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F 2016
Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um die Kopiedes Abschlußberichtes einer vom Bundesmini sterium fürVerkehr, Bau- und Wohnungswesen -BMVBW- geför-derten Forschungsarbeit. Die in dieser Forschungsarbeitenthaltenen Darstellungen und Empfehlungen gebendie fachlichen Auffassungen der Verfasser wieder. Diesewerden hier unverändert wiedergegeben, sie gebennicht unbedingt die Meinung des Zuwendungsgebersoder des Herausgebers wieder.
Dieser Forschungsbericht wurde mit modernstenHochleistungskopierern auf Einzelanfrage hergestellt.
Die Originalmanuskripte wurden reprotechnisch, jedochnicht inhaltlich überarbeitet. Die Druckqualität hängt vonder reprotechnischen Eignung des Originalmanuskriptesab, das uns vom Autor bzw. von der Forschungsstellezur Verfügung gestellt wurde.
© by Fraunhofer IRB Verlag
Vervielfältigung, auch auszugsweise,nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Verlages.
Fraunhofer IRB Verlag
Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau
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70504 Stuttgart
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70569 Stuttgart
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www.baufachinformation.de
Vorhabein Nr.
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ii Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik GmbH
FORSCHUNGSARBEIT "ZEITREIHENANALYSE BAUFORSCHUNG"
Im Auftrag des Bundesministers für Raumordnung,
Bauwesen und Städtebau
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von
Dipl.-Geogr. Werner Döbritz
Prof.Dr.Hellmut Wollmann
Berlin, August 1985
Inhaltsverzeichnis Seite
Fragestellung und Vorgehensweise des Projekts 1
2. Zeitreihenanalyse mit Hilfe von Daten zur Entwicklung -
der Bauforschung und zur bauwirtschaftlichen
Entwicklung 4
2.1. Methodische Chancen und Grenzen der Zeitreihenanalyse 4
2.2. Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981 11
2.3. Bauwirtschaftliche Entwicklung 14
2.4. Interpretation zu einem möglichen Einfluß der 17
Bauforschung
2.5. Zusammenfassung 18
2.6. Entwicklungslinien in der Bauforschung des BMBau 18
3. Zeitreihenanalyse in Verbindung mit "Fallstudien" im
Themenfeld Energieforschung 22
3.1. Verwendungszusammenhang der Forschungsergebnisse -
Fallbeispiele 33
3.1.1. Fallbeispiel DIN 4108 "Wärmeschutz im Hochbau" 33
3.1.2. Fallbeispiel Wärmeschutzverordnung 37
3.1.3. Fallbeispiel Wärmedämmverbundsysteme 45
3.1.4. Versuch, die Rationalisierungseffekte der Einführung
von Wärmedämmverbundsystemen zu qualifizieren - der
"uredler-Ansatz" 56
3.1.4.1.Konzeption und Ergebnisse des "Weiler-Ansatzes" 56
3.1.4.2.Versuch, den "uredler-Ansatz" bei einer Ermittlung
der Effekte von Wärmedämmverbundsystemen
fruchtbar zu machen 59
3.4. Zusammenfassung
3.4.1. Einschätzung der Leistungsfähigkeit des in diesem
Kapitel dokumentierten Ansatzes 66
3.4.2. Problem der "Messung" von Effekten 66
3.4.3. Zusammenhang von Bauforschung einerseits und Rechtsver-
ordnungsgebung/Normungsarbeit sowie bauwirtschaft-
licher usw. Effekten andererseits
69
4. Untersuchungen zum Diffusionsverhalten von Bauforschung
anhand von Fallbeispielen
4.1. Beschreibung der Vorgehensweise
72
4.2. Durchführung von Expertengesprächen
72
4.2.1. Interviews mit privaten Akteuren - Wohnungsunternehmen 73
4.2.2. Interviews mit wissenschaftlichen Akteuren 84
5. Zusammenfassende Einschätzungen 90
5.1. Untersuchungsmethoden 90
5.2. Messung von "Effekten" 90
5.3. "Kausalität" von Forschung 90
5.4. "Effizienz" der Bauforschung 92
5.5. Schwachstellen in der Diffusion der Forschungsergeb-nisse 92
Verzeichnis der Abbildungen:
Abb.Nr. Abb.Titel Seite
1 Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981 ... 7
2 Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981 ... 8
3 Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981 ... 9
4 Statistik der Bauforschung: alle Vorhaben 11
5 Statistik der Bauforschung: Bauvorbereitung 11
6 Statistik der Bauforschung: Baubetrieb 11
7 Statistik der Bauforschung: Baukonstruktion 12
8 Statistik der Bauforschung: Baustoffe 12
9 Statistik der Bauforschung: Energie 12
10 Statistik der Bauforschung: Baukosten 13
11 Statistik der Bauforschung: Baumarkt 13
12 Statistik der Bauforschung: Bauphysik ..... 13
13 Statistik der Bauforschung: Sonstige Vorhaben . 14
14 Baufertigstellungen ....... ..... ......... 14
15 Beschäftigte Bau 15
16 Baumaterialien I 15
17 Baumaterialien II 16
18 Baumaschinen ........ ............. ........ 16
19 Forschungsvorhaben insgesamt (166) 23
20 Kreissektorendiagramm: Zuordnung Relevanz 23
21 Zuordnung Relevanz: Strategischer Informations-
bedarf 25
22 Zuordnung Relevanz: Informationsbedarf Gesetzge-
bung 25
23 Zuordnung Relevanz: Norm- und Prüfverfahren;
innovativ.......... .......... ..... 26
24 Zuordnung Relevanz: Verbesserung von Norm- u.
Prüfverfahren ..... . ................ 27
25 Zuordnung Relevanz: Umsetzungskontrolle und An-
wendungshilfe ............ ........... 28
26 Kreissektorendiagramm: Inhaltliche Zuordnung 29
27 Kreissektorendiagramm: Stoffliche Zuordnung 30
28 Kreissektorendiagramm: Zuordnung Bauteil 30
29 Zuordnung Bauteil: Wand ...................... 31
30 Zuordnung Bauteil: Heizung 31
31 Entwicklung von Energieverbrauch und Heizkosten
1972 bis 1984 43
32 Dämmsysteme für Neubauten ....... ...... 61
33 Dämmsysteme für Altbauten ........ ...... 62
34 Absatz von Dämmstoffen für das Bauwesen in der
Bundesrepublik Deutschland 1979 - 1984 ...... 65
35 Mittelausgaben für die Bauforschung ....... 89
36 Forschungsberichte zu Raumordnung, Städtebau,
Wohnungswesen, Bauwesen , Verkaufte Exemplare des
IRB 1976 bis 1984 . ..... ....... ............ 94
37 Kurzberichte aus der Bauforschung. Anzahl der
Abonnenten und unentgeltlicher Bezieher 1976
bis 1984 . .... ........ ......... ..... 94
-1-
1. Fragestellung und Vorgehensweise des Projekts.
Mit dem vorliegenden Projekt sollen Aussagen über die "Effi-
zienz" der Bauforschung, dh. insbesondere darüber gewonnen
werden, ob und inwieweit Ergebnisse der Bauforschung in der
bauwirtschaftlichen Praxis, aber auch in der Gesetzgebung
oder Normungsarbeit umgesetzt worden sind. Mit der Formulie-
rung der Vergabe dieses Projekts knüpfte das BMBau an eine
Forschungsrichtung an, die es - als eines der ersten Bundes-
ministerien überhaupt - in den späten sechziger und frühen
siebziger Jahren mit der Absicht entwickelt hatte, die Ver-
breitung (Diffusion) und Nutzung der Ergebnisse der eigenen
Ressortforschung zu überprüfen und auf diesem Wege empi-
risch abgesicherte Überlegungen und Vorschläge zur Verbes-
serung ("Effektivierung") der Nutzbarmachung von Forschungs-
ergebnissen zu erreichen. Von diesen früheren vom BMBau ver-
gebenen Forschungsarbeiten ist vor allem auf
- Metroplan: Innovations- und Diffusionsprozesse im Bauwe-
sen, 1976 und
- Battelle-Institut: Nutzerspezifische Modelle zur Umset-
zung von Bauforschungsergebnissen in die Praxis, 1976, zu
verweisen.
Welcher Stellenwert der Aufgabe, die durch die Bauforschung
angeregten Forschungsergebnisse der bauwirtschaftlichen Pra-
xis zugänglich zu machen, beigemessen wird, erhellt sich
auch daraus, daß die 1969 gegründete Arbeitsgemeinschaft
für Bauforschung diese Fragestellung seit längerem mit Nach-
druck verfolgt und ihr auch in ihren Empfehlungen von 1977
(vgl. AGB Merkblatt "Umsetzung von Forschungsergebnis-
sen") ausführliche Überlegungen und Empfehlungen widmet.
Nach Aufgabenstellung und Anspruch ist das Projekt insbeson-
dere auf zwei Problemkomplexe gerichtet. Zum einen soll ver-
sucht werden, Aussagen zur "Wirksamkeit" der vom BMBau ge-
förderten Bauforschung dadurch zu gewinnen, daß untersucht
wird, ob und welche Ergebnisse der Bauforschung in der bau-
wirtschaftlichen Praxis, in Gesetzgebung und Normungsarbeit
-2-
"ankommen" und zu bestimmten bauwirtschaftlichen Aktivitä-
ten, Veränderungen usw. führen.
Zum andern sollte angestrebt werden, Vorarbeiten für Aussa-
gen darüber zu leisten, wie "effizient" die Bauforschung im
Sinne eines Vergleichs von Forschungsaufwendungen einer-
seits und eingetretenen bauwirtschaftlichen Effekten ande-
rerseits ist.
Auftraggeber und Auftragnehmer waren sich von vornherein da-
rüber im klaren, daß damit eine sehr komplizierte Aufgaben-
stellung für das Projekt formuliert war. Zum einen ist aus
der Forschung zur Diffusion und Umsetzung von Forschungser-
gebnissen (sog. "Transferforschung") insgesamt und aus den
hierzu vom BMBau selber vergebenen Forschungsarbeiten im be-
sonderen geläufig, daß dieser Forschungstransfer nicht als
ein einfacher Umsetzungs- und Lernprozeß begriffen werden
kann, in dem verfügbare Forschungsergebnisse auf verhältnis-
mäßig "direktem" Wege umgesetzt oder nicht umgesetzt werden
(man könnte von einem "mechanistischen " Modell sprechen).
Vielmehr ist er eher als ein komplexer Lernprozeß aufzufas-
sen, in dem die Forschungsinformationen "verschlungene" We-
ge gehen können, vorübergehend "versickern" oder bei be-
stimmten Akteuren "zwischengelagert" werden können, um
schließlich - auf Umwegen und unter Umständen in ihrer ur-
sprünglichen Herkunft kaum mehr erkannt oder erkennbar -
doch noch wirksam zu werden. Die Einsicht in die Komplexi-
tät des Diffusions- und Lernprozesses legt es nahe, die Er-
wartung "schlanker" Kausalitätsaussagen von vornherein zu-
rückzunehmen und sich auf kompliziertere empirische Ermitt-
lungen einzustellen. Zum andern sind von vornherein die
Schwierigkeiten realistisch einzuschätzen, als relevant an-
gesehene Veränderungen im Handlungsfeld in einer für die Un-
tersuchung brauchbaren Weise begrifflich zu fassen (zu "ope-
rationalisieren") und zu "messen".
In Kenntnis dieser Schwierigkeiten war dem Projekt - über
die inhaltlichen Fragen hinaus - auch die Aufgabe ge-
stellt, nach Möglichkeit neue methodische und untersuchungs-
technische Wege zu gehen und zu erproben.
-3-
In Abstimmung mit dem Auftraggeber wurden insbesondere die
folgenden drei Untersuchungsschritte unternommen:
1. Zeitreihenanalyse:
Es wurde angestrebt, Aussagen über den Zusammenhang von Bau-
forschung einerseits und bauwirtschaftlichen Veränderungen
andererseits dadurch zu gewinnen, daß entsprechende "Makro"-
Zeitreihen aufgebaut und interpretiert werden.
2. Zeitreihenanalyse in Verbindung mit Prozeßanalysen:
Hiermit wurde versucht, diesen Zusammenhang dadurch aufzu-
hellen, daß die Forschungsentwicklung (an einem spezifi-
schen Beispielfeld) in einer differenzierteren Zeitreihe re-
konstruiert und der mögliche kausale Einfluß bestimmter Ver-
änderungen und Inhalte von Forschung auf einzelne Regelungs-
felder und bauwirtschaftliche Aktivitäten anhand bestimmter
(über Interviews usw. eruierten) Diffusionsprozesse erfasst
werden.
3. Diffusionsanalysen:
Anhand einzelner ausgewählter bauwirtschaftlicher Handlungs-
felder sollte (über Interviews mit relevanten Akteuren) er-
mittelt werden, ob und welche Forschungsinformation für be-
stimmte Veränderungen im Handlungsfeld (durch Kenntnisnahme
und Umsetzung) relevant geworden sind.
-4-
2. Zeitreihenanalyse mit Hilfe von Daten zur Entwicklung
der Bauforschung und zur bauwirtschaftlichen Entwick-
lung
In diesem Analyseteil wurde versucht, Aussagen über den Zu-
sammenhang zwischen Bauforschung und bauwirtschaftlichen
Veränderungen durch den Aufbau und die Interpretation geeig-
neter Zeitreihen zu gewinnen. (Die Ausführungen dieses Kapi-
tels knüpfen an konzeptionelle und empirische Vorarbeiten
an, die von der Entwicklungs- und Anwendungsgesellschaft
für Baukostenplanung mbh, EGB, München, geleistet wurden.
Die EGB war mit der Studie vorübergehend im Wege eines Un-
terauftrages befaßt).
2.1. Methodische Chancen und Grenzen der Zeitreihenanaly-
se
In ihrer methodisch anspruchsvollen Variante beruhen Zeit-
reihenanalysen auf einer "quasi-experimentellen" oder gar
"experimentellen" Untersuchungslogik, dergestalt daß der
mögliche kausale Einfluß, den ein Ereignis X auf die Ereig-
nisreihe Y hat, dadurch ermittelt werden soll, daß die Er-
eigniskette Y diesem Ereignis X ausgesetzt wird, während ei-
ne andere - der Ereignisreihe Y möglichst weitgehend identi-
sche ("ceteris paribus") - Ereignisreihe Z dieser "Behand-
lung"nicht ausgesetzt wird. Aus der Veränderung, die die Er-
eignisreihe Y (als Untersuchungseinheit) gegenüber der Er-
eignisreihe Z (als"Kontrolleinheit") aufweist, wird dann
"geschlossen" , daß sie kausal auf das Ereignis X zurückzu-
führen sei (zum Zeitreihen-Design und den maßgeblichen me-
thodischen Voraussetzungen vgl. etwa Gerd-Michael Hell-
stern/ Hellmut Wollmann, Evaluierungsforschung - Ansätze
und Methoden, Basel usw. 1983, S. 53ff. Für Beispiele einer
experimentellen Verwendung von Zeitreihen-Designs vgl. die
in der Bundesrepublik durchgeführten "Großversuche" mit ei-
nem Tempolimit auf den Bundesautobahnen).
Im vorliegenden Projekt konnte von vornherein nicht daran
gedacht werden, den Auswirkungen der Bauforschung auf die
-5-
bauwirtschaftliche Entwicklung mit Hilfe einer methodisch
anspruchsvollen Variante des Zeitreihen-Ansatzes - also ins-
besondere unter Verwendung einer "Kontrollzeitreihe" - nach-
zugehen. Vielmehr mußte sich das Projekt -bestenfalls- da-
mit begnügen, eine einfachere Variante des Zeitreihen-De-
sign im Sinne einer "Vorher-Nachher"-Untersuchung zu verfol-
gen, in der zwei Ereignisreihen "nebeneinandergehalten" wer-
den und aus einer zeitlich vorausgehenden Veränderung in
der Ereignisreihe A und einer ihr zeitlich nachfolgenden
Veränderung in der Ereignisreihe B "geschlossen" wird, daß
jene für diese als kausal zu interpretieren sei.
Die methodischen und untersuchungstechnischen Probleme die-
ses Vorgehens sind erheblich. Sie schlugen bei der Durchfüh-
rung einer Zeitreihenanalyse im vorliegenden Projekt in ei-
ner Schärfe durch, die seine Brauchbarkeit für die Beantwor-
tung der Projektfragestellung weitgehend in Zweifel zog.
Allgemein ist gegen ein methodisches Vorgehen, das auf ei-
nem "vorher-deshalb"- (praeter-propter) Schluß beruht, ein-
zuwenden, daß in der "natürlichen" sozialen und politschen
Handlungswelt die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge viel zu
mannigfaltig und wechselseitig "vernetzt" sind, als daß sie
auf einer linearen "vorher-nachher"-Kausalbeziehung abgebil-
det werden könnten. Dem kann wirksam allenfalls dann abge-
holfen werden, wenn die Untersuchung des interessierenden
Wirklichkeitsfeldes durch brauchbare Hypothesen angeleitet
und das Wirklichkeitsfeld auf diesem Wege in einer analy-
tisch handhabbaren und theoretisch interpretierbaren Weise
strukturiert wird. Bereits daran fehlt es in der vorliegen-
den Untersuchung jedoch weitgehend, zumal an der Absicht
festgehalten wurde, die Zeitreihen nach Möglichkeit mit
überschaubarem empirischem Aufwand, insbesondere durch Nut-
zung der Amtlichen Statistik und von verhältnismäßig ein-
fach auswertbaren Forschungsförderungsstatistiken, jeden-
falls unter Verzicht auf zeitlich und finanziell wesentlich
aufwendigere Neu- und Eigenerhebungen aufzubauen. Dann frei-
-6-
lich bleiben die analytisch abbildbaren Wirklichkeitsfelder
so "global", daß eine sinnvolle Verknüpfung durch Hypothe-
sen kaum möglich scheint.
Zwar konnten für den Aufbau einer Zeitreihe zur Entwicklung
der Bauforschung (als interessierende Einflußvariable, "un-
abhängige" Variable) für den Zeitraum 1961 bis 1981 jahres-
weise recht detaillierte Informationen aus der Aufstellung
und Sammlung von Bauforschungsberichten gewonnen werden,
die im "Bundeshaus" in Berlin zugänglich sind und ausgewer-
tet werden konnten. Bei dieser Auswertung wurde der Akten-
plan des BMBau verwandt, in dem 9 Hauptkategorien mit je-
weils bis zu 9 Unterkategorien unterschieden werden, näm-
lich
1. Bauvorbereitung (Unterkategorie = UK: z.B. Wohnumfeld,
Wohntypologie),
z. Baubetrieb (UK z.B. Produktivität)
3. Baukonstruktion (UK z.B. Fertigteile, Gründung),
4. Baustoffe (UK z.B. Beton, Kunststoffe),
5. Energie (UK z.B. Energieeinsparung, Heizung),
6. Bauphysik (UK z.B. Schallschutz),
7. Baumarkt (UK z.B. Baukonjunktur),
B. Baukosten (UK z.B. Wirtschaftlichkeit),
9. Sonstiges (UK z.B. Deutsche Normung).
Ungeachtet dieser recht kleinkörnigen Kategorisierung in
knapp 100 Kriterien bleibt die Spezifizierung überwiegend
noch zu grob, um sie als Ausgangspunkt für sinnvolle hypo-
thetische Verknüpfungen zu verwenden. Dazu ko mmt, daß die
Daten unter dem Blickwinkel einer vor allem zeitlichen
Trennschärfe zu unpräzise sind. Kann die Jahresnennung in
der Unterlagen doch bedeuten, daß das betreffende Projekt
im jeweiligen Jahr der Nennung angefangen hat, gerade lief
oder abgeschlossen wurde. Eine genauere zeitliche Zuordnung
ist nicht möglich.
-7—
Abb. 1
Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981
BAUVORBEREITUNG
bis
Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe
1. Wohnumfeld 1 2 1 1 1 1 1 2 1 1 122. Wohnbedürfnisse 1 1 1 2 3 2 1 - 11
3. Wohntypologie 2 1 2 5 3 1 2 3 3 2 1 3 294. Gebäudearten 1 1 1 1 3 2 1 11
5. Immisionen 1 1 2 1 3 1 1 106. Flexibilität 4 1 2 2 1 9
7. Fertighäuser 5 3 3 3 2 2 1 1 1 1 22-8. Sanierung, Mod. 1 1 1 2 1 3 1 3 2 5 3 24
9. Sonstiges 1 2 4 5 3 2 2 3 4 2 4 2 34
INSGESAMT 6 0 4 3 3 2 1 5 5 6 3 12 10 15 14 7 10 9 15 11 11 11 163
BAUBETRIEB
bis
Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe
1. Baumaschinen 1 1 1 3
2. Bauarbeiter 1 1 2 43. Baustelleneinricht. 1 1 2
4. Arbeitsvorbereitung 1 15. Produktivität 1 1 1 3
6. Rationalisierung 1 1 2 1 1 5 2 5 3 3 1 2 277. Ablaufplanung 1 1 1 3
8.Winterbau 1 1 2 2 1 79. Sonstiges 1 1 1 3
INSGESAMT 3 1 2 2 0 2 3 2 1 1 5 3 6 6 4 3 2 0 1 2 3 1 53
BAUXONSTRURTION
bis
Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe
1. Gründung 5 2 5 1 2 4 5 2 5 2 2 1 2 2 1 1 42
2. Außenwände 4 2 3 2 2 3 4 2 1 1 1 4 3 1 1 2 3 1 40
3. Innenwände 3 2 1 1 1 8
4. Decken 1 2 1 1 4
5. Dächer 1 2 1 1 1 1 4 1 2 1 3 5 1 24
6. Tragkonstruktion 4 2 1 3 1 5 4 2 1 1 1 1 26
7. Standsicherheit 1 1 1 1 1 2 1 1 2 4 1 2 1 19B. Fertigteile 1 8 7 6 3 3 5 3 1 5 2 2 3 4 1 3 2 2 61
INSGESAMT 19 0 18 10 13 5 4 13 10 5 17 11 10 15 15 13 9 13 6 11 14 7 238
Quelle: Aktenplan des BMBau
-8-
Abb. 2
Statistik der Bauforschunq von 1950 bis 1981
BAUSTOFFE bis
Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe
1. Beton 7 2 3 2 4 1 1 2 3 3 2 5 1 6 1 4 1 2 3 2 55
2. Mauerwerk 6 5 2 2 1 2 2 2 2 2 3 5 3 3 1 41
3. Wandbeläge 8 3 1 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 24
4. Deckenbeläge 6 2 3 1 2 1 1 1 1 2 1 2 4 1 1 2 31
5. Holz 2 2 1 1 1 7
6. Kunststoffe 1 3 2 5 2 1 3 2 1 2 3 3 3 2 2 3 3 3 44
7. Türen 1 1 2 4
B. Fenster 2 1 1 1 1 1 2 1 3 2 1 1 1 1 3 22
9. Sonstiges 1 1 2 2 1 2 3 1 13
INSGESAMT 31 15 14 11 9 2 4 9 6 5 12 4 9 16 10 18 10 10 16 8 17 5 241
ENERGIE
bis
Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe
1. Solarenergie 1 1 1 3
2. Wärmepumpe 1 1
3. Energieeinsparung 1 2 4 2 2 5 3 4 4 27
4. Heizung 4 1 1 1 1 2 4 1 5. 20
5. Lüftung/Klima 1 1 1 2 2 1 1 2 1 1 13
6. Sonstiges 1 1 1 1 1 5
INSGESAMT 4 1 0 0 1 0 2 0 1 0 2 1 0 6 3 5 4 10 8 5 6 10 69
BAUPHSIK
bis
Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe
1. Feuchtigkeit 7 1 2 2 2 2 3 1 4 2 1 1 3 1 1 1 3 37
2. Wärmedämmung 4 5 1 2 3 3 4 4 3 4 3 5 2 1 1 2 2 1 50
3. Schallschutz 19 3 10 1 5 2 4 1 4 3 3 4 2 2 5 3 2 3 4 3 834. Brandschutz 9 1 3 1 4 5 1 24
5. Rauch 1 16. Fugen, Dichtung 1 1 1 2 3 2 1 3 4 2 20
7. Anstrichmittel 10 1 3 4 1 1 1 20B. Sonstiges 1 1 2
INSGESAMT 50 6 23 5 11 3 12 16 6 12 13 8 7 10 8 7 7 8 4 5 9 7 237
BAUMARKT
bis
Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe
1. Baukonjunktur 1 1 22. Baunachfrage 1 1 1 1 4
3. Baukapazität 1 2 1 3 2 94. Sonstiges 4 1 1 6
INSGESAMT 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4 1 0 1 2 2 5 4 1 1 21
Quelle: Aktenclan des BMBau
—gv
Abb. 3
Statistik der Bauforschung von 1950 bis 1981
BAUKOSTEN
bis
Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe
1. Kostendaten 1 1 1 1 4
2. Investitionskosten 1 2 1 4
3. Betriebskosten 1 1 1 1 2 1 7
4. Wirtschaftlichkeit 2 2 1 6 1 1 1 2 2 1 1 20
5. Selbsthilfe 1 1 1 3
6. Baukostenplanung/
Gebäudeelemente 1 4 5
INSGESAMT 3 0 1 2 0 0 0 0 0 1 7 0 0 2 2 2 1 5 4 6 5 2 43
SONSTIGE VORHABEN
bis
Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe
1. Internat. Normung 1 2 1 1 1 1 1 8
2. Deutsche Normung 1 3 5 4 6 6 7 5 10 10 10 12 10 12 101
3. StLB 1 1 1 2 1 1 1 2 1 1 12
4. EDV-Einsatz 1 1 1 1 1 1 3 1 2 2 1 1 1 17
5. Literatur 4 1 1 2 1 1 1 11
6. Vorbereitung Erg. 1 1 1 3 2 1 2 1 12
7. Module, Maße 1 1 1 1 1 3 4 2 4 2 3 2 4 2 31
B. Sonstiges 1 2 1 2 1 4 1 2 3 2 1 1 21
INSGESAMT 2 1 1 1 4 2 1 0 3 6 11 7 17 15 18 14 13 21 22 22 16 16 213
ALLE VORHABEN
bis
Jahr: 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 Summe
1. Bauvorbereitung 6 0 4 3 3 2 1 5 5 6 3 12 10 15 14 7 10 9 15 11 11 11 163z. Baubetrieb 3 1 2 2 0 2 3 2 1 1 5 3 6 6 4 3 2 0 1 2 3 1 53
3. Baukonstruktion 19 0 18 10 13 5 4 13 10 5 17 11 10 15 15 13 9 13 6 11 14 7 2384. Baustoffe 31 15 14 11 9 2 4 9 6 5 12 4 9 16 10 18 10 10 16 8 17 5 241
5. Energie 4 1 0 0 1 0 2 0 1 0 2 1 0 6 3 5 4 10 8 5 6 10 696. Bauphysik 50 6 23 5 11 3 12 16 6 12 13 8 7 10 8 7 7 8 4 5 9 7 237
7. Baumarkt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4 1 0 1 2 2 5 4 1 1 21B. Baukosten 3 0 1 2 0 0 0 0 0 1 7 0 0 2 2 2 1 5 4 6 5 2 43
9. Sonstiges 2 1 1 1 4 2 1 0 3 6 11 7 17 15 18 14 13 21 22 22 16 16 213
INSGESAMT 118 24 63 34 41 16 27 45 32 36 70 46 63 86 74 70 58 78 81 74 82 60 1278
Quelle: Aktenplan des BMBau
-10-
1-?rner ist darauf zu verweisen, daß Angaben zum Volumen der
nzelnen Projekte aus diesen Unterlagen nicht verfügbar
sind, so daß die Projekte lediglich "numerisch" gezählt,
nicht aber nach ihrem Förderungsvolumen gewichtet werden
können.
Noch unzureichender sind die aus der Amtlichen Statistik ge-
winnbaren Daten far den Aufbau von Zeitreihen zur bauwirt-
schaftlichen Entwicklung (als möglicherweise beeinflußte Va-
riablen, "a-bhängige Variablen"). Für den Zeitraum 1961 bis
1982 wurden für das Projekt die folgenden bauwirtschaftlich
relevanten Zeitreihen ermittelt:
1. Baufertigstellungen im Hochbau nach Gebäudearten,
2. Beschäftigte und Umsatz im Baugewerbe,
3. Baumaterialien, Produktion und Wert,
4. Baumaschinen und -gerätebestand.
Im folgenden werden die für die Untersuchung herangezogenen
aufgebauten Zeitenreihen zusammengestellt wiedergegeben.
Abb. 4 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Alle Vorhaben
der Vorhaben
I
Abb. 5 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Bauvorbereitung
Zahl der Vorhaben
2o
B
6
4
2
61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81
—® Jahr
lo
8
6
4
2
Abb. 6 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Baubetrieb
Zahl der Vorhaben
410
61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81
^^. Jahr
2.2. Bauforschungsentwicklung
Quelle: BMBau
Quelle: Bi48au
STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Baukonstruktion
2o
8
6
4
2
10
8
6
4
2
61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81
Abb. 7
Zahl der Vorhaben
--t Jahr
Abb. 8 1 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Baustoffe
61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81
—► Jahr
Zahl der Vorhaben
42o
8
6
4
2
10
8
6
4
Abb. 9 • STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Energie
Zahl der Vorhaben
lo
61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81
^. . Jahr
-12-
Quelle: BMBau
Quelle: BMBau
Quelle: BMBau
8
6
4
2
10
8
6
4
-13—
Abb. 10 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Baukosten
®Zahl der Vorhaben
I10
5
61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81
Jahr
Quelle: BMBau
Abb. 11 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Baumarkt
Zahl der Vorhaben
4 t10
5
61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81
Jahr
Quelle: BMBau
Abb. 12 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Bauphysik
Zahl der Vorh-ben
61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81
—o Jahr
Quelle: BMBau
Abb. 13 STATISTIK DER BAUFORSCHUNG: Sonstige Vorhaben
zahl der Vorhaben
20
8
6
4
2
10
8
6
4
nf-`?(-]':.
61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81
—s Jahr
1'I
00
Ak00 240.000
_ 1IiiiIINiULa fbAHL
00
00
200.000
160.000 I!!!ii1__ •IIlii^r Ii ....GEBÄUDE. WOHNFLACHE
m 120.
111111111_1111111100
e
40.00
WOHNFLACHE IN GEBÄUDENI1MMEHR ALS DREI WOHNUNGEN
10 60.00
Te
60000
50000
40.000.0
30000.
20 000
10 000
-14-.
Quelle: BMBau
2.3 Bauwirtschaftliche Entwicklung
Abb, 14
BAUFERTIGSTELLUNGEN
WOHNFLACHE ANZAHL
60 61 62 .63 64 65 66 67 66 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82
Quelle: Statistisches Bundesamt
NM
MIMil=
ME=
AMEN" D IIMI NE
I I— 1011MEII — I — HEM III I
6
5
4
3
2
-1 5 -
Abb. 15
ANZAHL
600 .00
BESCHAFTIGTE BAU
111111111111 11I 161 e I
1111011111 Ilii . Ili60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82
Quelle: Statistisches Bundesamt
Abb, 16BAUMATERIALIEN I
70000
600.00
500 00
400.0
300.
200.00
100,00
60 61 62 ,63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82
Quelle: Statistisches Bundesamt
.1. 0000001 STABSTANL „,^/^^'^11111111,^,^
41
.0 m3 LEiC HT B ET O N ll I / ' \\\\I„1,1,, STAHL
111
\,
e ^
LEI,HT8ET0 N
-^^^.
B
7
6
5
4
3
2
1
—16°
Abb. 17BAUMATERIALIEN 11
60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 76 79 80 81 82
Quelle: Statistisches Bundesamt
Abb. 18BAUMASCHINEN
K 1 000 BETONPUMPEN .20000 LKWK 100.000 BETONMISCHER K 1.000 AUTOKRANE
LK
mirsimum minm=EN EN=Iiiii
mummorrir
1 ME 111111111111111BETONMISCHER
60 61 62 63 64 65 66 67 6B 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82
Quelle: Statistisches Bundesamt
-17-
2.4. Interpretation zu einem möglichen Einfluß der Baufor-
schung
Wie bereits angedeutet, erweist sich die hier erprobte Vari-
ante einer Zeitreihenanalyse unter der genannten Fragestel-
lung aus mehreren Gründen als kaum leistungsfähig.
Zum einen sind insbesondere die aus der amtlichen Statistik
entnommenen bauwirtschaftlichen Daten so "global", daß sie
keine Anknüpfungspunkte für Hypothesen bilden, die besten-
falls dann brauchbar eingeführt werden könnten, wenn sie
auf "kleinkörnigere" Veränderungen, also beispielsweise auf
die Verwendung bestimmter Bautechniken, bestimmter Bauma-
schinen oder (nach Möglichkeit noch kleinteiliger) etwa auf
die Einführung bestimmter Energiespartechniken zugeschnit-
ten wären. Derartig spezifizierte Daten sind jedoch nicht
aus der Amtlichen Statistik zu entnehmen, sondern bedürften
gesonderter und vermutlich primäranalytischer Erhebungen
und Ermittlungen bei den einzelnen bauwirtschaftlichen Bran-
chen, wenn nicht bei einzelnen Herstellern. Derartig (weit-
gehend wohl: Primär-) Erhebungen wären dann wiederum so
zeit- und damit kostenaufwendig, daß die forschungsökonomi-
sche Attraktion des Zeitreihenansatzes, die nicht zuletzt
in dem mit verhältnismäßig geringem Zeit- und damit Kosten-
aufwand zu bewerkstelligenden Aufbau von Zeitreihen gesehen
wird, verloren ginge. In der vorliegenden Untersuchung wäre
als wohl einziges Beispiel, wo eine Verknüpfung der beiden
Zeitreihen versucht werden könnte, der Baustoff "Beton" zu
nennen, wo Informationen in der Zeitreihe sowohl auf der
Seite der interessierenden Einflußvariablen ("Baustoff-For-
schung", Unterkategorie Beton) als auch auf der Seite der
möglicherweise beeinflußten bauwirtschaftlichen Entwicklung
(Produktionszahlen im Leichtbeton) vorliegen. Bei näherer
Betrachtung erweisen sich jedoch selbst hier die in den bei-
den Zeitreihen abgebildeten Wirklichkeitsfelder als zu um-
fassend, also als noch zu wenig spezifizierend, um die For-
mulierung und Überprüfung brauchbarer Hypothesen zu erlau-
-18-
ben. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß, hält man
die beiden Zeitreihen für Forschungsarbeiten über Beton
einerseits und für die Produktionszahlen von Leichtbeton
andererseits nebeneinander, die beiden Kurven unterschied-
liche Ausschläge haben, für deren möglichen Zusammenhang
sich keine Interpretationsmuster anbieten.
2.5. Zusammenfassung
Der"Probelauf", der für die Anwendung einer Zeitreihenanaly-
se unter den (u.a.Daten-) Voraussetzungen der Projektfrage-
stellung durchgeführt wurde, hat somit zum Ergebnis, daß
hiervon brauchbare Aussagen über den kausalen Einfluß von
Bauforschung auf bauwirtschaftliche Entwicklungen nicht zu
erwarten sind. Hierfür bedarf es zum einen, wie erwähnt, ge-
genständlich differenzierterer Zeitreihen und zum andern er-
gänzender Untersuchungsstrategien, die die möglicherweise
relevanten Umsetzungs- und Verknüpfungsprozesse durch empi-
rische Vorgehensweisen (etwa Interviews) aufzuhellen trach-
ten. (Für einen instruktiven Versuch, den Einfluß der Bau-
forschung zu Beton auf die Deutsche Industrienormung (DIN)
aufgrund intensiven "Prozeßwissens" darzustellen, vgl.
Hanno Goffin, Dieter Bertram, Norbert Bunke, Die Entwick-
lung der Bauart im Spiegel von Normung und Forschung, in:
Festschrift "75 Jahre Deutscher Ausschuß für den Stahlbe-
ton", S. 29ff.). Auf die Tragfähigkeit der Verknüpfung ei-
ner differenzierteren Zeitreihe mit einem ergänzenden "Pro-
zeßansatz" wird weiter unten (3) eingegangen.
2.6. Entwicklungslinien in der Bauforschung des BMBau
Sieht man von dem Anspruch ab, die beiden Zeitreihen (Bau-
forschung/bauwirtschaftliche Entwicklung) zu verknüpfen,
und versucht man, die gewonnene Zeitreihe zur Bauforchung
des BMBau für eine Interpretation zu nutzen, in der es da-
rum geht, die Entwicklung der Bauforschung selber darzustel-
len und dabei nach den Faktoren zu fragen, die diese Ent-
wicklung beeinflußt haben, so ergeben sich aufschlußreiche,
die bisherigen Darstellungen zur Entwicklung der Baufor-
-19-
schung (vgl. insbes. Wolfgan g Triebel, Geschichte der Bau-
forschung, Hannover 1983, vor allem S. 167ff.) zeitlich und
inhaltlich ergänzende Aussagen.
Im Gesamtüberblick weist die Auswertung der Projekte der
BMBau-Bauforschung im Zeitverlauf zwischen 1961 und 1981 et-
wa die folgenden Entwicklungslinien auf:
- In den siebziger Jahren hat sich die Zahl der Projekte ge-
genüber den sechziger Jahren verdoppelt, worin die Inten-
sivierung der Bauforschung zum Ausdruck kommt.
- Dabei zeichnen sich drei Phasen ab, in denen die Baufor-
schung eine Zunahme erfuhr,
- 1962-1964,
- 1972-1974,
- 1977-1980.
Für die Interpretation fällt auf, daß diese "Forschungs-
hochs" mit Anstiegs- und Boomphasen der Bautätigkeit insge-
samt zusammenfielen. Es scheint plausibel anzunehmen, daß
das BMBau in der Vergabe von Forschungsarbeiten von den Pro-
blemstellungen der bauwirtschaftlichen Entwicklungen und de-
ren Konjunkturen beeinflußt war. Zwar ist die zeitliche Zu-
ordnung der einzelnen Projekte anhand der verfügbaren Unter-
lagen, wie erwähnt, dadurch ungenau, daß den insoweit zeit-
lich streuenden Jahreszahlenangaben nicht zu entnehmen ist,
ob das einzelne Projekt im angegebenen Jahr begonnen wurde,
lief oder abgeschlossen wurde. Da jedoch vermutet werden
darf, daß sich die Angaben zumindest zum Teil auf den Pro-
jektabschluß beziehen, liegt die Interpretation nahe, daß
ein nicht unerheblicher Teil der sich dann als zeitliche
Häufung ausprägenden Projekte zwei, wenn nicht mehr Jahre
vorher vergeben worden sind, was auf eine forschungsplane-
risch und thematisch voraussc'auende ("antizipative") For-
schungsförderungsstrategie des ,IBau hindeuten würde.
Besonders aufschlußreich sind die Analyse und Interpreta-
tion der nach den (9) Hauptkategorien und den (knapp 100)
Unterkategorien aufgeschlüsselten Projektzahlen im Zeitver-
lauf zwischen 1961 und 1981.
2c-
Hierbei springt ins Auge, daß das zeitliche Einsetzen und
die numerische Häufung von spezifischen Forschungsthemati-
ken zeitlich mit Veränderungen in der politischen, aber
auch gesamtgesellschaftlichen Problemwahrnehmung zusammen-
fallen.
- Innerhalb der Kategorie "Bauvorbereitung" wird dies ins-
besondere an den im Jahr 1970 einsetzenden Forschungsar-
beiten zur Sanierung/Modernisierung sowie zum Wohnumfeld
sichtbar.
- In der Katergorie "Baubetrieb" ist etwa auf "Rationali-
sierung" zu verweisen, die - obschon über die Jahre eher
ein "Dauerbrenner" - zwischen 1970 und 1975 eine geradezu
dramatische Häufung von Projekten (18 von insgesamt 27
Projekten zwischen 1961 und 1981)auf sich zog, was auf
die in dieser Zeitphase hochschießende Baukosteninflation
bei - insbesondere ab 1973 - gleichzeitiger Verschärfung
der Haushaltsengpässe und auf den sich hieraus ergebenden
Forschungsbedarf hindeutet.
- In der Kategorie "Baustoffe" wird eine deutliche Häu-
fung der Forschungsprojekte über "Beton" zwischen 1970
und 1975 sichtbar (20 von insgesamt 48 Projekten zwi-
schen 1961 und 1981). Darin dürfte zum Ausdruck kommen,
daß der vermehrte Bau von Mehr-Geschoß-Häusern, insbeson-
dere Hochhäusern für Miet- und Eigentumswohnungen, neue
Anforderungen an den Baustoff Beton stellte und einen ent-
sprechenden Forschungsbedarf schuf. Allerdings ist daran
zu erinnern, daß - in einer "interministeriellen Arbeits-
teilung"- die eigentliche FuE-Förderung (Produktentwick-
lungsförderung) beim BMFT liegt, während sich die For-
schungsförderung des BMBau hier wohl eher auf die Umset-
zung entsprechender Handlungsbedarfe und Produktentwick-
lungen in die Normierung usw. bezieht.
- Ein besonders augenfälliges Beispiel liefert die Katego-
rie "Energie". Hier setzt die Projektförderung des BMBau
zur Unterkategorie "(Energie-)Einsparung" im Jahre 1973
verhältnismäßig massiv ein, worin die mit dem ersten Erd-
ölschock 1973 einsetzende Energiepreis- und Energiekrise
zum Ausdruck kommt.
-21-
Auch für die Interpretation dieser einzelnen Zeitreihen ist
an die Vermutung zu erinnern, daß sich die Angaben der für
das Projekt zugänglichen Unterlagen zumindest zum Teil auf
die Fertigstellung des betreffenden Projektes beziehen.
Dies würde aber bedeuten, daß die Arbeiten zwei, wenn nicht
noch mehr Jahre vorher als Forschungsauftrag vergeben wor-
den sind, was bedeuten würde, daß das BMBau sich frühzeitig
auf die sich abzeichnenden Problemfelder eingestellt hat
und die von ihm initiierten Forschungsarbeiten damit gerade
rechtzeitig verfügbar waren, um den Wandel in der Problem-
wahrnehmung und Handlungsorientierung in Politik und auch
allgemeiner Öffentlichkeit zu beeinflussen.
-22-
3 Zeitreihenanalyse in Verbindung mit "Fallstudien" im
Themenfeld Energieforschung
Mit 166 im Berliner Archiv des BMBau erfaßten Vorhaben wur-
de der größte Teil der energierelevanten Forschungsvorha-
ben ausgewertet. Auswertungszeitraum war 1955 bis 1984. In
diese Gruppe von Vorhaben wurden alle aufgenommen, die aus
dem Aktenplan des BMBau als energierelevant einzuschätzen
waren. Eindeutige Abgrenzungen zu anderen Themenbereichen
waren allerdings nicht in jedem Fall möglich. Es wurden zum
Teil auch Vorhaben berücksichtigt, die sich mit bauphysika-
lischen Fragen von Wandsystemen befassen, wenn die Ergeb-
nisse im Zusammenhang mit der DIN 4108 oder wärmedämmenden
Materialien standen. Derartige Vorhaben wurden bei der ein-
gangs beschriebenen Grobauswertung unter andere Rubriken,
z.B. "Bauphysik" eingestuft. Weiterhin ist beim Vergleich
von Auswertungen zu beachten, das bei den Forschungsvor-
haben des Normenausschuß für Bauwesen "Auswertung von For-
schungsergebnissen für die Bearbeitung der Normen DIN 4108
und DIN 4109" (B I 5-800177-17) sowie "Auswertung von For-
schungsergebnissen für die Bearbeitung der Normen DIN 4108
und DIN 4109" (B II 5-800175-20) keine exakte Kongruenz der
berücksichtigten Vorhaben mit der hier besprochenen Auswer-
tung gegeben ist, was möglicherweise auf andere Auswertungs-
schlüssel zurückzuführen ist. Die folgende Abbildung zeigt
die Gesamtzahl der 166 energierelevanten Forschungspro-
jekte, aufgeschlüsselt nach dem Jahr der Fertigstellung des
Projektberichts, als Zeitreihe von 1955 bis 1984. Wie be-
reits erwähnt, wurde als Indikator für das Jahr der Fertig-
stellung das Eingangsdatum beim Berliner Archiv des BMBau
im Bundeshaus gewählt.
Abb. 19 Vorhaben insgesamt (166)
15
10
55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84
Abb. 20ZUORDNUNG RELEVANZ
Gesetzgebung und \\r^^p\\\\\\\\\\\^\\\\^\\\\^^\\\\` :_;.: Normung undVerwaltung (24%)
Umsetzungskon-trolle und An-wendungshilfen (12%)
Produktentwicklungund -fertigung (7%)
Prüfverfahren (57%)
-23-
Einzelergebnisse "Relevanz"
Von der Aufgabenstellung und dem Erkenntnisinteresse waren
57% der Vorhaben dem Bereich der Normung und der Prüfver-
fahren zuzuordnen. Gesetzgebungs- und verwaltungsorientiert
waren 24% der Vorhaben. 12% beschäftigten sich mit Fragen
der Umsetzung und Anwendung. Erwartungsgemäß war nur ein ge-
ringer Anteil von 7% der Vorhaben für die Produktentwick-
lung und -fertigung relevant, da diese Forschungsschwerpunk-
te normalerweise vom BMFT abgedeckt werden.
-24
Die Bildung differenzierter Zeitreihen für das Zuordnungs-
kriterium Relevanz gibt folgendes Bild:
Das Zuordnungskriterium "Relevant für Gesetzgebung und Ver-
waltung" wurde daraufhin untersucht, ob ein sogenannter
strategischer Informationsbedarf mit Forschung abgedeckt
werden sollte (Fragen: Wo sind Probleme zu erwarten, wie
sieht der Informations- oder Forschungsbedarf aus?) oder ob
es darum ging, konkrete Entscheidungshilfen für die Gesetz-
und-Verordnungshilfen zu erforschen (im Wesentlichen Wärme-
schutzverordnung). Die - Übergänge zwischen beiden Relevanz-
merkmalen waren teilweise fließend, zugeordnet wurde nach
überwiegenden Gewicht des jeweiligen Merkmals.
Vorhaben, die strategischen Informationsbedarf abdecken,
gab es bereits sehr früh. In der Hauptsache ging es dabei
um die Strukturierung des Forschungsfeldes Wärme- und Feuch-
tigkeitsschutz. Beispiel für ein derartiges Vorhaben ist:
Wärme- und Feuchtigkeitsschutz in Wohnbauten.- Institut für
Technische Physik, Freiland Versuchsstelle Holzkirchen. Die-
ses im Jahr 1956 abgeschlossenen Vorhaben sollte Aufschluß
darüber geben, wie sozialer Wohnungsbau mit neuen kosten-
günstigen Baustoffen und Bauarten betrieben werden kann,
ohne daß bei den zu erwartenden intensiven Wohnbeanspruchun-gen Bauschäden provoziert werden. Hieraus abgeleitet wurden
wichtige Folgerungen für die Normungsarbeit, aber auch Hin-
weise auf die prinzipielle Durchführbarkeit entsprechender
Wohnungsbauprogramme. Die Zahl der Vorhaben nahm Mitte der
70er Jahre zu und erreichte Anfang der 80er Jahre ihren
Höhepunkt. Es handelt sich um Forschungsvorhaben, die sich
mit Möglichkeiten baulich-technischer Energiesparmaßnahmen
auseinandersetzen oder über Erfahrungen mit Sparmaßnahmen
aus dem europäischen Ausland berichten.
I1 1
-25-
Abb. 21 ZUORDNUNG RELEVANZ: Strategischer Informationsbedarf
5
E-I 71----[I i l!
55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84
Die differenzierte Zeitreihenbildung für Vorhaben, die kon-
krete Ergebnisse für die Gesetzgebung, also für die Erarbei-
tung oder Novellierung der Wärmeschutzverordnung (in den
Jahren 1977 und 1982), leisten sollten, zeigt deutlich das
Ansteigen der Zahl durchgeführter Vorhaben.
Abb. 22 ZUORDNUNG RELEVANZ: Informationsbedarf Gesetzgebung
55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84
fl
-26-
Die Vorhaben aus dem Bereich der Normung und der Prüfver-
fahren wurden ebenfalls differenziert nach ihrer Bedeutung
eingestuft. Zum einen wurden die Vorhaben ausgewählt, die
sich eher innovativ mit Fragen im Zusammenhang mit DIN
4108, beispielsweise mit Wärmeleitfähigkeit neuer Bauteile
oder mit der Neuentwicklung geeigneter MeB- oder Prüfver-
fahren beschäftigen. Das starke Ansteigen derartiger Vorha-
ben bis und um den Zeitpunkt der wichtigen Novellierung der
DIN 4108 im Jahr 1960 ist auffallend. Hierbei handelte es
sich um eine Novellierung in wesentlichen Teilen.
Abb. 23 ZUORDNUNG RELEVANZ: Norm- und Prüfverfahren; innovativ
55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84
ZUORDNUNG RELEVANZ: Verbesserung von Norm- u. PrüfverfahrenAbb. 24
55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84
-27-
Eine weitere Zeitreihe zeigt die Vorhaben, die konkrete Ein-
zelergebnisse zur Verbesserung von Norm- und Prüfverfahren
erbracht haben. Die Abgrenzung zum vorhergehenden Merkmal
liegt darin, daß es sich hierbei nicht um die Entwicklung
vollkommen neuer, sondern eher um Anwendung bestehender Ver-
fahren handelt. Die relativ hohe Zahl von sechs Vorhaben in
den Jahren 1962 und 1970 ist auf die Untersuchungen an ei-
ner Reihe von Materialien oder konstruktiven Teilen (Aussen-
putzmörtel, vorfabrizierte Außenwände) zurückzuführen. Hier-
bei ging es häufig um Vergleiche des Verhaltens der Wärme-
leitfähigkeit von Materialien in Abhängigkeit vom Feuchtege-
halt. Die Ergebnisse derartiger Untersuchungen sind bei-
spielsweise als Rechen- und Richtwerte in die Tabellenwerke
der DIN 4108 eingeflossen.
Die Zahl der Forschungsvorhaben, die sich mit Fragen der Um-
setzung energiesparender Maßnahmen, ihrer Erfolgsbewertung
oder mit konkreten Anwendungshilfen beschäftigen, haben
seit der ersten Energiepreiskrise zugeno mmen und nach der
zweiten Energiepreiskrise ihren Höhepunkt errreicht. Bei
den Anwendungshilfen handelte es sich zum Beispiel um Vorha-
ben, die überwiegend in der Schriftenreihe des BMBau veröf-
fentlicht wurden.
ZUORDNUNG RELEVANZ: Umsetzungskontrolle und AnwendungshilfeAbb. 25
5
1
55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 7879 80 81 82 83 84
-28—
Einige wenige Vorhaben beschäftigen sich mit Fragen der Pro-
duktentwicklung und Fertigung. Ihre Zahl verteilt sich
gleichmäßig über den Erfassungszeitraum. Es handelt sich
hierbei in der Regel um Vorhaben, die sich mit der Untersu-
chung ganz konkreter Einzelprodukte befassen(z.B. Untersu-
chung einer Luftfußbodenheizung mit Elektrowärmespeicherung
in einem Wohnraum.- Auftragnehmer: Prof.Dr.-Ing. W. Kuntze;
Abschlußjahr 1964.).
Einzelergebnisse "Inhaltliche Zuordnung"
Die meisten Vorhaben (64%) beschäftigten sich mit Fragen
der Wärmeleitfähigkeit oder des Wärmedurchganges, rund 27%
mit Fragen der Heizenergieaufwendung und 9% mit überwiegend
raumklimatischen Themen.
Klima, überwiegendRauhklima (9%)
Heizenergie (27%)
Wärmeleitfähig-keit und -durch-gang (64%)
-29-
Abb. 26INHALTLICHE ZUORDNUNG
Eine Zeitreihenbildung für diejenigen Vorhaben, in denen es
um Fragen der Heizenergieaufwendung ging, weist mit dem An-
stieg der Zahl der Vorhaben um die Jahre 1975 und 1981 zum
einen auf die Verabschiedung der Wärmeschutzverordnung hin,
zum anderen sind in den letzteren viele Vorhaben enthalten,
die sich mit Fragen der Anwendungshilfen beschäftigen.
Einzelergebnisse "Stoffliche Zuordnung"
Mit 66% waren die meisten Vorhaben keinem stofflichen Be-
reich eindeutig zuordenbar. Jeweils rund 9% hatten Bezüge
zu Putz und Anstrichen bzw. zu einer nicht näher zu be-
schreibenden Vielzahl von Materialien, jeweils 7% hatten Be-
züge zu Beton und Kunststoffen (z.B. Kunstharzputze), 5% zu
Dämmmaterialien und 4% zu Holz.
Abb. 27STOFFLICHE ZUORDNUNG
sonstige Baustoffe (9%)^•°w i • ••i s ••.:•-• • • • • •• • • • • • • • •
00 i m •°0 ® 0• •• •t ••• • • • • • • • • • •• • • • • • • • • • •0 • • • • • • • • •
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• ♦00000 •
Putz und Anstrich(8,5%)
Beton (7%)
Kunststoff (7%)
Dämmstoff (5%)Holz (4%)
keine eindeutigeZuordnung möglich(66%)
kein spezifischesBauteil betreffend(45%)
Fußboden (6%)
Heizung (16%)
-30-
Einzelergebnisse "Zuordnung Bauteile"
Rund 45% aller Vorhaben konnte keinem Bauteil zugeordnet
werden, 20% hatten Bezüge zu Wand, 16% zu Heizung, 7% zum
Dach, jeweils 6% zu Fußboden und Fenster.
Abb. 29 ZUORDNUNG BAUTEIL: Wand
55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84
-31-
Die Zeitreihenanalyse für Vorhaben zu einzelnen Bauteilen
zeigt, daß Vorhaben zum Thema Wand relativ gleichmäßig
durchgeführt wurden. Vorhaben zum Thema Heizung(sanlagen)
korrelieren stark mit denjenigen zum Thema Heizenergie und
den Bezügen zur Wärmeschutzverordnung und Bereitstellung
von Anwendungshilfen.
Abb. 30 ZUORDNUNG BAUTEIL: Heizung
55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 BO 81 82 83 84
-32-
Einzelergebnisse "Bearbeitungszeiträume"
Die Bearbeitungszeiträume konnten bei Vorhaben ab 1963 über
eine Vergabenummer des BMBau identifiziert werden, die das
Bewilligungsjahr enthielt sowie über die vom Berliner Ar-
chiv vergebene Eingangsnummer. Der damit ausgedrückte Bear-
beitungszeitraum bezieht sich also nicht nur auf die eigent-
liche Bearbeitung eines Vorhabens durch den Auftragnehmer,
eingeschlossen sind ebenfalls verwaltungsbedingte Arbeitsab-
läufe beim Auftraggeber. Lediglich in einigen wenigen Fäl-
len konnte der Beginn der eigentlichen Forschungsarbeiten
und deren Abschluß auf den Monat exakt festgestellt werden.
Bei diesen Fällen differierte die Jahresangabe in der Verga-
benummer teilweise erheblich mit der Angabe der Auftragneh-
mer über den tasächlichen Beginn der Forschungsarbeiten um
ein bis mehrere Jahre. Dies läßt auf einen relativ langwie-
rigen Arbeitsablauf von der Beratung des Vorhabens inner-
halb des BMBau und der Arbeitsgemeinschaft Bauforschung bis
zur erfolgten Bewilligung schließen. Eine gute Übereinstim-
mung konnte dagegen zwischen tatsächlichem Abschluß des Vor-
habens und Eingangsdatum des entsprechenden Forschungsbe-
richtes im Archiv des "Bundeshauses"in Berlin festgestellt
werden.
Die Bearbeitungszeiträume der 103 Forschungsvorhaben, für
die diese Angaben vorhanden waren, differierten zwischen
sechs Jahren (8 Vorhaben) und bis zu einem Jahr (23 Vor-
haben). Eine Analyse der Forschungsthemen der entsprechen-
den Vorhaben der angwandten Arbeitsmethoden läßt die Vermu-
tung zu, daß es sich bei den Langzeitvorhaben im wesentli-
chen um solche handelte, für die umfangreiche und über meh-
rere Jahre dauernden Meßreihen erstellt werden mußten. Bei
Vorhaben bis zu einem Jahr handelte es sich häufig um Kurz-
expertisen zu eingegrenzten Themenbereichen.
Bei der ebenfalls durchgeführten Zeitreihenbildung (ab 1963
bis 1983; ohne Abbildung) konnten keinerlei Anhaltspunkte
für eine Veränderung der durchschnittlichen Bearbeitungs-
zeiträume gefunden werden.
-33-
3.1. Verwendungszusammenhang der Forschungsergebnisse
Fallbeispiele
Die nachstehenden Ausführungen zu drei ausgewählten energie-
relevanten Fallbeispielen, nämlich DIN 4108 "Wärmeschutz im
Hochbau", Wärmeschutzverordnung und Wärmedämmverbundsysteme
beruhen auf Befragungen von Bauforschern, Mitarbeitern des
BMBau und Wohnungsunternehmen sowie auf von Literaturauswer-
tungen.
3.1.1. Fallbeispiel DIN 4108 "Wärmeschutz im Hochbau"
Überwiegender Verwendungszusammenhang der Untersuchungen
zum Forschungsschwerpunkt "Energieeinsparung" ist die Einar-
beitung der Untersuchungsergebnisse in die unterschiedenen
Fassungen der DIN-Norm 4108 "Wärmeschutz im Hochbau" sowie
der mit dieser in Verbindung stehenden Wärmeschutzverord-
nung.
In die Erarbeitung der DIN 4108 sind nach den in den Jahren
1977 bzw. 1979 durchgeführten Forschungsvorhaben "Auswer-
tung von Forschungsergebnissen für die Bearbeitung der Nor-
men DIN 4108 und DIN 4109" (B I 5-800177-17) sowie "Auswer-
tung von Forschungsergebnissen für die Bearbeitung der Nor-
men DIN 4108 und DIN 4109" (B II 5-800175-20) Bauforschungs-
ergebnisse folgendermaßen eingegangen:
* Untersuchungen zur Wärmeleitfähigkeit und zum
Wasserdampf-Diffusionswiderstand von Baustof-
fen (incl. Berechnungs- und Meßverfahren) 69
* Untersuchungen zu Wärmedurchlasswiderstand von
Decken, Wärmeübergangswiderstandswerten außen-
liegender Bauteile 15
* Untersuchungen zu Wärmedurchgangskoeffizienten
von Verglasungen 9
* Untersuchungen zu Wärmebrücken 3
* Untersuchungen zum sommerlichen Wärmeschutz und
zum Raumklima 16
Untersuchungen im Zusammenhang mit DIN 4108 insgesamt 112
-34-
Im Zusammenhang mit DIN 4108 stehen weiterhin 8 Untersuchun-
gen, die sich auf die Anwendungspraxis und deren Überprü-
fung durch Stichproben beziehen.
Die Ergebnisse von Forschungsberichten wurden in diesen bei-
den Untersuchungen daraufhin ausgewertet, ob sie für die
Einarbeitung in die Norm geeignet waren und die Beratung im
Arbeitsausschuß beeinflußt haben. Ferner wurde geprüft, wel-
che Ergebnisse unmittelbar oder mittelbar bei der Normungs-
arbeit berücksichtigt worden sind. Für diese Recherchen kon-
nte auf die Sitzungsunterlagen der Normausschüsse zurückge-
griffen werden. Die Ergebnisse dieser beiden Studien deuten
auf eine etwas höhere Zahl von BMBau-Projekten hin, die für
die Normungsarbeit relevant geworden sind (120), als die
Auswertung der BMBau-Projekte anhand des Aktenplans (101
Projekte) ergibt und unsere eigene Auswertung der energie-
relevanten Projekte nahelegt (ca. 100). Diese Abweichungen
dürften vor allem mit teilweise unterschiedlichen zeitli-
chen Abgrenzungen und unterschiedlichen thematischen
Schwerpunktsetzungen zusammenhängen.
Zweck der DIN 4108 ist die Sicherung eines hygienischen
Raumklimas und eines dauerhaften Gebäudeschutzes vor klima-
bedingten Feuchteeinwirkungen unter der Voraussetzung aus-
reichender Belüftung und Beheizung. Zugleich soll durch die
Mindestanforderungen an die wärmeübertragenden Gebäudeflä-
chen ein geringer Heizenergieverbrauch erreicht werden.
Die Bedeutung der DIN 4108 liegt ausschließlich im bauauf-
sichtlichen Bereich im Gegensatz zur Wärmeschutzverordnung,
die mit ihren energiepolitischen Inhalten der Zuständigkeit
des Bundes zuzurechnen ist und eine andere Zielrichtung ver-
folgt. Die Wärmeschutzverordnung stellt wesentlich höhere
Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz. Trotzdem ko mmt
der DIN 4108 eine wichtige Aufgabe zu, da sie auch für sol-
che Einzelbauteile Mindestanforderungen enthält, die von
der Wärmeschutzverordnung nicht direkt angesprochen werden.
-35-
Die DIN 4108 enthält:
- Begriffsbestimmungen und Definitionen von wärme- und
feuchteschutztechnischen Größen
- verbale Ausführungen zur Planung des Wärmeschutzes
- Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit und Richtwerte der Was-
serdampf-Diffusionswiderstandszahlen für Baustoffe
- Wärmedurchlaßwidersta.ndswerte von Decken, Wärmedurchgangs-
koeffizienten für Verglasungen, Wärmeübergangswiderstands-
werte insbesondere für Außenbauteile
- Berechnungsverfahren für wärme- und feuchteschutztechni-
sche Größen
- in der Neufassung von 8/81 Anforderungen an Tauwasser-
und Schlagregenschutz
- Mindestwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten für Außen-
wände, Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen und Dä-
cher (leichte Bauteile).
Entwicklung der DIN 4108
Die DIN 4108 wurde zu folgenden Zeitpunkten neu gefaßt bzw. er-
gänzt:
- 7/1952
- 5/1960
- 8/1969
- 10/1974
- 11/1975 (Beiblatt; Erläuterungen und Beispiele)
- 8/1981 (Neufassung; Gliederung in fünf Teile)
Die von der DIN 4108 angegangene Problematik wurde vor al-
lem nach dem Krieg durch die neuen Leichtbauweisen brisant.
Die Bauforschung des BMBau widmete sich bereits früh dieser
Problematik, zumal in der Nachkriegszeit das damalige Woh-
nungsbauministerium - nicht zuletzt infolge besonderer per-
sönlicher Konstellationen - an den Normungsarbeiten, insbe-
sondere des Nnrmena»ccrhuß Bau intensiv mitwirkte.
-36-
Bis zur ersten Überarbeitung 1960 war ein starkes Ansteigen
entsprechender Vorhaben zu verzeichnen. Die Überarbeitung
war notwendig geworden, um den durch die "24er Wände" be-
dingten Wärmedämmproblemen begegnen zu können. Die hier-
durch ausgelösten Feuchtigkeitsschäden führten teilweise zu
Schimmelbildung und einer Zunahme allergischer Erkrankungen
von Bewohnern.
Das relativ unbedeutende Forschungsaufkommen vor der näch-
sten Überarbeitung 1969 erklärt sich dadurch, daß es sich
hierbei lediglich um eine Überarbeitung im Sinne einer Ver-
einfachung der Norm. Hierfür bestand kein besonderer For-
schungsbedarf.
Erst mit der Energiekrise und dem verstärkten Dämmen von
Außenwänden wurde ein neuer Forschungsschub initiiert, da
erneut Feuchtigkeitprobleme als Folge falsch durchgeführter
Dämmmaßnahmen zu verzeichnen waren. In diesem Kontext stan-
den auch wichtige Forschungsvorhaben Mitte der 70er Jahre,
die sich mit der Verwendbarkeit neuer Materialien beschäf-
tigten.
Mit der Neufassung der DIN 4108 im Jahre 1981 erfolgte eine
völlig neue Gliederung mit einer Reihe von Berechnungs- und
Verfahrensvereinfachungen, die im Hinblick auf die Anwen-
dung der Norm im Rahmen der Wärmeschutzverordnung notwendig
wurden. Die Diskussion um die DIN 4108 stand in den letzten
Jahren vor allem im Zeichen instationärer Wärmeberechnun-
gen, insbesondere, auch in Hinblick auf den sommerlichen Wär-
meschutz. In der Neufassung wurden daher erstmals auch As-
pekte passiver solarer Energiegewinne konkretisiert und em-
pfohlene Höchstwerte für den so mmerlichen Wärmeschutz ange-
geben (einen detailierten Überblick gibt W.F.Cammerer
1982: DIN 4108- Alt und Neu. Gegenüberstellung von Anforde-
rungen und Empfehlungen.- Bauphysik, H.1, 1982, S. 30-33).
Die durchgeführten Expertengespräche ergaben keinerlei Hin-
weise darauf, auf welche Weise Ergebnisse aus einzelnen Vor-
-37-
haben tatsächlich verwendet wurden und welche Bedeutung die-
sen Ergebnissen im Einzelfall zukam. Die typische Aussage
eines Befragten hierzu war: "Es waren alle Forschungsvorha-
ben gleich wichtig". Als wichtig wurden auch solche Vorha-
ben eingestuft, die nach eigener Aussage keine oder wenig
Ergebnisse erbracht hatten, denn auf diese Weise wurde
klar, welche Wege nicht beschritten werden sollten.
In diesem Zusammenhang ist der Hinweis eines Bauphysikers
interessant, Normenfestlegungen seien lediglich Kompromis-
se, da die Normenausschüsse paritätisch mit Industrievertre-
tern, Freiberuflern und Beamten besetzt seien. "Wenn allein
wissenschaftliche und technische Aspekte in den Vordergrund
rückten, müßten teilweise andere Festlegungen kommen" (In-
terview in: Bauwelt, H.3, 1984, S. 109). Auf der anderen
Seite wird bezweifelt, daß es auch nur ein ausgeführtes Ob-
jekt gibt, das unter Berücksichtigung sämtlicher techni-
scher Anforderungen von Regelwerken wie der DIN 4108 gebaut
wurde. In Verlauf dieses "Bauphysiker-Interviews" wird der
tatsächliche Nutzen der Anwendung bauphysikalischer Regeln,
wie der DIN 4108, relativiert, da Ausführungsregeln, Bauvor-
schläge und Regeldetails nicht ohne weiteres übertragbar
seien. Der Bauphysiker müsse seine Erfahrung einsetzen, um
das "bauphysikalische Umfeld" für jeden Anwendungsfall
stets neu abzuschätzen. Die Regelwerke werden als Planungs-
hilfen gesehen und gerade deswegen kritisiert, weil wich-
tige Aspekte, wie z.B. die Berücksichtigung passiver Solar-
energiegewinne oder instationärer Wärmebedarfsberechnungen
nur zaghaft oder gar nicht mitaufgenommen worden seien.
3.1.2. Fallbeispiel Wärmeschutzverordnung
Mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Einsparung von Ener-
gie in Gebäuden (Energieeinsparungsgesetz - EnEG) vom 22.
Juli 1976 (BGBl. I S. 1873) setzte der Bund die Rahmenbe-
dingungen für eine Politik der rationellen und sparsamen
Energieverwendung mit Schwerpunkten beim baulichen Wärme-
cr®h17fi7 tinra hPi Aar Naii cf-r^rhnik 'G'i n Nnen9m ma r h i®rh®; .^ i o..d.^ ..^..^..,^..^ ^...^^
-38-
Einführung einer Wirtschaftlichkeitsklausel als Richtschnur
für die Festlegung von Grenzwerten oder Anforderungen. In
der Folge des Energieeinsparungsgesetzes wurden drei Ausfüh-
rungsverordnungen erlassen:
Verordnung über einen energiesparenden Wärmeschutz bei Ge-
bäuden (Wärmeschutzverordnung - WärmeschutzV) vom 11. Au-
gust 1977 (BGB1. I S. 1554).
Novelliert am 24. Februar 1982 (BGB1. I S.209). Am 1. Ja-
nuar 1984 in Kraft getreten.
- Verordnung über energiesparende Anforderungen an heizungs-
technische Anlagen und Brauchwasseranlagen (Heizungsanla-
gen-Verordnung -HeizAnlV-) vom 22. Sept 1978 (BGBl. I S.
1581).
Novelliert am 24. Februar 1982 (BGB1. I S. 205) Am 1. Ju-
ni 1982 in Kraft getreten.
- Verordnung über energiesparende Anforderungen an den Be-
trieb von heizungstechnischen Anlagen (Heizungsbetriebs-
Verordnung -HeizBetrV-) vom 22. September 1978 (BGB1. I
S.1584).
Diese normativen Vorgaben wurden ergänzt durch die Energie-
programme der Bundesregierung 1973, 1974, 1977 und 1981. Ei-
gentliche Energieeinsparüberlegungen kamen allerdings erst
ab 1977 zum Tragen und fanden im sog. 4,35 Mrd DM Programm
(Heizenergiesparprogramm 1978 bis 1983) sowie im Gesetz zur
Änderung des Wohnungsmodernisierungsgesetzes (ModEnG) vom
Juni 1978 ihren Niederschlag.
Im folgenden interessiert vor allem der Zusa mmenhang zwi-
schen Bauforschung, Wärmeschutzverordnung und Energieein-
sparprogramm.
Inhalt und Aufbau der Wärmschutzverordnung:
-39-
1. Teil: Gilt für Gebäude mit normalen Innenraumtemperatu-
ren.
§ 1 Der Anwendungsbereich wird durch eine
der betreffenden Gebäudearten definiert.
Auflistung
§ 2 Begrenzung der Transmissions-Wärmeverluste
- Gebäuteteilbezogen nach den in Anlage 1
k-Werten
genannten
- Begrenzung der k-Werte von Fenstern und außenlie-
genden Türen
- k-Wertbegrenzung für Außenwände im Bereich von
Heizkörpern
§ 3 Begrenzung von Lüftungswärmeverlusten
- Fugendurchlaßkoeffizienten (a-Werte) außenliegen-
der Fenster und Fenstertüren beheizter Räume dür-
fen die in Anlage 2 genannten Werte nicht über-
schreiten
- sonstige Fugen müssen dauerhaft und entsprechend
dem Stand der Technik luftundurchlässig abgedich-
tet sein.
2. Teil: Gilt für Gebäude mit niedrigen Innenraumtemperatu-
ren.
§ 4 definiert den Anwendungsbereich
§ 5 begrenzt die k-Werte nach Anlage 3
§ 6 begrenzt die Lüftungswärmeverluste; Festlegung ei-
nes a-Wertes
3. Teil: Gilt für Gebäude, die für Sport- und Versammlungs-
zwecke verwendet werden.
§ 7 definiert den Anwendungsbereich
§ 8 begrenzt die k-Werte; es gelten modifiziert die An-
forderungen nach Anlage 1
§ 9 begrenzt die Lüftungswärmeverluste; Festlegung von
a-Werten, speziell auch für Hallenbäder.
4. Teil: Gilt für Gebäude mit gemischter Nutzung.
§ 10 Die vorgenannten Vorschriften gelten jeweils für
die entsprechenden a hä„^Ateile.
-40-
§ 11 Verschärfende Vorschriften bleiben durch die Wärme-
schutzverordnung unberührt.
In vier Anlagen wird im einzelnen geregelt und durch Ermitt-
lungsverfahren konkretisiert:
1. Die Begrenzung von Transmissionswärmeverlusten durch
Festlegung bestimmter k-Werte und den Nachweis ihrer
Einhaltung mittels rechnerischer Verfahren a) durch das
sogenannte Hüllflächen/Volumen-Verfahren, b) alternativ
hierzu durch das sogenannte Außenbauteilverfahren. Die
Berechnung einzelner k-Werte erfolgt nach Maßgabe der
DIN 4108.
2. Die Angabe maximal zulässi ger Fugendurchlaßkoeffizienten
(a-Werte) in Abhängigkeit von der Gebäudehöhe.
3, Anforderungen und Begrenzungen von Transmissionswärmever-
lusten bei Gebäuden mit niedrigen Innenraumtemperaturen.
4. Anforderungen zur Begrenzung von Transmissionswärmeverlu-
sten bei Hallenbädern.
Bei der Novellierung der Wärmeschutzverordnung im Februar
1984 wurden die Wärmeschutz-Anforderungen erhöht, wodurch
die rechnerischen Transmissionswärmeverluste gegenüber der
geltenden Regelung um 20 bis 25% gesenkt wurden.
Weiterhin sind in die novellierte Fassung erstmals auch Vor-
schriften für bauliche Veränderungen bestehender Gebäude
mit aufgenommen worden.
Für die Berechnungs- und Nachweisverfahren wurden einige
Vereinfachungen eingeführt. Die Grundlagen für die Berech-
nung des Wärmeschutzes nach der neuen DIN 4108 aus dem Jah-
re 1981 sind zu berücksichtgigen. Insbesondere dürfen für
die Berechnung nur solche Stoffwerte verwendet werden, die
im Teil 4 DIN 4108 aufgelistet oder durch den BMBau bekannt
gegeben worden sind (vgl. Wiesner, H. 1982: Anforderungen
der neuen Wärmeschutzverordnung im Vergleich zur bisherigen
-41-
Rechtslage.- In: Wärmeschutz und Energieeinsparung m Hoch-
bau.- Mitteilungen der Heimstätten und Landesentwicklungsge-
sellschaften Nr.4, S. 3-5 und Ehm, H. 1982: Was bringt
die neue Wärmeschutzverordnung?, in:Bauphysik, H.2. 1982,
S. 47-49).
Effekte der Wärmeschutzverordnung
Die Wärmeschutzverordnung bezieht sich primär auf Neubauten
bzw. in der novellierten auch in begrenztem Umfang auf be-
stehende Gebäude. Aus der Literatur sind verschiedene An-
sätze zur Bewertung von Heizenergie-Einsparungen durch die
Verbesserung des Wärmeschutzes bekannt. Im folgenden wird
auf einen Vergleich von Rouvel zurückgegriffen (vgl.
Rouvel, L.1983, in: Praxisinformation Energieeinsparung.-
Heft 04.093 der Schriftenreihe des Bundesministers für Raum-
ordnung, Bauwesen und Städtebau). Gegenübergestellt wird
der rechnerische Heizenergiebedarf, wie er sich für ein Ein-
familien- und ein Mehrfamilienhaus aus den jeweiligen Wärme-
schutz-Anforderungen nach DIN 4108 in der Fassung vom Au-
gust 1969, der Wärmeschutzverordnung in der Fassung vom Au-
gust 1977 und der Wärmeschutzverordnung in der novellierten
Fassung vom Februar 1982 ergibt.
Rechnerischer Heizenergiebedarf (Jahreswärmebilanz):
EFH MFH
DIN 4108 Aug.'69(Mindestwärmeschutz) 300 kWh/m2a 195 kWh/m2 a
WschV Aug.'77 (erhöhter Wärmeschutz) 210 kWh/m2 a 130 kWh/m2a
WschV Febr.'82 (novellierte Fassung) 130 kWh/m2 a 80 kWh/m2 a
Das bedeutet, daß eine Reduzierung der rechnerischen Trans-
missionswärmeverluste in der novellierten Wärmeschutzverord-
nung um 20-25% gegenüber der vorher geltenden Regelung zu
-42-
einer Verminderung des Heizwärmebedarfs um fast 40% führen
kann. Der monetäre Effekt bei einem Einfamilienhaus mit 150
m2 und einem durchschnittlichen Nutzwärmepreis von 7
DPf/kWh in 1978 und 9 DPf/kWh in 1983/84 beläuft sich auf
Kosteneinsparungen von rund 1 Mio.DM pro 1000 Objekten.
In der oben genannten Veröffentlichung der Heimstätten und
Landesentwicklungsgesellschaften werden die durch die novel-
lierte Fassung der Wärmeschutzverordnung ausgelösten Bauko-
stensteigerungen (zusammen mit der neuen Heizungsanlagen-
Verordnung) auf 2 bis 4% geschätzt.
Tatsächlich ist mit geringeren Einsparungsquoten zu rech-
nen, da die oben angestellten Vergleiche lediglich die rech-
nerischen Werte unter besti mmten optimalen Rahmenbedingun-
gen berücksichtigen.Diesen Annahmen sind in Wirklichkeit
durch fehldimensionierte Heizungsanlagen und andere Restrik-
tionen (z.B. falsches Nutzerverhalten) Grenzen gesetzt.
Eine Entwicklung von Energieverbrauch und Heizkosten (öl)
von 1972 bis 1984 unter Berücksichtigung von normativen Vor-
gaben, staatlicher Förderung und Marktpreisen für das Fall-
beispiel eines Neubau-Einfamilienhauses bringt Kollmann
(Kollmann, H. 1985: Energiesparen - Technik, Potentiale
und Tendenzen (Am Beispiel der Raumheizung in den Haushal-
ten).- unveröffentlichtes Manuskript der Programmgruppe Sy-
stemforschung und Technologische Entwicklung der Kernfor-
schungsanlage Jülich GmbH). Dabei wurden die Werte des Jah-
res 1973 jeweils mit 1,0 angesetzt. Im Jahr 1981 sind dem-
nach die Heizkosten um den Faktor 2,45 gestiegen, die Ener-
gieeinsparungen um 35%. Die Novelle der Wärmeschutzverord-
nung und die zwischenzeitlich eingeführte Niedertemperatur-
Heiztechnik machen 1984 Einsparungen von 67% möglich. Erst
mit diesen hohen Einsparungen werden die Brennstoffkostenre-
lationen des Ausgangsjahres 1973 wieder erreicht.
Energieverbrauch
Heizkosten ( 01)
im Neubau(EFH)
Parameter:
Ölpreis
Staatl. Malinahmen
(z.B.Wärmeschutz )
Wdrmesc hut z
km'w'ert
W(m2K)
76 7974 77 78751972 73A A
DIN 47011 E;N 4108',969 1959
bis 83:;ä77i51
§ 82a ESt DVbis 1987
SubventionierteEigeninitiative
überwieg. Alt bau
4.35 Mrd DM 1E Mod E n G
6/78 ^• Programm
1978 - 83
-43-
Abb. 31 (Quelle: Kollmann, H. a.a.O.)
En EG7/76
WSchV77
/
Heiz AnIVHerz BetrV
9/78
---- —7.
80 81 82A. A
83 84 1985 JAHRA. A.
Gesetze
Verordnungen
Richtlinien
DN 41081981
DIN 470183
WSchV82
iiHeiz Anl V
82Heiz KV
2/81 überwiegend
NeubauEnAnd
EDG
Einsparungseffekte durch Maßnahmen zur rationellen Energie-
verwendung wurden unter anderem 1982 vom Ifo-Institut für
Wirtschaftsforschung errechnet (Eiffizienz der Energiespar-
politik.-). In dieser Untersuchung wurden die Primärenergie-
einsparungen in Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten für
einzelne Maßnahmen abgeschätzt. Die kumulierten Primär-
energieeinsparungen belaufen sich demnach auf 15,5 Milli-
onen Tonnen Steinkohleeinheiten.
Einfluß der Bauforschung auf die Wärmeschutzverordnung
An der Erarbeitung der Wärmeschutzverordnung waren BMBau
und BMWi gleichgewichtig beteiligt, wobei das BMBau den
fachlichen Teil abzudecken hatte.
Die Aussagen befragter Experten über den Nutzen der Baufor-
schung für die Erarbeitung und Novellierung der Wärmeschutz-
verordnung waren nicht immer deckungsgleich. Zwei Auffassun-
gen wurden vertreten: Die Bauforschung war hauptsächlich
für die Erarbeitung der ersten Fassung der Wärmeschutzver-
ordnung von Bedeutung, habe aber bei der Novellierung keine
vergleichbare Rolle mehr gespielt, da es sich hierbei ledig-
-44-
lich um Vereinfachungen und um die Verschärfung von Grenz-
werten (nach der Wirtschaftlichkeitsklausel in Abhängigkeit
vom allgemeinen Energiepreisniveau) gehandelt habe. Die an-
dere Auffassung bestreitet, daß die Bauforschung einen we-
sentlichen Anteil an der Entstehung der Wärmeschutzverord-
nung gehabt habe und verweist demgegenüber auf die Bedeu-
tung der Ressortforschung des BMBau, wo erstmals über die
Möglichkeit von sogenannten "Schwedenstandards" gesprochen
worden sei.
Die Bauforschung hatte bereits in den 70er Jahren eine Viel-
zahl von Arbeiten zum Thema produziert. Nach Einschätzung
beteiligter Akteure aus dem BMBau hat dieser lange Vorlauf
die schnelle Umsetzung bei der Erarbeitung der Verordnung
ermöglicht. Andere Länder konnten - so die verbreitete Auf-
fassung dieser Akteure - nicht auf einen derartige Fundus
von Forschungsergebnissen zurückgreifen und hatten größere
Schwierigkeiten, nach der Energiepreiskrise konkrete regula-
tive Maßnahmen zum baulichen Wärmeschutz zu schaffen. So
seien von Österreich, von den Niederlanden oder von Belgien
grundlegende Teile der zur Berechnung des Wärmebedarfs not-
wendigen DIN 4108 direkt übernommen worden; Griechenland ha-
be die gesamte Wärmeschutzverordnung übernommen.
Das größte Problem bei der Erarbeitung der Wärmeschutzveror-
dnung habe in der Festlegung von Wirtschaftlichkeitskrite-
rien bestanden, denen aufgrund der im Energiewirtschaftge-
setz vorgegebenen Wirtschaftlichkeitsklausel konkreter In-
halt zu geben war. Das Problem habe im wesentlichen darin
bestanden, die Haltbarkeitszeiten der einzusetzenden Mate-
rialien oder Systeme und die damit erzielbaren Einsparungen
einzuschätzen. Von großem Interesse seien daher Forschungs-
arbeiten gewesen, die beispielsweise den Einfluß von Dämm-
stärken auf die Wirtschaftlichkeitsberechnungen oder das Al-
terungsverhalten von Wärmedämmverbundsystemen untersuchten.
Im Gesamtergebnis ergab sich nach Auswertung der vorliegen-
dmn T ntPrurhiingen Ri ngpar»ng ^mc^gl i rhkei tQn anrch Senk»na
-45-
von Transmissionswärmeverlusten zwischen 30 und 35% bei ei-
ner Baukostenerhöhung (Neubau) von rund 3%.
Bei den Gesprächen konnte im einzelnen nicht mehr nachvoll-
zogen werden, welchen Forschungsvorhaben konkret welche An-
gaben entnommen werden konnten.
Ein Blick auf die von uns ermittelte Zeitreihe von Projek-
ten der BMBau-Bauforschung weist unter den Kriterien "Rele-
vanz: Informationsbedarf Gesetzgebung" und "Strategischer
Informationsbedarf" insbesondere für die Jahre 1974 und
1975 entsprechende Vorhaben aus, z.B.:
Energiesparende Bauweisen im Wohnungs- und Städtebau,
Teilbereich IV: Wirtschaftlich optimaler Wärmeschutz von
Einfamilienhäusern. Kritische Gedanken zu Optimierungs-
rechnungen.- Erarbeitet vom Institut für Bauphysik, Stutt-
gart, fertiggestellt 1975.
Des weiteren sind die Ergebnisse zu erwähnen, die aus dem
Zyklus der Forschungsarbeiten zu den sogenannten Therma-Bau-
ten vorlagen.
3.1.3. Fallbeispiel Wärmedämmverbundsysteme
Die Systeme bestehen aus einer auf die Wand aufgebrachten
Wärmedämmung, meist Polystyrol-Hartschaum, aber auch Mine-
ralfaserdämmplatten, und einer Deckschicht. Einschalige Aus-
sendämmungen mit Dämmschichten zwischen 60 und 80 mm gelten
heute als technisch bewährt, bei darüber hinausgehenden
Dämmschichtdicken ist jedoch auf das sich verstärkt auswir-
kende Schwindverhalten sowie die erhöhte thermische Bean-
spruchung der Dämmplatten zu beachten (vgl. RWE Bau-Hand-
buch Technischer Ausbau 1985/86). Die Wärmedämmung wird in
Form von Platten durch Verkleben oder Verdübeln befestigt.
Als Klebmasse werden Dispersionskleber mit einem Zementzu-
satz eingesetzt.
-46-
Die Deckschicht von Wärmedämmverbundsystemen besteht aus
zwei Schichten, einer Armierungsschicht und dem Putz. Heute
üblich ist die Verwendung von Kunstharzputzen mit Kunsthar-
zen als Bindemittel. Die Erhärtung von kunstharzgebundenen
Putzen geschieht rein physikalisch durch Verdunsten des Was-
sers, wodurch die dispersen Teilchen zusammenrücken und ei-
ne geschlossene Oberfläche bilden. (vgl.Lenkeit, W. 1983:
Das Verhalten eines Wärmedämmverbundsystems unter Klimabean-
spruchungen.- Dissertation, TU-Berlin).
Effizienz von Wärmedämmverbundsystemen
Die in der Wärmeschutzverordnung ermittelten Wirtschaftlich-
keitskriterien und Anforderungen an den baulichen Wärme-
schutz waren nicht zuletzt auf das Vorhandensein von Wärme-
dämmverbundsystemen zurückzuführen, für die sich ein außer-
ordentlich günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis ermitteln
ließ. Darüberhinaus ist mit diesen Systemen die wirtschaft-
liche Möglichkeit einer nachträglichen wärmedämmenden Sanie-
rung des bestehenden Altbestandes, gerade auch im Bereich
des mehrgeschossigen Mietwohnungsbaus, gegeben. Eine zuneh-
mende Zahl von Objekten dieses Typs, vor allem aus den 50er
bis in die 70er Jahre ist von teilweise umfangreichen und
starken Bauschäden betroffen (Stichwort 'Betonsanierung').
Bei diesen Fällen ist die Kombination der ohnehin notwendi-
gen Sanierung zur Behebung der vorhandenen Schäden mit ei-
Wärmedämmung +-tei W e.^^'^' emmvrbundsyst emen b esonder siicr mittels rrcLrai^cuauu«vciuu..u..=Y..^^..._....._ ....-.+._ _• ...-^.interessant, da sich die Investitionskosten dadurch nur un-
wesentlich erhöhen, der Investitions-Nutzen aber wesentlich
verbessert wird (vgl. Energiegerechte Neubausanierung. Chan-
cen und Grenzen der Bauschadensanierung bei gleichzeitiger
Verbesserung des Wärmeschutzes von Mehrfamilienhäusern bis
siebziger Jahre.- Untersuchung im Auftrag des Senators für
Wissenschaft und Forschung, Berlin; Bearb.: Weidlich Inge-
nieurgesellschaft, Berlin, Mai 1985).
Dennoch ist eine starke Verbreitung von Wärmedämmverbundsy-
stemen auch im Bereich des Eigenheimbaus festzustellen.
-47-
Zur Verwendung von Wärmedämmverbundsystemen
Wärmedämmverbundsysteme werden seit mehr als 20 Jahren zur
wärmedämmenden Beschichtung von Außenwänden benutzt. Die
Entwicklung und erste Erprobung erfolgte durch Eigeninitia-
tive der Industrie. Ihre breite Verwendung fanden die Syste-
me allerdings erst nach Beginn der Energieverteuerung Mitte
der 70er Jahre. Neben großen Erfolgen (vgl. z.B. Institut
für das Bauen mit Kunststoffen 1976: Praktische Erfahrun-
gen mit Wärmeschutzmaßnahmen bei einer gemeinnützigen Woh-
nungsbaugesellschaft.- Forschungsbericht im Auftrag des Bun=
desministeriums für Forschung und Technologie; BMFT FB 78-
13) gab es eine Reihe von Mißerfolgen in Form von Bauschä-
den. Häufigste Mängel waren Rißbildung, Abblättern von Put-
zen oder Durchfeuchtung der Wände.
In diesem Stadium setzte Mitte der 70er Jahre die BMBau-
Forschung mit der Untersuchung von Wärmedammverbundsystemen
ein. Eine Reihe wichtiger Vorhaben wurden vom Institut für
Bauphysik der Fraunhofer-Gesellschaft, Außenstelle Holzkir-
chen, durchgeführt. Hierbei ging es vorrangig um die Wasser-
dampfdurchlässigkeit von Beschichtungen, die Beurteilung
des Wasserdampfdiffusions- und Feuchteverhaltens beschichte-
ter Wandsysteme. Weitere Vorhaben beschäftigten sich mit
der Einsatzfähigkeit verschiedener Materialien als Elemente
im Verbundsystem; so wurden in einem Vorhaben Polystyrol-
Hartschaumplatten auf ihre Tauglichkeit überprüft. Eine
Gruppe von Untersuchungen widmete sich dem Problemkreis der
Beschichtungen, insbesondere dem Verhalten der damals neu-
entwickelten Kunstharzputze. Die Vorhaben hatten insgesamt
das Ziel, die Grundvoraussetzungen für das "Funktionieren"
von Wärmedämmverbundsystemen klären. Dabei wurde der be-
reits vorher bei der Anwendung gefundene Hinweis bestätigt,
daß es wesentlich darauf ankomme, die richtigen Systemele-
mente miteinander zu kombinieren.
Die meisten Wärmedämmverbundsysteme sind durch das Institut
für Bautechnik, Berlin, zugelassen und in die Baustoffklas-
se B 1 (schwer entflammbar) eingestuft; eine besondere bau-
-48-
aufsichtliche Genehmigung ist im Einzelfall nicht mehr er-
forderlich. Die Prüfung des Instituts für Bautechnik be-
schränkt sich allerdings nur auf das Brandverhalten, andere
Aspekte, wie Standsicherheit oder Haltbarkeit werden bei
der Prüfung nicht berücksichtigt.
Aus diesem Grund kommt der Prüfung dieser Eigenschaften
eine besondere Bedeutung zu, die seit einigen Jahren im
Rahmen der sogenannten UEAtc-Richtlinie für die Beurteilung
der Eignung von Wärmedämmverbundsystemen für Fassaden durch-
geführt wird. UEAtc steht dabei für "UNION EUROPEENNE POUR
L`AGREMENT TECHNIQUE DANS LA CONSTRUCTION", einer Einrich-
tung, die darum bemüht ist, durch die Erarbeitung gemein-
samer Richtlinien für bestimmte Baustoffe eine einheitliche
Beurteilung dieser Produkte in den verschiedenen ihr ange-
schlossenen Ländern zu erreichen. Diese Richtlinien sollen
einen Beitrag zum Abbau technischer Handelshemmnisse in
Europa bewirken. Die Richtlinie "Fassaden-Wärmedämmverbund-
systeme" wurde unter französischer Federführung erarbeitet;
auf bundesdeutscher Seite war das Sekretariat für UEAtc-
Fragen in der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) betei-
ligt. Jedes Mitgliedsinstitut wendet die Richtlinie für die
Erteilung von Agréments in seinem Land an. Im Agrément
werden zwei wesentliche Punkte angesprochen:
Anforderungen hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit (Si-
VLler lief t, hygl othermisL Ldes V CL. LL Q1 6^GLL , v ci LLQl L^ClL gegen-
über mechanischen Beanspruchungen, Dauerhaftigkeit, Qua-
litätskonstanz und -kontrollen, Aussehen, Wartung)
2. Bestimmung der oben genannten Eigenschaften.
Die Beurteilun g durch das Prüfinstitut enthält Angaben
über
- die Gleichmäßigkeit der Produkte, die Bestandteil sind
- Einbauschwierigkeiten
- Interpretation der Versuchsergebnisse
- Art des Vertriebes
- die Überprüfung alter Referenzobjekte oder statisti-
scher Untersuchungsergebnisse.
-49-
Das Sekretariat prüft nicht selbst, sondern vergibt Prüfauf-
träge an einschlägige Institute, in der Bundesrepublik
Deutschland sind dies die BAM und die Materialprüfanstalt
Baden-Württemberg.
Die Richtlinie wurde unter französischer Federführung er-
stellt. Jedes Mitgliedsinstitut war jedoch an der Erstel-
lung beteiligt, um die Meinung des Mitgliedslandes in den
Erstellungsprozeß einbringen zu können. Hierzu wurden soge-
nannte Spiegelausschüsse gebildet, in die Vertreter aus In-
dustrie, Wissenschaft und der Prüfinstitute etc. geladen wa-
ren. Mit der Richtlinienarbeit wurde bereits 1978 begonnen.
Eine wesentliche Hilfe seien dabei die Erkenntnisse aus Bau-
forschungsarbeiten gewesen, die vom Fraunhofer-Institut für
Bauphysik, Außenstelle Holzkirchen erarbeitet worden
waren.
Es liegt im Ermessen der einzelnen Hersteller, für ihre
Produkte Agrements erarbeiten zu lassen. Nach Angaben des
Sekretariats haben bislang rund ein Dutzend bundesdeutscher
Hersteller ein Agrement erhalten. Es handelt sich dabei
ausnahmslos um Systeme mit Polystyrol-Hartschaum als
wärmedämmende Schicht. Die Gesamtzahl der Hersteller wird
derzeit auf ca.25 Firmen geschätzt. Der größte Teil aller
Hersteller hat seinen Sitz im süddeutschen Raum. In Berlin
(West) gibt es nach Kenntnis des Sekretariats lediglich
einen Hersteller.
Die im Rahmen der Agrement-Erstellung durchgeführten Unter-
suchungen sollen einen hohen Qualitäts-Standard für Wärme-
dämmverbundsysteme gewährleisten, eine Absicht, die ange-
sichts der durchgeführten Untersuchungen sehr wahrschein-
lich erreicht wird. Nach mehrfach geäußerter Expertenmei-
nung liegt der Hauptschwachpunkt auch von ausgereiften Wär-
medämmverbundsystemen in der Art der Vorbehandlung und Ver-
arbeitung einzelner Systemkomponenten (z.B. Lagerung von Po-
lystyrol-Hartschaumplatten). Die im Agrement behandelten
Qualitätsanforderungen setzen diese fachgerechte Behandlung
voraus. Es liegt jedoch im Belieben des jeweiligen Anwen-
ders, d.h. des ausführenden Unternehmens, ob eine fachge-
rechte Bearbeitung erfolgt oder nicht. Ein großer Teil von
-50-
Problemen mit Wärmedämmverbundsystemen wird deshalb auf der-
artige Handhabungsmängel zurückgeführt, die kaum überprüft
werden können.
Anwendung von Wärmedämmverbundsystemen durch Wohnungsunter-
nehmen
Lediglich eines der befragten Unternehmen gab an, Wärmedämm-
verbundsysteme auch in größererm Maßstab bei der energiege-
rechten Sanierung seines Altbestandes und bei Neubauvorha-
ben eingesetzt zu haben, und dies bereits seit Anfang der
70er Jahre. Man habe damals bewußt experimentiert, um das
richtige System zu finden. Dabei habe man von der BMBau-For-
schung nichts gewußt. Vielmehr habe man seine eigenen Er-
fahrungen an andere Unternehmen weitergeben können. Bei an-
deren Unternehmen, insbesondere in Berlin, war man mit der
Verwendung von Wärmedämmverbundsystemen vorsichtiger. Die
Skepsis war sowohl bei kleineren als auch bei großen Unter-
nehmen zu finden, wobei ein gewisser Schneeballeffekt durch-
aus eine Rolle gespielt haben mag: ein namhaftes Unterneh-
men trete als "Bremser" auf, und alle anderen zögern. Die-
ser Effekt scheint im Falle der Berliner Unternehmen da-
durch begünstigt, daß diese traditionell in einem engen Er-
fahrungsaustausch stehen.Die geäußerste Skepsis bezog sich
auf die Haltbarkeit von Wärmedämmverbundsystemen. Aus eige-
ner Erfahrung kannte z.B. ein großes Unternehmen lediglich
Systeme, die höchstens 12 Jahre alt waren (Diese Jahresanga-
be deckt sich mit dem Durchschnittsalter der Wärmedämmver-
bundsysteme, deren Alterungsverhalten im Rahmen eines BMBau-
Vorhabens, Vorh.Nr.800182-9, vom Fraunhofer-Institut für
Bauphysik, Außenstelle Holzkirchen, im Jahr 1984 untersucht
wurde; die Untersuchung war dem Unternehmen nicht bekannt).
Von einer verputzten Fassade würden aber Standzeiten, ver-
gleichbar normalen Mauerwerksfassaden erwartet. Zudem wür-
den durch den Schichtenaufbau Behinderungen des Wasserhaus-
haltes der Wände und in Kombination mit den bereits im
Rahmen des Heizenergiesparprogramms eingesetzten dichten
Fenstern - Feuchtigkeitsschäden befürchtet. Gedämmt werde
nach Aussagen der Unternehmen eigentlich nur dort, wo es er-
-51-
stens leicht und problemlos möglich scheint und zweitens
ein außerordentlich günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis gege-
ben sei, also im Bereich der Dachböden oder Rohrleitungen.
Diese Möglichkeiten, so die "Dämmphilosophie" eines Unter-
nehmens, sollten zunächst ausgeschöpft werden, bevor mit
der risikoreichen Fassadendämmung begonnen wird.
Ein Unternehmen konnte von seinen mehr als zwanzigjährigen
Erfahrungen im Umgang mit Wärmedämmsystemen berichten. Man
hatte sich dort bereits deshalb so frühzeitig damit beschäf-
tigt, weil das Unternehmen eine Pionierrolle auf dem Gebiet
der Stromdirektheizungen, insbesondere der Nachtstromspei-
cherheizungen spielte. Bei der Verwendung dieser Art von Be-
heizung war man aus Kapazitätsgründen gezwungen, die An-
schlußleistung und damit den Wärmebedarf möglichst niedrig
zu halten. In den 60er Jahren hatte man vergleichsweise we-
nig für die Wärmedämmung getan. Ein zum damaligen Zeitpunkt
mit Stromdirektheizungen umgerüstetes Objekt bekam eine In-
nendämmung mit 15 mm starken Polystyrol-Hartschaumplatten.
Im übrigen war der Wärmebedarf dieses Objektes durch eine
gleichmäßige Verteilung des Wärmeübergangs relativ gering,
ein Effekt, der durch den Einbau von Klimalit-Voll- und
Hohlkörperdecken verstärkt werden konnte. Bauphysikalische
Probleme aufgrund der Innendämmung wurden nicht festge-
stellt. Das Objekt wurde erst vor kurzem in die laufende Be-
tonsanierung einbezogen wobei in einem Gutachten der sehr
gute bauphysikalische Zustand bestätigt wurde.
In den Jahren 1964/65 wurde ein weiteres Objekt (Neubau in
Beton-Schüttbauverfahren) mit einer 30 mm Polystyrol-Hart-
schaum-Außenisolierung ausgestattet. Die Polystyrol-Hart-
schaumplatten wurden dabei noch punktuell aufgeklebt und
mit "Kaninchendraht" überspannt, worauf ein Haftgrund aus
einer Kies-Zement-Mischung aufgebracht wurde, der mit zwei
Lagen Putz versehen wurde. Mit diesem System wurden keine
guten Erfahrungen gemacht, da vor allem auf der Südseite
durch die starke Sonneneinstrahlung Wärmespannungen zu Riss-
bildungen führten, die nur schwer behoben werden konnten.
Bei einem anderen ebenfalls mit diesem System ausgeführten
Objekt traten diese Probleme dagegen nicht auf.
-52-
Als nächstes wurde eine Außenwandisolierung (ebenfalls Poly-
styrol-Hartschaumplatten) mit Rigips-Platten eingesetzt, um
den Putz zu sparen. Bei einem 24er-Hohlblock-Mauerwerk wur-
de zusätzlich noch innen gedämmt (30 mm Mineralfasermatte
auf Holzständerwerk, verkleidet mit Rigipsplatten). Mit die-
sem Versuch wurden als der Folge von Ausführungsmängeln
schlechte Erfahrungen gemacht; es kam zu Feuchtigkeitsschä-
den, und im Winter traten Frostschäden auf, so daß sich die
Fassade bereits nach zwei Jahren in einem "desolaten Zu-
stand" befand.
Erst jetzt, Anfang der 70er Jahre machte man sich frei von
der Innenisolierung. Eine Reihe von Objekten wurden mit Vor-
hang-Fassaden versehen, und zwar zunächst aus Kostengründen
mit auf Lattenrost autoglasierten Eternitplatten. In einer
zweiten Ausführungsstufe wurden 60 mm starke Mineralfaser-
platten zwischen Lattenrost und Eternitplatten gebracht.
Die Eternitplatten erwiesen sich als sehr schmutzempfind-
lich, weshalb als nächstes das Ikla-Aluminium-System sowie
ein Kunststoff-System verwendet wurden.
Der erste Einsatz eines "echten" Wärmedämmverbundsystems er-
folgte erst sehr spät im Jahr 1983, als die Wohnungen neben
und über Toreinfahrten damit besser vor Wärmeverlusten ge-
schützt wurden. Obwohl das System an einer äußerst gefährde-
ten Stelle ständigen Beschädigungen durch Fahrzeuge ausge-
setzt ist, wurden bislang noch keine Schäden festgestellt,
was vor allem auf die Verwendung eines harten Putzes der
Mörtelklasse 3 zurückgeführt wurde.
Im übrigen wurde durch die geführten Informationsgespräche,
nicht nur bei den Wohnungsunternehmen, bestätigt, daß beim
Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen eine Art "Nord-Süd-Ge-
fälle" festzustellen ist. Dies wurde einmal auf die Herstel-
lerkonzentration in Süddeutschland zurückgeführt, aber auch
auf die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und
nicht zuletzt auf die Klinkerbauweise Nordeutschlands. Klin-
kermauerwerke würden meist nicht so gerne mit Wärmedämmver-
bundsystemen "verschandelt". In Süddeutschland würden auch
Wohnungsunternehmen Wärmedämmverbundsysteme in großem Um-
fang einsetzen.
mit
und
Von
ren.
2. Die
steure
3. Eine
dem Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen begonnen
von Folgeschäden in Kauf nehmen.
diesen Erfahrungen konnte man in München profitie-
Jetzt war klar, wie man es nicht machen durfte.
Hersteller führten eine Gewährleistung für die Sy-
ein, wodurch das Schadensrisiko vermindert wurde.
ausschlaggebende Rolle spielten aber persönliche
mußte eine Reihe
-53-
Die stichprobenhafte Nachfrage bei einem Münchner Wohnungs-
unternehmen brachte folgende Resultate.
Tatsächlich wurden hier seit Ende der 70er Jahre eine größe-
re Zahl von Objekten energetisch saniert, allerdings nur Ob-
jekte bis zu acht Stockwerken; bei Hochhäusern greift man
auf vorgehängte Fassaden zurück. Für den Einsatz von Wärme-
dämmverbundsystemen entscheidend waren drei Aspekte:
1. Erfahrungen, die bei der Konkurrenz, insbesondere im
fränkischen Raum gemacht wurden. Hier hatte man vorher
Kontakte eines Unternehmensmitarbeiters zu Dr. Künzel
vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Außenstelle Holz-
kirchen, der als Auftragnehmer der BMBau-Forschung wich-
tige Hinweise geben konnte.
Im weiteren Verlauf der Untersuchung der Effizienz von Wär-
medämmverbundsystemen wurde versucht, eine Bewertung von
tatsächlich realisierten Energieeinsparungseffekten an aus-
gewählten Objekten der befragten Wohnungsunternehmen festzu-
stellen. Die Objekte sollten nach folgenden Kriterien ausge-
wählt werden: Es mußte eine Heizungsversorgung vorhanden
sein, die eine Verbrauchsmessung durch das Unternehmen für
das Gesamtobjekt ermöglichte. Außer der Fassadenerneuerung
durch Wärmedämmverbundsysteme durfte keine andere energiere-
levante Maßnahme durchgeführt worden sein, die das Ergebnis
der Vorher-Nachher-Verbrauchsmessungen beeinträchtigen könn-
te.
Zumindest zwei Objekte eines Wolfsburger Wohnungsunterneh-
mens eigneten sich für diesen Vergleich. Die energiegerech-
te Modernisierung dieser Objekte wurde im Rahmen eines BMFT-
Forschungsvorhabens (Rationelle Energieverwendung im Fern-
-54-
wärmeversorgungsgebiet der Stadtwerke Wolfsburg AG.- BMFT-
FB-T 83-259) mit umfangreichen Untersuchungen begleitet,
die nach Abschluß des Vorhabens durch das betreffende Woh-
nungsunternehmen fortgeführt wurden, so daß ausreichende Er-
kenntnisse zur Beurteilung der Effizienz von Wärmedämmver-
bundsysteme gesammelt werden konnten.
Es handelte sich hierbei um zwei nahezu identische Gebäude,
dreigeschossige Zweispänner, Baujahr 1941/42, jeweils 10
Wohnungen (incl. Dachausbau) und einer Wohnfläche von je-
weils rund 600 m 2 . Die Gebäude sind alleinstehend, befin-
den sich aber beide innerhalb einer geschlossenen Innen
stadtbebauuung. Die Außenwände bestehen aus gebrannten Voll-
ziegeln mit 38 bis 25 cm Dicke (k-Werte zwischen 1,46 und
1,97 W/m2K). Das Oberflächen-Volumen-Verhältnis ist mit
0,52 relativ günstig. Die Objekte verfügen über Kasten-
Sprossenfenster.
Der Normwärmebedarf nach DIN 4701 "Regeln für die Berech-
nung des Wärmebedarfs in Gebäuden" wurde mit 121 W/m 2 er-
mittelt, der Energieverbrauch (nach VDI-Richtlinie 2067)
mit 248 kWh/m 2 a. Nach Durchführung von Wärmeverlustanaly-
sen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen für verschiedene
bautechnische und heizungstechnische Maßnahmen wurden fol-
gende Maßnahmen ausgeführt:
* Außenwanddämmung mit Wärmedämmverbundsystemen (Dämmstoff-
dicke 60 mm)
* zusätzlich Dämmung der Kellerdecken mit Verbundplatten
(30-40 mm)
* Dämmung der obersten Geschoßdecke in den nicht ausgebau-
ten Teilen des Dachgeschosses mit Felsverbundplatten
(Dämmstoffdicke 40 mm) .
Nach Abschluß der Maßnahmen erfolgte eine Effizienzprüfung
unter Zuhilfenahme von Infrarot-Thermografie und mittels
eingebauter Wärmemengenzähler® Die temperaturbereinigte Mes-
sung der tatsächlich verbrauchten Heizenergiemengen ergab
zunächst über eine relativ kurzen Zeitraum keine wesentli-
chen Einsparungen im Vergleich zu den vorhergehenden Heizpe-
-55-
rioden. Im Gegenteil führten die Verbrauchsmessungen zu hö-
heren Werten als die Berechnungen erwarten ließen. Obwohl
für beide Gebäude identische Ausgangsvoraussetzungen gege-
ben waren und sich die durchgeführten Maßnahmen nicht unter-
schieden, wurden Differenzen beim Energieverbrauch um bis
zu 10% gemessen.
Diese unerwarteten Ergebnisse wurden auf zweierlei Gründe
zurückgeführt, erstens auf das unterschiedliche Nutzerver-
halten, insbesondere bei den Lüftungsgewohnheiten der Mie-
ter, zweitens auf Fehler an den Thermostatventilen, die auf
die veränderten Bedingungen nicht mit einer Drosselung des
Warmwasserdurchflusses reagierten. Die Unterschiede bei den
Lüftungsgewohnheiten konnten empirisch durch Begehungen und
Überprüfung von Fensteröffnungszeiten der Mieter bestätigt
werden.
Die Maßnahmen kamen ah 1 979/80 zum Tragen. Für die folgen-
den drei Heizperioden konnten deutliche Heizenergieeinspa-
rungen verzeichnet werden, was in der Hauptsache auf die
wärmetechnische Sanierung zurückgeführt wurde. Eine weitere
Rolle spielten gestiegene Energiepreise und unter Umständen
ein verändertes Nutzerverhalten (20 0 statt 23° Raumtem-
peratur).
Das Fallbeispiel zeigt, wie schwierig eine einwandfreie Be-
wertung der Effizienz durchgeführter Maßnahmen sein kann.
Die Ergebnisse decken cir-h nur teilweise mit den Ergebnis-
sen des Instituts für Bauforschung, Hannover aus den Unter-
suchungen des Energieverbrauchs und der Heizkosten der soge-
nannten Therma-Bauten vor und nach Verbesserung des Wärme-
schutzes mittels Wärmedämmverbundsystemen. Der Bundesbaumi-
nister hatte im Jahre 1974 einen Wettbewerb "therma" durch-
geführt, mit dem Ziel, die wirtschaftlichen Vorteile einer
verbesserten Wärmedämmung an bestehenden Wohngebäuden zu un-
tersuchen. Maßnahmen an insgesamt zehn Beispielbauten wur°
den realisiert (Veröffentlichung in der BMBau-Schriftenrei-
he H. 05.005 und 05.007). Die rechnerisch ermittelte Redu-
zierung des Wärmebedarfs sollte mit den tatsächlich erziel-
-56-
ten Einsparungen verglichen werden. Dabei zeigte sich eben-
falls, daß die zum Teil sehr hohen rechnerisch ermittelten
Werte nicht immer erreicht werden konnten, was in der Unter-
suchung darauf zurückgeführt wurde, daß die Heizungsnlagen
nicht den veränderten Anforderungen eines reduzierten Wärme-
bedarfs angepaßt warden sind und mit einem sehr schlechten
Wirkungsgrad betrieben wurden. Eine wichtige Erfahrung aus
diesem Projekt war daher, Maßnahmen zur rationellen und
sparsamen Energieverwendung müssen integriert durchgeführt
werden, um ein optimales Ergebnis zu erreichen.
Im Beispielfall des Wolfsburger Wohnungsunternehmens kamen
Ergebnisse der Bauforschung direkt nicht zum Tragen; inwie-
weit sie indirekt, beispielsweise in Form von Kenntnissen
bei den wissenschaftlichen Begleitern des Vorhabens oder
bei den ausführenden Bauunternehmungen eine Rolle spielten,
war nachträglich nicht zu klären.
3.1.4 Versuch, die Rationalisierungseffekte der Einführung
von Wärmedämmverbundsystemen zu qualifizieren - der
"Wedler-Ansatz"
Für die quantitative Bezifferung der Effekte von Baufor-
schungsergebnissen wurde in unserer Untersuchung auch ein
Ansatz verfolgt, der in anderem Zusammenhang bereits vor
über 20 Jahren zur Bewertung von Rationalisierungseffekten
im Wohnungsbau entwickelt wurde. Dieser Ansatz versucht im
Prinzip, konkrete Rationalisierungseffekte an Einzelfällen
zu messen und unter Verwendung bestimmter Hypothesen hochzu-
rechnen.
3.1.4.1 Konzeption und Ergebnisse des "Wedler-Ansatzes"
In dem von B. Wedler im Jahr 1961 zur Bewertung von Ratio-
nalisierungseffekten im Wohnungsbau entwickelten Ansatz wur-
den die Baukosten von zwei gleichwertigen viergeschossigen
Wohngebäuden mit je 16 Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen vergli-
-57-
chen (vgl. Wedler, B. 1961: Einfluß der Rationalisierungs-
maßnahmen seit dem Jahre 1949 auf die Kosten des Wohnungs-
baus.- Bundesbaublatt, H. 3, 15. März 1961, S. 214-221). Da-
bei wurde angenommen, daß die Vergleichsobjekte im Jahre
1958 erbaut wurden, und zwar einerseits mit Baustoffen, Bau-
arten und Bauverfahren, die 1930 üblich waren, und anderer-
seits mit den Baustoffen, Bauarten und Bauverfahren, die
1958 gängig waren. Soweit in den genannten Jahren verschie-
dene Baustoffe, Bauarten oder Bauverfahren für die einzel-
nen Gewerke zur Verfügung standen, wurden jeweils die wirt-
schaftlicheren berücksichtigt. Verglichen wurden die Bauko-
sten - in den Varianten nach den geltenden Preisen und Löh-
nen von 1958 - ohne Berücksichtigung der Versorgungs- und
Außenanlagen außerhalb des Gebäudes sowie ohne Honorare und
Gebühren. Die auf dem Gebiet der Organisation möglichen Ko-
steneinsparungen wurden bei der Untersuchung nicht berück-
sichtigt.
Die ermittelten Unterschiede der Baukosten sollten im Ergeb-
nis die in dieser Zeitspanne durchgeführten und bei der Bau°
art 1958 berücksichtigten Rationalisierungsmaßnahmen aufzei-
gen.
Im Ergebnis differierten die Gesamtkosten für die beiden
Bauarten, wobei die Bauart 1958 jedesmal günstiger ab-
schnitt. Die größten Unterschiede konnten bei den Rohbauko-
sten festgestellt werden. Hier wiederum waren die größten
Rationalisierungseffekte bei den Maurerarbeiten und Decken-
konstruktionen zu verzeichnen, was auf den Ersatz des Voll-
ziegelmauerwerks durch solches aus großformatigen Mauerstei-
nen mit besserer Wärmedämmung sowie auf den Ersatz der
Holzbalkendecken duch Stahlbetondecken zurückgeführt werden
konnte. Für die Bauart 1958 waren Außenwände von 30 cm Dik-
ke gewählt worden, obwohl nach DIN 4108 wärmetechnisch auch
eine Dicke von 24 cm ausgereicht hätte. Die Ersparnisse
beim Mauerwerk lagen in den einzelnen Orten zwischen 37%
und 48%, die Ersparnisse beim Rohbau zwischen 13 und 17%.
-58-
Weitere Rationalisierungseffekte durch die Bauart 1958 erga-
ben sich durch geringere Geschoßhöhen, entsprechend gerin-
gere Fensterhöhen und geringere Dachneigung. Durch den
stark gestiegenen Komfortstandard für 1958 konnten spürbare
Rationalisierungseffekte beim Ausbau nicht festgestellt wer-
den.
Generell konnten Einsparungseffekte durch technische Ratio-
nalisierung in Höhe von 9% bis 14%, in Berlin (West) sogar
von rund 22% festgestellt werden. Die Rationalisierungsef-
fekte betrugen nach dieser Untersuchung im Jahr 1958 durch-
schnittlich 2300 DM pro Wohnung. Hätte die diesen Effekten
zugrundeliegende Rationalisierung nicht stattgefunden, so
die Argumentation, so hätten die Baukosten für die unter-
suchten Wohnungen um diesen Betrag höher gelegen; denn auch
ohne Rationalisierung hätten die Löhne und Preise im Bauwe-
sen die 1958 ermittelte Höhe erreicht.
Die bei den viergeschossigen Modellobjekten ermittelten Er-
gebnisse wurden im folgenden auch auf andere Wohnbauten
übertragen. Hierfür wurden für die Bauarten Geschoßmietwoh-
nung, Einfamilienreihenhaus und Einfamilien-Einzel oder Dop-
pelhaus mittlere "Wirkungsgrade" der technischen Rationali-
sierung festgelegt und über die durchschnittliche Zahl der
Wohnungen für die jeweiligen Bauarten eine mittlere Erspar-
nis je Wohnung von 1750 DM ermittelt. Für die im Jahre 1958
im Bundesgebiet ohne Berlin (West) und Saarland fertigge-
stellten 490 000 Wohnungen errechnete sich damit eine Ge-
samtersparnis von rund 860 Millionen DM. Unter Berücksich-
tigung der Veränderungen von Baupreisen und Wohnungsgrößen
wurde für den Zeitraum von 1949 bis 1960 eine Ersparnis von
5,8 Milliarden DM ermittelt.
Bei diesen Überlegungen ist zu berücksichtigen, daß Fort-
schritte in der Rationalisierung der Organisation der Bauar-
beiten und des Entwurfs nicht berücksichtigt wurden, obwohl
die hier praktisch zu realisierenden Ersparnisse von Wedler
als bedeutsam eingeschätzt wurden. Die Rationalisierungsef-
fekte wurden in der Untersuchung auf 1,1 Milliarden DM für
den Untersuchungszeitraum 1949 bis 1960 geschätzt.
-59-
Zusammenfassend kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, daß
in den Jahren 1949 bis 1960 im Bundesgebiet 110 Milliarden
DM an öffentlichen und privaten Mitteln in den Wohnungsbau
investiert worden sind und daß ohne die ermittelten Rationa-
lisierungseffekte für die Errichtung der gleichen Zahl von
rund 5,5 Millionen Wohnungen ein Mehrbetrag von etwa 7 Mil-
liarden DM hätte aufgebracht werden müssen.
Die Rationalisierungseffekte wurden in der Untersuchung -den
Bemühungen von Wissenschaft, Bauwirtschaft, Baustoffindu-
strie, Behörden, Architekten und Baufachleuten zugeschrie-
ben.
3.1.4.2 Versuch, den "uredler-Ansatz" bei einer Ermittlung
der Effekte von Wärmedämmverbundsystemen fruchtbar
zu machen
In Abwandlung des Untersuchungsansatzes von Wedler werden
im folgenden Rationalisierungseffekte am Beispiel Wärmedäm-
mung im Wohnungsbau ermittelt. Voraussetzung für die Anwen-
dung dieses Ansatzes auf das Fallbeispiel Wärmedämmung/Wär-
medämmverbundsysteme sind drei Annahmen: Es muß sich, im
Hinblick auf das erreichte Dämmniveau (ausgedrückt durch
die k-Wert-Angabe) erstens um vergleichbare Systeme han-
deln. Zweitens müssen Angaben über die Gestehungskosten für
die einzelnen Systeme vorliegen, die Material- und Lohnko-
sten berücksichtigen. Drittens muß eine zeitliche Kostenbe-
reinigung möglich sein.
Folgendes Vorgehen wurde gewählt:
- Auswahl für den Vergleich geeigneter Wand- bzw. Dämmsyste-
me unterschiedlicher Entwicklun gsstufen für die beiden
prinzipiellen Anwendungsbereiche Neubau und Modernisie-
rung (Bestand). Beschreibung dieser Systeme.
Ermittlung der Systemkosten pro Quadratmeter für einen
Zeitpunkt Anfang der 70er und 1984. Angaben hierzu konn-
-60-
ten dem RWE Baukalender aus dem Jahre 1973 und dem RWE
Bau-Handbuch Technischer Ausbau 1985/86 entnommen werden.
Weiterhin wurden Gestehungskosten durch eine Recherche
bei den Herstellern ermittelt. Probleme ergaben sich da-
durch, daß Gestehungskosten nicht durchgängig erhältlich
waren, da im RWE Baukalender nur Materialpreise angegeben
sind. Eine Reihe von Herstellern von Systemen, die für
den Vergleich ausgewählt wurden, sind nicht mehr am
Markt, so daß für deren Produkte keine originären Geste-
hungskosten für die 70er Jahre ermittelt werden konnten.
- Der zeitliche Kostenvergleich wurde ermöglicht durch Er-
mittlung verschiedener Preisindizes (für Maurerarbeiten,
Instandhaltung von Wohngebäuden und im Vergleich hierzu
die allg. Lebenshaltungskosten).
- Der Ansatz wurde bei der Befragung von Experten auf seine
Brauchbarkeit überprüft.
Überprüfung des modifizierten Wedler-Ansatzes auf seine
Brauchbarkeit durch Expertenbefragungen:
Die daraufhin angesprochenen Experten hielten den Ansatz,
Rationalisierungseffekte durch den Vergleich der Kosten
gleichwertiger Wärmedämmsysteme zu ermitteln für prinzi-
piell durchführbar. Auf folgende zwei Probleme wurde hinge-
wiesen:
Zum einen sei zu beachten, daß die Preisentwicklung im Be-
reich der Bauwirtschaft sehr differenziert und nicht durch-
gängig erfolgte. So gab es Materialien, wie Aluminium, die
damals nicht bezahlbar waren, heute aber billiger seien als
vergleichbare Produkte (verzinkte Eisenbleche). In den nach-
stehend aufgeführten Vergleichsrechnungen wurde daher ver-
sucht, mit verschiedenen Indizes aus dem baulichen Bereich
oder aus dem Bereich der allgemeinen Lebenshaltungskosten
unterschiedliche Ergebnisse zu errechnen.
Abb. 32 DAMMSYSTEME FUR NEUBAUTEN
Dämmsystem: Wandaufbau: Einsatzgebiet: Vorteile/Nachteile: Kosten in DM/m2 k-Wert:
BISOTBERM-MAUERWERK
Innenputz;Mauerwerk (30 cm);Außenputz
Kärlich
Leichte Verarbeitung; Verwendung vonLeichtmörtel zur Vermeidung von Wärme-brücken; Problematisch bei statischbeanspruchten Mauerteilen;besondere Maßnahmen notwendig im Bereichvon Türstützen, Deckenauflagen oder Heiz-körpernischen (Gefahr von Wärmebrücken);
Material incl. Spezial-mörtelt
1970: I 1985:
32 I 48
0,4 -0,45
Hohl- oder Voliblocksteine ausNaturbimskörnern;
Hersteller: Bisotherm-Werk G. Rifler /5403 Mülheim-
GASBETON - YTON PLANBLÖCKE
Innenputz;Ytong-Planblöcke;(z.B. G2 P - 30 cm)Außenputzutz
Einfamilien-häuser undMehrgeschoßbau
exakte Verarbeitung zur Vermeidung vonWärmebrücken ist notwendig;besonderer Wetterschutz mit Spezialputz
Materialkosten:
1977: I 1985:
75-80 1100-110
0,48Poröser Beton in unterschiedlichenRaumgewichten (variierbar durchBeigabe von Porenbildner) in Formverschieden großer Blöcke;
Hersteller: Ytong-AG /Hornstr. 3 - 8000 München 40
HYPERLITDXMMUNG
Innenputz;tragendes Mauerwerk(z.B. HLZ 24 cm);Luftschicht mit Hyper-litfüllung, 6 cm;Blendschale (11,5 cm)
Zwei- bisdreigeschosssigeGebäude
Günstig, wenn ohnehin zweischalig gebautwird;keine Feuchtigkeitsprobleme;schwierige Verarbeitung;Gefahr von Wärmebrücken durch Mörtel
Materialkosten:
1973: j 1985:
5-6 I 15 Hyperlite
0,42Zweischaliges Mauerwerk mitHyperlitfüllung zwischenBlende und tragendem Mauerkern;
Hersteller: Deutsche Perlite GmbH /4600 Dortmund
DURISOL-HOLZSPANBETON -SCHALUNGSSTEINE
ca. 60 % Mehr-geschoßbauca. 30 % 1/2-Fam.-hausbau, Rest In-dustrie/Gewerbe
Leichte Verarbeitung;keine Vermörtelung notwendig;Gefahr von Wärmebrücken durchBeton in Fugen
Materialkosten:1973:1050
19
1985:- Innenputz62 Schalungs
steine- Außenputz
0,52Außen- und Innendämmung mit vorge-formten hohlen Schalungssteinen,die mit Beton verfüllt werden, derdie tragende Funktion übernimmt.
Hersteller: Durisol-Leichtbaustoffe GmbH 6 Co KG
Innenputz;Schalungssteine, mitBeton verfüllt(30 cm);Außenputz
GISOTON-MEHRKAMMERSTEINE
Innenputz;Mehrkammersteine,30 cm,mit 6 cm DämmschichtAußenputz
Str. 1 - 4600 Dortmund
Ein- biszweigeschossigerWohnungsbau
Leichte Verarbeitung;Normalputz ausreichend;Verwendung von Dämmörtel notwendig zurVermeidung von Wärmebrücken
1970:
103019
Materialkosten:
1985:
- Innnenputz40 Gisotonst.- Außenputz
0,48Kerndämmung mittels großformatigerMehrkammersteine aus Blähton mit4 - 6 cm starker Polystyrol-Hart-schaumfüllung;
Hersteller: westdeutsche Steinwerke GmbH /DeusenerFa. Gebhardt s Co /7971 Aichstetten
LEICHTZIEGEL
einschaligesMauerwerk (49 cm)mit Leichtmörtel
Einfamilienhaus-und Mehrgeschoß-bau
Gestehungskosten1984: 280-320
0,41
versch. Hersteller
Abb. 33 DAMMSYSTEME
System:
FUR ALTBAUTEN
Wandaufbau Einsatzgebiet Vorteile/Nachteile Kosten in DM/m 2 k-Wert:
ALUFORMFASSADE VOR AUSSENDAMMSCHICHT
AusschließlichMehrgeschossbauund Hochhäuser,hauptsächlichIndustrie- undGewerbebau
Bauphysikalisch richtige Lage der Dämmung;geringe Unterhaltungs- und Wartungskosten;Gerüstbau;mechanische Verformungen oder mutwilligeBeschädigungen im unteren Bereich möglichmit beliebigen Dämmsystemen kombinierbar
1977: I 1985:
12-35 I 15-40 Aluformplatten
60-70 I 80-90 Gestehungskosten
0,63
Hersteller:
vereinigte Aluminium-werte
Ednfgsallee 30 4000 Düsseldorf
Mauerwerk;Dämmschicht (4 cm);Unterkonstruktion;beidseitig beschichteteAlufassadenplatten
FASERZEMENT-FASSADE VOR AUSSENDAMMSCHICHT
Mehrgeschossbau Bauphysikalisch richtige Lage der Dämmung;keine Spannungen oder Wärmebrücken zwischenden Bauteilen; guter Wetterschutz;Feuchtigkeitschutz der Holzunterkonstruktionist notwendig (biozide Imprägnierung);witterungsbeständige Vernagelung;Bruchempfindlichkeit der Asbestplatten;ästhetische Schwierigkeiten
1970: I 1985:
Nur Fassadenplatten:
11-35 ( 36-60
0,55
x<r,tottor,Fulgvrit AG / 3050 wun,torf 1Eternit AG /Ernst-Reuter-Platt 8
Mauerwerk;Dämmschicht zwischen Latten;Lattenunterkonstruktion;Fassade aus kleinformatigenFaserzementplatten
1000 Berlin 12
BRAAS-FASSADE VOR AUSSENDAMMSCHICHT
Bauten bis zudrei Geschossen
Lage der Dämmschicht bauphysikalischeinwandfrei;keine Spannungen zwischen den einzelnenBauelementen;keine Feuchtigkeits- oder Frostprobleme;guter Wetterschutz und hohe Haltbarkeit;Gerüstbau erforderlich;schwierige Verarbeitung
Materialkosten 1973:Dämmschicht: 8 DM,Fassadenplatten: 75 DM
o,52Steinwolldämmplatten;Asbestzementplattenauf Trägerleisten alsWetterschutz, befestigtmit Edelstahlwinkeln
HerstellersBrass 4 Co / Frtedrleh-Ebert-An1a
Mauerwerk;Dämmplatten (Steinwolle, 5 cm);Asbestzementträgerleisten;Fassadenplatten
a 56 - 6000 Frankfurt
DURO-STEIN-FASSADE VOR AUSSENDAMMSCHICHT
Mehrgeschossbauohne Begrenzungder Geschoßhöhe
Bauphysikalisch richtige Lage der Dämmschicht;keine Frost- und Feuchtigkeitsschäden;tragendes Mauerwerk wirkt temperaturaus-gleichend;schwierige Verarbeitung (Rostschutz derNagelung);Gerüstaufbau
Materialkosten 1973:Dämmschicht: 15 DM,Duro-Stein-Platten: 45 DM
0,55Hinterlüftete,schlagregensichereFassade;
Herstellers Pe. Dreyer
Prit.t-Linde-Str. 35 - 5891 Kierepe
Mauerwerk;Dämmschicht in Form nebeneinander-gesetzter, angemörtelter und aus-gefluchteter Dämmplatten (5 cm);aufgenagelte und gefalzte Duro-Stein-Platten mit Abstandshaltern
G + H - RAUMHOCBPLATTEN
Raumhochplatte (5 cm);Mauerwerk, Außenputz
/6700 Ludwigshafen-etr.l.
Unabhängigvon Konstruk-tion und Ge-schoßzahl
Einfache Montage ohne Gerüstaufbau;trockene Verarbeitung;keine bauphysikalisch richtige Lage derDämmschicht;Gefahr von Feuchtigkeitsschäden;
Materialkosten 1973: 17 DMca.'76 vom Markt genommen
0,55Innendämmung durchDämmplatten mitdruckfester Deck-schicht aus kunst-harzgetränkterSteinwolle
Hersteller: Grineweig und HartmannBOrgermelster-Grünswel
"THERMOHAUT°
Mauerwerk; aufgeklebteFassadendämmplatten (8 cm);Grundierungsauftrag;Armierung mit Mörtelüberzug;Kunststoffdispersionsputz
EicheldorfWarendorf 2/HOrchhelmer Str. 52 - 6520 worms
Ramstadt
Ohne Einschrän-kung, sofernfester Unter-grund vorhanden
Bauphysikalisch richtige Lage derDämmschicht;
Problematischer Wetterschutz
1970 ! 1985
Materialkosten incl.Kleber, Armierung usw.
20-25 I 30-40Gestehungskosten insges.45-60 165-85bei Verwendung von Mine-ralfaserdämmung:
- I 100-120
0,39Außendämmung mitRillen- oder Falzdämm-platten aus Poly-styrol-Hartschaum oderSteinwolle
Hersteller: Alsecco GmbH / 6444 wlldeck-Caluplast GmbH / 4410Deutsche Frigolit GmbHCapatect GmbH / 6105 Ober-
-63-
Der zweite Hinweis berührte die Randbedingungen, die bei
der Durchführung eines derartigen Vergleichs zu beachten
sind. Für den Einsatzbereich der verschiedenen Systeme oder
Materialien seien bestimmte Grenzen gesetzt, die außer Grün-
den baulich-technischer Art durch enge Kosten-Nutzen-Berei-
che bestimmt sind (vgl. hierzu Fraunhofer-Institut für Bau-
. physik, Außenstelle Holzkirchen 1982: Wirtschaftlich
optimaler Wärmeschutz im Hochbau.- BMFT-Forschungsbericht
Nr. T 82-1-31). Wird beispielsweise der Dämmstandard eines
Wärmedämmverbundsystems mit einer Dämmstoffdicke von 60 mm
gewählt (eine geringere Dicke sei aus Kosten-Nutzen-Gründen
uninteressant), benötigte man im Vergleich hierzu einen 120
mm dicken Putzauftrag, sollte die gleiche Dämmwirkung mit
Wärmedämmputzen erzielt werden. Aus technischen Gründen ist
aber derzeit die höchste damit zu erreichende Dämmstärke 50
mm. Ein direkter Vergleich beider Systeme scheide damit
aus, wäre aber besonders interessant, weil es sich bei
Wärmedämmputzen um eine unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten
ebenso interessante Dämmmöglichkeit handelt wie bei den Wär-
medämmverbundsystemen. Ziegelmauerwerke mit einer Dicke von
über 50 cm seien ebenfalls bautechnisch nicht zu realisie-
ren und könnten damit nicht in unseren Vergleich einbezogen
werden.Diesen Hinweisen wurde versucht, mit der Auswahl der
Systeme Rechnung zu tragen. Wie bereits erwähnt, wurden je-
weils solche Systeme miteinander verglichen, die nur im Be-
reich des Neubaus und solche, die ebenso im Bereich der wär-
metechnischen Bestandserneuerung einzusetzen waren oder
sind.
Wie bereits im Vorspann zum Kapitel "Bauliche Maßnahmen"
des RWE Baukalenders von 1973 ausgeführt ist überdies die
Annahme eines identischen bauphysikalischen Verhaltens ver-
schiedener Wärmedämmsysteme sehr problematisch und kann
nicht einfach nur durch die Angabe eines identischen k-Wer-
tes erreicht werden. Bei den einzelnen Systemen wurde daher
versucht, auf wichtige Unterschiede hinzuweisen.
Eine weitere wichtige Einschränkung erfolgt dadurch, daß
mittelbare Kosten (z.B. Gerüstkosten) im folgenden Ver-
-64-
gleich nicht berücksichtigt wurden, da dies die systemspezi-
fischen Kosten stark in Abhängigkeit von unbekannten Größen
geführt hätte.
Prinzipiell wurde im folgenden zwischen Systemen unterschie-
den, die auch nachträglich im Gebäudebestand eingesetzt wer-
den können (Außen- und Innnendämmung), und solchen Syste-
men, die nur im Falle von Neubauvorhaben Bedeutung erlangen
(Kerndämmung, Mauerwerk mit hoher Eigendämmung)
Wie aus der tabellarischen Zusammenstellung ersichtlich,
zeichnet sich ein gewisser Preisvorteil der Wärmedämmver-
bundsysteme gegenüber vergleichbaren Vorhangfassaden-
Systemen ab. Dies ist eindeutig auf die geringeren Verarbei-
tungskosten zurückzuführen (was auch durch Befragungen bei
den Wohnungsunternehmen bestätigt werden konnte). Hinweise
auf Verarbeitungsschwierigkeiten deuten auf derartige Abhän-
gigkeiten hin.
Ein direkter Vergleich zwischen Systemen, für die lediglich
Materialkosten angegeben sind und solchen, für die Geste-
hungskosten vorliegen, ist nur eingeschränkt möglich® Im
Vergleich mit einem Wärmedämmverbundsystem (30er Mauerwerk,
WVS mit 8 cm Dämmschicht; k-Wert 0,4; Richtpreis 1984: 190
DM) schneidet das einschalige 49er Leichtziegelmauerwerk
(mit Leichtmörtel; k-Wert 0,41); Richtpreis 1984: 280-320
DM)) wesentlich schlechter ab. Wie bereits dargestellt, ist
ein entsprechender Vergleich mit einem Vollziegelmauerwerk
nicht möglich.
Einen aktuellen Kostenüberblick gibt Stiftung Warentest
(Energie-Sonderheft). Auch hierin spiegelt sich der deut-
liche Kostenvorsprung von Wärmedämmverbundsystemen (insbe-
sondere mit Polystyrol-Hartschaumplatten als Dämmmaterial)
gegenüber vorgehängten Systemen wieder. Interessant die
ebenfalls in diesem Heft aufgeführten Preisvergleiche ein-
-65-
zelner Dämmmaterialien (Stand: Anfang 1984), der deutliche
Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Herstellern
desselben Materials erkennen läßt.
Bei der Interpretation von Kostenentwicklungen zwischen
1970 und 1985 ist zu berücksichtigen, daß dabei mehrere Fak-
toren eine Rolle gespielt haben können:
- Rationalisierungseffekte durch Bauforschung (incl. F+E-
Forschung der Industrie)
- Produktionsspezifische Rationalisierungseffekte (incl. Ko-
stendegression bei zunehmender Stückzahl, was wiederum
vom Markterfolg des Produktes bestimmt wird)
- Sonstige Einflüsse (z.B. Energiepreisentwicklungen; vgl.
hierzu Marme, W. und Seeberger, J. 1982: Primärenergie-
inhalt von Baustoffen.- Bauphysik H. 5 u. 6 1982)
Leider gibt die Dämmstoffstatistik des Gesamtverbandes
Dämmstoffindustrie erst ab 1979 Auskunft über den Absatz
von Dämmstoffe, so daß die Reaktionen des Marktes auf die
beiden Energiepreiskrisen nicht abgelesen werden können.
Freilich ist damit offen, ob diese Dämmstoffe in Wärmedämm-
verbundsystemen, in vorgehängten Systemen oder in anderer
Form (Innen-, Aussendämmung) verwendet wurden.
Abb. 34
Absatz von Dämmstoffen für das Bauwesen in der BundesrepublikDeutschland 1979 - 1984 in 1000 m3
JahrArt des Dämmstoffes
1979 1980 1981 1982 1983 1984
Mineralfaserdämmstoffe 9 800 10 500 9 000 8 700 9 600 8 600
EPS Hartschaumdämmstoffe 5 500 5 700 5 500 5 060 4 970 4 732
PUR Hartschaumdämmstoffe 660 720 720 720 752 750
Perlite-Dämmstoffe 456 480 420 400 420 400
Dämmende Leichtbauplatten 1 290 265 275 225 201 188
Sonstige anorganische Dä=nstoffe 120 135 130 103 113 130
Dämmstoffe insgesamt 16 826 17 800 16 045 15 208 16 056 14 800
1) ohne EPS-Hartschaumdämmstoffe in Mehrschicht-Leichtbauplatten nach DIN 1104Quelle: Gesamtverband Dämmstoffindustrie (GDI), Frankfurt
-66-
3.4. Zusammenfassung
3.41, Einschätzung der Leistungsfähigkeit des in diesem
Kapitel dokumentierten Ansatzes
Wie eingangs skizziert, ist der diesem Kapitel zugrunde lie-
gende Ansatz darauf gerichtet, Aussagen über den kausalen
Zusammenhang zwischen Forschungsergebnissen einerseits und
Gesetzgebungs-, Normungsarbeit und bauwirtschaftlicher Akti-
vitäten dadurch zu gewinnen, daß zunächst Zeitenreihen zu
den interessierenden Ereignisreihen (Bauforschung einer-
seits, Gesetzgebungs-, Normungsarbeit, bauwirtschaftliche
Entwicklung andererseits) aufgebaut werden und in einem wei-
teren Analyseschritt den die Ereignisreihen möglicherweise
verknüpfenden Diffusionsprozessen nachgegangen wird. Dieses
Verfahren wurde in drei Beispielfeldern, nämlich der Norm
4108 "Wärmeschutz im Hochbau", der Wärmeschutzverordnung
und der Einführung von Wärmedämmverbundsystemen (WVS) ange-
wandt und "erprobt".
Zwar waren dieser "Erprobung" der Methodenkombination nicht
zuletzt dadurch Schranken gezogen, daß die Projektmittel
eng begrenzt waren und das Projekt überdies vorzeitig abzu-
schließen war. Nach den gemachten Erfahrungen zeichnet sich
dieses Vorgehen als durchaus leistungsfähig ab, auch wenn,
wie im folgenden noch zu diskutieren ist, erhebliche Ein-
schränkungen und Abstriche zu machen sind.
3.4.2. Problem der "Messung" von Effekten
Hinsichtlich der Formulierung von Vorschriften, sei es in
Gesetzen und Rechtsverordnungen, sei es in DIN-Normen, ist
die Frage der Erfassung von Veränderungen verhältnismäßig
einfach zu beantworten, weil die interessierenden Verände-
rungen hier an den textlichen Modifikationen ablesbar sind.
Handelt es sich hingegen um die Aufgabe, Veränderungen in
der bauwirtschaftlichen Praxis in einer Weise anzugehen,
daß sie nach Möglichkeit quantifizierenden Aussagen zugäng-
lich sind, stellt sich das der sozialwissenschaftlichen For-
-67-
schung insgesamt geläufige Problem, Veränderungen in der so-
zialen Wirklichkeit brauchbar zu erfassen ("operationalisie-
ren") und zu "messen".
In der vorliegenden Untersuchung stellte sich dieses Pro-
blem in der Frage dar, welche (betriebswirtschaftlichen und
gegebenenfalls auch gesamtwirtschaftlichen) Einsparungen da-
durch erzielt werden konnten, daß die Wärmedämmverbundssy-
steme eingeführt wurden. Hierbei sind wiederum zwei Dimen-
sionen zu unterscheiden, zum einen der Aspekt der Energie-
einsparung (als Differenzbetrag der Heizungsausgaben vor
und nach Einführung des WVS) und zum andern jener der Sen-
kung der Gesteheungskosten des Bauwerkes insgesamt (durch
Verwendung eines WVS).
Für die Ermittlung der monetären Ersparnisse durch Energie-
einsparung kann einerseits zum Verfahren von Modellrechnun-
gen gegriffen werden, durch das die durch eine energieein-
sparende Maßnahme erzielbaren Ersparnisse in der Bewirt-
schaftung des Objektes "modellhaft" berechnet werden. Wie
erwähnt, wurde von uns so in der vorliegenden Studie verfah-
ren, um die Einsparungen zu beziffern, die unter Zugrundele-
gung von DIN 4108 in Verbindung mit der Novelle 1982 der
Wärmeschutzverordnung gegenüber dem früheren Zustand (DIN
4108 in Verbindung mit der WärmeschutzVO, Fassung 1977) er-
zielbar waren. Die entsprechenden Einsparungen wurden für
ein 1-Familien-Haus berechnet und für 1.000 Gebäudeeinhei-
ten mit 1 Mio. DM beziffert.
Freilich sind die Ergebnisse solcher Modellrechnungen, so
wichtig sie als "Tendenzaussagen" sind, jeweils nur mit ge-
höriger Vorsicht zu interpretieren. Untersuchungen, die die
erzielten Kosteneinsparungen dadurch zu identifizieren such-
ten, daß diese an dem tatsächlichen Heizmittelverbrauch und
den hierfür tatsächlich aufgewendeten Ausgaben abgelesen
wurden, deuten nämlich darauf hin, daR die tatsächlich er-
zielten Einsparungen zum Teil deutlich von den unter Modell-
annahmen berechneten abwichen, was insbesondere auf sich
geltend machende "Störfaktoren" im "natürlichen" Handlungs-
feld hinweist. Besonders deutlich wird dies in der erwähn-
-68-
ten Wolfsburger Studie, die die Energieeinsparungseffekte
von Maßnahmen energiegerechter Modernisierung zum Gegen-
stand hatte. Wie sie zeigte, blieb die tatsächliche Energie-
einsparung hinter der abstrakt errechneten unter anderem
deshalb zurück, weil die Bewohner die - in der Energieein-
sparungsförderung "nicht vorgesehene" - Neigung hatten, die
durch die bessere Dämmung erzielbare Energiekostensenkung
dadurch zunichte zu machen, daß sie angesichts der durch
die Dämmung steigenden Zimmertemperatur nunmehr häufiger
"die Fenster aufrissen", anstatt den Energieverbrauch durch
Regulierung der Thermostatventile zu drosseln. Auch die er-
wähnte Studie zu den in "Thermabauten" erzielten Energieein-
sparungen, die anhand von 10 Modellhäusern durchgeführt wur-
de, ergab, daß die tatsächlich gemessenen Einsparungen hin-
ter den rechnerisch ermittelten zurückblieben. Diese Unter-
suchungen geben einerseits Hinweise darauf, welchen Hinder-
nissen die erfolgreiche Durchsetzung von Energieeinsparmaß-
nahmen in der Praxis begegnet und welche Defizite, aber
auch Spielräume hierbei vorhanden sind. Andererseits warnen
sie davor, vorschnell und unkritisch modellhaft errechnete
Effekte bereits als in der Wirklichkeit eingetretene Verän-
derungen zu betrachten oder auszugeben.
Um die (einzelbetrieblichen und - hochgerechnet auch ge-
samtwirtschaftlichen) Kostensenkungen zu beziffern, die bei
der Gebäudeherstellung dadurch erzielt werden und zu erzie-
len sind, daß das Bauvorhaben unter Nutzung der neuesten
Bauverfahren und Baustoffe errichtet wird, wurde von B.
Wedler ein analytisches Verfahren entwickelt, das einer-
seits die Gestehungskosten ermittelt, die bei einem Bauvor-
haben bestimmter Ausstattung unter Verwendung der neuesten
Bauverfahren, Baustoffe usw. zu aktuellen Marktpreisen auf-
treten, und andererseits die Gestehungskosten zu berechnen
sucht, die anzusetzen wären, falls ein Bauvorhaben ver-
gleichbarer Ausstattung unter Verwendung derjenigen Bauver-
fahren, Baustoffe usw., die in der als interessierenden zu-
rückliegenden Vergleichszeitraum herangezogenen Phase gän-
gig waren, zu aktuellen Marktpreisen berechnet, errichtet
würde. In der Differenz zwischen den (auf diese Weise er-
-69-
rechneten, unter Umständen höheren) Gestehungskosten des
"historischen" Bauwerks und denjenigen für das "aktuelle"
Bauwerk wird innerhalb dieses Ansatzes die analytisch inte-
ressierende Kostensenkung gesehen. Indem diese Kostensen-
kung wiederum als Ausdruck und Ergebnis des "technischen
Fortschrittes" gedeutet werden kann, wird die Möglichkeit
einer Verknüpfung sichtbar, die von der Kosteneinsparung
über den "technischen Fortschritt" auf die entsprechende
Forschung zurückweist. Allerdings ist auch gegenüber diesem
Ansatz daran zu erinnern, daß in ihm eine Reihe problemati-
scher, bei der Interpretation jedenfalls zur Vorsicht gemah-
nender unsicherer Annahmen stecken. Dies gilt zum einen für
den Versuch, die Gestehungskosten des "historischen" Bau-
werks nach gegenwärtigen Marktpreisen berechnen zu wollen.
Zum andern ist die Annahme ungesichert, daß etwa errechnete
Kostensenkungen ausschließlich oder vorrangig auf "techni-
schen Fortschritt" zurückgehen. Der rapide Preisverfall,
den beispielsweise die Personal Computer in jüngster Zeit
erlitten haben, läßt sich wohl nur zum geringen Teil auf
den (in der Tat gerade in diesem Bereich sprunghaften) tech-
nischen Fortschritt ( und damit auf entsprechende For-
schungs- und Entwicklungsarbeiten, nicht zuletzt im militä-
rischen Bereich!), sondern vor allem auf die von den Produ-
zenten nicht vorausgesehene rasche Marktsättigung und die
Verdrängungskonkurrenz auf diesem international umkämpften
Markt zurückführen. Diese Einwendungen können allerdings
das Verdienst Wedlers nicht schmälern, einen Weg für die Er-
schließung eines analytisch nur schwer zugänglichen Wirk-
lichkeitsfeldes gewiesen zu haben.
3.4.3. Zusammenhang von Bauforschung einerseits und
Rechtsverordnungsgebung/Normungsarbeit sowie
bauwirtschaftlicher usw. Effekten andererseits
Die (wie erwähnt, wegen der begrenzten zeitlichen und finan-
ziellen Resourcen des Projekts nur eingeschränkt mögliche)
empirische Analyse der Diffusionsprozesse in den hier heran-
gezogenen drei Beispielfeldern verdeutlichte zum einen, daß
-70-
der Einfluß von Forschungsergebnissen auf die Rechtsverord-
nungsgebung und Normungsarbeit durchaus beachtlich war. So
läßt sich eindeutig zeigen, daß bei der Novellierung der
Wärmeschutzverordnung 1982 auf Ergebnisse der Bauforschung
zur Verwendung und Wirksamkeit von Wärmedämmverbundssyste-
men zurückgegriffen wurde. Dies traf insbesondere auf die
Frage zu, ob die "Thermohaut" ein kostengünstiges Verfahren
sei, das angestrebte Dämmniveau unter Orientierung an wirt-
schaftliche Kriterien zu erreichen, was aus der Sicht des
Verordnungsgebers insbesondere verläßliche Kenntnisse über
die Haltdauer solcher Wärmedämmverbundsysteme wünschenswert
machte. Vor allem hierzu gab. die Bauforschung gesicherte
Aussagen.
Für die Einführung der Wärmedämmverbundssysteme und ihre
weitere Verwendung bestätigt die (auf Interviews mit Woh-
nungsunternehmen und sonstige Akteuren gestützte) "Fallstu-
die" erneut, daß die Diffusions- und Transferprozesse zwi-
schen Forschung und (privatwirtschaftlicher) Praxis überaus
verwickelt und vielfältig sind. Als gesicherter Befund
zeichnet sich ab, daß die Anstöße, Wärmedämmverbundssysteme
zu entwickeln, in erster Linie von der durch die Energie-
preiskrise ausgelösten Nachfrage und den hierauf reagieren-
den Wirtschaftsunternehmen ausgingen. Die sich mit den Wär-
medämmverbundssystemen beschäftigenden Forschungsarbeiten
wurden vom BMBau in einer Phase vergeben, als sich Material-
und Anwendungsprobleme der Wärmedämmverbundssysteme in der
bauwirtschaftlichen Praxis mehrten und sich hier die Skep-
sis gegenüber deren weiterer Verbreitung und Verwendung ver-
tiefte. Vor diesem Hintergrund konnten die Forschungsergeb-
nisse, die durchweg die Leistungsfähigkeit usw. der Wärme-
dämmverbundssysteme bestätigten, überwiegend vor allem dazu
dienen, der eingetretenen Skepsis der bauwirtschaftlichen
Praxis entgegenzuwirken.
Allerdings deuten Befunde unserer Befragungen bei Wohnungs-
unternehmen auf die erheblichen Schwierigkeiten hin, denen
die Nutzung dieser Forschungsergebnisse in der Praxis begeg-
net. Zum einen signalisieren die Befragungen, daß die Ent-
scheidung von Wohnungsunternehmen, Wärmedämmverbundssysteme
-71-
in ihre Bestände einzuführen, kaum ausschließlich oder auch
nur wesentlich auf Informationen aus der Bauforschung des
BMBau zurückgingen. Vielmehr handelte es sich in der Regel
offenbar darum, daß sich die Unternehmen der Beratung oderHinweise durch einzelne Informationsmittler (Fachleute in
der "Szene") bedienten. In diesem Zusammenhang ist aller-
dings an die der Transferforschung gängige Einsicht zu erin-
nern, daß die Diffusion von Forschungsergebnissen als kom-
plexer Kommunikations- und Lernprozess zu begreifen ist. Et-
liches spricht dafür, daß für die Informationsmittler sel-
ber die Kenntnis und Verwendung der Informationen aus der
Bauforschung erhebliche Bedeutung hat.
Darüber hinaus machten die Interviews deutlich, wie stark
die Einführung von Wärmedämmverbundssystemen von spezifi-
schen Gegebenheiten im potentiellen Anwenderfeld abhängt.
Für einen "geschlossenen Markt" wie Berlin (West) zeigte
sich, daß derartige Entscheidungen in beachtlichem Maße von
bestimmten Unternehmen abhängen, die innerhalb der in einem
engen Erfahrungsaustausch stehenden Wohnungsunternehmen ei-
ne Art "Meinungsführerschaft" haben. Ferner wird offenkun-
dig, daß die Einführung stark von regionalen Faktoren be-
stimmt ist, was auf eine Art "Nord -Süd-Gefälle" hinausläuft
(im Süden sind die Winter kälter, die wichtigsten Herstel-
ler von Wärmedämmverbundssystemen haben hier ihren Standort
usw )
-72-
4. Untersuchungen zum Diffusionsverhalten von Bauforschung
anhand von Fallbeispielen
4.1. Beschreibung der Vorgehensweise
Der hier gewählte Forschungsansatz knüpft an die von Bat-
telle, Metroplan und dem Institut für Arbeitswissenschaft
durchgeführten Untersuchungen an (Battelle-Institut (1981):
Nutzerspezifische Modelle zur Umsetzung von Bauforschungser-
gebnissen in die Praxis.- Forschungsbericht für das Bundes-
ministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau® Metro-
plan (1975): Innovations- und Diffusionsprozesse im Bauwe-
sen.- Forschungsbericht für das Bundesministerium für Raum-
ordnung, Bauwesen und Städtebau. Institut für Arbeits- und
Baubetriebswissenschaft: Umsetzung von Forschungsergebnis-
sen in Bauunternehmen.- Laufendes Forschungsvorhaben für
das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städte-
bau). In Fortführung, Konkretisierung und Ergänzung dieser
Ansätze sollen durch die exemplarische Beschreibung der Dif-
fusion von Ergebnissen der Bauforschung bei verschiedenen
Nutzergruppen Nutzungspfade deutlich werden, die vom For-
schungsergebnis zum Anwendungsfall verlaufen.
Der für die Untersuchung von Diffusionsvorgängen ausgewähl-
te Forschungsbereich wurde auf den Themenbereich "Energie-
einsparung" im weitesten Sinne reduziert. Hierbei handelt
es sich um ein aktuelles Forschungsfeld, dessen Nutzen un-
mittelbar plausibel scheint. Die im Rahmen dieses Untersu-
chungsschrittes gewonnenen Ergebnisse werden auch auf die
oben (3.1.3) im Fallbeispiel "Wärmedämmverbundsysteme" be-
handelten Versuche quantitativen Bezifferung von Effekten
bezogen.
4,2 Durchführung von Expertengesprächen
Zur Untersuchung der Diffusion von Forschungsergebnissen
wurden standardisierte Gespräche (anhand eines Gesprächs-
-73-
leitfadens) mit insgesamt 22 Experten aus folgenden Nutzer-
bereichen durchgeführt: Öffentliche Akteure (vier Mitarbei-
ter des BMBau), Wissenschaftler (sechs Forschungsnehmer des
BMBau), private Akteure (12 Mitarbeiter von gemeinnützigen
Wohnungsunternehmen). Freilich ist auch an dieser Stelle zu
betonen, daß dem - grundsätzlich als tragfähig anzusehenden
- Ansatz, den Diffusions- und Transferpfad von Forschungsin-
formationen über Interviews mit daran beteiligten "Schlüs-
selpersonen" zu ermitteln, durch die finanziellen und zeit-
lichen Gegebenheiten des Projekts Grenzen gezogen waren.
4.2.1. Interviews mit privaten Akteuren - Wohnungsunterneh-
men
Die Befragung von Wohnungsunternehmen wurde deshalb in die
Untersuchung einbezogen, weil zu erwarten war, daß es sich
hierbei nicht nur um potentielle Nutzer von anwendungsbezo-
genen Forschungsergebnissen handelt, sondern daß aufgrund
der unternehmerischen Situation und der personellen Ausstat-
tung eine entsprechende Nutzung auch tatsächlich stattfin-
det und nachvollzogen werden kann.
Die Auswahl der befragten Wohnungsunternehmen geschah unter
dem Gesichtspunkt der örtlichen Nähe, vorhandener innovati-
ver Ansätze im Bereich rationeller und sparsamer Energiever-
wendung und schließlich nach dem Vorhandensein energiever-
brauchsstatistischer Angaben, die eine Bewertung von durch-
geführten Maßnahmen im Sinne eines Vorher-Nachher-
Vergleichs zulassen. Aus diesem Grund wurden vier Berliner
und ein Wolfsburger Unternehmen befragt.
Es handelte sich hierbei um zwei große Unternehmen mit je-
weils über 20 000 Wohneinheiten, ein mittelgroßes Unterneh-
men mit über 10 000 Wohneinheiten und zwei kleinere Unter-
nehmen mit jeweils über 5000 Wohneinheiten. Die Unternehmen
hatten insgesamt einen Wohnungsbestand von knapp 100 000
Wohneinheiten.
-74-
Vier Unternehmen sind oder waren selbst an der Erarbeitung
von Forschungsaufträgen aus dem Bereich rationeller und
sparsamer Energieverwendung tätig; ein Unternehmen ist vor
allem auf dem Gebiet der Energieverbrauchsmessung und - sta-
tistik sowie der Mieteraufklärung aktiv. Bei den durchge-
führten Forschungsvorhaben handelt es sich um rein anwen-
dungsbezogene Vorhaben, die vom BMFT mitfinanziert wurden.
Die Durchführung der Interviews erfolgte anhand von Ge-
sprächsleitfäden. Folgende Punkte wurden dabei angespro-
chen:
a) Überblick über den Wohnungsbestand (Anzahl der Wohnein-
heiten, Baualtersklassen, Neubauaktivitäten, Bautypen,
durchschnittliche Wohnungsgrößen, Strukturen der Ener-
gieversorgung, energierelevante Problembereiche und Ak-
tionsfelder energierelevanter Modernisierung, energiere-
levante organisatorische und personelle Ausstattung).
b) Erfassung durchgeführter energierelevanter baulich-tech-
nischer Maßnahmen und deren Bewertung durch die Unterneh-
men
c) Nutzung von Forschungsergebnissen für Vorbereitung, Um-
setzung oder Kontrolle dieser Maßnahmen.
ad a) Überblick über den Wohnungsbestand
Baualtersklassen: Bei allen Unternehmen bestand der
Schwerpunkt des Wohnungsbestandes aus (modernisierten) Alt--
bauten, überwiegend aus den 20er und 30er Jahren. Ein weite-
rer Schwerpunkt liegt im Bereich des sozialen Wohnungsbaus.
Neubauaktivitäten: Sind in den letzten Jahren bei allen
Unternehmen mehr oder weniger stark zurückgegangen. Gebaut
werden lediglich noch kleine bis mittelgroße Objekte.
Bautypen: Einen Schwerpunkt des Gesamtbestandes bildet
der Geschoßmietwohnungsbau in verdichteter oder aufgelocker-
ter Bauweise.
-75-
Durchschnittliche Wohnungsgrößen: Insbesondere bei den
großen Unternehmen waren alle Wohnungsgrößen vorzufinden.
Die durchschnittliche Wohnungsgröße der kleineren Unterneh-
men lag bei rund 60 m2.
Strukturen der Energieversorgung: Trotz eines relativ ho-
hen Altbaubestandes war der Ausstattungsgrad der Unterneh-
mensbestände mit Sammel- oder Etagenheizungen relativ
hoch; lediglich bei einem Berliner Unternehmen waren noch
rund 40% des Bestandes mit Einzelofenfeuerungsanlagen ausge-
stattet. Aufgrund der speziellen Versorgungssituation ver-
fügte das Wolfsburger Unternehmen über einen außerordent-
lich hohen Fernwärmeanschlußgrad. Ein im Bereich der Nacht-
stromspeicherheizungen innovatives Berliner Unternehmen hat-
te hier einen überproportional hohen Anschlußgrad.
Problembereiche und Aktionsfelder energierelevanter Moder-
nisierung: Fast durchgängig wurde bei den Berliner Unter-
nehmen zwischen den beiden Problembereichen Altbaubestand/
Neubaubestand unterschieden. Im Bereich des Althausbestan-
des gab es aufgrund der soliden Bauweise kaum Probleme beim
Wärmeschutz, dagegen verstärkt im Bereich der Heizungsanla-
gen. Daneben wurde von Wärmeschutz-Problemen im Bereich des
Daches berichtet. Schwachstellen seien auch die Küchen und
Bäder. Dementsprechend lag ein energierelevanter Modernisie-
rungsschwerpunkt in den letzten Jahren auf der Umrüstung
der Heizungsanlagen, dem Einbau von Thermostatventilen und
der Durchführung gezielter baulicher Einzelmaßnahmen zur
Verringerung von Transmissions- und Lüftungswärmeverlusten.
Für den Neubaubestand wurden sowohl Probleme im Bereich der
heizungstechnischen Ausstattung (überdimensionierte Kessel,
überalterte Heizzentralen, mangelhafte Regelbarkeit von
Heizkörpern etc.) als auch - aufgrund der überwiegend leich-
ten Nachkriegsbauweise - im Bereich des baulichen Wärme-
schutzes genannt. Neben Sanierungsmaßnahmen bei Heizungsan-
lagen standen hier auch bauliche Maßnahmen im Vordergrund.
Dabei wurde von allen Unternehmen eine starke Zurückhaltung
-76-
bei der Durchführung umfassender wärmedämmender Maßnahmen
geäußert. Offensichtlich beschränkte man sich in vielen Fäl-
len auf die Behebung drängendster Mängel (z.B. Isolierung
von Flachdächern) und verlegte - nicht zuletzt aufgrund von
Kosten-Nutzen-Überlegungen - den Schwerpunkt der Modernisie-
rungstätigkeit auf den heizungstechnischen Bereich.
Etwas anders stellte sich die Situation für das Wolfsburger
Unternehmen dar. Aufgrund der bestehenden und gut funktio-
nierenden Fernwärmeversorgung, bei der im wesentlichen rege-
lungstechnische Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt wur-
den (z.B. Einbau von Thermostatventilen), begann man hier
bereits relativ früh auch mit der Durchführung intensiver
baulicher Maßnahmen. (Vgl. Rationelle Energieverwendung im
Fernwärmeversorgungsgebiet der Stadtwerke Wolfsburg AG.-
Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministers für For-
schung und Technologie T 83-259, herausg. 1983).
Energierelevante organisatorische und personelle Ausstat-
tung: Die bei den Unternehmen angetroffenen Organisations-
strukturen wiesen Unterschiede auf, was auf die sehr unter-
schiedlichen Unternehmensgrößen zurückzuführen ist. Bei
fast allen Unternehmen liegt die Betonung auf dem Bereich
der technischen Energiesparmaßnahmen. Entsprechend gut aus-
gebaut sind die heizungstechnischen Betriebsabteilungen.
Bauliche Maßnahmen werden häufig von den jeweiligen Bauab-
teilungen mitbetreut. Integrierte Planungen, d.h. optimale
Abstimmungen zwischen baulichen und technischen Maßnahmen
scheinen organisatorisch schwierig durchführbar und werden
vor allem dort berücksichtigt, wo einzelne kompetente Mitar-
beiter in der Lage sind, derartige Probleme zu beherrschen.
Ein Unternehmen läßt zum Beispiel einen seiner Mitarbeiter
im Rahmen eines Seminars der Technischen Universität Berlin
zum "Energiemanager" ausbilden.
ad b) Erfassung von durchgeführten energierelevanten bau-
lich-technischer Maßnahmen und deren Einschätzung durch die
Unternehmen
-77-
Im Rahmen dieses Untersuchungsschrittes wurden die Erfolge
durchgeführter Energiesparmaßnahmen im Bestand der Unterneh-
men dadurch ermittelt, daß die Unternehmen um eine eigene
Einschätzung gebeten wurden, die sie möglichst mit Zahlenma-
terial belegen sollten. Ein Untersuchungsschwerpunkt lag da-
bei auf den Energieeinsparungen, die durch Wärmedämmverbund-
systeme erzielt wurden, worüber bereits oben (3.1.3) bei
dem Fallbeispiel "Wärmedämmverbundsysteme" berichtet wurde.
c) Nutzung von Forschungsergebnissen für Vorbereitung, Um-
setzung oder Kontrolle dieser Maßnahmen.
Die Frage nach der Nutzung von Forschungsergebnissen im Sin-
ne einer Nutzung von Information wurde zunächst allgemein
gestellt: Ober welche Informationskanäle werden Innovatio-
nen aufgenommen?
- Durch Fachzeitschriften: welche Zeitschriften werden ge-
halten gelesen oder systematisch ausgewertet; wie ist ih-
re Verbreitung im Unternehmen organisiert?
- Durch Mitteilungen der Verbände (mit den gleichen Zusatz-
fragen wie bei den Fachzeitschriften)?
- Durch Seminare oder andere Fachveranstaltungen: welche
Mitarbeiter nehmen daran teil und wie häufig?
- Durch spezielle Arbeitskreisen bei Verbänden oder sonsti-
gen Institutionen?
- Durch Kontakte zu Kollegen in anderen Unternehmen?
- Durch Forschungsberichte, insbesondere des BMBau.
Im folgenden werden die Antworten der befragten Unterneh-
mensmitarbeiter ungewichtet wiedergegeben.
_78-
Die meisten Gesprächspartner in den Unternehmen gaben an,
daß Fachzeitschriften gehalten und teilweise auch gelesen
werden. Die konkrete Nachfrage, um welche Zeitschriften es
sich dabei handelte, konnte nicht immer beantwortet werden,
was darauf schließen läßt, daß ein tatsächliches Zeitschrif-
ten-Studium nicht stattfindet. Teilweise wurden von einzel-
nen Mitarbeitern außer den üblichen Zeitschriften wie "Bau-
welt" auch entlegnere z.B. "Sonnenenergie & Wärmepumpe" ge-
lesen. Eine systematische Zeitschriftenauswertung fand in
keinem Unternehmen statt. -
Die eingegangenen Publikationen werden den betreffenden Mit-
arbeitern direkt zur Verfügung gestellt.
Mitteilungen der Verbände scheinen regelmäßig gelesen zu
werden. Ihnen kommt deshalb eine relativ große Bedeutung
zu.
Seminare und Fachveranstaltungen werden sehr unterschied-
lich besucht. So gab es einen Mitarbeiter eines Unterneh-
mens, der berichtete, regelmäßig die energierelevanten BMFT-
Statusseminare besucht zu haben, um sich auf den neuesten
Stand der Wärmepumpen- und Blockheizkraftwerkstechnik zu
bringen. Zeitprobleme wurden als Haupthindernisgrund ge-
nannt, warum Veranstaltungen nicht besucht werden konnten.
Als besonders wichtig für Innovationen wurden Fachmessen
(z.B. die ISH) genannt, wohin Mitarbeiter gezielt geschickt
werden, um die neuesten Entwicklungen in Erfahrung zu brin-
gen. Der Nutzen durch Fachmessen wurde als besonders hoch
im Bereich der Meß- und Regelungstechnik eingestuft, wohl
vor allem deshalb, weil in den letzten Jahren auf diesem Ge-
biet ein enormer Entwicklungssprung zu verzeichnen war
(Elektronik).
Der Problemdruck und der Umstand, daß niemand im Unterneh-
men in der Lage war, sich übergreifend mit Fragen der Ener-
gieeinsparung und der rationellen Energieverwendung zu be-
fassen. hat dieses Unternehmen dazu veranlaßt, einen Mitar-
beiter aus dem laufenden Betrieb herauszuziehen und ihn bei
-79-
der TU-Berlin zum "Energiemanager" ausbilden zu lassen.
Überlegungen, sogar einen weiteren Mitarbeiter auf diesen
halbjährigen Ausbildungsgang zu schicken, scheiterten da-
ran, daß kein Mitarbeiter mit Zeit und Bereitschaft hierfür
zu finden war.
Die persönlichen Kontakte, beispielsweise zu Kollegen, aber
auch zu kompetenten Experten aus anderen Tätigkeitsberei-
chen, kommen vor allem durch die Mitarbeit in Verbänden, Ar-
beitskreisen etc, zustande. Diese Art von Informationskanä-
len wird sehr hoch eingeschätzt. "Aus diesen (dort gewonne-
nen) Kontakten entwickeln sich viele Dinge, die bei der täg-
lichen Arbeit von großem Nutzen sind". Insbesondere die Ber-
liner Unternehmen stehen in intensivem Erfahrungsaustausch,
was durch die rege Verbandsarbeit begünstigt wird. Ein gros-
ses Berliner Unternehmen führt sogar eigene, verbandsinter-
ne Weiterbildungs- oder Informationsveranstaltungen durch,
die rege besucht sind.
Für ein Unternehmen wirkt sich der Umstand äußerst positiv
aus, daß Prof. Ehm als Experte im Aufsichtsrat vertreten
ist. Gerade auch außerhalb von Aufsichtsratssitzungen unter-
halte man sich oft über Möglichkeiten der Energieeinspa-
rung. Damit ist eine unmittelbare Nutzung von BMBau-For-
schungsergebnissen durch "Personalunion" sichergestellt. Be-
sonders betont wurde, daß man damit auch über die Möglich-
keit verfüge, Forschungs-Zwischenergebnisse zu bekommen,
die für die laufenden Arbeiten manchmal dringend benötigt
werden. Darüber hinaus gebe es manche Anstöße auf interes-
sante Arbeiten, die nicht veröffentlicht beim IRB "schlum-
mern" und wohl nicht beachtet würden (offensichtlich werden
die Kurzberichte aus der Bauforschung kaum berücksichtigt,
die vom Informationszentrum RAUM und BAU der Fraunhofer-Ge-
sellschaft, Stuttgart, herausgegeben werden, um in knapper
Form über die Ergebnisse abgeschlossener Forschungsarbeiten
des Bauwesens aus dem deutschsprachigen Raum zu berichten).
-80-
Information durch Forschungsberichte
Veröffentlichungen, insbesondere Forschungsberichten des
BMBau werden sehr ambivalent beurteilt. Auf der einen Seite
fand sich die Meinung, diese Informationsquelle sei die
wichtigste Informationsquelle, auf der anderen Seite wurde
diese Aussage aber dadurch relativiert, daß man kaum Zeit
habe, sich um diese Dinge zu kümmern.
Gestaltung von Forschungsberichten
Dazu wurde bemängelt, daß die meisten Forschungsberichte zu
unübersichtlich und umfangreich seien und allein schon des-
wegen von vielen Mitarbeitern überhaupt nicht oder nur sehr
ungern gelesen werden. "Manchmal hat man den Eindruck, die
Mitarbeiter verlieren die Lust, sich dort durchzuarbeiten,
weil es eben harte Arbeit ist". Mehr Kürze würde mehr brin-
gen.
Von einem Gesprächspartner wurde vorgeschlagen, die Berich-
te benutzerfreundlicher und in der Ausdrucksweise besser
lesbar zu zu gestalten. Problem sei, daß sich Wissenschaft-
ler schwer tun, eine Sprache zu finden, die leicht verständ-
lich ist. Bei einem Unternehmen wurde zum Beispiel das Expe-
riment durchgeführt, in Form einer Selbstdarstellung die
Mieter über das Unternehmen zu informieren. Hierfür wurden
jeweils ein engagierter, in einer Bürgerinitiative tätiger
Wissenschaftler sowie eine Werbeagentur mit identischen In-
formationen versorgt und gebeten, diese Selbstdarstellung
zu schreiben. Im Ergebnis kam die "Wissenschaftler-Präsenta-
tion" bei den Lesern wesentlich schlechter an.
Inhalt von Forschungsberichten
Die Gesprächspartner wurden dahingehend befragt, worin sie
den Hauptnutzen von Forschungsergebnissen sehen: eher in ei-
ner Initiativfunktion, in einer Entscheidungshilfe oder in
einer Umsetzungshilfe. Die Fragestellung wurde ebenfalls un-
terschiedlich beantwortet.
-81-
Kritisiert wurde in diesem Zusammenhang der mangelnde Pra-
xisbezug vieler Forschungsberichte. Viele der dort angespro-
chenen Dinge würden nicht auf ihren Praxisbezug überprüft,
es würde versäumt, technische oder kaufmännische Aspekte
ausreichend zu berücksichtigen, vor allem aber würden recht-
liche Probleme zu wenig beachtet oder aber gute Vorschläge
passen nicht mit Förderungsprogrammen zusammen.
Beispielfall für Problemstellungen und unternehmerische Lö-
sungen
1) Innovation und Hemmnisse: Ein Bauvorhaben befand sich in
der Realisierungsphase. Dabei wurde festgestellt, daß
der bauliche Wärmeschutz noch wesentlich verbessert wer-
den könnte. Die Novellierung der Wärmeschutzverordnung
stand bevor, es mußte ohnehin mit einer Verschärfung der
Anforderungen gerechnet werden. Die Maßnahmen wurden
durchgeführt, die entstandenen
nungsbaukreditanstalt mit der
kannt, die Mehraufwendungen für
Mehrkosten von der Woh-
Begründung nicht
einen erhöhten baulichen
aner-
Wärmeschutz seien nicht nötig gewesen. Wenige Tage spä-
ter trat die neue Wärmeschutzverordnung in Kraft.
2) Einführung einer neuen Technik: Ein Berliner Unternehmen
begann bereits Mitte der 70er Jahre mit Versuchen, Block-
heizkraftwerke zu betreiben. Auslöser war die Umrüstung
der alten Heizzentrale einer Siedlung, die im Rahmen ei-
nes BMFT-Vorhabens energiegerecht modernisiert werden
sollte. Damals standen kaum Informationen über dieses
Technik zur Verfügung. Der betreffende Mitarbeiter war
gezwungen, sich autodidaktisch in die Materie einzuarbei-
ten (z.B. durch Besuche der Stadtwerke Heidenheim). Es
brauchte mehrere Jahre der Fortbildung und des Erfah-
rungsammeins. Heute ist das Unternehmen in Berlin ein
Vorreiter auf dem Gebiet des Einsatzes von motorbetriebe-
nen Wärmepumpen und Blockheizkraftwerken. Forschungser-
gebnisse des BMFT konnten erst gegen Ende des Innova-
tionsprozesses genutzt werden (z.B. BMFT Statussemina-
re).
-82-
3) Umsetzung gesetzlicher Vorgaben - Heizkostenabrechnung
Von allen Unternehmen kam Kritik zur verbrauchsabhängigen
Heizkostenabrechnung, insbesondere wurde auf die bekannten
Probleme fehlerhafter Messung bei Meßhilfsverfahren (z.B.
Verdunstungsmessern), auf hohe Ablese- und Abrechnungsko-
sten, vor allem aber auf die ausgebliebenen starken Energie-
einsparungen hingewiesen.
Bei den unternehmenseigenen Messungen von Heizenergiever-
brauchswerten vor und nach Einführung der verbrauchsabhängi-
gen Komponente (hiermit wurde teilweise schon lange vor der
Einführung durch die Heizkostenverordnung experimentiert)
wurde eine typische Verlaufskurve festgestellt: Im ersten
Jahr nach der Einführung war ein deutlicher Rückgang der
Verbrauchswerte zu verzeichnen (in Verbindung mit dem
gleichzeitigen Einbau von Thermostatventilen wurden klimabe-
reinigte Einsparungen zwischen 15 und 20% festgestellt),
die sich aber häufig bereits im dritten Jahr wieder auf ihr-
en Ausgangswert eingependelt hatten. Damit, so die Argumen-
tation einiger Unternehmen, sei der Erfolg der verbrauchsab-
hängigen Heizkostenabrechnung stark vom Nutzerverhalten und
Problembewußtsein der Mieter abhängig.
Von den fachlich zuständigen Mitarbeitern der Unternehmen
wurden die durch die verbrauchsabhängige Abrechnung erziel-
baren Einsparmöglichkeiten nicht bestritten. Der Einspa-
rungserfolg wurde aber dem erhöhten (Kosten-)Aufwand gegen-
übergestellt. Weiterhin wurde betont, daß die Ursache für
eine große Zahl von Feuchteschäden vor allem in dem durch
die neue Abrechnungsart ausgelösten Einsparverhalten der
Mieter zu suchen sei. Bei einigen Mietern sei dadurch das
Sparverhalten dermaßen extrem ausgebildet worden, daß
falsch geheizt (d.h. nur noch in einem Raum) und darüber
hinaus nicht mehr gelüftet würde.
Ein Blick in die Auswertung von Bauforschungsberichten
zeigt, daß vor allem die Heizkostenabrechnung intensiv
durch Bauforschung vorbereitet wurde. Eine ganze Reihe von
Vorhaben beschäftigte sich mit Problemen der Verbrauchser-
fassung (z.B. Institut für Heizungs- und Klimatechnik der
-83-
TU-Berlin 1983: Anwendung von Heizkostenverteilern.- Vorh.
Nr. 1916) mit dem grundsätzlichen Ergebnis, daß die techni-
schen Möglichkeiten für die Mehrzahl der bestehenden Heiz-
körper ausreichend sind.
Offensichtlich werden in der kontroversen Diskussion pro
und contra verbrauchsabhängige Heizkostenabrechnung Ergeb-
nisse von Forschungsvorhaben nicht mehr als wissenschaft-
lich abgesichert akzeptiert, sondern werden, wie in diesem
Fall, als energiepolitische Steuerungsversuche der Bundesre-
gierung abqualifiziert.
4) Informationsarbeit "Energieeinsparung und Feuchtigkeits-
probleme"
Das Problem verstärkt auftretender Feuchteschäden nach der
Energiekrise wurde von allen Unternehmen verzeichnet. Bei
den für Energiefragen zuständigen Mitarbeitern bestand Ein-
vernehmen darüber, daß hierfür drei wesentliche Gründe ver-
antwortlich seien:
- Übertriebenes Sparverhalten der Mieter
- Falsches Lüftungsverhalten
- Maßnahmen zur Energieeinsparung.
Erwähnt wurden insbesondere die im Rahmen des Heizenergie-
sparprogramms (s.o.) durchgeführten umfangreichen Fenstersa-
nierungen, bei denen die bestehenden Holzfenster durch mo-
derne Isolierglasfenster ersetzt wurden. Erst jetzt stellt
sich nachteilig heraus, daß diese Fenster nahezu völlig
dicht sind (ganz dem Trend folgend, mit günstigen a-Werten
Lüftungswärmeverluste zu minimieren) und jeden Luftaus-
tausch verhindern. In Verbindung mit falschem Lüftungsver-
halten der Mieter würden sich diese Konstruktionen verhäng-
nisvoll auswirken. Zur Lösung des Problems griff man bei ei-
nem Unternehmen bereits zu drastischen Maßnahmen - bei Woh-
nungen, in denen Feuchtigkeitsschäden auftraten, wurden Lüf-
tungslöcher in die Fensterrahmen gebohrt, um auf diese Wei-
se eine Zwangslüftung zu erreichen.
-84-
Andere Unternehmen gehen behutsamer vor und versuchen durch
Aufklärung der Mieter ein erweitertes Problembewußtsein zu
erzeugen, das nicht nur engstirnig die Kostenreduzierung
durch Energieeinsparung, sondern auch den richtigen Umgang
mit dem Gut "Wohnung" beinhaltet. Als eine große Hilfe wur-
de im diesem Zusammenhang ein Merkblatt des BMBau "Richtig
heizen und lüften - Schutz vor Gesundheits- und Bauschäden"
bezeichnet, das zur Erstellung einer derartigen Mieterinfor-
mation benutzt wurde®
4.2.2 Interviews mit wissenschaftlichen Akteuren
Die befragten Gesprächspartner sind teilweise schon seit
langem für den BMBau als Forschungsnehmer tätig. Befragt
wurde ebenfalls mittels eines standardisierten Gesprächs-
leitfadens, in dem folgende Punkte angesprochen wurden:
- Weiche Forschungsthemen aus dem Bereich der BMBau-For-
schung der Vergangenheit und der Gegenwart werden von den
Gesprächspartnern als wichtig eingeschätzt?
- Was hat nach ihrer Meinung zum Entstehen dieser Themen
beigetragen?
- Wie werden Auswirkungen der hieraus entwickelten Ergeb-
nisse beurteilt?
- Wie wird die BMBau-Forschung im Kontext der Bauforschung
insgesamt, insbesondere im Vergleich der baurelevanten
Forschung des BMFT eingeschätzt?
- Worin werden die zukünftigen Aufgaben gesehen, die von
der Bauforschung anzupacken sind?
In diesem Kontext wurde wiederum einschränkend nach energie-
relevanten Themenfeldern gefragt. In der Regel wurden von
den Befragten nur solche Themen oder Beispiele genannt, die
auch für sie selbst von Bedeutung waren:
-85-
Als wichtige Felder wurden genannt:
- die Forschungsarbeiten, die im Zusammenhang mit der Erar-
beitung und Überarbeitung der DIN 4108 sowie
- Vorhaben, die für die Erarbeitung der ersten Wärmeschutz-
verordnung erstellt wurden. Diese Aktivitäten seien jetzt
ausgelaufen, da eine weitere Verschärfung der Wärmeschutz-
verordnung (Stichwort: "Schwedenstandard") nicht mehr zu
erwarten sei.
- Als sehr wichtig wurden die Arbeiten eingestuft, die sich
im Bereich der Heizenergieeinsparung mit Anwendungshilfen
beschäftigen.
- In Zukunft sei vor allem von Interesse, den durch die Ver-
ringerung der Transmissionswärmeverluste in seiner Bedeu-
tung gewachsenen Bereich der Lüftungswärmeverluste darauf-
hin zu überprüfen, ob und welche Einsparmöglichkeiten zu
erreichen sind, ohne in der Folge Feuchtigkeitsschäden zu
provozieren.
- Weiterhin käme es darauf an, die Umsetzungs- bzw. Anwen-
dungshilfen noch mehr zu forcieren. Dabei wurde aller-
dings in Frage gestellt, ob diese Aufgabe von der Baufor-
schung allein zu leisten ist. Wichtig sei zumindest, daß
unter anderem auch von der BMBau-Forschung ausreichend
Grundlagenmaterial hierzu bereitgestellt wird.
An zwei kurzen Fallbeispielen sollen typische Diffusions-
muster skizziert werden.
1. Beispiel: Bitumenabdichtungen von Flachdächern
In diesem Bereich bekam die Forschung den Ruf des "Nachta-
rockens". Grund: Lange nachdem die ersten Schadensfälle be-
kannt wurden (Blasenbildung, Aufplatzen von Belägen mit
nachfolgenden Undichtigkeitsproblemen), sei vom BMBau ein
Vorhaben initiiert worden, das die Erforschung der Schadens-
ursachen zum Ziel hatte. Bei der empirischen Überprüfung
-86-
von Schadensfällen und der Verlegepraktiken der Betriebe
stellten die Forscher fest, daß man statt der
problematischen Rohfließplatten am Bau nur noch
Glasfließplatten einsetzte, bei denen keine Folgeschäden
bekannt geworden sind. Es stellte sich bei den
Forschungsarbeiten dann auch heraus, daß erstere für diese
Verwendung nicht geeignet waren. Die Bemerkung eines
Dachdeckers "ihr Forscher seid nur am Nachtarocken".
2. Beispiel: Entwicklung von Wärmedämmputzen
Ein kurioses Beispiel für die Entwicklung kostengünstiger
Wärmedämmmaterialien scheint mit diesem Beispiel gegeben zu
sein. Die Entwicklung wurde ursprünglich von einer Verpak-
kungsfirma eingeleitet, die eine Recycling-Möglichkeit für
ihre Polystyrol-Hartschaumabfälle suchte. Auf einer Hanno-
ver-Messe wurde mit dem Wärmedämmputz eine mit Polystyrol-
HAri-RchlimMirn p, rn verini schte p314-7cr.hir=ht nic Nntwicklung
präsentiert, die von der Fachwelt mit Kopfschütteln begrüßt
worden sei. Bereits eine alte Maurerregel besage, daß die
Härte eines Putzes von innen nach außen abnehmen müsse. Bei
Wärmedämmputzen - und dies sei gerade ihr Vorteil gegenüber
Wärmedämmverbundsystemen - liege aber die härteste Schicht
außen. Damit fiel der Putz nicht unter die durch die Nor-
mung bestimmte Kategorie, sondern mußte eine eigene bauauf-
sichtliche Zulassung erhalten. Die BMBau-Vorhaben (z.B. Wär-
meleitfähigkeit von Wärmedämmputzen.- Institut für Bauphy-
sik, Außenstelle Holzkirchen 1982; Vorh.Nr. 1789) hätten
zu einer "Legalisierung" dieser Dämmmaterialien und damit
zu ihrer breiten Markteinführung beigetragen.
Einschätzung der BMBau-Forschung im Kontext der Baufor-
schung insgesamt, insbesondere im Vergleich der baurelevan-
ten Forschung des BMFT:
Im Vergleich zur Forschungsförderung anderer Institutionen,
insbesondere des BMFT, verfügt die Bauforschung des BMBau
über releativ bescheidene Mittel. Die BMBau-Forschung sei
-87-
nur der sprichwörtliche Tropfen auf einen heißen Stein.
Trotzdem käme ihr dadurch eine besondere Funktion zu, weil
sie sich im Gegensatz zur eher industriebezogenen Entwick-
lungsforschung des BMFT direkt an den Forscher wende und da-
mit eine große Rolle im Bereich der Grundlagenforschung
spiele. Damit sei häufig die Grundsteinlegung für For-
schungsprozesse gegeben, die nach folgendem Muster ablaufen
können:
- Aufgreifen eines grundlagenorientierten Forschungsthemas
durch den BMBau.
- Definition und Vergabe von Forschungsvorhaben in der Grös-
senordnung bis zu 100 000 DM.
- Nach Abschluß des Vorhabens Veröffentlichung entweder in-
nerhalb der BMBau-Schriftenreihe oder durch Eigenveröf-
fentlichungen durch den Forschungsnehmer (die befragten
Forscher verfügen über eigene Veröffentlichungskanäle, wo-
bei die breite Veröffentlichung meist schwächer einge-
schätzt wird als die Lancierung von_ Ergebnissenn_ an be-
stimmte Kreise)
- Aufgreifen von Forschungsergebnissen beispielsweise bei
der Industrie
- Aufgreifen des nun entwicklungsorientierten Forschungsthe-
mas durch den BMFT.
- Definition und Vergabe von Forschungsvorhaben in der Grös-
senordnung von mehreren 100 000 DM.
Auf diese Weise "wurde durch die Bauforschung des BMBau
viel erreicht". Ein konkretes Beispiel aus der Fensterfor-
schung wurde genannt. Im Jahre 1976 wurde im "Fenster-Ar-
beitskreis" des BMBau ein Vorhaben initiiert, das sich mit
den theoretischen Einsatzmöglichkeiten von Thermopene-Fen-
stern beschäftigen sollte. Nach Abschluß des Vorhabens sei-
en die Ergebnisse in Fachzeitschriften publiziert, die Idee
von einem führenden Konsortium der Fensterindustrie aufge-
griffen worden. Über ein BMFT-Projekt wurde die Entwick-
lungsarbeit durchgeführt.
-88-
Dieser "Schneeballeffekt" der BMBau-Forschung wurde von al-
len befragten Forschern bestätigt.
Ein weiteres Beispiel sei die Einrichtung der Außenstelle
Holzkirchen der Fraunhofer-Gesellschaft für Bauphysik gewe-
sen. Die ersten fünf Versuchshäusern seien vom damaligen
Wohnungsbauministerium finanziert worden mit dem Zweck, em-
pirische Datengrundlagen für die bauphysikalische Beurtei-
lung neuer Baustoffe und -materialien zu bekommen® Bis heu-
te seien rund 80 Forschungsvorhaben für den BMBau durchge-
führt worden, die Außenstelle habe aber auch eine wichtige
Transferrolle dadurch gespielt, daß die Industrie - und
hier v.a. Unternehmen ohne eigene Entwicklungs- und For-
schungskapazitäten - eine Anlauf- und Beratungsstelle hat-
te. Heute kommt ein beachtlicher Teil (30% des Volumens)
der Forschungsaufträge durch die Industrieforschung.
an Fiv. Pnrsrhnng des BMFT —nrd^
die Regelung kritisiert, die Industrie an der Finanzierung
von Vorhaben zu beteiligen. Auf diese Weise sei man indu-
striefixiert immer nur darauf aus, bestimmte Trends zu för-
dern, innovative Entwicklungen jedoch würden häufig dadurch
eingeschränkt, daß keine finanzkräftigen Partner aus der
Industrie zu finden seien. Ein Beispiel aus dem Bereich der
Heizungstechnik wurde genannt: So sei sich die Fachwelt
seit einiger Zeit darüber einig, daß unter dem Aspekt der
guten Regelbarkeit die Luftheizung im Vergleich zur Radia-
torheizung ein ideales Heizungssystem sei. Bis heute seien
jedoch keine öffentlich geförderten Vorhaben durchgeführt
worden, die sich mit einem Systemvergleich beschäftigen.
Der Grund: Die "Zentralheizungsindustrie" habe eine zu star-
ke Lobby, aber die noch kleine Gruppe der Luftheizungsindu-
strie keine finanziellen Mittel, um eigene Forschungen be-
treiben zu können.
Es würde als sehr negativ beurteilt, wenn beim BMBau eben-
falls eine solche industriebetonte Forschungsausrichtung
einkehrte.
II I/MI
111 I1 I
72
1
1
12
10
8
6
-89-
Ein Überblick über die Relationen und die Entwicklung von
Mittelausgaben für die Bauforschung vermittelt die folgende
Abbildung. Während sowohl beim BMBau als auch beim BMFT dra-
stische Einschnitte zu verzeichnen waren, sind die Mittel-
ausgaben der Länder, ausgedrückt in Zuwendungen für das In-
stitut für Bautechnik, relativ konstant geblieben.
Abb. 35
MITTELAUSGABEN FÜR DIE BAUFORSCHUNG IN MID DM
67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85
Vorschläge der Bauforscher zur Verbesserung des Transferef-
fektes von Bauforschungsergebnissen
Die Forschungsarbeiten sollten nach Abschluß einem breite-
ren Kreis von Fachleuten verfügbar gemacht werden. Von den
hieraus entstehenden Reaktionen sollte abhängig gemacht wer-
den, ob und in welcher Form die Ergebnisse weiter verwertet
werden können. Zu beachten sei dabei, daß die hieran betei-
ligten Experten nicht mit denjenigen identisch sind, die in
der entsprechenden Fachkommission des Arbeitskreises Baufor-
schung für die Vergabe des Vorhabens mitverantwortlich
zeichneten.
-90-
5. Zusammenfassende Einschätzungen
5.1. Untersuchungsmethoden
In methodischer Hinsicht haben die Probeläufe der Studie ge-
zeigt, daß die hier verfolgte Kombination unterschiedlicher
methodischer Vorgehensweisen (Aufbau von Zeitreihen, Durch-
führung von "Fallstudien" zur Rekonstruktion von Wirkungs-
verläufen usw.) durchaus leistungsfähig und aussichtsreich
ist. Die auf diesem Wege gewonnenen und "zusammengespiel-
ten • Informationen und Aussagen können sich wie einzelne
Steine eines Mosaiks zu einem Gesamtbild addieren und run-
den, das in seinem Erkenntnispotential über das bisher Be-
kannte hinausgeht. Allerdings bleiben die methodischen Pro-
bleme erheblich.
5.2. Messung von "Effekten"
die "Messung"'vF "Effekte"l Ür die Messung möglicher der Da Ül V 1.7C:11 ullg
zeigt die Studie, daß quantifizierte (monitäre) Aussagen
über bauwirtschaftlich relevante Effekte (Energieeinspa-
rung, Senkung der Gestehungskosten) durchaus gewinnbar
sind, wobei sowohl an Modellrechnungen als auch an empiri-
sche Analysen zu denken ist.
Allerdings gemahnen vorliegende Untersuchungen, in denen
die Energiekostensenkungen anhand der tatsächlichen Verände-
rung im Energieverbrauch analysiert wurden, entschieden da-
zu, "modellgerechte" Aussagen und vor allem hieraus "hochge-
rechnete" Gesamtaussagen sehr vorsichtig zu interpretieren.
5.3. "Kausalität" von Forschung
In der Frage der validen Aufzeigbarkeit von kausalen Zusam-
menhängen ist die im Verlaufe der Studie gemachte Erfahrung
zwiespältig. Einerseits wird ein weiteres Mal die aus der
Transferforschung geläufige Einsicht bestätigt, daß eine
"schlanke" kausale Zuordnung zwischen Forschung und bestimm-
ten Effekten im Praxisfeld in der Regel nicht möglich ist.
Dies gilt zum einen - plausiblerweise - für die Interpreta-
-91-
tion von Rationalisierungseffekten (wie sie z.B. mit Hilfe
des "Wedler-Ansatzes" errechnet werden), bei denen die kau-
sale Zuordnung zum Beitrag der Forschung insgesamt, ge-
schweige denn zu spezifischen Projekten der BMBau-Forschung
kaum möglich ist. Dies wurde zum anderen aber auch in den
in der Studie untersuchten drei Beispielsfeldern (DIN 4108,
WärmeschutzVO, Wärmedämmverbundsysteme) und der in ihnen
wirksamen Diffusionsprozessen deutlich. Am ehesten ist der
kausale Beitrag der BMBau-Forschung in Handlungszusammenhän-
gen zu erwarten und auch nachweisbar, in denen spezifische
Forschungsergebnisse in die Vorbereitung von politischen
und administrativen Entscheidungen (z.B. die Novellierung
der Wärmeschutzverordnung) eingebracht werden. Als wesent-
lich vielschichtiger erweist sich hingegen die Umsetzung
von Forschungsergebnissen in der privatwirtschaftlichen Pra-
xis. Angesichts der zu vermutenden komplizierten Zusammen-
hänge, in denen unterschiedliche Akteure und Informationska-
näle vielfältig vernetzt sein können, erscheint es von vorn-
herein wenig wahrscheinlich, daß Forschungsinformationen
den "direkten" Weg in das Anwendungsfeld nehmen oder fin-
den. Vielmehr ist analytisch insbesondere auf "Vermittlungs-
stellen" zu achten, durch die entsprechende Informationen
aufgenommen, unter Umständen "zwischengelagert" und schließ-
lich weitergegeben werden. Dabei läßt sich zum einen zei-
gen, daß die Wirkungskette von Forschungsergebnissen zum ei-
nen über Gesetzgebung/Rechtsverordnungssetzung und Normungs-
arbeit laufen kann, indem Forschungsinformationen in deren
Vorbereitung eingehen. Zum andern spielen, wie die Fallstu-
die zu Wärmedämmungssystemen verdeutlicht, die "Experten in
der Anwendungsszene" im Diffusions- und Transferprozeß gera-
de auch der BMBau-Forschung eine wichtige Rolle. Ahnliches
gilt für personelle Konstellationen, in denen - etwa über
"Personalunion", "mehrfache Mitgliedschaft" usw. - ein mit
dem Forschungsstand vertrauter Ministerialbeamter eine wich-
tige Informationsvermittlungsfunktion ausüben kann. Die em-
pirische Aufhellung solcher Diffusions- und Transferprozes-
se (im Sinne der Aufdeckung "schlanker" und "eindeutiger"
Informationsverläufe) wird freilich dadurch erschwert, daß
die ursprünglichen Forschungsinformationen auf diesen Wegen
-92-
und Umwegen der "Zwischenlagerung" usw. leicht gewissermas-
sen ihre "Identität" verlieren können und in ihrem Ursprung
nicht mehr erkennbar sind, was zwar ihre analytische Erkenn-
barkeit mindern mag, nicht aber mit einem Nichtvorliegen
von Informationsbeiträgen der Forschung (etwa des BMBau) zu
verwechseln ist.
5.4. "Effizienz" der Bauforschung
Aufgrund dieser Überlegungen und Einsichten liegt es nahe,
die dieser Studie aufgetragene Frage nach der "Effizienz"
der Bauforschung des BMBau von vornherein differenzierter
zu formulieren und ihre Beantwortbarkeit, zumindest im Rah-
men einer zeitlich und finanziell verhältnismäßig knapp be-
messenen Studie, von vornherein unter die hier angedeuteten
Vorbehalte zu stellen. Es zeigt sich insbesondere, daß eine
zureichende Quantifizierung möglicher relevanter bauwirt-
aft1=-Ifi- lif.hr, ESSO.ktc_ einer-
seits und eine verläßliche kausale Beziehung solcher Effek-
te zu Forschungsausgaben - gar mit dem Ziel, eine Aufwand
/Ertragsrelation zu errechnen - als ein Unterfangen zu be-
zeichnen ist, für das eine Studie wie die vorliegende allen-
falls ein vorbereitender Schritt und eine Vorarbeit darstel-
len kann.
5.5. Schwachstellen in der Diffusion der Forschungsergeb-
nisse
Die Studie bestätigt die aus vergleichbaren Transferuntersu-
chungen (vgl. etwa die vom auftragnehmenden Institut zur
Verbreitung der Forschungsergebnisse des BMBau insbesondere
durch dessen Schriftenreihen vgl. J. Hucke, G. Seidel, Un-
tersuchung der Nutzung von Ergebnissen der Ressortfor-
schung, vv.Ms. Berlin 1982) gewonnene Erkenntnis, daß - aus
der Sicht der potentiellen Anwender von Forschungsergeb-
nissen maßgebliche Hürden für den Ergebnistransfer insbe-
sondere liegen
-93-
- in der "Verpackung" (Sprache, Länge, Übersichtlichkeit
usw.) der Forschungsberichte,
- in der Eignung der benutzten Medien (Schriftenreihe des
Ministeriums, Kurzberichte in Fachzeitschriften usw.),
- in der Funktionsfähigkeit der eingeschalteten oder sich
einschaltenden Akteure oder Vermittlungsstellen.
Die Einwendungen, die die von uns befragten Akteure der bau-
wirtschaftlichen Praxis an der "Verpackung" der Forschungs-
informationen hatten, entsprechen den aus anderen Studien
bekannten Punkten. Dies gilt auch für die Erkenntnis, daß
die gängigen Publikationen, aber auch die Fachpresse die
Akteure "vor Ort" je lückenhafter zu erreichen scheinen, je
näher diese an der eigentlichen "Praxisfront" stehen. In
der Regel fehlt es diesem bereits an der Zeit, sich um die
einschlägigen Informationen aktiv zu kümmern.
Als ein besonders wichtiges "Scharnier" zwischen Forschung
und (bauwirtschaftlicher usw.) Praxis schälten sich in den
Erhebungen zum Diffusionsprozeß solche Akteure und Stellen
heraus, die die Funktion von Informationsvermittlern über-
nehmen (können).
Dies gilt zum einen für solche Fachleute, an die sich die
Akteure des Anwendungsfeldes wegen unterschiedlicher Bera-
tungsleistungen wenden. Diese könnten - gegebenenfalls über
ausdrücklich hierauf zugeschnittene Werkverträge des BMBau
- als "Informationsmakler" gewonnen und genutzt werden.
Zum andern und vor allem trifft dies auf bereits institutio-
nalisierte Informationsvermittlungsstellen zu. Hier ist in
erster Linie das IRB zu nennen, das mit der Absicht gegrün-
det wurde, die Diffusion und den Transfer der Bauforschung
zu verstärken. Die Auflistung der vom IRB abgegebenen For-
schungsinformationen zeigt, daß die vom IRB verkauften For-
schungsberichte aus dem gesamten Bereich "Raumordnung, Städ-
tebau, Wohnungswesen, Bauwesen" seit 1978 zwar die durchaus
beachtliche Zahl von jährlich ca. 4000 Exemplare erreichen
und 1984 noch einmal deutlich anstiegen, daß jedoch die
INFORMATIONSZENTRUMRAUM und BAUder Fraunhoter-Gesellschaft
Stuttgart, 19. 7. 1985 - bl/e h
-94-
Abb. 36
Forschungsberichte zu Raumordnung, Städtebau, Wohnungswesen, Bauwesen. Verkaufte Exemplare 1976 bis 1984
Nutzergruppe 1984 1983 1982 1981 1980 1979 1978 1977 1976 °1
01 Verwaltungen, Ministerien,andere Behörden 139 258 279 333 165 160 143 69 84
02 Forschung und Lehre 665 626 617 739 1037 1499 728 256 318
03 Planer (Architekten,Ingenieure, Stadt- undRaumplaner) 812 1251 1050 1367 940 850 633 393 237
04 Industrie, Handel, Gewerbe 1702 1681 1629 1105 1128 1023 1327 1002 543
05 Studierende 8 23 43 20 26 16 19 10 3
06 Fachverbände 3759 °2 117 103 107 113 177 95 167
07 Buchhandel, Fachverlage,Bibliotheken, IuD-Stellen 410 327 270 300 241 247 162 147 127
08 Sonstige 240 397 296 135 109 136 60 49 217
7735 4670 4287 4106 3759 4108 3167 2093 1529
*1 Für das Jahr 1976 wurden die Angaben für Baubehörden und Fachverbände nicht getrennt erhoben.Die Tabelle nennt die Summe in der Nutzergruppe 01 und ve rzeichnet unter 06 keinen Wert.
°2 3.500 Exemplare von einem Bericht von einem Besteller
Abb. 37Kurzberichte aus der Bauforschung. Anzahl der Abonnenten und unentge tlicher Bezieher. 1976 bis 1984
Nutzergruppe 1984 1983 1982 1981 1980 1979 1978 1977 1978 °
01 Verwaltungen, Ministerien,andere Behörden 30 27 28 33 41 43 36 45 29
02 Forschung und Leh re 123 112 109 123 117 108 94 94 31
03 Planer (Architekten,Ingenieure, Stadt- undRaumplaner 173 155 115 161 114 97 83 75 25
04 Industrie, Handel, Gewerbe 122 107 116 132 126 109 104 100 38
05 Studie rende — — — — — — — —
06 Fachverbände 37 30 30 34 34 34 32 31
07 IuDStellenBuchhandel, Fachverlage,Bibliotheken 58 42 50 58 66 66 59 62 24
08 Sonstige 3 16 3 4 3 4 7 7 1
546 489 451 545 501 461 415 414 148
° Für das Jahr 1976 wurden die Anga ben für Baubehörden und Fachverbände nicht getrennt erhoben.Die Tabe lle nennt die Summe in der Nutzergruppe 01 und verzeichnet unter 06 keinen We rt .
INFORMATIONSZENTRUMRAUM und BAUder Fraunhofer-Gesellschaft
Stuttgart, 19. 7. 1985 - bl/eh
-95-
Zahl der vom IRB abgegebenen Kurzberichte aus der Baufor-
schung verhältnismäßig niedrig blieb (vgl. Tabelle). Zudem
fällt auf, daß unter ihnen die Zahl der Anfragen aus "Indu-
strie, Handel, Gewerbe" verhältnismäßig gering, nämlich -
vor allem in der jüngsten Phase - unter derjenigen der Be-
nutzergruppen "Forschung und Lehre" und "Planer (Architek-
ten usw.)" liegt. Hier stecken offenbar Defizite, die durch
gezieltere Hinweise auf IRB-Informationen überwunden werden
dürften. Um das "Marketing" der IRB-Informationen zu ver-
bessern, könnte ein nicht unwichtiges Hilfsmittel darin be-
stehen, daß beim IRB für jeden Forschungs- und Kurzbericht
darüber "Buch geführt" wird, welcher Benutzergruppe die je-
weilige Informationsnachfrage zuzurechnen ist (Unsere Anfra-
ge beim IRB ergab, daß eine solche Aufschlüsselung, die für
ein gezielteres Ansprechen der potentiellen Anwender nütz-
lich sein dürfte, bislang nicht verfügbar ist. Ein Ver-
such, den Zugriff einzelner Nutzergruppen auf bestimmte For-
schungsberichte zu recherchieren, scheiterte an der offen-
sichtlich fehlenden Zuordnungsbarkeit von Bericht-Nummern
und Nutzergruppen).
Ein großer und bislang kaum genutztes Informationsangebot
(jeder BMBau-Bericht wird hier archiviert) steht im "Berli-
ner Bundeshaus" zur Verfügung und wird von ausgezeichneten
Sachkennern verwaltet. Ein Zugriff auf diese Berichte ist
bislang noch außerordentlich schwierig. Möglicherweise er-
gibt sich durch eine mit dem IRB abgestimmte Katalogisie-
rung und durch eine verbesserte Informationsverknüpfung
(z.B. Btx) die Chance, diesen Informationspool besser zu er-
schließen.