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2804 Dichlornaphtalin rnit dem Schmelzpunkt 61.5 0 ist somit entweder ein PI- a1 - oder ein PI- a1 - Derivat. Die 6-Chlornaphtalinsulfosaure ist somit entweder S03H Upsala. Unil-ersitatslaboratorium, im Juni 1887. 614. Edmund Knecht: Zur Theorie dee Farbens. [VorlLufige Mittheilung.] (Eingegangen am 15. August; mitgetheilt in der Sitzung Ton Hrn. Sell.) In einer friiheren Mittheilung') beschrieb ich die chemischen Vor- gange, die beim Farben der thierischen Fasern mit den basischen Theerfarben stattfinden, und wagte es schon damals die Meinung aus- zusprechen , dass diese Faserstoffe wahrscheinlich saure und basische Gruppen enthielten, die sich beim Fiirben mit den Farbbasen und Farbssuren zu unloslichen Lacken verbinden. In Bezug auf die basischen Farbstoffe ist dies durch die schon angefuhrten Ver- suche theilweise erwiesen, fiir die sauren Farbstoffe hatte ich aber keinen weiteren Bewcis. Bei der Ausfuhrung einer Reihe von Ver- suchen iiber die Absorption von Siluren durch die Schafwolle erhielt ich Resultate, welche die Existenz eines stark basischen Bestand- theils in diesem Faserstoffe als sehr wahrscheinlich erscheinen liessen. Die Isolirung dieses basischen (lackbildenden) Princips ist mir noch nicht rnit Sicherheit gelungen, jedoch sind wohl die Resultate folgender Versuche von geniigendem Interesse um hier angefiihrt zu werden. Kocht man Schafwolle rnit einem Gemenge von englischer Schwefel- saure (2 Thl.) und Wasser (3 Thl.), so fangt dieselbe schon nach etwa 30 Minuten an sich aufzulosen, nnd es hat sich nach zwei Stunden bis auf einen unbedeutenden Ruckstand alles aufgelost. Nach dem Verdiinnen und Filtriren erhalt man eine klare hellbraune LGsung, die, rnit wassrigen Losungen der sauren Theerfarbstoffe xusammen- gebracht, inteusiv gefarbte Niederschllge bildet, die in Wasser oder in verdiinnten Skuren unloslich sind, sich aber in Alkalien mit Leichtig- I) Diese Berichte XXI, 1556.

Zur Theorie des Färbens

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Dichlornaphtalin rnit dem Schmelzpunkt 61.5 0 ist somit entweder ein PI- a1 - oder ein PI- a1 - Derivat.

Die 6-Chlornaphtalinsulfosaure ist somit entweder

S03H Upsa la . Unil-ersitatslaboratorium, im Juni 1887.

614. Edmund Knecht: Zur Theorie dee Farbens. [VorlLufige Mittheilung.]

(Eingegangen am 15. August; mitgetheilt in der Sitzung Ton Hrn. Sell.)

In einer friiheren Mittheilung') beschrieb ich die chemischen Vor- gange, die beim Farben der thierischen Fasern mit den basischen Theerfarben stattfinden, und wagte es schon damals die Meinung aus- zusprechen , dass diese Faserstoffe wahrscheinlich saure und basische Gruppen enthielten, die sich beim Fiirben mit den Farbbasen und Farbssuren zu unloslichen Lacken verbinden. In Bezug auf die basischen Farbstoffe ist dies durch die schon angefuhrten Ver- suche theilweise erwiesen, fiir die sauren Farbstoffe hatte ich aber keinen weiteren Bewcis. Bei der Ausfuhrung einer Reihe von Ver- suchen iiber die Absorption von Siluren durch die Schafwolle erhielt ich Resultate, welche die Existenz eines stark basischen Bestand- theils in diesem Faserstoffe als sehr wahrscheinlich erscheinen liessen. Die Isolirung dieses basischen (lackbildenden) Princips ist mir noch nicht rnit Sicherheit gelungen, jedoch sind wohl die Resultate folgender Versuche von geniigendem Interesse um hier angefiihrt zu werden.

Kocht man Schafwolle rnit einem Gemenge von englischer Schwefel- saure (2 Thl.) und Wasser (3 Thl.), so fangt dieselbe schon nach etwa 30 Minuten an sich aufzulosen, nnd es hat sich nach zwei Stunden bis auf einen unbedeutenden Ruckstand alles aufgelost. Nach dem Verdiinnen und Filtriren erhalt man eine klare hellbraune LGsung, die, rnit wassrigen Losungen der sauren Theerfarbstoffe xusammen- gebracht, inteusiv gefarbte Niederschllge bildet, die in Wasser oder in verdiinnten Skuren unloslich sind, sich aber in Alkalien mit Leichtig-

I) Diese Berichte XXI, 1556.

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keit aufliisen. Aus den alkalischen Lijsungen wurden die Lacke durch Sauren wieder niedergeschlagen. Mit GerbsBure erhiilt man einen voluminiiseri grauen Niederschlag , wlhrend Kaliumbichromat einen gelben, krystallinisehen Niederschlag crzeugt. Reim sorgfiiltigen Neu- tralisiren der Liisung erhiilt man einen kiisigen Niederschlag, der ab- filtrirt, gewaschen und getrockiiet eine hartti, braune, amorphe Substanz darstellt, die sich in Alkalien leicht, in Sauren schwer aufliist. Deren Liisung in verdiinnter Schwefelsaure besitzt der urspriinglichen Liisung ahnliche Eigenschaften. 1% lag nun sofort die Vermuthung nahe, es kiinnte das lackbildende Princip aus Leucin, Tyrosin odcr cine der andern aus Wolle erhaltenen Amidosauren bestehen. Weder Leucin noch 'I'yrosin erzeugten aber in saurer Liisung rnit den sanren Theer- farbstoffen die gcringste Trubung ; andere bekwnnte Zerscteungsproducte der Wolle standen mir nicht zur Verfugung.

Von den Farblacken wurden bisher nur zwei dargestellt und nlher nntersucht. Der mit K r y s t a l l p o n c e a u 6R (Cassella) er- haltene, dessen Menge ungefahr 10 pCt. des Gewichts ,der angewandten Wolle betragt, bildet nach dem Eintrocknen eine gliinzende bei auf- fallendem Lichte fast schwarz, bei durchgehendem Lichto aber intensiv roth erscheinende Substanz , die in verdunnter , kalter Schwefelsaure unliislich ist, in kochendem Wasser sich dagegen etwas aufliist; beim Erkalten scheidet sich dieselbe wieder in iritensiv roth gefiirbten, mikroskopischen Warzen aus. In Alkalien 16st sich der Lack mit Leichtigkeit auf und wird auf Zusate von Siiure wieder abgcschieden. I n Alkohol ist der Lack schwcr, iii Aether und Schwefelkohlcnstoff unliislich. Der niit L 6 s 1 i ch b l a u crlialtene Lack bildet cine porose, metallisch gliinzende blasse, die in ihren Eigenschaften der vorher- geheriden gleicht.

h i m Liisen r o n Wolle in rerdiinnter Natronlauge erhalt man eine Liisung, die, mit Schwefelsaure angeshert und von dem sich bildenden voluminiisen Niederschlage abfiltrirt, rnit den sauren Theer- farben ebenfalls unlijsliche Lacke bildet.

Eine Auf liisung von Seide in mlssig verdiinnter Schwefelsaure erzengte ebenfalls mit Krystallponceau und rnit Liislichblau unliisliche Farblacke.

Es ist nun hierdurch erwiesen, dass sich aus den thierischen Fasern cine Substanz darstellen lasst, die mit den sauren, substantiven Theerfarbstoffen unliisliche Lacke bildet. Ob sich aber dieselbe in der urspriinglichen Pasersubstanz vorfindet, oder sich allmahlich beim FSirben (im sauren Bade) bildet, llsst sich nur durch weitere Versuche bestimmen. Ich hoffe bald dariiber, sowie iiber die Zusammensetzung der lackbildenden Substanz, weiter berichten zu kiinnen.

B r a d f o r d , Technical College, Juli 1885.