Jahrgangsgemischte Klassen
und
Flexible Grundschule
Dr. Klaus Metzger
Flexible GrundschuleNotlösungen oder pädagogische Konzepte für
die Zukunft?
KPH Wien/Krems 21/03/2012
� Der Regierungsbezirk Schwaben/Bayern� Modellversuch 1998-2002� Schulrechtliche Konsequenzen� Exkurs 1: Weitere Entwicklungen� Jahrgangskombinierung – Kritik� Exkurs 2: Demographischer Faktor� Entwicklung und aktueller Stand (Schwaben)� Modellversuch Flexible Grundschule (FleGS)
Dr. Klaus Metzger
Der Regierungsbezirk Schwaben/Bayern
Dr. Klaus Metzger
Der Regierungsbezirk Schwaben/Bayern
Dr. Klaus Metzger
Der Regierungsbezirk Schwaben/Bayern
ca. 2300 staatliche Grundschulenzwischen 40 und 700 Schüler/innen
Schulen mit durchschnittlichweit unter 20 Kindern undSchulen mit durchschnittlich28 Kindern pro Klasse
Dr. Klaus Metzger
Der Regierungsbezirk Schwaben/Bayern
Dr. Klaus Metzger
Der Regierungsbezirk Schwaben/Bayern
340 staatliche Grundschulenzwischen 40 und 692 Schüler/innenDurchschnitt 21,38 Schüler/innen
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Ausgangspunkt: „Pädagogik der Vielfalt“
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Ausgangspunkt: „Pädagogik der Vielfalt“
• Ein-Kind-Familien mindern die Chance auf denErwerb von Kompetenzen wie Kontakt- undKommunikationsfähigkeit, Hilfsbereitschaft,Toleranz und Gemeinschaftsfähigkeit.
• Altershomogenität bedeutet zunehmend wenigerLernstandshomogenität.Lernstandshomogenität.
• Individuelle, lernstandsgemäße Fördermöglich-keiten, verbunden mit selbstständigem Lernen,werfen die Frage auf, inwieweit sich Kinder aufihren Lernwegen gegenseitig unterstützen können.
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Untersuchungsgegenstand (Auswahl)
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Untersuchungsgegenstand (Auswahl)
• Erleichterung des Übergangs vom Kindergarten zur GS?• Verstärkte Beachtung der Heterogenität und Vielfaltunterschiedlich begabter Kinder?
• Differenziertes Eingehen auf den unterschiedlichenLernzeitbedarf?
• Individuelles Fördern und Fordern durch Mitschüler als• Individuelles Fördern und Fordern durch Mitschüler alsTutoren (Verstärkung Hilfsbereitschaft/Empathiefähigkeit)?
• Effizientere Möglichkeiten des Miteinander-Lernens inlernstandshomogener oder lernstandsheterogenen Gruppen?
• Ganzheitlich forderndes und förderndes Lernen imkomplexeren sozialen Kontext?
• Erhöhung des Anteils kooperativer Lernformen• Konsequenter Rollenwechsel der Lehrkraft hin zum Begleiterindividueller Lernprozesse?
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Ergebnisse (26 Modellschulen)
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Ergebnisse (26 Modellschulen)
• Die kognitiven Leistungen bleiben nicht hinter demLeistungsstand in Jahrgangsklassen zurück.
• Durch die Altersmischung werden soziale Lernprozessbegünstigt und positiv beeinflusst.
• Die Lernplanvorgaben können uneingeschränkterreicht werden.erreicht werden.
• Besonders begabte Schüler können die jahrgangsgemischtenEingangsklasse in einem Schuljahr durchlaufen.
• Für Schüler mit Lernschwierigkeiten und Kinder mitEntwicklungsverzögerungen besteht die Möglichkeit, ohnevöllige Veränderung der Lerngemeinschaft eine Jahrgangs-stufe zu wiederholen.
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Ergebnisse (26 Modellschulen)
• Die kognitiven Leistungen bleiben nicht hinter demLeistungsstand in Jahrgangsklassen zurück.
• Durch die Altersmischung werden soziale Lernprozessbegünstigt und positiv beeinflusst.
• Die Lernplanvorgaben können uneingeschränkterreicht werden.erreicht werden.
• Besonders begabte Schüler können die jahrgangsgemischtenEingangsklasse in einem Schuljahr durchlaufen.
• Für Schüler mit Lernschwierigkeiten und Kinder mitEntwicklungsverzögerungen besteht die Möglichkeit, ohnevöllige Veränderung der Lerngemeinschaft eine Jahrgangs-stufe zu wiederholen.
= „Pädagogisches Konzept für die Zukunft“
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Vorteile, die die Modellschulen sahen
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Vorteile, die die Modellschulen sahen
• Kindgemäßerer Übergang vom Kindergarten in die Grund-schule, weil das Prinzip der Altersmischung beibehalten wird.
• Kinder machen Erfahrungen als „Lernende“ und „Lehrende“.• Kinder profitieren aufgrund der erforderlichen parallelenPlanung verschiedener Lernprozesse von einem besondersdifferenzierten und individualisierten Unterricht.differenzierten und individualisierten Unterricht.
• Durch Lernen am Modell entwickeln die Kinder sowohl regel-konformes Verhalten als auch Lern- und Arbeitstechniken.
• Der Wechsel der Lerngruppen und -partner fordert immerwieder eine neue Rollenverteilung.
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch 1998-2002
Vorteile, die die Modellschulen sahen
• Kindgemäßerer Übergang vom Kindergarten in die Grund-schule, weil das Prinzip der Altersmischung beibehalten wird.
• Kinder machen Erfahrungen als „Lernende“ und „Lehrende“.• Kinder profitieren aufgrund der erforderlichen parallelenPlanung verschiedener Lernprozesse von einem besondersdifferenzierten und individualisierten Unterricht.differenzierten und individualisierten Unterricht.
• Durch Lernen am Modell entwickeln die Kinder sowohl regel-konformes Verhalten als auch Lern- und Arbeitstechniken.
• Der Wechsel der Lerngruppen und -partner fordert immerwieder eine neue Rollenverteilung.
= „Pädagogisches Konzept für die Zukunft“
Dr. Klaus Metzger
Schulrechtliche Konsequenzen
Dr. Klaus Metzger
Schulrechtliche Konsequenzen
Änderung des BayEUG Art. 32 Abs. 2
Dr. Klaus Metzger
Schulrechtliche Konsequenzen
Änderung des BayEUG Art. 32 Abs. 2
(2) 1 Die Volksschulen sind so zu errichten, dass die Schülerinnen und Schüler grundsätzlich auf Jahrgangsklassen verteilt sind. 2 An Grundschulen können Jahrgangsklassen gebildet oder zwei Jahrgangsstufen in einer Klasse zusammengefasst werden. 3 Die Hauptschulen sollen soweit als möglich in den Jahrgangsstufen 5 bis 9 mehrzügig geführt möglich in den Jahrgangsstufen 5 bis 9 mehrzügig geführt werden.
Dr. Klaus Metzger
Schulrechtliche Konsequenzen
Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes
Dr. Klaus Metzger
Schulrechtliche Konsequenzen
Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes
BayVGH entscheidet am 30. August 2006: Jahrgangskombinierte Klassen sind eine gleichwertige Form der Unterrichtsorganisation und stellen keine Verletzung des Elternrechts dar.
Dr. Klaus Metzger
Schulrechtliche Konsequenzen
Festlegungen im „Klassenbildungs-KMS“
Dr. Klaus Metzger
Schulrechtliche Konsequenzen
Festlegungen im „Klassenbildungs-KMS“ 2006/2007
„Jahrgangskombinierte Klassen können auch parallel zu Jahrgangsklassen errichtet werden … Jahrgangskombinierten Klassen werden in der Regel fünf Unterrichtsstunden (Lehrerstunden oder Förderlehrerstunden) zusätzlich zugewiesen. … Bei der Bildung kombinierter Klassen ist ein frühzeitiger Kontakt mit dem Elternbeirat erforderlich.“frühzeitiger Kontakt mit dem Elternbeirat erforderlich.“
Dr. Klaus Metzger
Schulrechtliche Konsequenzen
Festlegungen im „Klassenbildungs-KMS“ 2006/2007
„Jahrgangskombinierte Klassen neben Jahrgangsklassen werden in aller Regel an Schulen mit ansonsten geringen Klassenstärken eingerichtet. Die Schülerzahlen bleiben auch günstig, wenn an diesen Schulen eine Klasse weniger zustande kommt. Wenn für die Jahrgangsstufe 1 und 2 zwei Jahrgangsklassen und eine kombinierte Klasse vorgesehen sind, dann umfasst die kombinierte Klasse vorgesehen sind, dann umfasst die kombinierte Klasse zumeist weniger Schüler als die beiden anderen Klassen. In aller Regel liegt die Klassenstärke zwischen 20 und 25 Schülern.Bei der Einteilung der Schüler in eine kombinierte Klasse berücksichtigt der Schulleiter zunächst die Anmeldungen der Eltern. Sollten diese nicht ausreichen, hat der Schulleiter die Verteilung vorzunehmen.“
Dr. Klaus Metzger
Exkurs 1: Weitere Entwicklungen
Dr. Klaus Metzger
Exkurs 1: Weitere Entwicklungen
• Einführung der sechsstufigen Realschule• Auflösung aller Teilhauptschulen in Bayern• Erleichterung der Übertrittsbedingungen für RS/Gymnasium• Umgestaltung der Hauptschule zur „Mittelschule“• Auflösung der „Volksschule“, rechtliche Trennung von GS undMittelschule
• Einrichtung von „Schulen mit Schulprofil Inklusion“
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Lehrerverbände/Elternverbände:„Sparmodell“ (= „Notlösung“)
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Lehrerverbände/Elternverbände:„Sparmodell“ (= „Notlösung“)
Siehe „Klassenbildungs-KMS“: „… eine Klasse weniger …“
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Lehrerverbände/Elternverbände:„Sparmodell“ (= „Notlösung“)
Siehe „Klassenbildungs-KMS“: „… eine Klasse weniger …“
Aber: Die Berechnung der einem Schulamt zuzuweisenden Lehrerstunden richtet sich an den im Landkreis vorhandenen Schülern aus. Die Lehrerzuweisung verringert sich demzufolge Schülern aus. Die Lehrerzuweisung verringert sich demzufolge nicht, wenn jahrgangskombinierte Klassen errichtet werden; was sich ändert, ist die Zahl der Klassen an den einzelnen Schulen.
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Eltern:Information und Stundenzuweisung
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Eltern:Information und Stundenzuweisung
Problem der ersten zwei Jahre:• unzureichende und allzu späte Information durch die Schulämter
• Zuweisung der „in der Regel fünf“ zusätzlichen Stunden wurde nicht überall durchgehaltenwurde nicht überall durchgehalten
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Eltern:Kontinuität
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Eltern:Kontinuität
Problem der letzten Jahre:Dort, wo im Eingangsbereich kombiniert wird, wird in 3/4mitunter wieder aufgelöst – weil organisatorisch möglich.
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Lehrer/inne/n:Mangelhafte Vorbereitung und Überforderung
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Lehrer/inne/n:Mangelhafte Vorbereitung und Überforderung
• Mangelhafte Vorbereitung: Berechtigte Kritik führt zu Veränderung der Fortbildungsangebote� breite Palette regionaler, lokaler und schulhausinternerAngebote statt zentraler Fortbildung
� Regionalkoordinator/in� Regionalkoordinator/in� Expertenteams in jedem Schulamtsbezirk, die sich intensivum den Unterricht kümmern
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Lehrer/inne/n:Mangelhafte Vorbereitung und Überforderung
• Mangelhafte Vorbereitung: Berechtigte Kritik für zu Veränderung der Fortbildungsangebote� breite Palette regionaler, lokaler und schulhausinternerAngebote statt zentraler Fortbildung
� Regionalkoordinator/in� Regionalkoordinator/in� Expertenteams in jedem Schulamtsbezirk, die sich intensivum den Unterricht kümmern
• Überforderung?
Dr. Klaus Metzger
Jahrgangskombinierung – Kritik
Schulaufsicht:„Abteilungsunterricht“
Dr. Klaus Metzger
Exkurs 2: Demographischer Faktor
Dr. Klaus Metzger
Exkurs 2: Demographischer Faktor
Dr. Klaus Metzger
Exkurs 2: Demographischer Faktor
Dr. Klaus Metzger
Entwicklung und aktueller Stand
Dr. Klaus Metzger
Entwicklung und aktueller Stand
Schuljahr 2010/2011
Dr. Klaus Metzger
Entwicklung und aktueller Stand
KMS vom 25.11.2011
Dr. Klaus Metzger
Entwicklung und aktueller Stand (Schwaben)
Jahrgänge 1/2 2/3 3/4
2006 33 1 9
2007 50 2 19
2008 66 8 25
2009 84 10 46
2010 97 11 59
2011 100 16 65
Dr. Klaus Metzger
Entwicklung und aktueller Stand (Schwaben)
Abfrage der RvS 2010
Dr. Klaus Metzger
Entwicklung und aktueller Stand (Schwaben)
Abfrage der RvS 10/2009
Dr. Klaus Metzger
Entwicklung und aktueller Stand
KMS vom 25.11.2011 zur Jahrgangskombinierung
• Für die Einrichtung von kombinierten Klassen sind verstärktauch Grundschulen zu gewinnen, bei denen es nicht um eineReduzierung der Zahl der Klassen geht.
• An Schulen mit einer jahrgangskombinierten Klasse nebenjahrgangsreinen Klassen in den Jgst. 1 und 2 ist anzustreben,insgesamt kombinierte Klassen einzurichten, um dasinsgesamt kombinierte Klassen einzurichten, um dasschwierige Nebeneinander von jahrgangsreinen undjahrgangskombinierten Klassen zu vermeiden.
• An Schulen, die in der Jgst. 1 und 2 derzeit jahrgangskom-binierte Klassen führen, ist eine Beibehaltung dieserUnterrichtsform anzustreben. Es ist zu vermeiden, dass dieseKlassenform jährlich von der Entwicklung der Schülerzahlenabhängig gemacht wird.
Dr. Klaus Metzger
Entwicklung und aktueller Stand (Schwaben)
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch
Träger des Modellversuchs ist dieStiftung Bildungspakt Bayern
Auf Grund der allgemeinen positiven Resonanz wird der Schulversuch „Flexible Grundschule“ im Schuljahr 2012/13 ausgeweitet. Es werden 60 neue Modellschulen, genannt Satellitenschulen, eingerichtet. Die Satellitenschulen werden Satellitenschulen, eingerichtet. Die Satellitenschulen werden von den Stammschulen bei der Erprobung des Konzepts „Flexible Grundschule“ unterstützt.
Laufzeit:Start: Vorbereitendes Schuljahr 2009/2010 Ausweitung: Schuljahr 2012/2013Ende: Schuljahr 2012/2013
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch
• optimale Passung des ersten schulischen Angebotes• gesicherte schriftsprachliche und mathematisch-natur-wissenschaftliche Grundkompetenzen
• positives Selbstkonzept• Intensivierung der Elternarbeit und der Kooperation mitden anknüpfenden (vor-)schulischen Einrichtungen
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch
Dr. Klaus Metzger
Modellversuch
• Klassenhöchstschülerzahl grundsätzlich 25• Differenzierungsstunden: abhängig von der Klassen-schülerzahl und Zusammensetzung der Klasse
• zwischen zwei und fünf Stunden pro Modellklasse• Bereitstellung von MSD-Stunden, soweit Kinder mitsonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet werden
• Lehrkräfte, die erstmalig jahrgangskombiniert unterrichten,erhalten eine Anrechnungsstundeerhalten eine Anrechnungsstunde
• zwei Anrechnungsstunden pro Modellschule• mehrtägige Fortbildung für Lehrkräfte in der Eingangsstufe• 1000 € Material- und Fortbildungsetat pro Schuljahr• Begleitung durch einen wissenschaftlichen Beirat (Universitäten Augsburg und München)
• empirische Evaluation durch das ISB
Dr. Klaus Metzger
Dr. Klaus Metzger
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.