Die WerkstattDie druckwerkstatt Rödelheim ist eine Einrichtung zur beruflichen und sozialen Integration seelisch behinderterMenschen. Träger ist der Frankfurter Verein für sozialeHeimstätten e.V.
Gemeinsam mit den Mitarbeitern bearbeitet die Werkstatt –gemäß dem Prinzip „Förderung durch Arbeit“ – die Kunden-aufträge.
Produkte und DienstleistungenAls moderne Druckerei ist die druckwerkstatt Rödelheimein Systemanbieter des grafischen Gewerbes. Unser erfahrenes Team deckt alle Fachbereiche ab –angefangen von der Beratung über die Satzherstellungund die Gestaltung bis hin zum Druck.
DruckvorstufeIn der Druckvorstufe arbeitet unsere Einrichtung mit modernen Scan- und DTP-Systemen. Sie erstellt, prüft und bearbeitet Druckdaten und belichtet diese im Anschluss auf Druckplatten mittels neuester CTP-Technik.
Digital- und OffsetdruckKleinere Auflagen sowie Andrucke werden im Digitaldruckgefertigt. Für den Offsetdruck stehen uns eine Zwei- und Vierfarbendruckmaschine zur Verfügung.
WeiterverarbeitungAlle Druckprodukte werden mit Hilfe modernster Technikverarbeitet – dazu zählen auch Buchbindearbeiten undKfz-Beschriftungen. Weiterhin können u.a. Faltschachtelnauf dem Schneideplotter produziert werden.
Wir bieten unseren Kunden zusätzlich Versand-Dienstleistungen sowie Portooptimierung an.
MailingIm Mailingbereich werden Daten und Unterlagen von einerVielzahl geübter und geschulter Mitarbeiter verarbeitet.Der Bereich beinhaltet den Postversand, nachträgliche Personalisierung sowie Konfektionierungen aller Art.
QualitätEin ständig aktualisiertes Qualitätsmanagementsystemhilft bei der Aufrechterhaltung einer gleichbleibend gutenQualität unserer Arbeit.
Frankfurter Verein für soziale Heimstätten e.V.
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druckwerkstatt RödelheimBiedenkopfer Weg 40a60489 Frankfurt am Main
fon 069 - 90 74 98-0fax 069 - 90 74 98-25
Werkstatt
Druckvorstufe
Digitaldruck
Offsetdruck
KfZ-Beschriftungen
Weiterverarbeitung
Mailingservice
Faltschachteln
druckwerkstattRödelheim
Eine Klinik ohne Betten feiert GeburtstagDen Grundsatz »ambulant vor stationär« konsequent umgesetzt
Auf die Haltung aller kommt es anWenn es in Einrichtungen kracht
Schöpferisch tätig werdenDie Soziale Manufaktur zieht um und plant weitere Aktivitäten
Das Netz als RettungBeziehungsbasierte Psychoedukation zu Traumafolgen bei Menschen mit Fluchterfahrungen
Lachen ist die beste MedizinHumor in der psychiatrischen Pfl ege
Sozialpsychiatrie morgenNach der Reform ist vor der Reform
WAS UNS STARK MACHT
Impressionen aus der
28. Frankfurter Psychiatriewoche
4/ 2016
TreffpunkteZeitschrift für Gemeindepsychiatrie in der Rhein-Main-Region
Herausgegeben von der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e. V.
Impressum
ImpressumTreffpunkteFrankfurter Zeitschrift für GemeindepsychiatrieAusgabe 4/2016
KonzeptDie Zeitschrift ist ein Forum für alle Beteiligten in derambulanten, teilstationären und stationären Psychia-trie sowie in der Sozialpsychiatrie. Die Zeitschriftberichtet über allgemeine Entwicklungen; dasbesondere Gewicht liegt auf regionalen Aspekten derRhein-Main-Region.
GründerChristof Streidl (1939-1992)
Herausgeber Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e. V.Holbeinstraße 25-27, 60596 Frankfurt am Main Telefon 069 96201869, Fax 069 627705 [email protected] www.bsf-frankfurt.de
RedaktionsteamChristel Gilcher, Andrea Kempf, Stephan von Nessen, Gerhard Pfannendörfer, Gerhard Seitz-Cychy, Wolfgang Zimmermann
ChefredaktionGerhard PfannendörferEichwaldstraße 45, 60385 Frankfurt am [email protected]
Druckdruckwerkstatt Rödelheim, Biedenkopfer Weg 40a60489 Frankfurt am MainTelefon 069 907498-0, Fax 069 [email protected]/frankfurter-verein/rwr/rwr.html
Layout, Satz und GestaltungBettina Hackenspiel / [email protected]
TitelseiteDie 28. Frankfurter Psychiatriewoche sorgte für Bewegung - auch im wörtlichen Sinne beim »Run after work« im Ostpark.Foto Barbara Walzer
ErscheinungsweiseDie Zeitschrift erscheint vierteljährlich.
Auflage1.000 Exemplare
EinzelpreisDie Zeitschrift kostet 5,- Euro einschließlichVersandpauschale.
AbonnementDas Jahresabonnement kostet 19,- Euro einschließlichVersandkosten. Das Abonnement kann bis zum 31. Dezember jedes Jahres gekündigt werden. Bestellungen bitte an den Herausgeber.
FörderabonnementMit einem Förderabonnement ab 30,- Euro jährlichkann die Zeitschrift unterstützt werden.
AnzeigenBürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e. V.Holbeinstraße 25-27, 60596 Frankfurt am Main Telefon 069 96201869, Fax 069 [email protected]
Die Bürgerhilfe SozialpsychiatrieFrankfurt am Main e. V.hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1970 zur Aufgabe gemacht, die Situation psychischkranker Menschen in Frankfurt am Main zu verbessern und deren gleichberechtigteTeilnahme im städtischen Leben und das Miteinander in der Gesellschaft zu fördern.
Hierzu wurden von der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main im Lauf derJahre viele Projekte initiiert sowie Dienste und Einrichtungen gegründet. Heute stellenwir im Süden der Stadt ein umfangreiches Hilfe-, Beratungs- und Unterstützungsange-bot im Rahmen der gemeindepsychiatrischen Versorgung der Großstadt Frankfurt amMain zur Verfügung.
Mit rund 50 angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie ehrenamtlichenKräften betreiben wir folgende Dienste und Einrichtungen: Betreutes Wohnen, die Psy-chosoziale Kontakt- und Beratungsstelle Süd, eine Tagesstätte, ein Wohnheim und denoffenen »Treffpunkt Süd« im traditionsreichen Teplitz-Pavillon in Frankfurt am Main-Sachsenhausen. Die Dienste und Einrichtungen bieten psychisch kranken MenschenUnterkunft, psychosoziale Betreuung und Beratung sowie die Möglichkeit, ihren Tag zustrukturieren, Zeit sinnvoll zu gestalten und mit anderen Menschen ins Gespräch undin Kontakt zu kommen.
Der Psychosoziale Krisendienst, für das gesamte Stadtgebiet organisiert von der Bür-gerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main, sichert außerhalb der allgemeinenDienstzeiten der Beratungsstellen und sonstigen Dienste in Notlagen psychosozialeHilfe und vermittelt bei Bedarf ärztliche Hilfe. Er wendet sich an Menschen mit psychischen Erkrankungen und seelischen Behinderungen, die an einer akuten ernst-haften Störung ihrer seelischen Gesundheit leiden, sowie deren Angehörige, Freunde,Bekannte und Nachbarn.
Von Anfang an war die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiges und satzungsmäßiges Anlie-gen des Vereins. So existiert seit über vier Jahrzehnten die von der Bürgerhilfe Sozial-psychiatrie Frankfurt am Main herausgegebene Zeitschrift für Gemeindepsychiatrie»Treffpunkte«. Die Publikation sieht sich als Forum für alle Akteure der Sozialpsychia-trie. Die »Treffpunkte« bieten Berichte und Essays zu aktuellen sozialpolitischen The-men, diskutiert allgemeine Entwicklungen, stellt Betrachtungen zu Kunst und Kulturan, ist Plattform für Fachleute, Betroffene und Angehörige. Besonderes Gewicht liegt inder Berichterstattung auf Themen aus der Region Rhein-Main und Hessen. Dies wirduntermauert durch die Kooperation der Zeitschrift mit der Stiftung Lebensräume inOffenbach am Main, die in einer eigenen Rubrik ihre Themen vorstellt.
Die Arbeit der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main wird finanziert durchLeistungsentgelte für die erbrachten Einzelangebote, durch Zuschüsse der Stadt Frank-furt am Main und des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen sowie durch Mitgliedsbei-träge und Spenden.
Der Vorstand der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e. V. setzt sich zusam-men aus Stephan von Nessen (1. Vorsitzender), Regina Stappelton (2. Vorsitzende) sowieden weiteren Vorstandsmitgliedern Gabriele Schlembach, Kirstin von Witzleben- Stromeyer, Wolfgang Schrank und Bernard Hennek. Geschäftsführer der Bürgerhilfe istGerhard Seitz-Cychy.
www.bsf-frankfurt.de
Treffpunkte 4/16 1
Editorial
»Wenn du siebenmalhinfällst, musst du achtmal aufstehen.«
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Zauberwort »Resilienz« stand im Mittelpunkt der diesjährigen
Frankfurter Psychiatriewoche vom 8. bis 16. September 2016. Die Eröff-
nungsveranstaltung, vom Psychosozialen Zentrum glänzend organisiert,
setzte die richtigen Akzente zum Rahmenthema: Die Resilienz eines
Menschen beschreibt danach seine Widerstandskraft und Stärken, die
Fähigkeit, schwierige Situationen, Krisen und Belastungen nicht nur zu
meistern, sondern sogar Kraft daraus zu schöpfen. Resilienz kann im Alltag
gefördert werden – und das mehr als man denkt. Neben Ansprachen und
Vorträgen gab es auch eine Diskussionsrunde zum Thema. Die kulturelle
Vielfalt als stärkender Faktor, wie sie gerade das Psychosoziale Zentrum
vermittelt, wurde ganz praktisch beim Essen, bei Comedy, bei Musik und
Tanz erlebbar. Integriert in die 28. Frankfurter Psychiatriewoche waren
Veranstaltungen und Ausstellungen zum Welttag der Suizidprävention.
Insgesamt waren die zahlreichen »Formate« der Psychiatriewoche, von
Fachveranstaltungen über Tage der offenen Tür bis zu Ausstellungen, gut
besucht. Die Fachgruppe Psychiatrie und insbesondere das Organisations-
team der Psychiatriewoche haben in Kooperation mit den Veranstaltern
wieder ganze Arbeit geleistet!
Gerhard PfannendörferChefredaktion »Treffpunkte«[email protected]
Japanisches Sprichwort
Inhalt
Treffpunkte 4/162
Inhalt
Editorial
1 Vom Hinfallen und vom AufstehenVon Gerhard Pfannendörfer
Magazin
3 Eine Klinik ohne Betten feiert GeburtstagDen Grundsatz »ambulant vor stationär«konsequent umgesetztVon Dieter Becker
4 Auf die Haltung aller kommt es anWenn es in Einrichtungen krachtVon Beate Glinski-Krause
7 Schöpferisch tätig werdenDie Soziale Manufaktur plant neben Kursenzur Papierherstellung künftig weitere AktivitätenVon Patricia Mate, Lena Sandel und Daniela Scholl
Thema
10 Was uns stark machtResilienz als Mittel gegen Stress und psychische ErkrankungVon Christel Gilcher
13 Das Netz als RettungBeziehungsbasierte Psychoedukation zuTraumafolgen bei Menschen mit Flucht -erfahrungenVon Marianne Rauwald und Regina Rettenbach
16 Impressionen aus der 28. Frankfurter Psychiatriewoche
18 Erzählen und ZuhörenZwei Jahre Trialog Psychose in Frankfurtam MainVon Barbara Bornheimer
Forum
20 Lachen ist die beste MedizinHumor in der psychiatrischen PflegeVon Jonathan Gutmann
LEBENSRÄUME Offenbach am Main
22 Sozialpsychiatrie morgenNach der Reform ist vor der Reform
Informationen
26 Rhein-Main-Kaleidoskop, Zitat, Unser psychiatrischer Alltag, Themenhefte, Notizen
Nachgefragt: Was macht eigentlich Wolfgang Schrank?
Fragebogen
32 Sieben Fragen an Carsten Baumann
Magazin
Eine Klinik ohne Betten feiert Geburtstag
Den Grundsatz »ambulant vor stationär« konsequent umgesetzt
Der Bamberger Hof feierte in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag.
Der Bamberger Hof hat sich in vierJahrzehnten zu einem unverzichtba-ren Baustein der Frankfurter Psy-chiatrielandschaft entwickelt. Die»Klinik ohne Betten« bietet aus-schließlich ambulante und tages -klinische Behandlungsangebote fürpsychisch kranke Menschen an.
Die Gründung der »Vitos KlinikBamberger Hof«, wie die Einrichtungheute genannt werden will, erfolgteam 1. Juli 1976 in einer Zeit desUmbruchs der psychiatrischen Ver-sorgungsstrukturen in Deutschland(»Psychiatrie-Enquête«). Das Wald-krankenhaus Köppern rief mit seinerFrankfurter Dependance die ersteAußenstelle einer psychiatrischenKlinik innerhalb des Landeswohl-fahrtsverbandes Hessen ins Leben.
Im Bamberger Hof, der anfangs ineinem ehemaligen Hotel in Frank-furt am Main-Niederrad unterge-bracht war und 2003 im Oeder Wegsein heutiges Domizil im Nordendbezogen hat, entstanden zunächstvollstationäre Behandlungseinhei-ten, die im Unterschied zu den Sta-tionen in vielen Fachklinikengemischt-geschlechtlich und offengeführt wurden. Im Jahr 1981 gelangdie nächste Stufe des Reformvorha-bens, nämlich die Schaffung einerTages- und Nachtklinik. Diese Ein-richtungen helfen dabei, vollstatio-näre Krankenhausaufenthalte über-flüssig zu machen oder sie zumin-dest zu verkürzen. Zehn Jahre späternahm die Institutsambulanz ihrenBetrieb auf, die die aufsuchendeBehandlung ermöglicht.
Schließlich entwickelte das Team imBamberger Hof nach dem Grundsatz»ambulant vor stationär« im Jahr2000 das hessenweit einzigartigeBehandlungsangebot »Ambulantepsychiatrische Akutbehandlung zuHause«, das sich vor allem an Men-schen mit Ersterkrankungen,Schwellenängsten vor klinisch-psy-chiatrischen Institutionen oderfamiliären Verpflichtungen wendet.Zur Verhinderung von sonst not-wendiger vollstationärer Kranken-hausbehandlung stellen interdiszip-linäre Teams aus Fachärzten, Kran-kenpflegepersonal und Sozialarbei-tern auch nachts und an Wochenen-den sowie unter Einbeziehung dessozialen Umfelds eine intensive,engmaschige Behandlung derBetroffen in deren vertrauter Umge-bung sicher.
Heute besteht der Bamberger Hofausschließlich aus ambulanten undtagesklinischen Angeboten, vollsta-tionäre Kapazitäten dagegen gibt esnicht mehr. Während in der Tages-klinik 25 Plätze für psychisch krankeMenschen ab dem 16. Lebensjahrsowie fünf Plätze in der Schwer-punktpunktbehandlung »Mutter-Kind« zur Verfügung stehen, behan-delt die ambulante Akutbehandlungjährlich 220 Patienten. Einen festenPlatz in der Einrichtung nimmt diepsychiatrische Ambulanz ein, dieauch einige Spezialangebote wie diemuttersprachliche Behandlung vonMigranten oder für Frauen mit psy-chischen Störungen aufgrund vonSchwangerschaft und Geburt entwi-ckelt hat.
Dieter Beckerwww.vitos-hochtaunus.de
Treffpunkte 4/16 3
Ein Sommerfest imBamberger Hof warlange Jahre ein fester Bestandteilder Frankfurter Psychiatriewoche.
Magazin
Das Frankfurter Forum für Alten-pflege lud zwei Deeskalationstrainerins Treffen der Heimleitenden ein.Es fand am 8. Juni 2016 im Alten-und Pflegeheim Anlagenring statt.Hintergrund war, dass in Pflegehei-me vermehrt Menschen einziehen,die psychiatrisch oder auch suchter-krankt sind. Das stellt Heimleitendeund Pflegende vor die Frage: Wiehandeln, wenn ein Heimbewohner
plötzlich aggressiv, gar handgreiflichwird?
Die beiden Referenten, Sven Keitelund Claus Staudter, beide Kranken-pflegedirektoren, stellten einDeeskalationskonzenpt vor, das siein 17 Jahren speziell für Pflegekräfteentwickelt hatten. Es gehe dabeinicht vorwiegend um Techniken, umakute Konfliktlagen beizulegen.
Vielmehr müsse in Kliniken undHeimen eine Haltung entwickeltwerden, die hilft, schwere Situatio-nen gemeinsam zu tragen.
Wird ein Bewohner aggressiv, mussdas Personal sofort eingreifen. Dasheißt, es sollte koordiniert handeln,was nur gelingt, wenn die Mitarbei-ter wissen, wie sie in eskalierendenSituationen sicher und souverän
Treffpunkte 4/164
Auf die Haltung aller kommt es an
Wenn es in Einrichtungen kracht
Von Beate Glinski-Krause
Wenn Besucher oder Bewohner aggressiv werden, müssen die Mitarbeitendensofort einschreiten. Am besten klappt das, wenn man sich bereits vorher imTeam über ein entsprechendes Vorgehen verständigt hat.
Magazin
handeln können. Dadurch darfjedoch das Verständnis für denbetreffenden Bewohner nicht leiden.
Würde und Integrität wahren
»Trotz aggressiver Ereignisse undmöglicher freiheitsentziehenderMaßnahmen darf der Bewohner inseiner Würde und Integrität nichtverletzt werden«, sagten die Referen-ten. Denn für die Versorgung undBegleitung von Menschen innerhalbschwerer Krisen werde eine fürsorg-liche Betreuung erwartet, geprägtvon persönlicher Wertschätzung, diesich auch in der Investition von Zeit,Aufmerksamkeit und dem richtigenMaß von Nähe und Distanz ausdrü-cken lasse.
Das alles setzt Beziehungspflegezwischen Personal und Bewohner-schaft voraus. Daher sei die ethisch-moralische Kompetenz neben derFachkompetenz von besondererBedeutung als professionelle Grund-lage von handlungsleitenden Wer-ten. Das ganzheitliche Konzept »Out-come Deeskalation«, das die Referen-ten vorstellten, umfasse vier Berei-che:
■ Prävention: vorbeugend Konfliktevermeiden
■ Deeskalation: in Konflikten zurLösung beitragen
■ Krisenintervention: in einer Krisebereits Hilfen anbieten
■ Nachbehandlung: überstandeneschwere Krise aufarbeiten
Die Erfahrung lehrt: Da, wo eineBeziehung besteht, ist auch einegute Intervention möglich.
Die Pflegenden seien durch Schu-lung kompetent zu machen gegen-über Personen, die herausforderndes,gar akut agitierendes Verhalten an
den Tag legten. »Besser geschulteMitarbeiter fühlen sich sicherer undkönnen Eskalation verringern, garvermeiden«, sagte Claus Staudter.Das setze auch beim Personalvoraus, sich über den Umgang mitder eigenen Aggression bewusst zuwerden. Eskalation könne im verba-len und nonverbalen Bereich ausge-löst werden. Daher sei das rechtzeiti-ge Erkennen von Eskalationsauslö-sern sehr wichtig, hob Sven Keitelhervor. Das sei das Kernthema desmethodischen Vorgehens, über dassich Pflegende mit und ohne Ausbil-dung Klarheit verschaffen müssten.
Die Referenten führten weiter aus,dass beispielsweise für die Bewälti-gung einer eskalierenden Situationhöchstens fünf aufeinander einge-spielte Personen erforderlich seien.
Sie alle sollten in einer Beziehung zudem betreffenden Menschen stehen.
Prävention ist einegemeinschaftliche Aufgabe
Jede Deeskalation bedürfe der Nach-bereitung, um damit innerhalb desHauses die Prävention zu stärken.
Damit entstünden neue Gestal-tungsmöglichkeiten - um beispiels-weise freiheitsentziehende Maßnah-men zu reduzieren. Das aber setzevoraus, dass die Einrichtungen frühin Präventionstechniken einsteigen,um auch in die Nachbetreuung zugelangen.
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Was versteht man eigentlich unter
Deeskalation bedeutet das Verhindern von Konflikten und sich aufschau-kelnden Prozessen, also Rückkopplungen und Teufelskreise. Insbesonderein der Psychiatrie und in der Notaufnahme kommt es immer wieder zukörperlichen Übergriffen. Laut Studien wurden 72 bis 78 Prozent der Mit-arbeiter in Gesundheitseinrichtungen bereits einmal verbal angegriffenund 28 Prozent erleben in Deutschland mindestens einmal im Monatmassive Gewalt von Patienten oder Angehörigen. Ein weiteres Dilemmader psychiatrischen Akutstationen ist, dass sie zugleich therapeutischund ordnungspolitisch wirken sollen. Der Deeskalation dienen nicht-aggressive Wortwahl und Verhaltensweisen. Auch negativ besetzteBegriffe sollten vermieden werden.
Quelle: www.wikipedia.org
Deeskalation?
➝
Magazin
Die Leitung einer Einrichtung sowiealle Mitarbeiter müssten von derHaltung her hinter der Präventionstehen. Es seien auch Angehörige,Freunde, Heimbewohner, Patientengleichwertig einzubeziehen. Deeska-lation kann das Entstehen oder dieSteigerung von Aggression undGewalt erfolgreich verhindern.
Das Ziel jeder Deeskalationsmaß-nahme ist es, aggressions- odergewaltbedingte psychische Beein-
trächtigungen von Menschen zu ver-meiden. »Deeskalation sollte einedauerhafte Grundhaltung in unse-rem Arbeitskontext sein.« Daher sei-en Anzeichen von Aggression undGewalt rechtzeitig zu erkennen, zudeuten, zu verstehen, zu verändernund zu vermeiden. Auch der Schutzvon Mitarbeitern und Patientensowie die fürsorgliche Betreuungund Begleitung infolge eines belas-tenden Ereignisses seien wichtigeAnliegen.
Kompetente Mitarbeiter sindgefragt, die in Zusammenarbeit mitder Leitung unter bestmöglicherNutzung räumlicher, organisatori-scher und personeller Rahmenbedin-gungen für die Minimierung undmenschenwürdige Bewältigung vonaggressionsbehafteten Ereignissensorgen und im Austausch unterei-nander sowie mit Patienten undderen Umfeld zu einer angemesse-nen Verarbeitung beitragen.
Diskussion mit Praktikern
In den Einrichtungen würden Inte-grationsleistungen erbracht, umzusammen ein gemeinschaftlichesLeben zu führen. Problematisch wer-de es, wenn Bewohner übergriffigwerden und sich nicht in die Gemein-schaft integrieren könnten. Hiererstrecke sich die Fürsorgepflichtnicht nur auf den Bewohner, sondernauch auf die Mitarbeiter. DerartigeFälle nehmen zu und es seien Schu-lungen erforderlich, durch die dieMitarbeiter handlungsfähig werden.»Dass gewaltbereite Klienten in denEinrichtungen zunehmen, dieseErfahrung durchzieht die ganzeRepublik«, bestätigten die Referen-ten. Es seien Konzepte zu etablieren,die auch kultursensible Aspektemehr berücksichtigten.
Treffpunkte 4/166
Die Deutsche Gesellschaft für Psychia-trie und Psychotherapie, Psychosoma-tik und Nervenheilkunde hat einesPraxisleitlinie »Aggressives Verhalten«veröffentlicht. Ziel dieser Behand-lungsleitlinie ist es, Empfehlungen zuDiagnose und Therapie von aggressi-vem Verhalten auf der Basis aktuellerwissenschaftlicher Erkenntnisse undguter Versorgungspraxis zur Verfü-gung zu stellen. Es soll damit dieGrundlage geschaffen werden,Zwangsmaßnahmen und Zwangsun-terbringungen zu reduzieren oder zuvermeiden. Falls deren Anwendungunumgänglich ist, ist die Menschen-würde zu wahren und Rechtssicherheitzu gewährleisten. Interventionen sindso kurz und so wenig eingreifend wiemöglich zu halten und psychischeoder physische Traumata zu vermei-den.Aggressives Verhalten kann beizahlreichen psychischen Störungenvorkommen. Eine 16-seitige allge-meinverständliche Kurzversion derPraxisleitlinie kann kostenlos aus demInternet heruntergeladen werden.
www.dgppn.de
Mitarbeiter müssen
wissen, wie sie in eska-
lierenden Situationen
sicher und souverän
handeln können
»
«
Beate Glinski-Krause organisiert das Frankfurter Forum für Altenpflege.Das Netzwerk besteht seit Januar 1993 und ist ein Kommunikationsver-bund, der von den Leitenden der Altenpflegeheime Frankfurts initiiertwurde. Es ist in seiner Art das älteste trägerübergreifende Netzwerk derstationären Altenpflege in der Bundesrepublik Deutschland.www.ffa-frankfurt.de
literaturtipp
Magazin
Seit über zwanzig Jahren ist diePapierwerkstatt des DeutschenRoten Kreuzes in Frankfurt am Maineine Anlaufstelle für Menschen mitkörperlichen, psychischen und geis-tigen Handicaps. Unter dem Namen»Die Soziale Manufaktur« bietet diePapierwerkstatt erkrankten Men-schen eine Begegnungsmöglichkeitund Struktur in einem kreativenUmfeld. Das Angebot reicht voneiner dreistündigen »Offenen Werk-statt« über Tages-Workshops bis hinzu mehrwöchigen Qualifizierungs-praktika.
Was macht die Betätigung mitPapier so kreativ? Wodurch zeichnetsich gerade die Papierherstellung inder Praxis mit psychisch erkranktenMenschen aus? Wer noch nie selbstPapier geschöpft hat, stellt sich denVorgang der manuellen Papierher-stellung oftmals sehr kompliziertvor, unter Einsatz von chemischenZusätzen und vielen verschiedenenWerkzeugen. Dass das »Schöpfen«eine einfach zu erlernende Technikmit großer Wirkung ist, können dieBesucherinnen und Besucher in derManufaktur erfahren.
Der Grundrohstoff, die Papierpulpe,ist durch wenige Arbeitsschritte her-zustellen. Man zerkleinert Papier(von Altpapier bis zum hochwerti-
gen Tonpapier mit RAL-Farbton),weicht es ein und zersetzt es miteinem herkömmlichen Küchenmixerzu einem gleichmäßigen Brei, derPulpe. Anstelle von Papier könnensämtliche getrocknete Naturfasern,wie beispielsweise Flachs, als Aus-gangsstoff verwendet werden. Der
Brei wird in eine große Bütte gege-ben, Wasser hinzugefügt und mitprofessionellen Schöpfsieben oderspeziell angefertigten Schablonenneues Papier geschöpft.
Der Vorgang erlaubt den Teilneh-menden ihre künstlerische Seite zu
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Die Soziale Manufaktur bezieht neue Räume im Frankfurter StadtteilBockenheim. Das Angebot für psychisch kranke Menschen und andere
Interessierte kann dadurch ausgeweitet werden.
Schöpferisch tätig werden
Die Soziale Manufaktur plant neben Kursen zur Papierherstellung künftig weitere Aktivitäten
Von Patricia Mate, Lena Sandel und Daniela Scholl
Die Papierherstellung ist eine einfach zu erlernende Technik, die in derGruppe am meisten Spaß macht.
Magazin
entdecken und auszubilden. DasBearbeiten und Gestalten desPapiers fördert nicht nur die Feinmo-torik, sondern regt vor allem die Fan-tasie an. Verschiedene Techniken derPapierveredelung, wie zum Beispieldas Prägen von Gegenständen undStrukturen in das Papier, das Einfär-ben der Pulpe oder das Beimischenvon Zusätzen wie Blüten, Tee oderMetallicpigmenten eröffnen vielfäl-tige Möglichkeiten, die Gestalt desPapiers zu variieren.
Haptik, Duft und visuelle Reize sti-mulieren die Sinne der Teilnehmen-den. Der Schöpfprozess bietet damiteine ästhetische Erfahrung auf vie-len Ebenen. Als künstlerisches Aus-drucksmittel öffnet er zudem Wegeder nonverbalen Kommunikation.Sprachbarrieren und soziale Ängstekönnen so wirkungsvoll überwun-den werden. Nach kurzer Zeit schonlassen sich Erfolgserlebnisse erzielenund ein selbststärkender Effekt setztein, der gerade für Menschen mitPersönlichkeits- oder Verhaltensstö-rungen von Bedeutung ist.
Inhalte und Struktur ver-mitteln
Neben der Stärkung des Selbstver-trauens durch eigenkünstlerischeBetätigung werden innerhalb einesmehrwöchigen Praktikums mit maxi-mal acht Teilnehmenden Sozialkom-petenz und eine leicht nachvollzieh-bare Arbeitsstruktur vermittelt.
Dazu tragen ein fester Tagesablauf,genau kommunizierte Arbeitsschrit-te, Teamarbeit, eine gemeinsameMahlzeit und eine abschließendeReflexion bei. Auf kritische Äuße-rungen oder Schwierigkeiten derTeilnehmenden werden Impulsegegeben, gemeinsam als GruppeLösungsstrategien zu entwickeln. Dawährend des Praktikums bereitsKundenaufträge bewerkstelligt wer-den, trainieren die TeilnehmendenAusdauer, Konzentration und denUmgang mit Zeitdruck.
Das Konzept hat sich bereits in derVergangenheit bewährt, seit Ende2015 konnten insgesamt zwölf
Wochen Praktika stattfinden, binnenderer eine Vielzahl an Aufträgen vonGruß- und Visitenkarten produziertwurden.
Neben der Abwechslung zu ihremherkömmlichen Arbeitsalltag in denReha-Werkstätten sind es vor allemein wertschätzender Umgang unter-einander und die Möglichkeit, dieeigene Kreativität leben zu können,was die Teilnehmenden währenddes Praktikums schätzen.
Begegnung auf Augenhöhe
Je nach Angebot bringt die SozialenManufaktur ganz unterschiedlicheMenschen in Kontakt zueinander:bei der Offenen Werkstatt treffensich Menschen aus der Nachbar-schaft, Menschen mit Behinderun-gen oder psychischen Erkrankungen,Kunstinteressierte und Menschenaus Flüchtlingsunterkünften zumgemeinsamen kreativen Arbeiten.Die Gruppen können sich in jederOffenen Werkstatt neu formieren,aber geben ebenso Gelegenheit,durch kontinuierliche TeilnahmeFreundschaften und Kontakteaußerhalb von Arbeits- und Wohn-bereichen herzustellen.
Bei Tagesworkshops sind die Grup-pen sehr heterogen: Firmen nutzendie Papierwerkstatt zum Team-Buil-ding, soziale Einrichtungen zumKennenlernen des Handwerks undviele andere auch als kreative Ver-schnaufpause im Alltag. Für Qualifi-zierungspraktika wurde bisher vorallem der Kontakt zum FrankfurterVerein für soziale Heimstätten, derFrankfurter Werkgemeinschaft undden Praunheimer Werkstätten inwachsenden Umfang gepflegt. Men-schen aus Reha-Werkstätten, demBerufsbildungsbereich und denBehindertenwerkstätten nehmen anden Weiterbildungen teil.
Generell richten sich die Angebotean alle und die Art der Einschrän-
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Die Soziale Manufaktur desBezirksverbandes Frankfurt amMain des Deutschen Roten Kreuzes befindet sich seit Oktober 2016 in der Kaufunger Straße 9 in 60486 Frankfurt am Main.
Magazin
kung oder Erkrankung spielt nureine untergeordnete Rolle. DerMensch mit seinen Fähigkeiten,Potentialen und individuellenBesonderheiten steht im Mittel-punkt.
Die verschiedenen Angebote sind fürdie Teilnehmenden zum Selbstkos-tenpreis verfügbar: die Teilnahme aneiner Offenen Werkstatt kostet denEinzelnen beispielsweise 19 Euro, einIntensivworkshop mit einer Gruppekann ab 150 Euro pauschal durchge-führt werden. Qualifizierungsprakti-ka können teilweise durch öffentli-che Gelder und Stiftungsgabenunterstützt werden.
Neuer Standort und künf-tige Projekte
Seit Oktober 2016 befindet sich dasvierköpfige Team der Sozialen Manu -faktur an einem neuen Standort, derzentral in Frankfurt am Main-Bockenheim liegt. Zukünftig bietetein Gebäude mit schwedischemAmbiente ausreichend Platz zumPapierschöpfen.
Eine dazugehörige Küche mitGemeinschaftsraum und eigenemGarten laden zum gegenseitigenKennenlernen und gemeinsamenAktivitäten ein. Kulturelle Projekteund Kooperation mit der StadtFrankfurt am Main und geflüchtetenMenschen sind künftig Bestandteilein der Arbeit und sollen zur weiterenÖffnung der Sozialen Manufakturbeitragen. Außerdem findet hierzusammen mit der Caritas, KOMMAmbulante Dienste, Lebenshilfe undPraunheimer Werkstätten regelmä-ßig das Erzählfrühstück für geistigbehinderte Senioren statt.
In Kooperation mit FrankfurterWerkgemeinschaft und dem Frank-furter Verein für soziale Heimstättensollen auch zukünftig Qualifizie-rungspraktika ermöglicht werden.Weitere Projekte wie die Einführungvon Berufsintegrierten Beschäfti-gungsverträgen für Menschen mitpsychischen Erkrankungen sind inPlanung.
Treffpunkte 4/16 9
Patricia Mate
ist Volontärin im Bereich Presse-und Öffentlichkeits -arbeit der Sozialen Manufaktur
Lena Sandel
ist Kunstpädagogin und leitetdie Papierwerkstatt der Sozialen Manufaktur.
Daniela Scholl
ist selbständige Trainerin und alsAssistentin der Sozialen Manufak-tur tätig.
www.drkfrankfurt.de
Der Mensch mit seinen Fähig-
keiten, Potentialen und indivi-
duellen Besonderheiten steht
im Mittelpunkt.
»
«
»Was macht uns widerstandsfähig gegen Stress undpsychische Erkrankung?« Dies wollten rund 90 Teilneh-merinnen und Teilnehmer einer Veranstaltung im Beruf-lichen Trainingszentrum Frankfurt am Main wissen.Angemeldet hatten sich über zweihundert Personen; weilder gebuchte Raum aber zu klein war, erklärte HaraldGanter vom Veranstalter zur Begrüßung, konnten nur dieersten Anmeldungen berücksichtigt werden.
Dr. Isabella Helmreich vom Deutschen Resilienz-Zentrumin Mainz definierte Resilienz anhand des Beispiels einesSchwammes, der nach seiner Benutzung immer wieder indie ursprüngliche Form zurückkehrt. Abgeleitet vomlateinischen Wort »resiliere«, also zurückspringen oderabprallen, will das Institut Grundlagen herausarbeiten,wie Menschen widerstandsfähig werden können.
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Thema
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Resilienz bezeichnet die jedem Menschen innewohnende »seelische Widerstands-kraft«. Wie man diese stärken kann, untersuchte eine Veranstaltung während derdiesjährigen Frankfurter Psychiatriewoche.
Was uns stark macht
Resilienz als Mittel gegen Stress und psychische Erkrankung
Von Christel Gilcher
Großer Andrang herrschte bei einer Veranstaltung während der diesjährigen Frankfurter Psychiatriewoche,in der es darum ging, wie man seine eigene Widerstandskraft stärken kann.
Treffpunkte 4/16
Thema
11
Die erste 40-jährige Längsschnittstudie hierzu führtenamerikanische Entwicklungspsychologinnen auf Hawaiimit 698 Kindern durch (»Kauai-Studie«). Ein Drittel dieserKinder kam aus armen und schwierigen Familien, dievon teilweise gewalttätigen, alkoholabhängigen oderpsychisch kranken Eltern ausgesetzt worden waren. Jedesdritte Kind dieser risikoreichen Gruppe führte alsErwachsener trotzdem ein erfolgreiches Leben und warwiderstandsfähig. Von dieser Studie ausgehend beschäf-tigen sich viele Wissenschaftler seitdem mit der Frage,welche Faktoren bedingen, ein gesundes und wider-standsfähiges Leben zu führen. Im Deutschen Resilienz-Zentrum in Mainz werden empirisch untermauerte prä-ventive Maßnahmen erforscht, weiterentwickelt undangeboten.
Das Forschungsfeld des Zentrums befasst sich mit demZusammenspiel von neurobiologischen, physiologischenund psychosozialen Prozessen. Dazu wird eine Datenbankunter der Teilnahme Mainzer Bürgerinnen und Bürgerangelegt, die freiwillig einen Fragebogen zu zahlreichenFaktoren ausfüllen. Dabei geht es nicht um pathologischeUrsachen, sondern um ein Konzept der Salutogenese, alsoum die Erhaltung des gesunden Patienten und zur Vor-beugung vor Erkrankungen.
Es gibt Menschen, die gegen Stress gewappnet sind unddamit umgehen können. Dabei spielen zwei Resilienzfak-toren eine gewichtige Rolle:
■ Handlungsprinzipien wie Selbstregulation, Bezie-hungsgestaltung, Zielorientierung
■ Grundhaltungen wie realistischer Optimismus, Selbst-wirksamkeits-Überzeugung, Werte, Orientierung,Akzeptanz
Resilienz dient dabei als Schutzfaktor im Kampf gegenpsychische und körperliche Störungen.
Mit dem richtigen Umgang von bestimmten Handlungs-prinzipien und einer entsprechenden Grundhaltung kön-nen Stress-Symptome verhindert werden, also beispiels-weise Kopfschmerzen, Tinnitus, Zittern, Herzklopfen,Bluthochdruck, Schweißausbrüche, Magenprobleme,Erkältungen, chronische Müdigkeit, Hautveränderungen,Appetitlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Vergess-lichkeit, Niedergeschlagenheit, Ängste, Gereiztheit,Schlaflosigkeit, Motivationsproblem, Suchtmittelge-brauch, Rastlosigkeit, Isolation oder Essprobleme. Dabeisind die Dinge zu akzeptieren, die nicht geändert werdenkönnen.
Private oder berufliche Probleme können zu Stressreak-tionen im Körper, auf Gedanken und Gefühle führen. DerKörper hat zwei Möglichkeiten der Reaktion: Erstens er
flüchtet oder wird hektisch (Sympatikus) oder er kommtzweitens zur Ruhe (Parasymatikus). Die Widerstandsfä-higkeit gegen Stress kann antrainiert werden, zum Bei-spiel mit Hilfe von Sport oder Entspannungsübungen(Yoga, Meditation, Wellness, Phantasiereisen).
Neben den psychischen Ressourcen sind emotionale Bin-dungen innerhalb der Familie, Freunde, Arbeitskollegenund Nachbarn wichtig. Diese müssen gepflegt werden.
Das Deutsche Resilienz-Zentrum ist eine wis-senschaftliche Einrichtung der Johannes Guten-berg-Universität in Mainz und ihrer Universi-tätsmedizin, die sich die Erforschung der Resi-lienz – also der »seelischen Widerstandskraft« –zum Ziel gesetzt hat.
In dieser im Sommer 2014 gegründeten, fach-übergreifenden Einrichtung arbeiten Neurowis-senschaftler, Mediziner, Psychologen und Sozial-wissenschaftler zusammen. Die zentralen Anlie-gen der Forschungseinrichtung ist es, Resilienz-mechanismen neurowissenschaftlich zu verste-hen, darauf aufbauend mit Präventionsstrate-gien vorzubeugen und darauf hinzuwirken,Lebensumfelder so zu verändern, dass Resilienzgestärkt wird. In der zum Deutschen Resilienz-Zentrum gehörenden Resilienz-Ambulanz sollenbelastete Menschen mit akuten oder chroni-schen Stressreaktionen beraten und über Resilienz-fördernde Maßnahmen informiertwerden.
www.drz.uni-mainz.de
Verstehen, vorbeugen, verändern
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Sie können Helfer sein in schwierigen Situationen. GuteBeziehungen sind ein gesunder Schutzschild. Die Akzep-tanz, ohne Ablehnung, Beziehungen und Lebensbedin-gungen hinzunehmen, helfen mit dazu bei, gesund zubleiben.
Immer achtsam sein mit sich selbst bedeutet:
■ im Hier und Jetzt sein
■ bewertungsfrei wahrnehmen
■ Haltung eines inneren Beobachters einnehmen
Mit dieser Haltung und einer geeigneten Kausalanalyse(vgl. Kasten »Fehler analysieren, Lösung finden, Ergebnisbewerten«) können Problemen begegnet werden. Dashilft, uns selbst zu regulieren und positive Emotionenund Lebensfreude zu entwickeln, die einen konsistentenSchutzfaktor herbeiführen und auf Dauer eine Depotwir-kung in uns entstehen zu lassen.
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Christel Gilcher ist Mitglied im Redaktionsteam der»Treffpunkte«. Bis zu ihrer Pensionierung war sie langeJahre Leiterin der ambulanten Dienste bei der BürgerhilfeSozialpsychiatrie Frankfurt am Main e. [email protected]
Psychische Ressourcen
und emotionale Bindungen
können in schwierigen
Situationen wirksam
helfen
»
«
Der Begriff »Kausalanalyse« bezeichnet dieBereitschaft, ein Problem gründlich undzutreffend zu analysieren. Die Vorgaben derKausalanalyse helfen Menschen, bei Proble-men positive Lösungen zu finden:
1. Problem definieren
2. Zielsetzung vornehmen (gewünschtesErgebnis)
3. Sammeln von Lösungsmöglichkeiten
4. Lösungsbewertung vornehmen
5. Handlungsplan entwerfen
6. Ergebnis prüfen
7. Sich selbst loben
Die Fähigkeit zur richtigen Kausalanalysehilft Menschen dabei, denselben Fehlernicht immer wieder zu machen und nichtzu früh aufzugeben.
Fehler analysieren, Lösung finden,Ergebnis bewerten
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Im Frankfurter Institut für Traumabearbeitung undWeiterbildung setzt man sich seit langem mit der speziel-len Situation von Menschen auseinander, die traumati-sche Erfahrungen machten mussten – sich also vollkom-men ohnmächtig und existentiell ausgeliefert fühlten.
Das Erleben, sich noch nicht einmal mehr zu Flucht oderAngriff in der Lage zu fühlen, aktiviert ein »Notfallpro-gramm« im Organismus, das das (seelische) Überlebensichert. Oft stabilisieren sich betroffene Menschen undsie finden wieder zu guter Lebensqualität. Unterbestimmten Umständen setzt allerdings ohne fachlicheUnterstützung keine Erholung ein. Dann führen trauma-tisierende Erfahrungen beispielsweise zu depressivenZuständen, Ängsten, psychosomatischen Reaktionen, Dis-soziationen, Flashbacks, Schlaf- und Konzentrationspro-blemen oder auch gesteigerter Aggressivität. Charakteris-tisch für traumatisierte Menschen ist ein hohes Bedürfnisnach Schutz, Struktur und Bindung bei fehlendem Ver-trauen in sich und andere Menschen.
Was traumatisch auf einen Menschen wirkt und wie sehrer darunter leidet, ist multifaktoriell bedingt: Zum einenhat die jeweilige Trauma-Situation Einfluss auf die Verar-beitung. So werden Naturkatastrophen häufig leichterverkraftet als Gefährdungen durch (emotional naheste-hende) Personen. Aber auch Persönlichkeitsmerkmalewie die Resilienz spielen in der Traumaverarbeitung einewesentliche Rolle.
Entscheidend dafür, ob es zu schwerwiegenden und chro-nischen Verläufen kommt, ist auch die sogenannte post-traumatische Situation. Aus vielen Untersuchungen –nicht zuletzt auch durch die Holocaust-Forschung – istbekannt, dass nach schrecklichen Erlebnissen eine siche-
re, wertschätzende Umgebung sehr hilfreich ist, langfris-tige psychische Traumafolgen zu verhindern oder zumin-dest deutlich zu mildern.
Trauma und Flucht
Viele Menschen mit Fluchterfahrung mussten im Hei-matland oder auf dem Weg Erlebnisse verkraften, dieunerträglich wirken. Einige Beispiele unserer Klientensollen dies illustrieren: »Ich sah, wie meine Familie inunserem Haus in Afghanistan verbrannte.« »Ich verlormeine kleine Schwester, auf die aufpassen sollte in Grie-chenland und habe seitdem keinen Kontakt mehr zu ihr.«»Ich wurde im Gefängnis gefoltert.«
Auch im Ankunftsland sind (re-) traumatisierende Erfah-rungen nicht selten. Dies gilt beispielsweise, wenn esunvorbereitet dazu kommt, dass gerade entstandene Bin-dungen bei den geflüchteten Menschen wieder zerrissenwerden, weil sie in eine andere Einrichtung verlegt wer-den. Dieses Ereignis kann Verlust- und Trauererfahrun-gen »triggern« und zu Zuständen tiefster Verzweiflungauch mit suizidalen Impulsen führen.
Aus der Erkenntnis, wie bedeutsam zeitnahe Hilfe nachder Traumaerfahrung ist, leitet sich bei Menschen mitFluchterfahrungen derzeit hoher Bedarf für entsprechen-de professionelle Interventionen ab. Die Vermittlung derUnterstützung stößt jedoch an Grenzen: Zum einen gibtes wenige Fachberaterinnen und Fachberater für Psycho-traumatologie oder Psychotherapeuten, so dass es zuKapazitätsengpässen kommt. Zum anderen stellen sichsprachliche und interkulturelle Verständigungsprobleme.
Das Frankfurter Institut für Traumabearbeitung und Weiterbildung hat einGruppenkonzept entwickelt, das geflüchteten Menschen mit Trauma-
erfahrungen helfen kann. Während der diesjährigen Psychiatriewoche wurdedie Netzgruppen-Methode vorgestellt, die auch von sozialpsychiatrischen
Diensten und Einrichtungen genutzt werden kann.
Das Netz als Rettung
Beziehungsbasierte Psychoedukation zu Traumafolgen bei Menschen mit Fluchterfahrungen
Von Marianne Rauwald und Regina Rettenbach
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Prinzipiell ist es machbar, Sprachprobleme durch die Mit-arbeit von Sprachmittlern – deren Zahl jedoch auchbegrenzt ist – zu lösen. Selbst dann bleiben jedochSchwierigkeiten durch das kulturell unterschiedlicheKrankheits- und Behandlungsverständnis. Nicht seltenerleben geflüchtete Menschen, Beratung oder Therapiewie eine Verhörsituation und es dauert lange, bis sie Ver-trauen in die Wirksamkeit psychotherapeutischer Inter-ventionen im üblichen Setting entwickeln.
Netzgruppen
Bei traumatisierte Menschen hat sich das Welt- undSelbstbild massiv geändert. Sie sind sozusagen nichtmehr im Kontakt zu sich und den Anderen, oft wiegelähmt. Voraussetzung für eine Verbesserung der sub-jektiven Lebensqualität ist, sich sicherer zu fühlen. Diesgelingt durch den Aufbau einer schützenden Atmosphäreim Miteinander. Bei kollektivistisch geprägten Gesell-schaften, aus denen die meisten Geflüchteten stammen,ist hier das Gruppenerlebnis wesentlich. Die Gemein-schaft mit anderen Betroffenen erleichtert es, wieder Ver-trauen zu fassen und das Selbsthilfepotential zu aktivie-
ren, wie die Erfahrungen im Institut für Taumabearbei-tung und Weiterbildung zeigen.
Dort wurde ein beziehungsbasiertes, ressourcenorientier-tes Gruppenkonzept entwickelt, mit dem es gelingt, dieSelbstwirksamkeit von Geflüchteten mit potentiellenTraumaerfahrungen im Umgang mit ihrer aktuellen psy-chischen Situation zu fördern. Zentral ist der »Netzgedan-ke«, der bereits in der ersten Sitzung durch ein Spiel ver-mittelt wird und der für das Programm namensgebendwurde.
Das gemeinsam erstellte Netz symbolisiert Verbunden-heit, Sicherheit, Zugehörigkeit, Verlässlichkeit und Struk-tur. Nach Stabilisierung der Gruppenkohärenz durch sol-che Übungen zum gegenseitigen Kennenlernen oder derErarbeitung gemeinsamer Gruppenregeln, wird psycho -edukativ – aber ständig an die Bedürfnisse der Teilneh-menden angepasst - vermittelt, dass nach seelischerAnspannung hochwahrscheinlich mit bestimmten Fol-gen wie Alpträumen, Dissoziationen, Erregungszustän-den, Konzentrationsschwierigkeiten etc. zu rechnen ist.
Diese »Normalisierung« der aktuellen Beschwerden för-dert den gegenseitigen Austausch der Betroffenen, von
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Der mazedonische Fotograf Georgi Licovski von der European Pressphoto Agency hat das »UNICEF-Foto desJahres 2015« im August letzten Jahres an der griechisch-mazedonischen Grenze aufgenommen. Es zeigt dietraumatische Situation, als zwei Flüchtlingskinder bemerken, dass sie im Gedränge von ihren Elterngetrennt wurden.
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Wie die Evaluation durch Zusammenarbeit mit der Frank-furt University of Applied Sciences nachwies, kam esdurch die Gruppenteilnahme zu einer intensivierten Aus-einandersetzung mit Traumafolgen und einem tiefenemotionalen Austausch über die eigene psychischeBefindlichkeit – ohne dass die individuellen Traumataoffenbart werden.
Ausblick
Das im Institut für Traumabearbeitung und Weiterbil-dung entwickelte Konzept der »Netzgruppen« hat sichbewährt und wird über Seminare mit integrierter Super-vision an Mitarbeitende von Einrichtungen vermittelt,die mit Geflüchteten arbeiten. Dabei zeigt sich, dass dieKenntnis der Sitzungsinhalte den professionellen undehrenamtlichen Helfern viel Sicherheit im Umgang mitder Klientel gibt. Das Gruppenkonzept oder Teile davonwerden in verschiedenen Einrichtungen erfolgreichumgesetzt.
Auch im Institut für Traumabearbeitung und Weiterbil-dung werden weitere Gruppen durchgeführt. In Kürzesollen Angebote für Menschen mit Fluchterfahrung imAlter zwischen 18 und 27 Jahren, die gesetzlich versichertsind, starten.
denen bis zu diesem Zeitpunkt oft jeder dachte, nur er seibetroffen. Die Erkenntnis, doch nicht wie befürchtet »ver-rückt geworden zu sein« und die Erfahrung, sich selbsthelfen zu können, führt zu einer großen Erleichterungund setzt Selbstheilungskräfte frei, die auch die Bezie-hungsfähigkeit verbessern.
Um die notwendige Sicherheit zu vermitteln, wird dasSetting und der Ablauf der Sitzungen konstant gehalten,wie auch die Anwesenheit von mindestens zwei Grup-penleitern mit traumapädagogischer oder traumathera-peutischer Fortbildung. Die Struktur des Gruppenkon-zepts muss dabei jedoch so variabel gestaltet sein, dass jenach Bedarf der Teilnehmenden unterschiedlicheSchwerpunkte gesetzt werden können. In der Regel wer-den in Gruppen von bis zu zwölf Teilnehmenden inner-halb von zehn wöchentlichen Sitzungen von jeweils ein-einhalb Stunden abgehalten. Nach dem Aufbau einer ver-trauensvollen Gruppenatmosphäre sowie Thematisie-rung von An- und Entspannung und Ressourcenarbeitwerden verschiedene Fragen gemeinsam bearbeitet:»Wie komme ich mit meiner Wut zurecht?« »Wie kannich besser schlafen?« »Warum kann ich mich schlechtkonzentrieren?« »Warum drifte ich so oft ab?«
Besonderer Wert wird auf die Aufarbeitung von Gefühlenwie Trauer, Verlust und Unsicherheit gelegt. Da die trau-matisierten geflüchteten Menschen diese Affekte kaumregulieren können, ist es wichtig, der Gestaltung desAbschieds aus der Gruppenarbeit viel Aufmerksamkeit zuschenken.
Dies gelingt, wie der Beziehungsaufbau und die Arbeit anden Symptomkomplexen, auch bei nur rudimentär vor-handenen Deutschkenntnissen der Teilnehmenden.Selbstverständlich ist es von Vorteil, mit Übersetzern inder Gruppe zu arbeiten, aber durch Einsatz von Symbol-karten, Metaphern (wie z. B. einem aufgeblasenen Luft-ballon für aufgestaute Aggression) und vor allem durchgemeinsames Tun wie Basteln kann Wesentliches auchnichtsprachlich vermittelt werden.
Als besonders wirkungsvoll hat sich gezeigt, dass alleGruppenmitglieder in jeder Sitzung etwas erhalten, wassie in einer zu Beginn überreichten Kiste sammeln kön-nen. Einen Stein zu besitzen, der für die eigenen Talenteund Fähigkeiten steht oder Vitamin-Brausetabletten zurHand zu haben, wenn sich dissoziativer Zustände andeu-ten, erhöht die erlebte Selbstwirksamkeit deutlich. Dasbei aller Ernsthaftigkeit bei der Bearbeitung der Themendurch gemeinsames Essen und Spiel freudvolle Gruppen-erlebnis verbessert die zwischenmenschlichen Interaktio-nen und fördert die Integration. So können auch Krisengemeinsam bewältigt werden, wenn ein Gruppenmit-glied beispielsweise zu weinen beginnt, weil es sich anSzenen aus der Heimat erinnert.
Manchmal erleben geflüchtete
Menschen gut gemeinte Bera-
tungen wie eine Verhörsituation» «
Dr. phil. Dipl. Psych. Marianne Rauwald
ist Leiterin des Instituts für Trauma-Bearbeitung undWeiterbildung, Psychotherapeutin und
Psychoanalytikerin in eigener Praxis.
Dr. rer. nat. Dipl. Psych. Regina Rettenbach war langjährig tätig als Psychoonkologin in der Deutschen
Klinik für Diagnostik, als psychologische Leitung einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
sowie als Ausbildungsleiterin.
Nähere Informationen zu den Fortbildungen oder denGruppenangeboten des Instituts für Traumabearbei-
tung und Weiterbildung können per E-Mail erfragtwerden ([email protected]).
www.institut-fuer-traumabearbeitung.de
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Am 14. September 2016 bauten die Bür-gerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am
Main - Psychosoziale Beratungsstelle Süd, Tagesstät-te und psychosozialer Krisendienst - einen Informa-
I M P R E S S I O N E N
tionsstand am Südbahnhof auf. Beteiligt dabeiwaren Kooperationspartner aus dem südlichen Ver-sorgungsgebiet der Stadt, nämlich der Sozialpsychi-atrische Dienst Süd des Stadtgesundheitsamtes, derPsychiatrischen Tagesklinik der Uniklinik, das Bünd-nis gegen Depressionen Frankfurt am Main, dieGruppe Eduard des Bürgermeister-Gräf-Hauses unddas Rehazentrum Oberrad. Bei herrlichem Sonnen-schein fanden einige Interessierte den Weg zumInformationsstand, um sich über die zahlreichenAngebote zu informieren. Sowohl betroffene Men-schen als auch Fachkräfte erlebten in den Mitarbei-tern des Infostandes aufmerksame Gesprächspart-ner und konnten dabei die eine oder andere wichti-ge Erkenntnis mit auf den Weg nehmen.
Bei einer gemeinsamen Vorstellung derAmbulanten Dienste der Bürgerhilfe Sozi-
alpsychiatrie Frankfurt am Main konntensich am 9. September 2016 Interessierte, Betroffene,Angehörige, Kolleginnen und Kollegen austauschenund Kontakte knüpfen. Bei schönem Wetter amschönen Teplitz-Pavillon herrschte munteres Treibenund viele Besucher informierten sich über Dinge wieBetreutes Wohnen, die Beratungsangebote an ver-schiedenen Standorten, die Begegnungsstätte (diebei diesem Anlass ihrem Namen mehr denn jegerecht wurde) sowie auch über den PsychosozialenKrisendienst. Oder man traf sich drinnen oder drau-ßen zu einem Plausch oder auf eine Zigarette undeinen Kaffee. Für das leibliche Wohl sorgte das Teamder Begegnungsstätte Teplitz-Pavillon, unterstütztvon Kolleginnen und Kollegen der AmbulantenDienste. Eine auch sonst sehr engagierte Besucherinbot einen Workshop zur eigenen Schmuckherstel-lung an, der sehr gut frequentiert wurde.
Wider Erwarten gestaltete sich der Tagder offenen Tür für das WohnheimGoldstein in diesem Jahr ein wenig
anders, da tatsächlich einige Teilnehmerder Psychiatriewoche den Weg hinaus ins Goldsteinfanden. So fand also am 14. September 2016 eineFührung für interessierter Besucher durch die Ein-richtung statt. Besonderes Interesse fanden die neu-en Wohnmöglichkeiten für die Bewohner der Ein-richtung, denn im Frühjahr war die Platzzahl desWohnheims Goldstein von 20 auf 25 Plätze erhöhtworden. Die neuen Plätze befinden sich in der Straß-burger Straße 23 und sind über das 1. Obergeschossmit dem Wohnheim direkt verbunden. Viele Fragender Gäste befassten sich mit der Situation der Unter-bringung von psychisch kranken alt gewordenenMenschen in Frankfurt am Main. Obwohl sich hierdie Situation hinsichtlich der angebotenen Plätze inden vergangenen Jahren gebessert hat, ist die Zahlder Angebote noch zu gering. Wir nutzten einen derletzten warmen Tage und veranstalteten für unsereGäste wie Bewohner und Mitarbeiter ein Grillfest,welches bis in die frühen Abendstunden dauerte.
aus der 28. Frankfurter Psychiatriewoche
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Am 13. September 2016 fand währendder Psychiatriewoche in der Tagesstätte
der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frank-furt am Main ein Tag der offenen Tür statt.
Interessierte Besucher hatten die Möglichkeit, einenganz normalen Tag in der Tagesstätte mitzuerlebenund an Gruppenangeboten teilzunehmen. SowohlBetroffene als auch interessierte Kollegen nutztendie Gelegenheit, sich bei den Besuchern und Mitar-beitern der Tagesstätte über die Arbeit des multipro-fessionellen Tagesstättenteams und die Konzeption
zu informieren und Erfahrungen auszutauschen.Der Vormittag folgte weitgehend dem normalen Pro-gramm. Nach dem gemeinsamen Mittagessen wur-den modellhaft Bewegungsspiele, Musiktherapie,eine Mosaik-, Mandala-, Massagegruppe sowie eineSpielerunde und Tischtennis als Schnupperangebotfür Interessierte angeboten. Dies fand bei den Besu-chern regen Anklang. Die Möglichkeit die Tagesstät-te im »normalen Betrieb« kennen zu lernen, wurdevon möglichen Klienten insgesamt gut angenom-men. Auch der Raum für intensive Gespräche mit derFachöffentlichkeit wurde genutzt.
EineWanderaus-
stellung botwährend dergesamten Dauerder 28. Frankfur-ter Psychiatrie-woche Informa-tionen überSelbsttötung und
die Trauer, die nahestehende Menschen danach erfasst. DieAusstellung im Haus am Dom wurde getragen von AGUS –Angehörige um Suizid e. V., eine bundesweite Selbsthilfeor-ganisation für Trauernde, die einen nahe stehenden Men-schen durch Suizid verloren haben, und FRANS, dem Frank-furter Netzwerk Suizidprävention, sowie dem katholischenBildungszentrum Haus am Dom. - Foto Barbara Walzer
»Run afterwork im Ost-
park« hieß es am13. September 2016.Am frühen Abendwaren Bürger, psy-chiatrieerfahreneMenschen, Ange-hörige und Fach-kräfte eingeladen,
gemeinsam ein Zeichen zu setzen für eine offene Psychiatrie.Nach dem Lauf gibt es eine Siegerehrung, Belohnungen,Getränke und einen Snack. Veranstalter waren der BambergerHof und der Frankfurter Verein für soziale Heimstätten e.V. - Foto Barbara Walzer
StadtratStefan Majer
ist in der neuenStadtregierungFrankfurtsneben Personal-angelegenheitenauch zuständigfür Gesundheits-fragen. Unter
anderem bei der Aids-Hilfe Frankfurt am Main und imFrankfurter Verein für soziale Heimstätten hatte er berufli-che Erfahrungen sammeln können. Er ließ es sich deshalbnicht nehmen, bei der Eröffnungsveranstaltung der Psychia-triewoche am 8. September 2016 im Psychosozialen Zentrumein Grußwort zu sprechen und die weitere Unterstützungder Stadt für diese Veranstaltungsreihe zuzusichern.
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Am 7. September 2016, noch vor der Auftaktveranstal-tung der diesjährigen Frankfurter Psychiatriewoche, tra-fen sich wieder knapp zwanzig interessierte Personenzum Trialog Psychose im Café ZeitRaum in Bockenheim.Die Gruppe der Anwesenden war gut gemischt, Psychose-Erfahrene, Angehörige sowie Profis wie Ärztinnen, Pfle-gende, Sozialpädagogen, Psychologinnen.
Wie immer begann der Austausch mit einer Vorstellungs-runde, in der man auch Fragen oder Anliegen vortragenkonnte. So wurde beispielsweise nach Angeboten fürAngehörige in Frankfurt am Main gefragt. Thema wardann auch die begrenzten Möglichkeiten, Unterstützungin der häuslichen Versorgung zu bekommen, wenn manein psychisch krankes Familienmitglied hat, das vielUnterstützung braucht (»Pflegestufe« oder »Pflegegrad«für psychisch kranke Menschen). Betroffene äußertenden Wunsch, etwas über die Krankheit zu lernen unddarüber, wie man seine Ängste besiegen kann.
Längere Zeit besprochen wurde das Thema Gewalt in derPsychiatrie. Hier gab es unterschiedliche Wahrnehmun-gen, von der Meinung Betroffener, dass viel willkürlicheGewalt ausgeübt werde bis zu der Rückmeldung vonAngehörigen, dass sie solche Erfahrungen nicht gemachthätten. Das geplante Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz fürHessen wurde in diesem Zusammenhang auch diskutiert.
Ein heißes Thema waren die Medikamente: Antipsychoti-ka ja oder nein, Vorteile und Nachteile. Die anwesendenAngehörigen schilderten hier durchaus ihre Sorgen,Befürchtungen und Wahrnehmungen, dass Psychophar-maka auf den Menschen, der sie einnimmt, einwirkenund sich damit beispielsweise Verhaltensweisen ändern,aber auch der Körper sich verändert, beispielsweise durcheine Gewichtszunahme. Die Sorge um die Langzeit-Nebenwirkungen wurde besprochen. Andererseits wurdedas Beispiel einer unbehandelten schwer psychotischerkrankten Tochter berichtet, wo die Mutter nicht verste-
In einem Trialog treffen sich Psychiatrieerfahrene, Angehörige und Fachkräfte zueinem gleichberechtigten Austausch mit dem Ziel, ein besseres Verständnis für Psy-chosen zu entwickeln und damit die Arbeit der Psychiatrie zu verändern. In Frankfurtam Main gibt es nun seit zwei Jahren wieder ein solches Forum.
Erzählen und Zuhören
Zwei Jahre Trialog Psychose in Frankfurt am Main
Von Barbara Bornheimer
Der nächste
Frankfurter Trialog Psychose ist am
29. November 2016, Beginn 18.30 Uhr
im Café Zeitraum.
Das Café ZeitRaum ist eine Begeg-
nungsstätte für Personen, bei denen
psychosoziale Probleme bestehen. Sie
können sich hier aufhalten, Kontakte
knüpfen und mit Sozialarbeitern
sprechen. Geöffnet ist das Café
donnerstags, freitags und samstags
jeweils von 14.30 bis 20.00 Uhr.
trialog
Café ZeitRaum
Homburger Straße 36
60486 Frankfurt am Main
cafe@frankfurter‐verein.de
www.frankfurter-verein.de
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hen kann, dass es nicht zur medikamentösen, gegebenen-falls auch Zwangsbehandlung kommt, da die Tochterauch körperlich erkrankt ist und verelendet.
Ein betroffener Besucher sprach das Thema »Sinnestäu-schungen« an: Wie kann ich in der Gegenwart bleiben,wer oder was kann mir helfen herauszufinden, ob bei-spielsweise etwas, das ich als bedrohlich wahrnehme,auch wirklich gefährlich ist? Hierzu gab es wertvolleTipps von anderen Teilnehmenden, beispielsweise meta-kognitives Training oder Psychotherapie in Anspruch zunehmen.
Ausgetauscht wurde sich auch über verschiedene Lebens-formen (Alleinwohnen, Wohngemeinschaft, gemein-schaftliches Wohnen), über Möglichkeiten, sich als Ange-hörige abzugrenzen und zu entlasten sowie fehlendeMöglichkeiten, innerhalb der Gruppe der Angehörigensich gegenseitig mal zu entlasten: »Ich verbringe ein paarStunden pro Woche mit deinem Familienmitglied, dafürmachst Du das umgekehrt mit meinem Angehörigen.«Fazit der Veranstaltung, wieder einmal: Es war ein span-nender Abend mit vielen Beiträgen und regem Aus-tausch.
Das Besondere am Trialog ist, dass einerseits durch dasgegenseitige Berichten der eigenen Erfahrungen das Erle-ben der jeweiligen Gruppe (Angehöriger, Betroffener, Pro-fi) erfahrbar wird; ich aber andererseits durch mein Zuhö-ren ich selbst auch meinen Horizont erweitern kann.Besonders für uns Profis, die wir sonst eher gezielt Fragenstellen und Antworten bekommen, vielleicht aber nichtdas subjektive Erleben des anderen in den Vordergrundstellen, ist der Trialog eine wertvolle und bereicherndeErfahrung.
Dr. Barbara Bornheimer
ist Fachärztin für Psychia-trie und Psychotherapieund Leitende Ärztin der
Vitos Klinik Bamberger Hofin Frankfurt am Main.
www.vitos-hochtaunus.de
Thesen zur Trialogischen Psychiatrie
Während einer Tagung der Deutschen Gesellschaftfür Soziale Psychiatrie wurden im Jahre 2003 die folgenden »Magdeburger Thesen zur TrialogischenPsychiatrie« verabschiedet.
These 1: Psychiatrie-Erfahrene, Angehörige psychischkranker Menschen sowie Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter in allen psychiatrischen Handlungsfeldern,die miteinander auf gleicher Augenhöhe in Aus-tausch treten, pflegen den Trialog.
These 2: Im Trialog gehen Psychiatrie-Erfahrene,Angehörige und in der Psychiatrie Tätige jeweils alsExperten in eigener Sache aufeinander zu, um voneinander zu lernen. So entsteht erst die Chance, psy-chiatrisches Denken und Handeln auf eine erfah-rungswissenschaftliche Basis zu stellen.
These 3: Der Trialog trägt dazu bei, die einseitigeDefinitionsmacht der psychiatrisch Tätigen in einedemokratische Handlungskultur zu überführen,indem er allen Beteiligten ermöglicht, einen Perspek-tivwechsel vorzunehmen und einen offenen Diskurszu führen.
These 4: Die Verwirklichung einer demokratischenPsychiatrie, die auf dem Trialog fußt, erfordert die vol-le Unterstützung der Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahre-ner und Angehöriger.
These 5: In allen Fragen● der Planung und strukturellen Weiterentwicklung
gemeindepsychiatrischer Angebote● von Gesetzesnovellierungen für den gesamten
psychiatrischen Bereich● der Aus-, Fort und Weiterbildung psychiatrisch Täti-
ger in allen Arbeitsfeldern● der psychiatrischen Forschung● der Entwicklung und Weiterentwicklung von Quali-
tätsstandards für eine trialogische Praxis● der Weiterentwicklung des gesetzlich festgelegten
Grundsatzes: »Ambulant vor stationär«● und der Forderung Selbsthilfe vor Fremdhilfesind grundsätzlich Vertreterinnen und Vertreter derPsychiatrie-Erfahrenen und Angehörigen auf Bundes-,Landes- und kommunaler Ebene demokratisch zubeteiligen!
These 6: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer derMagdeburger Tagung: »Selbstbestimmt leben - Werk-statt Trialogische Psychiatrie« rufen alle fachlich undpolitisch Verantwortlichen in der BundesrepublikDeutschland auf, die Weiterentwicklung einer »Trialo-gischen Psychiatrie« zu fördern und auf allen Ebenendurchzusetzen! Die Teilnehmerinnen und Teilnehmerder Magdeburger Tagung erklären sich bereit, dieIdee des Trialogs in ihren jeweiligen Handlungsfel-dern bekannt zu machen und weiter zu entwickeln.
Magdeburg, 29. März 2003
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Menschen in psychischen Ausnahmesituationen undderen Angehörige haben meist nicht (mehr) viel zulachen. Darf man ihnen trotzdem mit Humor begegnen?Ist Humor nicht vielleicht als erleichterndes Kommunika-tionsmittel und Türöffner zu einer vertrauensvollenBeziehung geeignet?
Dies sind nur zwei von vielen Fragen, die man sich beimThema Humor in der psychosozialen Versorgung stellenkann. Konrad Lorenz sagte schon: »Ich glaube, dass wirden Humor heute noch immer nicht ernst genug neh-men.« In meinem Praxishandbuch »Humor in der psychi-atrischen Pflege« beleuchte ich den Einsatz von Humorim Umgang mit psychisch erkrankten Menschen undderen Angehörigen genauer.
Humor hat eine gesundheitsfördernde Wirkung undspielt deshalb eine tragende Rolle in der Prävention,Gesundheitsentstehung (Salutogenese), Gesunderhal-tung, Selbstbefähigung (Empowerment) und der Wieder-genesung (Recovery). Humor stärkt und fördert die Auto-nomie, Selbstheilungs- und Abwehrkräfte. Ebenso machtder Humor uns Menschen resilienter. Manchmal dient erauch als Trotzmacht gegen die Widrigkeiten des Lebens.Man kann also trotzdem darüber lachen und sich vonKrisen nicht so leicht aus der Bahn werfen lassen.
Auf der Suche nach Sinn kann Humor ebenfalls behilflichsein. Sinn für Humor hat jeder Mensch. Manchmal istdieser allerdings Schwankungen unterworfen oder aufGrund der Schwere des Erlebten oder der Erkrankungnicht sichtbar. Professionelle Helfer sollten den Sinn fürHumor gemeinsam mit dem Betroffenen wecken, fördernund pflegen, damit auch in Krisenzeiten darauf zurückge-griffen werden kann. Humor ist eine äußerst wichtigeRessource von psychisch kranken Menschen. Seine psy-chohygienische Komponente trägt aber auch für profes-sionelle Helfer viel Hilfreiches und Heilendes in sich (z. B.als Burnout-Prophylaxe).
Humor kann in der psychiatrischen Pflege helfen, das psychische Leiden von Men-schen zu lindern. Angehörige und Profis können in einem neuen Buch lernen, wie siemit Humor manche Situation besser bewältigen können.
Lachen ist die beste Medizin
Humor in der psychiatrischen Pflege
Von Jonathan Gutmann
Jonathan Gutmann arbeitet als Fach-pfleger für Psychiatrische Pflege in derKlinik Hohe Mark in Oberursel. Dane-ben ist er Burnout-Berater und Stress-bewältigungstrainer.
Er ist Autor des Buches »Humor in derpsychiatrischen Pflege« (Hogrefe Ver-lag, Bern 2016. 312 Seiten. 29,95 Euro.ISBN 9783456856278).
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Neben theoretischen Hintergründen werden im Buch vie-le Tipps und Hinweise für den Einsatz von Humor in derPraxis vermittelt. Veranschaulicht werden diese durchverschiedene Praxisbeispiele aus dem psychiatrischenAlltag. Am Ende des Buches befindet sich ein Leitfadenfür die genaue Herangehensweise zur Einführung vonHumor am Arbeitsplatz.
Der Anhang des neuen Buches beinhaltet unter anderemdrei Interviews im Stile eines Trialogs, mit einem Exper-ten durch Fachwissen (Prof. Dr. Dr. Rolf Dieter Hirsch),einer Expertin aus Erfahrung (Sibylle Prins) und einerExpertin durch Miterleben (Irmela Boden). Der bekannteamerikanische Arzt und Clown Patch Adams trägt mitseinem Brief ebenfalls einen wichtigen Teil zum Ver-ständnis des Phänomens Humor bei. Die Ergebnisse einerOnline-Umfrage »Auswirkungen von Humor auf dieDepressionsbehandlung« liefern Fakten, dass sich Humorund Professionalität nicht ausschließen müssen undHumor sogar in der Behandlung äußerst willkommen ist.
Wichtig ist, dass Humor immer freiwillig angewandt undniemals verletzend oder kränkend eingesetzt wird, son-dern nur wohlwollend und liebevoll. Damit schafft manVertrauen, festigt eine Beziehung, durchbricht festgefah-rene Denkmuster, ermöglicht neue Sichtweisen, ver-schafft Ablenkung und erheitert sein Gegenüber. Humorzählt für mich zu den Schlüsselqualifikationen von Mitar-beitern in der psychosozialen Versorgung und sollte psy-chisch kranken Menschen nicht vorenthalten werden.
Nehmen wir uns das Zitat von Marie von Ebner-Eschen-bach: »Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie dieWelt morgen aussieht« zu Herzen und sind heute humor-voll, ist die Welt morgen vielleicht schon ein wenig bun-ter und fröhlicher. Neben psychiatrisch Pflegenden kanndas Buch auch für andere Berufsgruppen, die mit psy-chisch erkrankten Menschen arbeiten, eine bereicherndeLektüre sein.
Täglich erreichbar unter
069 - 6113 75
Montag bis Freitag 17:00 bis 01:00 Uhr
Samstag, Sonntag und an allen Feiertagen09:00 bis 01:00 Uhr2
Telefonische Beratung, Unterstu tzung und Hilfestellung in psychischen Krisen und Notlagen,
Vermittlung ärztlicher Hilfe und Anlaufstelle außerhalb der normalen Öffnungszeiten der Dienste
des sozialpsychiatrischen Hilfesystems. Finanziert vom Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt
Mitglied im Frankfurter Netzwerk Suizidprävention
Der Psychosoziale Krisendienst wird organisiert von den Ambulanten Diensten der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt e.V.
Darmstädter Landstraße 104 · 60598 Frankfurt am Main · 069 - 68 60 19 93 · [email protected]
www.bsf-frankfurt.de
www.krisendienst-frankfurt.de
Krisendienst Frankfurt
BETREUUNGSVEREIN Frankfurt am Main e.V.
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Die Sozialpsychiatrie hat in vierzig Jahren die Betreuungvon Menschen mit psychischen Erkrankungen revolutio-niert. Tagesstätten wurden eingerichtet, Wohnheime auf-gebaut, Werkstätten und Integrationsfirmen geschaffen.
Doch auf dem Zenit ihrer Entwicklung muss sie sich neuerfinden: Einrichtungen wieder auflösen, den Menscheninklusive Wohn- und Arbeitsformen bereitstellen. Mitdem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonventionvon 2008 kam der Stein ins Rollen. Am 1. Januar 2017 sollin Deutschland das Bundesteilhabegesetz in Kraft treten.Die nachfolgenden Zukunftsvisionen sind Impulse undAnregungen des Autors. Die Stiftung Lebensräume wirdin einer der nächsten Ausgaben ihre Ideen für dieZukunft der Psychiatrie vorstellen.
Sozialpsychiatrie 40.0 – Integration wargrößtmögliches Ziel
Sukzessive wurden im 20. Jahrhundert die »Nervenkran-ken« als »Verrückte« ausgegrenzt und eingesperrt. Abden 1975er Jahren wurden sie vorsichtig Schritt fürSchritt mit psychiatrischem Krankenpflegepersonal,Sozialarbeitern und Pädagogen in eigens errichtetenWohnheimen versorgt und schrittweise in die Gesell-schaft zurückgeführt.
Das Thema »Psychische Erkrankung« ist in der Mitte derGesellschaft angekommen. Es ist weder quantitativ mög-lich wie qualitativ sinnvoll, die Erkrankten aus ihrensozialen Wohn- und Arbeitsorten herauszunehmen, siein Einrichtungen zu versorgen und später wieder auf-wendig in die Gesellschaft zu integrieren. Zu hoch sinddie volkswirtschaftlichen Kosten, zu stark der Eingriff indas selbstbestimmte Leben der Betroffenen.
Neue Konzepte sind notwendig. Aber der Übergang zurinklusiven Gesellschaft fällt gerade den Institutionennicht leicht – Profis wie Klienten. Vier Jahrzehnte »Inte-gration« haben Spuren in den Helferköpfen hinterlassen.
Inklusion – eine neue Mode?
Ohne Zweifel sind Bildungs- und Teilhabeprojekte seitInkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention hochim Kurs, lassen sich mit EU- und Bundesfördertöpfennach Vorlage guter Konzepte auf die Beine stellen. Auchist unbestritten, dass verstärkt bei behinderten Kindernund Jugendlichen in Schulbildung sowie in Ausbildungund Beschäftigung investiert werden muss. Hier kannam meisten erreicht und alltagsorientierte Teilhabeunter Kindern früh erlernt werden, ohne dass sie kosten-
Sozialpsychiatrie: morgenNach der Reform ist vor der Reform – Gedanken von Johann Kneißl
Lebensräume
Das macht die Sozialpsychiatrie gut ...die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Hilfs-angeboten für Menschen mit schweren psychischen Stö-rungen
die Kooperationen sind die Grundlage zur Teilhabe undIntegration in die Gesellschaft
Das wäre noch zu tun ...Finanzierung aller Hilfsangebote möglichst aus einemBudget
übergreifende Modelle für Heranwachsende beim Über-gang von der Kinder- und Jugendpsychiatrie zurErwachsenenpsychiatrie
neue Konzepte und Versorgungsstrukturen für älterwerdende Menschen mit Psychosen
Dr. med. Udo Wortelboer, Chefarzt der Asklepios Klinik für Seelische
Gesundheit in Langen
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und personalaufwendig im Erwachsenenalter hergestelltwerden muss.
Doch immer noch beschäftigen in Deutschland rund39.000 Unternehmen keinen schwerbehinderten Men-schen, leisten mit der Ausgleichsabgabe lieber dieZwangszahlung. Verkehrte Welt. Kindergärten und Schu-len sind zur Inklusion gesetzlich verpflichtet worden,erhalten zusätzliches pädagogisches Personal. Undwarum soll nach der Schule die Inklusion in Ausbildungund Arbeit aufhören?.
Was möchten die Psychiatrieerfahrenen,was die Profis?
Lebensräume hat nachgefragt und einige Stimmen ein-geholt (vgl. Textkästen). Erkrankte lehnen qualifizierteUnterstützung keineswegs ab. Im Gegenteil, sie wün-schen eine Beibehaltung der zahlreichen Möglichkeiten;fordern ein Wochenendangebot und eine personelle Auf-stockung der Institutsambulanzen.
Unüberhörbar sind aber auch ihre Wünsche nach ande-ren Wohnformen und ein Arbeiten in Betrieben. Sie for-dern »mehr Wohngemeinschaften«, auch welche, wo»Tiere erlaubt« sind und wünschen sich höhere Anstren-gungen seitens der Wohlfahrtsträger, mehr Firmen füreinen Zugang in den ersten Arbeitsmarkt zu akquirieren.
Auch die befragten Profis möchten den Fokus vermehrtauf Beschäftigung und Arbeit legen bei einem angemes-senen Entgelt. Sie fordern eine Finanzierung aller Hilfenaus einem Budget und mehr Flexibilität bei den Kosten-trägern, Modelle für Heranwachsende und neue Konzep-te für ältere Menschen. Es brauche mehr offene Angebo-te für ein kurzfristiges Andocken ohne große Aufnahme-formalitäten, auch mehr ambulante Plätze..
Zukunftsvision 1: Wohnheime auflösen
Wohnheime sollten in geräumige 4-Zimmerwohnungenfür Wohngemeinschaften umgebaut und somit aufgelöstwerden. Menschen mit Behinderungen leben zukünftig inStadtquartieren und Wohnanlagen – entsprechend ihresWunsches alleine oder in Wohngemeinschaften, maximal6 bis 8 Menschen pro Quartier. Kleine Dreifamilienhäusermit zwei Wohngemeinschaften können eine Alternativesein für Menschen mit größerem Schutzbedürfnis; ein-schließlich Garten und Concierge im Haus, der abendsnach seiner Berufsarbeit ansprechbar ist.
Erforderliche fachliche Unterstützung wird aufsuchendnach Bedarf ambulant erbracht. Die Herausforderungwird in den anwachsenden Großstädten sein, bezahlba-
ren Wohnraum zu finden. Moderne Wohngemeinschaf-ten mit kleinem Privatbereich als Wohnatelier undgemeinsam genutzter Küche mit Ess- und Wohnraumkönnten die Kosten senken. Hier sind auch Architektengefordert, gemeinschaftliche Wohnideen zu entwickeln.
Zukunftsvision 2: Arbeiten in Firmen
Werkstätten, Tagesstätten und Integrationsfirmen leis-ten große Anstrengungen, Arbeitsaufträge zu akquirie-ren. Alle kommen an ihre Grenzen und zuletzt sind auchnoch die Psychiatrieerfahrenen unzufrieden.
Sie möchten in richtigen Firmen arbeiten – auch besserbezahlt werden, mehr als 150 Euro bei 30 Wochenarbeits-stunden dazuverdienen dürfen. Die Ausgrenzung vomArbeitsmarkt scheint für psychisch Kranke der härteste»Brocken« zu sein.
Chronisch Erkrankte sind heute vom Arbeitsmarkt »aus-sortiert«, genügen nicht den Anforderungen nach Flexi-bilität, Leistungsfähigkeit, Mobilität. Wir brauchen drin-gend eine neue Arbeitskultur, die auch Menschen mit»Minderleistungen« akzeptiert. Wohlfahrtsverbände tre-ten seit Jahren mit ihren Integrationsanstrengungen aufder Stelle. Warum sollen nicht drei Schwerbehinderte aufeiner vollen Hausmeisterstelle arbeiten? Auf die Firmaentfallen die Personalkosten für eine volle Stelle, sie
Lebensräume
Das macht die Sozialpsychiatrie gut ...ihre Haltung gegenüber psychisch Erkrankten hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm positiv verändert
neue Bedarfe werden erkannt und es wird versucht, mitProjekten diese abzudecken
es gibt ein breites Angebot an psychiatrischen Hilfen
Erfahrungen zeigen, dass auch chronisch Erkrankte ver-mehrt bei einem Psychotherapeuten oder Psychologen inBehandlung sindgration in die Gesellschaft
Das wäre noch zu tun ...es fehlt an bezahlbarem Wohnraum
Stichwort Inklusion in Offenbach: Das Zusammenlebenund Zusammenarbeiten mit z. B. kleinen Jobs könnte ver-bessert werden
es fehlt an offenen Angeboten, wo ein kurzfristiges Ando-cken möglich ist, oft sind die Aufnahmemodalitäten zuzäh und langwierig
gerne mehr Plätze in den ambulanten wie teilstationären Angeboten
Andrea Buchert, Ergotherapeutin, Ressortleiterin Teilhabe,
Lebensräume Tagesstätte Offenbach
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erhalten für die Beschäftigten einen Nachteilsausgleichaus dem Topf der Ausgleichsausgabe, dieser wird an dieMitarbeiter ausgezahlt.
Arbeitserzieher und Sozialarbeiter arbeiten in Unterneh-men, haben dort ihre Sozial- und Arbeitsräume, psychischKranke können sich nach zwei Arbeitsstunden zu einerPause zurückziehen, haben Ansprache und Unterstützung,erhalten Assistenz am Arbeitsplatz. Betriebsausstattungund Arbeitsmaterial ist für die Beschäftigten vor Ort.Auch Ausbildung und Qualifizierung findet in den Betrie-ben statt – die Berufsschulen arbeiten inklusiv.
Die Menschen sind von Anfang an dabei, Qualifizierun-gen außerhalb von Betrieben mit anschließender Jobsu-che gibt es nicht mehr, ebenso kostenaufwendige Trans-porte von Gütern zwischen Firmen und Behinderten-werkstätten.)
Zukunftsvision 3: Finanzierung aus einemBudget
Die Forderung nach der Finanzierung aller Leistungenaus einem Budget ist gerade für die Profis eine unüber-hörbare Forderung. Zu bürokratisch und aufwendig istdas aktuelle Verfahren, bei dem Eingliederungs-, Rehabi-litations- und Pflegeleistungen aus verschiedenen Berei-chen der Sozialgesetzbücher einzeln beantragt undfinanziert werden müssen (Integrationsamt, Kranken-kasse, Rentenkasse, Pflegekasse). Ein Vorbild könnte dasPersönliche Budget sein, das seit 2008 gesetzlich veran-kert ist und trägerübergreifend gewährt werden kann.
Betroffene können einen gewissen Geldbetrag (durch-schnittlich werden 200 bis 800 Euro beantragt) aus demGesamtbudget der ihnen zustehenden Dienst- oder Sach-leistungen für Rehabilitation, Teilhabe und Pflege selbstverwalten und sich Teilhabeleistungen bei Einrichtun-gen, Firmen und Personen frei »einkaufen« (z. B. Assis-tenz bei Haushalt und Pflege, Freizeitgestaltung oderArbeitsplatzassistenz). Sie entscheiden somit als »Exper-ten« selbst, welche Hilfe für sie die geeignete ist undwelche Personen sie zu welchem Zeitpunkt erbringensollen. Leistungen verschiedener Sozialgesetzbücher (z. B.SGB V, IX, XI und XII) können zusammengeführt werden.
Hier könnte auch der Ansatz für die Forderung nacheiner Finanzierung aus einem Budget für Gesundheit,Wohnen und Arbeit liegen.
Zukunftsvision 4: Offene Orte der Begegnung
Orte der Begegnung und des sozialen Austausches, wieihn heute Tagesstätten als Teil ihres Angebots anbieten,müssen ausgebaut und neu gedacht werden. Orte, woman nichts tun muss, wenn man nicht kann. Eine Tages-stätte mit rund 50 Plätzen für eine Stadt wie Offenbachmit 132.000 Einwohnern ist definitiv zu wenig.
Es braucht mehr Orte in den Stadtquartieren zur Kon-taktaufnahme. Das können bestehende Quartier-Zentrenin Stadtteilen sein mit Mittagstisch und Kaffeeangebotam Nachmittag, Spieletreffs, Urban Gardening.
Das Quartier-Zentrum erhält Mittel der Eingliederungs-hilfe für Sozialarbeiter, Landschaftsgärtner, Freizeitpäda-gogen. Die Besucher entscheiden selbst, wann und wieoft sie sozialen Austausch brauchen und was sie machenmöchten. Und sonntags wird ein Frühstücksbuffet fürQuartiersbewohner angeboten – dazu Gemüse aus demQuartiersgarten verkauft..
Zukunftsvision 5: Das neue Bundesteilhabe-gesetz
Das Bundeskabinett hat im Juni 2016 nach mehrjährigemVorlauf den überarbeiteten Entwurf des Bundesteilhabege-setzes verabschiedet und dem Bundestag zur Beschlussfas-sung vorgelegt. Damit ist der lang erwartete Startschussfür das neue »Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbst-bestimmung von Menschen mit Behinderungen« gefallen.Es soll stufenweise beginnend vom 1. Januar 2017 bis 2020in Kraft treten, denn die Umstellungen in Ämtern undBehörden brauchen Zeit. Bereits 2013 hat das Bundesminis-terium für Arbeit und Soziales das »Programm zur intensi-vierten Eingliederung und Beratung von schwerbehinder-
Lebensräume
Das macht die Sozialpsychiatrie gut ...Betreutes Wohnen hat sich in den letzten Jahren verbes-sert; früher wurde zu sehr in die Privatsphäre eingegriffen
breites Angebot für psychisch Erkrankte soll beibehaltenwerden
Das wäre noch zu tun ...ein Wochenendangebot ist notwendig; Betroffene fallenoft in ein Loch
die Institutsambulanz ist personell unterbesetzt, manmuss lange warten, oft ist kein Arzt da, man wird dannauf Station geschickt
mehr neue Wohngemeinschaften schaffen
Wohngemeinschaften anbieten, wo Tiere erlaubt sind –das steigert die Lebensqualität
Firmen werben, die einen Einstieg auf den ersten Arbeitsmarkt erleichtern
Besuchergruppe der Lebensräume Tagesstätte Offenbach
Das macht die Sozialpsychiatrie gut ...im Kreis Offenbach sind die Unterstützungsangebote flächendeckend gut erreichbar
das Angebot ist vielfältig
Das wäre noch zu tun ...die Zuständigkeit der Kostenträger sollte flexibler gestaltetwerden, die Reibungsverluste sind oft zu hoch
bei der Arbeit mit Klienten sollte vermehrt der Fokus aufBeschäftigung und Arbeit gelegt werden, dazu gehört auchangemessenes Entgelt
die Vernetzung mit nicht-psychiatrischen Angeboten, Einbe-zug des »Sozialraums« muss verbessert werden
Julia Körlin, Ärztin für Neurologie und Psychiatrie,
Leitung Sozialpsychiatrischer Dienst Kreis Offenbach
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ten Menschen« für die Teilhabe am Arbeitsleben auf denWeg gebracht. In der Region Offenbach wird es seit 1. Juli2015 trägerübergreifend mit dem Projekt »All inklusiv«umgesetzt (www.allinklusiv-jobs.de).
Mit dem neuen Bundesteilhabegesetz soll die Eingliede-rungshilfe vom »Fürsorgerecht« in ein Teilhaberechtumgestaltet werden. Sozial- und Arbeitspolitiker haltenes als eine der großen sozialpolitischen Reformen deraktuellen Legislaturperiode und loben die eingearbeite-ten Verbesserungen gegenüber dem Referentenentwurfvom April 2016. Dieser war bei Verbänden wie Selbst-hilfeorganisationen auf Kritik gestoßen. Die zwei großenNachbesserungen: Erstens werden ab 2020 sowohl Ein-kommen als auch Vermögen des Partners nicht mehrangerechnet. Menschen mit Behinderungen könnendamit Ehen und Lebenspartnerschaften eingehen, ohnedass dies zu finanziellen Einschnitten beim Partnerführt. Beziehen zweitens erwerbstätige Menschen mitBehinderung gleichzeitig Leistungen der Eingliederungs-hilfe und Hilfen zur Pflege, dürfen ab 2017 bis zu 27.600Euro und ab 2020 bis zu 50.000 Euro anrechnungsfreiangespart werden. Doch bei genauer Betrachtung wirddies den meisten Behinderten nichts nützen, da siezusätzliche existenzsichernde Leistungen wie Hilfe zumLebensunterhalt, Unterkunft und Heizung oder Hilfe zurPflege über ambulante Sozialhilfe zusätzlich zur Pflege-versicherung beziehen. Für diese Menschen bleibt es beider geringen Grenze von 2.600 Euro.
Ein breites Verbändebündnis, dem auch der ParitätischeWohlfahrtsverband angehört, fordern in ihrem Aufruf»Nachbesserung jetzt« vom 21. Juli 2016, auch die anrech-nungsfreie Vermögensgrenze für Bezieher von Grundsi-cherung anzuheben. Weitere Nachbesserungsforderun-gen des Aufrufs sind: Der leistungsberechtigte Personen-kreis wird im Entwurf zu stark eingeschränkt, da dauer-hafte Unterstützung in fünf von neun Lebensbereichennachgewiesen werden muss. Die vorgesehene Kann-Regelung begründe keinen Rechtsanspruch.
Ein weiteres Problem stelle die Herauslösung der Einglie-derungshilfe aus dem SGB XII und die Überführung indas SGB IX dar. Die Eingliederungshilfe, muss Hilfe auchweiterhin für behinderte Menschen mit Pflegebedarfnach dem Grundsatz »Reha vor und bei Pflege« gelten.Sie benötigen Eingliederungshilfe und Pflege, beispiels-weise Unterstützung beim Erwerb von alltagsprakti-schen Fähigkeiten zur selbstständigen Haushaltsfüh-rung. Der Vorrang der Pflege vor Eingliederungshilfewird abgelehnt. Eine Anhebung der Ausgleichsabgabewird für die 39.000 Unternehmen gefordert, die keineneinzigen schwerbehinderten Menschen beschäftigen.Das Bundesteilhabegesetz wird die Teilhabe und Selbst-bestimmung von Menschen mit Behinderungen trotzKritik zweifellos stärken. Aber ohne die Anstrengungen
der Solidargemeinschaft wird die Inklusion nicht voran-kommen. Nicht ohne Lohn. Profitieren werden alle –nicht nur die Menschen mit Behinderung.
Johann KneißlJohann Kneißl ist mit seiner Agentur »alle Munde –anders kommunizieren« selbstständiger PR-Fach-mann. Er arbeitet für die Branchen Gesundheit, Sozi-alwirtschaft und Arbeitsmarktintegration. Sein zen-trales Thema ist die Teilhabe von Menschen mitBehinderungen. Er unterstützt die Stiftung Lebens-räume bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit.
Kontakt:Stiftung Lebensräume Offenbach am MainStarkenburgring 3163069 Offenbach am MainTelefon 069 838316-20, www.lebsite.de
Lebensräume
Das wäre noch zu tun ...spezielle Angebote für junge psychisch erkrankte Menschen
Angebote am Wochenende
klar strukturierten Wegweiser durch den Dschungel derAngebote im Kreis Offenbach
Inklusion in das GemeindelebenMonika Hubert, stellvertretende Vorsitzende Stiftung Lebensräume
Offenbach und Betriebsleiterin Gemeindepsychiatrisches Zentrum
Ost- und Westkreis Offenbach
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Neues Angebot für Angehörige demenzkranker Menschen
Am Universitätsklinikum Frankfurt am Main ist eine neueInformationsgruppe für Angehörige demenzkranker Men-schen ins Leben gerufen worden. Die Informationsgrupperichtet sich an Angehörige demenzkranker Menschen undbietet Informationen rund um die Krankheit, deren Diagnoseund Behandlung sowie Hinweise und Anregungen zu Alltags-problemen sowie zu Fragen hinsichtlich Pflegeeinstufung,Betreuung, Versorgungs-, Beratungs- und Hilfsangeboten. DieTeilnahme ist kostenlos. Die Angehörigengruppe wird ineinem Kooperationsprojekt der Alzheimer Gesellschaft Frank-furt am Main e. V. und der Klinik für Psychiatrie, Psychosoma-tik und Psychosomatik des Universitätsklinikums Frankfurtgemeinsam veranstaltet. Am 13. Dezember 2016, 17.00 bis18.30 Uhr geht es beispielsweise schwerpunktmäßig um»Herausfordernde Situationen und Pflege«. Weitere Hinweisevermittelt die Webseite der Alzheimer Gesellschaft.www.frankfurt-alzheimer.de
Frankfurter Vorträge zur PsychoanalyseDie »Frankfurter Psychoanalytische Freitagsrunde« bietetregelmäßig Vorträge anerkannter Fachreferenten zu aktuellenEntwicklungen in der Psychoanalyse an. Am 2. Dezember 2016,19.45 bis 22.00 Uhr werden Ergebnisse der multizentrischenStudie »Langzeittherapie bei chronischen Depressionen« vor-gestellt. Am 9. Dezember 2016, ebenfalls 19.45 bis 22.00 Uhrwird über »Psychoanalyse und Intersubjektivität - ein Paradig-ma im Prisma theoretischer Perspektive« berichtet. Die Fach-vorträge finden in der Volkshochschule Frankfurt am Main,Sonnemannstraße 13 statt. Der Eintritt beträgt 12,- Euro.www.vhs.frankfurt.de
Frankfurter Werkgemeinschaft expandiertDie Frankfurter Werkgemeinschaft hat eine Vertriebsfirmavon Präsentations- und Serviceartikeln für Buchhandlungenübernommen. Dazu gehören beispielsweise Tragetaschen ausPapier und Plastik, Geschenkpapiere, Dekorationshilfen undDisplays. Die bisherige Marke Livendo mit einem Online-Shopund dem Warenversand soll in die Consors-Betriebe, eineWerkstatt für Menschen mit Behinderung, integriert werden.Die Frankfurter Werkgemeinschaft arbeitet bereits seit eini-gen Jahren für das Versandgeschäft des bisherigen Eigentü-mers von Livendo. Die Consors-Betriebe sind zwei Jahrzehnteauch schon für den Börsenverein des deutschen Buchhandelsund die MVB Marketing- und Verlagsservice des BuchhandelsGmbH aktiv.www.fwg-net.de
Versöhnliches zur Aktion MenschDie Aktion Mensch hat der Bürgerhilfe SozialpsychiatrieFrankfurt am Main e. V. die Förderung eines neuen Fahrzeu-ges zugesagt. Die Bewilligung - bei 20 Prozent Eigenbeteili-gung - betrifft einen neuen Ford Transit, der das bisherigeFahrzeug ersetzen wird, der bereits im Jahre 2006 auch vonder Aktion Mensch gefördert wurde. Das also zehn Jahre alte,gut erhaltene Fahrzeug soll verkauft werden, um einen Teilder notwendigen Eigenbeteiligung zu finanzieren. Der neuewie der alte Transit sind hauptsächlich für die Tagesstätte imEinsatz, können aber von allen Einrichtungen der Bürgerhilfegenutzt werden. Der Vorgang ist insgesamt sehr erfreulich,einerseits wegen der Schnelligkeit der Bewilligung, die frü-her Jahre dauerte, jetzt nur Monate nach Antragstellung ein-traf; andererseits wegen der nun etwas versöhnlicherenStimmung gegenüber Aktion Mensch, welche die Bürgerhilfebeim Start des Wohnheimes Goldstein vor einigen Jahrennach dreijähriger Wartezeit einen hohen Investitionsantragmit dreizeiliger Begründung abgelehnt hatte, was bei uns fürsehr viel Ärger gesorgt hatte. Für diesmal jedenfalls vielenDank! - Gerhard Seitz-Cychy
Nachbarschaftszentrum hat neue AdresseDas Nachbarschaftszentrum Ostend ist von der Uhlandstraßein die Waldschmidtstraße 39 (Ecke Wittelsbacher Allee) umge-zogen. Die Angebote sollen wie bisher erhalten bleiben. Trä-ger des Nachbarschaftszentrums ist der als gemeinnütziganerkannte Verein »Selbsthilfe- und NachbarschaftszentrumOstend«, der Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband ist.www.nbz-ostend.de
»Denkmal der Grauen Busse« soll nach Frankfurtkommen
Um an den Massenmord von Menschen mit geistigen undkörperlichen Behinderungen in der NS-Zeit zu erinnern, willdie Frankfurter Stadtverordnetenversammlung das »Denk-mal der Grauen Busse« nächstes Jahr in die Stadt holen. Imnächsten Jahr feiert das Stadtgesundheitsamt, das an diesenVerbrechen in großem Maß beteiligt war, sein 100-jährigesBestehen. Das begehbare Denkmal besteht aus einem inBeton gegossenen Bus. In grauen Bussen waren die Opfer dersogenannten Euthanasie-Aktion in die Tötungsanstaltengebracht worden. Das Stadtparlament beauftragte denMagistrat auch, das Schicksal betroffener Frankfurter zuerforschen und ein Begleitkonzept zu erarbeiten, das sich mitder Frage beschäftigen soll, was »normal« ist.www.frankfurt.de
LWV-Regionalverwaltung Darmstadt wieder analtem Standort
Die Regionalverwaltung Darmstadt des Landeswohlfahrts-verbandes Hessen ist aus ihrem Übergangsquartier in Wei-
rhein-main-kaleidoskop
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»Treffpunkte«: Sie sind nach Ihrem Ausscheiden beim Frank-furter Verein für soziale Heimstätten noch in einigen Unter-nehmen in Frankfurt am Main aktiv. Welche sind das und wasmachen Sie da?
Schrank: Ich führe die Geschäfte von drei Integrationsunter-nehmen und - gemeinsam mit meinem Kollegen Klaus D. Liedke - die Geschäfte des Verbundes sozialpsychiatrischerAngebote, der VersA Rhein-Main GmbH.
»Treffpunkte«: Sie engagieren sich auch noch in einigen regio-nalen und bundesweiten Gremien?
Schrank: Bei den Blättern der Wohlfahrtspflege - einer derwichtigen Fachzeitschriften der Sozialen Arbeit – darf ich imBeirat mitwirken, ebenso bei dem Zeitschriften- und Seminar-projekt »Klarer Kurs/53° Nord« einer Genossenschaft aus Kas-sel. Und da unser Tagungshotel Hoffmanns Höfe im Verbundder Embrace-Hotels Mitglied ist - dort sind fast alle deutschenIntegrationshotels und einige vergleichbare Hotels aus demdeutschsprachigen Ausland zusammengeschlossen -, arbeiteich dort im Vorstand mit.
»Treffpunkte«: Manche Menschen zieht es im Ruhestand wie-der in die alte Heimat? Sie wollen nicht nach Bayern zurück?
Schrank: Ich wurde zwar als Flüchtlingskind im flachsten Nie-derbayern geboren, lebe aber mein ganzes bewusstes Leben inFrankfurt am Main. Ich bin ein Großstadtmensch, kann mirzwar auch einen Alltag in Amsterdam, Bologna, Havanna oderBarcelona vorstellen, Frankfurt am Main schneidet in dieserRiege aber nicht schlechter ab.
»Treffpunkte«: Sie stehen dem Hype um die Inklusion kritischgegenüber – haben Sie einen Rat für die Psychiatrie-Szene?
Schrank: Der Hype um die Inklusion hat für die Menschen mitBehinderung wenig gebracht. Es ist viel leeres Stroh gedro-schen worden von den Verbänden, der Politik und der Wirt-schaft. Mit naiven Grafiken wurde ein Fortschritt in einer Ent-wicklung konstruiert, der über die Integration zur Inklusionführen soll. 99 Prozent der Bevölkerung haben das bis heutenicht verstanden - ich glaube, die haben Recht. Manche Kon-zepte sind für mich in erster Linie ein Deckmäntelchen fürneoliberale Politik.
Was macht eigentlich...?Er hat die Gemeindepsychiatrie in Frank-furt am Main wesentlich mitgestaltet:Wolfgang Schrank war als Mitglied derGeschäftsführung des Frankfurter Ver-eins für soziale Heimstätten eine der prä-genden Persönlichkeiten in der vor vierJahrzehnten begonnenen Reform dergemeindenahen Versorgung psychischkranker Menschen in der Mainmetropole.Vor einem Jahr ist er in die Rente, abernicht in den Ruhestand gegangen.
terstadt zurück nach Darmstadt gezogen, nachdem die Sanie-rung des Gebäudes am Steubenplatz abgeschlossen werdenkonnte. Die neue (und alte) Anschrift lautet Landeswohl-fahrtsverband Hessen, Regionalverwaltung Darmstadt, Steu-benplatz 16, 64293 Darmstadt. Eine Anfahrtsbeschreibungfindet sich auf der Webseite der Organisation.www.lwv-hessen.de
Ein Teich voll mit TinteDer Frankfurter Arzt Christian Golusda war bis zu seiner Pen-sionierung im Sozialpsychiatrischen Dienst des FrankfurterGesundheitsamtes tätig. Nun hat er ein Kinderbuch der nie-derländischen Schriftstellerin Annie M. G. Schmidt übersetzt,die weltweit als eine der bekanntesten Kinderbuch-Autorin-nen gilt: »Ich kenn einen Mann, der Märchen ersinnt / undschon ganz früh morgens zu schreiben beginnt. / Er schreibtMärchen von Hexen, von Elfen und Feen / von sechs Uhrfünfzehn bis dreizehn Uhr zehn.« Die Reimgedichte erzählenGeschichten: »Sieben kleine Eskimos wohnten dicht am Pol /Sie mussten nicht zur Schule gehn, das fanden sie echt toll.«Oder die Geschichten handeln von Isabella Caramella, »diehat ein Krokodil: Karl-Klaus! Das frisst lästige Besucher auf.«In den Niederlanden sind diese Kindergedichte bereits Klas-siker, nun dürfen sie bei uns entdeckt werden. Sieb Posthu-mas Bilder fügen den Texten eine versponnene, leicht nostal-gische Note hinzu und machen aus der Sammlung auchoptisch einen Leckerbissen.Annie M.G. Schmidt: Sieb Posthuma (Ill.) Ein Teich voll mit Tinte. Reimge-schichten. Aus dem Niederländischen von Christian Golusda. Moritz Ver-lag, Frankfurt am Main. 56 Seiten. 15,95 Euro. ISBN 978-3-89565-324-7.
Lob für Psychosoziale NotfallversorgungIm Sommer hatte ein Mann mit einem Sprung vom Dach derZeilgalerie in der Frankfurter City seinem Leben ein Endegesetzt. Zahlreiche Besucher, darunter Schüler im Alter zwi-schen zwölf und 15 Jahren, Lehrkräfte und weitere erwachse-ne Augenzeugen, mussten danach psychosozial betreut wer-den. Zunächst vor Ort und später im Gesundheitsamt wur-den die Betroffenen von vier Notfallseelsorgern, zwei Kinder-und Jugendpsychologen und zwei Kinderärzten des Gesund-heitsamtes versorgt – nach intensiver Betreuung konntenalle gegen Abend mit Shuttlebussen wieder nach Hausegebracht werden. Der Koordinator der Psychosozialen Notfall-versorgung am Gesundheitsamt Peter Waterstraat lobtedanach die gute Zusammenarbeit von Feuerwehr, Rettungs-dienst und Notfallseelsorge. Das Konzept für die Psychosozia-le Notfallversorgung der Stadt Frankfurt am Main war erstEnde letzten Jahres überarbeitet und seit Beginn dieses Jah-res durch die Ausbildung von Führungskräften umgesetztworden.www.frankfurt.de
Wolfgang Schrank
Informationen
Systemische Psycho-therapie wirktDas Institut für Qualität undWirtschaftlichkeit imGesundheitswesen hat einenPrüfbericht veröffentlicht,der Hinweise für den Nutzenvon systemischer Therapiebei Erwachsenen aufweist.Die beiden systemischenFachverbände begrüßten diepositive Begutachtung undsind zuversichtlich, dass sys-temische Therapie künftig inden Leistungskatalog derKrankenkassen aufgenom-men wird. Besonders klareHinweise auf die Wirksam-keit systemischer Therapiefanden die Forscher für dieStörungsbereiche Angst- undZwangsstörungen sowieSchizophrenie.www.dgsf.org
Zwangsbehandlungmuss teilweise neu gere-gelt werdenEs ist mit der Schutzpflichtdes Grundgesetzes (Art. 2Abs. 2 Satz 1 GG) unvereinbar,dass hilfsbedürftige und ein-willigungsunfähige betreuteMenschen, denen gravieren-de oder gar lebensbedrohen-de Gesundheitsschäden dro-hen, nach geltender Rechtsla-ge nicht notfalls auch gegenihren natürlichen Willenärztlich behandelt werdendürfen, wenn sie zwar statio-när behandelt werden, abereine freiheitsentziehendeUnterbringung daran schei-tert, dass sie sich ohnehinnicht mehr aus eigener Kraftfortbewegen können. Dieshat das Bundesverfassungs-gericht entschieden. DerGesetzgeber muss dieseSchutzlücke nun unverzüg-lich schließen. Die KarlsruherRichter haben angeordnet,dass bis zum Inkrafttreten
einer Neuregelung § 1906Abs. 3 BGB analog anzuwen-den ist.Az.: 1 BvL 8/15
Berliner Psychiatriege-setz verabschiedetDas neue Psychiatriegesetzfür das Land Berlin wurdeverabschiedet und im Gesetz-blatt veröffentlicht. Das»Gesetz über Hilfen undSchutzmaßnahmen bei psy-chischen Krankheiten« stärktdie Berliner Informations-und Beschwerdestelle undzwei Besuchskommissionenwerden eingerichtet. DieZwangsbehandlung ist zwarnoch vorgesehen, wird aberwesentlich eingeschränkt.Der lange Zeit umstrittenePassus, der den Sozialpsychi-atrischen Diensten das Betre-ten von Wohnungen gewäh-ren sollte, wurde im letztenAugenblick gestrichen.www.berlin.de
Psychiatrie im WandelDie Vortragstexte der 10. Psy-chiatrietage im LandkreisMarburg-Biedenkopf im Maidieses Jahres stehen nun imInternet zum Herunterladenzur Verfügung. Das diesjähri-ge Rahmenthema lautete»Psychiatrie im Wandel«.Einzelthemen waren bei-spielsweise die Erfahrungenin der sozialpsychiatrischenBeratung von Migranten, dieChancen der Verhaltensthe-rapie in Kliniken, die Peer-Begleitung von Angehörigenund die Möglichkeiten derSchematherapie.www.psychiatrietage-marburg-biedenkopf.de/Archiv%202016/Psychiatrietage2016.hhtml
Doppeljubiläum 40 Jahre PsychiatrieAnlässlich des doppeltenJubiläums von 40 Jahre Psy-chiatrie-Enquete und 40 Jah-re Dachverband Gemeinde-psychiatrie ist ein Sammel-band erschienen, der die
gemeinsame Geschichte desVerbands, seiner Mitgliederund seiner Mitstreiter aus-führlich darstellt. Die Textestehen im Internet kostenloszum Herunterladen zur Ver-fügung.www.psychiatrie.de/dachverband/40-jahre-dachverband
Berichterstattung zupsychischen Hintergrün-den bei TerrorattentäternkritisiertDie Deutsche Depressionsligafordert mehr Zurückhaltungund Differenzierung in derBerichterstattung bei der For-mulierung psychischer Hin-tergründe bei terroristischenGewalttätern und Amokläu-fern. Angesichts des nurschwer nachvollziehbarenVerhaltens mancher Straftä-ter könne man zwar die Fra-
ge stellen, ob es sich hier umzumindest mitbeteiligte psy-chische Ursachen handele.Eine derartige Aussage lassesich aber anhand der in derRegel geringen vorliegendenInformationen nicht recht-fertigen. Stattdessen werdedurch eine vorschnelle undundifferenzierte Zuordnungvon Gewalt und psychischerKrankheit in der Bevölkerungein falsches Bild forciert, dasdie bereits bestehende Stig-matisierung psychisch kran-ker Menschen zu Unrechtaufrecht erhalte und sogarnoch steigere. Der Anteil derPatienten, von denen tat-sächlich eine Gefahr fürAußenstehende ausgeht, seiim Vergleich zur Gesamtpo-pulation äußerst gering.www.depressionsliga.de
Notizen
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Informationen
Gemma Correll wird von ihrem Verlag als »ungekrönteKönigin aller Nervenbündel und Pessimisten, Profizweiflerund Verzweifelten« vorgestellt, die allen ihren »Leidensge-nossinnen« mit ihrer neuen Veröffentlichung zeigen will:»Du bist nicht allein! Und: Es könnte alles noch viel, vielschlimmer sein!«. Gemma Correll wurde 1984 in Englandgeboren und lebt nun in den USA. Obwohl sie schlecht sieht,schafft sie es, ihr Leben als freie Cartoonzeichnerin, alsAutorin und Illustratorin zu bestreiten. Von Gemma Correllsind bereits mehr als zehn Cartoonbände erschienen.Gemma Correll: Kein Morgen ohne Sorgen. Handbuch für Verzweifel-te. Verlag Antje Kunstmann, München 2016. 112 Seiten. 12,95 Euro.ISBN 978-3-95614-101-0.
Pharmagelder offengelegtDie Pharmaindustrie hatnach einem Bericht von »Zeitonline« im vergangenen Jahrin Deutschland 575 MillionenEuro an Ärzte und Kranken-häuser für Studien, Weiterbil-dungen und Vortragshonora-re gezahlt. 366 MillionenEuro gingen demnach anÄrzte, Kliniken und andereGesundheitsberufe für klini-sche Studien und dieumstrittenen »Anwendungs-beobachtungen«. 119 Millio-nen Euro seien für Vorträgeund Fortbildungen an Ärztegezahlt worden. Mit diesenAngaben haben die forschen-den Pharma-Unternehmenerstmals einen so genanntenTransparenzkodex umge-setzt, zu dem sie sich freiwil-lig verpflichtet haben. Diebeteiligten Unternehmenveröffentlichen ihre Zahlun-gen künftig auf ihren Inter-netseiten (unter dem Stich-wort Transparenzkodex),darunter auch die an einzel-ne Ärzte – wenn diesezustimmen.www.zeit.de
Kein Übereifer imUmgang mit traumati -sierten FlüchtlingenIn Schulungen für Freiwilligein der Flüchtlingsarbeitwarnt der Psychiater undPsychotherapeut Prof. Dr.Andreas Thiel vor übereiltemAktionismus im Umgang mitden Asylsuchenden. Viele derFlüchtlinge kämen zwar ausKriegsgebieten und hättenAngst um Leib und Lebenerleben müssen, sagte derChefarzt des Zentrums fürPsychosoziale Medizin inRotenburg bei Bremen demEvangelischen Pressedienst.Manche von ihnen könntenihre Erlebnisse aber auchohne professionelle Hilfe gutbewältigen. Wenn Flüchtlin-ge nach Deutschland kämen,bräuchten sie zunächst
Sicherheit, menschliche Wär-me und Ruhe. Der Medizinerverweist auch darauf, dassFlashbacks - durch Schlüssel-reize ausgelöste blitzartigeErinnerungen an belastendeErlebnisse - und ein unsiche-rer Aufenthaltsstatus inDeutschland psychische Pro-bleme verstärken können. Inerster Linie müsse sich nacheiner aufreibenden Fluchterst einmal das Umfeld beru-higen und da könnten Ehren-amtliche viel beitragen.www.diako-online.de/Psychiatrie.6448.0.html
»Damit das Leben weitergeht«Die evangelische und diekatholische Kirche haben dieBroschüre »Damit das Lebenweitergeht« veröffentlicht.Mit ihr unterstreichen diebeiden Kirchen den Einsatzzur Suizidprävention, die ins-besondere im ökumenischenAngebot der Telefonseelsorgeeine große Rolle spielt. ImJahr 2015 nahm diese Einrich-tung deutschlandweit etwa56.000 Gespräche entgegen,in denen Menschen von Sui-zid, suizidalen Absichtenoder Erfahrungen sprachen.www.ekd.de/download/suizidpraevention_damit_das_leben_weitergeht.pdf
Etliche Spitzensportlersind psychisch krankAuch Spitzensportler sindanfällig für psychische Stö-rungen, berichtet der Sport-psychiater Frank Schneidervon der Universitätsklinik inAachen in der Wochenzei-tung »Das Parlament«. Dieverfügbaren internationalenZahlen zeigten, dass psy-chische Störungen bei Hoch-leistungssportlern genausooft vorkämen wie in der All-gemeinbevölkerung.Bestimmte psychischeErkrankungen träten abhän-gig von der jeweiligen Sport-art gehäuft auf. So etwa Ano-
rexie (Magersucht) bei Sport-arten wie Kunstspringenoder Turnen, aber auch beimBoxen, wo es darum gehe,das Körpergewicht ständigzu regulieren. Im Spitzen-und Leistungssport würdenhäufig auch Depressionendiagnostiziert oder das, wasals Burnout bezeichnet wer-de. Hinzu kämen Angster-krankungen etwa durch Exis-tenzängste und Schlafstörun-gen durch Wettkämpfe inunterschiedlichen Zeitzonen.www.das-parlament.de
Klinik-Qualitätsberich-te sagen wenig ausDie Bundespsychotherapeu-tenkammer fordert mehrTransparenz in psychiatri-schen und psychosomati-schen Kliniken. Wie viel undwelches Personal die Klini-ken haben, welche Leistun-gen sie damit erbringen undob ihre Behandlungen leitli-niengerecht sind, sei aktuellfür niemanden erkennbar.Das ist das Ergebnis der Stu-die »Die Qualität der Versor-gung in Psychiatrie und Psy-
chosomatik – Eine Auswer-tung der Qualitätsberichteder Krankenhäuser«. DieQualität der Versorgung inKliniken müsse für psychischkranke Menschen, aber aucheinweisende Ärzte und Psy-chotherapeuten erkennbarsein, erklärte der Präsidentder Kammer, Dr. DietrichMunz.www.bptk.de
Stellungnahme zumPatientenwohl im Kran-kenhausDer Deutsche Ethikrat hatunter dem Titel »Patienten-wohl als ethischer Maßstabfür das Krankenhaus« eineumfassende Stellungnahmezur Krankenhausversorgungveröffentlicht. Mit der Stel-lungnahme werden Empfeh-lungen für eine am Patien-tenwohl orientierte Ausge-staltung der Krankenhaus-versorgung ausgesprochen.Insbesondere der zunehmen-de ökonomische Druck imKrankenhausbereich werfeimmer mehr Fragen und Pro-bleme bei der Versorgung
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Informationen
Unser psychiatrischer tagAll
Gesehen in einer Grundschule in Hofheim
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Informationen
ZeitdruckSchneller, höher, stärker - viele Menschenhaben das Gefühl, dem olympischen Motto nicht mehr gewachsen zu sein. -Insbesondere in der Arbeitswelt steigt derDruck, immer mehr leisten zu müssenund zu jeder Zeit verfügbar zu sein. DieBeteiligten in der Psychiatrie – krankeMenschen, Angehörige und Profis – sinddavon nicht ausgenommen. Doch es gibtWege aus dem Hamsterrad.
Die »Treffpunkte« 1/2017 erscheinen am15. Februar 2016. Mit einem Jahresabon-nement von 19,- Euro sichern Sie sich diesofortige Zustellung des jeweils neuestenHeftes.
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Treffpunkte 1/2017
Bürgerhilfe SozialpsychiatrieFrankfurt am Main e. V., Holbeinstraße 25-2760596 Frankfurt am Main
Telefon 069 96201869Fax 069 [email protected]
Ausgabe 2/2016: WohnungsnotViele Menschen haben insbesondere in den Ballungsräumen ihre liebe Not,eine bezahlbare Wohnung zu finden. Für manche psychisch kranken Men-schen liegt diese Schwelle oftmals noch höher. Einige Träger der psychosozia-len Versorgung kümmern sich deshalb darum, eigenen Wohnraum für ihre Klienten zu schaffen.
Ausgabe 3/2016: Selbstachtsamkeit - Auf die innere Stimme hören
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, fordert die Bibel – ein indirekter Hin-weis auf die Bedeutung der Selbstachtsamkeit. Die Beiträge zum Themen-schwerpunkt dieses Heftes beschreiben die Voraussetzungen für Resilienz alsEigenschutz, vom Hören auf den eigenen Körper im Alltag bis zum Stimmen-hören mit und ohne Krankheitswert.
Ausgabe 1/2016: Angehörige psychisch KrankerDie Profis in den Diensten und Einrichtungen der Psychiatrie können irgend-wann nach Hause gehen; die Angehörigen psychisch kranker Menschen abersind immer im Dienst, wie ein Betroffener eindrücklich darlegt. Zusammen-schlüsse von betroffenen Angehörigen können dabei eine hilfreiche Stützesein, denn Angehörige leiden zumindest so viel wie die erkrankten Familien-mitglieder selbst.
Im nächsten Heft:
»Treffpunkte«Die »Treffpunkte« sind ein Forum für alle in der ambulanten,teilstationären und stationären Psychiatrie sowie in der Sozial-psychiatrie Beteiligten. Die Zeitschrift berichtet über allgemeineEntwicklungen; das besondere Gewicht liegt auf regionalenAspekten der Rhein-Main-Region.
Der Jahresbezugspreis für ein Einzelabonnement der »Treffpunkte« beträgt 19,- Euro einschließlich Versandkosten.
Wer die Zeitschrift besonders unterstützen möchte, kann sich zueinem Förderabonnement entschließen: Ab 30,- Euro im Jahrwird jede Ausgabe ins Haus geliefert. Die Ausgaben sind einzelnzum Heftpreis von 5,- Euro erhältlich.
auf. Im Mittelpunkt der Stel-lungnahme steht das Patien-tenwohl, das maßgeblich vondrei Kriterien bestimmt wer-de: die selbstbestimmungser-möglichende Sorge für denPatienten, die gute Behand-lungsqualität sowie dieZugangs- und Verteilungsge-rechtigkeit. Laut Ethikratergeben sich hier unter-schiedliche Konfliktfelder.Diese betreffen vor allem dieschwindenden Möglichkei-ten einer angemessenenKommunikation in der Arzt-Patient-, Pflegende-Patient-und Therapeut-Patient-Bezie-hung und -Kommunikationsowie die zunehmendeSchwierigkeit für die imKrankenhaus Tätigen, ihreberufsethischen Pflichtenumzusetzen..www.ethikrat.org
Hessen schafft Landes-rahmenvereinbarung zurPräventionMit der Unterzeichnung derLandesrahmenvereinbarungwird sich die Prävention inHessen maßgeblich verän-dern, meldet die TechnikerKrankenkasse (TK). Das Hes-sische Ministerium für Sozia-les und Integration, die Kran-kenkassen und weitere Sozi-alversicherungsträger wer-den künftig gesundheitsför-dernde Projekte gemeinsamangehen, »auch um damitschwer erreichbare Zielgrup-pen - wie Erwerbslose, Allein-erziehende und Menschenmit Migrationshintergrund -zu erreichen«, sagt Dr. Barba-ra Voß, Leiterin der TK-Lan-desvertretung Hessen. Erfah-rungen haben gezeigt, dassin der Vergangenheit Präven-tionsangebote von diesenPersonengruppen eher selte-ner in Anspruch genommenwurden. Die TK wertet es alspositives Zeichen, dass beiden Verhandlungen soschnell wie in keinem ande-ren Bundesland ein gutes
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Informationen
Antonio Porchia,italienisch-argentinischerSchriftsteller (1886-1968)
»Wer beabsichtigt, sich von
Verrücktheiten fernzuhalten,
wird verrückt.«
Ergebnis erzielt wurde. Mitder Landesrahmenvereinba-rung sei die Grundlagegeschaffen worden, umgemeinsam sinnvolle Projek-te auf den Weg zu bringen.Die Präventionsgelder könn-ten nun gebündelt unddamit noch effektiver einge-setzt werden, so Voß.www.tk.de/lv-hessen
Hilfsmittelverzeichnisonline abrufbarDas offizielle Hilfsmittelver-zeichnis der gesetzlichenKrankenversicherung istneuerdings bei der Informa-tionsplattform REHADAT imneuen Design, barrierefreiund auch mit mobilen End-geräten abrufbar. Der Spit-zenverband der Krankenkas-sen listet die von der Leis-tungspflicht der Kranken-und Pflegekassen umfasstenProdukte in dem Hilfsmittel-und Pflegehilfsmittelver-zeichnis auf (vgl. § 139 SGB Vi.V.m. § 78 Abs. 2 SGB XI). Bis-her wurden mehr als 20.000Produkte in das Verzeichnisaufgenommen. Es bieteteinen guten Marktüberblickund bildet eine Informati-onsgrundlage für alle amVersorgungsprozess beteilig-ten Personen und Organisa-
tionen. Durch das Verzeich-nis sollen die Voraussetzun-gen für einen qualitätsorien-tierten Wettbewerb geschaf-fen werden.www.rehadat-gkv.de
Neuer Newsletter»Aktion Mensch«Die Aktion Mensch bieteteinen neuen monatlichenNewsletter an, der sich aufdie Förderangebote der Orga-nisation konzentriert. Seitihrer Gründung im Jahr 1964konnte die Soziallotterierund 3,9 Milliarden Euro angemeinnützige Vorhabenweitergeben.www.aktion-mensch.de/projekte-engagieren-und-foerdern/foerderung/foerdernewsletter.html
Schnell erfahren, waslos istMenschen mit psychischenBeschwerden können künftigschnell einen ersten Terminbeim Psychotherapeutenerhalten. Ab dem 1. April 2017können Psychotherapeutenihren Patienten eine Sprech-stunde anbieten. Damit sindkurzfristig Termine von 25oder 50 Minuten möglich, indenen Patienten eine ersteBeratung bekommen. Sieerfahren dabei, ob bei ihnen
Selbsthilfe- oder Beratungs-angebote ausreichen, ob siepsychisch erkrankt sind undwelche Behandlung sie benö-tigen oder ob weitere diag-nostische Abklärungen erfor-derlich sind. Der Gemeinsa-me Bundesausschussbeschloss heute die dafürnotwendige Änderung derPsychotherapie-Richtlinie.www.bptk.de
Yoga bei psychischenStörungenIn einer Metaanalyse werte-ten Jenaer Psychologen Stu-dien zur Wirksamkeit vonkörperorientiertem Yoga beipsychischen Störungen aus.Ihr Fazit: Mit Atem- und Kör-perübungen als zentraleBestandteile stellt diese Formvon Yoga einen vielverspre-chenden ergänzenden Ansatzin der Behandlung psy-chischer Störungen dar. Yogasei eine weit verbreitete Frei-zeitaktivität und gelte damitals niedrigschwelliger, gutakzeptierter Therapieansatz.Es sei kostengünstig undhabe kaum Risiken oderNebenwirkungen.www.aerzteblatt.de/archiv/175449https://idw-online.de/de/news648766
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Fragebogen
1. Was ist gut an der psychosozialen Versorgung in Frankfurt am Main?Ich bin immer noch zu frisch in Frankfurt am Main und so steht es mir nicht zu, mich dazu zu äußern. Fas-zinierend finde ich die vielfältigen psychosozialen Angebote.
2. Was müsste in der psychosozialen Versorgung in Frankfurt am Main dringend verbessert werden?Wie schon bemerkt, bin ich noch zu »unwissend«, was die psychosoziale Versorgung in Frankfurt am Mainbetrifft. Mir fällt jedoch auf, dass der Anteil von Menschen mit psychischen Störungen in meinem jetzigenTätigkeitsfeld, der Bahnhofsmission, nicht unerheblich ist. Manchmal stößt man in der Weitervermittlungan Grenzen. Insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund, bei denen die Kommunikation durchdie Sprachbarrieren erheblich erschwert und oft nur überwunden wird, wenn gedolmetscht wird, sind dieGrenzen des Machbaren schnell erreicht.
3. Welches psychosoziale Angebot ist viel zu wenig bekannt?Leider kann ich auch hier nichts beitragen als »Neuer« in Frankfurt am Main.
4. Welchem Buch wünschen Sie viele Leserinnen und Leser?William Paul Young: »Die Hütte. Ein Wochenende mit Gott«. Nachdem seine Tochter entführt und ermor-det wird, fällt ein Familienvater in Depressionen. Bis er eines Tages einen Zettel im Briefkasten findet: Gottmöchte ihn sehen, in einer Berghütte in Oregon. Obwohl er es für einen Trick des Mörders hält, macht ersich auf den Weg - und trifft auf obskure Gestalten, die der Himmel schickt.
5. Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?»Honig im Kopf« mit Dieter Hallervorden ist ein bewegender Film um ein Mädchen, das ihren an Alzhei-mer erkrankten Opa auf eine Reise nach Venedig entführt. Ein ernstes Thema gut und an vielen Stellenwitzig aufgearbeitet.
6. Sie haben plötzlich einen Tag frei – was würden Sie gerne machen?Einfach einmal alles Loslassen – ein langer Spaziergang mit meiner Frau und unserem Labrador Anton, ent-spannt frühstücken, in aller Ruhe ein Buch lesen.
7. Die Märchenfee erscheint – Ihre drei Wünsche?Ich bin ich zufrieden, so wie es ist. Ansonsten vertraue ich auf Gott.
Carsten BaumannCarsten Baumann wurde 1968 in Wiesbaden geboren, er ist verheira-tet und hat einen zwölfjährigen Sohn. Der ausgebildete Diakon undHeilpädagoge übernahm im Januar 2016 die Leitung der FrankfurterBahnhofsmission, zuvor war er 28 Jahre für die Kreuznacher Diakonietätig. Dort leitete er in den vergangenen Jahren eine Einrichtung fürMenschen mit geistiger Behinderung, in seiner Zuständigkeit war u. a.eine geschlossene therapeutische Wohngruppe. Die Bewohnerinnenund Bewohner werden auf der Grundlage eines systemischen Ansat-zes verhaltenstherapeutisch nach individuell ausgerichteten Konzep-ten betreut – Ziel ist den »Drehtüreffekt« im Rahmen stationärer psy-chiatrischer Aufenthalte zu verhindern. In diesem Zusammenhangbeschäftigte sich intensiv mit dem Thema freiheitsentziehende Maß-
nahmen in vollstationären Einrichtungen. Zusammen mit seiner Frau betreibt er eine Erzie-hungsstelle, das Ehepaar betreut im Rahmen einer Erziehungsstelle zwei Kinder- und Jugendli-che mit erheblichen Verhaltensbeeinträchtigungen.
Sieben Fragen an
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Die Burgerhilfe setzt für die Treffpunkte jedes Jahr hohe Eigenmittel ein,da sie als kleine Zeitschrift – wie viele Printmedien in der heutigen Zeit – nichtkostendeckend erscheinen kann. Helfen Sie mit, dass die Treffpunkte nochlange ein lesenswertes Forum für alle Akteure der sozialen Psychiatrie bleiben.
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Gegen die Tyrannei der NormalitätDie 21. Frankfurter Psychiatriewoche zwischen Baby-Blues und Quetsche-Fest
Treffpunkte
Herausgegeben von der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e. V.
4
Jahre
s-Abonnement19€ für vier Ausgaben
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Samuel Langhorne Clemens (1835-1910)Amerikanischer Schriftsteller, besser bekannt als Mark Twain