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Tierschutz im Grünland 1. Die Mahd im Wandel der Zeit 2. Einzelne Mähverfahren und -maschinen im Vergleich 3. Die Veränderung der Grünlandbewirtschaftung 4. Ist eine vorbeugende Kitzrettung überhaupt erforderlich? 5. Hilft die richtige Mähtechnik gegen den Mähtod? 6. Die Abstimmung der Mähtermine ist unentbehrlich! 7. Wildrettung ist angewandter Tierschutz! 8. Suchen oder Scheuchen – was ist am zweckmäßigsten? 9. Kitzsuche – welches Vorgehen ist am aussichtsreichsten? 10. Wildscheuchen – welche Scheuche ist am erfolgreichsten? Pumm, Gerhard 15. Jul 2016 Seite 1 von 11

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Tierschutz im Grünland

1. Die Mahd im Wandel der Zeit

2. Einzelne Mähverfahren und -maschinen im Vergleich

3. Die Veränderung der Grünlandbewirtschaftung

4. Ist eine vorbeugende Kitzrettung überhaupt erforderlich?

5. Hilft die richtige Mähtechnik gegen den Mähtod?

6. Die Abstimmung der Mähtermine ist unentbehrlich!

7. Wildrettung ist angewandter Tierschutz!

8. Suchen oder Scheuchen – was ist am zweckmäßigsten?

9. Kitzsuche – welches Vorgehen ist am aussichtsreichsten?

10. Wildscheuchen – welche Scheuche ist am erfolgreichsten?

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1. Die Mahd im Wandel der Zeit

Der Begriff Mahd entstand so um das Jahr1300. Unter Mähen versteht man das Ab-schneiden von Gras oder Getreide. Dazuwurde ursprünglich eine Sichel oder eineSense verwendet und war folglich mit sehrviel Handarbeit verbunden. Auch zu Zeitender Sense gab es bereits einen, heute inEuropa nahezu ausgestorbenen, Beruf desErntehelfers. Der Schnitter (Mäher) war einsaisonaler Wanderarbeiter, der im Sommervon Bauer zu Bauer zog und dabei seineDienste anbot. Dabei kamen ihm sicherlichdie zeitlich unterschiedlichen Reifen derGetreidesorten und -felder zugute. Inunseren Breitengraden hat dieser Berufheute keine Bedeutung mehr.

Eine Vielzahl technischer Erfindungenbewirkte eine enorme Arbeitserleichterung.So wurde von Cyrus McCormick bereits1834 eine Getreidemähmaschine zumPatent angemeldet. Der so genannte„Virginia-Reaper“ war bereits mit Fingernund einem Sägemesser ausgestattet.Durch eine Weiterentwicklung des„Sägemessers“ zu Dreiecksklingen wurdeeinige Jahre später das Mähen desfeineren Grases möglich. Die erste„Grasmähmaschine“ wurde 1851 in Londonvorgestellt. Da diese Maschinen imVerhältnis zur menschlichen Arbeitskraftrelativ teuer waren, konnten sie sich inEuropa zunächst nicht durchsetzen.

Erst durch die Abwanderung der„Tagelöhner“ in die Industrie stieg dieNachfrage nach Mähmaschinen. Diesewurden lange Zeit von Arbeitstierengezogen, der Antrieb des Mähwerkserfolgte durch die Räder über den Boden.

Allerdings konnten diese Maschinen nurmit erheblichem Kraftaufwand bewegtwerden. Dazu waren zwei Pferde oderZugochsen notwendig. Für kleinereBauern, die lediglich „Arbeitskühe“besaßen, blieb eine solche Maschinelediglich ein Wunschtraum.

Erst durch die Entwicklung von Benzin-motoren wurde die Modifizierung der Mäh-maschine möglich. Jetzt übernahm einMotor den Antrieb und machte den Einsatzvon Pferden überflüssig. So produzierteschon 1916 die Schweitzer Firma AEBI diePferdezug- und Automobilmähmaschine"Helvetia".

Bereits 1906 entwickelte Henry Ford einenKleinschlepper aus dem 1917 einSchlepper hervorging, der seither die nochheutigen Grundsätze wie Blockkonstruktionund geringes Gewicht in sich vereinte.

Ein paar Jahre später wurden dieTraktoren vieler Hersteller mitNebenabtrieben wie Zapfwelle, Riemen-scheibe oder Mähwerkkurbel ausgestattet.Das ermöglichte den Einsatz von An-baumähbalken.

Die Mähbalken waren in der Regel sehrstöranfällig. Gemäht wurde nur mit geringerGeschwindigkeit, liegendes oder nassesGras führte meist zu einem „Verzwicken“der Messer.

Mit der Entwicklung der Kreiselmähwerke(ab 1963) und der Leistungssteigerung derTraktoren ging die Bedeutung derMähbalken deutlich zurück. Dennochhaben die Balkenmähwerke auch heutenoch ihre Berechtigung. Sie sind in einigenBereichen nicht wegzudenken.

Der Einsatz von modernenKreiselmähwerken ermöglicht ein zuverläs-siges Mähen mit hohen Geschwindigkeitenvon liegendem oder auch nassem Gras.Das ist möglich, da das Gras nicht mehrgeschnitten, sondern ähnlich wie bei einenRasenmäher lediglich „abgeschlagen“ wird.Auch kleinere Hindernisse in den Wiesen,wie z.B. Maulwurfshügel, können vondiesen Maschinen problemlos gemeistertwerden.

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2. Einzelne Mähverfahren und -maschinen im Vergleich

Die Entwicklung der Mähmaschinenbrachte nicht nur eine Arbeitserleichterungsondern auch eine enorme Effizienzstei-gerung.

So konnte bereits ein Traktor mit einemBalkenmähwerk dieselbe Arbeit verrichten,die zuvor von zehn Mähern erledigt werdenmusste.

Mähbreite Mähleistung Mäher mit Sense ~ 2 m ~ 0,1 ha/h Traktor mit Balkenmähwerk 2 - 3 m 1 - 1,5 ha/h Traktor mit Front- u. Seitenmähwerk 4 - 6 m 6 - 9 ha/h Traktor mit CLAAS DISCO 1100 C /RC 9,4 - 10,7 m 14 - 16 ha/h Mähaufbereiter KRONE BiG M 500 13,2 m ~ 20 ha/h CLAAS COUGAR 1400 14 m ~ 22 ha/h

m = Meter – ha/h = Hektar pro Stunde

Der eigentliche Durchbruch in Bezug aufMähleistung und Zuverlässigkeit gelangerst durch die Entwicklung desKreiselmähers. Durch die Kombination mitimmer stärkeren Traktoren sowie derEntwicklung von Großmähmaschinenkonnte man die Mähleistung in den letztenvierzig Jahren mehr als verzwanzigfachen.

Während der Mäher mit seiner SenseSchritt für Schritt seine Arbeit durchführteund dabei ungefähr 500 Meter pro Stundezurücklegte, können die modernenMähmaschinen mit über 20 km/h zuverläs-sig Ihre Arbeit verrichten.

Mähgeschwindigkeit Flächenleistung Mäher mit Sense ~ 0,14 m/s ~ 0,3 m2/s Traktor mit Balkenmähwerk 1,4 m/s 2 - 4,5 m2/s Traktor mit Front- u. Seitenmähwerk 4,2 m/s 16 - 25 m2/s Traktor mit CLAAS DISCO 1100 C /RC 5,6 m/s 39 - 45 m2/s Mähaufbereiter KRONE BiG M 500 5,6 m/s 56 m2/s CLAAS COUGAR 1400 5,8 m/s 61 m2/s

m/s = Meter pro Sekunde – m2/s = Quadratmeter pro Sekunde

Eine durchschnittliche 4½ ZimmerWohnung in Deutschland verfügt über ca.120 Quadratmeter Wohnfläche. Um dieseFläche zu mähen benötigte ein Traktor miteinem Balkenmäher eine Minute.

Ein Hochleistungs-Mähaufbereiter oderFutterernter wie sie von den einzelnenHerstellern genannt werden schafft dies inlediglich 2 - 3 Sekunden.

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3. Die Veränderung der Grünlandbewirtschaftung

In den 1960er-Jahren kam das Vieh inden Monaten März / April auf die Weide.Nur wenige Wiesen wurden im Mai gemähtund das Gras in Hochsilos eingebracht.Meistens erfolgte im Frühsommer dieHeumahd und im Hoch- / Spätsommer derSchnitt des Grummets. Nach dem drittenSchnitt kam dann das Vieh noch zum„Nachweiden“ auf die Wiesen. Oftmalswurde einer der letzten Schnitte zumNachsilieren verwendet, da sich dieHochsilos bis dahin entsprechend „gesetzt“hatten.

Die Wiesen und Weiden wurdenentsprechend den Standortgegebenheitenbewirtschaftet. So wurden auch nochnährstoffarme, sandige oder feuchte Bödenausgiebig für die Milchwirtschaft genutzt.Die Grünfuttersilage spielte in dieser Zeitnoch eine untergeordnete Rolle und wurdegrößtenteils nur in den Wintermonatenzugefüttert.

Im Jahre 1960 versorgte ein landwirt-schaftlicher Betrieb in Bayern 28 Personenmit Nahrungsmitteln. Bis zum Jahr 2003war diese Personenzahl bereits auf 120 an-gewachsen. Die Fleischproduktion indiesem Zeitraum ist um 50% gestiegen unddie Milchleistungen der Kühe hatte sichnahezu verdoppelt.

Die niedrig leistenden Kühe in den1960er-Jahren hatten geringe Anforderun-gen an die Grundfuttergüte. Jedoch stiegmit der zunehmenden Milchleistung auchder Anspruch an die Futterqualität. DieserAnspruch erforderte ein hochwertigesGrünfutter, mit hoher Energiedichte, bei op-timalen Schnittzeitpunkten und Nutzungs-frequenz des Grünlandes.

In der Milchwirtschaft und den Rinder-mastbetrieben ist mittlerweile die Gras-silage mit einem Anteil von ca.40% dieHauptfuttergrundlage. Das Silieren erfolgtinzwischen überwiegend in Fahrsilos oderin dicht gepressten, mit Folie gewickeltenBallen.

Für eine hohe Futterqualität muss derSchnittzeitpunkt in das günstigste Reifesta-dium des Grünlandes gelegt werden.Dieser liegt kurz vor dem Ähren- / Rispen-schieben der Hauptbestandsbildner. DieWuchshöhe beträgt dann in etwa zwischen25 und 40 cm.

Entscheidend für eine gute Silagequalitätist auch der Zuckergehalt des Silagegutes.Nur wenn dieser im Schnittgut ausreichendhoch ist, verläuft der Gärprozess ideal. DerZuckergehalt in den Gräsern ist morgensgeringer als abends. Dies liegt daran, dassdie Pflanzen nachts Zucker für ihr Wachs-tum verbrauchen und diesen erst wiederbei Tageslicht (Photosynthese) nachprodu-zieren. Daher ist ein Schnittzeitpunkt gegenMittag, oder am frühen Nachmittag, für dieSilageproduktion als ideal anzusehen.

Die Hauptsetzzeit unseres Rehwildes fälltin die Monate Mai / Juni. Während vor eini-gen Jahrzehnten die erste Mahd überwie-gend im Frühsommer (Mitte Juni - MitteJuli) stattfand, werden heutzutage die Wie-sen in der Setzzeit der Rehe zweimalgemäht.

Das bedeutet unweigerlich: Durch dieVeränderung von Ernteverfahren undGrünlandbewirtschaftung, muss derWildrettung mittlerweile eine wesentlichhöhere Bedeutung beigemessen werdenals das noch vor einigen Jahren der Fallwar!

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4. Ist eine vorbeugende Kitzrettung überhaupt erforderlich?

Eine moderne Mähmaschine – egal obTraktor mit Mähwerken oder ein Mähaufbe-reiter – arbeitet heute mit einer Mähge-schwindigkeit von 4,2 m/s – 5,8 m/s. DasGesamtgewicht dieser Maschinen kann biszu 18,5 Tonnen betragen.

Um dieses Fahrzeug während der Futter-ernte sicher zum Stehen zu bringen ist einAnhalteweg (Reaktionsweg + Bremsweg)von mindestens 15 Metern nötig.

Ein Rehkitz in einer Wiese mit hohemGras zu entdecken ist, wie Bild 1 deutlichzeigt, selbst vom erhöhten Führerstandeiner Mähmaschine aus sehr schwierig.Eine Halmhöhe mit über 40 cm, was beider ersten Mahd im Mai nicht besondersungewöhnlich ist, verbirgt das Kitz nahezuvollständig.

Nur unter idealen Bedingungen ist über-haupt eine Entdeckung vom Führerhausaus möglich. Aber selbst dann ist das Reh-kitz nur ca. 7 Meter vom Fahrzeugführerentfernt. Unter Abzug aller Vorbauten – wiez.B. ein Frontmähwerk – verbleiben demFahrzeugführer maximal 3 Meter um re-agieren und anhalten zu können.

Ein Hochleistungs-Mähaufbereiter oderFutterernter (Bild 2) verfügt über Front- so-wie linke und rechte Seitenmähwerke. EinTraktor (Bild 3) wird zur Mahd üblicherwei-se mit einem Front- und einem, meistrechts angebrachten Seitenmähwerk ein-gesetzt.

Selbst wenn das Kitz vom Fahrer wahrge-nommen wird, muss das Fahrzeug nochbis zum Stillstand abgebremst werden. Bisder Fahrzeugführer die Bremse betätigenkann (ca. 1 Sekunde), durchfährt er den so

genannten Reaktionsweg (hellroter Be-reich), der immerhin 4 – 5 Meter lang ist.Bis dann die Maschine letztendlich steht,werden nochmals mindestens 10 Meter(dunkelroter Bereich) zurückgelegt.

Keine Überlebenschance haben alle Tie-re die sich vor den Kreiselmähwerken be-finden. Wie die Bilder eindeutig zeigen kön-nen, auch wenn ein Rehkitz oder Hasevom Fahrer wahrgenommen wird, wederein Hochleistungs-Mähaufbereiter noch einTraktor rechtzeitig angehalten werden.

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5. Hilft die richtige Mähtechnik gegen den Mähtod?

Von innen nach außen mähen, lautet einehäufige Empfehlung die man auf die Fragenach einer geeigneten Wildrettungsmetho-de erhält. Dazu sollte der Landwirt sofort indas Innere der Parzelle fahren und dann

spiralförmig nach außen mähen. Warumdiese Mähmethode Vorteile bringen sollwird klar, wenn man sich mit demVerhalten des Wildes beschäftigt.

Alle Wildarten die üblicherweise in derDeckung leben, werden es auch im Falleeiner Flucht vermeiden, über eine offeneFläche laufen zu müssen. Bei derherkömmlichen Mähmethode – von außennach innen – wird jedoch eine solcheFläche geschaffen. Das führt unweigerlichdazu, dass sich das Wild instinktiv immermehr zur inneren, verbleibenden Flächeder Wiese zurückziehen wird.

Jedoch ist diese Methode nur nochbedingt verlässlich, da die Mähgeschwin-digkeiten sowie die Flächenleistungen derMähmaschinen ständig zunehmen. Sostampfte zur Zeit des Balkenmähers derTraktor mit 5 km/h durch die Wiese. Dabeimähte man einen Streifen mit ca. 2 Metern.Heute donnern Hochleistungsmähma-schinen mit mehr als 20 km/h durchsGelände und hinterlassen eine bis zu 14Meter breite Mahd. Selbst ausgewachse-nen Rehe können vor diesen Ungetümennicht mehr rechtzeitig flüchten.

Keinerlei Wirkung hat diese Methode beijüngeren Rehkitzen, da diese erst im Alter

von 2-4 Wochen selbst in der Lage sind,vor ihren „Feinden“ selbstständig zuflüchten.

Lohnmäher mit ihren Maschinen werdennach der gemähten Fläche vergütet. Hierspielt der Zeitfaktor die entscheidendeRolle. Für Ethik bleibt dabei wenig Zeit. Sowird der Unternehmer die Fläche sicherlichso bewirtschaften, dass er diese in mög-lichst kurzer Zeit abmähen kann.

Diese Mähtechnik stammt aus der Zeit derBalkenmähwerke und hatte auch noch inden Anfängen der Kreiselmähtechnik einegewisse Daseinsberechtigung. Heute hin-gegen ist sie aufgrund der hohen Flächen-leistungen der Mähwerke nicht mehr zeit-gemäß. Wer immer noch auf dieseMethode schwört, verschließt die Augenvor der Realität.

Das bedeutet unweigerlich: Man mussbereits im Vorfeld dafür sorgen, dasssich möglichst keine Wildtiere mehr inden zu mähenden Flächen befinden!

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6. Die Abstimmung der Mähtermine ist unentbehrlich!

Wiesen dienen vielen Wildarten als Kin-derstube. Rehe, Hasen und in der Wiesebrütende Vögel nutzen das Gras als Schutzund Deckung für ihre Jungtiere. Dies machtsie natürlich auch für die Landwirte nahezuunsichtbar.

Im Frühjahr wenn die Vegetationfortschreitet, sollten Landwirte und Jägerschon einmal daran denken, Maßnahmenzu ergreifen, um gerade die Jungtiere beider bevorstehenden Mahd zu schützen.

Wenn möglich, sollte der erste Schnitt diein der Wiese vorkommenden Wildarten be-rücksichtigen. Bei einem hohen Vorkom-men von Wiesenbrütern ist es günstig, denersten Schnitt auf Mitte Juli zu legen, da bisdahin die Hauptbrutzeiten dieser Vögel be-endet sind.

In Bereichen mit geringen Wiesenbrüter-vorkommen, ist es förderlich, den erstenSchnitt vor dem 10. Mai durchzuführen.Dies hilft Mähverluste beim Rehwild zu ver-meiden, da vor diesen Termin nur wenigeKitze gesetzt werden.

Normalerweise sollte es heutzutage üblichsein, dass die Landwirte den Revierinhaberinformieren, bevor sie mit dem Mähen be-ginnen. Trotzdem ist es leider nicht immerso. Doch ohne eine vorherige Absprachemit den Landwirten während der Mahd istweder eine Kitzsuche noch ein gezieltesBeunruhigen des Wildes möglich.

Einige Uneinsichtige die glauben,umsichtiges Mähen sei genug, wird esnoch länger geben. Hier ist die beharrlicheInitiative der Revierinhaber und Jägergefragt. Sie müssen immer wieder aufdiesen Personenkreis einwirken. DieseMenschen müssen mit Argumenten undnicht mit drohenden Worten überzeugtwerden.

Hilfreich sind hier die Hinweise auf einunverdorbenes Futter für das Milchviehsowie die Vermeidung von Krankheiten wieBotulismus. Falsch ist es sicherlich mitGerichtsurteilen und zu erwartendenGeldstrafen zu argumentieren. DieseAussagen würden die Fronten nur unnötigverhärten.

Nur eine enge Zusammenarbeit zwischenden Landwirten, Jägern und anderenfreiwilligen Helfern macht eine effektiveWildrettung möglich. Je eher die Mäh-termine allen Beteiligten bekannt sind,umso größer ist die Wahrscheinlichkeit dieMähverluste so gering wie möglich zuhalten und einen wichtigen Beitrag zumTierschutz zu leisten.

Vielfach bewährt hat es sich, wennLandwirte, Jäger und alle anderenfreiwilligen Helfer gemeinsam Mähtermineund Wildrettungsaktionen koordinieren.Dabei muss aber jedem bewusst sein, dasssich diese Termine nicht wochenlang imvoraus planen lassen - da die Wetterlageeinen hohen Unsicherheitsfaktor beinhaltet.

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7. Wildrettung ist angewandter Tierschutz!

Sobald die Landwirte im Frühjahr ihre Wie-sen mähen, beginnt für die Wildtiere, einegefährliche Zeit. Während der Mahd ster-ben nach Schätzungen der DeutschenWildtierstiftung zur Folge allein in Deutsch-land über 500.000 Tiere. Darunter befindensich allein 100.000 Rehkitze.

Die Rehgeiß / Ricke setzt ihre, meist zweiKitze ins hohe Gras und sucht diese wäh-rend den ersten Lebenstagen nur kurz zumSäugen und Säubern auf. Dies findet inden ersten Lebenstagen durchschnittlichalle zwei Stunden statt. In Abwesenheit derRehgeiß / Ricke drücken sich die Rehkitzeauf den Boden und sind, dank ihres ge-fleckten Fells und durch den fehlenden Ei-gengeruch, gegen natürliche Feinde sehrgut geschützt.

Zwar beginnen die neugeborenen Reh-kitze bereits 20 Minuten nach der Geburtmit ihren ersten Gehversuchen, jedochkönnen sie erst nach etwa zwei Tagen

richtig laufen. Erst im Alter von ungefährdrei Tagen beginnen die Rehkitze damit,ihrer Mutter über weitere Distanzen zufolgen.

Diese Eigenschaften werden denRehkitzen während der Mahd zumtödlichen Verhängnis. Erst im Alter vonzwei bis vier Wochen sind die Rehkitzeselbstständig in der Lage vor ihren„Feinden“ zu flüchten. Daher werden sie zuoft durch die Messer der Mähmaschinengetötet oder schwer verletzt, da die Tiereim hohen Gras nicht oder zu spät erkanntwerden.

Die Tiere vor dem Mähtod zu bewahren istangewandter Tierschutz. Dabei schwörtjeder auf eine andere Vorgehensweise.Doch welche Methode dazu geeignet ist, isthäufig umstritten. Jedoch haben dieeinzelnen Methoden eines gemeinsam –jede für sich ist besser als gar nichts zuunternehmen.

8. Suchen oder Scheuchen – was ist am zweckmäßigsten?

Diese Frage kann nicht pauschalbeantwortet werden. Alle nachfolgendaufgezeigten Methoden haben ihre Stärkenund Schwächen. Ihr Einsatz ist nicht nurGelände- und Bewuchsabhängig, sonderndie Reizschwelle des Wildes hat aucheinen entscheidenden Einfluss auf denErfolg.

Generell kann man davon ausgehen, dassinsbesondere der Zeitpunkt derbevorstehenden Mahd die Maßnahmebestimmt. So kann es durchaus auchsinnvoll sein, mehrere Methoden zukombinieren.

Ein Absuchen der Wiesen, einen odermehrere Tage vor der Mahd – auch mit ei-nem Hund, hat meistens keinen nachhalti-gen Erfolg. Da in unserer Zivilisation stän-dig und beinahe überall Beunruhigungendurch Menschen – auch zusammen mitihren Hunden allgegenwärtig sind.

Das Aufstellen von Wildscheuchen ist nurdann sinnvoll, wenn dies mindestens einenTag vor der Mahd erfolgen kann. DerEinsatz am Tag der Mahd führt keinesfallszum gewünschten Erfolg, da eine kurzeAufstellungszeit einer Rehgeiß nicht aus-reicht, ihr Kitz aus der Wiese zu führen.

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9. Kitzsuche – welches Vorgehen ist am aussichtsreichsten?

Das klassische Vorgehen ist dasAbgehen der Wiesen. Da dies möglichstzeitnah zum Mahdbeginn erfolgen muss, istdazu ein erheblicher Personeneinsatznotwendig. Der Einsatz eines geeignetenHundes kann dabei sehr hilfreich sein.Jedoch findet ein Hund auch nicht alleRehkitze da diese, als höchstmöglichenSchutz vor ihren Fressfeinden, in denersten Tagen völlig geruchlos sind.

Frühmorgens liegt noch der Tau auf denWiesen. Daran sollte man bei der Auswahlder Kleidung denken. Gerade dasSchuhwerk und die Hosen solltenmöglichst wasserdicht sein. Aber nicht nurRehkitze sind in den Wiesen zu findensondern auch Zecken. Die Zeckenübertragen Krankheiten wie Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oderBorreliose. Um einen Zeckenbiss zuvermeiden ist es sinnvoll, die Hosenbeinefest zu verschießen und entsprechendeAntizeckenmittel auf die Haut aufzutragen.

Die Abstände zwischen den suchendenPersonen darf, je nach Bewuchsdichte,nicht mehr als ein bis drei Metern betragen.Als sehr effektiv haben sich mitgeführteStäbe zum Anheben von liegendem Graserwiesen. Gerade unter diesen sind sehrhäufig Rehkitze zu finden.

Zum Einfangen der Kitze ist der Einsatzeines Käschers sehr hilfreich. Bereitswenige Tage alte Rehkitze flüchten vorihren vermeidlichen Rettern. Die Fluchtführt oftmals wieder in die bereitsabgesuchte Fläche zurück. Mit demKäscher können die Kitze gefangenwerden, ohne die Kitze zu verletzen odermit den bloßen Händen zu berühren.

Bevor man die Kitze „aufnimmt“ sollteman sich zunächst die Hände mitausgerissenem Gras gut abreiben. DieRehkitze selbst müssen auf jedem Fall miteinem großen Grasbüschel aufgehobenund getragen werden. Wichtig ist esebenfalls, die Kitze während der Mahdsicher zu verwahren. Ansonsten bestehtdie Gefahr, dass sie wieder an den Platzzurücklaufen, an dem sie von derRehgeiß / Ricke abgelegt wurden.

Zum Verwahren der Kitze eignen sichstabile Behälter aus Pappe, Holz oderKunststoff. Unbedingt ist darauf zu achten,dass die darin verwahrten Rehkitzegenügend Luft bekommen. Das Behältnismuss im Schatten abgestellt werden. Dabeiist darauf zu achten, dass die Abschattungfür den gesamten Zeitraum derVerwahrung gegeben ist. Eine direkteSonneneinstrahlung auf den Behälter kannzum Tod des Rehkitzes führen. Nach derMahd werden die Kitze einfach wieder anOrt und Stelle freigelassen.

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Elektronische Suchgeräte arbeiten mitWärmebildkameras, Pyro- oder Infrarotsen-soren. Sie können die abgegebene Wär-mestrahlung eines Körpers bzw. Tempera-turveränderungen detektieren. Die Geräteunterscheiden sich dabei im wesentlichenin ihrer Handhabung.

Das handgeführte Gerät wird halbkreisför-mig hin- und hergeschwenkt. Leuchtdiodenzeigen in einem Anzeigedisplay die Wär-mequelle (z.B. Rehkitz) an. Bei einer Or-tung geht man dann - durch das Gerät ge-führt - auf das Objekt zu. Um bei der Kitz-suche nicht kreuz und quer durch dieWiese laufen zu müssen, sollte man diesein Bahnen abgehen.

Der tragbare Wildretter besitzt zehnSensoreinheiten, die auf einem Teleskop-Tragegestell verteilt sind. Die gesamte Wir-kungsbreite beträgt dabei ca. 6 Meter.Auch hier wird die Fläche in Bahnen abge-gangen. Dabei wird man durch einen„Spurassistenten“ unterstützt. Erfolgt eineOrtung, wird diese nach Sensoreinheit ge-trennt, in einem Display angezeigt.

Der fliegende Wildretter ist eine fernge-steuerte Flugdrohne. Der V-förmige Okto-kopter trägt dabei eine Wärmebild- undFarbkamera mit dazugehöriger Steuerelek-tronik. Im Einsatz werden vollautomatisier-bare Flugrouten mit hoher Flächenleistunggeflogen. Bei einfachen Umgebungsbedin-gungen kann diese bis zu 7 ha / 15 min be-tragen. Jedoch ist in der Praxis von einerdurchschnittlichen Flächenleistung von ca.3 – 4 ha / 15 min auszugehen. Die Datenwerden anschließend ausgewertet und diePositionen der Fundstellen bestimmt. Diesewerden dann mit Hilfe eines GPS-Empfängers aufgesucht.

An ihre Grenzen stoßen diese Geräte al-lerdings bei Sonnenschein. Da durch dieSonneneinstrahlung auch die Umgebungaufgeheizt wird, ist bereits vormittags diezuverlässige Erkennung der Kitze aufgrundder geringen Temperaturunterschiedezwischen den Objekten, nicht mehrzuverlässig möglich. So werden auchKahlstellen in der Wiese, großblättrigePflanzen oder verdorrtes Gras alsvermeintlicher Fund interpretiert.

Auch wenn die beiden hochwertigerenGeräte, dank ausgeklügelten Algorithmenin den Computerprogrammen die Treffer-

quote deutlich erhöhen, steigen die Fehl-alarme im Tagesverlauf überproportionalan. Leider bleiben dadurch auch viele Kitzeunentdeckt.

Ein großes Problem stellt die technischbedingte, große Zeitspanne zwischen Auf-finden der Rehkitze und der Mahd dar. Soist es durchaus möglich, dass ein Kitz be-reits in den frühen Morgenstunden gefun-den wurde, der Landwirt die Wiese abererst am späten Nachmittag mäht. Dieskann in der Praxis durchaus acht Stundenund mehr betragen.

Ein Verwahren der Rehkitze scheidet hierdefinitiv aus, da gerade sehr junge Kitzevon der Rehgeiß / Ricke alle zwei Stundenzum Säugen und Säubern aufgesuchtwerden.

Ein Vier-Stufen-Konzept soll beim fliegen-den Wildretter Abhilfe schaffen. Die Reh-kitze sollen nach dem Auffinden zunächstnur mit einem RFID-Sender markiertwerden. Erst kurz vor der Mahd erfolgt einerneutes Auffinden der Kitze mit einemtragbaren oder Maschinen-getragenenSuchgerät sowie deren Verwahrung ineinen geeigneten Behältnis.

Eine große Frage ist noch die Tierschutz-rechtliche Situation sowie die des Umwelt-schutzes. Dürfen die RFID-Sender dauer-haft z.B. in Form einer Ohrmarke verwen-det oder vielleicht nur auf das „Fell“ desTieres festgeklebt werden? Was passiertmit den ausgedienten Sendern?

Die RFID-Sender dürfen keinesfalls alsElektroschrott im Tierfutter oder der Naturenden. Dieses zu gewährleisten ist äußerstschwierig, da Ohrmarken aus- und aufge-klebte Sender abreißen können. So ist sehrwahrscheinlich, dass einzelne Tiereund/oder deren Sender überhaupt nichtmehr aufgefunden werden können.

Ungeklärt ist bei dieser Methode derZeitraum zwischen dem Absuchen derFläche und dem eigentlichen Mähzeitpunkt.Sollte dies nicht unmittelbar vor der Mahdstattgefunden haben, besteht die Möglich-keit, dass Rehgeißen zum „Setzen“ ein-wechseln oder ihre Kitze in diese Flächeführen. In diesem Fall wäre es unerlässlich,die Flächen mit geeigneten, tagaktivenWildscheuchen zu versehen. Nur so ist einSchutz bis zur Mahd gewährleistet.

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10. Wildscheuchen – welche Scheuche ist am erfolgreichsten?

Maschinengebundene mechanischeWildretter zeigten alle nicht dengewünschter Erfolg. Viele Jahre wurden dieunterschiedlichsten Apparaturen zum An-bau an Kreiselmähwerken getestet. Egalob Ketten, Kunststoff- oder Metallrechen -bei der Kitzrettung waren diese nahezu wir-kungslos. Oftmals wurden die Tiere durchdiese Vorrichtungen ernsthaft verletzt. Beiden heutigen Mähbreiten finden dieseGeräte glücklicherweise keine Anwendungmehr.

Maschinengebundene akustische Wild-retter werden an den Mähwerken montiertund sollen die zu mähende Fläche vor-eilend beschallen und so die Rehkitze zumflüchten bewegen. In der Praxis lassen sichdadurch allerdings keine Kitze retten dienoch nicht über ihren natürlichenFluchtinstinkt – der erst im Alter von zweibis vier Wochen einsetzt – verfügen. DieGeräte erzeugen lediglich in der Fahrzeug-kabine ein unangenehmes Geräusch, sindaber zur Kitzrettung nahezu unbrauchbar.

Blinklampen gibt es in unterschiedlichenFormen und Größen. Sie dienen normaler-weise zur Absicherung von Bau- undGefahrenstellen. Der Reflektor dieserLampen ist meist gelb oder orange ein-gefärbt. Diese Farben werden vom Rehwildnicht als Störfaktor empfunden, da es einanderes Farbempfinden als der Menschhat. Unser Rehwild empfindet vor allenBlautöne als Signalfarben. Rottöne hin-gegen werden lediglich grünlich-grau wahr-genommen. Diese Methode kann in ab-gelegenen, ruhigen Revierteilen durchausWirkung zeigen. In Zivilisations- oderStraßennähe ist unser Wild an diese Licht-reize gewöhnt. Hier wird durch das allei-nige Ausbringen dieser Leuchten keines-wegs genug getan.

Plastiksäcke auf Stangen rascheln bereitsbei leichtem Wind. Aluminiumstreifen oderRettungsdecken reflektieren zusätzlichnoch einfallendes Licht. Dies ist gerade inder nähe von Straßen ein zusätzlicher Stör-faktor. Jedoch ist die Intensität der Beunru-higung im Wesentlichen von den Windver-hältnissen und dem Tageslicht abhängig.Schlaff an den Stangen herabhängendeSäcke werden vom Rehwild als wenig stö-rend empfunden, daher ist der Erfolg

schwer kalkulierbar. In einer windstillenNacht zeigen sie keinerlei Wirkung.

Mit Duftstoffen getränkte Filzdepots täu-schen den Rehgeißen natürliche Feindevor. Zusätzliche Aluminiumstreifen raschelnim Wind und führen so zu einer weiterenBeunruhigung. Beim Aufstellen der Scheu-chen muss darauf geachtet werden, dassdiese nicht zu nahe an den Deckungs-flächen (z.B. Waldrand) stehen. Hier würdeman eine künstliche Barriere schaffen, diedas gewünschte Einwechseln in diese Ge-biete hemmen würde. Kurzfristig vor derMahd aufgestellte Scheuchen bergenaußerdem die große Gefahr, dass sich dieRehgeißen / Ricken über einen längerenZeitraum nicht in die Nähe des „Feindes“und somit ihrer Kitze wagen.

Elektronische Wildscheuchen arbeitenmit Licht- und Tonsignalen. Diese sprechenden Gehör- und Gesichtssinn des Reh-wildes an. Durch Dauer- und Intervalltöneziehen diese Geräte zunächst die Aufmerk-samkeit der Rehgeiß auf sich. Ein speziellauf das Farbempfinden des Wildes abge-stimmtes Blinklicht, löst dann den Flucht-reflex aus. Genügend lange Pausen zwi-schen den Vergrämungsperioden (Konti-nuitätsprinzip) geben der Rehgeiß / Rickegenügend Zeit, um wieder zurückzukehrenund ihre Kitze an einen anderen Ort zu füh-ren. Die gezielte Beunruhigung erfolgtkontinuierlich im Nacht- und Tagbetrieb, sokann sichergestellt werden, dass am Tagdas Wild nicht erneut in die zu mähendeFläche einwechselt. Dies ist gerade bei derSilageproduktion von entscheidender Be-deutung, da dabei die Mähzeitpunkte erstin den frühen Nachmittag fallen.

Wildscheuchen sollten am besten zweiTage vor der Mahd ausgebracht werden,da die Rehkitze erst im Alter von ca. 2Tagen ihrer Mutter folgen können. Weiter-hin wird dadurch verhindert, dass Reh-geißen ihre Kitze in die zu mähende Fläche„setzen“.

Ideal ist es die betroffenen Flächen mit ge-eigneten elektronischen Wildscheuchen zubestücken und gleichzeitig die Randbe-reiche der Gebiete – in die das Wild kei-nesfalls einwechseln soll – mit einer „Duft-barriere“ zu versehen.

Pumm, Gerhard 15. Jul 2016 Seite 11 von 11