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Landesbibliothek Oldenburg Digitalisierung von Drucken Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Landesgeschichte und Altertumskunde Oldenburger Verein für Landesgeschichte und Altertumskunde Oldenburg, 1934 Zur Geschichte von Handwerk und Gewerbe in den alten Kirchspielen Damme und Neuenkirchen. Von Hermann Wilder urn:nbn:de:gbv:45:1-3217 Visual ^Library

Zur Geschichte Von Handwerk Und Gewerbe in Den Alten Kirchspielen Damme Und Neue

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Page 1: Zur Geschichte Von Handwerk Und Gewerbe in Den Alten Kirchspielen Damme Und Neue

Landesbibliothek Oldenburg

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Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Landesgeschichte und Altertumskunde

Oldenburger Verein für Landesgeschichte und Altertumskunde

Oldenburg, 1934

Zur Geschichte von Handwerk und Gewerbe in den alten Kirchspielen Damme und Neuenkirchen. Von Hermann Wilder

urn:nbn:de:gbv:45:1-3217

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Zur Geschichte von Handwerk und Gewerbe in den alten Kirchspielen Damme und Neuenkirchen während des

17. und 18. Jahrhunderts Von H e r m a n n W i l d e r

Ältere Nachrichten über die Verbreitung von Handwerk und Ge-werbe in den ehemaligen Kirchspielen Damme und Neuenkirchen1) aus der Zeit des Mittelalters sind m. W. nicht vorhanden. Einen ersten An-halt geben uns die Schatzregister des 15. und 16. Jahrhunderts. Sie ent-halten eine Anzahl Hol- bzw. Familiennamen, die es uns ermöglichen, die Handwerks- und Gewerbearten festzustellen, die bereits vor dieser Zeit vertreten waren. Solche von Handwerk und Gewerbe abgeleitete Namen sind Scroder, Schröder, Schröder ( = Schneider) in Holdorf und Borringhausen, Schomaker, Schumacher ( = Schuhmacher) in Neuen-kirchen und Osterdamme, Redeker Radmacher) in Rottinghausen und Bödeker ( = Böttcher) in Bieste. Zu dieser Gruppe von Namen ge-hören ferner Kramer in Osterfeine, Höltermann in Damme, Möhlenhof in Nellinghof, in den benachbarten Gebieten Schomaker in Südlohne, Seeger in Brockdorf, Decker in Harpendorf, Hölscher in Elmelage, Koopmann in Mühlen, Brauer in Mühlen-) u. a.

Von erheblichem Werte für die Geschichte von Handwerk und Gewerbe während des 17. und 18. Jahrhunderts sind einige einschlägige Archivalien im Staatsarchiv Osnabrück, die nachfolgend abgedruckt und erläutert werden. Es handelt sich um zwei tabellenartige Über-sichten, die beinahe um 100 Jahre auseinanderliegen. Die erste ist ein Konskriptionsregister oder Schatzungsregister vom Jahre 1667, wäh-rend die zweite Tabelle von einer Bevölkerungsstatistik des Jahres 1772 herrührt.

' ) Von kleinen Gebietstei len abgesehen, umfaßte das alte Kirchspiel Damme die jetzige politische Gemeinde Damme, das ehem. Ksp. Neuen-kirchen und die jetz. pol. Gem. Neuenkirchen mit der alten Gemeinde Holdorf. Beide Kirchspiele gehörten bis zum J a h r e 1817 zum Amt Vörden und zum Fürstbistum Osnabrück.

J) Vgl. Pagenstert , Die Bauernhöfe im Amte V e c h t a (Vechta 1908).

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Die nachfolgende Übersicht entstammt dem „Konskriptionsregister behuf des Schatzes mit Angabe der Gewerbe der Pflichtigen" vom Jahre 1667. Es geht daraus hervor, daß der Zahl nach die Bierbrauer an erster Stelle stehen. Nach Justus Moser hat es vor dem 30jährigen Krieg Bierbrauer (Branntweinbrenner) auf den Dörfern nicht gegeben. In Jahre 1667 machen sie, die Bierzäpfer mitgerechnet, 39% aller Gewerbetreibenden aus.

Staatsarchiv Osnabrück, Abschnitt 88, Nr. 76. Im J a h r e 1667 befanden sich Damme Neuen-

im Kirchspiel Damme kirchen

Kauf- oder Handelsleuthe 5 2 Krämer oder Höcker 1 2 Feldscherer 1 —

Bierbrauer 11 20 Bierzäpfer 3 —

Branntweinbrenner — —

Becker 2 —

Schmiede 2 —

Schuster 5 2 Schneider 2 1

Glaser — —

Linnenweber — —

Wüllenweber oder Tuchmacher — —

Zimmerleuthe 1 —

Sagenschnieder oder Zimmerknechte . . 1 2 Pflug- oder Rahdemacher 1 2 Holscher oder Mollenhauer 5 1 Bütcher t 1 Drechsler oder Stuhlmacher 1 1

Tischler oder Schreiner 1 t Satteler oder Riemenschneider — 1

Tonfer oder Ziegler — —

insgesamt 43 36

Die Bierzäpfer (Bierschenker) müssen wohl keinen guten Ruf ge-habt haben. Ein alter Volksreim1), der jedoch auch aus einer späteren Zeit stammen kann, lautet:

„Up den Schum tappet se. Na den Gelde schnappet se. Twee vor enen schriewet se. Seggt man't ehr, dann kiewet se."

*) Mündl. Überlieferung.

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Nach zahlreichen alten Rechnungen und Anschreibebüchern gab es im öffentlichen und privaten Leben kaum eine Gelegenheit, bei der nicht etwas „vertrunken" wurde'), im 17. Jahrhundert meist Bier, später auch viel Branntwein.

Zahlenmäßig folgen auf die Bierbrauer die Kaufleute, und dann kommen die Handwerkergruppen, voran die Schuster. Als Vertreter des Holzgewerbes werden die Zimmerleute, Sagenschnieder, Pflug- und Rademacher, Holscher und Mollenhauer, Bütcher, Drechsler und Stuhl-macher, Tischler und Schreiner genannt. Sie machen zusammen 25% der Gewerbetreibenden aus. Das erforderliche Arbeitsmaterial konnten sie sich auf dem platten Lande leicht „besorgen".

Die meisten Handwerker gehörten der Gruppe der Kolter und Heuerlinge an. Sie wohnten fast ausschließlich auf den Nebenfeuerstätten in einem Neben- oder Beihaus oder auch in einer Scheune und hielten nebenbei etwa 1—2 Kühe. Ein weiterer Viehbestand war nach dem Viehschatzregister von 1667 in den meisten Fällen nicht vorhanden. — Das Gewerbe der Bierbrauer wurde auch von Voll- und Halberben aus-geübt.

Die Gesamtzahl der am Schluß des Konskriptionsregisters ange-führten Handwerker und Gewerbetreibenden (79) scheint jedoch nicht ganz der Wirklichkeit zu entsprechen. Es gab allein in der damaligen Bauernschaft Grandorf, die zu Damme gehörte, nach derselben Quelle 2 Bierbrauer, 2 Bierzäpfer, 1 Branntweinbrenner (nach der Ubersicht in beiden Kirchspielen keinen, 1 Tischler oder Schreiner, 1 Drechsler oder Stuhlmacher und 1 Kauf- oder Handelsmann. Danach muß die Gesamt-summe der Handwerker und Gewerbetreibenden in den Kirchspielen Damme und Neuenkirchen größer gewesen sein.

Wie das Bild 100 Jahre später aussieht, zeigt uns die folgende Ubersicht.

Nach den „Tabellen der im Amte Vörden lebenden Menschen mit Angabe des Standes und Gewerbes" vom Jahre 1772 hat sich die Zahl der Handwerker und Gewerbetreibenden in den letzten 100 Jahren be-deutend erhöht. (Vgl. nachstehende Übersicht!)

Statt eines „Feldscherers" im Orte Damme gibt es jetzt 2 „Chi-rurgen" in Damme und einen in Neuenkirchen. Welcher Art ihre Aus-bildung war und was sie im einzelnen „leisteten", ersieht man aus einem Gutachten3), welches der Landphysikus in Osnabrück nach der Prüfung eines Chirurgen in den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts schrieb. Es lautet: „Wie gewöhnlich versehen mit einem Lehrbrief und gedruckten

' ) Vgl. Osn. Mittig. 47. S. 256. - ) Twelbeck, Alte Gehrder Kirchenbücher erzählen, S. 32.

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Staatsarchiv Osnabrück, Abschnitt 188, Nr. 45.

Im Jahre 1772 befanden sich Damme

Neucn-im Kirchspiel

Damme kirchen

1 2 —

2 1 5 7

Bäckerin — Weißbäcker 1 1 8 10

Schmiede 9 5 Schuster (Schusterini 9 3 Zimmerleute 6 5 Rademacher 2 —

Wagenmacher — 2 Holschenmacher 3 5

Tischer — 4 Schreiner — 4

Küfer 1

Faßbinder 1 —

Metzger 4 1 Tobackspinner 1 1 Schnupftabakhändler 1 1 Kleinschnitzer 1 —

Korbmacher — 1 Knopfmacher 4 —

Weißgerber 3 —

Wehldreher 3 1 Brakemacher 1 —

Repschläger — 1

Maurer — 2 — 1 — 1

Roßhändler — 1 Müller (Mühlenpächter) 3 1

— 4 insgesamt 72 66

Attesten, daß er auf der Grönlandfahrt ein chirurgischer Handlanger war, versteht er weiter nichts, als empirisch Blutlassen, Zahnausbrechen und mechanisch eine einfache Wunde, simplen Beinbruch und leichte Verrenkung zu behandeln. Wie wenig aber dergleichen Chirurgen auf dem Land nutzen, wo sie ohne alle Direction sind, ohne welche sie nicht einmal die Fälle für ihre handwerksmäßig erlernten Manual-Operationen

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zu bestimmen wissen; zumal da auch der arme Landmann nicht nur in solchen leichten Verletzungen, sondern auch in verwickelten Übeln sich so ungeschickten Händen anvertrauen muß, die nur die gute Natur des gemeinen Mannes in ihrem weiseren Heilungsgeschäfte stören und den Unterthan um Geld, ja oft um Gesundheit und Leben bringen: über-lassen wir der landesväterlichen Entscheidung einer hochfürstlichen Re-gierung." In Osnabrück waren die Chirurgen in der damaligen Zeit auch Barbiere1). Ob das auch in Damme und Neuenkirchen der Fall war, konnte nicht festgestellt werden.

Stark vertreten (in der Reihenfolge, wie sie genannt werden) sind die Schneider, Schmiede und Schuster. Sic fehlen naturgemäß in fast keiner Bauerschaft. In der Bauerschaft Fladderlohausen (vorher Gran-dorf) gibt es im Jahre 1772 insgesamt 2 Schmiede, 1 Schneider, 1 Schuster und 1 Rademacher.

Eine starke Vermehrung weist die Zahl der Zimmerleute auf. Sie ist im Kirchspiel Damme von 1 auf 6 und im Kirchspiel Neuenkirchen von 0 auf 5 angewachsen.

Die „Tischer", so lautet wohl auch der ursprüngliche Ausdruck, haben nur im Kirchspiel Neuenkirchen stark zugenommen, während das Kirchspiel Damme nicht einen einzigen Vertreter aufzuweisen hat. Sie werden vielfach auch Schreiner genannt. Zu dieser Gruppe sind auch die Kleinschnitzer (Kleinschnitker) zu zählen. Ihre Tätigkeit bestand darin, die Verkrakungen an den Giebelenden durch Schnitzwerk und Sprüche zu verzieren oder in den Wohnräumen Getäfel und Türen kunst-voll zu gestalten2).

Die Zahl der Bäcker ist gegenüber dem Jahre 1772 konstant ge-blieben. Ihre geringe Zahl deutet darauf hin, daß das Landvolk in dieser Zeit noch fast ausschließlich Selbstversorger war. Auf jeder Hofstelle befand sich in respektvoller Entfernung von den übrigen Gebäuden ein Backhaus.

Während der Ort Damme in der Knopfmacherei und Weißgerberei eine Monopolstellung einzunehmen scheint, sind wiederum andere Be-rufe, wie Küfer, Korbmacher, Reepschläger (Seiler), Maurer, Musikanten, Färber und Roßhändler nur im Kirchspiel Neuenkirchen vertreten. Die Weißgerber verfertigten nicht wie die Lohgerber mit Lohe braunes, sondern mit Alaun weißes Leder3).

Die Rademacher, die im Jahre 1667 den Pflugmachern gleichgestellt werden, machten Räder für Pflüge und Karren. Außerdem gab es noch

») Twelbeck, Al te Gehrder Kirchenbücher erzählen, S . 32. 2 ) Mittig. des Hasegaues, 4. Heft, S. 12. ' ) L. Hoffmeyer, Geschichte des Handwerks der S tadt Osnabrück.

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Spinnradmacher, die als Wehldreher bezeichnet werden. Nach der Zahl dieser Handwerksgruppe wurde das Spinnen am Ende des 18. Jahr-hunderts eifrig betrieben. Auch die Flachsverarbeitung ist üblich, wie uns das Vorhandensein eines Brakemachers zeigt.

Seltsame Bezeichnungen sind „Tobackspinner" und „Halbmeister". Tobackspinner nannte man die Bereiter von Stangenkautabak. Die Ta-bakblätter wurden in eine Tunke gelegt und dann gedreht (gesponnen): „Spinnerinnen" (Spinndeerns) hießen früher die Arbeiterinnen der Firma Schrimper in Oldenburg. — Nach Grimms Deutschem Wörterbuch ist ein „Halbmeister" ein Henker. Diese Deutung ist hier sicher nicht zu-treffend. Der Halbmeister war m. E. vielmehr ein Mann ohne eigent-liche Fachausbildung, der es aber oft zu meisterlicher Arbeit in ver-schiedenen Handwerken brachte (Duscndkünstler!).

Die Kaufhändler, Krämer und Metzger gehörten ohne Ausnahme zur Klasse der Kirchhöfer. Sie wohnten in der Nähe der Kirche, um so den Kirchgängern Gelegenheit zu geben, ihre Einkäufe zu machen. Die Kaufhändler tätigten vielfach auch Geldgeschäfte, die oft recht einträg-lich waren. Den Juden war es während des ganzen 18. Jahrhunderts verboten, sich in dem Fürstentum Osnabrück ansässig zu machen1). Sie konnten demnach ein stehendes Gewerbe nicht treiben.

Bei den Müllern muß unterschieden werden zwischen den Besitzern bzw. Pächtern von Wasser- oder Windmühlen und Grützemüllern („Göttemöller"). Die Wassermühlen sollen in unserer Gegend zuerst von eingewanderten Franken angelegt worden sein-). Die Windmühlen da-gegen sind von Holland zu uns gekommen3). Der im Jahre 1772 im Kirchspiel Neuenkirchen genannte Müller ist der „Müller am Stick-teich". Die Kronlager Mühle wird nicht erwähnt. Beide Mühlen haben bestimmt ein hohes Alter. Sie waren nach urkundlichen Berichten auch im Jahre 1667 schon längst vorhanden. Auch im Kirchspiel Damme scheint die Zahl der Mühlen mit 3 zu niedrig angegeben zu sein. Allein in Handorf gab es 2 Wassermühlen, die im Jahre 1772 schon auf eine jahrhundertelange Vergangenheit zurückblicken konnten. — Die Grützemühlen wurden mit der Hand gedreht oder mit einem Göpel in Bewegung gesetzt. Vgl. die Geräte im Museums-dorf Cloppenburg.

Die Gesamtzahl der Handwerker und Gewerbetreibenden im Jahre 1772 beträgt 138 gegenüber 79 im Jahre 1667. Sie hat sich also in 105 Jahren fast verdoppelt. Es muß aber dabei berücksichtigt werden,

l ) Osn. Mittig., Bd. 47, S . 261. J ) Osn. Mittig., Bd. 51, S. 161. ») Osn. Mittig., Bd. 51, S. 161.

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daß auch die Bevölkerung eine starke Zunahme erfahren hat. Größere Verluste weisen nur die Bierbrauer auf. Ihre Zahl ist von 31 im Jahre 1667 auf 12 im Jahre 1772, also von 39 auf 9% aller Gewerbetreibenden gesunken.

Es ist zunächst nicht verständlich, weshalb in den „Tabellen" vom Jahre 1772 nicht auch Leinenweber angeführt werden. Begann doch da-mals gerade die Leinenweberei in den Kirchspielen Damme und Neuen-kirchen einen raschen Aufschwung zu nehmen1). Es muß jedoch in Be-tracht gezogen werden, daß die „Linneweber" in hiesiger Gegend nur gelegentlich im Winter „würkten" und daher wohl als Gewerbetreibende nicht angesprochen wurden.

Zahlreich vertreten waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch die Branntweinbrenner, die ebenfalls in dem betr. Register n i c h t aufge-führt werden. Nach einem Bericht des Vogtes Stordeur-Vörden vom 25. Februar 1805 gab es in dem „zweiherrigen" Kirchspiel Damme 15 osnabrücksche und 11 münstersche Branntweinbrennereien5). Ge-wiß eine stattliche Zahl! Es ist nicht anzunehmen, daß sie all erst nach 1772 entstanden sind.

Wie im Jahre 1667, so scheint auch im Jahre 1772 die Gesamtzahl der Handwerker und Gewerbetreibenden in Wirklichkeit noch bedeu-tend größer gewesen zu sein, als in den Verzeichnissen angegeben ist. Demnach scheint diesen Aufstellungen nur ein bedingter Wert zuzu-kommen. Immerhin geben sie einen allgemeinen Überblick über die Ver-breitung und vermitteln einen Eindruck von der Vielseitigkeit von Hand-werk und Gewerbe im 17. und 18. Jahrhundert in unserer engeren Heimat.

Q u e l l e n : Akten des Osnabrücker Staatsarchivs . — Einzelne tech-nische Erklärungen S. 56 nach mündl. Mitteilung von Dr. h. c. L. Hoff-meyer( t ) -Osnabrück und S. 57 (Spinndeerns) desgl. von Hptlehrer a. D. Vogelpohl-Neuenkirchen.

l ) Osn. Staatsarchiv Abschn. 190, Nr. 43. -) Osn. Staatsarchiv Abschn. 194. Nr. 19.

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8 Briefe von D. Lucas Bacmeister d. Ä. an Graf Johann VII. von Oldenburg

1 5 9 4 — 1 5 9 9 n e b s t A n h a n g :

Politische Nachrichten an den Herzog Johann d. J. von Schleswig-Holstein 1581-1603

Mitgeteilt von W a l t h e r B a c m e i s t e r

In der Handschriftensammlung der Württembergischen Landes-bibliothek zu Stuttgart ist ein stattlicher Band vorhanden, der auf dem Rücken des Umschlages die Bezeichnung „Bacmeisterscher Brief-wechsel" trägt. Er enthält zwei Aktenbündel von ungleichem Umfang: das erste, das etwa dreimal so viele Urkunden birgt wie das zweite, hat die Überschrift: „Briefwechsel des Lucas Bacmeister in Rostock t 1608"; das zweite: „Briefwechsel von Lucas Bacmeister d. J . in Rostock f 1630 und andern Mitgliedern der Bacmeisterschen Familie."

Diese Briefe haben in der Württembergischen Landesbibliothek seit langen Jahren, vielleicht seit Jahrhunderten geschlummert. Von Fachgelehrten sind sie wohl kaum einmal ausgewertet worden; Ange-hörige der Familie Bacmeister haben sie wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen. Eine Erinnerung an sie hat sich weder mündlich noch schriftlich in der Familie erhalten. Für diese ist der zweite, kleinere Aktenbund von familiengeschichtlichem Werte. Der erstere, der größere, von dem im nachfolgenden allein die Rede ist, darf allge-meinere Beachtung beanspruchen. Er führt uns in die kirchengeschicht-lichen Fragen und Strömungen der beiden letzten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts hinein; ab und zu fällt ein Streiflicht auf die allge-meinen politischen Zustände der damaligen Zeit (Türkengefahr!).

Der Verfasser der aufs beste erhaltenen Briefe war D. Lucas Bacmeister (gen. d. Ält.), Professor der Theologie an der Universität Rostock und Pfarrer an St. Marien daselbst.