Zur Reform weiterführender Zur Reform weiterführender Schulen in NiedersachsenSchulen in Niedersachsen
Vortrag am 6. Januar 2009 vor Vortrag am 6. Januar 2009 vor der SPD-Landtagsfraktionder SPD-Landtagsfraktion
Dr. Ernst RösnerDr. Ernst RösnerInstitut für Schulentwicklungsforschung (IFS)Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS)
Technische Universität DortmundTechnische Universität Dortmund
Worum es heute gehen soll:Worum es heute gehen soll:
Die AusgangslageDie Ausgangslage
Alternative GemeinschaftsschuleAlternative Gemeinschaftsschule
Erfahrungen aus Schleswig-HolsteinErfahrungen aus Schleswig-Holstein
Ausgangslage (1):Ausgangslage (1):
Das traditionelle Schulsystem ist Das traditionelle Schulsystem ist
nicht begründbar, nicht begründbar,
nicht leistungsfähig, nicht leistungsfähig,
nicht begabungsgerecht und nicht begabungsgerecht und
nicht stabil.nicht stabil.
Der Querschnitt: Verteilung der Schüler im 5. Schuljahr 2008/09
Niedersachsen regional
6,213,2
21,920,1
39,0
59,1
27,4
42,1
55,2
0,05,0
22,8
0
20
40
60
Minimum Landesdurchschnitt Maximum
Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule
Ausgangslage (2):Ausgangslage (2):
Schulwahlentscheidungen der Eltern Schulwahlentscheidungen der Eltern tendieren langfristig stabil zu immer tendieren langfristig stabil zu immer anspruchsvolleren Bildungsgängen.anspruchsvolleren Bildungsgängen.
Schulwahlentscheidungen werden Schulwahlentscheidungen werden vornehmlich in Abhängigkeit vom vornehmlich in Abhängigkeit vom eigenen Schulabschluss getroffen. eigenen Schulabschluss getroffen.
Von Jahr zu Jahr verfügen immer mehr Von Jahr zu Jahr verfügen immer mehr Eltern über höherwertige Eltern über höherwertige Schulabschlüsse.Schulabschlüsse.
8176
68
3930
16 1312 1319 22 24
7 9 1323
28
0
20
40
60
80
100
1976 1980 1985 1991 2006
VS/HS POS RS FHR/AHR
Schulabschluss der Wohnbevölkerung im Alter von 35 bis unter 40 Jahren (in %)
Die AspirationsspiraleDie Aspirationsspirale
Bildungsexpansion der 60er Jahre
Vermehrte Wahl „höherer“ Schulen
Mehr höhere Schulabschlüsse
Vermehrte Wahl „höherer“ Schulen
Noch mehr höhere Schulabschlüsse
Noch häufigere Wahl „höherer“ Schulen
Ausgangslage (3):Ausgangslage (3):
Sinkende Schülerzahlen treffen die Sinkende Schülerzahlen treffen die Bildungsgänge der Sekundarstufe I Bildungsgänge der Sekundarstufe I ungleichmäßig: Schulen mit ungleichmäßig: Schulen mit Abituroption (Gymnasien und Abituroption (Gymnasien und Gesamtschulen) verzeichnen Gesamtschulen) verzeichnen Zuwächse, Schulen ohne Zuwächse, Schulen ohne Abituroption (Hauptschulen und Abituroption (Hauptschulen und Realschulen) verlieren. Realschulen) verlieren.
Schülerzahlveränderung: Schülerzahlveränderung: Schüler im 7. Jg. Schüler im 7. Jg.
Niedersachsen (2001/02- 2007/08)Niedersachsen (2001/02- 2007/08)
699
-6363
-2809
6038
-8000
-4000
0
4000
8000
HS RS GY IGS/SMB
Zum Vergleich:
2001/02: 94.622 Schüler2007/08: 89.506 Schüler
Geburtenzahlen in Niedersachsen Geburtenzahlen in Niedersachsen 1997- 2006 (in Tsd.)1997- 2006 (in Tsd.)
75,2 73,2 70,6 70,4 67,0 65,3
79,480,582,285,9
0
20
40
60
80
100
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Alternative Alternative GemeinschaftsschuleGemeinschaftsschule
Leitgedanken:Leitgedanken: Gemeinschaftsschulen brauchen Akzeptanz. Sie basieren Gemeinschaftsschulen brauchen Akzeptanz. Sie basieren
auf vertrauten Formen des allgemein bildenden auf vertrauten Formen des allgemein bildenden Schulwesens und entwickeln diese weiter.Schulwesens und entwickeln diese weiter.
Mit Strukturreformen werden vollständige schulrechtliche Mit Strukturreformen werden vollständige schulrechtliche und pädagogische Einheiten angestrebt, die alle und pädagogische Einheiten angestrebt, die alle Abgänger der Grundschulen aufnehmen. Abgänger der Grundschulen aufnehmen.
Bei der Binnenorganisation der Gemeinschaftsschulen Bei der Binnenorganisation der Gemeinschaftsschulen sind Varianten möglich. Sie reichen von „additiv“ bis sind Varianten möglich. Sie reichen von „additiv“ bis „integriert“.„integriert“.
Die Art der Binnenorganisation ist Sache der Schule und Die Art der Binnenorganisation ist Sache der Schule und ihres Schulträgers.ihres Schulträgers.
Strukturreformen müssen mit den finanziellen Strukturreformen müssen mit den finanziellen Möglichkeiten der Schulträger und des Landes Möglichkeiten der Schulträger und des Landes kompatibel sein.kompatibel sein.
Gemeinschaftsschule: Grundmodell Gemeinschaftsschule: Grundmodell 1 (additiv)1 (additiv)
10
9
8
7
6
5
HS
HS
HS
RS
RS
RS
RS
GY
GY
GY
GY
HS
Gemeinsamer Unterricht
Gemeinsamer Unterricht
Gemeinschaftsschule: Grundmodell Gemeinschaftsschule: Grundmodell 2 (integriert)2 (integriert)
10
9
8
7
6
5
Gemeinsamer Unterricht
Gemeinsamer Unterricht
Schulformübergreifend (integriert)
Schulformübergreifend (integriert)
Schulformübergreifend (integriert)
Schulformübergreifend (integriert)
Gemeinschaftsschule:Gemeinschaftsschule: Variante mit integriertem Variante mit integriertem
HS/RS-TeilHS/RS-Teil
10
9
8
7
6
5
GY
GY
GY
GY
Gemeinsamer Unterricht
Gemeinsamer Unterricht
Integrierte HS/RS
Integrierte HS/RS
Integrierte HS/RS
Integrierte HS/RS
Gemeinschaftsschule: Variante mit Gemeinschaftsschule: Variante mit Oberstufe und integrierten Jg. 7/8Oberstufe und integrierten Jg. 7/8
13
12
11
10
9
8
7
6
5
HS
RS
RS
GY
GY
GY
GY
GY
HS
Gemeinsamer Unterricht
Gemeinsamer Unterricht
Schulformübergreifend (integriert)
Schulformübergreifend (integriert)
Gemeinschaftsschule konkret:Gemeinschaftsschule konkret: Konzept Horstmar/Schöppingen Konzept Horstmar/Schöppingen
10
9
8
7
6
5
HS
HS
RS
RS
RS
GY
GY
GY
HS
Gemeinsamer Unterricht
Gemeinsamer Unterricht
Gemeinsamer Unterricht
Anmerkung: Die Jahrgangsstufen 5 bis 7 werden im Gebäude der heutigen Hauptschule Horstmar unterrichtet, die Jahrgangsstufen 8 bis 10 in Schöppingen.
Gemeinschaftsschule konkret:Gemeinschaftsschule konkret: Modell Geithain (Sachsen) Modell Geithain (Sachsen)
10
9
8
7
6
5
Gemeinsamer Unterricht
Gemeinsamer Unterricht
Fachweise Leistungsdifferenzierung
Fachweise Leistungsdifferenzierung
Berufsvorbereitg.
Berufsvorbereitg.
Vorbereitg. GY-SII
Vorbereitg. GY-SII
Gemeinschaftsschule:Gemeinschaftsschule:Oberstufen-VariationenOberstufen-Variationen
10
9
8
7
6
5
13
12
11G
emei
nss
chaf
ts-
sch
ule
1
Gemein-same
Oberstufe
Oberstufen-zentrum
Berufs-kolleg
Gem
ein
ssch
afts
-sc
hu
le 2
Gem
ein
ssch
afts
-sc
hu
le 3
Gemeinschaftsschule: Gemeinschaftsschule: BegründungenBegründungen
Keine Aufteilung der Grundschüler nach Keine Aufteilung der Grundschüler nach Bildungsgängen und Schulstandorten.Bildungsgängen und Schulstandorten.
Rahmenbedingung für Förderung und Durchlässigkeit Rahmenbedingung für Förderung und Durchlässigkeit durch intensive Zusammenarbeit aller Lehrkräfte. durch intensive Zusammenarbeit aller Lehrkräfte.
Möglichkeit der schulischen Weiterentwicklung auf der Möglichkeit der schulischen Weiterentwicklung auf der Grundlage konkreter Erfahrungen. Grundlage konkreter Erfahrungen.
Kleine und dennoch leistungsfähige Systeme sind Kleine und dennoch leistungsfähige Systeme sind möglich, damit erhöhte Standortsicherung für möglich, damit erhöhte Standortsicherung für weiterführende Angebote. weiterführende Angebote.
Für Schulträger mehr Sicherheit bei der Für Schulträger mehr Sicherheit bei der Schulentwicklungsplanung und Kostenersparnisse. Schulentwicklungsplanung und Kostenersparnisse.
Flexibilität: Grundschulen können ebenso wie Flexibilität: Grundschulen können ebenso wie (gymnasiale) Oberstufen Bestandteil der (gymnasiale) Oberstufen Bestandteil der Gemeinschaftsschule sein.Gemeinschaftsschule sein.
Erfahrungen ausErfahrungen ausSchleswig-HolsteinSchleswig-Holstein
Kleiner Exkurs: Gemeinschaftsschulen in Kleiner Exkurs: Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein (Teil I)Schleswig-Holstein (Teil I)
„„Schule für Alle“ der Sekundarstufe I; Oberstufe Schule für Alle“ der Sekundarstufe I; Oberstufe optional, Grundschulanbindung möglich.optional, Grundschulanbindung möglich.
Seit 2006 RegelschuleSeit 2006 Regelschule Mindestens 300 SchülerMindestens 300 Schüler 2007/08: 7 Gemeinschaftsschulen2007/08: 7 Gemeinschaftsschulen
2008/09: 55 Gemeinschaftsschulen2008/09: 55 Gemeinschaftsschulen Anhaltender Gründungsboom, vor allem im Anhaltender Gründungsboom, vor allem im
ländlichen Raum.ländlichen Raum. Genehmigung nur auf Antrag des Schulträgers. (Fast Genehmigung nur auf Antrag des Schulträgers. (Fast
alle Antragsteller sind oder waren CDU-regiert.)alle Antragsteller sind oder waren CDU-regiert.) Kommunal- und landespolitisch unumstritten.Kommunal- und landespolitisch unumstritten.
Kleiner Exkurs: Gemeinschaftsschulen in Kleiner Exkurs: Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein (Teil II)Schleswig-Holstein (Teil II)
Was wird aus der Realschule?Was wird aus der Realschule?
Ab 2010/11 Fusion aller Haupt- und Ab 2010/11 Fusion aller Haupt- und Realschulen zu „Regionalschulen“ Realschulen zu „Regionalschulen“ (Forderung CDU)(Forderung CDU)
Dagegen heftiger Widerstand aus Dagegen heftiger Widerstand aus Realschulen.Realschulen.
In Realschulen: Starke Präferenz für In Realschulen: Starke Präferenz für Gemeinschaftsschule statt Regionalschule.Gemeinschaftsschule statt Regionalschule.
Landespolitisch: Zukunft der Regionalschule Landespolitisch: Zukunft der Regionalschule wird zunehmend skeptisch betrachtet.wird zunehmend skeptisch betrachtet.
Zum Schluss: Zum Schluss:
Überlegungen zur Schulreform Überlegungen zur Schulreform in Niedersachsen in Niedersachsen
Eine Abschaffung des Gymnasiums ist unrealistisch.Eine Abschaffung des Gymnasiums ist unrealistisch. Eltern sollte die Wahl zwischen Gymnasium und Eltern sollte die Wahl zwischen Gymnasium und
einer Schule haben, die einer Schule haben, die auchauch gymnasiale Standards gymnasiale Standards anbietet.anbietet.
Beim Eintritt in die Sekundarstufe I muss ein klarer Beim Eintritt in die Sekundarstufe I muss ein klarer Weg zum Abitur vorgezeichnet sein. Das kann auch Weg zum Abitur vorgezeichnet sein. Das kann auch ein Wechsel in eine andere Oberstufe sein.ein Wechsel in eine andere Oberstufe sein.
In einer „Schule für Alle“ sollte bei entsprechenden In einer „Schule für Alle“ sollte bei entsprechenden Leistungen auch das Abitur Leistungen auch das Abitur nach 8 Jahrennach 8 Jahren möglich möglich sein.sein.
Vielen Dank.Vielen Dank.