Upload
phungkhanh
View
226
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Zur Geschichte von Orthopädie und Unfallchirurgie
Cut, sawn, chiseledMax G. Kaminsky
PD Dr. M. A. RauschmannOrthopädische Universitätsklinik Frankfurt am Main
-Stiftung Friedrichsheim
Ärztl. Direktor: Prof. L. Zichner
Älteste Zeugnisse der Unfallheilkunde
• Schädeltrepanationen– Erste Zeugnisse
chirurgischer Anwendungen im Neolithikum
– Trepanation aus Mesopothanien 2000-1400 v. Chr.
Schulterluxation und Reposition
nach Hippocrates
• 5. Jahrhundert v. Chr. – Hippocrates
• Beschreibung der Schulterluxation nach unten:“ Luxatioaxillaris“
• 1. Jahrhundert v. Chr.– Celsus
• unterscheidet die vordere Luxation von der axillären Form
• 18. Jahrhundert. n. Chr.– (z.Bsp.: L. Heister)
• Beschreibung der hinteren Luxation
• 1870– Theodor Kocher
• Beschreibung der mehrstufigen Reposition bei vorderer Luxation
• 1941– Benno Ritter von Arlt
• Einrichtung der Schulterluxation über einer Stuhllehne
Extensionsbehandlung der Skoliose nach Hippocrates
Hippocrates-LeiterScamnum
A. Vesalius 1543De humani corporis fabriccaVorraussetzung zur Schaffung einer chirurgischen
Systematik
Vater der modernen Chirurgie
• Erfindung der Ligatur
• Erste Amputationen
• Beschreibung des Phantomschmerzes
• Erste Oberschenkelprothese u. Knieruhestelze
• Behandlung von Schußwunden
• Entwicklung des ersten Korsetts
• Handprothetik
Amputationstechniken
„Institutioneschirurgicae“, 1739
Hans von Gersdorf
Feldbuch der Wundartzney
1517
Lorenz Heister1683-1758
1. Systematisches Lehrbuch der Chirurgie in deutscher Sprache1718„Tracheotomie“
Heister´schesKreuz1719
Lorenz Heister 1683-1758
Nicolas Andry(1658-1742)
Kreation des Wortes Orthopädie
„Orthopädie oder die Kunst, bei den Kindern die Ungestalt des Leibes zu verhüten und zu verbessern“
N. Andry 1741
•Klass. Kh: • Klumpfuss• Rachitis• Skoliose
•Nicht nur Bewegungsapparat•Erziehung•Schönheitskorrektur
•Lippen-Kiefer-Gaumenspalten•Keine Erwachsenen
J.G. Heine1771-1838
Ehemaliges Stefankloster „Carolinum“, 1816
•Bandagist und Instrumentenmacher•Medizinischer Laie•Abgrenzung von der Schönheitskorrektur
•Funktion steht im Vordergrund•Anerkennung von universitärer Seite•1824 J.G. Heine
Ernennung zum Demonstrator der orthop. Maschinenlehre in Würzburg
1838 B. Heine wird Honorarprofessor für Orthopädie und die Operationslehre mit dem erfundenen Osteotom
B. Heine1800-1846
Äthernarkose und Antisepsis
16. Oktober 1846 Einführung der Äthernarkose durch W.T. Green Morton
Einführung der Antisepsis durch Joseph Listermit Carbolsäureester, 1870
Georg Friedrich Louis Stromeyer ( 1804-1876)
Orthopädische Chirurgie
• Umgestaltung der Orthopädie• Orthopädie wird integraler Bestandteil der Chirurgie:• Dieffenbach: „In den orthopädischen Operationen feiert die
Chirurgie Ihre schönsten Triumphe“
• Erweiterung auf andere Organe– Schiel-Operationen– Stotter-Operationen– Schwerhörigkeit
• Erkennung von Zusammenhängen– Polio (J. Heine, 1854)
Johann Friedrich Dieffenbach( 1792-1847)
OrthopädieAbgrenzbarkeit und Rechtfertigung
• 1892 Julius Wolff
– Gesetz der Transformation der Knochen
• 1895 Wilhelm Conrad Röntgen
– Sichtbarmachung der osteologischenUmbauprozesse
J. Wolff
Wilhelm Conrad Röntgen
Themistocles Gluck1853-1942
1923 Smith-Petersen-Cup
Anfänge der Arthroplastik
1891 Publikation über das Elfenbeinscharniergelenk
1894 H. Helfrich
Dreispaltung der Orthopädie• Laien-Orthopädie
– Heine, Hessing, Wildberger
• Chirurgisch arbeitende Orthopäden („nasse Chirurgen“)– Dieffenbach, Wolff, Hoffa, Lange
• Vertreter der „trockenen Chirurgie“– A. Lorenz, 1924: „Als entgleister Chirurg habe ich mich in den
Versammlungen der Chirurgen stets bedrückt gefühlt, habe die Großen dieses Fachs immer beneidet und deshalb wohl auch gehaßt“.
Konservative Orthopädie
• 1908 Oskar Vulpius:– „Orthopädie ist kein Organfach“
• Sie überschreitet Grenzgebiete– Chirurgie– Innere Medizin
• Therapie:– gemeinsamer Einsatz der balneo-physikalischen Therapiemaßnahmen
• Ablehnung der Operationen durch orthodoxe Vertreter der Heilgymnastik:– „Ein Orthopäde hört auf ein solcher zu sein, wenn er zur orthopädischen
Behandlung die Teno- u. Myotomie zu Hilfe nimmt“• Eduard Helmke: Reform der Orthopädie, 1871
• Gefahr der Umgestaltung des Faches in Richtung Gesundheitspflegeund Kosmetik– Integration der Massage in das Heilverfahren unter Vorherrschaft der
Gymnastik und der Medikomechanik nach Zander
Fachzeitschriften
A. Hoffa
„Jeder junge Orthopäde soll neben dem Gebrauch des Skalpells auch in die Kunst des Appartebaues unterwiesen werden“.
1891: 1. Lehrbuch (Vorwort):Chirurgie ist die Mutter der Orthopädie
Bildung einer Orthopädischen Fachgesellschaft
• Probleme:– Orthopädische Themen waren auf Kongressen unterrepräsentiert
• Konservative Themen gehören nicht auf den Chirurgenkongress– Orthopädische Chirurgen waren bereits Mitglieder der Dt. Ges.
Chirurgie– Chirurgen befürchteten ein Abstrom von Mitgliedern
– Zerstückelung des Faches (von Bergmann)• Mehr Kooperation als Konfrontation
– E. Lexer• „Das ist doch sehr einfach, Massage, Medikomechanik und Apparatebau
können Sie soviel betreiben, wie Sie wollen. Von den Operationen aber gehören die blutigen Eingriffe dem Chirurgen und die unblutigen Redressements und Korrekturen dem Orthopäden“. (zitiert nach F. Lange)
• „Die Orthopäden sind Räuber, sie nehmen der Chirurgie ein Arbeitsfeld nach dem anderen und Fritz Lange ist der schlimmste“.
Erich Lexer1867-1937
• Gründung:– 1. Treffen
• Chirurgenkongress in Berlin Ostern 1901• Interessen:
– Wirtschaftliche Sicherstellung– Wissenschaftliche Aufarbeitung
– 23.9. 01 Gründung der DGOC ohne Satzung• Prinzipien:
– Erhalt der Verbindung zu der Muttergesellschaft» Kongressort und zeit angelehnt an die Chirurgen
– Anbindung an die Chirurgen auch von Orthopäden gewünscht» Ehrenmitglieder (Esmarch, König, von Bergmann)
• Umbenennung in DGO 1913– Weitere Abspaltung von der Chirurgie– Anpassung an internationale Gesellschaften
• Umbenennung in DGOT 1967– Berechtigung zur Behandlung frischer Verletzungsfolgen– Angleichung an internationale Gesellschaften (SICOT)
Bildung einer Orthopädischen Fachgesellschaft
Orthopädie als Universitätsfach
• 1831 Robert von Foriep– Vorlesung an der Universität
• 1859 Karl Hermann Schildbach– Erste Universitätspoliklinik in Leipzig
• 1907 F. Lange– Erster Ordinarius in München
• 1924 Facharztausbildung und Pflichtfach • 1966 Prüfungsfach
Reichskrüppelzählung
K. Biesalski
• Lüge zum guten Zweck:•Skoliose leichten Grades•X-Bein
• Kein wissenschaftlicher sondern propagandistischer Wert:
„Der Krüppel soll aus einem Almosenempfänger zu einem Steuerzahler werden.“
„Den Orthopäden fällt bei der Krüppelfürsorge im ganzen betrachtet die Hauptarbeit zu.“
• Stärkung der Orthopädie als Spezialgebiet.
• Ausbau der Krüppelheime
Einführung der Unfallversicherung
• 1884 Bismark• Nachbehandlung der Unfallverletzten
– Wesentliche Mitbetreuung der Patienten durch konservative Orthopäden und medikomechanischeInstitute
• Anerkennung durch die BG• Ursache für den Anstieg des orthopädischen Institutswesens
– Verlagerung der physikalischen Therapie in Richtung Chirurgie
H. Krukenberg1863-1935
Kriegschirurgie und Orthopädie
• J.D. Larrey– Amputation auf dem Schlachtfeld– Begründer der fliegenden Ambulanz
• GFL Stromeyer– Gelenkresektion und Amputationstechniken
• F. v. Esmarch– Künstliche Blutleere
• R. v. Volkmann– Eigenbluttransfusion
• H. Krukenberg– „Krebsschere“
• F. Sauerbruch– Muskeleigenkraft-Prothese
Nationalsozialismus• Tiefer Einschnitt in beiden Gesellschaften
– Behandlung unter dem Aspekt der Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess
– Vertreibung jüdischer Kollegen in beiden Fachgebieten
• Bruno Valentin
– Anwendung des Sterilisationsgesetzes• Hüftdysplasie
• Klumpfuß
– Chirurgische Experimente an Menschen in Arbeits- u. Konzentrationslagern
• Z.Bsp.: Sulfonamide bei chirurgischen Infektionen
• Prof. Karl Gebhardt, Ravensbrück– hingerichtet am 2.6.1948
– Abbruch internationaler Kontakte
Franz Schede
K. Gebhardt
Bildung einer unfallchirugischenFachgesellschaft
• 1894 Gründung einer Abteilung für Unfallheilkunde• 1922 Dt. Gesellschaft für Unfallheilkunde, Versicherungs- u.
Versorgungsmedizin• 1954 O. Goetze: „Das grenzenlose Anwachsen des Umfangs aller
Wissenschaft, und so auch der Chirurgie, und das begrenzte Fassungsvermögen auch des besten Chirurgengehirns bringen es zwangsläufig mit sich, dass heute kein Chirurg mehr vollendeter Meister auf allen chirurgischen Teilgebieten sein kann.“
• 1960 L. Böhler: „Die Unfallchirurgie kann sich erst dann voll entwickeln, wenn an jeder Medizinischen Fakultät der ganzen Welt eine eigene selbständige Lehrkanzel für Unfallchirurgie und Begutachtung geschaffen wird, an der ein Lehrer wirkt, der sich dauernd und begeistert mit der Behandlung von Unfallverletzten befasst und der Mitarbeiter mit Aussicht auf eine erfolgreiche Zukunft hat“.
• 1970 Erster Lehrstuhl – MHH (Tscherne)– Aktuell 30 Ordinariate od. Abteilungen an Universitäten
Errungenschaften der Unfallchirurgie
• Moderne Knochenbruchbehandlung– L. Böhler
• Einrichten, ruhigstellen, Schmerzen vermeiden, benachbarte Gelenke bewegen
• 1929: Technik der Knochenbruchbehandlung– G. Küntscher
• 1940 Marknagelung– Stabilisierung der Bruchstelle durch Nagel an der Innenwand des
Knochens– Bruchferne Einbringung– Gedeckte Knochenbruchbehandlung
• Fixateur externe– Von Langenbeck– A. Lambotte– R. Hoffmann– G.A. Ilizarov
• Gründung der AO– Operationsprinzipien
• Wiederherstellung der anatomischen Form• Herstellung einer übungsstabilen Situation durch Platte und
Schraube• Sofortige aktive Betätigung der Muskeln und Gelenke• Per primam Knochenheilung ohne überschüssige Kallusbildung
– „Leben ist Bewegung“
1900-1972
1885-1973
Deutsches Orthopädisches Geschichts- und Forschungsmuseum
Literatur zum Thema