Mtter wie sie, welche
in ihrer Ordnung ebensoviel Frucht wie sie bringen sollen.
Erwache, du Nordwind, und komm, du Sdwind, durchwehe meinen Garten, da sein Balsam true!
Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse seine herrliche Frucht!
4,16) Die Braut hat seinen Worten gelauscht, obgleich sie sie nicht richtig hat verstehen knnen. Ihr jetzi-
ger Zustand ist ein Hin- und Hergerissensein in der Finsternis. Sie ndet sich nicht zurecht. Sie wird ihre
Hilosigkeit gewahr und eht die Winde an, ihr zu helen, ihren Lustgarten r Ihn zu nen, so dass sein
Wohlgeruch ausstrmen und Ihn zu ihm ziehen mge. Ebenso dass sie allen Nebel hinwegwehen mchten,
so dass es r ihr Gesicht tagt. Aber sie war es ja, die zu Ihm kommen sollte, nicht Er zu ihr. Dies versteht sie
kaum in diesem Augenblick, die Gedanken lauen hin und herbei ihr.
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5 Kapitel (Erweckung in der Nacht)
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Das 5 Kapitel(Erweckung in der Nacht)
Ich komme in meinen Garten, meine Schwester, [meine] Braut; ich pcke meine Myrrhe samt meinem
Balsam; ich esse meine Wabe samt meinem Honig, ich trinke meinen Wein samt meiner Milch. Et, [mei-
ne] Freunde, trinkt und berauscht euch an der Liebe!
5,1) Ich bin gekommen, meine Schwester, liebe Braut, in meinen Garten. Aber Er in seiner unendlichen
Barmherzigkeit und Geduld bewilligt ihr noch einmal eine kurze Begegnung in ihrem Innern, eine Erwe-
ckung in der Nacht. Er hat zu ihr geredet, whrend der ersten Wache der Nacht, aber dann ist Er wieder ver-
schwunden. Sie versteht nicht, dass Er sie nie verlassen hat, sondern stndig bei ihr ist. Aber pltzlich hrt
sie seine Stimme: Ich habe meine Myrrhe samt meinen Wrzen abgebrochen; ich habe meinen Seim samt
meinem Honig gegessen; ich habe meinen Wein samt meiner Milch getrunken. Sie hrt Ihn, aber sie sieht
Ihn nicht und vernimmt Ihn nicht. Und wenn seine Stimme verklungen ist, hrt sie Ihn auch nicht mehr.
Und dennoch ist in ihr etwas, was Ihn und seine Gegenwart in einer geheimnisvollen Weise vernimmt. Er
ist da, Er atmet, Er isst und trinkt, aber in einer iee in ihrem Inneren, wovon sie wenig oder nichts wei.
Sie kann nur in einer unbestimmten Weise vernehmen, dass Er da ist und von ihr all das wegnimmt, was ihr
ein vernehmbarer rost und eine Lieblichkeit gewesen ist. Und dennoch ndet sie einen geheimnisvollen
rost und eine Erquickung hierin, welche von einem gewissen Hunger nach leiden kommen, und welche
sagen: Gib mir noch mehr zu leiden. Aber es gibt keinen rost r die Gehle ihrer Seele. All sein rost ist
wie verloren r sie, denn die Sinne ihrer Seele sind verschlossen, gleichwie die der Emmaus-Jnger. Doch
das macht nichts, denn in einer iee, wo die Sinne nichts vernehmen, ist Er ihr nahe und schtzt sie. Es ist
so, dass die neuerweckten und kaum wachen Sinne ihres Geistes sich unsicher zu bewegen beginnen, ohne
dass es ihrer Seele zum Bewusstsein kommt. - Dann muss sie durch eine Nacht nach der andern gehen. Sie
ist durch solche vorher gegangen. Jede neue Entblung ist eine neue Nacht. Die Entblung, worin sie sich
jetzt bendet, kann die dunkle Nacht der Seele genannt werden. - Esset, meine Lieben und trinket, meine
Freunde, und werdet trunken. In dieser Nacht macht der Geist in ihr die erste Erahrung davon,
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5 Kapitel (Erweckung in der Nacht)
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Abendmahl mit dem Brutigam zu halten. Bei dem Abendmahl ist ihre Seele geschlossen r die Welt und
die Geistlichkeit der Welt, verschlossen r sich selbst und r eigene Wege, verschlossen r Kenntnis, Ge-
hl und rost in geistlichen Dingen.
Ich schlae, aber mein Herz wacht. Da ist die Stimme meines Geliebten, der anklopt! Tu mir au, meine
Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine Makellose denn mein Haupt ist voll Tau, meine Locken
voll von Tropen der Nacht!
5,2) Die Braut bendet sich immer noch in der dunklen Nacht der Seele, wo die Finsternis dichter und dich-
ter wird, wo die Not gro wird, und das Zukurzkommen zu einer vollen Zerbrochenheit wird; bis sie all ih-
rem Eigenen gegenber gleichgltig wird und zu der Einalt kommt, wo alles, was Gott tut, ein und dasselbe
r sie wird. Sie hat jetzt viel davon durchgemacht. Ihre Seele ist entblt worden von der Welt und ihrer
Geistlichkeit, von sich selbst, ihrem eigenen Geistlichen und ihren eigenen geistlichen Wegen, von Kenntnis,
Gehl und rost in geistlichen Dingen. Und sie ist zuerst mde geworden von allem und nachher gleichgl-
tig und zum Schluss eingeschlaen. Es ist also eine Zeit vergangen zwischen diesem und den vorhergehen-
den Versen. Whrend dieser Zeit hat das Geistliche allen Geschmack r ihre Seele verloren. Sie ist gleich-
gltig geworden wie ein Heide, und in dieser Gleichgltigkeit hat sie uerlich geschlaen. Jetzt erwacht
sie und sagt: Ich lag und schlie, aber mein Herz wachte. Innerlich hat sie nicht schlaen knnen, whrend
die Seele schlie. Mitten im Schla hat sie gesprt, dass ihr
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