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5 Heft 1. CHEMISCHE REVUE. Bei der Behandlung des Kolophoniums mit Petroleum in der Kalte, konnte dasselbe in zwei Teile zerlegt werden. Der unlosliche Teil KR (Kolophoniumriickstand) loste sich leicht in verdunnter Sodalosung, wahrend der Die quantitative Extraktion des Schellacks mit Aether und Benzol macht einige Schwierig keiten. Die unloslichen Teile quellen auf und umschliessen die loslichen Teile so dicht und undurchdringlich, dass auch bei stundenlanger Extraktion die Extraktmenge nicht wachst, obwohl noch merkliche Mengen extrahierbarer Stoffe zugegen sind. Auch durch einfaches Vermengen des Harzes mit Sand, wie dies haufig vorgeschlagen ist, wird dieser Uebelstand nicht vollig vermieden, denn in dem gequollenen Material sinkt der Sand im Extraktionsgefass zu Boden und hindert nur im geringen Grade den geschilderten Fehler. Folgendes Verfahren hat sich gut bewahrt : Der Schellack wird zunachst unter Zufiigung von etwa der doppeltcnGewichtsrnenge Sand moglichst fein zerrieben, sodann mit Petrolather in einem geeigneten Extraktionsapparat behandelt. Am einfachsten und schnellsten gelingt die Extraktion, wenn man das gepulverte Gemisch in ein mit Petrolather und Aether behandeltes Leinwand- sackchen bindet; die Enden des Fadens werden zwischen den Korken des Kiihlers und dem Hals des Extraktionskolbens gelegt und dadurch festgehalten.') Dieser primitive Extraktionsapparat wirkte stets vorziiglich. Nachdem die Extraktion mit Petrolather beendet ist (es genugen 3 Stunden in dem geschilderten Apparat; im Soxleth wurden meist 5 bis 6 Stunden benotigt), wird der Ex- traktionsriickstand in einen Morser geschuttet. Kleine Mengen, die an der Leinwand kleben bleiben, lasst man ruhig daran. In den Morser wird nun ein klein wenig Aether gegeben, der Morser mit einem moglichst gut schliessenden Uhrglas bei Seite gestellt. Wenn der Aether aufgesaugt ist, wird noch eine kleine Menge zugegeben usw. bis der Schellack nichts mehr aufnimmt. Die Masse quillt dabei nicht un- betrachtlich auf. Die gequollene Masse wird nunmehr rnit soviel Sand zerrieben, dass ein trockenes Pulver erhalten wird (rasch, damit der Aether nicht verdunstet). Dies Pulver wird in Petroleum losliche Teil einer Losung mittels Soda Schwierigkeiten entgegenstellte. Eine nahere Illustrierung erfuhr dieses verschiedene Verhalten, wenn 5 g gepulvertes Kolophonium mit 50 ccm 10 prozentiger Sodalosung in l) Die Enden werden sowcit angezogen, dass das SPckchen etwa */1 cm unter dem Ende des Kithlrohrs schwebt. wieder in das alte Leinwandsackchen gebunden uiid nun die Extraktion mit Aether ausgefuhrt. Schliesslich wird der Aetherextraktionsruck- stand in ahnlicher Weise nach oberflachlichem Trocknen mit Benzol zum Quellen gebracht und dann nach Verreiben mit Sand mit Benzol ex- trahiert. Die auf diese Weise erhaltenen Extraktions- zahlen stimmten bei zwei Versuchen stets vor- ziiglich iiberein und ergaben bei den verschiedenen Schellacksorten die oben aufgefiihrten Resultate. Besonders ist noch hervorzuheben, dass dieselben Resultate erhalten wurden, wenn der Schellack in frischem Zustande untersucht wurde und wenn er nach langerem Lagern gepriift wurde. Wahrend sich bekanntlich die Alkoholloslichkeit beim Lagern des Schellacks sehr wcsentlich andert, war das Verhalten gegen Aether bei den von mir untersuchten Proben nur wenig verandert und die Benzolloslichkeit (nach vollzogener Aether- und Petrolatherextraktion!) war unverandert. Da der gebleichte Schellack bekanntlich grosse Mengen Wasser enthalt, empfiehlt es sich, ihn vor der Extraktion zu trocknen. Das geschieht vorteilhaft bei Zimmertemperatur durch Aus- breiten des Pulvers oder hochstens bei sehr wenig erhohter Temperatur, etwa 40°. Es ist nicht notig vollkommen zu trocknen, sondern es geniigt so vie1 Wasser zu entfernen, dass der Schellack sich nicht mehr feucht anfuhlt. Gibt auch nach meiner Erfahrung diese Methode immerhin schon ein gewisses Bild davon, ob der Schellack rein ist oder nicht, so kann man doch allein mit dieser Methode ein sicheres Urteil nicht fallen. Dies wurde ich erst dann fur richtig halten, wenn nicht 65 Proben, sondern etwa das 10 fache von verschiedenen Seiten untersucht waren. Immerhin wird man bei der Beurteilung diese Methode mit zu Rate ziehen konnen und, wie ich glaube rnit mehr Nutzen als die Aetherextraktion. Zur quantitativen Bestimmung von Beirnischungen ist aber auch diese Methode unbrauchbar. Das Resultat weiterer Untersuchungen iiber gebleichten Schellack ge- denke ich demnachst in einem zweiten Artikel rnitzuteilen.

Ueber wasserlösliche Harzsäuren im amerikanischen Kolophonium

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Page 1: Ueber wasserlösliche Harzsäuren im amerikanischen Kolophonium

5 Heft 1. CHEMISCHE REVUE.

Bei der Behandlung des Kolophoniums mit Petroleum in der Kalte, konnte dasselbe in zwei Teile zerlegt werden. Der unlosliche Teil KR (Kolophoniumriickstand) loste sich leicht in verdunnter Sodalosung, wahrend der

Die quantitative Extraktion des Schellacks mit Aether und Benzol macht einige Schwierig keiten. Die unloslichen Teile quellen auf und umschliessen die loslichen Teile so dicht und undurchdringlich, dass auch bei stundenlanger Extraktion die Extraktmenge nicht wachst, obwohl noch merkliche Mengen extrahierbarer Stoffe zugegen sind. Auch durch einfaches Vermengen des Harzes mit Sand, wie dies haufig vorgeschlagen ist, wird dieser Uebelstand nicht vollig vermieden, denn in dem gequollenen Material sinkt der Sand im Extraktionsgefass zu Boden und hindert nur im geringen Grade den geschilderten Fehler.

Folgendes Verfahren hat sich gut bewahrt : Der Schellack wird zunachst unter Zufiigung von etwa der doppeltcnGewichtsrnenge Sand moglichst fein zerrieben, sodann mit Petrolather in einem geeigneten Extraktionsapparat behandelt. Am einfachsten und schnellsten gelingt die Extraktion, wenn man das gepulverte Gemisch in ein mit Petrolather und Aether behandeltes Leinwand- sackchen bindet; die Enden des Fadens werden zwischen den Korken des Kiihlers und dem Hals des Extraktionskolbens gelegt und dadurch festgehalten.') Dieser primitive Extraktionsapparat wirkte stets vorziiglich. Nachdem die Extraktion mit Petrolather beendet ist (es genugen 3 Stunden in dem geschilderten Apparat; im Soxleth wurden meist 5 bis 6 Stunden benotigt), wird der Ex- traktionsriickstand in einen Morser geschuttet. Kleine Mengen, die an der Leinwand kleben bleiben, lasst man ruhig daran. In den Morser wird nun ein klein wenig Aether gegeben, der Morser mit einem moglichst gut schliessenden Uhrglas bei Seite gestellt. Wenn der Aether aufgesaugt ist, wird noch eine kleine Menge zugegeben usw. bis der Schellack nichts mehr aufnimmt. Die Masse quillt dabei nicht un- betrachtlich auf. Die gequollene Masse wird nunmehr rnit soviel Sand zerrieben, dass ein trockenes Pulver erhalten wird (rasch, damit der Aether nicht verdunstet). Dies Pulver wird

in Petroleum losliche Teil einer Losung mittels Soda Schwierigkeiten entgegenstellte. Eine nahere Illustrierung erfuhr dieses verschiedene Verhalten, wenn 5 g gepulvertes Kolophonium mit 50 ccm 10 prozentiger Sodalosung in

l) Die Enden werden sowcit angezogen, dass das SPckchen etwa */1 cm unter dem Ende des Kithlrohrs schwebt.

wieder in das alte Leinwandsackchen gebunden uiid nun die Extraktion mit Aether ausgefuhrt.

Schliesslich wird der Aetherextraktionsruck- stand in ahnlicher Weise nach oberflachlichem Trocknen mit Benzol zum Quellen gebracht und dann nach Verreiben mit Sand mit Benzol ex- trahiert.

Die auf diese Weise erhaltenen Extraktions- zahlen stimmten bei zwei Versuchen stets vor- ziiglich iiberein und ergaben bei den verschiedenen Schellacksorten die oben aufgefiihrten Resultate. Besonders ist noch hervorzuheben, dass dieselben Resultate erhalten wurden, wenn der Schellack in frischem Zustande untersucht wurde und wenn er nach langerem Lagern gepriift wurde. Wahrend sich bekanntlich die Alkoholloslichkeit beim Lagern des Schellacks sehr wcsentlich andert, war das Verhalten gegen Aether bei den von mir untersuchten Proben nur wenig verandert und die Benzolloslichkeit (nach vollzogener Aether- und Petrolatherextraktion!) war unverandert.

Da der gebleichte Schellack bekanntlich grosse Mengen Wasser enthalt, empfiehlt es sich, ihn vor der Extraktion zu trocknen. Das geschieht vorteilhaft bei Zimmertemperatur durch Aus- breiten des Pulvers oder hochstens bei sehr wenig erhohter Temperatur, etwa 40°. Es ist nicht notig vollkommen zu trocknen, sondern es geniigt so vie1 Wasser zu entfernen, dass der Schellack sich nicht mehr feucht anfuhlt.

Gibt auch nach meiner Erfahrung diese Methode immerhin schon ein gewisses Bild davon, ob der Schellack rein ist oder nicht, so kann man doch allein mit dieser Methode ein sicheres Urteil nicht fallen. Dies wurde ich erst dann fur richtig halten, wenn nicht 65 Proben, sondern etwa das 10 fache von verschiedenen Seiten untersucht waren. Immerhin wird man bei der Beurteilung diese Methode mit zu Rate ziehen konnen und, wie ich glaube rnit mehr Nutzen als die Aetherextraktion. Zur quantitativen Bestimmung von Beirnischungen ist aber auch diese Methode unbrauchbar. Das Resultat weiterer Untersuchungen iiber gebleichten Schellack ge- denke ich demnachst in einem zweiten Artikel rnitzuteilen.

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G CHEMISCHE REVUE. Heft 1.

100 ccm heissem Wasser verrieben wurden. Hierbei bildet sich eine, wenn auch triibe Losung, aus der nach ca. 12stiindigem Stehen das Natriumsalz der den Hauptbestandteil des Kolo. phoniums ausmachenden Harzsaure (Abietin. saure) in Form einer schmierigen, geronnenen, milchahnlichen Masse abgeschieden wurde.

Es sol1 nun gleich bemerkt werden, dass dieses in verdunnter Sodalosung unlosliche bzw, schwer Iosliche Natronsalz dem petroleum- loslichen Teil entspricht, dass es aber nicht imrner angezeigt ist von dem Hauptbestandteil des Kolophoniums zu sprechen. Denn j e nach der Wahl des Kolophoniums, ob grosse, glas- artig durchsichtige Stiicke, oder feiner Staub angewandt wird, kann unter Umstanden der Hauptbestandteil zum begleitenden Nebenprodukt herabgedriickt werden.

Aehnliches ist schon bei Anwendung von Petroleumaether (Benzin) von verschiedenen Seiten her festgestellt worden und findet sich in der einschlagigen Literatur des Langen und Breiten namentlich bei: T s c h i r c h , Harze und Harzbehalter, 2. Aufl. 1906; A n d e s , Harz- protlukte und S e l i g m a n n und Z ieke , Lack- und Firnisindustrie erwahnt.

Aus dem sodahaltigen Filtrat erhalt man durch Salzsaure einen sich an der Oberflache schaum- artig abscheidenden Niederschlag, dessen Menge ca. 0,25 g betragt und der als leichtloslicher Teil mit K L bezeichnet wurde. Der anfangs erhaltene, in Soda schwerlosliche Teil, mit KS bezeichnet, lost sich leicht in Wasser oder bildet damit eine seifen- artige Emulsion. Salzsaure scheidet daraus die Haizsaure in Form kasiger Massen ab, welche die ganze Fliissigkeit durchsetzen. Wahrend K L, wie das in Petroleum ruckstandige K R sich leic!it in verdiinnter Sodalosung zu einer klaren Fliissigkeit losen, ist dies bei K S, wie bei dem in Petroleum loslichen Teil unmoglich oder nur in sehr starker Verdiinnung moglich. Am besten gelingt dies auf Umwegen mittels heissem Alkohol auf dem Filter. Es resultiert eine syrupdicke Fliissigkeit, die beirn Stehes keiner- lei Neigung zeigt, etwas abzuscheiden. Nach- dem das klebrige Filter nochmals mit 10 ccm Alkohol nachgewaschen war, wurde die gesamte alkoholischeLosung zu einer kochenden, verdiinn- ten Sodalosung, aus 20 ccm 10 prozentiger Soda- losung und 50-60 ccm Wasser erhalten,.gefugt und der Alkohol durch Kochen verjagt. Beim Erkalten scheidet sich das Natronsalz der KS Harz- saure wieder in Form schrnierigef und geronnener milchahnlichen Massen ab. Aus der wasserigen Losung konnten mittels Salzsaure und nach- herigem guten Absaugen auf Ziegelsteinen ca.

4 g = 80 O h K S erhalten werden, die bei ca. 120° schmolzen und sich leicht in Petroleum losten.

Aus dem hierbei erhaltenen zweiten soda- haltigen Filtrat konnten noch kleine Mengen K L schaumartig gefallt werden, sodass dessen Gesamtmenge ca. 0,33 g = 6,6 O/O betrug.

Auf die vorher beschriebene Weise wird nicht nur eine leichte Trennung zweier Haupt- bestandteile des amerikanischen Kolophoniurns erreicht, sondern die Methode kann benutzt werden, um denHauptbestandtei1 desselben leicht zu erkennen.

Sobald eine im Rahrnen dieser Arbeit liegende Substanz bei der Behandlung mit 5 prozentiger Sodalosung an den Wanden des Gefasses klebrige Massen absetzt, kann man iiberzeugt sein, den Hauptbestandteil, den in Petroleum leicht 16s- lichen Teil, die Abietinsaure, vor sich zu haben.

Es wurden nun auf dieser Grundlage eine Reihe grosserer Versuche angestellt. 100 g Kolophoniumstiicke wurden mit 100 g Soda verrieben und in ca. 2’/a Liter kochendes Wasser singetragen. Die vollstandige und nahezu klare Losung schied wahrend ca. dreistundigen 3tehens das Natronsalz der Hauptsaure in Dekannter Weise ab, welches durch Nessel iltriert, und danach durch Ausdrucken moglichst Ion der Mutterlauge befreit, in 250 ccm heissem Alkohol gelost wurde. Es ist nicht ratsam das 50 abgedruckte Natronsalz von KS auf Ziegel- steinen weiter abzusaugen, da es zerfliesst. Die tlkoholische Losung wurde zu einer heissen Losung von 50 g Soda in ca. 2 Liter Wasser Zefiigt und nach dem Erkalten das abgeschiedene YatronsaIz von K S abfiltriert und mit ca. 150 i s 200 ccrn einer verdiinnten Sodalosung nach- gewaschen. Abermals in 2 ‘ l a bis 3 Liter Wasser zelost, wurden nach dem Fallen mit Salzsaure :a. 9 5 g K S erhalten, welche aber noch nicht Zanz trocken sind. Es resultierten zwei Mutter- augen, von denen die erste nach dern Fallen nit Salzsaure 2 3 K L , die zweite in gleicher Weise behandelt und nach dem Verjagen des ~ lkoho l s 2,4g K L ergab. Es sol1 in bezug ruf den niedrigen und wechselnden Schmelzpunkt les erhaltenen K S gleich hervorgehoben werden, iass letzterem eine harzige und klebrige, gurnmi- irtige Substanz beigemengt ist, die ich mit

H bezeichne, welche allmahlich durch die oben Ieschriebene Weise unter Anwendung von qlkohol in die Mutterlauge iibergeht und teilweise ibgeschieden wird, wenn nach dem Verjagen ies Alkohols die Mutterlauge Iangere Zeit in ier Kalte steht. Es sammelt sich dabei in rleiner Menge eine stark gelbgefarbte Substanz

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auf dem Boden des Gefasses an, welche sehr reich an G H ist, und daher am besten fur sich gehalten wird. Das G H gibt sich in dem K S schon dadurch zu erkennen, dass die wassrige Losung des in bekannter Weise abgeschiedenen Natronsalzes eine emulsionsartige Farbung zeigt. In derFolge werde ich zeigen, dass es gelingt, diese gummiartige Substanz G H fur sich darzustellen bzw. deren Gehalt bedeutend zu erhohen, wodurch die wassrigen Losungen der resp. Natronsalze das Ansehen milchiger Flussigkeiten erhalten, aus welcher durch Salzsaure beim Stehen, die klebrige G H Substanz abgeschieden werden kann.

Daher kommt es, dass die zuerst erhaltenen 95 g K S schon bei weniger als Handwarme zusammensinterten, wahrend die zuletzt durch abermaliges Umlosen mittels 250 ccm Alkohol, Eingiessen in 2,5 Liter heissen Wassers, die 60 g Soda enthielten, erhaltenen 93 g schon eine hohere Temperatur gebrauchen. Aus der sodaalkalischen Mutterlauge wurden 8,3 g K L erhalten. Immer muss hervorgehoben werden, dass die mit K L bezeichnete Substanz sich scharf von der K S Harzsaure nicht nur durch die Art der Abscheidung, die schaumartig an der Oberflache erfolgt, sondern auch durch ihre beinahe vollstandige Unloslichkeit in Petroleum und leichte Loslichkeit in Sodalosung unter- scheidet.

Es entsteht die Frage, wie oft man die K S Harzsaure umlosen muss, urn K L vollstandig zu entfernen. Diese Frageist dahin zu beantworten, dass es mir bis jetzt noch nicht gelungen ist, beim Umlosen der K S Harzsaure aus ver- dunnter Sodalosung, in der sodaalkalischenMutter- lauge K L nicht nachzuweisen. Daraus lasst sich mit ziemlicher Sicherheit schliessen, dass K L sich immer wieder aus K S bildet, etwa wie ein Hydrat aus seinem Anhydrid entsteht. Die vollstandige Umwandlung dagegen, z. B. durch anhaltendes Kochen mit verdunnter Soda- losung ist mir bis jetzt ebensowenig gelungen. Auch daruber glaube ich mir eine richtige Vorstellung zu machen, wenn ich annehme, dass ein komplizierterer Vorgang stattfindet, als der, wie er sich bei Umwandlung eines Anhydrids in sein Hydrat infolge einfacher Wasseraufnahme geltend macht. Durch funfmaliges Umlosen konnten: 2,4 g, 2,3 g, 8,3 g, 2g und 3 g = Sa. 18 g KL bei 71,2 g KS Harzsaure, vom Schmelz- punkt ca. 130°, erhalten werden. Die Gesamt- ausbeute betragt also 90°/o und 10 O/o Verlust. Namentlich die 8,3 g KL wurden nochmals untersucht und dabei frei von KS gefunden, wihrend aus den letzten Abscheidungen KS

isoliert werden konnte. Um diese Frage zu ent- scheiden, ob das KL, welches als Hydrat vor- gebildet in Kolophonium vorhanden ist, ver- schieden oder indentisch ist mit dem, welches sich wahrend des Urnlosens bildet, kam eine Beobachtung sehr zu statten, nach der es moglich schien, einen Teil der gefallten K L Saure durch anhaltendes Auswaschen in Losung zu bringen, und ferner diese so erhaltene Losung durch Spuren von Salzsaure zu coagulieren.

Nochmals wurden 100 g Kolophonium in 500 ccm Alkohol kalt gelost und in eine Losung von 100 g Soda in 2 Liter gegossen. Nach Ab- scheidung des Natronsalzes wurden 4,8 g K L erhalten - ohne den Alkohol zu verjagen. Das alkoholische Filtrat wurde eingedampft ; leider wurde dabei ein Teil durch Ueberkochen verloren. Die bei dieser und spateren Gelegenheit durch Soda aus den sauer eingedampften Mutterlzugen er- haltenen Niederschlage sind, wenn auch nicht ausschliesslich, der Hauptsache nach kohlensaurer Kalk, da nur abgekochtes, also rnit bleibender Harte (Gips) behaftetes Wasser verwandt wurde. Dagegen scheiden sich aus der etwas einge- darnpften sodaalkalischen Mutterlauge auf Zusatz von Salzsaure gelblich gefarbte organische Sub- stanzen ab, und zwar schaumartig an der Ober- flache, welche wohl dem KL gleichgestellt werden miissen. Hierbei wurde nun die Beob- achtung gemacht, dass beim Auswaschen der KLSubstanz in dem sauren Filtrat eine nicht unerhebliche Trubung entstand, die schliesslich ihre Erklarung in der Wasserloslichkeit des KL fand. In der Tat konnte bei Anwendung grosser Mengen abgekochten Wassers der grosste Teil des Niederschlags in Losung gebracht werden, die durch ausserst geringe Mengen Salzsaure in Form eines weissen flockigen Niederschlags gefallt wurden. Zuruck blieb eine braune kriime- lige Substanz, deren weitere Verarbeitung auf wasserlosliches KL (= KLw) sich sehr undankbar erwies, da beigemengtes GH alles verpappte. Dasselbe gilt auch von den als KL erhaltenen Substanzen aus den beiden grosseren Versuchen herstammend. Aus diesen konnten nur 0,6 g KLw isoliert werden. Entweder wurde eine verdunnte sodaalkalische Losung hergestellt und diese von Neuem mit Salzsaure gefallt, oder die alkoholische Losung der fraglichen Substanzen in bekannter Weise mit verdunnter Sodalosung versetzt, um nach dem Verdampfen des Alkohols etwa vorhandenes KS abzuscheiden. Letzteres Verfahren empfiehlt sich namentlich fur die letzten KL Produkte der ersten grosseren Ver- suche. Vie1 KLw war ohnehin nicht zu erhoffen, da die Mutterlaugen fortgegossen waren. Indem

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ich alle Einzelheiten bei Seite lasse und mich vor- laufig rnit der experimentellen Feststellung wasserloslicher Harzsauren begnuge, mochte ich nur hervorheben, dass das Auswaschen mit kaltem Wasser geschehen muss.

Vie1 durchsichtiger gestaltet sich die Ver- arbeitung wenn man Kolophoniumstaub ver- wendet, der durch ein Sieb geschuttet, frei ist von rnehr als linsengrossen Stucken. Als 50 g dieses gesiebten Produktes in 125 ccm Alkohol gelost und nach dem Filtrieren in 1 Liter einer 5 prozentigen Sodalosunggegossen wurden, schied sich aus der erkalteten Losung das Natronsalz der K S Harzsaure in der bekannten Schmierseifen- form ab. Aus der wassrigen Losung desselben wurden nach Fallen mit Salzsaure, Abfiltrieren und Auswaschen, erneutem Anruhren mit ver- dunnter Sodalosung bis zur schwachalkalischen Reaktion 18,5 g K S erhalten. Aus dem letzten schwachalkalischen Filtrat konnten 0,15 g K Lw isoliert werden. Das Hauptfiltrat wurde zur Entfernung des Alkohols eingedampft und dann mit Salzsaure gefallt. Der abfiltrierte Niederschlag wurde insgesamt mit 6 Liter Wasser ausge- gewaschen, bzw. von Neuem mit Wasser an- geruhrt und abfiltriert, so lange, bis eine Probe mit eincm Tropfen Salzsaure nicht mehr getrubt wurde. Dann wurde die gesamte Auswaschung mit einigen ccm Salzsaure gefallt und nach dem Abfiltrieren wurden 3,8, g K L w erhalten. Aus

der eingedampften sauren Mutterlauge konnten noch 0,4 g K Lw und 0,3 g sodaloslicher Ruck- stand erhalten werden.

Der Extraktionsruckstand, aus dem 3,8 g K Lw erhalten wurden, betrug 15 g. Derselbe ist sodaloslich. Eine Probe in Alkohol gelost und in verdunnte Sodalosung gegosssen, ergab nach dem Verdampfen des Alkohols eine kleine Menge einer schleimigen Abscheidung, die sich als das Natronsalz der K S Harzsaure erwies. Die alkalische Mutterlauge enthielt noch 0,05 g KLw. Ausser K S und KLw enthielt der Extrak- tionsruckstand noch G H, welche als klebrige und knetbare Masse diesen verpappt.

Zweifelhaft bleibt es, ob der von KS , K L w und G H befreite Extraktionsruckstand, der leicht in verdunnter Sodalosung loslich ist und sich daraus mit Salzsaure schaumartig ab- scheidet, ein einheitlicher Korper ist oder ein Gemenge. Die erstere Annahme wurde drei Harzsauren zur Voraussetzung haben: K S, K Lw und KL, und mit der von T s c h i r c h , (Harze und Harzbehalter S 661) ubereinstimmen. Ganz zweifellos ist diese Annahme nicht und muss spateren Untersuchungen vorbehaken bleiben.

Insgesamt werden erhalten : 4,35 g K L w = 8 , T o / 0 Sa76%.Verloren24?/0, da 18,5 g K s = 37,Oo/o die letzten sauren Filtrate 15,o K L = 30,00/~ unberticksichtigt blieben.

(Fortsetzung folgt.)

Bericht uber den Stand der Arbeiten von Ausschuss IX, vorgelegt der Hauptversammlung des Deutschen Verbandes fiir die Materialpriifungen

der Technik in Leipzig am 27. September 1913. Der Ausschuss IX ist seit der letzten Hauptversammlung nur einrnal, am 31. Januar 1913,

in Berlin zusammengetreten. Es wurde die Nomenklatur der bituminosen Stoffe in eine erneute Erorterung gezogen und beschlossen, in der Zusammenstellung uber Rohbitumina und ahnliche Stoffe von Holde und Marcusson die folgenden Aenderungen eintreten zu lassen:

a) Unter A.11. sollen bei der Rubrik Naturasphalt, Bergteer, die Worte Bund oxydiertea gestrichen werden, da es zur Kennzeichnung dieser Stoffe nicht auf den Sauerstoffgehalt ankomrnt. Ferner sol1 in demselben Rubrum vor das Wort sgeschwefelte8 das Wort steilweisea eingefugt werden.

b) Unter B.VII1. ist vor BKarburierungc das Wort sheissent einzuschalten. c) Hinter B.VII1. ist als Punkt IX. einzuschalten folgendes Rubrum: aIX. Generatorteer entsteht bei der Herstellung von Generatorgas aus bituminosen

Brennstoffen z. B. Steinkohle, Braunkohle, Torf, Holz. In die Klasse des Generatorteers fallt auch der schottische Hochofenteera. -

Die bisherigen Punkte IX. und X. erhalten die Nummern X. bzw. XI. Ferner kam der Ausschuss auf die Prufung des Verfahrens der Asphaltbestimmung in

dunklen Mineralschmierolen zuruck, uber die bereits der vorjahrigen Hauptversammlung berichtet wurde. Die inzwischen vorgenommenen Versuche haben ergeben, dass die Verschiedenheit der Reagentien nicht die Ursache fiir die Differenzen der Untersuchungsresultate ist. Trotz gleicher