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363 LXX. Verfahren , bei Vergoldungen und Versilberungen auf galvanischem Wege die Quantitlt Gold und Silber kennen zu lernen, welche man angewandt. VOll mam*miliam, Herzog von Leuchtenberg. (Bulletin scient. de St. Pc'tcrsfiourg.) 1) Vergokdung. Die Vergoldung auf galvanischem Wege ist in neuester Zeit itn Auslande ganz in's allgemeine Leben iibergegangen und brei- tet sich auch hier immer mehr und mehr aus. Docli erleidet dieselbe immer noch den Vorwurf , hinsichtlich der Dauerhaftig- keit mit der bisher ublichen Feuervergoldung nicht gleiclien Schritt lialten zu kiinnen, ein VorwurF, den die galvanisclie Yer- goldung aucli in (leu meisten Fiilleti verdient , da man sicli bei deren Ariwendung so hitifig durcli die Leichtigkeit , dem Gegen- stande eine Goldfarbe zu geben, verfiihren Iiisst , und man sicli aof diese Weise oft nur mit einem Hauclie von Gold begnuqt. Der Vergolder kannte aucli bisher das Quantum Gold, welches er angewandt, selir uiigenau ond lronnte es nur bei kleinen Gegenstinden durch Vor- und Nachwiegen erlialteu , aber bei grossen Gegenstiinden war es unmiiglicli, da die gewohnliclie Wage nicht empfindlicli genug ist, um die Differenz anzugebea. Um nun diesem Uebel abzuhelfen, war es nothwendig , ein Mittel zu suchen, durch welches man erfiihrt, %vie stark ein Stiick auf galvanischem Wege vergoldet worden ist. Nach melireren Versuchen kam ich auf folgendes Verfahren, welches sich bisher nach allen Contraproben und Controlirungen als gut bewihrte. Die Gold-Auflosung muss sich vor ihrer Anwendung genau gemessen in einem in Litres graduirten Gefiisse belinden. Aus einem solchen mit Goldaufliisung gefiillten Gefisse nimmt man dann ein Decilitre und' dampft die Fliissigkeit bis zur Trockne ab. Hierauf wiegt man genau die trockene Masse ab und legt davon 2 Grammen in einen tarirten Platintiegel, iibergiesst diese Masse mit Schwefelssure und stellt dann den Tiegel auf eine Weingeistlampe mit doppeltem Luftzuge. Anfangs erwarmt man .

Verfahren, bei Vergoldungen und Versilberungen auf galvanischem Wege die Quantität Gold und Silber kennen zu lernen, welche man angewandt

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Page 1: Verfahren, bei Vergoldungen und Versilberungen auf galvanischem Wege die Quantität Gold und Silber kennen zu lernen, welche man angewandt

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LXX. Verfahren , bei Vergoldungen und Versilberungen auf galvanischem Wege die Quantitlt Gold und Silber

kennen zu lernen, welche man angewandt. VOll

mam*miliam, Herzog von Leuchtenberg.

(Bulletin scient. de St. Pc'tcrsfiourg.)

1) Vergokdung.

Die Vergoldung auf galvanischem Wege ist in neuester Zeit i tn Auslande ganz in's allgemeine Leben iibergegangen und brei- tet sich auch hier immer mehr und mehr aus. Docli erleidet dieselbe immer noch den Vorwurf , hinsichtlich der Dauerhaftig- keit mit der bisher ublichen Feuervergoldung nicht gleiclien Schritt lialten zu kiinnen, ein VorwurF, den die galvanisclie Yer- goldung aucli in (leu meisten Fiilleti verdient , da man sicli bei deren Ariwendung so hitifig durcli die Leichtigkeit , dem Gegen- stande eine Goldfarbe zu geben, verfiihren Iiisst , und man sicli aof diese Weise oft nur mit einem Hauclie von Gold begnuqt. Der Vergolder kannte aucli bisher das Quantum Gold, welches er angewandt, selir uiigenau ond lronnte es nur bei kleinen Gegenstinden durch Vor- und Nachwiegen erlialteu , aber bei grossen Gegenstiinden war es unmiiglicli, da die gewohnliclie Wage nicht empfindlicli genug ist, um die Differenz anzugebea.

Um nun diesem Uebel abzuhelfen, war es nothwendig , ein Mittel zu suchen, durch welches man erfiihrt, %vie stark ein Stiick auf galvanischem Wege vergoldet worden ist. Nach melireren Versuchen kam ich auf folgendes Verfahren, welches sich bisher nach allen Contraproben und Controlirungen als gut bewihrte.

Die Gold-Auflosung muss sich vor ihrer Anwendung genau gemessen in einem in Litres graduirten Gefiisse belinden. Aus einem solchen mit Goldaufliisung gefiillten Gefisse nimmt man dann ein Decilitre und' dampft die Fliissigkeit bis zur Trockne ab. Hierauf wiegt man genau die trockene Masse ab und legt davon 2 Grammen in einen tarirten Platintiegel, iibergiesst diese Masse mit Schwefelssure und stellt dann den Tiegel auf eine Weingeistlampe mit doppeltem Luftzuge. Anfangs erwarmt man

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364 4 S a x i m i l i a n : U e b . d. b e i V e r g o l d u o g e n etc. a u f g a l v .

den Tiegel nur mzssig. Die Bestandtheile dieser Jlasse, niimlich Cyankalium Chlorkalium uiid Cyangold, zersetzen sich und ent- wiclieln CyanwasserstoffsSure ond Salzsiiure : das kaustische untl kohlensaure Kali aber , so wie Kalium aus den Cyan- und Clilor- verbindungen, bilden mit der zugesetzten Sclrwefels$ure scliwe- felsaures IMi. Da' bei dieser Operation CyanmasserstoB und Chlormasserstoff (Sa1zs:irrre) sicli bilden - Ersteres gef~hrlicli, Letzteres unangenehm ist -, so muss dieselbe mit Vorsiclit ge- handhabt rind das Einathmen dieser Gase verrnieden werden. Hat das Aufbrarisen im Tiegel aufgehort, so bedeckt man denselben und steigert die Hitze der Weingeist-Lampe, bis der Tiegel glii- hend wird. Dabei schmilzt das schwefelsaure Kali, das ausge- schiedene Gold aber klebt sich an den Tiegel an. Das schwefel- saure Kali entfernt man dnnn durcli mehrmaliges Arifgiesseii von Wasser in den Tiegel, worauf das zuriickbleibende Gold in dem Tiegel getrocknet und geyliiht wird. Aus Vorsiclit kann man tlas Wasser ails dem Tiegel in ein Glas schtitten, urn sicli zu iiber- zerigen, dass kein Theilchen Gold mit abgespult wirtl, was iibri- gens in der Regel selten der Fall ist.

Nach diesem Verfahren wiegr man den Tiegel mit deni 211-

ruckgebliebenen Golde, und die Diffcrenz zrvisclien dem wirklichen Gevvichte des leereri Tiegels und dem Gewiclite desselben nach dein oben beschrieheneii Verfahren qiebt das Quantum Gold, wel- ches in zwei Graminen jetier Masse enthalten ist. Es ist danii eiri Leichtes, zu berechnen, wie viel Gold ein Decilitre, und so- mit auch wie viel die ganze Rlasse enthiilt, welclie man unter- sucht.

Nachdein man mit dieser Auflosung vergoldet hat, so nimmt man hiervon ein Decilitre, unterzieht es dern eben beschrie- henen Verfahren, und die Differenz in dem Quantum Goldes, welche sich in den beiden Auflosongen ergiebt, bestimmt genau das Gewicht des zur Vergoldung verwandten Goldes.

2) VersiEDenmg. Die zur Versilberung gebrauchte Auflosung enthiilt Cynnsil-

her, Cyankalium und Chlorkalium. Zur Probe vrird aus der abge- messenen Menge, wie bei der Goldprobe, ein Decilitre genommen und abgedarnpft. Bei dieser Operation erhiilt die trockene Masse ausser den oben erwiihnten Bestandtheilen nocli kohlensaures

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W v g e a n g c w a n d t c Q u a t i t i t i i t G o l d etc. 365

Kali. Bei dieser Probe verfiihrt man, was das Abwiegen der trockenen itlasse u n d die Sclilussberecliriiing betrifft, ganz wie bei der vorigen, und es ist auch anzurathen, niir 2 Grammen der aus einem Decilitre erhaltenen troclrenen Masse zu r Prohe ZUI nelimen. '

Die eigentliclie Uestimmung gescliieht auf folgendqWeise : Die 2 Grammeii troclrener Masse erwiirnit man in einem Porcellan- tiegel und bringt sie zuin Gluhen und Schmelzen. Die Nasse wird braun und es sclimelzen hierbei Cyanlialium, ClilorGaIium und kohlensaures Kali. Cyansiiber aber verivandelt sich in Para- cyansilber, welcbes bald volllrommen reducirt wird. Nach 15 bis 90 lllinrircn Gliilien siisst man die Masse durch Decantiren im Tiegel aus. Das Silber bleibt i m Tiegel als eine schwammige Nassc zuriick, wovon man niclits beim Aussussen verliert. Es wird d a m getrocknet, gegliiht und gewogen.

Die ersten Proben nacli diesem Verfaliren wurden in Thontie- geln gemacht, die man gewijhnlicli bei Goldproben braucht. Die porijse Masse dieser Tiegel sangt aber einen Tlieil der geschmol- zenen S d z e in sich, wodurcli eiii I-erliist an SiIber entsteht. Ails

einer Silberaufliisung , die genau 5 Graminen cliemisch reines Sil- ber enthielt, reducirten sich in einem Porcellantiegel 4,96 und in einem Thontiegel nur 4,68 Grammen. Um den Beweis zu gerviii- nen, dass der Thontiegel Silber einsaugt, behandelte man selbi- gen hierauf mit Salpetersiiure, und die erhaltene Flussigkeit, nach Ahdampfen der uberflussigen Siiure mit einer Auflosung yon Koch- salz versetxt, ergab eine Triibung.

Diese Proben kiinnten auch durch einezersetzung der trocke- nen Masse niit Schrvefelsaure und durch nachheriges Gliihen init Potasche in einem Platintiegel gemacht werden, aber man erhiilt dann das Silber in fein zertheiltem Zustande, so dass man es durcli Decantiren nicht ohne Verlust aussiissen kann. Das Aussiissen auf dem Filter aber vermindert sehr den praktischen Vorzug die- ser Methode , niimlich die Erhaltong eines baldigen Endresultats.

St.. Petersburg, am 12. Jrini 1S4.5.