Es passiert selten, aber es kommt vor: Etwa drei von 100 Brustkrebspatientinnen sind in Deutschland zum Zeitpunkt der Diagnose schwanger. „Das Schlimmste für Schwangere ist, wenn Brustkrebs übersehen wird, weil keiner daran denkt. Dann kann es sein, dass die Therapie unnötig verschleppt wird“, betont Prof. Dr. Christian Jackisch, Chefarzt der Frauenklinik und Sprecher des Brustzentrums am Sana Klinikum Offenbach.
Unklare Befunde müssen abgeklärt werden. Die Ultraschalluntersuchung liefert aufgrund der veränderten Struktur des Brustgewebes während der Schwangerschaft genauere Ergebnisse als die Mammografie. „Man sollte beide Brüste untersuchen, um sicherzugehen, dass kein Tumor übersehen wird“, erklärt Prof. Jackisch. Bestätigt sich der Krebsverdacht nach einer Gewebeentnahme, der Stanzbiopsie, beginnt die Planung der Therapie. „Die orientiert sich so weit wie möglich an der Behandlung einer Patientin, die nicht schwanger ist. Selbst eine Chemotherapie ist ab Beginn des zweiten Schwangerschaftsdrittels
möglich. Inzwischen sind wir diesbezüglich sehr sicher geworden“, betont er. In diesem Falle müssten „eine unsinnige, weil nicht an medizinischen Standards orientierte Brustkrebsbehandlung und eine unnötige Frühgeburt“ vermieden werden. Sind eine Strahlentherapie oder eine Antihormontherapie nötig, beginnen diese nach der Entbindung. „Da müssen wir manchmal abwarten, aber das wirkt sich auf die Krankheitsprognose nicht aus“, erklärt Prof. Jackisch.
Wichtig ist die Wahl des Behandlungsortes. Optimal ist ein Krankenhaus, das ein zertifiziertes Brustzentrum sowie eine Geburts und Kinderklinik unter einem Dach bietet. „Das Beratungs gespräch mit den werdenden Eltern führen im besten Falle Onkologe, Gynäkologe und Kinderarzt gemeinsam“, gibt Prof. Jackisch zu bedenken. sd
Mehr Infos: www.gbg.de
e Studien e Aktive Studien e BCP – Pregnancy
e Publikationen: Erfahrungsbericht, Poster
Brustkrebstherapie – nicht unnötig verschleppen
IN DER SCHWANGERSCHAFT
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: Priv
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PD Dr. Sabine Knapstein,Ärztin bei der AOK Baden-Württemberg, Fachärztin Psychotherapie und Ernährungsmedizin
Willkommen bei Vivienne! Brustkrebs bei Schwangerschaft, diese Diagnose löst Ängste aus. Unsere Beiträge zeigen, dass sich die Medizin dieser schwierigen Situation gut annimmt.
Wer Befunde verstehen möchte, sollte wissen, wo sich dazu seriöse Informationen finden lassen. Das hilft, gut vorbereitet ins Arzt-Patienten-Gespräch zu gehen. Die stufenweise Wieder-eingliederung in den Beruf ist ein weiteres Thema. Und wie wichtig gute Ernährung bei Krebs ist, erfahren Sie in dieser Ausgabe.
Eine spannende Lektüre.
Herzlichst, Ihre
Privatdozentin Dr. Sabine Knapstein
Ein Service Ihrer AOK Baden-Württemberg
VivienneAusgabe 1 | 2017
FÜR TEILNEHMERINNEN AN AOK-CURAPLAN BRUSTKREBS
Der direkte Draht zu Ihrer persönlichen Ansprechpartnerin beim Sozialen Dienst der AOK:
Tel. 0800 2652965
Ausgabe 1 | 2017
KURZ NOTIERT
Für junge Menschen mit der
Diagnose Krebs sind Hilfsangebote
rar. Daher hat die Deutsche Stiftung
für junge Erwachsene mit Krebs
kürzlich ein Onlineportal ins Leben
gerufen.
Unter www.junge-erwachsene-
mit-krebs.de können sich 18- bis
39-Jährige informieren, wie und wo
sie psychische, soziale und finanzielle
Unterstützung finden. In Videos
berichten junge Betroffene von ihren
Erfahrungen. Ratsuchende können
Experten Fragen etwa zu sozial recht-
lichen Belangen stellen. In Online-
Chats, Telefonaten oder Gesprächen
vor Ort erhalten sie dann Auskunft.
www.junge-erwachsene-mit-krebs.de
Hilfe für junge Krebskranke
Der Konsum von Alkohol erhöht das Risiko, an Krebs zu erkranken. Drei bis sieben Prozent aller Krebsfälle von Frauen und Männern gehen auf diese Ursache zurück. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Patienteninformation der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hervor. Frauen erkranken infolge des Al
kohol konsums vor allem an Brustkrebs, gefolgt von Krebserkrankungen der Speiseröhre, der Leber, des Mund und Rachenraums sowie des Darms.
Die BZgA empfiehlt Frauen deshalb, täg lich nicht mehr als 0,25 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein zu trinken und an zwei Tagen der Woche gar keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Noch besser sei es, völlig auf Alkohol zu verzichten. Liegt die getrunkene Menge über den oben angegebenen Werten, er höht sich das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Trinken Frauen noch größere Mengen, steigt es sogar fast auf das Anderthalbfache im Vergleich zu Frauen, die keinen Alkohol trinken. kw
www.bzga.de
e Suche e Alkoholspiegel 2016
ALKOHOL UND BRUSTKREBS
Vorsicht vor erhöhtem Risiko
Am besten keinen Alkohol trinken, denn jeglicher
Konsum steigert das Krebsrisiko.
Gut informiert ins Arztgespräch
BEFUNDE VERSTEHEN
In Arztbriefen und Befunden wimmelt es häufig von Abkürzungen und Fachbegriffen. Das fängt bei der Diagnose an und reicht bis hin zu den Therapieempfehlungen. Betroffene sind damit oft überfordert. Im Vorfeld eines Arztbesuches ist es daher hilfreich, sich zu informieren, was die Abkürzungen und Begriffe bedeuten. So bleibt mehr Zeit, um Ihre ganz persönliche Situation zu besprechen. Wichtigster Ansprechpartner bei Fragen ist und bleibt jedoch immer der behandelnde Arzt.
Zuverlässige Unterstützung bei Fragen bieten der Krebsinformationsdienst (Telefon: 0800 4203040, täglich 8 bis 20 Uhr, EMail: [email protected]) und das Infonetz Krebs der Deutschen Krebshilfe, Deutschen Krebsgesellschaft und Stiftung Deutsche Leukämie & LymphomHilfe
(Telefon: 0800 80708877, wochentags 8 bis 17 Uhr, EMail: krebshilfe@infonetzkrebs.de). Diese kann man kostenfrei anrufen oder per EMail anschreiben.
Online bietet der Webauftritt des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) einen knapp gehaltenen und leicht verständlichen Überblick. Der Krebsinformationsdienst vermittelt Informationen zur Klassifikation von Brustkrebs, aber auch Erklärungen für Abkürzungen im Zusammenhang mit verschiedenen Krebserkrankungen. Die Deutsche Krebshilfe hingegen hat ein KrebsWörterbuch aufgelegt, in dem viele Fachbegriffe erläutert werden. sd
www.gesundheitsinformation.de
e Suche e Krebs: Was bedeuten die Kürzel im Arztbrief?
www.krebsinformationsdienst.de
e Untersuchung e Arztbriefe: Befunde verstehen
www.krebshilfe.de
e Informieren e Über Krebs e Lexikon
Es lohnt sich, gut vorbereitet in die Sprechstunde zu gehen.
Wichtigster Ansprechpartner bei Fragen ist jedoch der Arzt.
Vivienne
BERUFLICHE WIEDEREINGLIEDERUNG
Hilfe zur Rückkehr in den Job
Stufenweise steigern: Die berufliche Wiedereingliederung hilft, im Job wieder Fuß zu fassen.
Zurück ins Erwerbsleben – diesen Wunsch haben viele berufstätige Frauen mit Brustkrebs. Die berufliche Wiedereingliederung ist für sie ein wichtiger Schritt zurück in die Normalität.
Bereits in der Klinik beraten Sozialdienste über Möglichkeiten, wieder in den Beruf einzusteigen. Auch in der medizinischen Reha gibt es dafür Ansprechpartner und seitens der AOK die Sozialen Dienste sowie die Krankengeldfallmanager. Die gesetzliche Krankenversicherung gewährleistet einen Anspruch auf Krankengeld von bis zu 78 Wochen. Doch die meisten Frauen möchten wieder schnell in den Beruf zurück. Dabei hilft die stufenweise Wiedereingliederung. Laut Sozialgesetzbuch haben die Patientinnen Anspruch auf das „Hamburger Modell“. Es sieht vor, die wöchentliche Arbeitszeit behutsam zu erhöhen. Möchte eine Frau diesen Weg gehen, sollte sie darüber frühzeitig mit ihrem Arbeitgeber sprechen, da dieser einwilligen muss.
Der Arzt prognostiziert vorab, dass die Patientin ihre Arbeitsfähigkeit zurückerlangen wird. Dann vereinbaren sie und der Arbeitgeber für einen Zeitraum zwischen sechs Wochen und sechs Monaten, wie sich
die Höhe der Arbeitszeit steigern soll. Verschlechtert sich ihr Zustand, sind Änderungen möglich. Zahlt nicht der Arbeitgeber das Gehalt, erhält die Patientin Krankengeld von der Krankenkasse, Übergangsgeld von der Rentenversicherung oder Geld von der Bundesagentur für Arbeit. Ist das Modell nicht umsetzbar, ist eine Umschulung oder Fortbildung zu erwägen.
Schon vor Arbeitsantritt sollte eine Schwerbehinderung beantragt werden. Bei einem Grad der Behinderung von mindestens 50 gibt es etwa einen Sonderkündigungsschutz. AOK, Versorgungsamt und Rehabilitationsträger beraten dazu, zur Wiedereingliederung die Sozialen Dienste und die Krankengeldfallmanager der AOK. mf
www.krebsinformationsdienst.de
e Behandlung e Rehabilitation e Rehabilitation nach Krebs: Was hilft beim Gesundwerden?
www.deutsche-rentenversicherung.de
e Rente & Reha e Rehabilitationen e Leistungen e Berufliche Rehabilitation (LTA) www.einfach-teilhaben.de
e Ausbildung und Arbeit e Schwerbehinderung
Ausgabe 1 | 2017
EXPERTENMEINUNG
Prof. Dr. Christian Jackisch, Chefarzt der Frauenklinik und Sprecher des
Brustzentrums am Sana Klinikum Offenbach
Therapie und Baby: Das ist möglich
Schwangere mit Brustkrebs sollten
wissen, dass die Erkrankung mit der
Schwangerschaft nichts zu tun hat.
Die Schwangerschaft beeinträchtigt
auch nicht die Brustkrebs-Prognose.
Die meisten Patientinnen können ihre
Kinder austragen; ein vorzeitiger
Kaiserschnitt ist nur selten nötig.
Die AGO, die Arbeitsgemeinschaft
Gynäkologische Onkologie,
hat Empfehlungen zur Behandlung
von schwangeren Brustkrebspatien-
tinnen entwickelt. Zudem läuft bei
der German Breast Group eine
Registerstudie: Sie soll unter anderem
dokumentieren, wie oft Brustkrebs
in der Schwangerschaft diagnostiziert
wird und welche Therapien ange-
wandt werden. Ebenso sollen Daten
zum Zustand des Kindes gesammelt
werden, um daraus weitere Empfeh-
lungen ableiten zu können.
Auch über die Entwicklung
der Kinder soll die Registerstudie
Aufschluss geben. Zahlen einer
mexikanischen Studie mit einer
Nachbeobachtungszeit der Kinder von
30 Jahren lassen den Schluss zu, dass
sie kein höheres Risiko für Tumorer-
krankungen oder akute Leukämien
tragen als andere Kinder. Es treten
auch keine Entwicklungsverzögerun-
gen auf. Ich denke, das macht Mut.
Foto
: A. B
erge
r
Vivienne
Ausgabe 1 | 2017
ERNÄHRUNG BEI BRUSTKREBS
Lebensqualität frisch auf den TellerAusgewogen und gesund sollte sie sein – die Ernährung für Brustkrebspatientinnen. Sie sorgt für Lebensqualität und kann eine Krebstherapie günstig beeinflussen. „Viele Patientinnen sind jedoch hinsichtlich ihrer Ernährung verunsichert“, sagt Prof. Dr. Volkmar Nüssler, Geschäftsführender Koordinator vom Tumorzentrum München. „Im In ternet kursieren Ernährungsmythen wie die der Krebsdiäten, die es nicht gibt. Patientinnen starten gefährliche Ernährungsexperimente, die sich negativ auf ihre Therapie auswirken können.“
Aus diesem Grund wurde am Tumorzentrum die Arbeitsgruppe „Ernährung und Krebs“ gegründet. Ärzte, Wissenschaftler und Ernährungsfachkräfte arbeiten an einer besseren Aufklärung für Patienten und Ärzte rund um das Thema Ernährung und Krebs. Die Seite www.ernaehrungkrebstzm.de, die sich auch mit Übergewicht und Mangelernährung beschäftigt, entstand. Daneben entwickelte Prof. Nüssler mit seinem Team und Spitzenköchen die kostenlose KochApp „HealthFood“, um Patienten zum Kochen zu motivieren.
Der Menüplan für Frauen mit Brustkrebs sollte reich an Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst sein, erläutert
Prof. Nüssler. „Dabei empfehlen wir die mediterrane Küche. Am besten ein bis zwei Portionen Obst sowie drei bis vier Portionen Gemüse pro Tag“, erläutert der Experte. Hinzu kommen Milchprodukte, viel Fisch und wenig, aber qualitativ hochwertiges Fleisch vom Wild, etwa Reh. Zuckerhaltiges, Alkohol und stark salzhaltige Speisen sollten nur in geringen Maßen zu sich genommen werden. Oliven, Raps oder Walnussöl als Speiseöle wirken positiv. „Neben einer ausgewo genen Ernährung ist es außerdem sehr wichtig, sich sportlich zu betätigen, am besten unter fachkundiger Anleitung“, sagt Prof. Nüssler.
Wenn Patientinnen ihr Gewicht reduzieren wollen, sollten sie damit erst nach der Therapie und nur in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt beginnen, gibt Prof. Nüssler zu bedenken. Einige Patientinnen haben durch die Krebsbehandlung Schmerzen oder durch eine Metastasierung weniger Lust am Essen. Da kann es helfen, in Absprache mit dem Arzt die Nährstoffaufnahme eventuell mit Trinkkost zu unterstützen.
Bei fortgeschrittener Erkrankung beispielsweise mit Gewichtsabnahme kann es sinnvoll sein, kleine Mahlzeiten aus Mischkost zu sich zu nehmen. So lässt sich der Verlust an Muskelmasse vorbeugen.
Wer Fragen zur Ernährung hat, kann sich durch AOK Ernährungsfachkräfte beraten lassen. Wenden Sie sich dazu an Ihren behandelnden Arzt oder Ihre AOK. mf
Infos des Tumorzentrums München:
www.ernaehrung-krebs-tzm.de
Koch-App „HealthFood“:
www.tumorzentrum-muenchen.de
e Ernährung e Rezepte bei Krebs www.krebshilfe.de
e Ratgeber, DVDs, Faltblätter, Leitlinien e Für Betroffene e Ernährung bei Krebs
Ärzte empfehlen bei Brustkrebs die mediterrane Küche.
21. Krebsinformationstag Das Südwestdeutsche Tumorzentrum –
CCC Tübingen Stuttgart lädt Interessierte am 8. April 2017 zwischen
10 und 17 Uhr zu seiner Veranstaltung ein. Crona Kliniken, großer Hörsaal 210,
Ebene B4, Hoppe-Seyler-Straße 3, Tübingen. Anmeldung erforderlich.
Infos unter: [email protected]
AOK Gesundheitskurse Wer körperlich aktiv sein oder sich entspannen
möchte, kann dazu die Angebote der AOK nutzen: Ob Nordic Walking
oder Autogenes Training – in enger Absprache mit Ihrem Arzt können Sie
schauen, was Ihnen gut tut. Dazu besuchen Sie diesen Link und geben Ihre
Postleitzahl ein: www.bw.aok.de/landingpages/gesundheitskurse/
ANGEBOTE IHRER AOK
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Weitere Links • Deutsche Gesellschaft für Senologie www.senologie.org • Deutsches Krebsstudienregister www.studien.de • Krebsverband Baden-Württemberg
www.krebsverband-baden-wuerttemberg.de• Tumorzentrum Freiburg www.krebs-webweiser.de
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