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DIE FILES DÜRFEN NUR FÜR DEN EIGENEN GEBRAUCH BENUTZT WERDEN. DAS COPYRIGHT LIEGT BEIM JEWEILIGEN AUTOR.

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Brit. Sozialanthropologie

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Britische Sozialanthropologie 1. KAPITEL 3 KRITERIEN ZUR DEFINITION: 1. Empirische Wissenschaft, die Daten im Feld sammelt =Feldforschung

vor allem Funktionalismus (z.B.Malinowski) rein spekulative Betrachtungsweise (z.B. Evolution) wird vermieden

2. Interkulturelle vergleichende Wissenschaft Generalisierender Anspruch anhand vergleichender Methode = komparative Betrachtungsweise; generelle Verhaltensweise herauskristallisiert. Nicht nur Beschreibung, Regelhaftigkeit in menschlichem Verhalten wird beobachtet, beschrieben, festgestellt und vor allem erklärt und interpretiert; Generalität wird definiert.

3. Sozialanthropologie ist eine Sozialwissenschaft, die heute mit Soziologie einhergeht. Grenze ziehen heute müssig!

UNTERSCHIEDE SOZIOLOGIE – SOZIALANTHROPOLOGIE

SOZIOLOGIE

SOCIALANTHROPOLOGY

GEGENSTAND: =Forschungsgebiet Empirische Untersuchung und Interpretation kollektiver Handlungs- und Denkstrukturen. Emp. Analysen des soz. Verhaltens. (R.Firth)

Moderne Industriegesellschaften der letzten 100J. Makrosoziale Ebene

„other cultures“, nicht technisiert Mikrosoziale Ebene

ERHEBUNGSTECHNIK = Untersuchungstechnik Methoden der empirischen Sozialforschung.

Standardisierte Befragung Quantifizierung Statistisch Flächenartig Datenerhebung

Teilnehmende Beobachtung Qualifizierung Typologisch Exemplarisch

GLEICH

DIESELBEN PROBLEME

WERDEN UNTERSUCHT!

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VERTRETER: Lucy Main: „Sozialanthropologie ist eine Unterdisziplin der Soziologie“ Radcliff Brown: „Sozialanthropologie ist komparative Soziologie“ Raymond Firth: „Sozialanthropologie ist Mikrosoziologie, jedoch mikro nur hinsichtlich der Untersuchung; die Optik bleibt makro, da kollektive Verhaltensweisen total untersucht werden. Die Gesamtheit wird betrachtet: ökonomische, religiöse, moralische, ästhetische,... Aspekte werden einbezogen = sehr komplex. Jede Handlung ist ein vielfältiges Totalphänomen. (Gegenteil: monokausale Optik = einzelne Ursache versucht Phänomen zu erklären)“ Beispiel: „Tausch“ hat ökonom., symbolische, soziale,...Aspekte. „Prozession“ religiöse, soziale, politische, Prestige,...Aspekte UNTERSUCHUNGSMITTEL: DIE MONOGRAPHIE Kleine Gruppen=Realitäten (z.B. Dorf, Strassengang, Farm,...) werden in allen Facetten untersucht. Kollektives Leben beobachten zwischen verschiedenen Lebenssphären. „Mikrokosmos (Dorf) genommen, um den Makrokosmos (Generelles) zu beleuchten.“ Mikrokosmos als Metapher de Gesamtgesellschaft. (Firth) Ablauf: 1. Beschreibung des Dorfes 2. Untersuchung verschiedener Lebenswelten: Schichtung, Religion, Politik, Freizeit 3. Interaktion der verschiedenen Lebensbereichen 4. Dorf in globaler Struktur (Staat, Aussenwelt) sehen

SOZIALANTHROPOLOGIE HEUTE 1. Soziologie und Sozialanthropologie sind sich entgegengekommen; echte

Unterscheidung heute unmöglich.

2. Urbane Anthropologie = städtische, moderne Strukturen werden heute untersucht keine Fixation mehr auf „other cultures“, die wegen zwei Veränderungen: MIGRATION (Globalisierung, Abtrennung unmöglich) DEKOLONISATION („Heile Welt seit den 60-er Jahren inexistent!)

3. Gewisse Beharrungstendenzen immer noch da.

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2. KAPITEL UNTERSCHEIDUNG KULTURANTHROPOLOGIE UND SOZIALANTHROPOLOGIE KULTURANTHROPOLOGIE (USA)

SOZIALANTHROPOLOGIE (GB)

Kultur als System von Elementen Prägt Individuum , Menschen

Gesellschaft als System interagierender Individuen, Sozialstrukturen Erzeugt Kultur als Produkt und Konstrukt des Menschen (Interaktionssystem)

Realität als reell betrachtet sehen kulturelle und gesellschaftliche Realität als Naturgegebenheit. Kritik an SA: Kultur als Gesamtheit durch Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse unmöglich! Wissenschaft analysiert Kultur als Realität (Reifizierung der Kultur, als ob sie ein Ding wäre)

Realität als konstruiert betrachtet Gesellschaft vom Mensch produziert. Nicht Realitäten beschreiben, sondern wissenschaftliche Konzeption = konzeptionalisierte Realität um Gegebenheiten zu interpretieren. z.B. „Rollen“ als Konstruktion um zu interpretieren. Kritik an KA: Kultur als naturgegeben unmöglich! Wissenschaft analysiert Kultur anhand konstruierter Begrifflichkeiten (Rolle, Macht, Herrschaft, Status, Position, Ungleichheit, soz.Ordnung,....)

Akzent auf Kultur (US-Anthropologen der 20/30-er Jahre: M. Mead; R. Benedict; R. Linton; R. Lowie)

Akzent auf Gesellschaft Vor allem an Interaktion zwischen den Menschen interessiert innerhalb eines gesellschaftlichen Kontext; weniger in der Kultur, die Individuen prägt.(Lucy Main)

Vertreter: Franz Boas „Kultur-und Persönlichkeitsschule“ als Gegenpol zu Sozialanthropologie gegründet. Forschung: Ist Persönlichkeit frei? Ist es das Individuum welches Kultur schafft oder prägt Kultur das Individuum? Antwort: Kultur prägt in grossem Masse das Individuum. Mensch ist ein Kulturwesen. = Kulturdeterministen

Vertreter: Roland Giertler „Sozialanthropologen verstehen soz. Beziehungen. Wertlegung auf Systeme, wo sich Beziehungen positionieren d.h. wo soz. Interaktionen stattfinden. Nicht das Individuum ist im Mittelpunkt, sondern institutionalisiertes und standardisiertes Handeln“ Gegenargument: Einseitige Sicht Mensch-Kultur. Interaktion zwischen den Individuen wird nicht berücksichtigt. Gesellschaft produziert Kultur.

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3. KAPITEL ENTSTEHUNG UND VORLÄUFER DER SOZIALANTHROPOLOGIE 2 Richtungen können in der sozial-wissenschaftlichen Reflexion als Vorläufer der Sozialanthropologie gesehen werden: 1. Die Anthropologie des 19.Jh. ist geprägt durch evolutionistisches Denken

Die Sozialanthropologie steht kritisch zum Evolutionismus.

2. Doktrin = Soziologie von Emile Durkheim Verhältnis zu Durkheim positiv. Eigentlicher Gründungsvater der Sozialanthropologie.

EVOLUTIONISMUS = Entwicklungslehre mit Ursprung in Naturwissenschaft Vertreter: • Lamarck

Abstammungslehre: Konstanz der Arten als falsch betrachtet. = gegen Schöpfungsgeschichte (Genesis): Noah rettet die Tiere, die sich reproduzieren ohne Veränderung. Evolutionismus stellt Theologie in Frage. Arten haben sich langsam in der Zeit verändert (noch unempirisch = nicht dem Experiment entnommen) 1. Evolutionstheorie: EVOLUTION DURCH SELEKTION Fortpflanzung bestimmter Gruppen von Organismen in bestimmten Milieu besser möglich. Arten, die sich an ökologische Umstände besser ANPASSEN, überleben.

• Darwin (Gleiche Ansicht wie Lamarck, aber empirisch) AUSLESE bedeutet: kontinuierlicher Prozess, der Entwicklung von komplizierten Formen aus einfachen im laufe der Zeit.

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Genau wie die Entwicklung von Tierarten funktioniert auch jene von Gesellschaften. Gesellschaft ist das Produkt der Natur und nicht Gottesschöpfung (vgl. J.J.Rousseau: „Über Ungleichheiten der Menschen“ Sichtweise vor ihm: Soz. Ungleichheiten sind Gott gewollt und somit unantastbar und wahrscheinlich auch gut. Man muss es akzeptieren z.B. Untertan zu sein) Kopernikanische Kehrtwende: Soz. Ungleichheiten nicht mehr als Gott gewollt betrachtet! = heute kann man mit Gott gewollten Ungleichheiten nicht mehr argumentieren. 3 POSITIVE DINGE DES EVOLUTIONISMUS = wichtige Kriterien 1. Kulturphänomen als Naturphänomen betrachtet. 2. Psychologische Einheit der Menschheit 3. Benutzung der vergleichenden Methode Ausführungen: 1. Kulturphänomen als Naturphänomen betrachtet.

Zum ersten Mal unterstrichen, dass soziale und kulturelle Gegebenheiten wissenschaftlich betrachtet werden sollen ------ Ursachen in Natur (des Menschen) IDEE 1: Übergang forciert von Gotteszentriertheit zu Natur- / Menschenzentrierter Betrachtungsweise. Suche nach Entwicklungsgesetzen, die Kultur und Gesellschaft regeln. = innere Logik der Gesellschaft suchen Evolutionisten suchen den Ursprung von Kultur und Gesellschaft. Hauptfrage: Werdegang der Menschheit „Wie ist es gekommen, dass wir geworden sind was wir sind?“ z.B. bei folgenden Autoren: - Tourneau - Westermark „Ursprung und Entwicklung moralischer Ideen“ - Haddorn „Evolution in Art“ - Lubock - Morgan „Engels“ - Bachofen „Mutterrecht“ - Comte

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IDEE 2: Evolutionisten führen die Idee des Prozesshaften / Wechselhaften / Dynamischen in die Argumentation ein. = Um Phänomene zu analysieren muss man ihre Prozesse und ihre Dynamik analysieren. Dynamik: ist positiv, Entwicklung in Richtung positives Ziel = Besserung, positive Veränderung; Fortschrittsidee Optimisten: es ist unmöglich, sich diese Verbesserung zu entziehen. (Vorher: keine Chance auf Veränderung!)

2. Es gibt eine Psychologische Einheit der Menschheit d.h., dass kulturelle und soziale Differenz nicht in Zusammenhang mit psychologisch-biologischer Lehre steht. = jeder Mensch ist in der Lage, sich zu entwickeln dennoch sind bestimmte Gesellschaften unterentwickelt, unzivilisiert, primitiv??? Dies ist keine unüberwindbare Differenz, ihre Entwicklung ist nur zeitlich verspätet Fortschritt vom Einfachen zum Komplexen, vom Primitiven zur Zivilisation Prozess des Fortschritts systematisch aufgezeichnet. Unilinearer Fortschritt unterteilt in 3 Phasen = 3 Stadiengesetze: Wildheit - Barbarei - Zivilisation In der Geschichte der geistigen Öffnung gibt es nach Comte 3 Entwicklungsphasen:

Theologische Phase

Metaphysisch – revolutionäre Phase

Positive Phase

Niedrige Phase

Vorbereitende, provisorische Phase

Neues, endgültiges Stadium Entwicklung hört hier auf, da nicht mehr gebraucht. Positivismus als einzige Möglichkeit, echte Wissenschaft zu betreiben.

Geistige Herrschaft der Priester

Philosophen

Wissenschaftler

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Entwicklungsidee Comte’s hatte grossen Einfluss auf den ISLAM: 3 Entwicklungsphasen hier: 1. Phase des grossen Propheten 2. Fehler 3. Endgültige Phase der Reformtätigkeit = glückliches Leben Auch Marx ist stark von Comte beeinflusst. Sein Stufenschema zur Entwicklung der Menschheit: 1. Urkommunismus Fall aus dem Paradies 2. Sklavenhaltergesellschaft Feudalgesellschaft (durch bürgerliche Wirtschaftsgesellschaft ersetzt Rückkehr ins Paradies =Erlösung 3. Kommunismus als Endzustand Psychische Einheit des Menschen macht Stufen! 3. Benutzung der vergleichenden Methode (daher wichtige Vorläufer

Brit.Soz.Anth.) als äquivalent für experimentelle, labormässige Untersuchungen der Naturwissenschaften. Ständig vergleichen zwischen Zivilisierten und Barbaren. Nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch Epochen und Stufen vergleichen ; nicht nur Zivilisierte, sondern auch primitive Gesellschaften. Evolution als Gründungskomponente der Ethnologie! Prinzip: Naturvölker sind in einer Phase, die Zivilisierte früher durchmachten. Suche in Naturvölkern nach Lebensweisen, die wir früher hatten. Dies liefert Material, um zu zeigen wie die Evolution gelaufen ist, da es ja wenige Originalquellen gibt. z.B. Leben in Steinzeit erforschen anhand Leben Naturvölker heute.

Wichtige Ethnologen: • Herbert Spencer • Eduard Tyler • James George Frazer

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BIOGRAPHIEN: HERBERT SPENCER 1820 in GB geboren puritanische Familie hat Interesse an Naturwissenschaft keine akademische Ausbildung zuerst Lehrer, dann Eisenbahningeneur (ohne Begeisterung) 1848 Karriere als Soziologe und Anthropologe beim „Economist“ als Redaktor (ohne Begeisterung) 1853 macht Erbschaft; von nun an lehrt er nur noch als Privatgelehrter; „Bonvivant“ publiziert Bücher 1903 Tod in Brighton EDWARD B. TYLER 1832 in GB geboren keine akademische Ausbildung, macht Kaufmännische Lehre reicher Hintergrund: Reise nach Westindien = Karibik Freund motiviert ihn zu ethnologischer Expedition nach Mexiko (Begeisterung) 1884 wird ohne Doktorat „Reader“ für Anthropologie an Uni 1896 1. Ordentlicher Professor für Anthropologie überhaupt, dies in Oxford

JAMES GEORGES FRAZER 1854 in Glasgow geboren Studiert in Glasgow und Cambridge, wird Rechtsanwalt (ohne Begeisterung) Privatgelehrter ist gegen das Reisen = „Lehnstuhl – Gelehrter“ = hat Völker nie gesehen über die er berichtet. Auch: LEWIS H. MORGAN (USA, 1818 – 1881)

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THEORIEN: SPENCER: (Sozialer Theoretiker des Liberalismus) Evolutionistische Konzeption ist eine zweideutige Anschauung: 1. eine harmonische Entwicklung der Gesellschaft mit einer Kontinuität, sanft und

ohne Brüche.

2. Ein zwischenmenschlicher Daseinskampf im Alltag = starke Konfliktualität der Menschen

Individualistische Orientierung organizistischer Ansatz Seine Grundthese: „Die Gesellschaft ist ein Organismus, dessen Entwicklung aus dem Streben nach innerem und äusserem Gleichgewicht zu erklären ist. Ein Streben, das für einzelne Elemente = Menschen sich als Kampf um das Dasein darstellt“ (Jonas) Ständige Rivalität, Konkurrenz, Wettbewerb (dies nicht als Krieg alle gegen alle (wie bei Th. Hobbes)) sondern optimistischer = als kreative Kräfte für die Entwicklung der Gesellschaft, nicht das Gleichgewicht störend Wirtschaftsgesellschaft Differenzierung 1. Kraft: (frei, Selbstregulation) (gesellschaftliche Differenzierungsstreben Komplexität) 2.Kraft: Gleichgewichtsstreben (der Gesellschaft selbst) Gleichgewicht Kriegergesellschaft (=straffe Organisation, Kontrollmechanismen)

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Idee der Evolution bei Spencer: Gleichgewicht verändert sich langsam, aber bleibt im Gleichgewicht. = Entwicklung im Gleichgewicht = Kontinuitätslehre Idealvorstellung: Starke soziale Kontrolle in kleiner Kriegergesellschaft Gesellschaft, die sich selber reguliert = Selbstregulation im Bewusstsein der Menschen (Utopie!) = Globalisierungsgedanke Entwicklung einer planetarischen Wirtschaftsgesellschaft, die autoreguliert ist. „Weniger Staat“ nötig, da keine Kontrollinstanz nötig, da „Markt“ spielt = Konkurrenz, Rivalität Selbstregulation Pazifismus Zwei Kräfte neutralisieren sich: Entwicklung zur Wirtschaftsgesellschaft, planetarischen Weltgesellschaft Spencer: „Gesellschaft als biologisches Wesen aus verschiedenen Organen („Organizismus“) Diese erhalten das Gleichgewicht was die Voraussetzung für den Funktionalismus ist.“

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TYLER Literatur: „Primitiv Culture“ 1871 (Stufenlehre speziell) „Researches into the early history of mankind“ Nach Ralf Dahrendorf: „Ausgehend von der Überzeugung einer sich immer gleichenden menschlichen Natur, sieht Tyler kulturelle Unterschiede als Anzeichen unterschiedlicher Entwicklungsstufen, -stadien.“ = „Timeleg“ im Evolutionsgedanken • Stufenlehre 1. „Savagery“ = Wildheit Entwicklung

der 2. „Barbarisme“ = Barbarei Menschheit

3. „Civilisation“ = Zivilisation „Savagery“: Zeit, in der Objekte aus Stein, Nahrung aus wilden Tieren (Keine domestizierten Tiere) = Paleolithikum „Barbarisme“: Anfänge der Landwirtschaft und Metallverarbeitung = Neolythische Revolution ( Gordon Childe) „Civilisation“: Auftauchen der Schrift Tyler entwirft strenge Stadienordnung mit Anlehnung an Geologie = kulturelle Stratigraphie aber: Er macht Ausnahmen wegen der Bedeutung der kulturellen Degeneration = von höheren zu niedrigeren Stadien = Retroevolution (vgl. Spencer: keine Möglichkeit zurück!) Wertung aber negativ, Retroevolution als etwas Abnormes, das nicht passieren sollte. z.B. Primitive Völker waren einst schon weiter, dann aber Zivilisationsdekadenz = wurden zurückgestuft

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• Theorie de Animismus = Konzeption über Entwicklung der Religionen = Rationalitätstheorie

3 Epochen: 1. Animismus einfaches Stadium Irrationalität

2. Polytheismus

3. Monotheismus komplexere Religionsform Rationalität Animismus: Form der unterbewussten Religion Polytheismus: Monotheismus: Mensch lässt Übernatürliches / Gottheit durch eine institutionalisierte Priesterschaft mit präzise definierten Rollen verwalten. = organisierte Kirche mit Zeremonien, Riten,.... = verwaltete Gottheit Tylers Annahme: „Entwicklung zu immer höheren, bewussteren Formen des Lebens ist via Träume an der Religion zu beobachten. Mensch erfährt Gott/Geister nicht durch Institutionen, sondern durch individuelle Erfahrungen im Traum.“ Kritik an Tylers Theorie: - von Durkheim: „In Animismus ist Religion kein soziales, Gesellschaftliches Phänomen.“ Seine Rezension prägt Misserfolg der Theorie. – von der Kirche: „Mensch ist an und für sich von Grund auf Monotheistisch.“ = Urmonotheismus seit Adam & Eva

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• Theorie de Survivals

= Theorie der kulturellen Relikte

Übergang von Irrationalität zu Rationalität läuft nicht gleichgewichtet. In verspäteten Bereichen bleibt Irrationalität. Survivals = Diskontinuitäten = irrationale Momente in rationaler Gesellschaft, die aufgrund von Gewohn- heiten weiter existieren ( vgl. Soziale Trägheitskraft) Hauptfrage Tylers: „Warum haben Menschen in rational hoher Stufe immer noch Aberglauben?“ NB: Tyler macht aus starrem Schema ein flexibles durch die Theorie der Rückschritte. Survival auch bei Morgan: Nordamerikanische Indianerstämme haben gleiche Bezeichnung für „Vater“ und „Onkel“ = alle sind soziale Väter Erklärung anhand der Survivaltheorie: Bei „Wildheit“ noch keine institutionalisierte Eheschliessung. Kind nur der Mutterlinie zugesprochen. Vaterlinie zählte nicht, daher Unterscheidung unnötig. Matriarchat am Anfang der Menschheit Survival heute: Survival als Funktion eines rationalen Widerstandsphänomen in Spannung zwischen Tradition und Modernität. (Also nicht irrelevant + irrational wie bei Tyler) Jim Scott: Survival als „Wapon of the weak“ Survival nicht irrational, sondern rationale Handlungsstrategie, um sich gegen Einflüsse der Moderne zu verteidigen. Survivals keine Survivals mehr, sondern Elemente rationaler Verhaltensweisen.

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FRAZER Malinowski 1992: „Ethnographische Feldforschung dreht sich immer um Frazers Ideen, deren Nachweis oder Widerlegung.“ Frazer ist schwer in Schule einzuordnen: - ev. Evolutionist - für empirische Forschung - Literatur. „Golden Bow“ - Themen: Magie + Religion Verwandtschaft Totemismus Schwerpunkt Frazers: Entwicklung des Mentalen /Kognitiven = Prozesse innerhalb des Menschen = der Psychologie nahe = Magie - Religion – Wissenschaft = Irrationalität Rationalität = Entwicklung der Gesellschaft wie bei Tyler und Spencer Vorteile Frazers: - konsequent komparative Methoden eingesetzt

systematische Ordnung

- fähig, Geschichte / Evolution der Menschheit mit synthetischen Begriffen zusammen zu fassen

- Dahrendorf: „Frazer ist doch Evolutionist; vgl Theorie der Entwicklung der Familie“ Promisquität Polygamie Monogamie

- Interpretationsansatz eher kognitiv und nicht sozial-strukturell = Prozesse in den Köpfen der Leute interessieren ihn = Evolution des Mentalen Kritikpunkt Durkheims

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Theorie des Übergangs von Magie zu Wissenschaft: Entwicklung von Irrationalität zu Rationalität Primitive Seele zivilisierte Seele

MAGIE

RELIGION WISSENSCHAFT

Sammlung von Techniken + Strategien zur Beherrschung der Umwelt durch den Menschen. Magier versucht seine Macht den Geister auf zu zwingen. Kognitive Färbung, näher bei Wissenschaft als bei Religion Ethnozentrische Positionen: Diskussion, ob in Magie nicht mehr Rationalität, da Mensch aktiv, überlegend.

Postuliert Vorherrschaft von Geistern und Göttern. Mensch kann nur flehen, beten, Gott gut stimmen. Rationalität getrennt betrachtet heute in Vergleich zur wissenschaftlichen Rationalität

Rein theoretische Weltbetrachtung. Bewusste, objektive Erkenntnis/Erklärung. Trennung zwischen erkennender und affektiver Ebene. Emanzipation von dunklen Kräften: „Überwindung des Frühlichts des Geistes“ = Magie + Religion

Welt in gut und böse klassifiziert.

Wertfrei („Methodenstreit“ für/gg Wertfreiheit; Karl Popper, Hans Alber)

Aktiv Mensch ist manipulär praktisch (etwas tun gegen Angst)

Passiv Mensch ist ausgeliefert, beherrscht

Aktiv Welt mit Mitteln beherrschen

Magische Praxis anwenden Wirkung objektiv nicht unbedingt ersichtlich z.B. Salz streuen

Blitz ist Waffe, mit der Gott Frevler niederstreckt = Böse

Elektrologisches Phänomen Blitzableiter nötig zum Schutz

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STANDPUNKT DER BRITISCHEN SOZIALANTHROPOLOGIE: - „Herz“ = Funktionalismus

- Vorläufer: - Sozial – Kultur Anthropologie Unterschiede Uebereinstimmung

- Prägende Richtungen: - Evolutionismus vgl. Tyler, Frazer, Spencer Sozial Anthropologie trennt sich vom Evolutionismus, entwickelt sich an Kritik des E‘. - Durkheim

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Durkheim Vater des Funktionalismus und die Schule der „Année sociologique“ soz. Zeitschrift=Sprachrohr Durkheims als Vorläufer der britischen Anthropologie • Zeitlich parallel zu Evolutionismus

• Durkheim hat dialektisches Verhältnis zum Evolutionismus:

scharfe Kritik am Evolutionismus Evolutionistische Relikte bleiben im Denken; hinterlassen Spuren

• auch kritisch gegen „Voluntarismus“ Voluntarismus: Position von Ari Bergson + Georges Sorel Freier Willen des Menschen ergibt Handlung, nicht von der Natur bestimmt wie beim Evolutionismus = Voluntarismus Intuition: Mensch ist intuitives Wesen irrationaler Voluntarismus = weniger Vernunft, mehr Intuition „elan vital“, „evolution creatrice“: Mensch als schaffendes Wesen mit schöpferischer Natur in sich. Individuum: Betonung des Individuums. Mensch als Motor der Gesellschaft = Gesellschaft wird vom Mensch gemacht. Gesellschaft als Summe von frei handelnden Individuen gesehen. Kritik am Evolutionismus: nur scharfe biologische Sichtweise. Naturalisierung des Menschen Mensch als rein rationales Wesen angesehen freie Wahl fehlt

• Drei Strömungen: EVOLUTIONISMUS VOLUNTARISMUS (Naturorientierte (Individuumsorientierte Gesellschaftsanalyse) Gesellschaftsanalyse) ANNEE SOCIOLOGIQUE DURKHEIM SOZIOLOGIE (Gesellschaftsorientierte Gesellschaftsanalyse)

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Brit. Sozialanthropologie

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EMILE DURKHEIM (1858 – 1917) Gesellschaftsorientierte Gesellschaftsanalyse – einige Grundsätze: • „Soziale Fakten nur durch soziale Fakten erklären.“ Hauptgrundsatz!!

= kein Zurückgreifen auf Naturgesetze oder Psychologie oder Philosophie auch keine naturwissen- Keine Berücksichtigung Personalismus schaftliche Begriffe verwenden der dahinterstehenden ist zu Er ist gegen Organizismus der Gefühle reduktionalistisch Evolutionisten. Stark antipsychologische Vgl.Voluntarismus Haltung Durkheims

• „Gesellschaft ist mehr als die blosse Summe der Individuen.“ Soziologie ist nicht blosse Interaktionslehre, sondern ist gegenseitige Fusion und Durchdringung. Kollektives Bewusstsein: „Gesamtheit der Glaubensvorstellungen und Gefühle, die allen Mitgliedern derselben Gesellschaft gemeinsam sind.“ Definition Nach Durkheim - Kollektivzustand - kollektive Identität nach aussen (z.B. Familie) - ist überindividuell, aber im Individuum verankert – Mensch wird erst zum Mensch durch Kollektives Bewusstsein = Soziales Korsett, Einbindung Kritik: Mensch ist von Gesellschaft konditioniert Soziologismus - Mensch ohne Gesellschaft wäre willkürlich, triebhaft, unbestimmt - Mensch ist plastisch = veränderbar, formbar, nicht vorgeprägt = Unterschied zum Tier kollektives Bewusstsein Kollektives Gedächtnis Übertragung des koll. Bewusstsein; vgl. Maurice Halbwachs „Identität“ Kollektivphänomen, das kollektives Bewusstsein und kollektives Gedächtnis beinhaltet.

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• Theorie der Kohäsion Hauptinteresse Durkheims

Fragestellung: „Warum leben Menschen in Gesellschaft? Wie hält eine Gesellschaft zusammen? Weshalb bricht eine Gesellschaft nicht auseinander?“ Stabilität? Sozialmorphologie Durkheims Typologie de möglichen Kohäsions-Modalitäten: 2 Typen von Kohäsion:

Mechanische Solidarität

Organische Solidarität

Definition: Zusammengehörigkeit sozialer Gruppen + Individuen aufgrund gemeinsamer Überzeugungen einer verbindlichen, von allen geteilten Eigenidentität

Gesellschaftsmodell mit grosser Anerkennung + Bedeutung der Zweckrationalität Realisierung von Zielen wichtig

Charakterisiert durch: - kleine Gruppen = Primärgruppen = Face-to-face-relation = Verwandtschaftsbez. – einfache Technologie – keine Marktökonomie = keine komplexe Marktwirtschaftssysteme – nur Subsistenzwirtschaft – schwache Herrschaftspositionen – wenig Ungleichheit – Reziprozität primitive Gesellschaft

- zielorientierte, dynamische Gesellschaft – supranational organisiert - face-to-face-relation nicht dominierend – individualistisch - komplexe Marktökonomie - Verwaltungsstaaten - Redistributionssysteme - starke Herrschafftspositionen Machtdisparität, Ungleichheiten, grosse soziale Vertikalität hochkomplexe Gesellschaft

Keine Arbeitsteilung wegen Subsistenzwirtschaft = Sicherung des materiellen Lebensunterhalts durch Selbstversorgung Rollenverteilung schwach ausgebildet

Stark arbeitsteilig starke Rollenverteilung, -erwartung

Keine Sekundärgruppen = Gruppe mit grosser Mitgliederzahl. Beziehung versachlicht, indirekt, abstrakt. Nicht alle Mitglieder kennen sich direkt, haben aber trotzdem eine gemeinsame Identität; z.B. Partei

Sekundärgruppen Interaktion mit Leuten ohne sie zu sehen. Oder entfernte, versachlichte, zweckgebundene Beziehungen (z.B. Schaffner kontrolliert ein Billet)

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• Durkheims Verhältnis zur Geschichte Strauss: „Durkheim hat negatives Verhältnis zur Ethnologie (vgl. „Les règles de la méthode sociologique“) und positives Verhältnis zur Geschichte.“ Später aber beruft sich Durkheim doch auf die Ethnologie? (vgl. „Die elementaren Formen Des religiösen Lebens“ Ethnologie? Wandlung da; neue Forschungsziele; Theorien Mittlerer Reichweite, detailliertere Berichte Änderung (nicht mehr allg. Annahmen wie bei Evolutionisten) Durkheim? Sieht diese ethn. Wandlung positiv, fühlt sich stärker an Ethnologie gebunden. Kritik Durkheims war gegen bestimmten Typus der Anthropologie : = gegen Evolutionismus = gegen „Histoire conjecturale“ = Mutmassliches, Vermutungen; Spekulationen Aber für: dokumentarische Geschichte + empirische Anthropologie (vgl. Funktionalismus, dieser ist aber sehr geschichtsfeindlich) Begründung: Durkheim versteht sich als strenger Wissenschaftler, also gegen die Quellen der Evolution („Observation confuse et rapidement faite“). Die neue Anthropologie mit empirischer Ausrichtung nähert sich dokumentarischer Geschichte. So wird eine Präzision erreicht, das spekulative Element ausgeschaltet. Die erreichten Resultate sind zwar weniger spektakulär, aber ausserhalb mutmasslicher Grauzonen = echt wissenschaftlich.

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• Moralische Verpflichtung sozialer Theorien Durkheim als Theoretiker + Moralist will: - nicht indifferenter Betrachter der sozialen Wirklichkeit sein - neue Zusammenhänge entdecken = Paradigmenwechsel anstreben - moralische Pflicht wahrnehmen durch Enthüllen und Entlarven = Mensch von Vorurteilen befreien - Altes (= bestehende ideologische Vorurteile)demaskieren =möglichst objektive Resultate finden will nicht: - eine Ethik konstruieren Durkheims Ziel: Verbesserung der menschlichen Konditionen • Einfluss Durkheims auf die Funktionalisten

5 wichtige Punkte der Rezeption für Funktionalisten: 1. Soziale Fakten nur durch soziale Fakten erklären = Antipsychologische Haltung (im Gegensatz dazu: Kultur-Anthropologen: Kultur + Persönlichkeit zählt) 2. Schematische Darstellung sozialer Erscheinungen komplexes Begriffsystem entwerfen (Rolle, Struktur,...) 3. Empirische Untersuchung = Feldforschung wird realisiert 4. Kohäsionstheorie wird als Ganzes übernommen 5. Position gegen den Evolutionismus auch als Gefahr für die Soziologie gesehen

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Basis durch Evolutionismus und Durkheim nun geschaffen. Zentraler Punkt der Britischen Anthropologie: Funktionalismus 2.2.2000 • Funktionalistische Schule ist anti-evolutionistisch;

ist Reaktion auf Evolution; bezweifelt Resultate der Evolutionstheorien. Gründe: Evolutionisten haben Theorien im stillen Kämmerlein entwickelt. „Lehnstuhlsoziologen“ = waren nie im Feld Theorien sind Spekulationen auf Grund zweifelhafter Quellen

• Zwei wichtige Vertreter des Funktionalismus: Bronislaw Malinowski Alfred R. Redcliff-Brown Praktiker Theoretiker beide wollen Verwissenschaftlichung der Soziologie; präzise Daten

• Definition Funktionalismus: „Form der Analyse, die sich vornimmt soziale und kulturelle Phänomene zu erklären und sie auf die Funktionen zu analysieren, die sie in Institutionen sozio-kultureller Systeme leisten.“ Bsp. Geschenke austauschen: Funktion in sozio-kulturellen System, wenn diese regelmässig = institutionalisiert vorkommt. Bsp. Feste feiern: soziale Funktion gesucht, nicht psychologische Erklärung

• Funktion = Leistung = Tätigkeit = Verrichtung „Leistung als Beitrag oder Konsequenz eines sozio-kulturellen Elements für den Aufbau, Erreichung oder Veränderung eines bestehenden Zustandes des gesamten sozialen Systems zu dessen Stabilität.“Soll Social anthropologie zu Natur“- Wissenschaft machen (# Geisteswissenschaft) Funktionalismus als Anagonie Anthropologie + Physiognomie soziokulturelle Elemente eines Systems = Organe des menschlichen Körpers, die Weiterbestehen gewährleisten z.B. Element „Fest“ = „Leber“ als wichtiger Teil des Ganzen; überlebensnotwendig! Vgl. Organizismus bei Spencer: Gesellschaft als Organ = Ideologische Metapher: Organe haben bestimmte Funktion um Mensch am Leben zu erhalten Soziale Elemente haben Funktion in Gesellschaft um diese am Leben zu erhalten.

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• Frage: Wie wird Kohäsion / Solidarität / Zusammenhalt / Weiterfunktionieren der Gesellschaft gestärkt? Welchen Einfluss? Antwort: funktional = Leistung; Beitragen zum Erhalt der Gesellschaft z.B. Prozession: ritualisierte Konflikte = Zeichen der Kohäsion Rivalität austragen, ohne dass Konflikt ausbricht hier: wer hat schönste Statue an Prozession z.B. Fest: 1x im Jahr Zusammentreffen, Solidarität durch Fest zwischen Gemeinden, die sonst 364 Tage im Jahr grosse Rivalität haben (Pfarreien, Stadtbezirke,...) Zweck: Kohäsion stärken

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Biographie Bronislaw Malinowski (1884 Krakau – 1942 USA) 9.2.2000 - Kleinadel – Familie - Krakau im K&K-Reich = wichtig für 1914 - studiert Mathematik + Naturwissensch. = Background für org. Metapher - studiert bei W.Wund (Ethnologe + Psychol.) in Leipzig „Völkerpsycho“ – 1910 studiert an London scholl of economics bei Finnen Westermarck (krit. Evolutionisten # unilinear) Interesse für Ozeanien Verwandtschaft + Fam.struktur Austral – 1912 Feldforschung im Sudan, nicht finanziert – 1914 Als Assistent mit Prof. Merret Forschungsreise nach Australien 1.WK:Malinowski als „Feind“ in A. wegen österr. Pass! Drohende Internierung! Australische Regierung wollte ihn aber finanzieren + unter Kontrolle arbeiten lassen. M. geht auf abgelegene Trobian-Inseln bis Kriegsende – 1920 Hochschullehrer in London – 1927 Prof. für soz.Anthropologie an London school of economics setzt Forschung fort – 1938 geht nach Yale, USA Untersuchung mexikanischer Bauerngesellschaft (vgl. Redfield) – 1942 stirbt am 16.5.

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Konzeption des Funktionalismus / Funktionalistische Analyse: - Quantum an Funktionalismus ist in jeder generalisierenden Sozialwissenschaft

z. B. Heredot (Urvater Ethnologie) macht in Antike funkt. Analysen Montesquieu: Gewaltentrennung = Funktionale Teilung Jede Gewalt hat eine Funktion: 1. Gesetz entwerfen 2. In Kraft setzen 3. Kontrollieren

- „ Jede Funktionalistische Analyse leistet Klärung (diese ist nötig zum Verstehen) über die Natur kultureller Phänomene.“ = Wichtigkeit! = universelles Schema von sozialwissenschaftlichen Analysen Malinowski macht dies explizit = formuliert was schon da ist (ist nicht Erfinder!)

- Abgrenzung von Formalisten, Kulturkreislehre und Kulturmorphologische Lehre (Idee hier: Ausbreitung von Kultur ausgehend vom Zentrum anhand von formaler Analyse; # Funktion; # Leistung. D.h. keine Reflexion warum etwas geändert, nur wie geändert = Form

- Nur empirische Forschung aktueller Zustände zugelassen

- Nicht Frage der Entwicklung, Ursprünge einer Gesellschaft ist wichtig (wie bei Evolution), sondern Funktionieren einer Gesellschaft in einem bestimmten Moment der Gegenwart.

- Ausbreitung von einer Gesellschaft zur nächsten (vgl. Diffusionisten) unwichtig, interessiert nicht.

- Stabilität einer Gesellschaft vor allem untersucht. 2 Dinge ausgeklammert: 1. Konflikte / Spannungen 2. soziokulturelle Dynamik = nur ewig bleibende Leistung einer Institution wichtig

- Ziel der Untersuchungen M.‘s sind vor allem primitive Gesellschaften auf Inseln (Grund: Stabilitätsregeln einfacher zu entdecken, Funktion besser erkennbar, da Gesellschaft überschaubar) Fiktion des Mikrokosmos Laborsituation (vgl. Naturwissenschaftler) ohne störende Einflüsse = Fiktion!!

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5 Postulate Malinowskis für Kultur: 22.3.2000 1. Axiom

Kultur ist instrumentalisierter Apparat, um Probleme, die die Umwelt stellt, bezüglich der Befriedigung der Grundbedürfnisse des Menschen (besser ) lösen zu können. Ohne Kultur könnte der Mensch diese Probleme nicht lösen.

2. Axiom Kultur ist ein System von Objekten, Tätigkeiten und Einstellungen, die als Mittel zu bestimmten Zwecken dienen. Diese Zwecke dienen der Erhaltung der Gesellschaftsstruktur. Zweck der Kultur = Erhaltung der Gesellschaftsstruktur, in der Menschen leben.

3. Axiom Kultur ist ein Ganzes, das aus mannigfaltigen Elementen (nicht zufällige, sondern organisierte Struktur) besteht, die in gegenseitiger Abhängigkeit / Verhältnis stehen. Kultur = Komplex von mehreren, von einander abhängigen Komponenten; vgl. Organismus

4. Axiom Handlungen, Einstellungen und Objekte, die soziale Beziehungen beinhalten (in Symbolen konkretisiert) bauen sich in Institutionen auf. z.B. Familien; Einstellungen durch Schule vermittelt. z.B. Kirche verwaltet religiöse Symbole Vitale Institutionen (Familie, Gemeinde, Stamm,...) sind für Aufrechterhaltung und Verwaltung von Handlungen, Einstellungen und Objekte da.

5. Axiom dynamischer Grundsatz: Verschiedene Institutionen innerhalb eines Lebenswegs / Menschenlebens haben bestimmte Rolle zu bestimmter Zeit. = Dynamik der Institutionen auf dem Lebensweg z.B. Erziehung erst in Familie, dann in Kindergarten, Schule,...

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„Funktionalismus“ – Definition: „Funktionalismus ist die Leistung einer sozialen Institution bezüglich der Befriedigung eines Grundbedürfnisses.“ Unterscheidung: Bedürfnis: Trieb: „Need“ „Drive“ kulturell geprägte, biologische Imperative rein instinktmässig kanalisiert nur biologisch Leistungs abhängig innerhalb einer Kultur nicht bloss physische Notwendigkeit z.B. Müdigkeit, Durst: durch Arbeit hervorgerufen = Leistungs abhängig innerhalb einer Kultur z.B. sexueller Trieb: nur erlaubt mit bestimmten Einschränkungen

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Liste von 7 Grundbedürfnissen: kulturelle Antworten darauf: „basic needs“ 1. Metabolismus / Stoffwechsel Verpflegung / Ernährung 2. Reproduktion Verwandtschaft 3. Physischer Komfort Unterkunft 4. Sicherheit Schutz 5. Bewegung Tätigkeiten 6. Wachstum Erziehung 7. Gesundheit Hygiene „Kultur ist die Antwort auf die Grundbedürfnisse“ Vitale Sequenzen als kulturell geprägte Interaktionsphänomene verstehen = nicht einzelne Triebe / Bedürfnisse erklären. Beispiele: + zu 1. Ernährung = nicht rein anatomisch bedingt, sondern spezieller Essort, Zusammenkommen, schmackhafte Zubereitung, Besteck,...

= kulturelle Antwort, sozial reguliert = soziale Praktiken = einfaches System zeigt komplizierte soz. Gefüge auf; zieht dieses nach, damit System garantiert ist. (auch so bei 7. Gesundheit)

+ zu 2. Verwandtschaft: soziale Institutionen: Partnerwahl, Heirat, Geburtsrituale,...

= kulturelle Antwort eines komplexen Systems von sozialen Inhalten / Institutionen

+ Sex = Existenz der Gesellschaft gewährleisten = kollektives Phänomen # biologische Perspektive; individuelles Phänomen + zu 3. Unterkunft: Behausung, aber auch jede Technik, die Körpertemperatur

sichert = Kleidung Institutionen nötig für Produktion, Verteilung

+ zu 4. Schutz: gegen nat. Katastrophen und gegen andere Menschen

Institutionen wie Armee, Festungen,...

+ zu 5. Tätigkeiten: Kollektive Beschäftigungen: z.B. Spiel, Sport, Freizeitgestaltung

+ zu 6. Erziehung: Körperliches, geistiges + moralisches Wachstum / Erziehung Lebenszyklus ; Eltern, Schulen

+ zu 7. Hygiene: Institutionen für Prävention und Therapie z.B. magische Praktiken, Spitäler, Apotheken, Hömeopathie,...

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Abgeleitete („derived“ ) Bedürfnisse 29.3.2000 Malinowski wurde vorgeworfen, er habe eine Anthropologie der Verdauung entworfen. Er wusste um Schwächen seiner Theorie. Er betont, dass soziales System Selbstbedürfnisse für ihre Aufrechterhaltung / das Funktionieren selbst hervorbringt. (Gesellschaftliche, nicht biologische Bedürfnisse) System der Kultur der Gesellschaft auferlegt dem Menschen Kulturelle Imperative (Mensch als gesellschaftliches Wesen auferlegt sich kulturelle Imperative, um sich seine Sicherheit / Komfort zu erhöhen. D.h. Mensch verändert sich und somit seine Bedürfnisstruktur, die jenseits der Grundbedürfnisse liegt.) Malinowski deutet den Zivilisationsprozess an: Mensch entwickelt soziokulturelle Imperative und Antworten darauf d.h. Malinowski hat ein Quantum Evolutionismus (obwohl eigentlich Kritiker des Evolutionismus!)

Abgeleitete („derived“ ) Bedürfnisse

Instrumentale Imperative: Integrative Imperative: - bestimmte Institutionen, die Kontrolle - Kommunikation

der Gesellschaft regulieren (Symbolische Kommun.) (Soz. Normen, Rechtssystem,...)

- von kompetenten Techniken / Rollen - Integrative Funktion innerhalb garantiert, erneuert, erweitert werden Gesellschaft ( wir brauchen erweiterte Bildungs- Kollektiv, Persönliche Identität anstalten = Universität stärkend nicht direkte Antwort auf „Wachstum“, aber in Prozess)

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Kritik an Malinowski sehr stark: 1. Banalität von A.R.Redcliff-Brown (2. Funktionalismus-Gründer)

banale Theorie: „ Gemeinplätze der Soz. Wissenschaft, die mit unverstän- dlichen Begriffen beschrieben wird, damit seine Theorie als neu und tief erscheint.“ zu weit gefasst: „universeller Funktionalismus vorgeschlagen = Plattheiten, Lehrformel artig, kein wissenschaftlicher Inhalt.“

2. Dilettant Totalität des Kultursystems inklusive bioorganischer Konzeptionen = M. als Dilettant, da er biologisch-organische Theorien benutzt, ohne zu wissen, ob diese nicht schon „passé“ Biologie war schon weiter, er benutzte veraltete biologische Grundsätze.

3. Träumer Problem der sozialen Kohäsion berücksichtigt Harmonie soll erreicht werden, aber das ist Illusion!! (Gesellschaft ist schon im Kulturkonflikt, als M. sie untersucht.)

4. Diachronie Problem der Diachronie = Entwicklungsgeschichte der Sprache immer dieselbe für jede Gesellschaft

5. Machtverhältnisse 3 positive Punkte: 1. Methodische

Überlegung dass Kulturelemente und gesellschaftliche Züge ein Ganzes darstellen und nicht zwei isolierte Teile (Redcliff-Brown wird Struktur-Begriff einführen)

2. Empirische Erfahrung liegen den Theorien zu Grunde (kehrt deduktive Methode um in induktive!)

3. „Basic needs“ Kulturelle Antwort er schaut das Verhältnis an. Will dieses auch in primitiven Gesellschaften sehen („L’ame primitive“; Lucien Brühl)

Es gibt Aktualität Malinowskis = er ist bis heute im Anthropologischen Diskurs präsent

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A.R. Redcliff – Brown (Giordanos Liebling!) 5.4.2000 Zweiter Begründer der funktionalistischen Schule Biographisches: - 1881 in Birmingham geboren, englisches Proletariat von Mutter „Rex“ = R. genannt Doppelnamen: - Stämme der Andamenen-Inseln (Golf von Bengalen) untersucht - 1909 Professor an der Uni London - auffallende Mobilität: Kapstadt, Sydney, Oxford,... wollte soz. Anthropol. Überall auf der Welt verbreiten, war besessen von seiner „messages“ Feldforschung nach erster Arbeit verlassen. Ziele: - Theoretische Definition des Faches - Programm der soz. Anthropologie verbreiten - 1945 gestorben „Spezialitäten“: Malinowski: Wie organisiert man Feldforschung. Redcliff-Brown: Wie denkt man theoretisch Vergleich Malinowski – Redcliff-Brown: - Stärker durch Durkheim beeinflusst

= Soziales durch Soziales erklären Jede Gesellschaft beruht auf Sozialstruktur

- Nie biologische / individual-psychologische Faktoren einbezogen wie Malinowski

- Soziale / kulturelle Phänomene nicht auf psychologische Regungen oder Triebe zurückgeführt. Kollektives Phänomen bedeutend, nicht individuelles!! = Sozialer Hintergrund ist wichtig, der hinter Affekt steht.

- Soziale Organisation der Gefühle ist wichtig = Kollektives Bewußtsein

- Funktion der Sanktion ist Organisation des individuellen Gefühls der Desorientierung Stärkung der Gemeinschaft durch das In-den-Griff-kriegen der Desorientierung

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Ziele der Sozial-Anthropologie Radcliff-Browns: 12..4.2000 - Neue Wissenschaft des Menschen begründen als eine Art Naturwissenschaft der

Gesellschaft

- Interdependenz: sozial Struktur sozial Prozess des Lebens Analyse ist Zentrales der Soz.-Anth. Systemtheorie: soziologische Perspektive; Soz.-Anth. Als erweiterte Form der Soziologie, die damals nur die urbane Industrie-GS untersuchte Soz.-Anth. Will Regelmässigkeiten des menschlichen Verhaltens aus der Vielfalt herauslesen, d.h. nicht nur Urbane-GS sonder auch wilde „savage“ Gesellschaften

Zum Begriff der Sozial Anthropologie: Theoretische, natürliche Wissenschaft der Gesellschaft, die Methoden der Analyse benützt (vgl. Naturwissenschaft mit vergleichbarer Methodik) = komperatistische Soziologie = neue Disziplin gegründet! Vorher gab es 3 Fächer, die sich mit „Wilden Gesellschaften“ befassten: Redcliff-Brown hat diese Dreiteilung erfunden in dem er Systematisierung gemacht hat. 1. „Ethnographie“

2. „Ethnologie“ engl.

3. „Soc. Anthropologie“

Deskriptive Seite

Analytische Ebene

Synthetische Ebene

Sammlung und Beschreibung von ethnischen Erscheinungen = Objekte und Symbole beschreiben als einzelne Kulturerscheinungen

Historische, monographische Darstellung einer Gesellschaft Untersuchung nach monographischem Prinzip d.h. nur diese Gesellschaft und Geschichte = Werdegang

Komparative Soziologie Materialien aus 1. Und 2. Vergleichen und Regelmässigkeiten / Gesetzmässigkeiten herausfinden „Ethnologie“ im deutschen meint heute Sozial Anthropologie

Beispiele: Objekte: Waffen, Hacken,... Symbole: Tanz, Ritual,..

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Struktur - Funktion: - Analyse gesellschaftlichen Handels = Funktionalismus

Strukturfunktionalismus nach Redcliff-Brown

- Struktur als Ausgangspunkt muss geklärt werden, da sie mit der Funktion zusammenhängt.

- Funktionieren einer Gesellschaft setzt Existenz einer sozialen Ordnung = Gesellschaftliches Gerüst = System von Institutionen = Sozialstruktur voraus, die Bestehen der Gesellschaft garantiert. Sozialstruktur als notwendige Voraussetzung damit Gesellschaften existieren Sozialstruktur bereits bei direkter Beobachtung feststellbar: Verhalten, das aus Handlungen besteht, die sich mit Regelmässigkeit wiederholen. Verhalten, die in kontinuierlichem Netzwerk eingegliedert und institutionalisiert sind. Verhalten, die Hierarchien und ein System von Beziehungen mit Wiederholungen beinhalten. (# Zufall, einmalige Beziehung)

- Sozialstruktur ist empirisch beobachtbare Realität, die beobachtet werden muss. = durch Induktion feststellbare Realität # Struktur bei L. Strauss als Produkt einer Ableitung / Deduktion der Form eines Models.

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Struktur: Unterschied nach englischer (Redcliff-Brown) und französischer (Strauss) Auffassung Sozialstruktur bei Redcliff-Brown

Struktur bei L.Strauss

Empirisch beobachtbare

Abstraktion eines

Realität

Models

Induktion = Schluss vom Einzelnen auf das Allgemeine

Deduktion = Ableitung des Besonderen aus dem Allgemeinen

Konkrete Beobachtung

Generelle Analyse

Form

Formel

z.B. Onkel-Neffe Beziehung beobachten = Struktur der Beziehungen

z.B. Frauentausch als grundlegendes Prinzip der Verwandtschaft durch Forscher konstruiert = strukturalistisches Grundprinzip

Strukturelle Form aus interkulturellem Vergleich herauslesen Klassifikation machen: z.B. nach Murdock: H = Human beschreibt alle Gesellschaften der Welt R = Relations Ganze Welt in Sozialstruktur erfassen A = Area uns somit Grundregeln des Verhaltens erkennen F = Files Schwierig in modernen Gesellschaften anwendbar Literatur: Moser (Hrsg) „ Die Bedeutung des Ethnischen im Zeitalter der Globalisierung“

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Funktion Nach Redcliff-Brown bezieht sich Funktion auf Sozialstruktur und deren Bedürfnisse (# bei Malinowski bezieht sich Funktion auf die Bedürfnisse des Menschen) Da Generationen wechseln, ist die Sozialstruktur relativ unstabil und muss gestärkt werden. z.B. Familien aufgelöst und neu gegründet, Manager ausgewechselt,... = innerer Wandel Gesellschaft kann nur überleben, wenn Struktur stabilisiert wird Standardisieren des Verhaltens durch Normen und Sanktionen Institutionen schaffen System von Funktionen nötig (nicht nur einzelne!), um die Stabilität der Gesellschaft zu garantieren = Strukturfunktionalismus = Struktur + Funktion nötig zur Stabilität Basis = Sozialbeziehungen braucht Überbau = Institutionen stärkt • Redcliff-Brown publizierte wenig, trotzdem Verbreitung vor allem in US-

Soziologie. Hier Konzentration auf Strukturfunktionalismus (Parsons, Murton) seine Schriften sind theoretische Abhandlungen (# Feldforschung bei Malinowski)

• Redcliff-Browns Verhältnis zur Geschichte wichtig: Er hat eine antihistorische Position! Ist vor allem gegen mutmassliche Geschichte z.B. diejenige der Evolutionisten = spekulativ = Verfälschung der Realität. Er bezeichnet „Savage societys“ als geschichtslos, da sie keine Schrift, keine Dokumente und daher keine Geschichte haben.

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Limite R-B’s: 3.5.2000 starke empirische Ausrichtung, übertrieben. Abhängig von schriftlichem Dokument, da nur dies glaubhaft. Aber: Redcliff-Brown ist nicht nur antihistorisch, ist gegen Geschichtsauffassung gewisser Historiker. Heute ist folgende Trennung nicht mehr so wichtig wie zu seiner Zeit:

Redcliff- Brown:

Historiker:

„Sozial-Anthropologie sucht mit Vergangenheit, die mit anderer Vergangenheit verglichen wird, die Natur der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft zu erforschen.“ = komparativ!

Sucht Kausalketten in der Geschichte. Keinen Vergleich.

• Redcliff-Browns Verhältnis zur Psychologie:

Nie biologische / individual-psychologische Faktoren einbezogen wie Malinowski Soziale / kulturelle Phänomene nicht auf psychologische Regungen oder Triebe zurückgeführt. Kollektives Phänomen bedeutend, nicht individuelles!! = Sozialer Hintergrund ist wichtig, der hinter Affekt steht. Soziale Organisation der Gefühle ist wichtig = Kollektives Bewußtsein Funktion der Sanktion ist Organisation des individuellen Gefühls der Desorientierung Stärkung der Gemeinschaft durch das In-den-Griff-kriegen der Desorientierung • Redcliff-Browns Themen:

Ist ein Verwandschaftsforscher: Suche nach elementaren Grundformen der Sozialstruktur ausgehend von der Verwandtschaft. Verwandtschaft als „Wirbelsäule jeder Gesellschaft“ = Grundstruktur Verwandtschaft: „Bündel sozialer Usanzen zweckorientierter Art zur Stabilisierung der biologischen Beziehungen.“ Heirat, Reproduktion,...blutsverwandtschaftliche / biologische Verbindung allein nicht stabil genug, es braucht die soziale Gesellschaft = Rechte und Pflichten der Verwandtschaftsmitglieder in den typischen Verwandtschaftsbeziehungen z.B. ein Onkel bleibt biologisch gesehen immer ein Onkel, aber je nach Rechten und Pflichten in einer Gesellschaft ist seine Rolle verschieden. Redcliff-Brown spricht deshalb vom „Mutterbruder“

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• Redcliff-Brown ist ein Vorläufer der Systemtheorie

• Unterscheidung Malinowski - Redcliff-Brown:

Redcliff-Brown: hat andere Forschungsprämisse. Funktionsbegriff System Soziales Element der Struktur leistet Beitrag für ganzes System und nicht für seine eigenen Bedürfnisse. Soz.System ist ausgewogenes, strukturiertes Ganzes. Jeder Teil darin hat Funktion und steht in Hierarchie. Malinowski: geht aus von menschlichen Bedürfnissen, die durch Institutionen befriedigt werden. = biologisch – psychologischer Ansatz „Spezialitäten“: Malinowski: Wie organisiert man Feldforschung. Redcliff-Brown: Wie denkt man theoretisch R-B stärker durch Durkheim beeinflusst = Soziales durch Soziales erklären Jede Gesellschaft beruht auf Sozialstruktur Nie biologische / individual-psychologische Faktoren einbezogen wie Malinowski

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2. GENERATION VON FUNKTIONALISTEN Lehrer: Malinowski Redcliff-Brown = 1.Gene- (Einfluss vor allem (Einfluss vor allem ration in 30-er Jahren) in 40-er Jahren) Schüler: machen Kooperation zwischen den 2 Lehrern / Begründern trotz Rivalität zwischen M. und R.-B. Raymond Firth (Neuseeland) Wirtschaftsanthropologe sein Thema: „Struktur und Wandel in sozialer Organisation“ zB. Machtstruktur als Grundlegendes Rollenwechsel in Verwandtschaftsbeziehung Isaak Schapera (Südafrika) Zuerst in Kapstadt Schüler Redcliff-Browns, dann in GB von Malinowski Eduard E. Evans Pritchard (England) wichtigster Vertreter der 2. Generation bester Schüler und zugleich grösster Kritiker der 1. Generation Werke: (aus 30-er Jahre) „Hexenkraft, Orakel und Magie bei einem Afrikanischen Stamm“=Sande = interne Logik des magischen Denkens untersucht Vgl. teilnehmende Beobachtung nach Malinowski: Logik hinter Handlung verstehen. Plausibilitäten Suche nach Konsistenz: Rationalität heraus arbeiten, die hinter Primitivem Handeln steht. Nicht Strukturelles verstehen wichtig. „African political systems“ (mit M.Fortes) = politische Strukturen Afrikas vergleichen vgl. Strukturbegriff nach Redcliff-Brown = Typologie der Systeme und Strukturen Typ A: Gesellschaft ohne Zentralmacht; herrschaftslos (vgl. Durkheim: „Segmentäre Gesellschaft“; mechanische Solidarität) Typ B: Zentrales Herrschaftssystem; Sakrale Königtümer bürokratisches Prinzip (vgl. Durkheim: organische Solidarität) !! Alle drei nicht nur auf Malinowski und Redcliff-Brown bezogen, sondern auch Erneuerer des funktionalistischen Paradigmas.

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3 AUTOREN ALS KRITIKER VON MALINOWSKI UND REDCLIFF-BROWN (drei verschiedene Kritiken und Lösungsvorschläge) 1. Evans-Pritchard 2. Max Gluckman 2.+3. Generation von Funktionalisten 3. Edmund Leach Vorschläge / Kritiken: 1. Evans-Pritchard:

Geschichte in Funktionalismus einbauen. Will Rehabilitation der Geschichte = nicht ahistorisch wie 1. Generation. Funktionalismus soll nicht nur synchronisch (gleichzeitig) sondern diachronisch (Verfolgung der historischen Chronologie) sein.

2. Gluckman: Dimension des sozialen und kulturellen Konflikt in Funktionalismus einbauen. = Paradigmenwechsel Funktionalismus kümmerte sich bisher nur um Gleichgewicht / Stabilität der Gesellschaft. Sozialen und kulturellen Konflikt ausgeschaltet. Kolonialfrage kam auf = Kolonialkonflikte Hat in 50-er Jahre in Südafrika geforscht Will weg von Gleichgewichtsvorstellung.

3. Leach: Berücksichtigung der Variabilität der Gesellschaften durch Vergleich im Funktionalismus. 1. Generation betonte Generalisierung zu stark anstatt echten intersozialen / interkulturellen Vergleich zu machen , der zu mathematischen Formeln führt.

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1. Evans-Pritchard: 17.5.2000 Geschichte in Funktionalismus einbauen. Will Rehabilitation der Geschichte = nicht ahistorisch wie 1. Generation. Funktionalismus soll nicht nur synchronisch (gleichzeitig) sondern diachronisch (Verfolgung der historischen Chronologie) sein.

(„Anthropologie & Historie“; Vortag 1955; publiziert 1962) Seine 9 Kritikpunkte: (an den Funktionalisten der 1. Generation)

Die Verbesserungsvorschläge dazu: Forderungen

1. Antihistorische Haltung Defizite des Funktionalismus bezüglich Geschichte. M.+ R.-B. gehen von schlechter Geschichtsschreibung aus = nur evolutionistisches Paradigma. Zu starke Generalisierung ohne Kontext führt zu banalen Lee(h)rformeln. Haben deformierten Geschichtsbegriff, da akritische und selektive Benutzung der historischen Quellen = Fixation auf evolutionistische Geschichtsauffassung (Quellen, Unilinarität, Ireversibilität, Starrheit) Durch Fixierung antihistorisch geworden. Andere Geschichtwissenschaftliche Richtungen wurden verschmäht.

Spannungsfeld zwischen Spezialität und Universalität berücksichtigen Spezialitäten und Kontexte einbeziehen. Diese verlieren aber ihre Bedeutung, wenn nicht in Generalisierung betrachtet = Abstraktion Generalisierung soll Kontext einbauen, um Spezialität zu sehen. Theorien nur beschränkt gültig in regionalem Kontext oder für spezielle Gesellschaftstypen z.B. Begriff „Schlacht“ ist Einzel- und Komplexphänomen

2. Fixierung auf geschriebene Geschichte Als einzige Form von Geschichte = ethnozentrisch, westlich Oral history und Gedächtnis weggelassen. Konsequenz vgl. 3.

Geschichtsbegriff erweitern: Oral History- & Gedächtnis-Dimension Anerkennung des Gedächtnis und des Mündlichen in Geschichte. (Gedächtnis erst ab ca. 1980 in Forschung!!)

3. Alle Gesellschaften ohne schriftliche Quellen wären geschichtslos und statisch Was nicht aufgeschrieben, wäre seit Geburt unwandelbar.

Dynamische Betrachtung der Gesellschaft auf Geschichte beruhend

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4. Zentrale Rolle der Geschichte für Bildung des Kollektiven Bewusstsein ...einer Gruppe und für individuelles Bewusstsein kollektive Vorstellungen und Denkinhalte entstehen aufgrund von geschichtlichen Erfahrungen. Er bezieht sich auf : Benedetto Croce: „Geschichte ist immer vergegenwärtigte Geschichte.“ John Collingwood: „Geschichte als Vergangenheit ist im gegenwärtigen Denken eingeschlossen = generiert Gegenwart und Zukunft“ = Geschichte als Wissenschaft der Gegenwart Vorwissen der Menschen ist Kapital für Orientierung in der Gegenwart (Geschichte einzelner, Gruppe, Nation) Vergangenheit als Quelle des Wissens für Gegenwart und Zukunft Entwurf einer Gesellschaft (=Zukunft) muss auf Bestehendem (=Vergangenheit) aufbauen. Geschichte prägt den Erfahrungsraum, der in Verbindung mit dem Erwartungshorizont ist. Diese können übereinstimmen oder gegensätzlich sein.

5. Grundverschiedenheit Mythos - Geschichte Mythos = Wissen der Primitiven (Verdichtete Vergangenheit = Selektion von Fakten) Geschichte = Wissen der Zivilisierten

5. Dialektisches Verhältnis Mythos – Geschichte Berücksichtigung eines breiten Geschichtsbegriffs löst Gegensatz zwischen Mythos und Realität auf. Geschichtsschreibung schafft Mythos (z.B. Heldenmythen vgl. Tell ist Mythos der Geschichtsschreiber des 19.Jh.) & Mythos schafft Geschichte (Vergangenheit / Mythos als Modell mit Erziehungsfunktion für Tugenden in der Zukunft)

6. Herstellung von Vergleich in zeitlicher Diskontinuität Analogien zwischen vergangenen Epochen und aktueller Stammesgeschichte können hergestellt werden. z.B. frührömische Geschichte hilft Aktuelles zu verstehen

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7. Geschichte wird permanent rekonstruiert, ist historischer Prozess = Wandel, Dynamik (naturwissenschaftl. Begriff) Soz. Anthropologie soll von Naturwissenschaft (Evolutionimus) zu Humanwissenschaft werden Humanität im Zentrum

8. Erfassen der Geschichte im augenblickliche Gesellschafts-Ablauf Louis Dunant: “Geschichte ist Bewegung der Geschichte so wie sie tatsächlich ist.“ Vgl. „Figurationstheorie“ Norbert Elias‘ zeigt Bewegung Geschichte stoppen unmöglich. Photo ist nicht der Mensch.

9. Geschichte ist nie objektive Rekonstruktion der Fakten Analyse der Geschichtsschreibung gibt Auskunft über Konstruktion von Mentalitäten in den Gesellschaften von damals. z.B. Lausanner Vertrag 1923: Völkeraustausch am Balkan als Entmischung und für Fortschritt zur Bildung eines homogenen Nationalstaat. Heute als ethnische Säuberung gesehen!!

Zusammenfassung: 1. Antihistorische Haltung 2. Fixierung auf geschriebene Geschichte 3. Alle Gesellschaften ohne schriftliche Quellen wären geschichtslos und statisch 4. Zentrale Rolle der Geschichte für Bildung des Kollektiven Bewusstsein 5. Dialektisches Verhältnis : Mythos – Geschichte 6. Herstellung von Vergleich in zeitlicher Diskontinuität 7. Geschichte wird permanent rekonstruiert, ist historischer Prozess 8. Erfassen der Geschichte im augenblickliche Gesellschafts-Ablauf 9. Geschichte ist nie objektive Rekonstruktion der Fakten

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2. Gluckman: 24.5.2000 Dimension des sozialen und kulturellen Konflikt in Funktionalismus einbauen. = Paradigmenwechsel Funktionalismus kümmerte sich bisher nur um Gleichgewicht / Stabilität der Gesellschaft. Sozialen und kulturellen Konflikt ausgeschaltet. Kolonialfrage kam auf = Kolonialkonflikte Hat in 50-er Jahre in Südafrika geforscht Will weg von Gleichgewichtsvorstellung.

• Jüdischer Südafrikaner

„Schule von Manchester“ in GB gegründet

• Seine Kritik an der 1. Generation: „1.Generation macht pure Kohäsionslehre und wird der aktuellen Situation nicht gerecht.“

• Sein Paradigma: „Gesellschaft ist immer von Konflikten geprägt“ Er will den Konflikt innerhalb des funktionalistischen Schemas einbauen = Revision, keine Neuinvention Seine Theorie kommt aus Felderfahrung bei den Zulus: Zulus sind eine Gesellschaft vom Typus B der „African political systems“ = mit zentralisierter Struktur Ablehnende Haltung, grosser Widerstand, blutige Kämpfe gegen die Kolonialherren. Briten gelang dann doch Unterwerfung; Spannungen blieben. Steter schwarz-weiss, politischer, kultureller Konflikt. Theorie von G Balandien: „Zentralistische , nach monarchischem Prinzip organisierte Gesellschaften, sind wesentlich schwieriger politisch zu unterwerfen als als segmentäre Gesellschaften des Typus A:“

• Soziale Reflexion auf Basis von: 1. Konflikt gehört funktional zur Gesellschaft Dimension des Konflikts muss in Funktionales-Paradigma einbezogen werden. Konflikt ist keine Dysfunktionale Kraft, die zu Destabilisierung und Auflösung der Gesellschaft führt (Sichtweise vorher!). (vgl. Lewis Cosa: „Zu oft ist Konfliktsituation fehlend.“ 2. Georg Simmel: „Externe Konflikte stärken interne Kohäsion.“ Gesellschaften beruhen grundsätzlich auf Ambivalenzen / Dynamiken: Spannung, Konflikt, Rivalität Kohäsion, Harmonie z.B. Treffen einer Studentenverbindung hat 2 Perspektiven: 1. Kohäsion bestätigen, sozialer Kontakt erneuern 2. Rivalität, Wettbewerb, Konflikt wer am Meisten Alkohol verträgt = Hierarchien gebaut = Spannung erzeugt = Ergebnis funktionale Analyse

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z.B. Einladung beruht auf Reziprozität: 1. Kohäsion = Bindung fördern 2. Konflikt = Einladung übertrumpfen, besser kochen z.B. auf makrosoziologischer Ebene: Diplomatische Besuche und Gegenbesuche zwischen Kohäsion stärken und Rivalitäten.

• Konflikt führt auch zu sozialem Wandel

• Gesellschaften beruhen grundsätzlich auf sozialer Ambivalenz

Konflikte nicht dysfunktional und zu Zerstörung er Gesellschaft führend (kann im Extremfall sein: vgl. franz. Revolution zerstörte Ancien Regime), sondern sind ritualisiert und kanalisiert und erhöhen so die Kohäsion.

• Schüler Gluckman’s: Viktor Turner

Hat ritualisierten Konflikt untersucht „social drama“ Rituale haben 3 Sequenzen: 1. Struktur 2. Antistruktur = Liminale Phase = alte Regeln gelten nicht mehr 3. Struktur (Kann dieselbe sein wie 1. Oder eine neue) Bsp. Karneval 1.Sruktur = Alltag 2.Regelbruch zum Alltag, machen was man will im Kostüm, als inizierter Konflikt 3.dann Wiederherstellung der Solidarität = Struktur = Alltag Bsp. Thesenverteidigung 1. Aspirant 2. Thesenverteidigung, Konflikt 3. Doktor

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3. Leach: Berücksichtigung der Variabilität der Gesellschaften durch Vergleich im Funktionalismus. 1. Generation betonte Generalisierung zu stark anstatt echten intersozialen / interkulturellen Vergleich zu machen , der zu mathematischen Formeln führt.

• Ingenieur = naturwissenschaftlicher Einfluss

• Seine Idee: Generalisierungsfähigkeit der soz.Anthropologie weiterentwickeln in mathematischem Modell = algebraische Anthropologie

• Vergleich mit andern : Evans-Pritchard: Theorien mittlerer Reichweite – Leach will generalisieren Strauss: Strukturbegriff in Formel; Brit.soz. Anthr. bekommt ausländ. Einflüsse = Öffnung Redcliff-Brown: Stellt Vergleiche an; bildet Typologien, macht keine Generalisierung (= allgemeine Verhaltensregel) nur Nebeneinanderstellen von Normen. Macht Einteilung, keine echte Theorie. – Leach will Vergleich überwinden und allgemeine Formel entwickeln

• Bsp. Der Abstammung nach Leach: 1. Biologische Abstammung (leibliche Eltern) = Nr. 1 2. Soziologische Abstammung (Adoption) = Nr. 0 4 Möglichkeiten in Formel definiert: mütterliche Abstammung = P väterliche Abstammung = Q Z = P + Q = 1 Z = = 1 (unsere Gesellschaft, Ma + Pa biologisch = Sperma-, Bluts-, und Milchideologie)

Z = = O (Spermaideologie, Blut des Vaters) Z = = unendlich (Bluts- + Milchideologie von Mutter) Z = = (Adoption) Bisher für absurd gehalten, da soziologische Mutter nicht anerkannt. Nur biologischer Vater. Kinder so nicht durch Bruderschaftsverhältnis geprägt = kein Inzesttabu = Heirat in der Familie möglich, da nur soz. Verwandtschaft. Heiratsregeln, Verwandtschaftsregeln, Gesellschaftliche Verhaltensweisen definiert und abgeleitet! Durch die mathematische Formel wurden neue Erkenntnisse bewusst gemacht. Nur durch Empirie wäre man nie darauf gekommen. • Doch: die Idee menschliches Verhalten auf eine Formel zu reduzieren misslang!

Anthropologie ist nicht nur deduktive (vom Allgemeinen zum Besonderen ableiten) Wissenschaft wie Leach meinte. Nach Leach wäre die Beobachtung unnötig = induktive (vom Einzelnen zum Allgemeinen führend)Wissenschaft.

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ENTWICKLUNG DER SOZIAL-ANTHROPOLOGIE NACH GLUCKMAN UND LEACH

• Internationalisierung: Setzt sich in USA, Skandinavien, Holland und etwas im deutschen Sprachraum durch. CH-Soziologen sind mit (Britischer-) Sozialanthropologie verbunden.

• Öffnet sich anderen Denktraditionen, -theorien = bleibt nicht mehr reine „Social anthropology“ z.B. franz. Strukturalismus, deutsche Soziologie (Wichtige Schule in Amsterdam)

• Dekolonisation: Bis Leach Soziologiegebiete vor allem in Kolonien. Neue Forschungsgebiete und andere Schwerpunkte suchen.

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• 3 Stränge der neuen britischen Sozialanthropologie: 1. Nachfolger von Evans-Pritchard = Betonung der Geschichte Schule von Amsterdam = „soziogenetische Schule“ (A.Blok, J. Boisserain, N.Elias) Soziogenetische Betrachtungsweise: Aktualität / Gegenwart nicht ohne Berücksichtigung der Vergangenheit erklärbar. Aktuelle Phänomene deuten bezüglich vergangener Prozesse Beispiel: Warum konnte sich Mafia gerade in Sizilien ausbreiten? Welches ist Matrix, dass Mafia heute noch so mächtig? Antworten: Latifundienbesitz, aristokratischer Absentismus, Machtvakuum Schule „History in the making“ (Canterbury, Oxford, J.Davis) „Geschichte ist nicht nur Vergangenheit, sondern auch eine Verarbeitung dieser. Geschichte ist eine Form von Alltagswissen, das jeder hat und braucht, um sich in der jetzigen Welt zu orientieren.“ - Konstruierte Geschichte im Umbau - hermeneutische = Erkenntnis gewinnende Betrachtungsweise

- Geschichte als kognitives Instrument zur Orientierung in Welt und zur Kommunikation - Geschichte ist Form von Wissen, Erfahrungsbasis um aktuelles zu interpretieren und Zukunft zu planen = reflexive Geschichte - Stereotypen oft auf geschichtlicher Basis aufgebaut - resignative Mentalitäten entstehen aus Geschichte („es war immer so.....“) , aber auch optimistische Weltbilder (z.B. Erfolgsgeschichte der USA bis vor Vietnamkrieg) - Nicht nur aktuelle Phänomene erklären sondern wie Geschichte in Aktualität steht „Invention of tradition“ – „tradition making“ (Eric Hobsbawn / Terence Ranger) Infragestellung des Begriffs der Tradition. Tradition nicht seit jeher, sondern jünger und immer in Wandel, dynamisch, nicht für immer festgelegt. Konstruieren, Erfinden als kreativer Akt mit Basis in Vergangenheit Balandier: „Modernität ist Tradition des Neuen.“ z.B. Schottischer Kilt ist moderne Erfindung = revidierte Version etwas Alten

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2. Nachfolger Gluckman’s = Konflikte sind nicht nur destruktiv Viktor Turner Untersucht sozial Strukturen in südlichen Afrika. Feststellung: Verwandtschafts- und Genderbeziehungen sind durch Solidarität und Konflikte geprägt. Damit sich Konflikte nicht dysfunktional auswirken, müssen sie kanalisiert, ritualisiert werden. „Life-crises-ritual“: Rituale haben immer eine Konfliktphase = limale Phase, die alte Ordnung in Frage stellt = Passage von einem Zustand zum anderen. „Social drama“: = disharmonische Prozesseinheiten innerhalb einer Prozesssituation. Konflikt nicht als destruktiv gesehen. Prozess in 4 Phasen: 1. Bruch (Personen weigern sich, bestehende Normen anzuerkennen)

2. Krise (Brüche vermehren sich; Krise gefährdet Kohäsion der GS affektive Ladung in Krise z.B. Demonstration)

3. Schlichtung (um Spannung aus Krise zu vermindern mit Hilfe von Vermittlern Eingreifen kann relig., poli., milit., ...sein. soll Konsens zwischen Parteien wiederherstellen)

4. Reintegration (Ermüdungserscheinung nach Krise ergibt Bedürfnis nach Streitbeilegung. Versöhnung kann Trennung oder Wiedereingliederung sein. Beides dient der Stabilisierung der Ordnung. Kann makro- (Politik) oder mikrosoziologisch (Ehe) sein.

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4. Nachfolger von Leach = britischer Neostrukturalismus (übernahmen Lehren aus F von Levi Strauss)

2 Autoren vorallem: Rodney Needham, Mary Douglas 1. Rodney Needham Modellhafter Ansatz Strauss‘ beeinflusst ihn. Will allgemeines Funktionierne der Verwandtschaftssysteme erklären und empirisch bestätigen. z.B. Frauentausch 2. Mary Douglas Kognitiver Strukturalismus = aktuelle Form Will Strukturen mentalen Lebend von Gesellschaften aufzeigen = kollektiv Mentales (Mentales im Einzelmenschen interessiert nicht) vgl. „Wildes Denken“ bei Strauss, dieses hat auch eine Logik, aber andere Handlungsstrategie als „Rationales Denken Frage: Unterschied zwischen primitivem Denken und rationalem, modernen, sekualisiertem Denken? Vorkopernikanisch kopernikanisch Welt dreht sich um Mensch Mensch dreht sich um Welt Welt auf Mensch beziehen Mensch hat Entdeckungs-,Wissenschaftslust

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Sozialanthropologie – eine Übersicht TITEL

ERKLÄRUNGEN

SEITE

3 Definitionskriterien

1. Empirische Wissenschaft / Feldforschung 2. Komparative Betrachtungsweise /Monographie generelle Regelhaftigkeit gesucht Mikrokosmos als Metapher der Gesamtgesellsch. 3. Heute kein Unterschied zu Soziologie

1, 2

Unterscheidung: Kulturanthropologie USA Sozialanthropologie GB

Kulturanthropologie: Akzent auf Kultur = Kulturdeterministen Kultur als Elementensystem prägt Individuum Realität als reell betrachtet = Naturgegebenheit Sozialanthropologie: Akzent auf Gesellschaft Gesellschaft produziert Kultur Realität als konstruiert betrachtet = Konzeption

3

3 zeitlich parallele Strömungen: Evolutionismus Voluntarismus Soziologie Durkheims

Evolutionismus: Naturorientierte Gesellschaftsanalyse Voluntarismus: Individuumsorientierte Gesellschaftsanalyse freier Willen des Menschen ergibt Handlung (nicht von Natur bestimmt wie bei Evolutionisten) Soziologie Durkheims: Gesellschaftsorientierte Gesellschaftsanalyse

17

Basis / Vorläufer der Sozialanthropologie: Evolutionismus (Soziologie Durkheims)

Evolutionismus: (Lamarck, Darwin) 1. Kulturphänomen als Naturphänomen betrachtet (Fortschrittsidee, Dynamik, Menschen zentriert) 2. Psychologische Einheit der Menschheit (Stadiengesetze nach Comte, Marx, Islam in 3 Schritten vom Primitiven zur Zivilisation) 3. Benutzung der vergleichenden Methode

4 – 7

Wichtige Ethnologen / Vertreter des Evolutionismus: Herbert Spencer

Herbert Spencer: Kontinuitätslehre / „Organizismus“ Gesellschaft ist ein Organismus, der sich in der Spannung der Kräfte Differenzierungsstreben / Gleichgewichtsstreben von der kontrollierten Kriegergesellschaft zur freien Wirtschaftsgesellschaft entwickelt. Entwicklung bleibt im Gleichgewicht. Kontinuität immer vorwärts nie retour.

8 – 10

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Eduard Tyler James Georg Frazer

Eduard Tyler: Lehre der Entwicklungsstufen 3 Entwicklungsstadien:Wildheit-Barbarei-Zivilisation kulturel.Unterschiede = untersch. Entwicklungsstufe Retroevolution möglich, aber negativ gewertet. Theorie des Animismus = Konzeption über Entwicklung der Religionen in 3 Stufen von Irrationalität zu Rationalität im Traum: Animismus – Polytheismus – Monotheismus Theorie der Survivals = kulturellen Relikte Diskontinuitäten In verspäteten Bereichen bleibt Irrationalität in rationaler Gesellschaft erhalten. Schema wird flexibel durch Rückschritte. James Georg Frazer: (Interessiert sich nicht für Entwicklung der Gesellschaft wie Spencer + Tyler!) Schwerpunkt: Entwicklung des Mentalen / Kognitiven = Prozesse innerhalb des Menschen (Psychologie nahe) Themen: Verwandtschaft (Promisquität –Polygamie - Monogamie) Entwicklung von Irrationalität zu Rationalität ( Magie – Religion – Wissenschaft) Totemismus

11 – 13 14 – 16

Basis / Vorläufer der Sozialanthropologie: (Evolutionismus) Soziologie Durkheims

Soziologie Emile Durkheims = „Année Sociologique“: Hauptgrundsätze: „Soziales nur durch Soziales erklären.“ „Gesellschaft ist mehr als Summe der Individuen.“ (Kollektives Bewusstsein als kohäsionsstiftendes Element = „ Gesamtheit der Glaubensvorstellungen + Gefühle, die allen Mitgliedern derselben Gesellschaft gemeinsam sind.“ Theorie der Kohäsion / 2 Typen von Kohäsion: 1. Mechanische Solidarität (Primärgruppen, einfache Technologie, keine Arbeitsteilung, wenig Ungleichheit, geteilte Eigenidentität = primitive Gesellschaft) 2. Organische Solidarität (Sekundärgruppen, komplexe Marktökonomie, stark arbeitsteilig, starke Herrschaftspositionen, Zweckrationalität = hochkomplexe Gesellschaft)

17 - 21

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Durkheims Einfluss auf die Funktionalisten: 1. „Soziales nur durch Soziales erklären.“ = antipsychologische Haltung 2. Schematische Darstellung soz. Erscheinungen 3. Empirische Untersuchung = Feldforschung 4. Seine Kohäsionstheorie wird übernommen 5. Evolution als spekulativ gesehen, Quellen angezweifelt (Evolutionisten als Lehnstuhlsoziologen)

Funktionalismus Definition Zwei Vertreter der 1. Generation des Funktionalismus: Bronislaw Malinowski (Alfred R. Redcliff-Brown)

Definition: „Form der Analyse, die sich vornimmt, soziale und kulturelle Phänomene zu erklären und sie auf die Funktion hin zu analysieren, die sie in Institutionen sozio-kultureller Systeme leistet.“ Funktion = Leistung „Leistung als Beitrag oder Konsequenz eines sozio-kulturellen Elements (vgl. Organe haben Funktion im Körper = Metapher) für den Aufbau, Erreichung oder Veränderung eines bestehenden Zustandes des gesamten sozialen Systems zu dessen Stabilität.“ Bronislaw Malinowski: (1884 – 1942) „Jede funktionalistische Analyse leistet Klärung über die Natur kultureller Phänomene“ Empirische Forschung aktueller Zustände = Funktionieren einer Gesellschaft in einem bestimmten Moment der Gegenwart interessiert. Feldforschung als seine „Spezialität“. (Nicht Frage der Entwicklung / Ursprünge wie bei Evolutionisten, nicht Ausbreitung = Diffusionisten) Vor allem untersucht: Stabilität einer Gesellschaft 5 Axiome für Kultur: Kultur ist.... 1. Instrumentalisierter Apparat zur Problemlösung 2. Zweck = Erhaltung der Gesellschaftsstruktur 3. Komplex von abhängigen Komponenten (Organ.) 4. Institutionen für Erhaltung und Verwaltung von Handlungen, Einstellungen + Objekte 5. Dynamik der Institutionen auf dem Lebensweg Seine Definition: „Funktionalismus ist die Leistung einer sozialen Institution bezüglich der Befriedigung eines Grundbedürfnisses.“

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Zwei Vertreter der 1. Generation des Funktionalismus: (Bronislaw Malinowski) Alfred R. Redcliff-Brown Unterschiede Malinowski – Redcliff-Brown

Unterscheidung: Bedürfnis/Need – Trieb/ Drive „Kultur als Antwort auf Grundbedürfnisse“ 7 Grundbedürfnisse und ihre kulturellen Antworten Abgeleitete/derived Bedürfnisse: Instrumentale Imperative + Integrative Imperative Funktion bezieht sich auf Bedürfnisse des Menschen Alfred R. Redcliff-Brown: theoretischer Denker hat mit Sozialanthropologie neue Disziplin gegründet: „Theoretische, natürliche Wissenschaft der Gesellschaft, die Methoden der Analyse benützt.“ (vgl. Naturwissenschaft mit vergleichbarer Methodik) = komperatistische Soziologie Strukturfunktionalismus: „System von Funktionen nötig (nicht nur einzelne!), um die Stabilität der Gesellschaft zu garantieren = Struktur + Funktion nötig zur Stabilität.“ 1. Sozialstruktur als Voraussetzung für die Existenz von Gesellschaften, aber instabil da Generationen wechseln. (= regelmässige Handlungen; empirisch beobachtbare Realität; Induktion = Schluss vom Einzelnen auf das Ganze; Struktur der Beziehungen) 2. Funktion bezieht sich auf Sozialstruktur und deren Bedürfnisse. Stabilisiert Struktur durch Institutionen (= Standardisiertes Verhalten durch Normen + Sanktionen) Redcliff-Brown: hat andere Forschungsprämisse: Funktionsbegriff System = Soziales Element der Struktur leistet Beitrag für ganzes System und nicht für seine eigenen Bedürfnisse. Soz.System ist ausgewogenes, strukturiertes Ganzes. Jeder Teil darin hat Funktion und steht in Hierarchie. Stärker von Durkheim beeinflusst „Soziales mit Sozialem erklären“ - vgl. Sozialstruktur Malinowski: geht aus von menschlichen Bedürfnissen, die durch Institutionen befriedigt werden. = biologisch – psychologischer Ansatz

31 – 37 37

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Vertreter der 2. + 3. Generation des Funktionalismus Raymond Firth Isaak Schapera Eduard Evans Pritchard

Schüler machen Kooperation zwischen den zwei Lehren Malinowskis + Redcliff-Brown, obwohl diese Rivalen waren! Firth‘ Thema: „(Macht-)Struktur und Wandel (Rollenwechsel) in soz. Organisation (Verwandtschaftsbeziehung)“ Schüler sind zugleich Kritiker und Erneuerer des funktionalistischen Paradigmas: Eduard Evans Pritchard: Geschichte im Funktionalismus einbauen (bisher nur gleichzeitig betrachtet; ahistorisch!) Rationalität in primitivem Handeln sehen. Induktive Typologie der Systeme/Strukturen (vglR-B): Typ A = keine Zentralmacht (vgl.D:Segm.GS;mech.Solid) Typ B = Zentr.Herrschaftssystem (organ Solidarität) Seine 9 Kritikpunkte – Verbesserungsvorschläge: 1. Antihistorische Haltung – Fixierung auf Evolutionistische Geschichtsschreibung (Quellen!) Geschichte im Funktionalismus einbauen 2. Fixierung auf geschriebene Geschichte Geschichtsbegriff um Oral-history + Gedächtnis-Dimension erweitern 3. Alle Gesellschaften ohne schriftliche Quellen wären geschichtslos und statisch Dynamische Betrachtung der GS auf Geschichte beruhend 4. Zentrale Rolle der Geschichte für Bildung des Kollektiven Bewusstsein 5. Trennung : Mythos=primitives Wissen – Geschichte=zivilisiert Dialektisches Verhältnis Mythos – Geschichte = Erschaffen sich gegenseitig 6. Kein Vergleich zwischen Epochen Herstellung von Vergleich in zeitlicher Diskontinuität = Analogien herstellen 7. Geschichte ist statisch, schriftlich fixiert Geschichte wird permanent rekonstruiert, ist historischer Prozess 8. Erfassen der Geschichte im augenblickliche Gesellschafts-Ablauf = Bewegung 9. Geschichte ist nie objektive Rekonstruktion der Fakten Max Gluckman:

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Max Gluckman Edmund Leach

Max Gluckman: Dimension des soz. + kult. Konflikt im Funktionalismus einbauen „Gesellschaft ist immer von Konflikten geprägt“ (bisher nur Stabilität beachtet = pure Kohäsionslehre; Konflikt als Dysfuktion, die zu Destabilisierung / Auflösung führt) Seine Basis: 1.Felderfahrung bei Zulus GS Typ B = schwer zu unterwerfen im Konflikt Seine Theorien: 1. Konflikt gehört funktional zur Gesellschaft 2. GS beruhen auf Ambivalenz / Dynamik: Konflikt, Spannung, Rivalität – Kohäsion, Harmonie Simmel: “Externe Konflikte stärken interne Kohäsion“ 3. Konflikt führt zu sozialem Wandel 4. Rituale immer in 3 Phasen: 1.Struktur – 2.Antistruktur – 3.Struktur Alltag/Stabilität Regelbruch/limale Phase/Konflikt = 1.oder neu! Edmund Leach: Generalisierungsfähigkeit (= allgemeine Verhaltensregeln) weiterentwickeln zu mathematischer Formel (Bisher keine G. – R.-B. bildet nur Typologien = Nebenein-anderstellen = Einteilung; induktiv ; keine echte Theorie) Seine Basis: Levi Strauss: Deduktion; Abstraktion eines Modells Deduktive Methode, algebraische Analyse der Abstammung A : biologische A = 1 4 Möglichkeiten in Formel kombiniert: Soziolog. A = 0 Z = Qualität der Abstammung Mütterliche A = P Väterliche A = Q Dank Formel Erkenntnisse erlangt, die bisher in Empirie als absurd galten.

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Weiterentwicklungen Internationalisierung

Öffnung gegenüber anderen Denktheorien Dekolonisation der Forschungsgebiete

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3 Stränge neuer Britischen Sozialanthropologie

1. Nachfolger von Evans-Pritcherd = Betonung der Geschichte: Schule von Amsterdam = soziogenetische Schule (Blok, Boisserain, Elias) Aktuelles deuten, erklären bezüglich Vergangenem Schule „History in the making“ (Davis) Geschichte ist Verarbeitung der Vergangenheit, ist kognitives Instrument zur Orientierung in Welt „Invention of tradition – tradition making“ (Hobsbaws , Ranger) Tradition dynamisch, immer im Wandel nicht fix festgelegt 2. Nachfolger Gluckman’s =Konflikte sind nicht nur destruktiv (Viktor Turner) Verwandtschafts- und Genderbeziehungen durch Solidarität und Konflikte geprägt. „Social drama“ = Prozess in 4 Phasen: 1.Bruch – 2.Krise – 3.Schlichtung – 4.Reintegration 3. Nachfolger Leach‘ / Strauss = britischer Neostrukturalismus Needham: modellhafter Ansatz Frauentausch Mary Douglas: Kognitiver Strukturalismus Unterschied primitives – modernes Denken? Welt dreht sich um Mensch Mensch dreht sich um Welt =Entdeckungslust