Abdominelle Beschwerden in der Hausarztpraxismit Handlungsempfehlung „Akuter Durchfall“und Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“
Dr. med. M. Philipp, Institut für Allgemeinmedizin
Frankfurt am Main, 06.06.2018
Lerninhalte
Anamnese und Untersuchung bei Bauchschmerzen
Beratungsanlässe in der Hausarztpraxis
Handlungsempfehlung „Akuter Durchfall“
Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“
Abwendbar gefährliche Verläufe – „Red flags“
Funktionelle Darmbeschwerden
Cave: Abkürzungen können trügerisch sein!
HWI steht in dieser Vorlesung für Harnwegsinfekt
HWI kann auch der Hinterwandinfarkt sein!
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Anamnese 1 Schmerzanamnese:
Dauer
Lokalisation
Charakter
Stuhlgewohnheiten/Miktion
Appetit/Gewichtsverlust
Fieber
Nachtschweiß
Erbrechen
Vorerkrankungen
Schwangerschaft, gynäkologische Anamnese
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Anamnese 2
Medikamente (auch Bedarfsmedikation!)
Alkohol/Nikotin/Drogenkonsum
Allergien
Auslandsaufenthalte
Familienanamnese
Psychosoziale Aspekte
Erklärung des Patienten für die Beschwerden
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Untersuchung 1
Inspektion
Narben
Bruchpforten
Gefäßzeichnung
Striae
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Untersuchung 2
Auskultation
Verstärkte Peristaltik
Metallisch/hochgestellt
Fehlende Darmgeräusche
Perkussion
Tympanitisch
Gedämpft
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Untersuchung 5
Palpation
Druckschmerz
Appendizitiszeichen
Abwehrspannung
pathologische Resistenzen
Bruchpforten
Leber, Milz, Gallenblase, Nierenlager, Aorta
Rektale Untersuchung
Bildquelle: https://www.aerzteblatt.de/callback/image.asp?id=29350
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Normalbefund Abdomen
Heller tympanitischer Klopfschall, gedämpfter Klopfschall über
Organen; intermittierende gurgelnde Geräusche über allen vier
Quadranten; weiche Bauchdecke; keine pathologischen Resistenzen
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Apparative Diagnostik Hausarztpraxis
Labor
Urinuntersuchung
Sonographie
EKG
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Fall 1
Patient in der Sprechstunde:
Herr Meyer, 45 J., keine Vorerkrankungen, seit gestern Durchfall und Erbrechen
Befund:
guter AZ, normale Darmgeräusche, Abdomen weich, kein Druckschmerz, keine Resistenz, kein Fieber, keine Schmerzen
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
…welche weiteren Maßnahmen führen Sie durch?
1. Stuhluntersuchung
2. Labor und Stuhluntersuchung
3. Weitere Anamnese (Medikamente, Auslandsaufenthalt, Angehörige erkrankt…?
4. Weitere Anamnese und Labor
010 100
25%
28%
32%
15%
Fall 1
Patient in der Sprechstunde:
Herr Meyer, 45 J., keine Vorerkrankungen, seit gestern Durchfall und Erbrechen
Befund:
guter AZ, normale Darmgeräusche, Abdomen weich, kein Druckschmerz, keine Resistenz, kein Fieber, keine Schmerzen
V. a. Gastroenteritis
Flüssigkeitszufuhr, Hygienemaßnahmen,
bei selbstlimitierendem Verlauf keine weitere Diagnostik
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Akuter Durchfall - Behandlungsalgorithmus [4-9]Anamnese
Dauer, Stuhlbeschaffenheit (Konsistenz, Farbe, Frequenz, Blut-/Schleimauflagerung), Begleitsymptome (Erbrechen, Bauchschmerzen, Fieber), Alter, Komorbiditäten (Malignome, Immunsuppression, aktive Infektion)Nahrungsmittel, Umgebung (Meldepflicht?), Medikamente ( Antibiotika, Laxantien), Ausland (Malariagebiet?), Allergien, Beruf (AU- Notwendigkeit/Isolationsnotwendigkeit?)
symptomorientierte klinische Untersuchung
Stuhlkultur/Nachweis v. Enterotoxinen(ggf. wiederholen)
Labor(kleines Blutbild, Natrium, Kalium, Creatinin,
CRP)
bei Symptompersistenz z. A. von u.a.: Malignom CED HIV Sprue
stationäre Einweisung
blandesymptomatische
Therapie
mittlerer - hoher Schweregrad positive Auslandsanamnese Verzehr von (rohen) Meerestieren Bauchschmerzen/Pseudoappendizitis-Symptome stattgehabte Antibiose (< 2 Monate) Erbrechen + Nahrungsmittelabhängigkeit blutige Stühle
Überweisung zur weiteren ambulanten Abklärung
positiv erregergerechte Therapie
negativ+ Symptompersistenz
ambulant therapierbar
stationäre Therapienotwendigkeit
symptomatischeTherapie
Therapie:• symptomatisch- Ausgleich des Flüssigkeitsdefizits oral (TM mind. 2l/d), ggf. i.v. Infusion- diätetische Ernährung/Stopfkost✓Reis, Banane, Zwieback, Tee, Brühe
✗ Kaffee, Säfte, Limonaden, Alkohol, fettige Speisen
- Hygienemaßnahmen (Händewaschen, Toilettentrennung, Händedesinfektion, Isolation)- körperliche Schonung - AU-Notwendigkeit?
�
- medikamentös: b. B. Antiemetika (z. B. MCP 3-4 x 10 mg/d), b. B. Antidiarrhoika (z. B. �
Loperamid 2 mg – max. 6 mg/d – nur bei unkompliziertem Verlauf und stark erhöhter Stuhlfrequenz - CAVE: NW + KI beachten!)
• supportiv – Probiotika• Meidung von Noxen• kausal
CAVE!ambulant keine Antibiotika ohne Keimnachweis (Toxinbildung↑)
bei vitaler Gefährdung oder fehlender ambulanter Therapiemöglichkeit
� sofortige stationäre Einweisung
ambulant therapierbar
stationäre Therapienotwendigkeit
Meldepflicht nach IfSG ?
Re‐Evaluation
Re‐Evaluation
Re‐Evaluation
Symptom‐persistenz
Re‐Evaluation
Quelle: DEGAM S1‐Handlungsempfehlung: Akuter Durchfall
Fall 2
Ruf ins Altenheim:
86‐jährige Frau Schmitt, seit Vortag Diarrhö und Erbrechen, kein Fieber, kompensierte Nieren‐ und globale Herzinsuffizienz, Hypertonie, sofortiger Besuch wegen zunehmender Somnolenzund Verwirrung.
Befund:
Schlechter AZ, RR 100/60, Puls 100/min., stehende Hautfalten, trockene Zunge, Temperatur 38,9°C, verwaschene und wirre Sprache
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
…welche weiteren Maßnahmen führen Sie durch?
1. Flüssigkeitszufuhr p.o. (wie Fall 1)
2. Flüssigkeitszufuhr s.c.
3. Flüssigkeitszufuhr s.c. und Stuhluntersuchung
4. Flüssigkeitszufuhr s.c. und Labor
22%
19%
26%
33%
010 100
Fall 2
Ruf ins Altenheim:
86‐jährige Frau Schmitt, seit Vortag Diarrhoe und Erbrechen, kein Fieber, kompensierte Nieren‐ und globale Herzinsuffizienz, Hypertonie, sofortiger Besuch wegen zunehmender Somnolenzund Verwirrung.
Befund:
schlechter AZ, RR 100/60, Puls 100/min., stehende Hautfalten, trockene Zunge, Temperatur 38,9°C, verwaschene und wirre Sprache
V. a. Gastroenteritis mit Exsikkose
Rehydrieren, Dauermedikation anpassen (z. B. Diuretika),
Hygienemaßnahmen im Altersheim
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Fall 3
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Schneider, 37 Jahre, Schmerzen im Unterbauch, Pollakisurie
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
…welche weiteren Maßnahmen führen Sie durch?
1. Körperliche Untersuchung
2. Körperliche Untersuchung + U‐Stix
3. Körperliche Untersuchung + U‐Stix + Sono
33%
33%
33%
010 000
Fall 3
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Schneider, 37 Jahre, Schmerzen im Unterbauch, Pollakisurie
V. a. Harnwegsinfekt
Typische Klinik und körperliche Untersuchung sind für die Diagnosestellung ausreichend!
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Fall 3
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Schneider, 37 Jahre, Schmerzen im Unterbauch, Pollakisurie
V. a. Harnwegsinfekt
Antibiotische Therapie mit Trimethoprim 150 mg (2 x 1 Tbl. für 3 Tage), Nitrofurantoin oder Fosfomycin
alternativ: Symptomatische Behandlung / pflanzliche Wirkstoffe und ggf. Analgetika
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
S3-Leitlinie Harnwegsinfekte - Unterscheidung Zystitis vs. Pyelonephritis
Eine untere HWI (Zystitis) wird angenommen, wenn sich die
Symptome nur auf den unteren Harntrakt begrenzen, z. B.
Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie), imperativer Harndrang,
Pollakisurie, Schmerzen oberhalb der Symphyse.
Eine obere HWI (Pyelonephritis) wird dann angenommen, wenn sich
bei den Symptomen z. B. auch ein Flankenschmerz, ein
klopfschmerzhaftes Nierenlager und/oder Fieber (>38 °C) finden.
http://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien‐Inhalte/Dokumente/DEGAM‐S3‐Leitlinien/LL‐01_Langfassung_mit_KV_ZD.pdf
Arbeitsbereich Ausbildung
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“ - abwendbar gefährliche Verläufe
Entstehung einer Pyelonephritis/Sepsis insbesondere bei geriatrischen Patienten, gleichzeitig bestehender Obstruktion
Schwangere: bereits bei asymptomatischer Bakteriurie erhöhte Gefahr einer Pyelonephritis
Kinder: Bei fieberhaften Harnwegsinfekten Gefahr von bleibenden Nierenparenchymschäden
Fertilitätstörung bei:
Frauen durch Urethritis (Chlamydieninfektion), Kolpitis mit stummer Adnexitis
Männern durch chronische Prostatitis
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“ - komplizierende Faktoren
Kinder, Schwangere, Männer
Harnabflussstörungen
Z. n. OP an den Harnwegen
Dauerkatheter
Fieber/Flankenschmerz
Chronische renale Erkrankung
Immunsuppression
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“ - Diagnostik/Überweisung
Urinstix:
Bei nicht eindeutiger Klinik
Als Vorsorgeuntersuchung bei Schwangeren (‐> antibiotische Behandlung einer asymptomatischen Bakteriurie)
Sonographie:
Im Einzelfall sinnvoll zum Ausschluss einer Obstruktion, Urolithiasis, Restharnnachweis
Überweisung:
Männer mit rezidivierenden Infekten / V. a. Pyelonephritis
Kleinkinder/Säuglinge mit fieberhaften HWI
Unklare Diagnose
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“- Therapie des unkomplizierten HWI
Arbeitsbereich Ausbildung
Unkomplizierter HWI (Auszug)
Antibiotische Behandlung vs. symptomatische Therapie anbieten
TMP 2 x 100‐200 mg für 3 Tage, lokale Resistenzen!
Nitrofurantoin ret 2 x 100 mg für 3 (‐5) Tage (off‐label)
Fosfomycin 1 x 3000 mg
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“- Therapie des unkomplizierten HWI
Arbeitsbereich Ausbildung
Rezidivierender unkomplizierter HWI (= innerhalb von 14 Tagen) Wechsel auf ein anderes Erstwahlantibiotikum Anlegen einer Urinkultur ‐ gezielter Wechsel Wechsel auf ein Reserveantibiotikum
Neuinfektion (>14 Tage) wie Erstinfektion behandeln, ggf. Wechsel auf ein anderes Erstwahlantibiotikum
>2 HWI/Jahr ggf. Langzeitprophylaxe
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“- Therapie des komplizierten HWISchwangere
Asymptomatische Bakteriurie und HWI: Behandlung nach Kulturergebnis
z.B. TMP, Nitrofurantoin, alternativ: Amoxicillin, Fosfomycin, Ceftibuten,
KEINE Chinolone. Therapiedauer: 5‐7 Tage, Therapieerfolg kontrollieren
Männer
Behandlung nach Kulturergebnis, z.B. TMP 2 x 100‐200 mg oder
Ciprofloxacin 2 x 500 mg für 7‐14 Tage, weitere (urologische) Diagnostik
Kinder
Rasche Abklärung bei fieberhaftem HWI, Sonographie (Ausschluss
Obstruktion, Nierenparenchymschäden)
Behandlung nach Kulturergebnis (z.B. TMP/ Nitrofurantoin 5‐7 Tage)
Arbeitsbereich Ausbildung
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“- Therapie des komplizierten HWI
Patienten mit Dauerkatheter
7 Tage TMP 2 x 100‐200 mg oder Nitrofurantoin 2 x 100 mg
keine Behandlung einer asymptomatischen Bakteriurie
Pyelonephritis
Anlegen einer Kultur, Ciprofloxacin 2 x 500 mg für 7 Tage
Schwangere, Kinder: ggf. Einweisung
Arbeitsbereich Ausbildung
Fall 4
Patient in der Sprechstunde:
Herr Damast, 48 J., Rechtsanwalt, 178 cm, 110 Kg, art. Hypertonie, Bewegungsmangel, chronisch überarbeitet, Medikation: Ramiprilplus HCT 5/25 1‐0‐0, klagt über Bauchschmerzen
Befund:
Linksseitiger, leistennaher, tiefer Unterbauchschmerz, diffuse Abwehrspannung, Darmgeräusche spärlich
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
…wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?
1. Appendizitis
2. (Sigma‐)Divertikulitis
3. Obstipation
4. Ileus
25%
25%
25%
25%
010 000
Fall 4
Patient in der Sprechstunde:
Herr Damast, 48 J., Rechtsanwalt, 178 cm, 110 Kg, art. Hypertonie, Bewegungsmangel, chronisch überarbeitet, Medikation: Ramiprilplus HCT 5/25 1‐0‐0, klagt über Bauchschmerzen
Befund:
Linksseitiger, leistennaher, tiefer Unterbauchschmerz, diffuse Abwehrspannung, Darmgeräusche spärlich
V. a. Sigmadivertikulitis
KH‐Einweisung
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
„Red flags“ bei Divertikulitis
Akutes Abdomen und/oder
V.a. SIRS/Sepsis (Hyper‐/Hypothermie, Tachykardie, Tachypnoe,
Leukozyten?)
Stationäre Einweisung des Patienten
Arbeitsbereich Ausbildung
Fall 5
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Kiefer, 42 J. (3 Kinder), keine Vorerkrankungen, keine Dauermedikation. Sie ist gestern aus zweiwöchigem Urlaub zurück gekommen. Dort habe sie zweimal für ca. je einen Tag heftige, krampfartige Bauchschmerzen gehabt. Sie seien spontan abgeklungen, seit 1 Woche habe sie keine Beschwerden mehr. Sie sei aber verunsichert, weil es heftige Schmerzen waren.
Befund:
Guter AZ, mässige Adipositas, sonst opB
Arbeitsbereich Ausbildung
Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?
1. Appendizitis
2. Cholezystolithiasis
3. Gastritis
4. Pankreatitis
27%
23%
26%
24%
010 100
Fall 5
Cholezystolithiasis, V.a. stattgehabte Choledocholithiasis
Risikofaktoren für Cholezystolithiasis ‐ 6 „F“:
fair (hellhäutig), forty, fertile, fat, female, family
Arbeitsbereich Ausbildung
Gefährlich abwendbare Verläufe bei Cholezystolithiasis
Choledocholithiasis, Cholezystitis, Cholangitis
Pankreatitis
Ileus
SIRS, Sepsis
Arbeitsbereich Ausbildung
Fall 6
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Atta, 22 J., Kauffrau, seit Monaten immer wieder Unterbauchschmerzen, kürzlich Endometriose laparoskopischdiagnostiziert und behandelt. Aktueller Anlass: Erneute Unterbauchschmerzen
Befund:
38,3°C, spärliche Darmgeräusche, lokaler Druckschmerz über Lanz und McBurney, kontralateraler Loslassschmerz negativ, Rovsing Zeichen negativ, rektale Untersuchung wünscht sie nicht
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
…wie ist Ihr weiteres Vorgehen?
1. V. a. Appendizitis stationäre Einweisung
2. V. a. Endometriose‐Rezidiv gyn. Abklärung
3. V. a. Gastroenteritis konservative Therapie und Wiedervorstellung
33%
33%
33%
010 000
Fall 6Patientin in der Sprechstunde:
Frau Atta, 22 J., Kauffrau, seit Monaten immer wieder Unterbauchschmerzen, kürzlich Endometriose laparoskopischdiagnostiziert und behandelt. Aktueller Anlass: Erneute Unterbauchschmerzen
Befund:
38,3°C, spärliche Darmgeräusche, lokaler Druckschmerz über Lanz und Mc Burney, kontralateraler Loslassschmerz negativ, Rovsig Zeichen negativ, rektale Untersuchung wünscht sie nicht
V. a. Appendizitis
Einweisung ins Krankenhaus
Arbeitsbereich Ausbildung
„Bauchschmerzen“: Abwendbar gefährliche Verläufe (Auszug)
Arbeitsbereich Ausbildung
Differentialdiagnose Anamnese/Befund
Magen‐/Darm‐Ulcus Reflux, Nahrungsabhängigkeit, NSAR‐Einnahme
Pankreatitis Gallensteine, Alkohol, gürtelförmiger Schmerz
Cholezystitis Schmerzen im re. Oberbauch, Murphy‐Zeichen
Choledocholithiasis Kolikartiger Schmerz im re. Oberbauch, Ikterus
Appendizitis Palpation rechter Unterbauch, Fieber
Divertikulitis Palpation linker Unterbauch, Fieber
Ileus Voroperationen, Hyperperistaltik, fehlende Peristaltik
Mesenterialinfarkt postprandiale Schmerzen, Cave: Beschwerdefreies Intervall
Pyelonephritis Flankenschmerz, Fieber
Gyn. Ursachen Unklare Unterbauchschmerzen
Myokardinfarkt Oberbauchschmerzen bei Hinterwandinfarkt
Fall 7
Patientin in der Sprechstunde: Frau Ott, 67 J., Hausfrau, 154 cm, 78 Kg, Gonarthrose, Hüft‐TEP links, hat seit Jahren immer wieder Bauchschmerzen
Befund: Adipositas, diffuser Druckschmerz im linken Ober‐ und Unterbauch, Darmgeräusche spärlich vorhanden, keine Abwehrspannung.
Arbeitsbereich Ausbildung
…welche weiteren Maßnahmen führen Sie durch?
1. U-Stix, Labor
2. Überweisung zur Gastro- und Koloskopie
3. Anamnese (Stuhl? Krebsvorsorge?), rektale Untersuchung, ggf. Sonographie
33%
33%
33%
010 000
Fall 7
Patientin in der Sprechstunde: Frau Ott, 67 J., Hausfrau, 154 cm, 78 Kg, Gonarthrose, Hüft TEP links, hat seit Jahren immer wieder Bauchschmerzen
Befund: Adipositas, diffuser Druckschmerz im linken Ober‐ und Unterbauch, Darmgeräusche spärlich vorhanden, keine Abwehrspannung.
V. a. Obstipation
Arbeitsbereich Ausbildung
Allgemeine Maßnahmen bei Obstipation
Ballaststoffreiche Nahrung, Trockenobst
Viel trinken
Viel bewegen
Defäkationsreiz nicht unterdrücken
Osmotische Laxantien (Macrogol/Laktulose)
Komedikation (Prophylaxe) bei Opiattherapie (z.B. Macrogol)
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Fall 8
Patient in der Sprechstunde:
Herr Friedrich, 48 Jahre alt, seit Jahren Beschwerden mit dem Stuhlgang, manchmal Bauchschmerzen, keine Vorerkrankung. Beruf: Banker in Frankfurt.
Ängstlich vorsichtiger Typ, Furcht vor Krebs, überfordert auf der Arbeit. Im Urlaub keine Probleme.
Befund:
Abdomen weich, Peristaltik regelrecht, keine Resistenzen.
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Fall 8
Patient in der Sprechstunde:
Herr Friedrich, 48 Jahre alt, seit Jahren Beschwerden mit dem Stuhlgang, manchmal Bauchschmerzen, keine Vorerkrankung. Beruf: Banker in Frankfurt.
Ängstlich vorsichtiger Typ, Furcht vor Krebs, überfordert auf der Arbeit. Im Urlaub keine Probleme.
Befund:
Abdomen weich, Peristaltik regelrecht, keine Resistenzen.
V. a. funktionelle Darmbeschwerden
Arbeitsbereich Ausbildung
Funktionelle Darmbeschwerden -Krankheitsbild
Diagnosekriterien
Beschwerden im mittleren und unteren Gastrointestinaltrakt(Bauchschmerzen, Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten, Durchfall, Verstopfung)
Erstmaliges Auftreten vor mind. sechs Monaten, Beschwerden an mind. drei Tagen während der letzten drei Monate
Häufigkeit
Chron. Bauchschmerzen und Stuhlunregelmäßigkeiten sind bei der Hälfte der betroffenen Erwachsenen durch funktionelle Darmstörungen bedingt
Häuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W: Functional bowel disorders in adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 83–94. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Funktionelle Darmbeschwerden - Basisdiagnostik Ausführliche Anamnese :
Beschwerdeschilderung
Gezielte Fragen nach somatischen und psychosozialen Krankheitsfaktoren
Körperliche Untersuchung (inkl. rektaler Untersuchung)
Basislabor:
Blutbild
Blutsenkungsgeschwindigkeit, CRP
Urinstatus
Ultraschall des Abdomens
Gynäkologische Untersuchung bei FrauenHäuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W: Functional bowel disorders in adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 83–94. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Arbeitsbereich Ausbildung
Funktionelle Darmbeschwerden - „Red flags“
Leitsymptom Durchfall
Fieber
Blut im Stuhl
Gewichtsverlust
Nächtliche Symptome
Kolonkarzinom in der Familie
Erstmanifestation nach dem 50. Lebensjahr
Kurze (<6 bis 12 Monate) Anamnese und/oder progrediente Symptomatik
Im Basislabor: Anämie, Entzündungszeichen
Häuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W: Functional bowel disorders in adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 83–94. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Arbeitsbereich Ausbildung
Funktionelle Darmbeschwerden - Therapie
Diagnoseübermittlung:
Legitimität der Beschwerden
positive Beschreibung (funktionelle Darmbeschwerden, Reizdarm)
Vermittlung eines biopsychosozialen Modells der Beschwerden
Maßvolle körperliche Aktivierung beziehungsweise Stärkung der Ressourcen
Erarbeiten realistischer Therapieziele:
Verbesserung der Lebensqualität
Symptomreduktion statt Beschwerdefreiheit
Häuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W: Functional bowel disorders in adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 83–94. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Fall 9
Hausbesuch:
Frau Meyer, 80 J., alleinstehend, seit dem Morgen Druck und leichte Schmerzen im Oberbauch, fühlt sich müder und erschöpfter als sonst. Eine Nachbarin hat Sie zum Hausbesuch gerufen.
Befund:
Leicht reduzierter AZ, Hf 90/min, RR 140/90, normale Darmgeräusche, Abdomen weich, kein Druckschmerz, keine Resistenz, kein Fieber
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
…welche weiteren Maßnahmen führen Sie durch?
1. Verschreibung eines PPI
2. Rektale Untersuchung
3. EKG
33%
33%
33%
010 000
Fall 9
Hausbesuch:
Frau Meyer, 80 J., alleinstehend, seit dem Morgen Druck und leichte Schmerzen im Oberbauch, fühlt sich müder und erschöpfter als sonst. Eine Nachbarin hat Sie zum Hausbesuch gerufen.
Befund:
Leicht reduzierter AZ, Hf 90/min, RR 140/90, normale Darmgeräusche, Abdomen weich, kein Druckschmerz, keine Resistenz, kein Fieber
Hinterwandinfarkt
Notfallmaßnahmen und mit Notarzt ins KH
Arbeitsbereich Ausbildung
Zusammenfassung: Lerninhalte
Anamnese und Untersuchung bei Bauchschmerzen
Beratungsanlässe in der Hausarztpraxis
Handlungsempfehlung „Akuter Durchfall“
Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“
Abwendbar gefährliche Verläufe – „Red flags“
Funktionelle Darmbeschwerden
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main