8
634 L. Szubh, I. Tdth, L. TGke und C . Szcintay Liebigs Ann. Chem. 1977, 634-641 1977 Untersuchungen uber Verbindungen mit Berban-Gerust, V1) Uber die Synthese von 18-Acyloxy-lO,ll-dimethoxy(despyrrolo)= all0 y ohimbinone Lajos Szabd, Istvdn Tdth, Ldszld T6ke und Csaba Szdntay *) Institut fur Organische Chemie der Technischen Universitat Budapest, Gellbrt tbr 4, H-1111 Budapest XI, Ungarn Zentralforschungsinstitut fur Chemie der Ungarischen Akademie der Wissenschaften Eingegangen am 21 Juni 1976 Die Morpholinenamine der Alloberbanon-Derivate 1 a und 1b wurden mit Thiallium(II1)- acetat zu den a-Acetoxyketonen lc, 1 d und 4a oxidiert. Die Reaktionen der Bromverbindung If mit Kaliumacetat und Kalium-3,4,5-trimethoxybenzoat werden diskutiert. Das zur Synthese von Despyrroloreserpin-Derivaten bedeutsame Zwischenprodukt 4c wurde in guter Ausbeute hergestellt. Investigations on the Chemistry of Berbans, V1). - Synthesis of lS-Acyloxy-10,ll-dimethoxy- (depyrroio)alIoyohim bin ones The morpholine enamines of the alloberbanone derivatives la and lb were oxidized with thallium(II1) acetate to give the a-acetoxy ketones lc, Id and 4a. The reaction of the bromine compound If with potassium acetate and potassium 3,4,5-trimethoxybenzoate is discussed. The intermediate 4c, important for the synthesis of depyrroloreserpine derivatives, was obtained in good yield. Fur eine neue Synthese von 10-Methoxy(despyrro1o)isoreserpin und 10-Methoxy- (despyrro1o)reserpin mul3te an C-15 des Alloberbangeriistes eine Acyloxygruppe eingefuhrt werden. Dazu boten sich mehrere Moglichkeiten. Als Ausgangsstoffe wurden das leicht zugangliche Alloberbanonderivat 1 a2), sowie der durch regio- spezifische Synthese erhaltliche Ketoester l b3) oder das aus diesem mit nahezu quantitativer Ausbeute herstellbare Bromderivat 1 f in Betracht gezogenl). CH30 CH~O 1 f *) Korrespondenz bitte an diesen Autor richten. R1 RZ H H COZCH, H H i~~~OCOCH3 H -OCOCH, H -Br CO,CH, ~ ~ ~ ~ B r 1) IV. Mitteilung: L. Szabd, I. Thrh, L. Gke, P. Kotonits und Cs. Szdntay, Chem. Ber. 109, 2) L. Szabd, K. Honty, L. Ttike und Cs. Szdntay, Chem. Ber. 105, 3231 (1972). 3) L. Szubd, I. Tdth, K. Honty, L. Tdke, J. Tarncis und Cs. Szcintay, Chem. Ber. 109, 1724 3390 (1976). (1976). @ Verlag Chemie, GmbH, D-6940 Weinheim, 1977

Untersuchungen über Verbindungen mit Berban-Gerüst, V. Über die Synthese von 18-Acyloxy-10,11-dimethoxy(despyrrolo)-alloyohimbinone

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Page 1: Untersuchungen über Verbindungen mit Berban-Gerüst, V. Über die Synthese von 18-Acyloxy-10,11-dimethoxy(despyrrolo)-alloyohimbinone

634 L. Szubh, I . Tdth, L. TGke und C. Szcintay

Liebigs Ann. Chem. 1977, 634-641

1977

Untersuchungen uber Verbindungen mit Berban-Gerust, V1)

Uber die Synthese von 18-Acyloxy-lO,ll-dimethoxy(despyrrolo)= all0 y ohimbinone Lajos Szabd, Istvdn Tdth, Ldszld T6ke und Csaba Szdntay *)

Institut fur Organische Chemie der Technischen Universitat Budapest, Gellbrt tbr 4, H-1111 Budapest XI, Ungarn

Zentralforschungsinstitut fur Chemie der Ungarischen Akademie der Wissenschaften

Eingegangen am 21 Juni 1976

Die Morpholinenamine der Alloberbanon-Derivate 1 a und 1 b wurden mit Thiallium(II1)- acetat zu den a-Acetoxyketonen l c , 1 d und 4a oxidiert. Die Reaktionen der Bromverbindung If mit Kaliumacetat und Kalium-3,4,5-trimethoxybenzoat werden diskutiert. Das zur Synthese von Despyrroloreserpin-Derivaten bedeutsame Zwischenprodukt 4c wurde in guter Ausbeute hergestellt.

Investigations on the Chemistry of Berbans, V1). - Synthesis of lS-Acyloxy-10,ll-dimethoxy- (depyrroio)alIoyohim bin ones

The morpholine enamines of the alloberbanone derivatives l a and l b were oxidized with thallium(II1) acetate to give the a-acetoxy ketones l c , Id and 4a. The reaction of the bromine compound If with potassium acetate and potassium 3,4,5-trimethoxybenzoate is discussed. The intermediate 4c, important for the synthesis of depyrroloreserpine derivatives, was obtained in good yield.

Fur eine neue Synthese von 10-Methoxy(despyrro1o)isoreserpin und 10-Methoxy- (despyrro1o)reserpin mul3te an C-15 des Alloberbangeriistes eine Acyloxygruppe eingefuhrt werden. Dazu boten sich mehrere Moglichkeiten. Als Ausgangsstoffe wurden das leicht zugangliche Alloberbanonderivat 1 a2), sowie der durch regio- spezifische Synthese erhaltliche Ketoester l b3) oder das aus diesem mit nahezu quantitativer Ausbeute herstellbare Bromderivat 1 f in Betracht gezogenl).

CH30

C H ~ O

1 f

*) Korrespondenz bitte an diesen Autor richten.

R1 RZ H H COZCH, H H i~~~OCOCH3 H -OCOCH, H -Br CO,CH, ~ ~ ~ ~ B r

1) IV. Mitteilung: L. Szabd, I. Thrh, L. G k e , P. Kotonits und Cs. Szdntay, Chem. Ber. 109,

2) L. Szabd, K . Honty, L. Ttike und Cs. Szdntay, Chem. Ber. 105, 3231 (1972). 3) L. Szubd, I . Tdth, K. Honty, L. Tdke, J . Tarncis und Cs. Szcintay, Chem. Ber. 109, 1724

3390 (1976).

(1976).

@ Verlag Chemie, GmbH, D-6940 Weinheim, 1977

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1917 Untersuchungen uber Verbindungen rnit Berban-Gerust, V 635

15-Acetoxy-7,8-dimethoxyaJloberbanone 1 c und 1 d Wie aus der Literatur bekannt ist4a,b), konnen die rnit Morpholin gebildeten

Enamine cyclischer Ketone rnit Thallium(II1)-acetat in ausgezeichneten Ausbeuten zu den entsprechenden axialen u-Acetoxyketonen oxidiert werden. Diese lassen sich bereits durch Einwirkung waRriger NaHC03-Losung leicht zu den aquatorialen Isomeren epimerisieren.

Das aus la mit Morpholin hergestellte Enamin 2a wurde ohne Isolierung in Chloroform bei Raumtemperatur rnit Thallium(II1)-acetat umgesetzt. Bei der Auf- arbeitung des Reaktionsgemisches nach einer Woche konnte als Hauptprodukt 1 c (50 %) neben dem zu etwa 10 % gebildeten Epimeren 1 d isoliert werden. Zum Beweis der Stellung der eingetretenen u-Acetoxygruppe wurde das bereits fruher beschriebene Bromketon 1 el) in einem Essigsaure/Acetanhydrid-Gemisch rnit Kaliumacetat umgesetzt 5a, b). Die dunnschichtchromatographische Verfolgung des Reaktionsver- laufs zeigte, daR - den Regeln der SN2-Reaktion entsprechend - zuerst lc gebildet wird, das unter den gegebenen Reaktionsbedingungen zu 1 d epimerisert.

Wir fanden, daR sich beim Erwarmen von lc und Id in Essigsaure in Gegenwart von Natriumacetat ein Gleichgewicht 1 c + 1 d bildet, das in Richtung 1 d verschoben ist 4a16a). Die sterische Zuordnung der Verbindung lc und Id wird durch deren physikalische Eigenschaften gestutzt. Die IR-Spektren beider Verbindungen zeigen eine starke Bohlmann-Bande (2720 -2800 cm-l), die auf trans-Verknupfung der Ringe B und C dieser Verbindungen hinweist. Die sterische Orientierung der 15-Ace- toxygruppe ergibt sich auch auf Grund der 1H-NMR-Spektren. Wiihrend das aqua- toriale 15P-Wasserstoffatom von lc ein Multiplett bei 6 = 4.89 ppm liefert, kann das bei 6 = 5.24 ppm vorliegende Doppeldublett (J = 20 Hz) im Spektrum von Id dem axialen 1 Sa-Wasserstoffatom zugeordnet werden 6b). Die Oxidation des Enamins 2a rnit Thallium(II1)-acetat ist somit kinetisch kontrolliert, wobei zuerst 1 c rnit axialer Acetoxygruppe gebildet wird, das dann teilweise zu dem thermodynamisch stabileren aquatorialen Isomeren 1 d epimerisiert.

v

A *OCOCH3 N-o

2 e Id CO,CH, ~~~~H

15-Acyloxy-7,8-dioxy-l~oxoa~o~rban-l3-carbon~~e-methylester 4a-c Fiir die Herstellung der Verbindungen 4a- c wurden drei prinzipielle Moglich-

keiten in Betracht gezogen: a) die Methoxycarbonylierung der a-Acetoxyketone 1 c 4) 4a) M. E. Kuehne und T. G. Giabbe, J. Org. Chem. 33, 3359 (1968). - 4b) E. E. Schweizer

5) 5a) H. Henecka. Chem. Ber. 81. 188 (1948). - 5b) F. G. Bordwell und K. M. Wallman, J. und C. M. Kopay, J. Org. Chem. 36, 1489 (1971).

. , Org. Chem. 31 351 (1966).

.

6) 6a) R. B. Warneboldt und L. Weiler, Tetrahedron Lett. 1971, 3413. - 6b) J. K. Paisley und L. Weiler, Tetrahedron Lett. 1972,-3413.

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oder Id an C-13, b) die Oxidation des Ketocarbonsaureesters lb3) an C-15, c) der Austausch des Bromatoms bei dem aus 1 b rnit nahezu quantitativer Ausbeute herstell- baren Bromderivates 1 f 1) gegen eine Acyloxygruppe.

Methoxy carbonylierung In der Literatur wird uber zahlreiche Methoden zur u-Alkoxycarbonylierung von

Ketonen berichtet. Als Reagenzien wurden Diethyloxalat 7a,b), (Magnesium)(methyl)- carbonat 7c9 d), Ethyl[(diethoxyphosphoryl)formiat] 7e) sowie Dimethylcarbonat 7f)

erfolgreich verwendet. Die Alkoxycarbonylierung der aus Ketonen erhaltenen En- amine mit Chloranieisensaureester 7g-i) ist ebenfalls eine gut bekannte Reaktion.

Wegen der sterischen Abschirmung von C-I 3 8) erfolgt die direkte Alkoxycarbony- lierung von 1 d rnit Methyl[(diethoxyphosphoryl)formiat]9) in nur 5 proz. Ausbeute. Unter den Aufarbeitungsbedingungen wird 4a unter anderem desacyliert, wobei 4d rnit einer Ausbeute von 4% entsteht.

Wurde das aus 1 d rnit Morpholin gebildete Enamin 2d ohne Isolierung rnit Chlor- ameisensaure-methylester in Chloroform 18 -20 Stunden gekocht, konnten 13 % 4a neben der unveranderten Ausgangssubstanz 1 d isoliert werden.

Die Struktur von 4a wird durch IR- und 1H-NMR-Daten eindeutig bestatigt: Die auljer der bei 1740 cm-1 erscheinenden Absorption der Acetoxygruppe bei 1660 und 1620 cm-1 auftretenden Banden weisen darauf hin, daB die Verbindung in der Enolform 4aB vorliegt. Im 1H-NMR-Spektrum erscheint das Signal der Methyl- gruppe des Acetylrestes bei 6 = 2.07 ppm (3H), und die Signale der aromatischen Methoxygruppen sowie der Methoxygruppen des Esters treten bei 6 = 3.81 (6H) bzw. 6 = 3.76 ppm (3H) auf. Es sol1 hier bemerkt werden, daR die Struktur von 4 a auch durch die im spateren behandelte unabhangige Synthese bestatigt wurde.

Oxidation des Ketocarbonsaureesters 1 b Nachdem am sterisch abgeschirmten C-I 3 von 1 d die Methoxycarbonylierungs-

reaktionen nur rnit sehr schlechter Ausbeute auszufuhren waren, versuchten wir die Oxidation des Ketocarbonsaureesters l b an C-15. Wir fanden, da13 das aus 1b rnit Morpholin oder rnit Pyrrolidin gebildete Enaminl) 2b bzw. 2e rnit Thallium(II1)- acetat nicht das erwunschte Produkt gab. Als jedoch das Enamin 2e in wasserfreiem Dioxan rnit Dibenzoylperoxid umgesetzt wurdelo), konnte die Benzoyloxyverbindung 4b rnit einer Ausbeute von etwa 8% isoliert werden. Das im IR-Spektrum von 4b erscheinende Bohlmann-Bandensystem (2780,2750 cm-1) und die neben der Schwing- ung der 15-Benzoyloxycarbonylgruppe (1728 cm-1) auftretenden Absorptionen bei 1660 und 1620 cm-1 weisen darauf hin, daB das isolierte Produkt die Struktur 4bA hat.

7) 7a) V, H. Wallingford, A . H . Hormeyer und D. M. Jones, J. Am. Chem. SOC. 63, 2252 (1941). - 7b) F. W . Swamer und C. R. Hauser, J. Am. Chem. SOC. 72, 1352 (1950). - 7c) M. Stiles und H. L. Finkbeiner, J. Am. Chem. SOC. 81, 505 (1959). - 7d) M. Stiles, J. Am. Chem. SOC. 81, 2598 (1959). - 7e) J. Shahak, Tetrahedron Lett. 1966, 2201. - 7f) M. E. Kuehne, J. Org. Chem. 35, 171 (1970). - 79) S. Hiinig, Chem. Ber. 99, 909 (1966). -7h) S. Hunig und M. Salzwedel, Chem. Ber. 99,823 (1966). - 71) C. Stork, A . Brizzolara, H. Landesman und J. Szmuszkovich, J. Am. Chem. SOC. 85, 207 (1963).

8) J. D. Albright, L. A . Mitscher und L. Goldmann, J. Org. Chem. 28, 38 (1963). 9, R. L. Augustine, J. Org. Chem. 28, 581 (1963).

lo) T. Reetz, D . H. Chadwick, E. E. Hardy und S. Kaufman, J. Am. Chem. SOC. 77,3813 (1955)

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1977 Untersuchungen uber Verbindungen mit Berban-Gerust, V 637

Austauschreaktion

Da keine der bisher behandelten Reaktionen fur die Herstellung der 18-Acyloxy- (despyrro1o)alloyohimbinone in praparativem MaSstab geeignet war, versuchten wir das 15-Bromatom des rnit ausgezeichneter Ausbeute gewinnbaren Bromderivates 1) 1 f gegen die Acetoxygruppe auszutauschen. Beim Kochen von 1 f in Acetanhydridl Eisessig rnit wasserfreiem Kaliumacetat erhielt man rnit ca. 40proz. Ausbeute das Acetoxyderivat 4a, das in seinen Eigenschaften rnit dem voranstehend beschriebenen Produkt ubereinstimmte. Da wir bereits bewiesen haben, daS unter ahnlichen Beding- ungen aus l e das Produkt Id mit aquatorialer Acetoxygruppe gebildet wird, ist die Struktur von 4a durch diese unabhangige Synthese gesichert. Die angegebene Aus- beute war auch nach eingehender Untersuchung der Reaktionsbedingungen nicht zu verbessern. AuBer der nukleophilen Substitutionsreaktion findet nardich auch Elimi- nierung des 15-Bromatoms unter Bildung des ungesattigten Ketoesters 31) statt.

Wir dachten, daB die ungunstige Eliminierungsreaktion zuruckgedrangt werden kann, falls es gelingt, die stereoelektronischen Faktoren zu andern. Das Bromderivat 1 f wurde daher in wasserfreiem Dimethylformamid bei 100°C rnit Kalium-3,4,5-tri- methoxybenzoat umgesetzt, das eine wesentlich hohere Raumausfullung hat als Kaliumacetat. Nach einer Stunde konnte I f nicht mehr nachgewiesen werden und nach Aufarbeitung des Reaktionsgemisches wurde das Acyloxyderivat 4c mit einer Ausbeute von 80-85 % isoliert.

4A 4B 4c

In Methanol rnit katalytischer Menge Natriummethylat wird 4c bereits bei Raum- temperatur debenzoyliert. Der so aus 4c gebildete Alkohol 4d war rnit dem desacy-

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lierten Produkt identisch, das unter ahnlichen Bedingungen aus 4a gebildet wird. AuRerdem wurden 3,4,5-Trimethoxybenzoesaure-methylester und eine kleine Menge des Eliminierungsproduktes 3 isoliert.

Die Verbindung 4c bildet ein kompliziertes Tautomeren- und Epimerensystem, dessen endgultige Klarung durch die Sicherung von Struktur und Stereochemie der in unserer nachsten Mitteilunglo diskutierten Reduktionsprodukte gelang. Beim Umkristallisieren von 4c aus Methanol schied sich die Ketoform 4cA aus, die von allen 4c-Tautomeren und -Epimeren die geringste Loslichkeit hat; ihre Menge kann der Kristallisationszeit proportional erhoht werden. Das in KBr aufgenommene IR-Spektrum von 4cA weist bei 1725 cm-1 eine einzige, breite Carbonylbande auf ; mit FeC13-Losung gibt 4cA nur sehr langsam (etwa zwei Stunden) eine purpurne Farbreaktion. Aus der methanolischen Mutterlauge konnte auch die Enolform 4cB isoliert werden, die rnit FeC13-Losung sofort eine purpurne Farbreaktion gibt. Ihr in festem Zustand aufgenommenes IR-Spektrum [I710 (OCO-Aryl), 1668 (C02CH3, konjugiert), 1630 cm-1 (C=C)] weist auf eine vollkommen enolisierte Struktur hin.

In den IR-Spektren beider Tautomeren treten starke Bohlmann-Banden (2800, 2750 cm-1) auf. Die in CDCl3 aufgenommenen 1H-NMR-Spektren sind vollkommen identisch. Das Integral des bei 8 = 12.10 ppm erscheinenden Signals weist darauf hin, da13 im Gleichgewicht 4c zu etwa 80% enolisiert ist. Das bei 8 = 5.85 ppm erscheinende Multiplett fur ein Proton (die Halbwertsbreite des Signals betragt 24 Hz) bestatigt die Gegenwart der aquatorialen Acyloxygruppe. Die im experimen- tellen Teil angegebenen massenspektrometrischen Daten stimmen ebenfalls rnit der Struktur von 4c uberein.

Experimenteller Teil IR-Spektren: Gerat Perkin-Elmer 421 oder Spektromom 2000. 1H-NMR-Spektren: Gerat

Perkin-Elmer R 12/60 Mc (TMS als innerer Standard). Massenspektren: Gerat AEI MS 902 (70 eV). - Diinnschichtchromatographie (DC) : inaktives Kieselgel G (Fa. Merck); die Flecken wurden mit Jod sichtbar gemacht. Praparative Dunnschichtchromatographie (prap. DC): Kieselgel PF254+366 (Fa. Merck). - DMF = Dimethylformamid.

15a- und 15~-Acetoxy-7,8-dimethoxy-14-oxoalloberban (1 c und 1 d) a) Die Losung von 1.00 g (3.17 mmol) l a und 1.50 g (17.4 mmol) Morpholin wurde in

15 nil absol. Benzol unter Veresterungsaufsatz 3 h gekocht. Nach weiterer Zugabe von 1.00 g (1 1.6 mmol) Morpholin wurde das Gemisch noch 4 h gekocht. Nach Eindampfen zur Trockne i. Vak. wurde das rohe 2a ohne Isolierung in 35 ml absol. Chloroform gelost, rnit 1.44 g (3.17 mmol) 84proz. Thallium(II1)-acetat versetzt und unter Stickstoff 7 Tage bei Raumtemp. geriihrt. Das Reaktionsgemisch wurde filtriert, das Filtrat 6mal rnit 50 ml halbgesattigter Natriumsulfat-Losung gewaschen und iiber Magnesiumsulfat getrocknet. Nach Entfernen des Solvens wurde der Riickstand aus Methanol umkristallisiert. Man erhielt 0.20 g l c rnit Schmp. 168--170°C. - IR (KBr): 2800,2750 (Bohlmann-Bande), 3 745 (OCOCH3), 1720 cm-1 (CO). - IH-NMR (CDCI3): S = 6.66, 6.59 (2H, s, aromat. H), 4.89 (1 H, m, Halbwertsbreite = 3 Hz, 15-Heq), 3.86, 3.85 (6H, s, OCH3), 2.14ppm (3H, s, COCH3).

C ~ I H ~ ~ N O ~ (373.4) Ber. C 67.60 H 7.29 N 3.75 Gef. C 67.38 H 7.15 N 3.72

1TL. Szubd, I. Tdth, L. Tzke, J. Tamas und C. Szcintay, Liebigs Ann. Chem. 1977,642, nach- stehend.

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1977 Untersuchungen iiber Verbindungen rnit Berban-Geriist, V 639

Aus der methanolischen Mutterlauge isoliert man durch prap. DC (Benzol/Methanol = 14: 2, Eluieren mit Ether, RF von I d > RF von l c ) weitere 0.39 g l c (Gesamtausb. 0.59 g, 50%) und 0.11 g (9%) I d rnit Schmp. 198-199°C (aus Methanol). - IR (KBr): 2800, 2740 (Bohl- mann-Bande), 1750 (OCOCH3), 1715cm-1(CO). - IH-NMR (CDCl3): 6 = 6.70,6.59 (2H, s, aromat. H), 5.24 (1 H, dd, Jaa = 20 Hz, 15-HaJ, 3.84(6H,s,OCH3), 2.08ppm (3H, s,COCH3).

C Z ~ H Z ~ N O ~ (373.4) Ber. C 67.60 H 7.29 N 3.75 Gef. C 67.69 H 7.21 N 3.58

b) Die Losung von 90 mg (0.22 mmol) l e und 66 mg (0.65 mmol) wasserfreiem Kaliumacetat in Eisessig/Essigsaureanhydryd (1 : 1) wurde 6 h gekocht. Nach Eindampfen i. Vak. versetzte man den Ruckstand rnit 5 ml Wasser, machte rnit NaHCO3-Losung alkalisch und extrahierte rnit Ether. Die Etherphase wurde iiber Magnesiumsulfat getrocknet und i. Vak. eingedampft. Nach Umkristallisieren aus Methanol erhielt man 34 mg (40%) Id, identisch mit dem nach a) erhaltenen Produkt.

c) 200 mg (0.53 mmol) l c wurden in 3 ml Eisessig mit 200 mg wasserfreiem Natriumacetat 4 h gekocht. Nach Aufarbeitung, wie unter b) beschrieben, isoliert man ein Gemisch von I d und l c (160 mg). Nach Umkristallisieren aus Methanol erhielt man 110 mg Id.

I5~-Acetoxy-7,8-dimethoxy-14-oxoalloberban-l3-carbonsaure-methylester (4a)

a) DieLosungvon0.18 g(1.60 mmol) Kalium-tert-butylat und0.31 g (1.60 mmol) (Diethoxy- phosphory1)ameisensaure-methylester [er wurde dargestellt analog Lit 9) ; Sdp. 58 - 59"C/2 Torr; IR (KBr): 1728 cm-1 (COpCH3); 1H-NMR (CDCI,): 6 = 4.30 (4H, q, J = 7.3 Hz, CHPCH~), 3.96, 3.98 (3H, s, COzCHs), 1.40 ppm (6H, t, J = 7.3 Hz, CH2CH3)] in 1 ml absol. DMF wurde bei 0°C in eine Losung von 0.20 g (0.52 mmol) l d in 1 ml DMF gegossen. Das Reaktionsgemisch wurde 7 Tage bei Raumtemp. stehengelassen. Danach wurde das Gemisch mit 10 ml (0.18 g) konz. Schwefelsaure enthaltenem Methanol versetzt und 30 min gekocht, dann go13 man in 20 ml Eis/Wasser, machte rnit 5prO.z. NazCO3-Losung alkalisch und extrahierte rnit Ether. Die Etherphase wurde rnit Wasser gewaschen iiber Magnesium- sulfat getrocknet und das Losungsmittel i. Vak. entfernt. Der Ruckstand wurde durch prap. DC (Benzol/Methanol = 14:2, Eluieren mit Ether, RF von 4a > RF von I d > RF von 4d) getrennt. Es wurden 11 mg (4.8%) 4a rnit Schmp. 144-146°C (aus Methanol) isoliert. - IR (KBr): 2780, 2740 (Bohlmann-Bande), 1730 (OCOCH3), 1670 (COzCH3, konjugiert), 1622 cm-1 (C=C). - 1H-NMR (CDC13): 6 = 12.50 (IH, s, enol. H), 6.62 6.46 (2H, s, aromat. H), 5.35 (1 H, m, Halbwertsbreite 15 Hz, 15-Had, 3.81 (6 H, s, OCH3), 2.76 (3 H, s, COZCH~), 2.07ppm (3H, s, OCOCH3).

C23H29N07 (431.4) Ber. C 64.02 H 6.77 N 4.24 Gef. C 63.85 H 6.82 N 3.44 Es wurden 9 mg (4%) 4d isoliert, das mit dem aus 4cA erhaltenen Produkt identisch war.

b) Die Losung von 100 mg (0.26 mmol) I d in 5 ml absol. Benzol wurde rnit 200 mg Mor- pholin unter Veresterungsaufsatz 3 h gekocht. Nach Zugabe von weiteren 200 mg Morpholin wurde das Gemisch 4 h unter Ruckflu13 gekocht. Nach Verdampfen des Solvens i. Vak. wurde das rohe 2d in 2 ml absol. Chloroform gelost, rnit 0.1 ml Chlorameisensaure-methylester bei Raumtemp. 2 h stehengelassen und danach 6 h gekocht. Nach Abkiihlen extrahierte man das Gemisch mit lproz. Salzsaure. Die waBrige Schicht machte man rnit 5proz. NaHCO3- Losung alkalisch und extrahierte rnit Dichlormethan. Die Dichlormethanphase wurde iiber Magnesiumsulfat getrocknet und durch prap. DC getrennt (Benzol/Methanol = 14: 2, RF von 4 a > RF von Id). Nach Eluieren mit Ether erhielt man 6 mg (13 %) 4a und 60 mg unver- andertes 1 d.

c) 0.90 g (1.68 mmol) 1f.HBr und 0.53 (5.4 mmol) wasserfreies Kaliumacetat wurden in einem Gemisch von 13.5 ml Eisessig und 2 ml Essigsaureanhydrid unter Riihren 5 h gekocht.

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640 L. Szabd, I. Tdth, L. T6ke und C. Szdntay 1977

Nach Entfernen des Solvens i.Vak. versetzte man den Riickstand mit Eis/Wasser, machte mit 5 proz. NaHCO3-Losung alkalisch und extrahierte rnit Dichlormethan. Nach Verdampfen des des Losungsmittels i. Vak. wurde das zuruckgebliebene 61 aus Methanol umkristallisiert. Die ausgefallenen Kristalle von 4a (0.18 g) wurden abgesaugt. Aus der methanolischen Mutterlauge erhielt man durch prap. DC (Benzol/Methanol = 14:2, Eluieren rnit Ether, RF von If > RF von 4a > RF von 3) weitere 0.10 g 4a (Gesamtausb. 0.28 g, 43 %), 0.15 g (19 %) unverandertes I f und 0.10 g (16%) 3. Das letztere Produkt erwies sich als identisch (DC, IR-Spektrum, MischAchmp.) mit der friiher von uns1) hergestellten Substanz mit Schmp. 138-140°C (aus Methanol).

l5-Benzoyloxy-7,8-dimethoxy-14-oxoul~oberbun-l3-carbonsaure-methylester (4 b) : Zur Losung von 0.85 g (2.0 mmol) Enamin 2el) in 35 ml absol. Dioxan gab man unter Riihren 30 mg Hydrochinon und 0.60 g (2.5 mmol) Dibenzoylperoxid. Das Reaktionsgemisch wurde 5 h auf 80°C erwarmt, dann rnit 30 ml Wasser versetzt und weitere 2 h erwarmt. Danach wurde das Gemisch i. Vak. eingeengt und rnit Ether extrahiert. Die Etherphase wurde uber Magnesium- sulfat getrocknet und i. Vak. eingedampft. Nach Umkristallisieren aus Methanol erhielt man 0.20 g Ketoeester 1 b. Aus der Mutterlauge isolierte man durch prap. DC (Benzol/Ethanol =

14:2, Eluieren rnit Ether, RF von l b > RF von 4b) weitere 0.1Og l b (Gesamtausb. 0.30 g, 40%) und 85 mg (8%) 4b rnit Schmp. 182°C (aus Methanol). - IR (KBr): 2780,2750 (Bohl- mann-Bande), 1728 (OCOC~HS), 1660 (C02CH3, konjugiert), 1620 (C=C), 1615 (Aromat), 720 cm-1 (CsHs). - MS: m)e(%) = 493 (100, M+),492(40),478(5),460(65),446(5),434(15), 388 (60), 372 (14), 371 (24), 356 (34), 340 (63), 244 (29), 242 (38), 232 (48), 230 (23), 244 (29), 242 (38), 232 (48), 230 (23), 205 (91).

C Z ~ H ~ , N O ~ (493.5) Ber. C 68.13 H 6.33 N 2.83 Gef. C 68.02 H 6.38 N 2.92

7,8-Din1ethoxy-14-oxo-15-(3,4,5-trimethoxybenzoyloxy)ulloberban-l3-carbonsaure-methyI- ester (4c) : Eine Losung von 2.00 g (3.7 mmol) 1f.HBr in 10 ml absol. DMF wurde rnit einer Losung von 2.00 g (8.0 mmol) Kalium-3,4,5-trimethoxybenzoat in 10 ml absol. DMF ver- setzt. Es wurde 1 h unter Stickstoff auf 100°C erwarmt. Nach Abkiihlen go13 man in 40 ml Eis/Wasser, machte mit 5prOZ. NaHCO3-LQsung alkalisch, filtrierte ab, wusch den Ruckstand mit Wasser und trocknete ihn iiber Phosphorpentoxid (1.75 g, 80 %). Nach Umkristallisieren aus Methanol erhielt man 1.10 g (48%) Ketoform 4cA rnit Schmp. 194--196°C. Mit Eisen- (111)-chlorid gab 4cA in waRrigem Methanol nach 2 h eine rote Farbreaktion. - IR (KBr): 2800, 2750 (Bohlmann-Bande), 1730, 1722 [breit; C02CH3, OCsH2(0CH3)3, CO], 1590 cm-1 (Aromat). - 1H-NMR (CDCl3): IS = 12.10 (0.8 H, s, enol. OH), 7.3% (2H, s, aromat. H), 6.68, 6.61 (2H, s, aromat. H), 5.75 (1 H, m, Halbwertsbreite 24 Hz, 15-Hax), 3.90, 3.86 ppm (18H, s, C02CH3, OCH3). - MS m/e (%): 583 (16, M+), 582 (22). 568 (5), 550 (lo), 524 (86), 388 (6), 372 (IOO), 356 (6), 340 (9), 339 (8), 313 (18), 312 (15), 244 (12), 242 (24), 232 (28), 230 (12), 212 (36), 205 (44), 197 (24), 195 (40), 191 (24), 190 (20), 177 (lo), 176 (15).

C31H37N010 (583.6) Ber. C 63.79 H 6.39 N 2.40 Gef. C 63.79 H 6.42 N 2.66

Zur methanolischen Mutterlauge von 4cA gab man 5 ml Wasser und saugte die ausgeschiedene Enolform 4cB ab; Ausb. 0.70 g (26%) mit Schmp. 169-171°C (aus waBrigem Methanol). Mit Eisen(II1)-chlorid gab 4cB in waorigem Methanol sofort eine rote Farbreaktion. - IR (KBr) : 2820,2750 (Bohlmann-Bande), 1710 [OC6H2(0CH3)3], 1665 (C02CH3, konjugiert), 1630 (C:=C), 1595 cm-1 (Aromat). - Die 1H-NMR-Spektren von 4cA und 4cB in CDCl3 waren identisch. - MS: m/e (%) = 583 (27, M+), 582 (ll), 568 (2), 550 (13), 524 (5), 388 (27), 372 (loo), 356 (22), 339 (14), 313 (12), 312 (17), 244 (12), 242 (22), 232 (ZO), 230 (14), 212 (38), 205 (54), 197 (23), 195 (35), 191 (27), 190 (30), 177 (lo), 176 (10).

C31H37N010 (583.6) Ber. C 63.79 H 6.39 N 2.40 Gef. C 63.50 H 6.45 N 2.55

Page 8: Untersuchungen über Verbindungen mit Berban-Gerüst, V. Über die Synthese von 18-Acyloxy-10,11-dimethoxy(despyrrolo)-alloyohimbinone

1977 Untersuchungen iiber Verbindungen rnit Berban-Geriist, V 641

15~-Nydraxy-7,8-dimetoxy-~4-~xoafioberba~-~3-carbo~sa~i~e-~e~h~le~fe~ (4d): 300 mg (0.56 mmol) 4cA und 10 mg Natriummethylat wurden unter RiickfluR 5 h gekocht. Die Losung wurde rnit Eisessig angesauert und das Losungsmittel i. Vak. verdampft. Den Ruckstand versetzte man rnit Eis/Wasser, machte rnit SprOZ. NaHC03-Losung alkalisch und extrahierte rnit Dichlormethan. Nach Entfernen des Solvens wurde das zuriickgebliebene 61 durch prap. DC getrennt (Benzol/Methanol = 14:2, Eluieren n i t Aceton, RF von 3 > RF von 4d). 1. Zone (grooter RF-Wert): Nach Umkristallisieren aus Methanol erhielt man 93 mg (80%) farblose Kristalle rnit Schmp. 81 "C, deren Idenditat rnit 3,4,5-Trimethoxybenzoesaure- methylester durch Misch.-Schmp. und IR-Vergleich gesichert wurde. 2. Zone: Nach Umkristallisieren aus Methanol isolierte man 15 mg (8 %) 3 mit Schmp. 138--140°C (Lit.1) 138- 140°C). 3. Zone: Es wurden 120mg (60%) des Hydroxyketons 46 rnit Schmp. 166-169OC (aus Methanol) isoliert. - IR (KBr): 3400 (OH), 2800, 2720 (Bohlmann-Bande), 1730 cm-1 (breit; C02CH3, CO). - MS: m/e (%) = 389 (69, M+), 388 (60), 374 (lo), 372 (7), 358 (lo), 330 (IOO), 286 (7), 258 (8), 232 (30), 230 (6), 205 (48), 191 (22), 190 (15).

C ~ ~ H ~ ~ N O S (389.4) Ber. C 64.76 H 6.98 N 3.59 Gef. C 64.50 H 7.00 N 3.45

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Liebigs Ann. Chem. 1977, Heft 4 42