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Bürgerbeteiligung beim Übertragungsnetzausbau – Selbst- und Fremdbild der Akteure, kommunikative Herausforderungen Prof. Dr. Reinhold Fuhrberg / Dimitrij Umansky, M. A. Tagung: „BNetzA meets Science“ Bonn, 23. September 2016

Wissenschaftsdialog 2016 der Bundesnetzagentur: Prof. Dr. Reinhold Fuhrberg, Dimitrij Umansky – Bürgerbeteiligung beim Übertragungsnetzausbau

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Bürgerbeteiligung beimÜbertragungsnetzausbau

– Selbst- und Fremdbild der Akteure, kommunikative Herausforderungen

Prof. Dr. Reinhold Fuhrberg / Dimitrij Umansky, M. A.

Tagung: „BNetzA meets Science“ Bonn, 23. September 2016

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ForschungsschwerpunktHochschuleOsnabrück

Gefördert 2014 – 2019:

Kernarbeitspaket Recht

Kernarbeitspaket Kommunikation

Kernarbeitspaket Steuerung

Akzeptanz Übertragungsnetzausbau

Niedersachsen

2

Technik Landschafts-planung

Foto:Tho

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Iggena

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Forschungs- und Handlungsfeld

Fuhrberg / Umansky Wissenschaftsdialog 2016

23.09.2016

Bürgerperspek7ve:Gerech7gkeitsdimensionen

Que

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16

Distribu7v Prozedural Informa7onal Interpersonal

-  Risikenversachlichen

-  Vorteileverdeutlichen

-  Prozessstrukturdeutlichmachen

-  Beteiligungs-möglichkeiten/-grenzenkommunizieren

-  Infoszugänglichmachen

-  FrühzeiCgundkonCnuierlicheinbeziehen

-  Beteiligungs-verfahrenauswählen

InformaConen-  RechtzeiCg-  Anschaulich-  Transparent-  Konsistent-  Ehrlich-  SelbstkriCsch-  Angemessen-  Zielgruppen-adäquat

-  Nachvollziehbar-  Verständlich

-  PersönlicherKontakt

-  GleichbleibendeAnsprechpartner

-  Augenhöhe-  Respektvoll-  Wertschätzend-  Befürchtungen/Vorschlägeaufgreifen

-  Empathie

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Akteure Übertragungsnetzausbau

Kommunalpoli7k,-verwaltung

Bundes-netzagentur

Übertragungs-netzbetreiber

Genehmigungs-behörden

Journalisten

Bürger-ini7a7ven

Landespoli7k

AnwohnerHaus-,Land-,

Forst-eigentümer

NGOs

Bundespoli7k

WirtschaMVerbraucher

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Fokus Kommune

Kommunalpoli7k,-verwaltung

Bundes-netzagentur

Übertragungs-netzbetreiber

Genehmigungs-behörden

Bürger-ini7a7ven Anwohner

Haus-,Land-,Forst-

eigentümer

Kommune weil: •  Bürgervertrauen •  Mandatsträger •  Parteimitglieder •  Mediennähe

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23.09.2016 Fuhrberg / Umansky Wissenschaftsdialog 2016

6

Koorientierung zwischen zwei Akteuren

SelbstbildA1

FremdbildA1vonA2

SelbstbildA2

FremdbildA2vonA1

Konflikte

(Un)Akurate Wahrnehmung

Quelle: Anlehnung an Koorientierungsmodell nach Broom/Dozier 1990: 36-39

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•  Forschungsdesign •  Befunde Selbstbild-Fremdbild •  Befunde kommunikative Herausforderungen •  Resümee

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Studie

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Forschungsfragen 1.  Welche Selbst- und Fremdbilder haben Vorhabenträger, Behörden und

Kommunalvertreter? 2.  Welche Konflikte und kommunikative Handlungsmöglichkeiten ergeben sich

zwischen den Akteuren?

Methode •  Qualitative Leitfadengespräche (August 2015 – Mai 2016),

Dauer 40 – 120 Minuten •  Sample: 4 geplante Netzabschnitte Niedersachsen (Bundesfachplanung/

Raumordnung, Planfeststellung) •  16 Interviews mit 26 Personen:

3 BNetzA/Genehmigungsbehörden, 3 ÜNBs, 4 Landkreisvertreter, 4 Gemeindevertreter, 1 BI, 1 Kommunikationsberater

•  Auswertung: Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring 2015)

Forschungsdesign

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Selbstbild •  Anwalt des Gemeinwohls (Makro) •  Neutrale Schnittstelle •  Gesicht des Netzausbaus •  Informationsgeber •  Multiplikatorengewinner •  Kontrolleur / Genehmiger •  Verfahrensgarant (Mikro):

transparent, verständlich, nachvollziehbar, rechtssicher

Bundesnetzagentur (BNetzA)

Fremdbild •  z.T. siehe links •  Propagandist (Bürger) •  Pseudobeteiliger (Gemeinde) •  ÜNB-Erfüllungsgehilfe statt

Kontrolleur (Gemeinde) •  Stärkere Rückendeckung beim

„Ob“ geben (ÜNB) •  Haben viel dazugelernt

è  Spagat: neutraler Beteiliger vs. Beschleuniger è  Funktionsabgrenzung besser kommunizieren

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(Es ist) „ein bisschen komisch rübergekommen, dass die (ÜNB-BNetzA) quasi so Hand in Hand das Projekt präsentiert haben.“ (Planer Kommune)

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è  Spagat: neutraler Beteiliger vs. Beschleuniger (bad guy) è  Verständnis für Ziele und Mittel schaffen, Kommune frühzeitig einbeziehen

(kommunales Gespür)

Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Selbstbild •  Öffentlich Beauftragter •  Streng reguliertes Unternehmen •  Gesetzeskonformer •  Neutrale Schnittstelle •  Multiplikatorengewinner •  Verfahrensgarant:

transparent, verständlich, nachvollziehbar, rechtssicher

Fremdbild •  z.T. siehe links •  Arroganter Gesetzeshüter

(Gemeinde Planung) •  Pseudobeteiliger (Gemeinde

Planung) •  Ungezielter Splitterbomben-

Informant (Gemeinde Planung) •  Kommunen-Nichtversteher

(Gemeinde Planung) •  Haben viel dazugelernt

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„Oft kam das Gefühl dann an, die reden nicht mit den Leuten, weil sie es wollen, sondern weil irgendwer denen gesagt hat, redet mal mit den Leuten vor Ort, dann ist die Akzeptanz höher.“ (Bürgermeister)

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Landesgenehmigungsbehörden

Selbstbild •  Neutrale Richterrolle,

nicht befangen •  Spektrum: Nicht vorzeitig öffentlich

äußern vs. informelle Kommunikation

•  Wahrer / Erklärer der Rechtslage plus Moderator

Fremdbild •  z.T. siehe links (BNetzA, ÜNB,

Planer) •  Planungseinfluss (Bürger) •  Bürger-Advokatenrolle (Bürger)

è  Gesetzliche Rolle vs. Erwartungen: Rechtsbewahrer vs. Planer/Kommunikator; Bürger/Kommunen erwarten Vorfeldinformationen sowie Planungseinfluss; Teilnahme an informeller Kommunikation sinnvoll?

è  ROV und PFV: Unterschiedlicher gesetzlicher Rahmen

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„Wir sind Raumordner, wir sind fachübergreifend, wir haben alle Interessen im Blick und was da irgendwo mit Moderation und Mediation, das haben wir schon immer so gemacht und das machen wir auch.“ (Landesgenehmigungsbehörde)

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Bürgermeister Selbstbild •  Good guy •  Gewählter Interessenvertreter •  Interessenvermittler / -bündeler

intern •  Informationsvermittler in

Kommune, Sprachrohr nach außen

•  Koalitionsschmied •  Lobbyist der Bürgerinteressen •  Selbstvermarkter

Fremdbild •  z.T. siehe links •  Schlüsselrolle, Multiplikator

(BNetzA) •  Informationslieferant lokaler

Gegebenheiten (Land Genehmigungsbehörde)

•  Lokal- / Regionalegoismen (Landkreis Planer)

•  Spektrum: skeptischer Partner vs. konfrontativer Komplettverweigerer (ÜNB)

•  Profilierer vor Wahlen (ÜNB)

è  Spagat: Vertreter lokaler Interessen vs. Beschleuniger è  Bürgermeister: Situative Wahl zwischen Konfrontations- und

Kooperationsstrategie bezüglich „Ob“ und „Wie“

Fuhrberg / Umansky Wissenschaftsdialog 2016

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Vorderbühne-Hinterbühne: „Die (Kommunen) wollen sich aber der Öffentlichkeit nicht stellen. Die stehen schon hinter uns. (...) Sie haben aber auch gesagt, dass es ihnen lieb wäre, dass diese Projektinformationen von uns kommen.“ (ÜNB)

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Planer Kommune Selbstbild •  Träger öffentlicher Belange (hier

nicht Planer, nicht Genehmiger) •  Infobeschaffer (von ÜNB /

Genehmigern) •  Infogeber (Kommune/

Öffentlichkeit) •  Fachlicher Vermittler intern •  Harmonie mit Kommunalpolitik •  Schnittstelle Stellungnahmen

intern/ extern

Fremdbild •  z.T. siehe links, siehe

Bürgermeister •  Schnittstelle (BNetzA) •  Lokal-/ Regionalexperten BNetzA) •  Spektrum: skeptischer Partner vs.

konfrontativer Gegner (ÜNB) •  Je nach Kommune ist Planer

oder Bürgermeister regionaler Ansprechpartner für ÜNB

è  Spagat: Planender Raumordner (fachlich) vs. Interessenwahrer Kommune (politisch)

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„Nur selbst wenn die ÜNB den Planer der Stadt überzeugen würden. So der geht aber nicht zuhause hin und ebnet jetzt alle für diese Trasse. Sondern der hält seine Schnauze natürlich. Wenn die Politik dann tobt und sagt, wir kämpfen bis zu dem letzten Mann, dann jubelt er mit.“ (Planer Landkreis)

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Planer Landkreis Selbstbild •  Träger öffentlicher Belange (hier

nicht Planer, nicht Genehmiger) •  Selbst Planer, kein Propagandist •  Förderer der Wirtschaftsregion •  Infobeschaffer (von ÜNB/

Genehmigern) •  Schnittstelle Stellungnahmen

intern/ extern, Harmonisierer •  Infogeber (Kommune/

Öffentlichkeit)

Fremdbild •  z.T. siehe links, siehe

Bürgermeister •  Multiplikator in Gemeinden (ÜNB) •  Vier-Augen-Kooperation,

öffentlich Konfrontation •  Profilierung durch Widerstand

vor Wahlen (ÜNB) •  Ordnende Funktion gegenüber

Kommunen

è  Spagat: Planender kooperativer Raumordner (fachlich dominiert) vs. Interessenwahrer Landkreis (politisch)

Fuhrberg / Umansky Wissenschaftsdialog 2016

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„Erhoffen sich Gemeinden, Bürger, Politik, dass der Landkreis ordentlich auf die Kacke haut.“ „Wir geben die fachliche Argumentation, das geben wir als Verwaltung ab und beschreiben die Probleme, aber wir werden auch innerhalb des Landkreises keine Präferenz benennen.“ (Planer Landkreis)

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OrtsvorsteherOrtsvorsteher

LandkreisRaumordner

GemeindeRaumordner

LandkreisRaumordner

GemeindeRaumordner

Landrat Kreistag Frak7onenLandrat Kreistag Frak7onen

Bürgermeister Gemeinderat Frak7onenBürgermeister Gemeinderat Frak7onen

Kommunikative Herausforderung I: Informations-/ Kommunikations-Kaskade

ÜNB

Landrat

Bürgermeister Gemeinderat

BIsVereine Bürger

Städte-/Ge-meindebund

Kreistag Landkreistag

Ortsvorsteher

Frak7onen

ROV/BFPLand/BNetzA

Land-/Forstwirte

Frak7onen

LandkreisRaumordner

GemeindeRaumordner

LandGenehm.PFV Landespoli7k

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Bundespoli7k

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Stuttgart 21: Grundsteinlegung

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16.09.2016

Wer fehlt?

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Wegducken politisch Verantwortlicher bei Ob-Frage? •  Machtvakuum: Viele Landespolitiker ziehen sich auf eine einfachere

Position zurück: „Ich will mit dem Problem möglich wenig zu tun haben, ich halte mich hier weitestgehend raus, ich vermittle höchstens. Ich verteidige aber den Netzausbau nicht offensiv.“ (ÜNB)

•  Beamtenmikado: „Aber in der Regel ist es so, dass die Politik so eine Art Beamtenmikado spielt, dass der, der sich rührt, dann entsprechend dran ist und verloren hat. D.h. sie versuchen so ein bisschen die Füße still zu halten.“ (ÜNB)

ÜNB-Wunsch: Leitplanke Bundes-Landespolitik •  Öffentliches Bekenntnis: „Auf Veranstaltungen, wo sich Bürger über den

Netzausbau beschweren, um den zuständigen Energieminister dazu zu kriegen, auch auf der Veranstaltung zu sagen, wir wollen die Energiewende und ÜNB handelt im öffentlichen Auftrag.“ (ÜNB)

è  Mangelnde Positionierung fördert Unsicherheit / Widerstand

Kommunikative Herausforderung II: Rolle der Bundes-/ Landespolitik

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Grenzen der Transparenz/Beteiligung •  Kriterienkatalog Trassenentscheidung: „Also ich glaube es gibt kein

einheitlich gültiges Buch über alle Projekte (Ermessensspielraum). (...) Das heißt so ein Standardbuch rauszugeben, ist unheimlich gefährlich. Weil es kommt hundert pro irgendeiner der sagt, da steht es aber anders.“ (ÜNB)

•  Geschäftsgeheimnisse: „Natürlich ist es Transparenz, wie wir zu dem Netzausbau kommen. Aber ich kann auch nicht alle meine Geschäftsdaten und alle meine Praktiken darlegen. Wir haben auch Konkurrenten, das muss man auch sagen. (...) Aber es gibt auch Dinge, was dem Geschäfts-geheimnis unterliegt. Wir sind nun mal auch ein Privatunternehmen.“ (ÜNB)

•  Hoher Aufwand: „Das sind 25 Masten und die haben wir alle einzeln durchgesprochen (…). Das hat monatlich getagt. (...) Das ist aber jetzt nur auf so einen kleinen Abschnitt der Intensität möglich.“ (ÜNB)

•  Wirtschaftspolitische und technische Komplexität: „Wir müssen ja die komplexen Inhalte die wir haben, genau wie die Pläne, die wir zeigen, herunter brechen.“ (ÜNB)

è  Grenzen der Transparenz/Beteiligung erklären

Kommunikative Herausforderung III: Black Box Vorhabenplanung

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Beispiel Erdkabelromantik •  Makro Perspektive: BNetzA ist allen Stakeholdern verpflichtet:

Energiewende, Versorgungssicherheit, Abwägung bezahlbarer Strom (Netzentgelte), verträgliche(r) Trassenkorridor/-führung

•  Meso Perspektive: Landesregierung und -behörden, Landkreise, Landes-, Regional-Egoismen: bei Nichtbetroffenheit von Ländern gegen Erdverkabelung, bei Betroffenheit dafür.

•  Mikro Perspektive: Gemeinde, Bürger: Leitung verhindern heißt gewinnen, Leitung kommt heißt verlieren. Oder: möglichst viel Erdverkabelung.

•  Selektive Wahrnehmung: „Jeder hat so seine Informationsblase und tauscht innerhalb dieser Blase seine Informationen aus.(...) Dies führt auch dazu, dass sich die Gräben zwischen den einzelnen Akteuren vertiefen.“ (ÜNB)

è  Koorientierung: Verständnis für unterschiedliche Perspektiven als

Voraussetzung für Diskurs

Kommunikative Herausforderung IV: Unterschiedliche Perspektiven

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•  Eigene Rolle und deren Kommunikation reflektieren •  Thematisierung der Mehrebenen-Abstimmung, der Ob-Frage, der

Intransparenz und unterschiedlicher Perspektiven •  Kommunizieren wollen, nicht müssen: Weniger explizite Strategie und

Taktik, mehr Verständigung •  Verfahrensgerechtigkeit und Verständigung vor Akzeptanz:

Widerstandsminimierung durch transparente Prozessführung. „Es ist trotzdem ein Scheißergebnis, sorry, aber sie haben sich wenigstens bemüht, den Prozess anständig zu machen.“ (Planer Landkreis) Akzeptanz bei 50 oder 100%? (ÜNB)

•  Lernprozess: Verfahrensbeteiligte haben in den letzten Jahren dazu gelernt

Resümee

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Baugut, Philip, Nayla Fawzi und Carsten Reinemann (2015): Mehr als Nähe und

Harmonie. Dimensionen des Verhältnisses von Kommunalpolitikern und Lokaljournalisten in deutschen Städten. In: Studies in Communication | Media, 4. Jg., Heft 4, S. 407–436.

Broom, Glen M. und David. M. Dozier (1990): Using research in public relations. Applications to program management, Englewood Cliffs: Prentice Hall.

Europäische Kommission (2015): Standard-Eurobarometer 84. Herbst 2015. o.O. Fuhrberg, Reinhold, Mona Thieme und Dimitrij Umansky (2016): Das ist so

ungerecht! Die Rolle der Gerechtigkeit in der Öffentlichkeitsbeteiligung beim Stromnetzausbau. In: prmagazin, 47. Jg., Nr. 6, S. 48-53.

Gabriel, Oscar W. und Norbert Kersting (2014): Politisches Engagement in deutschen Kommunen.: Strukturen und Wirkungen auf die politischen Einstellungen von Bürgerschaft, Politik und Verwaltung. In: Bertelsmann Stiftung, Staatsministerium Baden-Württemberg (Hg.): Partizipation im Wandel. Unsere Demokratie zwischen Wählen, Mitmachen und Entscheiden. Gütersloh.

Mayring, Philipp (2015): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim, Basel.

Quellen

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Prof. Dr. Reinhold Fuhrberg Fakultät Management, Kultur, Technik Kaiserstraße 10 c 49809 Lingen (Ems) Tel.: +49 591 800 98 445 E-Mail: [email protected]

Dimitrij Umansky, M.A. Fakultät Management, Kultur, Technik Sedanstr. 1 49076 Osnabrück Tel.: +49 541 969 7312 E-Mail: [email protected]

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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