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Toponyme in der Einsatzdisposition Typologie problematischer Ortsbezeichnungen am Beispiel von Schutz & Rettung Z¨ urich Masterarbeit von Nicola Chantal Lang Universit¨ at Z¨ urich 2010

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Toponyme in der Einsatzdisposition

Typologie problematischer Ortsbezeichnungen am Beispiel von

Schutz & Rettung Zurich

Masterarbeitvon

Nicola Chantal Lang

Universitat Zurich

2010

Toponyme in der Einsatzdisposition

Typologie problematischer Ortsbezeichnungen am Beispiel von Schutz & Rettung Zurich

Rahmen der Arbeit

Geo 511MasterarbeitAbgabe: 26.11.2010

Autorin

Nicola Chantal LangRosrainstrasse 758915 Hausen am [email protected]: 04-912-879

Institut

Universitat ZurichMathematisch-Naturwissenschaftliche FakultatGeographisches InstitutGIS AbteilungProf. Dr. Robert Weibel

Betreuer Universitat

Dr. Ross PurvesUniversitat ZurichGeographisches InstitutGIS AbteilungWinterthurerstr. 1908057 [email protected]

Betreuer Schutz & Rettung Zurich

Rainer BuchelStadt ZurichSchutz & RettungFeuerwehr & RettungsdienstWeststr. 48036 [email protected]

Betreuer Intergraph

Raphael NafIntergraph (Schweiz) AGNeumattstr. 248953 [email protected]

Quelle der Abbildungen auf der Titelseite

Grosses Bild: Herr Rainer BuchelKleine Bilder: Schutz & Rettung Zurich (2010)

Danksagung

Wahrend der gesamten Zeit der Erstellung der vorliegenden Arbeit durfte ich auf eine sehr breite Unter-

stutzung zahlen, wofur ich ausserst dankbar bin. Mein grosster Dank gilt folgenden Personen:

• Prof. Dr. Robert Weibel fur die Ermoglichung dieses Forschungsprojektes

• Meinen drei Betreuern fur die kontinuierliche und stets hilfreiche Betreuung mit viel konstruktiverKritik und dafur, dass sie jederzeit fur Fragen zur Verfugung standen

– Dr. Ross Purves (Uni) fur den Blickwinkel der Forschung

– Rainer Buchel (SRZ) fur den Blickwinkel der AnwenderInnen

– Raphael Naf (Intergraph) fur den Blickwinkel des Systemherstellers

• Den Teilnehmern der Befragung fur die bereitwillige Teilnahme, die offene Auskunft, viele interessanteund angenehme Gesprache und vor allem fur ausserst interessante Einblicke in die Praxis

• Herrn Roger Fux (SRZ) fur die Entgegennahme der Testanrufe

• Herrn Christian Buchi (SRZ), Herrn Beat Ostertag (Stadtpolizei Winterthur) und Herrn RolandGrunder (Kantonspolizei Zurich) fur weiterfuhrende Hintergrundinformationen

• SRZ fur die zur Verfugung gestellten Daten

• Intergraph und Herrn Marc Hanni fur die zur Verfugung gestellte Infrastruktur und den Arbeitsplatzsowie fur die zeitliche Flexibilitat bei der Arbeit

• Allen Intergraph Mitarbeitern fur unzahlige interessante und anregende, motivierende und aufstellendeGesprache, und dafur, dass ich den z’Nuuni, die Mittagspause und den z’Vieri nie vergessen habe undSabrina fur die Unterhaltung

• Annina, Christian, Christine, Christoph, Desiree, Patrick, Philip, Philippe, Rolf, Seraina und Ursinafur das Korrekturlesen und/oder interessante, ablenkende, aufbauende, wissenschaftliche und unter-haltsame Diskussionen, nicht zuletzt uber Schlitzwandbagger.

• Meinen ausseruniversitaren Freunden und meinen Unihockey-Damen fur das Verstandnis

• Steffi fur unzahlige ausserst unterhaltsame Ubungsstunden mit vielen spooky Spruchen, gegenseitigerUnterstutzung und dem Hang zum Ubertreiben.

• Meinen Eltern fur die Ermoglichung meiner Ausbildung, fur die stete Unterstutzung wahrend meinesgesamten bisherigen Lebens und fur unzahlige Stunden des Korrekturlesens.

• Meinem lieben Till fur die riesen Unterstutzung und den Ruckhalt wahrend des gesamten Studiumsund vor allem in der letzten Endphase.

I

Zusammenfassung

Begriffe mit Raumbezug sind im Alltag allgegenwartig. Die Vereinbarung eines Treffpunktes, ein Reise-

bericht oder das Absetzen eines Notrufes fur einen Rettungsdienst sind allesamt Tatigkeiten, die auf die

Verwendung von raumlichen Begriffen angewiesen sind. Auf einen in der Einsatzleitzentrale eingehenden

Notruf folgt umgehend die Frage nach dem Vorfallsort. Damit ein darauffolgender Rettungseinsatz effizient

ablaufen kann, muss die Bezeichnung des Einsatzortes klar und eindeutig sein. Die Problematik unklarer, un-

eindeutiger Ortsbezeichnungen wird vorwiegend im Rahmen der Extraktion von Toponymen diskutiert. Im

konkreten Bereich der Ortsbezeichnungen im Zusammenhang mit Einsatzleitsystemen steht die Forschung

noch ganz am Anfang. In der vorliegenden Arbeit wird an diese Tatsache angeknupft und gepruft, ob die Er-

stellung einer Typologie problematischer Ortsbezeichnungen am konkreten Beispiel eines Rettungsdienstes

moglich ist.

Am Beispiel von Schutz & Rettung Zurich, der grossten schweizerischen Rettungsorganisation, wird eine

umfassende Typologie problematischer Ortsbezeichnungen im Zusammenhang mit der Einsatzdisposition

erstellt. Die verwendeten Ortsbezeichnungen werden analysiert und ein initiales Interview zum Datenhinter-

grund gefuhrt. Aufgrund der inharenten Eigenschaften der Datengrundlage werden 62 manuell festgehaltene

Problemfalle ausgewertet. Diese Falle werden mit den Resultaten aus der Durchsicht der Einsatzdatenbank

zu einer provisorischen Typologie erganzt. Zudem werden Befragungen mit Personen aus verschiedenen

Bereichen ausgewahlter Polizei- und Rettungsorganisationen durchgefuhrt. Die dadurch gewonnenen Er-

kenntnisse werden wiederum zur Verfeinerung der provisorischen Typologie verwendet.

Die entwickelte Typologie umfasst funf Klassen: datenbezogene, topologische, semantische, orthographi-

sche und personenbezogene Probleme. Diese werden wiederum in weitere Typen und Subtypen unterteilt.

Datenbezogene Probleme gehen vorwiegend auf die Aktualitat der Daten oder den Stand der Erfassung

zuruck. Topologische Probleme beziehen sich auf die raumliche Beziehung zwischen dem gemeinten Objekt

und der beinhaltenden administrativen Einheit und beinhalten Ambiguitaten, Granularitatsprobleme sowie

Unklarheiten in Grenzgebieten. Semantische Probleme umfassen allgemein bekannte, lokal gemeinhin be-

kannte und vage Orte sowie Granularitatsprobleme. Orthographische Probleme sind auf schlechte Akustik

oder sprachliche Unklarheiten zuruckzufuhren. Sie konnen aber auch dadurch unterschieden werden, ob der

falsch geschriebene Ort in Form eines weiteren Referenten existiert. Personenbezogene Probleme beinhalten

Unklarheiten, welche durch die Interaktionen Mensch-Mensch oder Mensch-System entstehen. Diese treten

bei der Anrufentgegennahme oder in der Kommunikation zwischen der Einsatzleitzentrale und dem Ein-

satzteam auf. Die aufgezeigten Probleme der resultierenden Typologie bestatigen damit die im Rahmen der

Forschung in anderen Gebieten erwahnten Problematiken sehr gut.

Aus den Befragungen geht hervor, dass alle involvierten Organisationen mit der Problematik unklarer

Ortsbezeichnungen konfrontiert sind, diese in ihrem Alltag aber unterschiedlich wahrnehmen. Dadurch,

III

Nicola Chantal Lang

dass sich Situation und Ort eines Vorfalls bei Polizeieinsatzen dynamischer verhalten, als bei medizinischen

Notfallen, in denen sich der Einsatzort selten verschiebt, wird der Umgang mit Ortsbezeichnungen anders

gehandhabt.

In Anlehnung an bestehende Losungen fur die in der Literatur erwahnten Probleme und anhand der Erkennt-

nisse aus den Befragungen, wird ein Uberblick uber potentielle Losungsansatze gegeben. Datenbezogene

Losungen beziehen sich auf die Datenstruktur und -aktualitat sowie die Erfassung bekannter Ortsbezeich-

nungen. Algorithmische Losungsansatze befassen sich mit Name-Matching-Algorithmen zur Minimierung

orthographischer Fehler und der Erfassung vergangener Problemfalle fur die zukunftige automatisierte Ex-

traktion von Problemtypen. Anpassungen von systemspezifischen Elementen, wie der Eingabemaske oder

des an die Ambulanz ubermittelten Einsatzauftrages, sowie die Sensibilisierung und vertiefte Schulung von

Personen im Einsatzalltag bilden die Grundlagen fur die Behebung personenbezogener Probleme. Die For-

mulierung von Standards fur die Ortung von Mobiltelefonen via GPS kann die akkurate Lokalisierung des

Einsatzortes gesamthaft erleichtern.

Durch die Erstellung der Typologie und dem Darlegen von Losungsansatzen zeigt sich, dass problematische

Ortsbezeichnungen auch in der Einsatzdisposition von eminenter Wichtigkeit sind. Gleichzeitig wird aber

auch erkannt, dass fur die konkrete Umsetzung von Losungen weiterfuhrende Studien notwendig sind.

Die systematische Erfassung und Dokumentation problematischer Falle konnen somit die Basis fur eine

grossangelegte Studie in der Zukunft bilden.

IV

Abstract

In every day speech, references to space are ubiquitous. When arranging a meeting point, reporting on

last weekend’s trip or making an emergency call, everyone uses placenames in some form or other. Clear,

unambiguous placenames are necessary to enable the efficient treatment of emergency calls in dispatch

centres. Processing of placenames has often been discussed and is a highly topical subject in the context of

toponym extraction and grounding, whereas, in the context of emergency dispatch, it is a rather new field.

A concrete case study was conducted in order to develop a typology of problematic placenames, based on

the event-database of Schutz & Rettung Zurich, the largest emergency organisation in Switzerland. The

use of placenames within the dispatch system was analysed. Together with an initial interview concerning

the background of the dispatch centre and the origin of the data, this formed the basis for the development

of a typology of problematic placenames in the context of emergency dispatch. The analysis of 62 known

cases and the event-database lead to an intermediate typology. Ten people concerned with everyday work

in emergency dispatch in different police and medical emergency services were consulted to confirm and

extend the intermediate typology.

The final typology encompasses five classes: data-related, topological, semantical, orthographical and human-

related problems. These contain types and subtypes. Data-related problems cover out-of-date or not-yet-

acquired data. Topological problems are concerned with the spatial relations between the object at which

the emergency is located and the containing administrative entity. Ambiguities, granularity problems and

problems in border regions are types of this class. Common, vernacular and vague placenames, as well

as another sort of granularity-problem are part of the semantic class. Orthographical problems arise from

difficulties in unterstanding during the call or diffenerces in spelling names in Swiss German. A further

distinction of orthographical problems is made depending on whether or not the misspelled object exists.

The final class of problems includes the involvement of human-beings interacting with the system or with

each other. Human-related problems encompass issues concerning call-reception and communication bet-

ween the dispatch centre and the rescue team. The problems described confirm challenges mentioned in

previous work on the general processing of placenames.

Following existing methods but also considering the results of the inquiries, an overview of potential ap-

proaches to the solution of the problems has been shown. They concern data-related, algorithmic and

human-related solutions. Data-related approaches involve the acquisition of geodata and its frequent up-

dating, as well as the acquisition of common and vernacular placenames. Name matching algorithms can

be used to minimise orthographical problems. The basis for future automatic extraction of problem ty-

pes can be initialised by the acquisition of former problem cases. Concerning the human-related problems,

system-specific solutions are suggested as well as further training of employees. Finally, the introduction

of standards and the subsequent use of mobile phones using GPS (Global Positioning System) for location

V

Nicola Chantal Lang

purposes could bypass some of the problems mentioned.

It could be shown that problems concerning placenames are eminently important in emergency dispatch.

At the same time, the necessity for further studies has emerged. Systematic acquisition and documentation

of problematic cases should be pursued as a basis for future work on problematic placenames in the context

of emergency dispatch.

VI

Inhalt

1 Einleitung 1

1.1 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

1.2 Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

1.3 Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

2 Theoretische Grundlagen 5

2.1 GIS in der Notfallintervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2.1.1 Der Einsatz von GIS in der Notfallintervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2.1.2 Raumliche Sprache und Einsatzdisposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2.2 Ortsbezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2.2.1 Toponym-Ambiguitaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

2.2.2 Vage und umgangssprachliche Ortsbezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

2.3 Beziehungen von Orten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2.3.1 Raumliche Beziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2.3.2 Hierarchische Beziehungen im Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2.4 Verarbeitung raumlicher Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2.4.1 Begriffserlauterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

2.4.2 Semantik und Ontologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

2.4.3 Geographic Information Retrieval . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

2.4.4 Adressgeokodierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

2.4.5 Ansatze zur Losung von Problemen mit der Verarbeitung von Ortsbezeichnungen . . 19

2.5 Zusammenfassung und resultierende Forschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

2.5.1 Forschungslucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

2.5.2 Forschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

3 Datenhintergrund und Daten 29

VII

INHALT Nicola Chantal Lang

3.1 Schutz & Rettung Zurich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.1.1 Einsatzleitzentralen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.1.2 Einsatzleitsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

3.1.3 Einsatzdatenbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.1.4 Einsatzdaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.1.5 Geodaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

3.2 Ortsbezeichnungen in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3.2.1 Rechtliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

3.2.2 Datenmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

3.2.3 Begriffe zur Beschreibung von Orten in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

3.2.4 Implikationen fur vorliegende Geodaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

4 Methoden und erste Datenanalyse 49

4.1 Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

4.2 Initiales Interview mit den Leitern der Einsatzplanung und des Datenmanagements . . . . . 50

4.3 Datenvorverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

4.3.1 Bereinigung der Datenbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

4.3.2 Geokodierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

4.4 Generelle Auswertung der ortsbezogenen Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

4.4.1 Qualitativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

4.4.2 Quantitativ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

4.5 Erstellung einer Typologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

4.5.1 Schritt 1: Extraktion von Mustern in bekannten Fallen . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

4.5.2 Schritt 2: Problemextraktion anhand von Einsatz- und Status-02-Koordinaten . . . 56

4.5.3 Schritt 3: Problemextraktion anhand von Einsatzort, Status-02- und Status-03-Koor-

dinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

4.5.4 Schritt 4: Problemextraktion anhand von Aktualisierungen sowie Einsatz- und Status-

03-Koordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

4.5.5 Schritt 5: Auswertung der bekannten Problemfalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

4.5.6 Schritt 6: Erganzung der Typologie mit manuell gefundenen Problemfallen . . . . . 68

4.5.7 Schritt 7: Erganzung der Typologie mittels Befragung . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

5 Typologie und Losungsvorschlage 71

5.1 Typologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

5.1.1 Topologische Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

VIII

Nicola Chantal Lang INHALT

5.1.2 Semantische Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

5.1.3 Orthographische Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

5.1.4 Datenbezogene Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

5.1.5 Personenbezogene Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

5.1.6 Zusammenfassende Ubersicht uber die Typologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

5.2 Erkenntnisse aus der Befragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

5.2.1 Auswertung der Problematik- und Haufigkeitseinschatzungen . . . . . . . . . . . . . 84

5.2.2 Umgang mit der Problematik im Notrufalltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

5.2.3 Datenhaltung und -pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

5.2.4 Erwartungshaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

5.3 Losungsansatze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

5.3.1 Ortung von Mobiltelefonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

5.3.2 Datenbezogene Massnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

5.3.3 Automatische Erkennung problematischer Ortsbezeichnungen . . . . . . . . . . . . . 93

5.3.4 Personenbezogene Massnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

6 Diskussion 97

6.1 Durchfuhrung der Fallstudie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

6.1.1 Vorbehalte zur Erstellung der Typologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

6.1.2 Aspekt Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98

6.1.3 Erkenntnisse aus der Durchfuhrung der Fallstudie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

6.2 Vergleich zweier Typologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

6.2.1 Interpretationsbezogene Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

6.2.2 Datenbezogene Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

6.2.3 Personenbezogene Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

6.2.4 Erkenntnisse aus dem Vergleich zweier Typologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

6.3 Ubertragbarkeit von Losungsansatzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

6.3.1 Losungsansatze in Bezug zu Typologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

6.3.2 Erkenntnisse zu den Losungsansatzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

6.4 Empfehlungen fur Schutz & Rettung Zurich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

6.4.1 Erkenntnisse zur Umsetzung von Losungen bei Schutz & Rettung Zurich . . . . . . . 107

7 Schlussfolgerungen 109

7.1 Erreichtes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

IX

INHALT Nicola Chantal Lang

7.2 Erkenntnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110

7.3 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

8 Glossar 113

Literatur 122

X

Tabellen

2.1 Verschiedene Arten der Ortsbezeichnung mit Beispielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

2.2 Part-of-Hierarchie in Anlehnung an biomedizinische Atlanten . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

2.3 Zusammenstellung relevanter Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

2.4 Typologie fur haufige Probleme bei der Verarbeitung von Ortsbezeichnungen . . . . . . . . 25

3.1 Kennzahlen der ELZ von SRZ fur das Jahr 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

3.2 Attribute der Event-Tabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

3.3 Attribute der Unit History-Tabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

3.4 Haufigste Statusmeldungen im ELS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

3.5 Geodaten im Einsatz bei SRZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

3.6 Zahlen zum Geopost-Datensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

3.7 Zahlen zum SwissNames-Datensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3.8 Attribute der Special Addresses-Tabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

3.9 Verwendung von Ortsbezeichnungen im Zusammenhang mit administrativen Objekten in der

Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

3.10 Vergleich GeoPost- und SwissNames-Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

4.1 Nomenklatur der verwendeten Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

4.2 Attribute der Tabelle Event mit Raumbezug und deren Aliasse . . . . . . . . . . . . . . . . 54

4.3 Quantitative Auswertung der ortsbezogenen Eintrage in der Event-Tabelle . . . . . . . . . . 55

4.4 Auswertung der Eigenschaften der Eintrage in den ortsbezogenen Spalten der Event-Tabelle 56

4.5 Beispielsfall, bei dem sich die ortsrelevante Information zwischen Eintragen unterscheidet . 59

4.6 Beispielsfall, bei dem sich die ortsrelevante Information zwischen Fallen unterscheidet . . . 59

4.7 Zusammenspiel zwischen Distanz und dem reinen Vergleich von Strasse und Ortschaft . . . 62

4.8 Provisorische Typologie, welche den Befragten vorgelegt wurde, mit der Anzahl der zugeho-

rigen bekannten Falle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

XI

TABELLEN Nicola Chantal Lang

5.1 Objektarten von allgemein bekannten Orten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

5.2 Resultate der Sucheingaben fur die Erli Kapelle in Sattel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

5.3 Resultate der Sucheingaben fur das Schilte Nuni in Brunnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

5.4 Typologie fur problematische Ortsbezeichnungen im Zusammenhang mit ELS . . . . . . . . 82

5.5 Provisorische Typologie, welche den Befragten vorgelegt wurde, mit den Entsprechungen in

der definitiven Typologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

5.6 Reihenfolge der Haufigkeit der auftretenden Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

5.7 Resultate der Testanrufe zur Ortung von Mobiltelefonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

6.1 Problemtypen und Losungansatze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

XII

Abbildungen

2.1 Haufigste topologische Beziehungen zwischen Flachen, Linien und Punkten . . . . . . . . . 12

3.1 Standorte der ELZ und Dispositionsgebiete von SRZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

3.2 Arbeitsstation von CalltakerInnen und DisponentInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

3.3 Flussdiagramm Arbeitsablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

3.4 Rufnummernauflosung im ELS: Anzeige eines internen Testanrufes . . . . . . . . . . . . . . 33

3.5 Eingabemasken fur das Anlegen eines Einsatzes im ELS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

3.6 Beispiel eines Einsatzauftrages, wie er vom System angefertigt wird . . . . . . . . . . . . . . 35

3.7 Zusammenhange der fur die Arbeit relevanten Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.8 GeoPost-Daten: Verteilung der Datenpunkte im Dispositionsgebiet und deren Attribute . . 39

3.9 SwissNames-Daten: Verteilung der Datenpunkte im Dispositionsgebiet und deren Attribute 40

3.10 Aufteilung der Schweiz in Gemeinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

3.11 Schematische Darstellung zur Unterscheidung zwischen postalischen Ortschaften und Orten 46

3.12 Benanntes Gebiet Zwygarten in Arth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

4.1 Methodisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

4.2 Erste Fallunterscheidung in der dritten Iteration der automatisierten Extraktion problema-

tischer Ortsbezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

4.3 Provisorische Flussdiagramme der Fallunterscheidungen in der dritten Iteration der automa-

tisierten Extraktion problematischer Ortsbezeichnungen (1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

4.4 Provisorische Flussdiagramme der Fallunterscheidungen in der dritten Iteration der automa-

tisierten Extraktion problematischer Ortsbezeichnungen (2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

4.5 Provisorische Flussdiagramme der Fallunterscheidungen in der dritten Iteration der automa-

tisierten Extraktion problematischer Ortsbezeichnungen (3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

4.6 Orte der Statusmeldungen eines bekannten Falles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

5.1 Beispiel fur Ambiguitaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

5.2 Beispiel fur topologische Granularitatsprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

XIII

ABBILDUNGEN Nicola Chantal Lang

5.3 Beispiel fur Grenzgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

5.4 Beispiel fur Diskrepanz zwischen Postadresse und administrativer Einheit . . . . . . . . . . 75

5.5 Beispiel fur umgangssprachliche Ortsbezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

5.6 Einsatzauftrag von SRZ mit Bemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

5.7 Problematik der einzelnen Problemtypen der provisorischen Typologie . . . . . . . . . . . . 85

5.8 Resultate der Testanrufe zur Ortung von Mobiltelefonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

6.1 Basisverhaltnisse zwischen topographischen Objekten und der umgebenden administrativen

Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

6.2 Darstellung der unterschiedlichen Konstellation bei topologischen Problemen . . . . . . . . 102

XIV

Abkurzungen

API Application Programming Interface

BAKOM Bundesamt fur Kommunikation

ELS Einsatzleitsystem

ELZ Einsatzleitzentrale

CGALIES Coordination Group on Access to Location Information for Emergency

GPS Global Positioning System

GIS Geoinformationssystem

GIR Geographic Information Retrieval

HCI Human Computer Interaction

ISG Index of Similarity Group

LIG Algorithmus bestehend aus Levenshtein-, ISG- und Guth-Algorithmus

SRZ Schutz & Rettung Zurich

SPTK Schweizerische Polizeitechnische Kommission

WebGIS Browser-basiertes GIS

XV

Kapitel 1

Einleitung

1.1 Motivation

Jede Person verwendet im Alltag unbewusst Begriffe mit Raumbezug; sei es, um den aktuellen Standort

auszudrucken, einen Treffpunkt zu vereinbaren, jemandem einen Weg zu erklaren oder vom letzten Ferien-

aufenthalt zu berichten. Aber nicht nur im Gesprach, auch bei der Lekture von Zeitungen und Internetseiten

oder bei der Internetsuche sind Ausdrucke mit Raumbezug allgegenwartig. So erfahrt man vom neusten

Konflikt im Gazastreifen, liest im Blog einer Angehorigen uber ihre Rundfahrt durch die iberische Halb-

insel oder sucht eine Wohnung in Zurich und Umgebung. Manchmal werden aber auch im Alltag bewusst

raumbezogene Angaben gemacht, beispielsweise bei der Beschriftung eines Briefes: Winterthurerstrasse 190,

8057 Zurich.

Die Verwendung raumlicher Sprache ist laut Winter und Truelove (2010) bereits seit einiger Zeit ein eta-

bliertes Forschungsgebiet. Die AutorInnen verweisen dabei auf 20-jahrige Publikationen Frank1991. Zum

damaligen Zeitpunkt ging es vorwiegend um die Interaktion von mehr oder weniger geschulten NutzerInnen

mit Geoinformationssystemen, wahrend mit der heutigen Breite an Information durch das Internet noch

andere Aspekte der Verwendung raumlicher Sprache hinzukommen.

Geoinformationssysteme spielen auch im Zusammenhang mit Notfalldiensten mittlerweile eine zentrale Rolle

(Burenhult und Levinson, 2008). So beruhen Systeme zur Disposition von Einsatzkraften, wie beispielsweise

das von Derekenaris et al. (2000) aufgezeigte, unter anderem auf der Integration von Geoinformationssyste-

men. Laut Hollenstein und Purves (2010) sollten derartige Systeme nicht nur mit den administrativ erfassten

Begriffen, sondern auch mit naturlichen Beschreibungen von Notfallorten umgehen konnen. Laut (Davies

et al., 2009) ist dies allerdings nicht immer so. Die Autorinnen weisen auf eine Fulle von Presseartikeln

hin, in denen aufgezeigt wird, dass Verwaltungen oder Notfalldienste mit Ortsbezeichnungen nicht immer

angemessen umgehen konnen, da es sich bei den Beschreibungen oft nicht um die offiziellen Bezeichnungen

handelt. Ist der Notfallort unklar, gehen in einem Rettungseinsatz wertvolle Minuten verloren (Goodchild,

1999).

Der folgende fiktive1 Dialog soll die Verwendung von raumlicher Sprache in Notrufen, aber auch die poten-

tielle Unklarheit deutlich machen:

1Hinweis: Alle verwendeten Einsatz- und PatientInnen-Informationen wurden anonymisiert. Wo dennoch konkrete Infor-mationen abzuleiten sind, handelt es sich um fiktive, aber sinngemasse Angaben.

1

KAPITEL 1. EINLEITUNG Nicola Chantal Lang

Person A:”Notruf 144, wo genau ist der Notfallort?“

Person B: [schwache Frauenstimme]”Ich bin an der Bahnhofstrasse 1.“

[Stimme wird immer schwacher]”Ich habe starke Schme...“

[Abbruch des Telefonats]

Die Person, die den Anruf entgegennimmt, erfahrt bis zum Abbruch des Telefonats bezuglich des Ortes nur,

dass sich die Frau an der Bahnhofstrasse 1 befindet. Ob die Ambulanz allerdings an die Bahnhofstrasse

1 in Zurich oder Schwyz geschickt werden muss, bleibt unklar. Der Dialog zeigt beispielhaft, dass, neben

dem medizinischen Verstandnis, die Klarheit und Eindeutigkeit des Einsatzortes unerlasslich ist. Dabei

spielt auch die Umsetzung der alltaglichen Sprache in Koordinaten, welche von einem Geoinformations-

system verarbeitet werden konnen, eine wesentliche Rolle. Der Standort in der Mensa an der Uni Irchel,

beispielsweise, muss in eine Form gebracht werden, mit der ein System umgehen kann.

Im Forschungsdiskurs ist das Thema problematischer Ortsbezeichnungen hochst aktuell. Leidner (2007)

verschafft einen breiten Uberblick uber problematische Ortsbezeichnungen und befasst sich tiefer mit dem

Umgang mehrdeutiger Ortsbezeichnungen. Twaroch und Jones (2010) widmen sich der Erfassung umgangs-

sprachlicher Begriffe. Buscaldi und Magnini (2010) vergleichen verschiedene Methoden der Extraktion va-

ger, umgangssprachlicher Regionen aus Dokumenten. Mehrdeutige, aber auch vage und umgangssprachliche

Ortsbezeichnungen und deren Verarbeitung sind die Hauptbereiche der aktuellen Forschung im Zusammen-

hang mit Ortsbezeichnungen.

Auch die Rolle von Geoinformationssystemen in der Notfallintervention wird im aktuellen Forschungsdiskurs

behandelt. Laut Zlatanova und Li (2008) ist dabei eine Tendenz festzustellen, dass die gesamte Bandbreite

von Werkzeugen und Ablaufen der Geoinformationswissenschaften zunehmend eingesetzt wird. Mit dem

Thema problematischer Ortsbezeichnungen im Zusammenhang mit Einsatzleitsystemen befassen sich aller-

dings nur einige wenige publizierte Arbeiten (z.B. Pettersson et al., 2004; Davies et al., 2010). Die Mehrzahl

der Publikationen im Bereich der Notfallintervention behandelt Grossereignisse wie Naturkatastrophen.

1.2 Ziele

Durch das Fehlen von Fallstudien konnen noch keine Aussagen dazu gemacht werden, wie Ortsbezeichnungen

im Rahmen der Verwendung in Einsatzleitsystemen heutzutage verarbeitet werden und welche allfalligen

Probleme dabei auftreten. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher eine Fallstudie durchzufuhren und an-

hand des konkreten Beispieles einer schweizerischen Rettungsorganisation eine Typologie problematischer

Ortsbezeichnungen zu erstellen. Es wird davon ausgegangen, dass Parallelen zum generellen Forschungs-

diskurs bestehen. Demzufolge soll in einem Vergleich die Ubereinstimmung jener Typologie mit den im

Forschungsdiskurs prasentierten Problemen diskutiert werden. Aktuelle Publikationen beschreiben nicht

nur Probleme, sondern auch Losungen zur Verarbeitung problematischer Ortsbezeichnungen. Ein weiteres

Ziel der Arbeit ist das Aufzeigen von Losungansatzen zur Behebung der zuvor in der Typologie formulier-

ten Probleme in Anlehnung an bestehende Losungen. Hinzu kommt eine allfallige Erweiterung, welche die

Spezifitat von Einsatzleitsystemen berucksichtigt.

Gestutzt auf diese Ziele werden folgende Forschungsfragen formuliert:

1. Forschungsfrage: Lasst sich am konkreten Beispiel eines Rettungsbetriebes eine Typologie problema-

tischer Ortsbezeichnungen erstellen?

2. Forschungsfrage: Sind die in der Literatur aufgefuhrten Typen problematischer Ortsbezeichnungen

2

Nicola Chantal Lang Gliederung

auch am konkreten Beispiel eines Einsatzleitsystemes wieder auffindbar und konnen weitere Probleme

identifiziert werden, welche aufgrund der spezifischen Anforderungen eines Einsatzleitsystemes in der

allgemeinen Literatur keine Erwahnung finden?

3. Forschungsfrage: Sind die beschriebenen Losungsansatze auf die Einsatzdisposition ubertragbar und

konnen weitere Losungsvorschlage formuliert werden?

Zur Beantwortung dieser Forschungsfragen wird ein teils iteratives Verfahren angewendet. Fur die eigentliche

Erstellung der Typologie werden bekannte Falle problematischer Ortsbezeichnungen vom Rettungsdienst

Schwyz, die Einsatzdatenbank von Schutz & Rettung Zurich der Jahre 2005 bis 2010, sowie die Befragung

verschiedener Personen im Einsatzalltag herangezogen.

1.3 Gliederung

Die Arbeit ist wie folgt gegliedert: Zunachst wird in den Theoretische Grundlagen (Kapitel 2) auf den

begrifflichen Hintergrund sowie den Forschungsstand eingegangen, und dadurch an die Forschungsfragen

herangefuhrt. Das Kapitel 3 heisst Datenhintergrund und Daten. Darin werden zunachst die Organisation

Schutz & Rettung Zurich, welche ihre Einsatzdatenbank zur Verfugung stellt und die Arbeitsablaufe, in

welchen die Daten erstellt werden, dargelegt. Danach wird auf die Daten selbst eingegangen. Schliesslich

folgt deren Einbettung in den Kontext von Ortsbezeichnungen in der Schweiz. In Kapitel 4, Methoden

und erste Datenanalyse, wird das Vorgehen erlautert. Bei der Erstellung der Datenanalyse handelt es sich

um einen Prozess, der teilweise iterativ ist und bei dem jeder Schritt auf dem vorgangigen beruht. Daher

werden hier bereits diejenigen Resultate prasentiert, welche fur das weitere Vorgehen von Bedeutung sind.

Das Kapitel 5, Typologie und Losungsvorschlage, umfasst mit der erstellten Typologie, den Erkenntnissen

aus der Befragung und den Losungsvorschlagen die eigentlichen Resultate. In der Diskussion (Kapitel 6)

werden alle Resultate im Kontext der Forschungsfragen diskutiert. Im Kapitel 7, Schlussfolgerungen, wird

schliesslich ein Bogen uber die gesamte Arbeit gespannt und ein Fazit gezogen.

3

Kapitel 2

Theoretische Grundlagen

Das Thema problematischer Ortsbezeichnungen im Zusammenhang mit Einsatzleitsystemen (ELS) liegt an

der Schnittstelle zwischen Geoinformationswissenschaften und der Notfallintervention. Geoinformations-

systeme (GIS) bilden eine wichtige Grundlage im Umgang mit Katastrophen und Notfallen. Der weitere

theoretische Hintergrund der vorliegenden Arbeit grundet im Bereich der raumlichen Sprache und der

Verarbeitung von Ortsbezeichnungen. Diese Themen werden vorwiegend im Rahmen der Forschung um

das Grographic Information Retrieval (GIR) behandelt, liegen jedoch auch nahe an der Schnittstelle zu

anderen Fachgebieten der Geographischen Informationswissenschaften sowie weiteren wissenschaftlichen

Disziplinen. Die Grundzuge einzelner Teilgebiete werden in nicht-geographischen Fachgebieten geschaffen

und dann durch die Herstellung des Raumbezugs in die geographische Forschung miteingebunden.

Ein zentrales Thema der raumlichen Sprache ist jenes der Ortsbeschreibungen. Orte konnen einen Namen

oder eine andere Bezeichnung erhalten oder durch raumliche Beziehungen beschrieben werden (Winter und

Truelove, 2010). Im diesem Rahmen sind ausserdem hierarchische Beziehungen zu erwahnen, welche die

raumlichen Daten strukturieren. Orte, und damit auch deren Beschreibung sowie Beziehungen, unterliegen

einem steten Wandel. Politische Restrukturierungen, Kriege oder separatistische Bewegungen konnen zu

einer Veranderung der Geometrie und raumlichen Beziehungen, sowie zu der Benennung eines Ortes fuhren

(Leidner, 2007). Neben reinen Beschreibungen von Orten und deren Beziehungen spielt auch die kontext-

relevante Information in der Interpretation von naturlicher, raumlicher Sprache eine wesentliche Rolle. Diese

wird im Rahmen von Semantik und Ontologien behandelt.

In diesem Kapitel wird eine Einfuhrung in die verwendete Begrifflichkeit, ein Uberblick uber den aktuellen

Forschungsstand, sowie ein Einblick in relevante Arbeiten gegeben. Daraus werden abschliessend die For-

schungsfragen abgeleitet und Hypothesen reformuliert. Es ist zu beachten, dass die Begrifflichkeit in der

Literatur nicht einheitlich verwendet wird und gewisse Begriffe ohne Ubersetzung in die deutsche Sprache

eingehen.

2.1 GIS in der Notfallintervention

Die Schnittstelle zwischen den Geoinformationswissenschaften und der Notfall- und Krisenintervention ist

vielseitig. Zunachst wird ein Uberblick uber den Einsatz von Geoinformation in der Notfallintervention

gegeben, danach wird auf die konkrete Thematik der raumlichen Sprache in der Disposition von Einsatz-

fahrzeugen eingegangen.

5

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

2.1.1 Der Einsatz von GIS in der Notfallintervention

Das Thema der Notfallintervention (Emergency Response) ist sehr aktuell. Geoinformation spielt dabei im

sogenannten Katastrophen-Management-Zyklus eine wesentliche Rolle. Dieser Zyklus umfasst vier Phasen:

Pravention von Ereignissen, Vorbereitung auf den Umgang mit Ereignissen, Reaktion auf eintretende Er-

eignisse sowie Wiederherstellung der durch die Ereignisse zerstorten Gebiete. Im gesamten Ablauf werden

Geodaten benotigt und deren Verarbeitung veranlasst (Zlatanova et al., 2010). Dabei wird die gesam-

te Bandbreite der Geoinformation von der Datenerhebung und Datenprodukten, uber Datenverwaltung,

Positionierung, virtuelle Realitat und Simulationen, inklusive der Integration heterogener Daten, bis hin

zur Anwendung im Sinn von Entscheidungsstutzungssystemen auch in der Notfallintervention immer mehr

eingesetzt (Zlatanova und Li, 2008).

Auch die Schnittstelle zur Fernerkundung sowie die Einbindung und Analyse solcher Daten ist ein wichtiger

Bereich. Themen, welche im Zusammenhang mit der Notfallintervention oft als kritisch bezeichnet werden,

sind die Suche, Aufbereitung und Integration von raumlichen Daten. Deren Entwicklung wird durch den

Aufbau raumlicher Daten- und Informationsinfrastrukturen allerdings vorangetrieben (Zlatanova et al.,

2010).

Die Relevanz raumlicher Daten ist im Falle einer Notsituation meist kontextbezogen. Um diesen Aspekt zu

wahren, muss die Semantik berucksichtigt werden (Pundt, 2008; Zlatanova et al., 2010). Dies wurde aber

bisher laut Zlatanova et al. (2010) unter Berufung auf andere AutorInnen (z.B. Hess und De Vries, 2006;

Fan und Zlatanova, 2010) noch nicht genugend realisiert. Im Zusammenhang mit GIS werden vorwiegend

grossere Ereignisse, wie Naturkatastrophen oder Terroristenanschlage, thematisiert (z.B. Jiping et al., 2009).

Disposition von Einsatzfahrzeugen

Wo die lokale Einsatzdisposition von Fahrzeugen thematisiert wird, handelt es sich vorwiegend um Routen-

optimierung (Zhu et al., 2008, z.B.). Dabei wird einerseits an der Suche der schnellsten Route gearbeitet,

andererseits geht es aber auch darum, die Disposition des Fahrzeuges, welches schnellstmoglich den Not-

fallort erreichen muss, oder die Zuweisung der Ambulanz zum am schnellsten erreichbaren Krankenhaus zu

optimieren (Weng und Kuo, 2009, z.B.).

Ghiani et al. (2003) geben einen Uberblick uber Konzepte und Algorithmen zur Echtzeit-Berechnung der

Fahrzeug-Route sowie Strategien zu parallelen Berechnungsverfahren. Haghani et al. (2004) betonen die

Relevanz der Echtzeit-Berechnung von Routen fur Rettungsfahrzeuge, zur Verringerung der Reaktionszeit.

Die Autoren berucksichtigen dabei den Einfluss der aktuellen Verkehrslage.

Brotcorne et al. (2003) zeigen in ihrer Arbeit einen Uberblick uber die zur Ambulanzzuweisung verwende-

ten Methoden uber eine Zeitspanne von 30 Jahren. Die Autoren unterscheiden nach deterministischen und

probabilistischen Methoden. Rajagopalan et al. (2008) berucksichtigen zur Ambulanzzuweisung neben der

Position auch zeitliche Muster. Dies erlaubt die Integration der, laut den Autoren vom Wochentag abhangi-

gen, Nachfrage. Alsalloum und Rand (2006) nahern sich der bestmoglichen Zuweisung von Rettungskraften

durch die optimale Positionierung der Basisstationen, von wo aus zu jeder Zeit immer mindestens ein

Fahrzeug vorhanden sein soll.

Ein weiterer im Rahmen der Einsatzdisposition thematisierter Bereich ist das Orten und Verfolgen von

Einsatzfahrzeugen mittels Technologien, wie dem globalen Positionierungssystem (GPS) und dem globalen

System fur mobile Kommunikation (GSM). Diese erlauben eine effektivere Disposition von Einsatzfahrzeu-

gen (Derekenaris et al., 2000).

6

Nicola Chantal Lang Ortsbezeichnungen

2.1.2 Raumliche Sprache und Einsatzdisposition

Die raumliche Sprache und die Verarbeitung von Ortsbeschreibungen sind in der Einsatzdisposition von

grosser Bedeutung (Winter und Truelove, 2010). Bereits die ersten Satze bei der Anrufentgegennahme

beinhalten die Frage”Wo genau ist der Notfallort?“, welche mit einer Ortsbeschreibung in naturlicher

Sprache beantwortet wird. In einem zweiten Schritt wird die Ortsbeschreibung zur Verarbeitung in ein ELS

eingegeben und muss dort derart verarbeitet werden, dass dem eingesetzten Fahrzeug ein eindeutiges Ziel

mitgegeben werden kann.

Die fehlerhafte Verarbeitung kann zu gravierenden Problemen fuhren. Es ist ein Fall bekannt, bei dem ein

Junge ertrank, weil der Einsatzort nicht eindeutig identifiziert worden war. Der genannte See ist bei der

Bevolkerung unter verschiedenen Namen bekannt und in der unmittelbaren Region befinden sich weitere

ahnliche Seen. Dieser Fall verdeutlicht die Problematiken der umgangssprachlichen und der mehrdeutigen

Ortsbezeichnungen (Davies et al., 2010).

Auch Pettersson et al. (2004) legen dar, dass die eindeutige Identifizierung des Zielortes nicht immer klar

ist. Die Autoren zeigen anhand von Transkripten von Gesprachen, wie der Notruf entgegengenommen

wird und wie mit unklaren Bedingungen umgegangen werden kann. Dies zeigt ausserdem auf, dass es bei

der Verarbeitung raumlicher Sprache im Zusammenhang mit der Einsatzdisposition um echte Gesprache

zwischen Menschen handelt, welche interpretiert und in die Eingabemaske umgesetzt werden mussen.

Abgesehen von der eigentlichen Umsetzung raumlicher Sprache in eine fur das System verstandliche Art

kommen in der Einsatzdisposition weitere erschwerende Faktoren hinzu. Die anrufende Person steht mog-

licherweise unter Schock und kann sich kaum ausdrucken. Unter diesen Umstanden kann es sein, dass es

nicht moglich ist, die Adresse eindeutig zu eruieren. Je nach System kann die Rufnummer ermittelt werden

(Derekenaris et al., 2000). Falls der Anruf allerdings nicht von der Stelle des Unfalles getatigt wird, kann

zwar der Weg der Rufnummer, nicht aber der Einsatzort zuruckverfolgt werden (Davies et al., 2010). Auch

Davis und Fonseca (2007) beschreiben die Art und Weise, in welcher die Ortsinformation in einem Notfall

uberbracht wird und bezeichnen diese als”unstrukturiert“,

”skizzenhaft“ und damit

”vage“.

In manchen Landern, wie beispielsweise in Schweden, werden Einsatzzentralen mit dem Ziel zusammenge-

legt, Zentrale-ubergreifend Falle zu bearbeiten. Diese Zentralisierung fuhrt zwar einerseits zu einer Verein-

heitlichung der Ablaufe, gleichzeitig aber geht der lokale Aspekt verloren (Pettersson et al., 2004).

2.2 Ortsbezeichnungen

Bei Orten, wie sie im normalen Sprachgebrauch verwendet werden, spricht man von Ortsnamen, Topo-

nymen oder geographischen Namen. Manchmal wird auch generell von Objektnamen gesprochen.

Fur einen der in der englischsprachigen Literatur gebrauchten Ausdrucke, placename, werden noch die

alten Schreibweisen place name oder place-name gebraucht. Das Zusammenfuhren zu einem Schlagwort

zeigt den Bedeutungsgewinn, welcher Ortsbezeichnungen in den letzten Jahren zugeschrieben wird. Die

Verwendung von Toponymen beschrankt sich nicht nur auf die alltagliche Sprache, sondern erstreckt sich

auch auf die Bezeichnung von Orten in GIS, analogen Karten oder generell in Indices. Auch im Rahmen

von statistischen Auswertungen und der Bezugserstellung zu weiteren Daten werden Ortsnamen verwendet.

Ortsnamen konnen unterschiedliche Auspragungen haben und durch eine formal etablierte Bezeichnung,

einen umgangssprachlichen Ausdruck, einen Kode oder eine Adresse beschrieben werden (Hill und Janee,

2004; Hill, 2006).

7

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

Im geographischen Kontext werden Orte meist durch Abstraktion in Koordinaten bezeichnet. Bezieht sich

ein Ort auf einen einzigen Punkt, so umschreibt eine einzige Koordinate diesen Punkt. Handelt es sich aber

um eine Linienfuhrung oder eine Flache, wird diese durch eine Ansammlung von Koordinaten aufgefuhrt.

Raumkoordinaten werden zur Reprasentation der Position von Objekten und Bild- oder Kartenausschnitten

auf der Erdoberflache verwendet. GIS verarbeiten Orte grundsatzlich anhand von Koordinaten (Hill und

Janee, 2004). Ein Uberblick uber verschiedene Arten der Ortsbezeichnungen in Anlehnung an Hill (2006)

ist in Tabelle 2.1 gezeigt.

KoordinatenArt der Ortsbezeichnung Beispiel

Geographische Lange und Breite 47.39725◦ N, 8.54861◦ OLandeskoordinaten 683816, 250197

OrtsnamenArt der Ortsbezeichnung Beispiel

Formale Bezeichnung ZurichAdresse Winterthurerstrasse 190, 8057 ZurichKode Postleitzahl 8057Umgangssprachlicher Ausdruck Uni

Tab. 2.1: Verschiedene Arten der Ortsbezeichnung mit Beispielen.Nach Hill (2006).

Je nach Zusammenhang werden die Begriffe Toponym, Ortsnamen oder placename auch dafur verwendet,

formale Benennungen von Ortschaften von anderen, meist umgangssprachlichen, Ortsbezeichnungen zu

unterscheiden (z.B. Goodchild, 2007). Um die Breite des Begriffes zu wahren, wird in der vorliegenden

Arbeit fortan der Ausdruck Ortsbezeichnung als Uberbegriff fur samtliche Arten der alphanumerischen

Beschreibung eines Ortes verwendet.

2.2.1 Toponym-Ambiguitaten

Ein grosses Problem bei der Verwendung von Toponymen ist deren mogliche Ambiguitat. Laut Amitay

et al. (2004) sind die meisten Ortsnamen und der allergrosste Teil genereller Namen, welche dem Internet

entnommen werden konnen, mehrdeutig. Dieselben Autoren geben an, dass 37% der moglichen geogra-

phischen Namen in den von ihnen analysierten Internetseiten potentiell mehreren verschiedenen Objekten

zugeordnet werden konnten. Gleichzeitig zitieren sie Smith und Crane (2001), welche die Toponyme in der

Perseus Digital Library analysiert haben und feststellen, dass 92% davon mehr als nur einen Ort bezeichnen.

Laut Brunner und Purves (2008) kann die Ambiguitat einer Bezeichnung, welche auf mehrere geographische

Referenten zutrifft, zwischen 10% und 50% liegen.

Es gibt verschiedene Arten der Ambiguitaten. Eine verbreitete Unterscheidung ist jene der Geo/Geo- und

Geo/Nicht-Geo-Ambiguitaten (z.B. Amitay et al., 2004; Buscaldi und Magnini, 2010).

Geo/Geo-Ambiguitaten

Bei Geo/Geo-Ambiguitaten handelt es sich um zwei oder mehr geographische Begriffe, welche gleich heissen,

aber ein anderes geographisches Objekt, einen anderen Referenten, bezeichnen. In den Vereinigten Staaten

von Amerika gibt es beispielsweise 18 Stadte mit Namen Jerusalem, 24 Stadte mit Namen Paris, und in

34 Staaten existieren 63 Stadte mit Namen Springfield (Amitay et al., 2004). Buscaldi und Magnini (2010)

unterscheiden zusatzlich noch Objekte der gleichen oder unterschiedlichen geographischen Klasse. Von einer

unterschiedlichen Klasse wird gesprochen, wenn es sich nicht wie in den Beispielen oben, um zwei Stadte,

8

Nicola Chantal Lang Ortsbezeichnungen

sondern beispielsweise um eine Stadt und einen Fluss handelt (z.B. Alabama). Auch in der Schweiz gibt es

zahlreiche Beispiele fur Geo/Geo-Ambiguitaten. Der gleichen Klasse gehoren die Ortschaften Ruti (Kanton

Zurich oder Kanton Schwyz ) oder Hausen (am Albis oder bei Brugg) an, wahrend Ticino Objekte von

unterschiedlichen Klassen bezeichnet (Fluss oder Kanton).

Wie Brunner und Purves (2008) anhand der Ortsverzeichnisse GeoNames, SwissNames und des Ordnance

Survey (1:50000) zeigen konnten, sind Referenten Geo/Geo-Ambiguitaten unterworfener Toponyme raum-

lich autokorreliert. Dabei wurden in die Analyse auch die verschiedenen Sprachregionen miteinbezogen,

welche als Grund fur die Autokorrelation aber ausgeschlossen werden konnten. Buscaldi und Magnini

(2010) stellen bei der Analyse eines italienischen Lokalnachrichtenarchives fest, dass Toponyme, welche

darin haufig genannt sind, weniger mehrdeutig sind als Toponyme, welche selten genannt werden. Dies weil

haufiger genannte Toponyme meist einen im weiteren Umkreis und in verschiedenen Kontexten bekannten

Ort bezeichnen.

Geo/Nicht-Geo-Ambiguitaten

Geo/Nicht-Geo-Ambiguitaten sind Toponyme, welche auch mit einer weiteren, nicht-geographischen Be-

deutung belegt sind. Auf der einen Seite ist hierbei die Rede von mehrdeutigen Worten aus dem normalen

Sprachgebrauch, wie Mobile (Alabama, USA) oder Reading (England), aber auch As (Belgien), Of (Turkei)

oder To (Myanmar)(Amitay et al., 2004), auf der anderen Seite sind damit Worte gemeint, welche wieder-

um einen Namen wiedergeben, wie zum Beispiel Java, als Programmiersprache oder Insel (Buscaldi und

Magnini, 2010). Ein weit verbreitetes Phanomen ist die Verwendung von Ortsnamen als Personenname, sei

es als Vor- oder als Nachname, zum Beispiel Paris oder Washington (Lieberman et al., 2010a). Schweizer

Beispiele fur Geo/Nicht-Geo-Ambiguitaten sind vorwiegend im normalen Sprachgebrauch zu finden: Zug,

Lachen, aber auch Egg (engl. fur Ei). Personennamen sind meist aus den zum Ort zugehorigen Adjektiven

abgeleitet (Genevieve, Zurcher) und sind daher nicht als Ambiguitaten zu zahlen.

Weitere Ambiguitaten

Leidner (2007) beschreibt zusatzliche Typen mehrdeutiger Ortsbezeichnungen und verwendet fur die oben

beschriebenen Ambiguitaten eine andere Nomenklatur. Er fasst diese als linguistische Ambiguitaten zu-

sammen und unterscheidet zwischen morphosyntaktischen Ambiguitaten (Geo/Nicht-Geo-Ambiguitaten),

Objekttyp-Ambiguitat (Geo/Geo-Ambiguitat unterschiedlicher geographischer Klassen) und referenti-

eller Ambiguitat (Geo/Geo-Ambiguitat derselben geographischen Klasse). Zu den linguistischen Ambi-

guitaten fugt der Autor die Typen Uneinigkeit und Ungenauigkeit hinzu. Uneinigkeiten entstehen in

umkampften Gebieten, wie zur Zeit beispielsweise dem Gazastreifen, wo die Zuteilung eines Ortes unklar

ist. Der Typ Ungenauigkeit bezieht sich auf die Definition der verwendeten Beschreibung. Leidner (2007)

verweist auf die Ausfuhrungen von Longley et al. (1999), welche drei Interpretationen der Beschreibung A

liegt nordlich von B aufzeigen. Es kann einerseits ein Ort auf dem gleichen Langengrad zwischen B und dem

Nordpol gemeint sein. Andererseits kann ganz generell ein Ort nordlich des Breitengrades durch B gemeint

sein. Schliesslich wird in der naturlichen Sprache meist ein Ort im Sektor zwischen Nord-West und Nord-

Ost, oder noch kleiner beschrieben. Uneinigkeit und Ungenauigkeit als Teil der linguistischen Ambiguitaten

durfen aber nicht mit der Ungenauigkeit durch unscharfe Objektgrenzen verwechselt werden, auf welche im

Kapitel 2.2.2 eingegangen wird.

9

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

2.2.2 Vage und umgangssprachliche Ortsbezeichnungen

Eine weitere grosse Herausforderung bilden vage und umgangssprachliche Bezeichnungen von Orten und

Regionen. Es muss vorausgeschickt werden, dass die Begrifflichkeiten in diesem Zusammenhang in der Lite-

ratur nicht eindeutig verwendet werden. Dies ist mit der Natur der Begriffe zu begrunden. Die Bedeutungen

laufen ineinander uber und es werden ahnliche Phanomene aus unterschiedlichen Perspektiven und mit un-

terschiedlichen Schwerpunkten erlautert. Es spielt demnach bei der verwendeten Bezeichnung eine Rolle,

ob der Schwerpunkt bei der sprachlichen Verarbeitung des Gebrauchs von Ortsbezeichnungen oder bei der

eher geometrisch orientierten Verarbeitung der Ausdehnung von Ortsbezeichnungen liegt.

Jede Person verwendet in ihrem Alltag geographische Bezeichnungen, wenn sie auch meist nicht formaler Art

sind (z.B. Evans und Waters, 2007; Hollenstein und Purves, 2010). Im Gegensatz zu formalen Bezeichnungen

stellen solche alltaglichen geographische Bezeichnungen in der automatisierten Verarbeitung, und damit

auch in der GIR-Forschung, eine grosse Herausforderung dar (Twaroch und Jones, 2010). Winter und

Truelove (2010) stellen beispielsweise anhand von Fallstudien fest, dass auch grosse Internetanbieter, wie

GoogleMaps, in diesem Zusammenhang an ihre Grenzen stossen. Im Zuge von kontextbewussten Systemen

stellt sich die Herausforderung, eine Grundlage fur das gegenseitige Verstandnis der Terminologie zwischen

Mensch und System zu schaffen (Blessing und Schutze, 2008).

Das Gebiet der umgangssprachlichen Geographie (Vernacular Geography) befasst sich mit der Frage,

wie Raum benannt und umschrieben wird. Dabei geht es grundsatzlich um generell nicht in Ortsverzeich-

nissen festgehaltene Orte (Hollenstein und Purves, 2010). Die umgangssprachliche Geographie beinhaltet

einerseits die Abgrenzung von umgangssprachlichen Regionen, andererseits auch deren”relative oder abso-

lute Positionierung“ (Evans und Waters, 2007).

Daneben gibt es auch vage Gebiete, welche nicht wegen der dahinterstehenden Umgangssprache unklar

sind, sondern dadurch, dass sie ein schwer abzugrenzendes naturliches Phanomen darstellen. Ein Berg

beispielsweise hat meist eine offizielle, formale Bezeichnung. Das naturliche Objekt hat eine Flache, welche

allerdings in den seltensten Fallen schlussig abgegrenzt werden kann (Derungs und Purves, 2007).

Ein Datenmodell, welches vage, unprazise Orte angemessen umschreibt, fehlt laut Evans und Waters (2007)

nach wie vor. Dieser Aussage gegenuber stehen verschiedene Publikationen, welche solche vage, unprazise

Regionen anhand von Dichteflachen reprasentieren (z.B. Twaroch et al., 2009).

Umgangssprachliche Regionen

Eine Charakteristik von umgangssprachlichen Regionen ist, dass sich die Art ihrer Erfassung deutlich von

derjenigen anderer geographischer Daten unterscheidet. Es kann dabei weder auf Technologien wie Po-

sitionierungssysteme oder Fernerkundung noch auf bestehende Ortsverzeichnisse oder Beschriftungen in

Karten zuruckgegriffen werden. Die durch umgangssprachliche Regionen beschriebenen Gebiete konnen da-

her in erster Linie nicht als diskrete geometrische Gebilde erfasst werden. Aus diesem Grund wird auch von

unprazisen Regionen gesprochen (Blessing und Schutze, 2008). Evans und Waters (2007) bezeichnen

die beschriebene Eigenschaft als Imprazision und fuhren weitere Charakteristiken umgangssprachlicher

Regionen auf, welche eine Erfassung diskreter Ausdehnungen verunmoglichen oder zumindest erschweren:

• Indifferenz: Viele Personen verwenden Bezeichnungen ohne ein eigentliches Bild zur Ausdehnung des

Gebietes, geschweige denn zu einer Grenze zu haben.

• Kontinuitat: Die Eingrenzung eines Gebietes, welches einen kontinuierlichen physikalischen Gradienten

und keine klaren Kriterien zur Abgrenzung aufweist, ist schwierig.

10

Nicola Chantal Lang Beziehungen von Orten

• Multivariate Klassifikation: Wo die Ausdehnung verschiedener Phanomene gleichzeitig interpretiert

wird, kommt es meist nicht zu einer hundertprozentigen Uberdeckung. Es entstehen Ubergangszonen

und unscharfe Grenzen.

• Mittelung: Werden Grenzen uber die Zeit gemittelt, entstehen durch den Wandel mit der Zeit un-

scharfe Grenzen.

• Abweichung in der Definition: Falls ein zu erfassendes Phanomen nicht klar genug definiert wird, kann

es durch verschiedene Personen unterschiedlich interpretiert werden.

Die Herkunft der umgangssprachlichen Benennung eines Gebietes kann von unterschiedlicher Art sein.

Blessing und Schutze (2008) unterteilen umgangssprachliche Regionen in drei Typen:

1. Funktionale Regionen, welche nach der pragendsten, darin enthaltenen Funktion, benannt sind, wie

zum Beispiel das Borsenviertel in verschiedenen Stadten.

2. Regionen mit umgangssprachlichen Namen, wie zum Beispiel die Goldkuste im Kanton Zurich.

3. Regionen, welche nach raumlichen oder historischen Eigenschaften benannt sind, zum Beispiel Zurich-

Nord oder die Altstadt.

2.3 Beziehungen von Orten

Orte werden nicht nur durch ihre Ortsbezeichnung oder geographische Koordinate absolut festgehalten, son-

dern auch durch ihre relative Position gegenuber anderen raumlichen Objekten. Neben solchen raumlichen

Beziehungen werden Orte auch uber hierarchische Beziehungen beschrieben.

2.3.1 Raumliche Beziehungen

Es gibt eine breite Palette an raumlichen Beziehungen:

Bei metrischen Beziehungen handelt es sich um Richtungen und Distanzen zwischen verschiedenen

Objekten (Egenhofer und Franzosa, 1991). Oft verwendete Distanzmessungen sind die Euklidische (Black,

2004) und die Manhattan Distanz (Black, 2006).

Topologische Beziehungen beschreiben die Nachbarschaftsbeziehungen zwischen zwei Objekten im Raum.

Topologische Beziehungen werden durch ihre Invarianz gegenuber topologischen Transformationen, wie

Translation, Rotation und Skalierung, charakterisiert. Die Beziehungen sind rein qualitativer Natur (Egen-

hofer und Herring, 1990).

Die Grundlage fur die Beschreibung von topologischen Beziehungen wurde durch das 9-Intersection-Model

von Egenhofer und Herring (1990) gelegt. Die Autoren beschreiben die Konstellation zweier Objekte im

zweidimensionalen Raum (R(A,B)) anhand der Interaktion des Inneren (i), des Ausseren (a) und der Grenze

(g) der entsprechenden Objekte. Es konnen von den Objekten A und B jeweils alle Bereiche mit allen anderen

interagieren. So entsteht die in Gleichung 3.1 gezeigte Matrix. So bedeutet beispielsweise Ai∩Ba , dass das

Innere von A mit dem Ausseren von B interagiert.

R(A,B) =

Ai ∩Bi Ag ∩Bi Aa ∩Bi

Ai ∩Bg Ag ∩Bg Aa ∩Bg

Ai ∩Ba Ag ∩Ba Aa ∩Ba

(3.1)

11

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

Die haufigsten topologischen Beziehungen von Punkt, Linien und Flachen sind in Abbildung 2.1 zu finden.

Die Betrachtung der Beziehungen zeigt, dass Flachen mit anderen Flachen die meisten Beziehungen eingehen

konnen, wahrend sich diejenige zwischen zwei Punkten auf eine einzige beschrankt.

Abb. 2.1: Haufigste topologische Beziehungen zwischen Flachen, Li-nien und Punkten. Verandert nach GITTA (2010).

12

Nicola Chantal Lang Verarbeitung raumlicher Sprache

Von den topologischen Beziehungen zu unterscheiden sind Ausdrucke fur relative Positionen von

Objekten, wie sie Freeman (1975) beschreibt: links von, rechts von, neben, oberhalb von, unterhalb von,

hinter, vor, nahe von, weit entfernt von, beruhrend, zwischen, innerhalb und ausserhalb. Weitere Arten

sind approximierende raumliche Beziehungen, welche die Relation nur auf sehr vage, annahernde Art

schildern, wie beispielsweise einige Kilometer westlich von Zurich. Am Rande sind noch Ausdrucke fur

bewegte Objekte zu erwahnen, wie durch oder hinaus, bei denen eine unstatische raumliche Beziehung

beschrieben wird. Man fahrt zum Beispiel durch eine Ortschaft hindurch (Egenhofer und Herring, 1990).

2.3.2 Hierarchische Beziehungen im Raum

Die Ortsbezeichnung Schweiz erscheint im internationalen Kontext als eigene Entitat, kann aber auf natio-

naler Stufe in weitere Entitaten der Kantone unterteilt werden. Diese konnen wiederum als eigene Entitaten

gesehen oder aber weiter in Bezirke unterteilt werden und so weiter. Der geographische Raum kann also

nicht nur raumlich, sondern auch durch hierarchische Beziehungen strukturiert und beschrieben werden. Je

nach Hierarchiestufe entspricht eine Ortsbezeichnung einem eigenen Objekt, oder aber einer Sammlung wei-

terer Objekte. Entsprechend ist der Massstab auch bei der Betrachtung von Orten nicht zu vernachlassigen.

Das Fachgebiet, welches sich mit derartigen Hierarchien befasst, ist die Mereologie (Frank, 1997).

Hierarchische Beziehungen, in welchen Objekte Teil von anderen sind, werden part-of-Hierarchien ge-

nannt. Bei reinen part-of-Hierarchien ist jedes Objekt nur in einem einzigen in der Hierarchie hoherliegenden

Objekt enthalten, wie dies zum Beispiel fur administrative Einteilungen ublich ist. So ist die Gemeinde Hau-

sen am Albis nur dem Bezirk Affoltern und dieser wiederum nur dem Kanton Zurich zuzuordnen. Daneben

kann es vorkommen, dass Orte in mehreren hierarchisch hoherliegenden Gebieten zu liegen kommen. Ein na-

turliches Objekt wie ein Berg kann sich in verschiedenen administrativen Einheiten befinden. Die Albiskette

ist Teil verschiedenster Gemeinden, die den Bezirken Affoltern am Albis, Horgen und Zurich angehoren.

Auf Kantonsebene gehort sie jedoch nur dem Kanton Zurich an. Derartige Beziehungen sind komplexer

und bilden eine Mischung aus part-of-Hierarchien und sogenannten overlap-Beziehungen (Jones et al.,

2001). Part-of-Hierarchie werden auch in anderen Fachgebieten angewandt, bei denen raumliche Strukturen

analysiert werden. In der Medizin oder der Biologie wird beispielsweise auch der Korper in hierarchische

Regionen geteilt, welche wiederum weitere Teilregionen umfassen (z.B. Mejino Jr und Rosse, 1999; Baldock

et al., 2003).

2.4 Verarbeitung raumlicher Sprache

In verschiedenen Feldern der Geoinformationswissenschaften wird mit Ortsbezeichnungen und dadurch mit

raumlicher Sprache gearbeitet. Im Feld des GIR, beispielsweise, befasst man sich mit dem Auffinden von

Dokumenten aufgrund von thematischem und geographischem Inhalt (Clough et al., 2006). Zu diesem Zweck

mussen der geographische Inhalt und entsprechend auch die enthaltenen Ortsbezeichnungen verarbeitet

werden. Auch in den Basisfunktionalitaten eines GIS werden Ortsbezeichnungen verarbeitet, zum Beispiel

im Rahmen von Adressen, welche geokodiert werden (Ratcliffe, 2001).

Goodchild (1999) weist dabei darauf hin, dass die Verwendung von Ortsbezeichnungen im Gegensatz zur

verarbeitenden Technologie der GIS grundsatzlich unprazis ist. Bei der Verarbeitung ist daher auf die

Genauigkeit der in den Ortsverzeichnissen verwendeten Ortsbezeichnungen zu achten. Diese verandert sich

entsprechend des Massstabs, mit welchem eine Aussage gemacht wird. Je grosser der Massstab, desto

genauer wird die Ortsbezeichnung (Hill, 2000).

13

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

2.4.1 Begriffserlauterung

Nicht alle Autorenschaften schreiben den in der Folge erlauterten Begriffen dieselbe Bedeutung zu. Es wird

versucht, eine moglichst reprasentative Auffassung der Begriffe zu verwenden.

Bei der Georeferenzierung geht es ganz allgemein darum, einen Bezug zwischen Information und einem

geographischen Ort in der realen Welt zu schaffen. Die Art der Information, welche referenziert werden soll,

deckt ein breites Spektrum ab. Sie umfasst auf der einen Seite Karten, Luft- oder Satellitenbilder und auf der

anderen Seite Dokumente, historische oder biographische Informationen. Die Referenzierung kann, entspre-

chend der unterschiedlichen Arten der Ortsbezeichnungen, auf verschiedene Weise geschehen. Im Rahmen

von GIS ist die relevanteste Art der Georeferenzierung die raumliche Referenzierung mittels Koordinaten,

was meist als Geokodierung bezeichnet wird. Derselbe Begriff wird fur die Adressgeokodierung, das heisst

die Referenzierung eines Objektes uber eine Strassenadresse, aber auch fur andere Vorgange verwendet.

So wird etwa die Uberfuhrung von Bildmaterial von analogen zu digitalen Daten und der entsprechenden

Zuweisung von geographischen Positionen als Geokodierung bezeichnet (Hill, 2006).

Im Zusammenhang mit Suchanfragen im Internet spielen Referenzierungen uber Toponyme oder Kodierun-

gen wie Postleitzahlen eine grossere Rolle. Das sogenannte Geotagging umfasst die Ablaufe der Toponym-

Erkennung und der Toponym-Auflosung. Die Toponym-Erkennung (toponym recognition) befasst sich

mit der Extraktion von Toponymen aus unstrukturiertem oder halbstrukturiertem Text. Die Toponym-

Erkennung wird manchmal auch als Geoparsing betitelt. Durch die Toponym-Auflosung (toponym

resolution) wird dem extrahierten Toponym die korrekte raumliche Interpretation zugewiesen. Das Geotag-

ging ermoglicht die raumliche Indexierung unstrukturierter Texte (Lieberman et al., 2010a). Eine wichtige

Rolle hierbei spielen sogenannte Geotags. Es handelt sich dabei um einen standardisierten Kode, welcher

einem Dokument oder einer Bilddatei beigefugt wird, um diesen ihre geographische Position mitzugeben

(Goodchild, 2007). Ein Geotag konnte folgendermassen aussehen (Winget, 2006, nach): Zurich, Universitat

Irchel, geo:lat=47.39725 geo:lon=8.54861.

Leidner (2007) fasst die drei Bereiche der Adressgeokodierung, der Toponym-Auflosung und der Auflo-

sung geographischer Ausdrucke unter dem Begriff des raumlichen Groundings zusammen. Der Be-

griff stammt aus der Linguistik, wo dem Grounding generell die Bedeutung der Bezugserstellung zwi-

schen einem sprachlichen Objekt und der realen Welt zukommt. Der Begriff Toponym-Grounding be-

zieht sich auf die Toponym-Auflosung und beinhaltet entsprechend die Auflosung von Ambiguitaten (vgl.

Kapitel 2.2.1). Die Auflosung von Mehrdeutigkeiten wird je nach Quelle auch Disambiguierung oder

Toponym-Normalisierung genannt. In der vorliegenden Arbeit wird vorwiegend von Disambiguierung

oder Toponym-Auflosung gesprochen. Bei der Toponym-Generierung werden einer geographischen Po-

sition Namen zugewiesen, wobei es sich also um den Umkehrvorgang zur Toponym-Auflosung handelt

(Leidner, 2007).

2.4.2 Semantik und Ontologien

Semantik

Neben Beziehungen (vgl. Kapitel 2.3) ist jedes raumliche Objekt auch einer Semantik unterworfen. Diese gibt

Aufschluss uber die inhaltliche Bedeutung, welche dem Objekt zukommt (Bartelme, 2005). Sie beschreibt

thematische Aspekte der in der Geometrie gespeicherten Punkte, Linien oder Polygone. So werden den

Objekten Namen oder Funktionen zugewiesen. Beispiele fur die thematische Belegung von Objekten sind

die Beschriftung eines Punktes als Aussichtsturm, diejenige einer Linie mit dem Kurzel einer Bahnlinie oder

14

Nicola Chantal Lang Verarbeitung raumlicher Sprache

diejenige einer Flache als Sportanlage.

Berners-Lee et al. (2001) postulierten bereits 2001 die Entstehung eines Semantic Web, als Erweiterung

des damaligen Internets, in welchem das Hauptziel die reine Verlinkung und Anzeige von Daten war. Die

Erweiterung sollte zur verbesserten Prozessierung, vor allem aber zum Verstandnis und der Interpretation

der Daten beitragen.

Egenhofer (2002) geht noch einen Schritt weiter und visioniert das Semantic Geospatial Web, welches

zusatzlich zur reinen lexikalischen und syntaktischen Verarbeitung, auch raumliche Informationen erfassen,

analysieren und bereitstellen soll. In herkommlichen Abfragen werden Worte wie in als Stopworter inter-

pretiert und aufgrund ihrer Haufigkeit aus der Abfrage entfernt, um die Trefferzahl einzuschranken. Im

Zusammenhang mit raumbezogenen Daten konnen solche Prapositionen von grosser Wichtigkeit sein, da

sich der Kontext dadurch wesentlich verandern kann. Es sei hierbei wieder auf die durch Freeman (1975)

aufgezeigten Begriffe relativer Position verwiesen (vgl. Kapitel 2.3.1). Es spielt beispielsweise eine bedeu-

tende Rolle, ob eine Wohnung ausserhalb oder innerhalb einer Stadt gesucht wird. Gleichermassen spielt

es eine Rolle, ob die Wegbeschreibung zu einem Haus oberhalb oder unterhalb eines Dorfzentrums gegeben

wird.

Bei Standard-Abfragen wird ausserdem vernachlassigt, dass die benotigten Datensatze nicht zwingend di-

rekt miteinander verlinkt sind, sondern uber zusatzliche Datensatze, welche mit der Eingabe aber nicht

direkt abgefragt werden. Dies wird vor allem im Zusammenhang mit der Kombination von raumlichen und

hierarchischen Beziehungen relevant. Moglicherweise wird eine Abfrage uber die Wasserqualitat im Kanton

Zurich nicht gefunden, weil die Werte von den Wasserwerken der einzelnen Gemeinden festgehalten werden.

Die Antwort ohne Berucksichtigung des Kontextes vernachlassigt den Einbezug von weiteren raumlichen

und hierarchischen Beziehungen. Die Verknupfung zwischen dem Kanton Zurich und den darin enthaltenen

Gemeinden ist raumlich und muss erst aufgrund des thematischen Hintergrundes erstellt werden.

Ontologien

Die Formalisierung semantischer Beschreibungen geschieht mittels Ontologien. Ontologien sind laut Fon-

seca et al. (2002a)”Theorien, welche ein spezifisches Vokabular dazu verwenden, Entitaten, Klassen, Ei-

genschaften und Funktionen im Zusammenhang mit einer bestimmten Sicht der Welt zu beschreiben.“ Die

Bandbreite von Ontologien reicht von einfachen Taxonomien, uber welche Objektklassen und deren Bezie-

hungen definiert werden, hin zu ausgereiften Theorien (Fonseca et al., 2002a). Im Rahmen der Erstellung

von Ontologien mit geographischem Bezug spielen die in Kapitel 2.3 erlauterten topologischen und hierar-

chischen Beziehungen eine wesentliche Rolle. Das Verstandnis von geographischen Ontologien bietet eine

Grundlage, um den Austausch geographischer Informationen zwischen Menschen zu verstehen (Smith und

Mark, 1998).

Festgehalten wird eine Ontologie laut Berners-Lee et al. (2001) in einem Dokument, beziehungsweise einer

Datei, welche Beziehungen zwischen Begriffen formell definiert. Sie besteht meistens aus einer Taxonomie

und Ableitungsregeln, welche der Moglichkeit dienen, Informationen zusatzlich zu den direkt abgefragten

zu extrahieren.

Die Erstellung einer raumbezogenen Ontologie geschieht laut Fu et al. (2005) in zwei Schritten. Zunachst

wird ein konzeptionelles Modell entwickelt. Danach wird die Ontologie mit Informationen aus einer oder

mehreren Datenquellen gefullt. Bei der Integration verschiedener Datenquellen ist Vorsicht geboten. Es

muss laufend uberpruft werden, ob ein Ort bereits in einer Form in der Ontologie enthalten ist. Es gilt

folgende Attribute abzugleichen: Ortsbezeichnung, Typ des Ortes, Hierarchiekontext, Footprint bestehend

15

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

aus Punkt, Polylinie oder Polygon (Fu et al., 2005).

Fu et al. (2005) erlautern ein Beispiel einer raumlichen Ontologie. Darin enthalten sind verschiedenste

Elemente:

• Relevantes Vokabular fur das abgedeckte Gebiet, wobei jeder Ort mehrere Namen haben kann

• Footprint fur jeden Ort, wobei jeder Ort mehrere Footprints aufweisen kann

• Kategorien oder Klassen, zum Beispiel administrative Einheiten

• Raumliche Beziehung, wie zum Beispiel enthalten in

Das Aufkommen von Ontologien und deren gegenseitige Verknupfung im Internet bringt neue Perspektiven

fur die Interpretation von semantischer Information (Berners-Lee et al., 2001).

Auch im Semantic Geospatial Web werden Ontologien benotigt, welche einerseits Synonyme, die algebrai-

schen Verhaltnisse der raumlichen Beziehungen sowie deren Auslegung in raumliche Geometrien, ande-

rerseits die Semantik von raumbezogenen Objektklassen und Beschriftungen festlegen. Die Quellen hierfur

stammen aus Ontologien fur raumliche Objekte, aber auch aus Ortsverzeichnissen (Egenhofer, 2002). Durch

die Moglichkeit Ontologien mit verschiedenen Ebenen anzulegen, konnen verschiedene Perspektiven mit-

einander verbunden werden. Dies berucksichtigt die Tatsache, dass die menschliche Wahrnehmung sowie

die soziale Ubereinstimmung eine grundlegende Stellung in der Entstehung von geographischer Information

einnehmen (Kuhn, 2005).

Heute (2010), knapp zehn Jahre nach der Ersterwahnung des semantischen Web durch Berners-Lee et al.

(2001), sind dieses sowie das Semantic Geospatial Web – mitsamt der relevanten Thematik von Semantik

und (raumbezogenen) Ontologien – fester Bestandteil diverser Forschungsagenden.

Granultaritat

Die verschiedenen Ebenen der Spezifizierung eines Objekts der realen Welt werden durch die semantische

Granularitat beschrieben. Das Objekt erhalt je nach Massstab eine unterschiedliche Bedeutung. Wahrend

beispielsweise aus Sicht eines Stadtquartiers ein Haus mit der Bedeutung einer Schule belegt wird, ist dieses

selbe Haus aus der Perspektive eines gesamten Kantons nur ein Teil eines Siedlungsgebiets. Im Gegensatz

zur semantischen Granularitat befasst sich die raumliche mit den je nach Massstab verschiedenen Ebenen

der raumlichen Auflosung. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der unterschiedlichen Reprasentation (Fonseca

et al., 2002b).

Ortsverzeichnisse

Ortsbezeichnungen werden in sogenannten Ortsverzeichnissen, auch geographische Lexika (Gazet-

teers) festgehalten. Diese entsprechen raumbezogenen Nachschlagewerken, deren Inhalt geographische Na-

men sind (Hill, 2000). Moderne digitale Ortsverzeichnisse organisieren Informationen uber benannte geogra-

phische Orte, indem einem Ort jeweils eine Ortsbezeichnung, eine geographische Lage und ein Kategorisie-

rungsschema zugewiesen werden. Sie bilden damit die Grundlage fur die Ubersetzung zwischen numerischen

und textuellen Werten (Hill, 2006).

Ein Ortsverzeichnis beruht auf drei Hauptkomponenten. Jeder Ort hat mindestens einen, eventuell auch

mehrere Namen. Dazu kommt eine Geometrie, welche mittels Punkten, Linien oder Flachen die Position

des Ortes angibt. Zuletzt wird jedem Ort ein Typ zugewiesen. Dieser Typ beruht auf der entsprechend

16

Nicola Chantal Lang Verarbeitung raumlicher Sprache

eingesetzten Ontologie beziehungsweise dem entsprechenden Schema, welches die Kategorien von Objekten

und Orten festlegt (Hill, 2000).

Im schweizerischen Namensverzeichnis SwissNames25 ist beispielsweise der Campus Irchel der Universitat

Zurich als Punktobjekt des Typs offentliches Gebaude (OEFFGEB) abgelegt (Bundesamt fur Landestopo-

graphie, 2010c):

UNIVERSITAT IRCHEL / 683819, 250198 / OEFFGEB

In Ortsverzeichnissen spielen wiederum Hierarchien eine Rolle. Leidner et al. (2003) zeigt beispielsweise

in Anlehnung an biomedizinische Atlanten auf, wie part-of-Hierarchien mit Raumbezug dargestellt werden

konnen. Tabelle 2.2 zeigt einen solchen Bezug anhand des Beispieles der Universitat Zurich.

Geographisch Medizinisch

Europa EmbryoSchweiz OrgansystemZurich Cardiovasulares SystemUniversitat Zurich Herz

Tab. 2.2: Part-of-Hierarchie in Anlehnung an biomedizinische Atlan-ten, verandert nach Leidner et al. (2003).

Haufig verwendete Ortsverzeichnisse sind GeoNames1 (z.B. Pasley et al., 2008; Tobin et al., 2010), Unlock2

(z.B. Tobin et al., 2010; Grover et al., 2010), The Getty3 (z.B. Twaroch et al., 2009; Hill, 2000), die

Alexandria Digital Library (z.B. Twaroch et al., 2009; Hill, 2000) oder generell jene der verschiedenen

nationalen kartographischen Institute, wie Ordnance Survey 1:50000 (z.B. Brunner und Purves, 2008; Pasley

et al., 2008) oder SwissNames (z.B. Brunner und Purves, 2008).

2.4.3 Geographic Information Retrieval

Die Anforderung, systematisch Dokumente aufgrund deren thematischen und geographischen Inhaltes auf-

finden zu konnen, hat die Entwicklung raumlicher Suchmaschinen vorangetrieben. Gleichzeitig wird Infor-

mation auf immer neue Art und Weise erfasst und zur Verfugung gestellt. Die Analyse von NutzerInnen-

generierter geographischer Information wird immer wichtiger.

Raumliche Suchmaschinen

Mit der Bewegung hin zum Semantic Geospatial Web stellen sich auch neue Anforderungen an Suchma-

schinen. Diese sollen nun auch die raumliche Semantik miteinbeziehen. Das SPIRIT Projekt (SPatially

aware Information Retrieval on the InterneT, u. a. Jones et al. (2002)) befasst sich beispielsweise mit der

Suche von Dokumenten mit nichtstrukturiertem Text, wie etwa dem Inhalt von Internetseiten, unter Be-

rucksichtigung der darin enthaltenen geographischen Information. Die entwickelte Suchmaschine ist in der

Lage, Suchanfragen aufgrund des Tripels <Thema><Raumliche Beziehung><Ort> abzuwickeln. Die zu

durchsuchenden Dokumente werden zunachst vorprozessiert. Mittels Toponym-Erkennung und Toponym-

Auflosung wird den Dokumenten ein raumlicher Fussabruck zugewiesen. Dieser wird dem Dokument in

Form von Metadaten beigefugt. Auf dieser Grundlage werden die Dokumente dann mit Bezug auf Text und

1geonames.org2unlock.edina.ac.uk3getty.edu

17

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

Raum indexiert. Zur Unterstutzung bei der Toponym Erkennung, aber auch zur Interpretation der Abfra-

ge wird eine raumliche Ontologie herangezogen, welche fur jeden Ort im Einzugsgebiet der Suchmaschine

folgende Information enthalt:

• Alle Ortsbezeichnungen, welche fur diesen Ort gelten

• Art des Ortes

• Raumliche Ausdehnung

• Topologische Beziehungen mit anderen Orten

Die Suche selbst wird uber die Eingabe eines Themas zusammen mit der gewunschten raumlichen Beziehung

(in, nahe, ausserhalb, nordlich, ostlich, sudlich, westlich, innerhalb einer Distanz ) und dem zugehorigen Ort

ausgefuhrt. Aus der Eingabe des Themas werden zunachst Stoppworter entfernt (Prapositionen, Artikel,

etc.). Dies steht allerdings im Gegensatz zu Suchmaschinen, bei welchen Thema und raumliche Beziehung

nicht getrennt werden. In jenem Fall sind Prapositionen, wie in, von grosser Bedeutung. Aufgrund der ohne

Stoppworter verbleibenden Worte wird eine thematische Relevanz erstellt. Auch die raumliche Relevanz wird

ermittelt. Dazu werden die raumlichen Ausdehnungen der Abfragen und der in der Ontologie erhaltenen

Orte verglichen. In Abhangigkeit der raumlichen Beziehung wird dann die Rangfolge nach der Wichtigkeit

ausgewiesen. Schliesslich werden die relevantesten Dokumente mit Titeln und als raumliche Ausdehnung in

einer Karte angezeigt. Die Auswahl kann ausserdem interaktiv eingeschrankt werden (Purves et al., 2007).

• Rolle der Raumbezogenen Ontologie: Eine raumbezogene Ontologie kann innerhalb des Such-

vorgangs verschiedene Rollen einnehmen und interagiert dabei mit unterschiedlichen Komponenten

(Fu et al., 2005):

– Komponente zur Extraktion von Metadaten: Zuweisung eines Geotags zum Dokument

– Suchkomponente: raumliche Indexierung des Footprints

– NutzerInnen-Schnittstelle: Interpretation der NutzerInnen-Abfrage

– Rangierungskomponente: Bestimmung der raumlichen Relevanz

• Weitere Beispiele: Web-a-Where: Dieses Projekt weist einerseits den einzelnen, erkannten Orten

Toponyme, andererseits den jeweils durchsuchten Internetseiten einen geographischen Schwerpunkt

zu und unterscheidet zudem geographische Informationen, welche Aussagen zur Herkunft der Seite

machen, von jenen mit Aussagen uber die Inhalte (Amitay et al., 2004). GeoDigRef : Im GeoDigRef-

Projekt wurden zwei historische Kollektionen miteinbezogen. Wiederum werden die Dokumente mit

Geotags versehen. Die anschliessende Suche bezieht die Ortsverzeichnisse GeoNames4 und GeoCross-

Walk5 mit ein und ist in der Lage die Dokumente aufgrund von Orts- oder Personennamen zu extra-

hieren (Grover et al., 2010).

Volunteered Geographic Information

Ein erst im Zusammenhang mit der Technologie des Web 2.0 ermoglichtes Phanomen ist dasjenige der Vol-

unteered Geographic Information (VGI). Goodchild (2007) pragt den Begriff des VGI und beschreibt

4http://www.geonames.org/, Zugriff: 16.10.20105http://www.geoxwalk.ac.uk/, Zugriff: 16.10.2010

18

Nicola Chantal Lang Verarbeitung raumlicher Sprache

ihn als den Beitrag der breiten, meist geographisch ungeschulten, Bevolkerung an der Schaffung geogra-

phischer Information uber das Internet. Das VGI kann auch als Spezialfall des user-generated content

gesehen werden, also derjenigen Daten und Informationen, welche durch die breite Palette der Internet

NutzerInnen zur Verfugung gestellt wird.

Im Rahmen des Photographie-Portales Flickr6 stellen NutzerInnen ihre Photos oftmals zusammen mit

Geotags zur Verfugung. Viele Bilder, welche auf Flickr hochgeladen werden, enthalten raumliche Meta-

daten in Form von geographischen Koordinaten. Gleichzeitig werden die Bilder mit Worten beschrieben.

Darauf aufbauend lassen sich Analysen zu Ortsbezeichnungen durchfuhren (Hollenstein, 2008; Rattenbury

et al., 2007; Rattenbury und Naaman, 2009). Bei der grossen Datenmenge spielt auch die automatisierte

Verarbeitung der geographischen Inhalte eine wichtige Rolle. So befassen sich beispielsweise Van Laere et al.

(2010) mit der automatisierten Georeferenzierung solcher Bilder.

Facebook places7 bietet NutzerInnen die Moglichkeit geographische Informationen zu generieren. Zum

einen konnen bereits bestehende Ortsbezeichnungen als momentane Position ausgewahlt und angegeben

werden, zum anderen konnen aber auch fehlende Ortsbezeichnungen neu erfasst werden. Bei den angege-

benen Orten handelt es sich um sehr lokale Objekte, meist um Geschafte oder Gastronomiebetriebe. Es

finden sich aber auch Wahrzeichen, offentliche Gebaude und Platze. In der Stadt Zurich sind dies zum

Beispiel das Grossmunster, die Stadtverwaltung oder der Munsterhof. Da die Applikation erst seit August

2010 in Betrieb ist, gibt es – nach Kenntnis der Autorin – noch keine Publikationen, welche sich mit der

Verarbeitung der hier verwendeten Ortsbezeichnungen befassen.

Weitere Beispiele, in welchen NutzerInnen geographische Information bereitstellen, sind Wikimapia oder

OpenStreetMap. Auch Google bietet uber ihr Application Programming Interface (API) die Moglichkeit

zur vermischten Darstellung von eigener und bereits bestehender geographischer Information (Goodchild,

2007).

2.4.4 Adressgeokodierung

Ein kleineres, aber gleichwohl wichtiges Thema bei der Verarbeitung von Ortsbezeichnungen, ist die Adress-

geokodierung (vgl. Kapitel 2.4.1). Sie bildet beispielweise eine Grundlage der Einsatzdisposition (Derekena-

ris et al., 2000; Davis und Fonseca, 2007). In GIS werden im Gegensatz zum GIR bereits extrahierte Daten

anhand bestehender Verzeichnisse verarbeitet. Ein Beispiel hierfur ist die Umsetzung von Postadressen in

raumliche Positionen. Dabei werden Adressen, welche in Textform vorliegen, anhand von landerbezogenen

Verzeichnissen in Koordinaten umgewandelt. Zunachst wird das Landerformat ausgewahlt. Auf diesem ba-

sierend wird die Adresse in einzelne Komponenten strukturiert und nach einer Standardisierung (konsistente

Abkurzungen, etc.) den entsprechenden Attributen (Strassenname, Nummer, etc.) zugewiesen. Schliesslich

werden Indexwerte ausgegeben und mit dem Index des vorliegenden Adressverzeichnisses verglichen. Der

Eintrag mit der grossten Ubereinstimmung wird gewahlt (Leidner, 2007).

2.4.5 Ansatze zur Losung von Problemen mit der Verarbeitung von Ortsbe-

zeichnungen

In den Kapiteln 2.2.1 und 2.2.2 wurde erlautert, welche Ortsbezeichnungen als besonders problematisch

angesehen werden. Im Rahmen der Verarbeitung raumlicher Sprache wird nun aufgezeigt, wie versucht

wird, mit diesen Problemen umzugehen.

6http://www.flickr.com/, Zugriff: 16.10.20107http://www.facebook.com/places/, Zugriff: 16.10.2010

19

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

Disambiguierung

Die Problematik von Ambiguitaten taucht nicht nur in den Geoinformationswissenschaften, sondern auch

in verschiedenen anderen wissenschaftlichen Disziplinen auf. Die Ansatze zur Disambiguierung in den Geo-

informationswissenschaften wurden von verschiedenen Fachgebieten ubernommen. Allerdings gibt es keine

einheitliche Herangehensweise fur die Disambiguierung, da in den verschiedenen Bereichen, komplett un-

abhangig voneinander, unterschiedliche Ansatze entwickelt wurden. Die zwei Hauptansatze des Natural

Language Processing (NLP) und des Data Mining unterscheiden sich deutlich in der Art der Infor-

mationsbeschaffung (Amitay et al., 2004).

Im NLP wird der Rechner darauf trainiert, Namen zu erkennen und kann so auch Namen, welche nicht in

einem Verzeichnis sind, auffinden. Durch die Komplexitat der verwendeten Algorithmen sind die Abfragen

langsamer. Beim Data Mining wird Bezug auf ein bereits bestehendes Ortsverzeichnis genommen (Amitay

et al., 2004). Es wird zwischen wissensbasierten (knowledge-based) und kartenbasierten Methoden

(map-based) unterschieden (Buscaldi und Rosso, 2008). Erstere verlassen sich auf eine externe Quelle, welche

die Topologie oder Regeln definiert. Letztere beziehen ihre Information nur aus den metrischen Daten, also

Koordinaten und Distanzen der Orte (Buscaldi und Magnini, 2010). Solch geometrische Methoden arbeiten

beispielsweise mit der Berechnung von Zentroiden oder minimalen umgebenden Rechtecken (Smith und

Crane, 2001). Laut Buscaldi und Magnini (2010) hat sich allerdings noch kein Ansatz fur die Disambiguie-

rung von den anderen abheben konnen. In manchen Studien (Li et al., 2002, z.B.) wird davon ausgegangen,

dass die Zuweisung des Standard-Referenten (z.B. grosste Bevolkerungszahl) in den meisten Fallen genugt

(Brunner und Purves, 2008).

Amitay et al. (2004) wahlen einen Data-Mining-Ansatz. Dabei werden alle gefundenen Ortsbezeichnungen

mit dem zu Hilfe genommenen Ortsverzeichnis verglichen. Jeder Ort, der durch die benachbarten Worte als

eindeutig identifiziert werden kann, erhalt sofort den entsprechenden Referenten. In einem nachsten Schritt

werden den noch nicht aufgelosten Orten ihre Standard-Referenten (Ort mit der grossten Bevolkerung)

zugewiesen. Befinden sich auf einer Seite des Dokumentes mehrere unaufgeloste und ein einziger aufgeloster

Ort mit demselben Namen, wird den restlichen die Auflosung des einen zugewiesen. Fur die ubrigen un-

aufgelosten Orte wird der Kontext durch die umliegenden aufgelosten Orte gegeben. Man geht davon aus,

dass Orte, welche nicht naher definiert sind und sich auf einer Dokumentseite befinden, ihren raumlichen

Kontext teilen.

Buscaldi und Rosso (2008) vergleichen eine kartenbasierte mit einer wissensbasierten Methode. Bei der

kartenbasierten Methode werden alle Orte innerhalb des unmittelbaren Kontextes in die Berechnung eines

Zentroides miteinbezogen. Derjenige Referent des ambiguen Ortes, welcher naher beim Zentroid liegt, wird

dem Ort zugewiesen. Beim wissensbasierten Ansatz werden die administrativen Hierarchien miteinander

verglichen. Wiederum werden die Orte des unmittelbaren Kontextes miteinbezogen. Hier geht es nun um die

Anzahl der Orte auf der gleichen Hierarchiestufe in derselben Subhierarchie. Das Resultat der Studie spricht

fur die wissensbasierte Methode, da die kartenbasierte Methode einen grosseren Kontext fur die richtige

Bestimmung benotigt, eine geringere Genauigkeit aufweist und mehr durch kontextbezogene Ambiguitat

beeinflusst wird.

Extraktion umgangssprachlicher Ortsbezeichnungen

Laut Evans und Waters (2007) wird die umgangssprachliche Geographie noch zu wenig beachtet, da sich

eine Erfassung jener Sprache als schwierig erweist. Dennoch wird der Problematik fehlender geographischer

Ontologien fur umgangssprachliche Regionen in den letzten Jahren auf verschiedene Arten, zum Beispiel

mittels Data Mining entgegengewirkt (Pasley et al., 2008). In der Folge werden einige bisher verwendete

20

Nicola Chantal Lang Verarbeitung raumlicher Sprache

Methoden aufgezeigt, welche der Erfassung umgangssprachlicher Ortsbezeichnungen dienen.

• Methoden mit aktiver Teilnahme: Im Rahmen der Extraktion umgangssprachlicher Ortsbezeich-

nungen durch aktive Teilnahme werden Personen aktiv gebeten, an der Studie beziehungsweise Da-

tenerhebung teilzunehmen. Die Teilnahmeform kann das Beantworten einer Strassenbefragung, aber

auch das Mitmachen bei einer Studie am Bildschirm umfassen.

Montello et al. (2003) analysieren die Ausdehnung von downtown Santa Barbara (Vereinigte Staaten

von Amerika) mittels einer Befragung von Personen innerhalb oder am Rand des erwarteten Stadt-

zentrums. Die Befragten sollten die Ausdehnung des Stadtzentrums in eine Karte einzeichnen. In

einem zweiten Schritt wurde explizit nach der Sicherheit der Beurteilung der Teilnehmenden gefragt.

Sie sollten unterscheiden zwischen einem Gebiet, in dem sie 100% und einem bei dem sie 50% sicher

sind, dass dies zum Stadtzentrum gehort. Zuletzt sollte der Kern des Zentrums genannt werden. Die

Resultate zeigten einen hohen Grad an Ubereinstimmung, obwohl die Autoren letztlich zum Schluss

kommen, dass keine zwei Personen je exakt dieselbe Auffassung eines umgangssprachlichen Ortes

teilen werden.

In Anlehnung an die Studie von Montello et al. (2003) analysiert Mansbridge (2005) die Begriffe des

Town Center von Sheffield und der Midlands (beides Grossbritannien). Dabei werden die gangigen

Gebrauchsformen der Behorden in Erfahrung gebracht, um ungefahre Grenzen der zu erwartenden

Gebiete zu erhalten. Danach werden Personen im Stadtzentrum von Sheffield befragt, ob bestimm-

te Wahrzeichen oder grossere Orientierungspunkte innerhalb oder ausserhalb des Stadtzentrums be-

ziehungsweise der Midlands liegen. Das Resultat dieser Analyse zeigt, dass das empfundene Gebiet

allgemein eher kleiner ist, als die durch die Behorden gebrauchten Grenzen. Generell stimmen die Ant-

worten der befragten Personen grob uberein. Es ergeben sich keine massstabsabhangige Unterschiede

zwischen der Befragung zum Stadtzentrum und jener zu den Midlands. Der Nachteil der Methode der

Befragung zur Extraktion vager Ortsbezeichnungen ist der Aufwand, welcher fur ein kleines Gebiet

betrieben werden muss, nur schon um ein ungefahres Bild zu erhalten.

Evans und Waters (2007) lassen ihre ProbandInnen die gewunschten Regionen mittels Spraydosen-

Werkzeug am Computerbildschirm erfassen. Es entstehen Dichteflachen mit diffusen Grenzen. Als

Beispiel verwenden sie die Ableitung von Gebieten mit hoher krimineller Aktivitat. Die Teilneh-

merInnen werden gebeten solche Gebiete zu markieren und jene mit hochster krimineller Aktivitat

entsprechend starker zu markieren. Im Anschluss konnen zu den einzelnen Regionen Kommentare

abgegeben werden. Die derart eruierten Gebiete wurden anschliessend mit der effektiven Kriminal-

statistik verglichen. Das Resultat ist eine leichte Uberschatzung der Gebietsausdehnung durch die

Bevolkerung. Schliesslich propagieren die Autoren auch quantitative Auswertungen, welche durch die

Erstellung von Dichteflachen getatigt werden konnen.

Twaroch und Jones (2010) erstellen eine Web-Plattform8 zur Erfassung und Auswertung von um-

gangssprachlichen Ortsbezeichnungen. Dabei wird automatisch eine Ortsverzeichnis konstruiert. Da-

bei konnen die Bezeichnungen auf drei verschiedene Arten eingegeben werden:

1. Zuweisung von Postleitzahl und umgangssprachlichen Namen

2. Ort in einer Karte benennen

3. Paare von umgangssprachlichen und formalen Namen bilden

8www.yourplacenames.com

21

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

• Methoden mit passiver Teilnahme: Bei der hier als passive Teilnahme zur Extraktion umgangs-

sprachlicher Ortsbezeichnungen bezeichneten Art von Methoden, geht es vor allem um die automati-

sierte Verwertung von Bilddateien und Dokumenten, welche in Form von VGI (vgl. Kapitel 2.4.3) zur

Verfugung gestellt wird.

Die Exploration von VGI geschieht grundsatzlich mittels Data Mining. Dabei werden normalerweise

automatisierte Abfragen an eine Suchmaschine gesandt, welche die abgefragten Dokumente mit einem

Geotag versehen (Pasley et al., 2008).

Blessing und Schutze (2008) untersuchen die Extraktion von umgangssprachlichen Regionen aus Tex-

ten auf Internetseiten. Dabei verwenden sie nur Strassennamen als Ortsbezeichnungen in Bezug zur

realen Welt. Zunachst werden relevante Seiten uber eine Suchmaschine abgefragt. Die Suchabfrage

ist so formuliert, dass Stichworte, welche aus der Erfahrung zu Werbeseiten oder Seiten mit Auflis-

tungen verschiedener Adressen fuhren, entfernt werden. Danach folgt das Geotagging. Die relevanten

raumlichen Begriffe werden aus dem Dokument extrahiert. In einem zweiten Schritt werden die so

erhaltenen Ortsbezeichnungen einem geographischen Referenten zugewiesen. Nach dem Geotagging

werden die geographischen Referenten in raumliche Cluster unterteilt. Es wird davon ausgegangen,

dass Objekten, welche eine bestimmte Region definieren, Nachbarschaftsbeziehungen zugrunde lie-

gen. Abschliessend wird fur die Bestimmung der umgangssprachlichen Region eine konvexe Hulle um

die Objekte des Clusters gelegt. Zwar ist die Methode in einigen Belangen zu einfach – es wird bei-

spielsweise keine Disambiguierung durchgefuhrt – aber die Resultate erweisen sich dennoch als gute

Approximation.

Purves et al. (2005) untersuchen ebenfalls die Extraktion umgangssprachlicher Regionen aus Texten

aus dem Internet. Im Gegensatz zur vorherigen Methode werden hierbei keine Stoppworter sondern

nur Suchworter angegeben, welche explizit Seiten mit Auflistungen vieler geographischer Objekte

beinhalten. Es folgt wiederum das Geotagging. Danach wird aus den gewonnenen Punktdaten eine

Kernel Density-Flache berechnet. Auch hier handelt es sich bei den erhaltenen Resultaten um eine

gute Annaherung an die Realitat.

Hollenstein und Purves (2010) verwenden geogetaggte Flickr-Daten fur die Extraktion der Beschrei-

bungen von Stadtzentren, um damit die Empfindung moglichst vieler Menschen miteinzubeziehen.

Die Autoren analysieren die verwendeten Daten auf ihre Prazision und stellen fest, dass trotz eini-

ger Abweichungen, die Prazision und Genauigkeit von BenutzerInnen-generierten Daten ausreichend

ist, um Stadtquartiere zu beschreiben. Durch Georeferenzierung der getaggten Bilder kann einerseits

erforscht werden, wie Objekte und Regionen beschrieben werden, andererseits kann aber auch in Er-

fahrung gebracht werden, welche anderen Ortsbezeichnungen verwendet werden, um den Inhalt des

Bildes zu erklaren.

2.5 Zusammenfassung und resultierende Forschungsfragen

Die raumliche Sprache und deren Verarbeitung sind zentraler Bestandteil des heutigen Forschungsdiskurses

verschiedener Disziplinen. Eine Zusammenstellung der relevanter Literatur mit Bezug auf die Thematik im

Rahmen der Geoinformationswissenschaften ist der Tabelle 2.3 zu entnehmen.

22

Nico

laChantalLang

Zusam

men

fassun

gund

resultieren

de

Forsch

un

gsfragen

Begriffsdefinitionen/-uberblicke Literatur, z.B.

GIS in der Notfallintervention

GIS im Katastrophenmanagement Zlatanova et al. (2010)

Problematische Ortsbezeichnungen Pettersson et al. (2004)

Ortsbezeichnungen

Verarbeitung von Ortsbezeichnungen Hill (2006)

Verarbeitung von Ortsbezeichnungen, Ambiguitaten Lieberman et al. (2010a)

Ambiguitaten Leidner (2007)

Ambiguitaten, NLP/Data Mining Amitay et al. (2004)

Semantik und Ontologien Kuhn (2005)

Gebiet Literatur, z.B. Spezifisches Thema

Beziehungen im Raum

Topologische Beziehungen Egenhofer und Herring (1990) 9-Intersection-Modell

Hierarchische Beziehungen Jones et al. (2001) Integration von konzeptionellen Hierarchien in raumliche Ontologien

Semantik und Ontologien

Semantik Berners-Lee et al. (2001) Postulierung des Semantic Web

Raumliche Semantik Egenhofer (2002) Postulierung des Geospatial Semantic Web

Ontologien Fonseca et al. (2002a) Ontologien im Zusammenhang mit GIS

Raumliche Ontologien Fu et al. (2005) Geographische Ontologien fur die raumliche Websuche

Ortsverzeichnisse Hill (2000) Grundbestandteile von Ortverzeichnissen

Geographic Information Retrieval

Raumliche Suchmaschinen Jones et al. (2004) Architektur, Ontologien, Raumliche Indexierung

Behebung von Problemen im Zusammenhang mit Ortsbezeichnungen

Disambiguierung Buscaldi und Rosso (2008) wissensbasiert/kartenbasiert

Leidner (2007) Toponym Grounding

Lieberman et al. (2010b) Geotagging

Extraktion umgangssprachlicher/vager Regionen Twaroch und Jones (2010) Web Plattform zur Erfassung umgangssprachlicher Begriffe

Jones et al. (2008) Modellierung von Dichteflachen zur Bezeichnung vager Regionen

Hollenstein (2008) Extraktion durch Tags von Flickr Bildern

Purves et al. (2005) Extraktion vager Regionen durch Data Mining

Montello et al. (2003) Befragungsbasierte Erfassung vager Regionen

Weiteres

Adressgeokodierung Ratcliffe (2001) Genauigkeit der Adressgeokodierung

Granulariat Fonseca et al. (2002b) Semantische Granularitat in Ontologie-basierten GIS

Tab. 2.3: Zusammenstellung relevanter Literatur fur die vorliegendeArbeit.2

3

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

Nachdem unterschiedliche Formen der raumlichen Sprache und verschiedene Arten der Ortsbezeichnungen

festgehalten worden sind, wird heute der Fokus auf deren automatisierte Erkennung und Interpretation

gelegt. Im Zentrum steht einerseits die Entwicklung von Ontologien, welche die Semantik raumlicher Po-

sitionen und Beziehungen adaquat festhalt. Andererseits spielt die Entwicklung von Prozessen, welche mit

den Herausforderungen von Ambiguitaten oder vagen Ortsbezeichnungen umzugehen vermogen, eine we-

sentliche Rolle. Jones et al. (2008) sowie Winter und Truelove (2010) formulieren in ihren Positionierungsar-

beiten aktuelle Herausforderungen und Forschungsschwerpunkte im Zusammenhang mit der Verarbeitung

von Ortsbezeichnungen:

• Ausdrucksweise von Raum zwischen Orten (Topologisch, Richtungs- und Distanzbezogen)

• Interpretation von part-of-Hierarchien

• Verstandnis von aggregierten Ortsbezeichnungen

• Einbezug von Sprache und Kultur

• Verstandnis fur die Entwicklung von umgangssprachlichen Ortsbezeichnungen

• Verstandnis fur den Kontext einer Abfrage

• Semantische Interoperabilitat zwischen offiziellen und umgangssprachlichen, abgekurzten oder falsch

buchstabierten Ortsbezeichnungen

• Indexierung und Relevanz aufgrund des geograpischen und thematischen Inhaltes eines Dokumentes

• Entwicklung von NutzerInnen-Schnittstellen fur das Auffinden von Information

• Entwicklung von Evaluationsmethoden

Diese Herausforderungen und Forschungsschwerpunkte beziehen sich zu einem Teil auf die in Kapitel 2.2.1

und 2.2.2 besprochenen Schwierigkeiten. Tabelle 2.4 zeigt eine Zusammenstellung bekannter Probleme im

Zusammenhang mit der Verarbeitung von Ortsbezeichnungen.

24

Nico

laChantalLang

Zusam

men

fassun

gund

resultieren

de

Forsch

un

gsfragen

Klasse Typ Subtyp Beschreibung Literatur, z.B.

Diskutierte Hauptprobleme in der Verarbeitung von Ortsbezeichnungen

Semantisch VageOrtsbezeichnungen

- Orte besitzen nicht immer eine scharfe Grenze und sind sodurch ein exaktes System wie GIS schwer zu erfassen.

Jones et al. (2008); Evans und Waters (2007)

UmgangssprachlicheOrtsbezeichnungen

- Ortsbezeichnungen sind oft nur im Volksmund bekannt, nichtals solche erfasst, und daher schwer zu verarbeiten. Oft uber-lappend mit vager Ortsbezeichnung.

Twaroch und Jones (2010); Clough und Pasley(2010)

Mehrere Orte –eine Bezeichnung(Ambiguitaten)

linguistischeAmbiguitaten

morphosyntaktische Ambiguitaten (Geo/Nicht-GeoAmbiguitat)

Lieberman et al. (2010a); Leidner (2007)

Objekttyp Ambiguitaten (Geo/Geo Ambiguitat gleicherKlasse)

Leidner (2007); Buscaldi und Magnini (2010)

referentielle Ambiguitaten (Geo/Geo Ambiguitat unterschied-licher Klasse)

Buscaldi und Magnini (2010); Leidner (2007)

Uneinigkeit Beispielsweise in umkampften Gebieten, wo die Zuteilung ei-nes Ortes unklar ist.

Buscaldi und Magnini (2010); Leidner (2007)

Ungenauigkeit Ungenauigkeit aussert sich in der Art wie ein raumlicher Aus-druck verstanden werden kann.

Leidner (2007)

Ein Ort – mehrereBezeichnungen

- Ort kann aufgrund von Abkurzungen, lokalen Bezeichnungenoder Transliterationen aus anderen Sprachen mehrere Bezeich-nungen erhalten. Dasselbe gilt fur mehrsprachige Gebiete.

Hastings (2008); Leidner (2007)

Weitere Probleme, welche in der Literatur Erwahnung finden

Datenbezogen Inexistente Daten Variabilitat Die Definition von Orten kann sich uber die Zeit verandern.Dies fuhrt dazu, dass alte Bezeichnungen verschwinden undneue entstehen.

Leidner (2007)

Nicht aktuelleDaten

Manche Ortsbezeichnungen konnen nicht verarbeitet werden,weil fur sie noch keine Referenz erfasst worden ist.

Ratcliffe (2001)

Uberflussige Informa-tion in Ortsverzeich-nissen

- Je nach Datenanbieter werden die Daten nicht einheitlich ge-speichert, sodass Adressfelder manchmal auch weitere Benen-nungen als Zusatz enthalten.

Ratcliffe (2001)

OrthographischeProbleme

- - Treten auf, falls die zu verarbeitenden Namen falsch buchsta-biert wurden.

Piotrowski et al. (2010)

Tab. 2.4: Typologie fur haufige Probleme bei der Verarbeitung vonOrtsbezeichnungen.

25

KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Nicola Chantal Lang

2.5.1 Forschungslucke

In der Forschung zur Notfallintervention im Zusammenhang mit GIS werden vorwiegend grossere Ereignisse

verarbeitet, welche vielmehr die Charakteristik einer Katastrophe haben und daher in einem eher langfris-

tigen Zyklus des Katastrophen-Managements eingebunden sind. Ausserdem ist die Zahl der involvierten

Personen – AnwenderInnen wie AdministratorInnen – sehr umfangreich. Zwar ist auch hier die Rede von

der Semantik der raumlichen Daten, dies bezieht sich jedoch nicht auf die raumliche Sprache als solche,

sondern jeweils auf die Kontextrelevanz des gesamten Datensatzes.

Wechselt man nun auf einen kleineren Rahmen der Notfallintervention, so kann man feststellen, dass im

Hinblick auf die Disposition von Einsatzfahrzeugen weit weniger Forschung betrieben wird. Zwar werden

Gebiete wie Routenoptimierung und Fahrzeugortung sehr aktiv verfolgt, doch die gesamte Thematik der

Verwendung von Ortsbezeichnungen in Einsatzleitsystemen wird sowohl in der Forschung zur Notfallin-

tervention, wie auch in der Forschung zur raumlichen Sprache vernachlassigt. Im Bereich der raumlichen

Sprache erwahnen verschiedenste AutorInnen die Notrufdienste als Betriebe, welche mit der Verarbeitung

von Ortsbeschreibungen umgehen, gehen aber nicht weiter darauf ein (Mansbridge, 2005; Ratcliffe, 2001,

z.B.). Auch im Bereich der Notfallintervention gibt es nur einige wenige Publikationen, welche gewisse

Themen der raumlichen Sprache miteinbeziehen (Pettersson et al., 2004; Davies et al., 2010, z.B.).

Vor kurzem wurde ein Projekt der Gruppe um Stephan Winter an der Universitat von Melbourne bewilligt.

Mittels eines neuen, interdisziplinaren Ansatzes sollen Ortsbezeichnungen automatisch interpretiert und

zusatzlich neue Datenerfassungsmethoden fur Ortsbezeichnungen entwickelt werden. Das Ziel sind intelli-

gentere Datenbanken und automatische Interpretationsablaufe (Winter, 2010).

Die Resultate der URISA/NENA Addressing Conference 2010 9, welche unter dem Motto E-911: It’s all

about Location stand, sind zum heutigen Zeitpunkt noch nicht publiziert worden, womit auch nicht bekannt

ist, wie relevant potentielle Publikationen sein werden.

Nach aktuellem Kenntnisstand gibt es demnach zwar Ansatze zur Erforschung der Thematik, jedoch keine

grosseren, abgeschlossenen Forschungsprojekte, welche sich mit dem konkreten Thema der Verwendung

der Ortsbezeichnungen in ELS befassen. Da die Zuverlassigkeit der korrekten Ermittlung von Einsatzorten

fur den optimalen Verlauf eines Rettungseinsatzes die unmittelbare Basis bildet, handelt es sich um ein

Forschungsthema mit potentiell grosser Bedeutung fur die Praxis.

2.5.2 Forschungsfragen

Wie Hollenstein und Purves (2010) schreiben, sollten Systeme zur Verarbeitung von Ortsbezeichnungen,

wie sie fur Rettungseinsatze oder das Nachschlagen von Verbindungen im offentlichen Verkehr verwendet

werden, in der Lage sein, mit der Beschreibung von Orten umzugehen. Dabei sollte nicht nur mit formellen

Ortsbezeichnungen umgegangen werden konnen; gerade fur Rettungsfahrzeuge ist eine schnelle, eindeutige

Verarbeitung des beschriebenen Notfallortes von grosser Wichtigkeit, da jede Verzogerung im Ablauf der

Rettung zu unnotigen Komplikationen fuhrt (Davies et al., 2010).

Durch das Fehlen von Fallstudien lassen sich aber noch keine Aussagen machen, inwiefern ELS heute

tatsachlich bereits in der Lage sind, mit Ortsbezeichnungen umzugehen und welche Probleme in diesem

Zusammenhang auftreten. Dies fuhrt zur ersten Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit:

9www.urisa.org/conferences/Addressing/Info

26

Nicola Chantal Lang Zusammenfassung und resultierende Forschungsfragen

Forschungsfrage 1: Lasst sich am konkreten Beispiel eines Rettungsbetriebes eine Typologie problematischer

Ortsbezeichnungen erstellen?

Nach dem heutigen Stand der Forschung ist davon auszugehen, dass auch in Einsatzleitzentralen (ELZ)

diverse Probleme mit der Verwendung von raumlicher Sprache und der Beschreibung von Ortsbezeichnungen

auftreten. Zu erwarten ist, dass Toponym-Ambiguitaten auch auf ELS zutreffen. Ausserdem kann davon

ausgegangen werden, dass umgangssprachliche Bezeichnungen im Rahmen der Ortsbeschreibung am Telefon

verwendet werden und deren Verarbeitung zu Hindernissen im Rettungsbetrieb fuhren kann. Aufgrund

dieser Umstande wird erwartet, dass eine Typologie problematischer Ortsbezeichnungen erstellt werden

kann.

Die Ermittlung eines Einsatzortes unterscheidet sich in verschiedenen Punkten von einer allgemeinen

Suchanfrage. Einerseits ist durch ein, von der Stresssituation der AnruferIn gepragtes, kurzes Telefon-

gesprach nicht zwingend ein klarer Kontext zur Gewinnung der genauen Lage gegeben, andererseits spielt

die Genauigkeit des gefundenen Ortes eine wesentliche Rolle. Fur viele Anwendungen ist die Genauigkeit

der Lagebestimmung auf einige hundert Meter ausreichend. Wenn aber unter Zeitdruck ein genauer Ort ge-

funden werden soll, muss das Resultat der Suchanfrage auf wenige Meter genau sein. Dies kann dazu fuhren,

dass die in der Typologie ermittelten problematischen Ortsbezeichnungen von denjenigen der bestehenden

Literatur, welche sich vorwiegend mit allgemeinen Suchanfragen beschaftigt, abweicht. Daraus ergibt sich

die zweite Forschungsfrage:

Forschungsfrage 2: Sind die in der Literatur aufgefuhrten Typen problematischer Ortsbezeichnungen auch

am konkreten Beispiel eines Einsatzleitsystemes wieder auffindbar und konnen weitere Probleme identifi-

ziert werden, welche aufgrund der spezifischen Anforderungen eines Einsatzleitsystemes in der allgemeinen

Literatur keine Erwahnung finden?

In der generellen Verarbeitung raumlicher Sprache werden verschiedene Ansatze zur Behebung der Probleme

betrachtet. Es werden beispielsweise die Erstellung und der Beizug von Ontologien als Referenz genannt,

oder aber Prozesse zur Disambiguierung vorgeschlagen. Da die Voraussetzungen in der Einsatzdisposition

aber nicht gleich sind wie bei der Prozessierung von Dokumenten, stellt sich die Frage der Ubertragbarkeit

der entsprechenden Losungsansatze. Daraus ergibt sich die dritte Forschungsfrage:

Forschungsfrage 3: Sind die beschriebenen Losungsansatze auf die Einsatzdisposition ubertragbar und konnen

weitere Losungsvorschlage formuliert werden?

In Anbetracht der speziellen Umstande ist davon auszugehen, dass die Losungsansatze nicht eins-zu-eins

ubertragbar sind und weitere Losungsansatze aufgrund neuer Kriterien genannt werden konnen.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es also, die effektiven Probleme bei der Verarbeitung von Ortsbezeich-

nungen in einem konkreten ELS zu ermitteln. Fur die Durchfuhrung einer entsprechenden Fallstudie stellt

Schutz & Rettung Zurich (SRZ) ihre Einsatzdatenbank zur Verfugung. Auf dieser Grundlage, sowie basie-

rend auf der Auswertung bekannter Problemfalle und einer Befragung von betroffenen Personen aus der

Praxis, wird eine Typologie problematischer Ortsbezeichnungen erstellt. Daneben soll die Ubertragbarkeit

der Losungsansatze fur die verschiedenen Problemtypen uberpruft und durch weitere erganzt werden.

27

Kapitel 3

Datenhintergrund und Daten

Die Fallstudie befasst sich mit Daten von Schutz & Rettung Zurich (SRZ). Im vorliegenden Kapitel werden

die Daten in ihren Kontext eingebettet. Zunachst wird die Organisation SRZ und die Arbeitsablaufe, welche

zur Erstellung der Daten beitragen, vorgestellt. Danach wird auf die Daten selbst eingegangen. Schliesslich

wird der Kontext der Ortsbezeichnungen in der Schweiz aufgezeigt.

3.1 Schutz & Rettung Zurich

SRZ ist eine Dienstabteilung des Polizeidepartements der Stadt Zurich, welche die Bereiche Rettungsdienst

(ehemals Sanitat), Feuerwehr, Feuerpolizei, Zivilschutz und Einsatzleitzentralen (ELZ) umfasst. Seit 2001

bestehend, ist SRZ die grosste professionelle Rettungsorganisation der Schweiz und in die Notfall- und Kata-

strophenorganisation von Stadt Zurich, Kanton Zurich und Bund eingegliedert. Ein grosser Zuwachs erfolgte

im Jahr 2008 mit der Integration der Rettungsdienste des Flughafens Zurich. Mit einer Einwohnerzahl von

1.56 Millionen Menschen bedient SRZ ein Gebiet, welches rund einen Funftel der Schweizer Bevolkerung

umfasst (Schutz & Rettung Zurich, 2010).

3.1.1 Einsatzleitzentralen

Einsatze im Gebiet von SRZ werden von zwei ELZ aus disponiert. Diese befinden sich an der Brandwache

(Weststrasse) in der Stadt Zurich beziehungsweise am Flughafen Zurich. Je nach Notruf – Rettungsdienst

oder Feuerwehr – wird ein unterschiedliches Dispositionsgebiet bedient.

Dispositionsgebiete

Wie in Abbildung 3.1 gezeigt wird, unterscheiden sich die beiden Dispositionsgebiete der Rettungsdienste

und der Feuerwehr in ihrer Ausdehnung. Wahrend SRZ im Bereich der Feuerwehr nur fur den Kanton

Zurich verantwortlich ist, umfasst das Gebiet der Rettungsdienste zusatzlich den Kanton Schaffhausen und

praktisch den gesamten Kanton Schwyz (Schutz & Rettung Zurich, 2010).

Kennzahlen

Die Anzahl der im Jahr 2009 bei den ELZ eingegangenen Anrufe (siehe Tabelle 3.1) verdeutlicht die Grosse

der Rettungsorganisation. Der Anteil der Notrufe an den gesamthaft eingegangenen Anrufen betragt 33%,

wovon Notfalle im Rettungsdienst zwei Drittel und Feuerwehrnotfalle ein Drittel ausmachen (Schutz &

Rettung Zurich, 2010).

29

KAPITEL 3. DATENHINTERGRUND UND DATEN Nicola Chantal Lang

1 ELZ Zürich (Süd)

2 ELZ Flughafen (Nord)

Dispositionsgebiet 144 Flughafen

Dispositionsgebiet 144 Zürich

Dispositionsgebiet 118 Flughafen

Dispositionsgebiet 118 Zürich

0 5 10 15

Kilometer

Notruf 144 - Rettungsdienst Notruf 118 - Feuerwehr

Abb. 3.1: Standorte der ELZ und Dispositionsgebiete von SRZ. Links:Rettungsdienste. Rechts: Feuerwehr. Nach Schutz & Rettung Zurich(2010).

Grund des Anrufes Absolut [%]

Notrufe 118 (Feuerwehr) 55 355 11Notrufe 144 (Rettungsdienst) 114 689 22Brandmeldeanlagen 42 293 8Auftrage Krankentransporte 34 220 7Ubrige Anrufe 279 112 52Total 525 669 100

Tab. 3.1: Kennzahlen der ELZ von SRZ fur das Jahr 2009 (Schutz& Rettung Zurich, 2010). Hervorgehoben sind die Rettungsdienste,da deren Falle in der vorliegenden Arbeit relevant sind. Unter

”ub-

rige Anrufe“ werden alle anderen Anrufe zusammengefasst, welchein der ELZ eingehen, z.B. interne Telefonie, Anrufe von Partner-Rettungsdiensten, Ruckrufe der Feuerwehr, Anrufe der Kantonspo-lizei Zurich.

30

Nicola Chantal Lang Schutz & Rettung Zurich

3.1.2 Einsatzleitsystem

Jede ELZ umfasst mehrere Dispositionsarbeitsplatze, welche jeweils mit einem Einsatzleitsystem (ELS)

ausgerustet sind.

Arbeitsstation

Eine Arbeitsstation besteht aus folgenden Komponenten (vgl. Abbildung 3.2):

• 1 Bildschirm mit Office

• 3 Bildschirme mit dem ELS

• 1 Bildschirm mit Bildsystemen, z.B. Uberwachungskameras

Abb. 3.2: Arbeitsstation von CalltakerInnen und DisponentInnen.Linker Bildschirm: Office, wobei aktuell das Wetterradar angezeigtwird. Mittlere drei Bildschirme: ELS (Links: Eingabemasken. Mitte:aktuelle Falle und zur Verfugung stehende Einheiten. Rechts: Inter-aktive Karte.) Rechter Bildschirm: Bildsysteme. Quelle: Herr RainerBuchel (SRZ).

Das ELS selbst umfasst verschiedenste Benutzeroberflachen (Eingabemasken), welche uber unterschiedli-

che Schnittstellen mit den Datenbanken auf den Servern im Hintergrund gekoppelt sind. In erster Linie

handelt es sich dabei um Masken zur Fallerfassung, zur Darstellung von laufenden Fallen und von allen

Einsatzmitteln mit deren Status. Daneben gibt es eine Komponente zur Darstellung von Notfallorten und

Einsatzmitteln auf Karten, Planen und Luftbildern.

Arbeitsablauf

Die Ausfuhrungen dieses Kapitels beruhen auf der personlichen Kommunikation von Herrn Rainer Buchel

(04.02.2010), sowie eigener Erfahrung von Besuchen der ELZ Brandwache. Abbildung 3.3 zeigt einen typi-

schen Arbeitsablauf im Rettungsdienst von SRZ. Da jeder Fall veranderte Bedingungen mit sich bringt, ist

dieser Ablauf nicht allgemeingultig. Es werden nur die Hauptschritte berucksichtigt. Verschiedene Akteure

beteiligen sich am Arbeitsablauf. Im Hintergrund arbeitet immer das ELS. Dieses steht in Kommunikati-

on mit den sogenannten CalltakerInnen (diejenigen Personen, welche den Anruf entgegennehmen), den

DisponentInnen (diejenigen Personen, welche die Einsatzmittel zuweisen) und den Einsatzkraften (die

ausruckenden Teams).

31

KAPITEL 3. DATENHINTERGRUND UND DATEN Nicola Chantal Lang

Calltaker (mehrere im Einsatz)

Disponent (1 im Einsatz)

System

1. Anrufentgegennahme.

2. Frage: Wo genau ist der Notfallort?

4. Nachfrage/Bestätigung: Stimmt Telefonnummer?

1a. Rufnummernauflösung

8. Einsatzmitteldisposition

7. Falleröffnung im System

5. Frage: Wie ist Ihr Name?

6. Frage: Was ist passiert? (Eingabe Einsatzstichwort)

2a. Ortsüberprüfung

3a. Zuweisen des Notfallortes.

Einsatzkräfte

Manuell Systemvorschläge Überprüfung der schnellsten Route

Erstellung des Einsatzauftrages

Übermittlung des Einsatzauftrages (Fax, Email, Druck) an zuständigen Rettungsdienst

9. Ausrücken zum Notfallort

10b. Beantworten von Rückfragen, Reagieren auf Rückmeldung

10a. Rückfragen, Rückmeldung an Zentrale per Funk oder Mobiltelefon

Anzeige der Rufnummer

Auflösung der Rufnummer durch Abgleich mit Datenbanken (Intern, Telekomanbieter, weitere

Nummernverzeichnisse)

Anruferadresse

Auflösung möglich ?

Rufnummer

Übernahme Anruferadresse

Notfallort = Anruferadresse?

Eingabe Notfallort

NotfallortAbfrage des Notfallortes durch Abgleich mit

Datenbanken (Verschiedene Ortsverzeichnisse)

Existiert Ort ?

Richtig Falsch

3b. Manuelle Erfassung mittels Karte

10b. Beantworten von Rückfragen, Reagieren auf Rückmeldung

Einsatzmittel

11. Abschluss Einsatz

Ausgangslage: Anruf geht ein in der ELZ

Ja Nein

Ja Nein

Ja Nein

Abb. 3.3: Flussdiagramm Arbeitsablauf. Eigene Darstellung nach In-formation von Herrn Rainer Buchel (04.02.2010).

32

Nicola Chantal Lang Schutz & Rettung Zurich

Zunachst wird der Anruf entgegengenommen. Noch wahrend der Entgegennahme lauft im Hintergrund auf

dem System die Rufnummernauflosung ab. Swisscom Directories betreibt eine sogenannte Not-Datenbank,

welche nebst den eigenen Daten auch jene der anderen Anbieter enthalt. Durch Abfragen dieser wird ver-

sucht, eine zugehorige Adresse zu ermitteln. Falls der Anruf von einem Mobiltelefon stammt, dessen Daten

nicht in der internen Datenbank verwaltet werden, kann keine Adresse festgemacht werden. In jedem Fall

wird aber die Rufnummer angezeigt. Abbildung 3.4 zeigt die Darstellung der AnruferInnen-Daten.

Abb. 3.4: Rufnummernauflosung im ELS: Anzeige eines internen Test-anrufes. In diesem Fall sind die AnruferInnen-Daten in der internenDatenbank gespeichert, weshalb bei einer Mobilfunknummner eineAdresse erscheint.

Die allererste Frage bei der Entgegennahme des Notrufes lautet:”Wo genau ist der Notfallort?“ (vgl. Ab-

bildung 3.3, Frage 2). Falls durch die Rufnummernauflosung eine Adresse ermittelt wurde und diese dem

Notfallort entspricht, kann sie direkt ubernommen werden. Es ist aber auch moglich, dass es sich beispiels-

weise um eine zentrale Firmennummer handelt. Dies kann bedeuten, dass der effektive Notfallort nicht der

zur Nummer gehorigen Adresse entspricht, womit der Ort nicht ubernommen werden kann. In diesem Fall

oder bei einer unaufgelosten Rufnummer, wird der Notfallort von Hand eingegeben. Im Hintergrund findet

danach immer eine Ortsuberprufung statt. Diese pruft, ob dem angegebenen Ort mindestens ein Daten-

bankeintrag zugeordnet werden kann. Liefert sie das Ergebnis richtig, kann eine der moglichen Zuordnungen

ausgewahlt werden. Abbildung 3.5 zeigt die Eingabemaske und die Ortsuberprufung, die durch die Eingabe

automatisch aufgerufen wird. Man sieht, dass der Ort Winterthurerstrasse 190 in Zurich einen offiziellen

sowie mehrere manuell erfasste Eintrage (durch @ gekennzeichnet, siehe Kapitel 3.1.5) enthalt. Eine weitere

Problematik ist zu erkennen: Die Referenz zum Institut fur Rechtsmedizin enthalt keine Spezifizierung,

dass es sich explizit um den Ausleger an der Universitat Irchel handelt. Betrachtet man die Eingabe fur das

Institut fur Rechtsmedizin selbst, sieht man, dass nur der Standort Irchel erfasst ist. Das Institut hat aber

noch einen weiteren Standort in der Stadt Zurich (Kurvenstrasse 31 ), welcher mittels Alias nicht erfasst

ist.

Existiert der Ort nicht in der Datenbank, das heisst die Ortsuberprufung liefert das Ergebnis falsch, muss

er manuell in der Karte erfasst werden. In der Folge werden Informationen zu Person und Notfall eingeholt.

Sobald zumindest die Fragen nach dem Ort, der Art des Vorfalls und der AnruferIn beantwortet sind, kann

der Fall im System eroffnet werden. Nun ubernimmt die DisponentIn, welcher entweder basierend auf einem

Systemvorschlag oder aber manuell dem Fall ein Einsatzmittel zuweist. Sobald dies geschehen ist, generiert

das System im Hintergrund einen Einsatzauftrag und ubermittelt diesen an den entsprechenden Rettungs-

33

KAPITEL 3. DATENHINTERGRUND UND DATEN Nicola Chantal Lang

Abb. 3.5: Eingabemasken fur das Anlegen eines Einsatzes im ELS.Oben: Haupteingabemaske und Maske zur Ortsuberprufung am Bei-spiel der Winterthurerstrasse 190. In die Haupteingabemaske werdenunter Einsatzort Ortsangaben geschrieben. Die zweite Maske zeigtdie Resultate der Ortsuberprufung an. @ kennzeichnet Aliasse fur dieWinterthurerstrasse 190. Unten: dieselben Masken fur den allgemeinbekannten Ort Institut fur Rechtsmedizin. % dient als Platzhalter.Obwohl das Institut fur Rechtsmedizin mehrere Standorte hat ist nureiner erfasst.

dienst. Abbildung 3.6 zeigt einen derartigen Einsatzauftrag. Darin wird die in der Disposition gesammelte

Information zu Umstand, PatientIn, MelderIn, ErfasserIn, Einsatz, eingesetztes Team, mogliches Kranken-

haus und Bemerkungen ubersichtlich auf einem Blatt aufgefuhrt. Der Auftrag wird dann den zustandigen

Rettungskraften ubermittelt und so auf den Einsatz mitgegeben.

Nach Erhalt der Zielkoordinaten rucken die Einsatzkrafte aus. Allfallige Ruckfragen oder Ruckmeldungen

werden an die Zentrale gerichtet. Die DisponentInnen verfolgen den Fall bis zur Beendigung und schliesst

ihn danach im System ab.

34

Nicola Chantal Lang Schutz & Rettung Zurich

Abb. 3.6: Beispiel eines Einsatzauftrages, wie er vom System angefer-tigt wird. Darauf sind die minimal notigen Informationen enthalten.Angaben zum Einsatzort sind dem Auftrag oberhalb der Karte unddieser selbst zu entnehmen.

35

KAPITEL 3. DATENHINTERGRUND UND DATEN Nicola Chantal Lang

3.1.3 Einsatzdatenbank

Fur die Analyse der Fragestellungen wurde von SRZ die vollstandige Einsatzdatenbank der ELZ Zurich

fur den Zeitraum 7. Juli 2005 bis 10. Februar 2010 zur Verfugung gestellt. Es handelt sich um eine Oracle

Datenbank.

Die Einsatzdatenbank von SRZ umfasst 210 Tabellen mit zahlreichen Attributen. Darin sind Informationen

zu System, ausruckenden Teams (Einheiten), Fahrzeugen, PatientInnen und Personen allgemein, sowie

weitere einsatzrelevante Daten zu finden. Die fur die Fragestellung primar relevanten Daten sind in den

Tabellen Event, Unit History, Aeven, Special Addresses, Common Placenames und Streetcode enthalten.

Abbildung 3.7 zeigt vereinfacht, wie sie zusammenhangen. Detailliertere Ausfuhrungen zu den einzelnen

Tabellen sind den folgenden Kapiteln zu entnehmen.

Abb. 3.7: Zusammenhange der fur die Arbeit relevanten Tabellen.Oben (Event, Unit History und Aeven): Einsatzbezogene Tabellen.Unten ( Special Addresses, Common Placenames und Streetcode):Geodaten-Tabellen.

3.1.4 Einsatzdaten

Die Tabellen Event, Unit History und Aeven enthalten reine Einsatzdaten, welche ausschliesslich durch das

ELS erfasst werden. Diesen Daten ist die Erfassung der Koordinaten in Millimetern gemeinsam. Dies ist

bemerkenswert, da eine Lokalisierung in dieser Prazision im gegebenen Kontext nicht gerechtfertigt ist. Die

ausruckende Ambulanz selbst belegt bereits einige Quadratmeter Flache. Die Koordinaten der angelegten

Einsatzorte nutzen die hochstmogliche, vom ELS vorgegebene Prazision. Die Grunde fur die jeweiligen

Umsetzungen entzieht sich der Kenntnis der Autorin.

Event

Die Event-Tabelle enthalt Informationen zu den dem jeweiligen Fall zugeteilten Stellen sowie zu den Pati-

entInnen. Die Daten dieser Tabelle werden ausschliesslich uber das ELS erfasst. Die Event-Tabelle umfasst

gesamthaft 64 Attribute. Die fur die Analyse der Fragestellung relevanten Attribute sind in Tabelle 3.2

erlautert.

36

Nicola Chantal Lang Schutz & Rettung Zurich

Attributname Erlauterung BeispielCDTS Datum und Uhrzeit der Einsatzerfassung 201005031801WDEID Einsatz-ID des Systems 123X CORD x Koordinate des Einsatzortes in mm 683800000Y CORD y Koordinate des Einsatzortes in mm 250140000EAPT Wohnungsnummer-Komponente zum Ein-

satzort[Stock] G

EAREA Umgebungskomponente zum Einsatzort ZurichECOMPL Allgemein bekannter Ort im Zusammenhang

mit EinsatzortRest Mensa Uni Irchel

EFEANME Objektname-Komponente des Einsatzortes(meist Strassenname)

Winterthurerstrasse

ESTNUM Strassennummer-Komponente des Einsatzor-tes

190

EMUN Ortschaftskomponente des Einsatzortes ZurichUDTS Datum und Uhrzeit eines allfalligen Updates

des Einsatzes201005035811WD

XSTREET1 Querstrasse 1 zum Einsatzort StrickhofstrasseXSTREET2 Querstrasse 2 zum Einsatzort LangensteinenstrasseLOC VER Wurde Ort uberpruft? T [True]CLRNUM Telefonnummer der AnruferIn 0791234567CSTR ADD Adresse der AnruferIn, falls vorhanden Winterthurerstrasse 190,

8057 Zurich

Tab. 3.2: Attribute der Event-Tabelle.

Unit History

Die Tabelle Unit History enthalt die Chronik aller Einheiten. Gesamthaft umfasst die Tabelle 25 Attribute.

Die fur die Analyse der Fragestellung relevanten Attribute sind in Tabelle 3.3 zu sehen. Fur jeden Status

eines Einsatzfahrzeuges gibt es eine Beschreibung. Je nach Inhalt des Status wird er per Knopfdruck vom

Sanitatsteam selbst, durch die DisponentInnen oder das System erfasst. Wenn das Team eine Statusande-

rung auslost, werden unter anderem die genaue Uhrzeit, die zu jenem Zeitpunkt aktuellen Koordinaten,

sowie die ID des Einsatzfahrzeuges ubermittelt. Um diese mit anderen Tabellen in Verbindung zu brin-

gen, kommen Einsatz-ID und -Nummer hinzu. Die Statusmeldung besteht aus einem ein- bis zweistelligen

alphanumerischen Wert. Die haufigsten Statusmeldungen und deren Bedeutungen sind in Tabelle 3.4 zu

finden.

Attributname Erlauterung BeispielLASTXOR x Koordinate in mm 683805123LASTYOR y Koordinate in mm 250171456CDTS Datum und Uhrzeit der Statusubermittlung 201005032711WDEID Einsatz-ID 123NUM 1 Einsatz-Nummer S12345UNIT STATUS Status des Fahrzeuges 02CARID ID des Einsatzfahrzeuges ZUR123

Tab. 3.3: Attribute der Unit History-Tabelle.

37

KAPITEL 3. DATENHINTERGRUND UND DATEN Nicola Chantal Lang

Status BedeutungDP Disponiert01 Auftrag erhalten ausgeruckt02 Am Einsatzort eingetroffen03 Mit Patient unterwegs - Ziel04 Am Ziel eingetroffen05 Ruckfahrt mit Einsatz06 Einsatzbereit - Wache07 Einsatzbereit unterwegs mit Grund08 Ausser DienstCU Kontakt mit Einheit aufgenommen∗ Fristuberschreitung

Tab. 3.4: Haufigste Statusmeldungen im ELS.

Aeven

Die Tabelle Aeven enthalt 87 Attribute, von denen fur die Arbeit allerdings nur 3 relevant sind. Die Event

ID (EID) und das Attribut Num 1 stellen die Verbindung zu und damit auch zwischen den Tabellen Event

und Unit History her. Der Type Code enthalt die Information uber die Art des Transportes. So konnen

beispielsweise Verlegungen von akuten Notfallen unterschieden werden.

Zweckmassigkeit der Daten

Fur die vorliegende Arbeit konnte auf einen bereits bestehenden Datensatz zuruckgegriffen werden. Da dieser

nicht durch die Autorin selbst erhoben wurde, kann hinsichtlich der Eignung fur die geplanten Analysen,

vorgangig keine vollumfangliche Beurteilung der Daten erfolgen.

3.1.5 Geodaten

SRZ arbeitet mit unterschiedlichsten Geodaten. Ein Uberblick ist in Tabelle 3.5 zu finden. Die beiden wich-

tigsten Geodaten-Quellen, welche in die Einsatzdatenbank einfliessen, sind die GeoPost- und die SwissNames-

Datensatze.

Geodaten BeschreibungLandeskarte 1:25’000, 1:100’000, 1:500’000Ubersichtsplan Kantone ZH, SZOrell Fussli Stadtplan und BlattschnitteOrthophoto Stadt ZH: 12.5 cm, Kt. ZH: 25 cmTeleatlas Knoten und Kanten der Kantone AG, GL, LU, SG, SH, SZ, TG, UR,

ZG, ZH sowie FLGG25 Administrative Grenzen der SchweizGeoPost Kantone ZH, SZSwissNames Kantone ZH, SZWerkleitungen Wasser, Gas, Strom , Kanalisation, Fernwarme der Stadt ZurichEuropakarte 1:1’000’000Weitere Strassenkarten, Anfahrtsbeschriebe und Plane Brandmeldeanlagen (nur

Berufsfeuerwehr der Stadt Zurich)

Tab. 3.5: Geodaten im Einsatz bei SRZ (Stand 2010).

38

Nicola Chantal Lang Schutz & Rettung Zurich

GeoPost

Die Post erfasst und aktualisiert laufend alle rund 1.6 Millionen Gebaudeadressen in der Schweiz. Diese

bilden die Basis fur die GeoPost-Daten und umfassen zusammen mit weiteren Daten folgende Datensatze

(Die Post, 2010a):

• Gebaudeadressen mit Koordinaten, nicht georeferenziert

• Gebaudeadressen mit Koordinaten, georeferenziert

• Wichtige Standorte, wie Post- oder Bankomaten, mit Koordinaten

• Zahl der Haushalte an jeder Adresse

• Digitale Postleitzahlkarte

• Demographische und statistische Daten (nach Postleitzahlen angeordnet)

Der komplette Geopost-Adressdatensatz, welcher alle Gebaudeadressen der gesamten Schweiz umfasst, ent-

halt 1’696’904 Adresspunkte. Der Geopost-Adressdatensatz, welcher SRZ vorliegt, umfasst Gebaudeadressen

der Kantone Zurich, Schwyz und Schaffhausen, welche das heutige Dispositionsgebiet von SRZ abdecken.

Tabelle 3.6 zeigt einen Uberblick uber den Gesamt- wie auch den Subdatensatz. Die Verteilung der GeoPost-

Datenpunkte im Dispositionsgebiet sind in Abbildung 3.8 zu sehen.

0 5 10 15

Kilometer

Abb. 3.8: GeoPost-Daten: Verteilung der Datenpunkte im Dispositi-onsgebiet und deren Attribute.

Die Gebaudeadressen werden durch die Hersteller als”offizielle Adressangaben“ und die Lagegenauigkeit

deren Koordinaten als”innerhalb des Gebaudeumrisses“ liegend, deklariert (Die Post, 2010a). Bei den

GeoPost-Daten handelt sich um einen Datensatz mit einheitlicher Datenstruktur, welcher zweimal jahrlich

einer Aktualisierung unterzogen wird (Die Post, 2010b).

39

KAPITEL 3. DATENHINTERGRUND UND DATEN Nicola Chantal Lang

Objektart Anzahl EintrageSchweiz ZH, SH, SZ

Gebaudeadressen 1’696’904 286’211Strassennamen 81’260 12’669Ortschaften 3’996 370

Tab. 3.6: Zahlen zum Geopost-Datensatz uber die gesamte Schweizund das Dispositionsgebiet von SRZ (Kantone Zurich, Schwyz undSchaffhausen).

SwissNames

Die Swisstopo stellt alle Namen, wie sie in den Landeskarten enthalten sind, mitsamt ihren Attributen

(u.a. Gemeindenummer, Gemeindename, Kantonskurzel, Objektart) als SwissNames-Daten zur Verfugung.

Der SwissNames25-Datensatz enthalt beispielsweise die Namen aus der Landeskarte 1:25 000 mit ihren Ko-

ordinaten. Entsprechend existieren fur die anderen Massstabe SwissNames50, SwissNames100 und Swiss-

Names200. SwissNamesOrtschaften enthalt die Namen aller Weiler, Ortschaften und Gemeinden aus den

Landeskarten in allen Massstaben mit Koordinaten (Bundesamt fur Landestopographie, 2010c).

Der SwissNames-Datensatz, welcher von SRZ zur Verfugung steht, umfasst Daten der Landeskarte 1:25’000

aus der gesamten Schweiz. Tabelle 3.7 gibt einen Uberblick uber die SwissNames-Daten fur die gesamte

Schweiz und auf das Dispositionsgebiet bezogen. Abbildung 3.9 zeigt die Punkteverteilung der SwissNames

im Dispositionsgebiet, sowie deren Attribute anhand des Beispiels der Universitat Irchel.

0 5 10 15

Kilometer

Abb. 3.9: SwissNames-Daten: Verteilung der Datenpunkte im Dispo-sitionsgebiet und deren Attribute.

Die Namen erhalten die Koordinaten des Bedeutungsschwerpunktes der referenzierten Objekte. Bei einer

Ortschaft wird dementsprechend die Ortsmitte als Koordinate erfasst. Die Daten werden einerseits durch

die Angaben von TopographInnen im Gelande, andererseits entsprechend den Angaben der eidgenossischen

und kantonalen Behorden nachgefuhrt und einmal jahrlich publiziert.

40

Nicola Chantal Lang Ortsbezeichnungen in der Schweiz

Objektart Anzahl EintrageSchweiz ZH, SH, SZ

Objektklassen 62 59Gemeinden 2770 237Namen 105159 9685

Tab. 3.7: Zahlen zum SwissNames-Datensatz uber die gesamteSchweiz und das Dispositionsgesbiet von SRZ (Kantone Zurich,Schwyz und Schaffhausen).

Special Addresses-Tabelle

Die Special Addresses-Tabelle umfasst, nicht wie es der Name vermuten lasst, nur die speziellen Adressen,

sondern die gesamte Datenbank, welche im Hintergrund eines Einsatzes abgefragt wird. In diese Tabelle

wurden die GeoPost- und die SwissNames-Daten (vgl. Kapitel 3.1.5) sowie weitere manuell erfasste Da-

ten eingepflegt. Bei den manuell erfassten Daten handelt es sich um spezielle Adressen, oft Einzelhauser,

aber auch um Haltestellen und weitere spezielle Bezeichnungen. Die Special Addresses-Tabelle umfasst 70

Attribute. Die fur die Analyse der Fragestellung relevanten Attribute sind in Tabelle 3.8 aufgezeigt.

Attributname Erlauterung BeispieleX CORD x Koordinate in mm 683800000Y CORD y Koordinate in mm 250140000COM NME Allgemein bekannte Bezeichnung Rest Mensa Uni IrchelTEXT ID Link auf Hilfstabelle mit Strassennamen 11329ST NUM Strassennummer 190MUN Ortschaft ZurichQUELLE Datenquelle fur Datentupel GeoPostSPAD CDTS Datum und Zeit der Erfassung 20100701081500WD

Tab. 3.8: Attribute der Special Addresses-Tabelle.

Common Placenames-Tabelle

Die Common Placenames-Tabelle umfasst 14 Attribute, von welchen vier relevant sind: der Name des

allgemein bekannten Ortes (z.B. Finnenbahn Irchelpark - Zurich), die Verlinkung zur Special Addresses-

Tabelle (z.B. 359078 ), eine Bezeichnung fur die phonetische Suche (z.B. S530 fur Schwendi), sowie die

Quelle des Ortes (z.B. ELS144 ).

Streetcode-Tabelle

Die Tabelle Streetcode enthalt alle Strassen, welche in der Datenbank erfasst sind, in einmaliger Ausfuhrung.

Da Strassen, wie Bahnhofstrasse, in vielen verschiedenen Ortschaften vorkommen, wird sie nur einmal ge-

speichert und von der Special Addresses-Tabelle aus referenziert (z.B. 11329 ). Dies vermeidet Redundanzen

in der Datenbank. Auch sie enthalt eine Bezeichnung fur die phonetische Suche (z.B. A262 fur Ackerweg).

3.2 Ortsbezeichnungen in der Schweiz

In der Schweiz sind verschiedene Bestrebungen im Gang, die bisher noch nicht einheitliche Namensgebung

geographischer Objekte zu harmonisieren. Um einen moglichst reibungslosen Umgang mit der Verwendung

von Ortsbezeichnungen zu gewahrleisten, wurden verschiedene rechtliche Grundlagen geschaffen. Diese be-

treffen vorwiegend die Namensgebung im Rahmen der Neuvergabe von Namen im Zusammenhang mit Orts-

und Gemeindefusionen oder neuen Siedlungen und Ortsteilen.

41

KAPITEL 3. DATENHINTERGRUND UND DATEN Nicola Chantal Lang

In diesem Kapitel werden zunachst die rechtlichen Grundlagen und vorhandenen Datenmodelle zum Umgang

mit Ortsbezeichnungen behandelt. Anschliessend wird erlautert, wie die in diesen Grundlagen und Modellen

festgehaltenen Begriffe verwendet werden. Dies bildet die Basis fur die Begrifflichkeit in der vorliegenden

Arbeit. In der hier dargelegten Form gewahren die Themen der rechtlichen Grundlagen und Datenmodelle

einen Uberblick zum Verstandnis des Datenkontextes. Die gesamte Thematik wird allerdings nur tangiert

und es konnte alleine daruber eine eigenstandige Arbeit verfasst werden.

3.2.1 Rechtliche Grundlagen

Im Bundesgesetz fur Geoinformation wird in Artikel 7 festgehalten, dass der Bundesrat”Vorschriften zur

Koordination der Namen von Gemeinden, Ortschaften und Strassen“ erlasst und”die ubrigen geografischen

Namen, die Zustandigkeiten und das Verfahren sowie die Kostentragung“ regelt. Dies wird in der Verordnung

uber die geographischen Namen (Bundesamt fur Landestopographie., 2008), sowie weiteren Empfehlungen

festgehalten:

• Verordnung uber die geographischen Namen (GeoNV). Der Zweck dieser Verordnung liegt

in der einheitlichen Verwendung geographischer Namen im amtlichen Verkehr. Sie”regelt die Zustan-

digkeit, das Verfahren und die Kostentragung fur das Erheben, Festlegen, Nachfuhren und Verwalten

geografischer Namen“. Die Zustandigkeiten sind folgendermassen verteilt:

– Gemeinden: Bundesamt fur Kartographie (Swisstopo)

– Ortschaften: Kantone regeln die zustandige Stelle. Diese hort die betroffene Gemeinde und die

Schweizerische Post an und entscheidet dann uber Namengebung und Schreibweise, sowie die

Gebietsabgrenzung. Die Post ist nach der Anhorung von Gemeinde und Kanton zustandig fur

die Festlegung der Postleitzahl.

– Strassen: Kantone regeln die Zustandigkeiten

– Stationen: Bundesamt fur Verkehr auf Gesuch von Kanton, Gemeinde oder konzessioniertem

Transportunternehmen hin

Ausserdem wird unterschieden zwischen geographischen Namen der Landesvermessung und der amt-

lichen Vermessung. Fur die Erhebung, Nachfuhrung und Verwaltung der Namen in der amtlichen

Vermessung sind kantonal bestimmte Stellen verantwortlich. Das Bundesamt fur Landestopographie

ist zustandig fur die Erhebung, Festlegung, Nachfuhrung und Verwaltung der Namen von topographi-

schen Objekten, welche nur in den Landeskarten enthalten sind, sowie fur die Selektion geographischer

Namen der amtlichen Vermessung fur die Landesvermessung. Ausserdem ist es zustandig fur”topony-

mische Forschungsarbeiten und Publikationen sowie weitere Hintergrundinformation“ zu Handen der

Offentlichkeit.

• Empfehlungen zur Schreibweise der Gemeinde- und Ortschaftsnamen und Richtlinien zur

Schreibweise der Stationsnamen. Diese befassen sich mit der”Schreibweise von neuen Gemeinde-,

Ortschafts- und Stationsnamen“. Bereits bestehende Schreibweisen mussen nicht angepasst werden.

Die Empfehlungen und verbindlichen Richtlinien, richten sich an Gemeinden, Kantone und Bund.

Die Vereinheitlichung der Schreibweisen soll”das Auffinden von Namen in alphabetischen Listen“,

den Datenaustausch und die Namensherleitung erleichtern und Unsicherheiten vermeiden. Ausserdem

wird die Begutachtung der Namen durch die entsprechenden Bundesamter erleichtert (Bundesamt fur

Landestopographie, 2010b).

42

Nicola Chantal Lang Ortsbezeichnungen in der Schweiz

• Empfehlung: Gebaudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen fur die deutsch-

sprachige Schweiz. Der Zweck dieser Empfehlung wird folgendermassen beschrieben:”Eine eindeu-

tige Gebaudeadressierung stellt sicher, dass jedes Gebaude [...] eine eigene unverwechselbare Bezeich-

nung tragt, die es auch ortsunkundigen Personen erlaubt, das Gebaude ausfindig zu machen.“ Es wird

vorgeschlagen, dass sich eine Gebaudeadresse aus einem Strassennamen oder einem benannten Gebiet

(vgl. Kapitel 3.2.3), einer Hausnummer und einer Ortschaft zusammensetzen soll und die Kombination

in der jeweiligen Ortschaft eindeutig sein muss.

• Regeln uber die geografischen Namen der Landesvermessung und der amtlichen Ver-

messung. Diese Regeln zu Orts- und Flurnamen sind erst in Bearbeitung (Bundesamt fur Landesto-

pographie, 2010b).

Implikationen

Zwar regeln die vorgestellten rechtlichen Grundlagen die Benennung von neuen, zu bezeichnenden Orten,

doch sie verdeutlichen auch die Tatsache, dass die Ortsbezeichnungen zum heutigen Zeitpunkt keineswegs

einheitlich sind. Betrachtet man die Zustandigkeit fur die Genehmigung der verschiedenen Arten geogra-

phischer Namen, sieht man, dass diese auf den Bund sowie kantonale und kommunale Behorden verteilt

ist. Durch diese Aufteilung ist es trotz theoretisch einheitlicher Regelung in der GeoNV moglich, dass

zwischen den einzelnen Kantonen und Gemeinden Unterschiede in der Ausfuhrung entstehen. Dies kann

bei der Voraussetzung grosserer, kantonsubergreifender Dispositionsgebiete zu wesentlichen Unterschieden

in der korrekten Handhabung der Daten in einer ELZ fuhren. Hinzu kommt eine Problematik, welche in

den (Bundesamt fur Landestopographie, 2005) Erwahnung findet: Falls offizielle Adressen bei bestehenden

Gebauden fehlen, legen Benutzer, wie die Post, diese selbst fest.

3.2.2 Datenmodelle

In der GeoNV wird die Herkunft der Toponyme unterschieden: geographische Namen der amtlichen Vermes-

sung (AV) beziehungsweise der Landesvermessung (LV). Der Umgang mit den Daten wird in verschiedenen

Modellen geregelt:

• Datenmodell 2001 der AV. Diese halt die Inhalte, die Struktur und darauf bezogene Regeln der in

der AV verwendeten Daten fest. Das Datenmodell enthalt topographische Objekte in verschiedenen

Informationsebenen. In diesen Ebenen, wiederum, befinden sich unterschiedliche Themen. Die Nomen-

klaturebene beinhaltet Flurnamen, Ortsnamen und Gelandenamen. Weitere topographische Objekte

sind in der Bodenbedeckung und den Einzelobjekten zu finden. Die Informationsebene administra-

tive Einteilungen enthalt nicht nur die Themen Gemeinde-, Bezirks-, Kantons- und Landesgrenzen,

sondern auch Gebaudeadressen und Ortschaften. Das Datenmodell wird vom Bund erstellt und gilt

fur die gesamte Schweiz, wobei Kantone dazu Erweiterungen anbringen konnen. Die Ontologie, in

welcher das Datenmodell festgehalten wird, heisst INTERLIS ; in Anlehnung an dessen Funktion

als Datenaustausch-Mechanismus fur Land-Informationssysteme (Bundesamt fur Landestopographie,

2010a).

• Topographischen Modell der Landesvermessung (TLM). Beim TLM handelt es sich um das

neue flachendeckende Basislandschaftsmodell der Schweiz, worin die kartenbasierten Modelle VEC-

TOR25, SwissNames und GG25 vereint werden:

43

KAPITEL 3. DATENHINTERGRUND UND DATEN Nicola Chantal Lang

– VECTOR25 Das digitale Landschaftsmodell umfasst naturliche und kunstliche Landschafts-

objekte, nach Themen gruppiert. Es stutzt sich auf die Landeskarte des Massstabs 1:25000 und

umfasst Ausdehnung, Topologie und thematische Attribute der Objekte (Bundesamt fur Lan-

destopographie, 2007).

– SwissNames Das Ortsverzeichnis beinhaltet alle Namen von topographischen und administra-

tiven Objekten, wie sie in der Landeskarte vermerkt sind (Bundesamt fur Landestopographie,

2010c).

– GG25 Dieses Ortsverzeichnis umfasst alle Hoheitsgebiete der Schweiz und des Furstentums

Lichtenstein sowie deren Grenzen im Vektorformat. Die kleinste darin enthaltene administrative

Einheit sind die Gemeinden (Bundesamt fur Landestopographie, 2006).

Das TLM stellt die Ablosung dieser kartenbasierten Modelle in ein einziges Modell dar. Es wird

seit 2008 aufgebaut und zur Zeit werden die ersten Produkte vertrieben. Dennoch beziehen sich die

Definitionen von Objekten momentan noch grosstenteils auf die einzelnen bisherigen kartenbasierte

Modelle (Schassmann, 2010).

3.2.3 Begriffe zur Beschreibung von Orten in der Schweiz

Die folgenden Definitionen stutzen sich auf die Verwendung in der GeoNV (Bundesamt fur Landestopogra-

phie., 2008). Ausnahmen sind speziell gekennzeichnet. Die Ortsbezeichnungen, welche darin als geographi-

sche Namen bezeichnet werden, umfassen Gemeinden, Ortschaften, Strassen, Stationen und topographische

Objekte. Eine Ubersicht uber die Ortsbezeichnungen, in starker Anlehnung an die GeoNV, ist in Tabelle

3.9 gegeben.

Administrative ObjekteGemeinden Kleinste politische EinheitOrtschaften Siedlungsgebiete mit eigenem Namen und eigener Postleitzahl,

enthalten Orte (eng abgegrenztes Siedlungsgebiet)Strassen Strassen, Wege, Gassen, Platze, benannte GebieteStationen Bahnhofe, Stationen, Haltestellen

Topographische ObjekteGewasser Flusse, Bache, Seen, Weiher, Wasserfalle, QuellenGletscher -Siedlungen Stadte, Dorfer, Quartiere, Weiler, EinzelhofeGelande Berge, HugelLandschaften Gebiete, Taler, Alpen, Fluren, Walderkulturelle Objekte Burgen, Schlosser, Kloster, Kapellen, Kirchenoffentliche Bauten Schulhauser, Spitaler, BerghuttenVerkehrsobjekte Brucken, Passe, Tunnels, Flugplatze

Tab. 3.9: Verwendung von Toponymen im Zusammenhang mit admi-nistrativen Objekten in der Schweiz. Nach Bundesamt fur Landesto-pographie. (2008).

Gemeinden sind die kleinste politische Einheit, welche durch das Hoheitsgebiet und einen Namen eindeutig

bestimmt wird. Mit Ausnahme der Seen mit mehr als 5 km2 Flache, den Kommunanzen (Gemeinschaftsarea-

len) und dem Staatswald Galm im Kanton Freiburg, decken Gemeinden die Schweiz flachendeckend ab. Die

Ausnahmen bilden eigene Flachenobjekte. Abbildung 3.10 zeigt die Aufteilung der Schweiz in Gemeinden.

In den Gemeinden sind Ortschaften enthalten (auch postalische Ortschaften genannt), welche bewohn-

te, geographisch abgrenzbare Siedlungsgebiete mit eigenem Namen und eigener Postleitzahl darstellen. Diese

44

Nicola Chantal Lang Ortsbezeichnungen in der Schweiz

0 25 50

Kilometer

Abb. 3.10: Aufteilung der Schweiz in 2983 Gemeinden.

wiederum umfassen einen oder mehrere Orte. Ein Ort wird durch”das effektive, eng abgegrenzte Siedlungs-

gebiet“ definiert (Bundesamt fur Landestopographie, 2010b). Durch die Ahnlichkeit der Begriffe ist bei

der Verwendung Vorsicht geboten. Der Unterschied zwischen postalischen Ortschaften und Orten ist in

Abbildung 3.11 zu sehen.

• Ortschaft: Im Bundesamt fur Landestopographie (2010a) gehoren Ortschaften in die Gebaudeadres-

sierung. Es handelt sich um eine flachendeckende Aufteilung der Schweiz, womit auch Einzelhofe und

Gebiete ohne Gebaude einer Ortschaft angehoren. Um eine schweizweite Eindeutigkeit zu gewahr-

leisten, erhalten Ortschaften mit unklaren Namen einen Zusatz. Pfaffikon beispielsweise kommt in

der Schweiz mehrfach vor und erhalt dadurch je nach Kanton einen unterschiedlichen Zusatz (SZ

oder ZH). Ortschaften befinden sich meist innerhalb von Gemeinden, konnen aber wie im Falle der

Ortschaft Forch auch in mehreren Gemeinden (Kusnacht/ZH, Maur) liegen.

• Ort: Orte werden im Bundesamt fur Landestopographie (2010a) in der Nomenklatur festgehalten.

Durch die enge Abgrenzung der Siedlungsgebiete – ohne Berucksichtigung von Einzelhofen – handelt

es sich um nicht zusammenhangende Einzelflachen. Orte sind in Karten und Planen erfasst. Sie sind

oft nicht eindeutig.

In der vorliegenden Arbeit wurde der Begriff Ort im Zusammenhang mit raumlicher Sprache und Orts-

bezeichnungen bisher fur einen beliebigen geographischen Referenten – ungeachtet dessen Eigenschaften –

verwendet. Um keine Verwechslung herbeizufuhren, wird diese Definition beibehalten und der oben defi-

nierte Ort, im Kontrast zur Ortschaft, als Siedlungsgebiet mit Ortsnamen bezeichnet.

Strassen umfassen Strassen, Wege, Gassen, Platze und benannte Gebiete. Benannte Gebiete sind von den

topographischen Objekten Gebiete zu unterscheiden. Es handelt sich dabei um kleine Uberbauungen, welche

45

KAPITEL 3. DATENHINTERGRUND UND DATEN Nicola Chantal Lang

Abb. 3.11: Schematische Darstellung zur Unterscheidung zwischen po-stalischen Ortschaften und Orten (Bundesamt fur Landestopographie,2010b). Wie am Beispiel der Ortschaft Forch zu sehen ist, konnenOrtschaften mehreren Gemeinden angehoren.

anhand einer eindeutigen Nummerierung referenziert werden, ohne dass die zugehorigen Strassen, Wege,

Gassen und Platze einen eigenen Namen erhalten. In Abbildung 3.12 ist das benannte Gebiet Zwygarten in

Arth zu sehen.

Stationen umfassen Bahnhofe, Haltestellen und weitere Stationen aller Art. Bahnhofe und Stationsgebau-

de sind grundsatzlich als Gebaude bei den topographischen Objekten einzuordnen. Als solche erscheinen

sie auch in den Modellen der AV und der LV. Im Zusammenhang mit der Namensgebung sind sie aber als

administrative Orte einzureihen. Dies, weil ihre Namensgebung auf der administrativen Einteilung und den

”fur die Verkehrsbedurfnisse am geeignetsten“ erscheinenden Namen beruht (Bundesamt fur Landestopo-

graphie., 2008). Der Bahnhof der Gemeinde Arth, beispielsweise, steht in der Stadt Goldau und nimmt den

Namen Arth-Goldau an.

Die topographischen Objekte umfassen die Themenbereiche der Gewasser, Gletscher, Siedlungen, Ge-

lande, Landschaften, kulturelle Objekte, offentliche Bauten sowie Verkehrsobjekte.

3.2.4 Implikationen fur vorliegende Geodaten

Die beschriebene Ausgangslage fur Geodaten in der Schweiz indiziert, dass mit dem Einbinden verschiede-

ner Datenquellen vorsichtig umgegangen werden muss. GeoPost-Daten beruhen zum Beispiel auf postali-

schen Adressen und dementsprechend auf dem Einbezug der postalischen Ortschaft, wahrend sich in den

SwissNames-Daten – aufgrund ihrer beschriftenden Funktion in der Landeskarte – Ortschaften eher auf

darin sichtbare Siedlungsgebiete beziehen. Da die GeoPost- und die SwissNames-Daten beide in die Spe-

cial Addresses-Tabelle einfliessen, ist es interessant zu sehen, inwiefern sich die Datensatze uberlappen. In

Tabelle 3.10 sind die Ubereinstimmung der Inhalte der GeoPost- und der SwissNames-Daten innerhalb des

Dispositionsgebiets dargelegt.

46

Nicola Chantal Lang Ortsbezeichnungen in der Schweiz

0 25 50

Meter

1

2

3

11

9

17

15

5

19

21

7

7a7b

Zwygarten

Abb. 3.12: Benanntes Gebiet Zwygarten in Arth. Das Gebiet beinhal-tet Hauser an mehreren Strassen und Wegen, aber die Nummerierungist eindeutig.

SwissNames GeoPostName Strasse OrtschaftObjekttyp Total 12’669 370Strasse 3 0 0Weg 32 6 0Weiler 709 293 3Einzelhaus 3’028 824 10Flur 3’497 402 9Gebiet 11 0 0%Ortschaft 634 175 85%Gemeinde 233 7 188Streusiedlung 76 29 41Andere 2’816 215 10Nicht enthalten 11’404 93

Tab. 3.10: Vergleich GeoPost- und SwissNames-Daten. Ubereinstim-mung der Inhalte von Strassen und Ortschaften der GeoPost-Datenmit Inhalten verschiedener Objekttypen der SwissNames-Daten. Eshandelt sich um die Anzahl verschiedener Namen in den entspre-chenden Attributspalten. Die Ortschaften und Gemeinden werden imSwissNames-Datensatz in kleine, mittlere und grosse aufgeteilt, wes-halb der Platzhalter % verwendet wird.

Bei den Strassen und Wegen gibt es kaum Ubereinstimmungen, da diese von Beginn an praktisch nicht

in den SwissNames enthalten sind. Dasselbe gilt fur Gebiete. Dies wird ausserdem durch die Tatsache,

dass 11’404 Strassen gar nicht in den SwissNames zu finden sind bestatigt. Wie zu erwarten, entsprechen

nicht wenige Strassen der GeoPost-Daten Weilern (293), Einzelhausern (824) und Flurnamen (402) in den

SwissNames-Daten.

47

KAPITEL 3. DATENHINTERGRUND UND DATEN Nicola Chantal Lang

Die Ortschaften der GeoPost-Daten entsprechen, erwartungsgemass, vorwiegend Ortschaften und Gemein-

den in den SwissNames. Die Abweichung, dass nicht alle 370 Ortschaften der GeoPost-Daten in den Ort-

schaften der SwissNames enthalten sind, ist auf zwei Hauptpunkte zuruckzufuhren. Einerseits entsprechen

viele postalische Ortschaften einer Gemeinde und sind damit in den 188 ubereinstimmenden Gemeinden

zu finden, andererseits tragen postalische Ortschaften Zusatze um Verwechslungen zu vermeinden, welche

in der Landeskarte nicht notig sind. Bei den Gemeinden sind solche Zusatze vorhanden, da diese in der

GeoNV vorgeschrieben werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass Zusatze in den beiden Datensatzen nicht

dieselbe Schreibweise aufweisen (Ruti (ZH)/ Ruti ZH).

Bei dem betrachteten Vergleich gilt zu beachten, dass es sich um die semantische Ubereinstimmung von

Begriffen im Datenkorpus und nicht um eine raumliche Entsprechung handelt. Es ist daher mogilch, dass

Namen in verschiedenen Feldern gezahlt werden. Ruti beispielsweise entspricht im Dispositionsgebiet 3

Weilern, 14 Einzelhausern, 36 Flurnamen, 1 Ortschaft und 2 Streusiedlungen. Hinzu kommen 4 Eintrage

im Objekttyp Wald, welche in die Kategorie Andere fallt. Es lasst sich sagen, dass zwar gewisse, logische

Ubereinstimmungen bestehen, die Daten grundsatzlich aber dennoch sehr unterschiedlich sind.

48

Kapitel 4

Methoden und erste Datenanalyse

Die Erstellung einer Typologie problematischer Ortsbezeichnungen am Beispiel von SRZ ist das zentrale

Thema dieses Kapitels. Dazu werden Einsatze ausgewertet und analysiert, welche in der Vergangenheit zu

Unklarheiten gefuhrt haben. Leider werden diese von SRZ aber nicht systematisch erfasst. In dieser Fallstu-

die kann also, mit Ausnahme einiger weniger von Hand festgehaltener Falle, nicht auf eine Dokumentation

fehlerhafter Ortsangaben in bestehenden Einsatzen zuruckgegriffen werden. Neben der Verwendung der

bekannten Falle muss daher die Information systematisch aus der Datenbank rekonstruiert werden. Da-

fur werden die erfassten Einsatze mit Angaben zu Einsatzort, Einsatzart und effektiven Koordinaten der

ausgeruckten Ambulanzen benotigt.

4.1 Vorgehen

Abbildung 4.1 zeigt einen Uberblick uber das Vorgehen bei der vorliegenden Arbeit. Vor Beginn der Aus-

wertung der Datenbank, wurden in einem Interview mit Personen von SRZ Hintergrunde zu den Daten,

dem System und den Arbeitsablaufen in Bezug auf Ortsbezeichnungen in Erfahrung gebracht. Aus dem

Gesprach geht ausserdem eine Liste manuell erfasster Problemfalle hervor (vgl. Kapitel 4.2). Danach erfolgt

eine Vorverarbeitung der Daten. Die bestehende Datenbank enthalt noch Datensatze, welche aus verschie-

denen Grunden fur die Analyse nicht geeignet sind (vgl. Kapitel 4.3). Deshalb muss sie zunachst bereinigt

und eingeschrankt werden. Ausserdem liegen noch nicht alle Daten im richtigen Format vor. Im Anschluss

an die Vorverarbeitung erfolgt eine generelle Auswertung der ortsbezogenen Information (vgl. Kapitel 4.4),

ehe die Erstellung der Typologie problematischer Ortsbezeichnungen vorgenommen wird (vgl. Kapitel 4.5).

Diese umfasst sieben Schritte (vgl. Abbildung 4.1). Zunachst wird in einer manuellen Durchsicht der Bei-

spielsfalle aus dem Interview nach Mustern in den Daten gesucht. Die Vielfaltigkeit der Daten lasst jedoch

keine Erkennung einer Regelmassigkeit zu. Deshalb wird dazu ubergegangen, aufgrund von Charakteristiken

problematischer Ortsbezeichnungen, einen moglichst grossen Anteil davon automatisiert zu extrahieren.

Schritte zwei bis vier widmen sich der automatisierten Problemsuche in drei Iterationen. Im Laufe des

Prozesses werden Fehler in der Datenbank offenbar, welche in Kombination mit der inharenten Komplexitat

der Fallkombinationen eine automatische Extraktion verunmoglichen. Deshalb muss schliesslich wieder auf

die Beispielsfalle zuruckgegriffen werden. Es erfolgt eine manuelle Auswertung. Die derart entstandene

provisorische Typologie wird in zwei weiteren Iterationen, unter anderem anhand einer Befragung von

Personen, die mit dem Dispositionsalltag vertraut sind, angepasst und erganzt. Nach der Erstellung der

49

KAPITEL 4. METHODEN UND ERSTE DATENANALYSE Nicola Chantal Lang

finalen Typologie (vgl. Kapitel 5.1) werden weitere Erkenntnisse aus den Befragungen, sowie bekannte

Methoden aus der Literatur herangezogen, um Losungsansatze zu definieren. Zum besseren Verstandnis

wird eine Nomenklatur der verwendeten Begriffe eingefuhrt (vgl. Tabelle 4.1).

Bezeichnung BeschreibungBekannte Falle Beispielsfalle v.a. des Rettungsdienstes Schwyz, hervor-

gegangen aus dem initialen Interview.Beschreibung des Einsatzortes Worte und Zahlen, welche den Einsatzort beschreiben.

Keine Koordinaten.Bezeichnung des Einsatzortes Siehe Einsatzort.Einsatz Umsetzung eines Notrufes; Verarbeitung eines Notrufes

im System.Einsatzkoordinaten Koordinaten, welche fur einen Einsatz im System ge-

speichert sind.Einsatzort Initial festgehaltener Ort des Notrufes, wie er in der Da-

tenbank erfasst wurde. Muss nicht zwingend der Reali-tat entsprechen.

Eintrag Datentupel, Eintrag in der Datenbank.Fall Verarbeitung eines Notrufes im System. Vgl. EinsatzNotfallort Effektiver Ort des Notfalles.Problematische Ortsbezeichnung Ortsbezeichnungen, welche in der Vergangenheit zu Pro-

blemen gefuhrt haben; gesuchte Ortsbezeichnungen.Statuskoordinaten Koordinaten, welche mit der Statusubermittlung der

Ambulanz an die ELZ mitgesandt werdenStatus 02 Status der Ambulanz: Am Einsatzort eingetroffen.Status 03 Status der Ambulanz: Mit Patient unterwegs - Ziel.Vorfallsort Siehe Notfallort.

Tab. 4.1: Nomenklatur der verwendeten Begriffe.

4.2 Initiales Interview mit den Leitern der Einsatzplanung und

des Datenmanagements

Zu Beginn der Datenanalyse wird zunachst das Gesprach mit Rainer Buchel, Abteilungsleiter Einsatz-

planung und Christian Buchi, Leiter Datenmanagement gesucht (04.02.2010). Dieses Gesprach dient der

Standortbestimmung und der Gewinnung von Hintergrundinformation uber die Daten sowie die Begleit-

umstande von deren Erhebung. Einige dieser Informationen, zum Beispiel jene zum Arbeitsablauf, sind

bereits in Kapitel 3.1 eingeflossen. Nachfolgend werden wichtige Erkenntnisse, welche fur die Entwicklung

der Methoden von Bedeutung sind, aufgezeigt.

Die Problematik unklarer Ortsbezeichnungen stosst bei SRZ auf grosses Interesse. So werden im Rahmen

des Gepraches verschiedene Beispiele bekannter Problemfalle aufgezeigt, welche vorwiegend aus dem Kan-

ton Schwyz stammen. Der Rettungsdienst Schwyz hat einige Falle gesammelt und manuell dokumentiert,

weshalb zu Beginn der Arbeit eine Liste von bekannten Problemfallen vorliegt. Diese sind allerdings raum-

lich sehr konzentriert und entsprechen auf den gesamten Datensatz bezogen einer thematisch und zeitlich

zufalligen Auswahl.

50

Nicola Chantal Lang Initiales Interview mit den Leitern der Einsatzplanung und des Datenmanagements

Erstellung der Typologie

Automatisierte Problemsuche

Manuelle Auswertung bekannter Fälle

Ergänzung mit manuell gefundenen Fällen

Ergänzung mittels Usability Studie

Provisorische Typologie

Schritt 2

Schritt 3

Schritt 5

Schritt 6

Schritt 7

Definitive Typologie

Lösungsvorschläge

Einbezug bekannter MethodenWeiterer Erkenntnisgewinn aus Interview

Lösungsansätze

Generelle Auswertung

Datenvorverarbeitung

Bereinigen der Datenbank

Geokodierung

Interview mit Leitern von Einsatzplanung und Datenmanagement

Hintergrund -informationen zu Daten / System

Hintergrundinformationen zu Arbeitsabläufen in ELZ und im

Einsatz

Arten

Veränderte Suche aufgrund Erkenntnisse aus Schritt 2

Synthese

Auswertungortsbezogener

Information

Datenbank

EinsatzdatenbankBekannte Fälle proble-

matischer Ortsbezeichnungen

Kennzahlen

Qualitativ

Quantitativ

Manuelle Mustersuche in bekannten Fällen

Veränderte Suche aufgrund Erkenntnisse aus Schritt 3

Schritt 1

Schritt 4

Kein Resultat

Extraktion einiger weniger

Beispielfälle

Abb. 4.1: Arbeitsablauf: Darstellung zum methodischen Vorgehenin der vorliegenden Arbeit. Aufgezeigt wird, wie die verschiedenenSchritte und Teilschritte, sowie deren Erkenntnisse und Resultate,zusammenhangen.

51

KAPITEL 4. METHODEN UND ERSTE DATENANALYSE Nicola Chantal Lang

Unklare Ortsbezeichnungen sind, laut den Interviewpartnern, vor allem im Sanitatsbereich kritisch, da die

zustandigen Rettungsdienste, im Vergleich zu den Feuerwehren, grosse Gebiete bedienen. Dadurch ist die

lokale Ortskenntnis der Einsatzkrafte der Sanitat um einiges weniger ausgepragt. Ausserdem prazisiert sich

der mutmassliche Einsatzort der Feuerwehr oft dadurch, dass ein Brand generell aus einer grosseren Distanz

ersichtlich ist. Dies fuhrt meist dazu, dass der Einsatzort nicht gesucht werden muss. Ausserdem resultiert

eine grossere Zahl an AnruferInnen, welche das Feuer bemerkt haben und die Ortsangabe prazisieren konnen.

Auch zu den Daten und dem System geben die beiden Befragten Auskunft. Beim Einsatzort, wie er vom

System erfasst wird, handelt es sich grundsatzlich um Angaben, welche bei der Eingabe bereits einer Orts-

uberprufung unterzogen werden. Es konnen also nur Einsatzorte bei der Fallerfassung angegeben werden,

welche in der Datenbank als solche vorhanden sind. Eine Ausnahme bildet die Ortsangabe ausschliesslich

uber Koordinaten, die – als Schweizer Landeskoordinaten oder geographische Koordinaten – ohne weitere

Ortsbezeichnung erfasst werden konnen. Es stellt sich daher keine Frage nach der Gultigkeit der Orts-

angaben, sondern nach der Richtigkeit des zu beschreibenden geographischen Referenten. Die effektiven

Koordinaten der ausgeruckten Ambulanzen konnen Aufschluss daruber geben, ob der Ort des Geschehens

dem ursprunglichen erfassten Einsatzort entspricht. Falls die Ambulanz den Status am Einsatzort eingetrof-

fen (= Status 02) oder Mit Patient unterwegs - Ziel (= Status 03) in der Nahe des Einsatzortes ubermittelt,

kann davon ausgegangen werden, dass der richtige Referent durch den Einsatzort bezeichnet wurde.

Falls der Ort zu Beginn der Einsatzmeldung nicht ganz klar ist, kann ein Platzhalter gewahlt werden,

beispielsweise Ortsmitte, welcher spater aktualisiert wird. Der Ort Ortsmitte ist aus der Perspektive des

Einsatzortes eine vage Annaherung. Aus Sicht der Datenbank ist er eine, fur jede Ortschaft festgehaltene,

X/Y-Koordinate. Damit genugt die Ortsmitte auch den Anforderungen der Ortsuberprufung. Wahrend der

genaueren Ortsabklarung wird die Ambulanz vom DisponentInnen bereits in Richtung dieser Ortsmitte

losgeschickt.

SRZ verwendet fur die Ortsuberprufung Geodaten verschiedenster Quellen, welche alle in unterschiedlichen

Intervallen aktualisiert werden, sich teils widersprechen oder noch nicht vollstandig erfasst sind. Werden

wahrend eines Einsatzes Fehler in den Daten oder fehlende beziehungsweise ungenugend ausgewiesene

Orte gemeldet, so werden diese in der Special-Addresses-Tabelle der Einsatzdatenbank aufgenommen. Die

Aktualisierung einzelner Daten erschwert die Datenhaltung und -pflege erheblich, da die Erganzungen mit

dem Einspielen neuer Daten wieder uberschrieben werden konnen.

Schliesslich aussern sich die Befragten zu den Einsatzen selbst. Notrufeinsatze sind mit dem Ausrucken

einer oder mehrerer Ambulanzen verbunden. Die Einsatzdatenbank enthalt aber auch Verlegungen und

allgemeine Krankentransporte. Diese konnen uber das Dispositionsgebiet hinausgehen und im Ausnahmefall

sogar Transporte ins Ausland beinhalten.

4.3 Datenvorverarbeitung

Um die Abfragen effizienter zu gestalten, wird die Datenbank zunachst von uberflussigen und fehlerhaften

Daten bereinigt. Ausserdem wird ein Teil der Daten geokodiert.

4.3.1 Bereinigung der Datenbank

Die Einsatzdatenbank von SRZ ist sehr umfangreich. Fur die Bearbeitung der Fragestellung genugen einige

wenige Tabellen. Selbst diese enthalten noch viele Daten, welche fur die vorliegende Arbeit nicht relevant

sind. Die Tabellen mit Informationen zu Einsatzen beinhalten Falle von Sanitat, Feuerwehr und Polizei.

52

Nicola Chantal Lang Generelle Auswertung der ortsbezogenen Information

Die beiden Letzteren werden fur die Analyse der Fragestellung nicht berucksichtigt. Wie bereits erlautert,

konnen die Feuerwehrfalle im Hinblick auf die Verstandlichkeit von Ortsbezeichnungen nicht gleichermas-

sen aussagekraftige Resultate bieten. Die Falle der Polizei laufen zwar ebenfalls uber dieselbe Datenbank,

gehoren aber grundsatzlich nicht zu SRZ. Sie werden zudem in Hinblick auf die Statusmeldungen nicht auf

dieselbe Art erfasst, was einen Vergleich erschwert.

In Bezug auf die Transportart ist davon auszugehen, dass die Verlegungsfahrten keine Probleme in der

Ortsbezeichnung mit sich bringen, da die Ausgangs- und Endpunkte der Fahrten jeweils Institutionen (zum

Beispiel Krankenhauser, Pflegeheime) sind, welche als solche in der Datenbank erfasst werden. Wie in

Kapitel 3.1.4 erlautert, enthalt die Tabelle Unit History die verschiedenen Status der Fahrzeuge. Fur die

Beschreibung des Einsatzortes sind allerdings lediglich die Status 02 und 03 wichtig. Falle, deren Koor-

dinaten ausserhalb des Dispositionsgebietes liegen, sind fur die Erstellung einer Typologie problematisch.

Darin enthalten sind Koordinaten, welche in anderen Kantonen als Zurich und Schwyz oder gar im Ausland

liegen. Dies ist von Beginn an eine spezielle Situation, da die Datenlage ausserhalb des Dispositionsgebietes

weitaus weniger ausfuhrlich ist, als innerhalb. Es kommen aber auch Falle vor, deren Koordinaten 0,0 oder

NULL sind. Es sind dies Einsatze, die nicht korrekt erfasst wurden und daher nicht sachdienlich sind.

Es gelten daher folgende Kriterien fur die Reduktion der bestehenden Daten:

• Es werden nur Sanitatsfalle betrachtet.

• Es werden keine Verlegungen berucksichtigt.

• Es werden nur Koordinaten der Status 02 und 03 verwendet.

• Es werden nur Falle mit Koordinaten in der Schweiz berucksichtigt.

4.3.2 Geokodierung

Nach dem Export der Datentabellen aus der Einsatzdatenbank von SRZ, liegen die Daten, mit Ausnahme

der SwissNames-Daten, erst als normale Datentupel, noch nicht aber als geometrische Objekte in der zu

bearbeitenden Oracle-Datenbank vor. Die Tabellen Event, Unit History, Special Addresses, SwissNames

und GeoPost enthalten jeweils zwei Spalten mit den x- und y-Werten als Schweizer Landeskoordinaten.

Anhand dieser Koordinatenwerte werden die einzelnen Daten geokodiert und somit in geometrische Objekte

verwandelt, welche fur raumliche Abfragen sowie fur die Darstellung benotigt werden. Mit Ausnahme der

Tabelle GeoPost, liegen samtliche Koordinaten in Millimetern vor. Dies muss bei der weiteren Verarbeitung

berucksichtigt werden, wird aber nicht in den Daten angepasst.

4.4 Generelle Auswertung der ortsbezogenen Information

Um den Umgang mit Ortsbezeichnungen auszuwerten, stellt sich primar die Frage, welche Art von ortsbe-

zogener Information uberhaupt im Datenkorpus vorhanden ist. Fur die Beantwortung dieser Grundfrage

werden die Tabelle Event und die darin enthaltenen ortsbezogenen Spalten qualitativ und quantitativ aus-

gewertet. Zur besseren Verstandlichkeit werden fur die Spaltennamen Aliasse vergeben (Tabelle 4.2).

4.4.1 Qualitativ

Der Notfallort wird einerseits durch Koordinaten beschrieben, andererseits durch andere, nicht numerische

Ortsbezeichnungen. Darin konnen wiederum zwei Hauptarten der Ortsbeschreibung unterschieden werden.

53

KAPITEL 4. METHODEN UND ERSTE DATENANALYSE Nicola Chantal Lang

Tabellenspalte AliasEFEANME StrassennameESTNUM HausnummerECOMPL Allgemein bekannter OrtEAPT Wohnungsnummer/-zusatzEAREA UmgebungsbeschreibungEMUN Ortschaft

Tab. 4.2: Attribute der Tabelle Event mit Raumbezug und deren Ali-asse.

Die Spalten Strassenname, Hausnummer und Ortschaft enthalten die Komponenten einer gewohnlichen

Strassenadresse:

<Winterthurerstrasse, 190, Zurich>

Dem gegenuber steht die Spalte allgemein bekannter Ort, welcher zusammen mit der Spalte Ortschaft die

umgangssprachliche Beschreibung eines allgemein bekannten Ortes darstellt:

<Rest Mensa Uni Irchel, Zurich>

Dabei muss beachtet werden, dass es sich beim Inhalt Rest Mensa Uni Irchel der Spalte allgemein bekannter

Ort um einen einzigen Ausdruck handelt. Die Tatsache, dass das Restaurant Mensa innerhalb der Uni Irchel

zu finden ist, geht dadurch verloren. Hinzu kommen schliesslich die Spalten Wohnungsnummer/-zusatz

und Umgebungsbeschreibung, welche mittels Zusatzinformationen zur Wohnung respektive einer weiteren

Umgebungsbeschreibung die bestehenden Eintrage prazisieren.

Mittels manueller Durchsicht kann festgestellt werden, dass die Spalten nicht immer das enthalten, was die

Beschreibung vorgibt. Zudem kommen die Ortsangaben in fast beliebiger Zusammensetzung der Spalten vor.

Die Angaben variieren also von einer vollstandigen Adresse mit erganzenden Angaben bis hin zum Eintrag

in einem einzigen Feld. Es kommen Platzhalter, wie Ortsmitte hinzu. Dort, wo die Adresse aufgrund der

Rufnummernauflosung schon bei der Eroffnung des Falles vorhanden war, ist auch diese in den Daten zu

finden.

4.4.2 Quantitativ

In Tabelle 4.3 ist die qualitativ beschriebene Analyse der Tabelle Event in Zahlen ausgedruckt. Gesamthaft

enthalt die Event-Tabelle 179’668 Eintrage. Die Spalte Eintrage zeigt fur jede Art der Ortsbeschreibung fur

wieviele Tupel Eintrage im entsprechenden Feld enthalten sind. Die restlichen Tupel enthalten folglich den

Wert NULL. In der ersten Spalte Anteile ist ersichtlich, welchen Prozentsatz aller Eintrage in der gesamten

Tabelle die entsprechenden Eintrage pro Attribut ausmachen. In der Spalte Verschiedene Eintrage wird

aufgezeigt, wieviele verschiedene Eintrage es gibt und in der zweiten Spalte Anteile wird deren Anteil an

den Gesamteintragen pro Spalte dargestellt. Die Spalte Strassenname enthalt also fur 170’254 Datentupel

Eintrage, was bedeutet, dass 95% der Tupel mit einem Eintrag belegt sind. Werden alle Strassennamen

betrachtet, lasst sich feststellen, dass die Felder nur 10’331 unterschiedliche Namen beinhalten. 6% der

Eintrage in der Spalte Strassennamen beinhalten alle Namen, welche uberhaupt als Eintrag je in einem

Feld jener Spalte auftreten. Wie zu erwarten, sind mit Strassennamen, Hausnummern und Ortschaften die

gewohnlichen Adressen die meistbelegten Spalten. 71% der Eintrage werden allein durch eine vollstandige

54

Nicola Chantal Lang Erstellung einer Typologie

Adresse beschrieben. Die Wohnungszusatze und Umgebungsbeschreibungen hingegen machen einen sehr

geringen Anteil der Gesamtzahl der Eintrage aus. Rund ein Funftel aller Eintrage enthalten Informationen

unter allgemein bekannter Ort. Der Platzhalter Ortsmitte wird in einem sehr geringen Anteil der Falle

verwendet.

Eigenschaft Eintrage Anteil Verschiedene Anteil[%] Eintrage [%]

Eintrage in der Tabelle 179’668 100 65’701 37Adresse durch Rufnummer 80’765 45 37’611 47Strassennamen 170’254 95 10’331 6Hausnummern 152’906 85 1’492 1Allgemein bekannte Orte 36’608 20 8’124 22Wohnungszusatze 37 <0.1 13 35Umgebungsbeschreibungen 10’282 6 414 4Ortschaften 178’080 99 548 <1Alle Felder belegt 0 0 0 0Nur komplette Adresse 128’505 72 51’199 40Nur bekannter Ort/Ortschaft 5’589 3 1’172 21Ohne Strassennamen 9’414 5 2’237 24Platzhalter Ortsmitte 1’652 1 1 <1

Tab. 4.3: Quantitative Auswertung der ortsbezogenen Eintrage in derEvent-Tabelle. Es handelt sich um Eintrage zu Einsatzen mit effektivausgeruckten Ambulanzen zwischen August 2005 und Februar 2010.Die erste Spalte Anteile zeigt die Anteile der Eintrage, die sich auf diegesamte Zahl an Eintragen in der Tabelle beziehen. Die Spalte ver-schiedene Eintrage bezieht sich auf die Anzahl sich unterscheidenderEintrage. Die zweite Spalte Anteile zeigt den Anteil der verschiedenenEintrage an den Gesamteintragen pro Attribut.

Die Eintrage der ortsrelevanten Informationen sind nicht immer in den zu erwartenden Attributspalten

der Event-Tabelle enthalten. Dies ist in Tabelle 4.4 ersichtlich. Erwartungsgemass sind die meisten in der

Einsatzdatenbank als Ortschaft eingetragenen Bezeichnungen auch als Ortschaften im GeoPost- und als

Name und zu einem kleineren Teil als Gemeinde im SwissNames-Datensatz zu finden. Allerdings gibt es

auch einige Ortschaften, welche im GeoPost-Datensatz einer Strasse entsprechen. Die Strassennamen der

Einsatzdatenbank entsprechen wie erwartet vorwiegend den Strassen im GeoPost-Datensatz. Hierbei gibt

es allerdings einen grosseren Teil, welcher auch durch andere Attributspalten erklart wird. Mehr als 600

Strassennamen sind im SwissNames-Datensatz enthalten. Dieser beinhaltet zwar einen Objekttyp Strasse,

da aber in der Landeskarte nur vereinzelte Strassen beschriftet werden, ist nicht mit einer solch grossen Zahl

zu rechnen. Diese ist vorwiegend durch die Nennung von Weilern als Strassennamen in der Event-Tabelle zu

begrunden. Umgekehrt sind Umgebungsbeschreibungen und allgemein bekannte Orte tendentiell als Name

in der SwissNames Datenbank zu finden.

Die Resultate uberschneiden sich, da viele Bezeichnungen sowohl im GeoPost- wie auch im SwissNames-

Datensatz enthalten sind (vgl. Kapitel 3.2.4). Ausserdem fehlen viele Eintrage. Dies ist auf die vernachlas-

sigte Normalisierung der Daten im Hinblick auf die Schreibweise zuruckzufuhren.

4.5 Erstellung einer Typologie

Nach der Vorbereitung und einer primaren Analyse, gilt es in erster Linie die Frage zu beantworten, ob an-

hand der Datenbank von SRZ eine Typologie problematischer Ortsbezeichnungen erstellt werden kann. Wie

55

KAPITEL 4. METHODEN UND ERSTE DATENANALYSE Nicola Chantal Lang

Spalte GeoPost SwissNamesStrasse Ortschaft Name Gemeinde

Ortschaften 41 244 244 169Strassennamen 6654 197 673 136Umgebungsbeschreibung 53 90 177 73Allgemein bekannte Orte 407 210 751 132

Tab. 4.4: Auswertung der Eigenschaften der Eintrage in den ortsbe-zogenen Spalten der Event-Tabelle. Gezeigt wird, in welchen Spaltender GeoPost- und SwissNames-Tabelle die Eintrage in den einzelnenSpalten der Event-Tabelle zu finden sind. 41 Ortschaftsnamen sind imGeoPost-Datensatz als Strassen enthalten. Die Bezeichnungen in denSpalten Ortschaft (GeoPost) und Name (SwissNames) entsprechen je244 Namen der Spalte Ortschaften der Event-Tabelle. 169 Ortschaf-ten entsprechen ausserdem einem Gemeindenamen der SwissNames-Tabelle.

zu Beginn dieses Kapitels dargelegt wurde, umfasst die Erstellung der Typologie sieben Schritte. Zunachst

findet eine Sichtung der bekannten Falle statt. Danach wird in drei Iterationen automatisiert vorgegan-

gen. Es folgt eine manuelle Klassifikation anhand der bekannten Falle. Die so entstandene provisorische

Typologie wird in zwei weiteren Iterationen angepasst und erganzt.

4.5.1 Schritt 1: Extraktion von Mustern in bekannten Fallen

In einer ersten manuellen Betrachtung der bekannten Falle wird versucht, einfache Muster aus den Daten

zu extrahieren, welche eine Indikation fur das Vorgehen bei der automatisierten Problemsuche bilden. Die

bekannten problematischen Einsatze unterscheiden sich aber untereinander sehr stark, so dass keine verwend-

bare Regelmassigkeit zu erkennen ist. Es muss auf die Hintergrundinformationen der Daten zuruckgegriffen

werden.

4.5.2 Schritt 2: Problemextraktion anhand von Einsatz- und Status-02-Koordi-

naten

Die gravierendste Auswirkung einer unklaren Ortsbezeichnung ist das Aufsuchen eines falschen Notfallortes.

In diesem Fall trifft die Ambulanz zwar am Einsatzort ein und ubermittelt entsprechenderweise den Status

02, es wird dort aber keine PatientIn vorgefunden. Der eigentliche Vorfallsort entspricht also nicht dem

Ankunftsort der Ambulanz.

Sowohl fur die Einsatzorte als auch fur die Statusmeldungen sind Koordinaten in der Datenbank enthal-

ten (vgl. Kapitel 3.1.4 und 3.1.4). Daher kann aufgrund eines Vergleichs der beiden ermittelt werden, ob

Einsatzort und Ort des Status 02 ubereinstimmen.

Verarbeitung / Vorgehen

Fur jeden Einsatz wird die Distanz zwischen den Einsatzkoordinaten und den Status-02-Koordinaten be-

rechnet. Da die Ambulanz nicht zwingend direkt an den Notfallort heranfahren kann, wird ein Umkreis von

50 Metern um den Einsatzort gutgeheissen. Alle Einsatze, bei denen die berechnete Distanz grosser als 50

Meter ist, sind potentiell problematisch.

Erkenntnisse

Beim Versuch, die Distanzen zwischen Einsatzort und Ort des Status 02 zu ermitteln, wurde festgestellt,

dass Falle vorkommen, bei welchen die Distanz exakt 0 Meter ist. Dies weist darauf hin, dass die Falle

56

Nicola Chantal Lang Erstellung einer Typologie

nachbearbeitet wurden. Eine Distanz von exakt 0 Metern kann nahezu ausgeschlossen werden, besonders

bei einer Auflosung von Millimetern. Die Tatsache, dass Falle nachbearbeitet werden, wird auf Nachfrage

hin von SRZ bestatigt. Dies fuhrt dazu, dass die generierte Datenreihe, welche die 0 Meter-Werte enthalt,

fur den vorliegenden Datensatz nicht zur Beurteilung verwendet werden kann.

4.5.3 Schritt 3: Problemextraktion anhand von Einsatzort, Status-02- und

Status-03-Koordinaten

Durch die Erkenntnisse der ersten Iteration der automatisierten Problemsuche, ergibt sich eine grundsatzlich

neue Ausgangslage. Da einzelne Einsatzkoordinaten nachbearbeitet werden, stimmen die Koordinaten des

Einsatzortes nicht mehr mit der zugehorigen Beschreibung des Einsatzortes uberein.

Verarbeitung / Vorgehen

Aus der veranderten Ausgangslage ergeben sich zwei Vorgehensweisen, um Einsatze mit problematischen

Ortsbezeichnungen zu extrahieren:

1. Da die Einsatzkoordinaten zum Teil nachbearbeitet werden und dadurch mit den Koordinaten des

Status 02 ubereinstimmen, konnen diese nicht verwendet werden. Fur die Suche problematischer Falle

mittels Einbezug der Ambulanzdaten muss daher ausschliesslich mit den Statuskoordinaten gearbei-

tet werden. Besteht eine Diskrepanz zwischen Status-02- und Status-03-Koordinaten – der Vorfallsort

wurde also nicht dort erreicht, wo die PatientIn schliesslich aufgeladen wurde – weist dies auf eine

problematische Ortsbezeichnung hin. Um der Frage nachzugehen, ob die Orte der beiden Status-

meldungen ubereinstimmen, werden wiederum die Distanzen zwischen den jeweiligen Koordinaten

berechnet. Auch hier gelten Distanzen, die grosser als 50 Meter sind, als fehlende Ubereinstimmung.

2. Um zu ermitteln, ob die Einsatzkoordinaten mit der entsprechenden Beschreibung des Einsatzortes

ubereinstimmen, und so herauszufinden, welche Falle nachbearbeitet wurden, wird aus der GeoPost-

Tabelle der zu jeder Einsatzkoordinate nachste Nachbar ermittelt. Damit erhalt jede Einsatzkoordi-

nate die Adresse des nachstgelegenen Gebaudes. Mittels Textvergleich wird schliesslich der Einsatzort

mit dem nachsten Nachbar der Einsatzkoordinate abgeglichen.

Erkenntnisse

Aus den Resultaten des ersten Ansatzes ergibt sich erneut die Tatsache, dass mehr als 50% der berechneten

Distanzen – diesmal zwischen den Koordinaten von Status 02 und Status 03 – exakt 0 ergeben. Dies

deutet darauf hin, dass fur all diese Falle auch die Status nachbearbeitet wurden. Da daher auch hier keine

sinnvollen und damit verwertbaren Ergebnisse gewonnen werden konnen, wird der zweite Ansatz bereits in

der Implementierungsphase abgebrochen. Erneut wird Rucksprache mit SRZ genommen. Auch die Ablaufe

im System werden untersucht.

Eine Nachbearbeitung der Koordinaten wird nicht im eigentlichen Sinne vorgenommen. Falls die Koordi-

naten oder Ortsbezeichnungen berichtigt oder verandert werden, geschieht dies durch das Anlegen eines

zweiten Datentupels fur denselben Einsatz in der Event-Tabelle und nicht durch die Korrektur bestehender

Eintrage. Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse wird die Erfassung der Koordinaten im Live-Betrieb uber-

pruft. Dabei kann nachgewiesen werden, dass die Koordinaten des Status 02 fehlerhaft sind. Sie werden zwar

in der Log-Datei der Ubermittlung von der Ambulanz an die ELZ festgehalten, aber beim Eintrag in die

Datenbank unmittelbar mit der Einsatzkoordinate uberschrieben. Grund hierfur ist eine fehlerhafte Einstel-

lung im ELS. Ein Parameter steuert fur jeden Status, ob das ELS die ubermittelten Daten der Ambulanz

57

KAPITEL 4. METHODEN UND ERSTE DATENANALYSE Nicola Chantal Lang

oder aber die Einsatzkoordinaten ubernimmt. Man ging bei SRZ falschlicherweise von einer Ubernahme der

Ambulanzdaten in die Datenbank aus. Die Status-03-Koordinaten werden im Live-Betrieb korrekt uber-

nommen. Der Ansatz, den Einsatzort mit dem zu den Koordinaten zugehorigen Ort zu vergleichen, kann

daher nicht zur Extraktion von Problemfallen verwendet werden. Eine fehlerhafte Einstellung im ELS fuhrt

also dazu, dass sich die Ausgangslage noch einmal grundsatzlich andert und der Ansatz erneut uberdacht

werden muss. Als Folge dieser Erkenntnisse konnte jedoch die Software geandert und damit die Fehlerquelle

behoben werden.

4.5.4 Schritt 4: Problemextraktion anhand von Aktualisierungen sowie Einsatz-

und Status-03-Koordinaten

Ausgangslage

Die veranderte Datenlage bringt zwei neue Ansatze hervor, welche Aufschluss uber problematische Ortsbe-

zeichnungen geben sollen.

• Einsatze, welche zwei oder mehr Eintrage in der Event-Tabelle aufweisen, werden uberpruft.

• Da die originalen Einsatzkoordinaten nach wie vor vorhanden sind, kann wieder auf den ursprungli-

chen Ansatz des Vergleiches zwischen Einsatz- und Statuskoordinaten zuruckgegriffen werden. Dieses

Mal werden die Status-03-Koordinaten zur Distanzberechnung gewahlt. Falls die PatientIn nicht am

Einsatzort aufgeladen wird, war die Ortsbezeichnung moglicherweise falsch.

Verarbeitung / Vorgehen

An jeden Eintrag wird die zuhorige Status-03-Information angehangt. Dies ist wichtig, da bei einer allfalligen

Aufdatierung des Einsatzortes beide Eintrage des Falles dem entsprechenden Status 03 gegenubergestellt

werden mussen.

Sobald im ELS ein Einsatz aktualisiert wird, kommt ein neuer Eintrag mit derselben Einsatz-ID und allen

bisherigen, sowie den veranderten Daten hinzu. Tabelle 4.5 zeigt eine solche Eintragsserie. In manchen

Fallen werden lediglich weitere Informationen zur PatientIn aufdatiert, in anderen Fallen wird aber auch die

Ortsinformation aktualisiert. Letztere Falle sind diejenigen, welche in der Ermittlung von problematischen

Ortsbezeichnungen eine wesentliche Rolle spielen.

Zunachst werden all diejenigen Einsatze extrahiert, welche mehrere Eintrage enthalten und in einer der

ortsrelevanten Spalten verschiedene Bezeichnungen aufweisen. In einem weiteren Schritt werden pro Ein-

satz die sich unterscheidenden Ortsbezeichnungen einander gegenubergestellt. Tabelle 4.6 zeigt eine solche

Zusammenstellung.

Fur jeden Fall werden folgende Unterscheidungen durchgefuhrt:

1. Wurde der Fall aktualisiert? Falls ja: Stimmen die beiden Adressen uberein?

2. Existiert ein zugehoriger Status 03? Falls ja: Distanz zwischen Einsatzkoordinate und Status-03-

Koordinate berechnen.

Ein Fall gilt als potentiell problematisch, falls die Adressen nicht ubereinstimmen oder eine Mindestdistanz

uberschritten wird. Diese wird indes infolge der Durchsicht der Daten und einer weiteren Rucksprache mit

SRZ auf einen Toleranzwert von 200 Metern erhoht.

58

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Typ

ologie

Nr. EID Zeit Allg.bek.Ort Strasse Ortschaft PatientIn GeburtsdatumX Y1 123 20100101091122 Irchel Finnenbahn − Zurich Musterfrau − 683506 2500762 123 20100101092233 Irchel Finnenbahn − Zurich Musterfrau 01.01.1985 683506 2500763 123 20100101093344 Rest Mensa Uni Irchel Winterthurerstrasse Zurich Musterfrau 01.01.1985 683800 250140

Tab. 4.5: Beispielsfall, bei welchem sich die ortsrelevante Informationzwischen den Eintragen unterscheidet.

EID Allg.bek.Ort 1 Allg.bek.Ort 2 Strasse 1 Strasse 2 Ortschaft1

Ortschaft2

123 Irchel Finnenbahn Rest Mensa Uni Irchel − Winterthurerstrasse Zurich Zurich

X 1 Y 1 X 2 Y 2683506 250076 683800 250140

Tab. 4.6: Beispielsfall, bei welchem sich die ortsrelevante Informationzwischen den Fallen unterscheidet. Gegenuberstellung der einzelnenOrtsbezeichnungen.

59

KAPITEL 4. METHODEN UND ERSTE DATENANALYSE Nicola Chantal Lang

Komplexitat

Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Datenbank zeigt sich, dass die Daten eine weitaus grossere

inharente Komplexitat aufweisen als zunachst angenommen. In einem iterativen Prozess werden daher

Fallunterscheidungen hinzugefugt, um den unterschiedlichen Konstellationen von Anzahl Aktualisierungen,

Anzahl Status-03-Meldungen, Art der Adresse sowie Distanzen gerecht zu werden.

Die Einsatze werden zunachst nach Anzahl der Eintrage pro Fall unterschieden, da die weitere Auswertung

davon abhangt. Falle mit nur einem Eintrag wurden mit Sicherheit nicht aktualisiert und mussen daher

gesondert behandelt werden. Falle mit mehr als zwei Eintragen mussen ebenfalls speziell behandelt werden,

da die Gegenuberstellung komplexer ausfallt. Danach werden fur jeden Einsatz mit zwei oder mehr Eintra-

gen, bei denen die raumliche Information ubereinstimmend ist, die Eintrage zu einem einzelnen reduziert.

Bleiben danach trotzdem noch mehrere Eintrage, wird der Fall der entsprechenden Gruppe zugeordnet (vgl.

Abbildung 4.2).

Da Falle mit nur einem Eintrag nicht akualisiert wurden, kann hier nur die Fallunterscheidung bezuglich

Status 03 durchgefuhrt werden. Existiert keine Status-03-Koordinate, kann der Fall nicht berucksichtigt

werden. Existiert ein Status 03, wird die Distanz zwischen diesem und der Einsatzkoordinate berechnet.

Ausserdem wird in den Geodaten der nachste Nachbar der Status-03-Koordinate bestimmt und mit der

Beschreibung des Einsatzortes verglichen.

Falle mit zwei Eintragen wurden nicht zwingend aktualisiert. Es ist auch moglich, dass zwei unterschiedliche

Status-03-Meldungen vorhanden sind. Daher wird dies zunachst unterschieden. Aufdatierte Falle werden

aufgeteilt in Falle mit und ohne Status 03. Bei mehreren Status-03-Meldungen wird zwischen einem und

mehreren Fahrzeugen differenziert. Bei Fallen ohne Status 03 werden die Beschreibung des ersten Ein-

satzortes mit dem aufdatierten verglichen. Ausserdem werden die Distanzen zwischen den ensprechenden

Einsatzkoordinaten verglichen. Diese Vergleiche fuhren zu weiteren Fallunterscheidungen.

Fur Falle mit mehr als zwei Eintragen geht die Unterteilung bedeutend weiter. Wiederum wird zwischen

aktualisierten Fallen und Einsatzen mit mehr als einer Status-03-Meldung unterschieden. Es treten nun

aber auch verschiedenste Kombinationen dieser beiden Moglichkeiten auf. Ein Fall besitzt gar 24 Status-

03-Meldungen.

Betrachtet man lediglich den Adressvergleich, zeigt sich, dass bereits dieser sehr komplex ist. Bei der Ge-

genuberstellung zwischen den Beschreibungen zweier Einsatzorte werden in erster Linie die Felder gleicher

Attribute miteinander verglichen. Wie aber aus Kapitel 4.4.2 hervorgeht, sind die Konstellationen, welche

zur Beschreibung eines Einsatzortes fuhren, sehr verschieden und die Information ist nicht immer im rich-

tigen Feld untergebracht. Beim Vergleich zwischen einem Einsatzort und der nachsten Adresse zum Status

03 werden die zu vergleichenden Attribute basierend auf der Auswertung in Tabelle 4.4 gewahlt. So wird

beispielsweise der Eintrag des Feldes Strasse mit dem Eintrag der GeoPost-Strasse verglichen, wahrend

der allgemein bekannte Ort mit dem Namen des SwissNames-Datensatzes verglichen wird. Ein weiterer

Punkt, der bei den Adressvergleichen zu berucksichtigen ist, sind die Unterschiede in der Schreibweise,

welche aus den verschiedenen Quellen der Geodaten hervorgehen. Die Ortbeschreibungen mussen daher

zunachst normalisiert werden.

Die bisher geschilderten Fallunterscheidungen bilden die Grundlage fur die Extraktion von moglichen Pro-

blemfallen und deren Unterteilung zur Erstellung einer Typologie. Aus der manuellen Durchsicht der Daten,

sowie der bekannten Falle geht hervor, dass nicht immer eine Ubereinstimmung zwischen den Resultaten

von Adressvergleich und Distanz besteht. Stimmen die Adressen beispielsweise nicht uberein, heisst dies

60

Nicola Chantal Lang Erstellung einer Typologie

Abb. 4.2: Erste Fallunterscheidung in der dritten Iteration der auto-matisierten Extraktion problematischer Ortsbezeichnungen. Nach derZusammenfuhrung von Event und Status 03 Information wird nachAnzahl Eintragen pro Fall unterschieden. Durch die Aktualisierungvon PatientInneninformationen konnen mehrere Eintrage entstehen.Da diese aber nicht ortsrelevant sind, werden sie als versteckte Ein-trage angezeigt und in die entsprechende Gruppe zuruckgefuhrt. Dieangegebenen Zahlen entsprechenen zum einen der gesamten AnzahlFalle und zum anderen den bekannten Fallen.

noch nicht, dass es sich um einen Problemfall handelt: Befindet sich der Einsatzort an einer Kreuzung,

halt die Ambulanz moglicherweise an einer Querstrasse, welche entsprechend einen anderen Strassennamen

aufweist. Die Distanz kann dabei weniger als zwanzig Meter betragen. Bereits das Zusammenspiel zwischen

Distanz und dem reinen Vergleich von Strasse und Ortschaft selbst lasst verschiedenste Kombinationen mit

jeweils unterschiedlichen Interpretationen zu (vlg. Tabelle 4.7).

Aufgrund der inharenten Komplexitat der bestehenden Daten wird die automatische Extraktion von Pro-

blemfallen aus der Datenbank nach den aufgezeigten Analysen abgebrochen. Zur weiteren Illustration der

61

KAPITEL 4. METHODEN UND ERSTE DATENANALYSE Nicola Chantal Lang

Distanz >200 Meter

0 Meter < Distanz <200 Meter

Distanz = 0 Meter

Strassegleich,Ortschaftgleich

Wird als Ubereinstimmung akzeptiert.

Strassegleich,Ortschaftungleich

Problemfall,weiterauswerten.

Wird als Ubereinstim-mung akzeptiert. MoglicheUrsache fur Adressun-gleichheit: Ortsrand, fruheStatus 03 Ubermittlung. Wurde nachbearbeitet/

uberschrieben. Kannnicht bewertet werden.

Strasseungleich,Ortschaftgleich

Wird als Ubereinstim-mung akzeptiert. MoglicheUrsache fur Adressun-gleichheit: Querstrasse,fruhe Status 03 Ubermitt-lung.

Strasse un-gleich, Ort-schaft un-gleich

Wird als Ubereinstim-mung akzeptiert. MoglicheUrsache fur Adressun-gleichheit: Ortsrand, fruheStatus 03 Ubermittlung.

Tab. 4.7: Zusammenspiel zwischen Distanz und dem reinen Vergleichvon Strasse und Ortschaft. Kombinationen und deren Interpretation.

Komplexitat zeigen die Abbildungen 4.3 bis 4.5 provisorische Flussdiagramme der Fallunterscheidungen.

Es handelt sich dabei um Arbeitsdiagramme, die beim letzten Stand der Analyse vor dem Abbruch aktuell

waren. Diese enthalten Verweise zu den Abfragenamen, sowie weitere provisorische Kommentare und Stut-

zen fur die weitere Arbeit. Sie erheben weder einen Anspruch auf Vollstandigkeit, noch auf vollumfangliche

Nachvollziehbarkeit fur LeserInnen, welche die bezeichneten Abfragen nicht vor sich haben. Es sind pure

Zwischenresultate zur Veranschaulichung der Komplexitat.

Glaubwurdigkeit der Statusdaten

Im Rahmen der Analyse wird ausserdem ein der Autorin personlich bekannter Einsatz naher analysiert,

um die Tiefen der Einsatzinformationen besser zu verstehen. Dieser Fall wird mit Erlaubnis des betroffenen

Patienten weiter ausgefuhrt.

Es handelt sich um einen Patienten mit vermutetem Herzleiden. Auf Grund der Indikation (Herzleiden) wird

zusatzlich zur Ambulanz der First Responder der Feuerwehr aufgeboten. Die beiden Fahrzeuge treffen – ohne

Komplikationen – nach sehr kurzer Zeit beim Notfallort ein. Der First Responder fahrt eine Viertelstunde

spater wieder zuruck, die Ambulanz nimmt den Patienten zur Uberwachung ins Spital mit.

Betrachtet man die Statusmeldungen zu diesem Einsatz, wirkt er um einiges komplizierter. Es sind Status-

meldungen fur drei Teams und nicht fur zwei zu finden. Ausserdem konnen deren geographische Koordinaten

nicht dem eigentlichen Verbleib der Ambulanz entsprechen. Eine Koordinate ist beispielweise auf der Al-

biskrete im Wald zu finden. Abbildung 4.6 zeigt die Orte der Statusmeldungen dieses Falles.

62

Nicola Chantal Lang Erstellung einer Typologie

Abb. 4.3: Provisorische Flussdiagramme der Fallunterscheidungen inder dritten Iteration der automatisierten Extraktion problematischerOrtsbezeichnungen (1).

63

KAPITEL 4. METHODEN UND ERSTE DATENANALYSE Nicola Chantal Lang

Abb. 4.4: Provisorische Flussdiagramme der Fallunterscheidungen inder dritten Iteration der automatisierten Extraktion problematischerOrtsbezeichnungen (2).

64

Nicola Chantal Lang Erstellung einer Typologie

Abb. 4.5: Provisorische Flussdiagramme der Fallunterscheidungen inder dritten Iteration der automatisierten Extraktion problematischerOrtsbezeichnungen (3).

65

KAPITEL 4. METHODEN UND ERSTE DATENANALYSE Nicola Chantal Lang

Bei der manuellen Durchsicht der restlichen Einsatze fallen weitere Inkonsistenzen auf:

• Status-03-Koordinaten befinden sich vielerorts in einem Umkreis von einigen hundert Metern Entfer-

nung des Einsatzortes.

• Status 02, 03 und 04 werden in verschiedenen Fallen innert Sekunden – kurz vor der Spitaleinfahrt –

durch das Team ubermittelt.

• Die zeitlich-raumliche Abfolge einiger Statusmeldungen kann aufgrund der, in der angegebenen Zeit

nicht bewaltigbaren Distanzen, nicht stimmen. So musste eine Ambulanz beispielsweise die Strecke

Affoltern am Albis - Zurich Triemli von ca. 22 Kilometern in drei Minuten bewaltigt haben.

• Es gibt Status-02-Koordinaten, welche nicht durch die ursprunglichen Koordinaten uberschrieben

werden. Dabei ist allerdings keine Regelmassigkeit zu erkennen.

0.0 0.5 1.0

Kilometer

Spital

First Responder

Einsatzort

Statusmeldungen

Abb. 4.6: Orte der Statusmeldungen eines der Autorin bekannten Fal-les. Statusmeldungen dieses Falles stammen von der Basis des FirstResponders, vom Spital, vom Einsatzort, aber auch vom mit Status-meldungen bezeichneten Ort. Letztere konnen durch ihren Standortnichts mit dem eigentlichen Ort der Ambulanz oder des First Respon-ders zu tun haben. Quelle der Landeskarte: Bundesamt fur Landes-topografie DV074102.

Fazit

Die automatisierte Auswertung kann aufgrund der Komplexitat, der zu unterscheidenden Konstellationen

nicht durchgefuhrt werden. Es muss differenziert werden nach der Anzahl von Eintragen pro Einsatz, der

66

Nicola Chantal Lang Erstellung einer Typologie

zugehorigen Statusinformation und der Art der Ortsinformation, in welcher der Einsatzort vorliegt. Vor

allem aber ist die Statusinformation nicht verlasslich genug, um darauf aufbauend Aussagen zu generieren.

Dennoch konnen einige Beobachtungen aus der Analyse entnommen werden. Beispielsweise stimmen die

Schreibweisen einiger Objekte in den verschiedenen Quelldaten nicht uberein. Zudem wurden einige weitere

Beispielsfalle gesichtet, welche in den nachsten Prozessschritt, die manuelle Verarbeitung der bekannten

Falle, einfliessen.

4.5.5 Schritt 5: Auswertung der bekannten Problemfalle

Aufgrund der inharenten Komplexitat der vorliegenden Datengrundlage dieser Arbeit erfolgt keine Imple-

mentierung der direkten automatischen Extraktion problematischer Falle aus der Datenbank.Als zusatzlich

erschwerend wirkt zudem, dass die Genauigkeit der Status-Koordinaten nicht genau verifiziert werden kann.

Aus diesen Grunden wird eine alternative Losung ausgearbeitet, die auf die vorliegenden bekannten Bei-

spielsfalle des Rettungsdienstes Schwyz zuruckgreift. Diese manuell dokumentierten 62 Falle konnen einzeln

ausgewertet werden, obwohl sie nur teilweise eine Referenz zu einem in der Einsatzdatenbank erfassten Fall

aufweisen. Fur die restlichen Einsatze ist lediglich vermerkt, welches der vermeintliche beziehungsweise der

tatsachliche Einsatzort ist.

Vorgehen

Zunachst wird untersucht, wo das genaue Problem liegt und ob klar ist, wieso es zur Verwechslung des

vermeintlichen und des echten Notfallortes gekommen ist. Dafur werden Skizzen und Beschreibungen jedes

Einzelfalles erstellt. Die Falle werden im Kontext der einsatzbezogenen Daten in den Tabellen Event, Aeven,

Unit History, der Geodaten in den Tabellen Special Addresses, GeoPost und SwissNames, sowie der interak-

tiven Karte der Schweizer Suchmaschine Search.ch1 und dem Browser-basierten GIS (WebGIS) des Kantons

Schwyz2 betrachtet. Falls unklar bleibt, wieso es zur Verwechslung gekommen ist oder der tatsachliche Ein-

satzort nach wie vor unklar ist, werden weitere Recherchen zum Fall in den Gesprachsaufzeichnungen und

uber den Einsatzort in Google3 getatigt.

Die beurteilten Falle werden aufgrund von Gemeinsamkeiten und in Anlehnung an die in Kapitel 2.5

erstellte Typologie sowie generelle Informationen aus den theoretischen Grundlagen (vgl. Kapitel 2) zu

Klassen, Typen und Subtypen aggregiert und systematisch benannt.

Erkenntnisse

Mittels dieses Vorgehens wird eine provisorische Typologie problematischer Ortsbezeichnungen erstellt (vgl.

Tabelle 4.8). Diese beruht aber erst auf einer Auswahl von 62 manuell festgehaltenen Fallen, weshalb sie

in den nachsten Schritten noch erganzt wird. Einzelne der bekannten Falle treffen auf mehr als einen

Problemtyp zu, weshalb sich die Summe der Falle auf mehr als 62 belauft. Der Hintergrund von vier

Fallen bleibt auch nach einiger Nachforschung unklar. Mit 21 respektive 27 Fallen weisen die topologischen

Granularitaten sowie umgangssprachliche/allgemein bekannte Orte mit Abstand am meisten Falle auf.

1map.search.ch2webmap.sz.ch3google.com

67

KAPITEL 4. METHODEN UND ERSTE DATENANALYSE Nicola Chantal Lang

Bezeichnung provisorisch Bekannte Falle

Mehrdeutigkeiten 6

Topologische Granularitaten 21

Grenzgebiete 4

Umgangssprachliche Bezeichnungen / Allgemein bekannte Orte 27

Semantische Granularitaten 1

Orthographische Probleme 5

Unklar 4

Tab. 4.8: Provisorische Typologie, welche den Befragten vorgelegtwurde, mit der Anzahl der zugehorigen bekannten Falle sowie derAnzahl Falle mit unklarem Hintergrund. Ein Fall kann aufgrund sei-ner Eigenschaften gleichzeitig in mehrere Typen eingeteilt werden.

4.5.6 Schritt 6: Erganzung der Typologie mit manuell gefundenen Problem-

fallen

Bei der Durchsicht der Einsatzdaten im Zuge der automatisierten Problemsuche sind einige problematische

Falle aufgefallen. Diese werden in der provisorischen Typologie noch nicht reprasentiert. Daher wird diese

um die entsprechenden Typen oder Subtypen erganzt. Auch die intensive Auseinandersetzung mit den

Geodatenbanken, welche als Referenzen verwendet werden, fordert weitere potentielle Problemsituationen

zutage.

4.5.7 Schritt 7: Erganzung der Typologie mittels Befragung

Die bis zu diesem Zeitpunkt erstellte Typologie wird schliesslich durch Erfahrungswerte aus dem Disposi-

tionsalltag erganzt. Dazu werden Interviews mit verschiedenen Personen gefuhrt, die in unterschiedlichen

Funktionen im Dispositionsalltag integriert sind. Diese Personen sind nicht zwingend mit der Materie und

den Begrifflichkeiten der Ortsbezeichnungen vertraut. Um dennoch eine nutzliche und ausfuhrliche Ruck-

meldung zu erhalten, wird die Typologie moglichst vereinfacht dargestellt. Ausserdem wird die vorgelegte

Typologie aufgrund der Erfahrung der ersten Interviews noch einmal bedeutend vereinfacht und leicht

erganzt.

Fur eine moglichst allgemeingultige Ruckmeldung, welche den Unterschieden in Funktion und Organisation

Rechnung tragt, werden unterschiedlichste Personen befragt: Calltaker, Disponenten, Fahrer der ausgeruck-

ten Fahrzeuge und Personen in leitenden oder administrativen Funktionen in den ELZ. Die zehn Befragten

gehoren SRZ, dem darin angeschlossenen Rettungsdienst Schwyz, der Kantonspolizei Zurich, der Stadtpo-

lizei St. Gallen und der Kantonalen Notrufzentrale St. Gallen an. Die genannten Organisationen arbeiten

alle mit der Software derselben Firma. Auf den ersten Blick erscheint die Teilnehmerzahl mit zehn Perso-

nen vielleicht als eher klein. Laut Nielsen (2000) lassen sich aber auch in Usability-Studien schon mit einer

Teilnehmerzahl im einstelligen Bereich aussagekraftige Resultate generieren. Der Informationsgehalt nimmt

bereits nach wenigen Teilnehmern nicht mehr wesentlich zu.

Im Interview geht es um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Welchen problematischen Ortsbezeichnungen sind die Befragten im Alltag schon begegnet?

2. Reprasentiert die vorliegende Typologie den Alltag: Ja/Nein. Falls nein, wieso nicht?

68

Nicola Chantal Lang Erstellung einer Typologie

3. Fehlen Problemtypen, welche im Alltag der Befragten auftreten: Ja/Nein. Falls ja, welche?

4. Die aufgezeigten Problemtypen sind fur die Praxis vermutlich unterschiedlich schwerwiegend. Je nach

Typ wird das Auffinden des Vorfallsortes nicht beeintrachtigt oder aber verunmoglicht. Die Befragten

sollten Problemtypen in Bezug auf ihre Problematik in der Praxis bewerten und kurz erlautern wieso

sie die Typen so beurteilen. Skala: 1 - Unproblematisch, 2 - Kaum problematisch, 3 - Problematisch,

4 - Sehr problematisch, 5 - Ausserst problematisch.

5. Wie wird in der Praxis damit umgegangen, wenn bei der Erfassung eines Einsatzes einer der erwahnten

Problemtypen auftritt? Gibt es einen systematischen Ablauf? Wie und von wem wird das Problem

gelost?

6. Wie beurteilen die Befragten die Haufigkeit der verschiedenen Problemgruppen?

7. Haben die Befragten weitere Bemerkungen zum Thema der unklaren Ortsbezeichnungen im Zusam-

menhang mit Einsatzdisposition?

Aus den Interviews werden zusatzlich zur Erganzung der provisorischen Typologie weitere Erkenntnisse

gewonnen. Die oben aufgefuhrten sieben Schritte bilden das methodische Vorgehen zur Typologie proble-

matischer Ortsbezeichnungen, welche im folgenden Kapitel dargelegt wird.

69

Kapitel 5

Typologie und Losungsvorschlage

Aufgrund der in Kapitel 4.5 beschriebenen Methodik wurde eine Typologie fur problematische Ortsbe-

zeichnungen im Zusammenhang mit ELS erstellt, welche nun eingefuhrt wird. Die Typologie resultiert aus

der Auswertung von bekannten Falle und einer Befragung der beteiligten Organisationen. Zusatzlich zu

diesem primaren Resultat werden weitere Erkenntnisse aus der Befragung vorgestellt. Die daraus hervor-

gehenden Losungsansatze grunden in der formulierten Typologie problematischer Ortsbezeichungen, den

Erkenntnissen aus der Befragung sowie dem Hinzuziehen bereits bekannter Losungen aus der Literatur.

5.1 Typologie

In Kapitel 2.3.1 wurde gezeigt, dass Orte raumliche Beziehungen eingehen und deren Bezeichnungen einer

Semantik unterliegen. Den Ausfuhrungen uber den Arbeitsablauf ist zu entnehmen, dass am Prozess der

Einsatzdisposition Daten und Menschen beteiligt sind (vgl. Kapitel 3.1.2). Dementsprechend beinhaltet die

oberste Stufe der Typologie folgende funf Klassen:

• Datenbezogene Probleme

• Topologische Probleme

• Semantische Probleme

• Orthographische Probleme

• Personenbezogene Probleme

Diese werden entsprechend ihrer Auspragung wiederum in Typen und Subtypen aufgegliedert (vgl. folgen-

de Unterkapitel). Die in der Folge aufgezeigten Beispiele entspringen alle den bekannten Fallen und den

Interviews. Um die Privatsphare der betroffenen Patienten zu schutzen, wurden die Orte weitestgehend

verallgemeinert oder sinngemass abgewandelt, sodass keinerlei Ruckschlusse auf echte Falle gezogen werden

konnen. Die folgende Darstellung der Klassen und Typen entspricht den vorgefundenen Resultaten und

weicht daher stellenweise von den in Kapitel 2 gezeigten Hintergrunden ab.

71

KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

5.1.1 Topologische Probleme

Wie bereits in Kapitel 4.4 gezeigt, bestehen Einsatzorte meist aus der Bezeichnung fur ein Objekt – sei dies

eine Strassenadresse oder eine vage beziehungsweise umgangssprachliche Ortsbezeichnung – und einer Ort-

schaft oder Gemeinde. Die topologischen Probleme beziehen sich auf die raumlichen Beziehungen zwischen

Ortschaften oder Gemeinden und den darin enthaltenen Objekten.

Ambiguitaten

Ein Problem sind Objekte, welche mehrdeutig sind, deren Name also verschiedene Referenten bezeichnet

(vgl. z.B. Amitay et al. (2004), Kapitel 2.2.1). Die im Rahmen der erstellten Typologie vorgefundenen

Ambiguitaten nehmen unterschiedliche Auspragungen an. Einerseits gibt es Namen, welche zwei oder mehr

Objekte in ein und derselben Ortschaft oder Gemeinde beschreiben. Andererseits gibt es Bezeichnungen,

welche in einer Gemeinde oder Ortschaft eindeutig sind, aber uber deren Grenze hinaus weitere Referenten

betreffen konnen.

Die folgenden Beispiele bekannter Problemfalle zeigen die Vielzahl der Arten mehrdeutiger Objekte. Die

Herrengasse ist eine Strasse, welche in den Gemeinden Steinen und Schwyz zu finden ist. Analog hat

praktisch jede Ortschaft mit einem Bahnhof eine Bahnhofstrasse. Die Ortschaft Brunnen beherbergt zwei

Campingplatze. Die Angabe sich auf dem Campingplatz in Brunnen zu befinden ist daher noch nicht

eindeutig. Die Gemeinden Lauerz und Schwyz grenzen beide an den Lauerzersee. An diesem befinden

sich verschiedene Strandbader. Spricht man also vom Strandbad am Lauerzersee ist dies ein mehrdeutiger

Begriff. Eine weitere Objektart, welche zu Problemen gefuhrt hat, sind Firmennamen. Zwei unabhangige

Transportunternehmen in der Region um Schwyz und Ingenbohl tragen mit Senn Transporte den gleichen

Namen und konnen dadurch leicht verwechselt werden.

Ein weiteres Beispiel ist die Gotthardstrasse in der Gemeinde Arth (vgl. Abbildung 5.1). Es handelt sich hier-

bei um eine Strasse, welche sich durch die drei Ortschaften Arth, Oberarth und Goldau (alle Gemeinde Arth)

hindurch zieht. Ihre Nummerierung beginnt in jeder der drei Ortschaften erneut mit der Hausnummer 1 .

Dies bedeutet, dass beispielsweise die Gotthardstrasse 5 in der Gemeinde Arth drei Mal existiert.

Topologische Granularitatsprobleme

Als topologische Granularitatsprobleme werden hier Falle beschrieben, in denen AnruferIn und Datenbank

zur Beschreibung eines Ortes nicht dieselbe Stufe der part-of-Hierarchie (vgl. z.B. Jones et al. (2001),

Kapitel 2.3.2) verwenden. Diese sind zu unterscheiden von den semantischen Granularitatsproblemen (vgl.

z.B. Fonseca et al. (2002b), Kapitel 2.4.2 und 5.1.2). Es geht vorwiegend um die Zugehorigkeit einer Strasse

oder eines Weilers zu einer Ortschaft und Gemeinde. Das problematische Objekt existiert jeweils nur einmal,

wird aber durch die AnruferIn – und dementsprechend meist auch durch die CalltakerIn – der falschen

hierarchischen Stufe zugewiesen.”Falsch“ heisst hierbei, dass bei der Ortsuberprufung in der Datenbank

kein Eintrag zugeordnet werden kann.

Ein Beispiel hierfur ist folgendes: Eine Person meldet sich aus der Umgebung des Bahnhofs Schwyz und sagt

entsprechend, sie sei an der Gardastrasse in Schwyz. Die CalltakerIn wird diese Adresse nicht verifizieren

konnen, da die Gardastrasse zwar in der Gemeinde, nicht aber der Ortschaft Schwyz liegt, sondern zur

Ortschaft Seewen gehort. Die postalische Adresse lautet demnach Gardastrasse, Seewen.

Ein weiteres Beispiel ist die Rigistrasse in der Gemeinde Arth (vgl. Abbildung 5.2). Die Angabe des Not-

fallortes Rigistrasse in Arth stimmt aus Sicht der Datenbank nicht. Die Rigistrasse befindet sich nicht in

der Ortschaft Arth, sondern in der Ortschaft Goldau.

72

Nicola Chantal Lang Typologie

0.0 0.5 1.0

Kilometer

Goldau

Arth

OberarthRigi

Staffel

Rigi Kulm

RigiKaltbad

Rigi Klösterli

1

1

1

Gemeinde Arth

Gotthardstrasse

Abb. 5.1: Beispiel fur Ambiguitaten. Gezeigt werden die Adresspunk-te der Gotthardstrassen in der Gemeinde Arth. Die Gotthardstrassekommt darin drei Mal vor. Die Strasse ist zwar durchgehend, aberdie Nummerierung beginnt in jeder Ortschaft neu. 1 kennzeichnetdas Ortsende, an welchem die neue Nummerierung beginnt. Quelleder Landeskarte: Bundesamt fur Landestopografie DV074102.

0.0 0.5 1.0

Kilometer

OrtschaftGoldau

OrtschaftArth

Gemeinde Arth

Rigistrasse

Abb. 5.2: Beispiel fur topologische Granularitatsprobleme. Die Be-zeichnung Rigistrasse, Arth ist richtig, falls das Schema <Strasse,Gemeinde> gewahlt wird. Wird statt der Gemeinde die Ortschaftverwendet musste es Rigistrasse, Goldau heissen. Quelle der Landes-karte: Bundesamt fur Landestopografie DV074102.

73

KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

Ein Spezialfall sind Strassen, welche durch mehrere Ortschaften einer Gemeinde hindurchgehen und auch

durchgehend nummeriert sind. Die Strassenadresse ist dabei innerhalb der Gemeinde eindeutig, aber die

Zuteilung von Strassenadresse und Ortschaft oder Gemeinde stimmt nicht immer. Die Bahnhofstrasse in

der Gemeinde Schwyz ist ein Beispiel hierfur. Hauser mit einer Strassennummer hoher als 84 gehoren zur

Ortschaft Seewen. Die Angabe Bahnhofstrasse 105, Schwyz ist bei Verwendung des Schemas <Strasse,

Nummer, Ortschaft>, wie bei SRZ, im Gegensatz zu <Strasse, Nummer, Gemeinde> daher falsch.

Grenzgebiete

Problematische Situationen entstehen in Grenzregionen verschiedener administrativer Gebiete, welche eine

direkte topologische Beziehung (vgl. z.B. Egenhofer und Herring (1990), Kapitel 2.3.1) zu einander eingehen.

Objekte werden falschlicherweise der benachbarten Ortschaft oder Gemeinde zugeschrieben. Die meisten

Objekte, beispielsweise Einzelhofe, treten nur in einem Gebiet auf. Es existieren aber auch Objekte wie

Strassen, welche in beiden Regionen enthalten sind.

Die Gatzlistrasse – vorwiegend in der Gemeinde Ingenbohl – stellt ein solches Beispiel dar. Sie verlauft zwi-

schen den Gemeinden Ingenbohl und Schwyz. Alle postalischen Adressen der Strasse liegen in der Gemeinde

Ingenbohl, die Strasse geht aber uber die Gemeindegrenzen hinaus in die Gemeinde Schwyz hinein. An der

Gemeindegrenze ist die Ortschaft Ibach der Gemeinde Schwyz optisch naher als die zugehorige Ortschaft

Ingenbohl, weshalb als Notruf der Einsatzort Gatzlistrasse, Ibach oder Gatzlistrasse, Schwyz plausibel ist.

0 200 400

Meter

Gätzlistrasse

Gemeinde Ingenbohl Gemeinde Schwyz

Abb. 5.3: Beispiel fur Grenzgebiete. Die Gatzlistrasse verlauft zwi-schen Ingenbohl und Ibach. Die postalischen Adressen existieren nurin der Gemeinde Ingenbohl. Befindet sich eine hilfesuchende Personan dieser Strasse im Grenzgebiet (rot eingekreist), kann es zur feh-lerhaften Formulierung Gatzlistrasse, Ibach kommen. Quelle der Lan-deskarte: Bundesamt fur Landestopografie DV074102.

74

Nicola Chantal Lang Typologie

In einzelnen Fallen ist die Postadresse von Objekten in Grenzgebieten administrativ gesehen sogar falsch.

Die Axenstrasse, beispielsweise, verlauft entlang des Urnersees von Brunnen nach Fluelen (vgl. Abbildung

5.4). Dabei geht sie durch die Gemeinde Morschach. Die Postadresse lautet fur jenen Teil der Strecke

dennoch Axenstrasse, Brunnen.

0.0 0.5 1.0

Kilometer

Gemeinde Ingenbohl

Gemeinde Morschach

OrtschaftBrunnen

OrtschaftMorschach

Abb. 5.4: Beispiel fur Diskrepanz zwischen Postadresse und adminis-trativer Einheit. Adresspunkte mit Anschrift Axenstrasse, Brunnenbefinden sich in den Gemeinden Ingenbohl und Brunnen. Quelle derLandeskarte: Bundesamt fur Landestopografie DV074102.

5.1.2 Semantische Probleme

Unter den semantischen Problemen wurden in Anlehnung an Kapitel 2.4.2 jene schwierigen Bezeichnun-

gen zusammengefasst, die mit der Bedeutung der eigentlichen Beschreibung des Ortes zu tun haben. Zu

unterscheiden sind allgemein bekannte, lokal gemeinhin bekannte sowie vage Orte und semantische Granu-

laritaten.

Allgemein bekannte Orte

Unter allgemein bekannten Orten werden gemeinhin gebrauchliche, offizielle Bezeichnungen zusammenge-

fasst, zu deren Verstandnis keinerlei lokale Sprachkenntnisse notig sind (vgl. Tabelle 5.1). Diese Bezeichnun-

gen konnen in Verzeichnissen unterschiedlichster Art, wie Orts- und Strassenverzeichnisse, Telefonbucher

oder topographische Namensverzeichnisse, nachgeschlagen werden. Sie sind somit klar definiert (vgl. Kapitel

2.4.2).

75

KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

Objektart Beispiel

Offentliche Einrichtungen Bahnhof, Fussballplatz, Hallenbad, SchuleUnterkunfte CampingplatzLandschaften und Gelande Flur: HusmattSiedlungen Weiler: OberschonenbuchStrasse als eigenstandige Objekte Autobahn A4, Kantonsstrasse/Hauptstrasse N8

Tab. 5.1: Objektarten von allgemein bekannten Orten.

Lokal gemeinhin bekannte Orte / Umgangssprachliche Bezeichnungen

Im Gegensatz zu den soeben beschriebenen allgemein bekannten Orten, werden zum Verstandnis lokal ge-

meinhin bekannter Orte / Umgangssprachlicher Bezeichnungen lokale Sprachkenntnisse benotigt. Es handelt

sich hierbei um Begriffe, welche sich im Volksmund festgesetzt und fur die lokale Bevolkerung eine meist

klare Definition haben (vgl. z.B. Twaroch und Jones (2010), Kapitel 2.2.2). Diese Begriffe sind jedoch in

keinem Verzeichnis festgehalten und konnen je nach Bekanntheitsgrad auch durch grosse Suchmaschinen

nur sparlich aufgefunden werden. Zwei Beispiele hierfur sind die Erli Kapelle in der Gemeinde Sattel und

das Schilte Nuni in Brunnen in der Gemeinde Ingenbohl. In der Folge werden fur die beiden Begriffe in

verschiedenen Schreibweisen die Sucheingaben in Google Maps1 und der Google Websuche2 aufgezeigt (vgl.

Tabellen 5.2 und 5.3 ).

Sucheingabe Google Maps1 Google Web2

Richtig Falsch Richtig Falsch

”Erli Kapelle“ 0 1 2 0

Erlikapelle 0 0 3 0

Tab. 5.2: Resultate der Sucheingaben fur die Erli Kapelle in Sattel.Die Spalten Richtig und Falsch weisen jeweils auf darauf hin, ob dasidentifizierte Suchresultat das korrekte Objekt referenziert.

Zum Begriff der”

Erli Kapelle“ in Google Maps wird nur ein Eintrag gefunden. Die Erli Kapelle wird in Zu-

sammenhang mit einem Rapport der Polizei Schwyz erwahnt. Durch eine falsche semantische Interpretation

wird dem Eintrag die raumliche Information fur das Polizei Kommando Schwyz und nicht fur die Kapelle

selbst zugewiesen. Die Google Websuche der Kapelle liefert in den unterschiedlichen Schreibweisen nur ge-

rade vier Eintrage. Die Kapelle wird in Zusammenhang mit Verkehrsunfallen und einer Gefahrenkartierung

erwahnt.

Beim Schilte Nuni handelt sich um eine”Hauserzeile am Dorfplatz“ in Brunnen (Gemeinde Ingenbohl),

welche in den funf Giebeln die Jasskarte – im Schweizerdeutschen als Schilte Nuni bezeichnet – mit der

Farbe Schilte und dem Wert neun zeigt (Gemeinde Ingenbohl-Brunnen, 2004). Manchmal wird damit aber

auch der Dorfplatz selbst beschrieben (Gick, 2007). Google Maps liefert fur diesen Begriff keinen Treffer.

Die Websuche des Schilte Nuni in Brunnen, weist je nach Schreibweise 8, 18, 62 oder 42 Eintrage auf (vgl.

Tabelle 5.3). Dabei muss aber beachtet werden, dass es sich bei der Verwendung des Begriffes nicht immer

um das richtige Objekt, sondern auch um andere, nicht-geographische Zusammenhange handelt.

Da es sich bei solchen lokal gemeinhin bekannten Orten um Begriffe aus dem Volksmund handelt, sind

es praktisch immer Dialektworter. Dadurch liegt meist gleichzeitig ein orthographisch-sprachliches Problem

vor.

1http://maps.google.ch/maps?hl=de&tab=sl Zugriff: 28.10.2010.2http://www.google.ch/ Zugriff: 28.10.2010.

76

Nicola Chantal Lang Typologie

Sucheingabe Google Maps Google WebGesamt Gesamt Richtig Jasskarte Anderes

Schiltenuni 0 8 8 0 0Schiltenuuni 0 18 17 0 1Schilte Nuni 0 62 18 4 40Schilte Nuuni 0 42 37 1 4

Tab. 5.3: Resultate der Sucheingaben fur das Schilte Nuni in Brunnen.Google Maps erzielt gar kein Resultat. Die Resultate der Websucheumfassen eine Mischung aus der rein geographischen Bedeutung desBegriffes, sowie der Bedeutung im Zusammenhang mit der Jasskarteund anderen nicht-geographischen Kontexten.

Die lokal gemeinhin bekannten Orte beinhalten wiederum alle Arten der topographischen Objekte. Es wird

aber auch auf Phanomene verwiesen, welche als solche keine Objekte darstellen, wie beispielsweise eine

Verzweigung. Die Wegscheide in der Ortschaft Muothatal, beispielsweise, bezeichnet die Aufsplittung der

Hauptstrasse in zwei Strassen kurz nach dem westlichen Dorfeingang (vgl. Abbildung 5.5).

0 50 100

Meter

Wegscheide

Abb. 5.5: Beispiel fur umgangssprachliche Ortsbezeichnungen. Die ab-gebildete Verzweigung in der Ortschaft Muothatal tragt im Volks-mund den Namen Wegscheide. Da es sich aber nicht um ein ei-gentliches topographisches Objekt handelt, ist sie in keinem Daten-satz erfasst. Quelle der Landeskarte: Bundesamt fur LandestopografieDV074102.

Vage Ortsbezeichnungen

Manche Einsatzorte werden fur die ausfuhrenden Rettungsdienste zu vage formuliert. Die vorgefundene

Vagheit aussert sich in verschiedenen Dimensionen. Einerseits geht es um Angaben zu kleineren Gebieten

oder Regionen, welche zu ungenau sind, um direkt zur PatientIn zu gelangen. Ein Beispiel hierfur ist

die Meldung Wir befinden uns im Wald. Andererseits verhindern unklare objektspezifische Angaben das

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KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

sofortige Auffinden von Rettungsbedurftigen. So kann, auf einem grosseren Massstab, bereits die Suche

nach dem richtigen Teil eines grossen Objektes zu viel Zeit kosten.

Semantische Granularitatsprobleme

Wo der Massstab der Sichtweise die Zuweisung des richtigen Referenzen beeinflusst, spricht man von se-

mantischer Granularitat (vgl. z.B. (Fonseca et al., 2002b), Kapitel 2.4.2). Spricht man im Kanton Schwyz

von der Gemeinde Kussnacht, wird ohne weitere Bezeichnung davon ausgegangen, dass Kussnacht am Rigi

im Kanton Schwyz gemeint ist. Begibt man sich eine hierarchische Stufe hoher, von der Kantonsebene auf

die Landesebene, ist ohne weiteren Zusatz nicht mehr klar, ob von der Gemeinde Kussnacht am Rigi oder

von der Gemeinde Kusnacht im Kanton Zurich die Rede ist. In diesem Fall liegt ein semantisches Granu-

laritatsproblem vor. Klarheit kann durch Zusatze wie Kantonskurzel (Pfaffikon, SZ / ZH ) oder aber die

Nahe zu einem topographischen Objekt (Oetwil an der Limmat/am See) geschaffen werden.

5.1.3 Orthographische Probleme

Orthographische Probleme entstehen durch eine fehlerhafte Buchstabierung der Ortsbezeichnung (vgl. z.B.

Piotrowski et al. (2010), Kapitel 2.5). In den bekannten Fallen, wie auch in den Interviews zeigen sich

verschiedene Falle fehlerhafter Schreibweisen. Diese lassen sich aufgrund ihrer Entstehung in die Typen

orthographisch-akustische und -sprachliche Probleme einteilen. Hinzu kommt eine Unterscheidung in Bezug

auf die Existenz der Bezeichnung mit fehlerhafter Schreibweise.

Akustisch

Eine schlechte Verbindung oder eine undeutliche Aussprache konnen dazu fuhren, dass die CalltakerIn

den genannten Einsatzort schlecht versteht. Dadurch konnen fehlerhafte Schreibweisen des vermuteten

Notfallortes entstehen. Ein Beispiel hierfur ist die Verwechslung zwischen Pfaffhausen und Schaffhausen,

welche in rund 50 Kilometern Fahrdistanz zueinander liegen. Der zweite Subtyp akustischer Probleme ist die

fehlerhafte Schreibweise aufgrund einer vermeintlichen Orthographie. Selbst bei einer unmissverstandlichen

Aussprache fuhrt die akustische Ahnlichkeit dazu die Brul- oder Bruhlstrasse zu verwechseln.

Sprachlich

Vom eben beschriebenen akustischen Typ sind sprachliche Probleme zu unterscheiden. Die Eigenheiten der

Aussprache von Ortsbezeichnungen aufgrund von Dialekt oder Umgangssprache konnen dazufuhren, dass

die Bezeichnung falsch in die Schriftsprache umgesetzt wird. Eine schnelle Aussprache des Ortes Rotschuo

im Dialekt kann als Rotschue interpretiert und erfasst werden. Ausserdem sind in den abgefragten Geodaten

nicht alle Ortsbezeichnungen ins Hochdeutsche ubersetzt. So lassen sich je nach Quelle fur eine Hausmatt

in der Gemeinde Schwyz die Schreibweisen Hausmatt, Husmatt und Huusmatt finden.

Existenz der Schreibweise

Akustische und sprachliche Probleme konnen jeweils in zwei weitere Subtypen unterschieden werden. Der

erste Subtyp beinhaltet den Fall, dass der aufgenommene Ort mit einer falschen Schreibweise nicht existiert.

Wird im Zusammenhang mit der Gemeinde Ingenbohl anstatt Gatzlistrasse beispielsweise Gasslistrasse

verstanden, fuhrt dies zu einem nicht verifizierbaren Ort, da dieser in jener Gemeinde nicht existiert. Beim

zweiten Subtyp entspricht die fehlerhafte Schreibweise einem anderen existierenden Ort. Die Dennlerstrasse

und Denzlerstrasse in Zurich sind ein solches Beispiel.

78

Nicola Chantal Lang Typologie

5.1.4 Datenbezogene Probleme

Inexistente Daten

Falls der Einsatzort in der Datenbank nicht auffindbar ist, kann dies daran liegen, dass er in den Daten

nicht vorhanden ist, was zu einem Grossteil in der Variabilitat der Ortsbezeichnungen zu begrunden ist.

Dabei gehen alte Beschreibungen verloren und neue entstehen (vgl. z.B. Leidner (2007), Kapitel 2.5). Dies

ist vor allem im Zusammenhang mit allgemein bekannten Orten wichtig, spielt aber auch bei effektiv

verschwindenden oder neuen Objekten eine Rolle. Solch eine Situation trifft besonders dort zu, wo gesamte

Siedlungen aus dem Boden spriessen und dadurch vollkommen neue Strassen entstehen. Dieses Phanomen

ist vorwiegend in der Agglomeration zu beobachten, wo laufend neu gebaut wird. Ein Beispiel hierfur ist

die Bautatigkeit in Neu Oerlikon am Rand von Zurich. Ein weiteres Beispiel, welches nicht direkt mit

Neubauten, sondern mit der neu durchdachten Orientierungsstruktur eines grossen Komplexes zu tun hat,

ist jenes der ETH Honggerberg. Der Zurcher Stadtrat hat am 12.05.2010 beschlossen”verschiedene Ring-,

Platz-, Garten-, Strassen- und Wegbenennungen vorzunehmen, die zum einen eine Orientierung und klare

Adresszuordnung bieten, aber auch eine bessere Identifikation stiften“ (Stadtrat von Zurich, 2010). Dadurch

entstehen auf einmal 25 neue Strassen innerhalb weniger hundert Meter.

Es wird unterschieden zwischen dem Problem der Datenerfassung und der Datenaktualisierung. Dadurch,

dass neue Strassennamen zuerst in verschiedenen rechtlichen Schritten bewilligt werden mussen (vgl. Kapi-

tel 3.2), kann die Erfassung von ganzen Strassen einige Monate dauern. Ist die Erfassung bereits geschehen,

mussen die Daten im ELS zunachst noch aktualisiert werden, um dann auch in der Abfrage der Einsatzda-

tenbank vorhanden zu sein.

5.1.5 Personenbezogene Probleme

Diese Klasse hat nichts mit der eigentlichen Ortsbezeichnung als solches zu tun, sondern mit der Kom-

munikation uber den Notfallort. Im Prozess der Verarbeitung einer Ortsbezeichnung mussen die beiden

Kommunikationsschritte zwischen AnruferIn und CalltakerIn sowie zwischen CalltakerIn und dem Team

des Rettungsfahrzeuges vollbracht werden.

Anrufentgegennahme

Ein nicht unwesentliches Problem in der Eruierung des Notfallortes ist die psychische Verfassung einer unter

Stress stehenden AnruferIn. Diese kann dazu fuhren, dass die AnruferIn entweder nicht in der Lage ist, sich

zu orientieren oder den Notfallort zu beschreiben. Exemplarisch hierfur ist folgende Aussage, welche durch

eine der befragten Personen erwahnt wurde:”

Ich bin hier. Sie wissen doch wo ich bin. Schicken Sie endlich

jemanden.“ Dazu kommt die Tatsache, dass die AnruferIn nicht zwingenderweise weiss, wo sich die Menschen

befinden, welche ihren Notruf entgegennehmen. So weisen die Befragten darauf hin, dass es vorkommt, dass

eine Person sagt:”

Ich bin an der Bahnhofstrasse.“ Sie gibt aber keine Ortschaft an, weil sie davon ausgeht,

dass sich die CalltakerIn im selben Ort befindet. Neben der psychischen Verfassung kann auch die reine

Ortsunkenntnis eine Rolle spielen. Falls sich die AnruferIn im Gebiet des Notfallortes nicht auskennt, kann

es zu ungenauen, unvollstandigen oder gar falschen Ortsangaben kommen. Immer haufiger werden durch

die AnruferInnen auch Smartphones zur Orientierung eingesetzt. Laut einer der befragten Personen fuhrt

dies aber auch zu fehlerhaften Ortsbezeichnungen. Von den AnruferInnen angegebene Koordinaten mussen

zunachst dem korrekten Referenzsystem zugewiesen werden, bevor sie aussagekraftig sind.

Auch seitens der CalltakerInnen entstehen Probleme. Einerseits konnen suggestiv gestellte Fragen dazu fuh-

ren, dass die Kommunikation zwischen CalltakerIn und AnruferIn fehlschlagt. Andererseits konnen Ersteren

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KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

auch Fehler im Umgang mit dem ELS unterlaufen.

Interaktion zwischen ELZ und Einsatzteam

Die Ubermittlung der Information an das ausruckende Fahrzeug geschieht mittels Einsatzauftrag (vgl.

Kapitel 3.1.2). Der Aufbau dieses Auftrages begunstigt die fehlerhafte Verarbeitung der ubermittelten

Ortsinformation. Der Einsatzort ist an verschiedenen Punkten auf dem Dokument vermerkt. Zusatzlich zu

den primaren Angaben, oberhalb der Karte, kommen unter speziellen Umstanden auch weitere Bemerkungen

unterhalb hinzu. Abbildung 5.6 zeigt eine problematische Ausfuhrung eines solchen Auftrages. Es ist zwar

ein einwandfreier Einsatzort angegeben (vgl. 1 in Abbildung), aber in den Bemerkungen steht kleingedruckt:

”Genauer Ort nicht eruierbar!“ (vgl. 2 in Abbildung). Diese Situation kommt, im Vergleich zum normalen

Betrieb, nicht oft vor, weshalb die Bemerkungen durch die Rettungsteams nicht automatisch beachtet

werden. Es besteht daher die Moglichkeit, die Zusatzinformation zu ubersehen.

5.1.6 Zusammenfassende Ubersicht uber die Typologie

Tabelle 5.4 zeigt die ausgearbeitete Typologie. Die Unterscheidung in die Klassen datenbezogener, ortho-

graphischer, semantischer, topologischer und personenbezogener Probleme basiert auf der Beantwortung

folgender Fragen:

• Sind die Daten vorhanden?

• Wird die Ortsbezeichnung richtig geschrieben?

• Wird die Bedeutung der Ortsbezeichnung richtig verstanden?

• Wird die Ortsbezeichnung den richtigen raumlichen Beziehungen unterstellt?

• Wird das System richtig bedient?

Die Klassen, auf welche sich die mittleren drei Fragen beziehen, konnen unter dem Uberbegriff Interpreta-

tionsbezogener Probleme zusammengefasst werden.

Die einzelnen Typen schliessen sich gegenseitig nicht aus. Einzelne Falle konnen gleichzeitig in verschiedene

Typen oder Subtypen fallen. So kann sich ein Einsatzort im Grenzgebiet zweier Ortschaften befinden, welche

zudem einem Granularitatsproblem unterworfen sind. Ein Beispiel hierfur ist die Gatzlistrasse, welche von

der Gemeinde Ingenbohl in die Gemeinde Schwyz fuhrt. Die anrufende Person ist aber dazu geneigt, ihren

Standort der Ortschaft Ibach (in der Gemeinde Schwyz ) zuzuschreiben. Gleichzeitig besteht die Gefahr der

akustischen Verwechslung mit dem Namen Gasslistrasse. Ein weiteres typenubergreifendes Beispiel ist die

Eishalle in der Gemeinde Kussnacht am Rigi oder aber in der Gemeinde Kusnacht ZH. Es handelt sich um

einen allgemeinbekannten Ort in zwei Gemeinden, welche sich akustisch verwechseln lassen. Dadurch, dass

sie nicht gleich geschrieben werden und sich in grosserer Distanz zueinander befinden, wird der Zusatz oft

weggelassen, womit es sich zusatzlich um ein semantisches Granularitatsproblem handelt.

80

Nicola Chantal Lang Typologie

1

2

Abb. 5.6: Einsatzauftrag von SRZ. 1. Normale Ortsinformation. 2.Bemerkung mit zusatzlicher Ortsinformation.

81

Klasse Typ Subtyp Beschreibung Beispiel

DatenbezogenInexistente Daten

Erfassung Neuerstellung eines Objekts nicht erfasst. Strassenname in neugebauter Siedlung nicht erfasst

Aktualisierung Daten nicht aktualisiert. Neuster GeoPost-Datensatz nicht eingepflegt

Falsche Daten - Vorhandenes Objekt in der Datenbank noch nicht mutiert.Ersatz eines Wohnblocks durch mehrere Einzelhauser. In der Daten-bank ist noch der Wohnblock enthalten.

Topologisch

Ambiguitaten Ubereinstimmende Raumliche Beziehung Innerhalb der gleichen Gemeinde / OrtschaftGotthardstrasse 5 in Arth, Oberarth und Goldau (Alles GemeindeArth)

Unterschiedliche Raumliche Beziehung Betrifft unterschiedliche Gemeinden / Ortschaften Herrengasse 1 in Schwyz oder Steinen.

Granularitatsprobleme - Objekt wird der falschen part-of-Hierarchiestufe zugewiesen Rigistrasse, Arth statt Rigistrasse, Goldau (Gemeinde Arth).

Grenzgebiete - Objekt befindet sich in Grenznahe topologisch benachbarter Gebiete Weiler Fuchsenen, Gemeinde Ingenbohl nicht Schwyz

Semantisch

Allgemein bekanntOffentliche Einrichtungen

Einrichtungen, welche in den meisten Gemeinden vorhanden sind und oftmal durch ihre Artund nicht den Namen genannt werden.

Bahnhof, Fussballplatz, Hallenbad, Schule

Strassen Strassen als eigenstandige Objekte. Autobahn A4, Kantonsstrasse/Hauptstrasse N8

Unterkunfte Unterkunfte, welche durch ihre Art, nicht den Namen genannt werden Campingplatz

Landschaften und Gelande Festgelegte offizielle Namen von Flachen. Flur: Husmatt

Siedlungen(Weiler, Einzelhofe) Festgelegte offizielle Namen, welche keine Strassenadresse sind. Weiler: Oberschonenbuch

Lokal gemeinhin bekannt Institutionen Unternehmen, Geschafte, Gastronomiebetriebe, etc. Senn Transporte (Gemeinde Schwyz)

Markante Flachen, Linien und Punkte imGelande

Platze, Strassenkreuzungen, etc. Wegscheide (Gemeinde Muothatal)

Vage Kleinere Gebiete/Regionen Ortsbeschreibung innerhalb Region schwierig. Im Wald. Am See.

Objektspezifisch Unklar, welcher Teil des Bahnhofs gemeint ist.Bahnhof Arth-Goldau. Ambulanz fahrt an nordliche Seite. Gemeintware sudliche Seite.

Granularitatsprobleme - Fur Ortsauflosung ist ein Zusatz notig Pfaffikon ist erst durch SZ oder ZH eindeutig.

Orthographisch

Akustisch Unklare Sprache / schlechte Verbindung Einzelne Buchstaben oder Wortteile sind unverstandlich. Pfaffhausen statt Schaffhausen

Vermeintliche Schreibweise Die Schreibweise bleibt unklar. Brul- statt Bruhlstrasse

Sprachlich Dialekt Aussprache Dialektische Aussprachen weichen von der geschriebenen Sprache ab. Rotschue statt Rotschuo

Ubersetzung in Schriftsprache Manche Worte, aber nicht alle, werden in die Schriftsprache”ubersetzt“ Hausmatt statt Husmatt

Existenzbezogen Existiert Der falsch geschriebene Ort existiert in Form eines anderen Referenten. Denzler- statt Dennlerstrasse, Zurich

Existiert nicht Der falsch geschriebene Ort existiert nicht. Gasslistrasse, Ingenbohl (statt Gatzli-)

Personenbezogen

AnrufentgegennahmeDesorientierung der anrufenden Person Anrufende Person kann sich nicht verstandlich ausdrucken oder kann gar nicht sprechen. “Ich bin da!“

Gebietsunkenntnis der anrufenden Person Anrufende Person druckt sich falsch aus. ”Ich bin in Ibach.“ Die Person ist aber bereits in Ingenbohl und weiss

es nicht.

Gebietsunkenntnis der CalltakerInnen CalltakerIn merkt z.B. mogliche Verwechslung nicht.AnruferIn sagt Pfaffikon und meint Pfaffikon/ZH. CalltakerIn nimmtPfaffikon/SZ an ohne nachzufragen.

Fehlerhafter Umgang von CalltakerIn mitSystem

CalltakerIn verwendet z.B. Karte nicht.Strasse wird nicht gefunden. Karte wurde durch eine grune Wiesedarauf hinweisen, dass die Strasse neu ist.

ELZ → EinsatzteamSchlechte Lesbarkeit des ubermittelten Do-kumentes von Bezeichnungen

Bemerkungen nicht beachtet.Anweisung Herrengasse 1, Schwyz. Bemerkung

”Ort unklar“ nur

kleingedruckt.

Fehler beim Lesen des Einsatzortes Durch schnelles Lesen unter Stress werden Orte falsch erkannt.SanitaterIn liest Buolstrasse und fahrt nach Brunnen. Gemeint waredie Bruolstrasse in Arth

Tab. 5.4: Typologie fur problematische Ortsbezeichnungen im Zusam-menhang mit ELS.

Nicola Chantal Lang Erkenntnisse aus der Befragung

5.2 Erkenntnisse aus der Befragung

Im vergangenen Kapitel wurde die entwickelte Typologie ausfuhrlich dargelegt. Diese wird nun anhand

der Erkenntnisse aus der qualitativen Befragung von zehn Personen (vgl. Kapitel 4.5.7) in den Kontext

des Dispositionsalltages gestellt. Die Grundlage fur die Befragung bildet die in Tabelle 4.8 aufgefuhrte

provisorische Typologie. Um ein besseres Verstandnis fur die Resultate und Erkenntnisse aus der Befragung

zu gewahrleisten, wird zunachst aufgezeigt, welche Klassen, Typen und Subtypen der definitiven Typologie

den provisorischen Typen entsprechen. Die Bezeichnungen der sechs Typen der provisorischen Klassifikation

wurden fur die Befragung vereinfacht. Deren Entsprechung in der definitiven Typologie sind der Tabelle 5.5

zu entnehmen.

Bezeichnung provisorisch Entsprechung in definitiver Typologie

Klasse Typ Subtyp

Mehrdeutigkeiten Topologisch Ambiguitaten Beide Subtypen

Gemeinde/Ortschaft/Siedlung Topologisch Granularitatsprobleme -

Grenzgebiete Topologisch Grenzgebiete -

Umgangssprachliche Bezeich- Semantisch Allgemein bekannt Alle Subtypen

nungen/Allg. bekannte Orte lokal gemeinhin bekannt Institutionen

Orte heissen gleich. Zum Un-terscheiden ist ein Zusatz no-tig

Semantisch Granularitatsprobleme -

Schreibweisen Orthographisch Akustisch Beide Subtypen

Tab. 5.5: Provisorische Typologie, welche den Befragten vorgelegtwurde mit den Entsprechungen in der definitiven Typologie.

Die Resultate zeigen die Kenntnisse und subjektive Wahrnehmung verschiedener Befragter aus unterschied-

lichen Organisationen im Einsatzalltag auf. Grundsatzlich sind sich alle Befragten einig, dass die gezeigte

Typologie den Alltag reprasentiert. Alle Teilnehmer fuhren verschiedenste Beispiele zur Bestatigung und

Untermalung der vorhandenen Klassen an. Bei der Frage, ob noch Problemtypen fehlen, gehen die An-

sichten aber bereits auseinander. Fur vier der zehn befragten Personen fehlt nichts. Die Aussagen der

restlichen sechs Personen lassen sich in zwei Gruppen teilen: Einerseits wurden Falle erwahnt, wie zum

Beispiel Turme, welche einer bereits bestehende Kategorie (Umgangssprachliche Bezeichnungen / Allge-

mein bekannte Orte) zugewiesen werden konnen. Andererseits zeigt sich, dass gewisse Typen noch weiter

verfeinert oder Untergruppen in eine separate Kategorie abgetrennt werden mussen. Dazu gehoren die

orthographisch-sprachlichen Falle, welche in der definitiven Typologie neu von den rein akustischen Pro-

blemen unterschieden werden. Es kommen effektive umgangssprachliche Bezeichnungen hinzu, welche sich

von den allgemein bekannten Orten dadurch unterscheiden, dass eine ortsfremde Person diese nicht kennen

kann. Eine weitere neue Gruppe bilden die Probleme vager Ortsbezeichnungen. Ausserdem entstehen zwei

neue Klassen: daten- und personenbezogene Probleme.

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KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

Person A B C D E F G H I JOrganisation SZ SRZ KPSG STPSG SANSG KPZH STPZH

Problemtyp Reihenfolge der Haufigkeit der einzelnen ProblemtypenMehrdeutigkeiten 1 1 3 4 3 2 k.A. k.A. k.A. k.A.Gem./Ortsch./Siedl. 2 2 1 4 3 2 k.A. k.A. k.A. k.A.Grenzgebiete 3 4 5 2 2 2 k.A. k.A. k.A. k.A.Allg. bekannte Orte 4 2 4 1 1 1 k.A. k.A. k.A. k.A.Zusatz notig 4 4 5 2 6 5 k.A. k.A. k.A. k.A.Schreibweisen 4 4 2 k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A.Andere k.A. k.A. k.A. 4 3 k.A. k.A. k.A. k.A. k.A.

Tab. 5.6: Reihenfolge der Haufigkeit der auftretenden Probleme. Pro-blemtyp: Entspricht Bezeichnung der provisorischen Typologie (vgl.Tabelle 5.5). k.A.: Keine Ausserung. Fett: Haufigste und zweithaufigs-te Probleme. Grau hinterlegt: Ubereinstimmung innerhalb der Orga-nisationen oder Kantone in Bezug auf haufigste und zweithaufigs-te Probleme. SZ: Rettungsdienst Schwyz. KPSG: Kantonspolizei -Kantonale Notrufzentrale St. Gallen. SANSG: Sanitat - KantonaleNotrufzentrale St. Gallen. STPSG: Stadtpolizei St. Gallen. KPZH:Kantonspolizei Zurich. STPZH: Stadtpolizei Zurich.

5.2.1 Auswertung der Problematik- und Haufigkeitseinschatzungen

Die Befragung zu Problematik und Haufigkeit unklarer Ortsbezeichnungen ergab ein breites Spektrum an

Beurteilungen. Alle Teilnehmer hatten gewisse Vorbehalte, sich zu diesen Punkten festzulegen. Die Teilneh-

mer der Kantonspolizei und der Stadtpolizei Zurich ausserten sich gar nicht weiterfuhrend zu Problematik

und Haufigkeit der Falle, da sie die gesamte Thematik als unproblematisch erachten. Unproblematisch heisst

in diesem Sinn aber nicht, dass ein Einsatzfahrzeug nie an einen falschen Ort fahrt. Die Wahrnehmung des

Problems und die Flexibilitat sich auf eine solche Situation einzustellen, scheinen sich von den anderen

Organisationen zu unterscheiden. So konnen die Befragten dieser beiden Organisationen wie alle anderen

auch Beispiele problematischer Orte nennen, messen diesen aber einen viel geringeren Stellenwert bei. Sie

verweisen auf den flexiblen Umgang der Einsatzkrafte vor Ort mit solchen Situationen, wie auch auf den

engen Kontakt zwischen ELZ und Einsatzteams. Dass dieser enger ausfallt als bei anderen Organisationen

ist unter anderem darauf zuruckzufuhren, dass sich Situation und Ort des Vorfalles dynamischer verhal-

ten als bei medizinischen Notfallen, in denen sich der Notfallort selten verschiebt. Abbildung 5.7 zeigt die

Einschatzung der Problematik durch die Befragten. Generell wird die semantische Granularitat (Orte heis-

sen gleich, Zusatz notig) als weniger problematisch erachtet, wahrend Grenzgebiete als eher problematisch

einzustufen sind. Fur die restlichen Typen kann keine allgemeingultige Aussage gemacht werden.

Auch in Bezug auf die geschatzte Haufigkeit, in welcher die Problemtypen anfallen, sind sich die Befrag-

ten nicht einig (vgl. Tabelle 5.6). Auffallend ist aber die Ubereinstimmung innerhalb der Organisation in

Bezug auf die haufigsten und zweithaufigsten Falle. So sind beim Rettungsdienst Schwyz Ambiguitaten

(Mehrdeutigkeiten) und topologische Granularitaten (Gemeinde/Ortschaft/Siedlung) das grosste Problem,

wahrend bei der Mutterorganisation SRZ zwar auch topologische Granularitaten (Gemeinde/Ortschaft/-

Siedlung), aber ebenso orthographische Probleme (Schreibweisen), am haufigsten auftreten. Bei Stadt- und

Kantonspolizei St. Gallen zahlen umgangssprachliche Ortsbezeichnungen und allgemein bekannte Orte zu

den haufiger auftretenden Problemen.

5.2.2 Umgang mit der Problematik im Notrufalltag

Grundsatzlich wird im Einsatzalltag der befragten Organisationen pragmatisch mit problematischen Orts-

bezeichnungen umgegangen: Falls nicht klar ist, wo sich der Einsatzort genau befindet, wird die Zentrale

84

Nicola Chantal Lang Erkenntnisse aus der Befragung

4

5

6

7

8

9

10

An

zah

l

Mehrdeutigkeiten

0

1

2

3

4

1 2 3 4 5 k.Ä.

Skala: 1 = Unproblematisch bis 5 = Äusserst problematisch

4

5

6

7

8

9

10

An

zah

l

Gemeinde Ortschaft Siedlung

0

1

2

3

4

1 2 3 4 5 k.Ä.

Skala: 1 = Unproblematisch bis 5 = Äusserst problematisch

4

5

6

7

8

9

10

An

zah

l

Grenzgebiete

0

1

2

3

4

1 2 3 4 5 k.Ä.

Skala: 1 = Unproblematisch bis 5 = Äusserst problematisch

4

5

6

7

8

9

10

An

zah

l

Ugs. Bezeichnungen/allg. bekannte Orte

0

1

2

3

4

1 2 3 4 5 k.Ä.

Skala: 1 = Unproblematisch bis 5 = Äusserst problematisch

4

5

6

7

8

9

10

An

zah

l

Zusatz nötig

0

1

2

3

4

1 2 3 4 5 k.Ä.

Skala: 1 = Unproblematisch bis 5 = Äusserst problematisch

4

5

6

7

8

9

10

An

zah

l

Schreibweisen

0

1

2

3

4

1 2 3 4 5 k.Ä.

Skala: 1 = Unproblematisch bis 5 = Äusserst problematisch

Abb. 5.7: Problematik der einzelnen Problemtypen der provisorischenTypologie. Skala: 1 = Unproblematisch, 2 = Kaum problematisch, 3.Problematisch, 4. Sehr problematisch, 5 = Ausserst problematischund k.A. = Keine Ausserung. Anzahl: Anzahl der Nennungen einesWertes bei 10 befragten Personen.

85

KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

angefunkt oder angerufen und nachgefragt. Danach werden die problematischen Orte in der Datenbank

erfasst.

Bei SRZ gilt formell folgendes Vorgehen:

1. Anlegen eines Falles uber die Ortsmitte (vgl. Kapitel 4.2 und 4.4.2)

2. Einfugen weiterer Informationen uber das Bemerkungsfeld (vgl. Abbildung 3.6)

3. Fahrzeug fahrt in Richtung dieser Ortschaft los

4. Anruf an den ausfuhrenden Rettungsdienst / Patrouille durch die disponierende Person mit prazisie-

renden Angaben

5. Falls nach wie vor unklar: Ruckruf an PatientIn/AnruferIn

6. Ruckmeldung durch Einsatzteams an ELZ und Datenpflege zur Erfassung des unbekannten Ortes

Diesem Vorgehen wird je nach Organisation ein unterschiedlicher Stellenwert im Dispositionsprozess beige-

messen. Wie im Zusammenhang mit der Art des Vorfalls bereits erwahnt, unterscheidet sich die Intensitat

des Funkkontaktes mit der Zentrale durch die ungleiche Art der Annaherung an einen Vorfallsort. Zusatz-

lich unterscheidet sich die Mitgabe der Koordinaten. SRZ halt vergleichsweise rigide an der Ubermittlung

des Einsatzortes mittels System-generiertem Einsatzauftrag fest. Abweichungen von der Norm werden in

Bemerkungen beigefugt oder nicht erfasst. Die Polizeien hingegen arbeiten nicht nur mit einer schriftlichen

Einsatzubermittlung, sondern teilen den Einsatzort haufig ausschliesslich per Funk mit. Da es sich um eine

mundliche Mitteilung handelt, lassen sich die Ortsangaben auch flexibler ubermitteln. Die Polizeireviere

sind zudem betrachtlich kleiner als die Einsatzgebiete der Rettungsdienste. PolizistInnen, welche die An-

weisung zum Einsatzort entgegennehmen, kennen ihr Revier”so gut wie den Inhalt ihrer Hosentasche“ wie

von einigen Befragten gesagt wurde. Zuletzt unterscheidet sich ausserdem der Umgang mit der Bildschirm-

karte zwischen den Organisationen. Wahrend sich SRZ bei der Disposition vorwiegend auf die Datenliste

der Einsatzmittel stutzt, arbeiten Stadt- und Kantonspolizei Zurich vermehrt mit der Karte.

Fur die primare Behebung von problematischen Ortsbezeichnungen bezieht die Stadtpolizei Zurich die

AnruferIn in die Aufklarung des Ortes mit ein. Solange der Ort unklar ist, wird weiter nachgefragt:

1. Normale Adressauflosung (vgl. Abbildung 3.4)

2. Nachfrage der nachsten Hausnummer/Querstrasse

3. AnruferIn wird aufgefordert, Passanten zu fragen

4. AnruferIn wird aufgefordert, einige Schritte zu gehen

5. Treffpunkt von Einsatzfahrzeug und AnruferIn wird vereinbart

6. Allenfalls wird die nachste Kreuzung erwahnt

Wiederum ist die Thematik der unterschiedlichen Wahrnehmung ersichtlich. Da die Stadtpolizei die The-

matik unklarer Ortsbezeichnungen als unproblematisch erachtet, setzt ihre Problemlosung auch an einem

anderen Punkt an, als beispielsweise jene von SRZ. Diese beachtet ebenfalls die obengenannten Schritte. Sie

kommen allerdings bereits als integrativer Bestandteil der normalen Einsatzbearbeitung zum Tragen und

werden durch die Befragten nicht explizit als Ansatz zur Losung von Problemen mit Ortsbezeichnungen

erwahnt.

86

Nicola Chantal Lang Erkenntnisse aus der Befragung

5.2.3 Datenhaltung und -pflege

Ein grosses Thema, wenn auch nicht von allen Befragten gleich stark betont, ist die Datenhaltung und

-pflege. Die Umsetzung wird nicht von allen Seiten einheitlich gehandhabt. Personen, welche mit der Da-

tenhaltung betraut sind, betonen die Komplexitat der Datenhaltung und -pflege. Je naher der Befragte

in seinem Aufgabenbereich der Einsatzfront ist, desto mehr wird der Umgang mit den Daten jedoch be-

mangelt. Es bestehen substantielle zeitliche Unterschiede in der Aufdatierung beziehungsweise Verarbeitung

und Umsetzung neuer Daten und Datenbestande. Wahrend eine der befragten Organisationen bis zu einmal

wochentlich neue externe Daten einpflegt und auch auf die Holpflicht3 hinweist, liegen bei anderen Orga-

nisationen die kurzesten Intervalle in der Beschaffung solcher Daten im Bereich von etwa drei Monaten.

Gleich verhalt es sich mit der Einpflege von bekannten problematischen Orten. Diese wird von Befragten,

welche nicht mit der Datenpflege vertraut sind, je nach Organisation unterschiedlich beurteilt. Dabei wird

von direkter Umsetzung innerhalb von Arbeitstagen bis hin zu einem Zeitraum von mehreren Monaten

gesprochen. Die problematischen Orte werden vor dem Hintergrund allgemein bekannter Orte erfasst und

noch nicht immer systematisch festgehalten. Teils wurde erst im letzten Jahr systematisch damit begon-

nen, Objekte gleicher Art, welche immer wieder benotigt werden, einzubinden. Das gilt beispielsweise fur

Haltestellen oder Gastrobetriebe.

5.2.4 Erwartungshaltungen

Durch die Befragungen wurden Erkenntnisse zu verschiedenen Erwartungshaltungen gewonnen. Jene der

AnruferInnen hat sich durch das heutige Selbstverstandnis von”allwissenden“ Suchmaschinen, Navigati-

onssystemen und Mobiltelefonen mit location based services4 verandert. Kann der Einsatzort nicht gleich

gefunden werden, oder die Person uber das Mobiltelefon nicht geortet werden, herrscht seitens der Anrufe-

rInnen oft Unverstandnis. Folgende, von den Befragten erwahnte, Reaktionen zeigen dieses Unverstandnis

auf:

• Wenn ich mich in Google”

Zurihc“ [sic!] schreibe, weiss dieses auch, dass ich”

Zurich“ gemeint habe.

• Mein Navi weiss auch, wann ich abbiegen muss.

• Heutzutage sieht doch jeder auf seinem iPhone, wo er gerade steht, da kann es doch nicht so schwierig

sein, meine Position zu erkennen.

Verschiedene der befragten Organisationen haben sich bereits mit der Ortung von Mobiltelefonen auseinan-

dergesetzt, diese schon im Einsatz gehabt oder jetzt im Einsatz. Zur Zeit verzichten einige der betroffenen

Organisationen aufgrund eigener Qualitatseinschatzungen jedoch darauf. Nur in stadtischem Gebiet scheint

sie sich als nutzlich zu erweisen.

Im Kanton Schwyz ist der Druck auf den Rettungsdienst, die Beschreibung des Einsatzortes richtig zu

interpretieren, seitens der Bevolkerung enorm gross. Hier kommt eine weitere Erwartungshaltung hinzu.

Fruher war der Rettungsdienst Schwyz selbst zustandig fur die Disposition. In dieser landlichen Region

kennen sich viele Menschen gegenseitig. Dadurch konnte der Chef des Rettungsdienstes, welcher Calltaker,

Disponent und teils auch Fahrer in einem war, in manchen Fallen bereits an der Telefonnummer oder der

Stimme der Anrufenden erkennen, wo sich der Notfall befinden musste. In der Zwischenzeit sind, nach dem

3Die Verantwortung, Daten aktiv zu beschaffen und nicht auf externe Belieferung zu warten.4Dienste, welche durch den Einbezug der Position einen Mehrwert schaffen (Kupper (2005) nach der Definition der GSM

Association; http://www.gsmworld.com/, Zugriff: 20.08.2010).

87

KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

Empfinden der Bevolkerung, aber auch der Befragten selbst, die”

Stadter, die keine Ahnung von ihrem

Gebiet haben“, diejenigen, welche die Disposition durchfuhren und es wird jeder Fehler kritisch notiert.

Wenn die Ambulanz zu einem falschen Einsatzort fahrt, gelangt die Nachricht meist innert der nachsten

Stunde als Beanstandung der unbeteiligten Bevolkerung an den Chef des Rettungsdienstes zuruck. Die

kritische Haltung der Schwyzer Bevolkerung wird auch in einem Zeitungsartikel vom 07. September 2005

in”Bote der Urschweiz“ deutlich (Holdener, 2005). Darin wird geschildert, wie AnruferInnen immer wieder

warten mussen, weil die”Zurcher Zentralisten“, wie sie betitelt werden, zu lange auf der Forderung nach

einer Adresse beharren, anstatt gleich eine Ambulanz loszusenden.

Angesprochen wurde von verschiedenen Seiten auch die Thematik der CalltakerInnen im Einsatz, welche

nicht uber genugend Kenntnisse im Bereich Geographie und Informatik verfugen. Die Karte wird nicht

konsultiert, Suggestivfragen gestellt oder aber zu lange gesucht. Ausserdem sind gewisse Kniffe im Umgang

mit dem ELS nicht allen CalltakerInnen bekannt. Daher wird gefordert, dass die CalltakerInnen uber mehr

Ortskenntnisse verfugen sollen, sowie, dass sie sich in verschiedenen Einsatzen die Seite der Rettungsteams

ansehen. Umgekehrt wird gefordert, dass die Disposition komplett ohne Ortskenntnisse ablaufen kann.

5.3 Losungsansatze

Die prasentierten Losungsansatze stutzen sich neben der Anlehnung an bekannte Losungen aus der Literatur

auf die Typologie selbst, aber auch auf die Erkenntnisse der Befragungen. Die resultierenden Losungsansatze

beruhen daher bereits auf einer ersten Diskussion der gezeigten Ergebnisse. Sie beziehen sich in erster Linie

auf das ELS von SRZ.

5.3.1 Ortung von Mobiltelefonen

Die Ortung von Mobiltelefonen zur Ableitung des Notfallorts wurde im Jahr 2007 bei der Kantonspolizei

Zurich wahrend einiger Monate eingesetzt, dann aber aus Grunden der Ungenauigkeit wieder abgesetzt

(Roland Grunder, Kantonspolizei Zurich, personliche Kommunikation am 12.11.2010). Bereits 1996 wurde

in den Vereinigten Staaten von Amerika ein Mandat verabschiedet, nach dem die Mobilfunkanbieter ver-

pflichtet sind, die Position einer anrufenden Person den Blaulichtorganisationen zu ubermitteln. Auch in

der EU wurde im Jahr 2000 eine Arbeitsgruppe gegrundet zur Erarbeitung der Grundlagen fur einen derar-

tigen Umgang mit Positionen von PatientInnen (Coordination Group on Access to Location Information

for Emergency Services, CGALIES; Kupper, 2005). Aufgrund dieser Ausgangslage, wie auch der Erwar-

tungshaltung der Anrufenden, dass diese jederzeit geortet werden konnen, wird die (Wieder-)Einfuhrung

der Ortung der Mobiltelefone als Losungsansatz berucksichtigt.

Zur Abklarung, ob dies im Dispositionsgebiet von SRZ sinnvoll ist, wurden einige Testanrufe durchgefuhrt.

Zunachst wurde eine Auswahl von funf Orten in Anlehnung an die bekannten Falle im Kanton Schwyz,

sowie zwei der Autorin gut bekannte Orte im Kanton Zurich ausgesucht. Von diesen Punkten aus wurden

Testanrufe auf die Notrufnummer 144 durchgefuhrt. In der Schweiz wird die Auflosung des Standortes

von Hilfesuchenden durch die Mobilfunkanbieterinnen durchgefuhrt. Diese ubermitteln als Resultat eine bis

sieben Ellipsen an das ELS zuruck, in welchen sich die AnruferIn befindet (Roland Grunder, Kantonspolizei

Zurich, personliche Kommunikation am 12.11.2010). Abbildung 5.8 zeigt die untersuchten Punkte sowie die

dazugehorigen Ellipsen. Die Grossen der Ellipsen sowie deren Abstand zum eigentlichen Anrufort sind der

Tabelle 5.7 zu entnehmen.

88

Nicola Chantal Lang Losungsansatze

0 1 2

Kilometer

1

2

3

45

1a

5a

3a

3b

4a4b

2a

2b

1b

5b

0.0 0.5 1.0

Kilometer

7

6

7a

7b

6a

Abb. 5.8: Resultate der Testanrufe zur Ortung von Mobiltelefonen.Fur die Testanrufe sind die Resultate jeweils eine oder zwei Ellipsen.Schwarz: Standort und Anrufnummer. Farbig: Distanz und Flache,sowie Bezeichnung der Ellipsen des jeweiligen Anrufes (vgl. Tabelle5.7). Bei der Distanz handelt es sich um die Strecke vom Anrufortzum Rand der Ellipse. Quelle der Landeskarte: Bundesamt fur Lan-destopografie DV074102.

89

KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

Anruf Ellipse

Nr. Standort Bez. Distanz [m] Flache [ha] Standort

zu Standort enthalten?

1 Herrengasse 1, Schwyz a 4’992 535 -

b 43 267 -

2 Gatzlistrasse, zwischen Ingenbohl a 2’618 74 -

und Schwyz (Gemeindegrenze) b 1’537 68 -

3 Bahnhofstrasse 84, Schwyz a 2’534 744 -

(Ortsgrenze zu Seewen) b 83 333 -

4 Gotthardstrasse 1, Arth a 19’734 2 -

(Ortschaft Goldau) b 20’121 2 -

5 Gotthardstrasse 1, Arth a 0 3 -

(Ortschaft Oberarth) b 2’115 64√

6 Bushaltestelle Heisch, a 0 210√

Hausen am Albis

7 Bushaltestelle Tufenbach, a 626 167 -

Hausen am Albis b 395 259 -

Tab. 5.7: Resultate der Testanrufe zur Ortung von Mobiltelefonen.Fur die Testanrufe sind die Resultate jeweils ein oder zwei Ellipsen.Ihre Bezeichnung (vgl. auch Abbildung 5.8) entspricht deren chrono-logischem Auftreten in der Datenbank. Bei der Distanz handelt es sichum die Strecke vom Anrufort zum Rand der Ellipse, diejenige Stre-cke also, welche fehlt, damit der Anruf in der richtigen Ellipse liegt.Befindet sich der Punkt in der Ellipse ist die Distanz entsprechend0 Metern.

Bereits diese Auswahl konnte zeigen, dass die Ortung zur Erkennung des Einsatzortes nicht geeignet ist. Nur

zwei Testpunkte lagen in den erhaltenen Ellipsen. Betrachtet man die Grossen der entstehenden Ellipsen,

sieht man, dass die abgedeckten Flachen deutlich zu gross sind, um in Fallen wie der Gotthardstrasse,

Verwechslungen auszuschliessen. Bei den zuruckgelieferten Ellipsen fur Anruf 4, handelt es sich um Kreise

einer Flache von zwei Hektaren in rund zwanzig Kilometer Entfernung. Sie wirken daher eher wie Artefakte.

Um der Verwechslung von Ortsbezeichnungen entgegenzutreten, welche in grosseren Entfernungen zu ein-

ander liegen, kann die Ortung von Mobiltelefonen dennoch hilfreich sein. Bei Fallen, wie Pfaffhausen /

Schaffhausen oder Oetwil an der Limmat / Oetwil am See, kann diese Ortung unterstutzend wirken. Zur

Umsetzung mussen allerdings weitere Tests durchgefuhrt werden. Mit einer grossen Zahl an Testanrufen

kann eine statistische Auswertung anhand der Ellipsen durchgefuhrt werden. Diese kann dann zur Defini-

tion eines maximalen Radius um den georteten Standort herangezogen werden, innerhalb dessen sich der

Einsatzort mit einer grossen Wahrscheinlichkeit befindet. Wird ein solcher, fixer Radius um den Mittel-

punkt der georteten Ellipse gelegt, kann anhand der entstehenden Kreisflache eine Vorfilterung der in Frage

kommenden Geodaten durchgefuhrt werden.

Nachfrage zur Ungenauigkeit bei der Ortung von Mobiltelefonen

Die Schweizerische Polizeitechnische Kommission (SPTK) ist zur Zeit bemuht, mit Hilfe des Bundesamts

fur Kommunikation (BAKOM) sowie den Mobilfunkanbieterinnen, eine Losung fur die bekannte Ungenau-

igkeit der aktuell implementierten Ortung zu finden. Um die Fortschritte aufzuzeigen, wurde bei Herrn

90

Nicola Chantal Lang Losungsansatze

Grunder (Kantonspolizei Zurich und Mitglied der SPTK) nachgefragt. Dieser macht qualitative Aussagen

zum Vorgehen und keine technischen Aussagen, welche in den nachfolgenden drei Abschnitten beschrieben

sind.

Aus Sicht der Polizei ist eine Flachenortung, wie sie heute von den Mobilfunkanbieterinnen geliefert wird,

fur die Lokalisierung von Notrufenden nicht einsetzbar. Die Information soll fur die Personen, welche mit

dem ELS interagieren, vereinfachend sein und nicht verwirrend. Durch die SPTK wurde eine umfassende

Studie in Auftrag gegeben, welche die Resultate der vorliegenden Arbeit bestatigen. Falls die Grosse der

Ellipsen nicht auf ein Minimum reduziert werden kann, bringt deren Einsatz zwar zusatzliche Daten, diese

konnen aber nicht oder sogar falsch interpretiert werden.

Die jetzige Implementierung der Ortung von Mobiltelefonen beruht je nach Anbieterin auf Laufzeitmes-

sungen zwischen Mobiltelefon und Antenne in Kombination mit der Leistung (sogenanntes Time-advanced-

Verfahren), oder auf der Herausgabe (vermutlich) vordefinierter Ellipsen, welche auf den Zellen fur jede

Antenne beruhen. Fur eine Verbesserung musste im Vergleich zum effektiven Gewinn an Genauigkeit ein

zu grosser Aufwand betrieben werden. Ausserdem ist die erforderliche Genauigkeit mit den genannten Ver-

fahren auch mit sehr grossem Aufwand nicht zu erreichen.

Laut Herrn Grunder ist daher durch die Ortung von Mobiltelefonen uber ihre GPS-Koordinaten ein viel-

versprechenderer Ansatz gegeben. In der heutigen Zeit sind immer mehr Telefone mit GPS-Empfangern

ausgerustet und konnen dadurch den eigenen Standort sehr prazis ermitteln und theoretisch auch mitteilen.

Die bisher fehlende Umsetzung dessen hat zwei Hauptgrunde: In erster Linie existieren zwar Standards zur

Erfassung und Ubermittlung von GPS-Standorten von Mobiltelefonen, aber es hat sich bisher noch keiner

etabliert. Anzustreben ist ein gesamteuropaischer Standard. Es gibt bereits private Anbieterinnen, welche

Notrufapplikationen fur Smartphones anbieten. Da die GPS-Ortung aber nicht per se im Hintergrund ab-

lauft, sondern aktiv abgefragt werden muss, storen bereits andere offene Applikationen. Das zweite Problem

in der Durchsetzung der Ortung uber GPS ist die Frage nach dem Ort der Erfassung beziehungsweise Hinter-

legung der relevanten Daten. Diese mussen in einer zentralen Datenbank, welche nur fur Notrufe verwendet

wird, abgelegt werden. Eine solche besteht bereits heute und wird unter anderem zur Identifikation der

Festnetz-Notrufenden und Angabe der Ellipsen genutzt. Auch hier sind Bestrebungen im Gange, Losungen

zur Erweiterung dieser Datenbank zu finden.

5.3.2 Datenbezogene Massnahmen

Die Datenhaltung wird in der Befragung als grosses Problem gesehen und bildet letztlich aus unterschied-

lichen Grunden eine Ausgangslage fur die Losung verschiedener in der Typologie formulierten Probleme.

Datenaktualisierungen sollten regelmassig durchgefuhrt werden. In Anlehnung an die in Kapitel 2.3.2 be-

sprochenen hierarchischen Beziehungen sowie die Grundidee einer Ontologie (vgl. Kapitel 2.4.2) wird eine

angepasste Datenstruktur vorgeschlagen. Diese Datenstruktur sollte ausserdem mit der Abfragestruktur

ubereinstimmen.

Datenaktualisierungen

Wenn die Daten nicht laufend aktualisiert werden, fehlen wichtige Informationen zur Bestimmung des Vor-

fallsortes. Wichtig ist eine hohe Frequenz der Datenaktualisierung. Je aktueller die Daten, desto weniger

Moglichkeiten bestehen, dass das gesuchte Objekt nicht enthalten ist. Dabei geht es einerseits um die Ak-

tualisierung selbst, andererseits auch um die Eigeninitiative, neue Daten zu beschaffen. Gleichzeitig muss

aber auch beachtet werden, dass die Wahrnehmung in der Bevolkerung moglicherweise erst mit Verzogerung

91

KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

geschieht. Bei Veranderungen sollten dementsprechend alte wie auch neue Orte mit einem entsprechenden

Zeitvermerk, z. B. seit Mai 2010, in der Datenbank enthalten sein. Die Befragung hat gezeigt, dass Ak-

tualisierungen im Wochenrythmus moglich sind. Dies ist fur die Erfassung von Gebauden entsprechend

eine hohe Frequenz. Je nach Datensatz andern sich die Daten aber nicht so rasch, weshalb in manchen

Fallen, z.B. Flurnamen, eine hohe Frequenz eher im Bereich einiger Monate liegt. Bei derartigen Objekten

kann auch eine regelmassige Nachfrage auf Veranderung bei den entsprechenden Behorden eine allzuhohe

Aktualisierungsfrequenz ersetzen.

Zur moglichst reibungslosen Aufdatierung der Daten muss die strukturelle Grundlage gegeben sein. Werden

manuelle Anpassungen jedes Mal uberschrieben, muss ein grosser Aufwand betrieben werden, um diese

aktuell zu halten. Eine Moglichkeit besteht darin, diese Eintrage als solche zu kennzeichnen und vor dem

Uberschreiben zu schutzen. Um Redundanzen zu vermeiden, sollte allerdings auch regelmassig uberpruft

werden, ob diese manuellen Eintrage in den aktualisierten Daten enthalten sind.

Datenstruktur

Wie in Kapitel 3.1.5 aufgefuhrt wird, legt SRZ ihre Geodaten zur Zeit auf folgende Weise ab:

<X Koordinate / Y Koordinate / Allgemein bekannter Ort / Link zu Strassenname / Strassennummer /

Ortschaft / weitere Bemerkungen>

Solange es sich beim gesuchten Objekt um eine Strasse handelt, welche nur einmal existiert und zu einer

einzigen Ortschaft gehort, deren Namen dem Gemeindenamen entspricht, reicht diese Art, die Daten abzule-

gen, vollkommen aus. Sobald aber von diesem Idealfall abgewichen wird, kann es zu Granularitatsproblemen

oder Ambiguitaten kommen.

In Kapitel 2.4.2 wird uber die Darstellung von Orten in Ortsverzeichnissen gesprochen. Dabei ist eine

Moglichkeit deren Speicherung in Form von raumlichen Hierarchien. In Anlehnung an diese Datenstruktur

wird eine Veranderung der bisherigen Special Addresses-Tabelle vorgeschlagen. Zusatzlich zu den bisherigen

Spalten soll fur jedes Gebaude nicht nur die Ortschaft, sondern auch die Gemeinde aufgefuhrt werden. Eine

vollstandige Erweiterung einer derartigen Hierarchie umfasst ausserdem die zugehorige Siedlung oder den

Weiler, den entsprechenden Stadtkreis oder Ortsteil, sowie den Bezirk und Kanton:

<X Koordinate / Y Koordinate / Link zu Strassenname / Strassennummer / Siedlung,Weiler /

Postleitzahl / Stadtkreis, Ortsteil / Ortschaft / Gemeinde / Bezirk / Kanton>

In dieser Stuktur ist der allgemein bekannte Ort nicht mehr vorhanden. Dieser gehort thematisch nicht in

die Hierarchie der administrativen oder postalischen Beschreibung eines Gebaudes. Zusatzlich zur Special

Addresses-Tabelle wird also ausserdem eine Tabelle fur allgemein bekannte Orte benotigt. Mit der Common

Placenames-Tabelle besteht bereits eine solche. Die abgeanderte Form der darin enthaltenen Ortsinforma-

tionen soll aber noch die Art des beschriebenen Ortes enthalten. In dieser Tabelle mussen zusatzlich die

lokal bekannten Orte, also die umgangssprachlichen Bezeichnungen, untergebracht werden. Da sich bekann-

te Orte nicht nur auf Gebaude, sondern auch auf andere topographische Objekte oder vage Orte beziehen,

muss auch die Moglichkeit bestehen, den Link zu einer weiteren Geometrie herzustellen. Fur jeden allgemein

oder lokal bekannten Ort soll daher folgende Ortsinformation festgehalten werden:

< Name des Ortes / Art des Ortes / Unterkategorie der Art des Ortes / Link auf das zugehorige Objekt

in der Special Addresses-Tabelle / Link auf die Geometrie des Ortes>

92

Nicola Chantal Lang Losungsansatze

Die Geometrie soll auch in eine administrative Hierachie miteinbezogen werden. Dabei muss beachtet wer-

den, dass einzelne Geometrien, wie beispielsweise Waldgebiete, uber politische Grenzen hinausgehen. Daher

wird die Moglichkeit betrachtet, mehrere Gebiete anzugeben. Die Zuweisung der administrativen Einheiten

kann uber eine raumliche Abfrage geschehen.

<Geometrie / Siedlung(en),Weiler / Postleitzahl(en) / Stadtkreis(e), Ortsteil(e) / Ortschaft(en) /

Gemeinde(n) / Bezirk(e) / Kanton(e)>

Erfassung vager und umgangssprachlicher Ortsbezeichnungen

Die bestehende Datenbank umfasst bisher erst einen sehr kleinen Teil umgangssprachlicher und vager Orts-

bezeichnungen. Um mit diesen aber besser umgehen zu konnen, mussen sie fur das relevante Gebiet sys-

tematisch erfasst werden. Die Erfassung kann auf verschiedene Arten geschehen: Zum Festhalten grosserer

Regionen konnen Ansatze wie der von Hollenstein (2008) beschriebene, welche uber Flickr-Bilder die Ver-

wendung einzelner allgemein bekannter Regionen untersuchte. Fur spezifischere Bezeichnungen verspricht

eine Studie mit aktiver Beteiligung. wie derjenige von Twaroch und Jones (2010), bessere Resultate. Dabei

werden Personen uber eine Internetseite aufgefordert, an der Erhebung umgangssprachlicher Ortsbezeich-

nungen mitzumachen (vgl. 2.4.5). Die Resultate solcher Erhebungen mussen schliesslich in die entsprechende

Datenstruktur eingepasst werden.

5.3.3 Automatische Erkennung problematischer Ortsbezeichnungen

Die Schnittstelle, uber welche die in der Datenbank abgelegte Information abgefragt wird, ist ebenso wichtig,

wie die Information selbst. Daher muss neben der Datenstruktur auch bei der Abfrage der Daten angesetzt

werden. In diesem Kapitel werden die Abfragemechanismen betrachtet.

Einbezug vergangener Problemfalle

Es ist davon auszugehen, dass eine CalltakerIn, die einmal mit der Situation konfrontiert wurde, dass der von

ihm designierte Einsatzort nicht dem korrekten Ort entsprach, bei neuerlichem Auftreten desselben Notfall-

ortes hellhorig wird und entsprechend nachfragt. Bei einem derart grossen Gebiet und bei der Anzahl Falle,

welche die Einsatzzentralen zu bewaltigen haben, ist es aber wahrscheinlich, dass andere CalltakerInnen

diesen fehlinterpretierten Fall nicht kennen und es ist gut moglich, dass der Fehler erneut auftritt.

Eine logische Massnahme, die sich daraus ableitet, ist das Festhalten von problematischen Fallen und das

Hinzufugen einer Bemerkung in allen Datentupeln, welche dieselbe Struktur aufweisen. Wurde beispielswei-

se einmal die Gotthardstrasse in Arth und Goldau verwechselt, weil die Strasse in der Gemeinde mehrmals

vertreten ist, so sollten alle Gebaude an der Gotthardstrasse in der gesamten Gemeinde Arth einen Warn-

hinweis erhalten. Uber das System soll dann eine Meldung mit dem Warnhinweis aufgeworfen werden.

Phonetische Suche und Textverarbeitung

Fehler, welche durch falsche Schreibweisen entstehen, werden zur Zeit nur teilweise abgefangen. Zur Ver-

meidung orthographisch-akustischer Probleme mussen Orte, welche ahnlich ausgesprochen werden, durch

das System erkannt werden. Ausserdem sollten Unklarheiten, welche durch ahnliche Schreibweisen oder

Tippfehler entstehen (orthographisch-sprachliche Probleme) vermieden werden.

Bisher wird fur die Uberprufung von Wortubereinstimmungen im ELS von SRZ nur mit Platzhaltern (z.B.

% fur Buchstabenfolgen, fur einzelne Buchstaben) gearbeitet, nicht aber mit Ahnlichkeitsuberprufun-

gen im eigentlichen Sinne. Es ist aber bereits eine phonetische Suche implementiert, welche auf dem Sys-

tem der Soundex -Indexierung beruht (Knuth, 1973; Feuerstein und Pribyl, 2005). Snae (2007) analysiert

93

KAPITEL 5. TYPOLOGIE UND LOSUNGSVORSCHLAGE Nicola Chantal Lang

und vergleicht verschiedene sogenannte Name-Matching-Algorithmen. Dabei beachtet Snae (2007) Algo-

rithmen verschiedenen Hintergrunds. Algorithmen, welche rein auf der Analyse der Orthographie beruhen

sind beispielsweise der Guth- (Guth, 1976) und der Levenshtein-Algorithmus (Levenshtein, 1966). Mit der

Klangahnlichkeit befassen sich die Algorithmen Metaphone (Binstock und Rex, 1995), NYSIIS (De Brou

und Olsen, 1986), Phonex (Lait und Randell, 1993) oder der bei SRZ verwendete Soundex. Hinzu kom-

men zusammengesetzte Algorithmen, welche Klang oder Schreibweise berucksichtigen, zum Beispiel Index

of Similarity Group (ISG; Bouchard und Pouyez, 1980), sowie hybride Algorithmen, welche Klang und

Schreibweise miteinbeziehen, zum Beispiel LIG (bestehend aus Levenshtein-, ISG- und Guth-Algorithmus;

Snae und Diaz, 2002).

Snae (2007) kommt zum Schluss, dass, unter der Voraussetzung der multikulturellen Anwendbarkeit, die

distanzbasierten Ahnlichkeitsvergleiche am besten funktionieren. Dem LIG-Algorithmus wird ausserdem

zugeschrieben, dass er trotz Einbezug von phonetischen Komponenten am wenigsten von der Sprache ab-

hangt (Snae und Diaz, 2002). Demgegenuber steht die Soundex-Indexierung, welche zur Zeit bei SRZ im

Einsatz ist. Diese basiert laut Feuerstein und Pribyl (2005) auf der englischen Sprache und”funktioniert

bei anderen Sprachen oft schlecht oder gar nicht“. Auch Wilz (2005) aussert sich dahingehend, dass der

Soundex-Algorithmus”nur eingeschrankt auf das Deutsche anwendbar“ ist. Hingegen wurden die phoneti-

schen Suchen Kolner Phonetik, PHONEM und Phonet explizit auf die deutsche Sprache ausgelegt. Wilz

(2005) vergleicht die Algorithmen auf ihre Anwendbarkeit auf die deutsche Sprache, wobei Familiennamen

untersucht werden. Der Autor gibt einen umfassenden Uberblick uber Algorithmen fur die phonetische Su-

che sowie fur Vergleiche von Namen. Die Implementierung eines Algorithmus, wie dem LIG-Algorithmus,

in der Software des ELS ist eine Moglichkeit, die orthographischen Probleme zu minimieren. Dabei sollte

in der phonetischen Komponente die deutsche Sprache berucksichtigt werden. Zur konkreten Implemen-

tierung sollte ausserdem uberpruft werden, ob der Einfluss der Transliteration der Ortsbezeichnungen in

schweizerischen Dialekten eine Rolle spielt.

5.3.4 Personenbezogene Massnahmen

Auch bei den personenbezogenen Problemtypen muss angesetzt werden. An den Ortskenntnissen der an-

rufenden Person, sowie deren Vermogen, in der Stresssituation des Notfalls klar zu denken, kann nichts

geandert werden. Die Gebietskenntnis der CalltakerIn, dessen Umgang mit dem ELS sowie die Aufberei-

tung der ubermittelten Information hingegen konnen beeinflusst werden.

Einsatzauftrag

Ein pragmatischer Losungsansatz ist die Umgestaltung des Einsatzauftrages. Mit einfachen Massnahmen

kann die Fehlinterpretation der Information zum Einsatzort, welche durch das Ubersehen von Bemerkungen

hervorgerufen wird, verringert werden. Das Einfugen eines Bemerkungsfeldes fur die ortsbezogene Informa-

tion im oberen Teil des Auftrages bildet die Voraussetzung fur eine thematische, sowie optische Abgrenzung

von sonstigen, vor allem medizinischen, Bemerkungen zum Einsatz. Um einen moglichst grossen Nutzen zu

erzielen, muss die Information in dem Bemerkungsfeld in ahnlicher Weise hervorstechen wie der Einsatzort

selber.

Eingabemasken

Ein zusatzliches Feld fur Bemerkungen zur Ortsinformation auf dem Einsatzauftrag sowie eine angepasste

Datenstruktur verlangen nach einer leicht veranderten Eingabemaske. Ausserdem kann durch die Her-

vorhebung der raumlichen Information, in einem abgegrenzten oder sogar der Hauptmaske vorgestellten

94

Nicola Chantal Lang Losungsansatze

Maskenbereich, durch den Ablauf gefuhrt und die Wichtigkeit der Korrektheit des Einsatzortes betont

werden.

Vertiefte Schulung von CalltakerInnen und DisponentInnen

Aus der Befragung geht hervor, dass die Gebietskenntnisse zum Auffinden des korrekten Einsatzortes essen-

tiell sind. Je grosser das Gebiet, desto grosser die Herausforderung. Die Zusammenfuhrung verschiedener

Gebiete zu grosseren Dispositionsgebieten und die damit verbundene Reduktion der Ortskenntnisse veran-

dert die Anspruche an die CalltakerIn und DisponentIn dermassen, dass neue Selektionskriterien fur deren

Auswahl oder zumindest vertiefte Schulungen eingefuhrt werden sollten. Zusatzlich zu den medizinischen

Kenntnissen wird auch der Umgang mit Informationssystemen und der Verarbeitung geographischer Infor-

mation vorausgesetzt. Die Aufgabe der CalltakerIn hat sich, von der reinen Entgegennahme von Anrufen,

hin zu einem vertieften Umgang mit digitalen Geodaten gewandelt. Die Tatigkeit verlangt daher nach

Personen, welche auch auf diesen Gebieten vertieft geschult sind. Die Umsetzung einer solchen Schulung

konnte mittels eLearning-Tool erfolgen. Darin konnen die folgenden Punkte interaktiv erarbeitet und deren

Verstandnis im Anschluss gepruft werden:

• Sensibilisierung: Zunachst muss eine Sensibilisierung auf Probleme, welche durch einen falschen

Umgang mit Ortsbezeichnungen entstehen konnen, erfolgen. Dadurch kann die Wichtigkeit der ange-

sprochenen Probleme und damit der entsprechenden Schulung aufgezeigt werden. Als Ausgangspunkt

dazu konnen die erarbeitete Typologie sowie eine Auflistung aller vergangener Problemfalle dienen.

Im gesamten Ablauf ist die Flexibilitat im Umgang mit dem ELS wichtig.

• Digitale Geodaten: Zur Sensibilisierung auf datenbezogene Probleme, aber auch zum Erfassen der

Grunde von topologischen Granularitatsproblemen sowie aller semantischer Probleme ist es wichtig,

die zugrunde liegenden Daten, deren Quelle, Struktur und Aktualitat zu kennen. Das Verstandnis fur

die Diskrepanz zwischen AnruferInnen-Information und den Daten in der Datenbank bildet eine erste

Basis zum flexibleren Umgang mit dem System.

• ELS: Fur den Umgang mit dem ELS ist ein vertieftes Verstandnis der Systemkomponenten und der

Abfragemechanismen erforderlich. Der Einbezug und die aktive Verwendung bestehender Stutzen, wie

die Verwendung der Karte oder Einbezug der phonetischen Suche, kann das Vorgehen bei unklaren

Fallen wesentlich erleichtern. So konnen, beispielsweise, durch den Gebrauch der Karte in unklaren

Fallen weiterfuhrende Fragen zum Gelande gestellt werden. Dadurch lassen sich Orte ermitteln, welche

aufgrund von Grenznahe und topologischer Granularitat in der Datenbank zunachst nicht auffindbar

sind.

• Gesprache: Probleme, welche im Zuge der Anrufentgegennahme und der Ubermittlung an die Ret-

tungsteams einhergehen, werden teilweise in den oberen Punkten bereits abgedeckt. Um Probleme

durch Zusatzbemerkungen auf dem Einsatzauftrag bei der Ubermittlung zu vermeiden, sollte, trotz

eines allfallig veranderten Auftrages, eine zusatzliche mundliche Kommunikation mit den Rettungs-

teams stattfinden. Diese Notwendigkeit kann im Rahmen einer allgemeinen Sensibilisierung zur Kom-

munikation und Gesprachsfuhrung betont werden.

Eine solche Schulung ist auch fur Personen, welche mit der Datenhaltung betraut sind, von grosser Wich-

tigkeit, wobei hierbei vor allem die Punkte der Sensibilisierung, der digitalen Geodaten und des ELS von

Bedeutung sind. Ein Verstandnis fur deren Inhalt bildet die Grundlage fur die Planung der Datenhaltung.

95

Kapitel 6

Diskussion

Der iterative, aufbauende Charakter der Arbeit hat zur Folge, dass einzelne Resultate bereits im Arbeits-

verlauf diskutiert werden mussten. Die unmittelbaren Erkenntnisse aus der Erstellung der Typologie sind

in Kapitel 4.5 festgehalten. Zur Erstellung von Losungsvorschlagen wird eine erste Diskussion der erarbei-

teten Typologie vorausgesetzt (vgl. Kapitel 5.1). In der Folge wird nun auf die konkrete Beantwortung der

Forschungsfragen eingegangen und diese diskutiert.

6.1 Durchfuhrung der Fallstudie

Forschungsfrage 1: Lasst sich am konkreten Beispiel eines Rettungsbetriebes eine Typologie problematischer

Ortsbezeichnungen erstellen?

Zunachst kann bestatigt werden, dass Probleme mit Ortsbezeichnungen im Zusammenhang mit Notrufen

bestehen. Die Fallstudie zeigt, dass die Voraussetzungen fur das Auftreten von verheerenden Schwierigkeiten,

wie es Davies et al. (2010) am Beispiel eines tragisch verstorbenen Jungen aufzeigen, nach wie vor gegeben

sind.

Anhand der bekannten Falle des Rettungsdienstes Schwyz und der Befragungen von Personen aus Organi-

sationen, welche mit dem Alltag der Einsatzdisposition vertraut sind, kann eine Typologie problematischer

Ortsbezeichnungen erstellt werden. Im Verlauf der Erstellung wurden allerdings auch verschiedene Ein-

schrankungen sowie die Wichtigkeit des Faktors Mensch in diesem Zusammenhang erkannt.

6.1.1 Vorbehalte zur Erstellung der Typologie

Automatisierte Erstellung einer Typologie

Dem Vorgehen bei der Erstellung der Typologie ist zu entnehmen, dass aufgrund folgender inharenter Eigen-

schaften der derzeitigen Aufbereitung von Einsatzdaten keine automatisierte Extraktion von Problemfallen

moglich ist:

• Vergangene Problemfalle werden nicht systematisch festgehalten und mussen daher zunachst extra-

hiert werden.

• Anhand der ersten Analyse der bekannten Falle konnen keine Muster erkannt werden.

97

KAPITEL 6. DISKUSSION Nicola Chantal Lang

• Durch die Uberschreibung benotigter Koordinaten, kann die primar vorgesehene automatisierte Ex-

traktion nicht stattfinden. Hinzu kommen Unklarheiten in der bestehenden Lagegenauigkeit der

Status-Koordinaten, welche die Verlasslichkeit der entstehenden Datenreihen einschranken.

• Der Einbezug des gesamten Spektrums der unterschiedlichen Konstellationen von eingesetzten Fahr-

zeugen, aufdatierten Eintragen und Statusubermittlungen, welcher zur angemessenen Gliederung der

Einsatze fur eine anschliessende Problemextraktion im Rahmen der Typologie-Erstellung notig gewe-

sen ware, sprengt den Rahmen dieser Arbeit.

Zur Verbesserung der Grundlage fur zukunftige Arbeiten auf diesem Gebiet und fur eine umfassende Studie,

sollten die Organisationen, welche Notrufdienste anbieten, dazu angehalten werden, problematische Falle

systematisch in der Datenbank festzuhalten und zu dokumentieren. Fur die Verbesserung des Umganges

mit problematischen Ortsbezeichnungen ist es von eminenter Wichtigkeit, weiterfuhrende Arbeiten, welche

auf mehr konkreten Daten beruhen, durchzufuhren.

Allgemeingultigkeit

Jede Notrufzentrale ist geringfugig anders aufgebaut. Dies gilt sogar bereits fur zwei ELZ verschiedener

Organisationen in einer Stadt, welche auf der Software des gleichen Herstellers beruhen (zum Beispiel Stadt-

und Kantonspolizei Zurich). Mit dem Einbezug der Ergebnisse aus der Befragung konnten die Unterschiede

zwischen den Organisationen und deren Auswirkungen in die Entwicklung der Typologie integriert werden.

Dennoch kann die entwickelte Typologie nicht den Anspruch auf Allgemeingultigkeit erheben. Bereits an

der Grenze von Stadt zu Kanton Zurich liegen die Geodaten in anderen Formaten vor. Dementsprechend

ist die direkte Ubertragbarkeit in Dispositionsgebiete anderer Kantone oder Lander nicht immer moglich.

6.1.2 Aspekt Mensch

Die vorliegende Arbeit hat in verschiedener Hinsicht die Subjektivitat und Ungenauigkeit gezeigt, welche

in einen Prozess und in die daraus gewonnenen Daten einfliesst, sobald Menschen involviert sind.

Status-Ubermittlung

Die Status-Aktualisierung hangt davon ab, wann das Sanitatsteam per Knopfdruck den neuen Status uber-

mittelt. Zwar bietet das System die Moglichkeit der akkuraten Statuserfassung, doch muss der Mensch fur

die Umsetzung mitwirken. Oftmals geschieht die Ubermittlung nicht zu demjenigen Zeitpunkt, bei dem der

eigentliche Statuswechsel eintritt.

Laut Herrn Rainer Buchel (SRZ, personliche Kommunikation, 15.07.2010) ist die entstehende Lageunge-

nauigkeit der Statusmeldung darauf zuruckzufuhren, dass sich das Sanitatsteam im Moment des Eintreffens

am Vorfallsort zu hundert Prozent auf den Vorfall konzentriert. Fur die Einsatzteams steht die Lebensret-

tung von Menschen im Vordergrund, daher rucken solche administrativen Prozesse in den Hintergrund. Um

eine optimale Reaktion am Notfallort zu gewahrleisten findet die Statusubermittlung bereits einige hundert

Meter vor der Ankunft statt, sobald der vermeintliche Einsatzort gesichtet wird. Dadurch verringert sich

aber die Lagegenauigkeit, welche fur eine Auswertung im verwendeten Ansatz wesentlich ware. Es passiert

ausserdem, dass vergessen wird die Status-Ubermittlung durchzufuhren, womit es im spateren Verlauf der

Fahrt zu einer Ubermittlung der Status-Meldungen 02, 03 und 04 innert weniger Sekunden kommt.

Systemanpassungen

Nach eingehender Untersuchung der Daten musste im Verlauf des Arbeitsprozesses festgestellt werden, dass

die Koordinaten des Status 02 nicht der Wirklichkeit entsprechen, sondern zeitgleich mit dem Eintrag in die

98

Nicola Chantal Lang Vergleich zweier Typologien

Einsatzdatenbank durch die ursprunglichen Zielkoordinaten uberschrieben werden. Das Problem, welches

hierzu fuhrte, war eine fehlende Einstellung. So muss ausdrucklich konfiguriert werden, dass die Koordina-

ten am Ort des Wechsels auf Status 02 nicht zwingend den Einsatzkoordinaten entsprechen. Ein System

kann noch so viele Moglichkeiten bieten, wenn eine Konfiguration nicht vorgenommen wird, kann auch der

entsprechende Output nicht generiert werden. Dies ist wiederum ein Problem, das in der Prozesskette dem

Menschen zuzuschreiben ist. Durch diese Arbeit wurde der Fehler aufgedeckt und konnte in kurzer Zeit

behoben werden. Nun werden die Status 02 Daten nicht mehr durch die Zielkoordinaten uberschrieben.

Interpretation der Datenlage

Im initialen Interview (vgl. Kapitel 4.2) wurde der Datenhintergrund thematisiert und darauf basierend

das methodische Vorgehen fur die Extraktion der Problemfalle festgelegt. Aufgrund der Interpretation

einer Aussage wurde von einer abweichenden Tatsache ausgegangen. Dies fuhrte dazu, dass zu Beginn

der Analyse zur Beantwortung der Fragestellung ein Ansatz gewahlt wurde, der sich nach eingehender

Auseinandersetzung mit den Daten als ungeeignet erwiesen hat.

Erkenntnisse zum Aspekt Mensch

Die oben genannten Problemfalle fuhren zu zwei Hauptaussagen, was den Aspekt Mensch in Bezug auf die

Eingliederung in einen Prozess angeht:

• Sobald die Prozesskette eines Arbeitsablaufes die Interaktion Mensch-Maschine oder Mensch-Mensch

beinhaltet, kommen subjektive Wahrnehmung, Interpretationen und Ungenauigkeiten hinzu, welche

grosstenteils in der Subjektivitat des Menschen begrundet sind.

• Grundsatzlich befolgt ein System exakt das, was ihm der Mensch abzuarbeiten gibt. Es ist so leis-

tungsfahig wie die Konfigurationen, welche auf ihm vorgenommen wurden und die Daten, welche das

System liefert, sind so gut wie die Daten, welche ihm geboten werden. Dies vermittelt auch die weithin

bekannte Weisheit”Garbage in - Garbage out“.

Den Folgen solcher Probleme kann vorwiegend durch Sensibilisierung entgegengewirkt werden.

6.1.3 Erkenntnisse aus der Durchfuhrung der Fallstudie

Am konkreten Beispiel einer Rettungsorganisation lasst sich eine – fur diesen Betrieb und Notruftyp spezi-

fische – Typologie problematischer Ortsbezeichnungen erstellen. Durch die Individualitat der Notrufarten

und der einzelnen Falle mussen bezuglich der automatisierten Erstellung einer Typologie und der Allge-

meingultigkeit aber gewisse Einschrankungen gemacht werden. Eine Schlusselrolle spielt dabei der Aspekt

der menschlichen Interaktion.

6.2 Vergleich zweier Typologien

Forschungsfrage 2: Sind die in der Literatur aufgefuhrten Typen problematischer Ortsbezeichnungen auch

am konkreten Beispiel eines Einsatzleitsystemes wieder auffindbar und konnen weitere Probleme identifi-

ziert werden, welche aufgrund der spezifischen Anforderungen eines Einsatzleitsystemes in der allgemeinen

Literatur keine Erwahnung finden?

Zur Uberprufung, ob die Problemtypen der erstellten Typologie den in der Literatur aufgefuhrten Ty-

pen problematischer Ortsbezeichnungen entsprechen, wird die auf der Literatur basierende Typologie der

99

KAPITEL 6. DISKUSSION Nicola Chantal Lang

haufigsten Probleme (vgl. Tabelle 2.4, Kapitel 2.5) zum Vergleich herangezogen.

Wie zu erwarten, bestehen zwischen den beiden Klassifikationen Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede:

Verschiedene Klassen, Typen und Subtypen sind in der gleichen oder einer abgewandelten Form zu finden,

so zum Beispiel umgangssprachliche Ortsbezeichnungen. Andere werden durch die erstellte Typologie nicht

bestatigt. Die Geo/Nicht-Geo-Ambiguitat, wie sie beispielsweise durch Lieberman et al. (2010a) erwahnt

wird, spielt im Zusammenhang mit ELS keine wichtige Rolle, da die Falle unabhangig sind und somit nicht

auf einen Kontext zuruckgegriffen werden kann. Schliesslich kommen auch weitere Arten, wie topologische

Probleme in Grenzgebieten, zu der auf der Literatur basierenden Typologie hinzu.

Durch die Berucksichtigung neuer und mit dem Wegfallen bisheriger Typen und Subtypen wird aber auch

eine veranderte Gruppierung der Problemtypen sinnvoll. Die Struktur der entwickelten Typologie beruht

auf den funf in Kapitel 5.1.6 aufgezeigten Fragen – nach dem Vorhandensein der Daten, nach der richti-

gen Orthographie, nach dem richtigen Verstandnis der Bedeutung, nach der Interpretation der raumlichen

Beziehung und nach der Bedienung des System – und berucksichtigt die inharenten Charakteristiken der

Problemtypen. Durch die Unterscheidung zwischen der Interpretation der raumlichen Beziehung und der

Bedeutung entstehen aus der Klasse semantischer Probleme zwei Klassen: die topologischen und die seman-

tischen Probleme.

Die beiden Typologien enthalten beide je eine Klasse semantischer, datenbezogener und orthographischer

Probleme. In der erarbeiteten Typologie kommen die Klassen topologischer, und personenbezogener Pro-

bleme neu dazu. In der Folge wird vertieft auf den Vergleich der beiden Typologien eingegangen und die

Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden im Detail erlautert.

6.2.1 Interpretationsbezogene Probleme

Die drei Klassen der orthographischen, semantischen und topologischen Probleme konnen als interpreta-

tionsbezogen zusammengefasst werden. Mit Blick auf die Typologie der bestehenden Forschung, zeigt sich

einerseits, dass sich diese drei Klassen grosstenteils aus der Klasse der semantischen Probleme ableiten las-

sen, andererseits zeigt sich auch, dass Phanomene, welche nicht zum Kern der Probleme im Zusammenhang

mit der Verarbeitung von Ortsbezeichnungen gehoren, einen grosseren Stellenwert einnehmen als zunachst

angenommen. Orthographische Probleme, beispielsweise, bilden einen wichtigen Bestandteil der erarbeiteten

Typologie, werden in der Typologie der Literatur aber lediglich unter den erwahnten Problemen aufgefuhrt

(z.B. Piotrowski, 2010).

Ambiguitaten, Granularitaten, Grenzgebiete, Orthographie

Die Problematik von Ambiguitaten wird in der Literatur als zentrales Thema diskutiert. Ambiguitaten, wie

sie durch Leidner (2007) oder Amitay et al. (2004) umschrieben werden, umfassen verschiedene Auspragun-

gen. Im Zusammenhang mit ELS sind jedoch nicht alle relevant.

Bei der Extraktion von Ortsbezeichnungen aus Dokumenten mussen erstere zunachst vom restlichen Text

unterschieden werden. Im Zusammenhang mit einer ELZ ist durch die Losgelostheit jedes einzelnen Fal-

les kein Kontext vorhanden. Wahrend im Falle einer Text- oder Bildserienanalyse durch den Satz, den

Paragraphen, das ganze Dokument (Leveling, 2010; Tobin et al., 2010) oder die Bilder im selben Album

(Hollenstein, 2008) meist weitere Toponyme zu Hilfe gezogen werden konnen, ist dies bei einem einzel-

nen Notruf nicht moglich. Es ist daher schlussig, dass die je nach Autor als morphosyntaktische oder als

Geo/Nicht-Geo-Ambiguitat bezeichneten Phanomene in der ausgearbeiteten Typologie fehlen.

Im Dispositionsgebiet von SRZ existieren zum aktuellen Kenntnisstand der Autorin keine Gebietskampfe

100

Nicola Chantal Lang Vergleich zweier Typologien

oder Streitigkeiten um offizielle Bezeichnungen. Die logische Folge ist das Fehlen des Typs Uneinigkeiten in

der auf der Einsatzdatenbank von SRZ beruhenden Typologie. Die durch Leidner (2007) als Ungenauigkeit

bezeichnete Form der Ambiguitat, welche sich auf die Art bezieht, wie ein raumlicher Ausdruck verstanden

werden kann, wurde in der entwickelten Typologie nicht bestatigt. Hierbei kann die Vermutung angestellt

werden, dass diese Problematik zu wenig offensichtlich ist fur eine Nennung. Bei einer vagen Aussage, wie

Ich befinde mich nordlich von Erlenbach, wird konkret nach genauerer Information nachgefragt.

Im Gegensatz dazu sind Geo/Geo-Ambiguitaten nicht nur in der Literatur erwahnt, sondern auch in der

entwickelten Typologie zu finden. Die unter anderem von Amitay et al. (2004) verwendete Trennung von

Geo/Geo-Ambiguitaten gleicher beziehungsweise unterschiedlicher Klassen erscheint aufgrund der Aus-

wertung der vorliegenden Arbeit nicht als sinnvoll, falls davon ausgegangen wird, dass unterschiedliche

administrative Einheiten auch als unterschiedliche geographische Klassen gezahlt werden. Durch die Un-

terscheidung topologischer und semantischer Probleme werden Geo/Geo-Ambiguitaten auf verschiedene

Klassen der Typologie aufgeteilt.

Das Objekt, welches den Einsatzort wiederspiegelt, steht immer in einem raumlichen Verhaltnis zur beschrei-

benden administrativen Einheit. In Kapitel 2.3.1 werden die grundsatzlichen Moglichkeiten topologischer

Beziehungen aufgezeigt. Abbildung 6.1 zeigt die relevanten Basisverhaltnisse zwischen einem Objekt und

den umgebenden administrativen Einheiten. Die Objekte sind entweder in den administrativen Einheiten

enthalten oder aber uberlappen diese. Gleichzeitig konnen administrative Einheiten einer hoheren Hierar-

chiestufe solche einer tieferen Stufe enthalten.

Abb. 6.1: Eigene schematische Darstellung der Basisverhaltnisse zwi-schen topographischem Objekt (schwarz) und administrativen Ein-heiten (grau). Links: Objekte enthalten in administrativen Einheiten.Rechts: Administrative Einheit enthalten in einer weiteren adminis-trativen Einheit.

Mit Bezug auf mogliche Probleme treten verschiedene Konstellationen auf (vgl. Abbildung 6.2). Einsatzorte,

die durch eine mogliche Verwechslung mit einem anderen Objekt problematisch sind, werden als eigentli-

che Ambiguitaten eingestuft. Granularitaten weisen das Problem der Ambiguitaten bei den beinhaltenden

administrativen Einheiten auf. Wie in der Verordnung uber die geografischen Namen (Bundesamt fur Lan-

destopographie., 2008) geregelt ist, mussen Gemeinden in der Schweiz, notigenfalls anhand eines Zusatzes,

eindeutig unterscheidbar sein (vgl. Kapitel 3.2.1). Handelt es sich bei den beiden administrativen Einheiten

um Gemeinden, liegt das Problem einzig in der Verwendung des gegebenen Zusatzes. Da es sich hier bei um

ein reines Granularitatsproblem in Bezug auf die Semantik handelt, wird es in der Klasse der semantischen

Probleme kategorisiert. Demgegenuber stehen Verwechslungen administrativer Einheiten unterschiedlicher

Stufen der part-of-Hierarchie. Wie in Kapitel 3.2.3 ausgefuhrt, enthalten Gemeinden oft mehrere Ortschaf-

ten. Nicht selten tragt eine davon den Namen der Gemeinde. Probleme entstehen vorwiegend dort, wo

101

KAPITEL 6. DISKUSSION Nicola Chantal Lang

Objekte zwar in der Gemeinde, nicht aber in der gleichnamigen Ortschaft liegen.

Schliesslich kommt zur Klasse der topologischen Probleme ein Typ hinzu, welcher in der Typologie in

Tabelle 2.4 (Kapitel 2.5) noch nicht enthalten ist: Grenzgebiete. Bei diesen entstehen Probleme durch

die Nachbarschaft der administrativen Einheit und der Grenznahe der darin enthaltenen Objekte. Die

Unklarheit ist darauf zuruckzufuhren, dass sich die anrufende Person im Feld befindet und eine falsche

Einschatzung der raumlichen Verhaltnisse ausfuhrt.

Abb. 6.2: Eigene schematische Darstellung der verschiedenen Konstel-lation bei topologischen Problemen. Oben: Ambiguitaten. links: Zweigleichnamige Objekte (a) in unterschiedlichen administrativen Einhei-ten (X, Y), rechts: zwei gleichnamige Objekte (a) innerhalb derselbenadministrativen Einheit (X). Mitte: Granularitaten. Objekt (a) ist inGemeinde X, nicht aber in der gleichnamigen Ortschaft X. Unten:Grenzgebiete. Objekt (a) liegt im Grenzbegiet (- -) der GemeindenX und Y. Durch die Entfernung zu den Ortschaften W und Z ist ei-ne Zuordnung im nicht-vertrauten Grenzgebiet schwierig. Durch dieoptische Nahe zu Z wird der Ort eher in der Gemeinde Y vermutet.

Umgangssprachliche Bezeichnungen, allgemein bekannte Orte und vage Ortsbezeichnungen

In der Literatur, wie auch in der erstellten Typologie, werden umgangssprachliche Bezeichnungen als proble-

matische Ortsbezeichnungen aufgefuhrt. Ubereinstimmend werden Beispiele genannt, welche im Volksmund

zwar bekannt, aber als solche nicht erfasst sind (Hill, 2000). Die Vagheit einer Ortsbezeichnung entsteht

dadurch, dass deren geographischer Bezug nicht festgehalten ist. Die sich derart bildenden Probleme gehen

in der Literatur sehr oft mit jenen der umgangssprachlichen Bezeichnungen einher. Sie beziehen sich vor-

wiegend auf ganze Regionen, wie das Mittelland, oder Gebiete, wie das Stadtzentrum (Hollenstein, 2008),

102

Nicola Chantal Lang Vergleich zweier Typologien

aber auch auf einzelne Quartiere (Clough und Pasley, 2010).

Auch im Umgang mit ELS wird die Vagheit des Einsatzortes als Problem erkannt. Im Zusammenhang mit

der Einsatzdisposition handelt es sich aber nicht um die eigentliche Ausdehnung der Region selbst. Als

problematisch erweist sich die Definition des Einsatzortes innerhalb solcher Regionen. Ist der Einsatzort

beispielsweise ein Wald, so ist dieser uber relativ klar definierte Grenzen festgehalten. Wo innerhalb des

Waldes der Notfallort ist, kann hingegen ohne das Wissen der Koordinaten nur schlecht kommuniziert

werden. Gegenuber den vagen Regionen, mit welchen sich die aktuelle Forschung vager Ortsbezeichnungen

befasst, wird im stadtischen Gebiet und in Siedlungen der Einsatzort im Gesprach zwischen AnruferIn und

CalltakerIn bereits auf kleinere Regionen eingeschrankt. Es stellt sich daher auch hier die Frage, welcher

Teil des Objektes gemeint ist. Ein Park beispielsweise wird meist nicht weiter in Platzregionen unterteilt,

sondern nur als Gesamtes festgehalten.

Demgegenuber steht die Verwendung von Begriffen, welche als topographische Objekte festgelegt sind und

eine klare, abgrenzbare Geometrie besitzen. Diese werden als allgemein bekannte Orte einem separaten Typ

der Klasse semantischer Probleme zugewiesen. Die Problematik entsteht dadurch, dass die Referenzierung

nicht in einem fur die CalltakerInnen verwendbaren Rahmen genannt wird. Zur Disposition wird eine genaue

Hausadresse benotigt, was beispielsweise durch den Begriff Fussballplatz noch nicht gegeben ist. Hingegen

ist die Geometrie des Fussballplatzes eindeutig festgehalten.

Schreibweisen

Die im Verlaufe der Arbeit festgehaltenen Probleme orthographischer Fehler aufgrund akustischer oder

sprachlicher Unklarheiten, werden in der auf der Literatur basierenden Typologie nicht in derselben Art

festgehalten. Darin wird die fehlerhafte Buchstabierung als einzige Beschreibung aufgefuhrt. Das Problem

wird am Rande verschiedentlich erwahnt, zum Beispiel im Rahmen der Normalisierung bei der Datenvor-

verarbeitung (Ahlers und Boll, 2008). Piotrowski et al. (2010) beziehen sich dabei vor allem auf historisch

unterschiedliche Schreibweisen, aber auch auf fehlerhafte Schreibweisen, welche durch das Verfahren des

Scannens von Dokumenten auftreten. Auch Tobin et al. (2010) stellen in ihrer Arbeit das Unvermogen der

untersuchten Vorgehensweise mit fehlerhaften Schreibweisen umzugehen dar und betonen dabei ebenfalls

den historischen Kontext. Durch die Eruierung der Typen und Subtypen und der entsprechenden Unter-

scheidung in akustische, sprachliche und existenzbezogene Unterteilungen der Probleme, wird die Relevanz

eines weiteren Forschungsbereichs verdeutlicht. Der generelle Umgang mit Problemen der Orthographie und

Phonetik wird vorwiegend im Bereich des generellen Name-Matching behandelt (z.B. Snae, 2007).

6.2.2 Datenbezogene Probleme

Auch die datenbezogenen Probleme werden in der ursprunglichen Typologie nicht in den Rahmen der

Hauptprobleme eingereiht. Das Problem inexistenter Daten wird auch in der entwickelten Typologie wieder

gefunden, wobei die Typen anders aufgeteilt sind. Die durch (Leidner, 2007) erwahnte Variabilitat der Daten

aussert sich darin, dass falsche Daten entstehen. Diese werden daher von den inexistenten Daten getrennt,

welche durch mangelnde Erfassung oder Aktualisierung begrundet werden.

Probleme mit zusatzlicher Information in den Adressfeldern, wie von Ratcliffe (2001) erwahnt, werden weder

aus den bekannten Fallen noch aus den Befragungen offenbar. Dies ist darauf zuruckzufuhren, dass bei der

Abfrage der Felder mit Platzhaltern gearbeitet wird. Moglicherweise werden solche Falle aber auch nicht

wahrgenommen.

103

KAPITEL 6. DISKUSSION Nicola Chantal Lang

6.2.3 Personenbezogene Probleme

Eine komplett neue Klasse, welche in der entwickelten Typologie hinzukommt, sind die personenbezoge-

nen Probleme. Ein substantieller Teil der gegenwartigen Literatur befasst sich mit der Extraktion von

Ortsinformation aus Dokumenten zur Erlangung von vertieften Kenntnissen vager (Hollenstein, 2008) oder

umgangssprachlicher (Twaroch et al., 2009) Ortsbezeichnungen. Dabei steht der Gewinn von Information

zur Verwendung von Begriffen im Vordergrund. Die Interaktion des Menschen mit der Verarbeitung von

Ortsbezeichnungen wird erst im Zusammenhang mit der Suche von Orten uber eine Applikation wichtig,

beispielsweise bei der Ortssuche im Internet (Jones et al., 2004). Bei all diesen Vorgangen spielen aber –

im Gegensatz zum Kontext der ELZ – die Zeit und Stressfaktoren kaum eine Rolle. Zudem beinhaltet der

gewohnliche Suchvorgang nur eine Mensch-Maschine-Interaktion und nicht zusatzlich eine Mensch-Mensch-

Interaktion. Wiederum wird die Relevanz eines weiteren Forschungsfeldes ersichtlich. Das Feld der Human

Computer Interaction befasst sich mit dem Umgang des Menschen mit Systemen, wie auch mit deren

Voraussetzungen in der Entwicklung neuer Schnittstellen (Haklay und Skarlatidou, 2010).

6.2.4 Erkenntnisse aus dem Vergleich zweier Typologien

Die entwickelte Typologie lasst sich im Forschungskontext gut positionieren. Grundsatzlich wurden die in

der Literatur formulierten Herausforderungen mit geringen Anpassungen bestatigt. Wo die Thematik von

der eigentlichen Verarbeitung von Ortsbezeichnungen abweicht, wie beispielsweise der personenbezogenen

Probleme, konnen andere Forschungsgebiete herangezogen werden, welche sich mit der Problematik aus-

einandersetzen. Einzelne Unterschiede zwischen den Typologien sind zudem durch die Eigenheiten der ELS

zu begrunden. Das gilt fur die vernachlassigbaren Probleme einiger Typen von Ambigituitaten, fur die

Art der Problematik vager Regionen, vor allem aber auch fur die zusatzlich erkannten topologischen und

personenbezogenen Probleme.

6.3 Ubertragbarkeit von Losungsansatzen

Forschungsfrage 3: Sind die beschriebenen Losungsansatze auf die Einsatzdisposition ubertragbar und konnen

weitere Losungsvorschlage formuliert werden?

Es konnen verschiedene Losungsansatze aus der Literatur auf die Einsatzdisposition ubertragen werden.

Die heute weit verbreiteten Ansatze, umgangssprachliche Orte zu kartieren und vage Regionen zu erheben

(Clough und Pasley, 2010, z.B.), dienen vor allem der Gewinnung von Hintergrundinformation, welche im

Zuge einer Aktualisierung in die Datenhaltung miteinfliessen kann. Da es vorwiegend darum geht, Infor-

mation auf kleinem Raum in einem moglichst lokalen Rahmen zu erhalten, scheint eine Erfassung mittels

aktiver Teilnahme der Bevolkerung, wie von Twaroch et al. (2009) vorgeschlagen, am angebrachtesten.

Auch fur die orthographischen Probleme existieren bereits Losungen, deren Umsetzung im System zu einer

Minimierung von Fehlern fuhren kann (Wilz, 2005). Ein grosses Thema in der aktuellen Forschungsdebatte

ist die Erstellung und Implementierung von Ontologien (z.B. Alazzawi et al., 2010). Damit einher geht auch

die Datenstrukturierung per se. Deren Anpassung, wie auch die Datenaktualisierung, bietet entsprechend

Potential fur einen erleichterten Umgang mit der Ortsuberprufung. Einzelne bekannte Ansatze sind aber

im ELS nicht umsetzbar oder machen aufgrund der nicht ubereinstimmenden Problemtypen keinen Sinn.

So sind die im Rahmen der Disambiguierung sehr haufig vorgenommenen Schritte der Toponym-Erkennung

(z.B. Lieberman et al., 2010b) nicht sinnvoll, da kein Kontext gegeben ist.

104

Nicola Chantal Lang Ubertragbarkeit von Losungsansatzen

Neben den in der Literatur grundenden Verbesserungsvorschlagen kommen weitere Ansatze hinzu, welche

durch die Eigenheiten des ELS, oder auch der Einsatzdisposition generell, gepragt sind. Diese umfassen

vorwiegend Anpassungen im Rahmen der menschlichen Interaktion.

6.3.1 Losungsansatze in Bezug zu Typologie

Tabelle 6.1 zeigt auf, welche Losungsansatze auf welche Probleme angewendet werden konnen. Aus der

Tabelle ist ersichtlich, dass fur jeden Problemtyp mindestens ein Losungsvorschlag vorliegt. Es wird unter-

schieden, ob ein Losungsansatz fur den betreffenden Problemtyp nur teilweise oder auf alle Subtypen ange-

wendet werden kann. Gleichzeitig wird zwischen direkten und indirekten Losungen unterschieden. Mittels

direkten Losungsansatzen wird eine direkte Verbesserung des vorliegenden Problems angestrebt, wahrend

indirekte Losungen das Problem uber eine Alternative zu umgehen suchen. Die Ubermittlung von GPS-

Koordinaten, z.B., lost nicht das akustische Problem zwischen AnruferIn und CalltakerIn, sondern bietet

eine Alternative zur Interpretation des Einsatzortes, wohingegen Name-Matching-Algorithmen eine direkte

Losung fur akustische Schwierigkeiten bieten.

Problem Losu

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Aktualitat -√

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Falsche Daten - ti -√

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Allgemein bekannte Orte -√

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Lokal bekannt Orte -√

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Vage Orte -√

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Semantische Granularitat ti√

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Anrufentgegennahme ti√

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Kommunikation ELZ → Einsatzteam - - - - - ti - td√

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Tab. 6.1: Problemtypen und Losungansatze.√

d: direkte Losung.√i: indirekte Losung. td: Teilweise direkte Losung. ti: Teilweise in-

direkte Losung. -: Keine Losung.

105

KAPITEL 6. DISKUSSION Nicola Chantal Lang

In jedem Fall sollen, als direkter Ansatz auf nahezu alle Problemtypen, vergangene Falle erfasst und in

Warnhinweisen umgesetzt werden. Fur durchwegs alle Klassen ist die Sensibilisierung der Personen im

Dispositionsalltag wichtig. Die prazise Ortung von Mobiltelefonen mittels GPS in der Zukunft konnte eine

gewichtige Grundlage fur die Filterung der Daten, wenn nicht gar eine bereits sehr gute Annaherung an

den Einsatzort bringen. Zum heutigen Zeitpunkt kann diese Mobilortung nur in einer marginalen Form

dazu verwendet werden ganz deutliche Fehler auszuschliessen, wie die Verwechslung von Pfaffhausen und

Schaffhausen. Datenbezogene Losungsansatze wirken sich vorwiegend auf semantische und datenbezogene

Probleme aus.

6.3.2 Erkenntnisse zu den Losungsansatzen

Es konnten durch die Arbeit in Anlehnung an die Literatur verschiedene Losungsansatze aufgezeigt wer-

den, welche auf die in der Typologie erfassten Probleme eingehen. Diese beziehen sich einerseits auf die

theoretischen Hintergrunde, welche durch weiterfuhrende Studien vertieft werden mussen, andererseits aber

auch auf pragmatische Losungen mit Bezug auf die Organisation SRZ. Schliesslich lasst sich aussagen, dass

die Behebung von problematischen Ortsbezeichnungen im Zusammenhang mit einer ELZ ebenso Beson-

derheiten aufweist wie die Problemtypen selbst. Von grossem Nutzen werden die vorgeschlagen Ansatze

dann, wenn sie kombiniert implementiert werden. Fur die konkrete Umsetzung der datenbezogenen und

algorithmischen Losungsansatze, wie auch fur die Implementierung der Ortung von Mobilfunkgeraten sind

vertiefte Studien der einzelnen Losungsansatze notwendig. Fur die Sensibilisierung, hingegen, sind weitere

Studien nicht zwingend.

6.4 Empfehlungen fur Schutz & Rettung Zurich

Aus Sicht der betroffenen Personen, welche im Alltag mit ELS umgehen, besteht die Erwartungshaltung,

dass das System moglichst eigenstandig funktionieren soll. Es wird davon ausgegangen, dass die Auflo-

sung des Einsatzortes vollumfanglich durch das System ubernommen wird. Die Fallstudie hat aber gezeigt,

dass dies zum heutigen Zeitpunkt noch nicht gewahrleistet ist, weshalb an zwei Hauptpunkten angeknupft

werden muss. Einerseits ist langerfristig eine Verbesserung des ELS anzustreben, andererseits ist eine Sen-

sibilisierung der Personen notig, welche im taglichen Kontakt mit dem ELS stehen. Aus den erarbeiteten

Losungsansatzen lassen sich konkrete Empfehlungen fur SRZ ableiten. Die Empfehlungen umfassen jene

Teile der Losungsansatze, welche unmittelbar anwendbar sind. Fur umfassendere Losungsansatze sowie

implementierte Losungen wird auf die Notwendigkeit weiterfuhrender Studien verwiesen.

Ein zentraler Punkt der kurzfristigen Losungen ist die Sensibilisierung von Personen im Dispositionsalltag

zu der Problematik unklarer Ortsbezeichnungen. Dabei erscheint es wichtig, dass diese auf verschiedenen

Ebenen stattfindet. Sie soll gleichermassen Personen in der Datenhaltung, CalltakerInnen, DisponentInnen,

aber auch Rettungsteams ansprechen und ein gegenseitiges Bewusstsein der Problematik in den verschie-

denen Stufen des Arbeitsprozesses wecken.

Betreffend der Datenhaltung lassen sich folgende Empfehlungen abgeben. Mittels regelmassigeren Aktuali-

sierungen der Daten lassen sich Probleme nicht erfasster Gebaude vermeiden. Um von einer umfassenderen

Datenbasis ausgehen zu konnen, sollen systematisch weitere Quellen miteinbezogen werden. Dabei ist eine

enge Zusammenarbeit zwischen den Organisationen, welche fur die Datenerfassung verantwortlich sind, den

mit der Datenhaltung betrauten Personen, sowie der implementierenden Firma wichtig.

Die Sensibilisierung von CalltakerInnen und DisponentInnen gilt vorwiegend dem unmittelbaren Umgang

106

Nicola Chantal Lang Empfehlungen fur Schutz & Rettung Zurich

mit dem System. Die Moglichkeiten des ELS sollen optimal ausgenutzt werden. Dazu gehort auch die

Konsultation der Karte bei unklaren Sachverhalten sowie die Flexibilitat von der ausschliesslichen Eingabe

einer Strassenadresse abzuweichen.

Als Basis fur weiterfuhrende Studien ist die Erfassung und Dokumentation auftretender Problemfalle von

eminenter Wichtigkeit. Werden diese systematisch festgehalten, konnen vertiefte Studien anhand einer um-

fassenderen Basis bekannter Falle durchgefuhrt werden. Dabei sollen mindestens der vermeintliche Ort,

der korrekte Ort und der Grund fur das Problem festgehalten werden. Wird der Grund in Form von –

anhand der Typologie – vordefinierten Problemtypen zur Auswahl gestellt, kann anschliessend eine statis-

tische Auswertung der Probleme vorgenommen werden. Die Auswahlmoglichkeit eines Problemtyp Andere

erlaubt ausserdem eine Erweiterung der Typologie, falls notig.

6.4.1 Erkenntnisse zur Umsetzung von Losungen bei Schutz & Rettung Zurich

Kurzfristig steht die Sensibilisierung und Schulung im Vordergrund. Diese bilden die Basis fur eine optimale

Ausnutzung des Systems zum heutigen Zeitpunkt (2010). Eine substantielle Verbesserung des Systems

hingegen kann nur durch eine vertiefte Auseinandersetzung der zugrunde liegenden Algorithmen stattfinden.

Dabei soll auch der Hersteller der Software in die Verantwortung genommen werden, Fortschritte im Bereich

der Forschung bezuglich der Verarbeitung von Ortsbezeichnungen – und spezifisch in Bezug auf die Thematik

der Einsatzdisposition – zu verfolgen und deren Implementierung voranzutreiben.

107

Kapitel 7

Schlussfolgerungen

In einem Rettungseinsatz ist es von enormer Wichtigkeit, dass Ablaufe trotz des bestehenden Zeitdruckes

fehlerfrei und effizient erfolgen. Mit der heute gegebenen Zentralisierung werden Dispositionsgebiete immer

weitlaufiger, womit die lokale Ortskenntnis der CalltakerInnen nicht mehr vorausgesetzt werden kann. Ent-

sprechend muss das Auftreten von problematischen Situationen oder Missverstandnissen durch das System

erkannt und vermieden werden. Die vorliegende Arbeit widmet sich der Verwendung und Auflosung von

Ortsbezeichnungen, mit dem Ziel, bestehende Fehlerquellen zu identifizieren und mogliche Losungsvorschla-

ge aufzuzeigen.

7.1 Erreichtes

Das im Rahmen der vorliegenden Arbeit Erreichte kann wie folgt zusammengefasst werden:

• Es wurde anhand einer Fallstudie beschrieben, wie Ortsbezeichnungen in der Einsatzdisposition ver-

wendet werden (vgl. Kapitel 3.1 und 4.4). Die Erfassung von Einsatzorten geschieht vorwiegend in

Form von Gebaudeadressen. 99% aller Eintrage beinhalten einen Ortsnamen, 85% einen Strassenna-

men und 72% eine komplette Adresse. Hinzu kommen 20% allgemein bekannte Orte sowie Wohnungs-

zusatze (0.1%) und weitere Umgebungsbeschreibungen (6%). In 1% der Eintrage wird der Platzhalter

Ortsmitte verwendet, weil der Einsatzort zunachst unklar ist.

• Es konnte anhand von Sanitatsfallen im ELS von SRZ eine Typologie problematischer Ortsbezeich-

nungen erstellt werden. Diese bestatigt als Fallstudie die bestehende Literatur und erweitert sie um

ELS-spezifische Probleme. Zur Erstellung der Typologie wurden bekannte Falle ausgewertet und mit-

tels Erkenntnissen aus Befragungen erganzt. Es wurden zehn Personen befragt, welche in verschiedenen

Organisationen unterschiedliche Funktionen im Dispositionsalltag einnehmen. Die Typologie umfasst

die Klassen datenbezogener, topologischer, semantischer, orthographischer sowie personenbezogener

Probleme. Diese sind in weitere Typen und Subtypen gegliedert (vgl. Tabelle 5.4, Kapitel 5.1).

• Durch die systematische Analyse der gesamten Datenbank und die genauere Untersuchung von Einzel-

fallen konnte dargelegt werden, dass die Datenbank von SRZ zum jetzigen Zeitpunkt (2010) noch nicht

geeignet ist, um eine automatisierte Extraktion problematischer Ortsbezeichnungen sowie vergangener

Problemfalle durchzufuhren. Da problematische Falle nicht systematisch festgehalten werden, muss

auf andere Extraktionsmethoden ausgewichen werden. Die Lagegenauigkeit der erfassten Ambulanz-

109

KAPITEL 7. SCHLUSSFOLGERUNGEN Nicola Chantal Lang

koordinaten, eine fehlerhafte Konfiguration, sowie die Komplexitat der verschiedenen Formen von

Eintragen pro Fall, lassen eine automatisierte Extraktion nicht zu (vgl. Kapitel 4.5).

• Fur die Probleme der Typologie konnten Losungsansatze formuliert werden. Dafur wurde die ent-

wickelte Typologie, Losungen in der bestehenden Literatur und die Voraussetzungen des Systemes

berucksichtigt. Die Ansatze umfassen datenbezogene und personenbezogene Ansatze, welche sich auf

die gleichbenannten Problemklassen beziehen, sowie algorithmische Ansatze und die Ortung von Mo-

biltelefonen (vgl. Kapitel 5.3).

• Aus der Befragung im Zusammenhang mit der Erstellung der Typologie wurden weitere Erkenntnisse

gezogen. Die Problematik unklarer Ortsbezeichnungen wird von allen Organisationen erkannt, jedoch

unterschiedlich bewertet und behandelt. Wichtige Punkte hierbei sind die Datenhaltung und -pflege

sowie die bestehende Erwartungshaltung gegenuber der ELZ (vgl. Kapitel 5.2).

• Durch das Vorgehen zur Erstellung der Typologie konnte ein Fehler in der Konfiguration des ELS

von SRZ aufgedeckt, und dem entsprechenden Entwickler zur Anpassung gemeldet werden. Daraus

resultierend wurde der Fehler in der Konfiguration korrigiert (vgl. Kapitel 4.5).

• Im Rahmen der Suche nach Losungsansatzen konnte anhand einer kleinen Stichprobe angedeutet

werden, dass die Ortung von Mobiltelefonen, wie sie heute (2010) in der Schweiz verwendet wird,

fur den Einsatz in der Einsatzdisposition bei Notrufen nicht angemessen scheint. Eine hoffnungsvolle

Alternative konnte in der Zukunft durch die Ortung mittels GPS gegeben sein (vgl. Kapitel 5.3.1).

7.2 Erkenntnisse

Im Rahmen einer Fallstudie lasst sich eine Typologie problematischer Ortsbezeichnungen erstellen. Diese

beinhaltet datenbezogene, topologische, semantische, orthographische und personenbezogene Probleme. Diese

Klassen lassen sich wiederum in Typen und Subtypen unterteilen.

Datenbezogene Probleme umfassen falsche, sowie inexistente Daten, welche durch eine verzogerte Erfas-

sung oder mangelnde Aktualisierung in der Datenbank fehlen. Ambiguitaten, Granularitatsprobleme, sowie

Grenzgebiete bilden die Klasse der topologischen Probleme. Es handelt sich hierbei um Probleme, in wel-

chen die raumliche Beziehung des unklaren Objektes zu den beinhaltenden administrativen Einheiten im

Vordergrund stehen. Im Zuge der semantischen Probleme werden allgemein sowie lokal gemeinhin bekannte

und vage Bezeichnungen, wie auch semantische Granularitaten unterschieden. Allgemein bekannte Bezeich-

nungen umfassen Orte, welche ohne lokale Ortskenntnisse verstandlich sind, aber keiner gewohnlichen Ge-

baudeadressierung entsprechen. Im Gegensatz dazu konnen umgangssprachliche Ortsbezeichnungen ohne

Kenntnisse des lokalen Sprachgebrauches keinem Objekt zugewiesen werden. Die Vagheit von Objekten be-

zieht sich in der ermittelten Typologie nicht auf die Gebietsausdehnung eines solchen Objektes, sondern auf

die Schwierigkeit der naheren Definition des Ortes innerhalb eines grosseren Objektes, wie beispielsweise der

Teil eines Gebaudekomplexes. Probleme im Zusammenhang mit der Orthographie entstehen durch sprachli-

che oder akustische Unklarheiten. Die sprachlichen Unklarheiten beruhen einerseits auf dem Verstandnis des

Dialektes, andererseits auf der Transkription der Ortsbezeichnungen in die Schriftsprache. Orthographische

Probleme konnen ausserdem danach unterschieden werden, ob ein falschgeschriebener Ort existiert oder

nicht. Im ersten Fall erfolgt eine falsche Zuweisung, womit die Gefahr eines grossen Zeitverlusts besteht,

wahrend im zweiten Fall das System die Ortsangabe nicht erkannt und der Fehler sofort ersichtlich wird.

Zuletzt beziehen sich die personenbezogenen Probleme auf die beiden Hauptschritte der Einsatzdisposition,

110

Nicola Chantal Lang Erkenntnisse

auf die Anrufentgegennahme und auf die Kommunikation zwischen ELZ und ausfuhrendem Rettungsdienst.

In der Anrufentgegennahme beruhen die Probleme zum einen auf der Desorientierung der anrufenden Per-

son oder auch deren Gebietsunkenntnis, zum anderen auf der Gebietsunkenntnis der CalltakerInnen oder

deren Umgang mit dem System. Selbst wenn der Einsatzort richtig erfasst wird, konnen dennoch Probleme

in der Kommunikation zwischen ELZ und Einsatzteam entstehen.

Es ist der Autorin keine Fallstudie bekannt, anhand welcher bisher eine fur ELS spezifische umfassende

Typologie erstellt wurde. Die Struktur der Klassen, Typen und Subtypen lasst sich daher nicht direkt mit

der bestehenden Literatur vergleichen. Dennoch kann ausgesagt werden, dass die erarbeitete Typologie

durch die Erkenntnisse aus dem aktuellen Forschungsdiskurs verschiedener Fachbereiche gestutzt wird. Die

gefundenen Probleme der Ambiguitaten sowie der vagen und umgangssprachlichen Ortsbezeichnungen be-

statigen die Aussagen in der Literatur zur Verarbeitung von Ortsbezeichnungen. Ausserdem wird aufgezeigt,

dass durch die Charakteristik des Verarbeitungsprozesses in einem ELS weitere Themen aus angrenzenden

Fachgebieten, wie beispielsweise das Name-Matching oder aber der Human-Computer-Interaction (HCI),

relevant sind.

Die Typologie erhebt, aufgrund der Individualitat der Notrufarten und der einzelnen analysierten Falle,

jedoch keine Anspruche auf Allgemeingultigkeit. ELS unterscheiden sich bereits zwischen verschiedenen

Polizeiorganisationen derselben Stadt, welche mit der Software des gleichen Herstellers arbeiten. Zudem

ist die Intensitat des Funkkontaktes zu den Einsatzteams aufgrund der unterschiedlichen Einsatzart zwi-

schen Polizei und Rettungsorganisationen verschieden. Dies zeigt sich auch in der Wahrnehmung und dem

Umgang mit der Problematik unklarer Ortsbezeichnungen. Zwar erkennen alle befragten Organisationen

die bestehenden Probleme, doch im Fall der Rettungsorganisation werden sie als problematischer erachtet.

Auch durch die Unterschiede in der Struktur der verwendeten Daten sowie aufgrund der unterschiedlichen

Geodatenquellen ist eine Ubertragung auf andere Dispositionsgebiete nicht direkt moglich.

Bezuglich der automatisierten Erstellung einer Typologie mussen gewisse Einschrankungen gemacht wer-

den. Dadurch, dass vergangene Problemfalle nicht systematisch festgehalten werden, kann keine direkte

Auswertung davon durchgefuhrt werden. Die zur automatisierten Extraktion herbeigezogenen Statuskoor-

dinaten der Ambulanz erweisen sich fur die Auswertung einerseits als zu ungenau und andererseits durch

eine fehlerhafte Konfiguration fur die vorliegende Problemstellung als nicht verwendbar. Die Ungenauig-

keit resultiert dadurch, dass die Statusubermittlung durch die Rettungsteams im Einsatz vorgenommen

werden mussen. Wie auch schon bei den personenbezogenen Problemen aussert sich hierbei die Rolle der

menschlichen Interaktion mit dem System.

Fur die obengenannten Probleme konnten Losungsansatze verschiedener Art eruiert werden. Datenbezo-

gene Losungsansatze umfassen eine veranderte Datenstruktur und Datenaktualitat, sowie die Erfassung

bekannter Ortsbezeichnungen zur Erweiterung der bestehenden Ortsverzeichnisse. Algorithmische Losungs-

ansatze beinhalten Name-Matching-Algorithmen zur Minimierung orthographischer Fehler, aber auch die

Erfassung vergangener Probleme fur die zukunftige automatisierte Extraktion von Problemfallen. Weitere

Ansatze befassen sich mit den personenbezogenen Problemen und beinhalten systemspezifische Elemente,

wie die Anpassung der Eingabemaske und des an die Ambulanz ubermittelten Einsatzauftrags sowie eine

vertiefte Schulung und Sensibilisierung von Personen im Einsatzalltag. Des Weiteren wird die Ortung von

Mobiltelefonen als moglicher Losungsansatz diskutiert. Fur die Losungsansatze wird jeweils festgehalten, ob

sie fur die einzelnen Problemtypen, gesamthaft oder teilweise, direkte oder indirekte Losungen darstellen.

111

KAPITEL 7. SCHLUSSFOLGERUNGEN Nicola Chantal Lang

7.3 Ausblick

Um der zunehmenden Zentralisierung von Notruforganisationen und dem dadurch entstehenden Anspruch

der automatisierten Verarbeitung von Ortsbezeichnungen gerecht zu werden, mussen die Losungsansatze

weiterentwickelt werden. Zur konkreten Umsetzung der Losungsvorschlage ist eine Vertiefung der formu-

lierten Ansatze notig. Neben Studien zur Genauigkeit und Verlasslichkeit der verwendeten Daten sind zwei

Hauptrichtungen interessant:

• Das konkrete Thema problematischer Ortsbezeichnungen in ELS. Zur Umsetzung einer umfassenden

Studie ist es von eminenter Notwendigkeit, eine breitere Grundlage fur die Analyse zu schaffen. Blau-

lichtorganisationen sollten daher systematisch Falle problematischer Ortsbezeichnungen erfassen und

dokumentieren. Auf diese kann in einigen Jahren zuruckgegriffen und eine umfassende Auswertung

vergangener Problemfalle durchgefuhrt werden. Darauf aufbauend konnen dann weitere Losungsan-

satze entwickelt werden. Ausserdem kann die daraus gewonnene Information wiederum dazu genutzt

werden, die Wiederholung gleicher Falle zu vermeiden.

• Die Verarbeitung von Ortsbezeichnungen im Rahmen von ELS wird auch durch generelle Entwicklun-

gen profitieren, welche die Moglichkeiten zur Disambiguierung von Geo-Geo-Ambiguitaten sowie zur

Erfassung und zum Umgang mit vagen und umgangssprachlichen Ortsbezeichnungen erweitern. Da-

bei sind bei der Disambiguierung vor allem Studien wichtig, welche sich mit vom Kontext losgelosten

Ortsbezeichnungen befassen.

Zum praktischen Umgang mit Ortsbezeichnungen in ELS mussen vorwiegend die Umsetzung einer stan-

dardisierten Ortung von Mobiltelefonen vorangetrieben und die Entwicklung eines Schulungsprogrammes

fur den Umgang mit Geodaten und zur Sensibilisierung der Problematik gefordert werden. Zur Etablierung

einer besseren Grundlage sollten die Erfassung vager und umgangssprachlicher Ortsbezeichnungen sowie

die Entwicklung einer Datenstruktur gefordert werden. Erweiternd konnte ausserdem eine Sensibilisierung

der breiten Bevolkerung, aber auch der Einsatzkrafte der Rettungsdienste gepruft werden, mit dem Ziel das

Bewusstsein fur diese Problematik zu fordern.

112

Kapitel 8

Glossar

Bekannte Falle Beispielsfalle v.a. des Rettungsdienstes Schwyz, her-vorgegangen aus dem initialen Interview.

Beschreibung des Einsatzortes Worte und Zahlen, welche den Einsatzort beschrei-ben. Keine Koordinaten.

Bezeichnung des Einsatzortes Siehe Einsatzort.

Einsatz Umsetzung eines Notrufes; Verarbeitung eines Not-rufes im System.

Einsatzkoordinaten Koordinaten, welche fur einen Einsatz im System ge-speichert sind.

Einsatzort Initial festgehaltener Ort des Notrufes, wie er in derDatenbank erfasst wurde. Muss nicht zwingend derRealitat entsprechen.

Eintrag Datentupel, Eintrag in der Datenbank.

Fall Verarbeitung eines Notrufes im System. Vgl. Einsatz

Notfallort Effektiver Ort des Notfalles.

Problematische Ortsbezeichnung Ortsbezeichnungen, welche in der Vergangenheit zuProblemen gefuhrt haben; gesuchte Ortsbezeichnun-gen.

Statuskoordinaten Koordinaten, welche mit der Statusubermittlung derAmbulanz an die ELZ mitgesandt werden

Status 02 Status der Ambulanz: Am Einsatzort eingetroffen.

Status 03 Status der Ambulanz: Mit Patient unterwegs - Ziel.

Vorfallsort Siehe Notfallort.

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Personliche Erklarung

Personliche Erklarung: Ich erklare hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbststandig verfasst und die

den verwendeten Quellen wortlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Zurich, 26.11.2010

Nicola Chantal Lang

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