Karl Krainer, Markus Ribis, Veronika Schmidt
77
ZusammenfassungDas Innere Hochebenkar (Ötztaler Alpen,
Tirol) wird, im Gegensatz zum benachbar-
ten Äußeren Hochebenkar, nur im unteren
Teil von einem leicht aktiven Blockgletscher
eingenommen. Ein beträchtlicher Teil des Ka-
res wird von einer gestreiften Grundmoräne
bedeckt. Während der Kleinen Eiszeit (mit
ihrem letzten Höhepunkt um 1850) hat ein
Kargletscher den älteren Blockgletscher of-
fensichtlich überfahren und die Grundmo-
räne abgelagert. Der Blockgletscher besitzt
zwei Zungen und eine typische grobblocki-
ge Oberflächenmorphologie mit transversa-
len Rücken und Vertiefungen. Am Fuße der
steilen Stirn entspringen zahlreiche Quellen.
Temperaturdaten der Permafrostkartierung,
Bewegungsraten und Quelltemperaturen zei-
gen, dass der Blockgletscher noch Eis enthält
und leicht aktiv ist. Durch den Rückgang des
Gletschers hat sich im hinteren Teil des Kares
nach der Kleinen Eiszeit ein weiterer kleiner
aktiver Blockgletscher gebildet. Am Fuße des
schuttbedeckten Teiles des Hochebenferners
entspringt eine Quelle, die zeitweise eine
hohe elektrische Leitfähigkeit und sehr hohe
Nickelkonzentrationen aufweist. Auch einige
Blockgletscherquellen, auch solche die nicht
vom Gletscherbach gespeist werden, zeigen
erhöhte Nickelkonzentrationen. Das Nickel
wird offensichtlich nicht nur aus dem Eis
des Kargletschers (Hochebenferner), sondern
auch aus dem Permafrosteis des Blockglet-
schers freigesetzt.
AbstractThe cirque of Inneres Hochebenkar (Ötztal
Alps, Tyrol) is, in contrast to the adjacent
Äußeres Hochebenkar, only in its lower part
covered by a slightly active rock glacier. A
considerable part of the cirque is covered by
striped ground moraine. During the Little Ice
Age (with the last maximum around 1850),
a cirque glacier has apparently overrun the
older rock glacier and deposited the ground
mo raine. The rock glacier has two tongues
and a typical coarse-grained surface morphol-
ogy with transverse ridges and furrows. At
the foot of the steep front numerous springs
are developed. Temperature data of the per-
mafrost mapping, flow velocities and spring
temperatures indicate that the rock glacier still
contains ice and is slightly active. Due to the
retreat of the glacier in the upper part of the
cirque after the Little Ice Age a small active
rock glacier has been formed. At the foot of
Kapitel 4 | Der Blockgletscher im Inneren Hochebenkar
K. Krainer, M. Ribis, V. Schmidt
78
the debris-covered part of the steep glacier a
spring is developed in summer, which at times
is characterised by high electrical conductivi-
ty and high nickel concentrations. Also some
rock glacier springs, including those which are
not fed by the glacial stream, show increased
nickel concentrations. The nickel is obvious-
ly released from the ice of the cirque glacier
(Hochebenferner) and also from the perma-
frost ice of the rock glacier.
1. Einleitung
Im Gegensatz zum Blockgletscher im Äußeren
Hochebenkar, der zu den am besten unter-
suchten Blockgletschern in Österreich zählt,
liegen über den im benachbarten Inneren
Hochebenkar gelegenen Blockgletscher nur
wenige Daten vor. Pillewizer (1957), Vietoris
(1972) und Kaufmann & Ladstädter (2002)
haben photogrammetrische Untersuchungen
zur Fließbewegung des Blockgletschers veröf-
fentlicht. Haeberli & Patzelt (1982) haben auf
den Blockgletschern im Äußeren und Inneren
Hochebenkar Quelltemperaturmessungen,
Messungen der Temperatur an der Basis der
winterlichen Schneedecke (BTS) und refrak-
tionsseismische Messungen durchgeführt.
In der vorliegenden Arbeit werden einige
Daten zur Morphologie, Korngröße und vor
allem zur Hydrologie des Blockgletschers vor-
gestellt und dessen Entstehung diskutiert.
2. Untersuchungsgebiet
Der Blockgletscher liegt im Inneren Hoch-
ebenkar, ca. 5 km Luftlinie SSW von Ober-
gurgl, knapp 1 km OSO der Langtalereck
Hütte (2.430 m). Die Koordinaten lauten:
46°49'33" N und 11°00'33" O (WGS 84).
Der Blockgletscher ist zungenförmig, besitzt
zwei Zungen und erstreckt sich von 2.660 m
Seehöhe bis auf ca. 2.770 m Seehöhe, ist bis
zu 570 m lang, bis zu 600 m breit und be-
deckt eine Fläche von ca. 0,25 km². Ein großer
Teil des Kares, von ca. 2.770 m bis 2.850 m,
wird von einer Grundmoräne bedeckt. Das
Innere Hochebenkar wird von N bis NNO
vom Hochebenkamm begrenzt und im S vom
Kamm, der vom Eiskögele (3.228 m) nach W
zieht. Die Situa tion im Inneren Hochebenkar
ist wesentlich komplexer als im Äußeren Hoch-
ebenkar. Im hinteren Teil des Kares befindet
sich ein weiterer kleiner Blockgletscher, dessen
Stirn sich auf ca. 2.950 m befindet und der sich
bis auf eine Seehöhe von ca. 3.070 m erstreckt.
Dieser kleine Blockgletscher ist ca. 370 m lang,
bis zu 140 m breit und bedeckt eine Fläche von
ca. 0,04 km². Er wird vom südöstlichsten Teil
des Hochebenkammes und vom Gipfelmassiv
des Eiskögele mit Verwitterungsschutt ver-
sorgt. Südlich dieses kleinen Blockgletschers,
im südöstlichen Teil des Kares, liegen die Reste
des Hochebenferners (Abb. 1).
Die Festgesteine im Einzugsgebiet des Inne-
ren Hochebenkares sind ganz ähnlich wie jene
im Äußeren Hochebenkar (siehe Kapitel 3 in
diesem Buch; Hoinkes & Thöni 1993). Es
handelt sich im Wesentlichen um Glimmer-
Kapitel 4 | Der Blockgletscher im Inneren Hochebenkar
79
Abb. 1: Geologisch – geomorphologische Karte des Inneren Hochebenkares, mit Informationen zur Lage des Kares (unten links) und einer Legende zur Zeichen- und Farberklärung (oben rechts)
schiefer und Paragneise des Ötztal-Stubai-
Komplexes in meist enger Wechsellagerung,
vereinzelt sind geringmächtige Amphibolite
eingeschaltet. Hauptminerale in den Glim-
merschiefern sind Biotit und Muskovit mit
geringen Anteilen an Quarz, Chlorit, Granat
und Feldspat. Paragneise enthalten meist ei-
nen höheren Anteil an Quarz und Feldspat,
entsprechend ist die Schieferung nicht so
deutlich ausgeprägt. Die Schieferung fällt mit
40–50° nach NW (300–310°) ein, stellen-
weise sind die Gesteine verfaltet. Im Bereich
der Kämme ist deutlich zu erkennen, dass die
Gesteine von zahlreichen Störungen durchzo-
gen werden. Entlang der Störungen sind die
Gesteine stark zerlegt.
3. Methodik
Wie im Äußeren Hochebenkar wurde auch
im Inneren Hochebenkar zunächst eine De-
tailkartierung des Blockgletschers und dessen
Einzugsgebietes durchgeführt. Des Weiteren
wurden Korngrößenanalysen durchgeführt.
Dazu wurden an der Oberfläche des Block-
gletschers an vier Stellen jeweils ca. 200 Geröl-
le auf einer Fläche von 5 × 5 m gemessen. Im
Stirnbereich des Blockgletschers wurden ins-
gesamt 3 feinkörnige Proben sowie am Block-
gletscher eine feinkörnige Probe entnommen,
an denen Siebanalysen durchgeführt wurden.
Hydrologische Untersuchungen umfassten
K. Krainer, M. Ribis, V. Schmidt
80
Messungen der Quelltemperaturen, wobei an
einer Quelle eine Temperatursonde die Quell-
temperatur mit einem Messintervall von zwei
Stunden vom 28.07.2010 bis 27.08.2010 auf-
zeichnete.
Erste Vorortmessungen der Temperatur
und der elektrischen Leitfähigkeit erfolgten
am 16.07.2010 und 26.08.2010 an den 12
Quell austritten im Stirnbereich des Block-
gletschers (Abb. 1) sowie an drei Messstel-
len im Bereich des Gletscherbaches. Weitere
Vorortmessungen der Temperatur und elek-
trischen Leitfähigkeit wurden am 26.07.2013
und 07.08.2013 im Zuge einer umfassenden
Schwermetallbeprobung durchgeführt.
Auch eine Pegelmessstelle wurde am Bach der
Quelle BQ 3 für den Zeitraum von 16.07.
bis 26.08.2010 installiert. An der Pegel-
messstelle wurden die Wasserhöhe und die
Wassertemperatur in einem Messintervall
von einer Stunde aufgezeichnet. Am 26.08.
wurde nach der Salzverdünnungsmethode
die Durchflussmenge an der Pegelmessstelle
gemessen. Von einigen Quellen wurden im
Jahr 2010 und 2013 Wasserproben entnom-
men und auf Schwermetalle analysiert. Sämt-
liche Beprobungen 2010 erfolgten unfiltriert
(Gesamtgehalt; ungelöst) und wurden nur
an vier (16.07.2010) bzw. fünf (27.08.2010)
ausgewählten Messstellen (Quellen im Stirn-
bereich, Gletscherbach, Quelle beim Block-
gletscher im inneren Hochebenkar) durch-
geführt. Die Beprobungen 2013 erfolgten
sowohl unfiltriert (Gesamtgehalt; ungelöst)
Abb. 2: Blockgletscherquelle (BQ 3, siehe Abb. 1) am Fuße der steilen Stirn der südlichen Blockgletscher-zunge
Kapitel 4 | Der Blockgletscher im Inneren Hochebenkar
81
als auch filtriert (gelöst) und wurden an 15
ausgewählten Messstellen durchgeführt.
Haeberli & Patzelt (1982) haben bereits eine
Permafrost-Kartierung durchgeführt, photo-
grammetrische Bewegungsmessungen stam-
men von Pillewizer (1957) und Kaufmann &
Ladstädter (2002).
4. Ergebnisse
4.1. Morphologie
Der Blockgletscher im Inneren Hochebenkar
zeigt eine komplexe Morphologie (Abb. 1).
Im Stirnbereich sind zwei Zungen ausgebildet,
eine markante, mächtigere Zunge am SW-
Ende des Blockgletschers und eine weniger
markante Zunge am NW-Ende. Der Block-
gletscher ist im Stirnbereich scharf begrenzt
und überragt den Almboden um 20–25 m.
Die Neigung der Stirn beträgt meist 35–40°,
im Stirnbereich besteht der Blockgletscher aus
Blockwerk mit viel feinkörnigem Material.
Stellenweise ist die Stirn schon leicht bewach-
sen, vor allem im Bereich zwischen den beiden
Zungen. Am Fuße der Stirn entspringen bis zu
12 Quellen (Abb. 1, BQ 1–12 und Abb. 2).
Nahe der Stirn sind an der Oberfläche deutli-
che transversale Rücken und Vertiefungen (Lo-
ben) ausgebildet, und zwar auf der nordwestli-
chen Zunge auf den untersten 150 m und auf
der südwestlichen Zunge bis zu 350 m von der
Stirn. Im Bereich der Loben ist die Schuttlage
grobblockig und zeigt kaum Bewuchs. Auf der
südwestlichen Stirn zeigen abgeplattete Geröl-
le eine deutliche Einregelung (Abb. 3).
Oberhalb dieser Zone mit den deutlichen
Loben ändert sich die Morphologie. Die
Schuttlage weist einen höheren Anteil an fein-
körnigem Material auf. Die Morphologie ist
geprägt durch einzelne Senken, die vermut-
lich Toteislöcher darstellen, sowie markante
Wälle, vermutlich Moränenwälle (Abb. 4).
Auf ca. 2.800 m Seehöhe ist nahe des Nord-
randes in einer Senke ein kleiner See ausgebil-
det. Dieser gesamte Bereich ist auch deutlich
stärker bewachsen und stellt offensichtlich
eine Moränenlandschaft dar.
Abb. 3: Grobblockige Schuttlage an der Oberfläche der südlichen Zunge. Plattige Gerölle sind deutlich eingeregelt (die Gerölle sind steil bis vertikal und zueinander mehr oder weniger parallel angeordnet, was vor allem in der Bildmitte gut zu erkennen ist).
K. Krainer, M. Ribis, V. Schmidt
82
Abb. 4: Rest eines markanten Walles auf der Grundmoräne im zentralen Bereich des Inneren Hocheben-kares
Abb. 5: Senke im südlichen Bereich des Inneren Hochebenkares mit fluviatilen Kiesen und Sanden aufge-füllt und vom Gletscherbach in Form eines verzweigten Rinnensystems durchflossen
Kapitel 4 | Der Blockgletscher im Inneren Hochebenkar
83
Am südlichen Rand ist auf ca. 2.800 m See-
höhe eine größere Senke ausgebildet, die vom
Gletscherbach in Form eines verzweigten Rin-
nensystems durchflossen wird. In dieser Sen-
ke wurden vom Gletscherbach fluviatile Kiese
und Sande abgelagert (Abb. 1, dunkelgraue
Markierung „fluviatile Sedimente“ nahe Q 2
und Abb. 5). Der Gletscherbach entspringt
dem Hochebenferner, der im südöstlichen
Bereich des Kares noch in Resten vorhanden,
aber meist von Schutt bedeckt ist (Abb. 6).
Der Gletscherbach versiegt im groben Schutt
des Blockgletschers ungefähr 150 m von der
Stirn entfernt. Die Quellen, die am Fuße der
südwestlichen Zunge entspringen, werden
vom Gletscherbach gespeist.
Auch der kleine aktive Blockgletscher im
Karschluss endet mit einer steilen, ca. 20 m
mächtigen Stirn auf einer Seehöhe von ca.
2.950 m. Am Fuße der steilen Stirn entspringt
in den Sommermonaten eine Quelle bzw. ein
kleiner Bach (Abb.1, BQ 38), der bei stärke-
rer Wasserführung in einen kleinen See auf ca.
2.880 m Seehöhe mündet.
Am Fuße der steilen Felswände, die das Kar
im Süden begrenzen, sind steile Hangschutt-
flächen ausgebildet mit deutlich ausgepräg-
ten Loben im unteren Bereich. Diese Hang-
schuttflächen gehen nach Osten, Richtung
Karschluss, in den schuttbedeckten Teil des
Hochebenferners über.
Auch am Fuße des Hochebenkammes sind
kleine Hangschuttflächen ausgebildet, die in
die Moränenlandschaft bzw. in den Blockglet-
scher übergehen.
Abb. 6: Schuttbedeckter Teil des Hochebenferners. Der grobblockige Schutt gleitet am steilen Gletscher hangabwärts.
K. Krainer, M. Ribis, V. Schmidt
84
4.2. Korngrößenanalysen
Die Korngrößenanalysen auf den Flächen
KG 1, 2, 3 (auf der südlichen Zunge) und 4
(nördliche Zunge, Abb. 1) zeigen eine ähnli-
che Korngrößenverteilung (Abb. 7). Häufigs-
te Kornklassen sind 11–20 cm (25,1–28 %)
und 21–30 cm (20,1–23,2 %), gefolgt von
1–10 cm (10,5–18,5 %) und 31–40 cm
(8,1–13,8 %). Alle anderen Kornklassen
liegen unter 10 %, wobei Blöcke mit Korn-
größen > 101 cm teilweise sehr selten sind. Im
Äußeren Hochebenkar ist die Verteilung sehr
ähnlich.
Die Sieblinien der vier analysierten Proben
S 1–S 4 (Lage der Probenpunkte siehe
Abb. 1) zeigen alle einen typischen flachen Ver-
lauf, was auf eine schlechte bis sehr schlechte
Sortierung hinweist (Abb. 8). Die Proben S 1
und S 3 enthalten einen etwas höheren Gehalt
an kiesigem Material, während die Proben S 2
und S 4 einen hohen Anteil an feinkörnigem
Sediment aufweisen.
4.3. Permafrost-Kartierung
Haeberli & Patzelt (1982) haben auch im
Inneren Hochebenkar eine Permafrost-
Kartierung durchgeführt. Die Ergebnis-
se zeigen, dass Permafrost nur im unteren
Teil des Blockgletschers, unterhalb von ca.
2.770–2.780 m Seehöhe wahrscheinlich ist,
also auf jenem Teil des Blockgletschers, der
auch eine typische Blockgletschermorpholo-
gie mit Rücken und Vertiefungen aufweist. Im
zentralen Bereich, der aus gestreifter Grund-
moräne besteht, ist Permafrost möglich bis
unwahrscheinlich. Erst im hinteren Teil des
Kares, ab ca. 2.840 m Seehöhe ist Permafrost
wieder wahrscheinlich. Demnach besteht laut
Haeberli & Patzelt (1982) keine Verbindung
zwischen dem Eis des Blockgletschers und
dem Hochebenferner im hinteren Teil des Ka-
res. Eine Verbindung besteht jedoch zwischen
dem Blockgletscher und dem Permafrost der
Schutthalden am Fuße der steilen Felswände,
die das Kar im Norden (Hochebenkamm)
und Süden begrenzen.
4.4. Bewegungsmessungen
Pillewizer hat 5 Punkte am nördlichen Rand
der südlichen Zunge photogrammetrisch
vermessen und für den Zeitraum 1953–1955
eine jährliche Bewegungsrate von 1,1 m
ermittelt (Pillewizer 1957). Laut Vietoris
(1972) hat sich der rechte Lappen auf ca.
2.800 m Seehöhe gemäß photogrammetri-
scher Messungen von 1959/1960 nicht mehr
bewegt. Rott & Siegel (1999) haben auf-
grund einer interferometrischen Auswertung
von Satellitenbildern des Sommers 1995 für
einen Zeitraum von 35 Tagen festgestellt,
dass sich beide Zungen um mehrere cm in
diesem Zeitraum bewegt haben.
Kaufmann & Ladstädter (2002) haben Luft-
bilder der Jahre 1953, 1969, 1971, 1977,
1979, 1981, 1990 und 1997 photogramme-
trisch ausgewertet und zwei aktive Bereiche
festgestellt, die durch eine breite, inaktive
Zone getrennt werden. Aktiv sind die südliche
Zunge und der nördliche Teil der nördlichen
Kapitel 4 | Der Blockgletscher im Inneren Hochebenkar
85
Abb. 7: Prozentuelle Korngrößenverteilung auf der grobblockigen Oberfläche des Blockgletschers im Inneren Hochebenkar. Die Lage der einzelnen Messpunkte (KG 1–KG 4) ist in Abb. 1 markiert.
Abb. 8: Siebkurven (Summenkurven) von feinkörnigeren Proben entnommen am Blockgletscher. Die Lage der einzelnen Proben (S 1–S 4) ist in Abb. 1 markiert.
K. Krainer, M. Ribis, V. Schmidt
86
Zunge mit maximalen jährlichen Bewegungen
von 35 cm für den Zeitraum 1953 bis 1997.
Für den Zeitraum 1953 bis 1969 wurden noch
jährliche Fließbewegungen von bis zu 55 cm
festgestellt, für den Zeitraum 1969 bis 1979
nur mehr maximal 30 cm pro Jahr.
Die aktiven Bereiche des Blockgletschers
stimmen sehr gut mit den Daten der Perma-
frostkartierung von Haeberli & Patzelt (1982)
überein. Auf jenen Bereichen des Kares, die
von Grundmoräne bedeckt sind, wurden von
Kaufmann und Ladstädter auch keine hori-
zontalen Bewegungen festgestellt.
4.5. Hydrologie
Die Hydrologie des Inneren Hochebenkares
zeigt deutliche Unterschiede zum Äußeren
Hochebenkar. So fließen die Schmelzwässer
des Hochebenferners als oberflächlicher Glet-
scherbach auf der orographisch linken Seite
des Kares am Rande der Moränenlandschaft
entlang, um im grobblockigen Schutt der
orographisch linken Blockgletscherzunge ca.
150 m vor der Stirn des Blockgletschers völ-
lig im Schutt zu verschwinden. Die Schmelz-
wässer des Gletscherbaches treten schließlich
wieder an den Blockgletscherquellen am Fuße
der Stirn der linken Blockgletscherzunge zu-
tage. Der Gletscherbach entspringt an der
Stirn des mittlerweile stark zurückgeschmol-
zenen Hochebenferners und wird auch aus
mehreren Quellen gespeist, die am Fuße
des steilen und schuttbedeckten Teils des
Hocheben ferners entspringen.
Insgesamt wurden am Fuße der südlichen
Blockgletscherzunge vier Blockgletscherquel-
len (Abb. 1, BQ 1–BQ 4) beobachtet, die alle
vom Gletscherbach gespeist werden und in
den Sommermonaten entsprechend getrübt
sind. Der Großteil des Gletscherbaches tritt an
der Messstelle BQ 3 aus. Am Fuße der nörd-
lichen Blockgletscherstirn wurden insgesamt
acht Blockgletscherquellen festgestellt (BQ 5–
BQ 12), die im Gegensatz zu den Quellen
BQ 1–BQ 4 alle klares Wasser schütten.
Auch am Fuße der Stirn des kleinen aktiven
Blockgletschers im hinteren Teil des Inneren
Hochebenkares ist im Sommer eine Quelle zu
beobachten (Abb. 1, BQ 38). Dieses Wasser
fließt anschließend in Form eines kleinen Ge-
rinnes in einen kleinen See auf ca. 2.880 m
Seehöhe.
Haeberli & Patzelt (1982) präsentieren bereits
einige Quelltemperaturmessungen, die an 4
Quellen (BQ 9–12) durchgeführt wurden.
Die Temperaturen der Blockgletscherquel-
len lagen meist über 1 °C, betrugen maximal
1,8 °C bei Quelle 11 (= BQ 3 in dieser Arbeit).
4.6. Vorortmessungen: Temperatur und elektrische Leitfähigkeit
a. Messungen im Stirnbereich 2010/2013Die Wassertemperatur der Blockgletscher-
quellen bewegte sich zwischen 0,9 °C und
3,3 °C am 16.07.2010 und zwischen 1,2 °C
und 2,7 °C am 26.08.2010. Die weiteren
Messungen im Jahr 2013 zeigen Minima mit
1,1 °C und Maxima mit 6,3 °C am 26.07.2013
bzw. Minima mit 1,6 °C und Maxima mit
Kapitel 4 | Der Blockgletscher im Inneren Hochebenkar
87
3,3 °C am 07.08.2013, wobei anzumerken ist,
dass am 07.08.2013 nur mehr jene Quellen
gemessen wurden, welche auch auf Schwerme-
talle analysiert wurden. Die Ergebnisse zeigen
somit einen Mittelwert der Wassertemperatur
von 2,55 °C.
Die elektrische Leitfähigkeit der Blockglet-
scherquellen variierte zwischen 51 µS/cm
und 206 µS/cm am 16.07.2010 und zwischen
121 µS/cm und 205 µS/cm am 26.08.2010.
Weitere Messungen im Jahr 2013 zeigten
Minima mit 99 µS/cm und Maxima mit
210 µS/cm am 26.07.2013 bzw. 127 µS/cm
und 210 µS/cm am 07.08.2013, wobei am
07.08.2013 nur mehr jene Quellen gemes-
sen wurden, welche auch auf Schwermetalle
untersucht wurden. Die Ergebnisse zeigen in
allen vier Messserien einen deutlichen Leit-
fähigkeitspeak im Zentralbereich des Block-
gletschers an der Quelle BQ 5 mit über 200
µS/cm. Von dieser Messstelle ausgehend, ist
eine teils deutliche Abnahme der elektrischen
Leitfähigkeiten Richtung Süden und Norden
erkennbar. Die Werte der Wassertemperatur
und elektrischen Leitfähigkeit einiger Quel-
len sind in Tab. 1 zusammengefasst.
An der Quelle BQ 5 zeigt die Quelltempera-
tur für den Zeitraum 27.07. bis 26.08.2010
deutliche Tageszyklen, ausgenommen wäh-
rend der Schlechtwetterperiode vom 05. bis
09.08. Das Temperaturminimum wurde
jeweils in den frühen Morgenstunden (um
6 Uhr) aufgezeichnet, das Temperaturmaxi-
mum zwischen 14 und 18 Uhr. Die täglichen
Schwankungen betrugen bis zu 0,4 °C. Die
Temperaturminima lagen zwischen 0,7 und
1,1 °C, die Temperaturmaxima zwischen 0,8
und 1,4 °C (Abb. 9).
Tab. 1: Wassertemperatur und elektrische Leitfähigkeit von Quellen (2010/2013), an denen Schwermetall-analysen durchgeführt wurden
16.07.2010 27.08.2010 26.07.2013 07.08.2013
Messstelle T [in °C]
LF [in µS/cm]
T [in °C]
LF [in µS/cm]
T [in °C]
LF [in µS/cm]
T [in °C]
LF [in µS/cm]
Hocheb_02 k.A. k.A. k.A. k.A. 2,3 162 2,8 156
Hocheb_04 k.A. k.A. k.A. k.A. 2,0 160 2,7 148
BQ 3 2,2 124 2,7 165 2,0 154 3,3 151
BQ 5 0,9 206 1,2 205 1,1 210 2,4 210
Hocheb_11 k.A. k.A. k.A. k.A. 1,3 196 1,6 186
BQ 10 1,3 149 1,3 155 1,6 144 1,9 149
Hocheb_15 k.A. k.A. k.A. k.A. 1,8 123 2,6 127
BQ 38 k.A. k.A. 1,9 40 5,6 41 7,0 39
Hocheb_23 k.A. k.A. k.A. k.A. 10,3 117 9,8 140
K. Krainer, M. Ribis, V. Schmidt
88
Abb. 9: Quelltemperatur gemessen an der Quelle BQ 5 in der Periode von 27. Juli bis 26. August 2010. Die Lage der Quelle BQ 5 ist aus Abb. 1 ersichtlich. Die Messungen wurden im 2-Stunden-Intervall aufgezeichnet.
Abb. 10: Pegelhöhe (Wasserhöhe, blaue Linie) und Wassertemperatur (rote Linie) an der Pegelmessstelle vor der Stirn der südlichen Zunge des Blockgletschers im Inneren Hochebenkar während der Periode von 16. Juli bis 27. August 2010. Die Lage des Pegels ist in Abb. 1 markiert.
Kapitel 4 | Der Blockgletscher im Inneren Hochebenkar
89
An der Pegelmessstelle wurde der Abfluss der
Quelle BQ 3 aufgezeichnet. Die Quelle BQ 3
ist zwar die größte Quelle, schüttet aber nur
einen Teil des Gesamtabflusses des Inneren
Hochebenkares.
Im Messzeitraum von 16.07. bis 27.08.2010
wurde während schöner Wetterphasen an
der besagten Pegelmessstelle ein deutlicher
Tageszyklus mit Abflussminima zwischen
8 und 10 Uhr und Abflussmaxima in den
späten Abendstunden zwischen 20 und 23
Uhr gemessen. Die Durchflussmengen lagen
meist zwischen 10 und 30 l/s. Leichte Nieder-
schläge am 24.07. führten zu einem leichten
Peak. Die Niederschläge am 06.08. fielen im
Hochebenkar in Form von Schnee und hat-
ten daher keinen Peak zur Folge. Starke Nie-
derschläge am 16.08. (40 mm in Obergurgl)
führten zu einer ausgeprägten Abflussspitze
von > 50 l/s (Abb. 10). Die Wassertemperatur
an der Pegelmessstelle bewegte sich im Mess-
zeitraum meist zwischen 4 und 6 °C und wies
deut liche Tageszyklen auf.
b. Messungen am Gletscherbach 2010/2013Die Messungen 2010 am Abfluss des schutt-
bedeckten Teiles des Hochebenferners (Mess-
stelle Q 3) zeigen eine Temperatur von
0,3 °C und eine elektrische Leitfähigkeit von
432 µS/cm am 16.07.2010 bzw. eine Tempe-
ratur von 0 °C und eine elektrische Leitfähig-
keit von 590 µS/cm am 26.08.2010.
Die Messungen 2013 an der Messstelle Q 3
unterscheiden sich hinsichtlich Temperatur
und elektrischer Leitfähigkeit deutlich von
den Messungen 2010 (Temperatur 2,3 °C
und elektrische Leitfähigkeit 123 µS/cm am
26.07.2013 und Temperatur 1,9 °C und
130 µS/cm am 07.08.2013). Aufgrund der
Tiefdruckwetterlage im Juni 2013 und damit
einhergehenden Extremniederschlägen im Ti-
roler Raum – mit großräumigen Überflutun-
gen im Osten Tirols im Bereich der Großache
– waren im Sommer immer noch beachtliche
Schneemengen im Bereich des nordexponier-
ten Teils des Inneren Hochebenkars vorhan-
den, welche diese Messergebnisse beeinfluss-
ten.
Der Abfluss des Hochebenferners wurde 2013
zudem an drei weiteren Messorten gemessen,
um lokale laterale Einflüsse vom Südkamm
des Inneren Hochebenkares zu erfassen. Einer
dieser Messorte war im Bereich, in dem der
Gletscherbach im grobblockigen Schutt der
orographisch linken Blockgletscherzunge ver-
schwindet. Ein Vergleich der Ergebnisse zeigt
folgende Veränderungen jeweils von Mess-
stelle Q 3 hin zu dem oben beschriebenen
Messort: Am 26.07.2013 wurde eine Zunah-
me der Temperatur von 2,3 °C auf 10,3 °C
bzw. am 07.08.2013 eine Zunahme der Tem-
peratur von 1,9 °C auf 9,8 °C beobachtet. Des
Weiteren ist eine Abnahme der elektrischen
Leitfähigkeit am 26.07.2013 von 123 µS/cm
auf 117 µS/cm bzw. eine Zunahme der elek-
trischen Leitfähigkeit von 130 µS/cm auf
140 µS/cm am 07.08.2013 erkennbar. Die
Messwerte sind in Tab. 2 zusammengefasst.
Der Oberflächenabfluss des Hochebenfer-
ners speist wie erwähnt die orografisch linke
Blockgletscherzunge und tritt mit deutlich
geringeren Temperaturen wieder an den nie-
dertemperierten Quellen im Stirnbereich des
Blockgletschers aus. Dies ist ein deutlicher
K. Krainer, M. Ribis, V. Schmidt
90
Beleg, dass noch Eis in der orografisch linken
Blockgletscherzunge vorhanden ist.
4.7. Hydrochemische Untersuchungen
Im Zuge der Schwermetallanalyse 2013 an
Quellen und Gerinnen wurden zudem auch
stichprobenhaft hydrochemische Analysen
durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass es
sich im Untersuchungsraum Inneres Hoch-
ebenkar vorwiegend um erdalkalisch-sulfa-
tische Wässer mit vereinzelt sehr geringer
Tendenz in Richtung erdalkalisch-alkalisch-
sulfatische Wässer handelt (Abb. 11).
Abb. 11: Piper-Diagramm zur hydrochemischen Zusammensetzung von Wasserstichproben aus sieben Quellen des Blockgletschers und des kleinen Sees (rotes Dreieck) nahe des kleinen Blockgletschers
16.07.2010 27.08.2010 26.07.2013 07.08.2013
Messstelle T [in °C]
LF [in µS/cm]
T [in °C]
LF [in µS/cm]
T [in °C]
LF [in µS/cm]
T [in °C]
LF [in µS/cm]
Q3 0,3 432 0 590 2,3 123 1,9 130
Hocheb_23 k.A. k.A. k.A. k.A. 10,3 117 9,8 140
Tab. 2: Wassertemperatur und elektrische Leitfähigkeit von Quellen (2010/2013), an denen Schwerme-tallanalysen durchgeführt wurden
Kapitel 4 | Der Blockgletscher im Inneren Hochebenkar
91
4.8. Schwermetall-Untersuchungen
a. Beprobungen 2010Die Ergebnisse der Probenahme am 16.07.
2010 zeigen Grenzwertüberschreitungen nach
der Trinkwasserverordnung (TWVO) bei den
Parametern Aluminium (Messstelle Q 3),
Mangan (Messstelle Q 3) und Nickel (OG-
Messstelle Q 3; Tab. 3).
Die Ergebnisse der Probenahme 27.08.2010
zeigen ebenso Grenzwertüberschreitungen
nach TWVO bei den Parametern Alumini-
um (Messstelle Q 3), Mangan (Messstelle
Q 3) und Nickel (Quelle BQ 3, Quelle BQ
5, Messstelle Q 3 und BQ 38; Tab. 3). Die
Grenzwerte liegen für Aluminium und Eisen
bei 0,2 mg/l, für Mangan bei 0,05 mg/l und
für Nickel bei 0,02 mg/l.
BQ 3 BQ 5 BQ 10 Q3 BQ 3 BQ 5 BQ 10 Q 3 BQ 38
2010 16.07. 16.07. 16.07. 16.07. 27.08. 27.08. 27.08. 27.08. 27.08.
Al 0,025 0,03 0,011 5,393 0,035 0,019 0,016 0,292 0,07
Mn 0,004 < 0,001 < 0,001 0,391 0,006 < 0,001 < 0,001 0,065 0,02
Ni 0,017 0,018 0,01 0,444 0,022 0,023 0,013 0,101 0,035
Tab. 3: Schwermetallanalysen (Al, Mn, Ni) 2010 in ausgewählten Quellen mit Grenzwertüberschreitungen nach der Trinkwasserverordnung (TWVO, rot markiert)
Messstelle Hocheb_
02
Hocheb_
04
BQ 3
BQ 5
Hocheb_
11
BQ 10
Hocheb_
15
BQ 38
2013 07.08. 07.08. 07.08. 07.08. 07.08. 07.08. 07.08. 07.08.
Al [mg/l] 0,082 0,056 0,109 0,0109 0,0114 0,0116 0,132 <0,0100
Al gesamt [mg/l] 0,335 0,149 0,921 1,34 0,055 0,0391 0,427 0,104
Fe [mg/l] <0,0100 [0,0019] [0,0019] [0,0019] [0,0019] [0,0019] [0,0019] <0,0100
Fe gesamt [mg/l] 0,307 0,068 1,16 1,96 0,055 0,041 0,342 0,139
Mn [mg/l] <0,0100 0,011 0,018 [0,0019] [0,0019] [0,0019] <0,0100 <0,0100
Mn gesamt [mg/l] 0,013 0,019 0,042 0,018 [0,0024] [0,0024] <0,0100 <0,0100
Ni [mg/l] 0,0414 0,0338 0,0422 0,0343 0,0273 0,0207 0,0351 0,0154
Ni gesamt [mg/l] 0,065 0,056 0,061 0,058 0,0408 0,0321 0,055 0,0244
Tab. 4: Schwermetallanalysen (Al, Fe, Mn, Ni) 2013 in ausgewählten Quellen. Grenzwertüberschrei tungen sind rot markiert
K. Krainer, M. Ribis, V. Schmidt
92
Messstelle Hocheb_19 (Q 3)Hocheb_23
(vor Infiltration in orogr. linke Blockgletscherzunge)
Datum 07.08.2013 07.08.2013
Al [mg/l] 0,196 0,102
Al gesamt [mg/l] 1,74 2,14
Fe [mg/l] <0,0100 [0,0019]
Fe gesamt [mg/l] 2,24 2,72
Mn [mg/l] 0,053 0,05
Mn gesamt [mg/l] 0,1 0,102
Ni [mg/l] 0,066 0,064
Ni gesamt [mg/l] 0,103 0,104
Tab. 5: Schwermetallanalysen (Al, Fe, Mn, Ni) am Gletscherabfluss. Grenzwertüberschreitungen nach der Trinkwasserverordnung (TWVO) sind rot markiert.
b. Beprobungen 2013Die Ergebnisse der Probenahme vom
07.08.2013 an den Quellen im Stirnbereich
und der Quelle BQ 38 beim Blockgletscher
im hinteren Teil des Hochebenkares zeigen
bei den unfiltrierten Proben (Gesamtgehalt;
ungelöst) Grenzwertüberschreitungen nach
TWVO bei den Parametern Aluminium, Ei-
sen und Nickel, bei den filtrierten Proben (ge-
löst) noch durchwegs sehr deutliche Grenz-
wertüberschreitungen bei Nickel (Tab. 4).
Die Ergebnisse der Probenahme vom 07.08.
2013 am Gletscherabfluss zeigen bei den un-
filtrierten Proben (Gesamtgehalt; ungelöst)
Grenzwertüberschreitungen nach TWVO bei
den Parametern Aluminium, Eisen, Mangan
und Nickel, bei den filtrierten Proben (gelöst)
noch durchwegs sehr deutliche Grenzwert-
überschreitungen bei Nickel und geringfügi-
ge Grenzwertüberschreitungen bei Mangan
(Tab. 5).
5. Diskussion
Obwohl die Blockgletscher in den beiden
Hochebenkaren nur wenige 100 m von ei-
nander getrennt sind, zeigen sie große Un-
terschiede, vor allem hinsichtlich ihrer Ober-
flächenmorphologie, Permafrostverbreitung,
Fließbewegung und Hydrologie. Während
das gesamte Äußere Hochebenkar von einem
aktiven Blockgletscher eingenommen wird,
zeigt im Inneren Hochebenkar nur der un-
terste Teil (bis ca. 2.770 m Seehöhe) eine für
Blockgletscher typische Oberflächenmorpho-
Kapitel 4 | Der Blockgletscher im Inneren Hochebenkar
93
logie aus grobblockigem Material mit weniger
Feinanteil und typischen transversalen Rü-
cken und Vertiefungen. Die Permafrostkartie-
rung von Haeberli & Patzelt (1982) zeigt, dass
Permafrost auf diesen Bereich beschränkt ist.
Der zentrale, flache Teil des Inneren Hoch-
ebenkares, ungefähr zwischen 2.770 und
2.850 m Seehöhe wird von einer gestreiften
Grundmoräne bedeckt. Auf der historischen
Karte (Datenstand 1870/1873, Abb. 12) ist
klar zu erkennen, dass während der Kleinen
Eiszeit das Innere Hochebenkar noch von ei-
nem Kargletscher ausgefüllt war, der ungefähr
jene Fläche bedeckte, die heute von der ge-
streiften Grundmoräne eingenommen wird.
Im Gegensatz dazu war das Äußere Hoch-
ebenkar während der Kleinen Eiszeit offen-
sichtlich gletscherfrei. Nach Vietoris (1972)
liegt der fast schuttfreie Hochebenferner auf
dem Blockgletscher. Vietoris (1972) schreibt:
„es fällt auf, wie schonend dieser Gletscher den von ihm bedeckten Blockgletscher überfährt“.
Auch laut Haeberli & Patzelt (1982) hat der
Hochebenferner den Blockgletscher überfah-
ren. Demnach muss sich der Blockgletscher
bereits vor der Kleinen Eiszeit zu bilden be-
gonnen haben. Vor der Vergletscherung wäh-
rend der Kleinen Eiszeit war vermutlich das
gesamte Kar von einem Blockgletscher aus-
gefüllt, ähnlich wie im Äußeren Hocheben-
kar. Die Schuttzufuhr des Blockgletschers
beschränkt sich heute auf kleine Bereiche am
Fuße der steilen Felswände am Nordrand des
Kares (Hochebenkamm) und vor allem am
Südrand des Kares.
Das Vorhandensein von Permafrosteis im
Blockgletscher wird einerseits durch die Per-
mafrostkartierung von Haeberli & Patzelt
Abb. 12: Historische Karte des Inneren Hochebenkars (blaue Markierung), des Äußeren Hochebenkars (rote Markierung) und der weiteren Umgebung (dritte Landesaufnahme 1864/1887, Datenstand 1870/1873, Maßstab 1:25.000) (verändert nach Land Tirol, tiris Kartendienste: www.tirisdienste.at)
K. Krainer, M. Ribis, V. Schmidt
94
(1982), andererseits auch durch die niedrigen
Quelltemperaturen und die Bewegungsra-
ten bestätigt. Die im Vergleich zum Block-
gletscher im Äußeren Hochebenkar deutlich
geringeren jährlichen Bewegungsraten sind
unter anderem auch auf die wesentlich fla-
chere Topographie im Zungenbereich zurück-
zuführen. Die Abnahme in den jährlichen
Bewegungsraten deutet auf ein verstärktes
Abschmelzen des Permafrosteises hin.
Die Hydrologie des Blockgletschers ist sehr
komplex, bedingt durch die Grundmoräne
und Reste des Hochebenferners. Die Quel-
len BQ 1–4 werden auch vom Gletscherbach
gespeist, der ungefähr 350 m von der Stirn
entfernt im Blockgletscher versickert. Die
starke Abkühlung des Gletscherbaches vom
Versickerungsort bis zum Quellaustritt weist
ebenfalls auf das Vorhandensein von Eis im
Blockgletscher hin.
Am Fuße der Stirn treten zahlreiche Quellen
aus, die sich allerdings nicht zu einem einzi-
gen Gerinne vereinen wie beispielsweise beim
Blockgletscher im Äußeren Hochebenkar
(siehe Kapitel 3 in diesem Buch) oder bei an-
deren Blockgletschern (z.B. Krainer & Most-
ler 2000, 2001, 2002; Krainer et al. 2007).
Interessant ist die hohe Nickel-Konzentration
der Quelle, die am Fuße des stark schuttbe-
deckten Teiles des Hochebenferners austritt.
Das Nickel wird vermutlich aus dem Eis frei-
gesetzt. Hohe Ni-Konzentrationen sind auch
noch an der Quelle BQ 3 nachweisbar. Am
Weg von der Quelle Q 3 bis zur Blockglet-
scherquelle BQ 3 kommt es zwar zu einer
Verdünnung, trotzdem liegt die Ni-Konzen-
tration an der Quelle BQ 3 noch immer über
dem Grenzwert für Trinkwasser. Erhöhte Ni-
Gehalte zeigen auch die Quellen BQ 5 und
BQ 10, die nicht vom Gletscherbach gespeist
werden. Offensichtlich wird auch aus dem
Permafrosteis des Blockgletschers Ni freige-
setzt. Auch die Quelle an der Stirn des kleinen
Blockgletschers im hinteren Teil des Kares
(BQ 38) zeigt erhöhte Ni-Gehalte. Untersu-
chungen am Permafrosteis aus der Kernboh-
rung des Blockgletschers auf der Lazaunalm
im hinteren Schnalstal (Südtirol) haben ge-
zeigt, dass Nickel im Eis des Blockgletschers
in einzelnen Horizonten stark angereichert ist
(Krainer et al. 2012). Die Herkunft des Ni-
ckels ist nicht bekannt. Gesteinsanalysen zei-
gen keine erhöhten Nickelgehalte, vermutlich
gelangte das Nickel über atmosphärischen
Eintrag in das Eis.
Die Ergebnisse der Beprobungen aus 2010
und 2013 zeigen, dass einzelne Schwermetalle
auch im filtrierten Zustand deutlich über den
Grenzwerten der TWVO liegen und zukünf-
tig weiter beobachtet werden sollten.
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Bd. VIII, Heft 1-2: 169-188.
Verzeichnis der AutorInnen
Karl Krainer
Universität Innsbruck
Institut für Geologie
Innrain 52, 6020 Innsbruck, Österreich
Markus Ribis
geo.zt gmbh – poscher
beratende geologen
Saline 17, 6060 Hall in Tirol, Österreich
K. Krainer, M. Ribis, V. Schmidt
96
Veronika Schmidt
Universität Innsbruck
Institut für Geologie
Innrain 52, 6020 Innsbruck, Österreich