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Wirtschaftsstandort Thüringen – Zwischenbilanz und nächste Schritte

Wirtschaftsstandort Thüringen€¦ · 3 Wirtschaftsstandort Thüringen – Zwischenbilanz und nächste Schritte Entwicklung Wirtschaftsstandort Thüringen Wirtschaftswachstum Wachstum

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  • Wirtschaftsstandort Thüringen –Zwischenbilanz und nächste Schritte

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    Wirtschaftsstandort Thüringen – Zwischenbilanz und nächste Schritte

    Entwicklung Wirtschaftsstandort Thüringen

    Wirtschaftswachstum Wachstum des BIP / Einwohner seit 1991

    355 %

    Breitbandausbau Haushalte in Thüringen mit mind. 50 MBit / s

    90 %

    Beschäftigte Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte

    805.987

    Arbeitslosigkeit Arbeitslosenquote von 2005 (17%) gesunken in 2018 auf:

    5,5 %

    Investitionszuschüsse

    536 Mio. €Gesamtförderung

    650 geförderte Unternehmen

    2,36 Mrd. € Gesamtinvestition

    4.300 neue Arbeitsplätze

    Finanzierung HochschulenZuweisungen an die Hochschu-len 2019 – Grundfinanzierung aus Landesmitteln

    447 Mio. €

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    Wirtschaftsstandort Thüringen – Zwischenbilanz und nächste Schritte

    Wirtschaftliche Entwicklung

    Die gute wirtschaftliche Situation unseres Freistaats lässt sich mit einer Reihe von Indikatoren belegen:

    • Thüringen verfügt über eine ausgewogene Wirtschaftsstruk-tur, die vor allem von einer breit gefächerten Industrie ge-tragen wird. Knapp ein Viertel der Bruttowertschöpfung des Landes wird in der Industrie erarbeitet, und mit 83 Industrie-arbeitsplätzen je 1.000 Einwohner liegt Thüringen deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

    1 TH = Thüringen, BW = Baden-Württemberg, BY = Bayern, SL = Saarland, HB = Bremen, RP = Rheinland-Pfalz, NS = Niedersachsen, SN = Sachsen, NW = Nordrhein-Westfalen, HE = Hessen, ST = Sachsen-Anhalt, HH = Hamburg, SH = Schleswig-Holstein, BB = Brandenburg, MV = Mecklenburg-Vorpommern, BE = Berlin

    • Positive Daten liefert auch der Thüringer Arbeitsmarkt: Die aktuelle Arbeitslosenquote beträgt 5,3 Prozent. Im Jahr 2005 waren es über 17 Prozent.

    Zwischenbilanz und nächste Schritte

    Vorbemerkung

    Thüringen ist heute wieder ein wirtschaftlich erfolgreiches Land. Die Arbeitslosenquote liegt in guten Monaten knapp über der Marke von fünf Prozent. Vor zehn Jahren, im Frühjahr 2009, war sie noch mehr als doppelt so hoch und lag bei über zwölf Prozent. Auch Thüringens Wirtschaftskraft hat sich positiv entwickelt: Bis Ende 2018 legte unser Bruttoinlands-produkt im Vergleich zu 2009 um 40 Prozent zu – und damit stärker als der bundesdeutsche Durchschnitt (37 Prozent).

    Der Freistaat verfügt heute über eine hohe Lebensqualität – auf dem Land wie auch in den Städten. Bahnstrecken und Autobahnen wurden modernisiert oder neu gebaut, attraktive Gewerbeflächen geschaffen, Universitäten und andere Bil-dungs- und Forschungseinrichtungen gegründet. Diesen und vielen weiteren Maßnahmen ist es zu verdanken, dass heute mehr Unternehmen in Thüringen investieren. In der Folge kom-men auch immer mehr Menschen, die hier eine Perspektive suchen und finden.

    Das alles ist nicht selbstverständlich. Noch vor 30 Jahren – viele erinnern sich noch daran – waren die Produktionsstätten im Land veraltet, die Löhne niedrig, privates und öffentliches Geld knapp. Auf der Suche nach besseren Chancen verließen viele Menschen das Land.

    Dass es unserem kleinen, dynamischen Bundesland heute so gut geht, hat mit den vielen erfolgreichen mittelständi-schen Unternehmen, den motivierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, aber nicht zuletzt auch mit der Wirtschaftspo-litik und einer klugen und nachhaltigen Wirtschaftsförderung zu tun. All dies hat in erheblichem Maße dazu beigetragen, dass nach der Friedlichen Revolution von 1989 mutige und engagierte Thüringer Unternehmerinnen und Unternehmer ihre neuen Ideen in Freiheit verwirklichen konnten.

    Mit dieser Publikation legen wir in kompakter Form eine Bilanz der wirtschaftlichen Entwicklung Thüringens in den vergan-genen Jahren vor. Sie zeigt, wie sich der Freistaat Thüringen nach seiner Neugründung 1990 zu einem der wirtschaftlich stärksten Bundesländer entwickeln konnte. Zudem blicken wir voraus auf künftige Herausforderungen.

    Industriearbeitsplätze (Thüringen im Bundesweiten Vergleich) 1

    0

    100

    120

    140

    80

    60

    40

    20

    HE

    RP MV

    BBSL HHSNBY STNS BE

    HB

    SHNWTH BW

    Arbeitslosenzahlen von 1991 bis 2019 in Thüringen

    0

    250.000

    200.000

    150.000

    100.000

    50.000

    1991

    2006

    1999

    2016

    2014

    1995

    2010

    2002

    1993

    2008

    2000

    2018

    1997

    2012

    2004

    Wirtschaftsstandort Thüringen

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    Wirtschaftsstandort Thüringen – Zwischenbilanz und nächste Schritte

    • Gegenwärtig gibt es in Thüringen gut 806.000 sozialver-sicherungspflichtig Beschäftigte. 2005 waren es noch 107.000 weniger. Das entspricht einem Anstieg von 15,5 Prozent.

    Kurzum: Die aktuellen Daten zeigen, dass in Thüringen offenbar vieles richtig gemacht worden ist. So ist die Thüringer Wirtschaft im Zeitraum von 2014 bis 2018 durchschnittlich um 1,8 Prozent pro Jahr gewachsen. Damit liegt die jährliche Wachstumsrate fast gleichauf mit dem gesamtdeutschen Wert von 1,9 Prozent. Der Wachstumsmotor Industrie hat im selben Zeitraum im Durch-schnitt sogar um 4,2 Prozent pro Jahr zugelegt – dies liegt einen Prozentpunkt über dem gesamtdeutschen Wert.

    Zu dieser dynamischen Wirtschaftsentwicklung hat auch eine klar fokussierte und mittelstandsorientierte Wirtschaftspolitik beigetragen:

    • Von 2014 bis heute wurden 650 Unternehmen über das Ge-meinschaftsprogramm „Verbesserung der regionalen Wirt-schaftsstruktur“ (GRW) gefördert. Die Investitionszuschüsse summieren sich auf 536 Millionen Euro. Im Rahmen der ge-förderten Projekte wurden gut 4.300 Arbeitsplätze geschaffen und insgesamt 2,6 Milliarden Euro investiert.

    Investitionsförderung

    Investitionszuschüsse des Landes 536 Mio. €

    Anzahl der geförderten Unternehmen 650

    Gesamtinvestition 2,36 Mrd. €

    neue Arbeitsplätze 4.300

    • Besonders herauszuheben ist die im Juli 2018 verkündete Ansiedlung des chinesischen Batteriezellenherstellers Con-temporary Amperex Technology Co. Ltd. (CATL) – einem der weltweit größten Hersteller von Lithium-Ionen-Akkumulato-ren – in Thüringen. CATL will in das Batteriewerk am Erfurter Kreuz in den nächsten fünf Jahren bis zu 1,8 Milliarden Euro investieren und 2.000 neue, hochwertige Arbeitsplät-ze schaffen: in Produktion, Forschung und Entwicklung, der Qualitätskontrolle und im Dienstleistungsbereich. Die Ansiedlung ist für Thüringen die bedeutendste Industriein-vestition der letzten zehn Jahre.

    • Die Helaba hat ausgerechnet, dass die Thüringer Industrie insge-samt knapp 1,6 Milliarden Euro jährlich investiert. Wenn alles wie geplant realisiert wird, kommen durch die CATL-Investitionen bis 2024 durchschnittlich 360 Millionen Euro pro Jahr hinzu. Damit wird die Thüringer Industrie einen zusätzlichen Schub erhalten.

    • Dass eine solche Ansiedlung überhaupt möglich war, ist auch ein Resultat einer frühzeitig gestarteten Großflächen-initiative des Landes. In deren Rahmen sollen bis etwa 2025/2026 insgesamt acht größere Industriestandorte mit einer Nettofläche von rund 800 Hektar erschlossen werden. Denn nur wer attraktive, zusammenhängende und große Industrieflächen anbieten kann, hat die Chance, bei solchen Investitionsentscheidungen zum Zuge zu kommen.

    Das Beispiel CATL zeigt, dass Wirtschaftspolitik vor allem Stand-ortpolitik ist: Wir benötigen nicht nur Gewerbeflächen für poten-zielle Investoren, sondern auch eine gut ausgebaute Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur, qualifizierte Fachkräfte, ein attraktives Wohnumfeld, gute Schulen und Kinderbetreuungs-einrichtungen. Wir brauchen leistungsfähige Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die nicht nur Fachkräfte ausbilden, sondern über einen funktionierenden Technologietransfer auch die Innovationsfähigkeit der heimischen Wirtschaft stärken. Und wir brauchen schließlich eine öffentliche Verwaltung, die die Modernisierung der Wirtschaft unterstützt.

    Zu den zentralen Aufgaben des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft gehören daher im Sinne einer ganzheitlichen Standortpolitik:

    • die Weiterentwicklung der Hochschulen: Wir haben eine Rahmenvereinbarung abgeschlossen, die die Hochschulfi-nanzierung mit einem bundesweit einmaligen kontinuierli-chen Mittelaufwuchs von jährlich vier Prozent sicherstellt: Von 2016 bis 2020 erhalten die Hochschulen kumuliert

    165,5 Millionen Euro mehr Landesmittel. Auf dieser Basis wurden zudem mit jeder Hochschule individuelle Ziel- und Leistungsvereinbarungen geschlossen, auf deren Grundlage ein Teil der Mittel erfolgsabhängig ausgezahlt wird. Dabei haben wir auf eine engere Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft, aber auch auf die richtige Balance zwischen Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung ge-achtet. Sorgen vor einer übermäßigen Ökonomisierung von Forschung und Lehre sind unbegründet.

    • die Ergänzung der Thüringer Hochschullandschaft durch leistungsstarke außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, der Ausbau des Technologietransfers und das Angebot einer wirksamen FuE-Förderung: So ist es in den vergangenen Jah-ren beispielsweise gelungen, zwei Institutsneugründungen – das DLR-Institut für Datenwissenschaften und das Fraunhofer-Projektzentrum Mikroelektronische und Optische Systeme für die Biomedizin – nach Thüringen zu holen. Mit dem Exzel-lenzcluster „Balance of the Microverse“, das 2018 für eine För-derung im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder ausgewählt wurde, sichert sich die Friedrich-Schiller-Universität Jena zudem einen festen Platz im renommiertesten Wettbewerb der deutschen Spitzenforschung.

    • die Bereitstellung guter Rahmenbedingungen für innova- tive Existenzgründer, von der Beratungsförderung über das Angebot von Beteiligungskapital bis zum Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum (ThEx) als zentraler Anlaufstelle: Von großer Bedeutung sind nicht zuletzt die Ausgründungen an den Thüringer Hochschul- standorten. So ist Thüringen laut „Innovationsatlas 2017“ des Instituts für Wirtschaftsforschung (IW) Köln die Hoch- burg für technologieorientierte Unternehmensgründungen bundesweit: Auf 10.000 Unternehmen kommen hier 42 Neu- gründungen in innovativen Branchen – Platz 1 vor Baden- Württemberg und Sachsen.

    Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten

    800.000

    820.000

    780.000

    760.000

    740.000

    720.000+

    15,5

    %

    0

    700.000

    2005 2018

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    • der Ausbau der Breitbandinfrastruktur: Noch bestehende Versorgungslücken sind in den letzten Jahren nach und nach geschlossen worden. Gegenwärtig können rund 89 Prozent der Thüringer Haushalte Anschlüsse mit einer Datenrate von mindestens 50 Megabit pro Sekunde nutzen. Einen weiteren großen Schritt wird es mit den geplanten Glasfaseranschlüs-sen geben – eine der Voraussetzungen für die Anwendung des 5G-Mobilfunkstandards im Freistaat.

    Versorgungsrate der Haushalte in Thüringen in % (30.06.2019)

    mind. 30 MBit/s mind. 50 MBit/s mind. 100 MBit/s

    92 90 63

    • die Vorbereitung von Wirtschaft und Gesellschaft auf die rasant fortschreitende Digitalisierung: Über die Bereitstel-

    lung einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur hinaus gilt es, die Bevölkerung und die Wirtschaft auf die digitale Zukunft vorzubereiten – sei es im Rahmen von Pilotpro-jekten mit der Wirtschaft, durch die Entwicklung digitaler Module für den Schulunterricht oder die digitale Aufberei-tung Thüringer Tourismusangebote. Ansprechpartner für jedermann ist die neue „Thüringer Digitalagentur“ in Erfurt. Spezifische Unternehmensfragen beantworten das Kom-petenzzentrum Wirtschaft 4.0 im ThEx in Erfurt sowie das Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum in Ilmenau.

    Wirtschaftspolitik für das Thüringen von morgen

    Gute Wirtschaftsdaten heute sind keine keine Gewähr für eine Fortsetzung der positiven Entwicklung in der Zukunft. Die anstehenden Herausforderungen zu meistern, wird ebenso schwierig werden wie der bisherige Aufbau des Landes.

    Beobachter aus den Wirtschaftswissenschaften verweisen in diesem Zusammenhang häufig auf die strukturellen Defizite, die sich für die ostdeutschen Länder aus dem weitgehenden Fehlen von Großunternehmen und Konzernzentralen ergeben, oder auf den bevorstehenden demografischen Wandel, der sich im Osten wesentlich stärker auswirken wird als in Westdeutschland.

    Für solche Probleme muss die Politik Lösungen anbieten. Im Fokus der Wirtschaftspolitik der kommenden Jahre stehen deshalb die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der mittelstän-dischen Wirtschaft einerseits und die Lösung des Fachkräfte-problems andererseits. Darüber hinaus muss es darum gehen, die mit der Digitalisierung, dem demografischen Wandel und der Energiewende verbundenen tiefgehenden Verände-rungsprozesse für einen Innovationsschub in der Thüringer Wirtschaft zu nutzen. Die Thüringer Wirtschaft muss nachhal-tiger, produktiver und internationaler werden, damit sie mit überzeugenden Angeboten auf den Produktmärkten im In- und Ausland sowie mit attraktiven Beschäftigungsbedingungen auch im zunehmend internationalen Wettbewerb um Fachkräf-te bestehen kann.

    Herausforderung: Innovation

    Das erste große Thema ist Innovation. Thüringen braucht mehr Innovationsaktivitäten in den Unternehmen – sowohl bei den Pro-dukten als auch bei den Prozessen. Innovation betrifft aber nicht nur die Unternehmen. Wir brauchen innovatives Handeln auch im gesamten Bildungsbereich und auf allen Ebenen der Verwaltung.

    Nur so werden wir den fundamentalen Strukturwandel bewälti-gen können, der vor uns liegt. Dieser Wandel wird in vielen Fäl-len technologiegetrieben sein, in anderen ist er die Folge sich ändernder Rahmenbedingungen. So wird z. B. das Geschäfts-modell einer Lohnfertigung vergleichsweise einfacher Kompo-nenten immer weniger tragen.

    Besonders stark zeigt sich dieser Strukturwandel in der Automo-bilindustrie: Selbst wenn der Mix zukünftiger Antriebstechnolo-gien (batteriegetriebene Elektromobilität, wasserstoffbefeuerte Brennstoffzelle oder Verbrennungsmotoren mit künstlichen Kraftstoffen) noch nicht absehbar ist, führt die CO2-ärmere Mo-bilität bereits heute zu großen Veränderungen in der Branche. Thüringer Betriebe, die sich bspw. auf Zulieferteile für Getriebe oder Verbrennungsmotoren spezialisiert hatten, müssen diver-sifizieren und z. T. in neue Geschäftsfelder investieren.

    Solcher Anstrengungen bedarf es auch in anderen Berei-chen der Thüringer Wirtschaft. Es gilt auch dort, bestehende Geschäftsmodelle auf ihre Zukunftsfähigkeit zu prüfen sowie mehr in Innovation, die Entwicklung neuer Produkte und in effiziente Verfahren zu investieren.

    Wie wird das Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium die Thüringer Wirtschaft bei den bevorstehenden Anpassungspro-zessen unterstützen? Indem es die passenden Rahmenbedin-gungen schafft. Dazu zählen:

    • exzellente Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Impulsgeber für einen auf die Zukunft ausgerichteten Wirtschaftsstandort;

    • eine enge Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissen- schaft und einen effektiv organisierten Wissenstransfer;

    • eine leistungsfähige Breitband- und Mobilfunkinfrastruktur durch flächendeckenden Glasfaserausbau;

    • wirksame, auf die Steigerung von Innovation und Produkti-vität ausgerichtete Angebote in der betrieblichen Investi-tions- und Innovationsförderung;

    • Begleitung von Digitalisierungsprozessen und Förderung

    neuer, digital getriebener Geschäftsmodelle;

    • Unterstützung bei der Erschließung ausländischer Märkte;

    • umfassende Finanzierungs- und Beratungsangebote ins- besondere für Unternehmen in der Gründungs- und frühen Wachstumsphase.

    Die dafür zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel zeigen die Bedeutung, die das Ministerium diesen Maßnahmen beimisst. Zwei Beispiele sollen dies unterstreichen:

    Im nächsten Jahr werden sich die Zuweisungen an die Thü-ringer Hochschulen erneut um vier Prozent erhöhen. Der Zuschuss des Landes an die Hochschulen steigt damit im Jahr 2020 auf 465,2 Millionen Euro.

    Beim Breitbandausbau hat das Land die finanziellen Voraus-setzungen für die Umsetzung der Thüringer Glasfaserstrategie geschaffen. Zusätzlich zu den bereits verfügbaren rund 100 Millionen Euro wollen wir den Kommunen dafür in den Jahren 2021 bis 2024 jährlich jeweils bis zu 60 Millionen Euro – also insgesamt eine Viertelmilliarde Euro – zur Verfügung stellen.

    Herausforderung: Fachkräfte

    Das zweite große Thema ist die Deckung des Fachkräftebedarfs.

    • Hier geht es an erster Stelle um Bildung in allen Bereichen – von den allgemeinbildenden Schulen über die berufliche Bil-dung und die Hochschulen bis zur Weiterbildung. Thüringen muss junge Menschen so qualifizieren, dass ihnen ein guter Berufsweg im ersten Arbeitsmarkt offensteht.

    • Ältere sollen durch Weiterbildung unterstützt werden, wenn sich im Zuge des digitalen Wandels Berufsbilder und Tätig-

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    Wirtschaftsstandort Thüringen – Zwischenbilanz und nächste Schritte

    keitsprofile ändern. Die anstehende Transformation darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten erfolgen.

    • Zentral sind eine attraktive Entlohnung, faire Arbeitsbedin-gungen sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Darü-ber hinaus geht es um den Erhalt guter Lebensbedingungen in der Fläche – mit differenzierten Bildungsangeboten, Ein-kaufs- und Freizeitmöglichkeiten. Nur so lassen sich Fachkräf-te aus dem Ausland (z. B. Vietnam) gewinnen und Menschen integrieren, die auf der Flucht bei uns Schutz gesucht und gefunden haben.

    Diese Aufzählung verdeutlicht, dass wir alle Ressourcen aus-schöpfen müssen, um Fachkräfte für den Lebens- und Arbeitsort Thüringen zu gewinnen. Das betrifft vor allem das Thema Löhne und Gehälter: Zwar sind die Bruttolöhne und -gehälter in Thürin-gen im letzten Jahrzehnt stärker gestiegen als im Durchschnitt der ostdeutschen und der westdeutschen Länder. Aber das Lohnniveau ist immer noch sehr niedrig.

    Die Autoren der im März 2019 erschienenen Studie „Vereintes Land – drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall“ des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) fordern u. a., Investitionen und damit die Investitionsförderung in Ostdeutschland auf die Städte zu konzentrieren. Ihre Begründung: Die Wertschöpfung sei wegen der in großen Städten ansässigen Unternehmens-zentralen, produktionsnahen Dienstleister und Forschungsein-richtungen höher als in ländlichen Gebieten.

    Natürlich sind Investitionen gerade in urbanen Zentren not-wendig. Im besten Fall profitiert davon das ganze Land – Ein Beispiel für Thüringen ist der ICE-Knoten in Erfurt, der eine Vernetzung der regionalen Unternehmen mit den Universitäten und Forschungseinrichtungen des Landes ermöglicht. Nur so kann es gelingen, wertschöpfungsstarke Dienstleister und Start-ups nach Thüringen zu holen.

    Allerdings darf der ländliche Raum nicht vernachlässigt wer-den. Vielmehr ist dafür Sorge zu tragen, dass insbesondere die im ländlichen Raum ansässige Industrie für Fachkräfte und Investoren attraktiv bleibt. Hier bietet die Digitalisierung Chancen. Angesichts des demografischen Wandels und der anhaltenden Landflucht muss man allerdings auch ehrlich feststellen, dass es in einigen Regionen vor allem darauf an-kommen wird, die Daseinsvorsorge sicherzustellen.

    Auch ein noch engeres „Zusammenrücken“ der drei Städte im Zentrum – Erfurt, Weimar und Jena – ist für Thüringen von enormer Bedeutung. Denn allein sind sie zu klein, um inter-national wahrgenommen zu werden. Ohne ihre jeweilige kul-turelle Identität aufgeben zu müssen, könnte sich auf diesem Weg ein dynamisches wirtschaftliches Agglomerationszentrum entwickeln, das weit über die Grenzen des Landes ausstrahlt und anziehend wirkt.

    Genauso wichtig für den Freistaat ist der Erhalt leistungsfähi-ger Mittelzentren. Gerade vor dem Hintergrund des erwarteten Bevölkerungsrückgangs kommt diesen Städten die wichtige Funktion zu, Bildungs-, Gesundheits- und Versorgungsangebo-te für ihre Bewohner und das Umland vorzuhalten. Die Städte sollten sich auf ihre wirtschaftlichen Stärken konzentrieren und auch das Lebensumfeld so gestalten, dass sie für Investo-ren und die Beschäftigten attraktiv bleiben. Das Wirtschafts-ministerium kann kreisübergreifende Entwicklungskonzepte aus dem GRW-Förderprogramm „Regionalmanagement/Regionalbudget“ fördern und leistet darüber hinaus Beiträge zur Verbesserung der wirtschaftsnahen Infrastruktur und der touristischen Angebote.

    1 TH = Thüringen, ST = Sachsen-Anhalt, SN = Sachsen, MV = Mecklenburg-Vorpommern, BB = Brandenburg, BE = Berlin, BW = Baden-Württemberg, NS = Niedersachsen, BY = Bayern, RP = Rheinland-Pfalz, HB = Bremen, SH = Schleswig-Holstein, NW = Nordrhein-Westfalen, HH = Hamburg, HE = Hessen, SL = Saarland, DEU = Deutschland

    Zusammenfassung

    Der Freistaat Thüringen hat seit der Wiedervereinigung einen unglaublichen Kraftakt bei der Umstrukturierung seiner Ökonomie von der Plan- zur Marktwirtschaft geleistet. Das Ergebnis ist ein tragfähiges Fundament, auf das sich bei der Weiterentwicklung im 21. Jahrhundert aufbauen lässt. Regionale Unterschiede, strukturelle Probleme und Moderni-sierungsdefizite erfordern aber neue Antworten. Die Thüringer Wirtschaftspolitik wird alle Anstrengungen unternehmen, den positiven Trend wirtschaftlicher Entwicklung auch in den nächsten Jahren fortzusetzen.

    Bruttolöhne und -gehälter in Euro je Arbeitnehmer 2018 1

    Thüringen

    Deutschland

    0

    25.000

    30.000

    40.000

    35.000

    45.000

    20.000

    15.000

    10.000

    5.000

    SLNW

    DEU

    Anstieg Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer 2010-2018 1

    0 %

    25 %

    30 %

    35 %

    20 %

    15 %

    10 %

    5 %

    BYBB

    SN BWBE

    MV

    NSTH ST

    SHHB

    NWRP HH HE

    DEU

    Thüringen

    Deutschland

    SL

    ST BYSN MV BE

    BB

    HB

    BW HE

    HHTH NS RP SH

  • Impressum

    Thüringer Ministerium für Wirtschaft,Wissenschaft und Digitale GesellschaftMax-Reger-Straße 4 – 899096 Erfurt

    [email protected]

    Gestaltung: Viertakt Kommunikation und Werbung GmbHErscheinungsdatum: September 2019