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Über Inhaltsstoffe von Melochia pyramidata L

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Page 1: Über Inhaltsstoffe von Melochia pyramidata L

538 E. Medina und G. Spiteller

Liebigs Ann. Chem. 1981, 538 - 545

Uber Inhaltsstoffe von Melochia pyramidata L.

Ernest0 Medina und Gerhard Spiteller*

Organisch-Chemisches Institut der Universitat Gdttingen, TammannstraRe 2, D-3400 Gbttingen, und

*Lehrstuhl fur Organische Chemie der Universitat Bayreuth, UniversitatsstraRe 30, D-8580 Bayreuth

Eingegangen am 2. Juli 1980

Aus Blattern von Melochia pyramidqta L. (Sterculiaceae) wurden neben den bereits friiher be- schriebenen Substanzen Melochinin (1) und Cholin-chlorid die Verbindungen Melochinon (2), das o-Glucosid des Melochinins (3), I-Methyluracil (4), Frangufolin (6), Adouetin Z (8) und Inte- gerrenin (7) isoliert. Adouetin Z ist kein einheitliches Produkt, wie urspriinglich angenommen, sondern ein Gemisch von cidtrans-Isomeren.

On Substances Isolated from Melochia pyramidata L. Besides the already earlier detected compounds melochinine (1) and cholin chloride the substances melochinone (2), the o-glucoside of melochinine (3), I-methyluracil (4), frangufoline (6), adouetine Z (8), and integerrenine (7) were isolated from the leaves of Melochia pyramidata L. (Sterculiaceae). Adouetine Z is not a single compound as originally assumed but a mixture of ridtrans isomeres.

Melochia pyramidata L., eine Sterculiaceae, enthalt als Giftstoff Melochinin (1) I), das die in Mittelamerika gefurchtete Rinderlahmung hervorruft 2) .

Auf der Suche nach moglicherweise weiteren in Blattern dieser Pflanze enthaltenen Giftstoffen fanden wir in den melochininhaltigen Fraktionen in kleinen Mengen einen Begleitstoff des Melochinins. Das Massenspektrum zeigte gegenuber Melochinin eine um 2 Masseneinheiten (ME) leichtere Molekulmasse. Die bei gleicher Masse wie im Melochinin-Spektrum auftretenden Schliissel-Ionen ( m / e = 138, 153 und 166) bewie- sen, daJ3 die Begleitverbindung den gleichen Pyridonteil wie Melochinin besitzt.

Das IR-Spektrum zeigte eine Carbonylbande bei 1720 cm-I. Ein Singulett im 'H- NMR-Spektrum bei 6 = 2.11 lie13 das Vorhandensein einer CH3CO-Gruppe erkennen, so dal3 damit der Verbindung, die wir Melochinon nennen, die Konstitution 2 zuzuord- nen ist. Dies wird durch Oxidation von 1 zu 2 bestatigt3): Das Oxidationsprodukt erwies sich in allen seinen Eigenschaften (Schmp., IR-, UV-, NMR- und Massenspektrum) als identisch mit der Begleitverbindung.

Aus der Fraktion der Reineckate wurde in geringer Menge eine sehr polare Verbin- dung isoliert, die mit Kaliumiodoplatinat eine positive Reaktion zeigte und sich somit als Alkaloid erwies. Die gleiche Verbindung konnte aus der an dem Polystyrolharz Am- berlite XAD 24) aus der wa13rigen Phase abgetrennten Glycosidfraktion isoliert werden und ist die Hauptkomponente der Basenfraktion. Die durch wiederholte Schichtchro-

Liebigs Ann. Chem. 1981

@ Verlag Chemie, GmbH, D-6940 Weinheim, 1981 0170-2041/81/0303 -0538 $ 02.50/0

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matographie gereinigte Verbindung kristallisierte aus MethanoVEther. Ihr Massen- spektrum zeigte nur ein sehr schwaches Molekiil-Ion der Masse 485. Die fur Melochinin typischen Spaltstucke wiesen die Verbindung als Derivat des Melochinins aus. Das Auf- treten eines intensiven Ions bei m/e = 306, entsprechend dem Verlust eines 179 ME schweren Teilchens, und die Polaritat der Verbindung wiesen auf das Vorliegen eines C,-Zuckers hin ').

1: R = -CH-CH, I

OH 2: R = -C-CH,

II H s c o L R H3C H 0

3: B;. 'FH /o OH

CH3

Um die Annahme vom Vorliegen eines Glucosids zu bestatigen, wurde die Verbin- dung mit CH31/Ag,0 permethyliert Das Massenspektrum des Permethylproduktes zeigte das Molekiil-Ion bei m/e = 555, und das hochauflosende Massenspektrum ergab die Summenformel C,,H,3N0,, entsprechend einer Erhdhung der Masse der Ausgangs- verbindung um 70 ME. Demnach mufiten fiinf Wasserstoffe durch Methylgruppen er- setzt worden sein, eine davon muate in den Pyridonring eingebaut sein (Verschiebung des Schlussel-Ions der Masse 153 zu m/e = 167). Zur Identifizierung des Zuckerrestes wurde die Permethylverbindung mit methanolischer Salzsaure gespalten, und die Reak- tionsprodukte wurden in der Kombination G U M S untersucht '1. Das Gaschromato- gramm zeigte drei Peaks, die durch Aufnahme von Massenspektren als Methyl-2,3,4,6- tetra-0-methyl+ und -u-D-glucopyranosid und als Methylderivat des Melochinins identifiziert wurden.

Das 'H-NMR-Spektrum bewies, dal3 es sich bei dem Alkaloid um das Glucosid des Melochinins handelt: Neben den fur Melochinin typischen Signalen bei 6 = 6.26 (1 H, s), 3.78 (3H, s), 2.32 (3H, s) war ein Dublett bei 1.16 (3H, J = 8 Hz) vorhanden, das auf das Strukturelement CH(CH,) - 0 - Glu hinwies.

Das Dublett bei 6 = 4.32 (J = 8 Hz) lafit eine B-glucosidische Bindung erkennen (Kopplung diaxial-standiger Wasserstoffe, a,e-standige Wasserstoffe wurden eine Kopplungskonstante von J = 4 Hz zeigen). Daraus ergibt sich fur das Glucosid die Konstitution 3.

Isolierung von 1-Methyluracil

In der Fraktion der schwachen Basen sB I1 wurde bei der dunnschichtchromatogra- phischen Trennung neben geringen Mengen an Farbstoffen ein nur im UV-Licht (254 nm) erkennbarer Fleck gefunden, der weder rnit Dragendorff-Reagenz noch rnit Kalium- iodoplatinat eine positive Reaktion ergab. Die durch praparative Diinnschichtchroma- tographie angereicherte Probe lie13 sich aus Wasser umkristallisieren.

Sie zeigte im Massenspektrum ein Molekul-Ion der Masse 126 rnit der Summenfor- me1 C5H,N0,, das UV-Spektrum mit einem Maximum bei 266 nm wies auf das Vorlie- gen eines Heterocyclus hin. Aus einem dem Verlust von HNCO entsprechenden Ion im

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Massenspektrum'**) wurde der Schlu13 gezogen, da13 die Verbindung ein Methyl-2,4-di- oxopyrimidin sein konnte.

Das 'H-NMR-Spektrum ([D,]DMSO) zeigte nur drei Signale, ein Singulett bei 6 = 3.21 (3H) sowie ein AB-Spektrum (6, = 7.61, 6, = 5.52, J = 8 Hz). Demnach konnte es sich bei der Verbindung nur um 4 oder 5 handeln.

0

Eine Entscheidung zu Gunsten von 4 brachte die Aufnahme des 'H-NMR-Spektrums in CDCI,. Da in dem Spektrum das Dublett von 5-H etwas verbreitert ist, kann nur 1-Methyluracil (4) vorliegen9), das bisher nicht als pflanzlicher Inhaltsstoff beschrieben wurde.

Isolierung und Identifizierung von Peptidalkaloiden Die Fraktion der schwachen Basen sB I erwies sich als komplexes Gemisch. Sie wurde

daher nochmals durch Chromatographie in vier Fraktionen A, B, C, D aufgetrennt. Aus den Fraktionen B, C, D konnten dunnschichtchromatographisch die im folgenden beschriebenen Reinstoffe isoliert werden (die Fraktion A ist ein sehr komplexes Ge- misch und wurde noch nicht naher untersucht).

Die am wenigsten polare Fraktion D lie13 sich in zwei Komponenten zerlegen, von de- nen eine in reiner Form isolierbar war. Das Massenspektrum der Verbindung zeigte eine Molekiilmasse von 534. Die durch hochauflosende Massenspektrometrie ermittelte Summenformel entsprach C,,H,,N,O,. Schliissel-Ionen traten bei den Massen 148, 443, 133, 135, 190,274, 303,210 und 182 auf. Banden im IR-Spektrum bei 3280,2785, 1630 und 1230 cm-' lieBen die Gegenwart von Amid-, NCH,- und Phenolether- Funktionen erkennen. Im 'H-NMR-Spektrum waren zwei uberlagerte Dubletts fur die Protonen zweier Methylgruppen bei 6 = 0.60 und 0.65 ( J = 5.5 Hz), zwei weitere Du- bletts fur zwei Methylgruppen bei 6 = I .O und 1.26 ( J = 6.5 Hz), ein Singulett fur zwei Methylgruppen bei 6 = 2.24 erkennbar. Ferner lieBen sich zwei olefinische Protonen bei 6 = 6.35 und 6.6 und neun aromatische Protonen bei 6 = 7.0-7.3 nachweisen. Diese spektroskopischen Daten wiesen auf das Vorliegen von Frangufolin (6) hin lo).

Der Vergleich samtlicher physikalischer und spektroskopischer Daten beweist diese An- nahme.

In ahnlicher Weise wurde in der Fraktion C Adouetin Z (8) gefunden. Ein hervorste- chendes Merkmal des 'H-NMR-Spektrums von Adouetin Z ist das Auftreten von zwei Methylsignalen bei 6 = 2.28 und 1.96, die von Couture1 et al. ") dahingehend interpre- tiert wurden, daB die Dimethylaminogruppe sehr nahe uber dem Benzolring des 0-Hy- droxyphenylalanins lage, wodurch eine der Meth ylgruppen in den EinfluD des Benzol- Ringstroms geraten konne.

Diese Annahme wird eigentlich bereits durch die unterschiedliche Signalhohe (2 : 3) der beiden Methylsignale widerlegt. Dieses Verhaltnis legt den Verdacht nahe, da13 es

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sich bei Adouetin Z um ein Gemisch handelt. Eine Trennung gelang trotz vieler Versu- che allerdings nicht. Ein Beweis fur das Vorliegen der cis- und trans-Form erbrachte schlieolich das '3C-NMR-Spektrum. Bekanntlich ist das Resonanzsignal des Prolin-y- C-Atoms von der Konformation der Prolinpeptidbindung (X - Pro-Bindung) abhan- gig'". Das I3C-NMR-Spektrum von Adouetin Z zeigt zwei Signale bei 6 = 21.6 und 23.8, welche dem y-Kohlenstoff des trans- bzw. cis-Isomeren zugeordnet werden kon- nen. AuBerdem erschienen praktisch alle Signale im Spektrum als Doppelsignale, wo- raus man schlieBen kann, daB die Konformation der X - Pro-Bindung die Struktur des ganzen Molekuls beeinflufit. Das wird anhand von Molekulmodellen verdeutlicht. Die- se zeigen auch, dal3 nur bei dem cis-Isomeren die N-Methylgruppen des N,N-Dimethyl- phenylalaninrestes in den EinfluBbereich des Benzol-Ringstroms von B-Hydroxyphe- nylalanin geraten konnen.

6

u

cis

In der Fraktion B wurde Integerre~~in'~) (7) durch spektroskopische und physikali- sche Daten nachgewiesen.

Das Auftreten von Frangufolin und Adouetin Z in Sterculiaceae ist bekannt 14), Inte- gerrenin ist bisher aber noch nicht als Inhaltsstoff der Sterculiaceae beschrieben wor- den.

Der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Fonds der Chemischen Industrie danken wir fur Sachmittel. E. M. dankt dem Deutschen Akadernischen Austauschdienst (DAAD) fur ein Sti- pendium.

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Experimenteller Teil

E. Medina und G. Spiteller

Gerate und Verfahren wie in Lit. 3),

Gewinnung der Rohalkaloide: 8 kg lufttrockene, fein zerkleinerte Blatter von Melochiapyrami- data L. wurden zweimal jeweils 3 Tage rnit 30 1 Methanol und 250 ml Eisessig bei Raumtemp. im Soxhlet-Extraktor ausgezogen. Den Auszug engte man i. Vak. bis zur siruptisen Konsistenz ein und verdunnte dann rnit der dreifachen Menge (ca. 2 1) Wasser. Die Losung wurde filtriert und anschliel3end fiinfmal rnit je 500 rnl Ether ausgeschiittelt. Die wiifir. Losung wurde rnit konz. Am- moniak auf pH 8 -- 9 gestellt, dann sechsmal rnit je 750 ml Chloroform ausgeschuttelt. Die verei- nigten Chloroformauszuge wurden rnit Wasser gewaschen und iiber Natriumsulfat getrocknet. Nach Eindampfen des Chloroforms i. Vak. erhielt man die ,,schwachen Basen" als braunes amor- phes Material (Gesamtausbeute 13 9). Die wanr. Phase wurde zur Vertreibung des geldsten Chlo- roforms auf 40°C erwarmt, iiber Nacht wurde unter Riihren ein Stickstoffstrom iiber die Losung geleitet. Anschlienend wurde die Losung rnit Salzsaure auf pH 7 eingestellt und abgekuhlt. An- schlieoend adsorbierte man die Glycoside der waRr. Phase an 500 g Amberlite XAD 2, wusch die Saule mit 1 1 dest. Wasser nach und eluierte rnit 1.5 1 Methanol. Eindampfen der Methanolldsung und Trocknen im Vakuumexsikkator ergab 23 g glycosidhaltigen Ruckstand.

Die von Glycosiden befreite wal3r. Phase wurde rnit Salzsaure auf pH 2 eingestellt und anschlie- fiend einer Reineckat-Fallung unterworfen. Die erhaltenen Reineckate wurden nach Kapjhammer und B i s ~ h o f f ~ ~ ) auf Hydrochloride aufgearbeitet (Fraktion der quartaren Basen). Gesamtausbeu- te an quartaren Basen: 3.6 g.

Isolierung der Alkaloide Vortrennung der schwachen Basen: 10 g Rohalkaloide (schwache Basen) wurden in wenig Me-

thanol gelost, an ca. 5 g Kieselgel (Woelm; 0.05 - 0.2 mm) absorbiert und die Masse zur Trockene gebracht. 1 kg Kieselgel wurde in Chloroform aufgeschlammt, in eine Saule gebracht und darauf das trockene Kieselgel rnit der absorbierten Substanz gegeben. Die Entwicklung wurde rnit Chlo- roform begonnen und rnit Chloroform, dem 1.0, 2.0, 3.0, 4.0, 5.0, 10.0, 15.0, 20.0% Methanol zugesetzt wurden, fortgefiihrt. Kurz vor dem Erscheinen von Farbstoffen am Ende der Saule wur- de begonnen, 200-ml-Fraktionen aufzufangen. Diese wurden diinnschichtchromatographisch auf ihre Zusammensetzung hin untersucht. Einander entsprechende Schnitte vereinigte man wieder und gelangte so zu folgenden Fraktionen:

Fraktion Gewicht

sB I 2.593 g sB I1 2.215 g sB 111 3.921 g

Isolierung von Melochinon (2) und I-Methyluracil (4): 2.0 g der Fraktion sB I11 wurden auf 20 selbstgefertigten Kieselgelplatten (20 x 20 cm, Kieselgel PF 254 der Fa. Macherey & Nagel, Schichtdicke ca. 1 rnm, aktiviert bei 120°C wahrend 3 h) durch dreifache Entwicklung mit Essig- ester/Aceton/Methanol (60: 30 : 10) aufgetrennt. Die rnit UV-Licht (254 nm) sichtbar gemachten Zonen wurden abgekratzt und mit Ethanol bei Raumtemp. eluiert. Es wurden zwei Fraktionen eluiert:

Fraktion Gewicht

111-A 1.64 g Melochinin 111-B 0.053 g Melochinon

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Melochinon (2): Farhlose Nadeln vom Schmp. 90°C (aus Aceton). - IR (KBr): 2850 (OCH,), 1720 (C = 0), 1610 (C = C im Heterocyclus), 1265 cm-' (C - 0, Methoxygruppe). - 'H-NMR (CDCI,): 6 = 1.24 (14H, mittelstandige CH2-Protonen der Seitenkette), 1.6 (2H, m, BCHJ, 2.11 (3H, s, COCH,), 2.38 (3H, s, CH, am Pyridinkern), 2.57 (2H, t, J = 7 Hz, a-CHJ, 2.8 (2H, t, J = 7 Hz, CH2CO), 3.79 (3H, s, OCH,), 6.23 (IH, s, 3-H). - MS (70 eV): m/e = 321 (4%, Mt) , 306 (2), 278 (7), 264 (13), 250 (2), 236 (3), 222 (9, 208 (7), 194 (9), 180 (13). 166 (20), 153 (loo), 138 (39), 57 (19), 43 (25).

C19H31N03 Ber. 321.2303 Gef. 321.2312 (MS) Ber. C 70.99 H9.72 N4.36 Gef. C 70.94 H 9.70 N4.35

J-Methy[uraci[ (4): Aus der Fraktion sB I1 wurden nach mehrfacher Schichtchromatographie mit Chloroform/Methanol (8: 2) 845 mg gewonnen, die aus Wasser als farbloses Pulver kristalli- sierten. - UV (Methanol): Lax (Ig E) = 266 nm (2.9). - 'H-NMR ([DdDMSO): 6 = 3.21 (3 H, s, NCH,), 5.52 (1 H, d, J = 8 Hz, 5-H), 7.61 (1 H, d, J = 8 Hz, 6-H). - MS (70 eV): m/e = 126 (6790, M'), 83 (40), 82 (20), 55 (28), 42 (100).

Isolierung der Cyclopepfidalkaloide: 1.6 g der Fraktion sB I wurden durch mehrfache Schicht- chromatographie mit Chloroform/Methanol (95 : 5 ) in vier Fraktionen aufgetrennt, die nach ab- nehmender Polaritat A, B, C und D benannt wurden:

Fraktion Gewicht

SB I-A 48 mg SB I-B 76 mg SB I-C 843 mg sB I-D 91 mg

Isolierung uon Znfegerrenin (7): Die Isolierung aus der Fraktion sB I-B erfolgte in zwei DC- Schritten:

1) Die Fraktion sB I-B (76 mg) wurde durch mehrfache Schichtchromatographie im System Chloroform/Dioxan/Methanol (27: 3: 1) in zwei Fraktionen aufgetrennt: DC-B 1 mit 19 mg, DC-B 2 mit 36 mg.

2) 36 mg der Fraktion DC-B 2 wurden auf zwei Fertigplatten Polygram SIL G/UV254 zweimal in Essigester/Ether/Chloroform (10: 10: 1) entwickelt und so 5 mg reines Integerrenin erhalten. Aus Chloroform/Petrolether farhlose Nadeln vom Schmp. 280°C (Zen.). - IR (KBr): 3275 (NH), 2790 (NCH3), 1680 und 1635 (Amide), 1220 cm-' (Phenolether). - 'H-NMR (CDCl,): 6 = 0.32 (3H, d, J = 6.5 Hz, CH-CH, des N,N-Dimethylisoleucins), 0.78 (3H, t, J = 6.5 Hz, CH2- CH3), 0.80 (6H, d, J = 7 Hz, CH(CH3)J und 2.24 (6H, s, N(CH,)J. - UV (Methanol): a, (Ig E) = 250 (3.70) und 280 nm (3.13).

C,,H4,N4O4 (506.7) Ber. C 69.72 H 7.93 N 10.55 Gef. C 69.48 H 7.86 N 10.50

Adouefin Z (8): 800 mg der Fraktion sB I-C wurden auf 8 Kie~elgel-PF~,~-Platten (20 x 20 cm, Schichtdicke 1 mm) durch zweifache Entwicklung mit Essigester/Ether/Chloroform (10: 10: 1) in 3 Fraktionen aufgetrennt. Aus der Fraktion C-2 (RF 0.47) wurden 580 mg reines amorphes Adou- etin 2 erhalten. [ a ]g = - 190" (c = 0.1; Chloroform). - IR (KBr): 3280 (NH), 2785 (NCH,), 1630 (Amid), 1230 cm-' (Phenolether). - MS (70 ev): m/e = 699 (0.2070, M'), 608 (60), 148 (loo), 135 (23), 131 (30), 70 (24).

C,2H,5NsOs Ber. 699.8574 Gef. 699.8574 (MS) Ber. C72.08 H6.48 N 10.01 Gef. C 71.98 H6.61 N 10.04

Dihydroadouefin Zr 30 mg 8 in 10 ml Methanol wurden uber Palladium/Aktivkohle hei Nor- maldruck hydriert. Nach etwa 6 h wurde durch eine Glassinterfritte filtriert und i. Vak. einge-

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dampft. Ausb. 29 mg nicht kristallisiertes Produkt. [a]6' = -85" (Chloroform). - IR (KBr): 3400 (NH), 1670 (Amid), 1240 cm-' (Phenolether).

C4,H4,N505 (701.8) Ber. C 70.73 H 6.74 N 9.68 Gef. C 70.50 H 6.79 N 9.61

Totulhydroiyse von Dihydroudouetin 2: Die Losung von 20 mg Dihydroadouetin Z in 1 m16 N

HC1 wurde in ein dickwandiges Glasrohr eingeschmolzen und 24 h auf 110°C erhitzt. Das Hydro- lysat wurde i. Vak. uber KOH getrocknet und anschlienend mit I ml Methanol aufgenommen. Man verglich chromatographisch mit authentischen Verbindungen auf Cellulose-Platten, wobei folgende Flienmittelsysteme angewandt wurden:

1. Butanon/Pyridin/Wasser/Eisessig (70: 15 : 15: 2) 2. Butanon/Eisessig/Ameisensaure/Wasser (40: 2 : 1 : 6). Als Anfarbereagenz wurde Ninhydrin benutzt. Es wurden so identifiziert: Hyphe, Phe, Pro.

Trirnethylsilylierung der Hydrolyseprodukte: 50 ~1 der methanolischen Losung des Hydrolysats wurden in ein 6 cm langes Schmelzpunktrohrchen (innerer Durchmesser 1.5 mm) gebracht und nach Entfernen des Losungsmittels mit 10 pl MSTFA [N-Methyl-N-(trimethylsily1)trifluoracet- amid] versetzt. Das Rohrchen wurde zugeschmolzen und 1 h auf 110°C erhitzt. Nach dem Ab- kiihlen wurde das Reaktionsgemisch ohne weitere Aufarbeitung in der Kombination Gas- chromatograph-Massenspektrometer untersucht.

Mit steigender Retentionszeit: GC 1 : Pro-TMS GC2: N,N-Dimethyl-Phe-TMS, GC3: Phe-TMS GC4: Hyphe-TMS GC5: Tyramin-TMS

Frangufolin (6): Aus der Fraktion sB I-D (91 mg) wurden durch wiederholte Schichtchromato- graphie mit den Systemen Chloroform/Methanol(20: 1) und Chloroform/Aceton (4: 1) 8 mg kri- stallisiertes Frangufolin, Schmp. 240°C (EthanolIWasser), erhalten. [a]? = - 290" (c = 0.1; Chloroform). - IR (KBr): 3280 (NH), 2785 (NCH,), 1630 (Amid), 1230 cm-' (Phenolether). - 'H-NMR (CDC1-J: 6 = 0.60 (3H, d, J = 5.5 Hz, CH-CH3 des Leucins), 0.65 (3H, d, J = 5.5 Hz, CH - CH, des Leucins), 1.00 und 1.26 (jeweils 3 H, d, J = 6.5 Hz, CH - CH3 des Hydro- xyleucins), 2.24 (6H, s, N(CH,)J, 6.35 (1 H), 6.6 (1 H), 7.0- 7.3 (9 aromat. H). - MS (70 eV): m/e = 534 (5%, M+), 443 (43), 303 (5). 274 (2), 210(8), 190 (25), 182 (S), 167 (13), 133 (401, 135 (32), 148 (IOO), 135 (43), 97 (36).

C3,H,2N40, Ber. 534.3206 Gef. 534.3200 (MS)

Isolierung von Melochinin-PD-glucopyranosid (3): 15 g Glycosid-Fraktion wurden, in wenig Methanol gelost, an ca. 7 g Kieselgel adsorbiert. Die Masse wurde im Vakuumexsikkator bei 50°C getrocknet. 1 kg Kieselgel wurde in Methylenchlorid/Methanol(8 : 2) aufgeschlammt, in ei- ne Saule gebracht und darauf das trockene Kieselgel mit der adsorbierten Substanz gegeben. Die Elution erfolgte mit Methylenchlorid/Methanol(8 : 2). Kurz vor dem Erscheinen von Farbstoffen am Ende der Saule wurde begonnen, 100-ml-Fraktionen aufzufangen. Nach Eindampfen des Lo- sungsmittels untersuchte man die Zusammensetzung des Riickstandes durch analytische DC und Anspruhen mit Kaliumiodoplatinat. Fraktionen mit vergleichbarem Fleckmuster vereinigte man erneut und erhielt so folgende Sammelfraktionen:

Fraktion Gewicht

GF 1 -6 3.27 g GF7-17 10.34 g GF 18-27 0.18 g

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Aus der Fraktion GF 7 - 17 wurden durch mehrfache Schichtchromatographie mit Chloro- form/Methanol (85: 15) 8.2 g reines 3, Schmp. 143 - 145 "C (MethanoVEther), erhalten. - IR (KBr): 3350 (OH), 2840 (OCH,), 1650 (C = C im Heterocyclus), 1265 (C - 0, Methoxygruppe). - 'H-NMR (CD,OD): 6 = 1.16 (3H, d, J = 8 Hz, CH(CH,)OGlu), 1.31 (16H, mittelstandige CH,Protonen der Seitenkette), 3.78 (3H, s, OCH,), 4.32 (1 H, d, J = 8 Hz, 1-H von Glucose), 6.26 (1 H, s, 3-H am Pyridinkern). - MS (70 eV): m/e = 485 (0.1%, M'), 352 (17), 306 (39, 166 (20), 153 (IOO), 138 (34), 110 (15).

C,,H,,NO, (485.6) Ber. C 61.83 H 8.93 N 2.88 Gef. C 61.39 H 8.71 N 2.97

Permethyl-melochinin-~-D-glucopyranosid: 20 mg 3 loste man in 1 ml Dimethylformamid, ver- setzte mit 0.3 ml Methyliodid und 300 mg frisch gefalltem Silberoxid und riihrte 24 h bei Raum- temperatur. Die Mischung verdiinnte man rnit 25 ml Chloroform und filtrierte ab. Eindampfen und Trocknen i. Vak. ergab 19 mg Rohprodukt. Die Reinigung erfolgte an einer DC-Platte rnit Chloroform/Methanol (85: 15). - MS (70 ev): m/e = 555 (8%, M'), 380 (7), 366 (4), 336 (7), 320 (56), 180 (12), 167 (IOO), 152 (14), 101 (28), 88 (50). 75 (8), 71 (7).

C,,H,,NO, Ber. 555.3771 Gef. 555.3769 (MS) Saure Spaltung von Permethyl-melochinin-BPglucopyranosid: 5 mg Permethyl-rnelochinin-

glycosid erwarmte man rnit 10 ml 5proz. methanolischer Salzsaure im geschlossenen Gefal3 5 h auf 90°C. Nach dem Abkiihlen entsauerte man an Aberlyst A 26 und dampfte i. Vak. ein. Die Produkte wurden in der Kopplung GC/MS untersucht. Mit zunehmender Retentionszeit: GC1: Methyl-2,3,4,6-tetra-O-methyl-~-oglucopyranosid; GC2: Methyl-2,3,4,6-tetra-O-methyl-a-o- glucopyranosid; GC3: Methylmelochinin.

Spaltung rnit den Enzymen aus Helixpomatia: 40 mg 3 wurden in 40 ml Acetatpuffer (0.5 M;

pH 4.75) gelost und rnit 1 ml Enzym aus Helixpomatia versetzt. Es wurde 24 h bei 37°C inku- biert. Danach extrahierte man dreimal mit je 20 ml Ethylacetat, trocknete die vereinigten Extrakte iiber Natriumsulfat und dampfte im Rotationsverdampfer ein. Der Ruckstand zeigte die gleichen physikalischen und spektroskopischen Eigenschaften wie Melochinin (1). Die walk. Phase wurde rnit SO ml Methanol versetzt, iiber Amberlyst-15-Ionenaustauscher entsalzt und im Rotationsver- dampfer eingedampft. Den Ruckstand silylierte man rnit N-Methyl-N-(trirnethylsily1)trifluor- acetamid ( 5 h bei 5 0 - 0 und untersuchte die Trimethylsilylether in der GUMS-Kopplung. Die Hauptpeaks des Gaschromatogramms zeigten die Massenspektren von p- und a-Pentakis(0-tri- methyki~y~)-D-glucose.

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