JGER UNTER DRUCK BLEIFREIE MUNITION!
Abschlussarbeit im Rahmen des Universittslehrganges
Jagdwirt/in
Universitt fr Bodenkultur Wien,
Institut fr Wildbiologie und Jagdwirtschaft,
Prof. Klaus Hacklnder
Verfasser:
Alexander PUTZ
Dezember 2011
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Einleitung
Auch wenn keine Gesetze uns dazu zwingen, wenn keine Verordnungen uns vorschreiben, hat
jeder Jger in der Jgerschaft die Verpflichtung der Erhaltung einer intakten Natur und Schden
an Mensch, Tier und Wild durch vernnftiges Handeln zu verhindern [Monz 2011].
Was steckt nun hinter dieser Feststellung bzw. Aufforderung?
Die Schrotmunition gefhrdet primr Wasservgel und Tiere, die zur Zerkleinerung der Nahrung
Gritsteine (groben Sand) aufnehmen. Bei der Aufnahme der Steine werden Schrotkugeln aus Blei
mit aufgenommen. Im Muskelmagen der Vgel kommt es zu einer Aufrauung der Oberflche der
Bleikugeln. Durch den Kontakt mit der Magensure lsen sich die Bleisalze und Blei wird
freigesetzt. Bereits eine sehr geringe Menge davon hat fr das Tier eine tdliche Wirkung. Bei der
Migration der Wasservgel gengen schon wenige verschluckte Bleikrner, um dessen
Energiespeicher zu behindern. Die durch lange Flge ohnehin angestrengten Tiere werden
schwcher und sterben. In Amerika sind durch die Aufnahme von Bleischrot bereits Millionen von
Wasservgeln verendet [Hacklnder 2011]. Die Einnahme von Bleischrot erfolgt nicht nur bei
Wasservgeln, auch bei anderen Tieren wurde bereits eine Aufnahme dokumentiert [Brister
1992].
In bei durch den Bchsenschuss erlegten Tieren wurden ferner im Wildkrper feinst verteilte
Bleiwolken von bis zu einem Durchmesser von bis zu 40 cm um den Schusskanal anhand von
Rntgenuntersuchungen nachgewiesen. Dann besteht eine sog. sekundre Gefhrdung, das heit,
wenn etwa Greifvgel Fleisch von Wild aufnehmen, welches mit Bleimunition angeschossen wird
und irgendwo verendet. In Amerika wurden bereits mehrere 100.000 Dollar allein fr die Rettung
von vergifteten Greifvgeln wie Kondoren u. a. aufgewendet, um deren beeintrchtigte und
bereits geschwchte Populationen vor dem Aussterben zu retten. Der Faktor Vergiftung durch
Bleischrotkugeln ist dafr verantwortlich, dass 1525 % der Greifvgel wie beispielsweise Adler
(Nordamerika) und Seeadler (Europa) verenden [Krone 2008].
Es kommt gelegentlich vor, dass Menschen beim Verzehr von Wildbret ebenfalls Bleischrot mit
der Nahrung aufnehmen. Diese Schrotkrner knnen jedoch den Krper passieren, ohne weiteren
Schaden anzurichten. Gefhrlich ist hier nicht, einzelne Schrotkrner mitzuessen, sondern Fleisch
von bereits vergifteten Wasservgeln zu sich zu nehmen. Durchschnittlich 15 % der Wasservgel
haben hhere Bleiwerte als zugelassen [Hacklnder 2011].
Eine sekundre Gefhrdung der Konsumenten besteht dann, wenn durch die Zubereitungsart des
Wildbrets die Bioverfgbarkeit von Blei erhht ist. Solche Zubereitungsarten sind etwa das
Hinzufgen von Wein, kaltem oder warmen Essig sowie das Pkeln oder Abhngen des Fleisches.
Auch das Verspeisen von rohem Fleisch ist als kritisch zu bewerten [Mateo et al. 2010].
Die Mglichkeit der Gefhrdung von Tierpopulationen und -arten bzw. von Konsumenten sowie
der Selbstgefhrdung der Jger durch den Verzehr von bleihaltigem Wildbret sind mit einer
verantwortungsbewussten Haltung von Jgern heutzutage nicht mehr vereinbar [Hacklnder
2011].
Ab dem 1. Juli 2012 tritt in sterreich das Verbot des Einsatzes von bleihaltiger Munition bei der
Jagd auf Wasservgel in Kraft. Mit dieser Manahme wird dem bereits seit 135 Jahren bekannten
Wissen um die Toxizitt von Blei [Calvert 1876], bis heute erweitert um zahlreiche
Detailkenntnisse, Rechnung getragen. Fr den Jger entsteht dadurch nun die Verpflichtung, die
neuen Erkenntnisse anzunehmen und auf bleifreie Munition umzustellen. Hilfreich fr die Jger
ist bei diesem Prozess ein entsprechendes Hintergrundwissen zur Befrwortung der bleifreien
Munition. Die Kenntnis von Alternativen, deren Verfgbarkeit und Kosten sind an dieser als
erheblich fr eine breite Akzeptanz einzuschtzen.
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Jger sind also nun zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit der Natur angehalten. Durch
die Bereitschaft, fr eine nachhaltige Jagd einzutreten, bietet sich ihnen die Mglichkeit, fr ein
gutes Image der Jagd zu sorgen. Damit zeigen sie, dass sie mit den Zeichen der Zeit gehen, sich
nicht wissentlich an konserative Einstellungen klammern und anderen sowie dem Ansehen der
Jagd Schaden zufgen [Hacklnder 2011].
Das Verbot der verwendung bleihaltiger Munition beeinflusst damit auch die Jagd auf
Wasservgel. Der Verfasser hat sich ein Jahr lang mit dem Thema bleifreier Munition
auseinandergesetzt und festgestellt, dass eine Umsetzung der Verordnung nicht problemlos
vonstatten gehen wird. Bei selbst durchgefhrten Stichproben wurde deutlich, dass auer
Weicheisen auch bei mehreren Waffenhndlern in den verschiedensten Regionen sterreichs
bleifeie Munition bei dem Material Weicheisen nur bei einigen Firmen zu kaufen war. Weicheisen
gibt es bei einigen Firmen in sehr guter Qualitt, welche aber von den verschiedensten
Waffenhndlern sterreichs nicht in den Regalen verfgbar sind. Andere Alternativen wie
Tungsten, Zinn oder Wismut haben monatelange Lieferzeiten. Eine hochwertige Qualitt und
groe Auswahl ist jedoch notwendig, um bei der Jagd mit bleifreier Munition den Tieren keine
unntigen Qualen bzw. Jagdkollegen keinen Schaden zuzufgen, denn beim Einsatz von bleifreier
Munition spielt auerdem z. B. das Abprallverhalten der Patrone (Ballistik) eine groe Rolle
sowie die Tatsache, dass der Einsatz von bleifreier Munition ber kurz oder lang fr alle
Wildarten gelten wird. Den Jgern vor Ort fehlen aber gegenwrtig wichtige Informationen und
Materialien, um diese Verpflichtung auch in die Praxis umsetzen zu knnen. Denn fr den
sachgemen Einsatz ist der Jger in der Pflicht und Verantwortung, nicht fahrlssig zu handeln.
Erschwerdend kommt der Umstand hinzu, dass bleifreie Munition um ein Vielfaches mehr kosten
wird. Das wird sich je nach Bezirk und je nach Wildart und Wilddichte unterschiedlich auswirken.
Auerdem sind die Kosten fr den einzelnen Jger in Bezug auf die Abschusshhe verschieden
hoch. Diese Umstnde nahm der Verfasser zum Anlass, sich bei seinem Abschlussthema mit
Kosten der bleifreien Munition auseinanderzusetzen und entsprechende Informationen zur
Verfgung zu stellen. Dabei wird in der Arbeit wie folgt vorgegangen: Zunchst werden
Hintergrundinformationen zu den Themen Aufnahme von Bleischrot und belastetes Fleisch durch
Tier und Mensch gegeben sowie auf die Bemhungen, weitere Gefhrungen zu vermeiden,
eingegangen (1.1.). Kapitel 2. hat das Thema Umstellung auf bleifreie Munition aus
konomischer Sicht. Darin beschftigt sich Kapitel 2.1. mit den wirtschaftlichen Auswirkungen
der sterreichischen Verordnung zunchst auf die waffenproduzierenden Unternehmen und geht
anschlieend auf die wirtschaftlichen Vernderungen ein, mit denen die Jgerschaft zu rechnen
hat bei Verwendung bleifeier Munition (2.2.). Dabei werden u. a. auch die Alternativen zur
bleihaltigen Munition aufgezeigt und die Kosten dieser jeweils mit bleihaltiger Munition
verglichen. Auseinandergesetzt wird sich in diesem Kapitel ferner mit der Frage, ob
Alternativmunition in der eigenen Waffe verwendet werden kann und wenn ja, was das fr
Auswirkungen hat. Das Unterkapitel Kalkulationsbeispiele (2.2.2.) zeigt dann fr ausgewhlte
Jagdbezirke in sterreich die Kosten fr die Bejagung von Wild auf. Kapitel 2.2.3. geht auf die
Ergebnisse einer E-Mail-Anfrage des Verfasser an 45 Waffenhnder ein, bei der die Verfgbarkeit
bleifreier Munition geprft wurde. Kapitel 2.3. erlutert die Auswirkungen der neuen Verordnung
auf die Konsumenten. Im abschlieenden Kapitel 3 wird auf die Notwendigkeit von
Lebensraumschutz eingegangen. Dies beinhaltet Erluterungen zur Wertschtzung der Natur und
zur Verpflichtung dieser.
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INHALTSVERZEICHNIS
1. EINFHRUNG........................................................................................................................................ 5
1.1. Ursache der Verordnung zum Verbot bleihaltiger Munition ................................................. 5 1.1.1. Weltweite Vergiftungen und Gegenmanahmen .............................................................................................. 5 1.1.2. Exposition und Auswirkungen von Blei auf Menschen und Tiere ............................................................ 7 1.1.3. Gemeinsame weltweite Bemhungen zur Einschrnkung des Bleigehaltes ....................................... 9
2. UMSTELLUNG AUF BLEIFREIE MUNITION AUS KONOMISCHER SICHT ............................ 11
2.1. Auswirkungen der Verordnung auf die Waffenindustrie von der EU-Ebene zur Landes- und Bezirksebene ............................................................................................................................. 11
2.1.1. Wodurch wird die Produktion von Munition gelenkt? ................................................................................ 11 2.1.2. Auswirkung auf Unternehmer und Anwender ................................................................................................ 13
2.2. Auswirkungen der Verordnung auf die Jger ........................................................................... 15 2.2.1. Welche wirtschaftliche Vernderung ergibt sich durch die Verwendung bleifreier Schrot- und
Bchsenmunition? ........................................................................................................................................................ 16 2.2.1.a. Derzeit verfgbare Alternativen von Schrot- und Bchsenmunition und deren Kosten ....... 17 2.2.1.b. Vergleich der Kosten von Bleischrot zu Alternativen .............................................................................. 19 2.2.1.c. Kann die Alternativmunition mit der eigenen Waffe verschossen werden? ................................ 30 2.2.1.d. Notwendigkeit von Schusswaffentraining als Ausgleich von ballistische nderungen .......... 35 2.2.1.e. Wildbretentwertung durch bleihaltige Munition ...................................................................................... 42
2.2.2. Kalkulationsbeispiele ................................................................................................................................................... 51 2.2.3. Interessensgemeinschaft Waffenindustrie ........................................................................................................ 62
2.3. Auswirkungen der Verordnung auf den Konsumenten ......................................................... 63
3. UMSTELLUNG AUF BLEIFREIE MUNITION AUS KOLOGISCHER UND SOZIOKULTURELLER SICHT ........................................................................................................... 64
3.1. Vorsorgemanahmen fr die nchste Generation .................................................................. 64 3.1.1. Nachhaltigkeit und Lebensraumschutz............................................................................................................... 65 3.1.2. Wertschtzung der Umwelt und Verpflichtung zu ihrem Schutz ........................................................... 67
4. ABBILDUNGSVERZEICHNIS ............................................................................................................ 69
5. TABELLENVERZEICHNIS ................................................................................................................. 70
6. ABKRZUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................................... 71
7. LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................................... 72
8. ANHANG ............................................................................................................................................... 78
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1. EINFHRUNG
1.1. Ursache der Verordnung zum Verbot bleihaltiger Munition
Um die Frage nach den Hintergrnden fr das Zustandekommen der Verordnung zu erlutern,
werden in diesem Kapitel Abschnitt einige durch Blei bedingte Vergiftungsformen sowie die
Folgen bei der Verwendung von Bleimunition zusammengefasst. Wie global das Thema eigentlich
ist, zeigt ein kurzer berblick ber diese Problematik weltweit. An den Erluterungen wird
ersichtlich, dass ein enormer Aufwand notwendig ist, um den Auswirkungen von Bleimunition
entgegenzutreten. Des Weiteren, um Tiere vor dem Aussterben zu bewahren bzw. die
Auswirkungen des Bleis auf Mensch und Natur zu verringern und bestenfalls zu verhindern.
1.1.1. Weltweite Vergiftungen und Gegenmanahmen
Kanada: Kondore, Wasservgel
In Kanada kam es 1982 zu einer dramatischen Verringerung der Population des amerikanischen
Kondors auf nur 22 Individuen. Forschungen ergaben, dass die bleihaltige Munition Ursache der
Mortalittsraten war, die das berleben der Kondore gefhrdete. Die verbliebenen Kondore
wurden durch den Peregrine Fund zur Zucht eingefangen, gesund gepflegt und ab 1996 wieder
ausgewildert. Problem dabei war und ist jedoch, dass Greifvgel eine langsame Reproduktion
aufweisen und die hohen Mortalittsraten nicht oder nur schwer ausgeglichen werden knnen.
Die Bleivergiftung wird heute als das einzige Hindernis fr die Erholung der Kondorpopulation
gesehen [Green et al. 2008]. Der Peregrine Fund investiert jhrlich hunderttausende von Dollar,
um die Kondore zu fangen, zu untersuchen und mittels Ausleitung der Schwermetalle durch
Chelatbildner vor dem Tod zu bewahren. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen zu den
Ursachen der Bleivergiftung der groen Vgel wurde festgestellt, dass kleinste Fragmente von
Munitionsblei im Wild, welches mit der Bchse oder der Flinte erlegt wurde, die Ursache fr das
Blei in den Krpern der Kondore war. Kondore wurden hufig dabei beobachtet, wie sie an den
Kadavern von Hirschen und Wapitis fressen [Parish et al. 2007]. Es besteht des Weitereren eine
starke rumliche und zeitliche Korrelation zwischen der Futtersuche der Kondore in
Jagdbereichen whrend der Jagdzeiten auf Hirsch und Wapiti [Hunt et al. 2007; Green et al. 2008].
Auch gibt es eine starke zeitliche und rumliche Verbindung zwischen den hohen Blutbleiwerten
bei Kondoren, der Jagdsaison und der Futtersuche der Kondore in Jagdgebieten [Hunt et al. 2007;
Green et al. 2009]. Rntgenuntersuchungen machten Bleifragmente und Schrot bei bleivergifteten
Kondoren sichtbar [Parish et al. 2007]. Bleibelastete Geschosse, auch wenn eine hohe Masse nach
der Schussabgabe erhalten bleibt, fragmentieren in hunderte kleinste Teile, die im Wildkrper
weit verstreut werden [Hunt et al. 2006]. Die Verhltnisse der Bleiisotope in bleivergifteten
Kondoren stimmen mit denen von Munitionsblei berein [Church et al. 2006].
Die hohe Mortalitt des kalifornischen Kondors durch die ernhrungsbedingte Aufnahme von
Bleifragmenten in Wild diente als Indikator fr weitere Aasverwerter wie Weikopfadler,
Steinadler, Seeadler, Kolkraben und viele andere Wildtiere. Als weitere Beispiele fr eine direkte
Vergiftung bei anderen Vogelarten, in der Zusammenfassung von UFSWS 1986, sind Arten wie
Fasanen, Rebhhner, Blsshhner, Kraniche u. a. Sumpfvgel zu nennen, whrend bei
Strandlufern, Seeschwalben oder Reihern kein Blei nachgewiesen wurde [Hall und Fischer
1985].
Rund 60 Millionen Wasservgel migrieren jhrlich nach Kanada, die im Herbst Bleischrot
aufnehmen. Dadurch sterben pro Jahr zwischen 2 und 6 Millionen Tiere an den Folgen einer
Bleivergiftung. Einige davon nehmen die Bleikugeln, die durch Fehlschsse auf den Boden fallen,
direkt auf (Primrvergiftung). Arten wie Greifvgel oder Aasfresser hingegen nehmen die Kugeln
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bzw. ihre Fragmente dann auf, wenn sie solche angeschossenen Vgel verzehren, die bereits
Bleikugeln im Gewebe oder Fleisch haben (Sekundrvergiftung) [Scheuhammer, Norris 1995].
Wasservgel haben keine Zhne. Deshalb nehmen sie, so wie Hhner, regelmig Magensteinchen
auf, um die Nahrungszerteilung im Muskelmagen zu erleichtern. Schrotkugeln sehen genauso aus
wie Gritsteine und werden als solche vom Boden mit aufgenommen. Durch die Zermalmung im
Magen und die Vermischung mit den sauren Magensften entsteht eine Bleilsung. Sobald Blei
lslich ist, gelangt es durch die Darmwand in das Blut. Blei ist ein sehr giftiges Schwermetall. Es
behindert die Produktion von Hmoglobin, dem Blutprotein, das fr den Sauerstofftransport
verantwortlich ist. Dadurch kann es zu einer schweren Anmie kommen. Auch beeinflusst es das
zentrale Nerven- und Kreislaufsystem, das Knochenmark, die Nieren, den Magen-Darm-Trakt und
die Keimdrsen. Schwere akute Vergiftungen fhren zum Koma und/oder knnen zum Tod durch
Kreislaufversagen fhren. Vgel, die zehn oder mehr Bleikugeln aufnehmen, sterben innerhalb
von wenigen Tagen an akuter Bleivergiftung. Wenn eine kleinere Zahl aufgenommen wird,
knnen einige Vgel berleben. Bei einer Dunkelente war die toxische Wirkung bereits bei einem
Schrotkorn (3 mm) tdlich [Pain, Rattner 1988]. Wenn ein Vogel ein Schrotkorn schluckt, kann
dieser normalerweise berleben, obwohl sein Immunsystem und die Fruchtbarkeit betroffen sein
knnten. Selbst geringe Mengen an Bleischrot behindern den Energiespeicher, dies ist besonders
problematisch bei Zugvgeln. Anzeichen einer chronischen Bleivergiftung sind hngende Flgel,
grner und wssriger Stuhl, Gewichtsverlust und aufflliges Verhalten. Durch diese Belastung
sind sie in der Futteraufnahme eingeschrnkt und durch das vernderte Verhalten Prdatoren in
hherem Mae ausgesetzt. Die Opfer der chronischen Bleivergiftung sterben in der Regel
innerhalb von zwei bis drei Wochen [UNEP/AEWA 2004].
Europa Deutschland: Seeadler
Im Nationalpark Mritz wurde aus Schutzzwecken eine freie und vom Menschen unbeeinflusste
Naturentwicklung gewhlt, um sicherzustellen, dass Beeintrchtigungen und Strungen der
geschtzten Tierarten ausgeschlossen werden knnen. Der relativ hohe Bestand an Greifvgeln
ist seit dem Zeitraum von 19972009 jedoch rckgngig. Bei der Ursachenforschung wurde im
Jahre 2004 der erste Nachweis von Bleivergiftung erbracht. Im Magen von verendeten Adlern
wurden Bleifragmente gefunden, die von Splittern eines Teilmantelgeschosses stammten. Von
den 18 untersuchten Adlern wiesen 10 Adler eine Bleivergiftung auf, diese wurde somit als die
hufigste Todesursache identifiziert. Besorgniserregend ist dabei, dass diese Zahl durch
Bleivergiftung gestorbenen Seeadler so hoch ist, wie Jungvgel in einem unterdurchschnittlichen
Jahr reproduziert werden. hnlich hohe Werte wurden auch in anderen Groschutzgebieten, wie
Naturpark Feldberger Seenlandschaft, Naturpark Nossenstiner Schwinzer Heide, festgestellt.
Populationsgefhrdungsanalysen belegen [Sulewa et al. 2008], dass Bleivergiftungen das
Wachstum der Adlerpopulation in Deutschland signifikant bremsen [Spicher in Sulawa et al.
2008].
Europa Hinweise bzw. Funde von Bleivergiftungen in sterreich
In der Nhe von Eisenkappel in Krnten wurde am 2. Februar 2009 ein flugunfhiger Steinadler
gefunden. Nach Untersuchungen durch das FIWI (Forschungsinstitut fr Wildtierkunde und
kologie) wurde eine Bleivergiftung festgestellt. Am 4. April 2010 wurde in Reitzenschlag im
Bezirk Gmnd ein extrem abgemagerter Seeadler ohne uere Verletzungen gefunden und vom
FIWI sowie der VetMed Uni Wien untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass dieser einer
Bleivergiftung zum Opfer gefallen ist.
Gefhrdung der Umwelt und Feuchtgebiete
Nicht nur Tiere, sondern auch die Umwelt wird durch das in den Boden eingetragene Blei
gefhrdet. Der feuchtnasse Untergrund ist ein ideales Medium fr eine rasche Verwitterung und
berfhrung des abgelagerten Bleischrots in relativ gut lsliche Verbindungen, die in tiefere
Bodenschichten und in das Grundwasser bzw. in Oberflchengewsser gelangen und von Pflanzen
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und Tieren aufgenommen werden knnen. Besonders gefrdert wird dieser
Umwandlungsprozess durch einen niedrigen pH-Wert des Untergrundes, wie er etwa in Mooren
oder in hheren waldlosen Gebieten (z. B. Almen) hufig ist. Mehrere Untersuchungen haben die
Lslichkeit von Blei belegt. Laut dieser frdert ein hoher Wassergehalt diese Lslichkeit. So
werden innerhalb von 10 Jahren 10 % des Bleischrots in lsliches Blei umgewandelt [Jorgensen,
Willems 1987].
Schrotpatronen bestehen aus ca. 90 % Bleischrot, das heit, ca. 3036 g Bleischrot besteht zu 90
95 % aus Blei, ca. 3 % Antimon und 1,4 % Arsen. Blei und Antimon sind Schwermetalle.
Schwermetalle sind elementarer Natur, sie knnen also nicht abgebaut werden. Mit jedem Schuss
verwendeter Bleimunition wird mehr Blei in den Boden eingebracht. Das durch die Schussabgabe
in den Boden eingetragene Blei verwittert allmhlich und wird adsorbiert oder in neue
Festphasen eingebaut. Bei der Verwitterung bildet sich an der Oberflche eine Schutzschicht, die
das darunterliegende Material vor weiterer Korrosion schtzt. Unter den oxidierenden
Bedingungen entstehen dabei Bleikarbonate, Bleiphosphate und Bleisulfate als neue Festphasen.
Mit der Auflsung geht Blei, in Form von Ionen oder Komplexen, in die verlagerbare und
pflanzenverfgbare Form ber. Das freigesetzte Blei wird aber sehr effizient durch die
Bodenmatrix adsorbiert. Eine Verteilung im Boden kann durch Makroporeneinfluss oder auf
mechanische Art durch Bioturbation (Verlagerung durch Kleinstlebewesen in tiefere,
grundwassernahe Schichten) erfolgen. Antimonverbindungen werden als sehr giftig
charakterisiert, die Toxizitt der verschiedenen Antimonverbindungen variiert jedoch sehr stark.
Das Vergiftungsbild entspricht etwa einer Arsenikvergiftung (Arsenik wurde frher als Mordgift
verwendet). Bei oraler Aufnahme wird zunchst die Darmschleimhaut gereizt, was zu Erbrechen
und Durchfall fhrt. Antimonbelastungen fhren zu verringertem Wachstum von Sugetieren.
Nach der Aufnahme ber die Nahrung verlsst der grte Teil den Krper bei Mensch und Tieren
innerhalb von 1 bis 3 Tagen. Ein kleiner Anteil wird mit langer Halbwertszeit im Krper an
Haaren und Knochen festgelegt. Festgestellt wurde, dass Blei erst bei einem pH-Wert von 44,5 in
signifikantem Ausma in der Bodenlsung auftritt. Bei niedrigeren pH-Werten wird Blei vor allem
unspezifisch und damit leicht austauschbar gebunden, ist damit bioverfgbar und verlagerbar.
Entscheidend fr das Verhalten (Ausma) im Boden wie auch fr die Toxizitt sind aber die
chemische Form und die spezifische Eigenschaft, in der das Element vorliegt. Bezglich des
Transportes im Boden ist die Wasserphase das entscheidende Transportmittel. Wesentliche
Faktoren sind pH-Wert, organisches Material sowie der Tongehalt. Antimon zeigt ein anderes
Verhalten im Boden als Blei. Fr Antimon ist keine pH-Abhngigkeit des lslichen Gehaltes
ersichtlich. Bei Antimon sind die lslichen Konzentrationen in tieferen Lagen, je nach
Bodenaufbau, hnlich hoch wie an der Bodenoberflche [Pohla 1995].
1.1.2. Exposition und Auswirkungen von Blei auf Menschen und Tiere
In Studien wurden die tdlichen Effekte von Blei bei Kondoren untersucht. Auch bei Menschen
zeigen sich bereits bei sehr geringen Blutbleiwerten zahlreiche gesundheitsschdliche
Auswirkungen. So wurden zum Beispiel mit Hilfe von Labortests, bei sehr niedrigen
Blutbleiwerten, die sich in der Nhe der Nachweisgrenze befinden, messbare Einflsse auf die
Gehirnentwicklung bei Kindern festgestellt. Sie verursachen eine bleibende Reduktion des IQ
[Canfield et al. 2003]. Festgestellt wurde, dass es zwischen den niedrigsten messbaren Werten
(bei etwa 0,5 und 10 ) einen steilen Abfall des IQ gibt. Oberhalb von 10 fllt
der IQ jedoch langsamer. Eine Trendanalyse zeigte, dass Kinder mit 10 einen um sieben
Punkte niedrigeren IQ haben, als Kinder mit 0 . Bei Erwachsenen sind diese niedrigen
Spiegel mit einem erhhten Risiko verbunden, an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben
[Menke et al. 2006]. Die US-Centers for Disease Control und Prvention (CDC) argumentieren,
dass auch der derzeitige untere Grenzwert von 10 willkrlich sei, da es keinen sicheren,
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unteren Grenzwert fr Blei im Blut gbe. Die gesundheitlichen Auswirkungen von Blei im Blut
sind bei Erwachsenen, Schwangeren und Kindern unterschiedlich (vgl. Abb. 1). Werte ber 150
, am oberen Ende der Skala knnen zum Tode fhren. Typische Blutbleiwerte bei Kondoren
angezeigt fr Arizona sind in der Abbildung mit einer Umrahmung hervorgehoben.
Abb. 1: Gesundheitseffekte bei Kindern und Erwachsenen mit Blutbleikonzentrationen (von 150 g/dl
(dargestellter Hchstwert) bis zu weniger als 10 g/dL) [Quelle: Canfied et al. 2003]
Es gibt Anzeichen fr die potentielle gesundheitliche Gefhrdung von Personen, die Wildfleisch
verzehren, welche mit bleihaltigen Jagdgeschossen erlegt wurden. Selbst der geringe Bleiwert im
Blut, entsprechend dem Tausendstel eines Prozents der Masse eines Jagdgeschosses (0,001 % von
10 g), das im Blut gelst ist (5 l bei Erwachsenen), ist fr seine negativen Effekte auf den
Gesundheitszustand bei Menschen bekannt (2 Blei im Blut) [Menke et al. 2006; Gilbert,
Weiss 2006; Jusko et al. 2008].
Infolgedessen wurde in der internationalen Konferenz des Peregrine Fund in Boise/Idaho im Mai
2008, zusammengefasst:
Die Exposition und die Effekte von Blei auf Wildtiere durch die Aufnahme bleihaltiger
Jagdmunition sind weit verbreitet, global und wissenschaftlich belegt. Die Exposition durch Blei
aus bleihaltiger Munition ist bei Menschen mit hohem Wildbretverzehr (subsistence hunters, z. B.
Inuits) gut untersucht, und besteht wahrscheinlich fr alle Konsumenten von Wild, welches mit
bleihaltiger Munition erlegt wurde. Die gesundheitlichen Effekte von Blei auf Menschen, auch in
niedriger Konzentration, wurden frher unterschtzt und sind heute besser bekannt.
Diese neuen Ergebnisse wurden erst in den letzten Jahren publiziert und sind in der ffentlichkeit
weitgehend unbekannt, sogar bei den Jgern. Diese Erkenntnisse fhrten zu der Frage, inwieweit
eine niedrige Bleiexposition die Gesundheit von Menschen beeintrchtigt, die Wildfleisch
verzehren, welches mit Bleikugeln oder Schrot erlegt wurde. Anschlieende Untersuchungen
zeigten ein Risiko fr diese Personen. Die Wissenschaftler und Verbraucherschtzer der
Konferenz folgerten bereinstimmend, dass kein adquater Grund (Kosten, Verfgbarkeit etc. der
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bleifreien Munition) fr das Risiko einer Bleiexposition existiert, wenn qualitativ hochwertige und
effektive, bleifreie Jagdgeschosse und Schrote als Substitution verfgbar sind. Die Jger sollten
ber die Risiken aufgeklrt werden, damit sie entsprechend entscheiden knnen. Wenn Verzehrer
von erlegtem Wild keine Wahl haben, mit welcher Munition das Tier erlegt wurde, dann ist die
Verwendung bleifreier Munition essentiell, um eine Bleiexposition sicher zu vermeiden. Eine
zunehmende Nachfrage fr bleifreie Munition wird deren Produktionsrate erhhen und sollte
dadurch helfen, die gegenwrtige Differenz der Kosten zwischen bleifreier und bleihaltiger
Munition zu reduzieren. [Krone 2008]
1.1.3. Gemeinsame weltweite Bemhungen zur Einschrnkung des
Bleigehaltes
AEWA (African Eurasian Waterbird Agreement)
Im Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservgel vom 16. Mai
1995, Den Haag, wird unter der Anlage 3, Aktionsplan, Punkt 4, Steuerung menschlicher
Ttigkeiten 4.1.4, erklrt: Die Vertragsparteien bemhen sich um ein stufenweises Verbot des
Einsatzes von Bleischrot bei der Jagd in Feuchtgebieten bis zum Jahr 2000. AEWA ist ein
multilaterales Umweltbereinkommen, welches auf die Notwendigkeit des Ausstieges von
Bleischrot in Feuchtgebieten in Zusammenarbeit mit FFH, Berner Konvention, Ramsar
Konvention und dem bereinkommen der biologischen Vielfalt, steht. AEWA bietet einen
rechtlichen Rahmen fr den Schutz von Wasservgeln und ihrer Lebensrume. Man sieht hier,
dass Bemhungen fr eine bleifreie Jagd nicht erst seit Kundmachung in der Verordnung im
Bundesgesetzblatt bestehen.
In einem Vortrag ber Bleimunition am 25. Mrz in Mageregg im Jahre 2011 uerte der
Wildbiologe Klaus Hacklnder (Universitt fr Bodenkultur Wien BOKU), dass die Zeit reif sei,
sich nicht mehr zurckzulehnen und der Entwicklung der Dinge zu harren. Im Gegenteil msse
von der Jgerschaft Druck hinsichtlich der drei Bereiche Tierschutz, Naturschutz und Jagd
ausgehen. Das heit in der Konsequenz, dass ein rasches Umsteigen auf bleifrei Munition nicht
nur im Wasserwildbereich, sondern auch insgesamt in der Jagd notwendig ist. Laut Hacklnder ist
es nicht vertretbar, dass man anhand verschossener Munition Blei in die Umwelt hinaustrgt und
die Konsequenzen ignoriere. Ein Verzicht auf Blei soll auch ein Beitrag zum Artenschutz sein,
bedenke man etwa die Adler hierzulande oder die Situation der Kondore in Kalifornien. Denkt
man an die Konsumenten inkl. Jgerschaft ist die Vermeidung einer Gesundheitsgefhrdung
durch kontaminiertes Wildbret mehr als ein Anreiz, auf bleifreie Munition umzustellen. Es sei
bekannt, das einige Jger schon seit Jahren mit bleifreier Munition schieen.
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Bedeutung und Folgen der Umstellung auf bleifreie Munition
Jger sind in sterreich bei der Jagd auf Wasservgel ab Juli 2012 zum Umstieg auf bleifreie
Munition verpflichtet. Was bedeutet das fr die Industrie? Ist die Industrie fr den Umstieg
bereit? Zurzeit gibt es bei Waffenhndlern in den verschiedensten Regionen des Landes keine
Auswahl an Alternativmunition. Die Verfgbarkeit von bleifreiem Schrot in verschiedensten
Sortimenten ist gegenwrtig ein Problem [Siegert 2011]. Es stellt sich also die Frage, welche
Munition die Jger nun auf verschiedenste Wildarten effizient einsetzen sollen, um einen
mglichst schnellen und schmerzfreien Tod der Tiere herbeizufhren. Beim Einsatz von bleifreier
Munition hat die Auenballistik, etwa bei einem Prellschuss (Ricochet), fr die Gefhrung von
Menschen eine erhebliche Relevanz sowie die Tatsache, dass der Einsatz von bleifreier Munition
frher oder spter, auf alle Wildarten verpflichtend sein wird. Fr den sachgemen Einsatz hat
der Jger, neben der Verpflichtung, auch eine hohe Verantwortung nicht fahrlssig zu handeln.
Hier haben Jger bei der Schussabgabe sowie Jagdleiter beim Anstellen der Jger auf
Schtzenstnde, eine groe Verantwortung, der sie sich bewusst werden mssen. Mit den
Aussagen, dass bleifreie Munition um ein Vielfaches mehr kostet, wurde oft ein Argument
gesucht, um sich vor dem Einsatz bleifreier Munition zu drcken. In Kapitel 2 wird der Frage
nachgegangen, was bleifreie Munition kann bzw. kostet. Die Kosten von fr den einzelnen Jger
werden dabei von mehreren Seiten betrachtet.
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2. UMSTELLUNG AUF BLEIFREIE MUNITION AUS
KONOMISCHER SICHT
2.1. Auswirkungen der Verordnung auf die Waffenindustrie von der
EU-Ebene zur Landes- und Bezirksebene
In diesem Kapitel wird zahlreichen Frage- und Problemstellungen nachgegangen. So etwa, wie
viele Hersteller es fr Munition in der EU 15 gibt oder welche Folgen die Umstellung der Industrie
auf die Produktion von bleifreier Munition Folgen fr die jeweiligen Unternehmen hat. Denn das
erfordert andere Produktionsschritte und hat Auswirkungen auf die Entwicklung und die
Herstellung. Auch gehen damit hohe Umstellungskosten einher. Die Produzenten mssen zudem
abschtzen, welche Munition der Kunde in Zukunft bentigen wird. Auch stellt sich die Frage,
durch welche Manahmen der Munitionsverbrauch nun gesteuert wird. Auerdem weisen
Alternativen andere ballistische Eigenschaften auf. Die Rohstoffe haben andere Preise und sind
von der Verfgbarkeit in den Minen abhngig, die in Rohstoffmrkten gehandelt werden.
Patronen bestehen aus mehreren Komponenten, daher ist festzustellen, welche Komponenten
von der bestehenden Produktion bernommen werden knnen. Einige Ersatzstoffe sind zwar
nicht so toxisch wie Blei, jedoch toxischer als Weicheisen. Auch hier gilt es, Lsungen zu finden.
Ferner ist zu bedenken, ob es Recyclingmglichkeiten fr bestehende Trainingsanlagen gibt.
Diesen Punkten wird im Folgenden nachgegangen.
2.1.1. Wodurch wird die Produktion von Munition gelenkt?
Die Organisation AFEMS (Association of European Manufacturers of Sporting Ammunition)
schtzt, dass es in der EU 15 zwischen 50 und 100 munitionsherstellende Unternehmen gibt.
Die Produktion von Munition ist insofern geregelt, dass fr verschiedene Wildarten verschiedene
Geschosse und Kaliber zugeordnet sind. So werden beispielweise in Estland fr die Jagd von
Elchen, Hirschen und Wildschweinen das Mindestkaliber mit 6,5 mm und das
Mindestgeschossgewicht mit 9 g festgelegt. Einige Mitgliedstaaten, wie die Niederlande und Teile
Belgiens haben die maximale Gre der Kaliber festgelegt.
Stahlschrot ist neben Wismut, Wolfram-, und Zinnlegierungen die wichtigste Alternative fr
bleifreie Munition. Diese Legierungen haben auerdem bessere ballistische Eigenschaften,
werden aber wegen des hohen Preises hinten angereiht.
Die CIP (Stndige Internationale Kommission zur Prfung der Handfeuerwaffen), bei der mehrere
Lnder Mitglieder sind, hat fr Stahlschrotpatronen die Hrte fr die Schrotkugeln (sog. Vickers-
Hrte HV) mit 110 an der Oberflche und 100 im Kern festgelegt [vgl. Tab. 1].
Material Dichte g/cm3 Hrte HV (Vickers) Preise im Vergleich zu Bleischroten
Blei 11,3 20 100%
Weicheisen 7,9 100 120%
Bismuth 9,6-9,8 20 300-500%
Wolfram 10-12,5 -8 300-100%
Zinn 7,3 15 150-250%Tab. 1: Blei im Vergleich zu Alternativen [Quelle: Europische Kommission 2004]
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Ressourcenverfgbarkeit
Die Umstellung auf eine andere Produktion wird davon abhngig sein, in welchem Ausma ein
neues Material bentigt wird, das annhernd an die positiven Eigenschaften des bereits im
Einsatz befindlichen Materials herankommt oder sogar besser ist. Es stellt sich auch die Frage, in
welchem Ausma Alternativen verfgbar sind.
Hierbei ist zusammenfassend festzustellen, dass die Alternativen Wismut, Tungsten und Zinn als
Rohstoffe im Gegensatz zu Blei in geringeren Umfang in der Umwelt vorhanden sind. Bezglich
der Toxizitt gelten Zinn, Wismut und Wolfram als nicht toxisch gegenber den Wasservgeln. Bei
dem Metall Zink gibt es mehr Reserven als bei Blei. Zink ist fr Wasservgel toxisch, jedoch
weniger als Blei. Eisen gilt als nicht toxisch, hat ein geringeres spez. Gewicht, gilt jedoch als das
Material mit der hchsten Verfgbarkeit [vgl. Tab. 2].
Chem. Gewicht Preis im Mienen - Basis 2002 in
Formel Vergl. z. Blei produktion 1000t
Blei Pb 11,34 1 2.910 140.000
Eisen Fe 7,87 0,4 504.000 150.000.000
Zinn Sn 7,31 8 249 11.000
Zink ZN 7,14 1,2 8360 460.000
Wismuth Bi 9,87 8 4 680
Tungsten W 19,25 12 59 6.200
Tab. 2: Gewicht, Preis, Minenproduktion und Mindestreservebasis von Blei und Alternativen [Quelle:
Europische Kommission 2004]
Recycling von Bleischrot
Verschiedenste Manahmen wurden bereits vorgenommen, um Bleischrote und Kugelmunition
wieder zurckzugewinnen, diese sind aber aufgrund der hohen Kosten weniger fr die Jagd als
eher fr die Schiestnde relevant. Bei der Rckgewinnung gibt es Unterschiede, ob Recycling bei
der Bchsenmunition oder bei der Schrotmunition betrieben wird. Mgliche
Rckgewinnungsmglichkeiten von Kugelmunition [US EPA 2001; AEFMS 2002] sind zum
Beispiel Bermen (Sandkugelfnge) und Gummivorhnge oder auch die Verwendung von
Hackschnitzel (diese werden nicht gesiebt, sondern entsorgt) [Fredslund 2004]. Eine Mglichkeit
zum Recycling bei Schiestnden ist das Sieben des Erdmaterials. Bermen knnen
Luftverwirbelungen erzeugen, die unerwnschte und unvorhersehbare Bewegungen der Schrote
nach sich ziehen. Weitere Manahmen sind Staubsaugen oder Bodenwsche bei greren
Schiepltzen. Die jeweilige Technik ist von den Bedingungen vor Ort abhngig. Die US-Armee hat
dazu Berechnungen angestellt [Lillie et al. 2002]. So betragen Dry-Screening-Kosten pro Tonne
Bodenmaterial 30 US-Dollar, wobei die Rckholrate bei 5070 % liegt. Das Feucht-Screening
bewegt sich zwischen 4050 US-Dollar bei 7495 % Rckholrate. Als letzte Methode ist das
Bodenmaterial abzutragen und zu recyceln, wobei die Kosten fr eine Tonne bei 200 Dollar liegt
und damit natrlich die am wenigsten bevorzugte Methode ist. Interessanterweise haben
Erfahrungen der US-Armee gezeigt, dass angesichts der hohen Recyclingkosten durch
Bodenreinigung die Umstellung auf bleifreie Munition billiger ist [Lillie et al. 2002].
In Grobritannien wurden Berechnungen angestellt fr die Sanierung von Tontauben-
schiestnden. 28.000 m3 knnten nur mit einer Bodenwsche (105 EUR pro Tonne) und
10.000 m3 mit Bodenscreening (50 EUR pro Tonne) saniert werden. Bei einer angenommenen
Bodendichte von 2,7 t/m3 wrden folgende Kosten entstehen [McAllister 2004]:
28.000 x 1,7t/m3= 47.600 t x 105 EUR/t= 4.998.000,00
10.000 x 1,7t/m3x50= 17.000 t x 50 EUR/t= 850.000,00
Summe EUR 5.848.000,00
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An dieser Stelle werden die enormen Kosten deutlich, die fr die Bereinigung von Bodenmaterial
aufzubringen sind.
2.1.2. Auswirkung auf Unternehmer und Anwender
Eine Patrone besteht aus fnf Hauptkomponenten: 1. dem Primer oder Zndhtchen, 2. dem
Treibmittel oder Pulver, 3. der Wad oder dem Zwischenmittel aus Filz oder Plastik, 4. dem
Geschoss, 5. der Hlse. Bei einer Umstellung auf bleifreie Munition mssen die Hlse, das
Zndhtchen und das Zwischenmittel neu auf die Alternativgeschosse abgestimmt werden. Beim
Treibmittel, welches auf die Komponenten abgestimmt werden muss, geht es vor allem um einen
notwendigen, neuen Installationsprozess. Die Rohstoffkosten werden im Endeffekt gleichbleiben.
Mehrkosten entstehen vor allem in der Forschung und Entwicklung [vgl. Tab. 3]. Bei den
Primeren werden die Rohstoffkosten gleich bleiben. Ebenfalls beziehen sich die Kosten im
Maschinenbereich nur auf die Fertigung. Die Wad oder das Zwischenmittel ist fr jedes Produkt
bzw. fr jeden Typ unterschiedlich. Rohstoff- und Fertigungskosten bleiben gleich. Mehrkosten
beziehen sich daher auf die Forschung und Entwicklung [Europische Kommission 2004].
Die Herstellung von Stahlgeschossen unterscheidet sich wesentlich von Bleischroten. Die dazu
notwenigen Maschinen zur Fertigung der Schrotkugeln sind gnzlich anders als bei Blei. Das
heit, das Wissen um die Fertigung und die Fertigung selbst knnen nicht auf den
Bleifertigungsprozess bertragen werden. Jede Verordnung kann daher fr den Produzenten
wirtschaftlich gefhrdende Auswirkungen fr diese Art von Geschossen haben. Die Montage
dieser Komponenten wird auf eigens fr diese neu hergestellten Maschinen gemacht. Die
Maschinenkosten differieren. Erzeuger von Maschinen, die nur fr die Bleimunition entwickelt
wurden, werden vorranging betroffen sein. Die Nachfrage der Maschinen fr bleifreie Munition
wird sich erhhen. Fr Hndler wird die Umstellung keine Auswirkung haben. Auerdem werden
neue Hlsen mit unterschiedlichen Lngen erforderlich, um die neue Volumen der Kugeln
aufnehmen zu knnen.
Stckkosten
in EUR
60 Pulverarten, wobei rund
70% davon neu abgestimmt
werden mssen.
Grundierungen 400.000 10 Arten 4.000.000
Wads 100.000 pro Matrize 150 Formen 25.000.000
10.000 pro
Patronentyp
Neue Verpackung 150 10.000 Artikel 2.100.000
Insgesamt gerundet 190 Millionen
Gltig fr Gesamt
Treibmittel 400.000 17.700.000
Neue Patronen 10.000 142.290.000
Tab. 3: Geschtzte Kosten fr Forschung und Entwicklung [Quelle: Europische Kommission 2004]
Bei einer totalen Umstellung auf bleifreie Munition werden sich die Kosten fr Forschung und
Entwicklung neuer Produkte sowie die Anpassung der dazu notwendigen Maschinen beziehen.
Die bestehenden Maschinen zur Bleischrotherstellung knnen nicht fr die Substitutionen
verwendet werden. Von den AFEMS-Mitgliedern wurden fnf Unternehmen (ein franzsisches,
ein griechisches, zwei italienische und ein spanisches) als Spezialanbieter von Bleischrot
recherchiert. Es ist damit zu rechnen, dass die Folgen eines Verbotes von Bleischrot diese fnf
Unternehmen besonders hart treffen werden. Es wird davon ausgegangen, dass ein Personalstand
von weniger als 200 Mitarbeitern vorhanden sein wird, welche rund 100 Mio. EUR im Jahr
umsetzen.
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Kosten fr die Maschinenanpassung
Die geschtzten Kosten fr eine komplette Umstellung werden mit rund 310 Mio. EUR
angenommen. Die Aufteilung fr Jagdmunition und Sportmunition wurde mit 50 % angenommen,
davon finden ca. 20 % bei der Jagd in Feuchtgebieten statt. Davon ausgehend knnten die
Umbaukosten fr die Jagd auf rund 3040 Mio. EUR reduziert werden, wenn die Umstellung nur
die Jagd in diesen Gebieten gefordert wird.
Stckkosten Gltig fr Gesamt
Maschinen zur Montage der
Patronenhlsen. Andere
Voraussetzungen fr die Lngen
Lademaschinen fr einen
vernderten Hub
Lademaschinen fr eine andere
Schrotart- andere Hrte und DN
Zhlung anstelle
Vollumsberechnungen
Druckmaschinen fr die notwendige
Sicherheitsaufschrift
120 Mio.
500.000 25 Maschinen 17.900.000
20.000 1200 Maschinen 34.300.000
Gesamt
15.000 1200 Maschinen 25.700.000
75.000 400 Maschinen 42.900.000
Tab. 4: Geschtzte Kosten fr die Maschinenanpassung [Quelle: Europische Kommission 2004]
In EU 15 wurde geschtzt, dass die Umstellung der Maschinen auf Herstellung von bleifreier
Munition ca. 120 Mio. EUR ausmachen wird (vgl. Tabelle 4). Diese setzen sich aus Maschinen zur
Montage der Patronenhlse, Lademaschinen, Lademaschinen fr eine andere Schrotart sowie
Druckereimaschinen fr die Beschriftung der Verpackungen zusammen. Hersteller von bleifreier
Munition gibt es bereits und diese wrden von einem Verbot profitieren. Je mehr die
Produktionsttigkeit von europischen Unternehmen bernommen wird, umso eher werden die
negativen wirtschaftlichen Auswirkungen geringer. Die sozialen Kosten im bergangsprozess
bleiben. Generell hngen solche Kosten von den Bedingungen der Region ab, in denen sich das
Unternehmen befindet, diese sind somit schwer zu beurteilen.
Des Weiteren sind einige Bedingungen nur schwer einzuschtzen wie etwa:
Die Vernderung der gesamtwirtschaftlichen Aktivitt, wenn z. B. durch die Mehrkosten weniger
geschossen werden wrde.
Unternehmen, die auch auerhalb der EU Munition liefern, wo es kein Verbot gibt, knnten
gezwungen sein, zwei Produktionslinien zu fahren [Europische Kommission 2004].
Der Preis fr den Rohstoff Blei ist schlielich auch vom Welthandel abhngig und stark
schwankend, die Betrachtung des Aktienmarktes macht dies ersichtlich [vgl. Abb. 2].
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Abb. 2: Aktienchart und Wertentwicklung fr Blei [Quelle: o. V. 2011]
2.2. Auswirkungen der Verordnung auf die Jger
Um herauszufinden, welche Auswirkungen eine Umstellung auf die Jger hat, sind Details
auszuarbeiten. Fr einen Vergleich der Kosten wird der momentane Munitionsverbrauch
bentigt. Eine Information ber den derzeitigen bleihaltigen Munitionsverbrauch war von der
Waffenindustrie nicht zu bekommen, daher wurde die Abschussstatistik aus dem Jahr 2010/2011
als Grundlage fr die vorliegenden Berechnungen herangezogen. Diese Werte beziehen sich auf
das erlegte Wild im Jahr 2010/2011 und zeigen nicht den Verbrauch durch Fehlschsse oder
Trainingsschsse an. Aus der Jagdstatistik lie sich jedoch sehr gut der Munitionsverbrauch
(Schrot und Bchsenmunition) pro Jahr fr alle Bezirke in sterreich ermitteln [Bundesanstalt
Statistik sterreich 2011]. Durch die darin niedergeschriebenen Abschsse lieen sich die
Wildarten, welche mit Schrot und Bchsenmunition erlegt wurden, ermitteln und dadurch der
jeweilige Mindestmunitionsverbrauch (ohne Fehlschsse) festgestellt.
Als weitere Grundlage fr Preisermittlungen galt es herauszufinden, welche Schrotalternativen
fr welches Wild geeignet sind und eingesetzt werden, um daraus einen Preismix
zusammenstellen zu knnen.
Des Weiteren wird in dieser Arbeit der Frage nachgegangen, welche Alternativen in der
Bchsenmunition in welchem Kaliber verfgbar sind und was diese kosten. Dazu sind folgende
Detailfragen relevant, auf die im Folgenden eingegangen wird: Wie wirkt die bleihaltige
Bchsenmunition auf den Wildkrper? Was kann man von der bleifreien Bchsenmunition
erwarten, welche Alternativen sind fr den Bchsenschuss verfgbar und was kosten sie im
Vergleich zu Blei? Welche Alternativen knnen durch ihre Eigenschaften auf welches Wild
eingesetzt werden. Wann kann die alternative Schrotmunition mit der Waffe ohne
Stahlschrotbeschuss verschossen werden? Fr welche Munition braucht man einen
Stahlschrotbeschuss?
Im Thema Training wurde der Frage nachgegangen, ob der Jger sein bisheriges Schieverhalten
mit bleihaltiger Munition direkt auf die Alternativen bertragen kann. Dazu hat der Verfasser mit
der Schrotmunition Praxisversuche durchgefhrt, um festzustellen, was mit der Waffe ohne
Stahlschrotbeschuss erreicht werden kann. Die Auswirkungen der alternativen Bchsenmunition
sind in der Abschussliste 2011 aus dem eigenen Revier in Festenburg niedergeschrieben
[Eigene Darstellung]. In der Untersuchung Vergleich der Gefhrdung durch abgeprallte
bleihaltige und bleifreie Jagdgeschosse von Kneubuehl [2011] wird das Ergebnis ber das
Abprallverhalten der Alternativen Bchsenmunition umrissen und wird auszugsweise erwhnt.
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Auch wird der Frage nachgegangen, welche Wildbretentwertung bei einem Bchsen- und
Schrotschuss entsteht, wenn keine bleifreie Munition verwendet wird und man nur durch
grozgiges Ausschneiden bleifreies Wildbret haben mchte.
Diese Details flieen dann in die Kalkulationen fr die einzelnen Bezirke ein und werden
entsprechend ausgewertet.
2.2.1. Welche wirtschaftliche Vernderung ergibt sich durch die
Verwendung bleifreier Schrot- und Bchsenmunition?
Wie bereits oben erwhnt wird nun der Munitionsverbrauch ber die Abschussstatistik
2010/2011 fr jeden Bezirk als Grundlage fr Vergleiche ermittelt. In der nachfolgenden Tabelle
5 sind zur besseren bersicht nur die Abschsse pro Bundesland angefhrt. Die nicht zu gering zu
bewertenden Fehlschsse wurden damit nicht bercksichtigt. Diese Fehlschsse machen sicher
einen groen Teil des Munitionsverbrauchs aus, geschehen jedoch aufgrund des fehlenden
Trainings und gerade whrend der Umstellungsphase. Der nchste Kapitelabschnitt befasst sich
mit den Abschusszahlen und die fr diese Wildarten optimal eingesetzte Munition, um auf diese
Art die Kosten der bleifreien Munition zu ermitteln. Dabei wird zunchst ermittelt, welches und
wie viel Wild in 2010/2011 mit Schrot- oder Bchsenmunition erlegt wurden.
Der Wildstand ist in sterreich sehr vielfltig und vom jeweiligen Bundesland, Bezirk, den
jeweiligen Hegegebieten und einzelnen Revierteilen abhngig. Nach der Ermittlung des jhrlichen
Abschusses wurde dem Abschuss die Schrot- und Kugelmunition zugeordnet [vgl. Tab. 5].
Bundesl./Wildart Wasserwild Federwild Haarwild Schrot Schalenwild Bchse
Burgenland 21783 33022 33090 83.002 26878 26.878
Krnten 3018 2557 11190 10.175 34521 34.521
Niedersterreich 18373 28569 87108 116.029 105548 105.548
Obersterreich 27309 29109 47541 96.981 78379 78.379
Salzburg 4247 1411 6936 9.281 23104 23.104
Steiermark 7941 15714 23429 38.264 66110 66.110
Tirol 326 493 6937 3.339 37760 37.760
Vorarlberg 609 319 2398 1.700 10641 10.641
Wien 72 376 441 778 2207 2.207
Gesamt 359.549 385.148
Federwild: Fasan, Rebh., Schnepf., Wi ldtaub., Auerw. (10% mit Schrot), Bi rkw. (10% mit Schrot) u. Haselw. (50% mit Schrot)
Wasserwild: Enten, Gnse (30% m.S.) u. Blsshhner
Haarwild: Hasen, Kanichen, Dachs (25% mit Schrot.), Fchse (25% mit Schrot), Marder, Wiesel , I l ti sse
Schalenwild: Rot-, Reh-, Gams-, Stein-, Muffel -, Sika-, Schwarzwi ld und Murmel
Tab. 5: Wildabschuss 2010/2011 mit Zuordnung der Munitionsart [Quelle: Eigene Darstellung]
Die obige Tabelle fhrt einen Mindestmunitionsverbrauch ohne die Bercksichtigung von
Fehlschssen auf. Im Jahr 2010/2011 wurden nach dieser Zuordnung mind. 359.549 Stcke mit
Schrotmunition und mind. 385.148 Stcke mit Kugelmunition erlegt. Bei den Wildarten wurde
von mir angenommen, dass vom Waldhuhn 10 %, Birkwild 10 %, Haselwild 50 % sowie Dachs
und Fuchs 25 % des Abschusses mit Schrot erlegt werden. Von 359.549 Schrotschssen erfolgten
rund 22,9 % auf Wasservgel. Bei der Schrotmunition machen die Fehlschsse, meiner Meinung
nach, bis zu 30 % aus. Diese wurden bei meiner Aufstellung nicht bercksichtigt, da sie von
mehreren Faktoren abhngig sind und fr die Berechnung der Wirtschaftlichkeit ein Faktor des
Trainings ist. Bei der Wasserwildjagd werden durchschnittlich sechs Schuss pro Ente bentigt
[Scheuhammer, Norris 1995].
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2.2.1.a. Derzeit verfgbare Alternativen von Schrot- und Bchsenmunition
und deren Kosten
Um Preise vergleichen zu knnen ist es zunchst wichtig zu wissen, welche bleihaltige Munition
mit welchem Durchmesser auf welches Wild zurzeit eingesetzt wird. Auch welche Alternativen
zur Verfgung stehen bzw. welche Eigenschaften diese haben. Denn durch diverse ballistische
Eigenschaften wird einerseits der Einsatz auf das Wild vorgegeben und anderseits werden damit
die Preise fr diesen Einsatz fixiert. Den optimalen Einsatz der Schrotalternative auf die jeweilige
Wildart wurde anhand von vorhandenen technischen Versuchen, Erfahrungen aus der Praxis und
anhand von Munitionsvertreiben aus dem Produktfinder RWS ermittelt [RWS/Rottweil o.J.].
Durch diese Eingrenzung konnte auch einen Preismix ausgearbeitet werden. Unter diesen
Gesichtspunkten wurde nun die Schrotmunition nicht nur fr das Wasserwild, sondern fr alle
mit Schrot erlegten Wildarten ausgewertet werden. Bei den Erluterungen wird wie folgt
vorgegangen:
1 Welche Alternativen stehen heute bei der Schrotmunition zur Verfgung
2 Eigenschaften und Alternativen von bleihaltiger und bleifreier Schrotmunition
3 Geeignete Zuordnung von Schrotpatronen fr das jeweilige Wild
4 Einsatz und Entfernung bei Schrotpatronen
Schrotmunition
1 Welche Alternativen stehen heute bei der Schrotmunition zur Verfgung?
Ausgehend von der fiktiven Annahme, dass morgen alle 130.704 Jger 2010/2011 inkl. Gastjger
[[Bundesanstalt Statistik sterreich 2011]] in sterreich bleifreie Schrotmunition bestellen
wrden, kme ein Kauf zwei Schachteln Schrotmunition zu je 25 Stck pro Jger in Betracht. Das
wren 6.500.000 Schrotpatronen unabhngig von den verschiedenen Kalibern und
Sortimenten. Sind die Waffenhndler bzw. ist die Industrie darauf vorbereitet? Wie schnell
knnen Alternativen nachproduziert bzw. nachgeliefert werden?
2 Eigenschaften und Alternativen bleihaltiger und bleifreier Schrotmunition
Bleischrot
Die derzeit verwendeten Schrotpatronen aus Blei weisen sehr gute Eigenschaften auf. Zu diesen
Eigenschaften gehren gleichmig dichte Schrotwolken fr eine Vielzahl von Bohrungen und
Lauflngen sowie einheitliche Mndungsgeschwindigkeiten (Patent DE). Das spezifische Gewicht
betrgt 11,3 g/cm3. Blei ist also verformbar und sein greres Gewicht pro Volumeinheit fhrt zu
einer vorhersehbaren effektiven Mndungs-geschwindigkeit und gewhrleistet eine gleichmige
Schrotwolke (Patent DE). Aufgrund seiner Weichheit hat Blei auch einen positiven Einfluss auf die
Gasdruck-entwicklung, sowie eine bessere Anpassung an die Wrgebohrung (Choke). Bleischrot
hat aber einen groen Nachteil, nmlich die Toxizitt. Durch die zunehmende Sorge um die
Umweltbelastung, die bei Bleikugeln besteht, wurde ein Ersatz gesucht [Pohla 1995].
Weicheisenschrot
Hat ein spezifisches Gewicht von ungefhr 7,8 g/cm3. Damit Weicheisen mglichst weich ist, wird
es aus nahezu reinem Eisen (FE Gehalt 99 %, C-Gehalt < 3 %) hergestellt [Pohla 1995]. Trotzdem
ist dessen Hrte im Vergleich zu Blei rund 5-mal so hoch. Anderseits verformen sich Schrotkugeln
aus Stahl nicht. Sie erfordern ein Dichtungsmaterial aus Polyethylen und erzeugen keine
Schrotwolke mit gleichmiger Dichte. Die Folgen der Unterschiede zwischen Blei und
Weicheisen sind geringeres Gewicht und hhere Hrte, weniger Verformung der Schrotkugeln,
dichtere Garben, krzere Geschossweiten und niedrigere einbehaltene Energie bei groen
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Reichweiten. Die Folgen des geringeren spezifischen Gewichtes sind, dass der Jger beim
Schieen grere Schrotdurchmesser nehmen und die Schussdistanz reduzieren muss
[Scheuhammer, Norris 1995].
Um bessere ballistische Eigenschaften zu erreichen, wird in der Regel beim Eisenschrot eine um
zwei Nummern grere Krnung verwendet. So wird etwa anstelle von 2,7 mm Bleischrot 3,2
3,3 mm Eisenschrot eingesetzt. Die Dynamik der Schrotkugeln wird betrchtlich von der Hrte,
der Dichte und der Form beeinflusst. Mit der Stahlschrotmunition ist es nicht mglich, die Dichte
der Schrotwolke und die Geschwindigkeit des Bleischrotes zu erreichen. Bei Stahlschrot ist die
Schrotschussentfernung ganz genau einzuhalten. ber eine Distanz von 30 m sollte man nicht auf
Wild schieen, empfehlenswert ist eine Distanz von 25 m.
Durch den Einsatz von Stahlmunition entsteht eine hhere Gefahr von Querschlgern bedingt
durch die hhere Hrte und der damit verbundenen Unverformbarkeit beim Auftreffen auf Steine
oder Felsen. Generell muss der Jger beim Einsatz von Stahlschrotmunition die erhhte
Abprallgefahr, wie sie auch bei gefrorenem Boden auftreten kann, bercksichtigen [Kanstrup in
Europische Kommission 2004]. Nach RUAG Ammotec besteht bei einem Auftreffwinkel von 26
mit Stahlschroten ein zustzlicher Abprallwinkel von 6 bis zu 20. Die Fluggeschwindigkeit der
Schrotkrner richtet sich in erster Linie nach der Schrotkorngre. Bei gleicher
Anfangsgeschwindigkeit ergeben sich bei einer V2,5-Messung schon erhebliche Unterschiede, da
Schrote mit kleinem Durchmesser durch das geringe Eigengewicht bei dem auf sie auftreffenden
Luftwiderstand schneller an Geschwindigkeit verlieren. Die Gesamtschussweite von
Bleischroten, also die Entfernung in der sie das Hintergelnde gefhrden knnen, lsst sich mit
folgender Faustregel bestimmen: Schrotstrke x 100 = Gefahrenzone in Meter. Die Gesamtschuss-
weite ist bei Weicheisenschroten deutlich geringer durch das geringere spezifische Gewicht.
Zusammengeklumpte Schrote bilden ein hheres Gewicht und knnen das Hintergelnde in
wesentlich greren Entfernungsbereichen gefhrden. Die Durchschlagskraft und somit die
tdliche Wirkung der Schrote, nimmt mit zunehmender Schussentfernung ab und das umso
schneller, je kleiner die Schrote sind. Beim Flugverhalten von Weicheisen ist relevant, dass es hat
den Nachteil des geringeren spezifischen Gewichtes aufweist. Um das Flugverhalten
auszugleichen, muss man fr den gleichen jagdlichen Einsatzzweck die Gre der Weicheisenschrote um ca. 2 Schrotnummern hher whlen. Konkret bedeutet dies, statt einer
Schrotpatrone von 2,7 mm (= 6) Bleischrot verwendet man eine Schrotpatrone mit 3,2 mm (= Nr.
4) Weicheisenschrot [Rottweil o.J.a].
Durch die Vergrerung des Fassungsvermgens der Schrotpatrone (erreicht man durch
Reduktion der Dmpfungszone des Zwischenmittels) wurde gleichzeitig die Anzahl der
Eisenschrote erhht, um eine annhernd vergleichbare Deckung zu erzielen. Aufgrund der
ungnstigen Gasdruckentwicklung beim Eisenschrot (geringe Dmpfung damit steilerer
Druckanstieg und hherer Maximaldruck) hlt es der Verfasser fr angeraten, Patronen nur in
verstrkt beschossenen Waffen zu verwenden.
Wie ist die Wirkung von Weicheisenschrot einzuschtzen? Durch die hrtere Beschaffenheit im
Gegensatz zu Bleischroten behalten die Weicheisenschrote ihre runde Form bei. Dadurch ergeben
sich weniger Randschrote und die Garbe besitzt eine krzere Lngenausdehnung als eine
Bleischrotgarbe. Infolgedessen verdichtet sich die gedeckte Flche zur Mitte hin [Rottweil o.J.a].
Tungstengeschosse
Bei Munition dieser Art handelt es sich um eine Tungsten-Legierung. Tungsten ist die
amerikanische Bezeichnung fr Wolfram, einem Element, das ber eine hohe spezifische Masse
von 19,26 g/cm verfgt. Wolfram ist aber nicht nur schwer, sondern auch extrem hart. Daher
wird fr den Schrotschuss eine Legierung genommen, die weicher ist und deren spezifisches
Gewicht bei 12g/cm liegt. Dieser Wert ist noch immer hher als Blei, wodurch sich ballistisch
eine berlegenheit gegenber dem Urmaterial fr Schrotkugeln ergeben msste. Die Tungsten-
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Schrotkugeln sind exakt rund und haben eine hhere Reichweite. Die Vorlage wird in einen
Kunststoffschrotbecher verladen, um die Laufwandungen vor den harten Schrotkugeln zu
schtzen. Diese Technik wird auch bei Weicheisenschroten angewandt und hat sich bestens
bewhrt. Beim Vorlagegewicht und der Schrotkorngre gibt es keine wesentlichen
Abweichungen zu herkmmlichen Bleivorlagen. Die Ultimate hat 36 g Vorlage und entspricht
damit einer herkmmlichen Jagdschrotpatrone mit Bleischroten [Rottweil o.J.a].
Wismutgeschosse
Ballistisch betrachtet ist Munition aus Wismut eine Alternative zu Blei. Sie hat den Vorteil, dass
sie lsst sich aus allen Flinten verschieen lsst. Durch sein hohes spezifisches Gewicht
(9,8 g/cm3) stehen Wismut-Schrotpatronen, den herkmmlichen Bleischroten (11,3 /cm3)
bezglich Reichweite und Durchschlagskraft nur wenig nach. Auch bei normalen Flintenlufen
mit engen Chokes ist die Verwendung dieses Materials unproblematisch. Wismut ist allerdings
sehr sprde und muss mit anderen Materialien legiert werden, damit sich die Schrote beim
Auftreffen auf den Wildkrper nicht zerlegen. Dadurch geht vom hohen Gewicht des
Ausgangsmaterials wieder etwas verloren. Manche Firmen nehmen deshalb bei einer
Schrotstrke von Nr. 4 Schrotkrner von 3,1 mm anstelle von 3,0 mm. Durch den greren
Durchmesser entsteht ein hherer Luftwiderstand, das heit, sie verlieren dadurch wieder an
Geschwindigkeit [Rottweil o.J.a]. Die ersten Generationen von Wismut-Geschossen hatten den
Nachteil, sich beim Aufprall zu pulverisieren. Dieses Problem wurde durch Zugabe von Zinn
reduziert [Europische Kommission 2004]. Wismut ist ein knapper Rohstoff, daher ist eher mit
einer Verteuerung zu rechnen.
Zinngeschosse
Durch die geringe Dichte sind Zinnschrote bei der Jagd, hnlich wie bei Stahlkugeln, die
Durchmesser um zwei Nummern hher zu whlen. Dessen Weichheit ermglicht es, Zinn
hnlich wie Wismut oder Wolframgeschosse in Waldgebieten zu verwenden. Das Risiko von
Querschlgern ist hnlich dem des Bleis [Europische Kommission 2004].
Zinkgeschosse
Die Vorteile von Zink als Metall fr die Schrotherstellung liegt darin, dass der Rohstoff reichlich
zur Verfgung steht und eine zufriedenstellende Zhigkeit und Hrte vorhanden ist. Zink ist
jedoch relativ teuer im Vergleich zu Stahl oder Blei, und es hat aufgrund seiner geringen Dichte
relativ ungnstige ballistische Eigenschaften. Leider sind Zinkschrote (und andere Formen von
Zinkmetall) giftig, wenn diese von Vgel aufgenommen werden, auch wenn die Toxizitt dieses
Materials geringer ist als die von Blei [Zdziarski et al. 1994].
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass mehrere Alternativen zur Verfgung stehen, der
Verfasser jedoch zu dem Schluss kommt, dass keine der obigen Alternativen als perfekter Ersatz
fr Blei gesehen werden kann.
Alle Schrote wurden im Vergleich mit Blei dargestellt. Es gibt hochwertige, ungiftige Alternativen
zu Bleischrot. Die Akzeptanz von Jgern, die diese Alternativen bereits einsetzen, ist in Lndern,
wo bereits seit lngeren eine Umstellung erfolgte, in den letzten Jahren gestiegen. Im Allgemeinen
werden die Schrotpatronen verwendet, die am gnstigsten sind [Europische Kommission 2004].
2.2.1.b. Vergleich der Kosten von Bleischrot zu Alternativen
Blei ist verfgbar, Bleischrot kostet weniger und ist einfach in der Herstellung. Im Folgenden wird
auf die bleifreien Alternativen und Substitutionen [vgl. Tab. 6, Anhang 1 und Anhang 2]
eingegangen.
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Material Dichte g/cm3 Gegenberstellung
von-bis Durchschnitt Mehrkosten in %
Blei n=12 11,3 0,85-0,34 0,58 0
Weicheisen/Stahl n=5 7,9 0,62-0,44 0,49 +- 0,00
Bismuth n=1 9,6-9,8 2,04 2,04 352
Wolfram-Tungsten n=1 10-12,5 3,1 3,1 534
Zink n=1 7,3 0,9 0,9 155
Preis EUR/Stk
Tab. 6: Preisvergleiche Preismix und Bandbreite von Bleischroten zu Alternativen [Quelle: Eigene
Darstellung]
Wie vorher angefhrt, gibt es sehr wohl eine Anzahl von Alternativen zur Bleimunition, die sich
aber bis heute noch nicht durchgesetzt haben. Diese werden entsprechend ihrer Eigenschaften fr
spezielle Einstze verwendet.
Da nun bei Wasserwild von einer Umstellung auf bleifreie Munition auszugehen ist, muss die
Munition der bestehenden Waffe angepasst werden. Das heit, es besteht fr die Munitionswahl,
je nach vorhandener Waffe, eine gewisse Einschrnkung in Kaliber, Gasdruck, Choke usw.
3 Geeignete Zuordnungen von Schrotpatronen fr das Wild
Effektivitt von Schrotpatronen bei den jeweiligen Wildarten
Die Annahme, dass bei grobem Schrot ein Korn gengt, ist berholt. Entscheidend beim Schieen
mit der Flinte ist die Deckung und nicht nur die Anzahl der Schrote. Je kleiner die Schrote, desto
hher ist die Vorlage, desto mehr Schrote befinden sich in der Patrone. Die Geschwindigkeit der
Schrote ist von der Dichte abhngig. Mit zunehmender Entfernung nimmt die Geschwindigkeit der
Schrote ab. Der Verlust der Geschwindigkeit ist bei kleinen Schroten hher als bei greren. Fr
die jeweilige Wildart ist jedoch eine bestimmte Energie notwendig. Daraus folgt, dass es hier eine
untere Grenze gibt [Busch 2011].
Hufig verwendete bleihaltige Schrote in Deutschland [Wild und Hund o.J.]:
Firma Marke Kaliber Vorlage Durchmesser EUR/ST
Winchester Supper Speed 2. Gen. 12/70 36g 3,1 mm 0,48
Schnbeck Torhammer 12/70 36g 3,0 mm 0,62
Rottweil Weidmannsheil HV 12/70 36g 3,0 mm (2,6 mm) 0,63
Saga High Speed 12/70 36g 3,0 mm (3,2; 3,5 mm) 0,34
Eley Alphamax 12/70 36g 3,0 mm 0,49
Fiocci PL 32 12/70 32g 3,0 mm 0,34
Fr die Wasserwildjagd werden laut einer Umfrage von Wild und Hund/Forum folgende
Bleischrotdurchmesser verwendet: Enten werden demnach mit Kaliber 12/70 erlegt. Und zwar
zu 36 % mit 2,7 mm; zu 50 % mit 3 mm; zu 4 % mit 3,2 mm und zu 7 % mit 3,5 mm [Wild und
Hund o.J.].
Bei der Jagd auf Wildgnse liegt das Optimum, je nach Gnseart, bei einer Schrotgre von 2,7
3,5 mm. Ein guter Jger wird bei der Lockjagd mehr Gnse unter 25 m und mit 2,7 mm Schrot
erlegen. Auf diese Distanz und mit 2,7 mm verendet jede Gans, egal welcher Art [Busch 2011].
Zur Ermittlung der Schrotpatronen fr Wildgnse sind nach Auffassung des Verfassers mehrere
Unterschiede auszuwerten, damit die Bandbreite fr den eigenen Bedarf eingrenzt werden kann.
Bei nherer Betrachtung Bejagung von Gnsen ist auch auf Entfernungen ber 30 m zu schieen.
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Auf der einen Seite bedeutet dies, eine Munition einzusetzen, die auch auf grere Entfernungen
noch Wirkung zeigt. Geringer Wildabschuss, hohe Entfernungen und grere Durchmesser in
Verbindung mit einem hheren Gasdruck, erfordert aber eine Waffe mit verstrktem Beschuss.
Andererseits ist der Abschuss, bezogen auf die restlichen Wasservgel, im Vergleich relativ
gering. Hier muss jeder, je nach Hhe des jeweiligen Abschusses im Bezirk, den Einsatz abwgen.
Verwendete Weicheisenschrote fr Wildenten
Bei Wildenten hngt der Einsatz von alternativen Schrotpatronen (Weicheisenschrote) hier
weniger vom Wild als vielmehr von der Professionalitt des jeweiligen Schtzen ab. Ein guter
Schtze kann das ballistische Verhalten der alternativen Schrotmunition durch sein
Schieknnen frher ausgleichen, als ein ungebter Schtze. Bei Wasserwild- und
Niederwildjgern werden aufgrund des hufigen Umgangs mit dem Schrotschuss die
Unterschiede des Schieknnens geringer sein als bei Allroundern. Hier ist vor allem wichtig zu
wissen, was die eigene Waffe mit der neuen Munition leisten kann. Bei einer Waffe ohne
Stahlschrotbeschuss werden die Weicheisenschrote im Durchmesser, Choke und Gasdruck
eingeschrnkt. Die Wahl der alternativen Schrotmunition ist auer von der Wildart auch von der
Waffe, der Verfgbarkeit und den Gelndegegebenheiten (Weingrten) abhngig.
4 Einsatz und Entfernung bei Schrotpatronen
Im Produktberater der Firma RWS wurden die eigenen Produkte bewertet. Je nach Bedarf kann
dort die Entfernung, das Kaliber, die Wildart, bleihaltig/bleifrei und Preisunterschiede
ausgewhlt werden. Pro Patrone gibt es die Bewertung sehr gut geeignet, gut geeignet und
befriedigend. Nachfolgend wurden nur die Munitionssorten, die dort fr das Wild mit sehr gut
abgestimmt sind, ausgewhlt [RWS/Rottweil o.J.]. Diese sind in den hier folgenden Tabellen fr
die Wildarten jeweils aufgefhrt. Dabei verweisen die blau hinterlegten Spalten in den Tabellen
auf bleifreie Schrotpatronen, die anderen Spalten betreffen bleihaltige Munitionssorten [vgl. Tab.
7 bis Tab. 11]. Unter den jeweiligen Tabellen sind die optimalen Schrotdurchmesser in Bezug zur
Schussweite der Munition aufgefhrt.
Wildgnse Semi Magnum WeidmannsH HV Plastik Steel Game Tungsten
Funote 1.) 2.) 3.) 4.)
EUR/Stck 0,96 0,72 0,62 2,98Tab. 7: Fr Wildgnse geeignete Munitionszuordnung nach Rottweil [Quelle: Eigene Darstellung]
Anmerkung zur Zeile Funote: 1.-2. (bleihaltig), 3.4 (bleifrei)
1.) Rottweil Semi Magnum bei Entfernungen > 30 m, 4 mm Durchmesser
2.) Rottweil Weidmannsheil Plastik < 30 m, 3,7 mm Durchmesser; > 30 m, 4,2 mm Durchmesser.
Preis unabhngig vom Durchmesser
3.) Rottweil Steel Game HV < 30 m und > 30 m, 4,5 mm Durchmesser
4.) Rottweil Tungsten < 30 m, 3,25 mm Durchmesser; > 30 m, 3,75 mm Durchmesser. Preis
unabhngig vom Durchmesser
Wildente Streu J. B. WH Pappe WH Plastik HV Tungsten Steel Game Steel Game
Funote 1.) 2.) 3.) 4.) 5.) 6.) 7.)
EUR/Stck 0,61 0,54 0,72 0,72 2,98 0,62 0,62Tab. 8: Fr Wildenten geeignete Munitionszuordnung nach Rottweil [Quelle: Eigene Darstellung]
Anmerkung zur Zeile Funote: 1.4. (bleihaltig), 5.7. (bleifrei):
1.) Rottweil Jagd Braun Streu Einsatz < 15 m, 2,7 mm Durchmesser2.) Rottweil Jagd Braun
< 30 m, 3 mm Durchmesser
3.) Rottweil Weidmannsheil Pappe < 30 m, 2,7 mm Durchmesser; > 30 m, 3,0 mm
Durchmesser. Preis unabhngig vom Durchmesser
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4.) Rottweil Weidmannsheil Plastik HV > 35 m, 3,25 mm Durchmesser. Preis unabhngig
vom Durchmesser.
5.) Rottweil Tungsten < 30 m, 2,75 mm 3,0 mm Durchmesser; > 30 m 3,25 mm
Durchmesser. Preis Unabhngig vom Durchmesser.
6.) Rottweil Steel Game HV < 30 m, 3,25 mm Durchmesser; > 30 m, 3,5 mm Durchmesser.
Preis unabhngig vom Durchmesser.
7.) Steel Game < 30 m 3,25 mm
Blsshhner Weidmanns- Weidmanns- Jagd Braun Jagd Tungsten Steel Steel
heil Pappe heil HV Plastik Streu Braun Game Game
1.) 2.) 3.) 4.) 5.) 6.) 7.)
EUR/Stck 0,72 0,72 0,61 0,54 2,98 0,62 0,62Tab. 9: Fr Blsshhner geeignete Munitionszuordnung nach Rottweil [Quelle: Eigene Darstellung]
Anmerkung zur Zeile Funote: 1.4. (bleihaltig), 5.7. (bleifrei):
Rottweil Weidmannsheil Pappe < 30 m, 2,7 mm Durchmesser; > 30 m, 3,0 mm Durchmesser. Preis
unabhngig vom Durchmesser
Rottweil Weidmannsheil Plastik HV > 30 m, 3,0 mm Durchmesser
Rottweil Jagd Braun Streu < 15 m, 2,7 mm Durchmesser
Rottweil Jagd Braun < 30 m, 3,0 mm Durchmesser
Rottweil Tungsten < 30 m, 2,75 mm Durchmesser; > 30 m, 3,0 mm Durchmesser. Preis
unabhngig vom Durchmesser
Rottweil Steel Game HV30 m, 3,5 mm Durchmesser. Preis
unabhngig vom Durchmesser
Rottweil Steel Game < 30 m, 3,25 mm Durchmesser
Die nachfolgenden Tabellen 10 und 11 zeigen einen Auszug von Schrotpatronen, die auf die
jeweilige Wildart, die Entfernung und das Kaliber am besten abgestimmt wurde. Diese habe sind
mit den Preisen aus diversen Katalogen bewertet. Auf den einzelnen Abschuss wrden sich nach
Rottweil bei der Verwendung verschiedenster Munition folgende Differenzen ergeben, wobei
jeweils die gnstigste bleihaltige und bleifreie Schrotmunition rot gekennzeichnet ist
[RWS/Rottweil o.J.].
Wildente EUR Wildgans EUR Blesshuhn EUR
Jagd Braun streu 0,07 WH Pappe 0,18
Jagd Braun 0,54 WH HV Plastik 0,18
WH Pappe 0,18 Semi Mag 1.) 0,24 Jagd Braun Streu 0,07
WH Plastik 0,18 WH HV Plastik 2.) 0,72 Jagd braun 0,54
Tungsten 2,54 Steel Game 3.) 0,62 Tungsten 2,54
Steel Game 0,44 Tungsten 2,26 Steel Game 0,44
Steel Game 0,18 Steel Game 0,18
Wasserwild
Tab. 10: Lt. Produktberater Rottweil gelten die angefhrten Schrotpatronen auf das Wasserwild als am
besten abgestimmte Bleischrote und Alternativen. Angefhrt sind dazu auch Varianten mit Preisdifferenzen
zu Blei und Alternativen [Quelle: Eigene Darstellung]
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Hase EUR Kaninchen EUR Dachs EUR
Jagd braun 0,54 Jagd braun streu 0,54 Semi Magnum 0,96
Jagd braun streu 0,61 Spezial 36 0,44 WH Plastik HV 0,72
Spezial 36 0,44 WH Plastik HV 0,72 Tungsten 3,10
Semi Magnum 0,96 Steel Game 0,41
WH Pappe 0,72 Steel Game HV 0,62
WH Plastik HV 0,72
Tungsten 2,98
Steel Game HV 0,71
Fuchs EUR Marder EUR IIltisse EUR
Jagd braun 0,54 Spezial 36 0,41 Jagd Braun streu 0,54
Jagd braun streu 0,61 Steel Game 0,44 Steel Game 0,44
Spezial 36 0,44
Semi Magnum 0,96
WH Plastik HV 0,72 Wiesel EUR
Tungsten 3,10 Jagd Braun streu 0,61
Steel Game HV 0,71 Steel Game 0,44
Auerwild EUR Birkwild EUR Schnepfen EUR
WH Plastik HV 0,72 Semi Magnum 0,96 Jagd Braun streu 0,61
Semi Magnum 0,96 Tungsten 3,10 Tiungsten 3,10
Tungsten 3,10
Fasan EUR Rebhhner EUR Wildtauben EUR
WH Pppe 0,72 Jagd Braun streu 0,61 Jagd braun streu 0,62
Jagd Braun 0,54 Steel Game 0,41 Spezial 36 0,44
Steel Gam HV 0,62 Steel Game 0,41 WH Plastik HV 0,72
Steel Game 0,44 Steel Game 0,44
Tungsten 3,10
Federwild und Niederwild
Tab. 11: Bleischrot und Alternativen lt. Produktberater Rottweil als am besten geeignete Schrotpatronen
[Quelle: Eigene Darstellung]
Bchsenmunition
Fr die Preisermittlung von Bchsenmunition wird zunchst ermittelt, welche Alternativen in
welchem Kaliber verfgbar sind und was diese fr den Einsatz kosten. Dazu wird auf folgende
Punkte eingegangen:
1 Zur Verfgung stehende Alternativen von Bchsenmunition
2 Welche Bchsenmunition wird verwendet
3 Wirkung des Bchsenschusses auf den Wildkrper
4 Wovon ist die Wirkung von Geschossen noch abhngig? Testergebnisse
5 Einsatz in Jagdsituationen
6 Zuordnung der ausgewhlten Kaliber nach Preisen und Verfgbarkeit
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1 Zur Verfgung stehende Alternativen von Bchsenmunition
Die Verwendung von Bleischrot auf Wasservgel ist ein Problem. Der Bchsenschuss scheint aber
ein greres Problem zu sein. Die Aufnahme von bleikontaminiertem Aufbruch, im Herbst im
Revier, durch Greifvgeln [Green et al. 2008] zeigen die Beziehungen von Blutbleiwerten whrend
der Jagdzeiten von Rehen und den Kondorbewegungen in Jagdgebieten [Parish et al. 2007].
An dieser Stelle wird nun wieder von der fiktive Situation ausgegangen, wenn morgen alle
130.704 Jger (2010/2011 inkl. Gastjger [[Bundesanstalt Statistik sterreich 2011]) in
sterreich bleifreie Bchsenmunition in den verschiedensten Kalibervariationen bestellen
wrden. Dabei ist davon auszugehen, dass im Durchschnitt jeder sterreichische Jger drei
Gewehre mit insgesamt vier verschiedenen Kalibern besitzt. Das wren je Kaliber eine Schachtel
zu 20 Patronen bzw. 80 Patronen pro Jger. Umgelegt auf die Jger in sterreich gbe es dann
einen Bedarf von 10,4 Millionen Bchsenpatronen in den verschiedensten Sortimenten.
Fraglich ist, ob die Waffenhndler bzw. die -industrie darauf vorbereitet ist. Gegenwrtig liegen
dem Verfasser keine Informationen darber vor, wie schnell Alternativen nachproduziert bzw.
nachgeliefert werden knnen.
Wie in der Tabelle 5 ersichtlich ist, wurden im Jagdjahr 2010/2011 385.148 Abschsse mit
verschiedensten Kalibern mit Bchsenmunition durchgefhrt [Bundesanstalt Statistik sterreich
2011].
2 Welche Bchsenmunition wird verwendet?
Nach welchen Kriterien richtet sich die Munitionsauswahl? Ausgehend von persnlichen
Erfahrungen whlt ein Jger nicht die Untergrenze, sondern das Geschoss mit dem man bei den
vorkommenden Wildarten in allen oder mehreren Fllen zurechtkommt. So verwendet der
Verfasser in einem unbersichtlichem Gelnde oder Waldrevier bewusst eine Munition mit einer
hheren Energie, um sich langes Nachsuchen im Wald zu ersparen.
3 Wirkung des Bchsenschusses auf den Wildkrper
Die Anforderung an die Jger, dass bei der Schussabgabe das Wild schlagartig, ohne
Wildbretentwertung und ohne Hmatome zusammenbricht, hat sich bis heute noch nicht erfllt.
Schon allein deswegen, weil die Gre und das Gewicht der einzelnen Wildarten unterschiedlich
sind. Das gilt ebenso fr die Entfernungen und gewichtsbedingten Auftreffgeschwindigkeiten. Ein
Geschoss, das nur halb so schwer ist, aber dafr eine hhere Geschwindigkeit hat, verhlt sich anders als ein schweres mit geringerer Geschwindigkeit. Daraus ist zu schlieen, dass
Gebirgsjger ein Geschoss mit gestreckter Flugbahn und hoher Geschwindigkeit fr die Gamsjagd
brauchen, um auf Entfernungen ber 200 m effektiv schieen zu knnen. Fr den Saujger, der
von der Kirrung (Ablenkftterung) nur 50 m weit weg ist, spielt das eine unwesentliche Rolle.
Daraus kann man folgern, dass es kein Geschoss fr alle Kaliber geben kann.
Wundballistik
Durch die immer schneller werdenden, ummantelten Bleigeschosse, zerbrechen diese auch
immer mehr in Bleiwolken. Die gewollten Aufpilzungen tragen in Verbindung mit den
Teilmantelgeschossen und weichen Blei- oder Hohlspitzen dazu bei, Fragmente zu bilden. Bei
sehr hohen Geschwindigkeiten explodieren die Geschosse buchstblich im Tierkrper [vgl. Abb. 3
und Abb. 4].
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Abb. 3: Rntgenologisch dargestellt lead snowstorm bei durch ein Bchsengeschoss getteten Koyoten
[Quelle: Stroud, Hunt 2009]
Abb. 4: Wundprofile von 7,62 cal., 150 Teilmantelgeschoss [Quelle: Fackler 1986]
Die Wundballistik befasst sich mit Untersuchungen ber die Auswirkungen der Kugel bei der
Durchdringung des Gewebes. Die Geschwindigkeit und die Masse der Kugel bestimmen die Menge
an kinetischer Energie potentiell an das Zieltier [Fackler 1986]. Dabei gilt folgende Formel:
Kinetische Energie = Masse x Geschwindigkeit2
Die Geschwindigkeit ist exponentiell, whrend die Masse der Kugel in der Gleichung die lineare
Menge an kinetischer Energie beschreibt, die zur Verfgung steht, welche auf das Zieltier
bertragen werden kann. Daher hat die Geschwindigkeit der Kugel proportional viel mehr
Einfluss, als das Gewicht der Kugel fr den Verwundungsprozess. Das Restgeschoss der Kugel
nach Durchdringung der Haut und partieller Fragmentierung ist ein wichtiger Faktor, um entlang
der Wundstrecke in der Tiefe einzudringen. Eine Kugel, die durch Fragmentierung Masse verliert,
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zeigt weniger Tiefenwirkung als die Kugel, welche die Tendenz hat, sich aufzupilzen.
Fragmentierung beim Eindringen durch das Gewebe ist ein Faktor, welche die Hhe der
Gewebezerstrung bestimmt. Alle diese Faktoren werden vom Geschossaufbau beeinflusst. Die
biologische Bedeutung der kleineren Fragmente aus hherer Geschwindigkeit im Vergleich zu
greren Fragmenten im Wundgewebe oder Tierkadavern ist, dass kleinere unregelmige
Krner eine grere Flche haben, bezogen auf die Masse des Fragments, und daher schneller
durch die Magensure des Tieres bei der Einnahme aufgelst werden. Nach dem Eindringen mit
hoher Geschwindigkeit werden drei Mechanismen erzeugt. Bei einer weichen Bleigeschossspitze
durchluft das Geschoss das Gewebe und verteilt eine strahlende Gewebeexpansion senkrecht zur
Flugbahn (vgl. Abb. 4). Das Gewebe wird durch diesen hydrostatischen Druck zerrissen. Die Leber
beispielsweise hat eine schlechte Elastizitt und wird zerrissen. Lungengewebe dehnt sich aus,
ohne zu zerreien. Das Geschoss geht durch das Gewebe, beginnt sich aufzupilzen und bricht
auseinander, wobei zustzliche Fragmente entstehen. Knochenfragmente erzeugen zustzliche
Zerstrungen. An dritter Stelle ist die Zerkleinerung des Gewebes entlang der Wundstrecke zu
nennen [Stroud, Hunt 2009].
Im Gegensatz zur bleifreien Schrotmunition ist fr die bleifreie Kugelmunition keine neue Waffe
notwendig. Die bleifreien Geschosse hatten anfnglich den Ruf, dass es durch den hohen
Anpressdruck an die Felder und Zge zu Ablagerungen und den damit verbundenen
Verschmierungen der Laufwandungen kommt. Nach drei Packungen bleifreier Geschosse sollte
eine chemische Reinigung erfolgen, um nicht einen Rckgang der Przision hinnehmen zu
mssen. Die neuen Geschosse haben den Druck reduziert, indem die Flche des Anpressdruckes
reduziert wurde. Es wurden Rillen oder Ringe eingebaut und damit die Fhrungen im Drall
trotzdem erhalten bleiben [Osgyan 2002].
4 Wovon ist die Wirkung von Geschossen noch abhngig? Testergebnisse
Nach Gremse und Rieger [2008] von der Fachschule Eberschwalde (Wildbiologie,
Wildmanagement und Jagdbetriebskunde) sind, um die Wirkung von Geschossen beurteilen zu
knnen, nachfolgend angefhrte Kriterien (Einschusslage, Geschoss-konstruktion,
Schussentfernung, Auftreffgeschwindigkeit, Tiefenwirkung, Splitter-wirkung) und physiologische
Faktoren von entscheidender Bedeutung. Um die Wirksamkeit und den Masseverlust
festzustellen, wurden ausgewhlte bleifreie und bleihaltige Bchsenprojektile beim Beschuss von
ballistischer Seife getestet. Dazu wurden drei verschiedene bleihaltige und acht bleifreie
Bchsengeschosse untersucht, um die Wirksamkeit der Geschosse, gemessen an der
Energieabgabe und Eindringtiefe, den Masseverlust und die Splitterwirkung der verwendeten
Geschosse, Angaben der Hersteller, dem Verhalten der Geschosse in ballistischer Seife
entsprechen, und um Unterschiede im Gasdruckverhalten der verwendeten Munition
festzustellen [vgl. Tab. 12]. Als Kaliber wurde .3006 Springfield gewhlt, da es sich um das in
Deutschland hufigste Kaliber handelt. Aus einer Schiemaschine wurden Blcke mit ballistischer
Seife (Glycerinseife, Permatin AG) auf Distanzen von 50, 100 und 200 m beschossen.
GESCHOSSEIGENSCHAFTEN BLEIHALTIG BLEIFREITeil-Zerlegungsgeschosse UNII Classic (RWS) KJG (Mller)
TMR (Geco) HDBoH (Reichenberg)Bionic yellow (RWS)
Deformationsgeschosse Evolution (RWS) FIP (Sauvestre)Neutralis (Lapua)Bionic black (RWS)XLC (Barnes)TSX (Barnes)
Tab. 12: Wirksamkeit und Masseverlust ausgewhlter Munition acht bleifreie und drei bleihaltige
Geschosse als Grundlage im Vergleich [Quelle: Gremse, Rieger 2008a]
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Die Ergebnisse der Testreihe durch die Fachschule Eberschwalde sind an dieser Stelle in
Kurzform zusammengefasst:
Energieabgabe
Die Energieabgabe lag bei bleihaltigen Geschossen und bei allen Schussentfernungen ber 90 %.
Bei den bleifreien Geschossen lag die Energieabgabe ebenfalls ber 90 %. Bei den Schussweiten
auf 20 0m gab es bei den Geschossen Reichenberg HDBoH lediglich 84,6 %. Bionic Yellow, sowie
Bionic Black wiesen bei 50 m 88,7 %, bei 100 m 82,7 % und bei 200 m 74,8 % auf. Die Sauvestre
FIP gab bei den Schussentfernungen von 50 und 100 m mehr als 90 % ab. Lediglich bei 200 m
betrug die Auftreffenergie 50 %. Das Lapua Neutralis-Geschoss (Lapua) zeigte bei 200 m eine
Energieabgabe von 43,1 %.
Maximale Wirksamkeit und zugehrige Eindringtiefe
Hier wurde die Eindringtiefe ermittelt, bei der die Energieabgabe Eab der Geschosse pro
Wegeinheit am hchsten war. Daraus lsst sich darstellen, in welcher Gewebetiefe das Geschoss
am wirksamsten ist, das heit, vermutlich am Tierkrper seine hchste Kraft entfaltet. Die
bleihaltigen Geschosse zeigten bei 50 m Schussentfernung und einer Eindringtiefe von 1011 cm
die max. Wirksamkeit. Bei den bleifreien Geschossen wurden sie bei Tiefen von 512 cm erreicht.
Die hchste Energieabgabe wurde mit 262,4 J/cm beim Kupferjagdgeschoss (KJG) Mller bei einer
Eindringtiefe von 5 cm erreicht. Bei 100 m Schussentfernung zeigten die bleihaltigen Geschosse
ihre maximale Wirksamkeit bei einer Eindringtiefe von 8 bis 10 cm; bleifreie Geschosse lagen bei
310 cm. Bionic Yellow zeigte eine maximale Wirksamkeit bei 3 cm, KJG bei 4 cm, Bionic Black bei
4 cm und HDBoH bei 4 cm. Auch auf 100 m zeigte das KJG seine hchste Wirksamkeit (240,6
J/cm). Bei 200 m weisen die bleihaltigen Geschosse ihre max. Energieabgabe pro Zentimeter bei
713 cm auf. Bleifreie Geschosse erreichten die max. Energieabgabe bei 311 cm. Das KJG war
auch hier wieder wirksamer (199 J/cm) als die bleihaltigen Geschosse.
Masseverlust
Die bleihaltigen Geschosse wiesen im Vergleich den hchsten Masseverlust auf: TMR (Geco)
verliert bei 50 m 47,7 %, bei 100 m 34,3 %, bei 200 m 4,2 % seiner Masse und hat damit auf 50 m
den hchsten in der Untersuchung gefundenen Masseverlust. Das Verbundkerngeschoss
Evolution RWS verlor auf 50m 15,1 %, auf 100 m 11,1 % und auf 200 m 4,7 % seiner Masse. Bei
den bleifreien Deformationsgeschossen verloren Lapua Neutralis, Barnes XLX und Barnes TSX
unter 1 % ihrer Masse. Das KJG verlor hier am meisten, nmlich 29,8 % bei 200 m und 31,8 % bei
50 m.
Splitterbild
Alle Blcke, die mit der bleihaltigen Munition beschossen wurden, weisen eine groe Anzahl von
Splitter auf, verteilt ber den gesamten Schusskanal. Bei 50 m waren es ber 200, bei 100 m ber
200, bei 200 m 50200 Splitter. Kleine Splitter hatten 1-5 mm, groe Splitter bis zu 1 cm
Durchmesser. Barnes TSX und Barnes XLC hinterlieen keine Fragmente. KJG hinterlie bei 50 m
bis zu 40 Splitter von 18,5 mm ringfrmig gehuft in 712,5 cm vom Einschuss entfernt. Auf
100 m Distanz kommen zwischen 13 und 18 Fragmente vor, auf 200 m Distanz zwischen 14 und
16 Splitter.
Gasdruckmessungen
Bei Gasdruckmessungen stimmten die Ergebnisse der bleihaltigen Geschosse mit denen der
Herstellerangaben berein. Bei keiner Messung wurden die Werte ber den hchstzulssigen
Gasdruck berschritten.
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5 Zuordnung der gewhlten Kaliber nach Preisen und Verfgbarkeit
Die Kugeln sitzen bei der Drckjagd oft nicht dort, wo sie hingehren. Ein schlechter Treffer
verursacht oft langes Nachsuchen. Bei niedrigen und mittleren Auftreffgeschwindigkeiten soll das
Geschoss besonders schnell ansprechen.
Das Drckjagd HDBoH-Geschoss ist, wie das Sauvestre FIP, ein spezielles Drckjagdgeschoss und
wird deshalb fr kurze bis mittlere Schussentfernungen empfohlen. Das KJG erreichte bei allen
Schussentfernungen die hchste Wirksamkeit. Die beiden Barnes-Geschosse lagen bei 50 m und
100 m auf demselben Wert wie die bleihaltigen Geschosse bei 200 m sogar darber. Diese sind
fr diejenigen Jger geeignet, die Tiefenwirkung und Durchschlagskraft der Deformation
vorziehen.
Neutralis- (nur in einem engen Geschwindigkeitsbereich entsprechend) und Bionic-Geschosse
erwiesen sich nicht den Herstellerangaben entsprechend, da kaum vorhandene Deformation bei
niedriger Geschwindigkeit erfolgte.
Nur bei Verwendung von bleifreien Deformationsgeschossen kann Wildbret erzeugt werden, das
frei von Geschossmaterial ist. Aus toxikologischer Sicht sind Barnes XLC, Barnes TSX oder Lapua
Neutralis (geringe Leistung) am besten, da diese weder Wildbret noch Aufbruch im
nennenswerten Ausma kontaminieren.
Jagdform: Pirsch, Bewegungsjagd und Ansitzjagd
Die eingesetzten Kaliber gehen auf die regionalen unterschiedlichen Schalenwildstrecken zurck.
Der Groteil der Abschsse wird auf der Ansitzjagd durchgefhrt: 5 % auf der Pirsch und 30 %
bei Bewegungsjagden [vgl. Tab. 13]. Als Kalibergruppen werden 6,5 mm, 7 mm, 7,62 mm, 8 mm
und 9,3 mm eingesetzt. Die .30-06 wird in