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SYNAPSE Magazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz Neue PIA in Parsberg Superlativ Botulinum- Toxin Das lernende Gehirn: Jugendliche Mai 2017 Ausgabe Nr. 2 Schatten im Herbst des Lebens – Depressionen bei älteren Menschen

SYNAPSE - medbo

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Page 1: SYNAPSE - medbo

SYNAPSEMagazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz

Neue PIA in Parsberg

Superlativ Botulinum- Toxin

Das lernende Gehirn: Jugendliche

Mai 2017Ausgabe Nr. 2

Schatten im Herbst des Lebens –

Depressionen bei älteren Menschen

Page 2: SYNAPSE - medbo

3Editorial | SYNAPSE 2 • 2017

Erfüllt älter werden

unserer Klinik auch in sein privates Leben zuhause zu übertragen und zu erhalten? Wir versuchen, beim Patienten den Blick für das Leben zu weiten, auf das, was es bieten kann und künftig noch bieten könnte, egal wie viel Zeit noch bleiben mag.

Im Schwerpunktthema dieser SYNAPSE-Ausgabe zeigen wir, dass Depressionen bei älteren Menschen nicht einfach hingenommen werden müssen. Ganz im Gegenteil.

Ihr

Dr. Dr. Helmut Hausner Vorstand der medbo

Die medbo hat neben dem medizini-schen Versorgungsauftrag auch eine wichtige Mission: sie will einen we-sentlichen Beitrag zur Entstigmatisie-rung von psychischen und neurologi-schen Krankheiten leisten. Informati-on und Aufklärung sind dazu wichtige Instrumente – unsere regelmäßigen SYNAPSE Leser werden das bestäti-gen. Aber ein weiterer wesentlicher Ansatz der medbo ist die Art und Weise, wie wir bei der medbo selbst über Erkrankungen des Gehirns und der menschlichen Seele (Psyche) denken und reden.

Deswegen sprechen wir zum Beispiel häufig von seelischer Gesundheit und nicht immer nur von psych - ia t rischer Erkrankung. Denn darum geht es uns: Das maximal mögliche Maß an Gesundheit eines Menschen wieder herzustellen und/oder zu be-wahren. Dazu gehört, dem Patienten zu helfen, seinen Blick für seine in-dividuellen Chancen und Möglich-keiten für ein erfülltes Leben mit und jenseits der Erkrankung zu öffnen. Ressourcenorientierung nennen die Fachleute dies.

Gerade bei Patienten eines höheren Lebensalters ist das ein ganz wichti-ger Aspekt. Die eigene Krankheit wird vom älteren Menschen oft als

SYNAPSE 2 • 2017 | Inhalt2

3 Editorial: Ein neuer Anfang10 kurz notiert

4 Von der Not zum Überfluss

6 Alles für die Fische

8 Fachakademie für Raum- und Objektdesign schließt

9 Volker Liedtke ist neuer weiterer Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten

Bezirk

Psychiatrie

Neurologie36 Eine Ära geht zu Ende

38 Superlativ Botulinumtoxin

Neuro-Reha

Schwerpunkt:

14 Depressionen im höheren Lebensalter

16 Erfolgreich altern oder leiden am Sein

18 Die Zeit danach

20 Die Gerontopsychiatrische Koordinationsstelle

Depressionen bei älteren Menschen

44 Das lernende Gehirn: Jugendliche

KJP

24 Biomedizinische Bildgebung

28 Neue Psychiatrische Institutsambulanz in Parsberg eröffnet

30 Frühe Hilfen in der Psychiatrie

32 Der innere Arzt

47 Mission: Ausweg aus der Sucht

48 Neue Wege in der Drogenanalytik

51 Ferienspass für medbo Kids

52 Mein medbo Tag: Von Bastlern, Tüftlern und Um-die-Ecke-Denkern

54 Wolf im Schafspelz

56 Personalia

58 Veranstaltungshinweise

31 Kreuzworträtsel

U3 Impressum

40 Computergestützte Bewegungstherapie

42 Am Ende des Wegs

Titel

Titel

Titel

medbo

schicksalhaft empfunden. Ein Gefühl von Machtlosigkeit macht sich breit. Da hält die medbo dagegen: Weder Alter noch Krankheit sind zwangs-läufige Argumente, sich von einem zufriedenen und erfüllten Leben zu verabschieden. Die bei älteren Menschen verbreitetste psychische Erkrankung ist übrigens nicht die Demenz. Es ist die Depression. Wussten Sie das?

„Ressource“ Mensch – den Blick weiten

In unseren altersmedizinischen Zentren in Regensburg und Wöllers-hof behandeln wir viele depressive ältere Patienten. Und immer wieder stellen wir fest, dass es bei diesen Menschen nicht einfach bloß um die Behebung des gestörten Stoffwech-sels im Gehirn geht.

Gerade bei Senioren steht die „Res-source Mensch“ ganz besonders im Zentrum der therapeutischen Bemü-hung. Was macht diesen Menschen aus, was hat in seinem Leben Be-deutung, Sinn, Freude gestiftet? Wie ist sein Umfeld aufgestellt, gibt es hier ein unterstützendes Netzwerk in Form von Familie, Nachbarn oder Vereinen? Wie kann man dem Pati-enten helfen, die Therapieerfolge in

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5Bezirk | SYNAPSE 2 • 2017

zahlen wir für den Liter Milch?“, frag-te Löffler nach dem Preis und den Wert von Lebensmitteln. „Wir Ver-braucher werfen so viel an Nahrung weg, da stimmt etwas nicht mehr im Wertesystem“, führte Löffler aus und forderte ein Umdenken.

Als hervorragendes Projekt der Um-weltbildung bezeichnete er deshalb den mit Kindern der Grund- und Mit-telschule Pfreimd angelegten Muse-umsgarten. Von der Aussaat bis zur Ernte lernen die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse mit den eige-nen Händen die Abläufe in der Na-tur kennen und welche wertvollen Früchte wir aus dem Garten für un-ser Essen gewinnen.

Gutes Wetter, schlechtes Wetter

Die Sonderausstellung „Gutes Wet-ter – schlechtes Wetter“, entworfen von der „Arbeitsgemeinschaft Aus-stellungen Süddeutscher Freilicht-museen“, zeigt anhand zahlreicher

Bilder und Objekte, dass Klimaver-änderungen und regionale Wetterla-gen seit Jahrhunderten als Motor der landwirtschaftlichen Entwicklung wirken. „Dann mach i mia mei Klima seiba“, so zitierte Dr. Martin Ortmei-er, Leiter des Freilichtmuseums Finsterau und Herausgeber des Ausstellungsbuches, einen Obstbau-ern aus dem Bayerischen Wald und erläuterte, wie im traditionellen Bau-ernhaus eigene Klimazonen gegen Hitze, Kälte und Regen schützen: der kühle Flur bei Sommerhitze, die Kastenbetten in winddurchzogenen Kammern oder der regengeschützte Schrot als trockener Lagerraum.

Kulturlandschaft und Landnutzung

Ein weiteres Fachforum der Ta-gungsreihe „Heimat, Deine Bauten“ zum Thema Kulturlandschaft und Landnutzung gehören zu den weite-ren Schwerpunktveranstaltungen dieser Saison. Die Museumsfach-leute haben auch eine sehr lesens-

werte Informationsschrift heraus-gegeben, in der von der Landwirt-schaftsgeschichte bis zur regionalen Vermarktung die Vergangenheit und Zukunft unserer Kulturlandschaft dargestellt wird.

Über das Jahresthema hinaus bietet das Museum noch eine Vielzahl wei-terer attraktiver Veranstaltungen: Das Dudelsacktreffen Mitte Mai, „Robin Hood“ – das Kindermusical, der Müh-lentag oder das Oldtimertreffen und vieles mehr. Mit Ferienprogrammen sorgt das Freilandmuseum dafür, dass sich kein Kind zuhause langwei-len muss. Lernen mit allen Sinnen steht an, so zum Beispiel beim Pa-pier schöpfen oder bei einer Fleder-mauswanderung mit den Eltern.

SYNAPSE 2 • 2017 | Bezirk4

Günter Bonack

Von der Not zum ÜberflussÜber das karge Leben, gutes und schlechtes Wetter in der Oberpfalz „damals“

Wenn Sie erfahren wollen, wie sich die Oberpfalz vom früheren kargen Leben in der „Kartoffel- oder Steinpfalz“ zu einer Top-Region in der Mitte Europas entwickelt hat, sollten Sie sich Zeit nehmen für einen Besuch im Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen bei Nabburg.

Das diesjährige Jahresthema „Von der Not zum Überfluss –

Landwirtschaft früher und heute“ und die begleitende Jahresausstel-lung „Gutes Wetter – schlechtes Wetter“ bieten zahlreiche Erlebnisse und Veranstaltungen: Der „Milchtag“ am 28.05. informiert über die Milch-produktion früher und heute, am 23.07. wird das Getreide geerntet und am 17.09. findet anlässlich der Ernte das Kartoffelfest statt – insge-samt hat das Freilandmuseum über 50 Veranstaltungen sowie Führun-gen und Kurse im Programm, um mehr zu erfahren über das Leben unserer Groß- und Urgroßeltern.

Heimat hat an Bedeutung gewonnen

„Das Thema Heimat hat für die Menschen an Bedeutung gewon-nen“, stellte Bezirkstagspräsident Franz Löffler bei der Eröffnung der diesjährigen Museumssaison Mitte März fest. „Das Wissen um die eige-ne Herkunft stärkt auch unsere Identität als Oberpfälzer“, zeigte sich Löffler überzeugt und verband damit auch den Arbeitsauftrag an das Museum, die Oberpfälzer Kul-turgeschichte weiterhin zu erfor-schen und zu vermitteln. „Der Liter Bier liegt bei sechs Euro, aber was

Weitere Informationen zum Jahresprogramm des Freiland-museums Neusath-Perschen sind zu finden unter www.freilandmuseum.org

Kartoffel- und Steinpfalz – Bewegte Geschichte der Oberpfalz wird in Neusath-Perschen greifbar

Es geht wieder los – Bezirkstagspräsident Franz Löffler (3. v. r.) bei der Saisoneröffnung des Freilandmuseums Neusath-Perschen

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7Bezirk | SYNAPSE 2 • 2017

wuchsteichwirte aus der Oberpfalz haben ihre Ausbildung dort absol-viert und wenden das Erlernte in den elterlichen Betrieben an. Ein umfangreiches Fort- und Weiterbil-dungsangebot zu vielfältigen The-men steht jedem Teichwirt offen – egal, ob er seine Teiche im Haupt- oder Nebenerwerb betreut.

Artenschutz und Wiederansiedelung

Zahlreiche heimische Fischarten wie Schleie, Nerfling oder Rotauge und Waller sind in Wöllershof anzutref-fen, aber auch vom Aussterben be-drohte Arten. „Der Sterlet, die kleins-

te Störart, war früher durchaus in der Donau zu finden. Aber er ist fast ver-schwunden“, so Bergler. In Wöllers-hof sind diese imposanten Fische und damit die Gene noch vorhanden.

Vor sechs Jahren begann die Fach-beratung für Fischerei des Bezirks Oberpfalz, zu der der Betrieb orga-nisatorisch zählt, mit dem Versuch, den Sterlet wieder in der Donau und ihren Zuläufen anzusiedeln. Die 24.000 Sterlets, die man in die Mündungsbereiche von Schwarzer Laber, Regen und Naab einsetzte, stammten aus Wöllershof. Ob der Versuch von Erfolg gekrönt ist, wird sich zeigen.

SYNAPSE 2 • 2017 | Bezirk6

Mit dem Frühling beginnt die neue Saison für den Teichwirt-

schaftlichen Beispielsbetrieb Wöl-lershof. Auch in den Wintermonaten ist natürlich einiges zu tun, aber dann ist es doch wesentlich ruhiger als in den Monaten März bis Okto-ber. Richtige Ruhe kehrt allerdings nie ein im neun Hektar großen Areal mit den vielen Teichen und dem Bruthaus.

Nachwuchspflege

Bruthaus? Was wird denn dort „aus-gebrütet“? Setzlinge. Das sind im wahrsten Sinne des Wortes kleine Fische, die später zu großen Kar-pfen oder zu prächtigen Stören her-anreifen. Und die müssen täglich – also auch an den Wochenenden und an Feiertagen – versorgt wer-den. Selbst wenn Fütterung und Überwachung von Wasserqualität und -temperatur automatisch laufen, ist der Blick des Fachmanns auf den „Nachwuchs“ unerlässlich. Und wenn die Technik mal ausfällt sowie-so. Dann heißt es schnell handeln.

Technik und Gebäude „auf Vordermann“

Damit die Technik stabil ist, hat der Bezirk Oberpfalz in den vergange-nen Jahren einiges an Geld inves-tiert. Vor allem die Betriebstechnik wurde auf „auf Vordermann“ ge-bracht. „So konnten wir die Reakti-onszeit wesentlich verlängern und müssen nicht mehr in weniger als einer Stunde alles wieder repariert haben“, freut sich Hans Bergler. Auch energetisch wurden die Ge-bäude in den vergangenen Jahren modernisiert.

Vorreiterbetrieb in Wöllershof

Bergler war der erste Auszubildende in der 1972 in Betrieb gegangenen Bezirkseinrichtung. Es war das Ziel des damaligen Fachberaters Dr. Gebhard Reichle, die Oberpfälzer Teichwirtschaft auf einen aktuellen Stand zu bringen. Als Vermittler neuer Techniken und wissenschaft-lich fundierter Arbeiten setze er auf einen Beispielsbetrieb, in dem den

Teichwirten vermittelt wird, wie man was macht. Die Anlage wurde Vor-bild für alle anderen Betriebe, die die bayerischen Bezirke heute vor-halten. Bergler kennt den Betrieb, dessen Leitung er nach erfolgrei-chem Abschluss der Ausbildung zum Fischzuchtmeister übernahm, in- und auswendig.

Beratung und Information für Oberpfälzer Teichwirte

Doch wozu wird all der Aufwand be-trieben? „Mein Team und ich bera-ten die Oberpfälzer Teichwirte in al-len praktischen Fragen rund um Fisch, Wasser und Teich“, erläutert Bergler. Da kommt es schon mal vor, dass ein Fischzüchter mit toten Fischen auf dem Gelände steht und wissen will, woran seine Tiere ge-storben sind. „In den meisten Fällen können wir helfen und zur Lösung des Problems beitragen“, so Berg-ler. Ein Pluspunkt ist auch die Aus-bildungsmöglichkeit, die der Bei-spielsbetrieb bietet: Viele Nach-

Martina Hirmer

Alles für die FischeDer Teichwirtschaftliche Beispielsbetrieb Wöllershof

Im Frühjahr geht es hoch her im Teichwirtschaftlichen Beispielsbetrieb Wöllershof, der unweit des Bezirksklinikums Wöllershof im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab liegt. Fischzuchtmeister Hans Bergler und sein Team haben alle Hände voll zu tun: Teiche und Gerätschaften müssen nun auf Vordermann gebracht werden.

Prachtkerl – Mitarbeiter des Teichwirtschaftlichen Beispielsbetriebs Wöllershof mit einem „Hausen“, einer Stör-Art

Aus der Vogelperspektive – Die Teichanlagen in Wöllershof

Page 5: SYNAPSE - medbo

9Bezirk | SYNAPSE 2 • 2017

Liedtke selbst enthielt sich bei der offenen Abstimmung. Der Altland-

rat des Landkreises Schwandorf tritt damit die Nachfolge seines Partei-kollegen Norbert Hartl an, der am 23. Januar seinen Rücktritt vom Amt des weiteren Stellvertreters erklärte. Hartl hatte das Amt seit März 1999 inne und wurde 2003, 2008 und

2013 erneut bestellt. Das Bezirks-ratsmandat übt Norbert Hartl weiter-hin aus. Erster Stellvertreter des Be-zirkstagspräsidenten bleibt Lothar Höher (CSU).

Der Wechsel im 2. Vizepräsidenten-amt zog eine weitere personelle Än-derung nach sich: SPD-Fraktions-

vorsitzender Richard Gaßner über-nimmt Hartls Sitz in Vollversamm-lung und Hauptausschuss des Bayerischen Bezirketags. Zum Stell-vertreter bestimmten die Bezirksräte Volker Liedtke.

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Martina Hirmer

Fachakademie für Raum- und Objektdesign schließtBezirkstagspräsident Löffler bedauert Ende der Chamer Bezirkseinrichtung

Der Betrieb der Fachakademie für Raum- und Objektdesign in Cham wird zum Ende des laufenden Schuljahres eingestellt. Diesen schweren Entschluss mussten die Mitglieder des Bezirkstags der Oberpfalz im März fassen.

Es war kein leichter Schritt, den die Bezirksräte vollzogen haben“, er-

läutert Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Die Schule existiert seit 1988 und hat sich in den fast 30 Jahren ih-res Bestehens einen sehr guten Ruf erworben. Allerdings gingen die Schülerzahlen in den letzten Jahren stetig zurück. Auch Änderungen in den Zulassungsvoraussetzungen – ohne das Ausbildungsniveau zu sen-ken – sicherten nicht dauerhaft die Auslastung.

So hat der Bezirkstag bereits im Juli letzten Jahres beschlossen, aufgrund der geringen Anmeldezahlen für das Schuljahr 2016/17 keine neuen Schüler aufzunehmen. Es folgten in-tensive Gespräche mit der OTH Re-gensburg, die zusammen mit der Akademieleitung ein sehr zukunfts-

weisendes Konzept entwickelte. „Die OTH-Leitung und auch der Dekan für Architektur waren außerordentlich aufgeschlossen und engagierten sich ebenso wie unsere Mitarbeiter“, be-tont Löffler. Doch trotz aller Bemü-hungen ging es schließlich um die Frage, ob der neue Studiengang auch die nötigen Zugangszahlen hät-te. „Ob die Nachfrage für die Ausbil-dung in Cham damit gegeben wäre, konnte uns keiner garantieren“, so Löffler weiter.

„Ich bedauere es sehr, diese wertvol-le Bildungseinrichtung schließen zu müssen. Trotz der hohen Qualität der Ausbildung und des Einsatzes des Akademiepersonals, ist diese Ent-scheidung leider unumgänglich. Es ist unter wirtschaftlichen Aspekten nicht vertretbar, für eine so geringe

Nachfrage das Angebot vorzuhalten“, betont Bezirkstagspräsident Löffler.

Derzeit befinden sich fünf Studieren-de im zweiten Ausbildungsjahr und werden im Sommer die Prüfungen zum „Staatlich geprüften Raum- und Objektdesigner“ ablegen. Gründe für das abnehmende Interesse an der Schule sehen die Verantwortlichen zum einen bei den geringen Ausbil-dungszahlen im gestaltenden Hand-werk wie auch beim leichteren Zu-gang zu Hochschulen für Gesellen und Meister. „Trotz der guten Berufs-aussichten für unsere Absolventen und der Öffnung für andere gestal-tende Berufsgruppen neben den Schreinern ist es leider nicht gelun-gen, ausreichend Studierende für eine Weiterbildung in Cham zu be-geistern“, erläutert Löffler.

Martina Hirmer

Volker Liedtke ist neuer weiterer Stellvertreter des BezirkstagspräsidentenEinstimmig bestellte der Bezirkstag der Oberpfalz Bezirksrat Volker Liedtke (SPD) Ende Februar zum weiteren Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten der Oberpfalz, Franz Löffler.

Führungsspitze - Bezirkstagspräsident Franz Löffler (Mitte) zusammen mit seinen Stellvertretern Lothar Höher (rechts) und Volker Liedtke

Ende nach fast 30 Jahren – Schüler der FAK bauen

eine Installation auf

Page 6: SYNAPSE - medbo

11kurz notiert | SYNAPSE 2 • 2017SYNAPSE 2 • 2017 | kurz notiert

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kurz notiert...

Apropos Mahlzeit – Die Lieblingsgerichte der Patienten am Bezirksklinikum Regensburg sind noch immer Klassiker wie Currywurst, Schnitzel, Schweine- oder Sauerbraten. Die Renner im Mitarbeiterrestaurant medborante sind hingegen die „front cooking“-Menüs aus Wok, Grillpfanne und Pizzaofen, die die Köche vor dem Gast frisch zubereiten.

Bitte mitmachen – Der Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie sucht für drei Depressions- Forschungsprojekte Studienteilnehmer. Bei der OptiMD-Studie geht es um den möglichen Zusam-menhang von Dickdarmflora und depressiver Störung, bei der MinoTRD-Studie wird die mögliche antidepressive Wirkung eines Antibiotikums unter-sucht (Kontakt via [email protected]). In der DepressionDC-Studie wird ein neuer Therapieansatz mittels äußerlicher Gehirnstimulation getestet (Kontakt via [email protected]).

Lecker! – Das Regensburger medbo-rante startete mit der Aktion „Gesund in den Frühling“ in die warme Jahres-zeit. Geboten waren nicht nur gesunde, sondern vor allem „schlanke“ Menüs. Die Aktion wurde unterstützt von „INFORM“, Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung.

# Mahlzeiten produziert die

Großküche am Bezirksklinikum

Regensburg an einem

normalen Werktag

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Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg medbo KUUniversitätsstraße 84 | 93053 RegensburgTel +49 (0) 941/[email protected]

www.medbo.de | www.optimd.de

Ihr Weg zu uns:Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln:Buslinien 2b, 4, 6 und 11 des Regensburger Verkehrsverbundes. Ausstieg an der Zentralen Omnibushaltestelle (ZOH) “Universität”.Anreise mit dem Pkw:Über die Autobahn A3, Ausfahrt „Regensburg-Universität“, über die Autobahn A93, Ausfahrt „Regensburg-Kumpfmühl“. Bitte folgen Sie der innerörtlichen Ausschilderung „Bezirksklinikum“. Parkmöglichkeiten bestehen am Besucherparkplatz hinter der Haupteinfahrt.

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg amBezirksklinikum Regensburg

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Mino-TRDTherapiestudie Minocyclin bei Depression

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FAKULTÄT FÜR MEDIZIN

Auf Hirn und Darm geprüft... Depression besser verstehen

ImpressumHerausgeber: Universität Regensburg | medbo KU Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsstraße 84 | 93053 RegensburgBildnachweis: Frank Hübler, Juliane Zitzlsperger,Dr. André Manook

Ihr Wohl liegt uns am HerzenWir lieben unsere Arbeit als Ärzte in der Psychiatrie und als Forscher in den Neurowissenschaften – beides soll zu Ihrem Wohl sein.Viele Menschen leiden in ihrem Leben irgendwann einmal unter einer Depression, die professioneller Hilfe bedarf. So schlimm und hoffnungslos wie Sie sich in diesem Zustand möglicherweise gerade fühlen, so gut lässt sich eine depressive Erkrankung heutzutage schon mittels kombinierter Therapiekonzepte behandeln.Dabei sind viele Vorgänge im Menschen, der an Depression leidet, noch unverstanden. Mit einem besseren Verständnis erwarten wir uns die Optimierung, also Verbesserung, von Therapieansätzen – daher der Kurzbegriff OptiMD für den deutschlandweiten Forschungsverbund, in welchem zahl reiche Experten an diesem gemeinsamen Ziel arbeiten. Ihr Interesse an unserer Arbeit und Ihre mögliche Studien teilnahme sind ein entscheidender Erfolgsfaktor.Jeder von uns profitiert heute von der Klinischen Forschung von gestern. Unser Handeln in der Forschung orientiert sich an strengsten ethischen Richtlinien wie der Deklaration von Helsinki. Unser Maßstab ist Ihr Wohl und Ihre Freiheit – wir würden uns freuen, wenn Sie sich davon selbst überzeugen möchten.

Ihr Rainer Rupprecht

Kontakt zu unserem TeamStudienleiter: Prof. Dr. med. Thomas C. BaghaiForschungsärzte: Dr. Juan M. Lima-Ojeda

Dr. André ManookStudienassistenz: Karin Völlner Ulrike Stadler

Info-Telefon: +49 (0) 941/941-5080Email:

[email protected]

Weiterführende Internetadressenwww.optimd.dewww.uni-regensburg.de/medizin/psychiatrie-psychotherapiewww.medbo.de

Prof. Dr. med. Rainer Rupprecht: Ärztlicher Direktor am Bezirksklinikum

Regensburg, Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie und Psychotherapie

an der Universität Regensburg und Koordinator des bundesministerial

geförderten Forschungsverbund OptiMD

OptiMD

1P02-1611-00083 V1.0/2016

Klinik und Poliklinik für

Psychiatrie und Psychotherapie

der Universität Regensburg am

Bezirksklinikum Regensburg

DepressionDC:

Neuer Therapieansatz

Studienteilnehmer gesucht

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Soul

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Psychiatrische Institutsambulanz (PIA)

der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und

Psychotherapie der Universität Regensburg

am Bezirksklinikum Regensburg

HAUS 12 | Universitätsstraße 84

93053 Regensburg

Tel. +49 (0)941/941-1250 oder -1256

[email protected]

www.medbo.de / www.uni-regensburg.de

Gender-Erklärung: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, wird meist auf die

zusätzliche Formulierung der weiblichen Form verzichtet. Die ausschließliche

Verwendung der männlichen Form gilt explizit als geschlechtsunabhängig.

medbo – Die Medizinischen Einrichtungen

des Bezirks Oberpfalz KU

Die medbo bietet medizinische Leistungen in den Fachgebieten

Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Forensische

Psychiatrie, Neurologie, Neurologische Rehabilitation,

Neuroradiologie sowie Pfl ege an. Das Unternehmen betreibt

dazu an sechs Standorten Kliniken, Ambulanzen, Institute und

Pfl egeheime zur Versorgung der etwa einen Million Einwohner

der Oberpfalz. Mit 2.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist

die medbo einer der größten Arbeitsgeber der Region.

Als Krankenhausträger verbindet das Unternehmen in besonderer

Weise die Aufgaben einer differenzierten regionalen und

überregionalen Versorgung auf höchstem medizinischem und

pfl egerischem Niveau mit den Möglichkeiten von Forschung und

Lehre. Zwei Kooperationskliniken der Universität Regensburg

zählen ebenso zur medbo wie das Institut für Bildung und

Personalentwicklung IBP, das größte Bildungsinstitut im

Gesundheitsbereich in Ostbayern, und die Berufsfachschulen

für Krankenpfl ege und Krankenpfl egehilfe Regensburg.

Kontakt und weitere Infos

Sind Sie an einer innovativen Behandlungsmethode

interessiert und bereit, unsere Studie zuverlässig

zu unterstützen? Dann schreiben Sie uns eine

E-Mail unter Angabe Ihrer Telefonnummer und

Erreichbarkeit:

[email protected]

Bei Fragen steht Ihnen das Studienteam gerne

telefonisch zur Verfügung:

• Tel. +49 (0)941/941-1250 oder -1256

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht und rufen Sie

gerne zurück.

GCBS

GCBSDie Studie wird in Kooperation durchgeführt:

German Center for Brain Stimulation – gefördert vom Bundesministerium für Bildung

und Forschung im Rahmen des Forschungsnetzes zu psychischen Erkrankungen

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Frühlingsbote – Der Brunnen im Hof des Klosters Karthaus-Prüll am Bezirksklinikum Regensburg zeigt sich in österlichem Schmuck. Ein Dank an die medbo Gärtnerei!

Eine Portion Info, bitte!

Die Informative Mittagspause im medborante am Bezirksklinikum Regensburg von 12.30 bis 13.00 Uhr

18.05.2017 Kinder – Umgang mit familiären KrisenMartina Kindsmüller, Jugend- und Familienthera peutische Beratungs-stelle, Stadt Regensburg

01.06.2017 Kinder – Tipps und Tricks für einen entspannten Alltag mit KindernVerena Blindzellner, Entspannungstherapeutin

22.06.2017 Kinder – Hilfsangebote des JugendamtsChristina Lankes, Sozialpädagogi-scher Fachdienst, Stadt Regensburg

29.06.2017Pflege von Angehörigen: Regensburger Betreuungsverein Andrea Weber-Lechner, Regens burger Betreuungsverein

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg medbo KUUniversitätsstraße 84 | 93053 RegensburgTel +49 (0) 941/[email protected]

www.medbo.de | www.optimd.de

Ihr Weg zu uns:Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln:Buslinien 2b, 4, 6 und 11 des Regensburger Verkehrsverbundes.

Ausstieg an der Zentralen Omnibushaltestelle (ZOH) “Universität”.Anreise mit dem Pkw:Über die Autobahn A3, Ausfahrt „Regensburg-Universität“, über die

Autobahn A93, Ausfahrt „Regensburg-Kumpfmühl“. Bitte folgen Sie der

innerörtlichen Ausschilderung „Bezirksklinikum“. Parkmöglichkeiten

bestehen am Besucherparkplatz hinter der Haupteinfahrt.

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg amBezirksklinikum Regensburg

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Mino-TRDTherapiestudie Minocyclin bei Depression

Studienteilnehmer/innen mit Depression gesucht

München

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Gesund – Lebensmittelpyramide im medborante zeigt, wie gesunde Ernährung geht

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SYNAPSE 1 • 2017 | Titelthema12

Renate Neuhierl

Schatten im Herbst des LebensDepressionen bei älteren Menschen

Denkt man an psychische Erkrankungen bei Senioren, fallen den meisten Menschen wohl zuallererst die verschiedenen Formen der Demenz ein. Aber weit gefehlt: Depressive Störungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt, jeder fünfte Erwachsene erkrankt einmal im Leben ernsthaft an einer Depression. Bei Menschen höheren Lebensalters liegt die Quote teilweise noch höher. Und immer wieder enden diese Erkrankungen in einem Suizid. Doch Wege aus der Depression gibt es für Patienten jedes Lebensalters.

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15Titelthema | SYNAPSE 2 • 2017

erfordert eine neue Anpassung von Standardzielen und Erwartungen, „Optimierung“ die Verbesserung und das Training. „Kompensation“ wird dann erforderlich, wenn Fähigkeiten und Fertigkeiten ganz oder teilweise verloren gehen, das damit verbunde-ne Ziel jedoch beibehalten werden soll. Es muss dann nach anderen, neuen Wegen zur Zielerreichung ge-sucht werden.

Das „Modell der Handlungsspielräu-me“ postuliert, dass ein möglichst weiter Handlungsspielraum Voraus-setzung für Lebenszufriedenheit und psychische Gesundheit im Alter ist. Diese Spielräume betreffen Tätig-keit, Entscheidungen, Kontrolle, In-teraktion sowie Anerkennung. Erfolg-reiches Altern geht daher idealerwei-se mit einem Maximum in allen fünf Dimensionen einher. Allgemeines Ziel einer Intervention ist daher, die-ses Maximum zu schaffen. Dabei sind jedoch das Ausgangsniveau, die gegenwärtige Leistungsfähigkeit und mögliche Funktionseinschrän-kungen der Patienten zu berück-sichtigen.

Bei älteren Patienten haben sich vor allem die kognitive Psychotherapie und die interpersonelle Psychothera-pie bewährt, teilweise sind verkürzte Therapiedauern indiziert.

Biologische Therapieverfahren

Bei den biologischen Therapieverfah-ren gibt es gute Wirksamkeitsnach-weise bei älteren Patienten mit de-pressiven Störungen. So ist die Wirk-samkeit beispielsweise von Antide-pressiva auch für ältere Patienten gut belegt. Es werden keine großen Wirk-samkeitsunterschiede zwischen den einzelnen Substanzen festgestellt, al-lerdings deutliche Verträglichkeitsun-terschiede. Vor allem die älteren tet-ra- und trizyklischen Antidepressiva sind zwar sehr wirksam, aber oftmals für ältere Patienten nicht sehr gut ver-träglich.

Die Pharmakotherapie depressiver Störungen bei älteren Patienten ori-entiert sich daher im Wesentlichen am Neben- und Wechselwirkungspo-tenzial. Zwar gibt es einige metaana-lytische Daten, die Hinweise auf eine geringere Wirksamkeit von Antide-pressiva im höheren Alter lieferten. Allerdings wurden für diese Unter-schiede teilweise geringere Dosierun-gen oder auch eventuell nötige län-gere Behandlungszeiten diskutiert. Auch Lithiumsalze, die zur sogenann-ten Augmentation von schwereren depressiven Störungen eingesetzt werden, können ebenfalls bei älteren Patienten zum Einsatz kommen: Die

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Dr. Markus Wittmann

Depressionen im höheren LebensalterAuf das Lebensalter abgestimmte Wege in der Therapie

Depressionen betreffen Menschen in jedem Lebensalter, auch ältere Menschen sind häufig davon betroffen. Dabei sind Depressionen in aller Regel gut therapierbar. Der Gang zum Psychiater verheißt dem älteren Patienten nicht nur einen Wiedergewinn seiner Lebensfreude – manchmal ist er lebensrettend.

Im Grunde gibt es gute Nachrichten: Die Berliner Altersstudie hat gezeigt,

dass die geistige Gesundheit älterer Menschen besser ist als gedacht. Nur ein knappes Viertel der 70-Jährigen und Älteren haben psychiatrische Störungen und nur etwa ein Zehntel solche, die mit Hilfsbedürftigkeit ein-hergehen. Und der Anteil von De-pressionen hat in dieser Studie mit dem Alter im Gegensatz zu anderen epidemiologischen Untersuchungen nicht zugenommen.

Dennoch gibt es keine Entwarnung: Bei den über 75-Jährigen beträgt die Prävalenz behandlungsbedürftiger depressiver Syndrome etwa sieben Prozent. Bei gleichzeitig vorhande-nen ausgeprägten körperlichen Er-krankungen ist von deutlich höheren Auftretensraten von etwa 15 bis 25% auszugehen. Zusätzlich steigen auch vor allem bei den über 70-Jährigen die Suizidraten, hierbei besteht ein deutliches Übergewicht bei den Männern.

Hand in Hand mit der Demenz?

Es gibt Hinweise, dass depressive Störungen im späteren Lebensalter mit einem erhöhten Demenzrisiko einhergehen, wobei die Datenlage hierzu nicht sehr konsistent ist. Eben-so gibt es wissenschaftliche Unter-suchungen, die darauf hindeuten, dass Depressionen oder depressive Syndrome auch in jüngeren Lebens-jahren mit einem erhöhten Risiko für eine spätere Demenz assoziiert sind. Die Datenlage ist zwar hierbei homo-gener als bei den Untersuchungen zu Depressionen in späterem Le-bensalter, insgesamt aber im Ver-gleich hierzu relativ dürftig. In neue-ren Studien wurden diese Zusam-menhänge wieder relativiert, sodass man insgesamt nicht sicher sagen

kann, ob depressive Erkrankungen das Auftreten von Demenz begüns-tigen können.

Für mögliche Zusammenhänge zwi-schen Depression und Demenz gibt es einige Hypothesen, zum Beispiel das Vorliegen von Gefäßerkrankun-gen oder Veränderungen im Bereich des Cortisol-Stoffwechsels. Auch durch Depressionen bedingte mor-phologische Veränderungen im Gehirn, die vor allem auch in den Gehirnregionen nachzuweisen sind, die bei Morbus Alzheimer betroffen sind (etwa die Hippocampus-Forma-tion), stehen im Verdacht.

Veränderungen im Nervenstoffwechsel

Auch gibt es Diskussionen darüber, ob es bei depressiven Erkrankungen zu entzündlichen Veränderungen im Gehirn kommt. Ebenso scheint es möglich, dass es zu Veränderungen im Bereich der Nervenwachstumsfak-toren beziehungsweise den soge-nannten Neurotrophinen kommen kann. Neurotrophine sind, vereinfacht gesagt, Eiweiße, die vom Gehirn pro-duziert werden und an der Steuerung vieler Vorgänge im gesamten Ner-vensystem und Stoffwechsel beteiligt sind. Dabei ist beispielsweise BDNF (brain derived neurotrophic factor) ein sehr gut untersuchtes Neurotrophin, welches bei der Genese verschiede-ner psychischer Erkrankungen wie Depression oder Morbus Alzheimer beteiligt sein könnte.

Daher sollten depressive Patienten vor allem bei therapieresistentem und chronischem Verlauf im Langzeitver-lauf und zunehmenden Lebensalter auch auf Demenz gescreent werden. Depressionen in höherem Lebensal-ter werden auch als Pseudodemenz bezeichnet.

Psychotherapie bei älteren Patienten

Für die Therapie von Depressionen in höherem Lebensalter muss festge-stellt werden, dass sich ältere Patien-ten eher selten in psychotherapeuti-scher Behandlung befinden. Wäh-rend in der gesetzlichen Krankenver-sicherung der Anteil über 60-Jähriger etwa ein Viertel beträgt, beträgt der Anteil der über 60-Jährigen, die sich in einer Psychotherapie befinden, lediglich circa sechs Prozent.

Vor allem in der jüngeren Zeit wurden spezifische psychotherapeutische Möglichkeiten in der Behandlung der Altersdepression entwickelt. Diese psychotherapeutischen Ansätze un-terscheiden sich zwar nicht im We-sentlichen von den Psychotherapie-verfahren, die auch bei jüngeren Pati-enten angewendet werden. Sie be-rücksichtigen dennoch altersbedingte Krankheitsspezifika.

Rahmenkonzepte psychotherapeutischer Interventionen

Für psychotherapeutische Interventi-on mit älteren Menschen bieten sich als Rahmenkonzepte sowohl das „Modell der selektiven Optimierung mit Kompensation“ nach Baltes und Carstensen (1996) an, das damit na-hezu identische „Live Span Model of Successful Aging“ und das Modell der Handlungsspielräume (von Hautzin-ger 2003).

Beim „Modell der selektiven Optimie-rung mit Kompensation“ geht es dar-um, verschiedene konstituierende Komponenten erfolgreicher Anpas-sung an Lebensveränderungen, Be-lastungen und Älterwerden umzuset-zen. Diese sind Selektion, Optimie-rung und Kompensation. „Selektion“

Depression: Einige Fakten

Die Prävalenz (Anzahl der zum Untersuchungszeitpunkt Kranken in Rela-tion zur Anzahl der in die Untersuchung einbezogenen Individuen) thera-piebedürftiger depressiver Erkrankungen in Deutschland beträgt etwa 4.000.000. Da sich nur ein Teil der Betroffenen in ärztliche Behandlung begibt und aufgrund der Vielfältigkeit depressiver Symptome wie zum Beispiel larvierte Verläufe mit vorwiegend körperlichen Beschwerden, aber auch mangelnder Therapietreue (=Compliance) kann man davon ausgehen, dass nur bei etwa 2,5 bis vier Prozent der Betroffenen eine wirksame Therapie stattfindet.

Im Jahr 2030 wird die Depression eine der drei häufigsten Todesursa-chen weltweit sein.

Wirksamkeit ist gut belegt. Allerdings sind dabei niedrigere Dosierungen empfohlen.

Und von der Elektrokonvulsionsthera-pie, bei der vor allem bei schweren und therapieresistenten Depressionen bis zu 60 bis 80% der Patienten profi-tieren, zeigen sich bei älteren Patien-ten tendenziell sogar noch bessere Therapieerfolge als bei jüngeren.

Fazit

Für die Behandlung von depressiven Störungen im höheren Lebensalter kann man somit, wenn man neuere wissenschaftliche Untersuchungen und epidemiologische Daten berück-sichtigt, folgendes zusammenfassend feststellen:

Depressionen im Alter sind eine häufi-ge psychische Störung mit im Wesent-lichen guter Behandlungsprognose.Psychotherapeutische Behandlung findet bei älteren Patienten deutlich seltener statt als bei jüngeren, wobei es für ältere depressive Patienten mittlerweile verschiedene spezifische Therapiekonzepte gibt.

Biologische Therapieverfahren sind hinsichtlich ihrer Wirksamkeit auch bei älteren depressiven Patienten gut belegt. Neben- und Wechselwirkun-gen sowie altersspezifische Therapie-empfehlungen sollten dabei berück-sichtigt werden.

Es gibt Hinweise, dass unbehandelte beziehungsweise nicht ausreichend behandelte depressive Störungen das spätere Risiko einer Demenzent-wicklung erhöhen könnten. Ob diese Zusammenhänge tatsächlich existie-ren und in welcher Ausprägung, ist Gegenstand aktueller epidemiologi-scher Forschung.

Dr. med. Markus Wittmann ist Ärztlicher Direktor des

medbo Bezirksklinikums Wöllershof

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deren Altersklassen). Soweit die er-folgreich Alternden.

Leiden am Sein

Es gibt aber auch die anderen, die nicht so erfolgreich Alternden. Sie lei-den mehr und mehr an der verrinnen-den Zeit, spüren die Endlichkeit der eigenen Lebenszeit und grübeln über die Endgültigkeit und die verpassten Möglichkeiten. Es liegt sicherlich auch an der Persönlichkeitsstruktur eines Menschen, welche Gedanken in seinen Kopf kommen und gewich-tig werden.

Menschen, die schon immer etwas ängstlich, leicht zu verunsichern, grü-belnd, zweifelnd waren, leiden eher am Sein – ohne deshalb früher zu sterben als die optimistischen Alten. Wer sich mit einer chronifizierten so-matischen oder psychischen Erkran-kung belastet sieht, wird zermürbt. Aufgrund der negativen Erlebnisse werden dem Betroffenen Grenzen seines Lebens aufgezeigt. Die will er oder sie aber nicht akzeptieren. Die Folge könnte eine psychische Stö-rung sein, eine reaktive Depression, eine Anpassungsstörung an die Le-bensphase Alter.

Coping: Vom richtigen Umgang

Wie umgehen mit der psychischen Krise? Von psychologisch-psychothe-rapeutischer Seite werden sogenann-te Coping-Strategien angeboten (coping: englisch „zurechtkommen“). Nicht die Lösung oder Auflösung von psychischen Problemen ist dann das Ziel („Einen Jungbrunnen gibt es nicht!“), sondern der Versuch ihrer Bewältigung. Die Entwicklung von Fä-higkeiten, mit den Beeinträchtigungen zu leben, ist der Weg: eine Umstruk-turierung im Erleben und Verhalten.

Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Darum ist ein längerer psycho-therapeutischer Prozess notwendig, der diese kognitive, emotionale und verhaltensmäßige Umstellung anbie-tet, begleitet und unterstützt. Auf Fragen nach dem „Warum? Warum jetzt? Und warum gerade ich?“ finden sich oft keine befriedigenden Antwor-ten. Die Situation als existenzielle Dimension menschlichen Daseins zu

begreifen, gilt es psychotherapeu-tisch gemeinsam auszuhalten.

Unterstützung bedarf es auch bei Fragenden, die im Alter nach Sinn und Zweck der noch verbleibenden Jahre suchen. Die gestiegene Le-benserwartung trifft manchen unvor-bereitet. Was anfangen mit den „ge-schenkten“ Jahren? Mein Lebensent-wurf war vielleicht auf 80 Lebensjahre angelegt und jetzt kann man sogar 100 werden! Ob ich da immer noch golfe oder musiziere, reise oder Kar-ten spiele? Und wer werden meine Partner sein? – Das hohe Alter also mehr Bürde als Würde?

Post Cato

Von denen, die „dem Alter ins Gesicht schauen“, wird eine „happy geronto-

logy“ als übersteigert optimistisch zu-rückgewiesen. Das Versprechen ei-nes erfolgreichen Alterns wird hinter-fragt angesichts der Tatsache, dass jenseits von 85 Jahren die Zahl derer, die unter chronischen Belastungen leiden, fast fünfmal höher ist als bei 70 bis 85-Jährigen. Wenn der Lebens-weg zum Leidensweg wird, sind die Grenzen der menschlichen Anpas-sungsfähigkeit erreicht oder auch überschritten. Unser Zentrum für Al-tersmedizin muss dann medizinische und psychotherapeutische Hilfen be-reitstellen, um den Lebenswillen der Betroffenen, die dann zu schwer de-pressiven Patienten geworden sind, zu rekonstruieren.

Dr. Klaus Gürtler ist psychologischer Psychotherapeut am Zentrum für

Altersmedizin am medbo Bezirksklinikum Regensburg

SYNAPSE 2 • 2017 | Titelthema16

Dr. Klaus Gürtler

Erfolgreich altern oder leiden am SeinDer depressive ältere Patient am Zentrum für Altersmedizin in Regensburg

„Altwerden ist nichts für Feiglinge“ – die Hollywood-Diva Mae West hatte einen eher pessimistischen Blick auf den Umgang mit dem eigenen Altern. Aber ist es zwangsläufig, dass der letzte Lebensabschnitt auch ein schwerer, freudloser oder sinnentleerter ist?

Alter(n) wird durch mediale Dar-stellung problematisiert. Überalte-

rung, demographischer Wandel, zu-nehmende Pflegebedürftigkeit und ihre hohen gesellschaftlichen Kosten, aber auch Altersarmut und Vereinsa-mung im Alter prägen manche Schlagzeile oder manchen Report. Das Thema Alter ist schon vor 2000 Jahren durch Cicero abgehandelt worden (De senectute). Er ließ Cato den Älteren über das Alter sprechen und sah im hohen Ansehen die Krö-nung des Alters. Cato wusste aber auch, dass man sich die Früchte des Ansehens nicht plötzlich durch graue Haare und durch Runzeln verschaf-fen kann, sondern durch ein schon früher in Ehren geführtes Leben.

Alt-Sein und Alter

Noch Mitte des letzten Jahrhunderts wurde ein Mensch, der 80 Lebens-jahre und mehr erreicht hatte, in ei-nem Zustand „biblischen Alters“ ge-sehen. In der gerontologischen Fach-sprache werden heute die 65 bis 79-Jährigen als die „jungen Alten“ be-zeichnet. Ab 80 gehören die Senioren zu den „alten Alten“. Paul Baltes be-schrieb auf der Basis seiner Berliner Altersstudie die Lebenszeit von 60 bis 75 Jahre als das dritte Lebensal-ter und gab diese Phase des jungen Alters als "belle époque" aus. Gleich-zeitig stufte er die Jahre 75+ als das hohe Alter ein und versah es wegen des zunehmenden Risikos, an kör-perlichen und geistigen Krankheiten zu leiden, mit dem Etikett "Hoffnung mit Trauerflor". Er selbst verstarb üb-rigens im Alter von 67 Jahren.

Nun liegen seit kurzem die Ergebnis-se einer zweiten Heidelberger Hun-dertjährigen-Studie vor (II HD 100, 2013), und es drängt sich der Impuls auf, die Lebensphase 90+ als das fünfte Lebensalter zu bezeichnen.

Folgt man nämlich der Prognose die-ser Heidelberger Studie, dürfte es mittlerweile etwa 14.000 Hundertjäh-rige in Deutschland geben. Und die gesammelten Daten einer Stichprobe von 95 Personen zeichnen ein hoff-nungsvolles Bild: Gegenüber einer ersten Hundertjährigen-Studie (HD 100, 2001) zeigten sich hinsichtlich der körperlichen Ressourcen durch-aus positive Trends. Aber im Stich-probenvergleich (zu 2012) hat sich vor allem auch der kognitive Status verbessert.

Erfolgreich Altern

Zumindest in der „belle époque“ bie-ten sich den Seniorinnen und Senio-ren zahlreiche Abwechslungen im sportlichen und kreativen Bereich. So

ist auch laut einer Altersstudie von 2013, in der 4.197 Personen zwi-schen 65 und 85 Jahren befragt wur-den, die Lebenszufriedenheit eher hoch: auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 10 die höchste Zufriedenheit darstellt, liegt sie bei durchschnittlich 7,4. 57% der Befragten stufen sich sogar über 8 ein. Das könnte auch daran liegen, dass das „gefühlte Al-ter“ zehn Jahre unter dem tatsächli-chen liegt („down-aging“). 70% der Befragten leben aber in dem Be-wusstsein, ihren letzten Lebensab-schnitt zu verbringen. 60% beurteilen ihr Alter optimistisch und stimmen der Einschätzung zu, „man ist gelassener und hat mehr Erfahrung“. Deshalb treten Themen wie Sinn, Religion, Verantwortung und Naturerfahrung in den Vordergrund (im Vergleich zu an-

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19Titelthema | SYNAPSE 2 • 2017

In der Sporttherapie entdeckt sie Nor-dic Walking für sich. „Ich halte noch nicht lange durch, aber das Laufen in der Gruppe tut mir gut“. Und in der Ergotherapie findet sie zum Malen und zum Basteln – sie deutet auf eine hübsche grüne Perlenkette um ihren Hals, die sie selbst gemacht hat.

Die Rückkehr nachhause

In ein paar Tagen steht die Entlas-sung nachhause an. Frau K. freut sich einerseits. Aber andererseits hat sie „Bammel“. Daheim ist ja alles noch so wie vorher.

Die Klinik wird sie aber nicht alleine lassen. Stefan Dachs, Fachpfleger im Zentrum für Altersmedizin, wird sie regelmäßig zuhause besuchen und nachschauen, ob alles in Ordnung ist. „In Ordnung“ heißt nicht nur, ob Frau K. ihre Medikamente weiterhin nimmt und ihre seelische Verfassung stabil ist. Dachs spricht auch mit Herrn K. und vor allem mit der Tochter und dem ältesten Sohn. „Die Familie ist super wichtig: Ehegatten, Kinder und über-haupt alle, mit denen die Patientin re-gelmäßig Kontakt hat, sind künftig das Frühwarnsystem, falls es Frau K. wie-der schlechter gehen sollte“. Dazu ge-hört Aufklärung, was es mit Frau K.‘s Erkrankung überhaupt auf sich hat.

Ressourcen entdecken und nutzen

Noch wichtiger ist, dass Pfleger Dachs schon während ihres Klinikauf-enthalts mit Frau K. gemeinsam erar-beitet hat, welche Ressourcen sie in ihrem Leben hat und künftig aktiv nut-zen kann. Mit Nordic Walking weiter zu machen, ist eine gute Sache. Aber sie möchte das nicht alleine machen. Gemeinsam mit Stefan Dachs entwi-ckelt Frau K. die Idee, dass sie sich einmal in der Woche mit zwei Nach-barinnen treffen wird. „Die leben auch außerhalb vom Dorf und kommen nicht unter die Leute. Aber die eine kann Auto fahren“. Die Tochter wird künftig zweimal pro Woche einen Nachmittag mit ihrer Mutter verbrin-gen. Dann werden sie Spazieren ge-hen oder ein wenig „garteln“. Mit ih-rem Mann hat sie vereinbart, dass sie eine Putzhilfe bekommt und dass er sie ab und zu nach Schwandorf fährt. „Nur so zum Bummeln oder zum Fri-sör“ – Frau K. lächelt spitzbübisch.

SYNAPSE 2 • 2017 | Titelthema18

Renate Neuhierl

Die Zeit danachBegegnung mit einer Patientin des Zentrums für Altersmedizin

In der Klinik kann älteren Patienten mit Depressionen in aller Regel gut geholfen werden. Aber wesentlich ist auch die Frage: Was kommt danach?

Frau K. ist 78 Jahre alt. Eine gepflegte Dame im lindgrünen Kaschmirpulli und grauer Flanellhose, die silbernen Haare ordentlich frisiert. Auch ein we-nig Lippenstift trägt sie. Ihr Alter sieht man ihr nicht an – und auch nicht die Erkrankung, deretwegen sie derzeit stationär im Zentrum für Altersmedizin am Bezirksklinikum Regensburg be-handelt wird. Frau K. hatte schwere Depressionen. Nach sechs Wochen Aufenthalt steht sie kurz vor der Ent-lassung und die Rückkehr nachhause.

Was vom Leben übrig bleibt

Ihr Zuhause ist ein Gutshof in der Nähe von Schwandorf, den sie ein Leben lang mit ihrem Mann bewirt-schaftet hat. Aber das ist schon lange her, denn die beiden sind „im Aus-trag“. Auch wenn es kein eigentlicher „Austrag“ ist, denn die Kinder wollen den Hof nicht übernehmen. Deshalb haben sie und ihr Mann die Bewirt-schaftung aufgegeben. Die Wiesen und Äcker sind verpachtet, die Ställe sind leer.

Frau K. war immer Hausfrau und Mut-ter, hat den „Laden zuhause alleine geschmissen“. Jetzt ist da dieses lee-

re Haus, das eigentlich viel zu groß für sie und ihren Mann ist. Und trotz-dem ist es ihr Anspruch, weiterhin al-les tiptop zu halten. „Die viele Arbeit hat mir nie etwas ausgemacht. Aber irgendwann habe ich gespürt, dass ich das alles nicht mehr so schaffe wie ich möchte“ erzählt Frau K.

Ihr Mann sei Zeit seines Lebens pas-sionierter Jäger gewesen, aber nun machten die Beine nicht mehr so gut mit und er höre schlecht. Jetzt sei er den ganzen Tag zuhause bei ihr und „erklärt mir, wie ich den Haushalt ma-chen soll“. Das sei nervig – sie denkt es mehr als dass sie es sagt. Ausge-hen, Ausflüge machen, Freunde be-suchen: Frau K. hat keinen Führer-schein und der Hof liegt irgendwo im Nirgendwo. „Und mein Mann mag eh lieber daheim bleiben“.

Die schleichende Traurigkeit

Die Symptome kamen langsam, fast heimlich, erzählt sie. Irgendwie hat sie es gar nicht gemerkt, dass sie sich immer mehr in sich zurück zog, keine Lust mehr auf ihre Hobbies hat-te, ihr Engagement in der Kirche auf-gab. Mattigkeit, schlechter Schlaf,

wenig Appetit. Es hätte auch eine hartnäckige Grippe sein können. Sie lässt den Haushalt schleifen und das macht sie erst noch unglücklicher, dann ist es ihr egal. Die Auseinander-setzung mit ihrem Mann scheut sie – sie hat ein Leben lang immer eher zurück gesteckt, wenig für sich selbst gefordert. Wenn die Kinder anrufen oder zu Besuch kommen, freut sie sich zwar. „Ich tu halt über Not. Es soll sich keiner Sorgen machen, weil ja eh nichts ist“. Eine tiefe Sinnlosig-keit befällt sie. „Wozu das alles – es ist ja eh bald vorbei“.

Es war ihre Tochter, der zuerst auffiel, dass mit der Mama etwas nicht stimmt. Sie bringt sie zum Hausarzt. Und die-sem ist schnell klar: Es ist nicht die Grippe – Frau K. hat eine schwere depressive Krise. Dann kam der sta-tionäre Aufenthalt bei der medbo in Regensburg und brachte die Wende.

Das Leben wieder finden

„Natürlich war ich skeptisch. Man hört ja immer so allerhand. Dass man bloß Medikamente bekommt und so“ – Frau K. ist ehrlich. Aber schnell stellt sie fest, dass ihr die Antidepres-siva tatsächlich helfen, dass sie wie-der Energie und Ausgeglichenheit ge-winnt. Und dass es Dinge gibt, die ihr richtig Spaß machen.

Schnell hat sie sich mit Mitpatienten bekannt gemacht. Sie gehen gemein-sam Spazieren, spielen abends Kar-ten oder plaudern. Die Gespräche in der Gruppentherapie sind wichtig für sie. Die Erkenntnis, dass sie nicht al-lein ist mit ihrer Erkrankung, hilft ihr, sich wieder ihrer Umwelt zuzuwen-den. Überhaupt: Dass sie krank ist und nicht „spinnt“ – das erleichtert ihr den Umgang mit der Depression sehr. Die Lebensgeschichten der anderen Patienten ähneln oft ihrer eigenen. „Und dann wieder höre ich Sachen von den anderen, da denke ich mir wieder, wie gut ich es doch habe“.

Der Gerontopsychiatrische Besuchsdienst

Wir sehen den Menschen als Ganzes: Geist, Körper und Seele. Unsere zu-hause betreuten ambulanten Patientinnen und Patienten werden durch uns entsprechend in einem ganzheitlichen Ansatz in ihrer Selbstständigkeit ge-fördert. Je nach Ressourcen unterstützen, begleiten und betreuen wir unsere Senioren bis ein Grad der Selbstständigkeit erreicht ist, der ihnen wieder ein zufriedenes Leben ermöglicht. Wir beziehen die Angehörigen mit ein und be-raten diese gemeinsam mit dem Patienten, wenn dieser dies wünscht.

Wir bieten:• Regelmäßige Hausbesuche nicht zuletzt zur Beobachtung des

Krankheitsverlaufs • Entlastungs- und Orientierungsgespräche• Hilfsbedarfsplanung und Unterstützung bei der Bewältigung von

Alltagsanforderungen• Krisenintervention und Vermittlung von Bewältigungsstrategien• Individuelle Planung und Durchführung von Aktivierungsmaßnahmen,

etwa zur sinnvollen Freizeitgestaltung und Gesunderhaltung unter Berücksichtigung von Fähigkeiten und Fertigkeiten

• Hilfe bei der Tages- und Wochenstrukturierung• Information, Beratung und Anleitung von Angehörigen • Hilfe bei der Medikamenteneinnahme• Anregung und Abstimmung therapeutischer, pflegerischer und

ergänzender Maßnahmen• Zusammenarbeit mit Hausärzten • Kontaktaufnahme und Kooperation mit anderen Diensten, Fachpersonal

und Institutionen

Beim Erstbesuch erstellen wir eine pflegerische Anamnese, wobei wir die Vorbefunde erfassen und den psychiatrischen Befund feststellen. Bei den Folgebesuchen steht der Aufbau einer vertrauensvollen therapeutischen Be-ziehung im Vordergrund.

Wir interessieren uns für unsere Patientinnen und Patienten. Durch den regelmäßigen Kontakt mit ihnen fällt es uns meist nicht schwer, viel über ihre Lebensgeschichte zu erfahren, über Situationen, die schwierig waren, aber auch über gute und gelungene Momente – diese Erlebnisse und Erinnerungen sind für sie und uns eine wichtige Ressource und unter-stützen uns bei der Planung der weiteren Behandlung.

Kontakt:Gerontopsychiatrischer Besuchsdienst des Zentrums für Altersmedizin medbo Bezirksklinikum RegensburgUniversitätsstraße 84, 93053 RegensburgTel +49 (0) 941/941-2900 | [email protected]

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21Titelthema | SYNAPSE 2 • 2017

gegründete Förderverein zur seeli-schen Gesundheit im Alter (SEGA e.V.). Der Zusammenschluss aus Ärzten, Politikern und Fachleuten der Region Amberg erreichte durch Benefiz- und Informationsveranstal-tungen eine Verankerung der Arbeit der Fachstelle in der Fachwelt und unter Entscheidungsträgern der Region. Aus dem SEGA-Verein erwuchs über die Jahre die SEGA- Fortbildungsakademie. Nicht zuletzt dank SEGA e.V. kam es 2007 zu einer einjährigen Verlängerung der Förderung des Modellprojektes mit einer Ausdehnung der erfolgreichen Arbeit auf die ganze Oberpfalz.

Ausdehnung auf die gesamte Oberpfalz

Seit 2008 finanziert der Bezirk Ober-pfalz die Gerontopsychiatrische Ko-ordinationsstelle mit einer Vollzeit-stelle für den Sozialpädagogen Pil-hofer und einer Teilzeit-Verwaltungs-kraft. „Obdach“ bekommt die GKS dabei bei der Diakonie in Amberg.

Die von Pilhofer in der Region Am-berg-Sulzbach entwickelten Instru-mente der Information, Beratung und Schulung wendet die GKS seit-her auf die gesamte Oberpfalz an. Zum Teil mit Starthilfe Pilhofers sind inzwischen bei allen Sozialpsych-iatrischen Diensten der Oberpfalz eigene gerontopsychiatrische Fach-stellen eingerichtet worden. Schu-lungen ehrenamtlicher Helfer oder auch Informationsveranstaltungen finden jetzt oberpfalzweit statt. Das gewachsene Netz der Altenpsych-iatrie wird nun über die ganze Ober-pfalz gesponnen und gemeinsam werden neue Projekte initiiert.

GKS: Drei Ebenen

Mit der GKS hat sich der Bezirk Oberpfalz ein Instrument geschaf-fen, das auf drei Ebenen wirkt: Es gibt Fachwissen an Fachleute und Politiker weiter, es sensibilisiert die Bevölkerung durch Vorträge sowie

SYNAPSE 2 • 2017 | Titelthema20

Georg Pilhofer

Die Gerontopsychiatrische KoordinationsstelleHilfen bei seelischen Erkrankungen im Alter

Mit der Einrichtung der Gerontopsychiatrischen Koordinationsstelle (GKS) ist der Bezirk Oberpfalz Vorreiter bei der Stärkung und Vernetzung altenpsychiatrischer Versorgungsstrukturen in Bayern.

Um die Versorgung gerontopsych-iatrisch erkrankter Menschen

und ihrer Angehörigen möglichst in-dividuell und umfassend sicher zu stellen, ist eine gute Vernetzung al-ler Leistungsanbieter unabdingbar. Die Gerontopsychiatrische Koordi-nationsstelle Oberpfalz koordiniert hier und Georg Pilhofer ist Pionier der ersten Stunde.

Die Anfänge: Modellprojekt

Ein erfahrener und gut vernetzter Fachmann ist Pilhofer: 2002 nahm er seine Arbeit als erste gerontopsy-

chiatrische Fachkraft der Oberpfalz in Amberg auf, und schon zwei Jah-re später wurde er für das dreijähri-ge Modellprojekt „Gerontopsychiatri-sche Koordinationsstelle“ des Sozi-alministeriums und der Pflegekas-sen ausgewählt. Neben der weiter bestehenden Fachstelle begann Pil-hofer im Rahmen dieses Modellpro-jektes mit einer Bestandsaufnahme bestehender Strukturen in der Stadt Amberg und im Landkreis Am-berg-Sulzbach. Er schulte Pflege- und Leitungskräfte und begann auch andere Fachleute und Politiker zu beraten.

Mit einer ersten fünfteiligen Informa-tionsreihe zur seelischen Gesund-heit im Alter erreichte die Fachstelle in den ersten drei Jahren schon über 5.000 Menschen in Amberg und im ganzen Landkreis. Darüber hinaus wurden Betreuungsgruppen für Demenzkranke sowie Angehöri-gengruppen ins Leben gerufen.

SEGA – Förderverein zur see-lischen Gesundheit im Alter

Großen Anteil an der Fortführung des dreijährigen Modellprojektes hatte der zu seiner Unterstützung

Die Gerontopsychiatrische Koordinationsstelle GKS

Aufgabenschwerpunkte• Bestandsaufnahme der in der Region vorhandenen

Versorgungsangebote• Koordination der trägerübergreifenden Zusammenarbeit• Vernetzung der bestehenden Einrichtungen• Case Management• Fachberatung• Bedarfsermittlung• Mithilfe beim Auf- und Ausbau der ambulanten Versorgungsstruktur• Öffentlichkeits- und Gremienarbeit• Fort- und Weiterbildung• Förderung des bürgerschaftlichen Engagements

Ziele• Verbesserung der Lebensqualität gerontopsychiatrisch Erkrankter• Aufbau und Sicherstellung einer ambulanten Versorgungsstruktur• Sicherstellung des Zugangs zu den notwendigen Hilfen für die

Betroffenen und ihre Angehörigen• Verbesserung der Zusammenarbeit der in der Beratung, Betreuung

und Versorgung tätigen Professionellen und Ehrenamtlichen • Vernetzung aller Leistungsanbieter

KontaktGerontopsychiatrische Koordinierungsstelle Oberpfalz Paulanergasse 18 92224 Amberg Tel. +49 (0) 9621/3724-13 [email protected]

Koordinatoren für die Oberpfalz – Die Psychiatriekoordinatorin des

Bezirks Oberpfalz, Anna Magin, und Georg Pilhofer arbeiten eng zusammen

Fortsetzung auf Seite 22

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23Psychiatrie | SYNAPSE 2 • 2017

Der ApK in Regensburg feierte am 5. April einen „unrunden“ Ge-

burtstag. 26,5 Jahre „jung“ ist der Verein der Angehörigen psychisch Kranker in Regensburg geworden. Laut Vereinsvorsitzender Gundula Engel wollte man ja eigentlich schon den 25. Geburtstag feiern, doch nun sei es der 26,5te geworden. Und ir-gendwie sei das auch gut so, meinte medbo Vorstand Dr. Dr. Helmut Hausner in seinem Grußwort – Nor-malität ist eben relativ und der unrun-de Geburtstag passe hervorragend zu einem Verein, dessen Mitglieder sich aus Menschen rekrutierten, die eine absolut ungewöhnliche Lebens-

situation teilen. Sie alle sind Angehö-rige von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, die sie teils ein Leben lang als Eltern, Part-ner, Kinder oder einfach als naheste-hende Menschen durch Hochs und Tiefs begleiten.

Logisch war auch der Ort der Ge-burtstagsfeier: Nach einem Gottes-dienst in der Krankenhauskirche St. Vitus am Regensburger Bezirksklini-kum ging es zu einem Empfang in den Festsaal des Bezirks Oberpfalz. Neben Dr. Dr. Hausner entrichteten ebenfalls Dr. Benedikt Schreiner, Lei-ter der Bezirkssozialverwaltung, und

Heinz Möhrmann, Vorstand des APK Bayern, weitere Grußworte. Höhe-punkt der Feier waren die beiden Festvorträge: Janine Berg-Peer, Au-torin des Buches „Schizophrenie ist Scheiße, Mama!“ und selbst sehr er-fahrene Angehörige, lieferte den etwa 70 anwesenden Festgästen Einsich-ten, Ansichten und jede Menge Hu-mor rund um den ApK-Kernsatz „Auf-opfern ist auch keine Lösung“. Dr. Dieter Schön, ehemals Oberarzt auf der Sozialpsychiatrischen Station des Bezirksklinikums, half vor 26,5 Jah-ren, den ApK aus der Taufe zu heben und ließ dessen teils bewegte Ge-schichte launig Revue passieren.

SYNAPSE 2 • 2017 | Titelthema22

Informationen in den Medien, und es initiiert Angebote für Betroffene und Angehörige. Gerade für die ländlich geprägte Oberpfalz sind Information und Angebote für pflegende Ange-hörige besonders wertvoll, wird hier doch ein großer Anteil der Pflegebe-dürftigen noch zu Hause gepflegt. Daher ist die Investition in die Stär-kung ambulanter Strukturen, wie sie die GKS betreibt, eine lohnende Investition in die Zukunft.

Vernetzen und Brückenbauen

Die GKS „baut Brücken“ zwischen den unterschiedlichen Professionen, Wohlfahrtsverbänden und Dienst-leistungsanbietern: Langjährig auf-gebaute Kontakte zu Fachleuten, Politikern, Behörden, Pfarrern, Me-

dien, Vereinen und Verbänden, so-wie vielen mehr erleichtern die Zu-sammenarbeit und den Fachaus-tausch des Beraters. Die GKS führt unterschiedlichste gesellschaftliche Institutionen und Fachleute zusam-men und fördert den Fachaus-tausch. Zum Beispiel sind bei den halbjährlichen Vortragsreihen in den Gemeinden zu „Seelische Gesund-heit im Alter“ (gemeinsam mit den Nervenärzten) die beiden Kirchen-gemeinden, Bürgermeister, Bil-dungswerke, Sozialstationen, der Sozialverband VdK, der Sozial-psych iatrische Dienst unter ande-rem gemeinsam die Veranstalter.

Gremien- und Verbandsarbeit

Regionale Gremienarbeit erfolgt im regionalen Steuerungsverbund be-ziehungsweise in der örtlichen Psy-chosozialen Arbeitsgemeinschaft

(PSAG) und Arbeitsgruppe „Alten-psychiatrie“. Gerontopsychiatrische Fachlichkeit wird aufgrund demo-graphischer Notwendigkeiten kon-tinuierlich angefragt und mit einge-bracht, inzwischen auch in allen Oberpfälzer PSAGen. Die GKS ist Mitglied der Deutschen Alzheimer-gesellschaft und arbeitet sehr eng mit dem Landesverband Bayern zusammen, mit dem er jährlich mindestens sieben Ehrenamtlichen- Schulungen sowie gelegentlich Angehörigenschulungen zu Demenz in der Oberpfalz durchführt.

Gemeinsam mit anderen namhaften Fachleuten aus allen sieben Regie-rungsbezirken Bayerns gründete die GKS 2003 den Ambulanten Geron-topsychiatrischen Verbund Bayern, kurz AGVB. Auf dessen Internet-plattform für gerontopsychiatrisches Fachwissen, für die Pilhofer zustän-dig ist, wird in Fachkreisen inzwi-schen deutschlandweit zugegriffen. Die GKS ist Mitglied der Experten-kommission, welche für das Baye-rische Sozialministerium Qualitäts-kriterien für ambulante Demenz- Wohngemeinschaften erarbeitete. Überregional erworbenes Fachwis-sen wird von der GKS an die ört-liche Fachwelt weitergegeben.

Auch im Alter nicht Schluss mit lustig

Besonders wichtig ist Pilhofer, der seit Jahren Vorträge über „Humor im Alter“ hält, die Humortherapie: „Einen gesunden, ehrlichen Humor mit ins Alter zu nehmen, hat schon etwas mit Lebensweisheit zu tun“, sagt er dazu. Dazu gehöre auch die Gelassenheit, den Ernst des Lebens humorvoll zu sehen, das Scheitern zu erlernen, bescheiden zu werden. Und noch eines bietet die Fähigkeit zum Humor einem alternden Men-schen: Durch den Perspektivwech-sel hat er die geniale Möglichkeit, Peinlichkeiten oder Sonderbarkeiten des Alters charmant zu überspielen, selbstironisch zu Fehlern und Schwächen zu stehen und das Eigene und sich selbst nicht mehr so ernst zu nehmen.

Dipl.-Sozialpädagoge und Geronto-therapeut Georg Pilhofer betreut

die Fachstelle Gerontopsychiatrische Koordinationsstelle Oberpfalz

Fortsetzung von Seite 21

Renate Neuhierl

Happy Birthday, ApK!26,5 Jahre Verein der Angehörigen psychisch Kranker Regensburg

Gratulation! – Dem Regensburger ApK gratulierten (von links) ApK-Bayern-Vorsitzender Karl-Heinz Möhrmann, medbo-Direktor Prof. Dr. Thomas Baghai, ApK-Regensburg-Vorsitzende Gundula Engel, Psychiatriekoordinatorin Anna Magin, Oberarzt a.D. Dr. Dieter Schön und Gast-Referentin Janine Berg-Peer

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25Psychiatrie | SYNAPSE 2 • 2017

se ist das Erleben des Patienten von Traurigkeit und Hoffnungslosig-keit geprägt. Es fällt ihm schwer, sich neuen Aufgaben zu stellen, und oft kreisen die Gedanken um ein- und dasselbe Thema. In solchen Fällen war die bisherige Rolle der Bildgebung, sogenannte hirnorgani-sche Ursachen wie einen Tumor als Ursache auszuschließen. Aber heißt das im Umkehrschluss, dass das Gehirn bei der Depression auch kei-ne Rolle spielt, wenn man keinen Tumor findet?

Hier eröffnet uns unser neuer Mag-netresonanztomograf, den die Uni-versität Regensburg am Bezirksklini-kum Regensburg betreibt, ganz neue Möglichkeiten, innovative Fragestel-lungen zu untersuchen. Ist die Kom-munikation zwischen Hirnarealen während einer depressiven Episode anders als normal? Geht das einher mit Veränderungen im Hirnstoffwech-sel (Abbildung 2)? Können wir MRT zu einem Instrument für individuelle Diagnose, Prognose und Therapie-verlaufskontrolle entwickeln?

SYNAPSE 2 • 2017 | Psychiatrie24

Prof. Dr. Jens Schwarzbach

Biomedizinische BildgebungMagnetresonanztomografie in der psychiatrischen Forschung

Das Gehirn des Menschen ist im knöchernen Schädel geschützt, aber auch relativ unzugänglich untergebracht. Bildgebende Verfahren, die keine Öffnung des Schädels erfordern, sind für die Abklärung und Erforschung nicht zuletzt psychischer Erkrankungen unverzichtbar. Ein Magnetresonanztomograf neuester Generation nimmt in Regens-burg gerade seine Arbeit auf.

Typische klinische Anwendungs-gebiete der Magnetresonanzto-

mografie (MRT) sind die Diagnostik oder der Ausschluss von Tumoren, Blutungen oder morphologischen Veränderungen mit dem Ziel, eine Behandlung zu planen, deren Erfolg zu messen und eine Prognose zu geben. In dieser Hinsicht war die strukturelle MRT (siehe Kasten und Abbildung 1A) schon äußerst erfolg-reich und moderne Tomografen liefern eine immer höhere räumliche Auflösung bei gleichzeitig immer kür-zeren Messzeiten. Dies erlaubt effizi-enteres Arbeiten bei geringerer zeitli-cher Belastung für die Patienten.

Struktur und Funktion

Es wächst jedoch die Einsicht, dass der Versuch, Erkrankungen des Zentralnervensystems allein anhand struktureller Aufnahmen zu verste-hen, vergleichbar ist mit dem Ver-such, die Wirtschaft eines Landes allein anhand einer Satellitenaufnah-

me zu verstehen. Wir erkennen dar-auf wichtige Ballungsräume, Verkehrswege, unterversorgte Regionen und bei guter Auflösung sogar einzelne Baustellen. Was wir durch eine derartige statische Sicht-weise jedoch nicht erkennen ist, was in einer Fabrik produziert wird, wel-ches Gebiet mit welchem zu welcher Zeit in regem Austausch steht, und warum es auf der A9 Freitag nach-mittags und Sonntag abends immer zu Staus kommt, obwohl die Auto-bahn doch immer gleich aussieht.

Wir mussten etwa feststellen, dass die Gehirne von psychisch erkrank-ten Patienten sich in ihrer Struktur kaum von denen gesunder Proban-den unterscheiden. Das heißt aber nicht, dass das Gehirn nichts mit psychischen Erkrankungen zu tun hat. Unsere Vermutung ist, dass das erkrankte Gehirn nur anders genutzt wird, und es gilt herauszufinden, warum. Wir brauchen also Metho-den, die mehr über die Funktion und

Nutzung der Infrastruktur in Erfah-rung bringen. Auf das Gehirn über-tragen lässt sich dies ganz hervorra-gend mithilfe der funktionellen Mag-netresonanztomografie (fMRT) leis-ten, welche mit hoher räumlicher und immer besserer zeitlicher Auflösung Hirnaktivität misst (Abbildung 1B).

Diese Nutzung präzise zu messen, stellt jedoch ungleich höhere Anfor-derungen an einen Kernspintomo-grafen, als die Strukturen immer ge-nauer aufzulösen. Außerdem muss eine derartige Messung auch auf der individuellen Ebene zuverlässig zu leisten sein. Unser langfristiges Ziel ist es, für den einzelnen Patien-ten Aussagen treffen zu können, ob es Ausfälle oder Auffälligkeiten in der Kommunikation zwischen meh-reren Hirnarealen gibt, und auf was für ein Krankheitsbild dies hinweist.

Neue Forschungsansätze durch Bildgebung

Nehmen wir als Beispiel einen Pati-enten mit Depression. Typischerwei-Abbildung 1: Strukturelle MRT (A) und überlagerte statistische Karte aus einer funktionellen MRT (B).

A B

Abbildung 2: Messung von Stoffwechselprodukten mit MR-Spektroskopie

Therapie mit Bildgebung

Möglicherweise wird die funktionelle MRT sogar eines Tages ein thera-peutisch nutzbares Instrument. Dau-erte es vor wenigen Jahren noch Stunden bis Tage, um einen MRT-Datensatz auszuwerten, sind

wir heute in der Lage, Daten in Bruchteilen von Sekunden kontinu-ierlich auszuwerten. So haben wir in einem von der medbo geförderten Kooperationsprojekt mit der OTH Regensburg Algorithmen entwickelt,

Fortsetzung auf Seite 26

In Aktion – Prof. Schwarzbach bei der Untersuchung einer Probandin

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27Psychiatrie | SYNAPSE 2 • 2017

ßes Potential, nicht nur das Gehirn, die Psyche und deren Störungen besser zu verstehen, sondern auch dem Wohl von Patienten zugute zu kommen. Durch erfolgreiche Mit-teleinwerbungen, eigene Investitio-nen und Anschaffung eines hoch-modernen Magnetresonanztomo-grafen hat sich Regensburg hier hervorragend in Position gebracht.

Zusammenfassung

Moderne Bildgebung erlaubt eine im-mer feinere non-invasive Untersu-chung der Struktur des Gehirnes und unterstützt damit die neurologische und psychiatrische Diagnostik. Was wir zusätzlich für erfolgreiche Dia-gnostik, Prognosestellung und Thera-pie brauchen, ist ein verbessertes Verständnis nicht nur von der Struktur, sondern auch der Funktion des Ge-hirns. Zu diesem Zweck betreibt ein Konsortium aus den Fachbereichen Psychologie, Psychiatrie, Radiologie, Neurologie und Neuroradiologie einen Kernspintomografen der modernsten Generation auf dem Gelände des Bezirksklinikums in Regensburg.

Prof. Dr. Jens Schwarzbach ist Leiter der Arbeitsgruppe für

Biomedizinische Bildgebung am Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie

der Universität Regensburg

SYNAPSE 2 • 2017 | Psychiatrie26

welche die Grafikkarte eines Com-puters dazu benutzen, Auswertun-gen um mehr als das Zehnfache zu beschleunigen, so dass Resultate direkt zurückgemeldet werden kön-nen. Zum Beispiel kann die Höhe ei-nes sich kontinuierlich verändernden Balkens auf einem Bildschirm dem Probanden zurückmelden, wie ähnlich der augenblicklich gemesse-ne Hirnzustand einem Hirnzustand ist, wenn man sich traurig fühlt. Statt den Patienten zu instruieren, er solle versuchen sich weniger traurig zu fühlen, bekommt er die Instruktion, zu versuchen, die Höhe des Balkens so weit wie möglich zu reduzieren und dabei verschiedenste Strategien auszuprobieren (siehe Abbildung 3).

Hirnaktivitäten steuern lernen

Solche Verfahren wollen wir dazu nutzen, dass Patienten lernen, ihre Hirnaktivität so zu steuern, dass sie

sich letztendlich anders fühlen. Dies ist gewissermaßen der komplemen-täre Ansatz zur Psychotherapie, bei der wir versuchen, das Denken und Fühlen zu verändern, in der Hoff-nung, dass sich das Gehirn dauer-haft umorganisiert. In unserem Falle fangen wir beim Gehirn an und las-sen Patienten Kontrolle über das Gehirn erlernen in der Hoffnung, dass sich Denken und Fühlen dau-erhaft verändern.

Ansatz Neurorehabilitation

Einen ähnlichen Ansatz können wir nun auch in der Neurorehabilitation verfolgen. Mentale Anstrengungen führen zu spezifischer Hirnaktivie-rung, selbst wenn der Körper (noch) nicht folgt. fMRT-gestütztes Training kann so möglicherweise die Rehabi-litation unterstützen. Einer kanadi-schen Studie zufolge sind bis zu zehn Prozent von Patienten im soge-

nannten Minimal Conscious State entgegen aller Annahmen durchaus zu rudimentärer Kommunikation in der Lage. So kann man etwa diese Patienten instruieren, sich entweder vorzustellen, Tennis zu spielen, oder sich vorzustellen, im eigenen Haus von der Küche zum Badezimmer zu gehen. Wenn der Patient die Instruk-tionen versteht und befolgt, zeigen sich leicht zu unterscheidende Ak-tivierungsmuster. Vereinbart man nun mit dem Patienten, ihm Fragen zu stellen, und dass „Tennisspielen“ „Ja“ heißt und „durchs Haus Gehen“ „Nein“ bedeutet, kann man die Ant-wort des Patienten auf Ja/Nein-Fra-gen direkt anhand der Bilder auf der MR-Konsole erschließen.

Gute Voraussetzungen

Moderne Soft- und Hardware und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Bildgebung haben somit ein gro-

Abbildung 3: Echtzeit-Neurofeedback. Hirnaktivierung wird kontinuierlich erhoben und ein Klassifikationsalgorithmus rechnet aus, wie ähnlich der augenblickliche Zustand vorher gelernten Zuständen entspricht. Ein Balkendiagramm meldet dem Probanden diese Ähnlichkeit zurück (zum Beispiel Angst versus Freude). Probanden werden instruiert, anhand von Gedanken und Vorstellungen ihrer Wahl den Balken so weit wie möglich herunter zu regulieren. Ziel ist es, die Kontrolle über Hirnaktivierung und damit Kontrolle zum Beispiel über eigene Gefühle zu erlernen.

Magnetresonanztomografie im Überblick

Magnetresonanztomografie (MRT) macht sich zunutze, dass wir Menschen hauptsächlich aus Wasser bestehen und dass Wasserstoffatome in einem Magnetfeld auf elektromagnetische Wellen, vergleichbar mit Wellen aus Radiosendern oder Mobiltelefonen, selbst mit elektromagnetischen Wellen „antworten“. Diese Antworten können wir in dreidimensionale Bilder umwandeln.

Bei der strukturellen MRT hängt die Stärke der Antworten davon ab, wie viel Wasser im Gewebe vorhanden ist. In der sehr fettigen weißen Substanz ist wenig Wasser, in der grauen Substanz unseres Kortex viel mehr. Dadurch ergeben sich in den Bildern Kontrastunterschiede mit einer feinen Darstellung der Strukturen, in der zum Beispiel Tumore deutlich sichtbar werden.

In der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) nutzen wir die Tatsache, dass ein Magnetfeld durch sau-erstoffreiches Blut weniger gestört wird als durch sauerstoffarmes Blut. Da, wo das Gehirn sehr aktiv ist, ist das Blut besonders sauerstoffreich und das Signal somit besonders hoch. So kann man dreidimensionale Karten von Hirnaktivierung erstellen.

Mit der MR-Spektroskopie kann man die Konzentration unterschiedlichster Stoffwechselprodukte messen. Es ist bekannt, dass Tumore den lokalen Stoffwechsel verändern. Wir gehen aber zusätzlich davon aus, dass ein veränderter Hirnstoffwechsel auch bei psychischen Erkrankungen auftritt, wenn nicht sogar seine Ursache ist.

Fortsetzung von Seite 25

Alles im Blick – die MR-Konsole des neuen MRT

Page 15: SYNAPSE - medbo

29Psychiatrie | SYNAPSE 2 • 2017

schen Erkrankungen bislang keine Psychiatrische Institutsambulanz, kein teilstationäres oder stationäres Behandlungsangebot. „Wir wollen die Medizin zu den Menschen brin-gen“, hebt Löffler die Wichtigkeit der wohnortnahen Versorgung hervor.

Sicherung des Klinikstandorts Parsberg

Landrat Willibald Gailler betonte die enorme Bedeutung der Kooperation für die Gesundheitsversorgung im Landkreis Neumarkt i.d.OPf. Nicht nur die psychiatrische Versorgung wird deutlich gestärkt, die Kooperation ist auch ein wichtiger Baustein zur lang-fristigen Sicherung des Klinikstandor-tes Parsberg. „Im Juli 2015 haben wir im Verwaltungsrat einen umfassen-den Beschluss über die strategische Neuausrichtung der beiden Land-kreiskliniken gefasst. Dieser sah unter anderem die Verlagerung der Akutge-riatrie von Parsberg nach Neumarkt und die Beibehaltung der Abteilung für Innere Medizin mit 30 Betten in der Klinik Parsberg ab 2019 vor. Zu-dem soll der Aufbau eines ärztlichen Versorgungszentrums forciert werden. Daher bin ich sehr froh, nicht einmal zwei Jahre nach dem Beschluss bereits die erste Vollzugsmitteilung mit der PIA verkünden zu können.“

Staatssekretär und Stimmkreisabge-ordneter Albert Füracker freute sich

über die rasche Realisierung. Von der Idee, eine Psychiatrische Instituts-ambulanz in der Parsberger Klinik zu etablieren, bis zur Eröffnung verging kaum mehr als ein Jahr.Auch Parsbergs Bürgermeister Josef Bauer war voll des Lobes

über das gemeinsame Projekt der beiden „Gäste in seiner Stadt“, der medbo und der Kliniken des Land-kreises Neumarkt i.d.OPf. Durch diese Kooperation wird der Gesund-heitsstandort Parsberg nachhaltig gestärkt.

SYNAPSE 2 • 2017 | Psychiatrie28

Lissy Höller

Neue Psychiatrische Institutsambulanz in Parsberg eröffnetBeginn einer umfassenden Kooperation

Die medbo und die Kliniken des Landkreises Neumarkt i.d.OPf. freuen sich auf eine gute Zusammenarbeit: Anfang April wurde mit der Eröffnung einer Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) der medbo in der Klinik Parsberg das erste Projekt umgesetzt.

Seit 3. April gibt es ein neues me-dizinisches Versorgungsangebot

in Parsberg: Eine eigene Psychiatri-sche Institutsambulanz (PIA). Be-treiberin ist die medbo, die Kliniken des Landkreises Neumarkt i.d.OPf. stellen die Räume zur Verfügung.

Die PIA der medbo an der Klinik Parsberg soll in Zukunft die psych-iatrische Versorgung an der Schnitt-stelle zwischen stationärer Kranken-hausaufnahme und ambulanter Be-handlung durch niedergelassene Fachärzte ergänzen. Kern der Be-handlung ist die medizinisch-psych-iatrische Diagnostik und Therapie durch ein multiprofessionelles Team. Aufgrund der engen Verzahnung mit den stationären und teilstationären Behandlungsangeboten im überre-

gionalen medbo Netzwerk nimmt die PIA eine wichtige Rolle in der Krisen- und Notfallversorgung ein. Außerdem will die Psychiatrische In-stitutsambulanz eine enge Koopera-tion mit den komplementären Ein-richtungen der Region aufbauen.

Verbesserung für die westliche Oberpfalz

„Ich freue mich, dass wir mit der Psychiatrischen Institutsambulanz an der Klinik Parsberg die ambulan-te psychiatrische Versorgung in der westlichen Oberpfalz noch besser sicherstellen können“, erklärt Be-zirkstagspräsident Franz Löffler. Der Landkreis Neumarkt i.d.OPf. ist psy-chiatrisch unterversorgt. In Parsberg existiert für Patienten mit psychiatri-

Die Psychiatrische Institutsambulanz Parsberg

Behandlungsspektrum:• Depression und Burnout • Traumatisierung • Angsterkrankung • psychotische Erkrankungen • Gedächtnisstörungen

und Demenz • chronische Schmerzen

Therapieangebot:• Gesprächstherapie • Krisenintervention • biologisch basierte

Therapieverfahren • sozialpädagogische

Hilfestellungen bei familiären, finanziellen und beruflichen Problemen

• Angehörigenarbeit

Kontakt:Psychiatrische Institutsambulanz Parsberg der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg Lupburger Str. 11 92331 Parsberg Tel. +49 (0) 9492/60018-9490 [email protected]

Patienten werden in der Regel durch Überweisung von Haus- und Fachärzten in der PIA aufgenommen.PIA-Pioniere in Parsberg – Oberarzt Dr. Johann Schnieringer und

Fachärztin Kornelia Sturm behandeln seit Anfang April ambulante Patienten

Guter Tag für Parsberg – (von links) Staatssekretär Füracker, Dr. Munzinger, Klinik-Vorstand Weymeyr, Bürgermeister Bauer, Landrat Gailler, Bezirkstagspräsident Löffler, Chefarzt Prof. Langguth, Oberarzt Dr. Schnieringer, Fachärztin Sturm und medbo Vorstand Dr. Dr. Hausner

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Page 16: SYNAPSE - medbo

31Psychiatrie | SYNAPSE 2 • 2017SYNAPSE 2 • 2017 | Psychiatrie

30

Renate Neuhierl

Frühe Hilfen in der Psychiatriemedbo und die Stadt Regensburg kooperieren

Die Koordinierende Kinderschutzstelle (KoKi) der Stadt Regensburg bietet seit März 2017 in Kooperation mit der Spezialambulanz „Mutter und Kind“ eine Beratungssprechstunde am Bezirksklinikum Regensburg (BKR) für psychisch erkrankte Mütter mit Kindern an.

Ist ein Familienmitglied psychisch belastet, so hat dies häufig Auswir-

kungen auf die gesamte Familie. Gerade bei Kindern erkrankter Müt-ter besteht ein nicht unbeträchtli-

ches Risiko, dass diese früher oder später selbst eine seelische Störung entwickeln. An dieser Stelle wollen die professionellen Hilfsangebote für Familien der Koordinierenden Kinderschutzstelle (KoKi) ansetzen. Mütter, die an der medbo Spezial-

ambulanz „Mutter und Kind“ am Bezirksklinikum Regensburg

(BKR) vorstellig werden, können sich seit März

2017 gleich auch von KoKi beraten lassen: Eine neue Bera-tungssprechstunde vor Ort am BKR macht dies möglich.

Die Idee der Frühen Hilfen vor Ort

Bei KoKi handelt es sich um die Fachstelle für Frühe Hilfen am Amt für Jugend und Familie der Stadt Re-gensburg. „KoKi hat es sich zum Ziel gesetzt, Versorgungsdefizite in Fami-lien so früh wie möglich aufzufan-gen“, betont Regensburgs Bürger-meisterin Gertrud Maltz-Schwarzfi-scher. Das KoKi-Team steht Schwan-geren, Alleinerziehenden und Familien mit Kleinkindern im Alter bis drei Jahren zur Seite, wenn sie Rat suchen, sich überfordert fühlen oder dem familiären Alltag aus eigener Kraft nicht mehr gewachsen sind.

„Unsere gemeinsame Vorstellung, dass gesunde Eltern ein gesundes Aufwachsen ihrer Kinder mit großer Wahrscheinlichkeit sicherstellen werden, verbindet Klinik und Ju-gendhilfe“, sagt Dr. Stefanie Freund, Fachärztin an der Psychiatrischen Institutsambulanz und verantwort-lich für die Spezialambulanz „Mutter und Kind“.

Informationen und Kontakt

Die Beratungssprechstunde der Koordinierenden Kinderschutz-stelle findet jeden ersten Mitt-woch im Monat von 09:00 bis 11:00 Uhr statt.

Ort: Psychiatrische Institutsambulanz (PIA)HAUS 12medbo Bezirksklinikum RegensburgUniversitätsstraße 84 93053 Regensburg

Anmeldung über die PIA: Tel. +49 (0) 941/941-1200Fax +49 (0) 941/941-1205 [email protected]

Familienfeier – (v.l.) Bezirkstagspräsident Franz Löffler feierte Ende Januar den Bayerischen Miteinanderpreis mit den Familien und Mitarbeitern des „Betreuten Wohnens in Familien“ (BWF) (SYNAPSE berichtete). Besonders gratulierte er Christa Härtl, deren Familie sich seit 15 Jahren im BWF engagiert. Das BWF-Team der medbo freute sich mit: Richard Schießl, Nicole Radlinger, Dr. Peter Radlinger, Susanne Freunek sowie Dr. Victoria Popara, Konrad Wagner und Prof. Dr. Berthold Langguth.

medbo- logisch!

Unser Lösungswort: Großes Schlaganfallnetzwerk(Die Auflösung finden Sie auf der Umschlagseite 3)

Page 17: SYNAPSE - medbo

33Neurologie | SYNAPSE 2 • 2017

Erwartung und Konditionierung

Ein wesentlicher Punkt bei Placebo/Nocebo-Studien ist zuvorderst die Erwartungshaltung der Patienten bezüglich des eigenen Genesungs-prozesses. Etwa ein Drittel der Pati-enten spricht laut einer der ersten und wichtigsten Placebo-Studien von H.C. Beecher aus dem Jahre 1955 auf orale Scheinmedikamente wie Tabletten oder Tropfen an. Bei invasiven Methoden – etwa Injektio-nen, operative Eingriffe – sind die Wirksamkeitsraten teilweise noch höher (zum Beispiel M. Relja et. al. im Jahr 2007 zum Einsatz von Botu-linumtoxin bei Migränepatienten). Für die auftretenden körperlich- organischen Effekte der Patienten macht Beecher vor allem psychi-sche, weniger aber Persönlich-keits-basierende Faktoren verant-wortlich. Erwartungen an die Wirk-samkeit einer Therapie spielen hier

SYNAPSE 2 • 2017 | Psychiatrie32

Renate Neuhierl

Der innere ArztDa ist dieses eigenartige Ziehen im Unterbauch, die seltsame Zittrig-keit, diese ständige Müdigkeit. Was das wohl sein mag? Die richtige Information über die eigene Erkrankung spielt eine nicht unwesentli-che Rolle im Genesungsprozess: Hier kommen Psychoedukation und Selbstwirksamkeit ins Spiel.

Ist mit unserem Organismus etwas nicht in Ordnung, initiiert unser Ge-

hirn Symptome, steuert Heilprozes-se und sorgt für die Produktion der nötigen Reparaturmaterialien – Zel-len, Botenstoffe aller Art, Antikörper und viele mehr. Leider sagt es uns nicht in klaren Worten, was mit uns los ist, sondern sendet Signale: etwa Unwohlsein oder Schmerzen. Auch bei psychischen Erkrankun-gen schildern Patienten oft körper-liche Beschwerden, die auf alles Mögliche hindeuten können. Bei-spielsweise Kopfschmerzen, Appe-titlosigkeit, Antriebslosigkeit. Da kann eine Erkältung ebenso im An-marsch sein wie eine waschechte Depression.

Sorgen und Ängste machen sich breit. Viele Patienten wollen Sicher-heit und recherchieren in eigener Sache, was mit ihnen los sein könn-te – am liebsten im Internet. Dort stoßen sie auf eine unerschöpfliche Zahl an mehr oder weniger seriöser Information. Plötzlich erweitert sich der Raum der Möglichkeiten ins Surreale. Und schnell schießen sich manche quasi auf diejenige mög-liche Ursache ihrer körperlichen Beschwerden ein, die am meisten Angst macht: Ich habe bestimmt Alz-heimer oder einen Tumor im Kopf!

Selbstheilungskräfte

Die Aussage „Der Doktor macht dich wieder gesund“ stimmt so eigentlich nicht. Denn es ist fast immer der menschliche Körper, der sich selbst heilt, und zwar – so die Fachwelt – bei ungefähr 90% aller Erkrankun-gen. Der menschliche Körper ist sein eigener „innerer Arzt“.

Aufgabe des „äußeren“ Arztes, also des medizinischen Experten, ist im Grunde nicht die Behebung der kör-

perlichen Dysfunktion oder eines Defizits. Vielmehr unterstützt und beschleunigt er mit seinem Handeln die Selbstheilungsarbeit des Kör-pers oder den Aufbau von Schutz-mechanismen. Bei einer Schnittver-letzung produziert unser Körper das zur Reparatur nötige Zellmaterial selbst – das Antiseptikum oder die Naht des Arztes sind alles Unter-stützer dieses Selbstheilungspro-zesses.

Bei einer psychischen Erkrankung sind in den meisten Fällen Gehirn-strukturen oder -prozesse nicht mehr intakt oder im Ungleichge-wicht. Das Gehirn ist allerdings in der Lage, etwa mit neuen organi-schen oder biochemischen Verbin-dungen „Umleitungen“ oder „Ersatz“ zu schaffen. Der Arzt hilft dem Ge-hirn durch geeignete therapeutische „Gehirn-Trainingseinheiten“ oder Medikamente, solche Umstruktu-rierungsprozesse zu befördern.

Aber wie interagieren der „innere“ und der „äußere“ Arzt? Gibt es einen Transmissionsmechanismus zwischen innen und außen?

Selbstwirksamkeit

In Psychiatrie und Psychotherapie gibt es viele präventive und thera-peutische Ansätze, bei denen ein Begriff immer zentral ist: die Selbst-wirksamkeit. Wenn der Patient an die Therapie, seine Genesung und im Grunde an sich selbst glaubt, kann dies für seine Heilung von gro-ßem Vorteil sein. Information spielt hier eine zentrale Rolle. Das ist durchaus wissenschaftlich unter-sucht – und zwar wie folgt:

In der Medizin gibt es zwei span-nende Effekte, die zeigen, wie sehr die Psyche über den Transmitter

„Information“ auf die Selbstheilungs-kraft des Körpers Einfluss nimmt: Placebo und Nocebo. Sichtbar wer-den sie in Studien zur Medikamen-tenwirksamkeit, bei denen einem Teil der Probanden wirkungslose Scheinmedikamente („placebo“, lateinisch: ich werde gefallen) ver-abreicht werden. Der andere Teil er-hält hingegen echte Medikamente. Keiner der Probanden weiß, zu wel-cher Gruppe er gehört. Die Abwei-chungen in den Ergebnissen beider Gruppen sind nicht zuletzt ein Indi-kator für die Gesundheitsbehörden, ob ein neues Medikament gut wirkt und zugelassen werden könnte. Beim Nocebo-Effekt (lateinisch: ich werde nicht gefallen) entwickelt der Patient negative somatische Reakti-onen auf ein an sich wirksames Medikament, die jedoch keine ur-sächlich dem Medikament zuge-schriebenen (erwünschten) Wirkun-gen oder (unerwünschten) Neben-wirkungen sind. Fortsetzung auf Seite 34

eine Rolle, aber auch Konditionie-rung. Das heißt, dass beispielswei-se allein über die regelmäßige Gabe einer „Tablette“ ein Reiz gesetzt und erlernt werden kann, der ein Reakti-onsmuster im Gehirn auslöst: „Wei-ße Tablette“ wird dann vom Patien-ten unterbewusst gleichgesetzt mit „Kopfschmerzfreiheit“. Oft kann schon allein der Anblick einer Pille bei diesen Patienten den Schmerz-level herabsetzen.

Wie verknüpft sich jetzt die Theorie um Placebo/Nocebo, die Bedeutung von Erwartung und Konditionierung mit dem Thema Selbstwirksamkeit und Selbstheilungskräfte?

Die richtige Information zur richtigen Zeit

Unsere Erwartungshaltung und kon-ditionierten Erfahrungen sind – so viel wissen wir bis zu diesem Punkt – keine unwesentlichen Faktoren für

unsere Genesungs- und Selbsthei-lungsprozesse: Vertrauen versus Zweifel, Zuversicht versus das mul-mige Gefühl im Bauch. „Self fulfilling prophecy“, also die sich selbst erfül-lende Prophezeiung, nennt die Psy-chologie dieses Phänomen. Und Selbstwirksamkeit korreliert mit der eher optimistischen Grundhaltung: Ich vertraue darauf, dass diese The-rapie mir hilft und sich meine Be-schwerden lindern werden. Welche Rolle spielt dabei, ob ich weiß und begreife, was in der Therapie mit mir geschieht? Eigentlich müsste ich ja nur auf das Können des „äu-ßeren Arztes“, des „Halbgotts in Weiß“ vertrauen – er hat mir ja viel-leicht früher auch schon erfolgreich geholfen …

Hier findet sich Interessantes in einer Studie von T.J. Luparello,

Page 18: SYNAPSE - medbo

35Neurologie | SYNAPSE 2 • 2017SYNAPSE 2 • 2017 | Psychiatrie

34

N. Leist et al. aus dem Jahr 1970: Eine Gruppe Asthmapatienten wur-de mit einem bronchienerweitern-den, eine zweite Gruppe mit einem sogar bronchienverengenden Medi-kament behandelt. Dann wurden Lungen volumen und Luftstromstär-ke gemessen, wobei einem Teil der Patienten gesagt wurde, welches Medikament sie tatsächlich bekom-men hatten. Der andere Teil wurde „angeschwindelt“. Die Forscher kamen zu zwei grundlegenden Erkenntnissen: Einmal wirkten die

Medikamente besser bei den Pati-enten, die Bescheid wussten, was man ihnen verabreicht hatte. Aber sensationell war das zweite Ergeb-nis: Diejenigen Patienten, die das Bronchien verengende Medikament geschluckt hatten, aber glaubten, man hätte ihnen das Bronchien erweiternde verabreicht, zeigten tat-sächlich verbesserte Werte. Und vice versa. Das Vertrauen oder die Erwartungen eines Patienten in die Wirksamkeit einer Therapie kann also unter Umständen sogar die ne-gativen Wirkungen eines „falschen“ Medi kamentes ausgleichen. Die

positive Erwartungshaltung beflügelt die Selbstheilungskräfte.

Psychoedukation: Denn sie wissen, was sie tun

Wir wissen nun: Beruhigende und verlässliche Information hilft bei der Genesung, denn sie unterstützt die Selbstwirksamkeit des Patien-ten, also die Tendenz zu Optimis-mus und Selbstvertrauen. Das braucht es, damit das Gehirn – nicht zuletzt die Psyche – eines Patienten das volle Selbstheilungspotential entwickeln kann. Je mehr verläss-

TEMPiS in der Pflege – Die Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum ist eines der beiden Koor-dinationszentren des weltweit größten telemedizinischen Schlaganfall-netzwerks TEMPiS. Verstärkt werden dort auch Pflegeexperten einge-setzt und durch die Spezialisten in Regensburg für den telemedizini-schen Einsatz geschult. Ganz rechts: Der Regensburger TEMPiS- Koordinator Dr. Roland Backhaus, der die Schulung durchführte.

Fortsetzung von Seite 33liches Wissen der Patient über sei-ne Diagnose und die Wirkungswei-sen der vorgeschlagenen Therapien bekommt, umso weniger angst-besetzt und umso zuversichtlicher kann er mit der Erkrankung umge-hen. Arzt und Therapeut sind hier gefordert, nicht nur die geeignete, richtige und wohldosierte Informa-tion zu definieren: Es soll ja keines-falls ein Nocebo-Effekt provoziert, aber hoffentlich die Selbstwirksam-keit des Patienten angeregt werden. Das spricht sehr für den Arzt aus Fleisch und Blut und weniger für das Internet.

Einfach Bescheid wissen

Gezielte Psychoedukation, also die Vermittlung des Wissens über die eigene (psychische) Erkrankung durch medizinische und therapeuti-sche Experten, ist ein wesentlicher Ansatz in Psychiatrie und Psycho-therapie: Woher kommt meine Er-krankung? Welche Ursachen hat sie möglicherweise? Wie äußert sie sich? Und wie wirken die verschie-denen therapeutischen Maßnahmen überhaupt, etwa Medikamente, Ge-sprächs- oder Verhaltenstherapien? Wie verläuft die Erkrankung und

kann ich sie völlig überwinden? Wel-che Rückfallrisiken bestehen und was kann ich in diesen Fällen tun? Vor allem transportiert Psychoedu-kation eine Botschaft: Psychische Krankheiten sind Erkrankungen des Gehirns, also eines Organs. Sie sind nicht eingebildet, schräg oder unnormal. Und sie sind heilbar, in der Regel sogar sehr gut. All dies sind übrigens Fragen, die nicht nur für den Patienten, sondern auch für sein soziales Umfeld wichtig sind. Aus diesem Grunde gibt es bei der medbo auch für Angehörige Psychoedukations- Programme.

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37Neurologie | SYNAPSE 2 • 2017

und verweist auch auf den glück-lichen Umstand, dass am Bezirks-klinikum Regensburg mit seinem Haus, der Neuroradiologie, der Klinik für Neuro-Reha und der Geriatrie ein Leuchtturm in Sachen Komplettversorgung neurologischer Patienten entstanden ist.

Herausforderung: Seltene Erkrankungen

„Etwa 90 Prozent der so genannten Seltenen Erkrankungen, die wir heute kennen, entfallen auf das Gehirn“ er-klärt Prof. Bogdahn. Das mache die „Gemengelage“ zwischen Forschung und Lehre einerseits und der medizi-nischen Versorgung von Patienten andererseits zu einer Herausforde-rung: ein Spagat, den er sein ganzes Berufsleben meistern musste.Das Fach Neurologie habe zwei Seiten, erklärt Prof. Bogdahn. Als relativ junges Fach mit diesem be-sonders hohen Anteil an seltenen und teils noch wenig erforschten Erkrankungen wie der Myasthenie oder der Amyotrophen Lateralsk-lerose (ALS) gäbe es für den for-schenden Mediziner jede Menge Herausforderungen. Auf der ande-ren Seite kämpft der versorgende neurologische Mediziner genau bei diesen Diagnosen um Mittel und Möglichkeiten in einem hochregu-lierten Gesundheitssystem, das stark auf Klassifizierungen und Checklisten baut.

Brücke zwischen Forschung und Versorgung

„Immer dann, wenn die Erforschung einer Behandlungsmethode in die klinische Erprobung geht, wird es spannend. Denn dann wird es rich-tig teuer.“ Genau an dieser Stelle setzt Bogdahn mit einem anderen Projekt an: GO-Bio. „Hier ist die Idee, sich für die Phase der klini-schen Erprobung privatwirtschaft-liche Unterstützung zu holen, ohne sozusagen ‚seine Seele‘ zu verkaufen“.

Seit 2005 unterhält das Bundesmi-nisterium für Bildung und Forschung (BMBF) das Förderprogramm „Gründeroffensive Biotechnologie“, kurz GO-Bio. Mit rund vier Millionen Euro fördert das Ministerium ein Projekt Prof. Dr. Ulrich Bogdahns zu neurodegenerativen Erkrankungen, bei denen es noch keine ursächlich wirksame Therapie gibt. In der ers-ten Phase wird ein Wirkstoff ent-wickelt, der anschließend in ei-ner klinischen Studie getes-tet werden soll. Zudem wer-den Biomarker identifiziert, die der späteren Patien-tensicherheit dienen sollen sowie bestimmte Rückschlüsse auf die Wirkung des Präpara-tes zulassen. Aus die-sen Indikatoren sind auch umfassende Er-kenntnisse über die Krankheit selbst und ihre molekularen, zellu-lären und funktionellen Mechanismen zu er-warten. In der zweiten Phase sind die klinische Prüfung des Wirkstoffs und die Gründung ei-nes Biotechnologie-Un-ternehmens geplant. Dieses soll langfristig den Wirkstoff herstellen und möglicherweise auch vertreiben.

Seniorprofessur

Auch wenn Prof. Dr. Ulrich Bogdahn jetzt in den Ruhe-stand geht: Er verabschiedet sich nicht ganz aus der For-schung und Lehre. Denn er wird über den Ruhestand hinaus eine Seniorprofessur am Lehrstuhl für Neurolo-gie behalten.

SYNAPSE 2 • 2017 | Neurologie36

Renate Neuhierl

Eine Ära geht zu EndeProf. Dr. Ulrich Bogdahn geht in den Ruhestand

Kein Zweifel: Dieser Mensch brennt für sein Fach – die Neurologie. Das menschliche Gehirn sei das spannendste, nach wie vor aber auch am wenigsten erforschte menschliche Organ, sagt Prof. Dr. Ulrich Bogdahn. Der Mediziner war 20 Jahre Ärztlicher Direktor an der neurologischen Klinik der medbo in Regensburg und über 20 Jahre Lehrstuhlinhaber an der Regensburger Universität in Personalunion. Ende März 2017 ging er nun in den Ruhestand.

Zur Medizin kam der gebürtige Berliner schicksalhaft. Eigentlich

tendierte er ursprünglich eher zur Physik oder Chemie. Ein Kranken-pflegepraktikum in der Chirurgie in Kassel gab dann den Anstoß für die Humanmedizin, die er in Marburg und Freiburg studierte und mit der Promotion über ein onkologisches Thema abschloss.

Der Blick in den menschlichen Schädel

Mit der Neurologie kam er im Rah-men einer Famulatur-Station im australischen Melbourne erstmals in Kontakt. Dort entdeckte Ulrich Bog-dahn, Sohn eines technisch versier-ten Vaters, die Faszination der da-mals brandneuen computergestütz-ten bildgebenden Verfahren und ihre Möglichkeit, in dieses geheim-nisvolle Ding – den menschlichen Schädel – zu schauen. „Die Compu-tertomographie hat mich zutiefst be-eindruckt. Die technische Raffines-se und die medizinische Welt, die sie damals eröffnete, waren un-glaublich“, erinnert er sich. „Man schob den Patienten quasi ohne große Vorbereitung in diese Röhre und hatte kurz darauf die Bilder sei-nes Schädelinneren auf dem Moni-tor“ – die Erforschung von Gehirntu-moren hat ihn seither nicht mehr losgelassen. Prof. Ulrich Bogdahn habilitierte sich nicht zuletzt in Expe-rimenteller Hirntumortherapie und nennt die Regensburger Wil-helm-Sander-Forschungseinheit für das Fach NeuroOnkologie als eines seiner wichtigsten Projekte.

Seine Facharztweiterbildung in Neu-rologie und Nervenheilkunde absol-vierte Ulrich Bogdahn bei Prof. Hans-Georg Mertens an der Univer-sität Würzburg. Und selbstverständ-

lich erwarb er dort auch eine neuro-radiologische Zusatzausbildung.

Neurologie: Ein forderndes Fach

Als er 1995 zum Inhaber des neu gegründeten Lehrstuhls für Neurolo-gie nach Regensburg berufen wur-de, sollte er nicht nur diesen auf-bauen. Auch die neurologische Kooperationsklinik der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg sollte er als Ärztlicher Direktor ab 1997 völlig neu aufstel-len. Seine Schwerpunkte sowohl in der Forschung als auch in der Ver-sorgung waren die Stammzellenfor-schung auf dem Gebiet der neuro-nalen Regeneration, Neuroimmuno-logie und cerebrovaskuläre Erkran-kungen: und selbstverständlich auch hier wieder die NeuroOnko-logie.

Politik der kurzen Wege

Das Bezirksklinikum bot ihm die Möglichkeit, rund um seine Klinik und Poliklinik für Neurologie und im selben Gebäude die für sein Fach-gebiet so wichtigen Support-Einhei-ten anzusiedeln und in seine klini-sche Arbeit einzubinden: eine kom-plette Laboreinheit mit eigenem Liquorlabor zur Untersuchung von Gehirnflüssigkeit, aber gerade auch das Institut für Neuroradiologie – in Sachen Computertomographie war die medbo ja schon in den 1970er Jahren Pionierin. Nicht zu verges-sen eine komplette Apotheke. „Denn gerade bei den Seltenen Erkrankun-gen braucht man als Mediziner und Forscher diese direkte Zuarbeit – es gibt hier kaum eine Behandlung von der Stange“, erzählt Prof. Bogdahn. „Hochleistungsmedizin kompakt“ nennt Ulrich Bogdahn seinen Ansatz

Akademische Laufbahn

1970-1976 Studium der Humanmedizin in Marburg und Freiburg1976 Promotion1977 Approbation1977-1978 Wehrdienst als stellvertretender Fliegerarzt bei der

Bundeswehr1978-1985 Facharztweiterbildung für Neurologie und Psychiatrie

(Nervenarzt) an der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg

1982-1983 Research Fellow am Brain Tumor Research Institute der University of California, UCSF, San Francisco

1985-1986 Neurologische Zusatzausbildung an der neuroradiologi-schen Abteilung der Universität Würzburg

1987 Habilitation über Experimentelle Hirntumortherapie1988 Berufung zum Universitäts-Professor auf Lebenszeit

für das Fach Neurologie, Universität Würzburg1995 Berufung als Lehrstuhlinhaber für das Fach

Neurologie an der Universität Regensburg1997 Ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für

Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg

„Dann ist mein Terminkalender künf-tig nur noch doppelt belegt und nicht mehr vierfach wie jetzt“. Ulrich Bogdahn zwinkert und lacht in seiner so typischen, charmanten Art.

Alles Gute, Prof. Bogdahn, und: Auf Wiedersehen!

Page 20: SYNAPSE - medbo

39Neurologie | SYNAPSE 2 • 2017

Nicht zu unterschätzen ist zudem die Auflösung des Wirkzusammen-hanges Spastik-Schmerz durch Botulinumtoxin. Hier haben es die Neurologen oft mit einer Art Teufels-kreis zu tun, indem sich Spastik und Schmerz gegenseitig aufschaukeln.

Einsatzgebiet 2: Dystonien

Bei Dystonien handelt es sich um unwillkürliche Bewegungen, die die Patienten willentlich nicht steuern können und machen müssen. Be-kannte Diagnosen sind etwa der „Schiefhals“, bei dem die Verkramp-fung bestimmter Muskeln an Hals und Schädel den Kopf zur Seite zwingen. Auch der „Blepharospas-mus“, also krankhaftes Augenzwin-kern oder -kneifen, das bis zur Er-blindung führen kann, wäre ein be-kanntes Beispiel.

Auch bei diesen körperlichen Stö-rungen wird das Medikament in die betroffenen Muskeln gespritzt, wo es die direkten „Umschaltstellen“ zwischen Nerv und Muskel erreicht und dort die Reizübertragung vom Nerv auf den Muskel blockiert.

Nebenwirkungen

Botulinumtoxin ist ein effektives, in seiner Wirkung gut einschätzbares und ein sehr verträgliches Medika-

ment. Es wird seit etwa Anfang der 1990er Jahre medizinisch einge-setzt. In dieser Zeit sind weder in kli-nischen Studien noch in der ärztli-chen Praxis am Bezirksklinikum Re-gensburg chronische Nebenwirkun-gen bekannt geworden. Bei der Injektion von Botulinumtoxin können akut Nachbarregionen von der Wir-kung des Medikaments mit betroffen sein. Dies leuchtet ein, denn etwa bei der Behandlung des Augen-schließermuskels kann es zu Augen-trockenheit kommen, da die Tränen-drüsen in unmittelbarer Nähe des Muskels liegen. Beim Schiefhals wird unter anderem in der Nähe der Schluckmuskulatur behandelt, so dass es zu Schluckbeschwerden kommen kann. In der Botulinum-Ver-

abreichung geübte Neurologen kön-nen diese akuten Nebenwirkungen jedoch minimieren. Der Nutzen des Medikaments übersteigt die tolerab-len Beeinträchtigungen durch akute Nebenwirkungen bei weitem.

Zusätzlicher Nutzen: Depotwirkung

Nach erstellter Diagnose und Thera-pieplanung sehen sich Arzt und Pa-tient für gewöhnlich nur noch einmal im Quartal, denn die Injektionen wir-ken in aller Regel etwa drei Monate.

Prof. Dr. Wilhelm Schulte-Mattler ist Oberarzt an der Klinik und Poliklinik

für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum und leitet die

Botulinum-Ambulanz

SYNAPSE 2 • 2017 | Neurologie38

Renate Neuhierl, Prof. Dr. Wilhelm Schulte-Mattler

Superlativ BotulinumtoxinEs ist ein Stoff der Superlative und der Gegensätze: Das stärkste der bekannten Gifte der Welt und gleichzeitig eines der zuverlässigsten Medikamente in der Neurologie – Botulinumtoxin.

Was für den Chirurgen das Skal-pell, ist für den Neurologen der

Stoff „Botulinumtoxin“. Es ist im Grunde ein Sammelbegriff für ähn-lich wirksame Substanzen, die als Stoffwechselprodukt von Bakterien verschiedener Clostridium-Stämme entstehen: Die Mikroben scheiden den hochtoxischen Stoff aus.

Etwa 0,1 Mikrogramm Botulinumto-xin ist für einen ausgewachsenen Mann lebensgefährlich. Aber in sei-ner hochgradig verdünnten Form wird Botulinumtoxin zu einem der sichersten, zuverlässigsten und wirksamsten Medikamente in der Neurologie. Seit etwa 30 Jahren wird das Medikament industriell hergestellt und die Verdünnungsver-fahren sind mittlerweile hochgradig professionalisiert: Aus dem Gift ist

ein vergleichsweise harmloses Me-dikament geworden.

Wirkungsweise

Botulinumtoxin wirkt neurotoxisch, das heißt es wirkt hemmend auf die Erregungsübertragung zwischen Nervenzellen. Das Medikament hemmt hier die chemische Übertra-gung, indem es den Botenstoff Acetylcholin sozusagen im Nerv einsperrt. In der Neurologie kommt es vor allem bei den Wirkzu-

sammenhängen zwischen Nerven und Muskeln zum Einsatz, etwa bei Erkrankungen, die starke Mus-kelanspannungen zur Folge haben. In der Hauptsache werden Spasti-ken und Dystonien behandelt.

Einsatzgebiet 1: Spastiken

Spastiken – genauer: spastische Lähmungen – sind dauerhafte oder häufige Verkrampfungszustände ganzer Muskelgruppen. Die willentli-che Bewegungsfähigkeit der Patien-ten ist aufgrund der neurologischen Grundschädigung des Gehirns oder des Rückenmarks stark einge-schränkt bis völlig hinfällig. So kennt man etwa bei Schlaganfallpatienten mit Lähmungserscheinung die meist sehr schmerzhafte spastische Ver-krampfung von Gliedmaßen. Das Botulinumtoxin wird in diesen Fällen direkt in die betroffenen Muskeln gespritzt, um so eine Entspannung des Muskels und eine direkte Schmerzlinderung zu erreichen.

Das therapeutische Ziel beim Ein-satz von Botulinumtoxin ist zweierlei: zum einen die gezielte Auflösung der blockierten Beweglichkeit, zum anderen die Schmerzreduktion. Eine Heilung der ursprünglichen Schädi-gung im Gehirn wird durch die Ver-abreichung von Botulinumtoxin nicht erreicht. Doch wird der richtige Mus-kel „weich“, kann nach und nach bei-spielsweise ein blockiertes Glied-maß aus der erstarrten Haltung ge-löst werden. Oft ermöglicht allein diese Lockerung neue Bewegungs-muster, sei es das einfache aufrech-te Sitzen, wenn etwa ein Bein betrof-fen war, oder den passiven Einsatz des gelähmten Arms beim Fixieren eines Gegenstands.

Die Botulinum-Ambulanz der Poliklinik für Neurologie

Die Ambulanz in der Poliklinik für Neurologie behandelt pro Quartal etwa 250 Patienten. Sprechstunden sind mittwochs von 13:00 bis 16:30 Uhr.

Team:• Dres. Bernadette Wimmer, Elisabeth Torka, Jennifer Rösl, Li Zhang,

Prof. Dr. Wilhelm Schulte-Mattler,• MTA: Heidi Fritz, Susann Kerta, Bernhard Grigo (leitender MTA)

Kontakt:Neurologische Poliklinik, HAUS 22, 1. Stock, Universitätsstraße 8493053 Regensburg, Tel. +49 (0) 941/941-1370, Email [email protected]

Botolinum-Team – (v.l.) Heidi Fritz, Susann Kerta, Bernhard Grigo, Dr. Li Zhang, Prof. Dr. Wilhelm Schulte-Mattler, Dr. Elisabeth Torka, Dr. Jennifer Rösl, Dr. Sabine Platen

Page 21: SYNAPSE - medbo

… und „Tymo“

Das Balancepad Tymo kann in der Therapie im Stand und auch im Sitzen eingesetzt werden, mit dem Ziel der Verbesserung des Gleich-gewichts und der sogenannte pos-turalen Kontrolle (Haltungskon trolle beziehungsweise Aufrichtung ent-gegen der Schwerkraft).

Für die obere Extremität ist ein Ein-satz des Balancepads etwa zum Trainieren von Stützaktivitäten mög-lich.

Zur Gestaltung eines ergonomi-schen Therapiesettings kann der Tisch der Therapieeinheit höhenver-stellt werden. Zusätzliche Adaptio-nen (Multiboard, Multiball) und spe-zielles Lagerungsmaterial erweitern die individuellen Einsatzmöglichkei-ten des Gerätes.

Bei der Gestaltung der Therapie kann auf unterschiedliche ein- und zweidimensionale Therapieprogram-me zurückgegriffen werden. Das funktionelle Training kann gleichzei-tig mit kognitiven Aufgaben ver-knüpft werden. Hierfür bietet das Gerät Therapiemodule für das spe-zielle Neurotraining nach Verena Schweizer.

Einsatz in allen Rehaphasen

In der Klinik für Neurologische Re-habilitation besteht für Patienten al-ler Rehaphasen die Möglichkeit, die Therapiegeräte zu nutzen. Patien-ten, für die diese Behandlungs-methode geeignet ist, werden regel-mäßig eingeplant.

Zu Beginn legen Patient und Thera-peut gemeinsam Ziele fest, die dann unter ergotherapeutischer Supervi-

sion intensiviert werden. Mögliche Ziele des Bewegungstrainings kön-nen zum Beispiel die Steigerung der Greifkraft der Hand oder das Trai-nieren verschiedener Greiffunktio-nen und Bewegungen sein, um eventuell einen E-Rollstuhl steuern oder ein Glas Wasser halten und daraus trinken zu können.

Positive Erfahrungen

Die Erfahrungen mit den computer-gestützten Therapiegeräten sind bisher durchweg positiv. Patienten aller Altersgruppen – ob mit oder ohne Erfahrung am PC – profitieren vom zusätzlichen interaktiven The-rapieangebot und nehmen gerne und motiviert daran teil.

Das Gerät bietet ein sehr gutes Zu-satzangebot, aber keinen Ersatz für die herkömmlichen einzeltherapeu-tischen Maßnahmen der Ergothera-pie (zum Beispiel Anbahnung von Funktionen und deren Transfer in den Alltag) – kein noch so ausgefeil-tes Therapiegerät kann hier den Menschen ersetzen.

Anja Bodensteiner, Martin Clauss und Bar-bara Sommer sind Ergotherapeuten der

Klinik für Neurologische Rehabilitation am Bezirksklinikum Regensburg

In den letzten Jahren stellte sich die Robotik- und Computer-gestützte

Therapie zunehmend als wichtiges Therapiemedium im Bereich der motorischen Rehabilitation heraus. Patienten mit neurologischen Er-krankungen wie beispielsweise nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder nach einem Schlaganfall wei-sen häufig motorische Einschrän-kungen in Form von Lähmungen oder Spastiken auf. Im Rahmen der neurologischen Rehabilitation soll eine Verbesserung der körperlichen und mentalen Funktionen erzielt werden.

Motorisches Lernen

Die Wirksamkeit computergestützter Therapie ist wissenschaftlich durch

Studien belegt. Die Funktionsweise der Geräte stützt sich dabei auf die Prinzipien des motorischen Lernens und basiert auf aktuellen neurowis-senschaftlichen Erkenntnissen.

Zusätzlich bietet die Tyrostation die Möglichkeit zur Dokumentation und Durchführung von Assessments.

Üben mit „Pablo“…

Mit Hilfe der computergestützten Therapie wird das Repertoire der re-gulären Ergotherapie um ein weite-res therapeutisches Angebot erwei-tert. Die Wahl fiel auf die „Tyrostati-on“ der Firma Tyromotion.

Sie besteht aus zwei Einzelgeräten: dem „Pablo“ und dem „Tymo“, die

beide wiederum mit einem Monitor verbunden sind.

Der Pablo ist eine Art Sensorgriff, der hauptsächlich zur Schulter- Arm-Rehabilitation eingesetzt werden kann. Dieser Sensorgriff ist adaptierbar und kann somit etwa bei einer Fehlstellung des Hand-gelenkes angepasst werden. Mit dem Pablo können sowohl das Bewegungsausmaß der einzelnen Gelenke der oberen Extremität wie Schulter- oder Handgelenk, als auch die Kraft erfasst, evaluiert und trainiert werden. Je nach Zielset-zung und funktionellem Status können einzelne Computerspiele mittels selektiver Bewegungen oder mit Krafteinsatz und Kraftdosierung gesteuert werden.

41Neuro-Reha | SYNAPSE 2 • 2017SYNAPSE 2 • 2017 | Neuro-Reha

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Anja Bodensteiner, Martin Clauss, Barbara Sommer

Computergestützte BewegungstherapieKlinik für Neurologische Rehabilitation am Bezirksklinikum Regensburg setzt modernste Technik ein

2016 führte der Fachbereich Ergotherapie in der Klinik für Neurologische Rehabilitation mit der „Tyrostation“ ein neues computergestütztes Therapieangebot ein. Die bisherigen Erfahrungen sind vielversprechend.

Prinzipien motorischen Lernens

• Repetition (hohe Zahl an Wiederholungen)• Forced use („erzwungener Gebrauch“ der betroffenen Extremität)• Verwendung optischer und akustischer Reize zur Bewegungsinitiierung• Richtung der Aufmerksamkeit auf einen externalen statt internalen

Fokus• Shaping (sukzessive Steigerung des Schwierigkeitsgrades)• Üben an der spezifischen Leistungsgrenze des Patienten

(hohe Intensität)• Feedback der erreichten Leistungen durch Werte und Diagrammen

Infos zum Einsatz compu-tergestützter Therapie

Wer neugierig geworden ist und mehr über die Tyrostation erfah-ren möchte, kann sich gerne an die ergotherapeutische Abteilung der Klinik für Neurologische Re-habilitation am Bezirksklinikum Regensburg wenden: [email protected] [email protected]

Mit Trainer – mit „Pablo“ in Aktion

Ohne Trainer – „Pablo“ beidhändig

Page 22: SYNAPSE - medbo

gestört. Es besteht die Möglichkeit, religiöse Rituale durchzuführen, um die Trauerkultur des Verstorbenen zu würdigen. Eine würdige Verabschie-dungskultur gehöre zu den Qualitäts-merkmalen eines Krankenhauses, betonten die Klinikseelsorger der medbo am Bezirksklinikum Regens-burg, Harald Wieder und Wolfgang Reindlmeier, bei der Einweihung des neuen Aussegnungsraums der Klinik für Neurologische Rehabilitation An-fang April. Es sei wie ein letzter Dienst an verstorbenen Patienten und ihren Angehörigen.

Gabriele Rieder ist Stationsleiterin an der Klink für Neurologische Rehabilitation, Pfar-rer Wolfgang Reindlmeier ist evange lischer,

Diakon Harald Wieder katholischer Seel-sorger am Bezirksklinikum Regensburg

Alles im Leben hat seine Zeit: Geboren werden hat seine Zeit,

Sterben hat seine Zeit“, heißt es im Buch des Predigers Salomo. Ziel und Auftrag einer Klinik und ihrer Mitarbeiter bestehen darin, Patien-ten im Genesungs- und Rehabilita-tionsprozess zu begleiten.

Bei allem Bemühen um Rekonvales-zenz: Leider ist dies nicht bei allen Patienten möglich. Sie gehen einen anderen Weg. Und weder der Pati-ent noch der Angehörige ist darauf vorbereitet. Es ist der letzte Lebens-weg. Und auf diesem Weg sollten der Patient und auch die Angehöri-gen nicht alleine gelassen, sondern würdevoll begleitet werden. Sterbe-begleitung ist ein wichtiges Thema

in der Klinik für Neurologische Reha-bilitation, dem sich das interdiszipli-näre Team stellt. Abschied nehmen von Patienten und die Begleitung der Angehörigen auf diesem Weg ist gleichzeitig eine große Herausforde-rung für die Klinik.

Sterbebegleitung und Verabschiedungskultur

Es gilt, Patienten wie auch den An-gehörigen würdevoll beizustehen. Dazu stehen in der Klinik Mitarbeiter zur Verfügung, die sich zum Beispiel in Palliativ Care weitergebildet haben, sowie die Seelsorge der medbo. Allenthalben wird die Unter-stützung von Vereinen, die sich auf das Thema Sterbebegleitung spezi-

alisiert haben (etwa Hospizvereine, Paliamo, abrigo), hinzu geholt.

Das kostbarste Vermächtnis eines Menschen ist die Spur, die seine Liebe in unseren Herzen zurückgelassen hat.

Irmgard Erath

Ist ein Patient verstorben, brauchen die Angehörigen einen Raum zum Trauern und zum Abschiednehmen. Dies soll nicht einfach „auf Station“ mit ihrem Alltagstrubel stattfinden, sondern an einem speziell dafür eingerichteten, kontemplativen Ort. Diesen stellt die Klinik mit dem neuen Aussegnungsraum zur Ver-fügung. Die Angehörigen werden durch Krankenhauslärm nicht be-lästigt und die Totenruhe wird nicht

43Neuro-Reha | SYNAPSE 2 • 2017SYNAPSE 2 • 2017 | Neuro-Reha

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Wolfgang Reindlmeier, Gabriele Rieder, Harald Wieder

Am Ende des WegsVerabschiedungskultur und Sterbebegleitung als Dienst am Patienten und seinen Angehörigen

Würdevolles Abschiednehmen von Patienten, die in der Klinik versterben, braucht einen besonderen Ort. Der neue Aussegnungsraum an der Klinik für Neurologische Rehabilitation bietet Angehörigen den stillen und liebevollen Rahmen.

Alles hat seine Zeit – Dekodetail des neuen Aussegnungsraums an der Klinik für Neurologische Rehabilitation

<

Lichthof – kleine Oase in der Klinik für Neuro-Reha

Page 23: SYNAPSE - medbo

45

fahrungen, gleichzeitig erhöht sich die „Rechenleistung“, sowohl Ge-schwindigkeit der Übertragung als auch Anzahl der Verbindungen steigt.

Pubertät und Gehirnumbau

Doch diese Umbauprozesse schei-nen nicht in allen Hirnregionen gleichzeitig abzulaufen. Besonders spät ist der Umbau im präfrontalen Cortex abgeschlossen, also demje-nigen Teil des zentralen Nervensys-tems, der mit Verhaltenskontrolle und Handlungsplanung assoziiert ist. Hierdurch gelingt es Menschen, kurzfristige Bedürfnisbefriedigung aufzuschieben und Handlungsim-pulse zu unterdrücken. Diese für das Jugendalter spezifischen Verän-derungen in der Neuroarchitektur können einen Teil der Verhaltensbe-sonderheiten und auch -schwierig-keiten in diesem Lebensabschnitt erklären. Nie ist die Wahrscheinlich-keit für impulsives und risikoreiches Verhalten ohne Rücksicht auf lang-fristige Konsequenzen so hoch wie in dieser Phase.

Psychiatrischer und pädagogischer Kontext

Für die praktische Arbeit, sowohl im psychiatrischen als auch im pädagogischen Kontext, ist es hilfreich, um diese Besonderheiten im Jugendalter zu wissen: bei-spielsweise die Schaffung eines passenden Inputs als auch der Schutz vor Hoch-risikoverhalten.

Neben den strukturellen Ver-änderungen kann man auch

SYNAPSE 2 • 2017 | KJP44

Nicola Creuzburg

Das lernende Gehirn: JugendlicheEntwicklungspsychologie des Lernens

Der Übergang von der Kindheit in das Erwachsenenalter ist oft kein einfacher Weg, insbesondere für die Jugendlichen selbst. Neben körperlichen Veränderungen und neuen Anforderungen von außen verändern sich auch grundlegende Lernprozesse.

Schlägt man in psychologischen Lexika die Definition von „Ler-

nen“ nach, so bezeichnet man hier-mit meist einen durch Erfahrung be-dingten Prozess der Verhaltensän-derung. Aus entwicklungspsycholo-gischer Sicht lernt ein Individuum sein ganzes Leben lang; entgegen früherer Vorstellungen bleibt die Neuroplastizität und damit das Po-tenzial zur Verhaltensänderung nachweislich bis zum Ende des Le-bens erhalten. Trotz dieser Univer-salität des Lernpotentials über die Lebensspanne hinweg gibt es in je-der Entwicklungsphase spezifische Besonderheiten.

Definition des Jugendalters

Generell gilt in der Psychologie der Lebensabschnitt vom elften bis zum 21. Lebensjahr als das Jugendalter. Weiter kann man diesen Abschnitt in die frühe Adoleszenz (11 bis 14 Jahre), die mittlere Adoleszenz (15 bis 18 Jahre) und die Spätadoles-zenz (18 bis 21 Jahre) unterteilen. Trotz dieser Festlegung kann der individuelle Entwicklungsstand stark differieren. In der Kinder- und Ju-gendpsychiatrie der medbo Regens-burg werden grundsätzlich Patien-ten ab dem 13. Lebensjahr auf die Jugendlichen-Stationen aufgenom-men. Aufgrund der interindividuellen Spannbreite des Entwicklungs-stands kann diese Grenze in Einzel-fällen jedoch auch nach unten oder oben verschoben werden. Auch ist es möglich, Patienten über das 18. Lebensjahr hinaus, eben bis zum 21. Lebensjahr, hier zu behandeln.

Ab wann man von dem Beginn des Jugendalters spricht, ist von zahlrei-chen Faktoren abhängig. Neben spezifischen biologischen Reifepro-zessen, wie beispielsweise die Ent-wicklung der Geschlechtsreife und

sozio-kulturellen Faktoren, etwa ge-setzlichen Vorgaben, spielt auch die Entwicklung bestimmter Lern-prozesse eine wichtige Rolle.

Die Entwicklung des formal-operationalen Denkens

Eine der bekanntesten Theorien zur kognitiven Entwicklung wurde von Jean Piaget entwickelt. Laut seinen Beobachtungen beginnt mit etwa dem zwölften Lebensjahr das Stadi-um der formalen Operationen. In dieser Phase lernen Jugendliche, Probleme und Aufgaben auf einer rein gedanklich-hypothetischen Ebe-ne zu lösen. Als entscheidend hier-für benennt Piaget drei Vorgänge: Kombinatorik, Aussageoperationen und hypothetisch-deduktives Den-ken. Die grundlegende Umstruktu-rierung des Denkens beginnt hier-nach mit der Kombinatorik, welche die Klassifikation nichtähnlicher Ge-genstände in allen denkbaren Ver-bindungen ermöglicht. Durch die Entwicklung von Aussageoperatio-nen können abstrakte Begriffe unab-hängig von den konkreten Gegeben-heiten auf hypothetischer Ebene ge-prüft werden. Zuletzt entwickelt sich das hypothetisch-deduktive Vorge-hen. Jugendliche können nun Hypo-thesen bilden und deren Ableitungen systematisch prüfen. Diese Verän-derung der grundlegenden Herange-hensweise an die Realität verändert sowohl die Art des Lernens als auch die der Selbstwahrnehmung. Eigene Wertvorstellungen und Identität ge-winnen an Bedeutung.

Großbaustelle Gehirn

Neben der von außen beobachtba-ren Veränderung des Lernprozes-ses, wie durch Piaget, kann man heutzutage mithilfe von bildgeben-den Verfahren diese auch auf neu-

ronaler Ebene beobachten. Wäh-rend man in früheren Zeiten davon ausging, dass mit Beginn des Ju-gendalters der Großteil der Gehir-nentwicklung abgeschlossen sei, er-gibt sich aus aktuellen Forschungs-projekten ein ganz anderes Bild: ju-gendliche Gehirne ähneln demnach einer Großbaustelle. Im Gehirn kommt es praktisch ununterbrochen zu Veränderungen auf neuronaler Ebene, neue Verbindungen werden geschaffen, nicht benötigte ver-schwinden. Selten sind diese Verän-derungen jedoch so grundsätzlich und umfangreich wie in dieser Le-bensphase.

Graue und weiße Gehirnsubstanz

In der Adoleszenz nimmt der Um-fang der sogenannten grauen Subs-tanz stark ab. Diese besteht vor-nehmlich aus Nervenzellkörpern. Untersuchungen zeigen, dass sich dieser Prozess bis zum 30. Lebens-jahr fortzusetzen scheint. Im Gegen-satz zur grauen Substanz nimmt die sogenannte weiße Substanz stark zu, nämlich derjenige Teil des Ge-hirns, der hauptsächlich aus Ner-venfasern, also Verbindungsleitun-gen zwischen den einzelnen Ner-venzellen besteht. Entscheidend ist hierbei die Zunahme der Myeleni-sierung, also der Isolierung der Fa-serverbindungen, welche die Ge-schwindigkeit der Informationsüber-tragung entscheidend erhöht. Ob-wohl diese Veränderungen wahrscheinlich sehr viel länger an-dauern, sind diese Prozesse im Ju-gendalter besonders ausgeprägt. Dadurch ist das Gehirn besonders formbar, gleichzeitig aber auch be-sonders vulnerabel.

Das jugendliche Gehirn ist demnach besonders empfänglich für Lerner- Fortsetzung auf Seite 46

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47medbo | SYNAPSE 2 • 2017SYNAPSE 2 • 2017 | KJP

46

hebliche Schwierigkeiten beim Er-werb von neuem Wissen, nicht nur im Fach Deutsch. Bestehen bereits Schwierigkeiten beim Lesen und in der Orthographie der Mutterspra-che, so ist der Erwerb von Fremd-sprachen wie beispielsweise Eng-lisch ebenfalls deutlich erschwert.

Lese-/Rechtsschreibstörung und Psyche

Neben den Schwierigkeiten im Wis-senserwerb gibt es auch Befunde, welche eine Korrelation zwischen Lese-/Rechtschreibstörungen und psychischen Störungen, insbeson-dere aus dem affektiven Bereich, belegen. Der chronisch erlebte Misserfolg kann zu einem erniedrig-ten Selbstwert führen, welcher bei-spielsweise die Entwicklung einer depressiven Episode begünstigt.

Neben der Bedeutung für die even-tuelle Entwicklung einer psychi-schen Erkrankung spielen die Ler-nerfahrungen aus dem schulischen Bereich auch eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Lern-motivation. Die hier entstehende Motivation bleibt über den Lebens-

lauf vergleichsweise stabil und ist, neben kognitiven Voraussetzungen, einer der Haupteinflussfaktoren auf Lernerfolg. Wer während der Ado-leszenz vermehrt negative schuli-sche Lernerfahrungen macht, wird auch als Erwachsener eine eher ge-ringe Lern- und Weiterbildungsmoti-vation und so gegebenenfalls auch beruflich weniger Erfolg haben.

Zusammenfassung

Das Jugendalter ist eine Zeit des Umbruchs, auch und vor allem für das Gehirn. Neue grundlegende Formen des Denkens, wie Abstrakti-onsfähigkeit und Hypothesenprü-fung, ermöglichen einen erweiterten Zugang zur Welt und zum eigenen Selbst. Neuronale Umstrukturierun-gen ermöglichen diese Entwicklung, führen aber gleichzeitig zu einer be-sonderen Anfälligkeit sowohl für Ler-nerfahrungen als auch für riskante Entscheidungen. Das macht die Ar-beit mit Jugendlichen so spannend und herausfordernd.

Nicola Creuzburg ist Psychologin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am

Bezirksklinikum Regensburg

Veränderungen in Anzahl und Emp-findlichkeit auf der Ebene der Neu-rotransmitter beobachten. Hier spielt die Reaktivität auf äußere Reize und somit auch die daraus resultie-rende positive Verstärkung eine wichtige Rolle. Jugendliche reagie-ren demnach besonders stark auf als angenehm empfundene äußere Konsequenzen.

Lernmotivation und Lernschwierigkeiten

Das Hauptfeld von Lernerfahrungen ist im Jugendalter die Schule. So-wohl Wissenserwerb als auch Kon-takt zu Gleichaltrigen finden zu ei-nem großen Teil hier statt. Erfahrun-gen in diesem Kontext haben einen großen Einfluss auf die jugendlichen Gehirne.

Umschriebene Entwicklungsstörun-gen, wie beispielsweise Lese- oder Rechtschreibstörungen, beginnen meist bereits vor der Einschulung. Der Verlauf ist häufig chronisch, und so haben Kinder mit solchen Stö-rungen auch im Jugendalter oft er-

Fortsetzung von Seite 45

Renate Neuhierl

Mission: Ausweg aus der SuchtNeue Ansprechpartner Sucht bei der medbo

Die Ansprechpartner Sucht stehen medbo Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Rat und Tat zur Seite, wenn es darum geht, Wege aus der Sucht zu finden. Aber auch Kollegen und Vorgesetzte werden beraten, wie sie mit einem Erkrankten umgehen sollen. Jetzt gibt es neue Ansprechpartner. SYNAPSE sprach mit ihnen.

Was hat Sie dazu bewegt, sich zum Suchtberater ausbilden zu lassen?T.: Ich war in der Vergangenheit selbst suchtkrank und bin seit dem Jahr 2000 abstinent.M.: Ich bin Alkoholiker und seit gut 20 Jahren trocken. Unsere Wahl fiel auf dieses Amt, da wir auch schon im sta-tionären Rahmen mit suchtkranken Menschen arbeiten und auch gerne Kollegen mit Rat und Tat zur Seite stehen möchten. Uns ist es wichtig zu helfen, wenn Hilfe benötigt wird.

Wie sehen Sie Ihre Rolle als An-sprechpartner für Sucht und Krisen?B.: Wir sehen uns als beratende Funktion, die für jeden ein offenes Ohr hat, der es möchte. Selbstver-ständlich stehen wir unter Schweige-pflicht.

Wer kann sich an den Ansprech-partner für Sucht und Krisen wenden?M.: Jeder Mitarbeiter, Vorgesetzte, Ratsuchende und Hilfesuchende.

Wie kann man mit Ihnen Kontakt aufnehmen?T.: Man kann uns eine Email schrei-ben oder telefonisch kontaktieren. Die Telefonnummern findet man im Intranet. Es ist auch möglich mit den weiteren Ansprechpartnern aus den anderen Standorten Kontakt aufzu-nehmen. Wie dürfen sich unsere Mitarbeiter Ihre Tätigkeit vorstellen?B.: Wir beraten und unterstützen, wo wir gebraucht werden.

Ausbildung zum Ansprechpartner für Sucht und Krisen

Die Ausbildung umfasst acht dreitägige Ausbildungsblocks und findet in Augsburg über das Bildungsinstitut Miehle statt.

Wesentliche Ausbildungsinhalte sind:• Gesprächsführung, • medizinische und rechtliche

Aspekte des Suchtmittelmiss-brauchs am Arbeitsplatz

• Rechte und Pflichten auf Seite der Betroffenen und des Betriebes

• Gesundheitsförderung und Rehabilitation

• Rückfallprophylaxe und Suchtprävention

• und der Aufbau eines außer-betrieblichen Netzwerkes zu Selbsthilfegruppen, Sucht-beratungsstellen, Kliniken und Therapiezentren

Die Ausbildung umfasst weiterhin die Hospitation in verschiedenen Facheinrichtungen.Die medbo Ansprechpartner Sucht sind Mitglieder im Sucht-arbeitskreis Regensburg. Zum Austausch von Erfahrungen finden dort jährliche Super-visionen statt.

Jasmin Bäuml

Standort Wöllershof Seit Oktober 2007 im Pflegedienst am Bezirksklinikum Wöllershof tätig (Abteilung Sucht) Kontakt: mobil 0151/582 647 41

Martin Mocek

Standort Regensburg Seit dem Jahr 2000 Krankenpfleger am Bezirksklinikum Regensburg, davon viele Jahre auf der geschlossenen Aufnahme-station Sucht 17A/19A, seit 2010 in der forensischen Entlassstation HAUS 4Kontakt: mobil 0151/422 495 09

Julie Terminiello

Standort Regensburg Kam im Oktober 2005 an das Bezirks-klinikum Regensburg (HAUS 27). Seit November 2010 ist sie auf den Sucht- Stationen 19 A und 19 C im Einsatz. Kontakt: Tel. 09602/78- 572

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49medbo | SYNAPSE 2 • 2017

umfangreiche Recherchen zur Me-thodenoptimierung zu betreiben, um das gesamte Procedere dann mit-tels expliziter Arbeitsanleitungen sowie genauen, definierten Auswer-teschemata in den Routinebetrieb zu integrieren.

Die Tatsache, dass sich mit LCMS triple quad Systemen nahezu alle Substanzen nachweisen lassen, er-öffnet auf der einen Seite viele Ein-satzmöglichkeiten, fordert auf der anderen Seite aber auch eine ständi-ge Informationserweiterung und ste-tige Entwicklungsschritte am Sys-tem, so dass auch hier ein vielfaches an Hintergrundarbeit geleistet wer-den muss. Neben der großen Zuver-lässigkeit in der Ergebnisstellung war aber gerade auch diese Flexibilität in der Anwendung ein wichtiger Faktor bei der Auswahl und letztlich Ent-scheidung für diese Technologie.

SYNAPSE 2 • 2017 | medbo48

Georg Weinfurtner

Neue Wege in der DrogenanalytikErfahrungen mit LCMS/MS Triple Quadrupol Technik im Kliniklabor

Nachweis von neuen psychoaktiven Substanzen, diagnostische Anpassung an neue Konsumgewohnheiten, schnelle Ergebnisstellung in der Bestätigung des klassischen Drogenscreenings: All dies sind Anforderungen, die täglich an das Klinisch-Chemische Labor der medbo im Bereich der Drogenanalytik gestellt werden.

Die Standardtechnik für die Routi-ne beim Nachweis von psy-

choaktiven Substanzen stellt der auf Antigen-Antikörper-Reaktion beru-hende Immunoassay dar. Doch lei-der ist man mit diesen Methoden nicht jedweden Herausforderungen gewachsen und auch der Anspruch an die Qualität beziehungsweise Aussagekraft der routinemäßigen Diagnostik wächst stetig.

Aus diesen Gründen beschreitet das Labor der medbo am Bezirkskli-nikum Regensburg auf dem Feld der Toxikologie mit der Einführung der „LC/MSMS triple quad“ (Flüssig-keitschromatographie mit gekoppel-ter Tandemmassenspektrometrie – Triple Quadrupol Technik) völlig neue Pfade.

Physikalisch-chemische Nachweisverfahren

Bei LC/MSMS Systemen handelt es sich um sogenannte physikalisch- chemische Nachweisverfahren. Die-se Begrifflichkeit ist unter anderem auch ein Merkmal für die forensische Aussagekraft eines Wertes. Sie ste-hen in puncto Detektionssicherheit an der Spitze des Substanznachwei-ses und die Ergebnisse gelten als sogenannte beweisende Analytik.

Die hohe Aussagekraft ergibt sich aufgrund der Erfassung mehrerer (3) spezifischer Auswertekriterien. Maß-geblich dabei sind die Bestimmung der Molekülmasse, sowie das soge-nannte Fragmentierungsmuster und die Masse der Molekülfragmente, die durch „Beschuss“ mit Argon-Gas

in der sogenannten Kollisionszelle entstehen. Als dritten Baustein im Auswertschema gibt es dann noch die Retentionszeit. Diese ergibt sich aus der Auftrennung der Substanzen mittels spezieller Trennsäulen im LC Teil der Anlage. Grundlage hierfür sind bestimmte chemische Wechsel-wirkungen, welche dafür sorgen, dass die Analyten unterschiedlich lange auf der Säule verbleiben.

Kenndaten für bestimmte Stoffe

Somit erhält man äußerst spezifi-sche Kenndaten für einen bestimm-ten Stoff, welche eine eindeutige Identifizierung ermöglichen. Den-noch gibt es auch bei der empfind-lichsten und spezifischsten Methode Graubereiche, welche eine klare Befundstellung erschweren. Hierzu bietet dieses Verfahren aber noch eine Reihe an zusätzlichen Parame-tern, mit deren Hilfe sich eine noch genauere Beurteilung einzelner Pro-ben durchführen lässt.

Das gesamte Messverfahren wird vom Start bis hin zur Auswertung über eine spezielle Software ge-steuert, mit welcher dank entspre-chender Einstellungsoptionen eine rasche und anwenderfreundliche und somit routinetaugliche Bedie-nung ermöglicht wird.

Neues Feld: Toxikologie

Trotz aller Anwenderfreundlichkeit wurde mit dieser Art der Analytik doch ein absolut neues Betäti-gungsfeld, nämlich Toxikologie auf

höchstem Qualitätsniveau anzubie-ten, im Labor geschaffen, welches das Laborteam vor eine große Her-ausforderung stellt.

Dies betrifft zum einen viele techni-sche Neuerungen, welche von der Handhabung her weniger den Stan-dards in vollautomatisierten Klinisch- Chemischen Laboren entsprechen, zum anderen ist es notwendig sich mit völlig neuen Messprinzipien aus-einander zu setzten, woraus sich letztlich eine weitaus wesentlichere Veränderung der gewohnten Ar-beitsprozesse ergibt.

Geänderte Arbeitsprozesse

Dies reicht von speziellen Proben-vorbereitungsschritten bis hin zur detailreichen Auswertung der Er-gebnisse. Hierzu ist es unabdingbar, sich in die Materie einzulesen und Fortsetzung auf Seite 50

Sammlung von Analyten-Daten

Grundsätzlich lassen sich alle für unser Einsatzgebiet erforderlichen Stoffklassen detektieren. Als einzig einschränkende Voraussetzung hierfür gilt nur die Bedingung, dass die Substanz zur Identifizierung be-kannt sein muss und die entspre-chenden Parameter im Gerät einge-pflegt werden können. Allerdings lässt sich dann in einem Lauf, der 30 Minuten dauert, eine große Men-ge an Analyten zusammenfassen und simultan messen.

Neben vielen vorgefertigten Metho-den erfolgt die Sammlung von Infor-mationen in der Regel durch Litera-turrecherche oder Austausch mit Partnerlaboren. Dadurch erhält man bereits spezifische Informationen zur Masse und zum Fragmentierungs-

verhalten, welche ins Gerät eingetra-gen werden und zur Optimierung der Messung und der Ergebnisse mittels eines bestimmten Softwaretools au-tomatisch an die Systembedingun-gen angepasst werden. Anschlie-ßend müssen dann Proben oder, wenn verfügbar, auch Reinsubstan-zen gemessen werden, um LC-seitig die Retentionszeit zu ermitteln.

Möglichkeiten zur Methodenentwicklung

Diese Schritte gestalten sich aller-dings bei verschiedenen Substanzen unterschiedlich schwierig und erfor-dern oftmals mehrere Anläufe, bis eine Methode endgültig etabliert ist. In besonders schwierigen Fällen kann es hilfreich sein, die Ergebnisse

Einblick – hinter dieser Tür öffnet sich die Laborwelt am Bezirksklinikum Regensburg

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51medbo | SYNAPSE 2 • 2017SYNAPSE 2 • 2017 | medbo

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allerdings eine gewisse Vorlaufzeit, da hierzu völlig andere Probenvor-bereitungsmaßnahmen, sowie an-dere Reagenzkonzepte zur Analyse von Nöten sind.

Neu geschaffene Toxikologie

Der erste Schritt in der neu geschaf-fenen Toxikologie wurde bereits ge-tan. Die medbo Apotheke am Be-zirksklinikum Regensburg stand dem Labor dabei mit Rat und Tat zur Sei-te. Nach der Installation im Herbst letzten Jahres und kurzer Einarbei-tungsphase wurde damit begonnen, Methoden für die Bestätigungsanaly-tik und ein erweitertes Screening zu evaluieren, die Ende 2016 ins Mess-portfolio des Labors aufgenommen wurden und seither auch erfolgreich zur Anwendung kommen.

In den ersten Monaten 2017 wird nochmals ein Umbau der Anlage vorgenommen, die die Möglichkeit für ein schnelleres Aufsetzen neuer Methoden mit sich bringt, da man entsprechende Läufe dann mit in die Routine der Probenbearbeitung integrieren kann.

Ziel ist es, neben der bereits gut funktionierenden Bestätigungsana-

lytik und erweiterten Diagnostik auch das komplette Spektrum der neuen psychoaktiven Substanzen wie synthetische Cannabinoide oder Cathinon-Derivate abzudecken. Dadurch lassen sich Kosten für die gerade in diesem Bereich teure Fremd analytik einsparen.

Schnelle Befunderstellung

Ein weiterer großer Vorteil besteht auch darin, dass die Befunderstel-lung wesentlich schneller erfolgt. So ist es bereits jetzt möglich, einen Großteil der Ergebnisse schon am Tag nach Anforderung freizugeben und teilweise sogar noch am glei-chen Tag.

Eine solch komplexe Analytik lässt sich natürlich nicht in kürzester Zeit sofort in Perfektion beherrschen. Die Auswertung erfordert auch eini-ges an Erfahrung, so dass bei einer nicht eindeutigen Wertelage mehre-re verschiedene Herangehenswei-sen verwendet werden, um das Er-gebnis abzusichern. Bei Ausfallzei-ten – etwa während des anstehen-den Umbaus – werden die Proben dann auch automatisch an die be-kannten Fremdlabore weitergeleitet, damit kein längerfristiger Ausfall in der Versorgung und Therapie ent-steht.

Diese Option kommt auch dann zum Tragen, wenn gerade bei den neuen psychoaktiven Substanzen längere Negativserien auftreten oder Hinweise auf völlig neuartige Drogen auftauchen. In diesem Fall wird es notwendig sein, einige Mess reihen gemeinsam mit den Partnerlaboren durchzuführen.

Der Dynamik am Drogenmarkt begegnen

Abschließend kann man festhalten, dass mit der Einführung dem Labor die Chance gegeben wurde, um ge-mäß den Ansprüchen der Zeit der Dy-namik am Drogenmarkt Herr zu wer-den. Man erhält dadurch einen weite-ren, wertvollen diagnostischen Bau-stein für die Patientenversorgung.

Georg Weinfurtner ist Leiter des Labors am medbo Bezirkslinikum Regensburg

vorerst in einem anderen Labor, das die entsprechende Methode bereits etabliert hat, gegentesten zu lassen.

Grundsätzlich erlaubt diese Technik aber auch eine Methodenentwick-lung für neue Substanzen, wenn nur die Masse eines Moleküls bekannt ist. Hierbei kann man ebenfalls, softwaregestützt, benötigte Daten etwa zum Fragmentierungsverhal-ten selbst ermitteln.

Es gäbe auch noch die Möglichkeit ohne jegliche Vorkenntnisse nach bestimmten Massen in der Probe zu suchen. Weil aber überwiegend Urin als Probenmaterial verwendet wird und dieser chemisch gesehen ein sehr komplexes Gemisch darstellt, gestaltet es sich dabei äußerst schwierig, eine bestimmte Masse herauszufiltern.

Messtechnik für flüssige Proben

Die Messtechnik ist aber ebenso für andere Materialen wie Speichel oder Serum geeignet. Für entspre-chende Applikationen benötigt man

Fortsetzung von Seite 49

Dr. Kerstin Geserer

Ferienspass für medbo KidsBezuschusste Ferienbetreuung im Sommer 2017

Auch in der schönsten Zeit des Jahres müssen Eltern ihre Kinder gut versorgt wissen, wenn sie selbst in der Arbeit sind. Die medbo hilft wieder mit einem Ferienprogramm.

Die medbo bietet auch für die Sommerferien 2017 wieder Un-

terstützung bei der Betreuung der medbo Kinder an. Diese Unterstüt-zung bezieht sich nicht nur auf die Bezuschussung, sondern auch auf die Standortnähe der Ferienaktionen.

Betreuung in Amberg, Weiden und Wöllershof …

An den Standorten Amberg, Weiden und Wöllershof können medbo El-

tern das Angebot von „Learning-Campus“ nutzen. Wenn ein Shuttle-service erwünscht ist, werden die Kinder vom jeweiligen Standort nach Eschenbach gebracht, wo sie erlebnispädagogische Angebote wie „Piraten unter sich“, „Mittelalter hautnah“ oder “All I want is music“ besuchen können.

… in Cham …

Die Chamer medbo Kinder werden wieder herzlich zur Ferienfreizeit des ASV Cham beziehungsweise der KiSS (KinderSportSchule) Cham eingeladen. Während das KiSS- Angebot ein abwechslungsreiches Programm mit Ausflügen und viel Unterhaltung parat hält, steht natür-

lich beim ASV-Fußballcamp drei Tage lang alles im Zeichen des Fußballs.

… und in Regensburg

Neben den erfahrenen Betreuern des Johanniter Unfall Hilfe e.V. be-reichern verschiedene medbo Aktio-nen die Betreuung in den ersten vier Sommerferienwochen am Standort Regensburg. Indem die Räumlich-keiten im Untergeschoss HAUS 40a und das Klinikgelände für die Fe-rienaktionen genutzt werden, sind etwa Angebote der Gärtnerei durch die Nähe schnell umsetzbar.

Dr. Kerstin Geserer ist medbo Gleichstellungsbeauftragte

Organisatorische Infos, Anmeldung und Kosten

Für das leibliche Wohl der Kinder ist bei allen Angeboten während der gesamten Zeit der Ferienbe-treuung gesorgt. Sowohl Geträn-ke, Zwischenmahlzeiten, als auch das tägliche Mittagessen sind im Buchungspreis enthalten.

Den jeweiligen Elternbeitrag, De-tails zum Angebot und das An-meldeprozedere entnehmen Sie bitte der medbo Intranetseite von „Beruf und Familie“ (Personal/Be-ruf und Familie) oder wenden Sie sich direkt an Dr. Kerstin Geserer ([email protected]).

Die über den Elternbeitrag hinaus anfallenden Kosten für die Kin-derbetreuung trägt die medbo (Arbeitgeberzuschuss). Der durch die medbo gewährte Arbeitgeber-zuschuss zur Ferienbetreuung ist seit 01.01.2012 individuell zu ver-steuern und zu verbeitragen (lohnsteuer- und sozialversiche-rungspflichtige Einmalzahlung) und wird mit der jeweiligen Ge-haltsabrechnung abgerechnet.

Ferien auch für Krabbeltiere – das Team der medbo Gärtnerei bastelte bei der Sommerferienbetreuung 2016

mit den Kindern Insektenhotels

Im Labor – physikalisch-chemische

Analyse braucht Sorgfalt und eine ruhige Hand

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53Bezirk | SYNAPSE 2 • 2017

den zuständigen Bauleitern der medbo. Ich bin überrascht, auf was dabei alles geachtet wird. Nicht nur, dass mögliche Klebereste der Schutz-folie an Fensterrahmen sofort auffal-len. Auch verzogene Fensterrahmen, stockende elektrische Rollläden oder ein Spalt in den Fugen bleiben nicht unentdeckt. Letzterer sei eine Gele-genheit für Forensikpatienten, dort alles Mögliche zu verstecken. Wäh-rend der Baubegehung kommt eine Stahlbettenlieferung an. Ein Justiz-vollzugsbeamter aus Straubing be-gleitet sie. Die Betten sind sehr schwer und werden von den Schlos-sern an der Wand montiert, damit sich die Patienten nicht selbst oder andere damit und daran verletzen können.

Abwechslung durch Vielfältigkeit

Nach dem Mittagessen geht es gleich weiter in HAUS 11. Dort werden intel-ligenzgeminderte psychiatrische Pa-tienten betreut. Vor dem Schwestern-zimmer soll ein Absperrband ange-bracht werden. Durch das optische Signal soll verdeutlicht werden, wo Patienten Zutritt haben und wo nicht. Die Anbringung der Halterung ist für die Patienten ein spannendes Ereig-nis. Schnell sind wir von einer kleinen Traube Schaulustiger umringt und so mancher Patient lobt die gute Arbeit der Schlosser. Ich bin erst irritiert, dass so viele ihren Senf dazugeben. Doch Stellmach lässt sich davon

nicht beirren, plaudert mit den Patien-ten um ihn herum und ist am Ende auch zufrieden mit seiner Konstruk-tion: Ein großer Unterschied zu einer normalen Schlosserei, in der man wohl eher selten Kontakt mit psy-chisch kranken Menschen hat.

Die zweite kleine Aufgabe an diesem Nachmittag wartet in HAUS 15, dem neurologischen Pflegeheim, auf uns. Die Halterung für die Sauerstoff-flaschen muss versetzt werden, da-mit sie immer ungehindert zugänglich ist. Wieder sind es nur wenige Hand-griffe, mit denen die Arbeit erledigt wird. Schrauben rausdrehen, neue Löcher in die Wand bohren, Dübel einsetzen, Halterung anbringen – fertig. Da ich schon immer zwei linke Hände für Werkarbeiten hatte, mache ich das, was ich am besten kann: Ich halte den Staubsauger. Der ist im Übrigen immer bei solchen Aktionen dabei, man hinterlässt den Einsatzort schließlich genauso ordentlich, wie man ihn vorgefunden hat.

Was nicht passt, wird passend gemacht

Um halb Zwei Uhr nachmittags, wenn im Mitarbeiterrestaurant medborante der Mittagsbetrieb vorbei ist, kommen die Schlosser und kümmern sich um kleinere und größere Reparaturen. Die Lösungen dafür sind äußerst kre-ativ. Und wenn ich eines an diesem Tag gelernt habe, dann dass alles ir-

gendwie passt oder eben passend gemacht wird. An einem der Konfek-toren, einem großen Ofen für Indust-rieküchen, müssen die Schläuche so verstaut werden, dass sie aus hygie-netechnischen Gründen nicht auf dem Boden aufliegen. Stellmach und sein Kollege liegen in blauen Hygie-neanzügen auf dem Boden, die Köp-fe unter dem Ofen. Sie überlegen hin und her, wie sie das Problem mit Schlauchschellen und Winkeln lösen können. Kreativität und Um-die-Ecke-Denken ist für diesen Job dringend notwendig. Ebenso ein Meterstab, Bleistift und Papier, die sich immer am Gürtel befinden. Es werden sogar Schrauben in einigermaßen rechte Winkel verbogen, damit das Ergebnis „was G’scheids“ wird. Dann einigen sie sich darauf, in der Werkstatt eine Halterung zu schweißen und am nächsten Tag nochmal zu kommen und die Schläuche hochzumontieren.

Kreative Bastler und Tüftler

Am Ende des Tages ist also eines ganz klar: Wo auch immer in der medbo ein Problem durch effizientes Tüfteln gelöst werden kann, sind die Schlosser mit manchmal ungewöhn-lichen, aber sinnvollen Lösungen zur Stelle. Mit ihrem breit gefächerten technischen Wissen und der Fähig-keit, sich schnell in Problematiken einzufinden, ist es sehr schwierig und es wäre auch sehr schade, sie auf nur eine „Fachrichtung“ festzulegen.

* Name von der Redaktion geändert

SYNAPSE 2 • 2017 | Bezirk52

Daniela Plößner

Von Bastlern, Tüftlern und Um-die-Ecke-DenkernMein medbo Tag bei der Schlosserei in Regensburg

Beim Gedanken an „Schlosserei“ habe ich den Geruch von Schmieröl und Eisenspänen im Kopf – mehr fällt mir erst einmal nicht ein. Ich werde bei meinem Besuch in der medbo Schlosserei am Bezirksklinikum Regensburg heute definitiv „Neuland“ entdecken.

Schnell google ich den Begriff „Schlosser“ und werde auf die

Seite der Agentur für Arbeit weiterge-leitet. Spannenderweise finde ich für den Beruf 19 verschiedene Vorschlä-ge und Erklärungen, die vom „Aufbe-reitungsmechaniker/-in Braunkohle“ und dem „Kranmonteur“ über den „In-dustrie- und Konstruktionsmechani-ker“ bis hin zum „Metallbauer- und -feinbearbeiter“ in verschiedensten Branchen reichen. So richtig hilfreich ist das nicht. Aber am Ende des Ta-ges werde ich festgestellt haben, dass alles zutrifft.

Oberste Prioriät: Eigenschutz

Es ist sieben Uhr morgens und ich stehe vor dem Gebäude 35 auf dem nördlichen Gelände der medbo in Re-gensburg. Xaver Feuerer, Schlosser-meister und stellvertretender Leiter der Schlosserei, nimmt mich in Emp-fang und erklärt mir sofort die wich-tigste Regel in der Werkstatt: Wenn geschweißt wird, schau nicht in‘s Licht! Außerdem trage immer eine Schutzbrille! In der Schlosserei wird oft und viel geschweißt. Dabei ent-steht eine Strahlung mit einem ge-fährlichen UV-Anteil, die zu Schäden an ungeschützten Hautflächen wie Hals, Gesicht oder Händen oder zu Bindehautentzündungen in den Au-gen führen kann. Ausreichende Schutzkleidung und ordentlicher Au-genschutz stehen entsprechend an oberster Stelle.

Dienstleister und Arbeitstherapeutik

Das gilt natürlich auch für die Patien-ten. Bei der medbo sind die hausei-genen Handwerksbetriebe nicht nur interne Dienstleister, sie übernehmen auch arbeitstherapeutische Aufga-ben. Manch einer der Patienten hat

den Beruf des Schlossers erlernt, an-dere wiederum nicht. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn jeder arbeitet dort nach seinen Fähigkeiten. Die Aufgaben helfen, eine Struktur in den Alltag zu bringen, und bieten eine Beschäftigung. Mario* zum Beispiel spannt gerade die Metallrohre eines Klangspieles wieder richtig in die Hal-terung, damit das Instrument bei der Musiktherapie wieder schön klingt und nicht scheppert. Der Umgang mit den Patienten ist dabei immer indivi-duell gestaltet. „Mit manchen redet man ein wenig ruppiger, anderen er-klärt man die Arbeitsschritte ruhiger und ausführlicher. Je nachdem, was notwendig ist. Wir sind ja schließlich alle unterschiedlich“, stellt Felix Stell-mach bei der Autofahrt zum ersten Einsatzort des Tages fest.

Tickets: Die Arbeit gibt’s auf Station

Der Arbeitstag beginnt nämlich immer damit, die Aufträge der jeweiligen Stationen und Abteilungen, also die Tickets, abzuarbeiten. Das sind Prob-leme aller Art, zum Beispiel ein locke-rer Türgriff, wie in HAUS 13. Die Pa-tienten decken gerade gemeinsam den Frühstückstisch, als wir dort ankommen. Das Zimmer mit dem losen Türgriff ist deswegen leer, als die Krankenpflegerin uns hinführt. Mit schnellen und geübten Griffen ent-fernt Stellmach das Schutzblech des Griffs, damit er an die Schließmecha-nik herankommt. Dann dreht er zwei kleinere Schrauben fest, packt das Schutzblech wieder darauf und die Klinke funktioniert wieder einwandfrei.

Reparaturwerkstatt

Keine fünf Minuten später sitzen wir also schon wieder im Auto auf dem Weg zur Komfortstation in Haus 18.

Dort holen wir einen Suppentopf ab, bei dem ebenfalls der Griff locker ist. Eine Reparatur vor Ort ist nicht mög-lich, deshalb nehmen wir den Behäl-ter mit zurück in die Werkstatt. Stell-mach legt ein strammes Tempo vor – ich haste hinterher. Er kennt sich auf dem Gelände und in den Gängen der einzelnen Häuser aus, wie in seinem eigenen Wohnzimmer. „Als ich 2014 bei der medbo angefangen habe, war das noch ganz anders.“, lachte er. „Die Häuser 14 und 24 sind geradezu dafür geschaffen, sich darin zu ver-laufen. Bei der neuen Forensik wird es auch spannend. Aber wenn man sich ständig über das Gelände be-wegt, lernt man es kennen.“

Baubegehung im Detail

Was die neue Forensik betrifft, sollte er Recht behalten. Meine Hospitanz führte mich sehr schnell dort hin. Zu-erst war ich mit einem externen Schlüsseldienst dort, um an den hun-derten von Türen im Gebäude die Schlösser anzubringen. Die medbo Schlosserei hat die einzelnen Schließmechanismen vorsortiert und mit Aufklebern der jeweiligen Raum-nummer versehen. Jeden Dienstag und Donnerstag kommen zwei Mitar-beiter des Schlüsselservices vorbei und bauen diese ein. Schlösser ein-bauen fällt natürlich auch in den Be-reich der Schlosserei, allerdings ist ein Mammutprojekt wie die neue Fo-rensik im fünfköpfigen Team nicht stemmbar.

Koordinator für externe Dienstleister

Aus diesem Grund ist die Schlosserei ebenso Organisations- und Koordina-tionsstelle für externe Dienstleister. Das beinhaltet auch die gemeinsame Baubegehung mit der Baufirma und

Tolles Team – Schlosserei-Leiter Peter Vierthaler und sein Stellvertreter Xaver Feuerer mit den Teammitgliedern Felix Stellmach, Alois Weinzierl und Werner Kratzel (von rechts)

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richten werden nun mit einem Vier-fach-Scanner analysiert und nach der Spam-Wahrscheinlichkeit pro-zentual eingestuft. Dieses Rating wird der Betreffzeile hinzugefügt, damit auf den ersten Blick ersicht-lich ist, wie hoch das Risiko bewer-tet wurde.

Übersteigt dieses 60%, werden die-se Nachrichten erst gar nicht direkt zugestellt, sondern in eine Qua-rantäne verschoben. Die Benutzer werden dann jeweils zwei Mal täg-lich benachrichtigt, welche Mails sich darin befinden, und können sich gegebenenfalls falsch eingestufte Nachrichten nachträglich übermit-teln lassen. Die Statistik der ersten Tage seit Einführung zeigt eine po-sitive Tendenz: Die Zuverlässigkeit der Erkennungsrate ist nun wesent-lich höher als bei dem alten Verfah-ren. Virenbehaftete Nachrichten werden gar nicht erst zugestellt, sondern direkt ausgefiltert und die Empfänger darüber informiert.

Vorsicht bei Downloads und Datenträgern

Leider gelangen Viren beziehungs-weise Schadprogramme aber nicht nur per Email ins Unternehmen. Auch Internet Downloads oder Wechselda-tenträger (zum Beispiel externe Fest-platten, USB-Sticks, CD, DVD) kön-nen solche enthalten und die Rech-ner infizieren. Dies soll das Antiviren-programm verhindern. Das bislang eingesetzte Verfahren kann mit sei-ner Erkennungsquote und Funktio-nen den neuen Herausforderungen und Bedrohungslagen nicht mehr standhalten und wird daher abgelöst. Mit der neuen Lösung kann dann die unerlaubte Nutzung von Wechsel-datenträgern besser kontrolliert und gegebenenfalls verhindert werden.

Auch ein Teil unserer Firewall-Sys-teme wird 2017 ersetzt beziehungs-weise um Funktionen ergänzt, damit der Zugang zu schädlichen oder un-erwünschten Seiten gezielter unter-bunden und Hackerangriffe besser abgewehrt werden können. Durch intelligentere Mechanismen stellen sich diese schneller auf neue Be-drohungslagen ein, erkennen Ge-fahren bereits im Vorfeld und helfen durch verbesserte Analysetools bei der Entdeckung und Auswertung von Vorfällen.

Gesamtheitliche IT-Sicherheitsstrategie

Alle diese Einzelmaßnahmen tragen letztendlich zu mehr IT-Sicherheit bei. Um den Erfolg auch messen und ein schlüssiges Gesamtkonzept zur IT-Sicherheit entwickeln zu kön-nen, werden wir – wie bereits bei der Zertifizierung unseres neuen Rechenzentrums 2016 Jahr begon-nen – auch 2017 weitere Bereiche intensiver beleuchten und entspre-chend begutachten lassen. Geplant ist zunächst eine Umsetzung nach den Sicherheitsempfehlungen des ISIS12 Katalogs des Freistaats Bay-ern für bayerische Behörden. Wir werden ergänzend dazu die speziel-len Anforderungen an die IT-Sicher-heit im Krankenhaus betrachten. Dazu arbeitet die medbo aktiv im Bundesarbeitskreis Medizinische Versorgung mit und nimmt so Ein-fluss auf die Umsetzung des künfti-gen IT-Sicherheitsgesetzes.

Christian Popp ist Leiter des medbo Sachgebiets Rechenzentrum und

stellvertretender Abteilungsleiter ITK

Christian Popp

Wolf im SchafspelzWichtige Info der medbo IT

Immer neue Wellen von Schadsoftware beschäftigten 2016 das medbo Rechenzentrum. Und in 2017 geht es munter weiter mit neuen Viren und Trojanern. Aufklärung und Vorsicht bei allen Nutzern sind das A und O.

Bei der aktuellen Art Schadsoft-ware handelt es sich hauptsäch-

lich um Malware („bösartige Soft-ware“), die Dateien auf Geräten, Netzwerken und sogar ganzen Re-chenzentren befällt und für den Zu-griff durch Verschlüsselung sperrt. Dahinter stecken häufig kriminelle Organisationen, deren „Geschäfts-modell“ es ist, von den betroffenen Mitarbeitern oder Unternehmen „Lö-segeld“ zu erpressen. Fast immer werden trotz Zahlung nicht die ver-sprochenen Entschlüsselungscodes zugesandt. Es helfen dann meistens nur noch Datenrücksicherungen und aufwendige Neuinstallationen.

Das IT-Sicherheitsgesetz verpflichtet Betreiber kritischer Infrastrukturen inzwischen, derartige Vorfälle an das Bundesamt für Sicherheit in der In-

formationstechnik BSI zu melden. Die Statistiken zeigen, dass mit ei-nem weiteren Anstieg zu rechnen ist.

Organisierte Kriminalität – ähnliche Muster

Die Angreifer gehen dabei häufig nach einem ähnlichen Muster vor: Interessant wirkende Nachrichten oder gefälschte Mails bekannter Ab-sender wie Versandhäuser, Paket-dienste oder Banken versuchen zu-nächst, die Aufmerksamkeit oder das Vertrauen des Lesers zu erlan-gen. Dieser soll dann auf einen Link klicken, der zu einer Webseite führt, von der dann wiederum unbemerkt Schadsoftware heruntergeladen und ausgeführt wird. Oder die Email ent-hält schon einen virenverseuchten Dateianhang mit schädlichen Pro-

Wie kann man sich der Nutzer vor Schadsoftware schützen?

Es ist wichtig, dass alle medbo Mitarbeiter ein Bewusstsein für solche Be-drohungen entwickeln. Bei jeder eingehenden Nachricht sollte beispielswei-se hinterfragt werden:

• Ist mir der Absender bekannt? • Werde ich persönlich angesprochen oder nur sehr allgemein, etwa mit

„Sehr geehrter Kunde…“? • Kann die Information überhaupt mir gelten? • Bekomme ich private Infos an meinen dienstlichen Account, obwohl ich

darüber zum Beispiel gar nichts bestellt habe? • Schreibt mir eine Bank, bei der ich gar kein Konto habe? Bekomme ich

Mails von mir unbekannten Absendern mit Dateianhang oder mit Links zu Webseiten, mit denen ich normalerweise dienstlich nichts zu tun habe?

• Werde ich nach vertraulichen Informationen wie Passwörtern oder ande-ren Codes gefragt, obwohl dies seriöse Unternehmen niemals per Mail tun würden?

Weitere Informationen und Hintergründe finden medbo Mitarbeiter auch im Intranet unter den Informationen des Rechenzentrums zum sogenannten „Social Engineering“.

grammen. Oftmals werden dabei Makros in Office-Dokumenten be-nutzt, da diese nicht so häufig durch die Firewalls der Unternehmen ge-blockt werden.

Alles andere als harmlos

Die Aufmachung dieser vermeintli-chen Auftragsbestätigungen, Rech-nungen oder Zustellungsbenachrich-tigungen ist den Originalen oft täu-schend ähnlich. Der genaue Wortlaut der Informationen wird dabei ständig modifiziert oder sogar mit persönli-chen Elementen wie einer korrekten namentlichen Anrede versehen, was die rasche Entdeckung einer Mas-senversendung durch Firewalls be-ziehungsweise Virenschutzprogram-me deutlich erschwert. Wie bei einem Katz-und-Maus-Spiel folgen auf Ge-genmaßnahmen der IT immer neue Angriffe mit veränderten Verhaltens-mustern, wobei die Intervalle dabei immer kürzer werden. Antiviren-hersteller kommen mit ihren Code- Signaturen kaum noch hinterher. Das umsichtige Handeln der Kollegen hat im vergangenen Jahr entscheidend dazu beigetragen, dass die medbo vor Schaden bewahrt blieb.

Sehr wichtig ist auch, die Computer immer auf dem neusten Stand zu halten, um Sicherheitslücken vorzu-beugen. Dafür sorgt das medbo Re-chenzentrum durch eine automati-sierte Verteilung von Sicherheitsup-dates, die zum Leidwesen der Nutzer in immer kürzeren Abständen regel-mäßig installiert werden müssen.

Einsatz neuer Mail-Filterung

Die medbo IT hat noch vor Weih-nachten 2016 ein neues Verfahren zur Erkennung von Email Nachrich-ten eingeführt, das Spam (englisch: Abfall; etwa unerwünschte Wer-bung) und gefährdende Nachrichten besser ausfiltern kann. Die Nach-

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57Bezirk | SYNAPSE 2 • 2017SYNAPSE 2 • 2017 | Personalia

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Neuer kommissarischer Ärztlicher Direktor für die Regensburger Neurologie

Prof. Dr. Felix Schlachetzki übernahm am 1. April 2017 die Aufgabe des kommissarischen Ärztlichen Direktors der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg. Er bleibt weiterhin Chefarzt des Zentrums II der Klinik für Neurologische Rehabilitation.

Felix Schlachetzki folgt auf Prof. Dr. Ulrich Bogdahn, der in den Ruhestand getreten ist.

Zentrum für Allgemeinpsychiatrie II unter neuer Leitung

Prof. Dr. Berthold Langguth ist neuer Chefarzt des Zentrums für Allgemein-psychiatrie II der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg. Er ist auch weiterhin Chefarzt der Psychiatrischen Institutsambulanz und der Zentralen Patientenaufnahme. Prof. Langguth hatte die Leitung des Zentrums II nach dem Wechsel seines Vorgängers Prof. Dr. Thomas Frodl nach Magdeburg bereits kommissarisch inne.

Neue Betriebsärztin bei der medbo RegensburgDr. Katharina Uttendorfer ist seit Jahresbeginn 2017 neue festan-gestellte Betriebsärztin der medbo in Regensburg. Alles Gute zum Start, Frau Doktor!

Der medbo Vorstand dankt allen Jubilaren für ihre langjährige Treue und Unterstützung!

40-jähriges Jubiläum

Dr. Ralf Mütterlein Chefarzt Parsberg

25-jähriges Jubiläum

Günther Schönbach Gesundheits- und Krankenpflegehelfer ParsbergSusanne Feld Gesundheits- und Krankenpflegerin RegensburgKarin Zitzelsberger Teamassistentin RegensburgMartina Barbee Gesundheits- und Krankenpflegerin WöllershofThomas Götz Fachpfleger RegensburgRolf Schlauderer Sozialpädagoge Regensburg

Neubesetzung der Stabsstelle Innenrevision Andreas Nutz hat im Dezember 2016 die Stabsstelle Innenrevision übernommen. Er berichtet an den Direktor des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Finanzen, Konrad Kastner. Andreas Nutz bleibt weiter-hin auch medbo Regionalbeauftrag-ter in Parsberg.

Alles Gute! – Mit einem kulinarischen Geschenk-korb mit absolut gesundem Inhalt verabschiedete Dr. Ema Loncarek, Beauftragte für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (l.) die langjährigen Suchthelfer Werner Maurer (Regensburg) und Edeltraud Steinhauser (Wöllershof).

Die medbo trauertUnsere Kollegen Werner Lotter, Josef Meyer und Josef Reithner sind von uns gegangen. Traurig und tief erschüttert müssen wir uns von ihnen verabschieden. Nach langer Krankheit verstarb am 17. Februar 2017 Werner Lotter. Er wurde nur 53 Jahre alt. Viele Jahre war er bei der medbo, zuletzt als Stationsleiter in der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg.

Josef Meyer war Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Station 2AB des Bezirksklinikums Wöllershof. Er starb im Alter von 59 Jahren am 25. März 2017 – nur wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag.

Auch unser Kollege Josef („Sepp“) Reithner ist viel zu früh mit nur 59 Jahren am 14. März 2017 verstorben. Sepp Reithner war Gesundheits- und Krankenpfleger auf Station 2A am Bezirksklinikum Regensburg. Seit 1976 war er im Haus, hat hier schon seine Ausbildung gemacht. Wir haben beliebte Kollegen verloren. Wir vermissen sie und trauern um sie. Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihren Familien, Freunden und engsten Kollegen. Uns tröstet, dass wir sie bei Gott in guten Händen wissen.

Diakon Harald Wieder, katholischer Klinikseelsorger am Bezirksklinikums RegensburgDiakon Theo Margeth, katholischer Seelsorger am Bezirksklinikum Wöllershof

Dr. Julia Prasser Leitende Oberärztin in ChamDr. Julia Prasser ist seit 1. April 2017 neue Leitende Oberärztin am Zentrum für Psychiatrie Cham. Sie folgt auf Dr. Johann Schnieringer, der die Leitung der Psychiatrischen Institutsambulanz in Parsberg über-nommen hat. Dr. Prasser war zuvor Oberärztin an der Psychiatrischen Institutsambulanz am Bezirksklini-kum Regensburg.

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59Personalia / Veranstaltungen | SYNAPSE 1-2017SYNAPSE 2 • 2017 | Veranstaltungen

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Mehr Informationen zu medbo Veranstaltungen unter: www.medbo.de

VeranstaltungshinweiseVeranstaltungshinweise

5. Juli 2017Bezirksklinikum Regensburg, Ärztehaus HAUS 29

Prof. Dr. Danilo Bzdok: Combining brain imaging and machine learning towards personalized psychiatry

Reihe „Mittwochsfortbildung“, Anmeldung über das Chef-Sekretariat der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg

19. Juli 2017Bezirksklinikum Regensburg, Ärztehaus HAUS 29

Prof. Dr. Hans-Christian Pape: The extended amygdala – what it is and how it regulates responses to unpredictable threat

Reihe „Mittwochsfortbildung“, Anmeldung über das Chef-Sekretariat der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg

31. Mai 2017 Bezirksklinikum Regensburg, Ärztehaus HAUS 29

Prof. Dr. Stefan Leucht: Hot Topics Schizophrenie

Reihe „Mittwochsfortbildung“, Anmeldung über das Chef-Sekretariat der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg

Impressum

Herausgeber: Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz KU (Anstalt des öffentlichen Rechts), VorstandUniversitätsstraße 84 | 93053 Regensburg | Tel +49 (0) 941/941-0 | www.medbo.de

Redaktionelle Leitung: Renate Neuhierl (RNE), [email protected]

Autoren:Günter Bonack (GBO), Pressestelle Bezirk OberpfalzMartina Hirmer (MHI), Pressestelle Bezirk OberpfalzLissy Höller (LHO), medbo UnternehmenskommunikationDaniela Plößner (DPL), Werksstudentin medbo Unternehmenskommunikation

Fotos: Titel itsmejust - Fotolia.de; S2 Jodi Jacobson - IStockphoto.de; S2 Bezirk Oberpfalz; S2 Alexandr Bognat - IStockphoto.de; S2 Jan H. Andersen - Fotolia.de; S2 Sarah Brüderlein; S2 Frank Hübler; S2 Renate Neuhierl; S3 GordonGrand - Fotolia.de; S3 Julianne Zitzlsperger; S4/5 T. Burger; S4 Bezirk Oberpfalz; S6/7 Bezirk Oberpfalz; S8 FAK Raum- und Objektdesign; S9 Bezirk Oberpfalz; S10 Renate Neuhierl; S11 Frank Hübler; S11 Daniela Plößner; S12/13 Jodi Jacobson - IStockphoto.de; S14/15 Jean Kobben - Fotolia.de; S16 zinkevych - Fotolia.de; S17 Ocskay Mark - Fotolia.de; S18 Syda Productions - Fotolia.de; S19 oneinchpunch - Fotolia.de; S20 Fred Froese - IStockphoto.de; S21 Bezirk Oberpfalz; S22 Syda Productions - Fotolia.de; S23 Renate Neuhierl; S24/25 Klaus Völcker; S27 Klaus Völcker; S28 Lissy Höller; S29 Lissy Höller; S30 Tomsickova - Fotolia.de; S31 medbo; S32/33 peshkova - Fotolia.de; S34/35 Sonja Zölch; S37 Julianne Zitzlsperger; S38 Alexandr Bognat - IStockphoto.de; S39 medbo; S40 Renate Neuhierl; S41 Renate Neuhierl; S42 Daniela Plößner; S43 Frank Hübler; S44/45 Jan H. Andersen - Fotolia.de; S46 oneinchpunch - Fotolia.de; S47 Renate Neuhierl; S48/49 Frank Hübler; S50 medbo; S51 medbo; S53 Daniela Plößner; S54 xijian - Istockphoto.de; S55 Ali Kerem Yücel - Istockphoto.de; S56 Julianne Zitzlsperger; S57 medbo; S58/59 a_korn - fotolia.de

Konzeption und Leitung: Renate NeuhierlGrafische Gestaltung: Creativbuero Jürgen Mayer

Auflage: 5.000 Stück | Erscheinungsweise: vierteljährig | Vertrieb: B 07930 S

Gender-Erklärung: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, wird in der SYNAPSE meist auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form verzichtet. Wir möchten deshalb darauf hinweisen, dass die ausschließliche Verwen-dung der männlichen Form explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

Die nächste SYNAPSE erscheint am 15. August 2017. Eingabeschluss für Beiträge ist der 1. Juli 2017.

Die Redaktion behält sich Kürzungen eingereichter Texte aus redaktionellen Gründen vor.

Rätselauflösung von Seite 31Lösungswort: TEMPIS

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26. Juli 2017Bezirksklinikum Regensburg, Hörsaalgebäude

Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne: Diagnostik und Förderung bei Lese-Rechtschreibstörung auf Basis der neuen S3-Leitlinien?

Reihe „KJP-Abend“, Anmeldung über Chef-Sekretariat der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg

BERUFSEINSTEIGER ODER BERUFSERFAHREN?EINFÜHLSAM? KOMMUNIKATIV? TEAMFÄHIG?

[email protected]

Für unsere neurologischen und psychiatrischen Kliniken suchen wir• ExaminierteGesundheits-undKrankenpfleger(w/m)• ExaminierteHeilerziehungspfleger(w/m)• ExaminierteGesundheits-undKinderkrankenpfleger(w/m)

Page 31: SYNAPSE - medbo

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Ärzte, Forscher und Experten unserer Kliniken und Einrichtungen informieren Sie zu wichtigen Themen der seelischen und neurologischen Gesundheit

6. Juli 2017Nein, meine Suppe ess‘ ich nicht! – Essstörungen bei Kindern und JugendlichenDr. Jeanne-Marie Berger, Fachärztin, und Petra Ebertseder, KJP-Therapeutin, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Bezirksklinikum Regensburg

5. Oktober 2017Unruhige Beine, unruhiger Schlaf – Das Restless Legs SyndromProf. Dr. Thomas Wetter, Leitender Oberarzt, Zentrum für Allgemeinpsychiatrie I und Psychosomatik, Bezirksklinikum Regensburg

7. Dezember 2017Schädelweh – Kopfschmerzen und StressPD Dr. Volker Busch, Oberarzt, Psychiatrische Institutsambulanz, Bezirksklinikum Regensburg

medbo Bezirksklinikum RegensburgHörsaalgebäude Universitätsstraße 84 93053 RegensburgBeginn: jeweils um 19:00 Uhr

Der Eintritt ist kostenfrei.Kostenloses Parken auf dem Besucherpark-platz hinter der Haupteinfahrt zum Bezirks- klinikum Regensburg, Universitätsstraße 84. Sie erreichen das Bezirksklinikum Regensburg mit den Buslinien 2b, 4, 6 und 11, Ausstieg an der Zentralen Omnibushalte stelle (ZOH) „Universität“.

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