Produktivität und Trockenstressreaktion verschiedener bayerischer Kiefernherkünfte
- Auswertung zum bayerischen Kiefernprovenienzversuch -
Enno Uhl
Forstliche Arbeitstagung
„Die Kiefer in Bayern: Auslauf- oder Zukunftsmodell?“
Am 15.04.2016 in Rohrbach a. d. Ilm
Ertragskundliche Herkunftsforschung
Standörtliche Umweltbedingungen führen zur Ausbildung regionaler und lokaler Rassen
ertragskundliche Provenienzversuche dienen der Analyse der phänotypischen Ausprägung verschiedener Herkünfte hinsichtlich:
Produktivität
Stabilität und
Qualität
und betrachten die jeweilige Entwicklung in Abhängigkeit von der Zeit und den Standortsbedingungen
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Bayerische Herkunftsgebiete für die Kiefer (Pinus sylvestris L.). BayStMELF, 2013: Herkunftsempfehlungen für
forstliches Vermehrungsgut in Bayern.
Fragestellung der Untersuchung 1) Variieren bayerische Kiefernprovenienzen hinsichtlich ihrer Produktivität auf Bestandesebene 2) Variieren sie hinsichtlich ihrer Trockenstressreaktion auf Einzelbaumebene 3) Besteht eine Abhängigkeit der Trockenstressreaktion von der Baumdimension
Material – Der Bayerische Kiefernherkunftsversuch im ertragskundlichen Versuchswesen
Anlage von 5 Versuchen 1950/1951 (Bayerische
Ministerialforstabteilung – Institut für Forstsamenkunde und Pflanzenzüchtung)
Insgesamt 42 lokale Herkünfte vertreten
Seit 1996 werden 3 Versuchsstandorte im ertagskundlichen Versuchswesen Bayerns geführt
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Standörtliche Wuchsbedingungen Bodenwöhr Geisenfeld Nürnberg
Anzahl Herkünfte 31 Herkünfte 37 Herkünfte 35 Herkünfte
Abteilungsname „Haidschlag“„Kühanger“ /
„Ödholz“
„Birkenlach“ /
„Kirchenwald“
Höhe über NN [m] 380 375 350
Geländeform ± eben eben ± eben
Geologieüberprägte
Kreideablagerung
Tertiär mit
quartären
Überlagerungen
dilluvialer Sand
bzw. Dünensand,
daneben auch
Schotter
Bodenfrische/-art
trockener,
nährstoffarmer
Sand
frischer,
humoser, tw.
anmooriger
Sand
mäßig frischer bis
frischer, tw.
trockener bis
mäßig trockener
Sand bzw.
Schotter
Temp. [°C] 8,1 8,4 9
NS [mm] (Veg.P) 711 (370) 777 (423) 626 (321)
Material: Einzelbaumdaten - Jahrringanalysen
Vollaufnahme im Jahr 2013 (BHD und Höhe)
20 Probebäume (Stammscheiben bzw. Bohrkerne)
insg. 12 Provenienzen
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Jahrringwerte
N 105.489
Zuwachswerte Mittelwert 1,93 mm
max 15,54 mm
min 0,01 mm
Herkunftsgebiet Bezeichnung Herkunft Nummer Höhe über NN
851.12 Nordostbayerische Mittelgebirge Falkenberg 10 520
Mitterteich 14 520
Waldsassen 32 500
Selb 24 550
855.15 Mittelfränkisches Hügelland Ebern 9 270
Bamberg-Ost 4 250
Schwabach 29 330
851.16 Alb Bayreuth-West 5 340
Riedenburg 21 350
851.17/18 Ostbayerische Mittelgebirge Bodenwöhr 8 380
851.21 Alpenvorland Altötting 2 410
851.22/23 Alpenvorland Berchtesgaden 6 1050
Bestandeswerte
N hg (m) dg (cm) Vorrat (m3) GWL (m3) iV (m3 a-1)
Mittelwert 580 23,76 26,18 330 618 13,3
max 836 26,87 31,73 437 856 16,89
min 319 20,29 21,37 250 482 10,36
Ergebnisse: Produktivitätsrelationen zwischen Herkunftsgebieten
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Mittelwert: 330 23,8 618 13,3
• geringere Variation in den Zustandswerten • höhere Variation in den Entwicklungswerten
Ergebnisse: Produktivitätsrelationen zwischen Provenienzen
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• Herkünfte gleicher Herkunftsgebiete zeigen ähnliche Produktivitätswerte • einzelne Provenienzen weichen stärker ab
Ergebnisse: Produktivität nach Versuch und Herkunft (Aufnahme 2013)
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• Standörtliches Ranking schlägt sich in Produktivitätswerten nieder
• Pro Standort treten Unterschiede bis zu 30% (GWL) auf
• Unterschiedlich starke Ausprägung der provenienzspezifischen Variation zwischen den Standorten
• Herkünfte aus MFrHl und NoBayMg variieren stärker und uneinheitlich
Methodik: Jahrringaufbereitung und Trockenstressindizes
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Doppelte Trendbereiningung 1. Alterstrend – Hugershoff-Funktion 2. Mittelfristige Trends – Kubischer Spline
Trockenstressindizees
Ergebnisse: Zuwachsreaktion auf Trockenstress (Einzelbaumebene)
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• Allgemein relativ hohe Resistenz im Trockenjahr (mittlerer Index: - 0,85) • Rel. rasche Erholung • Geringe Variation zwischen den Herkünften
Erforderliche Anzahl an Jahren bis zum Erreichendes des vorherigen Zuwachsniveaus (Erholung) nach den Trockenjahren 1976 und 2003
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• Mittlere Erholungszeit: 2,2 • Etwa 60% der Bäume haben dann das Niveau vor der Trockenheit erreicht • Herkünfte aus MFrHl erholen sich tendenziell schneller
Ergebnisse: Summarischer Verlust an Grundflächenzuwachs aus Trockenjahr und zwei Folgejahren
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• Geringe Unterschiede zwischen den Herkünften im Grundflächenverlust
Ergebnisse: Baumdimensionsabhängige Trockenstressreaktion
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• Resilienzverhalten ist standortsabhängig • Unterschiede existieren hinsichtlich des Niveaus und in der Ausprägung der
Größenabhängigkeit • Steigungsparameter für Bodenwöhr und Geisenfeld sind signifikant
Zusammenfassung
Kiefernprovenienzen zeigen ein aktuell höheres Wachstumsniveau als vergleichbare Tafelwerte
Herkünfte zeigen Produktivitätsunterschiede, diese werden durch Standortsfaktoren weiter modifiziert
Allgemein geringe Produktivitäten liegen bei Waldsassen und Altötting, hohe Produktivitäten bei Falkenberg und Ebern vor
Rel. geringe Variabilität in der kurzfristigen Trockenstressreaktion zwischen den Provenienzen
Unterschiede in der Dauer der Erholungszeit können sich langfristig bei Zunahme von Trockenheiten auf die langfristige Entwicklung auswirken.
Größenabhängige Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenstress scheint standortsabhängig zu sein
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Dank
Prof. Hans Pretzsch, TUM Wissenschaftliche Betreuung und Projektleitung
Leonhard Steinacker, TUM Datenerfassung, Standardauswertung
Michael Heym, Klaas Wellhausen , TUM Datenaufbereitung und -auswertung
Dr. Peter Biber, TUM Auswertung und Statistik
Gerhard Schütze, TUM Jahrringanalytik
Stud./Wiss. Hilfskräfte Jakob Zips, Florian Motte
Bayerische Forstverwaltung
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Projektförderung Flächenbereitstellung
Versuchsfläche Nürnberg 338, Provenienz Schwabach (vorne) und Selb (hinten) Photo: L. Steinacker