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Die NRW-Kugelhaufenreaktoren und ihre Hinterlassenschaften:
Anmerkungen zu einer Problemtechnologie
Dr. Rainer Moormann, AachenEvangelische Gemeinde
Nettetal-Lobberich – Cafe VielfaltInternationaler Versöhnungsbund
29.07.2012
AVR heute
AVR 1983
THTR 1987
Asse-2 Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe WAK
Die drei schwierigsten Hinterlassenschaften der
deutschen Nukleartechnik
Kugelhaufen-HTRa la Jülich
AVR, THTR-300
Asse-2 und WAK gelten als gescheitert, für Kugelhaufen-HTR wird weiter geworben
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Einführung 2 Kugelhaufenreaktoren (Hochtemperatur-
reaktoren, HTR) wurden in NRWbetrieben („Deutsches“ Reaktorkonzept):
AVR Jülich 1966-88, 13 MWel THTR Hamm 1983-89, 300 MWel
Kühlmittel: nicht Wasser, sondern Heliumgas
Moderator: nicht Wasser, Graphit(= Neutronenbremse)
Brennelemente: nicht metallisch, sondern keramisch
Niedrige Leistungsdichte
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Warum Beschäftigung mit den seit 22 Jahren stillgelegten Reaktoren ?
Aufbauend auf angeblich guten AVR-Erfahrungen: Vermarktung von Kugelhaufenreaktoren noch immer als:katastrophenfrei, inhärent sicher, idiotensicher......
AVR = Vorbild für Reaktoren in Schwellenländern wie China, Südafrika (2010 gescheitert), Qatar ? (Polen ?)
Vollständiger Rückbau nicht absehbar, langfristige Belastung für Reaktor- und Zwischenlagerstandorte
Hohe Kosten der Beseitigung für die Allgemeinheit Substantielle Gefährdungsquellen in der Vergangenheit Beispiel für wissenschaftlich verantwortungslosen Umgang mit
Hochrisikotechnolgie (Wissenschaftsbetrug) Kugelhaufen-Kosten weltweit: 20 Mrd € (Geldwert 2012);
bei wissenschaftlich redlicher Behandlung in D wären davon 90 % nicht angefallen
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Kugelhaufenreaktoren - Geburtsfehler1. Keine zeitnahen Messungen im Reaktorkern möglich
(Temperaturen etc.). D.h. zentrale Parameter nur rechnerisch ermittelbar.
2. Reibung von Graphit in Helium sehr hoch(bei der Auslegung übersehen)
Fließverhalten der Kugeln ungleichmäßig Verklemmen von Kugeln
Nukleare Instabilitäten Viel Staub durch Abrieb
3. Schlechte Rückhaltung von einigen radioaktiven metallischen Spaltprodukten in Brennelementen wegen Diffusion (hochkontaminierte Reaktoren)
4. Sehr große Volumina an radioaktivem Abfall Probleme noch ungelöst !
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AVR - Historie 1967 Probleme mit Kugelfließen, Staub, Kugelklemmen........
bagatellisiert, um weitere Entwicklung und Nachfolgereaktor THTR-300 nicht zu gefährden
1974 Temperaturerhöhung im AVR („Weltrekord“), für nukleare Kohlevergasung/Treibstofferzeugung.
Kerntemperaturen für 14 Jahre „unbemerkt“ sehr viel höher als angenommen
Brennelemente werden davon undicht Riesige Mengen an hochtoxischem Strontium und Cäsium
werden in den Reaktorbehälter freigesetzt Ab Mai 1974 keine Strontium-Messungen an Proben vom
Kernaustritt mehr möglich, da zuviel Strontium Faktisch permanenter Störfall
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.............AVR - Historie 1978: Dampferzeugerleck durch überheiße Gassträhnen:
Dampf-/Wassereintritt in Reaktorbehälter über kleines Leck 30 Tonnen Wasser gelangen in 10 Tagen in Reaktorbehälter
Betriebsmannschaft erkannte Problem trotz warnender Anzeigen nicht und schaltete Dampferzeuger nicht ab
Risiken von Wassereinbrüchen: (1) Chemische Reaktionen zwischen Wasserdampf und heißem
Reaktorgraphit explosible Gase (ähnlich Fukushima) Explosion starke Radioaktivitätsfreisetzung in Umgebung Je höher Temperatur, desto mehr explosionsfähige Gase
Damals und bis heute bagatellisiert
Fukushima: Explosion
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.............AVR - Historie ............Risiken von Wassereinbrüchen:
(2)Während des Wassereinbruchs: 2 Tage nuklearer AVR-Betrieb (zum Trocknen....) mit niedriger Leistung (Reaktor-schutzsystem wurde dazu unzulässigerweise manipuliert):
Leistungsbetrieb + flüssiges Wasser im Graphit-Reaktorkern= Gefahr des nuklearen Durchgehens
Dieses Risiko war in Deutschland übersehen worden =„Chernobyl-Syndrom“ des Kugelhaufenreaktors nach
Prof. Benecke, da in Chernobyl Ähnliches passierte (entdeckt erst 1988, Gutachten bis 2011 vertraulich)
Nukleares Durchgehen hätte (mindestens) 250 Liter flüssigen Wassers im Reaktorkern erfordert, d.h. wäre bei großem Dampferzeugerleck möglich gewesen
Leck vergrößerte sich ständig !
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.............AVR - Historie Folgen des Wassereinbruchs:
Eingedrungenes Wasser mit Strontium und Tritium sehr stark kontaminiert (1700 GBq Sr-90, 100000 GBq Tritium)
1 GBq = 1 Mrd Bq (Becquerel)
Abtransport des Wassers in Gefäßen, später über Rohrleitung Über Baufuge ist hochradioaktives Wasser in Grundwasser und
Boden gelangt (Strontium wurde 2000 in Baufuge gefunden) Mischmaschine wurde über Baufuge betrieben, um
hochradioaktives Wasser als Zement zu binden (!) Details = unbekannt, da erst 21 Jahre später (1999) entdeckt Strontium ist noch vor Ort, Tritium ist mit Grundwasser
weitergewandert, verdunstet.... Bis heute verschleiert und geschönt
Kann Zusammenhang ausgeschlossen werden ?
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.............AVR - HistorieKlärungsbedarf:
Wie genau ist die Verseuchung entstanden ? Wieso konnte die Verseuchung 22 Jahre unentdeckt bleiben ? Kann es weitere noch unbekannte Vorfälle dieser Art gegeben haben ? Warum wurden Verseuchungsvorgänge dieser Größenordnung
amtlicherseits als „unbedeutend“ eingestuft ? Ist Tritium in die Nahrungskette gelangt ? Kann Zusammenhang zum Kinder-Leukämiecluster 1980 - 93 um Jülich
gesichert ausgeschlossen werden ?
Strontiummessung im wassergefüllten Fundamentbereich des AVR-Reaktors
(Schutzkleidung)
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.............AVR - Historie 1987: Beschluss der AVR-Stilllegung zum 31.12.1988 vermutlich als
Folge: a. der unbefriedigenden Sicherheitsüberprüfung nach Chernobyl
b. der hohen AVR-Betriebskosten (4 – 5 faches des Stromerlöses) 1987/88: Alarmierende Ergebnisse der Messkampagne für die
Kerntemperaturen: um ca. 300°C zu hoch Anfang 1988: AVR-Betrieb wird stark eingeschränkt Vorgang wird in den allgemein zugänglichen AKW-Meldelisten von
der Behörde verschwiegen (Furcht vor Blamage ?)
21.07.78
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THTR - Historie
o 1983-1989: THTR-300-Betrieb in Hamm von Pannen und Störfällen begleitet:
Bauzeit mehr als 2.5-fache der Planung THTR-300 Baukosten 1985: 4.5 Mrd DM (geplant 700 Mio DM),
überwiegend Steuergelder ähnliche Probleme wie beim AVR und weitere Probleme zusätzlich 1982: THTR-Gesellschaftsanteile faktisch wertlos. Gesellschafter
versuchen vergeblich, sie abzustossen 18000 beschädigte/zerdrückte Brennelemente nur 14 Monate Leistungsbetrieb (Volllast) 04.05.1986: Vertuschungsversuch nach Störfall mit
Radioaktivitätsfreisetzung unmittelbar nach Chernobyl-Unfall August 1989 am Rande der Insolvenz (Bund zahlt 92 Mio DM) danach endgültige Stilllegung, da keine Einigung, wer zu erwartende
hohe betriebliche Verluste (bis 650 Mio DM für 2 Jahre) ausgleicht Rückbau ab 2027 ? Kostenschätzung 1 Mrd € mit steigender Tendenz
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Zusammenbruch der Kugelhaufenreaktoren in D usw.
1987-90: Massive Einschnitte bei Kugelhaufenreaktorentwicklung inD, nur FZJ und Hochschulen verbleiben mit geringen Kapazitäten
Totaler Rückzug von Industrie und Energiewirtschaft (bis heute) u.a. wegen des teuren THTR-300-Misserfolgs
Seit 1989 Dolchstosslegende „HTR-Ende = rein politisch motiviert“ Seit 1986: Aggressive Werbekampagnen der deutschen Kugel-
haufencommunity im Verein mit LaRouche-Politsekte, Werhahn-Konzern, einzelnen NRW-Politikern (Thoben, Pinkwart...)
Nach Fukushima: „Umsteigen statt Aussteigen......“
Beispiele HTR-Werbung2004-2008
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Technologieexport Ab 1987: Transfer des Kugelhaufen-know-hows nach China und
Südafrika trotz geltender Embargos Apartheid-Südafrika plante Atom-U-Bootantrieb
mit Kugelhaufenreaktor auf AVR-Basis (sichereAufbewahrung der 6 Atombomben des Regimes)
1993: Umwandlung in ziviles Projekt (PBMR)intensive offizielle Unterstützung aus Jülich
2010: endgültiges Scheitern aus technischen und sicherheits-technischen Gründen.
Kosten des PBMR-Abenteuers: 1.5 - 2 Mrd € China baute 2000 Mini-AVR (HTR-10); offenbar
ähnliche Probleme wie beim AVR Weitere Entwicklung unklar. Planungen für
großen Kugelhaufenreaktor HTR-PMBaubeginn seit 2003 immer wieder verschoben.
Zur Zeit (Oktober 2011) erneute Sicherheits-überprüfung, Baugenehmigung zurückgezogen
PBMR-Behälterbau
Koeberg: geplanter PBMR-Standort
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.............Technologieexport Unterstützung für China-Reaktor HTR-PM
Aus NY Times, März 2011:
China plant unsichere Endlagerung von Brennelementkugeln als niedrigaktiven Abfall, in Einklang mit Jülicher Propaganda
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AVR - Rückbauo 1988-2003: Vergeblicher AVR-Rückbauversuch durch AVR
GmbH/FZJ: „Desolater Rückbauverlauf, kaum Fortschritte“
(Bundesrechnungshof 2003, noch vertrauliches Gutachten). 2003 AVR-Übertragung an bundeseigene Spezialfirma für
Problemrückbauten EWN (Entsorgung russ. Atom-U-Boote).
Ab 2003: Änderung des Rückbaukonzeptes wegen 1999 entdeckter Bodenkontamination:
Dilemma: AVR GmbH: AVR = am stärksten mit Strontium
verseuchte Nuklearanlage weltweit. Reaktorbehälter wegen extremer Verseuchung erst in Jahrzehnten
(evtl. 250 Jahren) zerlegbar, aber: Reaktor muss zur Bodenreinigung entfernt werden, daher:
Transport des 2100 t Reaktorbehälters in neues Zwischenlager in FZJ (2013?)
Abriss der restlichen Reaktorbauten und Reinigung von Boden und Grundwasser bis 2016 (?)
Starke Verseuchung mit Strontium = extrem schwierige Arbeitsbedingungen
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.............AVR - Rückbau 2006: Errichtung der 60 m hohen
Materialschleuse um den AVR, umradioaktive Emissionen in die Umgebung zu begrenzen
2008: Verfüllung des gesamtenReaktorbehälters mit Leichtbeton,um den hochradioaktiven Staubim Behälter zu binden
2009: Errichtung des Zwischenlagersfür den Reaktorbehälter
Derzeit: Vorbereitungen für denBehältertransport (2013 ?) indas Zwischenlager
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Blick in die Zukunft: Behältertransport
Behältertransport (2100 t) zum Zwischenlager mit Luftkissenschlitten oder Vielradtransporter.
Letzteres schneller, daher geringere Strahlenbelastung
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Blick in die Zukunft: Rückbau 2014/15: Reaktorgebäude-Abriss 2015/16: Beginn Bodensanierung:
Vor Abriss des Fundaments: Rammen von Spundwänden um das Reaktorgelände 17 m tief in den Boden. Danach Abpumpen des Grundwassers.
Details zur Bodensanierung noch nicht festgelegt AVR/EWN: Bodenreinigung in der Tiefe evtl. nicht bis zum
gesetzlichen Freigabewert (Sr-90: 2 Bq/kg) = legal und aus Kostengründen evtl. auch sinnvoll Aber mit versprochener „grüner Wiese“ nicht vereinbar: AVR GmbH 2009: „radioaktive Kontaminationen selbst in
geringer Konzentration werden weder überirdisch noch unterirdisch vorliegen.....“
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Blick in die Zukunft: Zerlegung Reaktorbehälter
Geplant: 2045, 2075 oder später: Bau von Entsorgungskomplex in FZJ zur Behälterzerlegung mit Robotern (Halle 70 * 35 m):
Gelb=existentblau=geplant
?
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Blick in die Zukunft: Reaktorbehälter Problem 1: Cs-137 und Sr-90 Verseuchung mindestens
10000-fach stärker als in normalen Reaktorbehältern. Reiner Roboterbetrieb mittelfristig kaum machbar/extrem teuer.
300 Jahre Warten reduziert diese Radioaktivität um Faktor 1000 Problem 2: Große Mengen an langlebigem Kohlenstoff-14
(Halbwertszeit 5730 Jahre) in 1000 t Graphit (AVR und THTR-300) C-14-Mengen (400 TBq) überschreiten knapp Grenzwert für Endlager
‚Schacht Konrad‘ (Jülicher „Schlamperei“ bei Konrad-Genehmigung). Alternativen:1. Oberflächennahes Endlager für unzerlegten oder zerlegten Behälter plus
THTR-Graphit nahe Jülich2. Zerlegter Behälter ins Endlager für wärmeentwickelnden Abfall (Gorleben
oder Alternativen...). Sehr teuer3. Graphitvergasung und Abtrennung des C-14: C-14 nach Endlager für
wärmeentwickelnden Abfall, Sonstiges nach Schacht Konrad. - sicherheitstechnisch hochproblematisch, schwierig wegen AVR-Betonverfüllung,
wenig realistisch. Am wahrscheinlichsten derzeit Alternative 1, aber: Jülich versucht z.Z. an kritischer Öffentlichkeit vorbei Konrad-Grenzwerte für
C-14 aufzuweichen (Projekt CARBODISP)
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AVR-Rückbaukosten 1978: Kostenschätzung < 15 Mio DM 1988: Gesamtkostenschätzung 39 Mio DM 1988 - 2003: ca. 200 Mio € verbraucht 2006: Gesamtkostenschätzung 400 Mio € 2010: Kostenschätzung 612 Mio € ohne Behälterzerlegung
und ohRealistischene andere Kosten ab 2015 Gesamtkosten: 1 – 1.5 Mrd €
d.h. Rückbaukosten bis zu 1 € / kWh AVR-Strom Kostenverteilung: 70 % Bund, 30 % Land NRW
Zum Vergleich AKW Stade : 50-fach leistungsfähiger hat 90-fache Strommenge erzeugt Rückbau 2000 - 2015, Kosten < 500 Mio €.
Anmerkung: Kugelhaufenreaktoren = prinzipbedingt bei Endlagerung viel ungünstiger als andere Reaktoren
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Problemfall Endlagerung Kugelbrennelemente
o In D insgesamt erwarteter wärmeentwickelnder Abfall: 25000 m³ bis 2022
o Davon Kugelbrennelemente: 2000 m³ (= 8 %)o Anteil von HTR an der AKW-Stromerzeugung bis 2022 in D:
0.15 % d.h. das 50-fache Volumen an Problemabfall bezogen auf
Strommenge im Vgl. mit LWR Aller Atomstrom in D bis 2022 aus HTR hätte allein 300000 Castoren
mit Brennelementen ergeben ! Zum Vgl.: In D gibt es 80000 Telefonzellen Kugelhaufenreaktoren auch aus Endlagersicht z.Z. völlig unakzeptabel
Endlagerkosten = volumenabhängig, ca. 100000 €/m³ für wärmeentwickelnden Abfall (einschl. Verpackung)
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Geschichte der Brennelemententsorgung
600000 THTR-Brennelementkugeln sind seit ca. 15 Jahren in Ahaus
300000 AVR-Kugeln sind noch in Jülich, soll(t)en nach Ahaus
Ursprüngliche Absicht (1965): Wiederaufarbeitung Wiederaufarbeitungsanlage JUPITER wurde in Jülich gebaut
(330 Kugeln/Tag) Jupiter wurde fertiggestellt aber ging nie in Betrieb, Fehler im
Aufbau der Kugelbrennelemente: Aufgearbeiteter Brennstoff unbrauchbar (vertuscht....)
Vorteil aus heutiger Sicht: Kugelbrennelemente sind kaum waffentauglich (betrifft 90 % aller Brennelemente)
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.........Geschichte der Brennelemententsorgung
Großes Abfallvolumen bei Kugelhaufen-HTR ließ akuten Entsorgungsnotstand ab 1978 am AVR erwarten, da keine Zwischen-lagermöglichkeit vorhanden waren
Jülichs trieb daher Endlagerung von 100000 AVR-Brennelementen ab 1976 in Asse-2 aggressiv voran
Scheitern trotz amtlicher Genehmigung an gut organisiertem lokalen Widerstand
Störfall 1978 entspannte Entsorgungsnotstand, proviso-rische Lager wurden geschaffen
Reinhold Stoevesandt, Wolfenbüttel 1977 Initiator des Widerstands
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Asse-2, Oktober 1977: Vorbereitungen zur Einlagerung der AVR-Brennelemente sind abgeschlossen.
Einlagerung hätte radioaktives Asse-Inventar verzehnfacht !
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Blick in die Zukunft: AVR-Brennelemente
288000 „intakte“ Brennelemente in 152 Castoren im FZJ-Zwischenlager (gebaut 1993)
Einige tausend im Betrieb oder bei Experimenten zerstörte Brennelemente mit Beton vermischt in anderem FZJ-Zwischenlager
Im Detail unbekannte Zahl von Brennelementen und Bruch sind im Reaktor verblieben (197 ?); Innenboden des Reaktors ist zerbrochen
Maximal einige hundert in Forschungsreaktoren bestrahlte AVR-Brennelemente in Asse-2 verbracht
nicht unproblematischer als Brennelemente aus AVR Illegal in Asse-2 verbracht wurden ca. 50000 AVR-Graphitkugeln ohne Kernbrennstoff aber unzulässig hohem Tritium und C-14 Gehalt
Hohe Tritiumemissionen der Asse-2 führten 2009 zur Entdeckung Jülich rechtfertigte sich 2010, man habe in den 70‘ern die hohen radioaktiven Inventare
noch nicht messen können Eindeutig unwahr: Messungen lagen zum Zeitpunkt der Einlagerung vor
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..........................Blick in die Zukunft: AVR-Brennelemente
Probleme der AVR-Brennelemente trotz relativ geringen Spaltproduktinventars: Auch äußerlich hochkontaminiert (Cs, Sr, Tritium, C-14) Brennbar, daher spezielle Konditionierung vor Endlagerung erforderlich Im Endlager weniger stabil als früher behauptet (Auslaugbarkeit, radiolytische chemische
Reaktionen); auch diesbezüglich Konditionierung nötig Leitnuklid Uran-233: Halbwertszeit 160000 Jahre Uranrest von 220000 Kugeln zu 50 % spaltbar, Proliferationsproblem ? Großes Volumen, d.h. sehr teure Endlagerung (1 m³ = 100000 €) Insgesamt wesentlich schlechterer Zustand als z.B. LWR-Glaskokillen
o Probleme der AVR-Castoren Radioaktive Inventare der einzelnen Castoren nur ungenau bekannt: Brennelementtypen waren nach Entnahme aus dem Reaktor nur begrenzt
unterscheidbar, Abbrandmessung funktionierte bis 1983 nicht Keine völlig sichere Unterscheidung Graphitelemente – Brennelemente möglich Fehler pro Castor ca. + 50 %, in der Summe aller Castoren einige Prozent AVR-Brennelemente gasen stark aus (radioaktiv), Wartung und Reparatur der
Doppeldeckel kompliziert Castoren nicht endlagergeeignet, daher andere Behälter erforderlich
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..................................Blick in die Zukunft: AVR-Brennelemente
Genehmigung des FZJ-Zwischenlagers läuft 2013 aus. Formales Problem, Genehmigung war nur für 20 Jahre beantragt, d.h.
Bestandsschutz entfällt 2013 (anders Ahaus). Langfristiger Weiterbetrieb daher nur mit massiven Änderungen möglich. Aber 3
- 5 Jahre Verlängerung wären möglich (BfS) Auf 3 Jahre befristete Verlängerung ist von Jülich 2009 beantragt worden, Antrag
wurde Mitte 2010 ruhend gestellt, wurde jetzt reaktiviert (Genehmigungsprobleme bei beabsichtigter Verlagerung nach Ahaus)
Aktuelle Jülicher Planung für Zeit nach 2016 unklar Seit Anfang Juli 2012 neue Idee: Abgabe der Brennelemente in die USA gegen
Bezahlung (USA haben waffenfähiges Uran für AVR-Brennelemente geliefert). Begründung: Proliferationsrisiko USA verfügen vermutlich im militärischen Bereich über Aufarbeitungsmöglichkeit
für AVR-Brennelemente Aber: US-Sicherheits- und Umweltstandards im militärischen Komplex
möglicherweise niedriger als im zivilen Umfeld (s. Umweltdesaster Hanford) THTR-Brennelemente (Ahaus) sind aus Proliferationssicht hochproblematisch,
sehr viel problematischer als AVR-Brennelemente Direkte Endlagerung kaum verantwortbar: in einigen hundert Jahren Material
für ca. 5 - 10 leicht zu bauende A-Bomben des Hiroshima-Typs
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Vorschläge zur Entsorgungo Aktuelle Situation:
o Kein Gesamtkonzept in Jülich vorhanden (z.B. zur Frage der Konditionierung) Führt zu kostentreibenden ad-hoc Maßnahmen, Mülltourismus
o Jülich hat zu wenig zur Entsorgung von Kugelhaufenreaktoren gearbeitet, bzw. die Arbeiten zu wenig auf die realen Abfälle konzentriert (chaotischer Ablauf des AVR-Rückbaus...)o Jülich lässt sich seit 2012 vom Bundeswirtschaftsministerium wieder ein
Forschungsprojekt zur Kugelhaufenreaktorentwicklung finanzieren, Rückbauforschung zu Kugelhaufenreaktoren gibt es aber faktisch nicht
o Jülich sollte daher: a) Eine genehmigungsfähige Gesamtstrategie zur Entsorgung aller Kugelbrennelemente mit
Vorrang erarbeitenb) Vorsorglich ein Genehmigungsverfahren zur Errichtung eines neuen Zwischenlagers für AVR-
und THTR-Castoren in Jülich beginnen, unter Einbeziehung von Konditionierungsmöglichkeiten, um ggf. alle HTR-Castoren in Jülich lagern zu können
c) Die mit dem Atomausstieg weitgehend überflüssig gewordenen Jülicher Teilinstitute zur Reaktortechnik/sicherheit und zum Brennstoffkreislauf schnell auf Rückbau und Entsorgung von HTR umpolen (möglich in 2013 !) Andernfalls essentieller know-how-Verlust für HTR-Entsorgung
d) Gemeinsam mit EWN an Entsorgungskonzept für AVR und für THTR-300 arbeiten
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Vorschläge zur Entsorgungo Aktuelle Situation:
o Kein Gesamtkonzept in Jülich vorhanden (z.B. zur Frage der Konditionierung) Führt zu kostentreibenden ad-hoc Maßnahmen, Mülltourismus
o Jülich hat zu wenig zur Entsorgung von Kugelhaufenreaktoren gearbeitet, bzw. die Arbeiten zu wenig auf die realen Abfälle konzentriert (chaotischer Ablauf des AVR-Rückbaus...)o Jülich lässt sich seit 2012 vom Bundeswirtschaftsministerium wieder ein
Forschungsprojekt zur Kugelhaufenreaktorentwicklung finanzieren, Rückbauforschung zu Kugelhaufenreaktoren gibt es aber faktisch nicht
o Jülich sollte daher: a) Eine genehmigungsfähige Gesamtstrategie zur Entsorgung aller Kugelbrennelemente mit
Vorrang erarbeitenb) Vorsorglich ein Genehmigungsverfahren zur Errichtung eines neuen Zwischenlagers für AVR-
und THTR-Castoren in Jülich beginnen, unter Einbeziehung von Konditionierungsmöglichkeiten, um ggf. alle HTR-Castoren in Jülich lagern zu können
c) Die mit dem Atomausstieg weitgehend überflüssig gewordenen Jülicher Teilinstitute zur Reaktortechnik/sicherheit und zum Brennstoffkreislauf schnell auf Rückbau und Entsorgung von HTR umpolen (möglich in 2013 !) Andernfalls essentieller know-how-Verlust für HTR-Entsorgung
d) Gemeinsam mit EWN an Entsorgungskonzept für AVR und für THTR-300 arbeiten
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............Vorschläge zur Entsorgung Argument: Jülich muss aus Renommeegründen ‚kernbrennstofffrei‘ werden
(Aufsichtsrat 2011): Nachvollziehbar, aber unrealistisch für den Gesamtstandort Jülich
Heiße Zellen und Nuklearservice des FZJ: Auftragsarbeiten zur Nukleartechnik, Rückbau des DIDO-Reaktors (150 Mitarbeiter)
AVR-Reaktorbehälter, EWN (140 Mitarbeiter in Jülich) ETC (Entwicklung Gaszentrifugen zur Urananreicherung, ca. 530 Mitarbeiter,
eng verzahnt mit Anreicherungsanlagen Gronau, Almelo) WTI-Jülich (GNS-Tochter), Engineering für Nukleartechnik (50 Mitarb.) FZJ-Nuklearforschung: 50 Mitarb., davon 25 für Entsorgungsforschung
Jülich kann und darf darf nicht aus der Verantwortung für seine nuklearen Hinterlassenschaften (AVR, THTR, Asse...) entlassen werden(essentieller know-how-Träger)
o Mögliche Lösung: Administrative Abtrennung der Nuklearaktivitäten von der „sauberen“ Forschung des FZJ:
o d.h. Auslagerung aller Nukleararbeiten einschließlich Rückbauforschung in eine vom FZJ strikt getrennte Organisation (z.B. in EWN)
Wurde bereits 2010 im FZJ angedacht Im Ausland wird Ähnliches häufig praktiziert
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Zukunft von Kugelhaufenreaktoren
o In EU, USA, Japan wegen Sicherheitsmängeln nicht mehr genehmigungsfähig 2011 diskutierter Kugelhaufenreaktor in Polen = unwahrscheinlich
(Werbekampagne der Kugelhaufenlobby, um EU-Mittel zu bekommen)
o Geringer Preis der HTR-Patente usw. verführt Schwellenländer mit noch niedrigem Sicherheitsstandard zum Einstieg
o Besondere Eignung von Kugelhaufenreaktoren zur heimlichen Herstellung von atomwaffenfähigem Material = weiterer Anreiz
D = Hauptentwicklerland, d.h. verpflichtet, korrekte Dokumentation für evtl. Nachahmer vorzulegen
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Stimmen anderer Seit den Anfängen der Hochtemperaturreaktor-Entwicklung wird von
interessierter Seite versucht, der Öffentlichkeit zu suggerieren, der HTR sei "inhärent" sicher. Diese geschickt eingefädelte Werbestrategie hat ohne Zweifel einen gewissen Erfolg gehabt, denn sie hat zu einer – selbst in der Atomenergiedebatte – beispiellosen Desinformation geführt. Wie kaum eine andere Behauptung der Atomindustrie beruht sie auf wissenschaftlich nicht haltbaren Annahmen und auf unzutreffenden Schlussfolgerungen.
(1986, Lothar Hahn, Techn. Geschäftsführer der GRS bis 2010, langjähriger Vorsitzender der Reaktorsicherheitskommission)
Die Kugelhaufenbefürworter sind jetzt Gefangene ihrer uneinlösbaren Versprechungen und ihrer marktschreierischen Werbung.
(2008, AREVA-Top-Manager)
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„Politische“ Fragen zum Kugelhaufen- Desaster
Gab es Kumpanei zwischen Kugelhaufenlobby und Aufsichtsbehörden ? Wie sonst sind Verschweigen oder Bagatellisieren aller größeren AVR- und THTR-
Probleme in den offiziellen Meldelisten zu erklären ?
Haben wirtschaftliche Interessen des Sachverständigen (TueV), der auch beim Südafrikanischen Kugelhaufenreaktor PBMR engagiert war, eine saubere Aufklärung der AVR-Vorgänge verhindert ?
Erfüllte und erfüllt die wissenschaftliche Bearbeitung des AVR durch Reaktortechniker in FZJ, RWTH usw. die Mindeststandards wissenschaftlicher Redlichkeit bzw. der guten wissenschaftlichen Praxis ?
Handelt es sich bei der einseitig positiven Darstellung des Kugelhaufenreaktors und bei der Verweigerung, dessen zentrale Probleme zu bearbeiten, um Wissenschaftsbetrug u.a. mit dem Ziel, weiter finanzielle Förderung zu bekommen und das Projekt am Leben zu erhalten ?
Warum konnte der Jülicher Kugelhaufenbereich jahrzehntelang fast widerspruchslos abwegige Behauptungen von katastrophenfreien Kugelhaufenreaktoren usw. verbreiten und zu einer sektenhaft agierenden Struktur sowie zum Herz des „Kugelhaufenklüngels“ werden ? Versagen wissenschaftlicher und administrativer Kontrolle ?
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Weitere Dokumentation Reiner Priggen, Oliver Krischer (B90/Die Grünen):
http://oliver-krischer.euwww.eurosolar.de/de/images/stories/pdf/SZA%204_09_Priggen.pdf
Broschüre des BUND (Dorothea Schubert):www.bund-nrw.de
Lothar Hahn zu Kugelhaufenreaktoren, speziell THTR:www.reaktorpleite.de/htr-sicherheit-1986-l-hahn.htm
Ulrich Kirchner, Der Hochtemperaturreaktor: Konflikte-Interessen-Entscheidungen. Campus Forschung Bd. 667 (1991)
Andreas Langen in www.kontextwochenzeitung.de Dez. 2011 und Jan. 2012
Kritisches Buch zum AVR-Problemkreis soll Ende 2012 erscheinen: Autoren: Jürgen Streich (Umweltjournalist, Frechen)
und Rainer Moormann
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AVR - Funktionsprinzip
Brennelementkugeln werden ständig unten entnommen und oben dem Reaktorkern wieder zugegeben, bis sie verbraucht sind. Sie sind also ständig in Bewegung und nicht ortsfest wie bei anderen Reaktoren
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.........AVR - Funktionsprinzip
Kühlmittel: Heliumgas bei 10 bar Druck und Temperaturen bis um 1000°C
Dampferzeuger
Kugelhaufen-Reaktorkern
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Erläuterung zum „Chernobyl-Syndrom“ des Kugelhaufen-HTR
Prompt überkritisch(= Durchgehen): + 0.6 %
Gültig für HTR-Modul 80 MWel, beim AVR: 1/5 der Wassermasse.(Wassereinbruchstörfall)
„Chernobyl-Bereich“ im Kugelhaufen-reaktor, positive Rückkopplung: Temperatur – Wasserver-dampfung – Kettenreaktion.
Effekte sind im HTR viel stärker als im Chernobyl-Reaktor im „Normalbetrieb“