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107 -- Aus den Ausschl~gen des Thermogalvanometers l~6t sich die absolute und relative DurchblUtungsgrSl~e direkt berechnen. Aul~erdem wird die Temperatur- differenz zwischen arteriellem und ven(isem Blute, sowie Blutdruck und Diurese- geschwindigkeit photographisch registriert. In der Ureterkanfile wird fort: laufend die Leitfi~higkeit des ttarnes gemessen. S~mtlicher tIarn wird auf- gefangen und analysiert. Versuchstiere sind dezerebrierte ttunde yon 8-=30 kg. Die 5Tiere wird extraperitoneal angegangen und die kleine Operationswunde nach Anlage der Thermoelemente wieder verschlossen. Auf die genannte Weise konnte die gesamte ~ierenleistung fiber 2 12 Stunden ltickenlos photo- graphisch registriert werden. Es ergab sich: Wi~hrend durch die Aorta abdominalis pro Kilogramm Tier unterhalb der 5~ierenabzweigung 15 24 ccm/Minute fliel3en, gehen dutch 1 kg 5~iere unter g]eichen Bedingungen 1300--7000ccm Blur .pro Minute. Selbst bei sti~rksten Blutdruckstfirzen (auf 60 mm ttg) flie~en noch immer erhebliche Blutmengen dutch das Organ, jedoch steht dann die Diurese (unter- halb 65 mm Hg). Die im Blute abgeftihrte Wiirmemenge berechnet sich Zu 0,035--0,7 Cal/Minute pro Gramm ~iere. Barcroft land in Gaswechselver- suchen 0,04 0,4 Cal. Die hOchsten W~rmewerte linden sich stets bei stark hypotonischen Harnen (A = 0,18 o C), die niedersten bei stark hypertonischen (A =--2,2 ~ C). Im Gebiete der Isotonie betr~gt die Wi~rmeabgabe sehr regel- miil3ig 0,30 0,40 Cal/Minute pro 1 Gramm 5~iere ohne Einflu] der Harnmenge. Die Wiirmebildung der 5Tiere l~6t bei konstant bleibender Durchblutung einen gewissen Rhythmus in Perioden yon 3 4 ]Kinuten erkennen, der sich auch in der Konzentrationsarbeit bemerkbar macht und wohl auf zeitweise Ruheperioden in bestimmten 5Tierenabschnitten zurtickgeffihrt werden mu]. Alle Theorien zu den gefundenen Tatsachen mfissen vorerst abgelehnt werden. Janssen and Rein ~Freiburg i. Br. I : Uber die Zirkulation and W~rme- bildung der Niere unter Einflufl yon Giften. Als Fortsetzung der Ausffihrungen yon I-Ierrn Rein werden zun~chst Versuche mitgeteilt fiber die Wirkung yon Diuretika auf die Harnmenge und die Volumengeschwindigkeit des Blutes in der 5Tierenarterie und unteren Aorta. Zwischen Nierenzirkulation und ttarnausscheidung besteht kein direkter Zusammenhang. Diuresen, die durch perorale Wasserzufuhr oder intravenSse Infusion yon Salzen (Kochsalz, ~atriumsulfat) ocler von Harnstoff hervor- gerufen werden, ver~ndern die 5Tierenzirkulation nicht. Coffein, in Mengen, die auch beim Menschen therapeutisch angewandt werden (3 mg pro Kilo- gramm), vermehrt nach peroraler Zufuhr die Volumengeschwindigkeit des Blutes in der 57iere mit gleichzeitig einsetzender Diurese. Die Frage, ob der gesamte Kreislauf dutch den Transport grSl3erer, durch die Diurese in Bewegung gesetzter Fltissigkeitsmengen beeinflu]t werde, konnte qualitativ an der Durchblutung der unteren Aorta gemessen werden. Auch hier ffihrt eine Wasserdiurese oder intravenSse Zufuhr von Salzen oder Itarnstoff zu keiner Xnderung. 5~ur Coffein steigert in therapeutischen Mengen die StrSmungsgeschwindigkeit des Blutes in der unteren Aorta. Dieser Befund l~l~t alte Kontroversen fiber die therapeutische Wirkung yon Coffein wieder aufleben, in denen die Annahme einer Steigerung der Erregbarkeit der vaso- motorischen Zentren gegen die Annahme einer beschleunigten Umlaufsge-

Über die Zirkulation und Wärmebildung der Niere unter Einfluß von Giften

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Aus den Ausschl~gen des Thermogalvanometers l~6t sich die absolute und relative DurchblUtungsgrSl~e direkt berechnen. Aul~erdem wird die Temperatur- differenz zwischen arteriellem und ven(isem Blute, sowie Blutdruck und Diurese- geschwindigkeit photographisch registriert. In der Ureterkanfile wird fort: laufend die Leitfi~higkeit des ttarnes gemessen. S~mtlicher tIarn wird auf- gefangen und analysiert. Versuchstiere sind dezerebrierte ttunde yon 8-=30 kg. Die 5Tiere wird extraperitoneal angegangen und die kleine Operationswunde nach Anlage der Thermoelemente wieder verschlossen. Auf die genannte Weise konnte die gesamte ~ierenleistung fiber 2 12 Stunden ltickenlos photo- graphisch registriert werden.

Es ergab sich: Wi~hrend durch die Aorta abdominalis pro Kilogramm Tier unterhalb der 5~ierenabzweigung 15 24 ccm/Minute fliel3en, gehen dutch 1 kg 5~iere unter g]eichen Bedingungen 1300--7000ccm Blur .pro Minute. Selbst bei sti~rksten Blutdruckstfirzen (auf 60 mm ttg) flie~en noch immer erhebliche Blutmengen dutch das Organ, jedoch steht dann die Diurese (unter- halb 65 mm Hg). Die im Blute abgeftihrte Wiirmemenge berechnet sich Zu 0,035--0,7 Cal/Minute pro Gramm ~ i e r e . B a r c r o f t land in Gaswechselver- suchen 0,04 0,4 Cal. Die hOchsten W~rmewerte linden sich stets bei stark hypotonischen Harnen (A = 0,18 o C), die niedersten bei stark hypertonischen (A = - - 2 , 2 ~ C). Im Gebiete der Isotonie betr~gt die Wi~rmeabgabe sehr regel- miil3ig 0,30 0,40 Cal/Minute pro 1 Gramm 5~iere ohne Einflu] der Harnmenge. Die Wiirmebildung der 5Tiere l~6t bei konstant bleibender Durchblutung einen gewissen Rhythmus in Perioden yon 3 4 ]Kinuten erkennen, der sich auch in der Konzentrationsarbeit bemerkbar macht und wohl auf zeitweise Ruheperioden in bestimmten 5Tierenabschnitten zurtickgeffihrt werden mu]. Alle Theorien zu den gefundenen Tatsachen mfissen vorerst abgelehnt werden.

Jan ssen and Re in ~Freiburg i. Br. I : Uber die Z i r k u l a t i o n a n d W ~ r m e - b i ldung der N i e r e unter Einflufl yon Giften.

Als Fortsetzung der Ausffihrungen yon I-Ierrn Rein werden zun~chst Versuche mitgeteilt fiber die Wirkung yon Diuretika auf die Harnmenge und die Volumengeschwindigkeit des Blutes in der 5Tierenarterie und unteren Aorta.

Zwischen Nierenzirkulation und ttarnausscheidung besteht kein direkter Zusammenhang. Diuresen, die durch perorale Wasserzufuhr oder intravenSse Infusion yon Salzen (Kochsalz, ~atriumsulfat) ocler von Harnstoff hervor- gerufen werden, ver~ndern die 5Tierenzirkulation nicht. Coffein, in Mengen, die auch beim Menschen therapeutisch angewandt werden (3 mg pro Kilo- gramm), vermehrt nach peroraler Zufuhr die Volumengeschwindigkeit des Blutes in der 57iere mit gleichzeitig einsetzender Diurese.

Die Frage, ob der gesamte Kreislauf dutch den Transport grSl3erer, durch die Diurese in Bewegung gesetzter Fltissigkeitsmengen beeinflu]t werde, konnte qualitativ an der Durchblutung der unteren Aorta gemessen werden. Auch hier ffihrt eine Wasserdiurese oder intravenSse Zufuhr von Salzen oder Itarnstoff zu keiner Xnderung. 5~ur Coffein steigert in therapeutischen Mengen die StrSmungsgeschwindigkeit des Blutes in der unteren Aorta. Dieser Befund l~l~t alte Kontroversen fiber die therapeutische Wirkung yon Coffein wieder aufleben, in denen die Annahme einer Steigerung der Erregbarkeit der vaso- motorischen Zentren gegen die Annahme einer beschleunigten Umlaufsge-

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schwindigkeit des Blutes im KSrper stand. Ffir die letztere Annahme bringen die mitgeteilten Versuche den experimentellen Beweis.

Die gleichzeitige Messung der Durchblutung in der Niere und der unteren Aorta gestattet quantitativ feinere Reaktionen der Nierengef~Be zu erfassen. Nach der peroralen Coffeinzufuhr reagieren die Nierengef~il~e starker und schneller mit Volumenbeschleunigung als die untere Aorta. Es findet sich also eine aktive Erweiterung des Strombettes der Nierengef~Be.

Aul3er Diuresen wurde auch der Vorgang der Diuresehemmung durch Hypophysenhinterlappenextrakte untersucht. Am dezerebrierten Hund be- wirken 0,1--0,05 mg frische Drtise pro Kilogramm Tiergewicht subkutan zugeffihrt eine 1--11/e Stunden dauernde starke Einschr~nkung der Harn- menge, ohne dab sich die Durchblutung der Niere oder der unteren Aorta dabei ~ndert. Der Vorgang der Antidiurese ist also nicht durch ver~nderte Zirkulation in der Niere begleitet.

Weiter werden Versuche mitgeteilt, in denen die W~rmebildung der Niere und ihre Abh~ngigkeit yon der Harnkonzentration unter dem Einflu~ yon Diuretika mitgeteflt. Bei der Wasserdiurese (peroral zugeftihrt) steigt die IIarnmenge auf das 4--5fache an, w~hrend sich die W~irmebildung der Niere und die Harnkonzentration nicht iinderten. Harnstoffzufuhr, die die ttarnmenge unver~indert lieB, ~ber den Gefrierpunkt des Harnes und den N-Geha]t steigerten, verminderten die W~rmebildung der Niere. Natriumsulfat und Coffein steigern die W~rmebildung bei abnehmender Harnkonzentration und steigernder Harnflut. Hypophysenhinterlappenextrakte, die die Harn- menge einschr~inken und die Harnkonzentration stark vermehren, vermindern die W~rmebildung der Niere. lJberblickt man die Versuche, die mit den ein- zelnen Diuretika und mit Hypophysenextrakten angestellt wurden, so ergibt sich die allgemeine Reaktion, dab die Niere mit steigender Harnkonzentration ihre W~irmebildung vermindert. Es stimmen also die Beobachtungen im Einzel- versuche mit den von Herrn Rein angeftihrten allgemeinen Beobachtungen tiberein tiber den Zusammenhang von Wiirmebildung und Harnkonzentration. Ein Einflul3 der Harnmenge auf die W~irmebildung war nicht zu erkennen.

Alle Versuche wurden an Hunden ausgefiihrt, die in Chlor~thyl-~ther- narkose dezerebriert worden waren.

H. Gremels (Hamburg): Uber die Wirkung yon Diuretika an der isolierten Situgetierniere.

Am Starlingschen Herz-Lungen-Nierenpr~iparat zeigen die Diuretika der Purinreihe: Coffein, Theob romin und T h e o p h y l l i n einen ausgespro- chenen diuretischen Effekt, der sich als aus zwei Komponenten bestehend ana- lysieren l~iBt, n~mlich aus einer durch Gef~Berweiterung hervorgerufenen Steigerung der Durchblutung der Niere und einer spezifischen Einwirkung dieser Stoffe auf die Nierenfunktion im Sinne einer ErhShung der Wasser-, Kochsalz- und Stickstoffausscheidung der absoluten Menge hath; auBerdem ist damit flit das Kochsalz auch noch eine erhebliche Steigerung der Kochsalz- konzentration verbunden. Durch Kompensation der GefaBwirkung, wie sie am isolierten Organ mSglich ist, konnte gezeigt werden, dab die spezifisch diuretische Wirkung unabh~ngig yon der Gef~]wirkung zustande kommt, und dab bis zu einem gewissen Grade eine Unabh~ingigkeit der beiden Wir-