Verbrennung und Kinderchirurgische Spezialdisziplin, Operationen en miniatureMatthias Bauck / Joachim Suß | Kinderkrankenhaus Park Schönfeld | Kinderchirurgie | Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder | Klinikum Kassel
Erster Christoph Hessen Tag /
Bundeskongress Pädiatrie
der Ärztlichen Leiter der Luftrettungszentren Hessen
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Die Haut
Multiple Schutzfunktionen Regulation der KörpertemperaturAufnahme von MedikamentenExkretion (Schweiß) von AbfallstoffenSchutz mittels Sekretion (Talg) vor AustrocknungDepot (Fett)Abwehrfunktion (Langerhans-Zellen; eingewanderte Leukozyten)Gibt unsere Ausdrucks- und Sinnesfunktion
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Schutz durch die Haut
Besonders im Kindesalter führt der Verlust der Schutzfunktion der Haut über Kapillarschäden des Gewebes zu massiven Flüssigkeitsverlusten und Verschiebung von Elektrolyten und Eiweiß
Bei Kindern ist der im Vergleich zu Erwachsenen der Flüssigkeitsverlust deutlich höher anzusetzen
Verdunstung und Abstrahlung führen vor allem bei kleinen Kindern zu zusätzlichen Wärmeverlusten
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Die Haut der Kinder
• Verhältnis Körperoberfläche-Körpermasse(630 cm²/kg vs. 260 cm²/kg)
• Höhergradige Hautschädigung bei geringerer SchädigungsintensitätHautdicke (0,56 mm vs. 2,5 mm)
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Thermische SchädenKritische Temperatur mit Beginn der Eiweißdenaturierung liegt bei 52° CelsiusEin Kleinkind zieht sich bei einer Einwirkzeit von 10 Sekunden mit 54 °C warmen Wasser bereits eine drittgradige Verbrühung zu, bei Erwachsenen dauert dies etwa 31 Sekunden
Bei 65 °C warmen Wasser reduzieren sich diese Zahlen auf 0,5 bzw. 10 SekundenVerkohlung des Gewebes unter Flammenwirkung beginnt nach 10 bis 15 Sekunden
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Statistik
Im Jahr werden ca. 1800 schwerbrandverletzte Patienten in den deutschen Zentren behandeltCa. 600 davon sind Kinder unter 14 Jahrenz. Zt. existieren in Deutschland 38 Zentren zur Behandlung schwerbrandverletzter Patienten
mit 123 Betten für Erwachsene16 Zentren sind spezialisiert auf die Behandlung schwerbrandverletzter Kinder mit insgesamt 44 Betten
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Indikation zur Behandlung in einem Verbrennungszentrum
Verbrennungen 2. oder 3. Grades mit Lokalisation im Gesicht, Hand, Fuß oder AnogenitalInhalationstraumataVerbrennungen 2. Grades > 20% KOF, Kinder > 10%Verbrennungen 3. Grades > 10% KOF, Kinder > 5%Patienten mit infizierten Brandwunden oder mehr als sechswöchiger Behandlung
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Pathophysiologie der Verbrennungswunde
Nur eindeutig erst- bzw. drittgradige Verbrühungen sind initialdefinitiv beurteilbar.
Verbrühungen erreichen ihre endgültige Tiefe erst nach mehreren Tagen (14 –21 Tage).Die Beurteilung zweitgradiger Verbrühungen ist auch für den Erfahrenen schwierig, aber für den Patienten relevant.
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Wundmanagement
Die Wahl des therapeutischen Regimes richtet sich nach:betroffene Körperoberfläche Lokalisationinitiale Tiefenbestimmung
Im Mittelpunkt der initialen Behandlung thermischer Verletzungen steht der Salbenverband mit Mepithel/Fettgaze und einer antimikrobiellen Salbe/Gel (Lavasept), lediglich im Gesicht wird darauf verzichtet, hier werden Kochsalzkompressen aufgelegt.
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Behandlung von thermischen Verletzungen II°aSalbenverband mit Lavaseptgel®
Mepitel®
Suprathel®
Xenoderm®
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Behandlung von thermischen Verletzungen II°b
Salbenverbände mit Lavaseptgel®
Salbenverband mit Repithel ® -SalbeGgf. Einsatz von Suprathel® nach DermabrasioNekrektomie und Spalthauttrans-plantation
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Behandlung von III° igen Wunden
Wenn es sich um circuläre Verbrennungen handelt, so ist auf die periphere Durchblutung zu achten
Im Zweifelsfall Escharotomiesonst gleiches Vorgehen wie bei II°b
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Spalthauttransplantation
Pro Operation können 15-25% KOF nekrektomiert und gedeckt werdenEntnahmestelle Kopf, pro Sitzung können 300-500 cm² gewonnen werden.Entnahmetiefe 0,1 (-0,2) mmErneute Abnahme nach 7-10 Tagen möglich, 3 Entnahmen innerhalb 20 Tagen möglich (besser in 14 tägigem Abstand)
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Spalthauttransplantation
Zwischenzeitliche Deckung der nekrektomierten aber noch nicht transplantierten Areale erfolgt mit allogenerSpendehaut (glycerolkonservierte Leichenhaut).
Alternativ stehen auch Schaumverbände zur Verfügung.
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Spalthautentnahme vom Kopf
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Transplantationsverfahren
KollagenbasisIntegra®
zweischichtiges Membransystem, bovines Kollagen, epidermale Silikonschicht
Matriderm ®
Kollagen-Elastin Matrix aus bovinem Kollagen
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Nachbehandlung bei II° b / III°/IV°Hautpflege
TupfenCremen
NarbenbehandlungSilikongel
SilikonpflasterSilikonfolie
Kompressionsbekleidung
PhysiotherapieKrankengymnastik
Ergotherapie
Spezielle Lagerung?
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Stationäre Aufgaben
Hautpflege: Fetthaltige Cremes, Bäder
KompressionsbehandlungSilikon
Physiotherapie, Schienen, LagerungErgotherapieBerufs- und Gesellschaftswiedereingliederung, Schule, Psychotherapie...Aufsuchen von Selbsthilfegruppen
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Schulung des Patienten und der Eltern
Hoher Stellenwert in der Pflege, da die Selbstpflege nach der Entlassung einer neuen Lebensaufgabe gleichkommt (tgl. Bäder, Hautpflege, Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung)
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Psychosoziale Betreuung„Warum sagt ihr, es sieht gut aus? Ich sehe doch aus wie ein Monster!“
Anblick der Wunden, Entstellung durch Narben, verändertes KörperschemaSelbstekel, gesellschaftliche Akzeptanz?Die Verletzung betrifft alle Lebensbereiche
für den Patienten wie auch seine ElternSchuldgefühle, Schmerzen, ZukunftsängsteLangwieriger Heilungsprozess, Geduld!!!Der Patient kommt an seine existentielle Grenze und er fühlt sich in einer hilflosen und schwachen Position
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Physiotherapie
LagerungSchienenversorgungKontrakturprophylaxe und –behandlungMobilisation und Gangschule
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Drucktherapie- KompressionstherapieKompressionsbekleidung:85%: gute oder zufriedenstellende Ergebnisse (Narben flachen ab, Juckreiz-und Schmerzlinderung)Druck 15-40 mmHg (Viskose und Elastan)Zeitraum 4-12-24 MonateUnterbrechung nicht mehr als 30 min tgl.Silikon:
Zunahme der ElastizitätAbflachung der Narben, werden weicher• Okklusionseffekt mit Veränderung der Wasserdampftransmission des
Narbengewebes
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Plastische Korrektur
Narbentherapie: Z-Plastik, W-PlastikProblem bei hypertrophen Narben und Keloiden: hohes Rezidivrisiko bei operativem EingriffAbschleifenVerschiebelappenExpanderExzision und erneute Transplantation, …
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Fallbeispiel J.T.
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Fallbeispiel D.P.
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NachsorgePaulinchen
• ElterninitiativeSpezialsprechstunde
• Anbindung der Patienten• Überprüfung der Kompressionsbekleidung mit Sanitätshaus
• Anmessen der Spezialkleidung und direkte Änderungen vor Ort, Überprüfung Kompressionsdruck
• Optimierung der Narbenbehandlung• Verordnungen• Kontakt zur Krankenkasse• Indikationen zu plastisch chirurgischen Korrekturen
Vorbeugen ist besser als heilen
Ungeschehen machen können wir diese Verletzungen nicht.
Aber: Wir können versuchen, dass nicht größere psychische und physische Narben zurückbleiben.
Vielen Dank