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Universität Hannover
Geographisches Institut
Abteilung Wirtschaftsgeographie
Wirtschaftliche Bedeutung, Probleme und
Potenziale des Tourismus in Singapur
und Malaysia
Seminararbeit
WS 2002/2003
Dipl.-Geogr. Matthias Kiese
Christian Nieße, Matr.-Nr.: 1940473
Fabian Perschke, Matr.-Nr.: 2049027
Hannover, Februar 2003
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
1
Inhalt
Inhalt ..................................................................................................................... 1
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis................................................................ 2
Abbildungsverzeichnis.............................................................................................................2
Tabellenverzeichnis.................................................................................................................2
1 Einleitung......................................................................................................... 3
2 Definition ......................................................................................................... 4
3 Gründe für die Expansion des Tourismus (allgemein) ................................ 4
4 Entwicklung und Zahlen zum Tourismus in Singapur................................. 6
4.1 Bedeutung des Tourismus...............................................................................................8
4.2 Das Programm „Tourism 21 – Vision of a Tourism Capital“ ..............................................9
4.3 Bewertung der neuen Tourismuskonzeption .................................................................. 12
5 Aktuelle Entwicklung des Tourismus in Malaysia ..................................... 12
5.1 Allgemeine Einführung in die Landesgegebenheiten...................................................... 12
5.2 Entwicklung des Tourismus seit 1995............................................................................ 14
5.3 Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in Malaysia ................................................... 16
5.4 Zukünftige Politische Bedeutung, Probleme und Herausforderungen des Tourismus in
Malaysia........................................................................................................................ 17
6 Zusammenfassung und Fazit ...................................................................... 18
Literaturverzeichnis ........................................................................................... 20
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
2
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Touristenankünfte in Singapur 1995-1998...................................................................6
Abb. 2: Verteilung Einreisender Singapurs auf einzelne Reise-Sektoren ..............................7
Abb. 3: Überblickkarte Malaysia ..............................................................................................13
Abb. 4: Einreisende Touristen nach Malaysia im Zeitraum 1995-2002................................15
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Arbeitszeit und Freizeit alle 20 Jahre von 1950-2010 (in Deutschland)....................5
Tab. 2: Marktanteile im internationalen Tourismus von 1960-2000........................................5
Tab. 3: Auslastung malaysischer Hotels 1995 und 1999.......................................................17
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
3
1 Einleitung
Nach Aussagen des World Travel and Tourism Council (WTTC) stellt die Tourismu-
sindustrie das profitabelste und dynamischste Geschäft der Welt dar. Werden rück-
blickend die Touristenankünfte der vergangenen 40 Jahre betrachtet, so ist ein
enormes Wachstum zu erkennen: In der Zeitspanne von 1959 bis 1980 hat sich die
Zahl der Ankünfte von anfangs 25 Mio. auf 284 Mio. um das mehr als elffache erhöht
und ist bis 1999 sogar noch auf 657 Mio. angestiegen. Genau dieser Trend wird sich
auch laut Expertenmeinungen in den nächsten Jahren beständig fortsetzen. So wird
mit einer prognostizierten Steigerung zwischen 1995 und 2005 von 45 Prozent ge-
rechnet, was einem jährlichen Zuwachs von etwa vier Prozent entspricht (vgl. Vielha-
ber, 1997, S.7). Allerdings sind diese Zahlen nach den Ereignissen des 11. Septem-
bers 2001 und den aktuellen weltpolitischen Ereignissen mit viel Vorsicht zu be-
trachten. Es gibt bis jetzt keine verlässlichen Quellen, die die seit langem geschätz-
ten Werte korrigieren, so dass glaubwürdige und realistische Prognosen möglich wä-
ren.
Gerade in den südostasiatischen Ländern ist zwischen 1985 und 1999 ein großer
Zuwachs mit einer jährlichen Wachstumsrate von 8,3 Prozent zu verzeichnen gewe-
sen (vgl. WTO, 2000, S.9). Und da speziell in den ASEAN-Ländern ein solcher Trend
zu erkennen war, wird seine Bedeutung als Wirtschaftssektor sehr deutlich.
Wie ist die rasante Entwicklung dieses einzelnen Sektors zu begründen?
Inwiefern ist dieser Trend für unsere Zielregionen wichtig?
Auf was für Potenziale und Ressourcen kann in Singapur/Malaysia zurückgegriffen
werden?
Besteht ein Zusammenhang zwischen der touristischen und der gesamtwirtschaftli-
chen Entwicklung in dem jeweiligen Land?
Wie ist die Bedeutung des Tourismussektors zu bewerten?
Diese Fragen sollen im Rahmen dieser Ausarbeitung angesprochen und diskutiert
werden, indem vor allem Malaysia und Singapur als Beispiele herangezogen und
stärker betrachtet werden sollen.
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
4
2 Definition
Der Tourismus oder Fremdenverkehr „umfasst den nationalen und internationalen
Reiseverkehr, d.h. Verkehr von Reisenden (oder Touristen) zwischen Heimatort und
Reiseziel, den vorübergehenden Aufenthalt (Orts-) Fremder am Ziel- oder Fremden-
verkehrsort sowie Organisation der Reisevorbereitung am Heimatort“ (vgl. Freyer,
1993).
Hierbei sind verschiedene Arten des Tourismus, die sich in ihrer Aufenthaltsdauer
unterscheiden, klar voneinander zu trennen. Im Gegensatz zum Kurtourismus und
Urlaubs- bzw. Erholungstourismus wird der Geschäftstourismus dem touristischen
Randbereich zugeordnet, da er meist von kurzer Dauer ist und nicht dem Zwecke der
Erholung dient, sondern eher auf den Abschluss eines Geschäftes ausgerichtet ist.
Dem gegenüber steht der klassische Urlaubstourismus, der sich über einen wesent-
lich längeren Zeitraum erstreckt und ein ganz anderes Ziel verfolgt.
Eine klare branchenbezogene Abgrenzung des Tourismussektors ist bisher noch
nicht getroffen worden, da eine Branchenzuordnung im Bereich des Tourismus nicht
so leicht ist. Hotellerie, Gastronomie, Reiseveranstalter und -vermittler, Transportun-
ternehmen und Messewesen werden dem direkten Tourismus zugeordnet, wogegen
beispielsweise der Einzelhandel nur dem indirekten Tourismus zugeordnet werden
kann, da nicht alle Leistungen an Touristen abgesetzt werden.
3 Gründe für die Expansion des Tourismus (allgemein)
• Steigendes Realeinkommen
• Sinkende Jahres- und Lebensarbeitszeiten
• Liberalisierung im grenzüberschreitenden Personenverkehr
• Technischer Fortschritt im Verkehrs- und Kommunikationswesen
• Globalisierung der Tourismuswirtschaft
(vgl. Schätzl, 2000, S. 227-229).
Seit 1945 sind Einkommen und Wohlstand stark angestiegen. Auch die zunehmende
Freizeit und der längere Urlaub lassen größere Reisen zu, die durch die Lockerung
von Einreise-, Zoll- und Devisenbestimmungen zusätzlich zum Reisen motiviert. Ei-
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
5
nen ganz erheblichen Anteil hat auch die zunehmende Motorisierung und das mo-
dernisierte Transport- bzw. Kommunikationswesen. Mit all diesen Veränderungen
sind Entfernungen wesentlich leichter und bequemer zu überbrücken. Aber ein ganz
wesentlicher Unterschied sind die gesunkenen Kosten, die benötigt werden um Ent-
fernungen zurückzulegen. Der Mensch besitzt heute im Vergleich zu 1950 folglich
eine Vielzahl mehr an Möglichkeiten, seine freie Zeit zu nutzen, da er sich nun um
einiges unabhängiger bewegen und verhalten kann, wie die Tabelle 1 zeigt.
Tab. 1: Arbeitszeit und Freizeit alle 20 Jahre von 1950-2010 (in Deutschland)
1950 1970 1990 20106-Tage-Woche 5-Tage-Woche 5-Tage-Woche 4-Tage-Woche
48-Stunden-Woche 42-Stunden-Woche 38-Stunden-Woche 32-Stunden-Woche
279 Arbeitstage 238 Arbeitstage 200 Arbeitstage 165 Arbeitstage
(aus: Freyer, W. 1993, S.33)
Mit dieser Entwicklung hat sich auch eine Verschiebung der Marktanteile im interna-
tionalen Tourismus weltweit vollzogen, die in Tab.2 naher erläutert werden soll:
Tab. 2: Marktanteile im internationalen Tourismus von 1960-2000
Europa Amerika Asien/Ozeanien Afrika1960 73% 24% 2% 1%
1989 63% 20% 14% 3%2000 56% 16% 24% 4%
(Quelle: WTO)
• Europa und Amerika zeigen anhaltende Verluste an den Marktanteilen, aller-
dings bei weiter ansteigender Nachfrage
• Asien und Ozeanien gewinnen die in Europa und Amerika verlorenen Anteile
durch überproportionales Nachfragewachstum
• Afrika spielt im globalen Tourismusmarkt eine weiterhin untergeordnete Rolle
• Der Marktanteil Südostasiens ist bei einer mittleren jährlichen Zuwachsrate von
8% (1980-1989) weit überdurchschnittlich gewachsen. 1989 lag der Anteil der
ASEAN –Staaten am Welttourismus gemessen an den Ankünften bei 4,1% �
höher als ganz Afrika
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
6
4 Entwicklung und Zahlen zum Tourismus in S ingapur
In den Jahren von 1995 bis 1999 besuchten jährlich etwas mehr als sieben Mio.
Menschen Singapur, was mehr als der doppelten Einwohnerzahl Singapurs ent-
spricht. Interessant bei der näheren Betrachtung ist die unterschiedliche Verteilung
der Besucher im Bezug auf die Herkunftsländer. So stammen nahezu 70 Prozent
(Durchschnitt zwischen 1995 und 1999) der Anreisenden aus asiatischen Ländern,
wovon etwa 30 Prozent allein aus den ASEAN-Staaten stammen. Auffallend ist die
große Zahl der Japaner, die mit etwa 15 Prozent den größten Anteil stellen. Im Ver-
gleich dazu stellt Europa als ganzes etwa 14 Prozent und die USA gerade mal ein
Drittel dieser Zahlen (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Touristenankünfte in Singapur 1995-1998
Ankommende Personen pro Jahr
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
1995 1996 1997 1998
Jahre
Ank
ünfte
Total
Asien
Japan
Europa
USA
nach Low, 2000, eigene Darstellung
Wichtig bei dieser Darstellung ist die Tatsache, dass es sich nur um einen Durch-
schnittswert (7 Mio.) handelt. Im Jahre 1998 zum Beispiel besuchten aufgrund des
starken Einbruchs wegen der Asienkrise nur noch 6,2 Mio. Menschen Singapur. Die
starken Einbrüche der Besucherzahlen aus dem asiatischen Sektor konnten auch
durch den erhofften Anstieg von Besuchern speziell aus Europa und den USA nicht
kompensiert werden. Maßnahmen wie die Erhöhung von Flügen der Singapore Airli-
nes (SIA), die ein wichtiger Akteur des einheimischen Tourismusgeschäfts ist, zwi-
schen Europa und den USA und die Reduzierung der Flüge in die von der Wirt-
schaftskrise betroffenen Länder Südostasiens hatten nicht den erhofften Erfolg.
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
7
Ein weiteres Merkmal des Tourismus in Singapur ist die Aufenthaltsdauer im Durch-
schnitt eines jeden Touristen. Diese liegt nämlich lediglich bei drei Tagen. Auffallend
ist, das die Besuchsdauer von über 65 Prozent der Besucher bei unter einem bis
zwei Tagen liegen. Und diese Zahlen lassen schon einige Aussagen über die Art des
Tourismus in Singapur zu. So kommen die wenigsten zum Erholen dorthin.
Ein großer Teil hingegen nutzt Singapur vielmehr als Zwischenstation auf dem Weg
in andere Regionen und „genießt“ für nur kurze Zeit das Flair einer Weltmetropole als
eine Art Kurzurlaub oder ist aus beruflichen Gründen vor Ort, um geschäftliche Kon-
takte zu pflegen bzw. Geschäfte zu tätigen. Andere Zahlen belegen diese Aussagen,
so kommen etwa 45 Prozent der Besucher aus Urlaubsgründen, ca. 16 Prozent aus
geschäftlicher Sicht, 26 Prozent aus anderen Gründen und nahezu 10 Prozent sind
nur auf der Durchreise und halten sich gar nicht dort auf (vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Verteilung Einreisender Singapurs auf einzelne Reise-Sektoren
Verteilung der Einreisenden auf verschiedene Sektoren
45%
16%3%
26%
10%
Urlaub
Gechäft
Urlaub/Geschäft
Andere
Zwischenstopp
nach Low, 2000, eigene Darstellung, modifiziert
Auffallend bei der touristischen Entwicklung in den 90er Jahren sind die durchschnit t-
lichen Ausgaben eines Besuchers pro Tag. 1993 lag dieser Wert zum Beispiel bei
237 S$, wogegen er 1998 nur noch bei 203 S$ zu finden war. Einleuchtend sind
hierbei die stark gesunkenen Ausgaben der Asiaten, die auf diese Weise die extre-
men Folgen der Asienkrise erkennen lassen. Überraschend hingegen sind die rück-
läufigen oder stagnierenden Ausgaben der Europäer (mit einigen Ausnahmen) und
Amerikaner (vgl. Low, 2000).
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
8
4.1 Bedeutung des Tourismus
Für viele Länder gilt der internationale Tourismus als wichtige Devisenquelle, da er
als Export von Dienstleistungen eingestuft wird und hohe Einnahmen verspricht. Die-
se Einnahmen sind jedoch verzerrend, da ausländische Kapitalimporte, wie Einfuhr
von Konsumgütern, Werbung in den jeweiligen Herkunftsländern und Devisenkosten
für Investitionsgüter der Tourismusindustrie (Baumaterialien, etc.) in der Regel nötig
sind und somit die Leistungsbilanz um einiges relativieren. Trotzdem ist eine Abhän-
gigkeit zum internationalen Tourismus zu erkennen, da diese Deviseneinnahmen
einen hohen Anteil an den gesamten Exporteinnahmen besitzen (vgl. Spreitzhofer,
1998).
Zum anderen ist in dieser Branche ein hoher Bedarf an Arbeitskräften unumstritten,
der zudem den höchsten Zuwachs in den letzten Jahren zu verzeichnen hat. Auf
Singapur bezogen stieg die Zahl der Beschäftigten im Hotel-/Restaurantgewerbe im
Zeitraum von 1990 – 2000 von 96.700 auf 114.500 Arbeitnehmer, was einem Zu-
wachs von ca. 20% entspricht (vgl.: Singapore Department of Statistics 2001, S. 45),
da eine Zunahme neuer Hotelzimmerkapazitäten um etwa 25% (1990: 22.408, 2000:
28.212) die logische Folge auf die steigenden Tourismuszahlen ist. Aber auch in der
zunehmenden Zahl Und laut Prognosen des WTTC wird sich diese Entwicklung in
Zukunft noch drastisch verstärken, weil mit einem erheblichen Bedeutungsgewinn
dieses Sektors zu rechnen ist, der logischer Weise erheblich höhere Einnahmen mit
sich bringen wird.
Ein weiterer wichtiger Beitrag des Tourismus ist der Ausbau der Infrastruktur (Elektr i-
zität, Verkehrswege, usw.), der oft eine Folge der touristischen Entwicklung ist. Ob-
wohl nicht alle Infrastrukturmaßnahmen für den Tourismusbereich errichtet worden
sind, ermöglicht erst der Tourismus den rentablen Betrieb dieser Einrichtungen und
somit einen bedeutenden Teil zur Verbesserung der Gesamtinfrastruktur bei, da oh-
ne dessen Einnahmen vieles nicht möglich wäre (Erschließung peripherer Regionen).
Aber auch eine Diversifizierung der Wirtschafts- und Importstruktur ist zu erkennen.
Der Anteil am Bruttosozialprodukt (BSP) ist nicht unerheblich und nimmt in Singapur
mit fast 5 Prozent eine wichtige Funktion ein. Auch die Exportstruktur kann stark be-
einflusst und variiert werden, da neue Wirtschaftszweige entstehen (Souvenirhandel
usw.) (vgl. Schätzl, 2000, S.228).
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
9
Um die immer größer werdende Bedeutung des Tourismus für Singapur darzustellen,
soll im folgenden versucht werden, aufgrund der prognostizierten Veränderungen in
den nächsten Jahren gerade in diesem Sektor, das wachsende Potenzial vorzustel-
len.
4.2 Das Programm „Tourism 21 – Vision of a Tourism Capital“
Mit der Entwicklung in der letzten Zeit und den Prognosen für die nächsten Jahre als
Grundlage soll nun versucht werden, die neu angestrebten Tourismuskonzepte des
Stadtstaates vorzustellen. Mit dem Programm „Tourism 21 - Vision of a Tourism Ca-
pital“ strebt das Singapore Tourism Board (STB) nicht nur eine Regionalisierung der
Tourismusindustrie an, sondern möchte gleichzeitig den Stadtstaat zu einer Weltme-
tropole des Tourismus ausbauen und dabei auch eine stärkere touristische Entwick-
lung in den Nachbarstaaten fördern. Basis dieser Planungen sind die durchweg pos i-
tiven Prognosen der WTTC für die Entwicklung des Fremdenverkehrs in dieser Regi-
on bis zum Jahr 2010, nach denen ein Anstieg auf 190 Mio. Besucher vorhersagt
wird. Singapur soll sich auf dieser Grundlage zu einer Art Gateway internationaler
Tourismusströme für die umliegenden Regionen entwickeln. Ein großer Vorteil Sin-
gapurs dabei ist die zentrale Lage und die relative Nähe zu den wichtigsten Urlaub-
sorten, sowie die hervorragend entwickelte Infrastruktur. Somit wird Singapur nicht
nur für Touristen, sondern genauso für die großen Firmen der Tourismusbranche zu
einem Zentrum des Tourismus.
Dieses Programm versucht Singapur zu einer führenden Kultur- und Vergnügungs-
metropole in der Region auszubauen, um gleichermaßen Touristen wie Geschäfts-
reisende und Investoren anzusprechen. Auf dem gleichen Weg sollen touristische
Attraktionen und Angebote der Nachbarstaaten in das eigene Tourismuskonzept in-
tegriert und eingebunden werden. Die Inhalte dieses Programms lassen sich in sechs
Strategien zusammenfassen (vgl. Singapore Tourism Board, 2003):
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
10
„Tourism 21 - Vision of a Tourism Capital“
1. Redefining Tourism
2. Reformulating the Product
3. Developing Tourism as a Industry
4. Configuring New Tourism Space
5. Partnering for success
6. Championing Tourism
1. Redifining Tourism:
Singapur spielte schon immer eine wichtige Rolle für die Touristen. Diese wichtige
Stellung soll nicht nur gehalten, sondern auch ausgebaut werden. Aber auch zwei
andere wichtige Standbeine Singapurs, die zentrale Lage und die wichtige Stel-
lung für Firmen der Branche, sollen gepflegt werden. Es ist an der Zeit, dass sich
Singapur seiner hervorragenden Stellung in der Region wieder bewusst wird und
sich offen gegenüber neuen Möglichkeiten verhält, die dazu führen, das gesamte
Potenzial und die Stärken des Stadtstaates jetzt und in der Zukunft weiter zu ent-
wickeln und zu optimieren.
2. Reformulating the Product:
Singapur ist zwar ein Zentrum für Touristen, aber ist die Bedeutung mit einer
Weltmetropole schon vergleichbar? Ziel ist es, das Produkt „Singapur“ neu zu
vermarkten. Es soll nicht nur als Tourismuszentrum bekannt sein, sondern genau-
so, wie New York oder London, das Etikett „weltklasse“ tragen, indem es noch an-
dere Qualitäten aufweist. Es muss sich darum bemüht werden, neue Attraktionen
nach Singapur zu holen. Es geht hierbei insbesondere um Messen, Ausstellungen
und zahlreiche andere Events, die Singapur zu einem unvergesslichen Ort werden
lassen sollen. Die dafür vorgesehenen Flächen befinden sich im Hinterland und
gelten als ideale Standorte für solche Pr ojekte.
3. Developing Tourism as an Industry:
Es ist schwierig, den Tourismussektor zu einer führenden Industrie in Singapur zu
entwickeln, da so viele verschiedene Branchen wie Hotels, Restaurants, Fluglinien
oder Urlaubsorte davon abhängig sind. Wichtig bei diesem Prozess ist eine effek-
tive und vor allem weitreichende Strategie als Grundlage. Und diese sollte folge n-
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
11
de Elemente beinhalten: ein höheres Level an Konkurrenzkraft muss durch das
Schließen der vorhandenen Lücken im Tourismus-Cluster erreicht werden, indem
über das breite Spektrum an Sektoren neu Synergien, Produkte und Dienstlei-
stungen kreiert werden. Lokale Unternehmen müssen unterstützt werden, indem
ihnen klargemacht wird, dass sie bei der Entwicklung neuer Produkte und der re-
gionalen Ausbreitung immer in der ersten Reihe stehen. Des weiteren muss die
Regierung mit attraktiven und anspornenden Steuerangeboten große Unterneh-
men zum Investieren nach Singapur locken. Außerdem sind eine Bildung der Ma r-
ke „Singapur“ und die ständige Präsenz im Internet unausweichlich.
4. Configuring New Tourism Space:
Gerade für den Tourismus in Singapur ist Regionalisierung enorm wichtig. Aber
auch die umliegenden Länder können von der Stellung Singapurs profitieren. Sin-
gapur als Drehscheibe in der Region und die fantastischen Naturgegebenheiten
der Region in Kombination besitzen eine effektivere Wirkung, als eine der beiden
Seiten allein das schaffen würde. Die Attraktivität wird um einiges gesteigert und
das größere Potenzial lassen einiges erhoffen.
5. Partnering For Success:
Und genau dieser Punkt ist der Schlüssel zum Erfolg. Allein auf weiter Flur ist es
schwer, sich durchzusetzen und zu etablieren. In der Gemeinschaft allerdings
steigen die Chancen um ein vielfaches. Somit ist es absolut notwendig, dass von
der obersten Ebene an die Zusammenarbeit gedacht wird. Erst dann kann es zu
effektiven Impulsen auf den anderen Ebenen kommen. Es muss zu Abkommen
zwischen den einzelnen Staaten kommen, die E rfolge auf beiden Seiten „garantie-
ren“. Auf dieser Grundlage kann die in Singapur begonnene touristische Infra-
struktur auf umliegende Projekte übertragen werden.
6. Championing Tourism:
Diese letzte der sechs Strategien befasst sich nun mit dem Anwerben und Heran-
ziehen von so genannten „Champions“. Damit sind einzelne Personen und Unter-
nehmen (z.B. Marktführer ihrer Branche) gemeint, die Ideen und Projekte nicht nur
erkennen, sondern auch verwirklichen und dazu beitragen, die Lebensqualität in
Singapur durch ein gestiegenes Ansehen zu erhöhen und ihm der Stadt das Eti-
kett „weltklasse“ zu verleihen. Marktdominierende Firmen in sämtlichen Branchen,
auf die Singapur spezialisiert ist, müssen angesprochen sein und erkennen, dass
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
12
Singapur der ideale Standort ist, von dem aus die umliegenden Märkte Asiens be-
arbeitet werden können.
4.3 Bewertung der neuen Tourismuskonzeption
Wie ist nun eine solche Entwicklungsplanung einzuschätzen? Für Singapur bedeutet
dies sowohl eine Diversifizierung des touristischen Angebots und der entsprechen-
den Investitionsströme, als auch eine zunehmende Interdependenz in der ökonomi-
schen und politischen Entwicklung der gesamten Region. Ob es sich bei diesem
Konzept wirklich um ein „Win-Win-Partnership“ handelt, ist schwer zu sagen. Vorteile
sind durch die hervorragend ausgebaute (touristische) Infrastruktur und Manage-
mentlogistik vor allem für Singapur zu erkennen. Durch die Diversifizierung der Inve-
stitionsströme kommt es zu einer Umleitung des Kapitalflusses in der Region, der,
genau wie die engere Zusammenarbeit in Planung und Vermarktung des touristi-
schen Angebots, eine Verringerung der Konkurrenzen in der Region zur Folge hat
und somit ein geringeres Investitionsrisiko mit sich bringt. Auf der anderen Seite ist
eine alternative Tourismusplanung vor Ort nicht möglich, was eine regionale Unglei-
chentwicklung entgegen bestehender nationaler Entwicklungsplanungen mit sich
bringen kann. Ein gutes Beispiel ist der touristische Ausbau der südlich von Singapur
liegenden indonesischen Insel Bintan. Hier ist es zu einer Konzentration des Touris-
mus gekommen, die eine Verschärfung sozioökonomischer Disparitäten zwischen
einzelnen Regionen und Provinzen Indonesiens zur Folge hatte (vgl. Rolf Jordan,
1999). In gewisser Weise ist Singapur nun abhängig von den Nachbarstaaten, da mit
ihrer Entwicklung der Erfolg der Tourismuskonzeption schwankt und nicht nur auf
einer Schulter liegt.
5 Aktuelle Entwicklung des Tourismus in Malaysia
5.1 Allgemeine Einführung in die Landesgegebenheiten
Malaysia ist ein Staat in Südostasien, der aus zwei durch das Südchinesische Meer
getrennten Landesteilen, die über 650 Kilometer voneinander entfernt sind, besteht.
Westmalaysia umfasst elf Bundesstaaten im Süden der Malaccahalbinsel und grenzt
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
13
im Norden an Thailand, im Süden an Singapur. Im Westen liegt die Malaccastraße,
im Osten das Südchinesische Meer. Ostmalaysia, bestehend aus den Bundesstaaten
Sabah und Sarawak, nimmt den Nordteil der Insel Borneo ein und grenzt im Norden
und Westen an das Südchinesische Meer, im Osten an die Sulu- und Celébessee
sowie im Süden an die indonesischen Provinzen West- und Ostkalimantan. Die Insel
Labuan, früher Teil von Sabah, wurde 1984 Bundesterritorium. Das Sultanat Brunei
bildet im Norden Sarawaks eine Küstenenklave (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Überblickkarte Malaysia
(Quelle: http://theodora.com/maps/new4/malaysia.gif, 28.02.2003)
Malaysia wurde am 16. September 1963 durch den föderativen Zusammenschluss
der elf Bundesstaaten auf der Malaccahalbinsel, des Malaiischen Bundes (seit 1957
unabhängig), dem auch Singapur als selbständiger Staat angehörte, sowie der ehe-
maligen britischen Kolonien Sabah (Nordborneo) und Sarawak gebildet. 1965 verließ
Singapur die Föderation. Malaysia hat eine Gesamtfläche von 329.758 Quadratkilo-
metern. Die größte Stadt Malaysias und Hauptstadt der Föderation ist Kuala Lumpur.
Die Malaccahalbinsel besitzt eine Fläche von 131.598 Quadratkilometern. Breit ent-
faltete Gebirgsketten befinden sich im Norden der Halbinsel. Die bedeutendste Kette
ist die Main Range oder Barisan Titiwangsa, deren Hauptkamm eine Höhe von 2.190
Metern aufweist. Die Bergketten laufen in ein stark besiedeltes Küstentiefland aus, im
Süden ist die Halbinsel eben. Versumpfte Schwemmlandebenen befinden sich auch
an den Küsten Sarawaks und Sabahs. Im Gebirgsland Sabahs liegt der Kinabalu, mit
4.101 Metern höchste Erhebung des Landes.
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
14
Malaysia hat etwa 19,5 Mio. Einwohner, was einer durchschnittlichen Bevölkerungs-
dichte von 59 Einwohnern pro Quadratkilometer entspricht. Die Malaccahalbinsel ist
ungefähr siebenmal so dicht bevölkert wie Sarawak und Sabah. Etwa 57 Prozent der
Bevölkerung leben auf dem Land, 43 Prozent in Städten.
Die Geburtenzuwachsrate, früher eine der höchsten in Asien, hat seit 1960 stetig ab-
genommen und lag Anfang der neunziger Jahre bei 2,5 Prozent pro Jahr. Der wirt-
schaftliche und kulturelle Mittelpunkt Malaysias ist die Hauptstadt und das Verwal-
tungszentrum Kuala Lumpur innerhalb des Bundesstaates Selangor im Westen der
Malaccahalbinsel. Die Hauptstadt Kuala Lumpur hat etwa 1,15 Mio. Einwohner. An-
dere wichtige Städte sind Ipoh (380.000 Einwohner), Transport- und Wirtschaftszen-
trum und Hauptstadt von Perak im Nordwesten der Halbinsel, Johor Baharu (330.000
Einwohner), Hauptstadt von Johor, des südlichsten Bundesstaates auf der Halbinsel,
Kelang (245.000 Einwohner) in Selangor, bedeutende Hafen- und Industriestadt so-
wie Sitz des Sultanspalasts sowie George Town (220.000 Einwohner), Hauptstadt
von Penang und eine der wichtigsten Hafenstädte Malaysias (vgl. Chroniken Asiens,
2003).
5.2 Entwicklung des Tourismus seit 1995
Um die Entwicklung des Tourismus zu beschreiben wurde der Indikator der Anzahl
der Touristenankünfte an nationalen Flughäfen gewählt. Es wurde nach unterschied-
lichen Regionen differenziert, um eine vergleichbare und aussagefähige Analyse
durchführen zu können. Die einzige Ausnahme stellt dabei Singapur dar, da Singa-
pur einen hohen Gesamtanteil der Einreisenden ausweist und aus den Daten nicht
hervorgeht, ob es sich bei den Ankünften aus Singapur um Touristen aus anderen
Ländern handelt, die über Singapur einreisen, oder ob es sich um Einheimische ha n-
delt. Aus Abbildung vier geht hervor, dass die Einreisen nach Malaysia im Zeitraum
1995 bis 2002 deutlich gestiegen sind. Der drastische Einbruch im Jahre 2002 lässt
sich durch die Terroranschläge des 11. Septembers 2001 und die Attentate in Bali im
Jahr 2002 erklären. Der leichte Abfall vor 1998 könnte mit den Folgen der Asienkrise
zusammenhängen. Leider ist der Datenbestand vor dieser Zeit so unzureichend, so
dass keine zuverlässigen Vergleiche möglich sind.
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
15
Während das Tourism Board of Malaysia (TBM) (2003) im Jahr 2001 knapp 13 Mio.
Touristen gezählt hat, konnten im Jahr 2002 auf Grund der oben erwähnten Ereig-
nisse nur noch knapp unter 10 Mio. Touristen erfasst werden, was einen Rückgang
von 22 Prozent bedeutet. Der Tiefpunkt der Einreisen im untersuchten Zeitraum liegt
1998 bei rund 5,5 Mio. eingereisten Touristen, was einen Rückgang zu den Zahlen
von 1995 um knapp 35 Prozent ausmachte.
Abb. 4: Einreisende Touristen nach Malaysia im Zeitraum 1995-2002
Touristen-Ankünfte in Malaysia 1995-2002
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002
Jahre
Ank
ünfte
in 1
.000
Total
Asien
Singapur
Europa
Amerika
Ozeanien
Afrika
Andere
Malaysia Tourism Promotion Board, 2003; eigene Darstellung,
Die aufgeführten Trends der Gesamtzahlen lassen sich auf die Anzahl der Einreisen
jeder Region übertragen. Den mit Abstand größten Anteil stellen die Touristen aus
dem asiatischen Raum mit 85 Prozent dar (vgl. The National, 2002). Asien wird auch
zukünftig die wichtigste Bedeutung für die malaysische Tourismusindustrie bilden, da
laut „The National“ (2002) die Anbindung an den internationalen Flugverkehr weiter
zunehmen wird, wodurch der Anteil Asiens an einreisenden Touristen weiter intensi-
viert werden kann.
An zweiter Stelle liegt Europa mit 5,5 Prozent Anteil der Einreisenden an den Ge-
samtzahlen, gefolgt von Amerika und Ozeanien mit jeweils ca. 2,5 Prozent. Einrei-
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
16
sende aus Afrika und sonstigen Ländern stellen einen unbedeutenden Anteil an den
Gesamtzahlen dar.
5.3 Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in Malaysia
Die Tourismusindustrie in Malaysia hat sich zu einer Schlüsselindustrie im Dienstlei-
stungssektor entwickelt. Im Jahr 1996 stellte die Tourismusindustrie mit Einnahmen
von knapp drei Milliarden US-Dollar die drittgrößte Deviseneinnahmequelle nach der
Verarbeitenden Industrie und der Öl-Industrie (vgl. OECD, 2001). Im Jahr 2000 wur-
den laut dem National Economic Action Council (NEAC) durch den Tourismus schon
6,3 Milliarden US-Dollar an ausländischem Kapital eingenommen (nach National
Economic Action Council, 2002, modifiziert). Diese Steigerungen konnten u.a. durch
den Neubau des internationalen Flughafens in Kuala Lumpur, der 114 Ziele (davon
81 International) anbietet und in der Lage ist, im Jahr 2020 über 60 Millionen Passa-
giere pro Jahr abzufertigen, erricht werden. Die infrastrukturelle Einbindung des
Flughafens an das nationale Verkehrssystem, wie z.B. an die Nord-Süd-Autobahn,
Eisenbahnanbindungen in alle Richtungen und dem öffentlicher Personennahverkehr
nach Kuala Lumpur, wurden ebenfalls saniert bzw. neu geschaffen, so dass positive
Effekte auf sämtliche Räume Malaysias erreicht werden konnten (vgl. OECD, 2001).
Darüber hinaus wurde versucht, durch „Mega-Events“ wie den Formel-1-Grand-Prix,
World-Golf-Championsship und andere Großveranstaltungen den Tourismus im Land
zu fördern und attraktiver zu gestalten. Außerdem wurden in dem Zeitraum 1995-
1999 eine Vielzahl weiterer Hotels gebaut, um die Bettenkapazität zu erweitern. Al-
lerdings ist anzumerken, dass die Ausnutzung der Hotels durch die Neuschaffung
von weiteren Kapazitäten deutlich von 68 Prozent im Jahr 1995 auf 52 Prozent im
Jahr 1999 zurückgegangen ist, wie in Tabelle zwei dargestellt wird.
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
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Tab. 3: Auslastung malaysischer Hotels 1995 und 1999
Ausnutzung Hotelbetten
Jahr Anzahl AuslastungHotels Betten In Prozent Absolut
1995 1.253 94.744 68 64.4261999 1.404 109.413 52 56.895
OECD, 2001; eigene Darstellung und Berechnung
Die Bedeutung des Tourismussektors wird auch bei der Betrachtung der Beschäfti g-
tenzahlen im Hotelgewerbe deutlich. Innerhalb des gleichen Zeitraumes kam es zu
einem Zuwachs von 14.000 auf insgesamt 120.000 Beschäftigte (OECD, 2001).
5.4 Zukünftige Politische Bedeutung, Probleme und Herausforderungendes Tourismus in Malaysia
Der Tourismus-Wettbewerb in (Südost-) Asien nimmt immer stärker zu. Länder wie
Kambodscha, Vietnam, China und Indien drängen (ebenso wie Malaysia dies ver-
sucht) zunehmend auf den Tourismusmarkt. Aber auch Nationen wie Thailand,
Hongkong und Singapur, die schon stärker auf dem Tourismusmarkt vertreten sind,
bemühen sich verstärkt durch aggressive (Werbe-) Strategien, ausländische Touri-
sten für ihren Markt zu gewinnen, und stellen weiterhin eine starke Konkurrenz dar.
Durch den internationalen Tourismus und die Asienkrise kam es zudem zu einem
drastischen Rückgang der Touristenzahlen, insbesondere aus dem asiatischen
Raum. Dies führte 1997 und 1998 zu Einbrüchen von knapp 40 Prozent bei den von
dem Tourismus abhängigen Branchen (vgl. National Economic Agent Council, 2002).
Diese Entwicklungen stellen besondere Herausforderungen für die heutige und zu-
künftige Wirtschaftspolitik des Landes dar. Als einer der wichtigsten Sektoren spielt
der Tourismus eine besondere Rolle in der Wirtschaftsförderung. Um diesem wichti-
gen Wirtschaftszweig zu unterstützen, soll versucht werden, insbesondere Touristen
aus weniger krisenanfälligen Regionen, wie Europa, Nordamerika oder Australien,
anzulocken, da diese bis heute nur einen geringen Anteil der Einreisenden stellen (s.
Abb. 3).
Um das Reisen nach Malaysia attraktiver zu gestalten, wird neben den oben ge-
nannten Infrastrukturmaßnahmen eine zunehmende Liberalisierung der Einreisebe-
stimmungen gefordert. So sollen z.B. Visa-Bestimmungen gelockert werden, insbe-
sondere sollen Kurzzeitaufenthalte problemloser und länger möglich sein, was durch
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
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eine Ausweitung der Aufenthaltsdauer von 72 Stunden auf sechs Tage erreicht wer-
den soll. Um die Auslastung der Hotels zu erhöhen, wird ein Neubau weiterer Hotels
gestoppt und die Umwandlung von bestehenden Hotelanlagen in Appartements auf
Basis der sich ändernden Nachfrage vorangetrieben werden.
Das aktuelle Weltgeschehen macht eine realistische Einschätzung der zukünftigen
Entwicklungen allerdings sehr schwierig und stellt auch für die nationale Politik Ma-
laysias ein großes Problem dar, da darauf nahezu kein Einfluss ausgeübt werden
kann (vgl. National Economic Action Council, 2002).
6 Zusammenfassung und Fazit
Der Staat Singapur hat rechtzeitig erkannt, dass seine Grenzen in der Tourismus-
branche nahezu erreicht sind und versucht nun mit Hilfe dieses Zweiges ein welt-
weites Ansehen auf weltweiter Ebene zu erreichen. Will Singapur im gleichen Atem-
zug mit großen Metropolen wie London, New York oder Paris genannt werden, so ist
einiges vom neu eingeschlagenen Weg des Tourismus abhängig, der als Instrument
zum Erreichen dieses Zieles benutzt werden kann. Das Konzept der Regionalisie-
rung der Tourismusindustrie in Singapur wird nur dann fruchten, wenn auch die ein-
bezogenen Nachbarstaaten einen wirtschafts- und sozialpolitisch stabilen Kurs hal-
ten können. So hängt viel von der Entwicklung anderer Städte im südostasiatischen
Raum ab. Kommt es beispielsweise durch den Ausbau des Flughafens in Kuala
Lumpur zur Bildung ernsthafter Konkurrenten im Bereich des Luftverkehrs, oder kann
Singapur seine Ausnahmestellung in der Region beibehalten? Wegen der Viel-
schichtigkeit der Wirtschaftskrise, der sich die Planer durchaus bewusst sind, wurden
für die Stärkung und Entwicklung der Tourismusbranche bereits einige bi- und multi-
laterale Abkommen auf Regierungsebene zwischen den Staaten geschlossen. Es
bleibt also abzuwarten, wie sich die Entwicklung in den nächsten Jahren verhält, w o-
bei Singapur auf dem richtigen Weg zu sein scheint, die gesteckten Ziele zu errei-
chen und auch in Zukunft als Drehkreuz in der Region Südostasien fungieren kann.
Wichtig im Laufe dieser Entwicklung ist ein Abrücken von der starken Abhängigkeit
zu den asiatischen Staaten, d.h. Singapur muss sich der Welt weiter öffnen, um va-
riabler auf globale Krisen besser reagieren zu können (Beispiel: Asienkrise und deren
Folgen).
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
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Es hängt also viel bei der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung Singapurs von der
Entwicklung des Tourismussektors ab, über den nicht nur die regionale, sondern
auch die weltweite Stellung des Stadtstaates gestärkt und ausgebaut werden soll.
Malaysia ist weiterhin damit beschäftigt, die Folgen der Asienkrise zu überwinden.
Das TBM plädiert dafür, dass die wichtigste Aufgabe der Politik darin besteht, „das
Tourismuswachstum aufrecht zu erhalten, um das volle Potenzial der Beschäfti-
gungsmöglichkeiten und die positiven Effekte auf das nationale, regionale und lokale
Einkommen auszuschöpfen“ (The National, 2002). Eine weitere Aufgabe der Politik
besteht darin, ein stabiles Umfeld zu schaffen, ohne das eine nachhaltige Entwick-
lung der (Tourismus-) Industrie nicht möglich sein wird. Oberstes Ziel dafür sollte die
Schaffung von Arbeitsplätzen, die Integration aller ethnischen Gruppen, sowie die
Einbindung städtischer wie ländlicher Regionen sein. Es müssen die zu fördernden
Regionen identifiziert und deren entsprechende Betreuung abgestimmt werden, da-
mit keine Fehlallokationen gemacht werden. Außerdem darf der Staat nicht neben
der Entwicklung des Tourismussektors die Entwicklung anderer Sektoren und Wirt-
schaftszweige vernachlässigen, denn sonst kommt es zu zu starken intranationalen
Divergenzen (vgl. OECD, 2001). Nach Einschätzung des TBM (2003) wird die Tou-
rismusindustrie auch in den Jahren 2001-2005 eine der wichtigsten Rollen für die
Gesamtwirtschaftliche Lage Malaysias spielen. Die Folgen der Asienkrise könnten
sein, dass es deutlich weniger Touristen aus den von der Krise betroffenen Ländern
kommen werden, als Resultat der Wertminderung entsprechender Währungen.
Um die Attraktivität des Landes weiter zu erhöhen, darf auch die ständige Weiterent-
wicklung der Verkehrsinfrastruktur nicht vernachlässigt werden, da es sonst unter
Umständen dazu kommen könnte, die 2020 über den internationalen Flughafen
Kuala Lumpur einreisenden zu erwartenden 60 Mio. Touristen nicht problemlos ins
Inland reisen könnten. Aber um all diese Entwicklungen beschreiten zu können gilt
weiterhin, dass die Schaffung politischer Sicherheit an oberster Stelle steht, denn
ohne die wird eine Fortsetzung des rasanten Wachstums der malaysischen (Touris-
mus-) Wirtschaft nicht möglich sein.
Fabian Perschke, Christian Nieße <Tourismus in Singapur und Malaysia>
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Literaturverzeichnis
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