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DER REPORT 2019 Sonderheft der Themenspecial mit IT, Telekommunikation und Netzwerktechnologie DIGITALE WELT Die digitale Transformation HIGHWAYS UND SACKGASSEN – WO LIEGEN DIE STOLPERSTEINE?

Themenspecial mit IT, Telekommunikation und … · 2019. 3. 11. · Mit dem „digital-dossier 2018“ hat das Bundesmi-nisterium für digitalisierung und Wirtschaftsstand - ort eine

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DER REPORT 2019 Sonderheft der

Themenspecial mit IT, Telekommunikation und Netzwerktechnologie

DIGITALE WELT

Die digitale Transformation

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HIGHWAYS UND SACKGASSEN – WO LIEGEN DIE STOLPERSTEINE?

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3der rePort 2019 DIGITALE WELT

Die digitalisierung, wie wir sie jetzt erleben,bringt nicht nur neue technologien hervor,sie ist auch ein enormer eingriff in unsere

lebenswelt. der Mensch, ein Produkt der evolu-tion, ist mittlerweile in der lage, das antlitz diesesPlaneten gravierend zu verändern. er nimmt ein-fluss auf die biologischen, geologischen und at-mosphärischen Prozesse, weshalb seit dem Jahr2000 von einem neuen erdzeitalter, dem anthro-pozän, gesprochen wird. Über den Zeitpunkt desBeginns sind sich die Wissenschaftler noch unei-nig. Manche sehen ihn in der industrialisierung,manche etwa im Zünden der ersten atombombe.tatsache ist jedoch, dass es die Menschheit in denletzten Jahrzehnten nicht nur geschafft hat, aber-tausende arten auszurotten, sondern umgekehrtbeginnt, diesen Planeten mit seinen eigenen Ge-schöpfen zu bevölkern.

die neuen technologien werden daher dafür sor-gen, dass wir unsere Welt künftig mit robotern,Mutanten, androiden, avataren und anderenneuen Wesen teilen, mit ihnen in interaktion tretenund kommunizieren werden. die Sphären des reindinglichen und des organischen werden dabeizunehmend miteinander vernetzt und verwoben,die digitale technologie in den organismus im-plantiert, während wir mit unseren Körpern in densmarten Homes der smarten Citys leben und unsvon smarter Mobility von a nach B transportierenlassen.

Smart ist dabei nicht unbedingt gleichzusetzen mitdem, was wir ebenfalls unter der Bezeichnung „in-telligent“ verstehen können. Smart ist nicht unbe-dingt klug oder gar weise, sondern hat etwas mitGewandtheit und tüchtigkeit zu tun. Smart zu seinheißt nicht bloß zu denken, sondern es ist ein den-ken, das auch sehr eng mit dem tun verbunden ist.denn letztlich ist die digitale technologie ja auchdazu da, etwas für uns Menschen oder dem, wasvon uns übrig bleiben wird, zu tun. diese Verbin-dung einer besonderen ausprägung des denkver-

mögens mit dem tun lässt sich am besten als einGeschick beschreiben, wobei das Geschick als„Fertig-keit“ auch etwas Schicksalhaftes innehatund damit auch auf eine unumstößliche ordnunghinweist.

Wenn uns in dieser neuen ordnung nun die dingemit ihrer eigenartigen Geschicklichkeit gegen-übertreten, um uns von all den Bürden unsererexistenz zu erlösen, dann stellt sich natürlich dieFrage, ob bei uns Menschen Geschicklichkeit nichtirgendwann bis auf das bloße und schließlich nichtmehr zum ausdruck gebrachte talent verkümmert:Wir wären in einem direkten Sinn nicht mehr wirk-mächtig, weil nicht mehr wir es sind, die die Ma-schinen bedienen, sondern wir von den Maschinenbedient werden. Wir setzen uns beispielsweise inein Fahrzeug und werden gefahren, ohne dieKräfte, die wir dabei heute noch selbst auslösenauch selbst abzubremsen, ohne ein Gefühl derphysikalischen Gesetze in der Natur zu erlangen.Wir brauchen beim Fahren nicht einmal mehr ausdem Fenster zu schauen, wir verlernen die realitätund spüren sie auch nicht mehr. die langeweiledes autofahrens kompensieren wir mit arbeit bzw.digitaler reizüberflutung am Smartphone odertablet. Wir brauchen uns in so einer Welt auchnicht über Fake News und Wutbürger zu wundern,denn es gibt immer mehr ahnungslose bzw. Gläu-bige. das leiden der Zukunft ist nicht das Verzwei-feln an der Vernunft durch den ständigen abgleichder realität mit unseren erfahrungen und erkennt-nissen, sondern dieses Smartyrium ist ein leidenaus gegoogelten Überzeugungen heraus.

Dr. Thomas DuschlbauerChefredakteur

Das Smartyrium desHomo sapiens

editorial

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Die österreichische Bundesregierung hat imFebruar ihre ressortübergreifende initia-tive digital austria mit einem Kick-off-event

gemeinsam mit rund 800 akteuren aus der digitalCommunity, der digitalwirtschaft, Start-ups, leit-betrieben im MQ Wien offiziell gestartet. dazu ein-geladen hatte die von der regierung neu gegrün-dete digitalisierungsagentur dia. Nach dem Vor-bild international erprobter Best Practices beglei-tet sie die digitale aufholjagd Österreichs für dieWirtschaft. „Wir wollen Österreich zu der führen-den digitalnation machen. Mit digital austria ge-ben wir den Startschuss. ein großes anliegen ist,innovationen in die Klassenzimmer zu bringen, dieVerwaltung für die Bürgerinnen und Bürger und

die Unternehmen zu vereinfachen und die infra-struktur im ganzen land auszubauen“, so Bundes-kanzler Sebastian Kurz zu den Grundprinzipien desstrategischen aktionsprogramms und Zukunftsbil-des für digital austria.aufgabe des Staates sei es, dafür die besten rah-menbedingungen zu schaffen. BundesministerNorbert Hofer zeigte die Unterstützung seitens desBMVit auf: „Unternehmen und Forschungseinrich-tungen aus Österreich sind in Nischen bereitsheute am Weltmarkt führend. Mit unserer Breit-bandstrategie schaffen wir die Voraussetzungen,dass aufbauend auf dem technologischen rück-grat der 5G-infrastruktur heimische Unternehmenihre Kompetenzen bei künstlicher intelligenz,

4 DIGITALE WELT der rePort 2019

Digitalisierung als Hochseilakt

Die weitere Entwicklung der digitalen Transformation steht durch den

bislang verzögerten Ausbau des Breitbandes, fehlendes Bewusstsein in

den Unternehmen und den eklatanten Mangel an IT-Fachkräften auf dem

Spiel. Neue Initiativen sollen hier für frischen Wind sorgen.

Auch der Einsatz von Drohnen erfordert ein funktionierendes 5G-Netz. Foto: technisches Museum Wien

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autonomer Mobilität und robotik weiter zur Welt-spitze entwickeln können. Wir leisten unseren Bei-trag dazu, mit unseren F&e-ausgaben liegt Öster-reich heute im europäischen Spitzenfeld.“ digitalisierungsministerin Margarete Schramböck:„Mit digital austria bündeln wir die expertise vonakteuren aus Wirtschaft, Staat und Gesellschaft.Wir vernetzen die digiCommunity mit traditionel-len Branchen und begleiten den Know-how-trans-fer zwischen reform- und innovationsprojekten imdigitalen Bereich, entsprechend dem Motto ‚ler-nen von den Besten‘. dazu haben wir gemeinsamkonkrete Beratungs- und dialogangebote ent -wickelt, bis hin zu maßgeschneidertem Coachingfür Unternehmen am Weg der digitalen transfor-mation. damit kommen wir zu den Unternehmenund machen sie unabhängig von region oderNetzwerk digital fit.“

Zentraler Motor der Digitalisierungan diese Weiterentwicklung der Kompetenzenknüpfte auch e-Government-experte Prof. Peter Pa-rycek an: „in der nächsten Welle der digitalisierungstehen die intelligenten vernetzten objekte unddie mit ihnen verknüpften Services im Zentrum derWertschöpfung. dies ist die Chance für Österreichund europa. Nur Japan hat ähnliche effektive Pro-duktionsbetriebe. es gilt daher in den nächstenJahren, die Stärke unserer ingenieurskunst mit je-ner der Softwarekunst zu kombinieren. das ist un-sere Chance.“eine zentrale rolle bei der Umsetzung der KMU-initiative spielt die digitalisierungsagentur dia, diein der Österreichischen Forschungsförderungsge-sellschaft (FFG) eingerichtet ist. „die FFG ist zen-traler Motor der digitalisierung in Österreich. Be-reits mehr als jeder zweite Förder-euro der FFGwird in digitalisierungsprojekte investiert. Zuletztwurden für die erfolgreiche digitale transformation

mit den digital innovation Hubs und den digitalPro Bootcamps auch neue Formate entwickelt“, sodie FFG-Geschäftsführerin Henrietta egerth, diegemeinsam mit FFG-Geschäftsführer Klaus Pseinerfür die entsprechenden Programme zuständig ist. dia-leiter andreas tschas betonte die aufgabe,die digital-Community in Österreich zu vernetzen.er präsentierte konkrete erste Vorhaben der diawie den digitalisierungs-Selbst-Check für Unter-nehmen, das branchenspezifische KMU-accelera-tor-Programm, die Community-Map auf digitalaus-tria.gv.at sowie dialog-Veranstaltungen, die be-reits im März beginnen. Österreichs Wirtschaft ist im internationalen Ver-gleich bei der digitalisierung allerdings noch weitim rückstand und weist gemessen am Pro-Kopf-einkommen derzeit unterdurchschnittliche Werteauf. das zeigt auch der geringe bis mittlere digi-talisierungsgrad mittelständischer Unternehmen.dabei führen die tiefgreifende digitalisierung unddie damit verbundene umfassende Vernetzung al-ler Geräte (iot) in den verschiedensten anwen-dungsgebieten zu einer innovationsdynamik füralle unsere lebensbereiche.

Die Schwerpunktees geht hinsichtlich dieses thema um weit mehrals schnelleres Surfen, auch wenn beim datenhun-ger der Kunden kein ende absehbar ist und dieNetze schon spürbar voller werden. Beispielhaftdafür ist das internet der dinge. Für die Vernetzung– etwa von Sensoren in ampeln – braucht es nurkleine datenmengen. Für kritische anwendungen,man denke an tele-operationen oder autonomfahrende autos, bietet 5G eine höhere Verlässlich-keit und schnellere reaktionszeiten. Hier geht esnicht so sehr um die Größe der datenmengen,sondern vielmehr darum, dass die datenübertra-gung verzögerungsfrei verläuft.

5der rePort 2019 DIGITALE WELT

DigitalisierungsministerinMargarete Schramböckund Bundesminister fürVerkehr, Innovation undTechnologie Norbert Hoferbeim Auftakt der ressort-übergreifenden InitiativeDigital Austria. Foto: Helga auer

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diese Features werden der industrie viele Möglich-keiten eröffnen – von der vernetzten Fabrik überden Unterhaltungsbereich bis zur Smart City. dieMobilfunker wiederum erhalten mit 5G höhere Ka-pazitäten bei mehr energieeffizienz und damit einkostengünstigeres Netz. es werden künftig aberweitere Player auftauchen, die sich auf bestimmteHerausforderungen spezialisieren – etwa im Berg-bau oder der Holzindustrie – und die Konnektivitätbei Mobilfunkern zukaufen. Zudem könnten Unter-nehmen möglicherweise selbst Frequenzen erwer-ben, um beispielsweise in der Fabrik selbstständig

arbeitende roboter einzusetzen. dafür wird esauch ein unlizenziertes Frequenzspektrum geben.der digitale Wandel wird allerdings nicht nur durchden bislang schleppenden ausbau der infrastruk-tur gebremst, sondern hat auch noch andere Hür-den zu überwinden. Zum einen geht es dabei umdas Bewusstsein in den Unternehmen und zum an-deren darum, dass es in Österreich ganz einfachnicht genügend it-Fachkräfte gibt, die diese He-rausforderung stemmen können. Werden dieseBarrieren nicht beseitigt, wird Österreich als Wirt-schaftsstandort an attraktivität einbüßen.

Großer AufholbedarfMit dem „digital-dossier 2018“ hat das Bundesmi-nisterium für digitalisierung und Wirtschaftsstand-ort eine Bestandsaufnahme unterschiedlicher Stu-dien erstellt, um einen aktuellen Überblick überdie Situation in Wirtschaft, Gesellschaft und Politikzu ermöglichen. es wurde erstmals von der initia-tive d21 und Kantar tNS im auftrag des BMdW er-arbeitet. das dossier gibt im rahmen einer Sekun-därforschung einen Überblick über den Status quoder digitalisierung in Österreich – gegliedert ist esin die Kapitel Wirtschaft und Gesellschaft.So gibt es vor allem bei mittelständischen Unter-nehmen großen aufholbedarf bei der digitalisie-rung. Fast die Hälfte (42 Prozent) der kleinen odermittleren Unternehmen (KMU) misst digitalentechnologien noch keine große relevanz für daseigene Geschäftsmodell zu. Zudem wenden öster-reichische industrieunternehmen aus dem Mittel-stand im Schnitt nur rund zehn Prozent ihrer Ge-samtinvestitionen für digitale technologien auf.Chancen werden dabei insbesondere in der Kun-dengewinnung sowie Kostenreduktion gesehen,eine realisierung scheitert jedoch häufig am man-gelnden Know-how. insgesamt weisen Österreichsmittelständische Unternehmen damit nur einengeringen bis mittleren digitalisierungsgrad auf.

6 DIGITALE WELT der rePort 2019

5G-Forschung: AIT erhält erste FunklizenzAIT erforscht 5G-Funksysteme und zukünftige Einsatzszenarios mit derIndustrie.

das ait austrian institute of technology hat nun erstmals eine 5G-Funk-lizenz für Forschungszwecke vom Bundesministerium für Verkehr, inno-vation und technologie (BMVit) erhalten. Für die angewandte For-schung sind derartige testballons für die Sammlung empirischer Mess-daten grundlegend wichtig, da erst dadurch konkrete lösungen fürkünftige einsatzzwecke und anwendungen möglich sind. Zum einsatzkommen bei der neuen Versuchsreihe spezielle 5G-antennenarrays, diein der modernen 5G-Forschungs- und laborinfrastruktur im neuen ait-Headquarter in Wien entwickelt wurden.auf einer Sendefrequenz von 3.5 GHz, mit einer Bandbreite von 200MHz erforschen 5G experten dort neue Funksysteme für künftige an-wendungen, wie beispielsweise autonome Fahrzeuge. dabei arbeitendie experten bereits eng mit Nokia und aVl im Forschungsprojekt Mar-CoNi zusammen, das im rahmen des vom Bundesministerium für Ver-kehr, innovation und technologie (BM Vit) geförderten FFG-Programms„iKt der Zukunft“ durchgeführt wird. der Schwerpunkt von Forschungund entwicklung liegt hier auf der entwicklung spezieller 5G-basierterMehrfachantennen-Systeme, um eine zuverlässige Kommunikation auchbei höheren Geschwindigkeiten der Fahrzeuge sicherzustellen. infos: www.ait.ac.at

In Cagliari befindet sichauch eine der besten Uni-versitäten Italiens in denMINT-Fächern. Foto: Paolo Cherenti

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IT-Fachkräfte als Achillesfersetechnik allein hilft jedoch nichts ohne kompetenteMitarbeiter. So ist abzusehen, dass sich Berufsfel-der ändern und die Unternehmen rasch reagierenmüssen. die digitale Kompetenz ist der Schlüsselfür viele Jobs von morgen. die Nachfrage an it-Spezialisten ist in Österreich mit 62 Prozent höherals im eU-Schnitt (48 Prozent). Hinsichtlich des Wei-terbildungsbedarfes ihrer Belegschaft zu digitalenKompetenzen sehen knapp 90 Prozent der Perso-nalverantwortlichen in österreichischen Unterneh-men hohen Schulungsbedarf. dabei geben 60 Pro-zent der Personalverantwortlichen der it- und da-tensicherheit die höchste Notwendigkeit in der Be-fragung. rund vier von zehn Unternehmen sehenzudem Nachholbedarf bezüglich kaufmännischeraspekte, wie zum Beispiel der entwicklung neuerdigitaler Geschäftsmodelle und technologischeraspekte wie automatisierungs- und Gebäudetech-nik sowie vernetzte Systeme. Hier müssen verstärktdigitale Kompetenzen direkt in die Unternehmenfließen. dazu werden einerseits die für Österreichso wichtigen Fachkräfte durch die aufwertung derlehre gestärkt und die dafür notwendigen Berufs-bilder modernisiert. Zudem wurden bereits neuelehrberufe wie „Coding“ und „e-Commerce-Kauf-mann/-frau“ gestartet. Mit den digitalen Boot-camps sollen die aus- und Weiterbildung, der auf-bau von Wissen sowie die Schaffung von Netzwer-ken mit Unternehmen und Hochschulen forciertwerden. die Bootcamps sind mit der Möglichkeiteiner berufsbegleitenden ausbildung in Schwer-punktbereichen wie artificial intelligence, Big data,data engineering oder Blockchain eine einzigar-tige Chance für Unternehmen, ihre it-Kompeten-zen zu steigern und ihre digitalisierungsagendenvoranzutreiben. l

Hier geht es zur neuen Digitalisierungsagentur:www.ffg.at/dia

7der rePort 2019 DIGITALE WELT

Nachwuchshoffnung aus ITalienGut ausgebildete Fachkräfte aus Sardinien können in Österreich die Digitalisierung vorantreiben.

die Urlaubsdestination vieler Österreicher hat weit mehr zu bieten, alsman denkt: dort befinden sich zwei Universitäten auf top-Niveau, derenabsolventen nicht nur großes Know-how in den MiNt-Fächern gesam-melt haben, sondern auch über gute deutschkenntnisse verfügen. dieauslandsösterreicherin elke oberleitner hat daher dort auch die initia-tive Work it aUt ins leben gerufen und ein Netzwerk geschaffen, dasitalienische Fachkräfte noch in Sardinien auf deren tätigkeit in Öster-reich vorbereitet, wobei diese nicht bloß zu österreichischen Firmen ver-mittelt werden. denn die heimischen Unternehmen werden auch ani-miert, direkt mit den Bildungseinrichtungen auf Sardinien zu kooperie-ren und beispielsweise im Zuge von Forschungsprojekten oder ab-schlussarbeiten potenzielle Mitarbeiter zu finden. die italienischen it-Fachkräfte, die dann zu uns kommen, erhalten zudem ein relocation-Service, um sich ganz auf ihre neuen Herausforderungen bei den öster-reichischen arbeitgebern konzentrieren zu können. „ich höre sehr oftvon österreichischen Unternehmen, dass sie befürchten, die bleibennicht‘. dem kann ich entgegnen, die Bereitschaft der Sarden, in einemanderen land zu arbeiten, ist sehr hoch, im akademischen Bereich liegtsie bei etwa 40 Prozent. aber ja, es gibt auch welche, die gehen für ei-nige Jahre weg und wollen dann zurück. auch hier gibt es Chancen:outsourcing-offices sind im it-Bereich einfach zu organisieren. Österrei-chische Unternehmen sind hier herzlich willkommen, sich mit ihremKnow-how an den entwicklungen zu beteiligen. der Kampf um denStandort war gestern – Kooperation ist angesagt“, so die Projektleiterinelke oberleitner. infos: www.workitaut.eu

Mit der AIT Massive MIMOBasis Station können 5G-Funksysteme vermessenund ihre Eigenschaften beihohen Geschwindigkeitender Mobilteile erforschtwerden. Foto: ait/Michael Mürling

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8 DIGITALE WELT der rePort 2019

Das gilt natürlich auch für Österreich. darumbekennt sich die österreichische Bundes-regierung im regierungsprogramm 2017-

2022 ganz klar zu einer flächendeckenden Verfüg-barkeit von Gigabit-anbindungen und hat sich ge-meinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr,innovation und technologie (BMVit) zum Ziel ge-setzt, die aktuelle Breitbandstrategie 2020 grund-legend zu überarbeiten.

Ausbau der digitalen Infrastruktur schreitet voran Mit der Breitbandstrategie 2030 will man diesemZiel entgegengehen. Besonders die ländlichen re-

gionen Österreichs sollen von einer modernen di-gitalen infrastruktur profitieren. dabei stellt Glas-faser als das zukunftssichere Übertragungsme-dium in der telekommunikationsinfrastruktur inVerbindung mit einem nahezu flächendeckendenausbau eines 5G-Netzes aus heutiger Sicht einenachhaltige und sichere lösung für die nächstenJahrzehnte dar.Und in den so wichtigen ausbau des Breitband-netzes kommt nun neuer Schwung. am 1. Februar2019 startete die öffentliche Konsultation der Breit-bandstrategie 2030. damit soll Österreich zu denweltweit führenden digital Nations aufschließenund der Wirtschaftsstandort Österreich für die Zu-kunft gesichert und weiter attraktiv und auch aktivgestaltet werden.der entwurf orientiert sich an den strategischenZielen der europäischen Kommission für 2025,übertrifft diese jedoch in den Bereichen Zeitrah-men und Flächenabdeckung. er skizziert den WegÖsterreichs im Breitbandbereich bis in das Jahr2030.

Bürgerinnen und Bürger zur Partizipation aufgerufen der Fokus der Breitbandstrategie 2030 liegt auf ei-nem Zusammenwirken aller Stakeholder zur Un-terstützung von investitionen in den Breitbandaus-bau vorrangig durch die telekomindustrie. in denvier themengebieten Strategie, legistik, Förderun-gen sowie Begleitmaßnahmen werden erste kon-krete Maßnahmen zur Zielerreichung beschrieben.Neben den bekannten akteuren aus der Privatin-dustrie und den öffentlichen Stellen von Bund,land und Gemeinden sind auch alle interessiertenBürgerinnen und Bürger eingeladen, den nun vor-liegenden entwurf der Breitbandstrategie 2030 zulesen und gegebenenfalls zu kommentieren –bis 29. März 2019 sind Kommentare per e-Mail andas Breitbandbüro möglich:[email protected]

das BMVit wird alle einlangenden anmerkungensichten und so weit wie möglich in die Breitband-strategie 2030 einarbeiten, um zunächst optimaleZielsetzungen zu formulieren und dadurch lang-fristig die besten ergebnisse für diesen Bereich zuerzielen. l

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Die Breitbandstrategie 2030Das Internet hat in den vergangenen Jahrzehnten einen ungeheuren Auf-

schwung erlebt. Für Volkswirtschaften ist der Ausbau schneller Internet-

verbindungen und somit der Grad der Digitalisierung ein äußerst wichti-

ger Wettbewerbsfaktor.

BreitbandatlasMit dem Breitbandatlas hat das BMVit überdies ein tool bereitgestellt,dass über die aktuelle Breitbandversorgungssituation in Österreich in-formiert. der atlas dient vorrangig als erstinformation zur Breitbandver-sorgung von Privathaushalten. Kernelement ist die Breitbandsuche, mitder die Breitbandverfügbarkeit sowie die Breitbandanbieter in einerGemeinde abgerufen werden können.

Nähere Informationen unter: https://www.breitbandatlas.info/

Besonders die ländlichenRegionen Österreichs sol-len von einer modernen di-gitalen Infrastruktur profi-tieren.Foto: BMVit

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der rePort 2019

IMPRESSUMOffenlegung nach § 5 ECG, § 14 UGB, § 24, 25 MediengesetzMedieninhaber (Verleger), Redaktion:Wirtschaftsnachrichten Zeitschriften Verlagsgesell-schaft m.b.H., 8010 Graz, Theodor-Körner-Straße 120a, Telefon 0316/834020, Telefax0316/834020-10, [email protected], www.wirtschafts-nachrichten.com Herausgeber &Geschäftsführer:Wolfgang Hasenhütl Unternehmensgegenstand: Herausgabe des MediumsWirtschaftsnachrichtenBlattlinie: Die Wirtschaftsnachrichten sind das unabhängige regionaleWirtschaftsmagazin für die Bundesländer Österreichs, Themenschwerpunkte sind wirtschaft-liche Entwicklungen in Österreich und international, Wirtschaftspolitik, Finanzen und Servicefür Unternehmer und Manager. Die Wirtschaftsnachrichten sind in ihrer Blattlinie liberal, de-mokratisch und unabhängig von politischen Parteien, Interessenverbänden und Religions-gemeinschaften. Co-Herausgeber & Verlagsleitung: Josef Lipp Standort Oberösterreich:4020 Linz, Lederergasse 32, Telefon 0732/781282, Telefax DW 4, ooe@ euromedien.at Stand-ortleitung:Mag. Harald Mühlecker Standort Niederösterreich, Wien & Burgenland: Land-straßer Hauptstraße 71/2, 1030 Wien, Tel. 01/2127440, [email protected], [email protected], [email protected] Standortleitung: Franz-Michael Seidl Standort Vorarl-berg, Tirol, Salzburg: 5071 Salzburg-Wals, Pannzaunweg 1 b, Telefon 0662/842841-0, salz-burg@ euromedien.at, [email protected], [email protected] Erscheinungsort:GrazChef vom Dienst:Mag. Michaela Falkenberg, Gert Zechner Verkaufsleitung Süd: Mag. Barbara Steiner Redaktion:Martin Berger, BA, Dr. Thomas Duschlbauer (Chefredakteur), Mag. SabineFanta, Dr. Marie-Theres Ehrendorff, Siegfried Hetz, MA, Josef Müller, MA, Mag. Andreas Pram-mer, Dr. Ursula Rischanek, Stefan Rothbart, BA, Mag. Christian Wieselmayer Fotos:Falls nichtanders angegeben: Symbol, Archiv Layout & Grafik:Hans Obersteiner Covergestaltung:Tho-mas Heider Produktion:euromedien verlags gmbH, 8045 Graz, Prenterweg 9 Druck: Leykam– Let’s Print Verlagsvertretung Slowenien: Business Media d.o.o., Kotnikova ulica 30, 1000Ljubljana, Telefon/Telefax +386/1/ 5181125,[email protected] Verlagsvertretung Kroatien:Business Media Croatia d.o.o., Bosutska 9, 10000 Zagreb, Telefon +385/1/6311-800, TelefaxDW 810, [email protected] Erscheinungsweise: 10 x jährlich Anzeigenpreise: lt. aktuellemAn zeigentarif. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Österreichischen Zei-tungsherausgeberverbandes. Verlagskonto: IBAN: AT32 3843 9001 0081 5787, BIC:RZSTAT2G439 Firmenbuchnummer:257766v UID-Nummer: ATU 61454508 Behörde gemäßECG: Magistrat Graz Kammer: Wirtschaftskammer Steiermark Anwendbare Vorschriften:Österreichische Gewerbeordnung Gerichtsstand ist das für Graz örtlich und sachlich zuständigeHandelsgericht. Allgemeines:Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs.1 und 2 Urheberrechts gesetz, sind vorbehalten. Aufgrund der einfacheren Lesbarkeit wurdein dieser Publikation auf eine geschlechtssensitive Form verzichtet, die gewählte männlicheForm schließt immer gleichermaßen weibliche Personen ein.

Ein IoT-Standard für mehr Innovation: T-Mobile Austria und Deutsche Telekomzeigen ersten oneM2M-Prototypen

t-Mobile austria und deutsche telekom sind an der entwicklungdes weltweiten iot-Schnittstellen-Standards oneM2M beteiligtund zeigen einen der ersten Prototypen auf dem MWC19 Bar-celona. „Mit dem österreichweiten NarrowBand-iot-Netz von t-Mobile austria wird eine global standardisierte Funktechnologiefür das internet der dinge angeboten. Jetzt braucht die industriedringend einen Standard wie oneM2M für iot-Schnittstellen und-anwendungen. Nur so kann für iot-Produkte ein vielfältiger, in-novativer Markt entstehen, wie wir ihn von android- oder ioS-anwendungen kennen“, sagt Maria Zesch, CCo Business & di-gitalization t-Mobile austria. l Foto: t-Mobile/Marlena König

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Der einsatz auf dem Forschungs- und ent-wicklungssektor „Cyber Security“ mitneuen technologien, internationalen Pro-

jekten und wissenschaftlicher exzellenz hat dazugeführt, dass das ait austrian institute of techno-logy in europa und zunehmend weltweit als wich-tiger und zentraler europäischer akteur wahrge-nommen wird. Über das Miteinander mit den un-terschiedlichsten Partnern aus verschiedenstenländern dieser Welt schafft es das ait, neue lö-sungen umzusetzen, die die Cyber-Welt Stück fürStück sicherer machen. daher findet die „ViennaCyber Security Week“ (VCSW) auch in Österreichstatt, als einzige Konferenz, die es schafft, länderwie den iran, die USa oder deutschland – unab-hängig von politischen aktivtäten – nach Wien ein-zuladen, um gemeinsam im rahmen der Konfe-renzsessions sachlich und zielorientiert Herausfor-derungen zu besprechen und lösungen zu skiz-zieren. die fünftägige Konferenz besteht aus mehrerentracks in Form von Fachvorträgen, diskussions-gruppen und einer technologieausstellung u.a.österreichischer Unternehmen sowie trainings. dieVCSW soll das globale Verständnis für aktuelleKonzepte zur Cybersicherheit verbessern, trendsaufzeigen und ein globales diskussionsforum bie-ten. das Session-Programm beinhaltet themen wieenergy Security, Finance industry 5.0, Cyber Chal-lenges and resilience in transportation, Critical in-frastructure Cyber Protection and incident re-sponse, Smart City and Smart Protection, Combat-ting Cyber terrorism and Cyber Crime oder dasWomen’s Cyber Forum.

Eine sichere digitale Zukunft entwickeln der ait-Forschungsbereich Cyber Security ist imait Center for digital Safety & Security angesiedelt.Hier forscht ein team aus international anerkann-ten expertinnen und experten an modernsten Cy-ber-Security-technologien wie Security by design,

neue Verschlüsselungstechnologien sowie künst-liche intelligenz, um die digitalen Systeme umfas-send gegen die zunehmende Cyber-Bedrohungzu schützen.ein zentraler Schwerpunkt liegt außerdem auf derentwicklung eines modernen Cyber-trainingszen-trums. in dieser „Cyber range“ des ait könnenSchutz- und abwehrmaßnahmen von kritischen it-infrastrukturen realitätsnah getestet sowie Be-triebsprozesse erprobt und trainiert werden. aufdiese Weise werden sowohl technologische as-pekte im Zuge der ausbildung von Cyber-exper-tinnen und experten unterstützt als auch operativeFähigkeiten effektiv und praxisnah entwickelt.die besondere Cyber range it-trainings- und Si-mulationsplattform dient dazu, das notwendigeund vernetzte Wissen im Cyber-Security-Bereichmit allen akteuren aus industrie, Wissenschaft, kri-tischen infrastrukturbetreibern und öffentlichemSektor zu teilen, um auf diesem Weg eine gemein-same Verständnisebene für alle Stakeholder zu er-reichen.Für die flexible Simulation kritischer digitaler it-Systeme mit unterschiedlichen Systemkomponen-ten und Benutzerstrukturen steht die Cyber rangemit einer virtuellen Umgebung mit online-Zugriffs-möglichkeiten für Übungszwecke zur Verfügung.Sie bietet eine sichere und realistische Umgebung,um Vorfälle in verschiedenen, skalierbaren Szena-rien ohne Verwendung der echten Produktionssys-teme von Stakeholdern zu analysieren und zu tes-ten. damit können unterschiedliche Sicherheits-prozesse im Betrieb trainiert bzw. spezielle incidentresponse-Prozesse für Cyber-Vorfällen erprobtwerden, um it-architekturen und it-Betriebspro-zesse für höchste Sicherheitsanforderungen si-cherzustellen.digitale industrielle Steuerungsanlagen, digitaleNetzwerke und kritische infrastrukturen könnendurch die flexible architektur an der Cyber rangeam ait für verschiedene anwendungen in unter-

10 DIGITALE WELT der rePort 2019

Vienna Cyber Security Week 2019Die internationale Cyber Security Szene versammelt sich in Wien

Das Erfolgsformat „Vienna Cyber Security Week“, das vom AIT Austrian

Institute of Technology, der Wirtschaftskammer Österreich und der Ener-

gypact Foundation organisiert wird, verzeichnete nach dem Kick-off

2017 letztes Jahr bereits ein enormes Teilnahme-Plus von über 500 Teil-

nehmern aus 41 Ländern. Auch heuer diskutieren Akteure aus dem natio-

nalen und internationalen Cyber-Security-Bereich von 11. bis 15. März

2019 den Schutz unserer globalen kritischen Infrastrukturen. Partner der

Veranstaltung sind die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit

in Europa (OSCE), die Internationale Fernmeldeunion (ITU) und die Inter-

nationale Elektrotechnische Kommission (IEC).

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AIT ist der Spe-

zialist für die

zentralen Infra -

struktur themen

der Zukunft.

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schiedlichsten Konfigurationen eingesetzt werden.Besonders die wachsende Notwendigkeit, Steue-rungssystembereiche (ot) mit it-Systembereichenauch kulturell zu harmonisieren, bedarf eines ge-meinsamen Bewusstseins und gemeinsam entwi-ckelter reaktionsprozesse auf Cyber-Bedrohun-gen. der enorme Vorteil dieser Cyber range er-laubt es der Forschung, aber auch akteuren ausindustrie und öffentlicher Hand, in realistischenUmgebungen an der Konzeption, implementie-rung und Validierung von neuen Methoden, tech-nologien und Prozessen zu arbeiten, um ein höhe-res Sicherheitsniveau gegen die wachsende Be-drohung von Cyberangriffen zu erzielen.

Nukleare Sicherheit made by AITdas ait Center for digital Safety and Securityführte vergangenen Herbst für die internationaleatomenergiebehörde (iaea) in idaho/USa denersten Cyber-Security-trainings-Workshop für kri-tische infrastrukturen der energiewirtschaft durch.Und zwar mit einem erfolg, der weltweit für Schlag-zeilen sorgte. das ait gilt global als führender an-bieter von testmöglichkeiten für hochkritische in-frastrukturen, wie beispielsweise für atomkraft-werke. Mit der University of idaho (Ui), idaho Falls unter-hält Österreichs größtes außeruniversitäres For-schungszentrum ait eine strategische Partner-schaft zur Kooperation im education-Segment „Nu-clear Security“. So fand zum gegenseitigen infor-mationsaustausch der erste „iaea inaugural inter-national training Course (itC)“ zum Schutz com-putergestützter Systeme in nuklearen Sicherheits-regimen in idaho Falls statt. „Wir wollen damit dieinternationale Zusammenarbeit und den informa-tionsaustausch in Bezug auf Computersicherheitund nukleare Sicherheit fördern“, betont Helmutleopold, Head of Center for digital Safety and Se-curity. Mehr als 50 expertinnen und experten fürCyber-Sicherheit aus asien, europa und amerikanahmen daran teil. Scott Purvis, leiter der abtei-lung für informationsmanagement der iaea-ab-teilung für nukleare Sicherheit, betont die interna-tionale Partnerschaft und ständige Wachsamkeitbei der Bewältigung von Cyberbedrohungen fürdie nukleare Sicherheit. dieser Kurs wurde mehr als zwei Jahre lang ge-plant und entwickelt. auf diese Weise entstand einbeispielhaftes praktisches Cyber-Security-trai-ningsprogramm zum Schutz kerntechnischer, aberauch anderer kritischer industrieller anlagen.

dieses Kursangebot unterstreicht das wachsendeengagement und die Führungsrolle des ait im Be-reich der nuklearen Sicherheit sowie an aktivitätender iaea. außerdem ist das ait ein wichtiger teil-nehmer im iaea-Kooperationsforschungsprojekt„enhancing Computer Security incident analysisat Nuclear Facilities“ (Verbesserung der analysevon Sicherheitsvorfällen in Kernkraftwerken). imdezember 2018 veranstaltete das ait den Work-shop auch in Wien. „danach soll das iaea-training,gehostet von ait, jährlich stattfinden und sich alsweltweit führendes trainingsprogramm für Betrei-ber von industrieanlagen und kritischen infrastruk-turen etablieren”, so Helmut leopold.

Cyber-Security-Technologien für den Weltraum expertinnen und experten für Quantenkryptogra-phie am ait arbeiten als teil eines hochkarätigeneuropäischen Konsortiums aus Forschung und in-dustrie an einem satellitenbasierten Cyber-Secu-rity-System der nächsten Generation.die Quantenschlüsselverteilung (QKd) ist eine Me-thode für den austausch geheimer Schlüssel, dieauf optischer Kommunikation mittels Quantensig-nalen beruht. Sie unterscheidet sich grundlegendvon der klassischen Kryptografie und ist die ein-zige derzeit bekannte Methode, die beweisbar si-cher gegen angriffe künftiger Quantencomputerist. „diese revolutionäre technologie wird im nächs-ten Jahrzehnt hochsichere Kommunikationsver-bindungen auf globaler ebene ermöglichen.Wenn man bedenkt, welche anstrengungen heut-zutage weltweit in der entwicklung von Quanten-computern unternommen und welche Fortschrittedabei erzielt werden, sollte man sich bereits jetztauf angriffe von künftigen Quantencomputernvorbereiten“, erklärt Christoph Pacher, experte fürQuantenkryptographie und Projektkoordinatoram ait. l

11der rePort 2019 DIGITALE WELT

AIT‘S CYBER RANGE ...‰ zielt auf aktuelle Cyber-Bedrohungen und aktuelle it-Systeme ab‰ erspürt zukünftige Cyber-Bedrohungsszenarien und it-Systeme der

nächsten Generation‰ zeigt auf, wie neue Sicherheitstechnologien und Sicherheitsprozesse

die resilienz von kritischen it-infrastrukturen erhöhen‰ unterstützt design und Betrieb von sicheren und höchst verfügbaren

industriellen Kontrollsystemen

AIT’S Cyber Range unter-stützt die effektive Ausbil-dung, um weltweit digitaleSysteme umfassend vorden zunehmenden Cyber-bedrohungen zu schützen.Foto: Gettyimages/4X-image,

iStock.com/FangXiaNuo

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Aus der Breitbandmilliarde stehen damitinsgesamt 113 Millionen euro zur Verfü-gung. das access-Programm zielt darauf

ab, leistungsfähige Glasfasernetze weiter überÖsterreich auszubreiten und damit größere Flä-chen mit zukunftssicherem Breitband-internet zuversorgen. Für diesen Zweck stehen bis zum 12.april mehr als 65 Millionen euro zur Verfügung.im Backhaul-Programm wird durch die anbindungvon Mobilfunkmasten sowie regionaler Netze andas Glasfasernetz die leistungsfähigkeit bereitsbestehender infrastrukturen gestärkt. die aus-

schreibung ist mit rund 20 Millionen euro dotiertund steht noch bis zum 29. März 2019 offen. durchaccess-eler werden rund 28 Millionen euro zurUnterstützung von investitionen in besonders för-derungswürdigen Gebieten im ländlichen raumzur Verfügung gestellt. davon entfallen in etwa 14Millionen euro auf den eler-Fonds der europäi-schen Union sowie jeweils etwa sieben Millioneneuro auf den Bund und die länder. der maximaleFörderungssatz beträgt bis zu 75 Prozent der för-derbaren Kosten. die access-eler ausschreibungist ebenfalls bis zum 12. april geöffnet. „durch die

12 DIGITALE WELT der rePort 2019

Das Netz im VormarschDas Infrastrukturministerium ging mit Jahresende 2018 in die vierte

Phase der Breitbandförderprogramme.

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Möglichkeit der Vergabe von Startraten in derHöhe von maximal 25 Prozent der zugesagten För-derung sowie der erhöhung des Fördersatzes aufbis zu 65 Prozent, sofern die geförderte investitionunmittelbar zur Verfügbarkeit von gigabit-fähigenendkundenanschlüssen führt, wird insbesonderefür kleinere telekomunternehmen eine leichtereMöglichkeit zur teilnahme an den Förderungengeschaffen“, ist infrastrukturminister Norbert Hoferüberzeugt.

Kombinierbarkeit von Förderungendarüber hinaus wurde im leerrohr-Programm fürGemeinden erstmals die Möglichkeit einer laufen-den einreichung von Förderanträgen geschaffen.„damit intensivieren wir unser Bestreben, Gemein-den bei der antragstellung die größtmögliche zeit-liche Flexibilität zu ermöglichen, wodurch insbe-sondere die Nutzung von Mitverlegungsmöglich-keiten, etwa bei anfallenden tiefbauarbeiten, er-leichtert wird“, so Hofer. der nächste Stichtag istder 15. Mai 2019. alle bis dahin eingelangten För-deranträge werden von unabhängigen Jurorinnenund Juroren beim nächsten Jurytermin bewertet.das einreichsystem wurde so gestaltet, dass er-stellte, aber noch nicht abgeschlossene einrei-chungen zum nächsten Stichtag übernommenwerden. Wie auch bei den anderen Förderinitiati-ven des BMVit im Bereich des Breitbands ist esmöglich, diese Förderungen miteinander zu kom-binieren. Hierfür bietet sich etwa „Connect“ an: Zieldieses Programms ist es, KMU oder Schulen mit ei-nem Glasfaseranschluss auszustatten und ihnendadurch einen ultraschnellen internetzugang zuermöglichen – Projekte können in diesem Pro-gramm jederzeit eingereicht werden.

Initiativen in den BundesländernSeit Herbst 2018 gibt es in tirol mit der Breitband-serviceagentur tirol GmbH (BBSa) eine zentraleanlaufstelle für den Breitbandausbau, schnelles in-ternet und Glasfaser mit Sitz in innsbruck. Sie sollden Breitbandausbau effektiver und nachhaltigergestalten. das land tirol agiert dabei als alleinigerGesellschafter. die beiden Bundesländer ober-österreich und Niederösterreich wollen beim Breit-bandausbau auch enger kooperieren. oberöster-reichs Wirtschafts-landesrat Markus achleitner fi-xierte im Februar bei einem treffen mit seiner nie-derösterreichischen amtskollegin Petra Bohuslavin linz eine reihe von themen für einen engenSchulterschluss über die Grenzen der beiden Bun-desländer hinweg: „Gerade das thema Breitband-versorgung hat in beiden Bundesländern oberstePriorität, deshalb wollen wir hier eine starke län-derachse bilden. Gemeinsam mit dem Bund, mitdem wir hier in guten Gesprächen sind, wollen wirden Breitbandausbau in oberösterreich und Nie-derösterreich noch weiter beschleunigen“, betontPetra Bohuslav im Zuge einer gemeinsamen erklä-rung. erfreulich für landesrat Markus achleitner istauch, dass mit Jahresende 2018 im Zuge derFttH-Förderung („Fiber to the home“-Förderung)des landes oÖ seit 2015 bereits 508 Unterneh-men an die Breitband-Versorgung angeschlossenwerden konnten. „alleine im heurigen Jahr wurden136 Betriebe angeschlossen, seit 2015 hat das

13der rePort 2019 DIGITALE WELT

T-Mobile Austria als PublikumslieblingEinen neuerlichen Rekord erreichte das Investitionsprogramm von T-Mobile Austria. Zusammen mit den Investitionen im leitungsgebun-denen Netz legten die Investitionen um 48 Prozent auf 229 Millio-nen Euro zu.

damit wurde erneut das mobile Breitbandnetz gestärkt als auch die lei-tungsgebundene Versorgung ausgebaut. Mit einem datenwachstumvon 38 Prozent auf rund 500.000 terabyte erreichte das im Mobilfunk-netz beförderte datenvolumen nun einen neuen Höchststand. „Unsereinvestitionsoffensive ermöglicht nicht nur, die weiterhin dramatischwachsende Nachfrage nach Breitband zu bedienen, sondern dabeiauch noch besser zu werden“, sagte Gero Niemeyer, Finanzchef von t-Mobile austria. Mit dem testsieg von t-Mobile austria beim „BestenMobilfunknetz Österreichs“ des unabhängigen, renommierten Connect-Magazins wurde 2018 ein eindrucksvoller Beleg für den Kundennutzendieser rekordinvestitionen geliefert. damit schneide t-Mobile austriaauch im internationalen Vergleich auf den Spitzenplätzen ab. Bereitszum fünften Mal in Folge wurde t-Mobile austria 2018 im Publikumsvo-ting von Connect als „Beliebtester Mobilfunkbetreiber Österreichs“ ge-kürt. „das beste Mobilfunknetz, unser großes High-Speed-datennetz:damit sind wir die klare alternative zum bisherigen Marktführer inÖsterreich. damit übernehmen wir auch Verantwortung dafür, dassÖsterreich bei der digitalisierung an die Spitze europas anschließenkann“, freut sich andreas Bierwirth, Ceo t-Mobile austria.

Niederösterreichs Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav und ihr oberösterreichischerAmtskollege LR Markus Achleitner wollen beim Breitbandausbau enger zusammenarbei-ten. Foto: land oÖ

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land oberösterreich 1,6 Mio. euro investiert“, er-läuterte lr achleitner damals das ergebnis. dieGesamt-investitionskosten beliefen sich dabei auf3,2 Millionen euro.Während auch in der Steiermark der Breitband-ausbau durch die eigens geschaffene Breitbandin-frastrukturgesellschaft auf Basis regionaler Master-pläne voranschreitet und für Kärnten, das laut einesevaluierungsberichts im Jahr 2017 im Bundeslän-derranking den 2. Platz belegte, Ähnliches gilt,baut Salzburg seine Spitzenposition weiter aus.durch den ausbau werden 2019 voraussichtlichalle Gemeinden über eine Glasfaseranbindungverfügen, wodurch das Bundesland dem Ziel derVollversorgung mit ultraschnellem Breitbandschon ein gutes Stück nähergekommen sein wird.in Wien bindet a1 derzeit mehr als 400.000 zusätz-liche Haushalte an das größte und leistungsfähigste

Glasfasernetz Österreichs an und ermöglicht damitzukunftssichere datenübertragungen im Gigabit-Bereich. der impact Hub Vienna, mit 1.600 m2 einerder wichtigsten Co-Working-Spaces in Wien, ist dererste a1-Kunde, der über das bestehende NetzÜbertragungsgeschwindigkeiten von mehr als 1Gbit/s nutzt. „Wien hat das klare Ziel, digitalisie-rungshauptstadt europas zu werden. Uns ist eswichtig, dass alle hier lebenden Menschen am Fort-schritt teilhaben können. die digitale infrastrukturdient hier als neues Herz-Kreislauf-System. daherbegrüßen wir die initiative von a1, den Standort aufdiese neuen Herausforderungen vorzubereiten“,betont digitalisierungsstadtrat Peter Hanke.

Ausgezeichnete Mobilfunkbetreiberlaut des 25. Netztests des deutschen Fachmaga-zins Connect „zählen die österreichischen Netzbe-treiber stabil zur Spitzengruppe im drei-länder-Vergleich. immer wieder kommt es dabei zu einemSchlagabtausch auf sehr hohem Niveau.“ in derSprach-disziplin konnte beispielsweise drei durchdie einführung von Volte und Voice over WiFi inseinem Netz zulegen. Jan trionow, Ceo von drei:„Wie der aktuelle Connect Netztest erneut zeigt,bewegt sich der Wettbewerb im MobilfunklandÖsterreich auf einem sehr hohen Niveau. die hei-mischen Betreiber überzeugen nicht nur durchhohe Netzqualität, sondern auch ein ausgezeich-netes Preis-leistungs-Verhältnis. Mit 5G werdendie Karten wieder neu gemischt. Wir bereiten unsbereits intensiv auf den neuen Mobilfunkstandardvor, zum Beispiel durch unseren kommerziellenPre5G Start im Frühjahr in aspern oder das aktuellePre5G Pilotprojekt am Wiener rathausplatz.“ l

14 DIGITALE WELT der rePort 2019

Tirol in der OffensiveBis zum Jahr 2022 werden in diesem Bundesland insgesamt 150 Millio-nen Euro in die Digitalisierung investiert – bereits seit 2013 fließen jährlichrund zehn Millionen Euro in den passiven Breitband-Infrastrukturausbau.

ein wesentlicher teil der Budgetmittel im rahmen der digitalisierungsoffensivefließt außerdem in Förderungen von Unternehmen: „So kommt das Geld dortan, wo die digitalisierung in den nächsten Jahren entscheidend ist“, erklärtWirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf. die digitalisierungsförderungensowie die Plattform www.digital.tirol sind zwei zentrale Maßnahmen im rah-men der digitalisierungsinitiative des landes tirol. Mit der Breitbandservice-agentur tirol GmbH stellt das land tirol seit Herbst 2018 auch eine zentraleanlaufstelle für Gemeinden im Zusammenhang mit dem Breitbandausbau zurVerfügung.

Die Digitalisierungsförderungdiese unterstützt tiroler Unternehmer dabei, das Potenzial der digitalisierungauszuschöpfen und die Vernetzung von Wirtschaftsakteuren voranzubringen.im Mittelpunkt steht die digitale transformation von Produktions-, dienstleis-tungs-, arbeits- sowie lehr- und lernprozessen. Hier erfolgt die Unterstützungin drei Schwerpunktbereichen: Neben der Planungs- und entwicklungsphasedes digitalisierungsprozesses eines Unternehmens sollen investitionen in dietechnische ausstattung sowie die Schulung und Weiterbildung des Personalsunterstützt werden.

Digital Tirol„der Prozess der digitalisierung in tirol soll möglichst transparent und bürger-nah gestaltet werden“, verweist lr Zoller-Frischauf auf die Plattform www.digi-tal.tirol, die seit anfang des Jahres 2018 online verfügbar ist. den Besuchernbieten sich dort zahlreiche informationen zu den digitalisierungsleistungendes landes tirol, der industriellenvereinigung, der Wirtschaftskammer, desFachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und it (UBit) und derStandortagentur tirol. des Weiteren sind Fördermöglichkeiten für digitalisie-rungsvorhaben vonseiten des landes, des Bundes und der europäischenUnion angeführt.

Die Breitbandserviceagentur Tirol GmbHFür die Gemeinden und Planungsverbände stellen sich beim oft komplexenBreitbandausbau zahlreiche Fragestellungen – ob technischer, rechtlicher oderwirtschaftlicher art. die Breitbandserviceagentur bietet dabei eine professio-nelle Unterstützung und Beratung. Sie erhebt zum Beispiel daten zum Breit-bandausbau und erarbeitet Wirtschaftlichkeitsberechnungen. insgesamt wer-den also die Gemeinden und Planungsverbände beim Breitbandausbau un-terstützt und entlastet.

Tirols Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf: „Esgeht auch darum, mit der Breitbandserviceagentur die In-teressen der Gemeinden zu bündeln und ihre Position zustärken, etwa bei Verhandlungen mit Netzbetreibern. Ge-meinsam sind wir stark – das ist dabei das Motto.“ Foto: land

tirol/Berger

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15der rePort 2019 DIGITALE WELT

Der rat für Forschung und technologieent-wicklung (rFte) ist das Beratungsorgander österreichischen Bundesregierung für

bildungs-, wissenschafts-, forschungs-, technolo-gie- und innovationspolitische Fragestellungen.Ziel seiner arbeit ist es, einen unabhängigen, evi-denzbasierten und wissenschaftlich fundierten Bei-trag zu einer informierten, lösungsorientierten undhandlungsfähigen Politik zu leisten – mit besonde-rem Fokus auf die relevanten Zukunftsbereiche.die notwendigen Voraussetzungen für die globaleFührerschaft in den Zukunftsbereichen wie For-schung, innovation und digitalisierung zu haltenbzw. zu erlangen und damit im globalen Wettbe-werb auch weiter zu reüssieren ist das Ziel. die the-men digitalisierung, künstliche intelligenz und ro-botik sowie Nachhaltigkeit und Ökologisierungwerden alle unsere lebens- wie arbeitsbereicheprägen. diese weisen das Potenzial auf, europaauch in Zukunft zum globalen Vorreiter zu machen. „die eU muss ihre rolle hier noch schärfer definie-ren als bisher, um die vorhandenen Potenzialeauch tatsächlich zu heben“, mahnt der rFte-Vor-sitzende Hannes androsch. „Mit dem rückzug derUSa aus ihrer weltpolitischen Verantwortung ent-steht ein globales Vakuum, das zu füllen bis datovor allem vonseiten Chinas offen angestrebt wird.“die eU hat dem momentan wenig entgegenzuset-zen. „dabei sollte gerade europa mit seinen tra-dierten humanistischen Werten und Grundsätzenfür eine zukünftige Gesellschaft – allen voran Men-schenrechte, demokratie, rechtsstaatlichkeit,Gleichheit, Freiheit, toleranz, rationalität, Wissen-schaftsfreiheit, Umweltschutz, etc., wie sie etwa imVertrag von lissabon oder der Charta der Grund-rechte der eU zum ausdruck kommen – stärker alsbisher die Verantwortung für die globale Zivilisa-tion übernehmen. dazu bedarf es aber einer mu-

tigen Vision und klarer strategischer Zielsetzungen.diese müssen zwar erst noch formuliert und aus-verhandelt werden, doch das ist kein ding der Un-möglichkeit. europa muss heute wieder neu ge-dacht werden, so wie das auch in der Vergangen-heit unzählige Male aufs Neue getan wurde. dennauch wenn das vielfach behauptet wird, so isteuropa nicht am ende. im Gegenteil“, so androsch.

Globalisierung und Digitalisierung als Veränderung„Prognosen sind immer schwierig“, weiß das rats-mitglied Helga Nowotny. „im günstigsten Fall zei-gen sie auf, wie begrenzt unser Wissen ist – beson-ders wenn sie die Zukunft betreffen. im schlimmstenFall sind sie eine Hochrechnung aus bereits bekann-ten daten und Fakten. lassen Sie uns den Sprungins Ungewisse wagen und blicken wir in eine Zu-kunft, die unbekannt und gleichzeitig höchst unsi-cher ist. Was auch immer sonst passieren mag, wirkönnen getrost davon ausgehen, dass die entwick-lung in Wissenschaft und technik in zunehmendkomplexen Gesellschaften entsprechend Schritthalten wird. innovationen werden weiterhin ein Mo-tor sein, der sich jedoch weiterentwickeln und in-haltlich und strukturell verändern wird. Wir habendaher ein zukünftiges europa vor augen, das imBann der digitalisierung steht, ein europa, in demkünstliche intelligenz (Ki) und maschinelles lernenalle arbeits- und lebensbereiche durchdringen undhochentwickelte Maschinen in einer neuartigenSymbiose mit uns Menschen interagieren werden.die diskussion darüber, ob Ki eine ganze Zivilisationzugrunde richten kann, wird sich fortsetzen – ebensowie der Widerstand gegen die allmacht einiger we-niger Großunternehmen, die über größere daten-mengen und die Macht ihrer Verwendung verfügenals irgendeine regierung auf dieser Welt.“ l

Dr. Ludovit Garzik, Geschäftsführer des RFTE, Dr. Hannes Androsch, Vorsitzender des RFTE, em.Univ.-Prof. Dr. Helga Nowotny, Ratsmitglied, Dr. Johannes Gadner, stv. Geschäftsführer des RFTE,präsentieren Positionen zur Gestaltung einer Idee.„Re: thinking Europe“ liefert Ideen für die soziale, wirtschaftliche, digitale und ökologische Erneuerung der EU. Und es wirft die grundsätzlicheFrage auf, welche Rolle Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation dabei spielen sollen.Foto: rFte/Poller

Europa neu denken„Re:thinking Europe“ ist der Beitrag des Rates für Forschung und Techno-

logieentwicklung zur Diskussion über die Neuausrichtung des gemeinsa-

men europäischen Projekts.

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Das Bundesland oberösterreich hat als star-ker Produktionsstandort sehr gute Karten,aus der digitalen transformation gestärkt

hervorzugehen. Um im Wettbewerb ganz vornemitmischen zu können, hat das land oÖ die leit-initiative digitalisierung gestartet und mit derStandortagentur Business Upper austria einenprofessionellen Partner für die Umsetzung. ein we-sentlicher Faktor für eine gelungene digitale trans-formation ist das Know-how der Beschäftigten.Zahlreiche angebote sorgen dafür, dass Mitarbei-ter digital fit werden.

Qualifizierungsverbund Digitale KompetenzHier impliziert der Name bereits das Programm.Vom aMS oÖ und dem Wirtschaftsressort des lan-des oÖ geförderte Schulungen unterstützen pro-duzierende und produktionsnahe Unternehmenbei betrieblicher Weiterbildung. das Programm istin Österreich einzigartig, weil es weder Branchennoch regionen spezifiziert. Menschliche Kompe-tenz kann nicht durch algorithmen und Pro-gramme ersetzt werden – in der modernen arbeits-welt sind aber die humane und die technischeKomponente unverzichtbar. das thema Fachkräfteund deren Qualifizierung ist 2019 einer derSchwerpunkte von Business Upper austria. imQualifizierungsverbund wird es daher heuer zahl-reiche Netzwerkveranstaltungen geben. arbeits -anforderungen verändern sich ebenso wie arbeits-

verhältnisse und -prozesse, sogar ganze Branchen.darauf müssen Unternehmen und deren Mitarbei-ter vorbereitet sein. die Schulungen im Qualifizie-rungsverbund sind eine Möglichkeit dafür.

Digital Transfer ManagerBei diesem lehrgang erfahren Mitarbeiter, wie sichin ihren arbeitsbereichen digitale Prozess auchohne größeres Vorwissen bewältigen können. dernächste durchgang startet im Herbst 2019, zusätz-lich sind individuelle inhouse-lehrgänge möglich.der lehrgang „digital transfer Manager“ vermitteltGrundwissen in allen ebenen einer Firma und ver-anschaulicht, wie Vorgänge im Unternehmendurch das Sammeln von daten digital abgebildetwerden können.

Industrie 4.0-Experte werdenim rahmen des eU-geförderten Projektes „inno-peer aVM“ entsteht ein neues und länderübergrei-fendes Qualifizierungsprogramm für industrie 4.0.Ziel ist, in kleineren und mittleren Unternehmenhochqualifizierte Kompetenzen zu schaffen, um dieWettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Digital Stress Managementacht Unternehmen nehmen an einem Pilotprojektteil, bei dem Mitarbeiter für digitale und techno-logische Stressprävention fit gemacht werden. indiesem Jahr sind weitere Kurse geplant.

Initiative #IT_rocks#it_rocks zeigt jungen Menschen die Karriere-chancen im it-Bereich und macht deutlich, welcheerstklassige ausbildung die Schulen, Unis undFachhochschulen bieten. die initiative macht jun-gen Menschen die ausbildungswege und Kar-riere-Chance schmackhaft. die Zukunftsaussichtenin der Branche sind hervorragend: aktuell gibt esrund 2300 offene Jobs in 780 Unternehmen. amBildungssektor sorgen 20 verschiedene it-Studi-enrichtungen für bestmögliche Qualifizierung. l

infos zu den angeboten unter: www.digitalregion.at

16 DIGITALE WELT der rePort 2019

Gefördert aus den Mitteln der Leitinitiative Digitalisierung des Landes Oberösterreich

Mitarbeiter werden digital fit

Bezahlte Anzeige

Menschen arbeiten vernetzter, Abläufe werden automatisiert, neue

Technologien gehören zur täglichen Praxis. Unternehmen und deren

Mitarbeiter werden in Oberösterreich auf dem Weg ins digitale Zeitalter

aktiv unterstützt.

Die Automatisierungstech-niker von Gruber & Kajaabsolvierten im Rahmendes Qualifizierungsverbun-des Digitale Kompetenzeinen SPS-Kurs.Foto: WiFi oÖ GmbH

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Die Studie vergleicht 153 Städte weltweitund erhebt, welche Kommune die smar-testen lösungen für Herausforderungen

wie steigende Bevölkerungszahlen, Verkehr undKlimaschutz hat sowie digitale lösungen einsetzt,die Bürgerinnen und Bürger einen Nutzen bringen.Wien schneidet im diesjährigen ranking auf Platzeins ab – zum zweiten Mal in Folge. Bereits im ers-ten ranking 2017 lag Wien an der Spitze. HinterWien landet diesmal london auf Platz zwei; dieStadt St. albert in Kanada auf rang drei.

Ganzheitlicher Ansatz überzeugteWien punktet in der rangliste mit einer ausgereif-ten Smart-City-Strategie, die auch in konkreten Pro-jekten umgesetzt wird. „die österreichische Haupt-stadt überzeugt mit ihrer ganzheitlichen rahmen-strategie und innovativen lösungen für Mobilität,Umwelt, Bildung, Gesundheit und Verwaltung so-wie einer Fortschrittskontrolle der einzelnen Pro-jekte“, heißt es in der Studie. Und: „Wien punktetzum Beispiel mit einem fortschrittlichen e-Health-System und bietet als erste deutschsprachige Stadtoffene Verwaltungsdaten.“ insgesamt werden fürden index zwölf Kriterien und 31 Unterkriterien be-wertet. diese reichen vom thema Wohnen über in-frastruktur, Wirtschaftsfreundlichkeit, Bildung biszum Gesundheitssystem. Wien holt hier 74 von ins-gesamt 100 möglichen Punkten.Bürgermeister Michael ludwig will sich aber nichtauf den lorbeeren ausruhen, wie er jüngst bei derPräsentation des index betonte: „dass Wien imranking ganz vorne landet und es sich in Wien sogut leben lässt, ist keine Selbstverständlichkeit und

alles andere als eine ‚gmahde Wiesn‘. es gilt, dieStadt der Zukunft zu entwickeln und weitereSchritte wissensbasiert einzuleiten.“

Digitalisierung für die Bürgerdafür spricht auch, dass die Studie die bevölke-rungsreichen asiatischen „Megacitys“ stark imKommen sieht. Umso erfreulicher ist, dass sichWien alsKnapp-zwei-Millionen-Stadt an der Spitzebehauptet. die große Herausforderung sei es, diedigitalisierung auch weiterhin im Sinne der Stadt-bewohnerinnen und -bewohner zu nutzen. als Bei-spiele dafür, wie das Wien gelingt, zählte ludwigdie „Sag’s Wien-app“ auf, mit der Probleme oderanliegen im Grätzel direkt an die Stadt gemeldetwerden können – oder angebote wie „mein.wien“,mit dem Services der Stadt online und ohne Gangaufs amt erledigt werden können, wie die Bestel-lung eines Parkpickerls, das anmelden eines Kin-dergartenplatzes für den Nachwuchs oder die re-gistrierung eines Schanigartens für Gastronomin-nen. „Wien darf keine Stadt der zwei Geschwindig-keiten werden, in der nur die eliten von der digi-talisierung profitieren“, warnte ludwig. deshalbsetze die Stadt auch auf digitalisierung bei Jüngs-ten – binnen drei Jahren soll jede städtische Schulemit WlaN ausgestattet sein; ältere Menschen wie-derum werden mit dem Heim-assistenz-System„Waalter“ mit den Möglichkeiten der digitalisie-rung vertraut gemacht. Um auch in Zukunft wett-bewerbsfähig zu bleiben, baut Wien außerdem diedigitale infrastruktur aus – zum Beispiel mit demneuen Funkstandard 5G für mobiles internet. l

17der rePort 2019 DIGITALE WELT

Wien toppt „Smart City Index“Die Bundeshauptstadt führt nicht nur beständig bei Rankings rund um

die Lebensqualität, sie ist auch die smarteste Stadt der Welt – das sagt zu-

mindest der aktuelle „Smart City Strategy Index“.

Der Wiener Landtagspräsi-dent Prof. Harry Kopietzbesucht die Aspern SmartCity Research GmbH. Foto: david Bohmann/Pid

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Die HTL Kapfenberg bietet umfassendeausbildung für angehende techniker. Fürdie digitalisierung der Produktionswelt

werden den ingenieursaspiranten in den Fachrich-tungen Maschinenbau und elektrotechnik inhaltein automatisierung und robotik betreffend Me-chatronik, Prozessdatenverarbeitung, roboterkon-

struktion, Gerätetechnik von drohnenbau bis 3d-druck, Sensorik, Maschinenprogrammierung bishin zu autonomem Fahren vermittelt. im Bereichelektrotechnik sind Microcontrollertechnik, Soft-wareengineering, Netzwerkstechnik und –sicher-heit, app-entwicklung, mobile datenübertragungoder lagerlogistik der Schwerpunkt. die gut aus-gebildeten ingenieure bilden das rückgrat derHightech Betriebe der region.die FH Joanneum kann am Standort Kapfenbergmit zwei für industrie 4.0 relevanten ausbildungs-zweigen aufwarten. der Studienzweig industrie-wirtschaft beschäftigt sich mit horizontaler und ver-tikaler Systemintegration und ist u.a. entwicklungs-partner von SaP. dafür wurde das neue Smart Pro-duction lab entwickelt. dieses steht der Hoch-schule genauso wie Gründern und Unternehmenzur Verfügung. Smart Production bedeutet die di-gitale Vernetzung der Produktion zu einem intelli-genten Fertigungssystem. KMU haben hier viel Po-tenzial, welches mithilfe des Smart labs ausge-schöpft werden soll. in die größte lehr- und For-schungsfabrik der Steiermark wurden mit 21 Ko-operationspartnern aus der Wirtschaft 2,7 Millio-nen euro investiert. die Stadtgemeinde Kapfen-berg hat sich mit 1,1 Millionen euro am Zukunfts-projekt beteiligt.der Studienzweig internettechnik leistet mit demSpezialwissen im Bereich Netzwerkstechnik, em-bedded Systems, Big data sowie Cyber Securityunverzichtbare Beiträge zur sicheren entwicklungdes themas industrie 4.0 im lab.voestalpine BÖHLER Edelstahl nutzt die moder-nen technologien natürlich bereits seit langem.das in Bau befindliche modernste edelstahlwerkder Welt wird sicher auch hinsichtlich digitalisie-rung ein internationaler Benchmark sein.Für va Böhler beginnt industrie 4.0 schon in der ei-genen lehrwerkstätte. lehrlinge planten und bau-ten im abgelaufenen ausbildungsjahr eine digitaleMini-Fabrik. acht tage lang tüftelten 68 lehrlingegemeinsam mit fünf Coaches der FH technikumWien und zwei voestalpine-ausbildern am Kon-zept. in teams spezialisierte man sich auf aufga-benbereiche wie Planung, Konstruktion, Steue-

18 DIGITALE WELT der rePort 2019

Kapfenberg 4.0 – eine Hightech-Stadtrüstet sich für die Volldigitalisierung

Der Weg in die Zukunft führt über umfassende Digitalisierung. In Kapfen-

berg findet diese Zukunft bereits statt. Die Unternehmen der Stadt set-

zen diese neuen Technologien erfolgreich ein. Die Stadt investiert mit ih-

ren Forschungseinrichtungen intensiv in den Ausbau dieser Kompetenz-

felder. Von den vielen Initiativen in der Hightech-Stadt wollen wir ausge-

wählte Highlights näher betrachten.

Die Edelstahlskulptur„Geistesblitz“ an der S6symbolisiert die Innovati-onskraft von Kapfenberg.Foto: Foto reisinger

Foto: Htl Kapfenberg

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rung, robotik und antriebe. Mit dem 3d-druckerwurden die notwendigen anlagenteile gedruckt.in diesem Jahr gibt es eine weitere technische Spit-zenleistung: der hauseigene Ur5-roboter wurdeals automatische Beschriftungsstation in das Pro-jekt eingebunden. Besonders knifflig war die an-wendung neuer Sensorik-techniken. im Vergleichzum letzten Jahr wurden bei Stationen vermehrtmetallische Werkstoffe verwendet. durch die pra-xisnahe ausbildungsmethode werden die künfti-gen Facharbeiter bereits auf das hochmoderne ar-beitsumfeld in den Fertigungsbetrieben des Welt-marktführers vorbereitet.Pankl Racing Systems betreibt mit seinem addi-tive Manufacturing Competence Center (PaMCC)in Kapfenberg die modernste 3-druck-FertigungÖsterreichs. Mit rasanter Geschwindigkeit eröffnetdie additive Fertigung beinahe täglich neue an-wendungsfelder. dadurch ist der Paradigmen-wechsel hin zur digitalen industrie 4.0 bereits ge-lebte realität. Nur die enge Zusammenarbeit zwischen Unter-nehmen und Forschungseinrichtungen kann dieseentwicklung vorantreiben. das PaMCC stellt diebislang größte Kooperation führender technolo-gieunternehmen in den Bereichen Pulverentwick-lung, Prozess- und anwendungstechnik dar. Ge-meinsam mit der Montanuniversität leoben undweltweit agierenden Unternehmen wie va Böhleredelstahl, eoS und Quintus wird Pankl die Grenzenvon aM erweitern und in den Pankl-Kerngeschäfts-feldern racing, High Performance automotive undaerospace etablieren. die Kombination der entwicklungskompetenzenmit dem bestehenden Marktzugang ermöglicht esPankl innovative Produkte und maßgeschneidertelösungen für diese Segmente zu entwickeln unddie Kunden bei der implementierung von additiveManufacturing kompetent zu unterstützen. dievolle Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungs-kette durch die vorhandene infrastruktur optimiertQualität und logistik. dies perfektioniert die ent-wicklung in allen Bereichen von Pulverherstellungüber Prozessführung bis hin zur Nachbehandlung.die Distech Disruptive Technologies GmbH be-treibt seit 20 Jahren innovationen in Herstellungs-prozessen. als führendes Unternehmen im 3ddruck war es österreichweit der erste anbieter, derlasersintertechnologie eingesetzt hat. diesesKnow-how bei additive Manufacturing wird Kun-den aus rennsport, automobil- und Flugzeugin-dustrie oder auch Medizintechnik samt den lö-sungsansätzen für Konstruktion, optimierung undUmsetzung der jeweiligen Problemstellung ange-boten. durch einsatz modernster Sintertechnik inVerbindung mit hochpräziser Zerspanung werdenKunststoff- und Metallbauteile in höchster Qualitäthergestellt. Bei Metallsintertechnik ist der laseran-lagenhersteller trumpf der ideale Partner. Gemein-sam werden Prozess- und Qualitätssicherheit derproduzierten teile optimiert. als Vorreiter betreibtdistech intensive Forschung beim einsatz neuerWerkstoffe und Fertigungsmöglichkeiten. durchNeu- und Weiterentwicklungen – von Polymer-la-sersintertechnik bis hin zur eigenen Großformat-anlage – erarbeitet distech spezielle lösungsan-sätze für Kunden entlang der gesamten Prozess-

kette. in Kapfenberg findet die Firma mit FH Joan-neum, Joanneum research, Montanuniversität le-oben und ansässigen leitbetrieben die idealenausbildungs – und entwicklungspartner. die Stadtwerke Kapfenberg ist eines der innova-tivsten eVU der Steiermark. Neben den üblichenVersorgungsleistungen haben die Stadtwerke imBereich digitalisierung in der region neueMaßstäbe gesetzt. lange bevor in Österreich dasinternet auf Breitband ausgebaut wurde, hat dieSparte Hiway das Stadtgebiet von Kapfenberg so-wie die gesamte industrieregion bis leoben mitBreitband-internet erschlossen. Mit einem leis-tungsfähigen Glasfaser- und Kabelnetz werden alleBandbreitenwünsche abgedeckt. Mit hiway.at istman ein erfolgreicher Provider mit modernster Ser-verstruktur.Über diese Highlights hinaus gibt es am StandortKapfenberg viele kompetente dienstleister, wel-che industrie 4.0 in Sachen Hardware, automati-sierung und Software bei den produzierenden Un-ternehmen umsetzen können. alles zusammen er-gibt einen Nährboden für digitale innovationen,der keinen Vergleich mit topregionen europas zuscheuen braucht. l

19der rePort 2019 DIGITALE WELT

Foto: Va Böhler

Foto: Stadtgemeinde Kapfenberg

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Fraglich ist eigentlich nur, ob erst die Kinderoder bereits die eltern jene Folgen, diedurch diesen disruptiven Wandel ausgelöst

wurden, voll zu spüren bekommen. die derzeitigediskussion über den Karfreitag bzw. über ein paarStunden mehr Freizeit für eine überschaubare an-zahl von arbeitnehmern hat angesichts der kom-menden Veränderungen in der arbeitswelt tat-

sächlich etwas Skurriles an sich. denn wenn dievorhergesagten effizienzsteigerungen und andereSegnungen der digitalisierung tatsächlich eintre-ten, dann wird es selbst vor dem Hintergrund einerschrumpfenden Bevölkerung wohl immer wenigerBeschäftigung im Sinne dessen geben, was wirheute noch unter arbeit verstehen. einige Unter-nehmen haben die Zeichen der Zeit bereits er-

20 DIGITALE WELT der rePort 2019

Frisst die digitale Revolution ihre Kinder?Die digitale Transformation unserer Arbeitswelt wird mit Sicherheit

deutliche Spuren hinterlassen.

Foto: technisches Museum

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kannt und agieren hier bereits als Vorbild, indemsie beispielsweise einen leichteren Zugang zursechsten Urlaubswoche für alle gewähren oderden Karfreitag ohne lange diskussionen frei gege-ben haben: etwa bei Coca Cola Österreich, wo dierund tausend arbeitnehmer heuer am Karfreitagnicht arbeiten werden.auch die lösung mit dem angebot eines „persön-lichen Feiertages“ klingt im lichte der gegenwär-tigen Veränderungen irgendwie wie eine errun-genschaft aus dem 19. Jahrhundert. einer aktuel-len Studie von linkedin zufolge suchen immermehr Bewerber explizit nach arbeitgebern, die fle-xible arbeitszeitmodelle anbieten. Unternehmenreagieren auf diese Nachfrage und weisen in ihrenStellenangeboten immer häufiger auf entspre-chende regelungen hin – seit 2016 ist ein Zuwachsvon 78 Prozent an Stellenanzeigen zu verzeichnen,die flexibles arbeiten explizit erwähnen. außer-dem gibt die Mehrheit der Personaler (87 Prozent)an, dass ihr Unternehmen mittlerweile flexibles ar-beiten anbietet. Zwischen den einzelnen Branchenbestehen jedoch signifikante Unterschiede: in derSoftware-Branche setzen bezeichnenderweise be-reits 72 Prozent der Unternehmen entsprechendeModelle um, in der Fertigungsindustrie sind es hin-gegen nur 43 Prozent.

Überfluss schafft Verdrussder anthropologe und anarchist david Graebernahm jüngst in seinem Werk „Bullshit Jobs: Vomwahren Sinn der arbeit“ überflüssige, sinnlose ar-beit aufs Korn. Stellt er damit den Kapitalismus zu-recht an den Pranger? oder sind parasitäre ar-beitsformen nur eine Zwischenstufe der digitalenrevolution zu einer menschlicheren Welt?Blickt man in die Vergangenheit, wird deutlich,dass man diversen Prognosen über die Zukunft derarbeitswelt stets mit gewisser Skepsis begegnensollte. So hörte sich Keynes Utopie von 1930 be-reits sehr vielversprechend an: Bis ende 2000sollte die automatisierung das arbeitsjoch auf eine15-Stunden-Woche reduzieren. tatsächlich habensich bei aktueller Vollbeschäftigung die Jobs ver-mehrfacht. automatisierung und digitalisierungübernahmen zahlreiche einfache tätigkeiten vonHausangestellten, landwirten, Handwerkern undarbeitern. Stattdessen entstanden viele neue – dievon Sachbearbeitern, Vertrieblern, Marketing-Spe-zialisten, Juristen oder Servicemitarbeitern. einen Faktor ließ Keyne also unberücksichtigt: denmassiven anstieg des Konsums, der durch die Frei-zeitindustrie schon längst so gut organisiert ist wiedie arbeitswelt. Vor die Wahl gestellt, entschiedensich die Menschen mehrheitlich also nicht für we-niger Stunden im Sinne von Muse und kreativenBetätigungen. Sie produzierten vielmehr Unterhal-tungsartikel, entwickelten Services und wurden zuSpezialisten. Vor allem der dienstleistungssektorbegann sich prächtig zu entwickeln, wofür ein Heeran Finanzdienstleistern, telefonverkäufern, Markt-forschern, juristischen Beratern etc. rekrutiertwurde. auch die Verwaltung – z.B. von Bildung,Wissenschaft und Gesundheit –, Pr, Marketing,Werbung und lobbyismus wuchsen ins Unermess-liche. Viele, die solchen Berufen nachgehen, emp-finden ihre tätigkeit als nicht besonders bedeut-

sam oder gar sinnlos, und es scheint daher, als wä-ren diese Bullshit-Jobs quasi ein ausscheidungs-produkt der Überflussgesellschaft.

Schwierige DiagnoseWas aber wirklich überflüssige Jobs sind, lässt sichwohl objektiv und von außen schwer messen, wieauch die Grenze zu sinnvollen tätigkeiten nicht klarzu definieren ist. david Graeber verließ sich vor al-lem auf die Selbsteinschätzung der Betroffenen.er erzählt in seinem Buch vom Schicksal einesrocksängers, der zwar anfänglich erfolg hatte, sichund seine Familie aber nicht von den einkünftendauerhaft ernähren konnte. also studierte er Jusund spezialisierte sich auf Gesellschaftsrecht.diese gut bezahlte arbeit fand er aber bald be-deutungslos. das Wichtige war an jedem arbeits-tag in ein bis zwei Stunden zu erledigen. auchwenn der Beruf nach außen Glanz ausstrahlte, warer für ihn sehr unbefriedigend. Graeber schätzt,dass Bullshit-Jobs mittlerweile von 30 bis 50 Pro-zent der arbeitnehmer ausgeübt werden.er ortet heute einen endlichen Bedarf an talentier-ten dichtern, Schriftstellern oder Musikern, aller-dings eine unendliche Nachfrage nach Fachleuten,Consultants und neuerdings influencern. das Pa-radoxe: Je nützlicher und sinnvoller die arbeit,desto schlechter bezahlt ist sie, etwa die von Pfle-

21der rePort 2019 DIGITALE WELT

Positives „Arbeitserlebnis“ ist essenziellEin Bereich, in dem Organisationen ihre Leistung steigern können, istlaut einer PwC-Studie zur Arbeitswelt der Zukunft die Verteilung des Ar-beitspensums.

Während 76 Prozent der Befragten eine faire und angemessene Vertei-lung des arbeitspensums für wichtig halten, geben nur 50 Prozent an,dass Schritte in diese richtung unternommen werden. Viele Personenarbeiten in arbeits- bzw. Unternehmenskulturen, in denen sehr hoheanforderungen an die Mitarbeiter gestellt werden. die antwort von or-ganisationen auf dieses Problem war in den letzten Jahren häufig, initia-tiven zur Steigerung des Wohlbefindens einzuführen. „ein nachhaltigerWandel kann allerdings nur dann stattfinden, wenn die arbeit selbstumstrukturiert wird, sodass ein produktiver energiepegel möglich ist“,so olivia Stiedl, leitung des Bereichs People and organisation bei PwCÖsterreich.

Michael Zettel (CMD Ac-centure Österreich) unter-richtet im Rahmen von Teach for Austria. Foto: accenture

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gekräften, Mitarbeitern der Müllabfuhr, Mechani-kern oder lehrern. deren Fehlen hätte im Gegen-satz zu den inhabern überflüssiger Jobs wenn nichtkatastrophale, dann zumindest verarmende Fol-gen. Sozial nützliche tätigkeiten, so Graeber, sterbenzum teil auch aus, weil sie der automatisierungzum opfer fallen. Zudem verwandeln sich sinnvolleBerufe zusehends in Bullshit-Jobs: Ärzte codierenund dokumentieren mehr, als dass sie behandeln.Wissenschaftler sind gezwungen, laufend zu pu-

blizieren, ungeachtet dessen, dass diese Publika-tionen oft nur von einer Handvoll Kollegen gelesenwerden. Heute ist es mittlerweile so weit, dass in-ternationale Konferenzen abgehalten werden, dieüberhaupt keinen Fokus mehr haben und sich beieinem event gleich mit einer Fülle an themen wieManagement, tourismus und ingenieurwesen be-fassen. die Wissenschaftler, die dafür zahlen, er-halten die Möglichkeit, ihre Beiträge in einem on-line-Journal zu veröffentlichen, und bekommenauch eine teilnahmebestätigung, selbst wenn sienicht einmal bei dieser Konferenz erscheinen. Sol-che Fake-Konferenzen werfen ein licht auf dieZwänge, die auf diesen Berufstand wirken, bei demlaut erhebungen die Wissenschaftler zudem im-mer mehr mit administrativen tätigkeiten einge-deckt werden. derartige auswüchse und allge-mein das ausweiten sinnloser arbeit bringt dieGrundfesten unserer Gesellschaft gehörig insWanken. das dilemma: ohne sie käme es zu Mas-senarbeitslosigkeit.

Inglourious Basterddie digitalisierung spielte in diesen Bereichen derarbeitswelt eine bislang nicht besonders glorrei-che rolle. Sie hat in den augen vieler MitarbeiterProzesse vielleicht vereinfacht. dafür hat sie dazubeigetragen, dass noch viele weitere solcher Pro-zesse der evaluierung und Kontrolle auf sie zuka-men. Mitarbeiter verbringen heute immer mehrZeit damit, sich neue Passwörter auszudenken, Pro-file anzulegen, Unterlagen zu scannen und bei-spielsweise Zebrastreifen auf Fotos mit Kreuzun-gen zu identifizieren, um nicht als Bots zu gelten.Sie vergeuden Stunden damit, um in der digitalen

22 DIGITALE WELT der rePort 2019

Fit für die digitale WeltAccenture stellt in den nächsten drei Jahren über 200 Millionen US-Dol-lar für Bildungsmaßnahmen zur Verfügung.

accenture ist ein weltweit führendes dienstleistungsunternehmen, dasein breites Portfolio von Services und lösungen in den Bereichen Strate-gie, Consulting, digital, technologie und operations anbietet. das Un-ternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, sozial benachteiligten Men-schen mithilfe von gezielten Bildungsmaßnahmen einen erfolgreichenStart ins Berufsleben zu ermöglichen. Mit einer investition von 200 Mil-lionen US-dollar werden weltweit initiativen unterstützt, die Menschenbefähigen, sich in der heutigen digitalen arbeitswelt besser zurechtzu-finden und ihnen so den einstieg in das arbeitsleben zu erleichtern. imgesamten deutschsprachigen raum wird accenture seine bisherigenProjekte fortsetzen mit der Vorgabe, bis 2020 weitere 50.000 Menschenzu trainieren und davon mindestens 25.000 in Jobs zu bringen.in deutschland, Österreich und der Schweiz hat accenture seit 2011 mitseinen Bildungsmaßnahmen bereits mehr als 53.000 Menschen mit be-schäftigungsrelevanten Kompetenzen ausgestattet. davon hat fast dieHälfte eine Beschäftigung gefunden.

Das Technische Museum inWien lässt die neue Ar-beitswelt hautnah erleben. Foto: apa Fotoservice Juhasz

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Sphäre jene Bedingungen zu schaffen, damit sieüberhaupt mit der eigentlichen arbeit beginnenkönnen. ist es dann so weit, sind sie einem digita-len Smog ausgeliefert, der mit Stress und ablen-kung oder dem löschen sinnloser information ver-bunden ist, wobei ihre tätigkeit eventuell auch wie-der nur dazu dient, Sinnentleertes zu produzieren.

Bullshit-Jobs trotz Effizienzwahn?Wie entstanden derart viele sinnlose tätigkeitenim ansonsten von effizienz getriebenen Kapitalis-mus? einer der Gründe, warum es kollektiv wich-tiger erscheint, vielbeschäftigt zu sein, als die ar-beit selbst mit Sinn zu füllen, liegt in der traditionder protestantischen Wirtschaftsethik. es gilt nachwie vor, deren ideal anzustreben und hyperaktivwie emsige Bienchen zu sein. Nicht zu arbeitenwird dagegen als unmoralisch und sündig bewer-tet und empfunden. Während wir immer noch dasMantra des Wirtschaftswachstums und der Vollbe-schäftigung beten, übersehen wir vollends, dasssich die Bedürfnisse des modernen Menschen al-lerdings entscheidend verlagert haben.Für Graeber, Mitbegründer der „occupy-Bewe-gung“, gelten Bullshit-Jobs in diesem Kontext auchals Beschäftigungstherapie für potenziell rebelli-sche Zeitgenossen. Vor allem große Unternehmenbzw. Konzerne beschäftigen ein Heer von Hand-langern, durch die sich der jeweils unmittelbareVorgesetzte wichtiger fühlt. arbeitsverteiler immittleren Segment beaufsichtigen Mitarbeiter, dieohne sie in den meisten Fällen auch ihre leistungbringen würden. Zudem gibt es beispielsweisenoch jene Kategorie von Jobs, zu denen „Keiler-trupps“ oder abmahnanwälte gehören und derenBerufung eigentlich nur darin besteht, eineschlechte Stimmung unter den Konsumenten zuverbreiten. Ähnlich Support-Mitarbeiter, die per-manent Fehler eines mangelhaften Produkts aus-bügeln müssen, statt ein besseres entwickeln zudürfen. interessanterweise findet man diese tätig-keiten weniger in staatlichen Betrieben als in derangeblich so effizienzgetriebenen Privatwirtschaft. Graeber kommt zum Schluss, dass in der klassi-schen arbeitswertlehre die Vorstellung von arbeitals Produktion vorherrscht. dabei stellt sich aberunweigerlich die Frage: Wozu und für wen? dievorläufige Spitze dieser entwicklung stellten wohldie Bitcoin-Farmen dar, die den Menschen dazudegradieren, ausschließlich für einen technischenapparat tätig zu sein, der eine kontinuierlich erwei-terbare liste von datensätzen mittels kryptografi-scher Verfahren miteinander verkettet und damitletztlich eine „Währung“ produziert. Stattdessen istnach Graeber arbeit als dienst am Menschen zubetrachten. Mit dieser Sichtweise würde sich dieGefahr verringern, Bullshit-Jobs zu entwickeln.

Quo vadis, Bullshit?die nächste Welle der digitalisierung könnte denvon ihr begünstigten Bullshit-Jobs ohnehin wiederden Garaus machen. Viele werden durch den im-mensen Kostendruck überflüssig. optimierteSales- und Marketing-Prozesse führen zum BeispielKeilertrupps ad absurdum. Schließlich bringen fla-che Hierarchien und vernetzte Strukturen denSpeckgürtel großer Unternehmen, das mittlere

Management, zum Schmelzen. Support-Mitarbei-ter als Puffer gegen ständige reklamationen be-deuten schließlich Nachteile im Wettbewerb. Hr-Mitarbeiter, die jahrein, jahraus Bewerber in den-selben geistigen Schubladen ablegen, werdenwohl zu den ersten opfern künstlicher intelligenzgehören.Schließlich untergräbt auch der neue typus desWissensarbeiters die Bullshit-Jobs. er erledigtkeine routinearbeit mehr. der Management- undStrategie-Professor robert l. Martin meint, dass Fir-men sich bei Jobvergaben in Zukunft nicht mehram Prinzip der Stellenbeschreibung orientieren,sondern nach dem Prinzip der aufgabe und desProjekts: „Potenzielle Mitarbeiter werden nicht andie Funktion gebunden betrachtet, sondern Pro-jekten zugeordnet, in welchen ihre Fähigkeiten be-nötigt werden.“ Mit weniger Personal lassen sicheine höhere auslastung erzielen, geringere redun-danzen bewirken – und die Zahl der Bullshit-Jobsvermindern. l

23der rePort 2019 DIGITALE WELT

Neue Arbeitswelt ist schon im MuseumDas Technische Museum in Wien widmet dieser Thematik eine Sonder-ausstellung.

die ausstellungsreihe „weiter_gedacht_“, die Forschung, innovation undtechnologie in den Mittelpunkt rückt, widmet sich mit einer neuenSchau dem thema „arbeit & Produktion“ in drei Bereichen: der Sonder-ausstellungsbereich blickt hinter die Mechanismen der industriellenProduktion und befasst sich mit aktuellen entwicklungen und trends ausForschung und industrie. dieser wird bis Juni 2020 zu sehen sein.die bestehende dauerausstellung zur arbeitswelt mit dem titel „in ar-beit“ wird um den aspekt industrielle Produktion und deren historischeentwicklung erweitert. Mit der ausstellung „arbeit & Produktion“ lädterstmals auch ein neuer interaktiver Workshop-Bereich zum ausprobie-ren ein. im „techlab“ stehen moderne Fertigungstechnologien wie 3d-drucker, lasergravur- bzw. -schneidemaschinen zur Verfügung. Besu-cher können hier unter anleitung oder auch komplett selbstständig ihreKreativität entfalten und ganz persönliche Produkte entstehen lassen.

Olivia Stiedl, Leitung des Bereichs People andOrganisation bei PwCÖsterreich Foto: PwC Österreich

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Mit diesem neuen Studienangebot ist esuns gelungen, auf den Bedarf der Wirt-schaft optimal zu reagieren. die Studie-

renden stehen den Unternehmen bereits währendder ausbildung zur Verfügung und arbeiten in denBetrieben an aktuellen Problemstellungen, denensie durch die duale ausbildung auf akademischemNiveau begegnen können“, so dr. Stefan Grün-wald, Studiengangsleitung it & Wirtschaftsinfor-matik. Zudem stellt der Bachelorstudiengang nachGrünwald eine ausgezeichnete Basis für aufbau-ende Masterstudiengänge wie den berufsbeglei-tenden Master in it & Wirtschaftsinformatik mitdem abschluss diplomingenieur dar. der neueduale Studiengang Business Software develop-ment vermittelt ein breit gefächertes Fachwissen,das von den Bereichen Software engineering überWirtschaftsinformatik und informationstechnolo-gien bis hin zur Betriebswirtschaft reicht, zudem

werden persönlichkeitsbildende lehrveranstaltun-gen und Sprachkurse angeboten. Großer Wertwird auch auf die erweiterung des persönlichenund beruflichen Netzwerks gelegt: Vor allem dieKontakte, die im rahmen der Praxiszeiten in denUnternehmen geknüpft werden können, erweisensich nach abschluss des Studiums oftmals als sehrwertvoll.

Zusammenspiel von Ausbildung und Arbeitstätigkeitdas Studium umfasst sechs Semester und ist imersten Jahr in Vollzeitform in Zusammenarbeit mitder FH JoaNNeUM und der tU Graz organisiert.im zweiten und dritten Jahr sieht der Studiengangeine duale Form mit einem Wechsel von ausbil-dung und arbeitstätigkeit vor. Konkret bedeutetdies, dass Montag und dienstag von 08.00 Uhr bis18.00 Uhr lehreinheiten stattfinden und Mittwochbis Freitag Praxiszeiten in den Unternehmen ab-solviert werden, die im rahmen dieser Koopera-tion einen ausbildungsplatz anbieten. dabei stehtden Studierenden ein breites angebot an berufli-chen Betätigungsfeldern offen, das von Banken bisUnternehmen aus der industrie und it-dienstleis-tung bis hin zur öffentlichen Verwaltung reicht.

Anmeldung, Zulassung und Kostender Studiengang umfasst 180 eCtS-Credits, dieKosten belaufen sich auf 363,36 euro pro Semester(zuzüglich eines ÖH-Beitrags von derzeit 19,20euro) für eU-/eWr-Bürger. Genauere informatio-nen für Staatsangehörige außerhalb der eU undmögliche Studienbeihilfen sind unter www.cam-pus02.at/studiengebuehren/ zu finden. insgesamtgibt es für den Studiengang 35 genehmigte Stu-dienplätze, Zulassungsvoraussetzung ist die allge-meine Hochschulreife oder die ablegung einer ge-eigneten Studienberechtigungsprüfung oder einefacheinschlägige berufliche Qualifikation (lehreetc.) mit Zusatzprüfung. eine anmeldung für denStudiengang ist bis zum 31.07.2019 unterhttps://bewerbung.campus02.at/ möglich, weitereinformationen gibt es unter [email protected] odertelefonisch unter +43 316 6002-358. l

24 DIGITALE WELT der rePort 2019

Neues duales Bachelorstudium Business Software Development

Informatiker sind auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt sehr stark nachge-

fragt, die Tendenz ist steigend. Die FH CAMPUS 02 reagiert auf diesen

stetig wachsenden Bedarf und bietet in Zusammenarbeit mit der FH

JOANNEUM und der TU Graz einen dualen FH-Bachelorstudiengang an,

der den Bedarf an Informatikern nachhaltig decken soll. Die duale Orga-

nisationsform sichert dabei die Vereinbarkeit von Beruf und Studium.

Die FH CAMPUS 02 rea-giert mit dem neuen dua-len Bachelorstudium Busi-ness Software Develop-ment auf den stetig wach-senden Bedarf an Informa-tikern auf dem Arbeits-markt.Foto: Nd3000shutterstock

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Neben neun themenspezifischen executiveMBa-Programmen und vier Master-Stu-dien sowie zwei doktorats-Programmen

bietet die Business School der Universität Salzburg(SMBS) auch heuer den in europa einzigartigen„Global executive MBa“.

dieses General Management MBa-Programmsetzt den Fokus auf „doing Business“ in drei Kon-tinenten. das Studienprogramm wird in Koopera-tion mit weltweit renommierten Universitätendurchgeführt: n Georgetown University in Washington dC n York-University/University of toronton Fudan University in Shanghain Sasin Business School in Bangkokn Westminster University in londonn lomonosov University in Moskau n Universität Salzburg

dieser berufsbegleitende MBa besticht durch glo-balen erfahrungsaustausch und den internationalanerkannten akademischen MBa-Grad der Univer-sität Salzburg sowie abschlüsse an den jeweiligenPartner-Universitäten.

START ist im Oktober 2019Weitere informationen: [email protected] l

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Europa, Amerika und AsienDrei Kontinente als Studienorte für den GLOBAL Executive MBA.

OPEN House 19. März 2019W

erbung

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Freigeister wie die digitalen Nomaden führenein dasein, das ein bisschen an jenes derHippies erinnert, jedoch auch mit dem Ge-

baren großer Konzerne oder gar von Staatsverwei-gerern verglichen werden kann. tatsächlich tau-schen sie aber nur die abhängigkeit von staatli-chen einrichtungen gegen die von großen digita-len Plattformen. im interview beleuchtet Heidrunallert von der Christian-albrechts-Universität zuKiel die Grundlagen und Hintergründe dieses Phä-nomens.

Was können wir uns unter den digitalen Noma-den vorstellen?digitale Nomaden sind individuen, mittlerweileaber auch ganze Familien, welche ihren Haupt-wohnsitz in dem jeweils angestammten Heimat-land, wie z.B. Österreich oder deutschland, aufge-ben, ihren lebensunterhalt fast ausschließlich mitdigitalen dienstleistungen bzw. Handel bestreitenund ortsunabhängig leben wollen. Gewählte auf-enthaltsgebiete sind oftmals landschaftlich wie kli-matisch reizvolle regionen, so z.B. thailand, tene-riffa oder auch Küstengebiete in Brasilien. digitaleNomaden wandern daher nicht im klassischenSinne in eine dieser spezifischen regionen aus undbauen sich vor ort eine neue existenz auf, sondernsuchen sich weltweit mehrere Hotspots, zwischendenen sie dann mehr oder weniger regelmäßighin- und herpendeln.das Nomadentum hat mehrere Beweggründe.Zum einen verfügen die reisenden ja über keinedauerhafte aufenthaltsgenehmigung in den Ziel-staaten, zum anderen lieben sie natürlich die im-mer wiederkehrenden ortswechsel. der wesent-lichste Grund liegt jedoch in der Strategie des di-gitalen Nomadentums selbst, nämlich Geld in ein-kommensstarken ländern zu verdienen und mög-lichst in schönen, aber mit niedrigen Unterhalts-kosten gesegneten regionen auszugeben. digitale Nomaden verhalten sich demnach ähnlichwie Börsenspekulanten, die Kurs-, Zins- oder Preis-unterschiede zum selben Zeitpunkt an verschiede-

nen orten mit Gewinnabsicht ausnutzen. daherrührt auch der Begriff „Geo-arbitrage“, also die ef-fiziente ausnutzung von weltweit unterschiedli-chen lohnniveaus und lebenshaltungskosten. dieentscheidung, ortsunabhängig zu leben, wird al-lerdings meist sehr persönlich begründet: mehrFamilienzeit beider elternteile, achtsamkeit undBedürfnisorientierung der eigenen Familienmit-glieder, ein „healthy lifestyle“ und eine bessereWelt schaffen zu wollen.

Funktioniert dieses Modell weltweit?Selbstverständlich nicht. Voraussetzung ist ein fi-nanzstarker, gut regulierter Markt in Herkunftslän-dern wie deutschland, Österreich und derSchweiz, eine Staatsbürgerschaft, die eine großereisefreiheit ermöglicht, und sichere Umgebun-gen an aufenthaltsorten weltweit. deutschspra-chige digitale Nomaden sind zusätzlich durch dieSprachbarriere geschützt und nicht so übermäch-tigem Konkurrenzdruck ausgesetzt wie digitaleWanderarbeiter in englischsprachigen regionender Welt.das Modell funktioniert auch nur, solange gröbereUngleichgewichte in einkommen und lebenshal-tungskosten zwischen verschiedenen regionenherrschen. Mitunter wird digitalisierung ja als eininstrument verstanden, um ökonomisch schwächerentwickelten Gesellschaften entwicklungspoten-zial zu eröffnen. digitale Nomaden, wie wir sie jetztbeobachten, können aber naturgemäß wenig in-teresse an der Weiterentwicklung ihres Gastlandeshaben. Steigende Preise für infrastruktur, Produkte,dienstleistungen würden ihnen ihre Geschäfts-grundlage entziehen. das konterkariert auch einwenig die durchaus hehren Motive, von denen sichzahlreiche digitale Nomaden geleitet sehen. MehrFreiheit, finanzielles Wohlergehen etc. sind dannnur für eine ausgewählte Gruppe an Menschenmöglich.

Was bewegt einen digitalen Nomaden, alleZelte abzubrechen und sich ins Ungewisse zustürzen?die Motivationen sind sehr unterschiedlich. VieleMenschen sehen sich heutzutage in unsinnigen,eintönigen und auch ökonomisch nicht mehr zu-friedenstellenden arbeitsverhältnissen gefangen.eine Hebamme, die trotz Nachtschichten sich undihre drei Kinder nicht mehr ernähren kann und auszeitlicher Überlastung keine Zeit mehr für sie hat,ist ebenso als Nomadin unterwegs wie Mitarbeiterin sogenannten Bullshit-Jobs. Vertreten ist selbst-redend auch die Gruppe der reiselustigen. digi-tales Nomadentum, und das ist bezeichnend, lebt

26 DIGITALE WELT der rePort 2019

Digitale NomadenNeue Technologien bringen auch neue Lebensstile hervor.

Flexible Finanzdienstleis-tungen erleichtern das Da-sein digitaler Nomaden. Foto: N26 GmbH

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jedoch neben den genannten aspekten sehr starkaus einer Geisteshaltung bzw. dem Mindset desstark libertären, des individualismus, ja des turbo-kapitalismus heraus. Viele Nomaden lösen sich mitvollster absicht aus dem gesellschaftlichen Gefügeund trachten beinahe ausschließlich auf die Maxi-mierung der eigenen lebensqualitäts- bzw. finan-ziellen rendite. Sie brechen gewissermaßen dieStrategien von multinationalen Konzernen auf ihrepersönlichen lebensumstände herunter und set-zen sie in die tat um: in ländern mit möglichstgünstigen Herstellungskosten fertigen, in Hoch-lohnländern verkaufen. das betrifft auch Fragender Steuerpflicht oder überhaupt die diskussion,was man der Gesellschaft, dem Staat zurückgibt,die ja mit gemeinschaftlichen Mitteln erst dieMärkte schaffen müssen, in denen digitale Noma-den rendite abschöpfen können.

Wie sieht die Arbeit von digitalen Nomadennun eigentlich aus?eine recht stattliche Gruppe engagiert sich alsHändler auf amazon, im sogenannten FBa Pro-gramm (Fulfillment By amazon, anm. d. red.).amazon übernimmt arbeitsteilig als Plattform denVerkauf, das lager, die logistik und Verrechnung,unser digitaler Nomade seinerseits sucht oder kre-iert durch entsprechende Sourcing-aktivitäten ar-tikel mit möglichst hoher Marge. anders als Händ-

ler im klassischen Sinne optimiert er allerdingsmeist den Verkauf nur eines einzigen artikels. Be-liebt sind auch aktivitäten rund um das digitaleMarketing, Suchmaschinenoptimierung oder Fa-cebook-Werbekampagnen. Weiter kann man re-daktionelle dienstleistungen ins Feld führen, wennauch seltener gesehen klassische Softwarepro-grammierung, und besonders stark zunehmendbeobachten wir online-Coaching zu unterschied-lichsten inhalten.

Inwiefern ist digitales Nomadentum ein inno-vativer Lebensstil?digitale Nomaden treffen entscheidungen schnellund kurzfristig. diese Fähigkeit wird in einer digi-talen Welt zunehmend von uns allen gefordert, dawir uns laufend unendlich vielen Möglichkeiten ge-genübersehen. das „trainieren“ digitale Nomadensozusagen in Höchstform. Bedürfnisorientierung, Beziehung statt erziehung,Persönlichkeitsentwicklung, das erkennen des ei-genen Selbst, Meditation – das sind Schlagwortedigitaler Nomaden, die sich nach einem alternati-ven lebensstil anhören. Sie sind aber auch Formender Selbstoptimierung. das Begrüßen technologi-schen Fortschritts zeigt sich nicht nur in digitalentechnologien, sondern auch im interesse an Bio-technologies und longevity treatments.

Wird sich das digitale Nomadentum als Trendhalten, stehen wir erst am Beginn einer Ent-wicklung oder im Gegenteil, stehen wir einemvorübergehenden Phänomen gegenüber?die Frage ist nicht leicht zu beantworten. die ge-danklichen Grundlagen des digitalen Nomaden-tums sind ja gar nicht so neu, wie man vermutenwürde. Bereits in den 60er-Jahren wurde in ein-schlägigen Kreisen über die mögliche realisierunglibertärer Konzepte, individualisierung, Privatisie-rung, deregulierung und entstaatlichung im Zu-sammenhang mit dem entstehen digitaler infra-struktur diskutiert. Nach den Unternehmen einergewissen Größe erschließt sich nun eben auch in-dividuen die Möglichkeit des dislozierten Produ-zierens und Verkaufens. die technik ist da, dasKnow-how, sie entsprechend zu nutzen, auch.demnach wird digitales Nomadentum nach heu-tiger Sicht der dinge wohl nicht mehr von der Bild-fläche verschwinden.Hemmende Faktoren für ein weiteres anwachsendes trends sehe ich eher aus dem Blickwinkel einerdurchaus elementaren abhängigkeit digitaler Ge-schäftsmodelle von wenigen globalen Plattformen.Paradoxerweise ist ja der ausbruch aus persönlicheinengend und negativ empfundenen gesell-schaftlichen und staatlichen Strukturen bzw. regu-latorien eine starke triebfeder für die Bewegunghin zum Nomadentum. Bei nüchterner Betrach-tung tauscht der digitale Nomade ja eine abhän-gigkeit gegen die andere. Ändert eine privatwirt-schaftliche Plattform wie amazon, Google oder Fa-cebook – wie schon passiert – von heute auf mor-gen seine Konditionen gegenüber den Kundenbzw. affiliates, kann ein bis dahin sehr rentablesGeschäftsmodell sehr rasch kippen. als Unsicher-heitsfaktor sehe ich auch eine bemerkbar restrik-tivere Gesetzgebung rund um das thema internet

27der rePort 2019 DIGITALE WELT

Im Dezember 2017 startete Heidrun Allert eine Studie zudigitalen Nomaden mittels Online-Ethnografie. Foto: Heidrun allert

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Governance, d.h. Filtering, Zensur, Zugang zu be-stimmten leistungen und informationen vor allemin eher totalitär regierten Staaten, aber auch in ent-wickelten demokratien.

Was bedeuten die hinter dem digitalen Noma-dentum liegenden tieferen Trends eigentlichfür Bildungseinrichtungen wie die Ihre?Bewegt man sich in den Foren, Blogs und Zirkelnder digitalen Nomaden, herrscht die Meinung vor,dass alles – notwendige – Wissen für ein erfolgrei-ches digitales Unternehmertum im internet zu fin-den ist, individuell und ohne Besuch einer Hoch-schule erworben werden kann. in teilbereichenmag das stimmen, greift in meinen augen aber zukurz. Komplexe Herausforderungen und themati-ken sind ohne konzertiertes Zusammenwirken ei-ner größeren anzahl an akteuren gar nicht bear-beitbar. darum wirken Wissenschaftler und Wis-senschaftlerinnen heute in großen Forschungsver-

bünden über das Netz zusammen, und digitalisie-rung schafft hier fruchtbare Gemeinschaftlichkeitüber nationale Grenzen hinweg.die digitalen Nomaden bauen auf Strukturen, Wis-sen und bedeutender gemeinschaftlich getriebe-ner Forschung auf. Hätte es in der Vergangenheitkeine staatlichen investitionen in digitale infrastruk-turen gegeben, zuvor gemeinschaftliche investi-tion in Grundlagenforschung und auch gemein-schaftlich organisierte Forschung, gäbe es heutekeinen digitalen Nomaden. digitale Nomaden op-timieren den individuellen Nutzen. eine Gesell-schaft auf Basis individueller optimierung ist je-doch schlicht nicht lebensfähig. Universitäten bzw.auch einzelpersonen, Firmen und organisationentäten gut daran, die Möglichkeiten der digitalisie-rung mit Blick auf ein Mehr an Nutzen und Freiheitfür die Gesellschaft zu denken.abschließend möchte ich betonen, dass digitali-sierung per se nicht diese individualistisch-ökono-mische richtung nehmen muss, die derzeit vor-herrscht. Mit etwas Fantasie lassen sich unzähligegemeinschaftlich orientierte Geschäftsmodelledenken, in denen alternative Formen des lebensund Wirtschaftens exploriert und vor allem einerweitaus größeren anzahl an Menschen zugute-kommen können.

l

28 DIGITALE WELT der rePort 2019

Zur VertiefungHeidrun allert ist Professorin für Medienpädagogik/Bildungsinformatikan der Christian-albrechts-Universität zu Kiel. in ihrer Forschung befasstsie sich mit Kreativität als soziale Praktik, digitaler kultureller Bildung so-wie algorithmisierung und automatisierung in der Bildung. in dander,Valentin/ Bettinger, Patrick/ Hebert, estella/leineweber, Christian/rummler, Klaus: digitalisierung – Subjekt – Bildung: Kritische Betrach-tungen der digitalen transformation; leverkusen: Verlag Barbara Budrich wird ein Beitrag zum Gegenstand ihrer Forschung erscheinen.

Digitale Nomaden treffenEntscheidungen schnell undkurzfristig.Foto: Mike Glegg Photography/

Wikipedia

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am 26. Februar fand der 62. digitaldialog mit demtitel „digital, vernetzt, mobil: itS am Beispiel Stra-ßenverkehr“ statt, zu dem sich über hundert inte-ressierte in der aula des Campus02 einfanden. or-ganisiert wurde dieser digitaldialog von der Joan-neum research. Geschäftsführer Univ-Prof. dr.Wolfgang Pribyl führte durch die spannende Ver-anstaltung mit vier impulsvorträgen und einer an-schließenden diskussionsrunde. thema der Veranstaltung war der derzeit radikaleWandel im Mobilitätsbereich, der die für europaund auch Österreich wirtschaftlich sehr bedeu-tende automobilindustrie sowie die infrastruktur-betreiber und die Gesetzgebung vor extreme He-rausforderungen stellt. die laufenden entwicklun-gen bieten unter anderem im Sicherheitsbereichviele Chancen und wesentliche Verbesserungen.Um mit den globalen entwicklungen Schritt haltenund diese auch essenziell mitgestalten zu können,ist europa in den kommenden Jahren gefordert,neue allianzen einzugehen und die notwendigenForschungsaktivitäten konsequent voranzutreibenund umzusetzen.Vortragende waren dr. Josef Fiala (GeschäftsführeraSFiNaG Service GmbH), der die Plattform itSaustria (intelligent transport Systems) vorstellte,

ing. Mag. Bernd datler (Geschäftsführer aSFiNaGMaut Service GmbH), Gerhard Greiner (ProkuristalP.lab GmbH) und di dr. Heinz Mayer (direktorinstitut digital, Joanneum research). Nach einerdiskussionsrunde mit Christian Grim (robert BoschaG) sowie dr. Jörn Büttner (3M deutschland) en-dete der 62. digitaldialog mit Networking und ku-linarischem ausklang. l

29der rePort 2019 DIGITALE WELT

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Der 62. Digitaldialog mitdem Titel „Digital, ver-netzt, mobil: ITS am Bei-spiel Straßenverkehr“ fandam 26. Februar in der Aulades Campus02 statt.Foto: JoaNNeUM

reSearCH/Schwarzl

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Die digitalisierung wird das Gesundheits-system im allgemeinen und die rolle unddas Berufsbild des arztes im Besonderen

tiefgreifend verändern. denn die entwicklung inrichtung e-Health, den einsatz digitaler technolo-gien im Gesundheitswesen, ist nicht aufzuhaltenund kann durchaus großen Nutzen bringen, sofernman es richtig macht. e-Health kann nur dann sinn-voll zum Wohle der Patienten eingesetzt werden,wenn die Ärzte maßgeblich eingebunden sind. Woimmer möglich und sinnvoll, sollten das niederge-lassene Ärzte sein, damit können die überforder-ten und vergleichsweise teuren Spitäler entlastetwerden. im interview mit den Wirtschaftsnachrich-ten spricht Peter Christen, selbstständiger Beraterim Gesundheitswesen und Ceo von PC-C, überdie Herausforderungen rund um die digitale arzt-praxis der Zukunft.

Wie definieren Sie den Begriff „Arztpraxis2.0“?die Frage ist, wie weit die definition gehen soll.Wenn wir uns eine dekade in die Vergangenheitbewegen, wurden – speziell in den Vereinigten

Staaten – arztpraxen jeder Spezialisierung von ex-ternen dienstleistern mit dem angebot angespro-chen, informationssysteme, diagnosegeräte,sprich die komplette ausstattung der Praxis, externauszulagern; oft auch in einklang mit dem Perso-nalmanagement. Man versuchte, dem arzt näherzubringen, dass erprimär mit seiner ärztlichen tätigkeit Geld verdientund die Verwaltung und die kaufmännischenagenden der Praxis einer größeren wirtschaftli-chen Basis überantworten soll. aus heutiger Sichtist ein arzt in Österreich im regelfall ein einzelun-ternehmen, das genau mit dieser Herausforderungumzugehen hat: neben der ärztlichen Kompetenzund leistung ein wirtschaftlich orientiertes Unter-nehmen zu sein. ein aspekt der arztpraxis 2.0 kannsomit sein, den Fokus auf die ärztliche Kernleistungsicherzustellen und somit andere Belange, wie z.B.Beschaffung, Betrieb der infrastruktur und Perso-nalmanagement, auch abzutreten.

Gibt es bereits „Arztpraxen 2.0“ in Österreich?Zur Beantwortung der Frage muss man etwas aus-holen und sich die Gesamtsituation der Gesund-heitsbetreuung in Österreich vergegenwärtigen.die Frage ist vielmehr also, was unterscheidet einearztpraxis 1.0 von einer arztpraxis 2.0. Wie hat einarzt, eine Ärztin früher gearbeitet bzw. wie arbeitetman heute, wie in der Zukunft? derzeit kann ein arzt mit Kassenvertrag Patientenim Schnitt zwischen drei bis fünf Minuten ökono-misch Zeit widmen und dies wird seitens der Sozi-alversicherung je Fall mit einem entsprechendenBetrag auch abgegolten. in früheren Zeiten, teil-weise heute noch, nehmen die Patienten zu jedemarzttermin ihre Befundhistorie mit, die Patientensind im wahrsten Sinne des Wortes datenträger.Mit den weltweit auf dem Vormarsch befindlichenelektronischen Patientenakten soll sich das ändern.in Österreich trägt diese den Namen elGa (elek-tronische Gesundheits-akte, anm. d. red.) bzw. mitzukünftig erweitertem leistungsumfang elGaplus. die Verwendung von elGa ist derzeit für diePraxen noch nicht zwingend vorgeschrieben, wirdes in Zukunft jedoch sein. die behandelnden Ärztewerden sich demnach mehr und mehr der Heraus-forderung der informationsverarbeitung stellenmüssen, denn ist ein akt über Vorerkrankungenund an Befunden vorhanden, muss sich ein arztmit der Behandlungshistorie vertraut machen. diesstellt jedenfalls eine Herausforderung dar, da essowohl zeitlich als auch fallspezifisch entspre-chende direkte Unterstützung eines solchen „Sys-tems“ geben sollte – ich denke muss!ein Weg kann ein optimiertes fallbezogenes it-edV System sein, mit dessen Hilfe ein raschesScreening jedenfalls theoretisch denkbar seinsollte. Wichtig ist hier, dass die behandlungsrele-vanten Fakten zum einzelnen arztbesuch rasch aus

30 DIGITALE WELT der rePort 2019

Ein gesundes Verhältnis zur Digitalisierung

Über die Wirkungen und möglichen Nebenwirkungen von E-Health.

Peter Christen, MBA be-fasst sich derzeit mit sei-nem Team in einer umfas-senden Trendstudie mitThemen rund um E-Health. Foto: Peter Christen

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der datensammlung hervorstechen. damit sind wirbei einem der wenigen, aber wichtigen themen,welche die arztpraxis 2.0 prägen: die Zusammen-schau von informationen über den Patienten, dieanamnese und weitere relevante informationen.in Österreich existiert dazu jedenfalls die „techni-sche“ Basis elGa; jedenfalls sind hier inhaltlichund semantisch noch anpassungen einzubringen,die es dem arzt ermöglichen, die informationenentsprechend einbinden zu können.der zweite Punkt betrifft die technische Vernetzungder Ärzte untereinander; vor allem auch hier in Be-zug auf die Behandlungshistorie von Patienten.der dritte Punkt ist eine generell zunehmende di-gitalisierung, die ja heute schon in den meistenWirtschaftsbereichen – auch im Privaten – zu beob-achten ist. als typisches Beispiel für die digitalisierung vonarbeitsprozessen in der Praxis sei hier das auto-matisierte terminmanagement angeführt. NachFreischaltung freier bzw. von der Praxis reservierterZeitblöcke dürfen sich Patientinnen und Patientenim regelfall über eine Weboberfläche bzw. appselbst termine vereinbaren. dieses Werkzeug wirdvereinzelt bereits eingesetzt und ist jedenfalls rich-tungsweisend.

Gibt es in Deutschland und Österreich Beispielesolcher Modelle?aktuell doch sehr vereinzelt. in europa hat sich die-ses Modell aktuell noch nicht durchgesetzt. Sozialsowie emotional würde ich es so bewerten, dasssich die Ärzte hierzulande sehr wohl auch als Un-ternehmer fühlen und ihre Unternehmungen auchselbst führen wollen. eine trennung der SphärenMedizin und organisation fokussieren sie aktuellaber nicht. Primärversorgungszentren eröffnen je-denfalls auch in diesem Kontext eine neue Ära. diese „Zentren“ sollen ja mehrere Spezialisten be-herbergen und den damit komplexeren anforde-rungen an organisation und Personalmanagementgerecht werden. Seitens der öffentlichen Hand ver-folgt man damit das Ziel, die Patientenströme vonden Krankenhausambulanzen wegzuleiten. Somitobliegt es der organisation und der Politik, diesauch attraktiv für die akteure zu gestalten und je-denfalls zum Wohle der Patienten umzugestalten.

Widmen wir uns noch einmal einer Momentauf-nahme – speziell der österreichischen Praxen.Gibt es bereits erfolgreiche Vorreiter und inwie-weit besteht die Bereitschaft der Ärzte, aktivden Wandel hin zur weiteren Digitalisierungaufzugreifen und selbst mitzugestalten?ich steige mit einer – meiner persönlichen Mei-nung nach – wichtigen Beobachtung in die Beant-wortung der Frage ein: ich bin der festen Überzeu-gung, dass die arztpraxis 2.0 – neben den organi-satorischen und technischen aspekten – auch eingewisses Umdenken des Finanz- bzw. refinanzie-rungsmodells des arztes betrifft und dies jeden-falls mit einer spürbaren ausweitung des komple-mentären dienstleistungsangebots einhergehenwird. das Spektrum ist weit gefasst, geht von derakupunktur oder exemplarisch der Versorgung mittraditioneller chinesischer Medizin bis hin zu einemimmer weiter gefassten Portfolio an alternativme-

dizinischen Behandlungsmethoden. Somit könntees auch zu einer merklichen Besserstellung derÄrzteschaft in der Zukunft kommen, da diese kom-plementär-alternativ agieren kann. aktuell ist diesaber im geltenden System so nicht gänzlich ab-bildbar. dienstleistungsorientierung bedeutet aber auch,dass sich Praxen themen wie Verfügbarkeit, er-reichbarkeit und Kommunikation stellen werdenmüssen. insofern ist es spannend, inwieweit Praxensich nach außen öffnen werden oder dies tun wol-len; sprich: interaktion über elektronische Medienzulassen und unterstützen. technisch gesehen wissen wir, wohin die reise ge-hen soll. abzuwarten bleibt, ob – ähnlich wie indeutschland – „e-Health“ bzw. „tele-Health“-leis-tungen eine Manifestation im abrechenbarenSpektrum darstellen werden. Hier besteht Hand-lungsbedarf!

Die Praxis 2.0 weist somit auf die digitale Zu-kunft hin! Wo steht Österreich hier in Bezug aufeine mögliche Datenproblematik aus Sicht derSicherheit?Österreich kann im Bereich der Vernetzung des

31der rePort 2019 DIGITALE WELT

Eine klare Meinung zu E-HealthDie berufliche Praxis wird sich gravierend ändern.Seit fünf Jahren befragt die imh GmbH (vormals iir) Krankenhausperso-nal zu wichtigen themen im Gesundheitswesen. eine zentrale Fragestel-lung diesmal: Wird sich die ausbildung und berufliche Praxis im Kran-kenhaus durch e-Health, Präzisionsmedizin, telemedizin, roboter usw.ändern? die antwort fällt eindeutig aus: Ja. Und zwar sagen das 58,2Prozent der Befragten, gegenüber 36,7 Prozent, die hier mit „Nein“ ant-worten. Nur gut vier Prozent sind unentschlossen. die meisten Mitarbei-ter haben also eine klare Meinung. die erwartung ist, dass die berufli-che Praxis in den nächsten Jahren drastisch anders wird. es brauchtneue und zusätzliche Qualifikationen, um mit diesen neuen technolo-gien umgehen zu können. die Kollegen roboter und Computer verän-dern die arbeitswelt.

Keine Angst vor der Zukunftdiese Veränderung ihrer arbeitswelt durch die fortschreitende digitali-sierung wird dabei von den Ärzten, dem Pflegepersonal und den ande-ren Mitarbeiter im Krankenhaus durchaus positiv gesehen. Sie erwartensich mehr transparenz, eine höhere Vergleichbarkeit und schnelleren in-formationsgewinn. Nur ca. 37 Prozent glauben, dass der trend hin zurdigitalisierung keine auswirkungen auf die ausbildung und ihre arbeithaben wird.

Analog schlägt digitalin diesem themenbereich zur digitalisierung gab es verhältnismäßigviele Kommentare, und zwar auch von Personen, die der digitalisierunggrundsätzlich positiv gegenüberstehen. die meisten anmerkungen zie-len in eine richtung: die Kernkompetenz von Ärzten und Pflegeperso-nal kann nicht durch elektronik ersetzt werden. es zeigt sich also, dassdie Kollegen Computer und roboter gern gesehene Hilfskräfte sind –als Bedrohung oder möglicher ersatz für den eigenen Job werden sieaber nicht betrachtet.der imh Krankenhaus-Vertrauensindex (KHVi) misst das Vertrauen in daseigene Krankenhaus. als indikator dafür gilt die Frage, ob sich die Spi-talsmitarbeiter im eigenen Haus behandeln lassen würden. der KHVi er-reichte 2018 einen Wert von 164,2 und damit den höchsten Wert seitder ersten erhebung 2014.

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Gesundheitswesens durchaus als Vorreiter gelten.in der Vergangenheit kann man dahingehend dieeinführung der e-card ins Feld führen, die nebender digitalisierung der leistungsabrechnung auchdie eindeutigen Sozialversicherungsnummern alsKennzeichen mit sich brachte. Weiters sind aktuellalle öffentlich-rechtlichen Spitäler/Spitalsträger andie elektronische Gesundheitsakte (elGa) ange-schlossen. elGa wiederum ist der datenhighwayund wird weitere akteure der Versorgungseinrich-tungen ein- und verbinden. Und da stoßen wir auf einen wesentlichen Hemm-schuh: der Mehrwert einer elektronischen Ge-

sundheitsakte käme ja hauptsächlich dem Patien-ten und dann subsidiär – aus Behandlungssicht –den niedergelassenen oder Spitalsärzten zugute.Genau deren edV-Systeme bedürfen aber nochmassiver anpassungen, um dies auch leisten zukönnen.

Was sagen Sie zur Befürchtung vieler Men-schen, dass ihre Gesundheitsdaten in falscheHände geraten könnten bzw. zum Thema Da-tensicherheit.in Österreich wurde eine technische infrastrukturgeschaffen – Stichwort elektronische Gesundheits-akte –, in der sämtliche organisatorisch und tech-nisch machbaren Sicherungsmaßnahmen nachdem Stand der technik getroffen wurden. daraufkönnen und sollten wir auch stolz sein!So ist mit größter Sorgfalt diesem thema auchrechnung getragen worden, dass Gesundheitsda-ten – somit hochsensible daten – bestens geschütztwerden. im Übrigen sollte man festhalten, dass inÖsterreich die daten immer in der datenbank derKörperschaft liegen, die sie angelegt bzw. erfassthat. Wird auf diese daten zugegriffen, wird diesnun immer protokolliert! der Konzeption der elGa folgend ist es einfachnicht möglich, die daten generell „abzusaugen“!leider wurde dieser so wichtige Umstand zu wenigbetont und kommuniziert. in Österreich ist somitimmer nachvollziehbar, welcher Nutzer auf welchedaten zugegriffen hat. Und auch nur jener Perso-nenkreis, der ein aufrechtes Behandlungsverhält-nis hat, erhält einschau in die entsprechenden Ge-sundheitsdaten. l

32 DIGITALE WELT der rePort 2019

Grafik: imh GmbH

Die Digitalisierung schafftneue medizinische Einbli-cke für die Praxis und dieWeiterbildung.Foto: Upper austrian research GmbH

und riSC Software GmbHChart

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33DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

Glücklicherweise dürfen Patienten in Spitä-lern auf den Einsatz und die Kompetenzdes Personals vertrauen. Eine optimale

medizinische Betreuung ist aber heute mehr dennje auf die Hilfe digitaler Technik angewiesen. BeiÜbersicht und Überwachung spielen Melde- undBedientableaus eine tragende Rolle. Sie müssenwichtige Informationen optisch wie akustisch deut-lich übermitteln können. Gleichzeitig haben sieeinfach und intuitiv bedienbar zu sein.Die Firma Pri:Logy Systems in Pasching bringt abJuni mit dem Touch-Panel COMTRAXX® CP9 einemodulare Lösung mit vielfältigen Schnittstellenund komfortabler Bedienung auf den österrei-chischen Markt. Dieses System der Firma Benderaus Grünberg (Deutschland) erfüllt die höchstenSicherheitsanforderungen für Krankenhäuser. Esbietet jederzeit den optimalen Überblick über alleweiteren angeschlossenen Systeme, alarmiert imFehlerfall und gewährleistet eine reibungslose An-lagensteuerung. Da das Gerät ständig im Blick ist,kann man frühzeitig auf Probleme reagieren.

Vielseitige ÜberwachungszentraleIm Fokus der Neuentwicklung steht selbstver-ständlich der ungestörte Ablauf im Spitalsbetrieb,der auch bei Ausfällen von Geräten, wegen defek-ter Leitungen und bei Stromausfall gewährleistetbleiben muss. Der unentbehrliche Summer fürAlarmmeldungen ist in drei Lautstärkestufen ein-zustellen und von jedem Tableau aus zu quittieren.Weiters zeigt dieses System alle Alarme, Meldun-gen und Steuerungen auf den Control Panels an –unverzichtbar bei den verschiedenen vernetztenGeräten im Verbund von OP-Räumen. Und zwarnicht nur an Ort und Stelle, sondern auch auf denSchwesterndienstplätzen oder bei der Haustech-nik. Was zeichnet das neue Steuerungsgerät nochaus? Auf jeden Fall die einfache, komfortable Be-dienung per Touchscreen mit leicht zu reinigen-der Glasfront. Informationen und Handlungsan-leitungen sind optisch und akustisch klar und ein-deutig wahrzunehmen.

Bestens zu integrierenDie Bender-Überwachungsgeräte sowie weitereKomponenten sind auf einfache Weise anzuschlie-ßen. Darüber hinaus kann die Steuerung über vieleSchnittstellen, zum Beispiel für Raumlicht, OP-Leuchten, Lüftung und Heizung, spezielle Strom-versorgung oder Steuerungssysteme für die OP-Technik, installiert werden. Das Produkt ist eben-

falls problemlos in bestehende Systeme zu inte-grieren. Weiters können Erweiterungen, Serviceund Austausch dank des modularen Systerms auchwährend einer Operationspause durchgeführtwerden – und das minimiert Stillstandszeiten.Überhaupt lässt sich der softwarebasierte, upda-tefähige und erweiterbare Allrounder an neue An-forderungen, Konfigurationen und Technologienanpassen. Auch OP-Technikpläne und Hinter-grundbilder sind in das System des COMTRAXXCP9xx leicht einzubauen. Schließlich lässt sichseine Bedienoberfläche individuell – in drei Grö-ßen und mit 25 Sprachen zur Auswahl – an die je-weiligen Anforderungen und das Corporate De-sign angleichen. l

Zentrale Steuerung im Dienst der Gesundheit

Ein Horrorszenario: Jemand erleidet einen Herzinfarkt, die Rettung

bringt ihn binnen Minuten ins Krankenhaus, er landet auf dem Operati-

onstisch, ein erfahrener Chirurg macht sich daran, einen Katheter einzu-

setzen – da fällt der Strom aus.

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Pri:Logy Systems bringteine modulare Lösung mitvielfältigen Schnittstellenund komfortabler Bedie-nung auf den Markt, diedie höchsten Sicherheits-anforderungen erfüllt.Foto: Prilogy

Rückfragen und KontaktPRI:LOGY SYSTEMS GMBH4061 Pasching, Neuhauserweg 12Tel.: +43/7229/[email protected]

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Einfach, rasch und 24/7 können Selbststän-dige und Unternehmer mit den SVA-Online-Services die Dienste ihrer Sozialversiche-

rung nutzen: Unter www.svagw.at/meinekunden-zone haben sie beispielsweise die Übersicht überihr Beitragskonto, ihr Pensionskonto und die er-folgten Gesundheitsbehandlungen. Sie könnenaußerdem Versicherungsbestätigungen downloa-den oder Rechnungen und Verordnungen schnellund einfach zur Bewilligung einreichen – und de-ren Bearbeitungs-Status einsehen. 300.000 Kun-den nutzen bereits pro Jahr die SVA-Online-Kun-denzone. Interaktionen sind hier so einfach wieeine Online-Flugbuchung.

SVA-AppVieles funktioniert auch schon via SVA-App: 35.000Mal wurde sie bereits downgeloadet – und 2.500Rechnungen und Verordnungen werden im Monatschon über die App eingereicht. Kunden könnensich durch die SVA-App viel Zeit ersparen – Weg-zeiten zur Post oder zum PC und das Aufsetzen vonSchreiben an die SVA entfallen. Und auch SVA-in-tern wird durch die Reduktion von Manipulations-arbeiten Zeit gespart. Dadurch haben SVA-Mitar-beiter mehr Zeit für individuelles Kundenservice.

Digitales SV-PostfachSeit Herbst macht es außerdem das digitale SV-Postfach möglich, dass Kunden Schriftstücke inelektronischer Form von der SVA empfangen kön-nen. Unter www.svagw.at/aktivierung können SVA-Kunden das digitale SV-Postfach aktivieren und alledigital übermittelten Dokumente erhalten. Bei Ein-langen eines Schriftstückes werden SVA-Kundenje nach Wunsch per E-Mail oder SMS informiert.Die SVA startet hier mit ausgewählten persönli-chen Schriftstücken – wie beispielsweise Beitrags-vorschreibungen bzw. Kostenanteilsvorschreibun-gen, Vergütungsaufstellungen oder Arbeitsunfä-higkeitsmeldungen. Schritt für Schritt wird das di-gitale Service um alle weiteren Dokumente er-gänzt. In der Übergangsphase erhalten KundenDokumente und Unterlagen zeitgleich auch nochper Post. Danach werden ihnen in elektronischerForm übermittelte Schriftstücke nicht mehr zusätz-lich per Post übermittelt.Alle digitalen Dienste werden laufend erweitert –künftig sollen so viele Standard-Services wie mög-lich online abgewickelt werden können.

Voraussetzung: HandysignaturVoraussetzung für alle digitalen SVA-Services istdie Handysignatur für die Sicherheit Ihrer persön-lichen Daten. Aktivieren kann die Handysignaturjeder mit Ausweis und Handy in den SVA-Landes-

34 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Online-Kundenzone, App und digitales Postfach für Kunden der SVA, der

Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft.

Digitale Sozialversicherungs-Servicesfür Selbstständige – jetzt nutzen!

300.000 Kunden nutzen bereits pro Jahr die SVA-Online-Kundenzone. Interaktionen sind hier so einfach wie eine Online-Flugbuchung.Foto: iStock.com/Geber86

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stellen – oder online unter svagw.at/handysigna-tur.

Ausprobieren!Die SVA-Kunden sind mit der Nut-zung der SVA-Online-Servicessehr zufrieden. Probieren Sie sieauch aus!

Der Hintergrund: Transfor-mations- und Digitalisie-rungsprozess SVA2020Der Hintergrund der digitalenServices ist, dass die Sozialversi-cherung der gewerblichen Wirt-schaft die am schnellsten wach-sende Sozialversicherung Öster-reichs ist und deshalb an einemWeg arbeitet, um die jährlichzehntausenden Neuanmeldun-gen und die damit einherge-hende laufende Erhöhung derVersichertenzahl kundenfreund-lich zu bewältigen. So wurde2016 der Transformations- undDigitalisierungsprozessSVA2020 gestartet, um die Cus-tomer Experience zu verbes-sern und die internen und ex-ternen Prozesse mit digitalerUnterstützung effizienter zu gestalten. SVA-Anlie-gen können deshalb einfach und rasch, zeit- undortsunabhängig abgewickelt werden.

Mit der Formung von Customer Journeys auf allenKanälen – digital, persönlich, telefonisch

und postalisch – und damitder Optimierung aller Be-rührungspunkte mit denSVA-Kunden möchte dieSozialversicherung der ge-werblichen Wirtschaft dieKundenzufriedenheit wei-ter erhöhen. Überdies willdie SVA in ihren Gesund-heitseinrichtungen (Klini-kum Malcherhof Baden,HerzReha Bad Ischl, SVA Ge-sundheitszentrum und NRZRosenhügel) positive Effekteder Digitalisierung, wie dieTelerehabilitation mit demfreiwilligen Einsatz digitalerTools, bei ihren Kunden nut-zen. Außerdem werden digi-tale Präventionsmaßnahmen– ebenfalls auf freiwilliger Ba-sis – künftig gestärkt. Langfris-tig werden die SVA-Gesund-heitseinrichtungen zu Ge-sundheits-Plattformen, an diequalitätsgeprüfte Partner zumNutzen der Kunden andockenkönnen – ein Zukunftsmodell,

das die gesunden Lebensjahre der SVA-Versicher-ten noch weiter erhöhen wird. l

35DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

SOZIALVERSICHERUNGSANSTALT der gewerblichen Wirtschaft

Holen Sie sich die o� zielle Handy-Signatur und überzeugen Sie sich selbst: buergerkarte.at/aktivieren-handy

Versicherte nutzen jährlich die SVA-Online-Kundenzone

Personen haben die SVA-App heruntergeladen

Kunden lassen sich SVA-Dokumente bereits

online zustellen

20.000 NUTZEN AUCH SIE DIE

SVA-ONLINE-SERVICES

svagw.at/meinekundenzone

300.000 3 .000

Foto: SVA

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Unter Visualisierung kann man sich zunächstnicht so viel Konkretes vorstellen – waskann das sein? Das VRVis wirbt damit, Da-

ten, Zusammenhänge und Fragestellung in derbestmöglichen visuellen und interaktiven Formdarzustellen. Denn: Bilder sind die verständlichsteSprache der Welt. Dabei wird eine Brücke von derForschung in die Wirtschaft geschlagen, wie mankonkret am Beispiel von Technologien rund umkünstliche Intelligenz sieht.Als einer der wenigen Player in Österreich ist VRVisauf diesem Gebiet tatsächlich schon seit vielenJahren tätig, und zwar in drei sehr unterschiedli-chen Branchen und mit verschiedenen Use Cases.

Hier zeigen sich auch die Vielseitigkeit und der tat-sächliche Nutzen in der Anwendung dieser Tech-nologie.

Profund beim BefundWelchen Stellenwert künstliche Intelligenz bereitsin der Medizin einnimmt und wie der Anfang einerTechnologierevolution aussieht, zeigt beispiels-weise die Forschungsgruppe Biomedical ImageInformatics, welche KI-Anwendungen für compu-tergestützte Bildanalyse in der Radiologie entwi-ckelt. Dabei geht es um die Befundung mit Rönt-genbildern und Aufnahmen aus Computer- undMagnetresonanz-Tomografen. Während in den

36 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Von der Forschung zur Anwendung

Das Zentrum für Virtual Reality und Visualisierungs-Forschungs-GmbH

(VRVis) ist Österreichs führende Forschungseinrichtung auf dem Gebiet

von Visual Computing und betreibt von Wien aus mit seinen über 70 Mit-

arbeitern in Zusammenarbeit mit Industrieunternehmen und Universi -

täten innovative Forschungs- und Entwicklungsprojekte.

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vergangenen Jahren mit klassischen Machine-Learning-Methoden den Maschinen das Erkennender Anatomie praktisch „manuell“ beigebrachtwurde, setzt das Forschungsinstitut auf Deep Lear-ning. Dabei wird versucht, Teile des menschlichenGehirns in Form von neuronalen Netzwerken„nachzubauen“. Die so rekonstruierten und künstlichen neuronalenNetze schaffen es tatsächlich, bessere Ergebnissezu liefern. Ein Use Case besteht darin, dass mithilfevon Deep Learning ein Algorithmus entwickeltwurde, der zu einem Lungenröntgenbild die Wahr-scheinlichkeit angibt, mit welcher der Patient anTuberkulose erkrankt ist. Denn Tuberkulose ist einebesonders heimtückische Infektionskrankheit mitsehr komplexen und verschiedenartigen Erschei-nungsbildern – also daher mit zahlreichen Varia-blen, die es bei einer Diagnose zu berücksichtigengilt. Diese Krankheits-Wahrscheinlichkeit wirddann für ein Ranking der Bilder, welche die Radio-logen befunden müssen, verwendet. Somit wer-den kritischere Fälle vorgereiht und zuerst ange-sehen. „Die Radiologen sehen sich natürlich wei-terhin alle Bilder an, da es nicht das Ziel ist, dieseExperten zu ersetzen. Lediglich die Reihenfolgewird vom Algorithmus durch die Klassifizierungvorgeschlagen. So werden radiologische Abläufein Krankenhäusern deutlich beschleunigt“, erläu-tert Geschäftsführer Gerd Hesina. Einige Tausend Aufnahmen in den verschiedens-ten Stadien der Krankheit sind nötig, um auf sehrgute Ergebnisse zu kommen. Die Quote liegt beibeachtlichen 95 Prozent Sensitivität bzw. 95 vonhundert kranken Patienten werden richtig einge-stuft. Für die Unterstützung des Fachpersonals, dasletztlich alle Entscheidungen fällt, ist dieser Wertausreichend.

KI hilft der Qualität auf die SprüngeEin weiteres Anwendungsgebiet von KI-Technolo-gie, bei dem VRVis erfolgreich tätig ist, ist die Qua-litätssicherung. Die Produktivität und Qualität inder Produktion zu steigern ist ein wichtiges Ziel vonUnternehmen. Wesentliche Schritte sind hier dieOptimierung von Abläufen, die Schulung von Per-sonal und natürlich auch gewartete, modernsteProduktionsmaschinen oder ein gut funktionieren-des Qualitätsmanagement. Nun kommt mit künst-licher Intelligenz ein weiterer Faktor ins Spiel, denUnternehmen nutzen können, um ihre Herstel-lungsprozesse zu verbessern. Genau hier in derProduktion kann künstliche Intelligenz bzw. KI-ba-sierte Qualitätssicherung einen großen Beitragleisten. Das hilft Kosten einzusparen und bringt zu-sätzliche Wertschöpfung und somit Wettbewerbs-vorteile, denn diese Kostenersparnis kann direktan den Kunden weitergegeben werden.Der Herausforderung, die Qualitätssicherung aufneue (KI-)Beine zu stellen, ging ein österreichischerHersteller von Glasartikeln an und ließ sich von denEntwicklern am VRVis beraten. In einem gemein-samen Projekt wurden Methoden aus dem Bereichder Visual Analytics und Machine Learning er-forscht und angepasst, um die Qualitätskontrolleund -sicherung bei der Produktion von Glasartikelnzu automatisieren. So können beispielsweise

kleinste Beschädigungen oder Imperfektionenohne Probleme erkannt werden.

Data Science ist keine Raketen wissenschaftKein Unternehmen kommt heute mehr an der Di-gitalisierung vorbei. Die Schlagwörter wie Industrie4.0 und künstliche Intelligenz sind überall; unddoch nutzen vorerst die wenigsten Unternehmendas volle Potenzial ihrer Daten für Prozessverbes-serungen und die Erschließung neuer Geschäfts-felder.Denn in der Praxis sind Digitalisierungsprojekterund um den Einsatz von künstlicher Intelligenzmeist teuer und riskant. Viele Studien sehen dieUrsachen dafür vor allem in der Kluft zwischen derExpertenwelt einerseits und der Welt der moder-nen Analytik andererseits. Die Experten kennenihre Prozesse, haben aber kaum Zugang zu kom-plexer Analytik. Und Data Scientists beherrschenAlgorithmen, benötigen aber bis zu 80 Prozent ih-rer Zeit zum Kennenlernen und Aufbereiten derDaten zu konkreten Projekten. So erweisen sich Di-gitalisierungsprojekte häufig als ein teures Unter-fangen. Nicht selten führen Projektergebnisse we-gen der Trennung zur Expertise am Business-Nut-zen vorbei und sind somit riskant. „Das Ziel unsererArbeit ist es hingegen, Unternehmen und ihre Mit-arbeiter zu Digitalisierungschampions zu machen,die Unternehmensdaten umfassend und gezieltnutzen. Und zwar durch das Schließen der Kluftzwischen Fachwissen und Analytik in zwei Richtun-gen: Erstens ermöglicht unsere Software VisploreExperten, wie etwa Prozessingenieuren, einen in-tuitiven Zugang zu moderner Analytik. Und umge-kehrt reduziert es den Aufwand für Data Scientists,konkrete Daten rasch zu verstehen und sie für denEinsatz von Methoden aus künstlicher Intelligenzpassend aufzubereiten“, so der Lösungsansatz, denGerd Hesina beschreibt. Sein Unternehmen ist mit-hilfe erprobter Technologien Partner für gänzlichunterschiedliche Industrien und Projekte in ver-schiedenen Forschungsbereichen. Weitere Infor-mationen unter: www.vrvis.at. l

37DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

Das Biomedical-Image-In-formatics-Team arbeitetmit künstlicher Intelligenzin der Medizin. Fotos: VRVis

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Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Maschinemit kognitiven Fähigkeiten. Wie bei einemMenschen kann KI die Umgebung wahr-

nehmen, dazulernen und planen, um ein Ziel zu er-reichen. Der Grund des derzeitigen KI-Hypes heißt„Deep Learning“, das Lernen mit neuronalen Net-zen. Diese künstlichen neuronalen Netze werdendem natürlichen neuronalen Netz, also demmenschlichen Gehirn, nachempfunden. Eine Ko-ryphäe auf diesem Gebiet des Deep Learnings istSepp Hochreiter, der bereits zu Beginn der 1990er-Jahre das LSTM-Netz (Long Short-Term Memory)entwickelt hatte, die Grundlage für den Durch-bruch der künstlichen Intelligenz. Was seinerzeitauf wenig Interesse stieß, da andere Methoden ef-fizienter waren, ist derzeit state-of-the-art. Mit demenormen Datenmaterial, das wir heute zur Verfü-gung haben, den schnellen Computern sowie denneuen Grafikkarten, die das berechnen können, istdas System weltweit gefragt. „Früher hatte ich einpaar Hundert synaptische Verbindungen, heutesind es Abermillionen. Früher habe ich vier, fünfNeuronen zusammengeschaltet, heute kann ichZehntausende zusammenschalten. Mit dem LSTM-Netz können sich neuronale Netzwerke über lange

Zeiträume Ergebnisse merken. Das hat die ge-samte Sprachverarbeitung und noch stärker dieTextverarbeitung revolutioniert. LSTM ist heute Be-standteil von Amazons Alexa, Ok Google und invielen weiteren intelligenten Geräten drinnen.“ Seit 2006 ist Hochreiter Vorstand des Instituts fürBioinformatik, an dem er seit 2017 auch im Institutfür Machine Learning tätig ist. Das Labor für Artifi-cial Intelligence (AI LAB), ein vom Land Oberöster-reich mit zwölf Millionen Euro gefördertes Vorzei-geprojekt, das er leitet, liefert weltweit anerkanntewissenschaftliche Qualität. Forschung ist seine Be-rufung, daher wurde der Spitzenforscher bisherauch niemals schwach, als Weltkonzerne zwischenSeoul und Silicon Valley bei ihm anklopften undmit attraktiven Angeboten lockten. Mit seiner Be-geisterung motiviert der KI-Star der Technologie-szene seine Studenten und schafft es, in ÖsterreichSpitzenforschung mit Wirtschaft zu verquicken. Dasgelingt ihm mit Audi, wo er in Linz ein Forschungs-zentrum für künstliche Intelligenz etabliert hat. Undes sind noch zahlreiche weitere namhafte Unter-nehmen, die Schlange vor seiner Türe stehen, umihren Konzern fit für ein digitales Zeitalter zu ma-chen. Die Autozulieferer ZF, Bosch, Pharmakon-zerne bzw. die Deutsche Post müssen sich denneuen Erfordernissen umgehend anpassen. DiePost steht durch die Konkurrenz von Amazon unterenormem Druck, weswegen sich der Betrieb umzeitgemäße Geschäftsmodelle umsieht. Der Trendzum Elektroauto setzt wiederum der Autozuliefer-industrie zu, weil diese Sorge haben, dass etwa ihreGetriebe künftig nicht mehr von Bedeutung seinwerden. Die Pharmabranche möchte komplett aufKI umstellen, weil die meist milliardenteure Ent-wicklung von neuen Medikamenten derzeit vieleJahre in Anspruch nimmt. Wenn man früher aufNebenwirkungen und Unverträglichkeiten stößt,als es derzeit der Fall ist, können die Firmen vielZeit und Geld sparen. Diese Unternehmen wärenalle bereit, 50 oder mehr PhD-Stellen einzurichtenoder Start-ups zu gründen, jedoch gibt es nicht ge-nug Forscher. „In Österreich haben wir keine Leutemehr, die besten Mitarbeiter haben mir die Start-ups oder die großen Unternehmen bereits heraus-

38 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Weltwissen aus LinzDer in Bayern aufgewachsene Sepp Hochreiter, Pionier in Sachen künstli-

che Intelligenz, sitzt nicht im fernen Silicon Valley, sondern forscht in

Linz an der Johannes Kepler Universität (JKU). Dort leitet er das Institut

für Machine Learning und arbeitet mit seinen Studenten unter anderem

an der cleveren Maschinenwelt von morgen.

Von Marie-Theres Ehrendorff

Das Institut für MachineLearning betreibt interna-tional renommierte For-schung und bietet einefundierte Ausbildung inMachine Learning. Die For-schung konzentriert sichauf die Entwicklung undAnwendung von maschi-nellem Lernen und statisti-schen Methoden.Foto: JKU

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gekauft, die mehr als ein normales Professorenge-halt bezahlen. Und auch Google und Uber sindsehr aggressiv beim Abwerben“, klagt der passio-nierte Wissenschaftler und bekräftigt, „wir wollenjedoch neue Fachkräfte hierher bringen.“

Ohne KI wird eine digitale Zukunft zur UtopieDigitalisierung passiert, egal ob es uns passt odernicht. Die Frequenzen für den neuen Kommunika-tionsstandard 5G sollen demnächst vergeben wer-den und die Zukunftstechnologie für das vernetzteÖsterreich wird die Kapazität sichern, um dem un-stillbaren Datenhunger der digitalen Gesellschaftgerecht zu werden. Die internationalen Playerkämpfen seit Jahren um die Vorherrschaft im digi-talen Zeitalter, Europa spielt derzeit nur in der zwei-ten Liga und Österreich versucht, den Anschlussnicht ganz zu verpassen. Künstliche Intelligenz wäre eine Möglichkeit für un-ser Land, um im digitalen Zeitalter mitspielen zukönnen, ist Sepp Hochreiter überzeugt. „Wir müs-sen jetzt auf KI setzen. Die Firmen müssen die KI inihre Geräte, in ihre Anlagen einbauen. Bosch ver-kauft erstklassige Bohrmaschinen, lässt es dannaber gut sein. Google macht das anders. WennGoogle etwas verkauft, zieht Google alle Daten zu-rück zu sich. Die Bohrmaschine kann dann beispiels-weise zurückmelden, ob derjenige, der sie bedient,zu fest drückt, was er anbohrt, ob Mauer oder Metall.Stehen alle Daten zur Verfügung, weiß man, dassvielleicht viel mehr kleine Bohrmaschinen für Mau-ern gebraucht werden. Somit kann ich als Unterneh-men ein neues Produkt auf den Markt bringen.Ebenso funktioniert es, wenn man Anlagen an Mer-cedes oder Drehmaschinen an BMW oder was auchimmer verkauft. Die Daten müssen zurückgehen wiebeim Handy. Und wenn ich als Unternehmer zehnRiesenanlagen für viele Millionen verkauft habe undmerke, dass das Unternehmen zu 100 Prozent aus-gelastet ist, dann frage ich den Kunden, ob er mehrbraucht. Oder ich weiß, dass die Anlagen aus Alu-minium gefertigt sind, dann habe ich die Möglich-keit, dem Kunden spezielle Aluminiumbohrer oderAluminium-Drehmaschinen anzubieten.“

„Was machen die meisten Unternehmen hierzu-lande? Sie sind stark im Maschinen- und Anlagen-bau, aber sie ziehen die Daten nicht zurück. Manmuss die Daten vom Kunden in die eigene Firmaziehen, um den Anschluss zum Kunden zu halten.Ich muss genau wissen, was der Kunde macht. Dasmacht Facebook, das macht Google. Und diesesGeschäft sollten wir uns hier nicht wegnehmen las-sen“, so der KI-Experte. Überlegungen, Spin-offsim Bereich von Mobility zu machen, um das selbst-fahrende Auto zu pushen, existieren aber ebenso.„Wenn wir jetzt die Firmen dazu bringen, dass siein KI-Technologie reingehen, Sensoren in ihre Ge-räte einbauen, die Geräte und Anlagen mit Intelli-genz ausrüsten, die Daten zurückholen, analysie-ren und für Marketing und Kundenservice nutzen,um laufend mit ihm in Verbindung zu sein, könnenwir es schaffen“, ist Hochreiter optimistisch. l

39DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

Künstliche Intelligenz:Bei der künstlichen Intelligenz (KI), auch artifizielle Intelligenz oder eng-lisch artificial intelligence (AI), handelt es sich um ein Teilgebiet der In-formatik, das sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens unddem maschinellen Lernen befasst. Die KI kann aufgrund eingespeisterDaten ihre Umgebung wahrnehmen, Dinge erlernen, um gewisse Zielezu erreichen. Im Bereich der Sprach-, Text- und Bildverarbeitung bewäl-tigt sie ausgezeichnete Ergebnisse. Als Schlüsseltechnologie für selbst-fahrende Autos ist sie bereits voll etabliert. Straßenschilder erkennt siebereits besser als Menschen, und in der medizinischen Diagnostik sindgroße Fortschritte erfolgt.

Deep Learning:Ein Teilgebiet des maschinellen Lernens, das durch den derzeitigenHype rund um die künstliche Intelligenz befeuert wird, ist das soge-nannte Deep Learning. Mit seiner Long-Short-Term-Memory-(LSTM)Ar-chitektur hat Sepp Hochreiter die Grundlage für den Erfolg bereits inden 1990er-Jahren gelegt. Künstliche neuronale Netze werden demmenschlichen Gehirn mit seinen neuronalen Netzen nachempfunden.Diese Netzwerke werden mit bestimmten Lerninhalten immer wiederdurchgespielt, was erfolgreiche Verbindungen stärkt und weniger ge-glückte kappt, womit sich die KI ständig weiterentwickelt.

Künstliche neuronaleNetze werden demmenschlichen Gehirn mitseinen neuronalen Netzen,nachempfunden.Foto: onurdongel

Univ.-Prof.Dr. Sepp Hochreiter ist der Kopf jener Grundla-gentechnologie, die alle großen IT-Unternehmen wieGoogle, Apple, Amazon oder Facebook benutzen. Diesehat nicht nur den Durchbruch von Sprachassistenten mög-lich gemacht, sondern ist Bestandteil aller intelligentenMaschinen. Hochreiter wurde zum „Österreicher des Jah-res 2018“ in der Kategorie Forschung und als Oberöster-reicher des Jahres 2018 der „Oberösterreichischen Nach-richten“ in der Kategorie Wirtschaft und Wissenschaft ge-wählt. Foto: JKU

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Wir denken Technologie neu, jenseits dis-ziplinärer Grenzen“, sagt Rektor Mein-hard Lukas und verweist auf einen we-

sentlichen Erfolgsfaktor: Alle ForscherInnen-Teamsder JKU, egal ob technisch-naturwissenschaftliche,sozial- und wirtschaftswissenschaftliche, rechtswis-senschaftliche und medizinische, arbeiten gemein-sam an der technologischen Zukunft. In dieserForm ist das in Österreich einzigartig. Brennpunktdieser fächerübergreifenden Technologiefor-schung ist das Linz Institute of Technology (LIT) derJKU. Hier werden auch zukunftsträchtige Studienerdacht. „Beim neuen Studium der künstlichen In-telligenz baut das LIT auf seiner anerkannten For-schungskompetenz auf“, sagt Lukas. Der KI-PionierSepp Hochreiter (Institute für Machine Learningund Leiter des LIT AI Lab) war führend bei der Pla-nung und wird auch im Studium selbst eine wich-tige Rolle spielen. Er leitet am LIT das KI-Labor, dasjährlich mit einer Million Euro vom Land Ober-österreich gefördert wird. Sitz dieses Forschungs-labors wird ab Juni das LIT Open Innovation Cen-ter sein, das derzeit am JKU-Campus errichtet wird.Hier wird gemeinsam mit Experten aus Industrieund Wirtschaft über Fächergrenzen hinweg an dertechnologischen Zukunft geforscht.

Künstliche Intelligenz ist Elektrizität des 21. Jahrhunderts„Data is today’s oil, Artificial Intelligence is the newelectricity“ – unter dieser Maxime wird das Poten-zial von künstlicher Intelligenz von KI-Vorreitern,wie etwa vom Informatiker und ehemaligen Stan-ford-Professor für künstliche Intelligenz, AndrewNg, versinnbildlicht. Der Linzer KI-Pionier SeppHochreiter sieht das ähnlich: „Künstliche Intelligenzist in ihrer Bedeutung die Elektrizität des 21. Jahr-hunderts und Daten ihre Rohstoffe, die sie braucht,um Wissen zu generieren und bei Entscheidungenzu helfen.“ Das Studium Artificial Intelligence, das in Bache-lor- und Masterform angeboten wird, ist englisch-sprachig und international ausgerichtet. KünstlicheIntelligenz ist ein interdisziplinäres Fach und ver-eint eine ausgewogene Grundausbildung in Ma-thematik und Informatik einerseits und eine Fach-ausbildung in Kernthemen der KI, wie zum Beispielmaschinellem Lernen, Datenwissenschaft, Reaso-ning und Knowledge Representation, NaturalLanguage Processing (Text und Sprache) und Bild-verarbeitung, andererseits. Das Zauberwort für dasKI-Studium lautet: systematische Problemlösung.Die Studierenden sollen dazu befähigt werden,komplexe Aufgaben strukturiert und methodischanzugehen, um gültige und nützliche Lösungen zuentwickeln. Darüber hinaus fördert das Programmsoziale Kompetenzen, indem die Studierenden ler-nen, ihre Konzepte und Ergebnisse in Teams aus-zuarbeiten und zu präsentieren. Mehr Infos zumStudium unter: Bachelor: www.jku.at/ba-ai Master:www.jku.at/ma-ai l

40 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Intelligenz lässt sich studieren

… zumindest die künstliche. Denn die Johannes Kepler Universität Linz

bietet als eine der ersten Universitäten ein Artificial-Intelligence-Stu-

dium an, das die AI-Kernkompetenz Machine Learning und insbesondere

den Bereich Deep Learning vermittelt. AI-Pionier Sepp Hochreiter wird

mit seinen Kollegen die Studierenden ab WS 2019/20 in die modernen

Entwicklungen der künstlichen Intelligenz einführen.

V.l. Univ.-Prof. Dr. SeppHochreiter, Landeshaupt-mann Thomas Stelzer, Rek-tor Meinhard Lukas.Fotos: JKU Linz

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Vor mehr als zehn Jahren wurde in Linz derGrundstein für das Start-up-UnternehmenFireStart gelegt, das heute neben IBM und

Oracle zu den weltweit führenden Enterprise-Soft-ware-Anbietern im Bereich Business Process Ma-nagement (BPM) zählt. Für Robert Hutter, Absol-vent des Jahrgangs 2004 „Software Engineeringfür Business und Finanz“ an der FH Oberösterreichin Hagenberg, war dies bereits das zweite Start-up,das er aufgebaut hat. Gemeinsam mit Roland

Hemmelmayr leitet er das erfolgreiche Unterneh-men, das mit Standorten von New York bis Pekingbereits an drei Kontinenten vertreten ist.Die innovative Geschäftsidee von FireStart bestehtaus einer Software, die Unternehmen dabei unter-stützt, Geschäftsprozesse digital zu modellierenund diese nahtlos in ausführbare Workflows über-zuführen. Anstatt individuelle Anpassungen mitviel Aufwand zu programmieren, ermöglicht Fire-Start die Konfiguration nach dem „Low Code Ap-plication Development“-Ansatz. Und zwar von derSchnittstelle zu den Backend-Systemen bis zur Be-nutzermaske bei den Anwendern. Dies spart Kun-den enorm viel Zeit und Geld bei der Prozessent-wicklung und hilft dabei, Prozesse durchgängigdigital zu planen und zu steuern.Die Erfolgsbilanz des oberösterreichischen Scale-Up-Unternehmens umfasst neben zahlreichen in-ternationalen Kunden bereits Business Process Ma-nagement-Lösungen für mehr als 25 österrei-chische Traditionsfirmen. So setzen unter anderemAustrian Airlines und Manner auf die FireStart BPMSuite und sind mit ihrer Entscheidung für das uni-verselle Tool zur Digitalisierung ihrer Geschäfts-prozesse sehr zufrieden. l

Softwareunternehmen aus Linz erobert die Welt

FireStart – vom Local Hero zum internationalen Player.

Gemeinsam mit RolandHemmelmayr leitet RobertHutter das erfolgreiche Unternehmen FireStart,das mit Standorten vonNew York bis Peking be-reits an drei Kontinentenvertreten ist.Foto: Christoph Steinbauer

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Diese Umwälzung passiert aber nicht mitPomp und Trara. Zuerst nur eingeschränkt,in verkehrsarmen und sorgfältig kartierten

Gebieten unternimmt die Google-Tochter Waymodieser Tage die ersten autonomen Fahrten mit Ro-botertaxis ohne Sicherheitsfahrer in Kalifornienund Arizona. Warum dass die verantwortlichen Un-ternehmen nicht an die große mediale Glocke hän-gen? Ganz einfach: Die Erwartung, selbstfahrendeAutos in absehbarer Zeit schon für den Endkonsu-menten in großer Zahl zur Verfügung zu stellen, istnicht zu erfüllen. Zunächst sind sie nur bei niedri-

gem Tempo auf verkehrsarmen Nebenstraßen,nicht bei jeder Tages- oder Nachtzeit und bei je-dem Wetter unterwegs.

Schwierige ÜbergangsphaseAls vollwertiger Ersatz für ein klassisches Auto tau-gen also die Wagen bei Weitem noch nicht. DerÜbergang von bereits eingesetzten elektronischenHelfern wie die Steuerübernahme bei Staus, beimEinparken oder bei gleichmäßigem Tempo auf derAutobahn zum dauerhaft selbstfahrenden Autoverläuft nicht so reibungslos wie geplant. Beischwierigen Verkehrssituationen muss immer nochein Mensch Steuer, Gaspedal und Bremse bedie-nen. Nach zwei tödlichen Unfällen bei Tesla- undUbertests möchten die Hersteller das Risiko vonNegativmeldungen vermeiden. Außerdem wärendie ständig zu wartenden Sensoren und die lau-fende Aktualisierung der Software für den Normal-bürger schlicht nicht zu organisieren und auchnicht leistbar.

Flotten statt IndividualverkehrNur dafür gerüstete Flottenbetreiber können dieSicherheit ohne menschliche Steuerung garantie-ren und gleichzeitig die Kosten stemmen. Die ent-sprechenden Umsätze erzielen Taxidienste, die perApp zu ordern sind. Das hat Folgen: Die Anzahlder Fahrzeugbesitzer soll bis 2050 voraussichtlich

42 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Countdown für das steuerfreie Paradies

Autonomes Fahren ist als Zukunftsmusik schon in der Gegenwart laut zu

vernehmen. Wir werden uns daran wohl wie an die Eisenbahn und die

ersten Benziner gewöhnen. Fahrerlose Fahrzeuge werden jedenfalls die

Fortbewegung revolutionieren.

Unternehmen, wie bei-spielsweise die Bosch-Gruppe, arbeiten intensivan neuen Mobilitätskon-zepten. Fotos: Bosch

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um 70 Prozent sinken. Park-flächen könnten demnachandere Verwendungen fin-den, wenn 95 Prozent der Au-tos nicht ungenutzt herum-stehen. Vor jedem Einsatzwird aber vorerst einmal ent-schieden: Kann das Fahrzeugdie gewünschte Strecke un-ter den aktuellen Verkehrs-und Wetterverhältnissen tat-sächlich selbstgesteuert odernur mit Fahrer bewältigen?Die Vorteile scheinen offen-sichtlich zu sein: AutonomeFahrzeuge können tödlicheCrashs im Straßenverkehrdramatisch reduzieren. Intel-ligente Routenführung, en-gere Abstände zwischen denFahrzeugen und flexibleSteuerungsmaßnahmen senken zudem das Ver-kehrsaufkommen. Den Autobauern steht jedenfallseine radikale Umorientierung bevor: Anstatt Fahr-zeuge an Endkonsumenten zu verkaufen, mutierensie zu Flotten- bzw. zu Mobilitätsbetreibern.

Gemeinsam statt einsamWo haben die traditionellen Erzeuger in einer Weltder „Autonomen“ noch umzudenken? Jede Ände-rung der Verkehrssituation erfassen Sensoren undsenden sie an die Cloud. Damit wird die entspre-chende digitale Karte sofort und dynamisch aktua-lisiert. Dieses Prozedere sorgt für die Weiterent-wicklung der autonomen Fahrzeuge hinsichtlichSicherheit und Wirksamkeit. Praktisch ist dies nurmit dem Teilen der Informationen und dem Zusam-menführen von Daten in ein einheitliches Systemzu bewältigen. Was bedeutet das für die Herstel-ler? Sie dürfen nicht wie bisher ihre Systeme jeweilsseparat entwickeln und unter Verschluss halten,sondern müssen diese öffnen. Erste Kooperations-gerüchte der Konkurrenten VW und Ford deutenbereits auf ein Umdenken hin.

Wettlauf um die PolepositionGoogle-Tochter Waymo kann mittlerweile schon15 Millionen Testkilometer mit Sicherheitsfahrervorweisen, weitere zehn Milliarden Kilometer inComputersimulationen. 400 Testpersonen ließensich in den letzten Monaten in einem Auto-Autoans gewünschte Ziel chauffieren. In der praktischenErprobung haben die USA die Nase vorn. Europafokussiert sich hingegen viel mehr auf die techni-sche Entwicklung. Allein 52 Prozent der bisher6000 Patente, die fürs autonome Fahren angemel-det wurden, stammen von deutschen Produzenten.Allerdings liegen sie bei den Testfahrten zwei Jahrehinter Waymo zurück.Mit dem Startschuss zur Freigabe des autonomenFahrens ist in etwa fünf Jahren zu rechnen, so LarryBurns, Berater bei Waymo: „Dann ist die Technikso weit ausgereift, dass Roboterauto-Dienste ge-nügend viele Straßen unter den üblichen Wetter-bedingungen bewältigen können. Das ist derPunkt, ab dem die neuen Mobilitätsanbieter Geldverdienen und ein Großteil der Investitionen in ihre

Richtung fließen wird.“ Die klassischen, menschen-gesteuerten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotorenscheinen dann ausgedient zu haben. Allerdingswerden die Behörden Genehmigungen nur unterder Bedingung erteilen, dass sich die Autos imNotfall per Fernbedienung bremsen und an denStraßenrand manövrieren lassen.

China hat die Nase vornDer Big Player im Geschäft um die autonomen Au-tos wird allerdings China sein. Während in Europadie herrschende Gesetzgebung und fehlendegrenzüberschreitende Regelungen die Freigabenvon Testfahrten verhindern, drückt China aufs Gas-pedal: Schon in den nächsten sieben Jahren sollen30 Millionen autonome Autos der Level 4 und 5dort auf den Straßen unterwegs sein. WelcheGründe sind für diesen Vorsprung verantwortlich? Das kommunistische Land führt derzeit mit gro-ßem Einsatz flächendeckend den für den vernetz-ten Verkehr wichtigen 5G-Mobilfunk-Standard einund hat dabei bereits die Nase vorne. RegionaleStart-ups, wie z.B. Roadstar oder Pony, haben miteinem stattlichen Budget im Rücken bereits die Er-laubnis von regionalen Regierungen für Testfahr-ten erhalten. Internetgigant Baidu, das Schlüssel-unternehmen in Sachen autonomes Fahren, besitztdarüber hinaus mit seinem Betriebssystem„Apollo“ das führende Technologiekonsortium.Der Dirigent gibt im internationalen Konzert mitPartnern wie IBM, Microsoft, VW, Daimler undBosch den Takt vor. Auch Alibaba, der Online-Riese, ist eifrig dabei, die Karten und Bewegungs-daten für Städte zu bündeln, während der Taxi-dienst Didi wohl für den großflächigen Einsatz vonselbstfahrenden Autoflotten sorgen wird. Baiduplant bereits für 2019, das erste Auto mit Level 3auf den Markt zu bringen. Auf dieser Technikebenefährt das Fahrzeug in bestimmten Situationen al-lein, grundsätzlich aber noch mit Lenkrad und Fah-rer. Level 4, das für 2021 vorgesehen ist, ist schondie meiste Zeit autonom unterwegs. Level 5, des-sen Einführung noch ungewiss ist oder noch nichtverlautbart wird, ist komplett autonom ohne Fahrerim Einsatz. l

43DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

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44 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Der 3. Internationale Fachkongress „Ver-netzte Mobilität“ in Salzburg nahm sich mitTop-Referenten und einem qualitativ hoch-

wertigen Themenmix der aktuellen Mobilitäts-trends an. Die spannenden Themenschwerpunktereichten von der Fahrzeugdigitalisierung, den da-mit verbundenen Datenschutzaspekten, digitalenServices über Elektromobilität bis hin zu neuenMobilitätskonzepten.

Intelligente Mobilitätslösung für die Zukunft„Weg vom Fahrzeug und vermehrt in Services den-ken! Bei all den ehrgeizigen Plänen von Ingenieu-ren und Entwicklern muss das Ziel die Humanisie-rung der Technik sein und nicht die Technisierungdes Menschen“, erklärt Raimund Wagner, der Ver-anstalter des Fachkongresses und Geschäftsführerder Carsulting. Etablierte Fuhrparkmanagement-Anbieter wollen als Mobilitätspartner künftig nochdigitaler werden. Mit innovativen Online-Services,die den Kunden einen echten Mehrwert in der täg-lichen Mobilität bieten, werden die Weichen fürdie Zukunft gestellt werden. Mit Echtzeitdaten ausdem Fahrzeug sowie neuen Mobilitätskonzepteneröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, das ge-samte Mobilitätsmanagement in den Unterneh-men neu zu gestalten.

Herausforderung: Autonomes FahrenBraucht man künftig überhaupt noch einen Füh-rerschein, um mit einem Auto von A nach B zu ge-langen? Autonomes Fahren der höchsten Stufe be-deutet, dass auch der Fahrer als passiver Passagieran Bord die Zeit genießt und der Computer dasFahrzeug völlig autonom durch den Verkehr be-wegt. Autonomes Fahren ist und bleibt ein großesThema in der Automobilwirtschaft. Doch ThomasStottan, CEO von Audio Mobil Elektronik, räumtein, „dass die Übergangsphase zum autonomenFahrzeug die Herausforderung ist und noch we-sentlich länger dauert als derzeit kommuniziert“.

Datenschutz gilt auch für FahrzeugeDie Anzahl an datenproduzierenden Fahrzeugensteigt stark. Moderne Autos sind zu Computern aufRädern geworden und verursachen nicht nur Fuhr-park-Verantwortlichen schlaflose Nächte. Wie derDatenspezialist Rechtsanwalt Dr. Michael M. Pa-chinger, Partner von SCWP Schindhelm, erklärte,müssten noch zeitgemäße Rechtsgrundlagen zurBediensicherheit geschaffen werden. Denn je nachModell sammeln mittlerweile über 100 Sensorenbis zu 7000 Datensätze. Die Erhebung, Verarbei-tung und Nutzung personenbezogener Datenhängt von einer Einwilligung des Kunden ab. DerKunde kann demnach im vernetzten Fahrzeug stetsselbst bestimmen, ob und welche Daten er weiter-geben möchte. l

Mobile Transformation voll im Gange

Das Rennen im Bereich der Elektromobilität und des autonomen Fahrens

ist spannender denn je. Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der

großen Automobilhersteller laufen auf vollen Touren. Während Autosa-

lons in der Vergangenheit schnöde Präsentationen PS-starker Boliden

waren, stehen die Shows heute ganz im Zeichen effizienter Hightech-

Mobilität.

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45DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

Der Schutz personenbezogener Daten hatin Zeiten sich ständig weiterentwickelnderTechnologien und Möglichkeiten eine im-

mer höhere Bedeutung. Vor allem im betrieblichenUmfeld sollte man die Sicherheit der Daten ernstnehmen und keine Schwachstellen zulassen. Alsanerkannter und unabhängiger Berater unterstütztTÜV AUSTRIA die Unternehmen dabei, die um-fangreichen rechtlichen Anforderungen zu erfül-len. Die unabhängigen Experten kennen sich danklangjähriger Erfahrungen bestens aus mit Verord-nungen, Richtlinien und Gesetzen rund um denDatenschutz und sind diezbezüglich immer aufdem neuesten Stand.

PionierleistungIm Zuge der nun angebotenen Zertifizierung wer-den die Prozesse zur Umsetzung der datenschutz-rechtlichen Anforderungen in Unternehmen zur Er-füllung der Rechenschaftspflicht untersucht undgeprüft. Diese Zertifizierung, nur wenige Monatenach Einführung des DSGVO entwickelt und aufden Markt gebracht, ist auch die erste, die Unter-nehmen als Ganzes und nicht nur Teilbereicheoder einzelne Produkte hinsichtlich der Anforde-rungen des Datenschutzes bewertet. „Datenschutzund Datensicherheit ergänzen einander, der si-chere und verantwortungsvolle Umgang mit Un-ternehmensdaten ist heutzutage ein wesentlicherBestandteil des wirtschaftlichen Erfolges eines Un-ternehmens und des Vertrauens, das Kunden in dieQualität und Leistungsfähigkeit einer Firma set-zen“, stellt Arno Lippmann, Leiter der TÜV TRUSTIT TÜV AUSTRIA GMBH, fest.

Aufbauend auf Strukturen eines Informationssi-cherheitsmanagementsystems stellt das Daten-schutzmanagementsystem sicher, dass daten-schutzrechtliche Anforderungen im Unternehmenzur Erfüllung der Rechenschaftspflicht implemen-tiert und gelebt werden. Das Zertifizierungsaudit,durchgeführt durch die Datenschutzspezialistender TÜV TRUST IT TÜV AUSTRIA, dient zur Feststel-lung der operativen Wirksamkeit des Datenschutz-managementsystems. Erste Projekte sind bereitsim Laufen. l

Weitere Informationen unter: www.it-tuv.com

GrundausbildungDas TÜV AUSTRIA Symposium IT- und Datensicherheit am 14. Mai2019 in Brunn am Gebirge ist eine Fortbildungsveranstaltung fürdie Verlängerung der IT-Personen-Zertifikate.

Zu den Zielgruppen gehören Datenschutzbeauftragte, Informations -sicherheits-Manager und Auditoren nach ISO27001, Risikomanager fürdie Informationssicherheit nach ISO 27005 und Trusted Security Audito-ren. Neuigkeiten und der Erfahrungsaustausch zum Thema Informati-ons- und Datensicherheit und Datenschutz sowie die fachliche Weiter-bildung und aktuelle Entwicklungen werden im Zentrum dieses Sympo-siums stehen. Weitere Informationen zur TÜV AUSTRIA Akademie und zu deren Kur-sen oder die kostenlose Bestellung des Kursprogramms unter Tel. +43(0)5 0454-8000, E-Mail: [email protected] oder www.tuv-akademie.at/symposium-it

Datensicherheit mit Gütesiegel

TÜV AUSTRIA setzt mit dem Gütesie-gel „Zertifiziertes Datenschutzmana-gementsystem“ Maßstäbe in Öster-reich für den richtigen Umgang mitsensiblen Daten in Unternehmen. Foto: Shutterstock, gaudilab

Nach Einführung der DSGVO bringt der TÜV-AUSTRIA das Zertifikat

„Geprüftes Datenschutzmanagementsystem“ als erstes

Zertifikat im Bereich der DSGVO auf den Markt.

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46 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Die Folge waren nicht nur frierende Men-schen in ihren ungeheizten Wohnungenohne Wasser. Auch der örtliche Verkehr

brach zusammen und kritische Patienten musstenin andere Krankenhäuser verlegt werden. Schulenund Kindergärten blieben geschlossen, Heizkraft-werke gingen vom Netz. Was in Berlin lediglich dieFolge von schlampig durchgeführten Bauarbeitenwar, kann in größerem Stil auch durch gezielte At-tacken auf die sogenannte „kritische Infrastruktur“hervorgerufen werden – mit potenziell verheeren-den Ausmaßen. Vor allem das europäische Strom-Verbundnetz könnte im Fall eines Cyberangriffs zu-

sammenbrechen und für einen europaweitenBlackout sorgen. Davor warnen beispielsweise dieExperten für IT-Sicherheit der deutschen Bundes-regierung.

Nachhaltige SicherheitUmso wichtiger ist es für Energieversorgungsun-ternehmen, Verteilnetzbetreiber und Infrastruktur-betriebe, ihre Anlagen gegen Angriffe von außenzu schützen. Daher ist das Schlagwort „Cybersecu-rity“ auch bei der Linzer Sprecher AutomationGmbH allgegenwärtig. Das Unternehmen, das amFirmensitz in der Franckstraße auf eine mehr als

Sicherheit für kritische Infrastruktur

Made in OberösterreichEin Vorfall in Berlin Mitte Februar 2019 hat gezeigt: Fällt der Strom in ei-

nem ganzen Stadtteil aus, steht das Leben dort still. In Köpenick waren

jüngst rund 30.000 Haushalte, 2.000 Betriebe und mehrere Krankenhäu-

ser eineinhalb Tage ohne Strom.

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hundertjährige Geschichte zurückblickt, stellt inerster Linie Schaltanlagen und Automatisierungs-geräte her, wie sie in Umspannwerken, bei kom-munalen Versorgern, aber auch in Industrie- undInfrastrukturbetrieben verwendet werden. „Spre-cher als Unternehmen und unsere Produkte sindnach allen relevanten Sicherheitskriterien mehr-fach zertifiziert. Dieser Aufwand ist absolut notwen-dig, um unseren Kunden sichere Geräte anbietenzu können, welche für den Einsatz in kritischer In-frastruktur entwickelt wurden und streng geprüftsind“, erklärt Erwin Raffeiner, seit 2002 Geschäfts-führer des Traditionsbetriebes.

Oberösterreichischer FokusObwohl Sprecher Automation zehn Standorte inEuropa betreibt und ein weltweites Partnernetz-werk unterhält, setzt das Unternehmen bewusst aufdie Herstellung seiner Geräte ausschließlich inOberösterreich: „Wie viele Firmen aus der Elektro-nikbranche könnten auch wir im Ausland billigerproduzieren. Wichtiger als ein möglichst hoher Ge-winn sind uns aber Qualität und Sicherheit unsererProdukte. Das kann ich nur mit top-ausgebildetemPersonal unter Einhaltung der europäischen undinternationalen Vorgaben und Richtlinien sicher-

stellen. Von der Zuver-lässigkeit unserer Ge-räte hängt einfach zuviel ab.“ Dass das Unternehmenmit rund 500 Mitarbei-tern innerhalb derBranche zu den kleine-ren Betrieben gehört,sieht Raffeiner übri-gens nicht als Nachteil,ganz im Gegenteil:„Wir sind groß genug,um anspruchsvolle Pro-jekte professionell ab-zuwickeln. Aber wirsind auch klein genug,um individuell und fle-xibel auf die Bedürf-nisse unserer Kundeneingehen zu können“,gibt sich der Sprecher-Geschäftsführer selbst-bewusst und ergänzt:„Wir wachsen liebermoderat, dafür abernachhaltig und gehenbewusst mit der Verant-wortung um, die wir un-seren Mitarbeitern undderen Familien sowieunseren Kunden ge-genüber haben.“ l

47DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

Sprecher Automation liefert höchste Qualität für kritische Infrastruktur.Foto: iStock.com/kurmyshov

Das Schlagwort „Cybersecurity“ ist auch bei der Linzer Sprecher

Automation GmbH allgegenwärtig.Foto: Sprecher Automation

Erwin Raffeiner, seit 2002 Geschäftsführer des Traditionsbe-triebes, setzt auf Oberösterreich als Produktionsstandort.Foto: Sprecher Automation

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AT&S gehört weltweit zu den führendenHerstellern von Hightech-Leiterplatten, wieman sie für die Digitalisierung bei mobilen

Geräten, medizinischen Anwendungen, für auto-nomes Fahren oder in der Industrie benötigt. DieGruppe verfügt über Produktionsstandorte inEuropa und Asien und beschäftigt rund 10.000Mitarbeiter weltweit, wobei sich jedes der Werkevon AT&S auf ein dezidiertes Technologieportfoliofokussiert.

Spielwiese für ApplikationenGerade diese Form der Aufstellung macht den Ein-satz von Industrie 4.0 nicht nur sinnvoll, sondernauch spannend und herausfordernd. AT&S be-schäftigt sich schon seit einigen Jahren mit diver-sen Projekten im Bereich Industrie 4.0. Alle Indus-trie-4.0-Aktivitäten zielen darauf ab, Qualität, Fle-xibilität und Effizienz zu erhöhen. Zu einem setztAT&S Industrie 4.0 in den Werken für die Herstel-lung der Produkte ein, zum anderen bietet AT&S

48 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Ständig herausfinden, was relevant istVielfältiger Zugang zu den Themen von Industrie 4.0 bei AT&S.

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für Kunden Industrie-4.0-Technologien.In der Produktion werden durch die Verwendungder neuen Informations- und Kommunikations-technologien Maschinen mit Sensoren ausgestat-tet und diese miteinander vernetzt. Das ermöglichteine hocheffiziente und flexible Produktion unterSerienfertigungs-Bedingungen.„Wir wollen aus den Daten Informationen gewin-nen, um damit unsere Produkte und Prozesse zuverbessern. Zu Industrie 4.0 wird viel gesagt, aberdiese Übersetzung von Daten in Information ist es,was wir tun, und da wird sich noch viel entwickeln“,so Hannes Voraberger (Director R&D) über die we-sentlichen Zielsetzungen von Industrie 4.0 im Un-ternehmen, was im Zuge der Optimierungen letzt-lich nicht nur zu einer besseren Auslastung der Ma-schinen und zu einer höheren Qualität der kom-plexen Produkte führt, sondern auch Ressourcenwie Energie, Wasser und CO2 einspart. Im Sinneder Vision von „First choice for advanced applica-tions” geht AT&S diesen Weg hin zu einer techno-logischen Spielwiese für unterschiedlichste Appli-kationen mit großer Konsequenz.

Blick in die Zukunft Konkrete Beispiele für Industrie-4.0-Aktivitäten beiAT&S sind unter anderem: n Maintenance 4.0 (Mobiles Instandhaltungsma-

nagement & Video Remote Support),n Einsatz von Mobile Devices (vorwiegend im

Werk in Shanghai für Abarbeiten von Checklis-ten & Audits),

n fahrerloses Transportsystem im Werk in Le-oben,

n Auto Dosing: automatisches Dosieren der Che-mie in verschiedenen Prozessen,

n Aufbau eines geschlossenen Regelkreises.

Derzeit arbeiten kontinuierlich mehrere Teams anden Standorten von AT&S an unterschiedlichenProjekten, die mitunter auch Leuchtturmcharakterhaben. Technologische Treiber sind dabei natur-gemäß insbesondere jene Werke mit einem gro-ßen Output an standardisierten Produkten, zumalmit der Einführung von Industrie 4.0 auch hohe In-vestitionen, z.B. für die Sensoren und Software, ver-bunden sind und man auf Skalierungseffekte setzt.„Wir decken momentan nur einen Teil der Wert-schöpfungskette ab, aber wir prüfen gerade, wiewir über die Einzelkomponente hinauskommenund die Daten so zusammenführen, dass wir dasganze System vor Augen haben. Da versuchen wirgerade eine Forschungsinfrastruktur aufzubauen,sind aber noch ein schönes Stück weit davon ent-fernt“, blickt Voraberger in die Zukunft.

Mehrwert für den Kunden steht im FokusAuch Herwig Aigner, Projektmanager für Digitali-zation / 4.0, teilt diesen differenzierten Zugang zuIndustrie 4.0. „Wir machen das nicht, um bloß et-was zu machen und irgendwo einen tollen Roboteraufzustellen. Wir schauen, welchen Mehrwert wirfür unsere Kunden lukrieren können, die sichhöchste Qualität erwarten. Und wie wir unsere in-ternen Abläufe so optimieren können, dass wir fle-xibel auf neue Anforderungen reagieren können“,so Aigner, der in der Implementierung von Indus-trie 4.0 einen Prozess sieht, der zwar gewisse Ziel-setzungen verfolgt, aber so lange währen wird, bisder Einsatz neuer Technologien etwas Selbstver-ständliches geworden ist: „Wir haben es mit hoherKomplexität zu tun, während sich die Technologienrasch weiterentwickeln. Daher müssen wir ständigherausfinden, was für uns relevant ist“, erläutert Aigner, der in dieser Analyse auch einen ständigenLernprozess sieht.

Ein prominentes KulturthemaNeben dem rein technischen Nutzen wie der Aus-lastung, der Qualität und der Ressourceneinspa-rung spielt noch ein anderes wichtiges Thema beiAT&S in die Bemühungen rund um Industrie 4.0hinein: „Die Digitalisierung ist auch eine Frage derUnternehmenskultur. Wenn man Probleme damitlöst, dann ist das überall willkommen. Wenn manneue damit verursacht, dann werden Neuerungennicht gerne gesehen. Sobald die Mitarbeiter einenVorteil darin sehen, ist also auch die Akzeptanz fürIndustrie 4.0 hoch“, so Aigner, der in Industrie 4.0keinesfalls bloß ein Produktionsthema sieht, son-dern eines, welches das ganze Unternehmen be-trifft. Die heutige Arbeitswelt wird sich als Folge der zu-nehmenden Automatisierung und Digitalisierungweiter verändern – Arbeitsabläufe, Arbeitsstruktu-ren und Arbeitsgestaltung in Unternehmen wer-den sich ändern und neue Geschäftsmodelle ent-stehen. Es werden hohe Flexibilisierungserforder-nisse an alle Mitarbeiter gestellt. Das Jobprofil derZukunft wird anders sein als heute. Bei AT&S ist In-dustrie 4.0 daher auch ein Change-Management-Thema. „Würden wir nicht gemeinsam an den Pro-blemstellungen arbeiten und alle unsere Expertenmiteinbeziehen, wäre es schwierig, vernünftigeund akzeptierte Lösungen zu erarbeiten“, ist Aignerüberzeugt. Letztlich gilt es für AT&S, mit Automa-tisierungslösungen und Digitalisierung eine Orga-nisation, Administration und Produktion zu schaf-fen, die bereit für die Zukunft ist. l

Infos unter: www.ats.net

49DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

Qualität, Flexibilität und Effizienz werden mit Industrie 4.0bei AT&S erhöht. Foto: AT&S

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Mit der Marke Atomic untrennbar verbun-den sind der Skirennsport und Namenwie Marcel Hirscher, Benjamin Raich, Re-

nate Götschl, Michaela Kirchgasser, HermannMaier und viele mehr. H&H Systems (isproNG) undHaberkorn haben nun gemeinsam mit Atomic dasInstandhaltungs- und Ersatzteilmanagement opti-miert. Als einer der führenden Skisportartikelher-steller, hat es sich Amer Sports zum Ziel gesetzt,die bestmögliche Ausrüstung für alle Skifahrer zuentwickeln. Da sich der Skisport laufend verändertund weiterentwickelt, bedeutet das für Atomic einekontinuierliche Innovation und Optimierung derangebotenen Produkte.So wie der Skifahrer immer höhere Ansprüche andie Produkte von Atomic und Salomon stellt, sostellt auch der Konzern immer höhere Erwartungenan die Produktionseinrichtungen, was Flexibilitätund Verfügbarkeit anbelangt. Als einer der ersten Hersteller ermöglicht Atomicseinen Kunden, sich ihren Ski selbst zu designen.Dies stellt natürlich eine zusätzliche Herausforde-rung dar und bedingt eine Anpassung der Pro-zesse in der Produktion und der Instandhaltung.„Verbessere dich, immer weiter und weiter, gib

dich niemals mit dem Erreichten zufrieden“, lauteteiner der Leitsätze von Amer Sports.Dieser Anspruch an eine permanente Weiterent-wicklung und Optimierung der Prozesse rund umdie Produktion machte auch vor der Instandhal-tung nicht halt und so wurde 2013 damit begon-nen, die Instandhaltung und das Ersatzteilmana-gement zu optimieren. Zuerst wurde der Status quo evaluiert und die ver-schiedenen Strukturen und Prozesse in der In-standhaltung sowie im Ersatzteilmanagement ana-lysiert.

AusgangssituationAmer Sports setzte verschiedene Systeme für diePlanung und Dokumentation von Instandhaltungs-maßnahmen sowie für die Ersatzteilverwaltungund die Beschaffung ein. Der manuelle Aufwandbei der Erfassung von Störungen sowie der Ar-beitsvorbereitung war sehr hoch. Die fehlendeKommunikation zwischen Instandhaltungssoftwareund Ersatzteilmanagement erschwerte die opti-male Abstimmung zwischen den einzelnen Berei-chen.Auf Basis der Ergebnisse der Evaluierung wurdenZiele definiert und entsprechende Schritte einge-leitet.Zielsetzung:n Steigerung der Anlagenverfügbarkeitn Reduktion der Instandhaltungskosten, Erhö-

hung der Wirtschaftlichkeitn Reduktion der Lagerhaltungskostenn Automatisierung des C-Teile-Managementsn Definition von Mindestlagerständen und Auto-

matisierung der Beschaffungn Optimierung der Störungsabwicklungn Erhöhung des Planungsgrades n Einführung einer Einsatzplanung und der Ar-

beitsvorbereitung für die Instandhaltung

Durch die Anpassung von verschiedenen Prozes-sen und der Organisationsstruktur wurde sehrschnell erkannt, dass die bestehenden Software-lösungen den neuen Anforderungen nicht gerechtwerden konnten.

50 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Optimierung des Instandhaltungs- und Ersatzteilmanagements beim Branchenleader Atomic

Die Atomic Austria GmbH ist ein österreichischer Produzent von Skisport-

Artikeln und befindet sich seit 1994 im Besitz der finnischen Amer-

Sports-Gruppe.

Von Mag. Oliver Hofbauer / CEO H&H Systems Software GmbH

Fotos: isproNG

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Es wurde ein mehrstufiges Software-Auswahlver-fahren eingeleitet, worin Anforderungen an Funk-tionalität, Bedienerfreundlichkeit und Wirtschaft-lichkeit der Softwarelösung bewertet wurden. Danach der Umsetzung des Projektes in Altenmarktauch das Werk in Bulgarien mit der neuen Softwareausgestattet werden sollte, war auch die Mehr-sprachfähigkeit ein wesentliches Entscheidungs-kriterium. Das Auswahlverfahren ergab einen kla-ren Favoriten, die Software isproNG von H&H Systems.„Der Einsatz modernster Technologien wie NFCoder QR-Codes und die einfache Bedienung, spe-ziell bei den mobilen Lösungen, haben letztendlichden Ausschlag für die Entscheidung zugunstenvon isproNG gegeben“, erfahren wir von Projekt-leiter DI Gerald Eckert.

Schneller Go-liveIn lediglich sechs Monaten wurden sämtliche be-stehenden Daten der verschiedenen Vorgänger-systeme in isproNG importiert, die Mitarbeiter ein-geschult und das System in Betrieb genommen.Die sehr aufwendigen täglichen Inspektionsrun-den werden automatisch durch die NFC-Lösung

dokumentiert und etwaige Störungen werden nunüber die isproNG Meldeportale abgesetzt. Planungen zyklisch wiederkehrender Wartungenwerden in isproNG erstellt und mittels Plantafel imRahmen der Arbeitsvorbereitung den entspre-chenden Mitarbeitern zugeordnet. Ersatzteile wer-den in isproNG verwaltet und bereits in der In-standhaltungsplanung hinterlegt, so dass eine Re-duktion der Mindestbestände ermöglicht wurde.Lagerbestände werden automatisch korrigiert undBestellanforderungen werden just in time von isproNG abgesetzt.

Haberkorn und isproNG automatisieren dieErsatzteilbeschaffungUm weitere Optimierungen im Bereich der Be-schaffung von Ersatzteilen und C-Teilen zu errei-chen, wurde einer der führenden technischenHändler Europas, die Firma Haberkorn aus Wolfurt,ausgewählt. Haberkorn versorgt Industrie- undBauunternehmungen mit Arbeitsschutz, Schmier-stoffen und technischen Produkten wie Schläu-chen, Maschinenelementen und Hydraulik.

„Die kompetente Beratung, das umfangreiche Sor-timent sowie die Logistik Services und E-Business-Lösungen haben uns überzeugt“, erinnert sich DIGerald Eckert.Das C-Teile-Management wurde vollständig vonHaberkorn übernommen und spart Atomic seitherZeit und Kosten. Weitere Einsparpotentiale wurdenim Bereich der Beschaffung von A- und B-Teilen

identifiziert. Bisherwurden sämtlicheBestellungen beiHaberkorn im Web-shop erfasst undanschließend in dieErsatzteilverwal-tung eingegeben.Dieser manuelleDoppelaufwandwurde durch einebidirektionaleSchnittstelle zwi-schen isproNG unddem Haberkorn-Webshop elimi-niert. isproNG wirddurch den Haber-korn Webshop au-

tomatisch mit aktuellen Artikeldaten wie Preisen,Bildern und Verfügbarkeiten versorgt und gene-riert durch Bedarfsanforderungen der Instandhal-tung automatisch Bestellungen im Shop. „Die Mitarbeiter müssen lediglich die Bestellungautorisieren und den Wareneingang buchen, derRest läuft vollautomatisch ab“, erklärt SiegfriedPoldlehner, Vertriebsleiter von Haberkorn.Schon nach einem Jahr kann man merkliche Ein-sparungen im Bereich der Beschaffung und der In-standhaltung identifizieren. Automatisierungen imAuftragswesen und der Störungserfassung habenden manuellen Aufwand und die Fehleranfälligkeitnachhaltig reduziert und dadurch die Anlagenver-fügbarkeit gesteigert. Die hohe Akzeptanz der Mit-arbeiter und der geringe Aufwand bei der Erfas-sung der Stammdaten haben die Implementie-rung von isproNG sehr beschleunigt und nur we-nige Personalressourcen gebunden. l

Weitere Infos und Referenzen unter www.ispro-ng.com

51DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

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Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie AssistedReality, Software und neue Devices die Weltverändern: Bei der A1 Connected-Worker-

Anwendung arbeitet das Technikerteam bei Ab-nahmeverfahren auf Antennenmasten mit Live-Zu-schaltungen von Experten und wird durch eine in-tegrierte-Assisted-Reality-Softwarelösung unter-stützt. Konkret bedeutet das: Der A1 Abnahme-techniker agiert von seinem Office aus und ist miteinem regionalen Field-Techniker über AssistedReality verbunden.

Hände frei mit DatenbrilleDer Monteur trägt während seines Einsatzes aufdem Sendemast eine Smart-Glass-Datenbrille, wo-durch er sich „handsfree“ auf die Abnahme undKommunikation mit dem Kollegen konzentrierenkann. Mithilfe der Datenbrillen gestaltet sich derArbeitsprozess einfacher, die Sicherheit von Tech-nikern an schwer zugänglichen Orten wird erhöht.Über eine Dash-Board-Lösung arbeiten die Tech-niker das Abnahmeprotokoll Schritt für Schritt ge-

meinsam ab. Mängel können vor Ort verifiziert, mit-unter gleich behoben oder die Fehlerdokumenta-tion an die zuständigen Errichter übermittelt wer-den. Videos und Fotos werden mit der Brille auf-genommen und zu Dokumentationszwecken ar-chiviert.

Gute Ergebnisse „easy to use“Im Fall von A1 ist ein hochwertiges Abnahmever-fahren nun in bis zu einem Viertel der Zeit möglich. Bewährt hat sich der Umgang mit der Datenbrilleauch bei den Montagetechnikern: Das Arbeitenmit den Brillen hatten die Testteams durchschnitt-lich binnen drei Tagen erlernt. Die Hardware lie-ferte auch unter schwierigen Wetterbedingungenwie Wind und Regen gute Ergebnisse.Thomas Riedl, Managing Director Nagarro Austria:„Einsatzmöglichkeiten für solche Lösungen gibt esim Prinzip überall, wo Techniker, Field Services, Au-ßendienstmitarbeiter Informationen austauschenund die Datenbrille besser geeignet ist als andereDevices. Auf der Hand liegen die Vorteile von Con-nected Worker z.B. in Werkstätten, in der Service-Technik sowohl indoor als auch outdoor und na-türlich in Produktionsumgebungen.“

Innovation im Hybrid-Shoring-TeamBei Projekten wie diesen setzt der Digitalisierungs-und Softwareexperte Nagarro auf überschaubareInnovationsschritte und eine agile, praxisnahe Be-ratung und Implementierung. Das globale Hybrid-Shoring-Modell schafft ideale Voraussetzung: Na-garro verfügt über skalierbare Ressourcen onsiteund offshore. Aus einem Team von rund 5.000 Spe-zialisten weltweit werden die benötigten Fachleutezusammengestellt und mit den Kompetenzen vonNagarro Österreich und global beim Kunden zu-sammengeführt. Die benötigten Ressourcen kön-nen somit nach Bedarf erweitert oder reduziertwerden. Die Schwerpunkte von Nagarro liegen inder Beratung sowie Umsetzung agiler Software-Entwicklung, Qualitätssicherung durch Software-Testing, Cloud-Technologien und Transformations-projekten für Digitalisierung und Industrie-4.0-Lö-sungen. l

52 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Digitalisierte Arbeitswelten im Alltag angekommenSind IoT und die Digitalisierung noch Science-Fiction? „Lösungen wie

Connected Working gehören bereits zum Arbeitsalltag. Bald werden sie

so normal sein, wie Schutzhelme auf der Baustelle zu tragen“, ist Thomas

Riedl, Managing Director bei Nagarro Austria, überzeugt. Mit A1 reali-

sierte Nagarro ein Connected-Worker-Arbeitsszenario für den Einsatz im

Außenbereich.

Foto: Nagarro

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Thomas Riedl, ManagingDirector Nagarro Austria.Foto: Nagarro

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53DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

Noch im 20. Jahrhundert bis zu den Zeitender bemannten Raumfahrt herrschte eingrenzenloser Optimismus bezüglich des

menschlichen Fortschritts. Dieser wich dann einerkollektiven Resignation und mündete in einemBoom der Unterhaltungsindustrie. Dies geht ein-her mit der von Friedrich Nietzsche diagnostizier-ten Entfremdung des Menschen von seiner sinn-lich-leiblichen Natur. In diesem Zusammenhangbeklagt auch der Soziologe Richard Sennet denVerlust an handwerklichem Können. Für ihn sindHandwerker nicht nur Tischler oder Glasbläser,sondern auch Künstler, Köche, Ärzte oder Archi-tekten. Bei Letzteren illustriert er die Trennung zwi-schen Hand und Kopf, wenn dieser nur mehr amComputer Designs entwirft und nicht mehr eigen-händig zeichnet. Beispielhaft für diese Aufspaltungbzw. dieses Defizit ist gegenwärtig vielleicht auchdas ehrgeizige Projekt Ocean Cleanup des Nieder-länders Boyan Slat, das die Meere vom Plastikmüllbefreien soll. Der Prototyp hat zuletzt unter realenBedingungen leider versagt, obwohl alles bis insDetail am Computer simuliert wurde.

Warnung vor dem Hochmut„Wir sind heute weiter, als uns die biologische Evo-lution alleine erlauben würde, und sind nun in ei-ner besonderen Phase unserer Entwicklung ange-langt“, so Helga Nowotny kürzlich in einem Vortragam Institute of Science and Technology (IST) Aus-tria. Die Menschen haben die Erde so stark ge-prägt, dass man deswegen ein neues geologi-sches Zeitalter ausruft: das Anthropozän. „Aus mei-ner Sicht ist die größte Herausforderung nun, mitden unbeabsichtigten Folgen unseres Handelnszurechtzukommen“, so Nowotny: „Darin sind wir

nicht besonders gut, weil wir diese nicht vorausse-hen können und teilweise auch nicht wollen.“

Ein Blick auf die Evolution „von innen“Außerdem stünde die Menschheit, die die einzigeSpezies ist, welche „die Evolution von innen herbetrachten kann“ inmitten der Digitalisierung, dieihr Leben spürbar verändert hat und dies weiterhintun wird. Selbst die Experten seien sich uneins, wo-hin sie führen wird. Sowohl die Medien als auchdie Wissenschaftler würden hier rege spekulieren,doch was die Zukunft wirklich bringt, sei natürlichunbekannt: „Die einen projizieren: Alles wird wun-derbar und die vierte industrielle Revolution wirduns alle beglücken, andere warnen vor einemÜberwachungskapitalismus“, erklärte die Forsche-rin.Ihrer Meinung nach solle die Menschheit einengoldenen Mittelweg finden. „Wir müssen uns hü-ten, in Hybris, also Hochmut zu verfallen, und estäte uns gut, wenn wir uns bescheidener verhal-ten“, so die Wissenschaftsforscherin. Außerdemsollte man mehr Augenmerk darauf legen, die di-gitalisierten Algorithmen als nützliches Werkzeugzu nutzen und nicht ihr Diener zu werden.

Auch nüchterne Algorithmen haben MakelGenauso wie alles andere auf der Welt seien auchdie nüchternsten Algorithmen mit Fehlern behaftetund man müsse damit umgehen lernen. Dass siesich beim „maschinellen Lernen“ (machine learning)selbst weiterentwickeln und optimieren, sei gut undschön, aber um diese Prozesse besser zu verstehen,müsse man sich mehr mit den Ursachen und Wir-kungen beschäftigen, erklärte sie: „Das erfordertzum Beispiel eine ganz neue Mathematik.“ l

Der Mensch als Diener der Algorithmen?

Laut der Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny ist die Menschheit an

einem kritischen Punkt in ihrer Evolution angelangt.

Laut Helga Nowotnysollten wir die Zukunftmit weniger Hochmutgestalten. Foto: IST Austria/ science.apa.at

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Ob Penetration Tests, IT-Security-Aware-ness-Kampagnen, Informationssicher-heits- und Datenschutzmanagement-Lö-

sungen oder klassische Sicherheitskonzepte wieEndpoint-, Network- and Application Security &Protection: DELTA Netconsult bietet eine großeBandbreite an IT-Sicherheitslösungen an. Anti-Virenprogramme als Schutz vor Cyberangrif-fen waren noch nie effektiv und sind eher als Ba-sis-Schutz zu sehen. Hacker kennen viele Tricks, umdie Schutzmaßnahmen eines Antivirus-Programmsauszuhebeln. Die Experten der DELTA Netconsultnutzen ihr Wissen, um maßgeschneidert auf dasjeweilige Unternehmen passende Sicherheitslö-sungen zu entwickeln und so einen wirkungsvollenSchutz vor Bedrohungen zu schaffen.Ständig auf der Suche nach neuen, innovativen Lö-sungen erweitert DELTA Netconsult mit CyberTrapund deren „Deception System“ sein IT-Security-Portfolio um eine entscheidende Technologie, dieaus Sicht der IT-Security-Consultants der DELTA

Netconsult in den nächsten Jahren entscheidendzum Schutz von Unternehmen beitragen wird.In Zusammenarbeit mit CyberTrap wurde bei ei-nem „IT Brunch“ im November 2018 die DeceptionTechnologie vorgestellt und den Teilnehmern miteiner Live-Vorführung gezeigt, wie das Systemfunktioniert. Dieses nutzt das Wissen des Angrei-fers selbst, um einen schädigenden Angriff zu ver-hindern. In dem Moment, den der Angreifer nor-malerweise zum Eindringen in das System nutzt,wird er mit CyberTrap mithilfe von Ködern in eineFalle gelockt. Hier werden seine Aktivitäten mitge-schnitten und mithilfe von Forensik- Tools analy-siert.Holger Sontag von CyberTrap erklärt im Video desIT Brunch: „Wir merken jetzt einfach, dass es einenParadigmenwechsel braucht und dass wir andersdenken müssen. Das können wir nicht neu erfin-den, sondern wir lernen von denen, die es tagtäg-lich machen: nämlich von den Angreifern selbst.Mittels unserer Technologie werden Systeme auf-gestellt, die jeden Angriff finden, weil sie nicht aufetwas Bestimmtes getrimmt sind. So kann erkanntwerden, wie der Angreifer vorgeht, und auf dieserBasis die anderen Systeme stärken.“ l

54 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Wenn Sie Fragen zu Deception Technologie oder generell IT-Security haben, sprechen Sie DELTA Netconsult an. Michael Karlsteht Ihnen dafür gerne unter [email protected] zur Verfügung.

Besser geschützt durch mehrstufige Security-Modelle mit DELTA Netconsult

Schon seit geraumer Zeit werden immer mehr Fälle bekannt, in denen

Unternehmen aufgrund von Sicherheitslücken gehackt wurden. Sobald

Menschen digitale Technologie in irgendeiner Weise nutzen, gefährden

sie die Sicherheit ihrer Daten sowohl zu Hause als auch am Arbeitsplatz.

„Da wir bei unseren Security-Tests immer sehen, dass diegeprüfte Sicherheit nur eine Momentaufnahme der IT-In-frastruktur ist, haben wir uns eine weitere Anhebung desSicherheitsstandards überlegt. Mit CyberTrap kann manmehr als nur einen Snapshot analysieren und so auch mehrfür die IT-Sicherheit im Unternehmen tun“, sagt MichaelKarl, IT-Security-Spezialist der DELTA Netconsult. Foto: DELTA

Foto: shutterstock

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Das innovative Start-up Insider Navigationspannt mit seinen Augmented-Reality-An-wendungen Brücken zwischen der Realität

und digitaler Information.Während Virtual Reality (VR) den Usern eine völligdigitalisierte und interaktive Wahrnehmung mit ei-ner Rundumeinbettung durch technische Vorrich-tungen wie einer speziellen Brille vermittelt, gibtes bei Augmented Reality (AR) diesen hohen Gradder Immersion nicht. Bei Augmented Reality stehtneben der Interaktivität eher das Tracking im Vor-dergrund, wodurch sich sehr viele faszinierendeAnwendungen ergeben, da die reale Welt von ei-ner digitalen Ebene überlagert wird. Das erlaubtden Usern nicht nur eine bessere Orientierung,sondern vermittelt ihnen auch komplett neue Ein-blicke in die reale Welt – ohne dass dabei einSchwindelgefühl auftritt. Die Betrachter werdendurch die besondere Qualität der Wahrnehmungquasi eingeweiht in eine Welt, die einem ansons-ten verborgen bleibt, sie werden zu „Insidern“.Genau diese Erfahrung und diesen daraus resul-tierenden Mehrwert von Augmented Reality machtsich das Wiener Start-up Insider Navigation zu-nutze und konnte damit nicht nur internationale In-vestoren begeistern, sondern auch bereits welt-weit Kunden gewinnen und Projekte mit ihnen rea-lisieren. Mit den Tools dieses Unternehmens ist esmöglich, mittels Smartphone oder Tablet durch

große und kom-plexe Objektezu navigierenund dabei Infor-mationen – bei-spielsweise fürdas Facility-Ma-nagement – zuerhalten. Abgesehen vonEinrichtungen,wie etwa Flug-häfen oder beiMessen, sinddiese Anwen-dungen natür-lich auch für die Industrielogistik bzw. für Industrie4.0 enorm interessant, um beispielsweise Gabel-stapler, aber auch Roboter zu navigieren. „Der Vor-teil besteht nicht nur darin, dass ich die Anwen-dung sehr rasch und einfach im Gebäude umset-zen kann. Ist diese einmal implementiert, kann ichdamit auch verschiedene weitere Anwendungenverknüpfen“, so Clemens Kirner, der gemeinsammit Florian Reiterer das Unternehmen 2014 ge-gründet hat. Derzeit sind dort 19 Mitarbeiter be-schäftigt, wobei das Unternehmen Ausschau nachweiteren Talenten der Visualisierung für neue undspannende Endkundenprojekte hält. l

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Ihre Fertigung und

schaffen Sie die Basis

Produktion!

SoftwaregestützteFertigungsoptimierung

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Räume werden interaktiv

Die von der Hardware un-abhängige AR zur Indoor-Navigation erlaubt die prä-zise 3D-Positionierung, in-tuitive Navigation sowieden Einsatz von auf derÖrtlichkeit basierendemAR-Content.Foto: Insider Navigation

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In der Region Gerlitzen/Ossiacher See setzt dieKelag ein Glasfaser-Clusterprojekt um. EineReihe von Unternehmen haben sich für den

Anschluss an das Glasfaser-Netz von Kelag-Con-nect entschieden und können für ihre digitaleKommunikation nahezu unbegrenzte Bandbreitennutzen.Kelag-Connect verwirklicht das Glasfaser-Cluster-projekt Gerlitzen/Ossiacher See gemeinsam mitder Gerlitzen-Kanzelbahn-Touristik. „Dieser Partnerhat unserem Tochterunternehmen KNG-Kärnten

Netz GmbH gestattet, Trassen für Bauarbei-ten zu benutzen“, sagt Kelag-Vorstand Man-fred Freitag. „Ohne diese Erlaubnis wäre esnicht möglich gewesen, die Gerlitzen sorasch mit Glasfaser zu erschließen.“

Feuerberg: Störungsfreies Gäste-WLANDas Mountain Resort Feuerberg ist seitWeihnachten 2018 an das Glasfaser-Netzder Kelag angeschlossen. Eigentümer undGeschäftsführer Erwin Berger: „Über unse-ren Glasfaser-Anschluss können wir nunstörungsfrei arbeiten. Heute bringt jederGast mindestens ein digitales Gerät mit,das er im Urlaub verwenden will, deswe-

gen müssen wir in unserem Gäste-WLAN großeBandbreiten anbieten. Mit Glasfaser-Internet vonKelag-Connect ist das möglich.“Unter dem Namen Kelag-Connect bietet die KelagGeschäftskunden die Anbindung an das Glasfaser-Netz an. Kelag-Connect bietet zu 100 Prozent mitGlasfaser-Technologie für modernste und ultra-schnelle Verbindungen. Kelag-Connect arbeitet anverschiedenen Projekten in Kärnten und hat schonheute Kunden von Dellach im Drautal bis Preitenegg. l

56 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Kelag: Glasfaser-Clusterprojekt Gerlitzen/Ossiacher SeeV.l.n.r.: Georg Overs (Ge-schäftsführer Tourismusre-gion Villach), Dipl.-Ing.Manfred Freitag (VorstandKelag), Erwin Berger (Ber-geralm Gerlitzen), HansHopfgartner (Geschäfts-führer Gerlitzen), Dr. GabySchaunig (LH-Stv. Kärnten),Peter Schark (Geschäfts-führer BreitbandinitiativeKärnten GmbH), Dipl.-Ing.Hermann Dorn (Geschäfts-führer trecolore architectsof integrated solutions),Maria Zernatto (LeiterinAlmresort Gerlitzen Kan-zelhöhe).Foto: Kelag Bildarchiv

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Neue Standards im digitalen Marketing –und SalzburgLand Tourismus leistet dabeiPionierarbeit.

Eine innovative Technologie bereitet Inhalte fürMaschinen lesbar auf: Der touristische KnowledgeGraph versorgt die Gäste mit jenen Informationen,die für sie im Moment relevant sind – sei es amHandy, Computer, Auto, auf der Uhr oder einemanderen smarten Endgerät. Die SalzburgerLandTourismus hat mit diesem „Knowledge Graph” denNagel der Zeit getroffen und ein innovatives Pro-jekt als zeitgemäße Informationsquelle erarbeitet.Die mühsame Suche nach Antworten im Internetgehört nun der Vergangenheit an. Mit dem„Knowledge Graph“ lassen sich touristisch rele-

vante Informationen in die Sprache der Maschinenbesser übersetzen. Dienste wie Google, Alexaoder Siri können so Fragen rund um den Urlaubim SalzburgerLand innerhalb von Millisekundenbeantworten – ohne dass die Gäste dafür auch nureine einzige Webseite besuchen müssen. Denn fürdie heutige Generation an Gästen zählt dasSmartphone auch im Urlaub zu den ständigen Be-gleitern und ist eine der wichtigsten Informations-quellen. So beteiligen sich zahlreiche Salzburger Regionenund Sehenswürdigkeiten daran, das Netz an ma-schinenlesbaren Informationen immer enger zuknüpfen. Damit sind sie ihren Mitbewerbern in Sa-chen Digitalisierung einen Schritt voraus. Um den„Knowledge Graph“ weiteren Partnern zugänglichzu machen, hat das Team der SLTG großen Wertauf einfache Bedienbarkeit gelegt. Das Hinzufügenvon Begriffen funktioniert mit wenigen Mausklicks.Die SLTG arbeitet dabei eng mit wichtigen Innova-tionsmotoren wie Google zusammen. Der„Knowledge Graph” bietet daher ein Fundamentfür künftige Innovationen, bei dem die zuneh-mende Bedeutung der Sprachsteuerung eine we-sentliche Rolle einnimmt. l

Infos unter: www.salzburgerland.com

Das Land Salzburg als touristische „Graphschaft“

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Foto: SalzburgLand

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Der Mangel an Fachkräften generell und IT-Spezialisten im Besonderen ist bereitsmehr als kritisch, diejenigen, die bereits

qualifiziert sind, wissen um ihren Wert – die Gehäl-ter schießen in die Höhe. Das erforderliche Know-how für IT ist besonders teuer. Dabei ist gerade siees, die auf Dauer den Unternehmenswert steigert.Tritt das Szenario des Blackouts ein, greift ein Ha-cker auf sensible Daten zu, verursachen Mitarbeiteraus Unwissenheit Schäden, geht dies auf Kostendes Images der Vorstände und der Firmen – vonProduktionsausfällen ganz abgesehen.„IT und IT-Sicherheit sind in heutigen Zeiten einwichtiger Wettbewerbsfaktor“, sagt Jürgen Kolb,Managing-Partner bei Antares NetlogiX aus Am -stetten. „Dabei geht es gar nicht immer um die Lu-xusthemen wie Compliance, Erfüllung behördli-cher Richtlinien oder Datenschutz. Wir sehen beiNeukunden oder Interessenten, dass bereits dieIT-Infrastruktur im Argen liegt. Schlechte WLAN-Verfügbarkeiten, nachlässiges Patchen, alte Hard-und Software, die längst unsicher betrieben wer-den, gibt es immer noch. Zehn Jahre nach der Fi-nanzkrise stehen aber nun massive Investitionenan, um die Digitalisierung auch sicher über die Lei-tungen, Netze und Clouds zu transportieren.“Doch was tun Manager, wenn das bereits erwähnteKnow-how intern nicht greif-bar ist? Sie lassen IT externund kostentransparent ma-nagen! Managed Servicesdecken die erforderlichenThemenfelder ab. So sindvon der Infrastruktur über dieSecurity bis zu Complianceund Business Continuitysämtliche Möglichkeiten ge-geben. Extern, beispiels-weise bei Antares NetlogiX,sitzen dann für jedes dieserGebiete dezitierte Profis be-reit, die von der Einrichtungüber das Monitoring bis zum

Eingriff im Notfall alle Aufgaben übernehmen –bestenfalls. Denn auch in der Welt der IT-Dienst-leister sind noch längst nicht alle in der Zeit derschnellen und sicheren Antworten auf dringlicheAnforderungen angekommen. „Wichtig ist, dass Unternehmen bei der Auswahl ih-res Partners sehr aufmerksam sind“, empfiehlt Kolb,dessen leitende Mitarbeiter immer öfter die Rolledes Trusted Advisors übernehmen. Erfahrung undReferenzkunden sind hier sicher der erste Meilen-stein. Aber: „Es ist immer sinnvoll, wenn man sowohleinen technischen als auch einen strategischen Be-rater zur Seite gestellt bekommt, damit das unter-nehmerische Denken und Handeln nicht in Verges-senheit gerät.“ Zudem sollten Dienstleister laut Mei-nung Kolbs auch immer ein gutes Projektmanage-ment vorweisen können. „Bei uns gehört das zumStandard.“ Ebenso wie das eigene Security Opera-tions Center (SOC), in dem sich zwölf Mitarbeiterum den Betrieb von Netzwerkumgebungen, WLAN-Management, klassisches Monitoring großer Um-gebungen und die Automatisierung unzähliger Vor-gänge und Prozesse beim Kunden kümmern.Es ist also nicht zu spät, etwas für den erfolgreichenFortbestand des eigenen Unternehmens zu tun. Nuranfangen muss man. Denn besser präventiv heuteals nach dem Schaden morgen. l

57DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

Manager, managt! IT-Security gehört in sichere Hände

Das Allianz Risk Barometer 2019 offenbart: Kaum etwas schreckt die

Manager in den Chefetagen so sehr wie Betriebsunterbrechungen und

Cyberrisiken. Diese Sorge ist begründet, stand zum Beispiel erst Anfang

des Jahres ganz Europa vor einem Blackout, weil die Stromnetzfrequenz

dramatisch in den Keller fiel. Dabei sprechen wir von Infrastruktur-

Problemen ohne jede böse oder kriminelle Absicht. Viele Gründe

sprechen für rasches Handeln.

Jürgen Kolb, Managing-Partner bei Antares NetlogiXFoto: Antares NetlogiX

Grafik: Antares NetlogiX Werbung

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Das „Zukunftsprojekt“ zur umfassenden Di-gitalisierung der industriellen Produktionwirft auch kritische Fragen auf. Ausgehend

von der Annahme, dass der Trend zur Individuali-sierung und eine schnell wechselnde Nachfragedie Unternehmen zur Flexibilisierung ihrer Produk-tion zwingen, soll Industrie 4.0 mit ihrer durchgän-gigen Nutzung digitaler Technologien alle Voraus-setzungen für diese Flexibilisierung schaffen. Zuerwarten ist naturgemäß, dass sich in sämtlichenBereichen der Unternehmen nun ganz neue Fra-gen ergeben und die Geschäftsmodelle neu über-dacht werden müssen.

Inspiration für Trump?Genau darin besteht aber auch ein Problem vonIndustrie 4.0 und im Wesentlichen auch der Unter-schied zur Herangehensweise in den USA. Abge-sehen davon, dass wir Europäer gerne DonaldTrumps Absicht belächeln, dass er Arbeitsplätzeder Industrie wieder in die USA zurückbringenmöchte, aber mit Industrie 4.0 seit Jahren inEuropa auch kaum etwas anderes beabsichtigtwird, geht die Digitalisierung in den USA ohnehinganz andere Wege: Hier steht am Beginn nicht derEinsatz neuer Technologien in bestehenden Pro-zesse der Produktion im Vordergrund, sondern dieAuseinandersetzung mit den Märkten bzw. mit

Zielgruppen, die zu neuen Märkten organisiert undin neue Geschäftsmodelle gegossen werden. DieIntention besteht also nicht darin, die Möglichkei-ten der Digitalisierung in einem technischen Um-feld daraufhin abzuklopfen, ob und wie Prozessenun effizienter gestaltet werden können, sonderndarauf zu achten, wie gesellschaftliche Prozessefunktionieren und wie man Alternativen dazu an-bieten kann, die mithilfe digitaler Technologien zueiner Art Biotop führen, worin eventuell auchgleich mehrere neue Geschäftsmodelle etabliertwerden können.

Katzensprung zu B2BNun könnte man meinen, dass einfach zwei unter-schiedliche Ansätze im Einsatz digitaler Technolo-gien existieren und es bei uns ja auch im B2C-Be-reich innovative Start-ups gibt. Die gibt es, aller-dings ist im internationalen Vergleich beispiels-weise der Förderaufwand für innovative Start-upsin Österreich in Relation zum Output genau ge-nommen beschämend. Abgesehen von ein paarAusnahmen hinsichtlich wirklich außergewöhnli-cher Innovationen stellt sich für einen Außenste-henden eher das Bild dar, als ginge es im B2C-Be-reich hauptsächlich darum, den Menschen mittelsInternet möglichst viel zu Essen und diversen Haus-rat nach Hause zu liefern.

58 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Der 3D-Druck steht nicht nur für die Flexibilisierung der industriellen Produktion, sondern auch für den Übergang so mancher Verfahren in die Hände vonEndverbrauchern. Foto: Technisches Museum Wien

Eine Revolution auf RatenWie lange müssen wir Industrie 4.0 noch abstottern?

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Noch verhängnisvoller ist jedoch die Tatsache,dass sich die digitalen Geschäftsmodelle der gro-ßen US-Konzerne aus dem B2C-Bereich auch rela-tiv leicht an die B2B-Welt koppeln lassen. Denn dieintelligenten Biotope erlauben auch den Sprungin die Business-Welt, wie es Amazon Business be-reits gezeigt hat. Angesichts der Marktmacht undder gewaltigen Datenmengen, die solche Unter-nehmen laufend sammeln, wird dies für europäi-sche KMU wohl zu einer großen Herausforderungwerden. Anwendungen wie das autonome Fahrenoder Smart Home sind leider ganz offensichtlichin den Biotopen der US-Konzerne besser aufge-hoben als bei einem kleinen Nischenanbieter ausEuropa. Andererseits demonstrieren Technologienwie der 3D-Druck, dass zunehmend Prozesse ausder Sphäre der Industrie ohnehin in den Bereichder Konsumentenanwendung wandern könnten.

Ein Mythos? Ein Selbstzweck?Die Ursache für diese Fahrt in eine mögliche Sack-gasse mag wohl auch in den Anstrengungen ge-wisser Interessenvertretungen liegen, die es mit ih-rer Klientel zwar gut meinen, aber ihnen letztlichnichts Gutes tun, sondern in letzter Konsequenzgenau genommen wirtschaftsfeindlich agieren. Siehaben ebenfalls ein Biotop etabliert. Allerdings ei-nes, das die Digitalisierung zu einem vorwiegendtechnischen Vorhaben erhebt, welches sich weni-ger an neue Geschäftsmodelle als an einen aufge-blähten Förderzirkus koppeln lässt. Industrie 4.0bzw. die Beschäftigung mit der Nutzung digitalerTechnologien in der Produktion und Logistik ist si-cherlich etwas Sinnvolles. Derzeit nimmt die Digi-talisierung jedoch immer mehr Züge eines Selbst-zweckes an, der nicht primär den Menschen dientund so keine neuen Märkte hervorbringt. Währendwir davon hören, dass sämtliche Dinge digital er-fasst und gesteuert werden können und beispiels-weise Lkws schon bald ohne Fahrer unterwegs seinwerden, ist es heute allerdings noch nicht einmalmöglich, einen Lkw mit einem funktionierendenAbbiegeassistenten auszustatten. Wie weit gedie-hen und wettbewerbsfähig sind diese Technolo-gien also wirklich? l

59DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

GASTKOMMENTAR: „Digitalisierung“ war in den 1970ern

Wir brauchen endlich Konzepte für die Zukunft.Von Bernhard Seyringer

Foresight als Gegenentwurf zum eher simplen Technologie-Forecastingfehlt praktisch gänzlich. Der Preis dafür ist in allen Wirtschaftsbereichenhoch: Ein wenig zielführendes Irrlichtern zwischen inhaltsleeren Konzep-ten unter einem Leitbegriff, der prickelnd modern war, als Roger MooreJames Bond verkörperte und erstmals eine „Digitaluhr“ wählte.Betrachtet man die Konzepte der „Digitalen Produktion“ näher, reibtman sich verwundert die Augen: Europa soll nach all den Jahren der„Wissensökonomie“ wieder Produktionsstandort werden? Ist das eine„Revolution“, wenn z.B. die deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft fürProduktionstechnik den Horizont für die „vollständige Digitalisierungder Produktion“ mit 2050 ansetzt?

Beruf vs. Aufgabe„Industrie 4.0“ und ähnliche Konzepte sollen die Wettbewerbsfähigkeitder Produktion sichern. Betrachtet man diese „Zukunftskonzepte“ näher,stellt man fest, dass sie auf dem Innovationsbegriff der 1970er-Jahre(Science Push), kombiniert mit den – nun unmerklich erweiterten – Prä-missen der 1980er-Jahre (CIM, Halle 54) und basierend auf der Techno-logie der 1990er-Jahre, angedacht sind. Es gibt keine horizontaleMarktsicht, sondern nur eine vertikale Technologiesicht, das kann bei al-ler Technikbegeisterung nicht die Zukunft sein. Mit einiger Verwunde-rung wendet man sich in Folge dem zentralen Feld der öffentlichen Aus-einandersetzung zu: dem Thema „Arbeitsmarkt“. Schließlich hatte dasModell, das den höchsten Nachrichtenwert gerierte, immerhin von ei-nem automatisierungsbedingten Wegfall von 47 Prozent amerikani-scher Jobs bis 2030, verfasst vom Autorenduo Carl Benedikt Frey undMartin Osborne, gesprochen. Das Modell ist allerdings methodischfragwürdig, da es auf Berufsbildern („Occupations“) und nicht Aufgaben(„Tasks“) aufbaut. Das erklärt auch haushohe Prognoseunterschiede: In-stitute, die auf dem Frey-Osborne-Modell aufbauen, sehen für Öster-reich einen Anteil von mehr als 50 Prozent an „automatisierungsgefähr-deten“ Arbeitsplätzen, wohingegen die OECD mit ihrem „Task“-orien-tierten Modell für Österreich zwölf Prozent errechnet hat. Der Alarmis-mus in den Medien kam also auf Basis einer methodisch-diskussions-würdigen Analyse zustande.Es scheint, als würde mit einer Mischung aus Zukunftsgrusel und hal-bernsten Diskussionen von wichtigen Zielsetzungen abgelenkt: Wirbrauchen marktschaffende Innovationen! Dringend! Neue Märkte mitneuen Spielregeln, tatsächlich neuen Wertschöpfungsketten, Dienstleis-tungsangeboten und Kapitalisierungsmöglichkeiten. Die Idee, die Zu-kunft läge in hochsubventionierter anwendungsnaher Forschung, dieProdukte entwickelt, die dann in den Markt gedrückt werden, ist mehrals fragwürdig.Wir brauchen die Innovationskraft aus der Kooperation von Design,Technologie und sozialwissenschaftlichem Wissen. Genau da liegt dasProblem: eine Überbetonung des Faktors „Technologie“ bei gleichzeiti-ger Eliminierung der notwendigen Interdisziplinarität. Das Nachfolge-programm von Horizon 2020, Horizon Europe, wird das sogar noch ver-schärfen. Bei allem Verständnis für staatlich finanzierte Transformations-abfederungen für die Industrie: Es wird Zeit, marktwirtschaftlich an dieZukunft zu denken.Bernhard Seyringer hat berufliche Vergangenheit im Bereich „StrategicForesight“ in Institutionen der EU und leitet aktuell den Thinktank MRVResearch in Wien.

Dr. Bernhard Seyringer glaubt nicht so recht an die 4. In-dustrielle Revolution. Foto: Seyringer

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In den digitalen Zukunftsfeldern der Industrieist der schnelle Aufbau neuer IT‑Kompetenzenein kritischer Wettbewerbsfaktor. Die Themen

künstliche Intelligenz und Big Data spielen hier bei-spielsweise eine zentrale Rolle. E-Learning, aberauch Blended Learning, also die Verbindung vonPräsenzveranstaltungen und digitalen Angeboten,bekommen dabei eine immer größere Bedeutung,wenn es darum geht, dass die Auszubildenden Ge-lerntes zeit‑ und ortsunabhängig vertiefen können.

Nanodegrees als BildungsalternativeDer klassische Weg zur Universität, um dort einigeSemester bzw. Jahre für einen Abschluss zu ver-bringen, wird einerseits durch den raschen Wandelder Technologien und andererseits natürlich auchdurch den derzeit enormen Bedarf an IT-Fachkräf-ten seitens der Unternehmen zunehmend infrage

60 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

Digitale Lernmethoden im Vormarsch

Bildung wird flexibler und kann hinsichtlich der Bedürfnisse der

Auszubildenden besser dosiert werden.

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Schlaupfau vereint Spielen, Lernen,Hören, (Vor-)Lesen und Fernsehenin einer App. V.l.n.r.: Rudolf Schrefl(CCO Hutchison Drei Austria), AnnaGawin (Gründerin DaVinciLab),Christian Haspl (Teamleiter DigitalLife Hutchison Drei Österreich) beider Präsentation. Foto: APA-Fotoservice/Jacqueline Godan

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gestellt – insbesondere dann, wenn es um eine be-rufsbegleitende Ausbildung geht. Große Kon-zerne, wie beispielsweise Audi, setzt daher schonvor zwei Jahren auf das Modell der Nanodegrees,bei denen sämtliche Angebote individuell auf dieBedürfnisse der jeweiligen Mitarbeiter zugeschnit-ten werden. Neben internen Trainings integrierteAudi dabei auch die Expertise externer Partner. Sokombinierte der Autohersteller etwa das digitaleLernen auf der Online‑Plattform Udacity aus demSilicon Valley mit selbst entwickelten Präsenzfor-maten. Tutoren aus den jeweiligen Audi‑Fachbe-reichen unterstützten die Teilnehmer bei Fragen,betreuten die Lernprojekte und stellen den engenfachlichen Bezug zur Praxis bei Audi sicher. DieWeiterbildung fand berufsbegleitend statt, zehnStunden pro Woche waren die „Audi‑Studenten“dafür vom Unternehmen freigestellt.Eine gemeinsame Weiterbildungsinitiative vonGoogle, Bertelsmann und Udacity zur Ausbildungvon IT-Talenten ist im gleichen Jahr auch von derEuropäischen Kommission prämiert worden. Diedrei Unternehmen hatten die Initiative 2016 ge-startet. Im Rahmen des Projekts finanzierten Goo-gle und Bertelsmann den Stipendiaten verschie-dene Kurse der digitalen Lern- und Weiterbil-dungsplattform Udacity. Das Angebot zielt daraufab, interessierten Talenten notwendige IT-Kompe-tenzen für den Arbeitsmarkt mitzugeben und sieso für die digitale Zukunft in Europa vorzubereiten.Während ein Fokus der Google-Stipendien in denBereichen Android- und Web-Entwicklung liegt, istfür Bertelsmann das Feld Datenanalyse einSchwerpunkt.

In Bildung wird weiter investiertEine Studie der imh GmbH zeigt, dass trotz einerleichten Konjunktureintrübung für die österrei-chischen Unternehmen auch heuer Investitionen indie berufliche Weiterbildung ein großes Themasind und die Bildungsbudgets wieder steigen. DerWEBI, ein Index, der den Stellenwert von berufli-cher Weiterbildung in Unternehmen misst, erreichtdaher mit 56,0 (von 120 möglichen Punkten) denzweithöchsten Wert seit Bestehen. Und: Insbeson-dere die Kombination von klassischen und digita-len Weiterbildungsformaten wird in der Weiterbil-dung zum Standard. Die Befragten sehen für dienächsten fünf Jahre den Trend zu E-Learning und„Blended Learning“. Letztes Jahr war es umgekehrt:Trotz besserer wirtschaftlicher Aussichten stagnier-ten die Investitionen in Weiterbildung. 64,3 Prozenterwarten sich heuer ein gleichbleibendes Bildungs-budget, im Gegensatz zu 62,3 Prozent im letztenJahr. Aber immerhin rechnen 14,6 Prozent 2019 mitmehr Geld für ihre Weiterbildung; 2018 waren esvergleichsweise geringe 10,9 Prozent. Insgesamtplant fast jede Dritte der befragten Personen (31,6Prozent) zwei Weiterbildungen pro Jahr, und mehrals jede Vierte (26,5 Prozent) sogar mehr als drei.Interessant ist das Hierarchiegefälle: Die Geschäfts-führung und der Vorstand „gönnen“ sich tenden-ziell deutlich mehr Ausbildungstage: 35,9 Prozentplanen drei oder mehr Tage. Im Vergleich dazu dür-fen nur 21,5 Prozent der Mitarbeiter entsprechendviel Zeit und Geld für drei oder mehr Weiterbil-dungstage aufwenden.

Nur sechs Prozent glauben an rein digitale AusbildungIn fünf Jahren werden wir uns „klassisch und on-line“ (kombiniert) weiterbilden: Das sagen 83 Pro-zent der Befragten. An die rein „klassische“ Wei-terbildung ohne digitale Unterstützung glaubtnicht einmal mehr jeder Zehnte. Nur acht Prozentder Befragten denken, dass sie sich auch in fünfJahren noch gänzlich analog und „rein klassisch“weiterbilden werden. Gleichzeitig ist eine rein di-gitale Ausbildung offenbar auch kaum vorstellbar:Nur sechs Prozent denken, dass alle anderen For-men dann obsolet und die Weiterbildung rein di-gital sein wird. l

61DER REPORT 2019 DIGITALE WELT

Früh übt sich, was ein Schlaupfau werden willDer Mobilfunkanbieter Drei bringt mit Schlaupfau die erste eigeneApp für Kinder von drei bis sieben Jahren auf den Markt.

Diese ist speziell für Tablets konzipiert und soll die ersten Gehversuchemit digitalen Medien optimal unterstützen. „Schlaupfau ist die Lösungfür alle Eltern, die ihren Kindern eine pädagogisch wertvolle und alters-gerechte Beschäftigung bieten wollen. Sämtliche Inhalte sind für die je-weilige Altersstufe einstellbar und werden so optimal auf das Kind ab-gestimmt. Für Unterhaltungsspiele und Videos kann zusätzlich ein zeitli-ches Kontingent pro Tag festgelegt werden. Außerdem ist die App freivon jeglichen Werbeformen“, so Christian Haspl, Teamleiter von „DigitalLife“ bei Drei.Drei hat für die Entwicklung von Schlaupfau ein eigenes Entwicklerteamaufgebaut, das die App zu 100 Prozent in Österreich entwickelt hat unddamit rasch auf Kundenwünsche eingehen kann. Das Team wird durchPädagogen verstärkt und von Experten des DaVinciLabs im Bereich „Di-gitale Grundbildung von Kindern“ beraten. Schlaupfau wird daher be-wusst nur für Tablets mit einer Bildschirmgröße von mindestens siebenZoll angeboten. Denn die Nutzung von Smartphones ist erst ab einemAlter von zehn Jahren zu empfehlen. Das Tablet wird so zum digitalenBilderbuch und bietet Kindern ein besseres, für das Auge angenehme-res Erlebnis.Neben diversen Lernspielen wie Rechnen und Memory bietet die Appauch eine Reihe an Unterhaltungsspielen. Alle Spiele werden der ausge-wählten Altersgruppe entsprechend zugeordnet. Als Kinderradiosenderwurde „Radino“ in die App integriert.

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Die digitale Revolution hat keinen Stein aufdem anderen gelassen und unser Lebenvon Grund auf verändert“, so Gerfried Sto-

cker, künstlerischer Leiter der Ars Electronica. „Undobwohl es eigenartig ist, das nach 40 Jahren zu sa-gen, aber das war erst der Anfang.“ Denn die Di-gitalisierung hat zwar alle unsere Lebensbereicheerfasst, bislang aber vor allem bestehende Abläufeunserer industrialisierten Welt vereinfacht und be-schleunigt. „Was jetzt kommt, ist etwas völlig an-deres“, blickt Gerfried Stocker voraus. „Wir stehenan der Schwelle zu einer Zeit, in der das Denkenund Entscheiden digitalisiert wird. Durch den Ein-satz von künstlicher Intelligenz wird das Digitaleerstmals wirklich selbstständig.“ Es wird also nichtruhiger werden im Schnittfeld von Kunst, Techno-logie und Gesellschaft.

Eine Reihe von Neuerungen„Mit einer neuen großen Dauerausstellung im ArsElectronica Center, einer neuen Prix-Kategorie, ei-nem neuen europaweiten Residency-Programmund einem neuen europäischen Festival werdenwir uns ab sofort intensiv mit KI befassen“, so Ger-fried Stocker: „Dazu kommt, dass wir den Prix ArsElectronica im Bereich ,u19 – CREATE YOUR

WORLD’ künftig in zwei Katego-rien für unterschiedliche Alters-gruppen ausschreiben, ge-meinsam mit renommiertenPersönlichkeiten aus Kunst undWissenschaft Research Institu-tes zu konkreten Zukunftsfragenaufbauen, unsere ganzjährigePräsenz in Japan auf einenneuen Level heben und neuelangfristige Initiativen in Austra-lien und im Silicon Valley in denUSA starten.“Vier Millionen Euro werden die-ses Jahr in das Museum der Zu-kunft investiert – 2,5 MillionenEuro davon kommen von derStadt Linz, 1,5 Millionen Eurosteuert Ars Electronica selbstbei. „In der ersten Jahreshälftebauen wir eine komplett neueDauerausstellung, die den Fo-kus auf künstliche Intelligenzlegt“, so Gerfried Stocker. „An-gesichts der Tragweite und derKomplexität dieser Technologie

ist es der Bildungsauftrag von Ars Electronica, je-der und jedem eine grundsätzliche Vorstellung da-von zu vermitteln, was KI ist und wie sie funktio-niert.“ Die gesamte Schau wird als Gegenüberstel-lung von menschlicher und maschineller Intelli-genz konzipiert sein. Interaktive Stationen fragendanach, wie wir Menschen und wie Maschinen ler-nen, denken und entscheiden und nicht zuletzt,wie wir Menschen fühlen? Eingebettet werdendiese Szenarien in eine „GeoSphäre“, die sich demAnthropozän widmet. Im Mittelpunkt steht dabeidie Welt, die wir Menschen verändern und gestal-ten.Parallel zur Dauerausstellung im dritten Unterge-schoß wird auch das erste Untergeschoß des ArsElectronica Centers neugestaltet. Hier und damitgenau an der Schnittstelle zwischen der neuenDauerausstellung, dem darüber befindlichenDeep Space und den Wechselausstellungen wer-den komplett neu konzipierte Labs eingerichtet.„Diese Labs werden nicht länger nur ein Raum,sondern eine neue Form der Vermittlung sein, dieunseren Besuchern tolle Möglichkeiten bieten wer-den, sich Themen aktiv und gemeinsam zu erar-beiten und dabei ihre eigenen Ideen und Vorstel-lungen einzubringen“, so Gerfried Stocker. l

62 DIGITALE WELT DER REPORT 2019

40 Jahre Ars Electronica in Linz1979 begann in Linz das allererste, kleine, aber wegweisende „Festival

für Kunst, Technologie und Gesellschaft“. Vier Jahrzehnte später ist Ars

Electronica eine der weltweit größten und wichtigsten Plattformen für

Medienkunst, Zukunftsideen und Innovation.

Installation Swarm Arena,ein gemeinsames Projektdes japanischen Telekom-munikationsunternehmensNTT und des Ars Electro-nica Future Lab. Foto: Tom Mesic

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