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Simon SpurrierBilquis Evely
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Nach Motiven von NEIL GAIMAN
SIMON SPURRIER Autor
BILQUIS EVELY ABIGAIL LARSON
Zeichnungen
MAT LOPES QUINTON WINTER
Farben
GERLINDE ALTHOFF Übersetzung
WALPROJECT Lettering
JAE LEE YANICK PAQUETTE TIFFANY TURRILL
Original-Cover
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Die klassische SANDMAN-Saga über Dream, Desire, Death und den Rest des gottähnlichen Pantheons der Ewigen, mit der Superstar Neil Gaiman einst den Comic und die Fantasy
erneuerte, liegt bei PANINI in einer wunderschönen Deluxe-Edition vor. Es ist also ganz einfach, sich noch einmal oder auch zum ersten Mal all die großen und kleinen SANDMAN-Geschichten zu Gemüte zu führen: Storys wie die, in der Miranda Walker und ihre von Desires Verlangen durchdrungene Tochter Rose in die Angelegenheiten der Ewigen involviert wurden; wie die Elfenkönigin Titania aus Faerie Dream einst ihre Untertanin Nuala schenkte, die seitdem viel herumkam und erlebte; wie Reisende in einem Gasthaus am Ende aller Realitäten zusammen- kamen und Geschichten austauschten; oder wie der bleiche, in Schwarz gehüllte Dream starb und als weißer Dream Lord Daniel wiedergeboren wurde.
In den neuen SANDMAN-Storys von Simon Spurrier in THE DREAMING ist Lord Morpheus in der Menschenwelt verschwunden. Im ersten Band fiel sein Traumland daher dem Chaos anheim, das durch die Ankunft eines brutalen Richters noch vergrößert wurde. Kürbiskopf Merv, Dreams Rabe Matthew und andere Bewohner des Träumens hatten dadurch viel Ärger. Abel, der oft durch die Hand seines Bruders gestorben ist, brachte dagegen ausnahmsweise Cain um (der tot blieb). Außerdem stellte sich heraus, dass das Traumland aktuell von einer unerfahrenen künstlichen Intelligenz regiert wird, die das Träumen durch Zufall übernahm. All das erlebte Dora unmittelbar mit. Sie kann sich in ein Monster verwandeln, schläft mit einem Höllendämon
AUFRUHR IM REICH DER TRÄUME
THE DREAMING erscheint bei PANINI COMICS, Schloßstraße 76, D-70176 Stuttgart. Geschäftsführer Hermann Paul, Publishing Director Europe Marco M. Lupoi, Finanzen Felix Bauer, Marketing Director Holger Wiest, Marketing Thorsten Kleinheinz, Vertrieb Alexander Bubenheimer, Logistik Ronald Schäffer, PR/Presse Steffen Volkmer, Publishing Manager Lisa Pancaldi, Redaktion Tommaso Caretti, Carlo Del Grande, Christian Endres, Marco Rizzo, Monika Trost, Daniela Uhlmann, Übersetzung Gerlinde Althoff, Proofreading Genoveva Fincias Alonso, Lettering Walproject, grafische Gestaltung Rudy Remitti, Nicola Spano, Art Director Mario Corticelli, Redaktion Panini Comics Annalisa Califano, Beatrice Doti, Prepress Francesca Aiello, Andrea Bisi, Repro/Packager Alessandro Nalli (coordinator), Mario Da Rin Zanco, Valentina Esposito, Luca Ficarelli, Linda Leporati. Für die digitale Ausgabe: Supervision Mattia Dal Corno, Layout Michele Manzo. Compilation, cover and all new material Copyright © 2020 DC Comics. All Rights Reserved. Originally published in the US in single magazine form in THE DREAMING #7-12. Copyright © 2019 DC Comics. All Rights Reserved. Original U.S. editors: Chris Conroy, Mark Doyle, Maggie Howell, Molly Mahan, Amedeo Turturro. All characters, their distinctive likenesses and related elements featured in this publication are trademarks of DC Comics. The stories, characters and incidents featured in this publication are entirely fictional. Any inquiries should be addressed to DC Comics, c/o Panini Verlags-GmbH, Schloßstraße 76, D-70176 Stuttgart. Cover von Tiffany Turrill, The Dreaming 8.
Digitale Ausgaben:ISBN 978-3-7367-5390-7 (.pdf) / ISBN 978-3-7367-5391-4 (.epub) / ISBN 978-3-7367-5392-1 (.mobi)
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.
und verfügt über die Fähigkeit, nach Belieben die Grenzen von Träumen und Dimensionen zu überwinden. Obendrein ist die temperamentvolle Dora erzürnt über Lord Daniels Verschwinden, da er der Einzige ist, der all ihre Erinnerungen hat. Lucien, früher Dreams erster Rabe und seit Langem in Menschengestalt sein Bibliothekar und Vertrauter, musste im Kampf um das Traum- land ebenfalls viel einstecken und landete am Ende scheinbar sterbend an einem Strand in England …
Christian Endres
THE DREAMING #7Cover von Jae Lee
royal sussex hospital, brighton, england
hier, bitte. eine tasse
tee für ihre mama.
oh, das ist nett. danke
sehr.
a-aber ich glaube, sie
kann endlich et-was schlafen,
und--
dann für sie. muss ja nicht
umkommen.oh. cool. danke.
es ist eine erleichterung,
dass sie kein essen mehr verlangt. das
schlucken tat ihr weh.
s-sie sagt, sie träumt nicht
mal mehr von essen. ist das nicht seltsam?
traum-loser schlaf ist manchmal das beste.
ich dachte, während sie ihr
nickerchen macht, könnte ich nach dem äh-- anderen
patienten sehen. ist das okay, schwester--
äh ...
mist. ihr name ist mir entfallen.
schwester powler, aber … nikki genügt. und keine bange. man kann sich ja nicht
alles merken.
nach dem, was sie durch-gemacht haben, miss walker, ist es ein wunder, dass sie noch
lächeln.
ach, wie mama immer
sagte …
sagt. wie mama sagt …
man muss sich auf die geschichten konzentrieren, nicht
auf das ende. und bitte …
… sagen sie rose.
tja, rose, ich fürchte, das dürfen sie hier
nicht.
man darf draussen bei
den mülleimern rauchen.
was?
ach so. ich rauche
gar nicht. das ist nur …
eine art spielzeug, wissen sie? etwas zu
tun. für grosse
mädchen.
ha.
hören sie ... hat er etwas
gesagt?
keinen mucks … es
ist ein tiefliegen-des trauma,
hiess es.
tja, dann …
danke für den tee.
[pf]
in diesem land ist man gegen waffen und für freie gesund-heitsfürsorge. und
man glaubt, eine tasse braunes wasser ist
das heilmittel für alles?
und die ist auch komisch,
oder? schwester natalie. gemerkt, dass ihre haare
immer nass sind? und diese finger-
nägel …
halt. natasha. naomi.
verdammt. nikki.
auch seltsam.
sonst merke ich mir jeden
namen.
ich meine, sie ist meine per-sönliche heilige
hier, seit der ganze mist anfing. gibt es einen grund, ihren
namen zu ver-gessen?
wissen sie, ich habe sie da
draussen gefun-den, als sie sich am strand den hintern abgefroren haben. sie könnten wenigs-tens eine meinung
haben.
vielleicht sogar fragen beantworten?
[seufz]
immer dasselbe.
hm.
sie haben recht. tee macht alles bes-
ser.
okay [hrm] also.
meine mama hinten hat krebs.
sie fragt immer
nach ivy.
das ist …
… meine kleine.
immer wenn sie
fragt, muss ich lügen.
kein mensch will der
sterbenden mutter sagen, dass die
enkelin eine überdosis genommen hat und im gleichen kranken-
haus liegt …
wo schwester wiehiesssienochmal
einen wirbel um sie macht und …
und …
ohne messbare gehirn-
aktivität.
und würde ich es mama sagen,
würde sie ivy sehen wollen, und das ist unmöglich, weil …
weil …
na ja.
„ivy ist nicht mehr
hier.“
Sie ist bei mir.
Bitte, Rose. Geh
jetzt.
es waren seltsame wochen.
„tatsächlich habe ich in genau dieser nacht sie
gefunden. ich … ich glaube, ich wollte ihm folgen. ich kam zu mir, kurz bevor ich über
sie stolperte.“
s-s-stolz auf mich … stolz
auf mich …
„sie raunten dem mond etwas zu und hatten fe-
dern im gesicht.“
so, wie ich das sehe, sind sie definitiv teil der ganzen … na
ja … sache. mysterien, monster, magie. der
ganze mist.
ich hatte mein leben lang damit zu
tun.
also. ich glaube, sie wissen etwas
über den … nennen wir ihn erst mal mann …
der meine tochter mitgenommen hat.
ich glaube, sie hören jedes wort, das ich
sage.
ja.
andererseits … ich trinke tee, und
vielleicht liegt es nicht an ihnen, dass sie hier sind. und ich weiss eh nicht, welche fragen
ich stellen muss.
und hey: „konzentrier
dich auf die ge-schichten, nicht
aufs ende.“
es ist also nicht
eilig.
g … g …
geschichten …
mm.
ihre für meine. das ist der
deal.
fangen wir an mit fawney
rig.
„wurde ja ziemlich aufgemotzt, aber ich weiss, wie es vorher aussah. trostlos, wie in dracula.
„ob sie es glauben oder nicht, ivy wurde in einem wirtshaus die strasse runter
gezeugt.
„ihr vater hätte mich nicht aufgehalten, als
ich in die staaten zurück- ging, selbst wenn ich es
ihm gesagt hätte.
„ausser … na ja … ivy passte nie so recht nach kalifornien oder portland oder brooklyn oder sonst
wohin … und ich war überall.
„und da mama hier draussen wohnte, seit oma kinkaid starb,
dachte ich: scheiss drauf. probieren wir es mal
mit familie.
„ich könnte so tun, als wäre es zufall, dass wir nah bei fawney rig etwas
fanden, aber …“
ich wette, sie glauben nicht an so
was.
„die wahrheit ist, dort geschah etwas eigenartiges vor vielen jahren. noch mehr von diesem mist der walker-
familie.
„unmögliche sachen, an die man sich nur halb erinnert … aber es ist unbestritten passiert, auch wenn man es nicht erklären kann, also …
macht man einfach weiter.
„aber manchmal kann man nicht anders und
denkt zurück.“
g-g-g- geschichte ihres …
lebens …
hm …
tja. der seltsame
mist.
ich bin 50.
und altere seit 28 jahren
nicht.
vielleicht bin ich so was wie ... na ja, unsterb-
lich.
ich sehe sachen,
die andere nicht sehen.
und, gott helfe ihnen, men-schen verlieben
sich dauernd in mich.
„ich ziehe sie an wie eine
insektenfalle mücken.
„und ich? verliebe mich
auch jedes mal wie eine idiotin.
„und immer endet es.
„stellen sie sich das vor. fast drei jahrzehnte langsame trennungen und
plötzliche brüche, immer wieder.“
passiert das ein-
mal, bist du schuld.
passiert es eine milliarde mal, fragt man sich, ob
es selbstbe-strafung ist.
einmal habe ich fünf jahre
lang keusch wie eine nonne gelebt. um zu überleben.
wissen sie, was mir klar wurde?
wenn man unsterblichkeit
von der ewigkeits-warte aus betrach-tet, wirkt das leben
verdammt einsam.
heutzutage gestatte ich mir
zu lieben. ich verliebe mich so heftig, wie ich kann und bin dankbar für jeden tag, den
es dauert.
und ich sorge dafür,
dass ich wieder weg bin, bevor die risse sicht-bar werden.