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Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 1
German with Theodor Storm
Immensee
Theodor Storm
Immensee
Text adaptation by Irina Solntseva and Ilya Frank
English translation by Olga Tyuleneva
Ilya Frank’s Reading Method
Der Alte
(The Old Man)
An einem Spätherbstnachmittage (one afternoon: «closer to the evening» in the
late autumn: der Nachmittag — afternoon; der Herbst — autumn/fall; spät —
late) ging ein alter, wohlgekleideter Mann (a well-dressed old man was
walking; kleiden — to dress; das Kleid — dress) langsam (slowly) die Straße
hinab (down the street; hinabgehen — to go down). Er schien von einem
Spaziergange nach Hause zurückzukehren (he seemed to be returning: «to
return» home from a walk; scheinen — to seem; der Spaziergang — walk;
spazieren gehen — to walk; to go for a walk); denn (for/as) seine
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Schnallenschuhe (his buckle-shoes: «his shoes with a buckle»; die Schnalle —
buckle; schnallen — to buckle; der Schuh — shoe), die einer
vorübergegangenen Mode angehörten (which belonged to a bygone fashion;
vorübergehen — to pass; vorüber — by; past), waren bestäubt (were covered
with dust; bestäuben — to dust /archaic: to make or become dirty with dust/; to
cover with dust; der Staub — dust). Den langen Rohrstock (a long cane; der
Rohrstock — cane; /walking/ stick/cane; das Rohr — pipe; cane; der Stock —
stick; cane) mit goldenem Knopf (with a golden knob; der Knopf — button;
knob) trug er (carried he; tragen) unter dem Arm (under his arm; der Arm —
arm; = under his arm he carried a long, gold-headed cane); mit seinen
dunklen Augen (/with/ his dark eyes; dunkel; das Auge, die Augen), in welche
sich die ganze verlorene Jugend gerettet zu haben schien (in which all the lost
youth seemed to have escaped; verlieren — to lose; retten — to save; scheinen
— to seem) und welche eigentümlich von den schneeweißen Haaren abstachen
(and which contrasted peculiarly with /his/ snow-white hair; der Schnee —
snow; weiß — white; das Haar, die Haare; von etwas abstechen — to differ
/from/; to contrast /with/), sah er ruhig umher (looked he calmly around;
sehen; die Ruhe — rest; calm; peace) oder in die Stadt hinab (or into the town
below), welche im Abendsonnendufte (which in the haze of the sunset: «the
evening sun»; der Duft — fragrance; aroma; haze; die Sonne — sun; der
Abend — evening) vor ihm lag (lay before him; liegen). — Er schien fast ein
Fremder (he appeared to be almost a stranger); denn von den Vorübergehenden
(for of the passers-by) grüßten ihn nur wenige (only a few greeted him),
obgleich mancher umwillkürlich (although many: «some /Sing./» involuntarily)
in diese ernsten Augen zu sehen gezwungen wurde (were compelled to gaze
into these: «those» grave eyes; zwingen — to compel; to force).
An einem Spätherbstnachmittage ging ein alter, wohlgekleideter Mann
langsam die Straße hinab. Er schien von einem Spaziergange nach Hause
zurückzukehren; denn seine Schnallenschuhe, die einer vorübergegangenen
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Mode angehörten, waren bestäubt. Den langen Rohrstock mit goldenem Knopf
trug er unter dem Arm; mit seinen dunklen Augen, in welche sich die ganze
verlorene Jugend gerettet zu haben schien und welche eigentümlich von den
schneeweißen Haaren abstachen, sah er ruhig umher oder in die Stadt hinab,
welche im Abendsonnendufte vor ihm lag. — Er schien fast ein fremder; denn
von den Vorübergehenden grüßten ihn nur wenige, obgleich mancher
umwillkürlich in diese ernsten Augen zu sehen gezwungen wurde.
Endlich stand er von einem hohen Giebelhause still (at last he stopped before a
high gabled house; stillstehen — to stop; to stand still; hoch — high; der
Giebel — gable; das Giebelhaus — gabled building), sah noch einmal in die
Stadt hinaus (looked out toward the town once more; hinaussehen — to look
out; hinaus — outside; out: «there-out») und trat dann in die Hausdiele (and
then entered the hall/lounge of the house; treten — to tread; to step). Bei dem
Schall der Türglocke (at the sound of the door-bell; der Schall; schallen — to
sound; die Tür — door; die Glockе — bell) wurde drinnen in der Stube von
einem Guckfenster (was inside = in the room in front of the small /observation/
window; gucken — to look; das Fenster — window), welches nach der Diele
hinausging (that looked out: «went out» on to the hall), der grüne Vorhang
weggeschoben (the green curtain moved aside; schieben — to push; to move;
weg — away; off; wegschieben — to push away; to move aside) und das
Gesicht einer alten Frau dahinter sichtbar (and the face of an old woman was
seen: «/became/ visible» behind it; dahinter — /there/ behind; behind it;
sichtbar — visible; die Sicht — view; visibility; = at the sound of the door-bell
some one in the room within drew aside the green curtain from a small window
that looked out on to the hall, and the face of an old woman was seen behind
it). Der Mann winkte ihr mit seinem Rohrstock (the man made a sign to her
with his cane; winken — to signal; to wave). „Noch kein Licht!“ (no light yet =
light is not necessary yet; das Licht) sagte er in einem etwas südlichen Akzent
(he said in a slightly southern accent; der Akzént); und die Haushälterin ließ
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den Vorhang wieder fallen (and the housekeeper let the curtain fall again; die
Haushalt — housekeeping; halten — to hold; fallen lassen — to let fall).
Endlich stand er von einem hohen Giebelhause still, sah noch einmal in die
Stadt hinaus und trat dann in die Hausdiele. Bei dem Schall der Türglocke
wurde drinnen in der Stube von einem Guckfenster, welches nach der Diele
hinausging, der grüne Vorhang weggeschoben und das Gesicht einer alten Frau
dahinter sichtbar. Der Mann winkte ihr mit seinem Rohrstock. „Noch kein
Licht!“ sagte er in einem etwas südlichen Akzent; und die Haushälterin ließ
den Vorhang wieder fallen.
Der Alte ging nun über die weite Hausdiele (the old man passed through the
broad hall of the house), dann durch einen Pesel (then through an inner hall;
der Pesel — /Low German/ a large room for eating and celebrations on the
ground floor of a peasant house), wo große Eichschränke mit Porzellanvasen
an den Wänden standen (wherein against the walls stood big oaken
cabinets/cupboards bearing porcelain vases; die Eiche — oak; der Schrank —
cabinet; cupboard; das Porzellán — porcelain; die Wand, die Wände — wall,
walls); durch die gegenüberstehende Tür trat er (through the door opposite he
entered; treten) in einen kleinen Flur (a small corridor/inner porch), von wo
aus eine enge Treppe (from which a narrow staircase; von wo aus — from
where) zu den oberen Zimmern des Hinterhauses führte (led to the upper
rooms at the back of the house; das Zimmer, die Zimmer; das Hinterhaus —
rear/back building; outhouse; hinter — behind). Er stieg sie langsam hinauf
(he climbed them = the stairs slowly; hinaufsteigen — to ascend; to climb up;
hinauf — up; upward: «there-up»), schloss oben eine Tür auf (unlocked a door
at the top; schließen — to close; aufschließen — to open) und trat dann in ein
mäßig großes Zimmer (and entered then a room of medium size: «moderately
big»).
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Der Alte ging nun über die weite Hausdiele, dann durch einen Pesel, wo große
Eichschränke mit Porzellanvasen an den Wänden standen; durch die
gegenüberstehende Tür trat er in einen kleinen Flur, von wo aus eine enge
Treppe zu den oberen Zimmern des Hinterhauses führte. Er stieg sie langsam
hinauf, schloss oben eine Tür auf und trat dann in ein mäßig großes Zimmer.
Hier war es heimlich und still (it was comfortable and quiet here); die eine
Wand fast mit Repositorien und Bücherschränken bedeckt (оne of the walls
was covered = lined with stacks/shelves and bookcases; der Schrank, die
Schränke — cabinet; cupboard; bedecken — to cover); an der anderen hingen
Bilder von Menschen und Gegenden (on the other hung pictures of men and
places; hängen — to hang; das Bild — picture; die Gegend — place; area); vor
einem Tische mit grüner Decke (before one table with a green tablecloth; der
Tisch), auf dem einzelne aufgeschlagene Bücher umherlagen (on which a
number of/some open books lay; aufschlagen — to open; umherliegen — to lie
in disarray; to lie in a mess; umher — round; around), stand ein schwerfälliger
Lehnstuhl mit rotem Sammetkissen (stood a clumsy arm-chair with a red
velvet cushion; der Stuhl — chair; sich lehnen — to lean; das Kissen —
cushion; der Sammet = Samt — velvet). — Nachdem der Alte Hut und Stock in
die Ecke gestellt hatte (after the old man had placed his hat and stick in a
corner; der Hut; der Stock), setzte er sich in den Lehnstuhl (he sat down in the
arm-chair) und schien mit gefalteten Händen von seinem Spaziergange
auszuruhen (and, folding his hands: «with folded hands», seemed to be taking
his rest after his walk; scheinen — to seem; der Spaziergang — walk;
spazieren gehen — to go for a walk).
Hier war es heimlich und still; die eine Wand fast mit Repositorien und
Bücherschränken bedeckt; an der anderen hingen Bilder von Menschen und
Gegenden; vor einem Tische mit grüner Decke, auf dem einzelne
aufgeschlagene Bücher umherlagen, stand ein schwerfälliger Lehnstuhl mit
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rotem Sammetkissen. — Nachdem der Alte Hut und Stock in die Ecke gestellt
hatte, setzte er sich in den Lehnstuhl und schien mit gefalteten Händen von
seinem Spaziergange auszuruhen.
Wie er so saß (as = while he sat thus; sitzen), wurde es allmählich dunkler (it
was growing gradually darker; dunkel); endlich fiel ein Mondstrahl durch die
Fensterscheiben auf die Gemälde an der Wand (finally a moonbeam came
streaming through the window-panes and upon the pictures on the wall; fallen
— to fall; der Mond — moon; der Strahl — beam; die Fensterscheibe —
window glass/pane; das Gemälde — painting), und wie der helle Streif
langsam weiterrückte (and as the bright band of light passed slowly onward;
weiterrücken — to go onward/s/), folgten die Augen des Mannes
umwillkürlich (the old man followed it involuntarily with his eyes: «the man’s
eyes followed /it/ involuntarily»; die Willkür — selfwill). Nun trat er über ein
kleines Bild in schlichtem schwarzem Rahmen (and now it /the bright band of
light/ reached: «stepped through» a little picture in a simple black frame; treten
— to tread; to step). „Elisabeth!“ sagte der Alte leise (said the old man
softly/quietly); und wie er das Wort gesprochen (and as /soon/ he uttered the
word; sprechen — to speak), war die Zeit verwandelt (time had changed: «time
was transformed») —; er war in seiner Jugend (he was young again: «he was
in his youth»).
Wie er so saß, wurde es allmählich dunkler; endlich fiel ein Mondstrahl durch
die Fensterscheiben auf die Gemälde an der Wand, und wie der helle Streif
langsam weiterrückte, folgten die Augen des Mannes umwillkürlich. Nun trat
er über ein kleines Bild in schlichtem schwarzem Rahmen. „Elisabeth!“ sagte
der Alte leise; und wie er das Wort gesprochen, war die Zeit verwandelt —; er
war in seiner Jugend.
Die Kinder
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(The Children)
Bald trat die anmutige Gestalt eines kleinen Mädchens zu ihm (soon a graceful
figure of a little girl approached him; treten — to tread; to step). Sie hieß
Elisabeth (her name was Elisabeth: «she /was/ called…»; heißen) und mochte
fünf Jahre zählen (she might have been five years old: «she counted»…; mögen
— might /expresses assumption/); er selbst war doppelt so alt (he himself was
twice that age: «as old»). Um den Hals trug sie ein rotseidenes Tüchelchen
(round /her/ neck she wore a red silk kerchief; tragen — to wear; das Tuch —
kerschief); das ließ ihr hübsch zu den braunen Augen (it was very becoming to
her brown eyes; hübsch — beautiful; nice; sweet; lassen — here: to become).
„Reinhard!“ rief sie (she cried; rufen — to cry; to call), „wir haben frei, frei
(we have a holiday, a holiday: «we are free, free»; frei haben — to have free
time, a day off)! Den ganzen Tag keine Schule (no school the whole day: «the
whole day no school») und morgen auch nicht (and none to-morrow either).“
Bald trat die anmutige Gestalt eines kleinen Mädchens zu ihm. Sie hieß
Elesabeth und mochte fünf Jahre zählen; er selbst war doppelt so alt. Um den
Hals trug sie ein rotseidenes Tüchelchen; das ließ ihr hübsch zu den braunen
Augen.
„Reinhard!“ rief sie, „wir haben frei, frei! Den ganzen Tag keine Schule und
morgen auch nicht.“
Reinhard stellte die Rechentafel (Reinhard put the slate; die Rechentafel —
slate /for counting/; rechnen — to compute; to calculate), die er schon unterm
Arm hatte (that he already had had = was carrying under his arm; der Arm),
flink hinter die Haustür (quickly behind the door; flink — quickly; nimbly), und
dann liefen beide Kinder durchs Haus in den Garten (and then both children
ran through the house into the garden; laufen — to run; to walk) und durch die
Gartenpforte hinaus auf die Wiese (and through the garden gate out into the
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meadow; hinaus — outside; out). Die unverhofften Ferien kamen ihnen
herrlich zustatten (the unexpected holiday came to them at a most happily
opportune moment = was very apropos; unverhofft — unexpected; unforeseen;
hoffen — to hope; herrlich — splendidly; zustatten kommen — to come
opportunely). Reinhard hatte hier mit Elisabeths Hilfe ein Haus aus
Rasenstücken aufgeführt (Reinhard, with Elisabeth's help, had built here a
house out of sods of grass; das Rasenstück — patch of grass; der Rasen —
/short dense/ grass; herbage; lawn; grass plot; aufführen — to build); darin
wollten sie die Sommerabende wohnen (they meant to live in it during the
summer evenings = to spend summer evenings); aber es fehlte noch die Bank
(but it still lacked = wanted a bench). Nun ging er gleich an die Arbeit (he set
to work at once); Nägel; Hammer und die nötigen Bretter lagen schon bereit
(nails, hammer, and the necessary boards were already lying ready; der Nagel;
der Hammer; liegen — to lie).
Reinhard stellte die Rechentafel, die er schon unterm Arm hatte, flink hinter
die Haustür, und dann liefen beide Kinder durchs Haus in den Garten und
durch die Gartenpforte hinaus auf die Wiese. Die unverhofften Ferien kamen
ihnen herrlich zustatten. Reinhard hatte hier mit Elisabeths Hilfe ein Haus aus
Rasenstücken aufgeführt; darin wollten sie die Sommerabende wohnen; aber es
fehlte noch die Bank. Nun ging er gleich an die Arbeit; Nägel; Hammer und
die nötigen Bretter lagen schon bereit.
Währenddessen ging Elisabeth an dem Wall entlang (meanwhile Elisabeth
went along the dyke/bank; der Wall — dike/dyke; bank) und sammelte den
ringförmigen Samen der wilden Malve in ihre Schürze (and gathered the ring-
shaped seeds of the wild mallow in her apron); davon wollte sie sich Ketten
und Halsbänder machen (out of them she wanted to make herself chains and
necklaces; davon — of it; of him; of her; of them; die Kette — chain; das
Halsband — necklace: «neck band»); und als Reinhard endlich (and when
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Reinhard at last) trotz manches krumm geschlagenen Nagels (in spite of
several crookedly hammered nails; schlagen — to beat; to strike) seine Bank
dennoch zustande gebracht hatte (had finished his bench; dennoch —
nevertheless; zustande bringen — to complete) und nun wieder in die Sonne
hinaustrat (and came out into the sunlight again; hinaustreten — to go out: «to
tread/to step» outside/out), ging sie schon weit davon am anderen Ende der
Wiese (she was already wandering/going far away from him: «from this» at the
other end of the meadow; das Ende).
Währenddessen ging Elisabeth an dem Wall entlang und sammelte den
ringförmigen Samen der wilden Malve in ihre Schürze; davon wollte sie sich
Ketten und Halsbänder machen; und als Reinhard endlich trotz manches
krumm geschlagenen Nagels dennoch zustande gebracht hatte und nun wieder
in die Sonne hinaustrat, ging sie schon weit davon am anderen Ende der Wiese.
„Elisabeth!“ rief er (he called), „Elisabeth“, und da kam sie (and here she
came; da — here/there), und ihre Locken flogen (and her locks were flying =
streaming behind her; fliegen — to fly). „Komm (come /here/)“, sagte er (he
said), „nun ist unser Haus fertig (our house is ready = finished now). Du bist ja
ganz heiß geworden (why, you have got quite hot; heiß werden — to get hot:
«to become hot»); komm herein (come in: «come here-in»), wir wollen uns auf
die neue Bank setzen (let us sit: «we want to sit» on the new bench). Ich erzähl
dir etwas (I will tell you something)“.
„Elisabeth!“ rief er, „Elisabeth“, und da kam sie, und ihre Locken flogen.
„Komm“, sagte er, „nun ist unser Haus fertig. Du bist ja ganz heiß geworden;
komm herein, wir wollen uns auf die neue Bank setzen. Ich erzähl dir etwas.“
Dann gingen sie beide hinein (then they both went in; hinein — there-in) und
setzten sich auf die neue Bank (and sat down on the new bench). Elisabeth
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nahm ihre Ringelchen aus der Schürze (Elisabeth took the little /seed-/rings out
of her apron; nehmen; der Ring — ring) und zog sie auf lange Bindfäden (and
strung them on long strings/threads; ziehen — to draw, to pull; to string; to
thread; der Bindfaden — string; thread; binden — to bind; der Faden —
thread); Reinhard fing an zu erzählen (Reinhard began to tell /his tale/;
anfangen — to begin): „Es waren einmal drei Spinnfrauen“ (there were once
upon a time three spinning-women...; spinnen — to spin) —“
„Ach“, sagte Elisabeth, „das weiß ich ja auswendig (/but/ I know that off by
heart); du musst auch nicht immer dasselbe erzählen (you really must not
always tell me the same /story/).“
Dann gingen sie beide hinein und setzten sich auf die neue Bank. Elisabeth
nahm ihre Ringelchen aus der Schürze und zog sie auf lange Bindfäden;
Reinhard fing an zu erzählen: „Es waren einmal drei Spinnfrauen —“
„Ach“, sagte Elisabeth, „das weiß ich ja auswendig; du musst auch nicht
immer dasselbe erzählen.“
Da musste Reinhard die Geschichte von den drei Spinnfrauen stecken lassen
(accordingly/then Reinhard had to give up the story of the three spinning-
women; stecken lassen — to let stuck; to give up; stecken — to stick out; to
be), und statt dessen erzählte er die Geschichte von dem armen Mann (and tell
instead the story of the poor man), der in die Löwengrube geworfen war (who
was cast into the den of lions; der Löwe — lion; die Grube — pit; hole;
werfen).
„Nun war es Nacht (it was now night; nun — now)“, sagte er, „weißt du (you
know)? Ganz finstere (quite dark/black /night/; finster — dark), und die Löwen
schliefen (and the lions were asleep; schlafen). Mitunter aber gähnten sie im
Schlaf (every now and then/but sometimes they would yawn in their sleep; der
Schlaf) und reckten die roten Zungen aus (and shoot out /their/ red tongues; die
Zunge); dann schauderte der Mann (then the man would shudder) und meinte,
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dass der Morgen komme (and think it was morning: «thought morning came»).
Da warf es um ihn her auf einmal einen hellen Schein (all at once a bright light
fell all about him; auf einmal — all at once), und als er aufsah (and when he
looked up), stand ein Engel vor ihm (an angel was standing in front of him;
stehen). Der winkte ihm mit der Hand (he beckoned to him with his hand) und
ging dann gerade in die Felsen hinein (and then went straight into the rocks;
der Fels).“
Da musste Reinhard die Geschichte von den drei Spinnfrauen stecken lassen,
und statt dessen erzählte er die Geschichte von dem armen Mann, der in die
Löwengrube geworfen war.
„Nun war es Nacht“, sagte er, „weißt du? Ganz finstere, und die Löwen
schliefen. Mitunter aber gähnten sie im Schlaf und reckten die roten Zungen
aus; dann schauderte der Mann und meinte, dass der Morgen komme. Da warf
es um ihn her auf einmal einen hellen Schein, und als er aufsah, stand ein
Engel vor ihm. Der winkte ihm mit der Hand und ging dann gerade in die
Felsen hinein.“
Elisabeth hatte aufmerksam zugehört (Elisabeth had been listening attentively).
„Ein Engel (an angel)?“ sagte sie. „Hatte er denn Flügel (had he wings then;
der Flügel)?“
„Es ist nur so eine Geschichte (it is only/just a story)“, antwortete Reinhard
(answered Reinhard) „es gibt ja gar keine Engel (there are no angels /at all/)“.
„O pfui, Reinhard (oh, fie, Reinhard)!“ sagte sie und sah ihm starr ins Gesicht
(and stared him straight in the face; starr — fixed; stiff). Als er sie aber finster
anblickte (but when he looked at her gloomily), fragte sie ihn zweifelnd (she
asked him dubiously: «doubting»; zweifeln — to doubt; der Zweifel — doubt):
„Warum sagen die es denn immer (why do they always say this)? Mutter und
Tante und auch in der Schule (mother, and aunt, and at school as well)“.
„Das weiß ich nicht (I don't know)“, antwortete er (he answered).
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Elisabeth hatte aufmerksam zugehört. „Ein Engel?“ sagte sie. „Hatte er denn
Flügel?“
„Es ist nur so eine Geschichte“, antwortete Reinhard; „es gibt ja gar keine
Engel“.
„O pfui, Reinhard!“ sagte sie und sah ihm starr ins Gesicht. Als er sie aber
finster anblickte, fragte sie ihn zweifelnd: „Warum sagen die es denn immer?
Mutter und Tante und auch in der Schule“.
„Das weiß ich nicht“, antwortete er.
„Aber du (but, then /listen/)“, sagte Elisabeth, „gibt es denn auch keine Löwen
(and are there no lions either)?“
„Löwen? Ob es Löwen gibt (are there lions)! In Indien, da spannen die
Götzenpriester sie vor den Wagen (in India, the heathen/pagan priests harness
them to their carriages: «in front of the carriages»; spannen — to strain; to
harness; der Götze — idol; der Wagen) und fahren mit ihnen durch die Wüste
(and drive about the desert: «through the desert» with them). Wenn ich groß
bin (when I'm big), will ich einmal selber hin (I mean to go out there myself
one day: «I want there myself»; hin — there, that way). Da ist es
vieltausendmal schöner als hier bei uns (it is thousands of times more beautiful
in that country than it is here); da gibt es gar keinen Winter (there's no winter at
all there). Du musst auch mit mir (you must /come/ with me too). Willst du
(will you: «do you want»)?“
„Ja“, sagte Elisabeth, „aber Mutter muss dann auch mit und deine Mutter auch
(but mother must /come/ with us, and your mother as well)“.
„Nein“, sagte Reinhard, „die sind dann zu alt, die können nicht mit (they will
be too old then, and cannot /come/ with us).“
„Ich darf aber nicht allein (but I mayn't go by myself; allein — alone)“.
„Du sollst schon dürfen (you should be allowed); du wirst dann wirklich meine
Frau (you will then really be my wife; wirklich — really), und dann haben die
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anderen dir nichts zu befehlen (and the others will have no say in the matter:
«will not be able to command to you»).“
„Aber du“, sagte Elisabeth, „gibt es denn auch keine Löwen?“
„Löwen? Ob es Löwen gibt! In Indien, da spannen die Götzenpriester sie vor
den Wagen und fahren mit ihnen durch die Wüste. Wenn ich groß bin, will ich
einmal selber hin. Da ist es vieltausendmal schöner als hier bei uns; da gibt es
gar keinen Winter. Du musst auch mit mir. Willst du?“
„Ja“, sagte Elisabeth, „aber Mutter muss dann auch mit und deine Mutter
auch“.
„Nein“, sagte Reinhard, „die sind dann zu alt, die können nicht mit“.
„Ich darf aber nicht allein“.
„Du sollst schon dürfen; du wirst dann wirklich meine Frau, und dann haben
die anderen dir nichts zu befehlen.“
„Aber meine Mutter wird weinen (but my mother will cry).“
„Wir kommen ja wieder (we shall come back again yes/of course;
wiederkommen — to come back: «to come again»)“, sagte Reinhard heftig
(said Reinhard impetuously; heftig — violent; strong; abrupt); „sag es nur
gerade heraus (now just tell me straight out; heraus — out: «here-out»), willst
du mit mir reisen (will you go with me; reisen — to travel)? Sonst gehe ich
allein (if not: «otherwise», I will go /all/ alone) und dann komme ich nimmer
wieder (and then I shall never come back again).“
Der Kleinen kam das Weinen nahe (the little girl came very near to crying: «to
the little girl came crying close»). „Mach nur nicht so böse Augen (please don't
look so angry: «don’t make so angry eyes»)“, sagte sie, „ich will ja mit nach
Indien (I will go to India with you: «I /do/ want to go to India»).“
„Aber meine Mutter wird weinen.“
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„Wir kommen ja wieder“, sagte Reinhard heftig; „sag es nur gerade heraus,
willst du mit mir reisen? Sonst gehe ich allein; und dann komme ich nimmer
wieder.“
Der Kleinen kam das Weinen nahe. „Mach nur nicht so böse Augen“, sagte sie,
„ich will ja mit nach Indien.“
Reinhard fasste sie mit ausgelassener Freude bei beiden Händen (Reinhard
seized/grabbed both her hands with frantic glee; ausgelassen — playful;
vivacious; boisterous; unrestrained: «unloosened», ausgelassene Fröhlichkeit
— boisterous merriment) und zog sie hinaus auf die Wiese (and rushed out
with her: «pulled her» into the meadow; ziehen). „Nach Indien, nach Indien“,
sang er und schwenkte sich mit ihr im Kreise (he sang, and swung her round
and round: «round in circles»; singen — to sing; schwenken — to swing; sich
im Tanze schwenken — to swing/sway/whirl in the dance; to poussette; der
Kreis — circle), dass ihr das rote Tüchelchen vom Halse flog (so that her: «to
her» little red kerchief flew from her neck; der Hals; fliegen — to fly). Dann
aber ließ er sie plötzlich los (but then he suddenly let her go; loslassen) und
sagte ernst (and said earnestly/solemnly): „Es wird doch nichts daraus werden
(there is nothing to be of it); du hast keine Courage (you have no courage).“
— „Elisabeth! Reinhard!“ rief es jetzt von der Gartenpforte (/some one/ was
now calling from the garden gate). „Hier! Hier (here /we are/)!“ antworteten
die Kinder und sprangen Hand in Hand nach Hause (the children answered,
and raced: «sprang» home hand in hand; springen — to spring; to jump; to
leap).
Reinhard fasste sie mit ausgelassener Freude bei beiden Händen und zog sie
hinaus auf die Wiese. „Nach Indien, nach Indien“, sang er und schwenkte sich
mit ihr im Kreise, dass ihr das rote Tüchelchen vom Halse flog. Dann aber ließ
er sie plötzlich los und sagte ernst: „Es wird doch nichts daraus werden; da hast
keine Courage.“
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— „Elisabeth! Reinhard!“ rief es jetzt von der Gartenpforte. „Hier! Hier!“
antworteten die Kinder und sprangen Hand in Hand nach Hause.
Im Walde
(In the Woods)
So lebten die Kinder zusammen (so the children lived together); sie war ihm
oft zu still (she was often too quiet for him), er war ihr oft zu heftig (and he
was often too impetuous/head-strong for her), aber sie ließen deshalb nicht
voneinander (but for all that they wouldn‘t part with each other; von etwas
lassen — give up smth; to abandon smth; to leave smth; to part with smth); fast
alle Freistunden teilten sie (they spent nearly all their leisure hours together:
«they shared…»), winters in den beschränkten Zimmern ihrer Mütter (in
winter in their mothers' tiny/small rooms; beschränken — to confine; to
restrict; to limit), sommers in Busch und Feld (during the summer in wood and
field; der Busch — bush; shrub; das Feld). — Als Elisabeth einmal in
Reinhards Gegenwart von dem Schullehrer gescholten wurde (once when
Elisabeth was scolded by the teacher in Reinhard's hearing/presence; die
Gegenwart; schelten — to scold, wurde gescholten — was scolded), stieß er
seine Tafel zornig auf den Tisch (he angrily banged his slate upon the table;
stoßen — to push; der Zorn — anger), um den Eifer des Mannes auf sich zu
lenken (in order to turn upon himself the man's zeal; lenken — to direct, to
turn). Es wurde nicht bemerkt (this failed to attract attention: «it wasn't
noticed»).
So lebten die Kinder zusammen; sie war ihm oft zu still, er war ihr oft zu
heftig, aber sie ließen deshalb nicht voneinander; fast alle Freistunden teilten
sie, winters in den beschränkten Zimmern ihrer Mütter, sommers in Busch und
Feld. — Als Elisabeth einmal in Reinhards Gegenwart von dem Schullehrer
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gescholten wurde, stieß er seine Tafel zornig auf den Tisch, um den Eifer des
Mannes auf sich zu lenken. Es wurde nicht bemerkt.
Aber Reinhard verlor alle Aufmerksamkeit auf den geographischen Vorträgen
(but Reinhard paid no further attention to the geography lessons: «reports»;
verlieren — to lose; der Vortrag, die Vorträge); statt dessen verfasste er ein
langes Gedicht (and instead he composed a long poem; verfassen — to
compose); darin verglich er sich selbst mit einem jungen Adler (in which: «it»
he compared himself to a young eagle; vergleichen — to compare; gleich —
like; similar; der Adler), den Schulmeister mit einer grauen Krähe (the
schoolmaster to a grey crow), Elisabeth war die weiße Taube (and Elisabeth
was a white dove); der Adler gelobte, an der grauen Krähe Rache zu nehmen
(the eagle vowed vengeance on the grey crow; an jemandem Rache nehmen —
revenge oneself /upon smb for/: «take vengeance /on smb for/»), sobald ihm
die Flügel gewachsen sein würden (as soon as his wings had grown; der
Flügel). Dem jungen Dichter standen die Tränen in den Augen (tears stood in
the young poet's eyes; die Träne — tear); er kam sich sehr erhaben vor (he felt
very exalted of himself; vorkommen — to seem). Als er nach Hause gekommen
war (when he returned home), wusste er sich einen kleinen Pergamentband mit
vielen weißen Blättern zu verschaffen (he contrived to get hold of a little
parchment-bound volume with a lot of blank: «white» pages in it; wissen zu +
Infinitiv — to manage; to succeed; das Blatt, die Blätter — leaf; sheet); auf die
ersten Seiten schrieb er mit sorgsamer Hand sein erstes Gedicht (on the first
pages he elaborately/carefully wrote out his first poem: «wrote out with his
careful hand»; die Seite; schreiben). —
Aber Reinhard verlor alle Aufmerksamkeit auf den geographischen Vorträgen;
statt dessen verfasste er ein langes Gedicht; darin verglich er sich selbst mit
einem jungen Adler, den Schulmeister mit einer grauen Krähe, Elisabeth war
die weiße Taube; der Adler gelobte, an er grauen Krähe Rache zu nehmen,
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sobald ihm die Flügel gewachsen sein würden. Dem jungen Dichter standen
die Tränen in den Augen; er kam sich sehr erhaben vor. Als er nach Hause
gekommen war, wusste er sich einen kleinen Pergamentband mit vielen weißen
Blättern zu verschaffen; auf die ersten Seiten schrieb er mit sorgsamer Hand
sein erstes Gedicht. —
Bald darauf kam er in eine andere Schule (soon after this he went to another
school); hier schloss er manche neue Kameradschaft mit Knaben seines Alters
(here he made: «concluded» many new friendships among boys of his own
age; schließen — to lock; to shut; to conclude /an agreement/; der Kamerád —
comrade; der Knabe; das Alter); aber sein Verkehr mit Elisabeth wurde
dadurch nicht gestört (but this did not interrupt his comings and goings with
Elisabeth: «his intercourse/communication was not disrupted by this»; dadurch
— thereby; thus; stören — to impede; to disturb; to interfere). Von den
Märchen, welche er ihr sonst erzählt und wieder erzählt hatte (of the stories
which he had formerly told her over and over again; das Märchen), fing er jetzt
an (he now began: «began he now»; anfangen — to begin), die, welche ihr am
besten gefallen hatten (the ones which she had liked best), aufzuschreiben (to
write down); dabei wandelte ihn oft die Lust an (and in doing so the fancy
often took him), etwas von seinen eigenen Gedanken hineinzudichten (to
weave in something of his own thoughts; der Gedanke; hinein — «there-in»);
aber er wusste nicht weshalb (yet, for some reason he could not understand:
«but he didn’t know why»), er konnte nicht dazu gelangen (he could never
manage it; gelangen — to reach). So schrieb er sie genau auf (so he wrote them
down exactly; aufschreiben — to write down), wie er sie selber gehört hatte (as
he had heard them himself). Dann gab er die Blätter an Elisabeth (then he
handed the sheets over to Elisabeth), die sie in einem Schulfach ihrer Schatulle
sorgfältig aufbewahrte (who kept them carefully in a /school/ drawer of her
writing-desk: «box/case»; das Fach — box; case; aufbewahren — to keep; to
preserve; to store); und es gewährte ihm eine anmutige Befriedigung (and it
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granted/afforded him agreeable: «graceful» satisfaction; anmutig — graceful;
die Anmut — grace; befriedigen — to satisfy; to please), wenn er sie mitunter
abends diese Geschichten in seiner Gegenwart (when he /heard/ her sometimes
in the evenings these stories in his presence = when he was present) aus den
von ihm geschriebenen Heften ihrer Mutter vorlesen hörte (out of the
notebooks in which he had written them reading aloud to her mother; das Heft,
die Hefte).
Bald darauf kam er in eine andere Schule; hier schloss er manche neue
Kameradschaft mit Knaben seines Alters; aber sein Verkehr mit Elisabeth
wurde dadurch nicht gestört. Von den Märchen, welche er ihr sonst erzählt und
wieder erzählt hatte, fing er jetzt an, die, welche ihr am besten gefallen hatten,
aufzuschreiben; dabei wandelte ihn oft die Lust an, etwas von seinen eigenen
Gedanken hineinzudichten; aber er wusste nicht weshalb, er konnte nicht dazu
gelangen. So schrieb er sie genau auf, wie er sie selber gehört hatte. Dann gab
er die Blätter an Elisabeth, die sie in einem Schulfach ihrer Schatulle sorgfältig
aufbewahrte; und es gewährte ihm eine anmutige Befriedigung, wenn er sie
mitunter abends diese Geschichten in seiner Gegenwart aus den von ihm
geschriebenen Heften ihrer Mutter vorlesen hörte.
Sieben Jahre waren vorüber (seven years had gone by; vorüber — past; by;
vorüber sein — to go by). Reinhard sollte zu seiner weiteren Ausbildung die
Stadt verlassen (Reinhard was to leave the town in order to proceed to his
further = higher education). Elisabeth konnte sich nicht in den Gedanken
finden (Elisabeth could not bring herself to think: «could not find herself into
the thought»; der Gedanke), dass es nun eine Zeit ganz ohne Reinhard geben
werde (that there would now be a time to be passed entirely without Reinhard:
«would be quite a while now without Reinhard»). Es freute sie (she was
delighted: «it delighted her»), als er ihr eines Tages sagte (when he told her
once), er werde, wie sonst (/that/ he would as before), Märchen für sie
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aufschreiben (continue to write out stories for her); er wolle sie ihr mit den
Briefen an seine Mutter schicken (/that/ he would send them to her in the
letters to his mother; der Brief, die Briefe); sie müsse ihm dann
wiederschreiben (and then she would have to write back to him), wie sie ihr
gefallen hätten (/and tell him/ how she liked them). Die Abreise rückte heran
(the day of departure was approaching; heranrücken — to move; to draw
nearer; to come up; to approach; heran — «here-to»; rücken — to move, to set
in motion, to set going); vorher aber kam noch mancher Reim in den
Pergamentband (but ere it came a good deal more poetry: «rhymes» found its
way into the parchment-bound volume). Das allein war für Elisabeth ein
Geheimnis (but that in itself was a secret for Elisabeth; das Geheimnis —
mystery; secret; geheim — secret), obgleich sie die Veranlassung zu dem
ganzen Buche und zu den meisten Liedern war (although she herself had
inspired: «she was the cause of» the whole book and most of the songs;
veranlassen — to cause; der Anlass — occasion, pretext; cause, reason; das
Buch; das Lied, die Lieder), welche nach und nach fast die Hälfte der weißen
Blätter gefüllt hatten (which gradually had filled up almost half of the blank:
«white» pages; nach und nach — gradually; little by little; nach — after).
Sieben Jahre waren vorüber. Reinhard sollte zu seiner weiteren Ausbildung die
Stadt verlassen. Elisabeth konnte sich nicht in den Gedanken finden, dass es
nun eine Zeit ganz ohne Reinhard geben werde. Es freute sie, als er ihr eines
Tages sagte, er werde, wie sonst, Märchen für sie aufschreiben; er wolle sie ihr
mit den Briefen an seine Mutter schicken; sie müsse ihm dann
wiederschreiben, wie sie ihr gefallen hätten. Die Abreise rückte heran; vorher
aber kam noch mancher Reim in den Pergamentband. Das allein war für
Elisabeth ein Geheimnis, obgleich sie die Veranlassung zu dem ganzen Buche
und zu den meisten Liedern war, welche nach und nach fast die Hälfte der
weißen Blätter gefüllt hatten.
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Es war im Juni (it was in June); Reinhard sollte am andern Tag reisen (/and/
Reinhard was to leave/start on the following day). Nun wollte man noch
einmal einen festlichen Tag zusammen begehen (now they wanted to once
again celebrate a festive day together; das Fest — feast; /festive/ occasion).
Dazu wurde eine Landpartie (for this a picnic was; die Landpartie — picnic;
outing) nach einer der nahe belegenen Holzungen in größerer Gesellschaft
veranstaltet (in one of the nearby groves/forests organized in a fairly large
company; die Gesellschaft — company; veranstalten — to organize; to
arrange). Der stundenlange Weg bis an den Saum des Waldes wurde zu
Wagen zurückgelegt (it was an hour's drive along the road to the edge of the
forest: «the hour-long journey to the edge of the forest was covered in
carriages»; zurücklegen — to cover; to put back/aside); dann nahm man die
Proviantkörbe herunter und marschierte weiter (then they took down the food
baskets /from the carriages/ and walked the rest of the way; der Korb —
basket; herunternehmen — to take off: «take down»; herunter — «here-
down»). Ein Tannengehölz musste zuerst durchwandert werden (the road lay
first of all through a fir grove: «fir grove had to be passed»; die Tanne —
spruce; fir; fir tree; das Gehölz — lignosa; forest cover; grove; small wood);
es war kühl und dämmerig (it was cool and darksome) und der Boden überall
mit feinen Nadeln bestreut (and the ground was all strewed with fine/thin
needles; die Nadel). Nach halbstündigem Wandern (after half an hour's walk;
eine halbe Stunde — half an hour; das Wandern; wandern — to wander) kam
man aus dem Tannendunkel in eine frische Buchenwaldung (/they/ passed out
of the gloom of the fir trees into a bright fresh beech forest; das Dunkel —
darkness; die Buche — beech); hier war alles licht und grün (here everything
was light and green), mitunter brach ein Sonnenstrahl durch die blätterreichen
Zweige (every here and there a sunbeam burst through the leafy branches;
brechen — to break; to burst; die Sonne — sun; der Strahl — beam; reich —
rich; der Zweig — branch); ein Eichkätzchen sprang über ihren Köpfen von
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Ast zu Ast (and /high/ above their heads a squirrel was leaping from branch to
branch; das Eichkätzchen = das Eichhörnchen; springen; der Kopf, die Köpfe;
der Ast, die Äste — bough; branch). —
Es war im Juni; Reinhard sollte am andern Tag reisen. Nun wollte man noch
einmal einen festlichen Tag zusammen begehen. Dazu wurde eine Landpartie
nach einer der nahe belegenen Holzungen in größerer Gesellschaft veranstaltet.
Der stundenlange Weg bis an den Saum des Waldes wurde zu Wagen
zurückgelegt; dann nahm man die Proviantkörbe herunter und marschierte
weiter. Ein Tannengehölz musste zuerst durchwandert werden; es war kühl und
dämmerig und der Boden überall mit feinen Nadeln bestreut. Nach
halbstündigem Wandern kam man aus dem Tannendunkel in eine frische
Buchenwaldung; hier war alles licht und grün, mitunter brach ein Sonnenstrahl
durch die blätterreichen Zweige; ein Eichkätzchen sprang über ihren Köpfen
von Ast zu Ast. —
Auf einem Platze, über welchen uralte Buchen mit ihren Kronen zu einem
durchsichtigen Laubgewölbe zusammenwuchsen (at a certain spot, over which
the topmost branches of ancient beech trees interwove a transparent canopy of
leaves; die Krone; das Laub — leaves; leafage; zusammenwachsen — to
coalesce), machte die Gesellschaft halt (the party came to a halt; haltmachen —
to come to a halt; halt! — halt; halten — to halt). Elisabeths Mutter öffnete
einen der Körbe (Elisabeth's mother opened one of the baskets); ein alter Herr
warf sich zum Proviantmeister auf (/and/ an old gentleman constituted himself
quartermaster; sich zu etwas aufwerfen — to assume a role; to perform the part
of; das Proviánt). „Alle um mich herum, ihr jungen Vögel (round me, all of
you young people: «young birds»; der Vogel, die Vögel — bird)! rief er (he
called), „und merket genau, was ich euch zu sagen habe (and attend: «notice»
carefully to what I have to say to you). Zum Frühstück erhält jetzt ein jeder von
euch zwei trockene Wecken (for breakfast each one of you will now get two
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dry rolls; erhalten — to receive; to get; trocken — dry; die Wecke — roll); die
Butter ist zu Hause geblieben (the butter has been left /behind/ at home;
bleiben), die Zukost müsst ihr euch selber suchen (the extras/appetizers every
one must find for himself). Es stehen genug Erdbeeren im Walde (there are
plenty of strawberries in the wood; die Erdbeere — strawberry: «earth berry»;
die Erde — earth; die Beere — berry), das heißt (that is/I would like to say: «it
means»), für den, der sie zu finden weiß (for anyone who knows where to find
them: «for those who know how…..»). Wer ungeschickt ist, muss sein Brot
trocken essen (unless you are sharp, you'll have to eat dry bread: «who is
awkward/clumsy must eat his bread dry»; ungeschickt — awkward; clumsy;
trocken — dry); so geht es überall im Leben (that's the way of the world all
over: «so it goes everywhere in life»; das Leben). Habt ihr meine Rede
begriffen (have you understood my words: «my speech»; begreifen — to
comprehend; to grasp; greifen — to grab; to grip)?“
„Jawohl (yes/sure; ja — yes; wohl — well; indeed)!“ riefen die Jungen (cried
the young /folks/; rufen).
Auf einem Platze, über welchen uralte Buchen mit ihren Kronen zu einem
durchsichtigen Laubgewölbe zusammenwuchsen, machte die Gesellschaft halt.
Elisabeths Mutter öffnete einen der Körbe; ein alter Herr warf sich zum
Profiantenmeister auf. „Alle um mich herum, ihr jungen Vögel!“ rief er, „und
merket genau, was ich euch zu sagen habe. Zum Frühstück erhält jetzt ein jeder
von euch zwei trockene Wecken; die Butter ist zu Hause geblieben, die Zukost
müsst ihr euch selber suchen. Es stehen genug Erdbeeren im Walde, das heißt,
für den, der sie zu finden weiß. Wer ungeschickt ist, muss sein Brot trocken
essen; so geht es überall im Leben. Habt ihr meine Rede begriffen?“
„Jawohl!“ riefen die Jungen.
„Ja seht (yes/well, but look here)“, sagte der Alte, „sie ist aber noch nicht zu
Ende (I have not done yet; zu Ende sein — to end: «be by the end»). Wir Alten
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haben uns im Leben schon genug umhergetrieben (we old folks have done
enough roaming about in our time; sich umhertreiben — to wander; to hang
around; umher — around; about; treiben — to drive); darum bleiben wir jetzt
zu Haus (and therefore we will stay at home now), das heißt (that is: «it
means»), hier unter diesen breiten Bäumen (here, under these wide-spreading
trees; der Baum, die Bäume), und schälen die Kartoffeln (and we'll peel the
potatoes; die Kartoffel — potato) und machen Feuer (and make a fire; das
Feuer) und rüsten die Tafel (and lay the festive table; rüsten — to equip; to
prepare; die Tafel rüsten — to prepare a festive table; die Tafel — board;
/dinner/ table), und wenn die Uhr zwölf ist (and by twelve o'clock), sollen auch
die Eier gekocht werden (the eggs shall be boiled; das Ei). Dafür seid ihr uns
von euren Erdbeeren die Hälfte schuldig (in return for all this you will be
owing us half of your strawberries; schuldig sein — to owe; die Schuld —
debt), damit wir auch einen Nachtisch servieren können (so that we may also
be able to serve some dessert). Und nun geht nach Ost und West und seid
ehrlich (so off you go now, east and west, and /mind/ be honest; die Ehre —
honour)!“
„Ja seht“, sagte der Alte, „sie ist aber noch nicht zu Ende. Wir Alten haben uns
im Leben schon genug umhergetrieben; darum bleiben wir jetzt zu Haus, das
heißt, hier unter diesen breiten Bäumen, und schälen die Kartoffeln und
machen Feuer und rüsten die Tafel, und wenn die Uhr zwölf ist, sollen auch die
Eier gekocht werden. Dafür seid ihr uns von euren Erdbeeren die Hälfte
schuldig, damit wir auch einen Nachtisch servieren können. Und nun geht nach
Ost und West und seid ehrlich!“
Die Jungen machten allerlei schelmische Gesichter (the young folks cast many
a roguish glance at one another: «the boys made all sorts of mischievous
faces»; allerlei — all sorts; der Schelm — scoundrel, rascal; swindler, fraud,
trickster; cheat; das Gesicht — face). „Halt (halt/wait)!“, rief der alte Herr
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noch einmal (cried the old gentleman once again; rufen). „Das brauche ich
euch wohl nicht zu sagen (I suppose I need not tell you this), wer keine findet
(/that/ whoever finds none), braucht auch keine abzuliefern (need not produce
any); aber das schreibt euch wohl hinter eure feinen Ohren (but take particular
note of this: «but you write well behind your fine ears»; das Ohr, die Ohren),
von uns Alten bekommt er auch nichts (/that/ he will get nothing out of us old
folks either). Und nun habt ihr für diesen Tag gute Lehren genug (now you
have had enough good advice for to-day); wenn ihr nun noch Erdbeeren dazu
habt (and if you gather strawberries to match: «if you have strawberries to
this»), so werdet ihr heute schon durchs Leben kommen (you will get on very
well for the present at any rate: «lay a road in life»)».
Die Jungen machten allerlei schelmische Gesichter. „Halt!“ rief der alte Herr
noch einmal. „Das brauche ich euch wohl nicht zu sagen, wer keine findet,
braucht auch keine abzuliefern; aber das schreibt euch wohl hinter eure feinen
Ohren, von uns Alten bekommt er auch nichts. Und nun habt ihr für diesen Tag
gute Lehren genug; wenn ihr nun noch Erdbeeren dazu habt, so werdet ihr
heute schon durchs Leben kommen.“
Die Jungen waren derselben Meinung (the young people were of the same
opinion) und begannen sich paarweise auf die Fahrt zu machen (and pairing off
in couples set out on their quest; beginnen; die Fahrt — trip).
„Komm, Elisabeth (come along, Elisabeth)“, sagte Reinhard, „ich weiß einen
Erdbeerenschlag (I know where there is a clump of strawberry bushes; der
Schlag — blow; plot); du sollst kein trockenes Brot essen (you shan't eat dry
bread).“
Elisabeth knüpfte die grünen Bänder ihres Strohhutes zusammen (Elisabeth
tied the green ribbons of her straw hat together; das Band — band; ribbon; das
Stroh — straw; der Hut — hat) und hing ihn über den Arm (and hung it on her
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arm: «over the arm»; hängen — to hang). „So komm (come on, then)“, sagte
sie, „der Korb ist fertig (the basket is ready).“
Die Jungen waren derselben Meinung und begannen sich paarweise auf die
Fahrt zu machen.
„Komm, Elisabeth“, sagte Reinhard, „ich weiß einen Erdbeerenschlag; da
sollst kein trockenes Brot essen.“
Elisabeth knüpfte die grünen Bänder ihres Strohhutes zusammen und hing ihn
über den Arm. „So komm“, sagte sie, „der Korb ist fertig.“
Dann gingen sie in den Wald hinein (then they went off into the wood), tiefer
und tiefer (on and on: «deeper and deeper»); durch feuchte, undurchdringliche
Baumschatten (through moist impenetrable tree shades; durchdringen — to
penetrate; der Schatten — shade), wo alles still war (where everything was /so/
still/peaceful), nur unsichtbar über ihnen in den Lüften das Geschrei der Falken
(except for the cry of the falcon flying unseen in the heavens far above them =
their heads; die Luft, die Lüfte — air; schreien — to cry; der Falke); dann
wieder durch dichtes Gestrüpp (then again through the thick brushwood), so
dicht, dass Reinhard vorangehen musste (so thick that Reinhard had to go
ahead), um einen Pfad zu machen (to make a track), hier einen Zweig zu
knicken (here snapping off a branch), dort eine Ranke beiseite zu biegen (there
bending aside a trailing vine; biegen — to bend). Bald aber hörte er hinter sich
Elisabeth seinen Namen rufen (but ere long he heard Elisabeth behind him
calling out his name; der Name). Er wandte sich um (he turned round; sich
umwenden).
Dann gingen sie in den Wald hinein, tiefer und tiefer; durch feuchte,
undurchdringliche Baumschatten, wo alles still war, nur unsichtbar über ihnen
in den Lüften das Geschrei der Falken; dann wieder durch dichtes Gestrüpp, so
dicht, dass Reinhard vorangehen musste, um einen Pfad zu machen, hier einen
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Zweig zu knicken, dort eine Ranke beiseite zu biegen. Bald aber hörte er hinter
sich Elisabeth seinen Namen rufen. Er wandte sich um.
„Reinhard“, rief sie, „warte doch (do wait /for me/; doch — indeed, after all
/intensifying particle/), Reinhard!“ Er konnte siе nicht gеwahr werden (he
could not see her); endlich sah er sie in einiger Entfernung mit den Sträuchern
kämpfen (but at length/finally he caught sight of her some way off struggling
with the undergrowth/bushes; der Strauch, die Sträucher); ihr feines Köpfchen
schwamm nur kaum über den Spitzen der Farnkräuter (her little/dainty head
just swam = was just peeping out over the tops of the ferns; schwimmen — to
swim; die Spitze — spike; top; das Farnkraut = der Farn — fern; das Kraut —
herbage; grass /motley grass/). Nun ging er noch einmal zurück (/now/ he
went back once more) und führte sie durch das Wirrnis der Kräuter und
Stauden auf einen freien Platz hinaus (and brought her out from the tangled
mass of herbs and shrubs into an open space; führen — to lead; wirr —
tangled; die Staude — little shrub), wo blaue Falter zwischen den einsamen
Waldblumen flatterten (where blue butterflies fluttered among the solitary
wood blossoms; der Falter). Reinhard strich ihr die feuchten Haare aus dem
erhitzten Gesichtchen (Reinhard brushed the damp hair away from her heated
/little/ face; streichen — to stroke); dann wollte er ihr den Strohhut aufsetzen
(then he wanted to put on her the straw hat /upon her head/; aufsetzen — to put
on /a hat, glasses/: «to set on»), und sie wollte es nicht leiden (but she would
not let it; leiden — to suffer); dann aber bat er sie (but then he begged/asked
her; bitten — to beg; to ask), und dann ließ sie es geschehen (and then she let it
happen; lassen — to let).
„Reinhard“, rief sie, „warte doch, Reinhard!“ Er konnte siе nicht gеwahr
werden; endlich sah er sie in einiger Entfernung mit den Sträuchern kämpfen;
ihr feines Köpfchen schwamm nur kaum über den Spitzen der Farnkräuter.
Nun ging er noch einmal zurück und führte sie durch das Wirrnis der Kräuter
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und Stauden auf einen freien Platz hinaus, wo blaue Falter zwischen den
einsamen Waldblumen flatterten. Reinhard strich ihr die feuchten Haare aus
dem erhitzten Gesichtchen; dann wollte er ihr den Strohhut aufsetzen, und sie
wollte es nicht leiden; dann aber bat er sie, und dann ließ sie es geschehen.
“Wo bleiben denn aber deine Erdbeeren (but where are your strawberries: «but
where do your strawberries remain/stay»; bleiben — to remain; to stay)?“
fragte sie endlich (she asked at length), indem sie stehen blieb und einen tiefen
Atemzug tat (standing still and drawing a deep breath; indem — just when,
while; stehen bleiben — to stop; to come to a stop: «to remain standing»; der
Atem — breath; der Zug — draw; ziehen — to draw; to pull; tun — to do).
„Hier haben sie gestanden (they were: «stood» here; stehen), sagte er, aber die
Kröten sind uns zuvorgekommen (but the toads have got here before us; die
Kröte — toad; zuvor — before), oder die Marder, oder vielleicht die Elfen (or
the martens, or perhaps the elfs; der Marder).“
„Ja“, sagte Elisabeth, „die Blätter stehen noch da (the leaves are still: «still
stand» here); aber sprich hier nicht von Elfen (but not a word about elfs).
Komm nur, ich bin noch gar nicht müde (come along, I'm not a bit tired yet;
nur — only; /intensifying particle/ indeed, after all); wir wollen weitersuchen
(we want to look furher/continue to look = let us look farther on).“
“Wo bleiben denn aber deine Erdbeeren?“ fragte sie endlich, indem sie stehen
blieb und einen tiefen Atemzug tat.
„Hier haben sie gestanden, sagte er, aber die Kröten sind uns zuvorgekommen,
oder die Marder, oder vielleicht die Elfen.“
„Ja“, sagte Elisabeth, „die Blätter stehen noch da; aber sprich hier nicht von
Elfen. Komm nur, ich bin noch gar nicht müde; wir wollen weitersuchen.“
Vor ihnen war ein kleiner Bach (in front of them ran a little brook), jenseit
wieder der Wald (on the other side the forest again). Reinhard hob Elisabeth
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auf seine Arme (Reinhard raised Elisabeth in: «on» his arms; der Arm) und
trug sie hinüber (and carried her over /the other side/; tragen; hinüber — over:
«there-over»). Nach einer Weile traten sie aus dem schattigen Laube wieder in
eine weite Lichtung hinaus (after a while they came out of the shady foliage
again into a wide clearing; eine Weile — a while; das Laub). „Hier müssen
Erdbeeren sein (there must be strawberries here)“, sagte das Mädchen, „es
duftet so süß (it smells so sweet).“
Sie gingen suchend durch den sonnigen Raum (they went searching through
the sunny space/spot; suchen — to search); aber sie fanden keine (but they
found nothing; finden — to find). „Nein“, sagte Reinhard, es ist nur der Duft
des Heidenkrautes (it is only the smell of the heather: «meadow grass»; die
Heide — heathland; field; meadow; das Kraut — herbage; grass /motley
grass/).“
Vor ihnen war ein kleiner Bach, jenseit wieder der Wald. Reinhard hob
Elisabeth auf seine Arme und trug sie hinüber. Nach einer Weile traten sie aus
dem schattigen Laube wieder in eine weite Lichtung hinaus. „Hier müssen
Erdbeeren sein“, sagte das Mädchen, „es duftet so süß.“
Sie gingen suchend durch den sonnigen Raum; aber sie fanden keine. „Nein“,
sagte Reinhard, es ist nur der Duft des Heidenkrautes.“
Himbeerbüsche und Hülsendorn standen überall durcheinander (raspberry
bushes and burs were mixed together everywhere; die Himbeere — raspberry;
raspberries); ein starker Geruch von Heidenkräutern (a strong smell of
heather), welche abwechselnd mit kurzem Grase die freien Stellen des Bodens
bedeckten (that = and the heather alternatively with short grass covered vacant
= open spaces/spots of the soil; der Boden), erfüllte die Luft (filled the air).
„Hier ist es einsam (it is lonely here)“, sagte Elisabeth; „wo mögen die andern
sein (where may the others be)?“
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An den Rückweg hatte Reinhard nicht gedacht (Reinhard had never thought of
getting back: «of the way back»; denken). „Warte nur; woher kommt der Wind
(wait a bit; where is the wind coming from)?“ sagte er und hob seine Hand in
die Höhe (and raised his hand in the air: «in the height»; heben). Aber es kam
kein Wind (but wind there was none).
Himbeerbüsche und Hülsendorn standen überall durcheinander; ein starker
Geruch von Heidenkräutern, welche abwechselnd mit kurzem Grase die freien
Stellen des Bodens bedeckten, erfüllte die Luft. „Hier ist es einsam“, sagte
Elisabeth; „wo mögen die andern sein?“
An den Rückweg hatte Reinhard nicht gedacht. „Warte nur; woher kommt der
Wind?“ sagte er und hob seine Hand in die Höhe. Aber es kam kein Wind.
„Still (quiet/silence)“, sagte Elisabeth, „mich dünkt, ich hörte sie sprechen (I
think I heard them talking). Rufe einmal dahinunter (just give a call in that
direction: «there down»)“.
Reinhard rief durch die hohle Hand (Reinhard shouted through
hollowed/cupped hand; hohl — hollow). „Kommt hierher (come here)!“ —
„Hierher (here)!“ rief es zurück (was echoed: «called» back; rufen — to call).
„Sie antworten (they answer)!“ sagte Elisabeth und klatschte in die Hände (and
clapped her hands).
„Nein, es war nichts, es war nur der Widerhall (no, that was nothing; it was
only the echo; der Widerhall — echo; reverberation; wider — against; der
Hall — sound; echo)“.
Elisabeth fasste Reinhards Hand (Elisabeth seized Reinhard's hand). „Mir graut
(I'm frightened; sich grauen — to fear; to be afraid: mir/mich graut davor — I
dread it; I am afraid of it; I fear it; it makes me terrified)!“ sagte sie.
„Nein“, sagte Reinhard, „das muss es nicht (no, you must not be frightened: «it
should not /terrify/»). Hier ist es prächtig (it is lovely here; die Pracht —
luxury; magnificence). Setz dich dort in den Schatten zwischen die Kräuter (sit
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down there in the shade among the herbs = long grass). Lass und eine Weile
ausruhen (let us rest awhile); wir finden die anderen schon (we will find the
others soon enough; schon — already; now; anyway).“
„Still“, sagte Elisabeth, „mich dünkt, ich hörte sie sprechen. Rufe einmal
dahinunter“.
Reinhard rief durch die hohle Hand: „Kommt hierher!“ — „Hierher!“ rief es
zurück.
„Sie antworten!“ sagte Elisabeth und klatschte in die Hände.
„Nein, es war nichts, es war nur der Widerhall.“
Elisabeth fasste Reinhards Hand. „Mir graut!“ sagte sie.
„Nein“, sagte Reinhard, „das muss es nicht. Hier ist es prächtig. Setz dich dort
in den Schatten zwischen die Kräuter. Lass und eine Weile ausruhen; wir
finden die anderen schon.“
Elisabeth setzte sich unter eine überhängende Buche (Elisabeth sat down under
the overhanging branch of a beech) und lauschte aufmerksam nach allen Seiten
(and listened intently in every direction: «on all sides»; die Seite — side);
Reinhard saß einige Schritte davon auf einem Baumstumpf (Reinhard sat a few
paces off on a tree stump; sitzen — to sit; der Schritt; schreiten — to step; der
Stumpf — stump) und sah schweigend nach ihr hinüber (and gazed over at her
in silence; schweigen — to keep/be silent; hinüber — over: «there-over»). Die
Sonne stand gerade über ihnen (the sun was just above them = their heads;
stehen); es war glühende Mittagshitze (it was a glowing midday heat; glühen
— to glow; die Hitze — heat); kleine goldglänzende, stahlblaue Fliegen
standen flügelschwingend in der Luft (tiny, gold-coloured/flecked, steel-blue
flies poised in the air with vibrating wings; das Gold — gold; glänzen — to
glitter; der Stahl — steel; die Fliege — fly); rings um sie her ein feines
Schwirren und Summen (rings around them a fine buzz and hum = their ears
caught a gentle humming and buzzing all round them; schwirren — to hum;
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 31
summen — to buzz: die Bienen summen — the bees buzz), und manchmal hörte
man tief im Walde das Hämmern der Spechte und das Kreischen der anderen
Waldvögel (and far away in the wood were heard now and again the tap-tap of
the woodpecker and the screech of other birds; der Specht — woodpecker; der
Hammer — hammer; hämmern — to hammer; kreischen — to screech; der
Vogel, die Vögel).
„Horch (listen)“, sagte Elisabeth, „es läutet (it rings = I hear a bell; läuten — to
ring: es läutet Mittag — the bell strikes noon; der Laut — sound; laut —
loudly).“
„Wo (where)?“ fragte Reinhard (asked Reinhard).
„Hinter uns (behind us). Hörst du (do you hear /it/)? Es ist Mittag (/it's/ midday
= it is striking twelve o'clock).“
„Dann liegt hinter uns die Stadt (then the town lies behind us); und wenn wir in
dieser Richtung gerade durchgehen (and if we go straight through in this
direction; durchgehen — to go through; durch — through), so müssen wir die
anderen treffen (we are bound to fall in with/meet the others).“
Elisabeth setzte sich unter eine überhängende Buche und lauschte aufmerksam
nach allen Seiten; Reinhard saß einige Schritte davon auf einem Baumstumpf
und sah schweigend nach ihr hinüber. Die Sonne stand gerade über ihnen; es
war glühende Mittagshitze; kleine goldglänzende, stahlblaue Fliegen standen
flügelschwingend in der Luft; rings um sie her ein feines Schwirren und
Summen, und manchmal hörte man tief im Walde das Hämmern der Spechte
und das Kreischen der anderen Waldvögel.
„Horch“, sagte Elisabeth, „es läutet.“
„Wo?“ fragte Reinhard.
„Hinter uns. Hörst du? Es ist Mittag.“
„Dann liegt hinter uns die Stadt; und wenn wir in dieser Richtung gerade
durchgehen, so müssen wir die anderen treffen.“
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So traten sie ihren Rückweg an (so they started on their homeward way: «way
back»; etwas antreten — to start/begin smth /including movement/; treten — to
tread; to step); das Erdbeerensuchen hatten sie aufgegeben (they had given up
looking for strawberries; suchen — to search for; to seek for/after; to look for;
das Suchen — search), denn Elisabeth war müde geworden (for Elisabeth had
become tired; werden — to become). Endlich klang zwischen den Bäumen
hindurch das Lachen der Gesellschaft (finally the laughter of the picnic party
rang out through the trees; hindurch — through); dann sahen sie auch ein
weißes Tuch am Boden schimmern (then they saw a white cloth shimmering
on the ground; der Boden; schimmern — to shimmer), das war die Tafel (it was
a /festive/ table), und darauf standen Erdbeeren in Hülle und Fülle (and there
were strawberries on it in abundance; die Hülle — shroud; veil; die Fülle —
fullness; plentitude; hüllen — to enshroud; füllen — to fill; in Hülle und Fülle
— in abundance; in plenty). Der alte Herr hatte eine Serviette im Knopfloch
(the old gentleman had a table-napkin /tucked/ in his buttonhole; das
Knopfloch — buttonhole; der Knopf — button; das Loch — hole) und hielt den
Jungen die Fortsetzung seiner moralischen Reden (and /he/ was continuing his
moral sermon to the young folks: «held… the continuation of his moral
speeches»; halten — to hold; fortsetzen — to continue; die Rede — speech),
während er eifrig an einem Braten herumtranchierte (while he was vigorously:
«zealously/diligently» cutting/slicing /a joint of/ roast meat; der Eifer — zeal;
diligence; der Braten; braten — to roast; tranchieren — to carve: einen Braten
tranchieren — to cut roast; herumtranchieren — to cut it here and there,
randomly; herum — round; around).
So traten sie ihren Rückweg an; das Erdbeerensuchen hatten sie aufgegeben,
denn Elisabeth war müde geworden. Endlich klang zwischen den Bäumen
hindurch das Lachen der Gesellschaft; dann sahen sie auch ein weißes Tuch am
Boden schimmern, das war die Tafel, und darauf standen Erdbeeren in Hülle
und Fülle. Der alte Herr hatte eine Serviette im Knopfloch und hielt den
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Jungen die Fortsetzung seiner moralischen Reden, während er eifrig an einem
Braten herumtranchierte.
„Da sind die Nachzügler (here are the stragglers/latecomers; der Nachzügler —
straggler; latecomer; nachziehen — to drag)“, riefen die Jungen, als sie
Reinhard und Elisabeth durch die Bäume kommen sahen (cried the young
people when they saw Reinhard and Elisabeth coming/advancing among the
trees).
„Hierher (here/this way)!“ rief der alte Herr (shouted the old gentleman),
„Tücher ausgeleert, Hüte umgekehrt (empty your handkerchiefs, upside down
your hats; ausgeleert — emptied; ausleeren — to empty; leer — empty;
umgekehrt — reversed; inside out; umkehren — to reverse)! Nun zeigt her,
was ihr gefunden habt (now show us: «show here», what you have found;
finden).“
„Hunger und Durst (hunger and thirst; der Hunger; der Durst)!“ sagte
Reinhard.
„Wenn das alles ist (if that's all)“, erwiderte der Alte und hob ihnen die volle
Schüssel entgegen (replied the old man, lifting up and showing them the bowl
full of fruit: «…and lifted a full bowl»; erwidern — to reply; to answer; wider
— against; heben), „so müsst ihr es auch behalten (you must keep what you've
got; behalten — to keep; halten — to hold). Ihr kennt die Abrede (you know =
remember the agreement); hier werden keine Müßiggänger gefüttert (nothing
here for lazybones to eat: «here idlers are not fed»).“ Endlich ließ er sich aber
doch erbitten (/but/ in the end he was prevailed on to relent; erbitten — to
solicit; bitten — to ask; to request), und nun wurde Tafel gehalten (and the
banquet was held; halten); dazu schlug die Drossel aus den Wacholderbüschen
(and a thrush warbled in juniper bushes; schlagen — to beat; to sing; der
Wacholder — juniper; der Busch, die Büsche — bush).
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„Da sind die Nachzügler“, riefen die Jungen, als sie Reinhard und Elisabeth
durch die Bäume kommen sahen.
„Hierher!“ rief der alte Herr, „Tücher ausgeleert, Hüte umgekehrt! Nun zeigt
her, was ihr gefunden habt.“
„Hunger und Durst!“ sagte Reinhard.
„Wenn das alles ist“, erwiderte der Alte und hob ihnen die volle Schüssel
entgegen, „so müsst ihr es auch behalten. Ihr kennt die Abrede; hier werden
keine Müßiggänger gefüttert.“ Endlich ließ er sich aber doch erbitten, und nun
wurde Tafel gehalten; dazu schlug die Drossel aus den Wacholderbüschen.
So ging der Tag hin (so the day passed; hingehen — to go /there/; to pass
/about time/). — Reinhard hatte aber doch etwas gefunden (but Reinhard had,
after all, found something; finden); waren es keine Erdbeeren (/though/ it was
not strawberries), so war es doch auch im Walde gewachsen (yet it /was
something that/ had grown in the wood; wachsen — to grow). Als er nach
Hause gekommen war (when he got home), schrieb er in seinen alten
Pergamentband (he wrote in his old parchment-bound volume; schreiben; der
Band — volume; binding; cover; binden — to bind):
Hier an der Bergeshalde (here on the flank of the hill) Verstummet ganz der
Wind (the wind silences entirely),
Die Zweige hängen nieder (the branches hang down),
Darunter sitzt das Kind (underneath: «below under them» the child sits; unter
— under; darunter — underneath /under it; under him; under them/).
Sie sitzt in Thymiane (she sits among the thyme),
Sie sitzt in lauter Duft (she sits in nothing but the fragrance = fragrant air; der
Duft — fragrance; aroma),
Die blauen Fliegen summen (the blue flies hum; die Fliege — fly)
Und blitzen durch die Luft (and flash in the air: «through the air»).
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Es steht der Wald so schweigend (the forest stands so silent),
Sie schaut so klug darein (she peers with so wisely there into; darein — there
into; /there/ inwards);
Um ihre braunen Locken (her hazel/brown curls)
Hinfließt der Sonnenschein (the sunshine flows down).
Der Kuckuck lacht von ferne (the cuckoo laughs from afar),
Es geht mir durch den Sinn (it goes through my mind):
Sie hat die goldenen Augen (she has golden eyes)
Der Waldeskönigin (of the woodland queen).
So war sie nicht allein sein Schützling (so/thus she was not only his protege =
his little sweetheart; der Schützling — ward; protégé; schützen — to defend; to
protect); sie war ihm der Ausdruck für alles Liebliche und Wunderbare seines
aufgehenden Lebens (/but/ was also the expression of all that was lovely and
wonderful in his opening: life: « of his rising/ascending life»).
So ging der Tag hin. — Reinhard hatte aber doch etwas gefunden; waren es
keine Erdbeeren, so war es doch auch im Walde gewachsen. Als er nach Hause
gekommen war, schrieb er in seinen alten Pergamentband:
Hier an der Bergeshalde
Verstummet ganz der Wind,
Die Zweige hängen nieder,
Darunter sitzt das Kind.
Sie sitzt in Thymiane,
Sie sitzt in lauter Duft,
Die blauen Fliegen summen
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Und blitzen durch die Luft.
Es steht der Wald so schweigend,
Sie schaut so klug darein;
Um ihre braunen Locken
Hinfließt der Sonnenschein.
Der Kuckuck lacht von ferne,
Es geht mir durch den Sinn:
Sie hat die goldenen Augen
Der Waldeskönigin.
So war sie nicht allein sein Schützling; sie war ihm der Ausdruck für alles
Liebliche und Wunderbare seines aufgehenden Lebens.
Da stand ein Kind am Wege
(By the Roadside the Child Stood:
«there stood a child by the road»)
Weihnachtabend kam heran (Christmas evening came nearer; herankommen —
to come up /nearer/). — Es war noch nachmittags (it was still afternoon), als
Reinhard mit andern Studenten im Ratskeller am alten Eichentisch
zusammensaß (when Reinhard and some other students were sitting together at
an old oak table in the Ratskeller; der Ratskeller — wineshop /the basement of
the Rathaus or Town Hall; this, in almost every German town of importance,
has become a restaurant and place of refreshment/; der Rat — council/town
council; das Rathaus — town hall; der Keller — cellar; die Eiche — oak). Die
Lampen an den Wänden waren angezündet (the lamps on the walls were
lighted; die Wand, die Wände), denn hier unten dämmerte es schon (for down
here in the basement it was already growing dark); aber die Gäste waren
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 37
sparsam versammelt (but there were few guests: «the guests were gathered
sparsely»; versammeln — to gather; sparsam — sparse; sparen — to spare),
die Kellner lehnten müßig an den Mauerpfeilern (and the waiters were leaning
idly up against the pillars; die Muße — leisure; idleness; die Mauer — /stony/
wall; der Pfeiler — pillar). In einem Winkel des Gewölbes saßen ein
Geigenspieler und ein Zithermädchen (in a corner of the vaulted room: «vault»
sat a fiddler and a girl with a zither; der Winkel — corner; das Gewölbe —
vault; wölben — to vault; die Geige — violin) mit feinen zigeunerhaften Zügen
(with fine gipsy features; der Zigeuner — Gipsy; der Zug, die Züge — feature;
ziehen — to pull; to draw); sie hatten ihre Instrumente auf dem Schoße liegen
(they had their instruments lying in their laps; das Instrumént; der Schoß —
lap) und schienen teilnahmslos vor sich hin zu sehen (they seemed to be
looking about them with an air of indifference: «seemed indifferently look in
front of them»; scheinen — to seem; die Teilnahme — participation; an etwas
/Dat./ teilnehmen — to participate in smth).
Weihnachtabend kam heran. — Es war noch nachmittags, als Reinhard mit
andern Studenten im Ratskeller am alten Eichentisch zusammensaß. Die
Lampen an den Wänden waren angezündet, denn hier unten dämmerte es
schon; aber die Gäste waren sparsam versammelt, die Kellner lehnten müßig
an den Mauerpfeilern. In einem Winkel des Gewölbes saßen ein Geigenspieler
und ein Zithermädchen mit feinen zigeunerhaften Zügen; sie hatten ihre
Instrumente auf dem Schoße liegen und schienen teilnahmslos vor sich hin zu
sehen.
Am Studententische knallte ein Champagnerpfropfen (a champagne cork
popped off at one of the tables occupied by the students; der Pfropfen — cork;
plug; pfropfen — to cork /up/). „Trinke, mein böhmisch Liebchen (drink, my
Bohemian darling; böhmisch — Bohemian; Böhmen — Bohemia)!“ rief ein
junger Mann von junkerhaften Äußern (cried a young man of the exemplary
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appearance of the /Prussian/ Junker /noble landowner/; der Junker — junker /a
young German, especially Prussian, nobleman; a military officer to be/; das
Äußern — appearance), indem er ein volles Glas zu dem Mädchen
hinüberreichte (as he handed over a full glass /of wine/ to the girl = holding out
to the girl a full glass /of wine/; reichen — to hold out; hinüber — over:
«there-over).
„Ich mag nicht (I don't care about it: «I don’t want it»; mögen)“, sagte sie, ohne
ihre Stellung zu verändern (without altering her position).
„So singe (then sing = then, give us a song)!“ rief der Junker und warf ihr eine
Silbermünze in den Schoß (cried the young nobleman, and threw a silver coin
into her lap; werfen). Das Mädchen strich sich langsam mit den Fingern durch
ihr schwarzes Haar (the girl slowly ran her fingers through her black hair;
streichen — to touch; to stroke; der Finger, die Finger), während der
Geigenspieler ihr ins Ohr flüsterte (while the fiddler whispered in her ear); aber
sie warf den Kopf zurück und stützte das Kinn auf ihre Zither (but she threw
back her head, and rested her chin on her zither; werfen — to throw;
zurückwerfen — to throw back). „Für den spiel ich nicht“ (for him I'm not
going to play), sagte sie.
Am Studententische knallte ein Champagnerpfropfen. „Trinke, mein böhmisch
Liebchen!“
Rief ein junger Mann von junkerhaften Äußern, indem er ein volles Glas zu
dem Mädchen hinüberreichte.
„Ich mag nicht“, sagte sie, ohne ihre Stellung zu verändern.
„So singe!“ rief der Junker und warf ihr eine Silbermünze in den Schoß. Das
Mädchen strich sich langsam mit den Fingern durch ihr schwarzes Haar,
während der Geigenspieler ihr ins Ohr flüsterte; aber sie warf den Kopf zurück
und stützte das Kinn auf ihre Zither. „Für den spiel ich nicht“, sagte sie.
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Reinhard sprang mit dem Glase in der Hand auf und stellte sich vor sie
(Reinhard leapt up with his glass in his hand and stood: «himself» in front of
her; springen — to spring; aufspringen — to leap up).
„Was willst du (what do you want)?“ fragte sie trotzig (she asked defiantly; der
Trotz — obstinacy).
„Deine Augen sehen (to have a look at your eyes: «to see your eyes»).“
„Was gehen dich meine Augen an (what have my eyes to do with you)?“
Reinhard sah funkelnd auf sie nieder (Reinhard's glance flashed down on her:
«Reinhard looked down at her sparkling»; funkeln — to sparkle; der Funke —
sparkle). „Ich weiß wohl, sie sind falsch (I do know: «I know well» they are
false)!“ — Sie legte ihre Wange in die flache Hand und sah ihn lauernd an (she
laid her cheek in the palm of her hand and gave him a searching look; die
flache Hand — palm: «flat hand»; lauern — to lurk; to lie in wait; jemanden
ansehen — to look at smb). Reinhard hob sein Glas an den Mund (Reinhard
raised his glass to his mouth; heben — to raise; to lift). „Auf deine schönen,
sündhaften Augen (here's to your beautiful, sinful = wicked eyes; die Sünde —
sin)!“ sagte er und trank (he said, and drank; trinken).
Reinhard sprang mit dem Glase in der Hand auf und stellte sich vor sie.
„Was willst du?“ fragte sie trotzig.
„Deine Augen sehen.“
„Was gehen dich meine Augen an?“
Reinhard sah funkelnd auf sie nieder. „Ich weiß wohl, sie sind falsch!“ — Sie
legte ihre Wange in die flache Hand und sah ihn lauernd an. Reinhard hob sein
Glas an den Mund. „Auf deine schönen, sündhaften Augen!“ sagte er und
trank.
Sie lachte und warf den Kopf herum (she laughed and tossed her head /to him/;
herumwerfen — to toss/throw around; herum — round; around). „Gib (give
/it/)!“ sagte sie, und indem sie ihre schwarzen Augen in die seinen heftete (and
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fastening her black eyes on his; heften — to fasten), trank sie langsam den Rest
(she slowly drank what was left in the glass; der Rest — remainder, rest). Dann
griff sie einen Dreiklang und sang mit tiefer, leidenschaftlicher Stimme (then
she struck a chord: «reached a triad» and sang in a deep, passionate voice;
greifen — to grab; der Klang — sound; klingen — to sound; singen — to sing;
tief — deep; die Leidenschaft — passion; leiden — to suffer):
Heute, nur heute (today, only today)
Bin ich so schön (I am so beautiful);
Morgen, ach morgen (tomorrow, ah tomorrow)
Muss alles vergehn (all must pass away)!
Nur diese Stunde (only /in/ this hour)
Bist du noch mein (you are mine yet);
Sterben, ach sterben (to die, ah to die)
Soll ich allein (must I alone).
Sie lachte und warf den Kopf herum. „Gib!“ sagte sie, und indem sie ihre
schwarzen Augen in die seinen heftete, trank sie langsam den Rest. Dann griff
sie einen Dreiklang und sang mit tiefer, leidenschaftlicher Stimme:
Heute, nur heute
Bin ich so schön;
Morgen, ach morgen
Muss alles vergehn!
Nur diese Stunde
Bist du noch mein;
Sterben, ach sterben
Soll ich allein.
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Während der Geigenspieler in raschem Tempo das Nachspiel einsetzte (while
the fiddler struck up a finale in a fast tempo; das Tempo), gesellte sich ein
neuer Ankömmling zu der Gruppe (a new arrival joined the group; sich
gesellen — to join /smb/; der Geselle — apprentice; fellow; der Ankömmling
— arrival; newcomer; ankommen — to arrive).
„Ich wollte dich abholen, Reinhard (I went to call for you, Reinhard; jemanden
abholen — to call for smb; holen — to fetch)“, sagte er. „Du warst schon fort
(you had already gone out; fort — out: er ist fort — he‘s gone); aber das
Christkind war bei dir eingekehrt (but Christ infant/child had paid you a visit;
bei jemandem einkehren — to call on smb).“
„Das Christkind?“ sagte Reinhard, „das kommt nicht mehr zu mir (he no
longer comes to me).“
„Ei was (eh, what)! Dein ganzes Zimmer roch nach Tannenbaum und braunen
Kuchen (the whole of your room smelt of Christmas tree and ginger cakes;
riechen — to smell; die Tanne, der Tannenbaum — fir; fir tree; der Kuchen)“.
Während der Geigenspieler in raschem Tempo das Nachspiel einsetzte, gesellte
sich ein neuer Ankömmling zu der Gruppe.
„Ich wollte dich abholen, Reinhard“, sagte er. „Du warst schon fort; aber das
Christkind war bei dir eingekehrt.“
„Das Christkind?“ sagte Reinhard, „das kommt nicht mehr zu mir.“
„Ei was! Dein ganzes Zimmer roch nach Tannenbaum und braunen Kuchen.“
Reinhard setzte das Glas aus der Hand und griff nach seiner Mütze (Reinhard
set the glass /from his hand/ and seized his cap; greifen — to seize; to grab).
„Was willst du (what do you want = what are you going to do now)?“ fragte
das Mädchen (asked the girl).
„Ich komme schon wieder (I’ll be back soon; wiederkommen — to come back:
«to come again»; schon — already; indeed).“
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Sie runzelte die Stirn (she frowned /her forehead/). „Bleib (stay)!“ rief sie leise
(she called softly/quetly) und sah ihn vertraulich an (and looked at him
confidentially; vertrauen — to trust).
Reinhard zögerte (Reinhard hesitated; zögern — to hesitate). „Ich kann nicht (I
can't)“, sagte er.
Sie stieß ihn lachend mit der Fußspitze (she laughingly pushed him with her
toe; stoßen — to push). „Geh (go)!“ sagte sie. „Du taugst nichts; ihr taugt alle
miteinander nichts (you are worth nothing, you are all together good for
nothing; taugen — to be suitable/good for; miteinander — with one another;
together).“ Und während sie sich abwandte, stieg Reinhard langsam die
Kellertreppe hinauf (and as she turned away from him, Reinhard went slowly
up the steps of the Ratskeller; hinaufsteigen — to go up; hinauf — up; upward:
«there-up»).
Reinhard setzte das Glas aus der Hand und griff nach seiner Mütze.
„Was willst du?“ fragte des Mädchen.
„Ich komme schon wieder.“
Sie runzelte die Stirn. „Bleib!“ rief sie leise und sah ihn vertraulich an.
Reinhard zögerte. „Ich kann nicht“, sagte er.
Sie stieß ihn lachend mit der Fußspitze. „Geh!“ sagte sie. „Du taugst nichts; ihr
taugt alle miteinander nichts.“ Und während sie sich abwandte, stieg Reinhard
langsam die Kellertreppe hinauf.
Draußen auf der Straße war es tiefe Dämmerung (outside in the street deep
twilight had set in: «outside in the street was deep twilight»); er fühlte die
frische Winterluft an seiner heißen Stirn (he felt the cool winter air blowing on
his heated/hot forehead). Hie und da fiel der helle Schein eines brennenden
Tannenbaums aus den Fenstern (from some window every here and there fell
the bright gleam of a Christmas tree all lighted up; fallen; das Fenster, die
Fenster; brennen — to burn), dann und wann hörte man von drinnen das
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Geräusch von kleinen Pfeifen und Blechtrompeten (now and then: «then and
when» was heard from within some room: «from inside» the sound of little
pipes and tin trumpets; die Pfeife — pipe; das Blech — tin; die Trompéte —
trumpet) und dazwischen jubelnde Kinderstimmen (mingled with the merry din
of children's voices: «and in between rejoicing voices of children»; jubeln — to
rejoice). Scharen von Bettelkindern gingen von Haus zu Haus oder stiegen die
Treppengeländer (сrowds of beggar children were going from house to house
or climbing up the stair railings; betteln — to beg; steigen; das
Treppengeländer — rail/ing/; die Treppe — stairs) und suchten durch die
Fenster einen Blick in die versagte Herrlichkeit zu gewinnen (trying to catch a
glimpse through the window of a splendour that was denied to them; suchen —
to seek; einen Blick gewinnen — to peek in /somewhere/ and see: «to get/win a
glance»; versagen — to deny). Mitunter wurde auch eine Tür plötzlich
aufgerissen (sometimes, too, a door would suddenly be flung open; aufreißen
— to tear open; to fling open; reißen — to tear; to rip), und scheltende
Stimmen trieben einen ganzen Schwarm solcher kleinen Gäste aus dem hellen
Hause auf die dunkle Gasse hinaus (and scolding voices would drive a whole
swarm of these little visitors away out into the dark street; schelten — to scold;
hinaustreiben — to drive out; hinaus — outside; out: «there-out»; die Gasse —
side street, lane); anderswo wurde auf dem Hausflur ein altes Weihnachtslied
gesungen (in the vestibule of yet another house they were singing an old
Christmas carol: «was sung»; anderswo — someplace else; elsewhere); es
waren klare Mädchenstimmen darunter (and little girls' clear voices were heard
among the rest; darunter — thereunder; among them; unter — under; among).
Draußen auf der Straße war es tiefe Dämmerung; er fühlte die frische
Winterluft an seiner heißen Stirn. Hie und da fiel der helle Schein eines
brennenden Tannenbaums aus den Fenstern, dann und wann hörte man von
drinnen das Geräusch von kleinen Pfeifen und Blechtrompeten und dazwischen
jubelnde Kinderstimmen. Scharen von Bettelkindern gingen von Haus zu Haus
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oder stiegen die Treppengeländer und suchten durch die Fenster einen Blick in
die versagte Herrlichkeit zu gewinnen. Mitunter wurde auch eine Tür plötzlich
aufgerissen, und scheltende Stimmen trieben einen ganzen Schwarm solcher
kleinen Gäste aus dem hellen Hause auf die dunkle Gasse hinaus; anderswo
wurde auf dem Hausflur ein altes Weihnachtslied gesungen; es waren klare
Mädchenstimmen darunter.
Reinhard hörte sie nicht (Reinhard heard /them/ not), er ging rasch an allem
vorüber (he passed quickly by them all; an etwas vorübergehen — to pass by
something), aus einer Straße in die andere (out of one street into another). Als
er an seine Wohnung gekommen (when he reached his lodging), war es fast
völlig dunkel geworden (it had grown almost quite dark); er stolperte die
Treppe hinauf und trat in seine Stube (he stumbled up the stairs and walked:
«stepped» into his room; stolpern — to stumble /over/; treten). Ein süßer Duft
schlug ihm entgegen (a sweet fragrance greeted him; entgegenschlagen — to
throw oneself on/upon); das heimelte ihn an (this caused a feeling of comfort:
«home»; das Heim — house; jemanden anheimeln — to cause in someone a
feeling of comfort), das roch wie zu Haus der Mutter Weihnachtsstube (it was
the smell of the parlour in his mother's house at Christmas time; riechen — to
smell). Mit zitternder Hand zündete er Licht an (with a trembling hand he
turned on the light; zittern — to tremble; anzünden — to turn/switch on; das
Licht); da lag ein mächtiges Paket auf dem Tisch (there lay a mighty parcel on
the table; liegen; das Pakét), und als er es öffnete (and when he opened it),
fielen die wohlbekannten braunen Festkuchen heraus (out fell the well-known
brown festive cakes; herausfallen — to fell out; das Fest — feast; der Kuchen);
auf einigen waren die Anfangsbuchstaben seines Namens in Zucker
ausgestreut (on some /of them/ were the initial letters of his name written in
sprinkles of sugar; der Anfang — beginning; der Buchstabe — letter; der
Name; der Zucker; ausstreuen — to powder; to sprinkle); das konnte niemand
anders als Elisabeth getan haben (no one but Elisabeth could have done that;
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 45
tun — to do). Dann kam ein Päckchen mit feiner, gestickter Wäsche zum
Vorschein, Tücher und Manschetten (next came to view a little parcel
containing neatly embroidered linen, handkerchiefs and cuffs; zum Vorschein
kommen — to turn out; to be found; das Tuch), zuletzt Briefe von der Mutter
und von Elisabeth (and finally letters from his mother and Elisabeth).
Reinhard hörte sie nicht, er ging rasch an allem vorüber, aus einer Straße in die
andere. Als er an seine Wohnung gekommen, war es fast völlig dunkel
geworden; er stolperte die Treppe hinauf und trat in seine Stube. Ein süßer
Duft schlug ihm entgegen; das heimelte ihn an, das roch wie zu Haus der
Mutter Weihnachtsstube. Mit zitternder Hand zündete er Licht an; da lag ein
mächtiges Paket auf dem Tisch, und als er es öffnete, fielen die wohlbekannten
braunen Festkuchen heraus; auf einigen waren die Anfangsbuchstaben seines
Namens in Zucker ausgestreut; das konnte niemand anders als Elisabeth getan
haben. Dann kam ein Päckchen mit feiner, gestickter Wäsche zum Vorschein,
Tücher und Manschetten, zuletzt Briefe von der Mutter und von Elisabeth.
Reinhard öffnete zuerst den letzteren (Reinhard first opened the latter);
Elisabeth schrieb (Elisabeth wrote): „Die schönen Zuckerbuchstaben können
Dir wohl erzählen (the pretty sugared letters will probably tell you), wer bei
den Kuchen mitgeholfen hat (who helped with the cakes: «by cakes helped»;
mithelfen); dieselbe Person hat die Manschetten für Dich gestickt (the same
person also embroidered the cuffs for you). Bei uns wird es nun
Weihnachtabend sehr still werden (we shall have a very quiet time at home this
Christmas Eve); meine Mutter stellt immer schon um halb zehn ihr Spinnrad in
die Ecke (/my/ mother always puts her spinning-wheel away in the corner as
early as half-past nine; spinnen — to spin; das Rad — wheel); es ist gar so
einsam diesen Winter (it is so very lonely this winter; gar — quite; very), wo
Du nicht hier bist (when you are not here).
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 46
Reinhard öffnete zuerst den letzteren; Elisabeth schrieb: „Die schönen
Zuckerbuchstaben können Dir wohl erzählen, wer bei den Kuchen mitgeholfen
hat; dieselbe Person hat die Manschetten für Dich gestickt. Bei uns wird es nun
Weihnachtabend sehr still werden; meine Mutter stellt immer schon um halb
zehn ihr Spinnrad in die Ecke; es ist gar so einsam diesen Winter, wo Du nicht
hier bist.
Nun ist auch vorigen Sonntag der Hänfling gestorben (and now, too, the linnet
died last Sunday; sterben), den Du mir geschenkt hattest (/the linnet/ which
you had presented to me); ich habe sehr geweint (I cried a lot), aber ich hab ihn
doch immer gut gewartet (but I have always looked after it well; jemanden
warten — to look after smb; auf jemanden warten — to wait for smb). Der sang
sonst immer nachmittags (it always used to sing in the afternoon; singen),
wenn die Sonne auf sein Bauer schien (when the sun shone on its cage;
scheinen — to shine; to seem); Du weißt, die Mutter hing oft ein Tuch über
(you know, mother would often hang a piece of cloth on top /the cage/;
hängen), um ihn zu geschweigen (in order to keep it quiet; geschweigen — to
shush; schweigen — to be silent), wenn er so recht aus Kräften sang (when it
sang so lustily; recht — quite; die Kraft, die Kräfte — force). Da ist es nun
noch stiller der Kammer (thus our room is now quieter than ever), nur dass
Dein alter Freund Erich uns jetzt mitunter besucht (only your old friend Eric
now drops in to see us occasionally). Du sagtest einmal (you told us once), er
sähe seinem braunen Überrock ähnlich (/that/ he was just like his brown top-
coat; ähnlich sehen — to look like; er sieht — he looks, er sah — he looked; er
sähe — he would have looked; /that/ he looks; der Überrock). Daran muss ich
nun immer denken (I can't help thinking of it every time: «so must I now
always think»), wenn er zur Tür hereinkommt (when he comes in at the door;
herein — here: «here-in»), und es ist gar zu komisch (and it is really too
funny); sag es aber nicht zur Mutter (but don't tell /this to/ mother), sie wird
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 47
dann leicht verdrießlich (it might easily make her angry: «get annoyed»;
verdrießen — to make angry; to anger; to annoy).
Nun ist auch vorigen Sonntag der Hänfling gestorben, den Du mir geschenkt
hattest; ich habe sehr geweint, aber ich hab ihn doch immer gut gewartet. Der
sang sonst immer nachmittags, wenn die Sonne auf sein Bauer schien; Du
weißt, die Mutter hing oft ein Tuch über, um ihn zu geschweigen, wenn er so
recht aus Kräften sang. Da ist es nun noch stiller der Kammer, nur dass Dein
alter Freund Erich uns jetzt mitunter besucht. Du sagtest einmal, er sähe
seinem braunen Überrock ähnlich. Daran muss ich nun immer denken, wenn er
zur Tür hereinkommt, und es ist gar zu komisch; sag es aber nicht zur Mutter,
sie wird dann leicht verdrießlich.
— Rat, was ich Deiner Mutter zu Weihnachten schenke (guess what I will give
your mother for Christmas)! Du rätst es nicht (you can't guess)? Mich selber
(/it is/ myself)! Der Erich zeichnet mich in schwarzer Kreide (Eric draws me in
black chalk); ich habe ihm schon dreimal sitzen müssen, jedesmal eine ganze
Stunde (I have had to give him three sittings: «to sit three times», each time for
a whole hour). Es war mir recht zuwider (it was really unpleasant for me), dass
der fremde Mensch mein Gesicht so auswendig lernte (that the stranger got to
know my face so well: «by heart»). Ich wollte auch nicht (nor did I wish it),
aber die Mutter redete mir zu (but mother persuaded me; jemandem zureden —
to persuade somebody); sie sagte (she said): es würde der guten Frau Werner
eine große Freude machen (it would very much please dear Frau Werner; die
Freude — joy).
Aber Du hältst nicht Wort, Reinhard (but you are not keeping /your/ word,
Reinhard). Du hast keine Märchen geschickt (you haven't sent me any fairy-
tales; das Märchen). Ich habe Dich oft bei Deiner Mutter verklagt (I have often
complained to your mother about you); sie sagt dann immer, Du habest jetzt
mehr zu tun als solche Kindereien (/but/ she always says you now have more to
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do than to attend to such childish things; die Kinderei — childishness;
boyishness). Ich glaub’ es aber nicht; es ist wohl anders (but I don't believe it;
it's probably something else: «differently»; wohl — well).“
— Rat, was ich Deiner Mutter zu Weihnachten schenke! Du rätst es nicht?
Mich selber! Der Erich zeichnet mich in schwarzer Kreide; ich habe ihm schon
dreimal sitzen müssen, jedesmal eine ganze Stunde. Es war mir recht zuwider,
dass der fremde Mensch mein Gesicht so auswendig lernte. Ich wollte auch
nicht, aber die Mutter redete mir zu; sie sagte: es würde der guten Frau Werner
eine große Freude machen.
Aber Du hältst nicht Wort, Reinhard. Du hast keine Märchen geschickt. Ich
habe Dich oft bei Deiner Mutter verklagt; sie sagt dann immer, Du habest jetzt
mehr zu tun als solche Kindereien. Ich glaub’ es aber nicht; es ist wohl
anders.“
Nun las Reinhard auch den Brief seiner Mutter (then: «here» Reinhard read his
mother's letter; lesen), und als er beide Briefe gelesen und langsam wieder
zusammengefaltet und weggelegt hatte (and when he had read them both and
slowly folded them up again and put them away; legen — to put; weglegen —
to put/set aside: «put away/off»), überfiel ihn unerbitterliches Heimweh (he
was overcome with an irresistible feeling of home-sickness; überfallen — to
come /over/). Er ging eine Zeitlang in seinem Zimmer auf und nieder (for some
time he walked up and down his room; eine Zeitlang — some time; lange —
long; for a long time; auf und nieder — up and down; to and fro; back and
forth); er sprach leise und dann halbverständlich zu sich selbst (he talked
quietly and indistinctly: «half-understandable» to himself; sprechen;
verständlich — understandably; der Verstand — mind; verstehen — to
understand):
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Er wäre fast verirret (he almost/nearly got lost; fast — almost/nearly; /sich/
verirren — to lose one's way, to get lost; irren — to roam; to wander)
Und wusste nicht hinaus (and did not know how to find a way out; wissen — to
know; hinaus — outside; out: «there-out»);
Da stand das Kind am Wege (by the roadside the child stood; stehen; der Weg)
Und winkte ihm nach Haus (and waved/beckoned him home; winken — to
wave; to beckon)!
Nun las Reinhard auch den Brief seiner Mutter, und als er beide Briefe gelesen
und langsam wieder zusammengefaltet und weggelegt hatte, überfiel ihn
unerbitterliches Heimweh. Er ging eine Zeitlang in seinem Zimmer auf und
nieder; er sprach leise und dann halbverständlich zu sich selbst:
Er wäre fast verirret
Und wusste nicht hinaus;
Da stand das Kind am Wege
und winkte ihm nach Haus!
Dann trat er an sein Pult (then he went to his writing desk), nahm einiges Geld
heraus (took out some money; herausnehmen — to take out) und ging wieder
auf die Straße hinab (and stepped down/went out into the street again; hinab —
down; downwards: «there-down»). — Hier war es mittlerweile stiller
geworden (meanwhile it had become quieter); die Weihnachtsbäume waren
ausgebrannt (the lights on the Christmas trees had burnt out; ausbrennen — to
burn down/out; brennen — to burn), die Umzüge der Kinder hatten aufgehört
(the processions of children had come to an end; der Umzug — procession;
parade; relocation; umziehen — to walk /as in procession/; to move /to a new
place/). Der Wind fegte durch die einsamen Straßen (the wind was sweeping
through the deserted streets; einsam — lonely; lonesome; solitary); Alte und
Junge saßen in ihren Häusern familienweise zusammen (old and young alike
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were sitting together at home in family /parties/; das Haus, die Häuser;
familienweise — ~ in families; ~ family-wise; die Familie — family; die Weise
— way; manner; mode); der zweite Abschnitt des Weihnachtsabends hatte
begonnen (the second period of Christmas Eve /celebrations/ had begun; der
Abschnitt — piece, section, segment; abschneiden — to cut /off/; schneiden —
to cut; beginnen).
Dann trat er an sein Pult, nahm einiges Geld heraus und ging wieder auf die
Straße hinab. — Hier war es mittlerweile stiller geworden; die
Weihnachtsbäume waren ausgebrannt, die Umzüge der Kinder hatten
aufgehört. Der Wind fegte durch die einsamen Straßen; Alte und Junge saßen
in ihren Häusern familienweise zusammen; der zweite Abschnitt des
Weihnachtsabends hatte begonnen.
— Als Reinhard in die Nähe des Ratkellers kam (as/when Reinhard drew near
the Ratskeller; die Nähe — nearness), hörte er aus der Tiefe herauf
Geigenstrich und den Gesang des Zithermädchens (he heard from below the
scraping of the fiddle and the singing of the zither girl; der Strich — stroke;
touch of the bow/fiddlestick to the strings; streichen — to strike; to stroke; to
play /perform/ on stringed instruments); nun klingelte unten die Kellertüre (the
wineshop/restaurant door bell tinkled), und eine dunkle Gestalt schwankte die
breite, matt erleuchtete Treppe hinauf (and a dark figure staggered up the broad
dimly-lighted stair; schwanken — to stagger; erleuchten — to light /up/;
leuchten — to shine). Reinhard trat in den Häuserschatten und ging dann rasch
vorüber (Reinhard drew aside into the shadow of the houses and then passed
swiftly by; der Schatten — shadow). Nach einer Weile erreichte er den
erleuchteten Laden eines Juweliers (after a while he reached the well-lighted
shop of a jeweller; eine Weile — some time; etwas erreichen — to reach
something; der Juwelíer); und nachdem er hier ein kleines Kreuz von roten
Korallen eingehandelt hatte (and after buying a little cross of red corals; die
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Koralle — coral; einhandeln — to buy /up/; handeln — to trade; der Handel —
trade), ging er auf demselben Wege, den er gekommen war, wieder zurück (he
returned: «went back» by the same way he had come; der Weg).
— Als Reinhard in die Nähe des Ratkellers kam, hörte er aus der Tiefe herauf
Geigenstrich und den Gesang des Zithermädchens; nun klingelte unten die
Kellertüre, und eine dunkle Gestalt schwankte die breite, matt erleuchtete
Treppe hinauf. Reinhard trat in den Häuserschatten und ging dann rasch
vorüber. Nach einer Weile erreichte er den erleuchteten Laden eines Juweliers;
und nachdem er hier ein kleines Kreuz von roten Korallen eingehandelt hatte,
ging er auf demselben Wege, den er gekommen war, wieder zurück.
Nicht weit von seiner Wohnung bemerkte er ein kleines, in kläglichen Lumpen
gehülltes Mädchen an einer hohen Haustür stehen (not far from his lodgings he
caught sight of a little girl, dressed in miserable rags, standing before a tall
door; jemanden bemerken — to notice smb, to catch sight of smb; der Lumpen
— rag; die Lumpen — rags; kläglich — miserable; klagen — to complain), in
vergeblicher Bemühung, sie zu öffnen (in a vain attempt to open it; sich
bemühen — to try; to endevour; die Mühe — effort; endevour). „Soll ich dir
helfen (shall I help you)?“ sagte er. Das Kind erwiderte nichts (the child gave
no answer), ließ aber die schwere Türklinke fahren (but let go the massive
door-handle; fahren lassen — to let go/off). Reinhard hatte schon die Tür
geöffnet (Reinhard had already opened the door). „Nein“, sagte er, „sie können
dich nicht hinausjagen; komm mit mir (they can’t drive you out; come along
with me; hinaus — outside; out: «there-out»; jagen — to drive/turn out)! Ich
will dir Weihnachtskuchen geben (I'll give you some Christmas cake).“ Dann
machte er die Tür wieder zu und fasste das kleine Mädchen an der Hand (he
then closed the door again and took the little girl by hand; zumachen — to
close; fassen — to grasp; to grip), das stillschweigend mit ihm in seine
Wohnung ging (who walked along with him in silence to his room/lodgings).
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Nicht weit von seiner Wohnung bemerkte er ein kleines, in kläglichen Lumpen
gehülltes Mädchen an einer hohen Haustür stehen, in vergeblicher Bemühung,
sie zu öffnen. „Soll ich dir helfen?“ sagte er. Das Kind erwiderte nichts, ließ
aber die schwere Türklinke fahren. Reinhard hatte schon die Tür geöffnet.
„Nein“, sagte er, „sie können dich nicht hinausjagen; komm mit mir! Ich will
dir Weihnachtskuchen geben.“Dann machte er die Tür wieder zu und fasste das
kleine Mädchen an der Hand, das stillschweigend mit ihm in seine Wohnung
ging.
Er hatte das Licht beim Weggehen brennen lassen (on going out he had left the
light burning; weggehen — to go out/away; das Weggehen — going away/out;
beim Weggehen — on: «when» going out). „Hier hast du Kuchen (here are
some cakes for you)“, sagte er und gab ihr die Hälfte seines ganzen Schatzes in
ihre Schürze (he said, and gave her half of his treasure/riches/whole stock into
her apron; der Schatz), nur keine mit den Zuckerbuchstaben (though none with
the sugar letters). „Nun geh nach Hause und gib deiner Mutter auch davon
(now, off you go home, and give your mother some of them too).“ Das Kind
sah mit einem scheuen Blick zu ihm hinauf (the child cast a shy look up at him:
«to him up»; der Blick); es schien solcher Freundlichkeit ungewohnt und nichts
darauf erwidern zu können (she seemed unaccustomed to such kindness and
unable to say anything in reply; scheinen — to seem; freundlich — friendly;
darauf = auf das — thereon; thereupon). Reinhard machte die Tür auf und
leuchtete ihr (Reinhard opened the door, and lighted her /way/; aufmachen =
öffnen — to open), und nun flog die Kleine wie ein Vogel mit ihren Kuchen die
Treppe hinab und zum Hause hinaus (and then the little thing like a bird flew
downstairs with her cakes and out of the house; fliegen; der Vogel — bird).
Er hatte das Licht beim Weggehen brennen lassen. „Hier hast du Kuchen“,
sagte er und gab ihr die Hälfte seines ganzen Schatzes in ihre Schürze, nur
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keine mit den Zuckerbuchstaben. „Nun geh nach Hause und gib deiner Mutter
auch davon.“ Das Kind sah mit einem scheuen Blick zu ihm hinauf; es schien
solcher Freundlichkeit ungewohnt und nichts darauf erwidern zu können.
Reinhard machte die Tür auf und leuchtete ihr, und nun flog die Kleine wie ein
Vogel mit ihren Kuchen die Treppe hinab und zum Hause hinaus.
Reinhard schürte das Feuer in seinem Ofen an (Reinhard poked the fire in the
stove; schüren — to poke; der Ofen) und stellte das bestaubte Tintenfass auf
seinen Tisch (set the dusty ink-stand on the table; der Staub — dust); dann
setzte er sich hin und schrieb und schrieb die ganze Nacht Briefe an seine
Mutter, an Elisabeth (and then sat down and wrote and wrote letters the whole
night long to his mother and Elisabeth; sich hinsetzen — to sit down;
schreiben; der Brief). Der Rest der Weihnachtskuchen lag unberührt nеbеn
ihm (the remainder of the Christmas cakes lay untouched by his side; der Rest
— remainder; rest; liegen — to lie; etwas berühren — to touch something);
aber die Manschetten von Elisabeth hatte er angeknüpft (but he had buttoned
on Elisabeth's cuffs; anknüpfen — to tie on), was sich gar wunderlich zu
seinem weißen Flausrock ausnahm (and odd they looked on his shaggy coat of
undyed wool; sich ausnehmen — to look /against the background/; der Flaus
— baize; flock; home coat/jacket; der Rock — coat; frock-coat; petticoat). So
saß er noch (and there he was still sitting; sitzen), als die Wintersonne auf die
gefrorenen Fensterscheiben fiel (when the winter sun cast its light on the
frosted window-panes; frieren — to freeze; die Scheibe — /window/ glass) und
ihm gegenüber im Spiegel ein blasses, ernstes Antlitz zeigte (and showed him
a pale, grave face reflected in the looking-glass opposite; der Spiegel; der
Antlitz — face).
Reinhard schürte das Feuer in seinem Ofen an und stellte das bestaubte
Tintenfass auf seinen Tisch; dann setzte er sich hin und schrieb und schrieb die
ganze Nacht Briefe an seine Mutter, an Elisabeth. Der Rest des
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Weihnachtskuchen lag unberührt nеbеn ihm; aber die Manschetten von
Elisabeth hatte er angeknüpft, was sich gar wunderlich zu seinem weißen
Flausrock ausnahm. So saß er noch, als die Wintersonne auf die gefrorenen
Fensterscheiben fiel und ihm gegenüber im Spiegel ein blasses, ernstes Antlitz
zeigte.
Daheim
(Home: «at home»)
Als es Ostern geworden war (when Easter came: «became»; werden — to
become), reiste Reinhard in die Heimat (Reinhard journeyed home; die Heimat
— homeland, motherland). Am Morgen nach seiner Ankunft ging er zu
Elisabeth (on the morning after his arrival he went to /see/ Elisabeth). „Wie
groß du geworden bist“ (how tall you've grown: «how big you have become»),
sagte er, als das schöne schmächtige Mädchen ihm lächelnd entgegenkam (he
said, as the pretty, slender girl advanced with a smile to meet him; lächeln —
to smile; entgegen — in the opposite direction; towards). Sie errötete, aber sie
erwiderte nichts (she blushed, but made no reply); ihre Hand, die er beim
Willkommen in die seine genommen (her hand, which he had taken in his own
in greeting; nehmen — to take), suchte sie ihm sanft zu entziehen (she tried to
draw gently away from him; suchen — to seek; to try). Er sah sie zweifelnd an
(he looked at her doubtingly; zweifeln — to doubt; der Zweifel — doubt;
zweifelnd — doubtingly; dubiously: «doubting»); das hatte sie früher nicht
getan (for never had she done that before; tun); nun war es, als trete etwas
Fremdes zwischen sie (/but/ now it was as if some strange thing was coming
between them; treten — to step). — Das blieb auch (the same feeling: «this»
remained too; bleiben — to remain), als er schon länger dagewesen (after he
had been here longer = after he had been at home for some time; lange — long;
for a long time) und als er Tag für Tag immer wiedergekommen war (and
/when/ came to see her constantly day after day). Wenn sie allein zusammen
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saßen (when they sat alone together; sitzen — to sit), entstanden Pausen (there
ensued pauses; entstehen — to arise, to spring up; to come into existence), die
ihm peinlich waren (which were distressful/painful for him; peinlich —
painful; die Pein — torture; pain) und denen er dann ängstlich
zuvorzukommen suchte (and which he timidly/anxiously did his best to
prevent; zuvorkommen — to prevent, to avert; zuvor — before).
Als es Ostern geworden war, reiste Reinhard in die Heimat. Am Morgen nach
seiner Ankunft ging er zu Elisabeth. „Wie groß du geworden bist“, sagte er, als
das schöne schmächtige Mädchen ihm lächelnd entgegenkam. Sie errötete,
aber sie erwiderte nichts; ihre Hand, die er beim Willkommen in die seine
genommen, suchte sie ihm sanft zu entziehen. Er sah sie zweifelnd an; das
hatte sie früher nicht getan; nun war es, als trete etwas Fremdes zwischen sie.
— Das blieb auch, als er schon länger dagewesen und als er Tag für Tag immer
wiedergekommen war. Wenn sie allein zusammen saßen, entstanden Pausen,
die ihm peinlich waren und denen er dann ängstlich zuvorzukommen suchte.
Um während der Ferienzeit eine bestimmte Unterhaltung zu haben (in order to
have a definite occupation/entertainment during the holidays; die Ferien —
holidays; die Unterhaltung — conversation; entertainment; unterhalten — to
keep up /the conversation/; to entertain; halten — to hold), fing er an (he
began; anfangen), Elisabeth in der Botanik zu unterrichten (to teach botany to
Elisabeth), womit er sich in den ersten Monaten seines Universitätslebens
angelegentlich beschäftigt hatte (in which he himself had been keenly:
«earnestly» interested during the early months of his university life;
angelegentlich — insistent; persistent). Elisabeth, die ihm in allem zu folgen
gewohnt (Elisabeth, who was wont to follow him in all things) und überdies
lehrhaft war (and was moreover very quick to learn; lehren — to teach), ging
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bereitwillig darauf ein (willingly agreed = willingly entered into the proposal;
bereitwillig — willingly; readily; eagerly; bereit — willing; ready; der Wille
— will; auf etwas eingehen — to agree to smth). Nun wurden mehrere Male in
der Woche Exkursionen ins Feld oder in die Heiden gemacht (so now several
times in the week they made excursions into the fields or the meadows; das
Mal — time; die Heide — meadow); und hatten sie dann mittags die grüne
Botanisierkapsel voll Kraut und Blumen nach Hause gebracht (and if by
midday they brought home their green field-box full of plants and flowers;
botanisieren — to gather plants; die Kapsel — box; das Kraut — herbage;
grass /motley grass/; bringen — to bring), so kam Reinhard einige Stunden
später wieder (then Reinhard would come again later in the day: «a few hours
later»; später — later; spät — late), um mit Elisabeth den gemeinschaftlichen
Fund zu teilen (to share with Elisabeth what they had collected together:
«common findings»; die Gemeinschaft — community; company; society;
gemein — common).
Um während der Ferienzeit eine bestimmte Unterhaltung zu haben, fing er an,
Elisabeth in der Botanik zu unterrichten, womit er sich in den ersten Monaten
seines Universitätslebens angelegentlich beschäftigt hatte. Elisabeth, die ihm in
allem zu folgen gewohnt und überdies lehrhaft war, ging bereitwillig darauf
ein. Nun wurden mehrere Male in der Woche Exkursionen ins Feld oder in die
Heiden gemacht; und hatten sie dann mittags die grüne Botanisierkapsel voll
Kraut und Blumen nach Hause gebracht, so kam Reinhard einige Stunden
später wieder, um mit Elisabeth den gemeinschaftlichen Fund zu teilen.
In solcher Absicht trat er eines Nachmittags ins Zimmer (with such intention
he stepped into the room one afternoon; treten), als Elisabeth am Fenster stand
(while Elisabeth was standing by the window; das Fenster; stehen) und ein
vergoldetes Vogelbauer, das er sonst nicht dort gesehen, mit frischem
Hühnerschwarm besteckte (and sticking some fresh chick-weed in a gilded
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birdcage which he had not seen in the place before: «and /in/ a gilded birdcage
which he had not seen there before with fresh chick-weed /she/ stuffed»;
/chick-weed is much used for feeding cage-birds/). Im Bauer saß ein
Kanarienvogel (in the cage was a canary; der Kanárienvogel), der mit den
Flügeln schlug und kreischend nach Elisabeths Finger pickte (which was
flapping its wings and shrilly chirruping as it pecked at Elisabeth's fingers; der
Flügel, die Flügel — wing; schlagen). Sonst hatte Reinhards Vogel an dieser
Stelle gehangen (previously to this Reinhard's bird had hung in that place/spot;
sonst — otherwise; commonly; hängen). „Hat mein armer Hänfling sich nach
seinem Tode in einen Goldfinken verwandelt (has my poor linnet changed into
a goldfinch after its death; der Tod)?“ fragte er heiter (he asked jovially).
In solcher Absicht trat er eines Nachmittags ins Zimmer, als Elisabeth am
Fenster stand und ein vergoldetes Vogelbauer, das er sonst nicht dort gesehen,
mit frischem Hühnerschwarm besteckte. Im Bauer saß ein Kanarienvogel, der
mit den Flügeln schlug und kreischend nach Elisabeths Finger pickte. Sonst
hatte Reinhards Vogel an dieser Stelle gehangen. „Hat mein armer Hänfling
sich nach seinem Tode in einen Goldfinken verwandelt?“ fragte er heiter.
„Das pflegen die Hänflinge nicht (linnets are not accustomed to do any such
thing; pflegen /etwas zu tun/ — to have the habit /to do smth/)“, sagte die
Mutter, welche spinnend im Lehnstuhle saß (who sat spinning in her arm-chair;
spinnen — to spin). „Ihr Freund Erich hat ihn heut Mittag für Elisabeth von
seinem Hofe hereingeschickt (your friend Eric sent it this noon from his estate
/as a present/ for Elisabeth; der Hof — court; yard; /country/ estate; farm)”.
„Von welchem Hofe (what estate)?“
„Das wissen Sie nicht (don't you know)?“
„Was denn (know what: «what then»)?“
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„Dass Erich seit einem Monat den zweiten Hof seines Vater am Immensee
angetreten hat (that a month ago Eric took over his father's second estate by the
Immensee)?“
„Aber Sie haben mir kein Wort davon gesagt (but you have never said a word
to me about it).“
„Ei (eh)“, sagte die Mutter, „Sie haben sich auch noch mit keinem Worte nach
Ihrem Freunde erkundigt (but you haven't yet made a single word of inquiry
after your friend; sich nach jemandem erkundigen — to inquire about smb). Er
ist ein gar lieber, verständiger junger Mann (he is a very nice, sensible young
man; der Verstand — sense; mind; verstehen — to understand).“
„Das pflegen die Hänflinge nicht“, sagte die Mutter, welche spinnend im
Lehnstuhle saß. „Ihr Freund Erich hat ihn heut Mittag für Elisabeth von seinem
Hofe hereingeschickt.“
„Von welchem Hofe?“
„Das wissen Sie nicht?“
„Was denn?“
„Dass Erich seit einem Monat den zweiten Hof seines Vater am Immensee
angetreten hat?“
„Aber Sie haben mir kein Wort davon gesagt.“
„Ei“, sagte die Mutter, „Sie haben sich auch noch mit keinem Worte nach
Ihrem Freunde erkundigt. Er ist ein gar lieber, verständiger junger Mann.“
Die Mutter ging hinaus, um den Kaffee zu besorgen (the mother went out of
the room to get = make the coffee; besorgen — to get; sorgen — to take care;
to look after); Elisabeth hatte Reinhard den Rücken zugewandt (Elisabeth had
her back turned to Reinhard: «turned to Reinhard /her/ back»; zuwenden) und
war noch mit dem Bau ihrer kleinen Laube beschäftigt (and was still busy
building her small bower; der Bau — building; construction; bauen — to
build). „Bitte, nur ein kleines Weilchen (please, just a little while; eine Weile
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 59
— some time; awhile)“, sagte sie; „gleich bin ich fertig (I'll be done in a
minute; fertig — to be ready; to be done with).“ — Da Reinhard wider seine
Gewohnheit nicht antwortete (as Reinhard did not answer, contrary to his
wont; die Gewohnheit — habit; wont; sich an etwas gewöhnen — to get used to
something), so wandte sie sich um (so she turned /around/; sich umwenden). In
seinen Augen lag ein plötzlicher Ausdruck von Kummer (in his eyes there was
a sudden expression of trouble; ausdrücken — to express; der Kummer —
sorrow; grief), den sie nie darin gewahrt hatte (she had never observed before
in them; darin — inside this; inside them). „Was fehlt dir, Reinhard (what is
the matter with you: «what do you lack», Reinhard; fehlen — to lack)?“ fragte
sie, indem sie nahe zu ihm trat (she said, drawing nearer to him; fragen — to
ask, to inquire; treten — to step).
„Mir (with me: «me»)?“ sagte er gedankenlos (he said, his thoughts far
away/absent-mindedly: «thoughtlessly»; der Gedanke — thought; denken — to
think) und ließ seine Augen träumerisch in den ihren ruhen (and let his eyes
dreamily rest on her eyes; der Traum — dream; der Träumer — dreamer).
„Du siehst so traurig aus (you look so sad; die Trauer — sorrow; grief;
sadness).“
„Elisabeth“, sagte er, „ich kann den gelben Vogel nicht leiden (I cannot bear
that yellow bird; leiden — to suffer).“
Sie sah ihn staunend an; sie verstand ihn nicht (she looked at him in
astonishment, she did not understand him; staunen — to be amazed). „Du bist
so sonderbar“ (you are so strange), sagte sie.
Er nahm ihre beiden Hände, die sie ruhig in den seinen ließ (he took both her
hands in his, and she let him keep them there quietly; nehmen; lassen). Bald
trat die Mutter wieder herein (shortly after her mother came back into the
room; hereintreten — to come in).
Die Mutter ging hinaus, um den Kaffee zu besorgen; Elisabeth hatte Reinhard
den Rücken zugewandt und war noch mit dem Bau ihrer kleinen Laube
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beschäftigt. „Bitte, nur ein kleines Weilchen“, sagte sie; „gleich bin ich fertig.“
— Da Reinhard wider seine Gewohnheit nicht antwortete, so wandte sie sich
um. In seinen Augen lag ein plötzlicher Ausdruck von Kummer, den sie nie
darin gewahrt hatte. „Was fehlt dir, Reinhard?“ fragte sie, indem sie nahe zu
ihm trat.
„Mir?“ sagte er gedankenlos und ließ seine Augen träumerisch in den ihren
ruhen.
„Du siehst so traurig aus.“
„Elisabeth“, sagte er, „ich kann den gelben Vogel nicht leiden.“
Sie sah ihn staunend an; sie verstand ihn nicht. „Du bist so sonderbar“, sagte
sie.
Er nahm ihre beiden Hände, die sie ruhig in den seinen ließ. Bald trat die
Mutter wieder herein.
Nach dem Kaffee setzte diese sich an ihr Spinnrad (after coffee she /mother/
sat down at her spinning-wheel); Reinhard und Elisabeth gingen ins
Nebenzimmer (Reinhard and Elisabeth went off into the next room; neben —
near; by возле), um ihre Pflanzen zu ordnen (to arrange their plants). Nun
wurden Staubfäden gezählt (now stamens were counted; der Staub — dust; /=
der Blütenstaub/ pollen; die Blüte — blossom; der Faden — thread), Blätter
und Blüten sorgfältig ausgebreitet (leaves and blossoms carefully opened out;
das Blatt; die Blüte — blossom; blühen — to bloom; to be in blossom;
ausbreiten — to widen; to broaden; to stretch; to smooth out; breit — broad;
wide) und von jeder Art zwei Exemplare zum Trocknen zwischen die Blätter
eines großen Folianten gelegt (and two specimens of each sort were laid to dry
between the pages of a large folio volume; das Exemplár; trocknen — to dry;
trocken — dry; der Foliánt). Es war sonnige Nachmittagsstille (all was calm
and still that sunny afternoon: «it was sunny afternoon stillness»; die Stille —
stillness; calm); nur nebenan schnurrte der Mutter Spinnrad (only mother's
spinning-wheel hummed in the next room; schnurren — to hum), und von Zeit
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zu Zeit wurde Reinhards gedämpfte Stimme gehört (and now and then the
subdued voice of Reinhard was heard; dämpfen — to damp; der Dampf —
steam; vapor), wenn er die Ordnung der Klassen der Pflanzen nannte (as he
named the orders of the families of the plants; nennen) oder Elisabeths
ungeschickte Aussprache der lateinischen Namen korrigierte (or corrected
Elisabeth's awkward pronunciation of the Latin names).
Nach dem Kaffee setzte diese sich an ihr Spinnrad; Reinhard und Elisabeth
gingen ins Nebenzimmer, um ihre Pflanzen zu ordnen. Nun wurden Staubfäden
gezählt, Blätter und Blüten sorgfältig ausgebreitet und von jeder Art zwei
Exemplare zum Trocknen zwischen die Blätter eines großen Folianten gelegt.
Es war sonnige Nachmittagsstille; nur nebenan schnurrte der Mutter Spinnrad,
und von Zeit zu Zeit wurde Reinhards gedämpfte Stimme gehört, wenn er die
Ordnung der Klassen der Pflanzen nannte oder Elisabeths ungeschickte
Aussprache der lateinischen Namen korrigierte.
„Mir fehlt noch von neulich die Maiblume“ (I am still short of that lily of the
valley: «may flower of the other day»), sagte sie jetzt, als der ganze Fund
bestimmt und geordnet war (she said: «she said now», after the whole
collection had been classified and arranged; ordnen — to put in order; to
order; to sort).
Reinhard zog einen kleinen weißen Pergament aus der Tasche (Reinhard pulled
a little white vellum volume from his pocket; ziehen — to draw; to pull). „Hier
ist ein Maiblumenstengel für dich“ (here is a spray of the lily of the valley for
you; der Stengel — stem; stalk), sagte er, indem er die halbgetrocknete Pflanze
herausnahm (he said, taking out a half-pressed bloom; trocknen — to dry up; to
press /flowers/).
Als Elisabeth die beschriebenen Blätter sah, fragte sie (when Elisabeth saw the
pages all covered with writing, she asked): „Hast du wieder Märchen gedichtet
(have you written fairy-tales again; das Märchen)?“
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 62
„Es sind keine Märchen“ (these aren't fairy-tales), antwortete er und reichte ihr
das Buch (he answered, handing her the book).
„Mir fehlt noch von neulich die Maiblume“, sagte sie jetzt, als der ganze Fund
bestimmt und geordnet war.
Reinhard zog einen kleinen weißen Pergament aus der Tasche. „Hier ist ein
Maiblumenstengel für dich“, sagte er, indem er die halbgetrocknete Pflanze
herausnahm.
Als Elisabeth die beschriebenen Blätter sah, fragte sie: „Hast du wieder
Märchen gedichtet?“
„Es sind keine Märchen“, antwortete er und reichte ihr das Buch.
Es waren lauter Verse (they were all verses; lauter — nothing but; der Vers —
verse), die meisten füllten höchstens eine Seite (the majority of them at most
filled one page; füllen — to fill). Elisabeth wandte ein Blatt nach dem anderen
um (Elisabeth turned over the leaves one after another; umwenden — to turn
over); sie schien nur die Überschriften zu lesen (she appeared to be reading the
titles only). „Als sie vom Schulmeiter gescholten war (when she was scolded
by the teacher; schelten — to scold).“ — „Als sie sich im Walde verirrt hatten
(when they lost their way in the woods).“ — „Mit dem Ostermärchen (with an
Easter fairy-tale).“ — „Als sie mir zum erstenmal geschrieben hatte (on her
writing to me for the first time: «when she first wrote to me»)“, in der Weise
lauteten fast alle (thus ran most of the titles: «in this manner sounded almost
all»; die Weise — way; manner). Reinhard blickte forschend zu ihr hin
(Reinhard fixed his eyes on her with a searching look: «looked searchingly at
her»; forschen — to search; zu jemandem hinblicken — to look at smb), und
indem sie immer weiterblätterte, sah er (and as she kept turning over the leaves
he saw), wie zuletzt auf ihrem klaren Antlitz ein zartes Rot hervorbrach (that a
gentle blush arose eventually on her sweet: «clear» face; das Antlitz;
hervorbrechen — to break out/forth; brechen — to break) und es allmählich
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ganz überzog (and gradually mantled over the whole /face/; überziehen — to
cover; ziehen — to draw; to pull). Er wollte ihre Augen sehen (he wanted to
see her eyes); aber Elisabeth sah nicht auf (but Elisabeth did not look up;
aufsehen — to look up) und legte das Buch am Ende schweigend vor ihm hin
(and finally laid the book down before him without a word; hinlegen — to lay
/somewhere/; das Ende — end).
„Gib es mir nicht so zurück (don't give it back /to me/ like that; geben — to
give; zurückgeben — to give back)!“ sagte er.
Sie nahm ein braunes Reis aus der Blechkapsel (she took a brown spray out of
the tin case; das Reis — spray). „Ich will dein Lieblingskraut hineinlegen (I
will put your favourite flower inside; hinein — inside; in: «there-in»)“, sagte
sie und gab ihm das Buch in seine Hände (she said and gave the book back into
his hands). —
Es waren lauter Verse, die meisten füllten höchstens eine Seite. Elisabeth
wandte ein Blatt nach dem anderen um; sie schien nur die Überschriften zu
lesen. „Als sie vom Schulmeiter gescholten war.“ — „Als sie sich im Walde
verirrt hatten.“ — „Mit dem Ostermärchen.“ — „Als sie mir zum erstenmal
geschrieben hatte“, in der Weise lauteten fast alle. Reinhard blickte forschend
zu ihr hin, und indem sie immer weiterblätterte, sah er, wie zuletzt auf ihrem
klaren Antlitz ein zartes Rot hervorbrach und es allmählich ganz überzog. Er
wollte ihre Augen sehen; aber Elisabeth sah nicht auf und legte das Buch am
Ende schweigend vor ihm hin.
„Gib es mir nicht so zurück!“ sagte er.
Sie nahm ein braunes Reis aus der Blechkapsel. „Ich will dein Lieblingskraut
hineinlegen“, sagte sie und gab ihm das Buch in seine Hände. —
Endlich kam der letzte Tag der Ferienzeit und der Morgen der Abreise (at
length/at last came the last day of the vacation and the morning of /his/
departure). Auf ihre Bitte erhielt Elisabeth von der Mutter die Erlaubnis (at her
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own request Elisabeth received permission from her mother; erhalten — to
receive; to get; erlauben — to permit; to allow), ihren Freund an den
Postwagen zu begleiten (to accompany her friend to the stage-coach), der
einige Straßen von ihrer Wohnung seine Station hatte (which had its station a
few streets from their house). Als sie vor die Haustür traten, gab Reinhard ihr
den Arm (when they passed out of the front door Reinhard gave her /his/ arm;
treten — to tread; to step); so ging er schweigend neben dem schlanken
Mädchen her (thus he walked in silence side by side with the slender maiden;
neben jemandem hergehen — to walk alongside of someone). Je näher sie
ihrem Ziele kamen (the nearer they came to their destination: «objective/goal»;
nah — close; near; das Ziel), desto mehr war es ihm (the more he felt/it
seemed to him: «was it to him»), er habe ihr, ehe er auf so lange Abschied
nehme, etwas Notwendiges mitzuteilen (/as if/ he had something he must say
to her before he bade her a long farewell; notwendig — necessary;
indispensable; hat mitzuteilen — has to inform/tell; Abschied nehmen — to say
good-bye; der Abschied — farewell) — etwas, wovon aller Wert und alle
Lieblichkeit seines künftigen Lebens abhänge (something on which all that was
worthy and all that was lovely = sweet in his future life depended; der Wert —
value; lieblich — lovely), und doch konnte er sich des erlösenden Wortes nicht
bewusst werden (and yet he could not formulate/realize the saving word;
erlösen — to save; bewusst — aware; conscious). Das ängstigte ihn; er ging
immer langsamer (it scared him; he walked slower and slower; die Angst —
fear; anxiety).
Endlich kam der letzte Tag der Ferienzeit und der Morgen der Abreise. Auf
ihre Bitte erhielt Elisabeth von der Mutter die Erlaubnis, ihren Freund an den
Postwagen zu begleiten, der einige Straßen von ihrer Wohnung seine Station
hatte. Als sie vor die Haustür traten, gab Reinhard ihr den Arm; so ging er
schweigend neben dem schlanken Mädchen her. Je näher sie ihrem Ziele
kamen, desto mehr war es ihm, er habe ihr, ehe er auf so lange Abschied
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nehme, etwas Notwendiges mitzuteilen — etwas, wovon aller Wert und alle
Lieblichkeit seines künftigen Lebens abhänge, und doch konnte er sich des
erlösenden Wortes nicht bewusst werden. Das ängstigte ihn; er ging immer
langsamer.
„Du kommst zu spät (you'll come too late)“, sagte sie, „es ist schon zehn
geschlagen auf St.Marien (it has already struck ten by St.Mary's clock;
schlagen).“
Er ging aber darum nicht schneller (but he did not quicken his pace for all
that). Endlich sagte er stammelnd (at last he stammered): „Elisabeth, du wirst
mich nun in zwei Jahren gar nicht sehen (Elisabeth, you will not see me again
for two /whole/ years; gar — at all) — wirst du mich wohl noch ebenso
liebhaben wie jetzt, wenn ich wieder da bin (shall I be as dear to you as ever
when I come back: «will you probably still love me just like now, when…»;
ebenso — /exactly/ the same)?“
Sie nickte und sah ihm freundlich ins Gesicht (she nodded, and looked
affectionately into his face). — „Ich habe dich auch verteidigt (I stood up for
you too; verteidigen — to defend)“, sagte sie nach einer Pause (she said, after a
pause).
„Mich (me)? Gegen wen hattest du das nötig (against whom was it necessary
/to stand up for me/; gegen — against)?“
„Gegen meine Mutter (against my mother). Wir sprachen gestern Abend, als
du weggegangen warst, noch lange über dich (we were talking about you a
long time yesterday evening after you left). Sie meinte, du seiest nicht mehr so
gut, wie du gewesen (she thought you were not so nice now as you once were;
sein — to be; du seiest — this construction is used to introduce
reported/indirect speech: «/that/ you are»).“
„Du kommst zu spät“, sagte sie, „es ist schon zehn geschlagen auf St.Marien.“
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Er ging aber darum nicht schneller. Endlich sagte er stammelnd: „Elisabeth, du
wirst mich nun in zwei Jahren gar nicht sehen — wirst du mich wohl noch
ebenso liebhaben wie jetzt, wenn ich wieder da bin?“
Sie nickte und sah ihm freundlich ins Gesicht. — „Ich habe dich auch
verteidigt“, sagte sie nach einer Pause.
„Mich? Gegen wen hattest du das nötig?“
„Gegen meine Mutter. Wir sprachen gestern Abend, als du weggegangen
warst, noch lange über dich. Sie meinte, du seiest nicht mehr so gut, wie du
gewesen.“
Reinhard schwieg einen Augenblick (Reinhard held his peace for a moment:
«paused a moment»; schweigen — to keep silent); dann aber nahm er ihre
Hand in die seine (then he took her hand in his) und indem er ihr ernst in ihre
Kinderaugen blickte, sagte er (and looking gravely into her childish eyes, he
said): „Ich bin noch eben so gut, wie ich gewesen bin (I am still just as nice as
I ever was); glaube du das nur fest (just firmly believe that)! Glaubst du es,
Elisabeth (do you believe it, Elisabeth)?“
„Ja“, sagte sie. Er ließ ihre Hand los und ging rasch mit ihr durch die letzte
Straße (he freed her hand and quickly walked with her through the last street;
loslassen — to let go; to let off). Je näher ihm der Abschied kam (the nearer the
time of parting came/approached), desto freudiger ward sein Gesicht (the
happier became the look on his face; ward = wurde; werden — to become); er
ging ihr fast zu schnell (he went almost too quickly for her).
„Was hast du (what is the matter with you: «what have you»), Reinhard?“
fragte sie.
Reinhard schwieg einen Augenblick; dann aber nahm er ihre Hand in die
seine,und indem er ihr ernst in ihre Kinderaugen blickte, sagte er: „Ich bin
noch eben so gut, wie ich gewesen bin; glaube du das nur fest! Glaubst du es,
Elisabeth?“
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 67
„Ja“, sagte sie. Er ließ ihre Hand los und ging rasch mit ihr durch die letzte
Straße. Je näher ihm der Abschied kam, desto freudiger ward sein Gesicht; er
ging ihr fast zu schnell.
„Was hast du, Reinhard?“ fragte sie.
„Ich habe ein Geheimnis, ein schönes (I have a secret, a beautiful secret)!“
sagte er und sah sie wieder mit leuchtenden Augen an (and looked at her with
shining eyes; das Auge, die Augen). „Wenn ich nach zwei Jahren wieder da
bin, dann sollst du es erfahren (when I come back again in two years' time,
then you shall know it).“
Mittlerweile hatten sie den Postwagen erreicht (meanwhile they had reached
the stage-coach); es war noch eben Zeit genug (they were only just in time: «it
was still just enough time»). Noch einmal nahm Reinhard ihre Hand (once
more Reinhard took her hand). „Leb wohl (goodbye/farewell: «fare well»)!“
sagte er, „Leb wohl, Elisabeth. Vergiss es nicht (do not forget about it;
vergessen)!“
Sie schüttelte mit dem Kopf (she shook her head; der Kopf). „Leb wohl!“ sagte
sie. Reinhard stieg hinein und die Pferde zogen an (Reinhard climbed up /into
the coach/ and the horses started; steigen — to go up /or down/; /hin/einsteigen
— to get on; to get into: «go up there-into»; das Pferd; anziehen — to start; to
be off).
Als der Wagen um die Straßenecke rollte, sah er noch einmal ihre liebe Gestalt
(as the coach rumbled round the corner of the street he saw her dear form once
more; die Ecke — corner; rollen — to roll), wie sie langsam den Weg
zurückging (as she slowly wended her way home: «walked the way back»).
„Ich habe ein Geheimnis, ein schönes!“ sagte er und sah sie wieder mit
leuchtenden Augen an. „Wenn ich nach zwei Jahren wieder da bin, dann sollst
du es erfahren.“
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Mittlerweile hatten sie den Postwagen erreicht; es war noch eben Zeit genug.
Noch einmal nahm Reinhard ihre Hand. „Leb wohl!“ sagte er, „Leb wohl,
Elisabeth. Vergiss es nicht!“
Sie schüttelte mit dem Kopf. „Leb wohl!“ sagte sie. Reinhard stieg hinein und
die Pferde zogen an.
Als der Wagen um die Straßenecke rollte, sah er noch einmal ihre liebe Gestalt,
wie sie langsam den Weg zurückging.
Ein Brief
(A Letter)
Fast zwei Jahre nachher saß Reinhard vor seiner Lampe zwischen Büchern und
Papieren in Erwartung eines Freundes (nearly two years later Reinhard was
sitting by lamplight with his books and papers around him, expecting a friend;
das Buch, die Bücher; das Papíer, die Papiere; erwarten — to expect), mit
welchem er gemeinschaftliche Studien übte (with whom he practised
collaborative studies; üben — to practice). Man kam die Treppe herauf (some
one came upstairs). „Herein (come in: «here-in»)!“ — Es war die Wirtin (it
was the landlady). „Ein Brief für sie, Herr Werner (a letter for you, Herr
Werner)!“ Dann entfernte sie sich wieder (then she went away again; fern —
far).
Reinhard hatte seit seinem Besuch in der Heimat nicht an Elisabeth
geschrieben (Reinhard had never written to Elisabeth since his visit home; der
Besuch; besuchen — to visit) und von ihr keinen Brief mehr erhalten (and he
had received no letter from her; erhalten — to receive; to get). Auch dieser war
nicht von ihr (nor was this one from her: «also this was not of her»), es war die
Hand seiner Mutter (it was his mother's hand = handwriting). Reinhard brach
und las, und bald las er folgendes (Reinhard broke down /the seal/ and read it,
and soon he was reading the following; brechen — to break; lesen — to read;
folgen — to follow):
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 69
„In Deinem Alter, mein liebes Kind, hat noch fast jedes Jahr sein eigenes
Gesicht (at your age, my dear boy, nearly every year still brings its own
peculiar experience: «every year has its own face»; das Alter): denn die Jugend
lässt sich nicht ärmer machen (because the youth does not let make it poorer;
arm — poor). Hier ist auch manches anders geworden (at home, too, things
have changed: «here too some things have become different»; manch — some),
was Dir wohl erstan weh tun wird (that, very likely, at first will cause you pain:
«make hurt»), wenn ich Dich sonst recht verstanden habe (if I have usually
understood you correctly; recht — right, rightly; verstehen). Erich hat sich
gestern endlich das Jawort von Elisabeth geholt (Erich yesterday finally
received consent: «yes-word» from Elizabeth), nachdem er in dem letzten
Vierteljahr zweimal vergebens angefragt hatte (after having twice proposed in
vain during the last three months: «last quarter»). Sie hat sich immer nicht dazu
entschließen können (she had never been able to make up her mind/decide to
it); nun hat sie es endlich doch getan (now in the end/finally she has done so);
sie ist auch noch gar so jung (she is still far too young). Die Hochzeit soll bald
sein, und die Mutter wird dann mit ihnen fortgehen (the wedding is to take
place soon, and her mother means to go away with them).“
Fast zwei Jahre nachher saß Reinhard vor seiner Lampe zwischen Büchern und
Papieren in Erwartung eines Freundes, mit welchem er gemeinschaftliche
Studien übte. Man kam die Treppe herauf. „Herein!“ — Es war die Wirtin.
„Ein Brief für sie, Herr Werner!“ Dann entfernte sie sich wieder.
Reinhard hatte seit seinem Besuch in der Heimat nicht an Elisabeth
geschrieben und von ihr keinen Brief mehr erhalten. Auch dieser war nicht von
ihr, es war die Hand seiner Mutter. Reinhard brach und las, und bald las er
folgendes:
„In Deinem Alter, mein liebes Kind, hat noch fast jedes Jahr sein eigenes
Gesicht: denn die Jugend lässt sich nicht ärmer machen. Hier ist auch manches
anders geworden, was Dir wohl erstan weh tun wird, wenn ich Dich sonst recht
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verstanden habe. Erich hat sich gestern endlich das Jawort von Elisabeth
geholt, nachdem er in dem letzten Vierteljahr zweimal vergebens angefragt
hatte. Sie hat sich immer nicht dazu entschließen können; nun hat sie es
endlich doch getan; sie ist auch noch gar so jung. Die Hochzeit soll bald sein,
und die Mutter wird dann mit ihnen fortgehen.“
Immensee
(Immensee)
Wiederum waren Jahre vorüber (again years have passed). — Auf einem
abwärtsführenden schattigen Waldwege (along a shady road through the wood
leading down /to the valley below/: «on a downward shady forest path»;
abwärts — down; downwards; führen — to lead) wanderte an einem warmen
Frühlingsnachmittage ein junger Mann mit kräftigem, gebräuntem Antlitz (one
warm afternoon in spring a young man with a powerful: «strong» sunburnt face
was walking). Mit seinen ernsten graunen Augen sah er gespannt in die Ferne
(/with/ his grave dark eyes /he/ looked intently into the distance), als erwarte er
endlich eine Veränderung des einförmigen Weges (as though he was expecting
to find at last every moment some change in the monotony of the road;
verändern — to change; der Weg), die jedoch immer nicht eintreten wollte
(which /a change/ however seemed reluctant to come about). Endlich kam ein
Karrenfuhrwerk langsam von unten herauf (at length he saw a cart slowly
coming up from below). „Holla! Guter Freund (hello! my: «good/dear»
friend)“, rief der Wanderer dem nebengehenden Bauer zu (shouted the traveller
to the farmer, who was walking by the side of the cart; rufen), „geht´s hier
recht nach Immensee (is this the right road to Immensee)?“
„Immer geradeaus (yes, straight on: «always straight»; immer — always)“,
antwortete der Mann und rückte an seinem Rundhute (answered the man
touching his round hat; rücken — to move; rund — round; der Hut — hat).
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„Hat´s denn noch weit bis dahin (is it still far off: «far to there»; dahin —
there, thither)?“
„Der Herr ist dicht davor (you are close to the place, sir: «the gentleman is in
front of it»; dicht — dense; davor — in front of this /that, him, her, them/).
Keine halbe Pfeif’ Tobak, so haben´s den See; das Herrenhaus liegt hart daran
(in less time than it takes to smoke half a pipe of tobacco: «less than half a pipe
of tobacco» and you'll be at the lake side, and the manor is hard by; liegen — to
lie; to be situated; hart — hard; hard by; daran — by; hard by this /that, him,
her, them/).“
Wiederum waren Jahre vorüber. — Auf einem abwärtsführenden schattigen
Waldwege wanderte an einem warmen Frühlingsnachmittage ein junger Mann
mit kräftigem, gebräuntem Antlitz. Mit seinen ernsten graunen Augen sah er
gespannt in die Ferne, als erwarte er endlich eine Veränderung des einförmigen
Weges, die jedoch immer nicht eintreten wollte. Endlich kam ein
Karrenfuhrwerk langsam von unten herauf. „Holla! Guter Freund“, rief der
Wanderer dem nebengehenden Bauer zu, „geht´s hier recht nach Immensee?“
„Immer geradeaus“, antwortete der Mann und rückte an seinem Rundhute.
„Hat´s denn noch weit bis dahin?“
„Der Herr ist dicht davor. Keine halbe Pfeif’ Tobak, so haben´s den See; das
Herrenhaus liegt hart daran.“
Der Bauer fuhr vorüber (the farmer passed on; fahren — to go; to drive;
vorüber — by, past; vorüberfahren); der andere ging eiliger unter den Bäumen
entlang (/while/ the other quickened his pace as he went along under the trees;
eilig — hastily; hurriedly; die Eile — haste; der Baum, die Bäume; entlang —
along). Nach einer Viertelstunde hörte ihm zur Linken plötzlich der Schatten
auf (after a quarter of an hour the shade to the left of him suddenly came to an
end; aufhören — to stop; to cease; to end); der Weg führte an einem Abhang,
aus dem die Gipfel hundertjähriger Eichen nur kaum hervorragten (the road led
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along a /steep/ slope from which the centennial oaks hardly reared:
«protruded» /their topmost branches/; der Abhang — slope). Über sie hinweg
öffnete sich eine weite, sonnige Landschaft (over/above them opened out a
wide, sunny landscape; hinweg — away; off). Tief unten lag der See (far below
lay the lake; liegen), ruhig, dunkelblau (peaceful, dark-blue), fast ringsum von
grünen, sonnbeschienenen Wäldern umgeben (almost entirely surrounded by
green sun-lit woods; der Wald, die Wälder); nur an einer Stelle traten sie
auseinander (only in one place they came apart/asunder; auseinander —
asunder; auseinandertreten — to part; treten — to tread; to step) und
gewährten eine tiefe Fernsicht (and granted a profound distant view; die
Fernsicht — view; fern — far, distant; die Sicht — visibility), bis auch diese
durch blaue Berge geschlossen wurde (until it was closed: «it became closed»
by blue mountains; der Berg; schließen).
Der Bauer fuhr vorüber; der andere ging eiliger unter den Bäumen entlang.
Nach einer Viertelstunde hörte ihm zur Linken plötzlich der Schatten auf; der
Weg führte an einem Abhang, aus dem die Gipfel hundertjähriger Eichen nur
kaum hervorragten. Über sie hinweg öffnete sich eine weite, sonnige
Landschaft. Tief unten lag der See, ruhig, dunkelblau, fast ringsum von grünen,
sonnbeschienenen Wäldern umgeben; nur an einer Stelle traten sie auseinander
und gewährten eine tiefe Fernsicht, bis auch diese durch blaue Berge
geschlossen wurde.
Quer gegenüber, mitten in dem grünen Laub der Wälder (opposite and a little
obliquely, in the middle of the green foliage of the woods/forest vendure; quer
— athwart, crosswise; das Laub — foliage), lag es wie Schnee darüberher
(there lay something like snow; liegen; der Schnee; darüber — above this;
darüberher — over this); das waren blühende Obstbäume (these were
blossoming fruit-trees; das Obst — fruit/s/), und daraus hervor auf dem hohen
Ufer erhob sich das Herrenhaus, weiß mit roten Ziegeln (and out of them, up
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 73
on the high lake shore, rose the manor-house, white, with red tiles; daraus —
from this; from them; therefrom; hervor — out; forward: «here-in front of»;
das Ufer — bank; sich erheben — to rise; der Ziegel, die Ziegel — brick; tile).
Ein Storch flog vom Schornstein auf (a stork flew up from the chimney; der
Storch; auffliegen — to fly up; fliegen — to fly; der Schornstein — chimney)
und kreiste langsam über dem Wasser (and circled slowly above the waters;
der Kreis — circle; das Wasser). — „Immensee!“ rief der Wanderer
(exclaimed the traveler; rufen; wandern — to wander /about/around/). Es war
fast, als hätte er jetzt das Ziel seiner Reise erreicht (it almost seemed as if he
had now reached the end of his journey; das Ziel — target, mark; aim, goal,
end), denn er stand unbeweglich (for he stood motionless; sich bewegen — to
move) und sah über die Gipfel der Bäume zu seinen Füßen hinüber ans andere
Ufer (looking out over the tops of the trees at his feet, and gazing at the farther
shore; der Gipfel — top; der Fuß, die Füße), wo das Spiegelbild des
Herrenhauses leise schaukelnd auf dem Wasser schwamm (where the reflection
of the manor-house floated, rocking silently/gently, on /the bosom of/ the
water; schaukeln — to rock; schwimmen — to swim). Dann setzte er plötzlich
seinen Weg fort (then he suddenly started on his way again; fortsetzen — to
continue).
Quer gegenüber, mitten in dem grünen Laub der Wälder, lag es wie Schnee
darüberher; das waren blühende Obstbäume, und daraus hervor auf dem hohen
Ufer erhob sich das Herrenhaus, weiß mit roten Ziegeln. Ein Storch flog vom
Schornstein auf und kreiste langsam über dem Wasser. — „Immensee!“ rief
der Wanderer. Es war fast, als hätte er jetzt das Ziel seiner Reise erreicht, denn
er stand unbeweglich und sah über die Gipfel der Bäume zu seinen Füßen
hinüber ans andere Ufer, wo das Spiegelbild des Herrenhauses leise
schaukelnd auf dem Wasser schwamm. Dann setzte er plötzlich seinen Weg
fort.
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 74
Er ging jetzt fast steil den Berg hinab (he went now almost steeply down the
mountain), so dass die unten stehenden Bäume wieder Schatten gewährten (so
that the trees, that had once stood below him, again granted /him/ their shade;
der Schatten), zugleich aber die Aussicht auf den See verdeckten (but at the
same time cut off from him the view of the lake), der nur zuweilen zwischen
den Lücken der Zweige hindurchblitzte (which only now and then peeped out
between the gaps in the branches; die Lücke — gap; der Zweig — branch;
hindurch — through). Bald ging es wieder sanft empor (soon the way: «it»
went gently upwards again; sanft — gently; empór — up; upwards), und nun
verschwand rechts und links die Holzung (and to left and right the woods
disappeared; verschwinden; die Holzung — woods; grove); statt dessen
streckten sich dichtbelaubte Obstbäume voll summender, wühlender Bienen
(instead leafy fruit-trees stretched /along the pathway/ filled with the bees
buzzing and burrowing /into the blossoms/; dicht — dense; das Laub —
foliage; das Obst — fruit/s/; die Biene — bee).
Er ging jetzt fast steil den Berg hinab, so dass die unten stehenden Bäume
wieder Schatten gewährten, zugleich aber die Aussicht auf den See verdeckten,
der nur zuweilen zwischen den Lücken der Zweige hindurchblitzte. Bald ging
es wieder sanft empor, und nun verschwand rechts und links die Holzung; statt
dessen streckten sich dichtbelaubte Obstbäume voll summender, wühlender
Bienen.
Ein stattlicher Mann in braunem Überrock kam dem Wanderer entgegen (a tall
man wearing a brown overcoat advanced to meet the wanderer/traveler;
entgegenkommen; entgegen — towards; in the opposite direction). Als er ihn
fast erreicht hatte (when he had almost come up to him; erreichen — to reach),
schwenkte er seine Mütze und rief mit heller Stimme (he waved his cap and
cried out in a clear/ringing voice; hell — clear): „Willkommen, willkommen,
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Bruder Reinhard (welcome, brother Reinhard)! Willkommen auf Gut
Immensee (welcome to /my/ Immensee estate; das Gut — estate)!“
„Gott grüß dich, Erich, und Dank für dein Willkommen (God's greeting to you,
Eric, and thank you for your welcome; /this form of salutation is especially
common in the south of Germany/)!“ rief ihm der andere entgegen (shouted the
other: «~coming from the opposite direction»).
Ein stattlicher Mann in braunem Überrock kam dem Wanderer entgegen. Als
er ihn fast erreicht hatte, schwenkte er seine Mütze und rief mit heller Stimme:
„Willkommen, willkommen, Bruder Reinhard! Willkommen auf Gut
Immensee!“
„Gott grüß dich, Erich, und Dank für dein Willkommen!“ rief ihm der andere
entgegen.
Dann waren sie zueinander gekommen und reichten sich die Hände (then they
had come to each other and shook hands). „Bist du es denn aber auch (/and/ is
it really you; denn aber auch — really?: denn — really?; aber — however;
though; auch — also, as well, too)?“ sagte Erich, als er so nahe in das ernste
Gesicht seines alten Schulkameraden sah (when he at last got a near sight of
the grave face of his old school-fellow; der Kamerád — comrade; friend).
„Freilich bin ich’s, Erich, und du bist es auch (of course it's me, Eric, and it's
you /also/), nur siehst du noch fast heiterer aus, als du schon sonst immer getan
hast (only you almost look cheerier than you ever did before: «yet almost
cheerier»).“
Ein frohes Lächeln machte Erichs einfache Züge bei diesen Worten noch um
vieles heiterer (at these words a happy/glad smile made Eric's simple features
all the more cheerful; einfach — simple; common; plain; ordinary; das Wort,
die Wörter — word; die Worte — word/s/; speech). „Ja, Bruder Reinhard“,
sagte er, diesem noch einmal Hand reichend (as he once more held out his
hand to him: «this one»), „ich habe aber auch seitdem das Große Los gezogen,
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du weißt es ja (but since those days, you see, I have won: «drawn» the first
prize; but you know that well enough; das Los — lottery ticket; das Große Los
— first prize; ziehen — to draw; ja — as you know; after all).“ Dann rieb er
sich die Hände und rief vergnügt (then he rubbed his hands and cried cheerily;
reiben — to rub): „Das wird eine Überraschung (this will be a surprise;
überraschen — to surprise)! Den erwartet sie nicht, in alle Ewigkeit nicht (him
she does not expect to see at all: «in all eternity»; ewig — eternal; die Ewigkeit
— eternity)!“
„Eine Überraschung?“ fragte Reinhard. „Für wen denn (for whom /pray/)?“
„Für Elisabeth.“
„Elisabeth! Du hast ihr nicht von meinem Besuch gesagt (you haven't told her
a word about my visit; der Besuch — visit)?“
„Kein Wort, Bruder Reinhard; sie denkt nicht an dich, die Mutter auch nicht
(not a word, brother Reinhard; she has no thought of you, nor her mother
either; an jemanden denken — to think about smb). Ich hab dich ganz im
geheim verschrieben, damit die Freude desto größer sei (I invited you: «sent
for you» entirely on the quiet, in order that the pleasure might be all the
greater; jemanden verschreiben — to send for smb, to have smb come: «to
write out»). Du weißt, ich hatte immer so meine stillen Plänchen (you know I
always had quiet schemes: «little plans» of my own: das Plänchen —
diminutive of der Plan).“
Dann waren sie zueinander gekommen und reichten sich die Hände. „Bist du
es denn aber auch?“ sagte Erich, als er so nahe in das ernste Gesicht seines
alten Schulkameraden sah.
„Freilich bin ich´s, Erich, und du bist es auch, nur siehst du noch fast heiterer
aus, als du schon sonst immer getan hast.“
Ein frohes Lächeln machte Erichs einfache Züge bei diesen Worten noch um
vieles heiterer. „Ja, Bruder Reinhard“, sagte er, diesem noch einmal Hand
reichend, „ich habe aber auch seitdem das Große Los gezogen, du weißt es ja.“
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Dann rieb er sich die Hände und rief vergnügt: „Das wird eine Überraschung!
Den erwartet sie nicht, in alle Ewigkeit nicht!“
„Eine Überraschung?“ fragte Reinhard. „Für wen denn?“
„Für Elisabeth.“
„Elisabeth! Du hast ihr nicht von meinem Besuch gesagt?“
„Kein Wort, Bruder Reinhard; sie denkt nicht an dich, die Mutter auch nicht.
Ich hab dich ganz im geheim verschrieben, damit die Freude desto größer sei.
Du weißt, ich hatte immer so meine stillen Plänchen.“
Reinhard wurde nachdenklich (Reinhard turned thoughtful; über etwas
nachdenken — to think about smth); der Atem schien ihm schwer zu werden
(he seemed to breathe more heavily: «/his/ breath seemed to become him
difficult»; der Atem — breath; atmen — to breathe), je näher sie dem Hofe
kamen (the nearer they approached the house: «yard/farm»; der Hof). An der
linken Seite des Weges hörten nun auch die Weingärten auf (on the left side of
the road the vineyards came to an end; aufhören — to cease; to finish; der
Weingarten) und machten einem weitläufigen Küchengarten Platz (and gave
place to an extensive kitchen-garden; die Küche — kitchen; der Garten —
garden), der sich bis fast an das Ufer des Sees hinabzog (which reached almost
as far as the lake-shore; der See; hinab — down; downwards: «there-down»;
ziehen — to draw; to stretch). Der Storch hatte sich mittlerweile niedergelassen
und spazierte gravitätisch zwischen den Gemüsebeeten umher (the stork had
meanwhile come to earth and was striding solemnly between the vegetable
beds; das Gemüse — vegetables; das Beet — /vegetable/ bed). „Holla (hey)!“
rief Erich, in die Hände klatschend (cried Eric, clapping his hands together),
„stiehlt mir der hochbeinige Ägypter schon wieder meine kurzen
Erbsenstangen (/that/ long-legged Egyptian is stealing my short pea-sticks
again; stehlen — to steal; die Erbse — pea; die Stange — pole)!“ Der Vogel
erhob sich langsam und flog auf das Dach eines neuen Gebäudes (the bird
slowly rose and flew on to the roof of a new building; sich erheben; fliegen;
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das Gebäude), das am Ende des Küchengartens lag (which ran along the end of
the kitchen-garden: «lay at the end…»; das Ende; liegen) und dessen Mauern
mit aufgebundenen Pfirsich- und Aprikosenbäumen überzweigt waren (and
whose walls were covered with the branches of the peach and apricot trees that
were trained over them: «tied up»; die Mauer — /stone/ wall; aufbinden — to
tie up; der Pfirsich — peach; die Aprikóse — apricot; der Zweig — branch).
„Das ist die Spritfabrik“ (that's the distillery; der Sprit — alcohol, spirits; die
Fabrík — factory, mill), sagte Erich; „ich habe sie erst vor zwei Jahren
angelegt (I built it only two years ago; das Jahr, die Jahre; anlegen — to put;
to set up; to build; to create). Die Wirtschaftsgebäude hat mein Vater selig neu
aufsetzen lassen (my late father had the farm buildings rebuilt; selig — blessed;
late); das Wohnhaus ist schon von meinem Großvater gebaut worden (the
dwelling-house/family house was built by my grandfather). So kommt man
immer ein bisschen weiter (so you go forward a little bit at a time;
weiterkommen — to move further, to advance).“
Reinhard wurde nachdenklich; der Atem schien ihm schwer zu werden, je
näher sie dem Hofe kamen. An der linken Seite des Weges hörten nun auch die
Weingärten auf und machten einem weitläufigen Küchengarten Platz, der sich
bis fast an das Ufer des Sees hinabzog. Der Storch hatte sich mittlerweile
niedergelassen und spazierte gravitätisch zwischen den Gemüsebeeten umher.
„Holla!“ rief Erich, in die Hände klatschend, „stiehlt mir der hochbeinige
Ägypter schon wieder meine kurzen Erbsenstangen!“ Der Vogel erhob sich
langsam und flog auf das Dach eines neuen Gebäudes, das am Ende des
Küchengartens lag und dessen Mauern mit aufgebundenen Pfirsich- und
Aprikosenbäumen überzweigt waren. „Das ist die Spritfabrik“, sagte Erich;
„ich habe sie erst vor zwei Jahren angelegt. Die Wirtschaftsgebäude hat mein
Vater selig neu aufsetzen lassen; das Wohnhaus ist schon von meinem
Großvater gebaut worden. So kommt man immer ein bisschen weiter.“
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Sie waren bei diesen Worten auf einen geräumigen Platz gekommen (talking
thus: «with these words» they came to a spacious place; geräumig — spacious;
der Raum — space; room), der an den Seiten durch die ländlichen
Wirtschaftsgebäude (which at the sides by farm/rural-buildings; die Wirtschaft
— economy; business; der Wirt — owner), im Hintergrunde durch das
Herrenhaus begrenzt wurde (and in the rear/background by the manor-house
was enclosed/limited/bounded; der Hintergrund; die Grenze — border), an
dessen beide Flügel sich eine hohe Gartenmauer anschloss (the two wings of
which /of the manor-house/ were connected: «joined» by a high garden wall;
der Flügel — wing; sich anschließen); hinter dieser sah man die Züge dunkler
Taxuswände (behind this wall ran: «one could see» dark hedges/rows of yew
trees; dunkel; der Zug — file, line; succession; ziehen — to pull, to draw; der
Taxus — yew /tree/; die Wand, die Wände — wall), und hin und wieder ließen
Syringenbäume ihre blühenden Zweige an den Hofraum hinunterhängen
(/while/ here and there/now and then syringa trees trailed their blossoming
branches over into the courtyard: «into the courtyard space»; hin und wieder —
from time to time; sometimes: «there and again»; die Syringe — syringa; lilac;
mock orange; der Zweig; hinunter — down; downwards: «there-down»).
Männer mit sonnen- und arbeitsheißen Gesichtern gingen über den Platz (men
with faces scorched by the sun and heated with toil: «with sunny- and work-
heated faces» were walking over the open space; heiß — hot; das Gesicht, die
Gesichter) und grüßten die Freunde (and gave a greeting to the /two/ friends),
während Erich dem einen und dem andern einen Auftrag oder eine Frage über
ihr Tagewerk entgegenrief (while Eric called out to one or another of them
some order or question about their day's work; der Auftrag — task; assignment,
commission, mission). —
Sie waren bei diesen Worten auf einen geräumigen Platz gekommen, der an
den Seiten durch die ländlichen Wirtschaftsgebäude, im Hintergrunde durch
das Herrenhaus begrenzt wurde, an dessen beide Flügel sich eine hohe
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Gartenmauer anschloss; hinter dieser sah man die Züge dunkler Taxuswände,
und hin und wieder ließen Syringenbäume ihre blühenden Zweige an den
Hofraum hinunterhängen. Männer mit sonnen- und arbeitsheißen Gesichtern
gingen über den Platz und grüßten die Freunde, während Erich dem einen und
dem andern einen Auftrag oder eine Frage über ihr Tagewerk entgegenrief. —
Dann hatten sie das Haus erreicht (then they reached the house; erreichen — to
reach). Ein hoher, kühler Hausflur nahm sie auf (they entered a high, cool
vestibule: «a high, cool vestibule took them»; aufnehmen), an dessen Ende sie
links in einen etwas dunkleren Seitengang einbogen (at the end of which they
turned to the left into a somewhat darker side passage/corridor; einbiegen).
Hier öffnete Erich eine Tür (here Eric opened a door), und sie traten in einen
geräumigen Gartensaal (and they entered into a spacious garden hall = and they
passed into a spacious room that opened into a garden), der durch das
Laubgedränge (which because of the heavy mass of leaves/leafage: «of the
tightness of leaves»; das Laub — leaves; foliage; das Gedränge — crush;
drängen —to crowd; to press), welches die gegenüberliegenden Fenster
bedeckte (that covered the opposite windows; gegenüber — /on the/ opposite;
liegen — to lie; to be situated), zu beiden Seiten mit grüner Dämmerung erfüllt
war (was filled at either end with a green twilight); zwischen diesen aber ließen
zwei hohe, weit geöffnete Flügeltüren den vollen Glanz der Frühlingssonne
hereinfallen (while between the windows: «but between them» two lofty wide-
open double-wing doors let in the full glow of spring sunshine; lassen — to let;
öffnen — to open) und gewährten die Aussicht in einen Garten mit gezirkelten
Blumenbeeten und hohen, steilen Laubwänden (and afforded: «granted» a view
into a garden with circular flower-beds and steep hedgerows: «walls of
foliage»; gewähren — to grant; die Aussicht — view; das Blumenbeet), geteilt
durch einen graden breiten Weg (/and/ divided by a straight, broad path/way;
gerade — straight), durch welchen man auf den See und weiter auf die
gegenüberliegenden Wälder hinaussah (along which one could see the lake and
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away over the woods growing on the opposite shore). Als die Freunde
hineintraten (as the friends entered), trug die Zugluft ihnen einen Strom von
Duft entgegen (the draught brought them a stream of fragrance; tragen — to
bring; der Duft — fragrance; es zieht hier — there is a draught; die Zugluft —
draught; die Luft — air).
Dann hatten sie das Haus erreicht. Ein hoher, kühler Hausflur nahm sie auf, an
dessen Ende sie links in einen etwas dunkleren Seitengang einbogen. Hier
öffnete Erich eine Tür, und sie traten in einen geräumigen Gartensaal, der
durch das Laubgedränge, welches die gegenüberliegenden Fenster bedeckte, zu
beiden Seiten mit grüner Dämmerung erfüllt war; zwischen diesen aber ließen
zwei hohe, weit geöffnete Flügeltüren den vollen Glanz der Frühlingssonne
hereinfallen und gewährten die Aussicht in einen Garten mit gezirkelten
Blumenbeeten und hohen, steilen Laubwänden, geteilt durch einen graden
breiten Weg, durch welchen man auf den See und weiter auf die
gegenüberliegenden Wälder hinaussah. Als die Freunde hineintraten, trug die
Zugluft ihnen einen Strom von Duft entgegen.
Auf einer Terrasse vor der Gartentür saß eine weiße, mädchenhafte
Frauengestalt (on a terrace in front of the door leading to the garden sat a
girlish figure dressed in white: «a white, girlish figure of a woman»; die
Terrásse; die Gestalt — figure). Sie stand auf und ging den Eintretenden
entgegen (she got up/rose and went to meet the new comers; eintreten — to
enter); aber auf halbem Wege blieb sie wie angewurzelt stehen (but half-way
she stood stock-still: «rooted to the ground/spot»; anwurzeln — to root; die
Wurzel — root) und starrte den Fremden unbeweglich an (and stared at the
stranger immobile/motionless; starren — to stare; der Fremde; sich bewegen
— to move). Er streckte ihr lächelnd die Hand entgegen (with a smile he held
out his hand to her; entgegenstrecken; strecken — to stretch; to extend).
„Reinhard!“ rief sie. „Reinhard! Mein Gott, du bist es (my God, it's you)! —
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Wir haben uns lange nicht gesehen (we have not seen each other for a long
time).“
„Lange nicht (for a long time)“, sagte er und konnte nichts weiter sagen (and
could say no more; weiter — further); denn als er ihre Stimmer hörte (for on
hearing her voice: «when he her voice heard»), fühlte er einen feinen
körperlichen Schmerz am Herzen (he felt a subtle: «fine» physical pain at his
heart; körperlich — corporal; der Körper — body; das Herz), und wie er zu ihr
aufblickte (and as he looked at her), stand sie vor ihm (/there/ she stood before
him), dieselbe leichte, zärtliche Gestalt (the same slight, graceful figure), der er
vor Jahren in seiner Vaterstadt Lebewohl gesagt hatte (to whom he had said
farewell years ago in his home town; das Jahr, die Jahre).
Auf einer Terrasse vor der Gartentür saß eine weiße, mädchenhafte
Frauengestalt. Sie stand auf und ging den Eintretenden entgegen; aber auf
halbem Wege blieb sie wie angewurzelt stehen und starrte den Fremden
unbeweglich an. Er streckte ihr lächelnd die Hand entgegen. „Reinhard!“ rief
sie. „Reinhard! Mein Gott, du bist es! — Wir haben uns lange nicht gesehen.“
Lange nicht“, sagte er und konnte nichts weiter sagen; denn als er ihre Stimmer
hörte, fühlte er einen feinen körperlichen Schmerz am Herzen, und wie er zu
ihr aufblickte, stand sie vor ihm, dieselbe leichte, zärtliche Gestalt, der er vor
Jahren in seiner Vaterstadt Lebewohl gesagt hatte.
Erich war mit freudestrahlendem Antlitz an der Тür zurückgeblieben (Eric had
stood back by the door with the face beaming with joy = with joy beaming
from his eyes; die Freude — joy; strahlen — to beam; der Strahl — beam; das
Antlitz). „Nun, Elisabeth“, sagte er, „gelt den hättest du nicht erwartet (you
haven’t expected him, right/have you; gelt /coll./ — is that true?; really?;
right?), den in alle Ewigkeit nicht (him ever and ever: «in all eternity» not =
isn't he really the very last person in the world you would have expected to
see)!“
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 83
Elisabeth sah ihn mit schwesterlichen Augen an (Elisabeth looked at him with
the eyes of a sister; die Schwester — sister). „Du bist so gut, Erich (you are so
kind, Eric)!“ sagte sie.
Er nahm ihre schmale Hand liebkosend in die seinen (he took her slender hand
caressingly in his; liebkosen — to caress). „Und nun wir ihn haben (and now
that we have him)“, sagte er, „nun lassen wir ihn so bald nicht wieder los (we
shall not be in a hurry to let him go; loslassen — to let go). Er ist so lange
draußen gewesen (he had long been outside/out there = far away from us); wir
wollen ihn wieder heimisch machen (we want to make him native again = we
will try to make him feel at home again; das Heim — /native/ home). Schau
nur, wie fremd und vornehm er aussehen worden ist (look how alien/strange
and distinguished/noble he is looking: «has become»).“
Ein scheuer Blick Elisabeths streifte Reinhards Antlitz (Elisabeth shyly
scanned Reinhard's face: «Elisabeth’s timid glance touched Reinhard's face»).
„Es ist nur die Zeit (it is just the time), die wir nicht beisammen waren (/which/
we were not together)“, sagte er.
Erich war mit freudestrahlendem Antlitz an der Тür zurückgeblieben. „Nun,
Elisabeth“, sagte er, „gelt den hättest du nicht erwartet, den in alle Ewigkeit
nicht!“
Elisabeth sah ihn mit schwesterlichen Augen an. „Du bist so gut, Erich!“ sagte
sie.
Er nahm ihre schmale Hand liebkosend in die seinen. „Und nun wir ihn
haben“, sagte er, „nun lassen wir ihn so bald nicht wieder los. Er ist so lange
draußen gewesen; wir wollen ihn wieder heimisch machen. Schau nur, wie
fremd und vornehm er aussehen worden ist.“
Ein scheuer Blick Elisabeths streifte Reinhards Antlitz. „Es ist nur die Zeit, die
wir nicht beisammen waren“, sagte er.
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In diesem Augenblick kam die Mutter (at this moment came in /her/ mother;
der Augenblick), mit einem Schlüsselkörbchen am Arm (with a key-basket on
her arm; der Schlüssel — key; das Körbchen — box /diminutive/; der Korb —
box; der Arm), zur Tür herein (in at the door: «toward the door here-inside»).
„Herr Werner!“ sagte sie, als sie Reinhard erblickte (when she caught sight of
Reinhard; blicken — to look, to give a glance; der Blicl — glance); „ei, ein
ebenso lieber als unerwarteter Gast (ah, you are as dearly welcome as you are
unexpected; erwarten — to expect).“ — Und nun ging die Unterhaltung in
Fragen und Antworten ihren ebenen Tritt (and so the conversation went
smoothly on with questions and answers; die Frage; die Antwort; eben — flat,
even; smooth; der Tritt — step; treten — to tread; to step). Die Frauen setzten
sich zu ihrer Arbeit (the ladies sat over their work), und während Reinhard die
für ihn bereiteten Erfrischungen genoss (and while Reinhard enjoyed the
refreshment that had been prepared for him; die Erfrischung — refreshment;
erfrischen — to refresh; frisch — fresh; etwas genießen — to enjoy smth), hatte
Erich seinen soliden Meerschaumkopf angebrannt (Eric had lighted his huge
meerschaum pipe; der Meerschaum; anbrennen — to light; brennen — to
burn) und saß dampfend und diskurrierend an seiner Seite (and sat smoking
and conversing by his side; sitzen; der Dampf — steam).
In diesem Augenblick kam die Mutter, mit einem Schlüsselkörbchen am Arm,
zur Tür herein. „Herr Werner!“ sagte sie, als sie Reinhard erblickte; „ei, ein
ebenso lieber als unerwarteter Gast.“ — Und nun ging die Unterhaltung in
Fragen und Antworten ihren ebenen Tritt. Die Frauen setzten sich zu ihrer
Arbeit, und während Reinhard die für ihn bereiteten Erfrischungen genoss,
hatte Erich seinen soliden Meerschaumkopf angebrannt und saß dampfend und
diskurrierend an seiner Seite.
Am anderen Tag musste Reinhard mit ihm hinaus (next day Reinhard had to
/go/ out with him); auf die Äcker (to /see/ the fields; der Acker — field), in die
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Weinberge (the vineyards; der Weinberg), in den Hopfengarten (the hop-
garden; der Hopfen — hop), in die Spritfabrik (the distillery). Es war alles
wohlbestellt (it was all well appointed): die Leute, welche auf dem Felde und
bei den Kesseln arbeiteten (the people who were working on the land or at the
vats; das Feld; der Kessel, die Kessel), hatten alle ein gesundes und
zufriedenes Aussehen (all had a healthy and contented look). Zu Mittag kam
die Familie im Gartensaal zusammen (at noon = for dinner the family
assembled in the room that opened into the garden; der Saal), und der Tag
wurde dann, je nach der Muße der Wirte, mehr oder minder gemeinschaftlich
verlebt (and the day was spent more or less in company just according to the
leisure of the host and hostess; die Muße — leisure /time/; je nach — according
to; depending on).
Am anderen Tag musste Reinhard mit ihm hinaus; auf die Äcker, in die
Weinberge, in den Hopfengarten, in die Spritfabrik. Es war alles wohlbestellt:
die Leute, welche auf dem Felde und bei den Kesseln arbeiteten, hatten alle ein
gesundes und zufriedenes Aussehen. Zu Mittag kam die Familie im Gartensaal
zusammen, und der Tag wurde dann, je nach der Muße der Wirte, mehr oder
minder gemeinschaftlich verlebt.
Nur die Stunde vor dem Abendessen (only an hour before the evening meal;
das Abendessen), wie die ersten des Vormittags (as also during the early hours
of the forenoon), blieb Reinhard arbeitend auf seinem Zimmer (Reinhard
stayed working in his own room; bleiben). Er hatte seit Jahren (for some years
past; seit — since; das Jahr, die Jahre), wo er deren habhaft werden konnte
(whenever he could come across them; habhaft werden + Genitiv — to possess
smth; to seize smth), die im Volke lebenden Reime und Lieder gesammelt (he
had been collecting the rhymes and songs that form part of the life of the
people; das Volk; der Reim — rhyme; das Lied; sammeln — to collect) und
ging nun daran, seinen Schatz zu ordnen (and now set about arranging his
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treasure; an etwas gehen — to set about; to start doing smth) und womöglich
mit neuen Aufzeichnungen aus der Umgegend zu vermehren (and wherever
possible increasing it by means of fresh records from the immediate
neighbourhood; aufzeichnen — to record; die Umgegend — neighbourhood;
surrounding area; die Gegend — area; country). — Elisabeth war zu allen
Zeiten sanft und freundlich (Elisabeth was at all times gentle and kind); Erichs
immer gleichbleibende Aufmerksamkeit nahm sie mit einer fast demütigen
Dankbarkeit auf (Eric's constant attentions she received with an almost humble
gratitude; aufnehmen — to take, to accept; demütig — humble; die Demut —
humility) und Reinhard dachte mitunter (Reinhard thought at whiles; denken),
das heitere Kind von ehedem habe wohl eine weniger stille Frau versprochen
(/that/ the gay, cheerful child of bygone days had given promise of a somewhat
less sedate woman; versprechen — to promise; wohl — very likely; wenig —
little; still — still).
Nur die Stunde vor dem Abendessen, wie die ersten des Vormittags, blieb
Reinhard arbeitend auf seinem Zimmer. Er hatte seit Jahren, wo er deren
habhaft werden konnte, die im Volke lebenden Reime und Lieder gesammelt
und ging nun daran, seinen Schatz zu ordnen und womöglich mit neuen
Aufzeichnungen aus der Umgegend zu vermehren. — Elisabeth war zu allen
Zeiten sanft und freundlich; Erichs immer gleichbleibende Aufmerksamkeit
nahm sie mit einer fast demütigen Dankbarkeit auf und Reinhard dachte
mitunter, das heitere Kind von ehedem habe wohl eine weniger stille Frau
versprochen.
Seit dem zweiten Tage seines Hierseins (ever since the second day of his visit:
«stay here») pflegte er abends einen Spaziergang an dem Ufer des Sees zu
machen (he had been wont of taking evening walks along the shore of the lake;
pflegen /etwas zu tun/ — to be used to; to be in the habit of; das Ufer; der See).
Der Weg führte hart unter dem Garten vorbei (the road led along close under
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the garden). Am Ende desselben (at the end of the latter), auf einer
vorspringenden Bastei (on a projecting mound: «bastion»; vorspringen — to
project; die Bastéi), stand eine Bank unter hohen Birken (there was a bench
under some tall birch trees; stehen — to stand; hoch — high, tall; die Birke);
die Mutter hatte sie die Abendbank getauft (/Elisabeth's/ mother had christened
it the Evening Bench; taufen — to christen), weil der Platz gegen Abend lag
(because the spot faced westward: «lay against evening») und des
Sonnenuntergangs halber um diese Zeit am meisten benutzt wurde (and was
mostly used at that time of the day in order to enjoy a view of the sunset: «for
the sake of…»; der Sonnenuntergang; die Sonne geht unter — the sun goes
down/sets; halber — /postposition/ for; for the sake of; in view /of/). — Von
einem Spaziergange auf diesem Wege kehrte Reinhard eines Abends zurück
(from /his/ walk along this road Reinhard was returning one evening; der
Spaziergang; spazieren gehen — to walk; to go for a walk; zurückkehren — to
return), als er vom Regen überrascht wurde (when he was overtaken by the
rain; der Regen; überraschen — to surprise). — Er suchte Schutz unter einer
am Wasser stehenden Linde (he sought shelter under one of the linden trees
/that grew/ by the water-side; der Schutz — protection; cover; das Wasser);
aber die schweren Tropfen schlugen bald durch die Blätter (but the heavy
drops were soon pelting through the leaves; der Tropfen; schlagen — to beat,
to strike, to hit; das Blatt). Durchnässt, wie er war (wet through as he was;
durchnässen — to wet; nass — wet), ergab er sich darein und setzte langsam
seinen Rückweg fort (he resigned himself to his fate: «to this» and slowly
continued his return = homeward way; sich ergeben — to resign; fortsetzen —
to continue). Es war fast dunkel (it was almost dark); der Regen fiel immer
dichter (the rain fell faster and faster: «increasingly dense»).
Seit dem zweiten Tage seines Hierseins pflegte er abends einen Spaziergang an
dem Ufer des Sees zu machen. Der Weg führte hart unter dem Garten vorbei.
Am Ende desselben, auf einer vorspringenden Bastei, stand eine Bank unter
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hohen Birken; die Mutter hatte sie die Abendbank getauft, weil der Platz gegen
Abend lag und des Sonnenuntergangs halber um diese Zeit am meisten benutzt
wurde. — Von einem Spaziergange auf diesem Wege kehrte Reinhard eines
Abends zurück, als er vom Regen überrascht wurde. — Er suchte Schutz unter
einer am Wasser stehenden Linde; aber die schweren Tropfen schlugen bald
durch die Blätter. Durchnässt, wie er war, ergab er sich darein und setzte
langsam seinen Rückweg fort. Es war fast dunkel; der Regen fiel immer
dichter.
Als er sich der Abendbank näherte (as he drew near to the Evening Bench),
glaubte er (he fancied; glauben — to believe; to think; to fancy) zwischen den
schimmernden Birkenstämmen eine weiße Frauengestalt zu unterscheiden (he
could make out the figure of a woman dressed in white standing among the
gleaming birch tree trunks; der Stamm, die Stämme — trunk). Sie stand
unbeweglich und (she stood motionless, and), wie er beim Näherkommen zu
erkennen meinte (as far as he could make out on approaching nearer; erkennen
— to recognize; to identify), zu ihm hingewandt (with her face turned in his
direction: «turned toward him»; wenden — to turn), als wenn sie jemanden
erwarte (as if she was expecting some one). Er glaubte, es sei Elisabeth (he
thought it was Elisabeth). Als er aber rascher zuschritt (but when he quickened
his pace; rasch — quickly; rapidly; zuschreiten — to proceed; to head; to
approach smth/smb; schreiten — to stride), um sie zu erreichen (in order that
he might catch up to her; erreichen — to reach) und dann mit ihr zusammen
durch den Garten ins Haus zurückzukehren (and then return together with her
through the garden into the house), wandte sie sich langsam ab (she turned
slowly away; sich abwenden) und verschwand in die dunkeln Seitengänge (and
disappeared among the dark side-paths: «side-passages»; verschwinden; die
Seite — side; der Gang, die Gänge — passage). Er konnte das nicht reimen (he
could not understand it; reimen — to rhyme; der Reim — rhyme); er war aber
fast zornig aus Elisabeth (he was almost angry with Elisabeth; der Zorn —
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 89
anger); und dennoch zweifelte er (and yet he doubted; zweifeln; der Zweifel —
doubt), ob sie es gewesen sei (whether it had really been she); aber er scheute
sich, sie danach zu fragen (he was, however, shy of questioning her about it);
ja, er ging bei seiner Rückkehr nicht in den Gartensaal (he even avoided going
into the garden-room on his return to the house), nur um Elisabeth nicht etwa
durch die Gartentür hereintreten zu sehen (for fear he should happen to see
Elisabeth enter through the garden-door; etwa — approximately; in case).
Als er sich der Abendbank näherte, glaubte er zwischen den schimmernden
Birkenstämmen eine weiße Frauengestalt zu unterscheiden. Sie stand
unbeweglich und, wie er beim Näherkommen zu erkennen meinte, zu ihm
hingewandt, als wenn sie jemanden erwarte. Er glaubte, es sei Elisabeth. Als er
aber rascher zuschritt, um sie zu erreichen und dann mit ihr zusammen durch
den Garten ins Haus zurückzukehren, wandte sie sich langsam ab und
verschwand in die dunkeln Seitengänge. Er konnte das nicht reimen; er war
aber fast zornig aus Elisabeth; und dennoch zweifelte er, ob sie es gewesen sei;
aber er scheute sich, sie danach zu fragen; ja, er ging bei seiner Rückkehr nicht
in den Gartensaal, nur um Elisabeth nicht etwa durch die Gartentür hereintreten
zu sehen.
Meine Mutter hat’s gewollt
(By My Mother's Hard Decree:
«my mother /has/ wanted this»)
Einige Tage nachher (some days later: «afterwards»; nachher — afterwards),
es ging schon gegen Abend (it went towards evening = as evening was already
closing in), saß die Familie, wie gewöhnlich um diese Zeit (the family was
sitting, as usual at this time), im Gartensaal zusammen (in the garden-room,
together). Die Türen standen offen (the doors stood open); die Sonne war
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 90
schon hinter den Wäldern jenseits des Sees (the sun was already behind the
woods across the lake; der Wald, die Wälder).
Reinhard wurde um die Mitteilung einiger Volkslieder gebeten (Reinhard was
asked/invited to read some folk-songs; bitten — to ask, wurde gebeten — was
asked; mitteilen — to inform), welche er am Nachmittage von einem auf dem
Lande wohnenden Freunde geschickt bekommen hatte (which had been sent to
him that afternoon by a friend who lived away in the country: «he got/received
sent»; das Land; schicken — to send; bekommen — to receive). Er ging auf
sein Zimmer (he went /up/ to his room) und kam gleich darauf mit einer
Papierrolle zurück (and soon returned with a roll of papers; gleich darauf —
immediately afterwards), welche aus einzelnen sauber geschriebenen Blättern
zu bestehen schien (which seemed to consist of detached neatly written pages;
aus etwas bestehen — to consist of smth; scheinen — to seem).
Man setzte sich an den Tisch (/they/ sat down at the table), Elisabeth an
Reinhards Seite (Elisabeth beside Reinhard: «Elisabeth at Reinhard's side»).
„Wir lesen auf gut Glück (we shall read them at random: «on good luck»; das
Glück — luck)“, sagte er, „ich habe sie selber noch nicht durchgesehen (I have
not yet looked through them myself).“
Elisabeth rollte das Manuskript auf (Elisabeth unrolled the manuscript;
aufrollen). „Hier sind Noten (here's some music: «here are notes»)“, sagte sie,
„das musst du singen, Reinhard (you must sing it, Reinhard).“
Einige Tage nachher, es ging schon gegen Abend, saß die Familie, wie
gewöhnlich um diese Zeit, im Gartensaal zusammen. Die Türen standen offen;
die Sonne war schon hinter den Wäldern jenseits des Sees.
Reinhard wurde um die Mitteilung einiger Volkslieder gebeten, welche er am
Nachmittage von einem auf dem Lande wohnenden Freunde geschickt
bekommen hatte. Er ging auf sein Zimmer und kam gleich darauf mit einer
Papierrolle zurück, welche aus einzelnen sauber geschriebenen Blättern zu
bestehen schien.
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Man setzte sich an den Tisch, Elisabeth an Reinhards Seite. „Wir lesen auf gut
Glück“, sagte er, „ich habe sie selber noch nicht durchgesehen.“
Elisabeth rollte das Manuskript auf. „Hier sind Noten“, sagte sie, „das musst
du singen, Reinhard.“
Und dieser las nun zuerst einige Tiroler Schnaderhüpferl (to begin with he read
some Tyrolese ditties; das Schnaderhüpferl — /Bavarian, Austrian/ 'reapers'
dances' sung especially in the Tyrol and in Bavaria; humorous rhyme), indem
er beim Lesen je zuweilen die lustige Melodie mit halber Stimme anklingen
ließ (and as he read on he would now and then hum one or other of the lively
melodies; lustig — cheerful, merry, lively; die Melodíe; mit halber Stimme —
in an undertone, in a low voice; halb — half; die Stimme — voice; anklingen
— to sound; to ring; to be heard). Eine allgemeine Heiterkeit bemächtigte sich
der kleinen Gesellschaft (a general feeling of cheeriness pervaded the little
party; die Macht — power). „Wer hat doch aber die schönen Lieder gemacht
(and who, however, made all these pretty songs)?“ fragte Elisabeth.
„Ei“, sagte Erich, „das hört man den Dingern schon an (one can tell that by
listening to these useless songs: «it is /clearly/ heard from these very
pieces/things»; das Ding, die Dinge — things; goods; belongings; die Dinger
— /Coll./ pieces; things); Schneidergesellen und Friseure und derlei luftiges
Gesindel (tailors' apprentices and barbers and such-like merry folk: «rabble»;
der Geselle — apprentice).“
Reinhard sagte: „Sie werden gar nicht gemacht (they are not made /at all/), sie
wachsen (they grow), sie fallen aus der Luft (they drop from the air), sie
fliegen über Land wie Mariengarn (they float over the land like gossamer;
fliegen — to fly; das Garn — yarn), hierhin und dorthin (hither and thither),
und werden an tausend Stellen zugleich gesungen (and are sung in a thousand
places at the same time; die Stelle). Unser eigenstes Tun und Leiden finden wir
in diesen Liedern (we discover in these songs our very inmost activities and
sufferings; leiden — to suffer; das Lied, die Lieder); es ist, als ob wir alle an
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ihnen mitgeholfen hätten (it is as if we all had helped to write them: «had
helped in them»; helfen — to help).“
Und dieser las nun zuerst einige Tiroler Schnaderhüpferl, indem er beim Lesen
je zuweilen die lustige Melodie mit halber Stimme anklingen ließ. Eine
allgemeine Heiterkeit bemächtigte sich der kleinen Gesellschaft. „Wer hat
doch aber die schönen Lieder gemacht?“ fragte Elisabeth.
„Ei“, sagte Erich, „das hört man den Dingern schon an; Schneidergesellen und
Friseure und derlei luftiges Gesindel.“
Reinhard sagte: „Sie werden gar nicht gemacht, sie wachsen, sie fallen aus der
Luft, sie fliegen über Land wie Mariengarn, hierhin und dorthin, und werden
an tausend Stellen zugleich gesungen. Unser eigenstes Tun und Leiden finden
wir in diesen Liedern; es ist, als ob wir alle an ihnen mitgeholfen hätten.“
Er nahm ein anderes Blatt (he took up another sheet); „Ich stand auf hohen
Bergen... (I stood upon high mountains …; der Berg, die Berge; /an ancient
folk-song which treats of a beautiful but poor maiden, who, being unable to
marry 'the young count,' retired to a convent/)“
„Das kenne ich (I know that one)!“ rief Elisabeth (cried Elisabeth). „Stimme
nur an, Reinhard, ich will dir helfen (begin it, Reinhard, and I will help you
out; anstimmen).“ Und nun sangen sie jene Melodie (so they sang that very
melody), die so rätselhaft ist (which is so mysterious; das Rätsel — riddle),
dass man nicht glauben kann (that one cannot believe), sie sei von Menschen
erdacht worden (that it was ever conceived/thought of by people; der Mensch
— /human/ being; man; etwas erdenken — to think of smth); Elisabeth mit
ihrer etwas verdeckten Altstimme dem Tenor sekundierend (Elisabeth with her
slightly concealed alto sang/took the second part to the young man's tenor;
verdeckt — concealed; deep; die Stimme — voice).
Er nahm ein anderes Blatt; „Ich stand auf hohen Bergen...“
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„Das kenne ich!“ rief Elisabeth. „Stimme nur an, Reinhard, ich will dir helfen.“
Und nun sangen sie jene Melodie, die so rätselhaft ist, dass man nicht glauben
kann, sie sei von Menschen erdacht worden; Elisabeth mit ihrer etwas
verdeckten Altstimme dem Tenor sekundierend.
Die Mutter saß inzwischen emsig an ihrer Näherei (the mother meanwhile sat
busy with her needlework; nähen — to sew), Erich hatte die Hände ineinander
gelegt und hörte andächtig zu (Erich had put his hands together and listened
reverently = attentively; die Andacht — reverence). Als das Lied zu Ende war
(when the song finished; zu Ende sein — to end; to come to an end: «to be to
an end»), legte Reinhard das Blatt schweigend beiseite (Reinhard laid the sheet
on one side in silence). Vom Ufer des Sees herauf kam durch die Abendstille
das Geläute der Herdenglocken (up from the lake-shore came through the
evening calm the tinkle of the cattle: «herd» bells; läuten — to ring; die Herde
— herd; die Glocke — bell); sie horchten unwillkürlich (they listened
involuntarily); da hörten sie eine klare Knabenstimme singen (when they heard
a boy's clear voice singing; der Knabe — boy):
Ich stand auf hohen Bergen (I stood upon high mountains; der Berg, die
Berge),
Und sah ins tiefe Tal (and saw/looked at the deep valley)...
Reinhard lächelte (Reinhard smiled): „Hört ihr es wohl (do you hear that
/now/)? So geht’s von Mund zu Mund (so it passes from mouth to mouth; der
Mund).“
„Es wird oft in der Gegend gesungen (It is often sung in these parts/in this
area)“, sagte Elisabeth.
„Ja“, sagte Erich, „es ist der Hirtenkaspar (it is the herdsman; der Hirt —
herdsman); er treibt die Starken heim (he is driving the heifers/young cows:
«strong cows» home).“
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 94
Die Mutter saß inzwischen emsig an ihrer Näherei, Erich hatte die Hände
ineinander gelegt und hörte andächtig zu. Als das Lied zu Ende war, legte
Reinhard das Blatt schweigend beiseite. Vom Ufer des Sees herauf kam durch
die Abendstille das Geläute der Herdenglocken; sie horchten unwillkürlich; da
hörten sie eine klare Knabenstimme singen:
Ich stand auf hohen Bergen,
Und sah ins tiefe Tal...
Reinhard lächelte: „Hört ihr es wohl? So geht’s von Mund zu Mund.“
„Es wird oft in der Gegend gesungen“, sagte Elisabeth.
„Ja“, sagte Erich, „es ist der Hirtenkaspar; er treibt die Starken heim.“
Sie horchten noch eine Weile (they listened a while longer), bis das Geläute
oben hinter den Wirtschaftsgebäuden verschwunden war (until the tinkle of the
bells disappeared behind the farm buildings; verschwinden — to disappear; to
vanish). Das sind Urtöne (these are primal sounds; ur- — great- /inducates
antiquity, primacy/; der Ton)“, sagte Reinhard; „sie schlafen in Waldesgründen
(they sleep in the forest grounds; der Grund, die Gründe); Gott weiß, wer sie
gefunden hat (God knows who discovered: «found» them; wissen — to know).“
Er zog ein neues Blatt heraus (he drew forth a fresh sheet; herausziehen — to
draw; to pull; heraus — outside; out).
Es war schon dunkler geworden (it had now grown darker; dunkel); ein roter
Abendschein lag wie Schaum auf den Wäldern jenseits des Sees (a red evening
glow lay like foam over the woods beyond the lake; der Schaum). Reinhard
rollte das Blatt auf (Reinhard unrolled the sheet), Elisabeth legte an der einen
Seite ihre Hand darauf (Elisabeth lay her hand on one side of it) und sah mit
hinein (and looked into it = examined it with Reinhard). Dann las Reinhard
(then Reinhard read; lesen):
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 95
Meine Mutter hat’s gewollt (my mother wanted it),
Den andern ich nehmen sollt (I had/was supposed to take the other);
Was ich zuvor besessen (what I previously owned; besitzen — to own; to
possess),
Mein Herz sollt es vergessen (my heart had to forget);
Das hat es nicht gewollt (that it did not want).
Meine Mutter klag ich an (my mother I accuse; jemanden anklagen — to
accuse smb; klagen — to complain),
Sie hat nicht wohl getan (she has not done well; tun);
Was sonst in Ehren stünde (what otherwise would have been: «stood» in
honor),
Nun ist es worden Sünde (now has become = has turned to sin; die Sünde);
Was fang ich an (what shall I do: «what shall I begin/start to do»; anfangen)?
Für all mein Stolz und Freud (for all my pride and joy; der Stolz; die Freude)
Gewonnen hab ich Leid (I gained suffering; gewinnen — to gain; das Leid).
Ach, wär das nicht geschehen (ah, if it hadn’t happened; geschehen — to
happen),
Ach, könnt ich betteln gehen (ah, if I could have gone begging)
Über die braune Heid (over the brown moor; die Heide — /heather/ moor;
heathland; meadow)!
Sie horchten noch eine Weile, bis das Geläute oben hinter den
Wirtschaftsgebäuden verschwunden war. Das sind Urtöne“, sagte Reinhard;
„sie schlafen in Waldesgründen; Gott weiß, wer sie gefunden hat.“
Er zog ein neues Blatt heraus.
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Es war schon dunkler geworden; ein roter Abendschein lag wie Schaum auf
den Wäldern jenseits des Sees. Reinhard rollte das Blatt auf, Elisabeth legte an
der einen Seite ihre Hand darauf und sah mit hinein. Dann las Reinhard:
Meine Mutter hat’s gewollt,
Den andern ich nehmen sollt;
Was ich zuvor besessen,
Mein Herz sollt es vergessen;
Das hat es nicht gewollt.
Meine Mutter klag ich an,
Sie hat nicht wohl getan;
Was sonst in Ehren stünde,
Nun ist es worden Sünde;
Was fang ich an?
Für all mein Stolz und Freud
Gewonnen hab ich Leid.
Ach, wär das nicht geschehen,
Ach, könnt ich betteln gehen
Über die braune Heid!
Während des Lesens hatte Reinhard ein unmerkliches Zittern des Papiers
empfunden (during the reading of this Reinhard had felt an imperceptible
quivering of the paper; empfinden — to feel; merken — to notice; zittern — to
quiver; das Papíer); als er zu Ende war (and when he came to an end), schob
Elisabeth leise ihren Stuhl zurück (Elisabeth gently pushed her chair back;
zurückschieben — to move aside/back; schieben — to move, to push) und ging
schweigend in den Garten hinab (and went silently out into the garden; hinab
— down; downwards: «there-down»). Ein Blick der Mutter folgte ihr (her
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 97
mother followed her with a look: «a look of the mother followed her»). Erich
wollte nachgehen (Eric wanted to follow her), doch die Mutter sagte (but the
mother said): „Elisabeth hat draußen zu tun (Elizabeth has something to do
outside)“. So unterblieb es (so it remained as it was; unterbleiben — not to take
place; ~ to remain).
Während des Lesens hatte Reinhard ein unmerkliches Zittern des Papiers
empfunden; als er zu Ende war, schob Elisabeth leise ihren Stuhl zurück und
ging schweigend in den Garten hinab. Ein Blick der Mutter folgte ihr. Erich
wollte nachgehen, doch die Mutter sagte: „Elisabeth hat draußen zu tun“. So
unterblieb es.
Draußen aber legte sich der Abend mehr und mehr über Garten und See (but
outside, the evening lay more and more over the garden and lake), die
Nachtschmetterlinge schossen surrend an den offenen Türen vorüber
(moths/night butterflies, whirring, shoot past the open doors; der Schmetterling
— butterfly; vorüberschießen — to shoot past; schießen — to shoot), durch
welche der Duft der Blumen und Gesträuche immer stärker hereindrang
(through which the fragrance of flower and bush floated in increasingly;
hereindringen — to penetrate /in/; herein — in; inside; inwards: «here-in»;
dringen — to penetrate); vom Wasser herauf kam das Geschrei der Frösche (up
from the water came the croak: «cries» of the frogs; herauf — up; upward:
«here-up»; schreien — to cry; der Frosch), unter den Fenstern schlug eine
Nachtigall (under the windows trilled/warbled: «struck» a nightingale;
schlagen), tiefer im Garten eine andere (deeper in the garden another one); der
Mond sah über die Bäume (the moon appeared over the tree-tops: «looked over
the trees»). Reinhard blickte noch eine Weile auf die Stelle (Reinhard looked
for a little while longer at the spot), wo Elisabeths feine Gestalt zwischen den
Laubgängen verschwunden war (where Elizabeth's fine form/figure had
disappeared in garden-paths: «in the leaves/foliage passages»; verschwinden);
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dann rollte er sein Manuskript zusammen (then he rolled up his manuscript),
grüßte die Anwesenden (greeted those present = bade good-night) und ging
durchs Haus an das Wasser hinab (and passed through the house down to the
water).
Draußen aber legte sich der Abend mehr und mehr über Garten und See, die
Nachtschmetterlinge schossen surrend an den offenen Türen vorüber, durch
welche der Duft der Blumen und Gesträuche immer stärker hereindrang; vom
Wasser herauf kam das Geschrei der Frösche, unter den Fenstern schlug eine
Nachtigall, tiefer im Garten eine andere; der Mond sah über die Bäume.
Reinhard blickte noch eine Weile auf die Stelle, wo Elisabeths feine Gestalt
zwischen den Laubgängen verschwunden war; dann rollte er sein Manuskript
zusammen, grüßte die Anwesenden und ging durchs Haus an das Wasser
hinab.
Die Wälder standen schweigend (the woods stood silent) und warfen ihr
Dunkel weit auf den See hinaus (and cast their dark shadow far out over the
lake; hinauswerfen), während die Mitte desselben in schwüler
Mondesdämmerung lag (while the middle of the lake was: «lay» in the sultry
moon twilight). Mitunter schauerte ein leises Säuseln durch die Bäume (now
and then a gentle rustle trembled through the trees; säuseln — to rustle); aber
es war kein Wind (though wind there was none; der Wind), es war nur das
Atmen der Sommernacht (it was but the breath of summer night; atmen — to
breathe).
Die Wälder standen schweigend und warfen ihr Dunkel weit auf den See
hinaus, während die Mitte desselben in schwüler Mondesdämmerung lag.
Mitunter schauerte ein leises Säuseln durch die Bäume; aber es war kein Wind,
es war nur das Atmen der Sommernacht.
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Reinhard ging immer am Ufer entlang (Reinhard walked all the time along the
coast = Reinhard continued along the shore; das Ufer). Einen Steinwurf vom
Lande konnte er eine weiße Wasserlilie erkennen (a stone's throw from the
land he could discern a white water-lily; der Stein — stone; werfen — to throw;
der Wurf — throw; erkennen — to recognize; to discern). Auf einmal wandelte
ihn die Lust an (all at once he was seized with the desire), sie in der Nähe zu
sehen (to see it quite close); er warf seine Kleider ab (he threw off his clothes;
abwerfen) und stieg ins Wasser (and walked into the water; steigen — to move
in an upward/downward direction /vertically/). Es war flach (it was quite
shallow; flach — flat; shallow), scharfe Pflanzen und Steine schnitten ihn an
den Füßen (sharp water plants and stones cut his feet; die Pflanze; schneiden
— to cut; der Fuß, die Füße — foot) und er kam immer nicht in die zum
Schwimmen nötige Tiefe (and yet he could not reach water deep enough for
him to swim in; das Schwimmen — swimming; nötig — necessary; die Tiefe —
depth).
Reinhard ging immer am Ufer entlang. Einen Steinwurf vom Lande konnte er
eine weiße Wasserlilie erkennen. Auf einmal wandelte ihn die Lust an, sie in
der Nähe zu sehen; er warf seine Kleider ab und stieg ins Wasser. Es war flach,
scharfe Pflanzen und Steine schnitten ihn an den Füßen, und er kam immer
nicht in die zum Schwimmen nötige Tiefe.
Dann war es plötzlich unter ihm weg (then suddenly there was no soil beneath
him), die Wasser quirlten über ihm zusammen (the waters swirled above him;
quirlen — to swirl; to whirl; to shake), und es dauerte eine Zeitlang (and it was
some time; eine Zeitlang — some time; not long), ehe er wieder auf die
Oberfläche kam (before he rose to the surface again; die Fläche — flatness;
plane; flach — flat; ober- — upper). Nun regte er Hand und Fuß und
schwamm im Kreise umher (he struck out with hands and feet and swam about
in a circle; schwimmen; der Kreis — circle; umher — round; around;
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 100
everywhere) bis er sich bewusst geworden (until he became aware of; bewusst
werden — to be aware: «to become aware»), von wo er hineingegangen war
(from what point: «where» he had entered /the water/). Bald sah er auch die
Lilie wieder (and soon too he saw the lily again); sie lag einsam zwischen den
großen blanken Blättern (floating lonely among the large, gleaming leaves). —
Dann war es plötzlich unter ihm weg, die Wasser quirlten über ihm zusammen,
und es dauerte eine Zeitlang, ehe er wieder auf die Oberfläche kam. Nun regte
er Hand und Fuß und schwamm im Kreise umher, bis er sich bewusst
geworden, von wo er hineingegangen war. Bald sah er auch die Lilie wieder;
sie lag einsam zwischen den großen blanken Blättern. —
Er schwamm langsam hinaus (he swam slowly out; hinaus — outside; out:
«there-out») und hob mitunter die Arme aus dem Wasser (lifting every now
and then his arms out of the water; der Arm; heben — to lift), dass die
herabrieselnden Tropfen im Mondlicht blitzten (so that the trickling drops
sparkled in the moonlight; der Tropfen; der Mond; das Licht); aber es war (yet
it was = it seemed), als ob die Entfernung zwischen ihm und der Blume
dieselbe bliebe (the distance between him and the flower showed no signs of
diminishing: «remained the same»; entfernen — to remove); nur das Ufer lag
(only the shore lay), wenn er sich umblickte (as he glanced back at it), in
immer ungewisserem Dufte hinter ihm (in an increasingly uncertain haze
behind). Er gab indes sein Unternehmen nicht auf (but he refused to give up
the venture; etwas aufgeben — to refuse from; to give up; to stop doing smth;
unternehmen — to venture), sondern schwamm rüstig in derselben Richtung
fort (and vigorously continued swimming in the same direction).
Er schwamm langsam hinaus und hob mitunter die Arme aus dem Wasser, dass
die herabrieselnden Tropfen im Mondlicht blitzten; aber es war, als ob die
Entfernung zwischen ihm und der Blume dieselbe bliebe; nur das Ufer lag,
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 101
wenn er sich umblickte, in immer ungewisserem Dufte hinter ihm. Er gab indes
sein Unternehmen nicht auf, sondern schwamm rüstig in derselben Richtung
fort.
Endlich war er der Blume so nahe gekommen (at length he had come so near
the flower), dass er die silbernen Blätter deutlich im Mondlicht unterscheiden
konnte (that he was able clearly to distinguish the silvery leaves in the
moonlight); zugleich aber fühlte er sich wie in einem Netze verstrickt (but at
the same time he felt himself entangled in a net; sich fühlen — to feel; das
Netz; verstricken — to entangle; der Strick — rope; string); die glatten Stengel
langten vom Grunde herauf (smooth stems stretched up from the bottom; der
Stengel; der Grund) und rankten sich an seine nackten Glieder (and
twined/wound themselves round his naked limbs; das Glied). Das unbekannte
Wasser lag so schwarz um ihn her (the unfamiliar water was black: «lay so
black» all round about him), hinter sich hörte er das Springen eines Fisches
(and behind him he heard the sound of a fish leaping: «heard the leaping of a
fish»; der Fisch); es wurde ihm plötzlich so unheimlich in dem fremden
Elemente (suddenly such an uncanny feeling overpowered him in the midst of
this strange element; das Elemént — element), dass er mit Gewalt das Gestrick
der Pflanzen zerriss (that he tore /asunder/ the network of plants with might;
die Gewalt — violence; force; power; zerreißen — to tear; reißen — to tear)
und in atemloser Hast dem Lande zuschwamm (and swam back to land in
breathless haste; die Hast — haste; atemlos — breathless; der Atem — breath;
breathing; das Land — land). Als er von hier auf den See zurückblickte (when
he looked back from here to the lake), lag die Lilie wie zuvor fern und einsam
über der dunklen Tiefe (there floated: «lay» the lily on the bosom of the
darkling water: «dark depths» as far away and as lonely as before). —
Endlich war er der Blume so nahe gekommen, dass er die silbernen Blätter
deutlich im Mondlicht unterscheiden konnte; zugleich aber fühlte er sich wie in
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 102
einem Netze verstrickt; die glatten Stengel langten vom Grunde herauf und
rankten sich an seine nackten Glieder. Das unbekannte Wasser lag so schwarz
um ihn her, hinter sich hörte er das Springen eines Fisches; es wurde ihm
plötzlich so unheimlich in dem fremden Elemente, dass er mit Gewalt das
Gestrick der Pflanzen zerriss und in atemloser Hast dem Lande zuschwamm.
Als er von hier auf den See zurückblickte, lag die Lilie wie zuvor fern und
einsam über der dunklen Tiefe. —
Er kleidete sich an (he dressed; sich ankleiden) und ging langsam nach Hause
zurück (and slowly wended his way home). Als er aus dem Garten in den Saal
trat (as he passed out of the garden into the room), fand er Erich und die Mutter
in den Vorbereitungen einer kleinen Geschäftsreise (he discovered Eric and the
mother busied with preparations for a short journey: «small business»;
vorbereiten — to prepare; das Geschäft — business), welche am andern Tage
vor sich gehen sollte (which had to be undertaken the following day; vor sich
gehen — to take place).
„Wo sind denn Sie so spät in der Nacht gewesen (where ever have you been so
late in the dark)?“ rief ihm die Mutter entgegen (the mother called out to him;
entgegenrufen).
„Ich?“ erwiderte er (he answered); „ich wollte die Wasserlilie besuchen (I
wanted to pay a call on the water-lily); es ist aber nichts daraus geworden (but
nothing came of it = but I failed).“
„Das versteht wieder einmal kein Mensch (that's again beyond the
comprehension of any man)! “ sagte Erich. „Was tausend hattest du denn mit
der Wasserlilie zu tun (what on earth had you to do with the water-lily; mit
etwas zu tun haben — to do with; tausend — thousand; /obsolete exclamation,
expresses surprise/)?“
„Ich habe sie früher einmal gekannt (I've known her once; kennen — to
know)“, sagte Reinhard;“es ist aber schon lange her (but that was long ago).“
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 103
Er kleidete sich an und ging langsam nach Hause zurück. Als er aus dem
Garten in den Saal trat, fand er Erich und die Mutter in den Vorbereitungen
einer kleinen Geschäftsreise, welche am andern Tage vor sich gehen sollte.
„Wo sind denn Sie so spät in der Nacht gewesen?“ rief ihm die Mutter
entgegen.
„Ich?“ erwiderte er; „ich wollte die Wasserlilie besuchen; es ist aber nichts
daraus geworden.“
„Das versteht wieder einmal kein Mensch!“ sagte Erich. „Was tausend hattest
du denn mit der Wasserlilie zu tun?“
„Ich habe sie früher einmal gekannt“, sagte Reinhard;“es ist aber schon lange
her.“
Elisabeth
(Elisabeth)
Am folgenden Nachmittag wanderten Reinhard und Elisabeth jenseits des Sees
(the following afternoon Reinhard and Elisabeth went for a walk on the
farther/other side of the lake), bald durch die Holzung (/strolling/ at times
through the woodland), bald auf dem hohen vorspringenden Uferrande (at
other times along the shore where it jutted out into the water: «along the high
shore of the projecting edges»; der Rand — edge; welt). Elisabeth hatte von
Erich den Auftrag erhalten (Elisabeth had received injunctions from Eric;
erhalten — to receive), während seiner und der Mutter Abwesenheit (during
the absence of himself and /her/ mother) Reinhard mit den schönsten
Umgegenden (Reinhard with the prettiest views in the immediate
neighbourhood), namentlich von der andern Uferseite auf den Hof selber
(particularly the view toward the farm itself from the other side of the lake),
bekannt zu machen (to familiarize/acquaint: «to make acquainted»). Nun
gingen sie von einem Punkt zum andern (so now they proceeded from one
point to another; der Punkt — point). Endlich wurde Elisabeth müde (at last
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 104
Elisabeth got/became tired; müde werden) und setzte sich in den Schatten
überhängender Zweige (and sat down in the shade of some overhanging
branches; der Zweig), Reinhard stand ihr gegenüber (Reinhard stood opposite
to her) an einen Baumstamm gelehnt (leaning against a tree trunk; an etwas
/Akk/ lehnen — to lean against smth); da hörte er tiefer im Walde den Kuckuck
rufen (/here/ he heard the cuckoo calling farther back in the woods), und es
kam ihm plötzlich (and it suddenly struck him), dies alles sei schon einmal
ebenso gewesen (that all this had happened once before /exactly the same
way/; ebenso — exactly the same).
Am folgenden Nachmittag wanderten Reinhard und Elisabeth jenseits des
Sees, bald durch die Holzung, bald auf dem hohen vorspringenden Uferrande.
Elisabeth hatte von Erich den Auftrag erhalten, während seiner und der Mutter
Abwesenheit Reinhard mit den schönsten Umgegenden, namentlich von der
andern Uferseite auf den Hof selber, bekannt zu machen. Nun gingen sie von
einem Punkt zum andern. Endlich wurde Elisabeth müde und setzte sich in den
Schatten überhängender Zweige, Reinhard stand ihr gegenüber an einen
Baumstamm gelehnt; da hörte er tiefer im Walde den Kuckuck rufen, und es
kam ihm plötzlich, dies alles sei schon einmal ebenso gewesen.
Er sah sie seltsam lächelnd an (he looked at her with an odd smile; jemanden
anlächeln — to to smile at smb). „Wollen wir Erdbeeren suchen (shall we look
for strawberries)?“ fragte er.
„Es ist keine Erdbeerenzeit (it isn't strawberry time)“, sagte sie.
„Sie wird bald kommen (it will soon be here: «it will soon come»).“
Elisabeth schüttelte schweigend den Kopf (Elisabeth shook her head in
silence); dann stand sie auf (then she rose; aufstehen), und beide setzten ihre
Wanderung fort (and both continued their walk = and the two strolled on
together); und wie sie so an seiner Seite ging (and how she went so by his side
= and as they wandered side by side), wandte sein Blick sich immer wieder
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 105
nach ihr hin (he turned his gaze again and again towards her: «his eyes ever
and again were bent toward her»; sich wenden; der Blick); denn sie ging schön
(for she walked gracefully), als wenn sie von ihren Kleidern getragen würde
(as if she were carried by her clothes; das Kleid — dress; die Kleider —
clothes; tragen — to carry). Er blieb oft unwillkürlich einen Schritt zurück (he
often unconsciously fell back a pace/stepped back; zurückbleiben — to
fall/drop behind: «to stay behind»), um sie ganz voll ins Auge fassen zu
können (so that he could see/embrace the full view of her; das Auge — eye;
fassen — to seize; to grasp; to catch). So kamen sie an einen freien,
heidenbewachsenen Platz (so they came to an open space overgrown with
heather) mit einer weit ins Land reichenden Aussicht (where the view extended
far over the country-side; reichen — to extend; to stretch). Reinhard bückte
sich (Reinhard bent down) und pflückte etwas von den am Boden wachsenden
Kräutern (and plucked a bloom from one of the little plants that grew on the
ground; der Boden — ground; soil; das Kraut, die Kräuter — herbage; grass;
/motley/ grass). Als er wieder aufsah (when he looked up again; aufsehen — to
look up), trug sein Gesicht den Ausdruck leidenschaftlichen Schmerzes (his
face wore the expression of deep pain; das Gesicht; leidenschaftlich —
passionate, ardent; die Leidenschaft — passion; leiden — to suffer; der
Schmerz).
Er sah sie seltsam lächelnd an. „Wollen wir Erdbeeren suchen?“ fragte er.
„Es ist keine Erdbeerenzeit“, sagte sie.
„Sie wird bald kommen.“
Elisabeth schüttelte schweigend den Kopf; dann stand sie auf, und beide
setzten ihre Wanderung fort; und wie sie so an seiner Seite ging, wandte sein
Blick sich immer wieder nach ihr hin; denn sie ging schön, als wenn sie von
ihren Kleidern getragen würde. Er blieb oft unwillkürlich einen Schritt zurück,
um sie ganz voll ins Auge fassen zu können. So kamen sie an einen freien,
heidenbewachsenen Platz mit einer weit ins Land reichenden Aussicht.
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 106
Reinhard bückte sich und pflückte etwas von den am Boden wachsenden
Kräutern. Als er wieder aufsah, trug sein Gesicht den Ausdruck
leidenschaftlichen Schmerzes.
„Kennst du diese Blume (do you know this flower)?“ sagte er.
Sie sah ihn fragend an (she gave him a questioning look; fragen — to ask). „Es
ist eine Erika (it is an erica). Ich habe sie oft im Walde gepflückt (I have often
gathered them in the woods; pflücken — to pick, to pluck).“
„Ich habe zu Hause ein altes Buch (I have an old book at home)“, sagte er, „ich
pflege sonst allerlei Lieder und Reime hineinzuschreiben (I /once used to/
write in it all sorts of songs and rhymes); es ist aber lange nicht mehr
geschehen (but that is all over and done with long since). Zwischen den
Blättern liegt auch eine Erika (between its leaves also there is an erica); aber es
ist nur eine verwelkte (but it is only a faded one; verwelken — to fade). Weißt
du, wer sie mir gegeben hat (do you know who gave it me)?“
Sie nickte stumm (she nodded without saying a word; stumm — dumb; silent;
still); aber sie schlug die Augen nieder (but she cast down her eyes; die Augen
niederschlagen) und sah nur auf das Kraut (and fixed them on the bloom/herb),
das er in der Hand hielt (which he held in his hand; halten). So standen sie
lange (for a long time they stood thus). Als sie die Augen gegen ihn aufschlug
(when she raised her eyes on him again; aufschlagen), sah er (he saw), dass sie
voll Tränen waren (that they were full of tears; die Träne).
„Elisabeth“, sagte er, „hinter jenen blauen Bergen liegt unsere Jugend (behind
yonder blue hills lies our youth; der Berg, die Berge). Wo ist sie geblieben
(where has it gone = what has become of it; bleiben)?“
„Kennst du diese Blume?“ sagte er.
Sie sah ihn fragend an. „Es ist eine Erika. Ich habe sie oft im Walde
gepflückt.“
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„Ich habe zu Hause ein altes Buch“, sagte er, „ich pflege sonst allerlei Lieder
und Reime hineinzuschreiben; es ist aber lange nicht mehr geschehen.
Zwischen den Blättern liegt auch eine Erika; aber es ist nur eine verwelkte.
Weißt du, wer sie mir gegeben hat?“
Sie nickte stumm; aber sie schlug die Augen nieder und sah nur auf das Kraut,
das er in der Hand hielt. So standen sie lange. Als sie die Augen gegen ihn
aufschlug, sah er, dass sie voll Tränen waren.
„Elisabeth“, sagte er, „hinter jenen blauen Bergen liegt unsere Jugend. Wo ist
sie geblieben?“
Sie sprachen nichts mehr (they said nothing more = nothing more was spoken;
sprechen); sie gingen stumm nebeneinander zum See hinab (they walked
dumbly by each other's side down to the lake). Die Luft war schwül (the air
was sultry), im Westen stieg schwarzes Gewölk auf (to westward dark clouds
were rising). „Es wird Gewitter (there's going to be a storm; das Gewitter)“,
sagte Elisabeth, indem sie ihren Schritt beeilte (said Elisabeth, hastening her
steps). Reinhard nickte schweigend (Reinhard nodded in silence), und beide
gingen rasch am Ufer entlang (and together they rapidly sped along the shore),
bis sie ihren Kahn erreicht hatten (till they reached their boat).
Sie sprachen nichts mehr; sie gingen stumm nebeneinander zum See hinab. Die
Luft war schwül, im Westen stieg schwarzes Gewölk auf. „Es wird Gewitter“,
sagte Elisabeth, indem sie ihren Schritt beeilte. Reinhard nickte schweigend,
und beide gingen rasch am Ufer entlang, bis sie ihren Kahn erreicht hatten.
Während der Überfahrt ließ Elisabeth ihre Hand auf dem Rande des Kahnes
ruhen (on the way across Elisabeth rested her hand on the gunwale of the boat;
ruhen — to rest; der Rand — border, edge; brim). Er blickte beim Rudern zu
ihr hinüber (as he rowed Reinhard glanced along at her; rudern — to row); sie
aber sah an ihm vorbei in die Ferne (but she gazed past him into the distance).
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 108
So glitt sein Blick herunter und blieb auf ihrer Hand (and so his glance fell
downward/glided and rested on her hand; gleiten — to glide); und diese blasse
Hand verriet ihm (and the pale/white hand betrayed to him/told him; verraten
— to betray; to confide), was ihr Antlitz ihm verschwiegen hatte (what her face
had failed to reveal/had concealed; das Antlitz; verschweigen). Er sah auf ihr
jenen feinen Zug geheimen Schmerzes (it revealed those fine traces of secret
pain; der Schmerz), der sich so gern schöner Frauenhände bemächtigt (that so
readily mark a woman's fair hands; sich /Gen/ bemächtigen — to take
possession/hold of smth, smb; to seize), die nachts auf krankem Herz liegen
(when they lie at nights across an aching heart; das Herz). — Als Elisabeth
sein Auge auf ihrer Hand ruhen fühlte (and as Elisabeth felt his glance resting:
«to rest» on her hand; das Auge — eye; look, glance), ließ sie sie langsam über
Bord ins Wasser gleiten (she let it slip gently over the gunwale into the water).
Während der Überfahrt ließ Elisabeth ihre Hand auf dem Rande des Kahnes
ruhen. Er blickte beim Rudern zu ihr hinüber; sie aber sah an ihm vorbei in die
Ferne. So glitt sein Blick herunter und blieb auf ihrer Hand; und diese blasse
Hand verriet ihm, was ihr Antlitz ihm verschwiegen hatte. Er sah auf ihr jenen
feinen Zug geheimen Schmerzes, der sich so gern schöner Frauenhände
bemächtigt, die nachts auf krankem Herz liegen. — Als Elisabeth sein Auge
auf ihrer Hand ruhen fühlte, ließ sie sie langsam über Bord ins Wasser gleiten.
Auf dem Hofe angekommen (on arriving at the farm: «yard/estate»), trafen sie
einen Scherenschleiferkarren vor dem Herrenhause (they fell in with a scissors
grinder's cart /standing/ in front of the manor-house; treffen — to meet; die
Schere — scissors; der Schleifer — grinder; schleifen — to grind; der Karren
— cart); ein Mann mit schwarzen, niederhängenden Locken trat emsig das Rad
(a man with black, loosely-flowing curls/locks was busily plying/turning his
wheel: «stepped/trod on the wheel»; treten) und summte eine Zigeunermelodie
zwischen den Zähnen (and humming a gipsy melody between his teeth; der
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 109
Zahn, die Zähne), während ein eingeschirrter Hund schnaufend daneben lag
(while a dog that was harnessed to the cart lay panting hard by; einschirren —
to harness; schnaufen — to pant). Auf dem Hausflur stand (on the threshold/in
the vestibule /of the house/ stood; der Flur — outer entrance hall, vestibule,
corridor) in Lumpen gehüllt ein Mädchen (a girl dressed in rags: «in rags
wrapped») mit verstörten, schönen Zügen (with embarrassed/troubled,
handsome features; der Zug, die Züge) und streckte bettelnd die Hand gegen
Elisabeth aus (and outstretched her hand to Elisabeth asking/begging alms;
ausstrecken; betteln — to beg; to ask/beg alms).
Auf dem Hofe angekommen, trafen sie einen Scherenschleiferkarren vor dem
Herrenhause; ein Mann mit schwarzen, niederhängenden Locken trat emsig das
Rad und summte eine Zigeunermelodie zwischen den Zähnen, während ein
eingeschirrter Hund schnaufend daneben lag. Auf dem Hausflur stand in
Lumpen gehüllt ein Mädchen mit verstörten, schönen Zügen und streckte
bettelnd die Hand gegen Elisabeth aus.
Reinhard griff in seine Tasche (Reinhard thrust his hand into his pocket;
greifen — to grab; to grip); aber Elisabeth kam ihm zuvor (but Elisabeth was
before him: «got before him»; zuvorkommen — to go before; zuvor — before;
earlier) und schüttelte hastig den ganzen Inhalt ihrer Börse in die offene Hand
der Bettlerin (and hastily emptied the entire contents of her purse into the
beggar's open palm). Dann wandte sie sich eilig ab (then she turned quickly
away; sich abwenden), und Reinhard hörte (and Reinhard heard), wie sie
schluchzend die Treppe hinaufging (her go sobbing up the stairs; schluchzen —
to sob).
Reinhard griff in seine Tasche; aber Elisabeth kam ihm zuvor und schüttelte
hastig den ganzen Inhalt ihrer Börse in die offene Hand der Bettlerin. Dann
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wandte sie sich eilig ab, und Reinhard hörte, wie sie schluchzend die Treppe
hinaufging.
Er wollte sie aufhalten (he wanted to detain her; aufhalten — to detain; halten
— to hold), aber er besann sich (but he changed his mind; sich besinnen — to
bethink; to come to one's senses) und blieb an der Treppe zurück (and
remained at /the foot of/ the stairs). Das Mädchen stand noch immer auf dem
Flur (the /beggar/ girl was still standing at the doorway), unbeweglich, das
empfangene Almosen in der Hand (motionless, and holding in her hand the
money: «alms» she had received; empfangen — to receive; sich bewegen — to
move). „Was willst du noch (what more do you want)?“ fragte Reinhard.
Er wollte sie aufhalten, aber er besann sich und blieb an der Treppe zurück.
Das Mädchen stand noch immer auf dem Flur, unbeweglich, das empfangene
Almosen in der Hand. „Was willst du noch?“ fragte Reinhard.
Sie fuhr zusammen (she gave a sudden start; zusammenfahren — to start; to
give a start). „Ich will nichts mehr (I want nothing more)“, sagte sie; dann den
Kopf nach ihm zurückwendend (then, turning her head toward him), ihn
anstarrend mit den verirrten Augen (and staring at him with wandering/roving
look: «eyes»; sich verirren — to go astray; to get lost), ging sie langsam gegen
die Tür (she passed slowly towards the door). Er rief einen Namen aus (he
uttered/shouted a name; der Name), aber sie hörte nicht mehr (but she heard
him not); mit gesenktem Haupte (with drooping head; das Haupt; senken — to
sink; to droop), mit über der Brust gekreuzten Armen (with arms folded over
her breast; das Kreuz — cross) schritt sie über den Hof hinab (she walked
down across the farmyard; schreiten).
Sterben, ach sterben (to die, ah, to die)
Soll ich allein (must I alone)!
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Sie fuhr zusammen. „Ich will nichts mehr“, sagte sie; dann den Kopf nach ihm
zurückwendend, ihn anstarrend mit den verirrten Augen, ging sie langsam
gegen die Tür. Er rief einen Namen aus, aber sie hörte nicht mehr; mit
gesenktem Haupte, mit über der Brust gekreuzten Armen schritt sie über den
Hof hinab.
Sterben, ach sterben
Soll ich allein!
Ein altes Lied brauste ihm ins Ohr (an old song roared past: «him» in his ear =
surged in Reinhard's ears; brausen — to rage; to roar), der Atem stand ihm
still (his breath stood him still = he gasped for breath); eine kurze Weile (a
little while only), dann wandte er sich ab (then he turned away) und ging auf
sein Zimmer (and went /up/ to his chamber).
Er setzte sich hin, um zu arbeiten (he sat down to work), aber er hatte keine
Gedanken (but he had no thoughts = he couldn’t think; der Gedanke).
Nachdem er es eine Stunde lang vergebens versucht hatte (after an hour's vain
attempt), ging er ins Familienzimmer hinab (he descended to the parlour:
«family room»; hinabgehen — to descend; to go down). Es war niemand da
(nobody was in it), nur kühle, grüne Dämmerung (only cool, green twilight);
auf Elisabeths Nähtisch lag ein rotes Band (on Elisabeth's sewing-table lay a
red ribbon; nähen — to sew), das sie am Nachmittag um den Hals getragen
hatte (which she had worn round her neck during the afternoon; tragen). Er
nahm es in die Hand (he took it up in his hand), aber es tat ihm weh (but it hurt
him; wehtun — to hurt: «to do hurt»), und er legte es wieder hin (and he laid it
down again).
Ein altes Lied brauste ihm ins Ohr, der Atem stand ihm still; eine kurze Weile,
dann wandte er sich ab und ging auf sein Zimmer.
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Er setzte sich hin, um zu arbeiten, aber er hatte keine Gedanken. Nachdem er
es eine Stunde lang vergebens versucht hatte, ging er ins Familienzimmer
hinab. Es war niemand da, nur kühle, grüne Dämmerung; auf Elisabeths
Nähtisch lag ein rotes Band, das sie am Nachmittag um den Hals getragen
hatte. Er nahm es in die Hand, aber es tat ihm weh, und er legte es wieder hin.
Er hatte keine Ruhe (he could find no rest: «he had no rest»), er ging an den
See hinab (he walked down to the lake) und band den Kahn los (and untied the
boat; losbinden — to inbind; to untie; los — loose; binden — to bind; to tie); er
ruderte hinüber (he rowed across = over the water; hinüber — there; to the
other side: «there-over») und ging noch einmal alle Wege (and trod once again
all the paths; der Weg), die er kurz vorher mit Elisabeth zusammen gegangen
war (which he and Elisabeth had paced together but a short hour ago: «that he
had recently gone together with Elisabeth»). Als er wieder nach Hause kam
(when he got back home /again/), war es dunkel (it was dark); auf dem Hofe
begegnete ihm der Kutscher (at the yard/farm he met the coachman), der die
Wagenpferde ins Gras bringen wollte (who was about to turn the carriage
horses out into the pasture; das Gras — grass); die Reisenden waren eben
zurückgekehrt (the travelers had just returned; reisen — to travel).
Er hatte keine Ruhe, er ging an den See hinab und band den Kahn los; er
ruderte hinüber und ging noch einmal alle Wege, die er kurz vorher mit
Elisabeth zusammen gegangen war. Als er wieder nach Hause kam, war es
dunkel; auf dem Hofe begegnete ihm der Kutscher, der die Wagenpferde ins
Gras bringen wollte; die Reisenden waren eben zurückgekehrt.
Bei seinem Eintritt in den Hausflur (as he came into/on entering the entrance
hall; eintreten — to enter), hörte er Erich im Gartensaal auf und ab schreiten
(he heard Eric pacing up and down the garden-room; auf und ab — back and
forth: «up and down»). Er ging nicht zu ihm hinein (he did not go in to him); er
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stand einen Augenblick still (he stood still for a moment) und stieg dann leise
die Treppe hinauf nach seinem Zimmer (and then softly climbed the stairs to
his room; steigen — to ascend; to go upstairs; to climb). Hier setzte er sich in
den Lehnstuhl ans Fenster (here he sat in the arm-chair by the window), er tat
vor sich selbst (he made himself believe: «he did before himself»), als wolle er
die Nachtigall hören (as if he wanted to listen to the nightingale), die unten in
den Taxuswänden schlug (who was singing in the yew hedges below); aber er
hörte nur den Schlag seines eigenen Herzens (but he heard only the
beating/throbbing of his own heart; schlagen — to beat). Unter ihm im Hause
ging alles zur Ruhe (below him in the house all went to rest = downstairs in the
house every one went to bed), die Nacht verrann, er fühlte es nicht (the night-
hours passed by, but he did not feel it = paid no heed; verrinnen — to trickle;
to pass /by/).
Bei seinem Eintritt in den Hausflur hörte er Erich im Gartensaal auf und ab
schreiten. Er ging nicht zu ihm hinein; er stand einen Augenblick still und stieg
dann leise die Treppe hinauf nach seinem Zimmer. Hier setzte er sich in den
Lehnstuhl ans Fenster, er tat vor sich selbst, als wolle er die Nachtigall hören,
die unten in den Taxuswänden schlug; aber er hörte nur den Schlag seines
eigenen Herzens. Unter ihm im Hause ging alles zur Ruhe, die Nacht verrann,
er fühlte es nicht.
So saß er stundenlang (for hours he sat thus). Endlich stand er auf (at last he
rose) und legte sich ins offene Fenster (and leaned out of the open window:
«lay down in the open window»). Der Nachttau rieselte zwischen den Blättern
(the /night/ dew was dripping among the leaves; rieseln — to trickle; to
babble; to drip; to leak), die Nachtigall hatte aufgehört zu schlagen (the
nightingale had ceased to trill). Allmählich wurde auch das tiefe Blau des
Nachthimmels (gradually, even the deep blue of the night sky) von Osten her
durch einen blassgelben Schimmer verdrängt (was chased away/was displaced
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from the east by a pale/faint yellow glow/gleam); ein frischer Wind erhob sich
(a fresh wind rose; sich erheben) und streifte Reinhards heiße Stirn (and
brushed Reinhard's heated/hot forehead/brow); die erste Lerche stieg jauchzend
in die Luft (the early: «first» lark soared triumphant up into the sky: «air»;
steigen; jauchzen — to rejoice; to triumph). —
So saß er stundenlang. Endlich stand er auf und legte sich ins offene Fenster.
Der Nachttau rieselte zwischen den Blättern, die Nachtigall hatte aufgehört zu
schlagen. Allmählich wurde auch das tiefe Blau des Nachthimmels von Osten
her durch einen blassgelben Schimmer verdrängt; ein frischer Wind erhob sich
und streifte Reinhards heiße Stirn; die erste Lerche stieg jauchzend in die Luft.
—
Reinhard kehrte sich plötzlich um (Reinhard suddenly turned; sich umkehren)
und trat an den Tisch (and stepped up to the table); er tappte nach einem
Bleistift (he groped about for a pencil; nach etwas tappen — to grope
about/around; der Bleistift), und als er diesen gefunden (and when he had
found it = one; finden), setzte er sich und schrieb damit einige Zeilen auf einen
weißen Bogen Papier (he sat down and wrote a few lines on a sheet of white
paper; die Zeile — line; der Bogen — sheet /of paper/). Nachdem er hiermit
fertig war (after he was done with this = having finished his writing), nahm er
Hut und Stock (he took up /his/ hat and stick/cane; der Hut; der Stock), und das
Papier zurücklassend (and leaving the paper behind him), öffnete er behutsam
die Tür und stieg in den Flur hinab (he carefully opened the door and
descended to the vestibule).
Reinhard kehrte sich plötzlich um und trat an den Tisch; er tappte nach einem
Bleistift, und als er diesen gefunden, setzte er sich und schrieb damit einige
Zeilen auf einen weißen Bogen Papier. Nachdem er hiermit fertig war, nahm er
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Hut und Stock, und das Papier zurücklassend, öffnete er behutsam die Tür und
stieg in den Flur hinab.
Die Morgendämmerung ruhte in allen Winkeln (the morning twilight rested in
every corner; der Winkel — corner /of a room/); die große Hauskatze dehnte
sich auf der Strohmatte (the big house-cat stretched on the straw mat; das Stroh
— straw) und sträubte den Rücken gegen seine Hand (and arched its back
against his hand), die er ihr gedankenlos entgegenhielt (which he unthinkingly:
«thoughtlessly» held out to it; der Gedanke — thought). Draußen im Garten
aber priesterten schon die Sperlinge von den Zweigen und sagten es allen
(outside in the garden the sparrows sang out pompously, like priests:
«pattered» from among the branches and giving notice to all; der Priester —
priest; der Sperling), dass die Nacht vorbei sei (that the night was over/was
past; vorbei — past; by; vorbei sein — to be past; to be over). Da hörte er oben
im Hause eine Tür gehen (then within the house he heard a door open on the
upper floor/upstairs); es kam die Treppe herunter (it = some one came
downstairs), und als er aufsah (and when he looked up), stand Elisabeth vor
ihm (Elizabeth stood before him). Sie legte die Hand auf seinen Arm (she laid
her hand upon his arm), sie bewegte die Lippen (she moved her lips), aber er
hörte keine Worte (but not a word did he hear; die Worte — words /speech/).
„Du kommst nicht wieder (you will not come back)“, sagte sie endlich (she
said at last). „Ich weiß es, lüge nicht; du kommst nie wieder (I know it; do not
lie = deny; you will never come back).“
Die Morgendämmerung ruhte in allen Winkeln; die große Hauskatze dehnte
sich auf der Strohmatte und sträubte den Rücken gegen seine Hand, die er ihr
gedankenlos entgegenhielt. Draußen im Garten aber priesterten schon die
Sperlinge von den Zweigen und sagten es allen, dass die Nacht vorbei sei. Da
hörte er oben im Hause eine Tür gehen; es kam die Treppe herunter, und ais er
aufsah, stand Elisabeth vor ihm. Sie legte die Hand auf seinen Arm, sie
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bewegte die Lippen, aber er hörte keine Worte. „Du kommst nicht wieder“,
sagte sie endlich. „Ich weiß es, lüge nicht; du kommst nie wieder.“
„Nie (never)“, sagte er. Sie ließ die Hand sinken (she let her hand fall /from his
arm/) und sagte nichts mehr (and said no more). Er ging über den Flur der Tür
zu (he walked across the hallway to the door); dann wandte er sich noch einmal
(then turned once more). Sie stand bewegungslos an derselben Stelle (she was
standing motionless on the same spot) und sah ihn mit toten Augen an (and
looking at him with lifeless: «dead» eyes). Er tat einen Schritt vorwärts (he
advanced one step) und streckte die Arme nach ihr aus (and stretched his arms
out to her). Dann kehrte er sich gewaltsam ab (then he turned away by force =
with a violent effort; gewaltsam — by force; die Gewalt — force; violence) und
ging zur Tür hinaus (and passed out of the door). — Draußen lag die Welt im
frischen Morgenlichte (outside, the world was in the fresh morning light; das
Licht — light), die Tauperlen, die in den Spinngeweben hingen (the pearls of
dew that hung in cobwebs; der Tau — dew; die Perle — pearl; das
Spinngewebe — /spider's/ web; cobweb; spinnen — to spin /a web/; die Spinne
— spider; weben — to weave; das Gewebe — tissue; fabric), blitzten in den
ersten Sonnenstrahlen (flashed in the first sunbeams; der Strahl, die Strahle —
beam). Er sah nicht rückwärts (he did not look back); er wanderte rasch hinaus
(he walked rapidly onward: «outside/out»); und mehr und mehr versank hinter
ihm das stille Gehöft (the quiet/peaceful farmstead sank more and more behind
him = gradually disappeared from his view; versinken/sinken — to sink), und
vor ihm auf stieg die große, weite Welt (and in front of him rose the great wide
world; aufsteigen — to arise). —
„Nie“, sagte er. Sie ließ die Hand sinken und sagte nichts mehr. Er ging über
den Flur der Tür zu; dann wandte er sich noch einmal. Sie stand bewegungslos
an derselben Stelle und sah ihn mit toten Augen an. Er tat einen Schritt
vorwärts und streckte die Arme nach ihr aus. Dann kehrte er sich gewaltsam ab
Ilya Frank’s Reading Method www.franklang.ru 117
und ging zur Tür hinaus. — Draußen lag die Welt im frischen Morgenlichte,
die Tauperlen, die in den Spinngeweben hingen, blitzten in den ersten
Sonnenstrahlen. Er sah nicht rückwärts; er wanderte rasch hinaus; und mehr
und mehr versank hinter ihm das stille Gehöft und vor ihm auf stieg die große,
weite Welt. —
Der Alte
(The Old Man)
Der Mond schien nicht mehr in die Fensterscheiben (the moon no longer
shined in through the windows = appeared in the windows; die Fensterscheibe
— windowpane; die Scheibe — disc; pane; windowpane), es war dunkel
geworden (it had grown quite dark); der Alte aber saß noch immer mit
gefalteten Händen in seinem Lehnstuhl (the old man still sat in his arm-chair
with folded hands; die Hand, die Hände; der Lehnstuhl) und blickte vor sich
hin in den Raum des Zimmers (and gazed before him into the emptiness:
«space» of the room). Allmählich verzog sich vor seinen Augen die schwarze
Dämmerung um ihn her zu einem breiten, dunkeln See (gradually, the black
twilight around him dissolved away before his eyes and changed into a broad
dark lake); ein schwarzes Gewässer legte sich hinter das andere (a black /strip
of/ water lay behind the other; das Gewässer — water/s/), immer tiefer und
ferner (deeper and further; fern — far), und auf dem letzten (and on the last
one), so fern, dass die Augen des Alten sie kaum erreichten (so far away as to
be almost beyond the reach of the old man's vision: «that the eyes of the old
man hardly reached it»), schwamm einsam zwischen breiten Blättern eine
weiße Wasserlilie (floated: «swam» lonely among its broad leaves a white
water-lily; schwimmen).
Der Mond schien nicht mehr in die Fensterscheiben, es war dunkel geworden;
der Alte aber saß noch immer mit gefalteten Händen in seinem Lehnstuhl und
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blickte vor sich hin in den Raum des Zimmers. Allmählich verzog sich vor
seinen Augen die schwarze Dämmerung um ihn her zu einem breiten, dunkeln
See; ein schwarzes Gewässer legte sich hinter das andere, immer tiefer und
ferner, und auf dem letzten, so fern, dass die Augen des Alten sie kaum
erreichten, schwamm einsam zwischen breiten Blättern eine weiße Wasserlilie.
Die Stubentür ging auf (the /room/ door opened; die Stube — room; aufgehen
— to open), und ein heller Lichtsstrahl fiel ins Zimmer (and a bright beam of
light fell into the room; fallen). “Es ist gut, dass Sie kommen, Brigitte (it is
good that you have come, Bridget)“, sagte der Alte. „Stellen Sie das Licht nur
auf den Tisch (put the light /only/ on the table).“
Dann rückte er auch den Stuhl zum Tische (then he drew his chair up to the
table), nahm eins der aufgeschlagenen Bücher (took one of the open books;
nehmen; das Buch aufschlagen — to open a book) und vertiefte sich in Studien
(and immersed himself in studies), an denen er einst die Kraft seiner Jugend
geübt hatte (to which he had once practiced the strength of his youth).
Die Stubentür ging auf, und ein heller Lichtsstrahl fiel ins Zimmer. „Es ist gut,
dass Sie kommen, Brigitte“, sagte der Alte. „Stellen Sie das Licht nur auf den
Tisch.“
Dann rückte er auch den Stuhl zum Tische, nahm eins der aufgeschlagenen
Bücher und vertiefte sich in Studien, an denen er einst die Kraft seiner Jugend
geübt hatte.