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Familienbilder in türkischen Familien
PD Dr. Haci-Halil UslucanVertretungsprofessur Pädagogische Psychologie
Helmut-Schmidt-Universität HamburgVortrag bei der LPPKJP Hessen
am 19.09.2009
Kontakt: [email protected]; www.uslucan.de
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Gliederung des Vortrags
I. Integration von Migranten
II. Lebenswelten und Werte türkischer Familien
III. Studie: Erziehung im interethnischen Kontext
IV. Resilienzfaktoren bei Migrantenfamilien und -jugendlichen
I: Integration von MigrantenKulturkonflikte
Entgegengesetzte Einflüsse von Familie einerseits und Einflüsse des Aufnahmelandes
•Identitätsprobleme bei Jugendlichen•Psychosomatische Beschwerden bei Erwachsenen
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Probleme des Kulturkonflikt-Ansatzes
Ursachenzuschreibung einseitig auf den Kulturwechsel
Kulturwechsel reduktionistisch als Entwicklungseinschränkung
Fokussierung auf einseitige Bereicherung der Einheimischen bzw. einseitiger Verlust der Migranten
Unterstellte Homogenität der Mehrheits- wie der Minderheitskultur
Kultur als unausweichlich präskriptiv: Unterschlagung der Widerstands-und Eigenmächtigkeitspotenziale der Subjekte
Interaktives Akkulturationsmodell (IAM) Berry et. al (1987)Akkulturationsorientierungen:
AufnehmendeGesellschaft
Einwanderer
Integration Assimilation Separation Marginalisierung
Integration
Assimilation
Separation
Marginalisierung
Interaktives Akkulturationsmodell (IAM) Berry et.al (1987)
A u fn e h m e n d eG ese llsc h a ft
M ig ra n te nAkkulturationsorientierungen:
Aufnehmende Gesellschaft
Einwanderer
Integration Assimilation Separation Marginali-sierung
Integration Konsens problematisch Konflikt problematisch
Assimilation problematisch Konsens Konflikt problematisch
Segregation Konflikt Konflikt Konflikt Konflikt
Marginalisierung Konflikt Konflikt Konflikt Konflikt
7
2,15
3,21
1,83
3,89
11,41,82,22,6
33,43,84,24,6
5
Integ
ration
Assimila
tion
Separa
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Marg
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g
Gesamt
Akkulturationsorientierungen: Mittelwerte
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Finanzkapital (Daten des DJI-Kinderpanels, 2005):
Ca. 54% der türkischen Familien ein Haushaltseinkommen, das zu den untersten 10% des Äquivalenzeinkommens aller Haushalte gehört;
dieser Satz bei deutschen Familien ca. 7%
Dagegen: 48% aller deutschen, aber nur 20% aller türkischen Familien ein mittleres Haushaltseinkommen.
II. Lebenswelten und Werte türkischer Familien
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Häufige entwicklungspsychologische Risiken in Migrantenfamilien aus der Sicht des Kindes im jungen Alter:
mehr als drei Geschwister (dadurch zu wenig Aufmerksamkeit und Zuwendung dem einzelnen Kind gegenüber); bei mehr als drei Geschwistern auch ein deutlich geringeres Netz an Peer-Kontakten.
zu geringer Altersabstand in der Geschwisterreihe (Gefahr der Übersozialisierung und Vernachlässigung typisch kindlicher Bedürfnisse)
II. Lebenswelten und Werte türkischer Familien
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24% der deutschen 8-9 jährigen Kinder Altersabstände unter zwei Jahren zu einem benachbarten Geschwister;
bei Migrantenkindern insgesamt etwa 80% (Marbach, 2006).
Entwicklungspsychologische Studien zeigen: bei Altersabständen unter zwei Jahren steigt das Risiko der geringeren Aufmerksamkeit in der Kindheit und die Wahrscheinlichkeit für eine spannungsreichere Adoleszenz als bei Geschwistern mit größerem Altersabstand.
II. Lebenswelten und Werte türkischer Familien
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Welche Werteunterschiede gibt es zwischen Deutschen und Türken?
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Kulturelle Dimensionen
EigenständigkeitIdentität eher selbstbestimmtMitgliedschaften kurz und zweckgebundengeringe MachthierarchienAmbivalenz gegenüber Gruppenzentrale Werte: Freiheit, Anerkennung, Gerechtigkeit
GruppenzugehörigkeitSelbst stets Teil einer Gruppewenige, aber verbindliche Gruppenmitgliedschaftengroße Machtdistanzenzentrale Werte: Harmonie, Verpflichtung gegenüber Eltern, Sittsamkeit, Zurückhaltung
Individualismus Kollektivismus
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Kulturelle Dimensionen
Recht auf Privatsphäre dominant;
Primäre Sanktion bei Vergehen: Verlust von Selbstachtung (Schuldgefühle; Gewissensbisse);
Konfliktfähigkeit wird erwartet.
Gruppenmitglieder beanspruchen wechselseitige Kenntnis des „Privatlebens“;Primäre Sanktion bei Vergehen: Scham (Gesichtsverlust);Konfliktvermeidung wird erwartet.
Individualismus Kollektivismus
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Tabelle: Wertehierarchien (Rangreihen) im Kulturvergleich
Deutsche Türkische Migranten TürkenReihenfolge
1. Familiäre Sicherheit 1. Familiäre Sicherheit 1. Familiäre Sicherheit2. Freundschaft 2. Freundschaft 2. Freiheit3. Freiheit 3. Freiheit 3. Freundschaft4. Anregendes Leben 4. Höflichkeit 4. Nationale Sicherheit5. Höflichkeit 5. Nationale Sicherheit 5. Höflichkeit6. Nationale Sicherheit 6. Achtung vor Traditionen 6. Achtung vor Traditionen7. Reichtum 7. Spiritualität 7. Spiritualität8. Achtung vor Traditionen 8. Reichtum 8. Anregendes Leben9. Autorität 9. Anregendes Leben 9. Reichtum10. Spiritualität 10. Autorität 10. Autorität
Keine signifikanten Unterschiede bei familialer Sicherheit und Freiheit; alle anderen Werte signifikant unterschiedlich
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Rangreihe der wichtigsten Werte
Deutsche Türkische Migranten
Türken
1. Familiäre Sicherheit
Familiäre Sicherheit
Familiäre Sicherheit
2. Freundschaft Freundschaft Freiheit
3. Freiheit Freiheit Freundschaft
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Tabelle: Herkunftsspezifische Ausprägung der Wertvorstellungen: Effektstärken Deutsche Türkische Migranten Türken
Effektstärke d (D-TM) Effektstärke d (TM-T)
Höflichkeit -.45 .31 Achtung vor Tradition -1.00 .07 Nationale Sicherheit -.46 -.20 Autorität .04 -.26 Familiäre Sicherheit -.06 .13 Freiheit -.11 .07 Anregendes Leben .91 -.35 Reichtum -.27 -.26 Spiritualität -1.22 -.11 Freundschaft -.07 -.16
Werteauffassungen: Differenziert nach der selbstberichteten Religiosität (Mittelwerte):Non-Relig: nicht religiös; Relig: religiös
Kulturelle Zugehörigkeit Deutsche TürkischeMigranten
Türken
Non-Relig. Relig. Non-Relig. Relig. Non-Relig. Relig.
Stichprobengröße: n= 141 n= 88 n= 33 n= 168 n= 26 N= 295
Mittelwerte
Werteauffassungen
Familiäre Sicherheit 6.25 6.42 5.88 6.49 4.77 6.39
Freundschaft 5.88 5.83 5.58 6.05 5.62 6.21
Freiheit 5.83 5.72 6.18 5.90 5.54 5.93
Anregendes Leben 5.36 5.14 3.82 3.34 4.50 4.15
Höflichkeit 4.83 4.74 4.94 5.55 4.23 5.28
Nationale Sicherheit 4.35 4.09 3.00 5.68 3.28 5.87
Reichtum 3.03 2.93 2.91 3.58 3.69 4.05
Achtung vor Tradition 2.56 3.11 3.24 5.74 1.73 4.76
Autorität 1.72 1.75 0.76 1.81 1.77 2.31
Spiritualität 0.93 2.00 1.88 4.65 1.04 4.79
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Veränderte Rahmenbedingungen familiärer
Erziehung
• Struktureller Wandel
der Haushaltsformen
• Veränderte Wert- undErziehungsmuster
• Prekäre Bedingungen
der innerfamiliären Beziehungsgestaltung
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Typische Muster von Familiengründungen
Romantische Liebe
Ehe bzw. Partnerschaft
Ökonomische Sicherheit; BerufKinder
Selbstgewählte/arrangierte Ehe
Kinder
(mit etwas Glück) Liebe
ökonomische Sicherheit
Deutsche Familien Türkische Familien
II. Lebenswelten und Werte türkischer Familien
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III. Erziehung im interethnischen Kontext
Value of Children (VOC)
Psychologische Wertigkeit von Kindern
Ökonomische Wertigkeit von Kindern
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Theoretischer Hintergrund
Erziehungspraktiken
Erziehungsstile
kindliche Auswirkungen elterlicher Erziehung
1
2
3
4
5
6Erziehungsziele und Werte der Eltern
Bereitschaft des Kindes, sich erziehen zu lassen
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Erziehungsziele
in den 1950er bis 1970er Jahren• Gehorsam• Ehrlichkeit• Ordnung• Hilfsbereitschaft• Reinlichkeit• Verträglichkeit• gute Manieren• Fehlen von Opposition
in den 1990er Jahren und danach• Selbständigkeit• Selbstbewusstsein• Selbstverantwortlichkeit• Kritikfähigkeit• Zuverlässigkeit• Hilfsbereitschaft
Quelle: Sturzbecher, D. & Waltz, C. (1998). Erziehungsziele und Erwartungen in der Kinderbetreuung. In D. Sturzbecher (Hrsg.), Kinderbetreuung in Deutschland(S. 86-104). Freiburg i.Br.: Lambertus.
III. Studie: Erziehung im interethnischen Kontext
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Erziehungsziele
ErziehungszielRangplatz
I II III IV V
Selbstständigkeit/Verantwortung 12 5 7 14 12
Lernen/Leistungsstreben 9 8 14 11 8
Gehorsam/Ordnung 8 11 17 3 11
Rücksichtnahme/Ehrfurcht 11 10 11 12 6
Religiöse Pflichterfüllung 10 16 1 10 13
Insgesamt (n = 50) 50 50 50 50 50
Rangreihe der Erziehungsziele türkischer Eltern (Scherberger, 1999)
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ErziehungszieleRangreihe der Erziehungsziele deutscher Eltern (Scherberger, 1999)
Erziehungsziel Rangplatz
I II III IV V
Selbstständigkeit/Verantwortung 25 14 4 6 1
Lernen/Leistungsstreben 16 21 8 3 2
Gehorsam/Ordnung - 7 10 25 8
Rücksichtnahme/Ehrfurcht 9 8 21 7 5
Erziehung zum christlichen Glauben - - 7 9 34
Insgesamt (n = 50) 50 50 50 50 50
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Elterliche Erziehungsmuster
Autoritativer Erziehungsstil
Autoritärer Erziehungsstil
Nachgiebiger Erziehungsstil „Laisser-faire“
Ablehnend-vernachlässigender Erziehungsstil
Emotionale Unterstützung/Wärme
++
_
_
Anf
orde
rung
/Kon
t rol le
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Entwicklungsfolgen für Kinder
Kinder ... zeigen Kognitive Selbstwirk- Prosoziales Problem-Kompetenz samkeit verhalten verhalten
vernachlässigender Eltern
nachgiebiger Eltern
autoritärer Eltern
autoritativer Eltern
höchstes
dritthöchste
zweithöchste
niedrigstes
niedrigste
mittlere
mittlere
höchste
niedrigste
mittlere
mittlere
höchste
niedrigstes
mittleres
mittleres
höchstes
Quelle: Baumrind, D. (1989). Rearing competent children. In W. Damon (Ed.), Child development today and tommorrow (pp. 349-378). San Francisco: Jossey-Bass.
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Theoretischer Hintergrund
Elterlicher Erziehungsstil stellt einen bedeutsamen Prädiktor für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen dar.
Kultureller Kontext eine der wesentlichen Determinanten erzieherischer Erwartungen und Haltungen (Darling & Steinberg, 1993).
Hohe Anomieerfahrungen türkischer Migranten: Die deutsche Gesellschaft wird vielfach als ungeordnet, und das soziale Leben als diffus und undurchsichtig erlebt (Uslucan, 2005.)
Diese Verunsicherungen haben Auswirkungen auf die Erziehung und Sozialisation von Migrantenkinder und -jugendliche.
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Theoretischer Hintergrund
Familien türkischer Herkunft in der Aufnahmegesellschaft vielfach einen stärker behütenden und kontrollierenden Erziehungsstil als deutsche Familien und auch Familien in der Türkei (Nauck, 1990).
Mit zunehmender Aufenthaltsdauer eine eher an Deutschen orientierte Autonomiebestrebung Jugendlicher
Konflikte gegenüber den stärker kollektivistischen Orientierungen der Familie.
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Theoretischer Hintergrund
Intensivere Akkulturation der Kinder
Wahrgenommene Entfernung von den Werten der Herkunftskultur
Spannungen im erzieherischen Kontext.
Verstärkte Disziplinierung der Kinder und der Erinnerung an eigenkulturelle Verhaltensweisen.
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Stichprobenkennzeichnung
304
214
Deutsche
Türken
Rekrutierungskontext: Berliner Oberschulen in den Bezirken Neukölln, Kreuzberg, Charlottenburg und Steglitz-Zehlendorf
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Stichprobenkennzeichnung: Schüler
Deutsche Türken Altersdurchschnitt 13.6 (SD .67) 13.94 (SD .63) Geschlechtsspezifische Zusammensetzung
53 % männl. 47 % weibl.
45 % männl. 55 % weibl.
Bildungshintergrund
Hauptschule 17.8 % 23.8 % Realschule 10.8 % 41.6 % Gesamtschule 22.4 % 3.7 % Gymnasium 49.0 % 30.8 %
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Stichprobenkennzeichnung: Eltern
Deutsche Türken Gesamt 412 239 Zusammensetzung der Eltern
225 Mütter (M) 187 Väter (V).
131 Mütter (M) 108 Väter (V).
Altersdurchschnitt der Eltern
43.18 (SD 5.35) M 46.0 (SD 6.94) V
38.23 (SD 4.88) M 41.86 (SD 5.90) V
Durchschnittliche Kinderzahl
2.21 (SD 1.04)
3.26 (SD 1.22)
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Stichprobenkennzeichnung: Bildungshintergrund der Eltern
0
10
20
30
40
50
60
kein
Absc
hluß
Grund
schu
le
Haupt
schu
le
Mittl
. Reif
e
Abitu
r
Ang
aben
in P
roze
nte
Deutsche Mütter
Deutsche Väter
Türk. Mütter
Türk. Väter
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Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Signifikanzen (p) und Effektstärken (d) im ethnischen Vergleich:
Elternsicht
Türken Deutsche (N = 129) (N = 226)
Variablen M SD M SD p d
Aggressive Strenge (M) 1.74 .61 1.58 .44 .00 .30 Unterstützung (M) 4.17 .67 4.25 .44 .19 -.14 Verhaltensdisziplin (M) 3.71 .77 2.68 .62 .00 1.48 Inkonsistenz (M) 2.04 .62 1.75 .49 .00 .52 Aggressive Strenge (V) 1.75 .63 1.57 .50 .01 .32 Unterstützung (V) 3.90 .66 4.01 .53 .13 -.17 Verhaltensdisziplin (V) 3.59 .75 2.69 .64 .00 1.51 Inkonsistenz (V) 2.06 .63 1.83 .58 .00 .38
Ergebnisse
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Mittelwerte (M), Standardabweichungen (SD), Signifikanzen (p) und Effektstärken (d) im ethnischen Vergleich:
Jugendlichensicht
Türken Deutsche (N = 207) (N = 298)
Variablen M SD M SD p d Aggressive Strenge (M) 1.76 .62 1.63 .61 .02 .21 Unterstützung (M) 3.77 .80 3.68 .79 .23 .11 Verhaltensdisziplin (M) 3.52 .76 2.72 .73 .00 1.07 Inkonsistenz (M) 1.89 .64 1.80 .62 .12 .14 Aggressive Strenge (V) 1.69 .60 1.59 .66 .10 .16 Unterstützung (V) 3.47 .84 3.39 .93 .32 .09 Verhaltensdisziplin (V) 3.39 .87 2.52 .82 .00 1.58 Inkonsistenz (V) 1.82 .63 1.66 .65 .01 .25
Ergebnisse
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Elterliche Erziehungsstile in Abhängigkeit des Bildungshintergrundes (Hauptschule als höchster Bildungsabschluß) Mittelwerte und Standardabweichungen
Türkische Eltern Deutsche Eltern
Variablen N M SD N M SD F p Aggressive Strenge (M) 33 1.67 .54 46 1.86 .54 2.44 .12 Unterstützung (M) 35 4.22 .70 47 4.11 .47 .82 .36 Verhaltensdisziplin (M) 36 3.51 .83 46 3.00 .52 11.74 .00 Inkonsistenz (M) 32 1.94 .48 44 2.03 .55 .60 .43 Aggressive Strenge (V) 32 1.77 .73 36 1.80 .69 .32 .86 Unterstützung (V) 30 3.97 .63 38 3.95 .60 .00 .92 Verhaltensdisziplin (V) 36 3.83 .68 38 3.09 .66 22.0 .00 Inkonsistenz (V) 34 2.11 .61 37 2.08 .74 .02 .88
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Resilienzfaktoren im Kindes- und Jugendalter– Kindbezogene Faktoren– Weibliches Geschlecht– Erstgeborenes Kind– Positives Temperament (flexibel,
aktiv, offen)– Überdurchschnittliche Intelligenz– Positives Sozialverhalten– Physische Attraktivität– Positives Selbstwertgefühl und
Selbstwirksamkeitsüberzeugung– Aktives Bewältigungsverhalten
– Umgebungsfaktoren– Stabile emotionale
Beziehung zu einer Bezugsperson
– Offenes, unterstützendes Erziehungsklima
– Familiärer Zusammenhalt und soziale Unterstützung
– Positive Freundschaftsbeziehungen
– Positive Schulerfahrungen
•IV. Ressourcen und Förderung
38Kontakt: [email protected] www.uslucan.de
Resilienz- und Fördermöglichkeiten
Sichere Mutter-Kind Bindung eine bedeutsame Entwicklungsressource; sowohl für die Erziehbarkeit des Kindes, aber auch für die emotionale und kognitive Entwicklung.
39Kontakt: [email protected] www.uslucan.de
Resilienz- und Fördermöglichkeiten
Resilienzförderung auch über die Verbesserung der Erziehungsqualität der Eltern; systematischer Einbezug des Kindes in familiale Entscheidungsprozesse.
Dadurch: Gefühl der Selbstwirksamkeit, also das Gefühl der eigenen Kontrolle über alltägliche Entscheidungen.
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Ressourcen und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
In Schulkontexten (Migranten-)Jugendliche noch stärker in verantwortungsvolle Positionen – ungeachtet möglicherweise geringerer sprachlicher Kompetenzen – einbinden
Schulprojekte wie „Großer Bruder“, „Große Schwester“, (Buddy-Projekte)
positives Schulklima; gute Beziehung zum Lehrer, den die Schüler als an ihnen interessiert und sie herausfordernd wahrnehmen
•Ressourcen und Förderung
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Resilienzförderung bei Kindern und -Jugendlichen
Individuelle Bezugsnorm statt soziale Bezugsnorm zur Lernmotivation einsetzen
stärker handlungsorientierte Formen des Unterrichts (nicht nur Frontalunterricht) praktizieren, in denen Jugendliche partizipieren können; Schule nicht nur als Ort des Versagens und Ohnmachtserfahrungen
•Ressourcen und Förderung
42Kontakt: [email protected] www.uslucan.de
Resilienz- und Fördermöglichkeiten
Positive Erfahrungen mit Tutorensystemen in der Lehr-Lern-Forschung modifiziert auch bei Migrantenkindern einsetzen
43Kontakt: [email protected] www.uslucan.de
Resilienz- und Fördermöglichkeiten
symbolische Kapital von Kindern mit Migrationshintergrund nutzen; Mehrsprachigkeit/Bilingualität bedeutet eine Ressource für metalinguale und metakognitive Fähigkeiten.
Qualifikation des Personals in Richtung interkulturelle Kompetenzen und weitere- u.a. bundesweite interkulturelle Öffnung der Institutionen
Religiöse Überzeugungen im Leben von Risikokindern (in diesem speziellen Fall von Migrantenkindern) als ein Schutzfaktor zu betrachten.
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Migranten und Jugendliche mit Migrationshintergrund leiden unter einer höheren Anzahl bzw. an intensiveren Risiken (Collatz, 1998, Uslucan, 2000; Uslucan, 2005a, b):
dann müsste auch eine ganz „normale“, unauffällige Lebensführung von ihnen zunächst erstaunlich und erklärungsbedürftig sein.
Deshalb: nicht nur stets die außergewöhnlichen positiven Fälle loben, sondern auch die Anstrengungen „zur Normalität“ bei den „Unauffälligen“ besonders zu honorieren und anerkennen.
Resilienz- und Fördermöglichkeiten
45Kontakt: [email protected] www.uslucan.de
Resilienz- und Fördermöglichkeiten: Anleitung für Erzieher/Lehrer (Vgl. Kormann, S. 52):
Gibt es im Umfeld des Kindes positive Beziehungen? Kann ich evtl. eine positive Beziehung zu dieses Kind bieten?
Wenn nicht: Kann ich dafür sorgen, dass jemand anderes zu diesemKind eine positive Beziehung aufbaut?
Gibt es Eigenschaften an diesem Kind, die ich positiv/angenehm finde? Was kann dieses Kind besonders gut?
46Kontakt: [email protected] www.uslucan.de
Resilienz- und Fördermöglichkeiten: Anleitung für Erzieher/Lehrer (Vgl. Kormann, S. 52):
Wie fühle ich mich in der Situation mit diesem Kind? Vermeide ich die Einfühlung, weil die Umstände dieses Kindes so schwierig sind, meine emotionale Befindlichkeit unangenehm berühren?
Was weiß ich von diesem Kind? Wie viele Geschwister hat es? Welche Hobbies hat es? Was machen dessen Eltern? Wo kommen sie genau her?
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Kontakt: [email protected] www.uslucan.de
Resilienz- und Fördermöglichkeiten: Anleitung für Erzieher/Lehrer (Vgl. Kormann, S. 52):
Verhalte ich mich selbst in meinem Leben resilienzförderlich?
Hole ich mir Hilfe, wenn ich nicht weiter weiß? Sorge ich für Entlastung in meinem Leben?
Sorge ich dafür, dass ich selbst, bzw. dass meine Institution handlungsfähig und kompetent bleibt?