Dr. phil. Monika Equit, Klinik für Kinder- und Jugen dpsychiatrie und Psychotherapie, UKS
1. Symposium der Kindersc hutzgruppe am UKS 25. April 2012
Posttraumatische Belastungsstörungen nach Misshandlung/Missbrauch
Behandlungsansätze
� Verzögerte Reaktion auf ein Ereignis außergewöhnlicher Bedrohung(Naturkatastrophen, Tod, sex., körperl. Missbrauch, Vergewaltigung, Unfall etc.)
� Typ. Merkmale:� Wdh. Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen
(flashbacks) oder in Träumen� Andauerndes Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit,
Gleichgültigkeit, Anhedonie� Vermeidung von Situationen oder Aktivitäten, die Erinnerung an
Trauma wachrufen� Vegetative Übererregung, Schreckhaftigkeit, Schlaflosigkeit� Eintritt der Symptome: innerhalb von 6 Monaten nach dem Ereignis
ICD-10: Diagnosekriterien der Posttraumatischen Belastungsstörung (F43.1)
25.04.2012 Dr. M. Equit, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Interventionen/Therapie
25.04.2012 Dr. M. Equit, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
3 Phasen der Therapie
Stabilisierung
Traumabearbeitung
Integration
25.04.2012 Dr. M. Equit, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
3 Phasen der TherapieStabilisierung
� Herstellen von äußerer Sicherheit
� Herstellung stabiler sozialer Verhältnisse
� Abbruch des Kontakts zum Täter� Herstellen von innerer Sicherheit
� Imaginative Techniken (z.B. ‚sicherer innerer Ort‘)
Traumabearbeitung� Direkte Auseinandersetzung mit traumatischem Ereignis
� Direkte Exploration des Traumas mit dem Kind
� Ausdruck der mit dem Trauma einhergehenden Emotionen� Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen
Integration� Einbezug des traumatischen Ereignisses in den Lebenskontext� Fokus auf zukunftsbezogenen Themen
25.04.2012 Dr. M. Equit, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Trauma-fokussierte kognitiv-behavioraleTherapie (TF-KBT)
� Deblinger, E. Cohen, J. & Mannarino, T. (seit Mitte der 1990er Jahre)
� Komponenten:� Aufbau eines Rapports und Stabilisierung� Psychoedukation� Affektbenennung & Affektregulation� Entspannungsverfahren� Traumaexposition, Traumanarrativ� Identifikation und Korrektur dysfunktionaler Kognitionen� Einübung alternativer Verhaltens- und Copingstrategien� Abschluss
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Trauma-fokussierte kognitiv-behavioraleTherapie (TF-KBT)
Entwicklung eines Trauma-Narrativs� Auf Metaphern zurückgreifen (Schrank, Wunde säubern)� Z.B. Erstellen eines Büchleins, das „die Geschichte vom traumatischen
Ereignis“ enthält� Zunächst Selbstbeschreibung (Hobbies, positive Ereignisse, Freunde
etc.)� Traumatisches Ereignis beschreiben (z.B. Kind diktiert, Therapeut
schreibt, laut vorlesen)� Herausarbeiten der schlimmsten Aspekte (ev. Bild dazu malen)� Korrektur kognitiver Verzerrungen
� Währenddessen: Lob für Mut� Bei Überwältigung durch Erinnerungen: Entspannungstechnik einsetzen
25.04.2012 Dr. M. Equit, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
� Shapiro, F.,1989� Rhythmische re/li-Augenbewegungen reduzieren Lebhaftigkeit
emotionaler Bilder� Auch hier ausführliche Vorbereitungs- und Stabilisierungsphase� Psychoedukation� ‚sicherer innerer Ort‘� Traumaexposition durch EMDR bei Vorstellung des besonde rs
belastenden Erinnerungsbildes (‚target‘ – ‚schlimmster Mo ment‘)� Emotion
� Dysfunktionale vs. funktionale Kognitionen
� Stimmigkeit der funktionalen Kognition� Einschätzung des aktuellen Belastungsgrades
� Körpertest
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Narrative Expositionstherapie für Kinder (KIDNET)
� Schauer, M., Neuner, F. & Elbert, T., 2005� Entwickelt für traumatisierte Flüchtlingskinder� Fokus: Integration ‚heißer‘ (Emotionen, Körperempfindungen etc.) und
‚kalter‘ (Fakten) Gedächtnisinhalte� Zunächst auch hier Stabilisierung, Vorbereitung (Psychoedukation)� ‚Lifeline‘ legen und Narration dazu erarbeiten
� detaillierte Beschreibung (um ‚kalte‘ Gedächtnisinhalte aufzubauen; z.B. Zeit, Ort, Umgebung, genaue Beschreibung des Ereignisses)
� Vorlesen der Narration und Fokussierung auf traumatische Erlebnisse� Vergleich der Gefühle ‚damals‘ und ‚jetzt‘
� Am Ende Hoffnungen und Wünsche für Zukunft in ‚lifeline‘ integrieren
25.04.2012 Dr. M. Equit, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Hypnotherapeutische Techniken
� Berichte über Hypnotherapie bei traumatisierten Kindern sind selten
� Keine randomisiert-kontrollierten Studien zur Wirksamkeit, aber bestimmte hypnotherapeutische Techniken können sinnvoll eingesetzt werden, z.B.� Imagination des ‚sicheren Ortes‘� Imaginative Traumaexposition (‚Fernsehbildschirm‘, ‚Kinoleinwand‘)
25.04.2012 Dr. M. Equit, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Fazit
Wirksamkeit belegt
Kinderschutzgruppe
Frühzeitiges Erkennen von Traumatisierung und PTBS
Einleitung von Therapie
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
25.04.2012 Dr. M. Equit, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie