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Naturstein ist nachhaltig I das Ergebnis einer Studie Die Stadt, der Stein und das Bauen I im Gespräch mit Christoph Mäckler Architektur + Naturstein 2 I 2010 ÖSTERREICH STEIN TIME 2 | 2010

Steintime Österreich 2 2010

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Steintime Österreich 02 2009, Fachzeitschrift über Architektur mit Naturstein, herausgegeben von der Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke VÖN, Redakteur Willy Hafner und Richard Watzke

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Naturstein ist nachhaltig I das Ergebnis einer StudieDie Stadt, der Stein und das Bauen I im Gespräch mit Christoph Mäckler

Architektur + Naturstein 2 I 2010

ÖSTERREICH

STE

INTI

ME

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2010

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EDITORIAL

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VORTEIL STEIN:EINE STUDIE

BRINGTDEN BEWEIS

NUR FASSADE, DAS REICHT LÄNGST NICHT MEHR. DieGrundfragen des Bauens, so scheint es, rücken in den Mittel-punkt. Ab Mitte der 1990ziger-Jahre wuchsen die ersten grünen,sogenannten ökologischen und natürlich nachhaltigen Bürotürmein den Himmel: Der Commerzbank-Turm in Frankfurt am Mainoder die RWE-Verwaltung in Essen seien hier als Beispielegenannt. Allen gemeinsam ist eine fast vollständige Verglasungder Außenhaut. Erste Zweifel an der Funktionstüchtigkeit dieserund ähnlicher Konzepte weckten von der VÖN in Auftrag gege-bene Studien der TU Wien: Die Glashäuser heizen sich übermä-ßig auf, brauchen eine intensive Klimatisierung einschließlichdes entsprechenden Energieverbrauchs.

Wer immer noch auf einen unumstößlichen Nachweis gewartethatte, dem kann jetzt geholfen werden. Im Auftrag des DeutschenNaturwerkstein-Verbands (DNV) wurde eine Studie verfasst, diesich mit der Nachhaltigkeit von Natursteinfassaden im Vergleichzu Glasfassaden auseinandersetzt. Allein beim wichtigen FaktorPrimärenergiebedarf zeigte sich die Natursteinfassade um denFaktor Vier überlegen. Und: Die betrachteten Umwelteinwirkun-gen der Glasfassade sind zwischen 60 Prozent und etwa360 Prozent höher als die der Natursteinfassade.Dauerhaftigkeit und ein nachhaltiger Betrieb von Gebäudenmuss in Zukunft, ganz abgesehen von einer umweltschonendenProduktion und Verarbeitung der zum Bau benötigten Produkte,noch stärker in unser aller Bewusstsein treten. Naturstein bringtdafür alle notwendigen Voraussetzungen mit.

Dr. Anton Helbich-PoschacherVorsitzender der VereinigungÖsterreichischer Natursteinwerke

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INHALT

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Der grüne Wahnsinn: Für denArchitekten Hans Kollhoff ist nach-haltiges Bauen ein Phantom, dasnur der kurzfristigen Umsatzent-wicklung für bestimmte Produktedient, während die gewachsene

Stadt und die traditionellemoderne Architektur auf den

Müllhaufen der Baugeschichtekommen. Eine Streitschrift.

Die Stadt, das Bauen und der Stein: Wohinentwickeln sich unsere Städte? Stimmendie Vorurteile über ehrgeizige Investoren,ahnungslose Politiker und hilflose Bürger?Kann man Städte planen? Und welcheRolle spielen Materialien in der zeitgemä-ßen Architektur? Der Frankfurter ArchitektChristoph Mäckler gibt Antworten.

Naturstein ist cool: Die Finanzkrise hatdas Thema Klimawandel zwar zunächstaus den Schlagzeilen verdrängt, dasProblem bleibt aber bestehen. Eine Studiezeigt jetzt eine neue Möglichkeit auf, derglobalen Erwärmung zu begegnen: bauenmit Naturstein.

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Glocken, Bänder, Tropfen: Mal istWasser kaum zu hören, tröpfelt leisevon Stein zu Stein, dann plumpst es

wieder laut und geräuschvoll alsgroßer Schwall in ein Becken:

Wasser klingt nach etwas, hat Melo-die in sich, spuckt Töne aus. Sein und

Wasser im modernen Garten: einThema voller Inspirationen.

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F r die Zukunft gestalten.

Die aktuellen Seiten von STEIN TIME

Die Streitschift: der grüne Wahnsinn

Die Studie: Bauen mit Naturstein ist nachhaltig

Die Antworten: die Stadt, das Bauen und der Stein

Die Möglichkeiten: Fassaden richtig montieren

Die Details: Schönheit im Verborgenen

Die Geschichte: Universität in Frankfurt am Main

Die dritte Dimension: Fassade in Kopenhagen

Die Villa: Hang zum Naturstein

St. Veit: ein neuer Platz für die Gemeinde

Mödling: ein Kirchplatz als Labyrinth

Der Garten: Wasser und Stein

Gottfried Höllwarth: Skulpturen, Segmente und X

VÖN intern

Impressum

Fotonachweis

TRENDS

ARCHITEKTUR

INNEN

PLÄTZE

GÄRTEN

ART

STANDARDS

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REDAKTIONWilly Hafner, Katharina Baus,Ariane Suckfüll, Richard Watzke;Streitfeldstraße 35 · D-81673 MünchenTel. +49 89/43 60 05-124Fax +49 89/43 60 05-113www.s-stein.com

VERLAGCallwey VerlagStreitfeldstraße 35 · D-81673 MünchenTel. +49 89/43 60 05-0Fax +49 89/43 60 05-113www.callwey.de

HERAUSGEBERVereinigung ÖsterreichischerNatursteinwerkeScharitzerstraße 5 · A-4020 Linz

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Die Messe GaLaBau gilt alseine Leitmesse der grünenBranche. Vom 15. bis 18. Sep-tember 2010 informierten sichmehr als 60000 Besucher aufdem Messegelände Nürnbergüber Neuheiten für den Garten-und Landschaftsbau. Zahlrei-

che Messestände aus derNatursteinbranche belegten,dass Naturstein im Garten inder Gunst der Bauherren undGestalter weiterhin steigt. DenAusstellern zufolge trafen dievorgestellten Produkte ausNaturstein den Nerv der Zeit:Vor allem Kalksteine, Traver-tine und Sandsteine aus demeuropäischen Raum warengefragt. Besonders beim Mau-erwerk im Garten wünschen

Planer und Bauherren vermehrtklarere Linien und strengereFormen. Passend zu diesemTrend präsentierten die Herstel-ler verschiedene System-mauerwerke aus Sandstein undKalkstein. Die einzelnen Mauer-steine sind so aufeinander

abgestimmt, dass sie einfugenlos versetzbares Mauer-werk mit gleichbleibendenSchichthöhen ergeben, das inder Ansichtsseite deutlich weni-ger Bossen besitzt. Die aktuel-len Steinoberflächen reichenvon getrommelt bis bossiert,zugleich steigt aber auch dieNachfrage nach geschliffenenOberflächen. Die nächsteGaLaBau-Messe findet vom 12.bis 15. September 2012 statt.

GaLaBau 2010

Zurück zur klaren LinieMICHAEL SENN

Marmomacc 2010

Design trifft auf SteinRICHARD WATZKE

Qualitätspflaster in ÖsterreichWILLY HAFNER

TRENDS

Die 45. Internationale Natur-steinmesse Marmomacc inVerona schloss mit einer posi-tiven Bilanz. 56000 Besucher,das entspricht einem Plus vonsechs Prozent gegenüber2009, sahen Maschinen,Werkzeuge und vor allemSteine aus aller Welt. Rund1500 Aussteller aus 130 Län-dern präsentierten sich. Diegroßen Produzenten Brasilien,Indien oder die Türkei zeigtenzwar eine enorme Materialviel-falt, wurden aber in punctoDesign und Innovation voneuropäischen Ausstellern aufdie Plätze verwiesen. Wie inden Jahren zuvor zeigten vorallem italienische Hersteller,wie groß die Bandbreite zeitge-mäßer Gestaltung mit Natur-stein ist. Angesichts des rück-

läufigen Marktes für Standard-sorten und Bearbeitungen tre-ten vor allem italienische Ver-arbeiter die Flucht nach vornan, indem sie mit namhaftenDesignern und Architektenkooperieren.

Der Trend beim Naturstein im Gartenbau geht wieder zu reduzierter

Gestaltung mit klaren Linien und strengen Formen.

Marmorhaus von Thomas Sandell:

Mit ihrem Messestand beteiligte

sich Marsotto edizioni an der

Sonderschau Marmomacc meets

design.

Das Forum Qualitätspflaster(FQP) ist eine Qualitätsgemein-schaft österreichischer Unter-nehmen und Institutionen, diesich zur Förderung der Pflaster-kultur bekennen. Mitgliedersind österreichische Herstellervon Pflaster-, Fugen- und Bet-tungsmaterialien, geräte- undmaschinenherstellende Unter-nehmen, Zulieferer, qualifi-zierte ausführende Unterneh-men, Architekten und Planer,Institutionen und Bauherrn.Das FQP ist eine neutrale Infor-mationsplattform rund um das

Thema Pflasterungen und stelltden Nutzen für Bauherren inden Mittelpunkt. Das ForumQualitätspflaster fordert vonseinen Mitgliedern die Erfül-lung definierter Qualitätskrite-rien und Standesregeln, umdamit langfristig die Reputa-tion der Pflasterbranche zuerhalten. Mitglieder dürfendas Markenzeichen FQP füh-ren und sind verpflichtet, dasFQP-Logo gemäß Nutzungsver-trag zu verbreiten und dieMarke FQP aktiv zu stärken.www.fqp.at

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Der von der Vereinigung Öster-reichischer Natursteinwerke(VÖN) seit 2008 durchgeführteHTL-Natursteinpreis ist einWettbewerb für innovative, nut-zerorientierte Projekte ausNaturstein im Innen- undAußenbereich. Beim Wettbe-werb 2010 an der HTL1 Bauund Design in Linz nahmen 71

Schüler der 11. und 12. Schul-stufe aus vier Klassen teil. InGruppenarbeiten entstanden38 Einreichungen, aus denenein Beitrag von drei Schülernder 3. Klasse Bautechnikbesonders hervorstach. Inihrem Projekt gestalteten sieden Linzer Bernaschekplatzneu und verwendeten dazu

österreichische Quarzite undKalkstein für den Bodenbelagund das Mobiliar. Wegen ihrerintensiven Auseinandersetzungmit den technischen undgestalterischen Eigenschaftender jeweiligen Natursteine undder grafisch überzeugendenPräsentation des Projektskürte die Jury aus HTL-Lehrern

und Vertretern der VÖN diesenWettbewerbsbeitrag zumGesamtsieger. Mittlerweilewird der Wettbewerb auf ganzÖsterreich ausgeweitet. Meh-rere HTLs in ganz Österreichwerden ab dem Herbst 2010teilnehmen.

HTL-Natursteinpreis 2010

Schüler gestalten mit NatursteinRICHARD WATZKE

V. l.: VÖN-Präsident Dr.

Anton Helbich-Poschacher,

Abteilungsvorstand Prof.

DI Christian Armbruster

und Andreas Umhaller,

Paul Schmidberger sowie

Stefan Weihrauch, die sich

mit ihrem Konzept zur

Neugestaltung des Linzer

Bernaschek-Platzes durch-

setzten.

Natursteinpreis europaweitausgeschrieben WILLY HAFNER

Der Deutsche Naturstein-Preis,einer der renommiertestenArchitekturpreise in Deutsch-land, wird 2011 erstmalseuropaweit ausgeschriebenund erhält den Untertitel»European Architecture +Stone«. Der Preis stellt Natur-stein als einen Baustoff in denVordergrund, der hinsichtlichder Rücksichtnahme aufUmwelt, Nachhaltigkeit undEnergieeffizienz vorbildlich ist.Es werden Baukonzepte inEuropa ausgezeichnet, die bei-spielhaft für eine hohe archi-tektonische Qualität, eine tech-nisch-innovative Anwendungund eine wirtschaftliche Kon-struktion aus Naturstein ste-hen. Prämiert wird die vorbildli-

che Gestaltung und technischzeitgemäße Konstruktion vonProjekten in Europa, untermaßgeblicher Verwendung vonNaturstein aus Europa, ausge-führt von Naturstein-Fachbe-trieben. Der Preis wird für reali-sierte Bauwerke vergeben, beidenen dem Baustoff Natursteineine besondere architektoni-sche Bedeutung zukommt unddie beispielhafte Lösungen fürdie Gestaltung unserer Umweltdarstellen. Ausgelobt wird derDeutsche Naturstein-Preis vomDeutschen Naturwerkstein-Ver-band (DNV) in Zusammenarbeitmit dem Bund Deutscher Archi-tekten (BDA), Berlin.Wettbewerbsunterlagen:www.natursteinverband.de

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BAUEN IST IMMER EIN AKT GEWE-SEN, DER IN DIE NATUR EINGREIFT,sich gegen die Natur stellt als Artefakt.Der Mensch hat es sich bequemgemacht in diesen Gehäusen und dar-auf geachtet, dass er nicht allzu vielBrennmaterial verbraucht. Verschwen-dung war seit Vitruv nicht Sache derArchitektur. Nun sollen Gebäude grün

KfW 70 und EnEV oder Minergie,Minergie Plus oder so ähnlich. Und: Esgibt auch keine Kredite mehr ohne dieEinhaltung dieser willkürlichen Stan-dards, weil die Menschen noch wenigerdavon verstehen und die Medien ver-einfachen müssen, um zu überleben.Dann entsteht diese groteske Situa-tion, dass wir nur noch Schuhkartonsbauen mit 18 Zentimetern Styropordrumherum, das ist kreditwürdig, weiles die Banker verstehen und die »Ver-braucher« so wollen, weil es gut für dieUmwelt sein soll und angeblich Heizko-sten spart. Dass es darüber hinausaber noch eine Wohnkultur gibt undeine Urbanität, die sich an der Überlie-ferung misst, ist dabei in Vergessen-heit geraten. Das können wir uns auchleisten, solange wir von der Substanz,die vergangene Generationen geschaf-fen haben, noch zehren können. Wasaber droht, wo diese Substanz nichtmehr hervorgebracht wird? Man sprichtja schon von »erinnerungsfähigenStadtbildern«, und die nächste Ver-marktungswelle rollt heran.Jeder, der sich an der Natur freut, demdas Wachsen eines Grashalms etwasbedeutet, wird dem Bauen mehr Ver-nunft entgegenbringen als unsereFinanzjongleure, denen kein Vorwandzu schade ist, um Mist in Gold zu ver-wandeln. Heute eben unter der Devise

werden und am liebsten Energie erzeu-gen. Was für ein Schwachsinn! Für wiedumm will man uns eigentlich verkau-fen? Denn es geht nur ums Verkaufen,um nichts sonst. Was so moralisierenddaher schreitet im Kleid diverser Zerti-fizierungssysteme, ist nichts anderesals das Abstecken von Claims, dasSichern von Marktanteilen im globalenHauen und Stechen. Findige Projektent-wickler haben längst begriffen, dass esprofitabler ist, irgendein grünes Siegelbeizubringen und bei der Grundsteinle-gung einen amerikanischen Expräsiden-ten einzufliegen, der sich über Sustai-nability auslässt, anstatt ein anständi-ges, also nützliches, dauerhaftes,schönes Haus zu bauen.Wer kann das noch hören: nachhaltigerKaffee, nachhaltige Armaturen (»Was-serverantwortlichkeit«), SustainableCleaning, Aqua Living (Wasseraufberei-tung), Ressourcenschutz (Zink), nach-haltige Bildungsprozesse, nachhaltigesInformationsmanagement, nachhaltigeSchönheit (Sustainable Style), grünerFliegen (Biokraftstoff), grüne Schätze(Dow Jones Sustainability Index) und,last but not least, nachhaltiger Kon-sum?Die politischen Parteien übertreffensich im Hochschrauben der Ansprüche,obwohl keiner mehr etwas von derSache selbst versteht. Das heißt dann

DER GRÜNEWAHNSINN

VON HANS KOLLHOFF

Ist nachhaltiges Bauen ein Phantom, dasnur der kurzfristigen Umsatzentwicklungfür bestimmte Produkte dient, während

die gewachsene Stadt und die traditionellemoderne Architektur auf den Müllhaufen derBaugeschichte kommen?

ARCHITEKTUR

Vertikalschnitt durch die

Fassade der Wohnresi-

denz Tivoli

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sen wird? Man will doch eines Tageszurückkommen aus der großen weitenWelt und den Kindern einmal zeigen,wo man zu Hause ist. Und man möchtevielleicht von vornherein in einer Stadtwohnen, die eine Geschichte hat, undGeschichte wird nun einmal im Gebau-ten augenfällig. Ältere Bauweisen,Fachwerkhäuser etwa mit Weidenge-flecht und Lehmausfachung, warenohnehin dauerhafter und energetischausgereifter als die Errungenschaftendes »Neuen Bauens«, dessen Abstrak-tionsdrang eine schwindsüchtige Archi-tektur hervorgebracht hat, die zuvor-derst der Profitmaximierung diente, bisdie »Ölkrise« über uns hereinbrach.Seit den 1920-Jahren baut man unab-lässig Versuchshäuser und Forschungs-siedlungen und stellt sie rechtzeitigunter Denkmalschutz, bevor die Abriss-birne anrückt. Das Weiterbauen an dervorhandenen städtischen Substanz istoffenbar nicht sexy genug für Werbe-feldzüge, das Bildmaterial gibt nichtgenug her, wenn der Fortschritt in klei-nen Schritten erfolgt. Man kann sichleicht die Stadt vorstellen, die sich ausden momentan zirkulierenden Ver-suchshäusern, Pilotprojekten und High-lights im Nachhaltigkeitswettbewerbergibt. Wer möchte dort leben?

Wer ist der Pate für eine normale,beständige Architektur? Wie mandagegen ein schönes altes Hauslebenswert erhält, welcher Aufwanddamit verbunden ist und was es

»Green Building«. Es geht um Fort-schrittsbilder – höher, weiter, schneller,und die lassen sich mit Glas und spit-zen Winkeln leichter produzieren alsmit dicken Wänden und solidemBauen. Was sich heute bauen nennt,spottet jeder Beschreibung, von Hilfsar-beitern ausgeführt, mit Toleranzen, diejede Schludrigkeit gestatten, ja gera-dezu provozieren, dabei europäischenNormen verpflichtet, die auch wiedernur, der Lobbyarbeit entsprechend, aufMarktvorteile aus sind.

Langlebigkeit statt Wegwerfarchitek-tur: Das müssen wir uns leisten. Wirkönnen es uns also aussuchen, ob wir»green« bauen wollen und dabei dieErosion unserer Städte beschleunigenoder ob wir nach unseren technischenMöglichkeiten in umfassender Weiseverantwortungsvoll weiterbauen. Denntechnischer Fortschritt taugt nichts, so-lange er nicht in eine Bautradition ein-gebunden ist. Dann müssen wir aberbereit sein, auch mehr auszugeben.Warum so kategorisch? So wird mancheiner fragen, und ich frage zurück, wiesoll’s denn anders gehen? Vor 30, 40Jahren haben sechs Zentimeter Styro-por gereicht, jetzt sind es 25 Zentime-ter. Ein Viertelmeter an der Grundriss-peripherie, das ist natürlich ein gewalti-ger Nutzflächenverlust! Wie kann der

kompensiert werden? Durch Bastelnund Kleben. Ein zweischaliger Wandauf-bau erscheint denn auch als purerLuxus, kommen doch noch einmal 10bis 15 Zentimeter Mauerstärke hinzu.Das aber wäre bei Gebäuden mit mehrals drei Geschossen eine solide Bau-weise, als Sichtmauerwerk oder kon-ventionell verputzt, die den Vergleichmit historischen Fassaden nichtscheuen müsste. Ein Großteil unsererStädte, die ja durch Wachstumsschübeim ausgehenden 19. und frühen 20.Jahrhundert geprägt sind, tritt uns miteinem solchen monolithischen Erschei-nungsbild entgegen. Einschaliges Mau-erwerk, selbst mit raffinierter Waben-konfiguration, stößt jedoch, wenn esüber das Einfamilienhaus hinausgeht,an seine Grenzen. Was bleibt, ist diesogenannte Thermohaut oder, rechteuphemistisch, die Kompaktfassade.Plastikhaut auf Styropor auf Beton –oder noch abenteuerlichere Alternati-ven. Wenn wir heute antreten wollen,ein Haus zu bauen, das im Kontext derÜberlieferung, in der Nachbarschaftvon Häusern aus dem 18., 19. und frü-hen 20. Jahrhundert nicht schäbig aus-sieht, müssen wir bereit sein, 10 Pro-zent mehr dafür auszugeben, in derStadt eher 20 Prozent und mehr. DasGebäude mit monolithischer Wand ausdämmfähigem Mauerwerk mit optimier-tem Fensteranteil, also das gute altestädtische Haus, wäre das energetischsinnvollste Hausbauprinzip, es hältnicht nur einen Abschreibungszeitraumlang, also 20 bis 30 Jahre, sondern 50bis 75 Jahre. Wenn es so lange seineHaltbarkeit unter Beweis gestellt hat,da können wir sicher sein, hält es fürimmer. Diese Langlebigkeit und damitverbunden ein urbanes Wohngefühlgeht leider nicht in die Kalkulation derdiversen Zertifikate ein, im Gegensatzzur Wegwerfarchitektur, die natürlichim Interesse des Shareholder Valueerstrebenswert ist.

Bauen heißt bleiben. In Versuchshäu-sern will man nicht wohnen. Wer abermag schon in einem Haus wohnen, vondem er weiß, dass es morgen abgeris-

Die Wohnresidenz Tivoli

in Luzern aus dem Port-

folio von Hans Kollhoff

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ARCHITEKTUR

kostet, das erfährt man nicht, weil esnicht auf den banalen Nenner einer»grünen« Architektur zu bringen ist. Wersagt einem, dass ein schöner alterPutz unbezahlbar geworden ist, weildas entsprechende Handwerk nur nochim Denkmalpflegebereich anzutreffenist? Wer sorgt dafür, dass darauf, bitte-schön, kein Styropor geklebt werdendarf, wenngleich dafür attraktive För-dermittel zur Verfügung stehen? Werhindert die abgestumpften Hauseigen-tümer daran, ihre schönen Holzfenstergegen PVC auszutauschen? Wer machtsie aufmerksam auf den feinen Unter-schied in der Profilierung, im Schatten-bild, zum flachen Kunststoff- oder Alu-miniumprofil, das Generationen avant-gardistischer Architekten so flachgedrückt haben, dass es keinen Schat-ten mehr wir ft? Und wer unterstützt dieAnstrengung dessen, der nicht bereitist, ein elegantes altes gegen ein klobi-ges neues Fenster zu ersetzen? Werfördert den, der den Vorwurf des Ewiggestrigen souverän von sich weist undbereit ist, für ein Sprossenfenster beider Umrüstung auf Isolierverglasungunter Umständen das Doppelte auszu-geben, weil er spürt, dass mit dem Ver-zicht auf Sprossen oder durch bloßesAufkleben von Sprossenattrappen dasHaus seinen Charakter verliert? Dasist ja der Reflex, dem wir ständig aus-gesetzt sind: Das Alte und damit auchBewährte wird erst einmal denunziert,um das verblüffend Neue aus dem Hutzu zaubern, das dann freilich ebensoschnell in der Versenkung verschwin-det, weil es inzwischen von den nächs-ten Innovationen überholt wurde.Um einem fatalen Missverständnis vor-

Deshalb bin ich gegen diesen grünenWahnsinn.Werner Sobek behauptet ja, Häusersollen mit Anstand von der Erde ver-schwinden. Erinnern Sie sich an die»Metastadt« Wulfen? Eine der meistge-förderten und meistgefeierten städte-baulich-architektonischen Errungen-schaften der Bundesrepublik. Es hättealles auseinandergeschraubt werdenkönnen, nachdem man den undichtenStellen nur durch Abriss beikommenkonnte. Aber es wurde einfach mit demBagger beiseite geschoben, ohneMaterialtrennung, weil es die billigsteMethode war. Warum sollte man sichgerade bei der Entsorgung den größtenLuxus leisten?Ich bin gegen den Nachhaltigkeitswahnin der verlogenen Form, wie er heutebetrieben wird. Wenn Recyclingfähigkeitmehr gilt als Permanenz, ist das Endeder Stadt besiegelt, und »Architektur«ist ein Freizeitspaß geworden. Dagegensage ich, baut langlebige, großzügigeHäuser, sodass Ihr nur einmal bauenmüsst, was sonst kontinuierlich herge-stellt, abgerissen und zermahlen wer-den müsste. Und baut so, dass derunverkrampfte Mensch sich damitzurechtfindet. Betrachtet also dasHaus und die Stadt nicht als Wegwerf-produkte und als Konsumgüter, son-dern als wertvolles Kulturgut, von demauch zukünftige Generationen nochzehren können, und – das ist die Kon-sequenz – seid bereit, dafür deutlichmehr auszugeben. Ich habe nichtgesagt, baut verschwenderisch, son-dern so, dass unsere große Traditionder Architektur und Stadt in Europanicht versiegt. Für Architekten ist esriskant, diese Wahrheit auszusprechen.Ich weiß, man gibt sich lieber mit Sty-ropor zufrieden. Wir brauchen einenQualitätswettbewerb, der anfängt beider Planung. Es wird nicht mehr umkurzfristigen Profit gehen, sondern umlangfristige Wertschätzung. Nicht Recy-clingfähigkeit, die dem modernen Idealdes Materialkreislaufs entspricht undfür Konsumgüter, nicht aber für dieStadt taugen mag, wäre unser Anlie-gen, sondern Dauerhaftigkeit. Stadt istPermanenz, nur so wird sie erinne-rungsfähig – und nicht nur als Bild. �

zubeugen: Wir reden hier nicht überDenkmalschutz und Baudenkmale, dieeinen marginalen Prozentsatz derStadtsubstanz ausmachen. Wir redenüber die Masse der Gebäude, die ganzund gar unspektakulären konventionel-len Bauten, ja zunehmend reden wirgerade nicht über die denkmalge-schützten Objekte, denn was seiteinem halben Jahrhundert unter Schutzgestellt wurde, sind ja die Solitäre, dieExperimente, die künstlerischen Eska-paden, die nun sperrig in der Stadt her-umstehen, keine Textur bilden oderbereichern, sondern diese als Hinter-grund missbrauchen, um sich unbe-rechtigterweise selbst in Szene zusetzen.Man muss also das Schlimmstebefürchten, wenn ein Bürgermeisterseine schöne alte Stadt, Tübingen zumBeispiel, »vollkommen umorganisieren«und »viermal mehr mit Styropor einpa-cken« will. Es ist ja nichts dagegen zusagen, dass er ein Gesetz erlassenwill, um alle alten Gebäude zu däm-men, wenn dies auf verantwortungs-volle Weise geschieht, das heißt mitdifferenzierter Betrachtung und derentsprechenden Bereitschaft, denfinanziellen Aufwand nicht zu scheuen,anstatt alle Altbauten über einenKamm zu scheren beim Grünmachen.

Erfahren statt erfinden: Nur was sichbewährt, ist fortschrittlich. Das ist eineSache der Erfahrung. Immer wenn ausder Erfahrung heraus Neues entstan-den ist, ging es gut. Immer wenn bloßerfunden wurde, ging es daneben. Wirleben in einer Zeit der Erfindung undErfahrungslosigkeit. Wir haben garkeine Zeit zu beobachten, wie gut oderschlecht die Dinge, die wir in die Weltsetzen, sind. Schlimmer noch: Wirschauen weg, weil wir schon im Vorausahnen oder gar wissen, wie minderwer-tig unsere Produkte sind. Wir müsseneinfach wieder bereit sein, Erfahrungenzu machen, und das heißt, hin und wie-der zurückzuschauen auf unsere Werkeund sie zu vergleichen mit dem altenKram. Gibt es eine glaubhafte Analyseder Praxisbewährung all dessen, wasseit Jahren hingerechnet wurde vonden Ingenieuren? Ich kenne keine.

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ARCHITEKTUR

Die Finanzkrise hat das Thema Klima-wandel zwar zunächst aus den Schlag-zeilen verdrängt, das Problem bleibt

aber bestehen. Eine Studie zeigt jetzt eineneue Möglichkeit auf, der globalen Erwär-mung zu begegnen: bauen mit Naturstein.

NATURSTEIN?COOL!

VON JÖRG STEPHAN

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Natursteinfassaden bewirken

eine geringere Aufheizung des

Gebäudeinneren bei Sonnen-

einstrahlung.

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wuchsen grüne, ökologische und natür-lich nachhaltige Bürotürme in den deut-schen Himmel: Der Commerzbank-Turmin Frankfurt am Main, die RWE-Verwal-tung in Essen und das ARAG-Hochhausin Düsseldorf seien hier nur als Bei-spiel genannt. Allen gemeinsam isteine fast vollständige Verglasung derAußenhaut. Transparenz war das Zau-berwort. Ausgeklügelte Fassadende-tails und rechnergestützte Haustechniksollten die baulichen Riesen zu energe-tischen Zwergen machen, der RWE-Zylinder sollte gar als erstes Hochhausvollständig natürlich zu belüften sein,bis hinauf in die 30. Etage. Erste Zwei-fel an der Funktionstüchtigkeit dieserund ähnlicher Konzepte weckten Stu-dien der TU Wien sowie des Institutsfür Wohnen und Umwelt in Darmstadt.Das Problem war offenkundig: DieGlashäuser heizten sich übermäßigauf. Abhilfe konnte nur auf zwei Wegengeschaffen werden. Lösung eins: inten-sive Klimatisierung einschließlich desentsprechenden Energieverbrauchs.Oder Lösung zwei: radikale Verschat-tung mit dem entsprechenden Verlustan Transparenz und der widersinnigenKonsequenz, gerade an den sonnig-sten Tagen die Arbeitsplätze künstlichbeleuchten zu müssen.

GLASFASSADEN SIND ZU TEUER

Die Kritik sprach sich herum: Schon2007 stellte der Bayerische Oberste

BRAD PITT UND ANGELINA JOLIE

TUN ES,George Clooney tut es, AlGore tut es natürlich auch, und vieleandere Menschen tun es ihnen gleich:Sie pflegen einen »Lifestyle of Healthand Sustainability« – eine gesunde undnachhaltige Lebensweise. Man nenntsie kurz »Lohas«. Was gesund ist, wis-sen wir alle, auch wenn wir es im All-tag nicht immer beherzigen, der Begriff»Nachhaltigkeit« hingegen bedarf viel-fach noch der Erläuterung. Wer hat denBegriff er funden? Ausnahmsweise ein-mal nicht die Schweizer, sondern diekursächsische Forstverwaltung, undzwar bereits im 16. Jahrhundert. Daerließ sie ein Dekret, demzufolge fürdie Verbauung in den kurfürstlichenBergwerken nur so viel Holz eingesetztwerden durfte, wie die Gehölze ertra-gen konnten. Ein Grundsatz, der in derForstwirtschaft bald allgemein Anwen-

dung fand: Die Menge des geschlage-nen Holzes darf die Menge des durchHege und Pflege des Waldes nach-wachsenden Holzes nicht überschrei-ten. Diese Erkenntnis setzte sichschnell international durch, und die Bri-ten fanden dafür den Begriff»sustained yield«, also: nachhaltigerErtrag. Im geläufigen, umfassendenSinne wird »Nachhaltigkeit« erst seitEnde der 1980-er-Jahre verwendet.Noch im Bericht der Brundtland-Kom-mission, die 1987 im Auftrag der UNOein Konzept für eine gerechte und öko-logisch wie ökonomisch verantwor-tungsvolle Entwicklung unseres Plane-ten skizzierte, kam das Wort nicht vor.Aber der von der Kommission beschrie-bene Weg ließ sich durch keinen ande-ren Begriff besser auf den Punkt brin-gen und begründete dessen bis heuteerfolgreiche Karriere. Konzerne veröf-fentlichen Nachhaltigkeitsberichte,Regierungen gründen Nachhaltigkeits-ausschüsse, Hersteller von Automobi-len, Fernsehgeräten und Müsliriegelnschmücken sich ebenso mit demSignum der Nachhaltigkeit wie Konzert-veranstalter und Ferienclubs. Je infla-tionärer die Verwendung, desto größerist die Gefahr, dass der Kern einerAussage in Vergessenheit gerät. Soverkommt ein Begriff zum Modewort.Auch in der Baubranche wurde Nach-haltigkeit bald zu einem beliebten PR-Argument. Ab Mitte der 1990-er-Jahre

Eine Studie beweist:

Steinfassaden sind um

ein Vielfaches nachhal-

tiger als Glasfassaden.

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ARCHITEKTUR

Rechnungshof in seinem Jahresberichtfest: »Eine umfangreiche Studie hat er-geben, dass Glasfassaden in Planung,Bau und Betrieb aufwendiger und teu-rer sind als Fassaden in konventionel-ler Bauweise.« Nach Ansicht des Baye-rischen Rechnungshofs sollten beistaatlichen Baumaßnahmen Glasfas-saden nur in besonders begründetenFällen zur Ausführung kommen. Werwissen wollte, hätte es schon längerwissen können. Wer immer noch aufeinen unumstößlichen Nachweis gewar-tet hatte, dem kann jetzt geholfen wer-den. Im Auftrag des Deutschen Natur-werkstein-Verbands (DNV) hat dieConsulting Firma PE-International eineStudie verfasst, die sich mit der Nach-haltigkeit von Natursteinfassaden im

schutzverglasung, betrachtet auf einenNutzungszeitraum von 100 Jahren. DerMaterialverschleiß und die daraus fol-genden Austauschzyklen wurden aufder Basis des »Leitfadens nachhaltigesBauen« des Bundesministeriums fürVerkehr, Bau und Stadtentwicklungberücksichtigt. Die Informationen stam-men also, wie alle anderen Eckdaten,aus unparteiischer Quelle. Betrachtetwurde der gesamte »Lebenslauf« derKonstruktionen, von der Herstellungund Montage über den Betrieb undUnterhalt bis hin zur Entsorgung oderWiederverwertung recyclingfähigerBestandteile, in Fachkreisen LCA(= Life Cycle Assessment) genannt.

EINDEUTIGES ERGEBNIS

Basis der Studie waren darüber hinausdie sogenannte CML-Methode, die1992 in den Niederlanden für dieErstellung vergleichbarer Ökobilanzenentwickelt wurde, sowie ein Normen-werk, das als zuverlässige und interna-tional gültige Grundlage von Nachhal-tigkeitsstudien geschaffen wurde. Imvorliegenden Fall konnten die Ergeb-

Vergleich zur Glasfassade auseinander-setzt.

VORTEIL STEIN

Die Studie besteht aus zwei Teilen, imersten Teil wird ein Quadratmeter einertypischen Natursteinfassade vor einerBetontragwand und hinterlüfteter Wär-medämmung mit einem Quadratmetereiner typischen Glasfassade vergli-chen. Im zweiten Teil der Studie wer-den verschiedene Fassadenkonstruktio-nen an einem realisierten Bauprojektuntersucht. Verglichen wurdenzunächst eine klassische hinterlüfteteNatursteinbekleidung mit vier Zentime-tern Steindicke und eine Betontrag-wand mit einer ebenso klassischenPfosten-Riegel-Konstruktion mit Wärme-

Fassaden aus Naturstein sind in puncto Primär-

energiebedarf bezogen auf einen Lebenszyklus

von 100 Jahren um das Vierfache besser als

eine konventionelle Glasfassade.

Die Umweltbelastungen, die während der Her-

stellung, Nutzung und des Lebensendes einer

Glasfassade entstehen, sind zwischen 60 und

360 % höher als die der Natursteinfassade.

Die beim Bau von Natursteinfas-

saden verwendeten Materialien

sind wesentlich langlebiger als

diejenigen, die bei Glasfassaden

zum Einsatz kommen.

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Buche. So hat also ein Gebäude, dasvollständig mit Stein verkleidet wird,beste Nachhaltigkeitswerte undgeringe Betriebskosten, aber aucheinen kleinen Nachteil: Man sitzt imDunkeln. Daher wird im zweiten Teil derStudie als Anwendungsbeispiel die kon-kret ausgeführte Fassadenkonstruktiondes Opernturms in Frankfurt am Mainmit zwei theoretischen Fassadenkons-truktionen verglichen. �

Bedeutung. Diese Kosten werden ins-besondere durch den Bedarf an Hei-zungs- oder Kühlenergie für dasGebäude bestimmt, die wesentlich vonder Fassadenkonstruktion abhängen.So ist der für den Wärmeschutz bedeu-tende U-Wert bei der Natursteinfas-sade mit 0,32 W/m2 wesentlich gerin-ger als bei der Glasfassade mit 1,25W/m2. Das bedeutet, dass die Trans-missionswärmeverluste und damit derWärmebedarf des Gebäudes bei derNatursteinfassade deutlich geringersind. Die ökonomischen und ökologi-schen Auswirkungen der Wärmeverlus-te im Winter sowie des im Sommerbenötigten enormen Kühlbedarfs beigroßflächigen Glasflächen wurden indieser Studie noch nicht berücksich-tigt. Laut einer Untersuchung desDarmstädter Instituts Wohnen undUmwelt liegt der Energiebedarf einesGebäudes mit konventioneller Natur-steinfassade zwischen 100 und 150Kilowattstunden pro Quadratmeter undJahr, während der Primärenergiever-brauch bei Glasgebäuden zwischen300 und 700 Kilowattstunden pro Qua-dratmeter und Jahr anzusiedeln ist undsomit dem Niveau schlechter Altbautenentspricht. Die erforderliche regelmä-ßige Reinigung der Glasfassadeschlägt mit durchschnittlich 1,50 Euroje Quadratmeter Fassadenfläche zu

nisse kaum deutlicher sein: Allein beimwichtigen Faktor Primärenergiebedarfzeigte sich die Natursteinfassade umden Faktor vier überlegen: Statt annä-hernd 6000 Megajoule Energieeinsatzbegnügte sie sich mit knapp 1500Megajoule. Die betrachteten Umwelt-einwirkungen der Glasfassade sindzwischen 60 Prozent und rund 360Prozent höher als die der Naturstein-fassade: So beträgt das Treibhaus-potenzial (CO2-Äquivalent; GWP) derGlasfassade mehr als das 2,5-Fachedes Wertes der Natursteinfassade.Das Ozonabbaupotenzial (R 11; ODP),das für den Abbau der Ozonschicht inder Stratosphäre verantwortlich ist, istmehr als das 1,5-Fache, das Versaue-rungspotenzial (SO2-Äquivalent; AP) ummehr als das Dreifache und das Eutro-phierungspotenzial (PO2-Äquivalent; EP)um das 4,5-Fache höher als die Werteder Natursteinfassade. Auch das fürdie Bildung bodennahen Ozons verant-wortliche Sommersmogpotenzial (C2H4-Äquivalent; POCP) besitzt bei der Glas-fassade einen mehr als viermal sohohen Wert als bei der Natursteinfas-sade. Die Verwendung von Natursteinschlägt sich aber nicht nur in einemreinen Umweltgewissen, sondern auchin barer Münze nieder. Ausgetauschtwerden muss nämlich bei der Glasfas-sade: der innen liegende Sonnenschutzalle 15 Jahre, die Dichtungen alle 20Jahre, die Verglasung alle 25 Jahreund die Aluminiumrahmen alle 50Jahre. Das geht ins Geld. Beim Natur-stein wurde ein Wechsel der Wärme-dämmung alle 30 Jahre sowie ein kom-pletter Austausch der Fassade ein-schließlich Unterkonstruktion alle 80Jahre berücksichtigt. (Dies ist denFestlegungen im »Leitfaden nachhalti-ges Bauen« geschuldet, in der Baupra-xis können längere Nutzungsdauernerzielt werden.) Neben den Herstel-lungs- und Instandsetzungskosten derGebäudehüllen sind die Unterhaltungs-kosten des Gebäudes von großer

DIE KOMPLETTE STUDIE

Die Studie »Ökobilanz Naturstein« ist ab

Dezember 2010 erhältlich. Sie enthält

eine detaillierte Zusammenfassung der

zweiteiligen Ökobilanzstudie über Fassa-

denvarianten in Naturstein und Glas.

Download unter:

www.pronaturstein.at

Auch die Kosten für Heiz- und

Kühlbedarf eines Gebäudes hän-

gen wesentlich von der Art der

Fassadenkonstruktion ab.

Vereinigung

Österreichischer

Natursteinwerke

4020 Linz

Fon 0 76 12/8 73 36

Fax 0 76 12/8 94 33

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16 STEIN TIME 2 I 10

DIE STADT,DAS BAUEN UND

DER STEINVON JÖRG STEPHAN

Wohin entwickeln sich unsere Städte? Stimmendie Vorurteile über ehrgeizige Investoren,ahnungslose Politiker und hilflose Bürger? Kann

man Städte planen? Und welche Rolle spielen Materia-lien in der zeitgemäßen Architektur? Der FrankfurterArchitekt Christoph Mäckler gibt Antworten.

ARCHITEKTUR

Architekt Christoph Mäckler setzt bei seinen

Bauten seit Langem auf das Material Stein.

Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der TU

Dortmund bringt Mäckler Architekturstuden-

ten den Umgang mit dem »Werkstoff Stein«

in der zeitgemäßen Architektur nahe.

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DAS BÜRO MÄCKLER. KEINE GRÜNDER-ZEITVILLA im Grüngürtel der Stadt, keinebürgerlich-klassizistischen Altbaufluchten.Immerhin ein Hochhaus, so viel Mainhattandarf es schon sein, aber eines der schlichte-ren, weniger spektakulären. Für alte Frank-furter ist es immer noch das Selmi-Haus, inErinnerung an einen legendären FrankfurterInvestor der Siebzigerjahre. Es herrscht einegelöste Stimmung, das bevorstehendeWochenende verspricht sommerliche Ent-spannung. Christoph Mäckler möchte lieberin seinem Arbeitszimmer reden. Ein Raum,für dessen Benutzer Repräsentation erkenn-bar keine Priorität hat. Schmal, an der Fens-terseite eine durchgehende Arbeitsplatte,gut gefüllt, aber nicht chaotisch. In derNische gegenüber ein ebenfalls schmalesPodest mit Bücherregalen, davor zwei Besu-chersessel, irgendwo ein kleiner Bildschirm.Ein Hauch englischer Clubatmosphäre.Irgendwie – da sollte es ein besseres Wortgeben, gibt es aber nicht – »gemütlich«.Mäckler kommt aus einer Besprechung undwürde jetzt gern erstmal eine Zigarette rau-chen. Dankbar nutzt der Besucher aus Bay-ern die Gelegenheit, Toleranz beweisen zukönnen, insbesondere Rauchern gegenüber.Keine Einwände also. Dann kann es losgehen.

STEIN TIME: Sie sehen Bauen als Reaktionauf das Vorhandene, können Sie ein Beispielgeben?Christoph Mäckler: Nehmen Sie als Beispielden Campus Westend hier in Frankfurt. Dahabe ich die Stadt bei der Erstellung einerGestaltungssatzung beraten. Und dabei

Der Opernturm in Frankfurt/Main im

Überblick. Das Sockelbauwerk bindet das

Haus in den städtischen Kontext ein.

Die Eingangszone

des Opernturms in

Frankfurt am Main

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18 STEIN TIME 2 I 10

ARCHITEKTUR

stand der Ensemble-Gedanke klar imVordergrund – ich hatte da immer dasBeispiel Princeton vor Augen. UnsereVorgaben gingen recht weit: Lochfassa-den, Naturstein und ein paar andereDinge waren zwingend gefordert. Trotz-dem war das Ergebnis sehr vielfältigund abwechslungsreich, die haben janicht einmal den gleichen Stein benutzt.Auch die Qualität ist sehr unterschied-lich, aber das ist ja gerade einer derVorzüge des Ensembles, dass es sol-che Niveauunterschiede verträgt.

STEIN TIME: Wird so ein »Korsett« nichtvon vielen Ihrer Kollegen als einengendempfunden?Christoph Mäckler: Man muss wissen,dass man bei einem solchen VerfahrenKritik auf sich zieht. Bewerbungen vonKollegen, die mit ihrer Architektur nurMarkenzeichen setzen wollen, konntennatürlich nicht berücksichtigt werden.

STEIN TIME: Was sind die Marken?Christoph Mäckler: Eine Architektur, dienur auf Wiedererkennbarkeit setzt. Wennalso jemand nur mit weißen Metallpa-

abweisender gemacht als die anderen.Aber deswegen kann man doch nichtalle Stilelemente, die damals verwen-det wurden, zum Tabu erklären. EineDebatte wie die über den möglichenAbriss des deutschen Biennale-Pavil-lons in Venedig ist doch einfach nurlächerlich.

STEIN TIME: Aber spricht denn dieseArchitektur nicht tatsächlich die »Spra-che des Herrenmenschen«?Christoph Mäckler: Lassen Sie michIhnen ein Beispiel geben: Als wir Endeder Achtzigerjahre die ständige Vertre-tung der Bundesrepublik »bei der DDR«bauten, ging ich oft zu Fuß vom Grenz-kontrollpunkt zur Baustelle. Der Wegführte am Gebäude des ehemaligenReichsluftfahrtministeriums vorbei, eingroßer grauer Kasten. Nachdem damittlerweile irgendeine DDR-Behördeuntergebracht war, standen natürlichauch Volkspolizisten davor – das hatteschon was Bedrohliches. Nach derWende hingen dann irgendwann Bun-desadler am Gebäude. Als ich das sah,ließ ich mich einmal durch dasGebäude führen. Und obwohl sich daseit Görings Zeiten noch nicht viel ver-ändert hatte: Die Angst war weg. Es istnie die Architektur, die Menschen unter-

neelen oder verknittertem Aluminiumoder verdrehtem Sichtbeton bauen willoder kann, ohne erkennbar Rücksichtauf die Umgebung seines Baus zu neh-men. Da entsteht Eventarchitektur, dienur auf sich selbst bezogen dasteht undden Kontext ignoriert. Das wollten wirbeim Campus Westend vermeiden.

STEIN TIME: Wenn Sie Kontext sagen,ist das ja auch der historische Kontext.Da hat in Deutschland einerseits derKrieg gewaltige Verluste verursacht,andererseits steht der historischeBezug immer noch unter dem General-verdacht der Rückwärtsgewandtheit.Wirkt da immer noch das unselige Erbedes Dritten Reiches nach?Christoph Mäckler: Der Nationalsozia-lismus hat unglaublich vieles besudelt,das wirkt tatsächlich bis heute spürbarnach. Und natürlich habe auch ich frü-her die Naziarchitektur als »faschis-tisch« bezeichnet. Aber diese Art desNeo-Klassizismus wurde doch damalsauf der ganzen Welt gebaut, auchschon lange vor den Nazis. Die habendas nur noch monumentaler und noch

Wiederentdeckte Techniken:

Mäcklers in den Neunzigerjahren in

Berlin entstandener »Lindencorso«

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von wirklich überragender Bedeutung istdas sicher in Ordnung. Die Frauenkir-che in Dresden, oder, wenn auch inkleinerem Maßstab, die alte Bibliothekhier in Frankfurt. Aber »alt« oder auf altgemacht ist doch kein Gütesiegel.Schlechte Architektur und schlechteArchitekten gab es schon immer, auchim Barock. Ich möchte traditionelle Ele-mente in zeitgemäßer Form neu inter-pretieren, anknüpfen an die Vormo-derne oder die frühe Moderne. DieArchitekturkritik meckert seit hundertJahren über das 19. Jahrhundert, abernie hat einer erklärt, wie es denn hättegemacht werden sollen.

STEIN TIME: Können Sie uns am Bei-spiel Ihres jüngsten Bauwerks, demOpernturm in Frankfurt, erklären, wieStadtbaukunst für Sie funktioniert?Christoph Mäckler: Der Opernturm isteinfach ein vernünftiges, zeitgemäßesGebäude. Wir haben mit dem Sockel-

hatte, durfte er wieder abreißen. Daswar genaue Planung, kein natürlichesWachstum! Auch auf dem Campo vonSiena finden Sie mittelmäßige Architek-tur, aber die Qualität kommt über dasEnsemble, nicht über das inszeniertIndividuelle. In Frankfurt gab es im 19.Jahrhundert den Baumeister Heß, beidem mussten sich die Bauherren Farb-und Materialmuster anschauen; und wiedie Dächer und Fenster und Türen aus-zusehen hatten, das war bis ins Detailgeregelt. Da haben Menschen vomBauen etwas gewusst und dieses Wis-sen basierte auf Überlieferung undErfahrung. Daran müssen wir wiederanknüpfen.

STEIN TIME: Sehen Sie die Zukunftwirklich in der Rückbesinnung, Stich-wort: Stadtschloss Berlin?Christoph Mäckler: Um das ganz deut-lich zu machen: Ich bin nicht für dieRekonstruktion. Bei wenigen Bauten

drückt, es sind die Menschen selber.Sie können jemanden auch im Kellereines Glashauses foltern, das Gebäudeist dafür nicht verantwortlich.

STEIN TIME: Wie erklären Sie sich danndiese Berührungsangst gegenüber derGeschichte?Christoph Mäckler: Nach dem Kriegwollte man in Deutschland nur nachvorne schauen. Tradition war obsolet,man konnte nicht einmal mehr einennormalen Tisch bauen – so wurde derNierentisch erfunden. Hier in Frankfurthat man ernsthaft darüber nachge-dacht, dem Dom ein Flachdach aufzu-setzen. Hinzu kam, dass die bestenArchitekten das Land verlassen hattenund der Wiederaufbau zu bewältigenwar. Selbstverständlich konnte mannicht erwarten, dass bei einer soimmensen Aufgabe ausschließlich her-vorragende Architektur entsteht, aberdie Qualität insgesamt war doch rechtjämmerlich. Ausnahmen wie Sep Ruf,Egon Eiermann, Helmut Hentrich inDüsseldorf gab es natürlich auch. Aberbeherrschend war das Mittelmaß. UndSäulen oder Symmetrie waren völligundenkbar, das NS-Trauma beherrschtedie gesamte Debatte. Man wandte sichab von der Geschichte und verlor dar-über nach und nach den Bezug zumBauen – Städtebau, Raumplanung, dasalles wurde mehr und mehr theoreti-siert und zu einer Angelegenheit derGesellschaftswissenschaften gemacht.

STEIN TIME: Aber lässt sich denn eineStadt, oder wie in Deutschland nachdem Krieg Hunderte von Städten, wirk-lich planen? Die oft gerühmten toskani-schen Vorbilder wie Siena oder Volterra,das sind doch über die Jahrhundertegewachsene Strukturen. Können solcheQualitäten wirklich über Stadtplanungund Gestaltungssatzungen erreichtwerden?Christoph Mäckler: Das ist ja ein weit-verbreiteter Irrtum, diese Städte seiensozusagen aus sich selbst heraus ent-standen. Lesen Sie mal nach bei Leutenwie Humbertz oder Braunfels, da gab esverbindliche Vorschriften zu Material,Farbe und Größe. Wenn da jemandeinen halben Meter zu hoch gebaut

Das Torhaus am Frankfurter West-

hafen mit einer Fassade aus Kirch-

heimer Muschelkalk

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20 STEIN TIME 2 I 10

ARCHITEKTUR

bau die Grenzen des Platzes um diealte Oper herum wiederhergestellt,dabei die bestehenden Traufhöhen auf-gegriffen und uns mit der Lochfassade,den Farben und dem Material auf dasvorhandene Vokabular bezogen.Dadurch tragen wir dazu bei, den Cha-rakter des Opernplatzes zu festigen.Meine ganze Arbeit geht immer davonaus, sich nach dem Ort zu richten,nicht sich ihm zu widersetzen.

STEIN TIME: Der Opernturm erhielt jaals erstes Gebäude in Europa ein Zerti-fikat für Nachhaltigkeit. Ist diesesThema für Ihr Büro wichtig, wie gehenSie in der Planungspraxis damit um?Christoph Mäckler: Eigentlich gar nicht.Überspitzt formuliert: Wir bauen seit 30Jahren nachhaltig, ohne uns gezieltdarum zu bemühen. Nachhaltigkeit istbei intelligenter Planung fast ein Neben-produkt. Der Opernturm hat eine zu 50Prozent geschlossene Fassade, dieFenster werden durch die Lisenen ver-schattet, das bewahrt ihn vor Überhit-zung. Und spart Energie, ganz ohneSolarkollektoren und Erdwärme. Außer-dem verwenden wir dauerhafte, wenig

Fassade steinmetztechnisch bearbeitenlassen und seitdem eine Menge anErfahrung auf diesem Gebiet gesam-melt. Das ist auch wichtig, wenigstensein bisschen Kenntnis sollte man daschon haben. Granit ist für Kannelurenzu hart und nicht jeder Stein kann imWasser stehen. Im Moment haben wirein Projekt, einen kleinen Belvedere ineinem Park, den wir aus massivenNatursteinquadern errichten wollen.

STEIN TIME: Mit Tishman Speyer war jaein international ausgerichteter Investorihr Bauherr beim Opernturm. Sind Sienun auf dem Weg zum Global Player?Christoph Mäckler: Die Idee allein findeich aberwitzig. Irgendwo Dinge planenmit angelesenem Hintergrundwissen?Das kann nicht gut gehen. Ich früh-stücke gern mit meiner Familie und ver-bringe das Wochenende lieber zu Hauseals im Büro, da bin ich dann an dreiTagen die Woche und weitere zwei amInstitut. Global Player, das macht kei-nen Spaß. Wenn der Bürgermeister vonBamberg anruft und fragt, ob ich einenVorschlag für seine Bahnhofstraßemachen möchte – das macht Spaß. �

pflegeintensive Materialien, deren Alte-rungsverhalten wir kennen, und verar-beiten sie handwerklich und anwen-dungsgerecht. Holz zum Beispiel wirdnicht versiegelt oder lackiert. So sinkendie Nebenkosten eines Gebäudes, unddas ist für Investoren von Interesse.

STEIN TIME: Naturstein spielt bei die-sem Projekt auch eine Rolle. Sie sindvielleicht kein ausgesprochener Stein-Architekt, verwenden das Material aberdoch immer wieder. Was ist für sie dasFaszinierende am Stein?Christoph Mäckler: Da gibt es unter-schiedliche Gründe. Stein muss nichtproduziert werden. Glas, Stahl oder Alu-minium durchlaufen komplizierte undaufwendige Herstellungsprozesse. Steinist einfach da, man muss ihn sich nurholen. Ich schätze seine Dauerhaftig-keit und ich mag seine Haptik und dasSpiel von Licht und Schatten auf denunterschiedlichen Oberflächen. Bis indie Neunzigerjahre gab es Natursteinnur als hochglanzpolierte Fassadenplat-ten mit Kreuzfuge. Beim Lindencorso inBerlin haben wir, als erste Architektennach dem Krieg glaube ich, wieder eine

Auch die großzügige

Lobby des Opernturms

prägt der Stein.

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Airtec Stone von

alsecco im Einsatz:

Verwaltungsgebäude

in Bad Oyenhausen

22 STEIN TIME 2 I 10

BITTE FESTHALTENVON JÖRG STEPHAN F ür Natursteinfassaden hat »Nachhaltigkeit«

doppelte Bedeutung: Einmal müssen sie natürlichhalten. Dafür sorgen verschiedenste Befesti-

gungs- und Verankerungssysteme. Aber wie ist es umdie Nachhaltigkeit bestellt? Eine Bestandsaufnahme.

ARCHITEKTUR

Eckdetail einer

Fassade

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rung systemsicher meistern lässt – vonspeziellen Sichtkanten bis hin zu abge-stimmten, individuell vorgefertigtenFormteilen. Bei der Ausbildung vonWärmedämmverbundsystemen in Natur-steinoptik bietet alsecco zusätzlich dieNatursteinsysteme Alprotect Stone undAlprotect Stone XL. Alprotect Stone isteine acht bis zehn Millimeter starkeNatursteintafel mit rückseitig kaschier-tem Gewebe. Sie lässt sich bis auf Erd-geschosshöhe mit dem Wärmedämm-verbundsystem verkleben. Formatgrö-ßen bis zu 0,36 Quadratmetern könnenso verbaut werden. Bei Stärken vonmaximal zwölf Millimetern ermöglichendie Tafeln den Aufbau besonders

DASS STEIN HART UND UNVERWÜST-LICH IST, hat schon fast sprichwörtli-chen Charakter. Wenn unsere Zivilisa-tion dereinst den Weg alles Irdischengegangen sein sollte, werden nur zweiZeugnisse ihres Wirkens noch Jahrhun-derttausende überdauern: die ägypti-schen Pyramiden und die Porträts derUS-Präsidenten am Mount Rushmore.So gesehen kann an der Nachhaltig-keit des Materials Stein kein Zweifelbestehen.Aber pharaonenhafte Massivbautenkann sich ein moderner Investorebenso wenig leisten wie den Umbauder Zugspitze zu einem Verwaltungszen-trum. An den zu erwartenden Wider-stand gegen so ein Projekt wollen wirgar nicht denken. Architektur muss wirt-schaftlich sein und der Materialeinsatzmuss dementsprechend auf ein ver-nünftiges Maß reduziert werden. So istim System »Fassade« der Stein nur einBauteil von vielen, die im Wortsinntragende Rolle haben andere übernom-men: Anker, Schienen und Profile. Auchderen Hersteller haben das Thema»Nachhaltigkeit« entdeckt und interpre-tieren es auf vielfältige und zum Teilüberraschende Art.

DÜNN MACHENDie Firma alsecco hat mit dem SystemAirtec Stone eine spezielle Naturstein-Leichtfassadenplatte entwickelt. DiesePlatte besteht aus einer acht bis zehnMillimeter starken Natursteinplatte, diemit einer 19 Millimeter messendenTrägerplatte verbunden ist. Die darausresultierende Sandwichplatte hat jenach Natursteinauswahl eine Dicke vonetwa 28 bis 30 Millimetern. DieseKonstruktion ist bis zu 60 Prozent leich-ter als massiver Naturstein und eignetsich daher besonders für Sanierungenim Bestand. Die bauaufsichtlich zuge-lassenen Naturstein-Leichtfassadenplat-ten werden in verschiedenen Größen,Formaten und Oberflächenvariantenhergestellt. Je nach Anforderung undAnspruch von Bauherren und Planernkönnen gemeinsam mit alsecco indivi-duelle Lösungen erarbeitet und der spe-zifische Naturstein für das jeweiligeObjekt bestimmt werden. Dabei könnenNatursteinplatten bis zu einer Größevon 4,7 Quadratmetern eingesetzt wer-den. Noch mehr Gestaltungsmöglichkei-ten bietet ein abgestimmtes Zubehör-Programm, mit dem sich nahezu jedebauliche und architektonische Anforde-

Hält dank T-Ankern:

Haus am Fluss an

der Weser in Bre-

men

Der T-Anker im Detail

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24 STEIN TIME 2 I 10

ARCHITEKTUR

schlanker Wandkonstruktionen. DerGrundaufbau der Systeme AlprotectStone XL und Airtec Stone ist iden-tisch. Jeweils wird eine Natursteinplatteauf eine Trägerplatte verklebt. Die maxi-male Plattengröße beträgt bei diesemSystem 0,72 Quadratmeter. Der Vorteilgegenüber Alprotect Stone liegt in einerextrem hohen Stoßfestigkeit des Sand-wichelementes. Die Naturstein-Verbund-platten lassen sich einreihig bis zueiner Anwendungshöhe von 1,20Metern auf dem Wärmedämmverbund-system verkleben.Auch wenn es bis dato noch keine Zer-tifizierung gibt, wird das Thema »GreenBuilding« bei alsecco ernst genommen.Durch die reduzierten Materialstärkenwird die Ressource Naturstein ge-schont, und das geringere Konstrukti-onsgewicht ermöglicht effizientereTragkonstruktionen, die nicht nur öko-nomische, sondern auch ökologischeVorteile bieten.

FLACH SETZENEinen anderen Ansatz verfolgt man beiStone Innovations. In Bremen wurde inden Jahren 2008/2009 das »Haus amFluss« als Verwaltungssitz eines Bre-mer Speditionsunternehmens errichtet.Das Problem war die Lage direkt am

elten Fräsmaschinen in den Betongeschnitten, sechs derartige Nutenkönnen in nur zwei Minuten erstelltwerden. Je nach Härte des zu schnei-denden Materials schaffen die Einsätzedieser Maschinen bis zu 1000 Fräsun-gen. Derzeit ist für eine Montage mitdem Knappe-T-Anker noch eine Zulas-sung im Einzelfall erforderlich. HorstKnappe, der Entwicklungschef vonStone Innovations, möchte das auchgar nicht ändern. Er zieht es vor, »einexklusives Produkt für anspruchsvolleBauherren« zu vertreiben. Seinem Ver-ständnis von Nachhaltigkeit entsprichtes, die tragende Struktur eines Bau-werks möglichst unberührt zu lassenund somit dessen Lebensdauer zuverlängern.

SCHNITTIG VERANKERNDie KEIL Befestigungstechnik GmbH inEngelskirchen bei Köln hat sich auf dieFassadenbefestigung auf der Basis derHinterschnitttechnik spezialisiert undzählt mit mehr als 1000 abgewickeltenProjekten zu den weltweit führendenAnbietern auf diesem Gebiet. EigeneForschungen und Patente bieten Archi-tekten und Fassadenbauern heute neueMöglichkeiten, Fassadenplatten rücksei-tig zu befestigen. Damit reagiert KEIL

Weserufer und der auch in Bremennoch messbar hohe Salzgehalt der Luft.So machte es der Bauherr zur Bedin-gung, dass bei der Verankerung der2200-Quadratmeter-Fassade aus Jura-kalkstein keine Beschädigung derBetonarmierung erfolgen durfte. DieVerankerung konnte daher lediglich inder 30 bis 40 Millimeter starken Deck-schicht befestigt werden. Zum Einsatzkam der Knappe-T-Anker. Die sehrgeringe Setztiefe der »T-Nut-Anker-Tech-nologie« gewährleistet, dass der Beton-stahl nicht verletzt wird, und bietetzudem den Vorteil, dass zur Befesti-gung für die Unterkonstruktion handels-übliche Edelstahlschrauben bzw. Alumi-niumprofile verwendet werden können.Die Nuten werden mit speziell entwick-

Die Fassade des Museum

of Liverpool bei Nacht

Dreidimensionale Rauten: vorge-

hängte Kalkstein-Fassadenplatten

am Museum of Liverpool

Seitlicher Einblick

in eine unsichtbare

Hinterschnitt-

Befestigung

Page 24: Steintime Österreich 2 2010

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zwölf Zentimetern und in freien Längen.Im Verbund mit einer Metallunterkons-truktion entsteht ein vorgehängteshinterlüftetes Fassadensystem. Dankdieser neu entwickelten Befestigungs-technik und der Hinterlüftung der Natur-steinriemen wird eine lange Lebens-dauer bei minimalem Konstruktionsauf-bau erreicht. Der in der Schweiz gefor-derte, sehr anspruchsvolle Minergie-standard kann eingehalten werden.Zusätzlicher Vorteil: Die Montage mitdem System StoneFix ist witterungs-unabhängig.

AUSBLICKDie Nachhaltigkeit ist also im Alltag derVerankerungsspezialisten angekommen.Wie immer bei neuen Entwicklungenwirft jede gefundene Antwort aber auchneue Fragen auf: Wie groß ist dennüberhaupt der Einfluss einer Unterkons-truktion auf die Wärmebilanz einesGebäudes, welcher Aufwand ist nochsinnvoll? Kann die Lebensdauer vonFassadenbekleidungen verlängert wer-den, z.B. durch vereinfachte Demon-tage und Wiedermontage? KönnenMaterial und Herstellung von Veranke-rungen hinsichtlich ihrer Umweltbilanzoptimiert werden? Fragen, die inZukunft zu beantworten sein werden. �

und mit einer Europäischen Techni-schen Zulassung (ETA-06/0253) füreinen noch weiteren Bereich vonGesteinsgruppen verwendbar gemacht,so zum Beispiel auch für Kalk- undSandsteine. Musste bislang für jedeSteingruppe eine objekt- und stein-bruchbezogene Zulassung beantragtwerden, können Fassaden aus Natur-werkstein nun auf der Basis nur einerNorm und der neuen ETA nachhaltig,toleranzarm und variantenreich geplantund ausgeführt werden. Darüber hinausbietet die Vielzahl der mit dieser Zulas-sung erfassten Gesteinsarten denArchitekten eine deutlich erweitertegestalterische Freiheit.

MINERGETISCH GESCHICHTETDie Breitenstein AG in Zug in derSchweiz verarbeitet, produziert undhandelt mit Natursteinen, Kunststeinenund Betonelementen. Die wachsendenErwartungen von Bauherren in Bezugauf Langlebigkeit und Sicherheit sowiedie steigende Nachfrage auf dem Marktnach kleinformatigen Natursteinfassa-den führte zur Entwicklung des Fassa-densystems StoneFix. Dabei handelt essich um ein mechanisches, zwängungs-freies Befestigungssystem für Natur-steinriemen in Höhen von sieben bis

auf veränderte Rahmenbedingungen,denn neue architektonische Anforderun-gen und die energetische Bewertungaller Bauteile und ihrer Komponentenfordern eine anpassungsfähige Befesti-gungstechnik.Denn Verankerungen in der wärmege-dämmten Außenwand bilden kons-truktive Wärmebrücken, die bei derErstellung des Wärmeschutznachweiseszu berücksichtigen sind. Ziel ist esdaher, die Anzahl der Durchdringungender Dämmschicht zu reduzieren. Groß-formatige, mit Hinterschnittankern befe-stigte Fassadenplatten aus Natursteinerhöhen den thermischen Widerstandeiner Außenwand deutlich. KEIL hat nundiese bereits bewährte Befestigungs-technik konsequent weiterentwickelt

Minimale Fugen dank eines

Fix-Systems

Federhalter mit

Steinriemen

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26 STEIN TIME 2 I 10

Aauf die Details kommt es an. Sie prägen einBauwerk, verleihen ihm auch auf den zweitenBlick einen unverwechselbaren Charakter.

Gerade im Privatbau legen Bauherren Wert auf hoch-wertige Werkstoffe. Wandverkleidungen, Böden undBäder aus Naturstein spielen hier eine Hauptrolle.

ARCHITEKTUR

Die stillen StarsVON RICHARD WATZKE

Page 26: Steintime Österreich 2 2010

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Spaltraue Riemen aus

Rauriser Naturstein dienen als

Böschungsmauer und umrah-

men den Pool einer Villa in

Tirol.

HAUS GERBER IN LERMOOS

Vor dem Panorama der Zugspitze

erhebt sich das Privathaus in einer

Hanglage. Der Bauherr wünschte

nicht zuletzt wegen der Nähe zur Zug-

spitze österreichischen Naturstein.

ARCHITEKT

Arch. DI Sebastian Krehn

6900 Bregenz

Page 27: Steintime Österreich 2 2010

Mit dem Schichtmauerwerk aus spaltrauen Kalkbruchsteinen aus St. Koloman stellt der

Pavillon einen Bezug zu den bereits vorhandenen Geländeterrassen her, die ebenfalls

aus diesen Kalkbruchsteinen gefügt waren. Tageslicht dringt durch die perforierte

Außenwand ins Tepidarium und schafft eine intime Atmosphäre. Sitz- und Liegeflächen

sind aus dem Kalkstein Giallo Dorato gefertigt. Die Duschverkleidung wurde aus

großformatigem Kärntner Carat Blaugrün gefertigt.

28 STEIN TIME 2 I 10

ARCHITEKTUR

PAVILLON ÜBER DEM TRAUNSEE

Ein Seminarpavillon in einer Hang-

lage am Traunsee in Oberösterreich:

Das zweisschalige Mauerwerk

besitzt eine 16 cm starke

Wärmedämmung.

ARCHITEKT

Arch. DI Gerhard Fischill, Linz

4020 Linz

NATURSTEINARBEITEN

Casa Sasso, 4055 Pucking

Page 28: Steintime Österreich 2 2010

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Hochwertige Bäder bestechen durch Naturstein. Die spiegelbildlich angeordneten und

hinterleuchteten Onyxplatten bilden einen Blickfang in dem Schauraum. Die Rück-

wand der Duschkabine besteht aus wandhohen Streifen aus spaltrauem Quarzit.

SHOWROOM IN AURACH

Gasteiger will der Inbegriff an-

spruchsvoller Badarchitektur sein.

Der Verkaufsraum zeigt zeitgemäße

Badgestaltung und ist zugleich

Schauraum für Naturstein.

ARCHITEKT

Stöckl Egger & Partner

Architketurbüro,

6370 Kitzbühel

Page 29: Steintime Österreich 2 2010

Im Erdgeschoss des Pavillons befindet sich der Koch- und Essbereich, im Keller ist

eine Sauna mit Dusche und Ruheraum untergebracht. Der dunkle Bodenbelag aus

Dolomit speichert tagsüber Sonnenwärme und gibt sie abends allmählich ab. Dadurch

ist die Terrasse angenehm temperiert und bis in die Nacht hinein nutzbar. In horizon-

talen Bahnen verlegter, anthrazitfarbener Schiefer mit dem Plattenformat 60 x 30 cm

prägt die Nassbereiche.

GARTENPAVILLON IN WIEN

Ein Pavillon, wie ein Zimmer im

Garten: Im Zuge der Neugestaltung

eines Wiener Privatgartens erwei-

tert ein Pavillon das Freizeitangebot

des bestehenden Haupthauses in

den Garten.

ARCHITEKT

Arch. DI Harald Vavrovsky,

1060 Wien

30 STEIN TIME 2 I 10

ARCHITEKTUR

Page 30: Steintime Österreich 2 2010
Page 31: Steintime Österreich 2 2010

Die Westfassade mit Blick

zum Grüneburgpark

32 STEIN TIME 2 I 10

ARCHITEKTUR

STEINDER WEISEN

VON JÖRG STEPHAN In unseren Universitäten wird das Führungs-personal der Zukunft ausgebildet. Die Qualitätdieser Zukunft hängt ab von der Qualität der

Ausbildung, diese hängt wieder ab von derQualität der Ausbildungsstätten. Der „CampusWestend“ in Frankfurt am Main könnte hier alsVorbild dienen, der Beitrag der ArchitektenKleihues + Kleihues als hervorragendes Beispiel.

Page 32: Steintime Österreich 2 2010

Das Informationszentrum

Finanzen im Erdgeschoss

Ostfassade mit Haupteingang

33

DIE GOETHE-UNIVERSITÄT ist allesandere als eine klassische AlmaMater. Als erste Stiftungsuniversitätüberhaupt wurde sie, anders als diespätmittelalterlichen Institutionen vonHeidelberg, Köln oder Er furt, erst imJahr 1914 gegründet. Politik, Wirt-schaft und Bürgertum der Stadt hattensich für die Universität stark gemachtund die notwendigen Mittel bereitge-stellt. Moderne und praxisorientierteLehrinhalte waren gefragt, die erstenwirtschafts- und sozialwissenschaftli-chen Fakultäten wurden hier eingerich-tet. Weltoffenheit prägte – trotz derpolitischen Begleitumstände der Grün-dungsjahre – von Anfang an dasKlima. Das Lehrverzeichnis registrierteNamen wie Paul Ehrlich und MartinBuber, zu den Studenten zählte mitCarl Zuckmayer, Marion Dönhoff, Lud-wig Erhard oder Theodor Adorno diegeistige Elite der späteren Bundesre-publik Deutschland.1933 verlor die Universität über ein

Drittel ihres Lehrkörpers und unge-zählte Immatrikulierte. Die Gleich-schaltung verlief reibungslos, von nen-nenswerten Akten des Widerstands istnicht zu berichten, im Gegenteil: Das1935 gegründete »Universitätsinstitutfür Erbbiologie und Rassenhygiene« lie-ferte »wissenschaftliche« Grundlagenfür die Verfolgung von Juden, Sinti undRoma. Schon im November 1934hatte der damalige Rektor Vollzuggemeldet: »Wohl an keiner anderenUniversität ist die Säuberung so radi-kal vorgenommen wie gerade bei uns.«Was im Umkehrschluss aber auchhieß: An keiner anderen Universitätwar die Grundhaltung so NS-feindlichwie in Frankfurt.An diese Haltung knüpfte man nachdem Ende der tausendjährigen Herr-schaft wieder an. Die Stiftungsuniver-sität wandelte sich zur StaatlichenHochschule. Namen wie Horkheimer,Adorno und Habermas, Gastprofesso-ren wie Günther Grass und immerhin

Page 33: Steintime Österreich 2 2010

Inspiriert von Raffaels

»Die Schule von Athen«: der

Bodenbelag des Foyers

34 STEIN TIME 2 I 10

ARCHITEKTUR

acht Nobelpreisträger, die hier lehrtenoder studierten, begründeten die Welt-geltung dieser Universität. Mit demFritz-Bauer-Institut ist seit dem Jahr2000 eine Forschungsstätte zurGeschichte und Wirkung des Holo-causts in die Unistrukturen integriertund unterhält dort eine Gastprofessurfür interdisziplinäre Holocaustfor-schung.

HEUTE ZÄHLT DIE GOETHE-UNIVERSI-TÄT zu den fünf größten UniversitätenDeutschlands. Konnte in den Grün-dungsjahren noch jeder neu Immatriku-lierte mit einer persönlichen Begrü-ßung durch den Rektor rechnen, liegendie aktuellen Zahlen bei rund 40000Studenten. Ein Massenbetrieb also,für Lehre und Forschung nicht unbe-dingt förderlich. Der bauliche Kern derUniversität im Frankfurter StadtteilBockenheim war auf eine maximaleZahl von rund 2000 Studierenden aus-gelegt und wurde mit Ausnahmezweier Neubauten für die Institute fürSozialforschung und PhysikalischeChemie bis 1939 nur unwesentlicherweitert. Zusätzlichen Platz boteneine wachsende Zahl von Wohnungenund Villenetagen in der Nähe, die teil-weise bis Ende der 1990-Jahre alspermanente Provisorien dienten. DieKriegsjahre schädigten die Universi-tätsbauten nachhaltig, der Wiederauf-bau verzögerte sich aufgrund finanziel-ler Probleme und diverser Kompetenz-streitigkeiten. Unter der Ägide desBaudirektors Ferdinand Kramer ent-standen dann zwischen 1952 und des-sen Pensionierung 1964 23 Neubau-ten, zumeist sachlich-funktionelleStahlbetonskelett-Konstruktionen mitAusfachungen aus Mauerwerk. Bis insJahr 2000 wurde der heute »CampusBockenheim« genannte Bereich weiterverdichtet, unter anderem durch den

Erscheinung. Die Außenhaut wurdevollflächig mit Travertin bekleidet, wasdem Gebäude Wärme verlieh, gleich-zeitig aber auch seine Monumentalitätbetonte. Poelzig ereilte nach 1933 einähnliches Schicksal wie viele Frankfur-ter Professoren, er starb 1935 kurzvor seiner geplanten Emigration in dieTürkei. Die IG Farben erwies sich alspolitisch sehr viel anpassungsfähigerund konnte den neuen HerrenDeutschlands in vielfacher Hinsichthilfreich sein. Nach Kriegsende wurdeder Konzern zerschlagen, lebte undlebt aber in Einzelunternehmen fort.Agfa, BASF, Bayer, Hoechst oder Wa-cker-Chemie sind hier die bekanntenNamen. Poelzigs Gebäude diente nachdem Krieg den US-Streitkräften inEuropa als Hauptquartier, bis der Falldes Eisernen Vorhangs und derZusammenbruch des WarschauerPakts eine Präsenz in der bisherigenGrößenordnung überflüssig machte.Die Besitzrechte gingen zunächst andie Bundesrepublik Deutschland über,im Jahre 1996 erwarb das BundeslandHessen das westlich des »CampusBockenheim« gelegene Gelände. DieAbsicht, hier die Erweiterungsbautender Frankfurter Universität zu errich-

116 Meter hohen AfE-Turm. Langfristigaber erwies sich die wachsende Engeals Hemmschuh. Einerseits waren dieEntwicklungsmöglichkeiten starkbegrenzt, andererseits erschwertendie Begehrlichkeiten der in »Mainhat-tan« ansässigen Global Players derFinanzbranche die Standortsuche. Dieeinzige Lösung: gezielte Dezentralisie-rung. Schon unter Ferdinand Kramerbegannen Planungen, einzelne Fakultä-ten in andere Stadtteile umzusiedeln.Die Folgen des historischen Um-schwungs Ende der 1980-Jahre aberboten der Universität eine Perspektivein völlig neuer Dimension.Die I.G. Farbenindustrie AG, seinerzeitdas viertgrößte Unternehmen der Welt,benötigte 1925 nach enormem Wachs-tum eine neue Zentralverwaltung.Nach einem Entwurf von Hans Poelzigentstand so auf einem Teil des Grüne-burgparks in den Jahren 1928 bis1931 das IG Farben Haus.

BAUHAUS-STIL WAR BEI DEN BAU-HERREN AUSDRÜCKLICH uner-wünscht. Das Ergebnis war ein 250Meter langer, 35 Meter hoher Bau vongemäßigt neoklassizistischer, gleich-zeitig aber unverkennbar moderner

Page 34: Steintime Österreich 2 2010

Blick ins Foyer im

Erdgeschoss

Eingangsfront mit Blick

auf das Poelzig-Haus

35

Page 35: Steintime Österreich 2 2010

Blick in den

Innenhof

36 STEIN TIME 2 I 10

ARCHITEKTUR

ten, ging zurück auf einen Vorschlagdes damaligen UniversitätspräsidentenWerner Meißner. Das ehemalige IG-Far-ben Haus wurde bis 2001 nach Plä-nen der dänischen Architekten Dissingund Weitling saniert und beherbergtnun die Fachbereiche Evangelischeund Katholische Theologie, Philoso-phie und Geschichtswissenschaften,Sprach- und Kulturwissenschaften,Teile der Neueren Philologien sowiedas erwähnte Fritz-Bauer-Institut.

NÖRDLICH VON POELZIGS GEBÄUDEsoll bis 2015 in drei Ausbaustufen der»Campus Westend« fertiggestellt wer-den. Ausgangsbasis der Planungen istein städtebaulicher Wettbewerb ausdem Jahre 2002, der seinerzeit vondem Frankfurter Architekten FerdinandHeide gewonnen wurde. In der erstenStufe fertiggestellt wurde, neben denBauten für Rechts- und Wirtschaftswis-senschaften, einem Hörsaalzentrum,dem Casinoanbau sowie einem kirchli-chen Studentenwohnheim auch das»House of Finance«. Die Namensge-bung allein verrät internationale Aus-richtung, und unter seinem Dach sind,nach Aussage des derzeitigen ge-schäftsführenden Direktors »… Einhei-ten der Universität, die interdisziplinärThemen wie Finanzen, Geld und Wäh-rung sowie Recht der Unternehmenbearbeiten …« untergebracht. Sechseigene und diverse assoziierte Lehr-stühle sollen die Finanzkompetenz desFrankfurter Lehrbetriebes weiter ver-stärken und die nahe gelegenen Nie-derlassungen von Boston Consulting,Morgan Stanley und Kollegen werdendas Haus sicher mit wachsamen Blik-ken bedenken. Dass Josef Ackermannzu den Gastdozenten zählt, kann dakaum noch überraschen.Verantwortliche Architekten sind dieBerliner Jan Kleihues und Norbert Hen-

sel. Kleihues darf nach seinen Bautenfür das Maritim- und Concorde Hotel inBerlin als Naturstein-Spezialist gelten.Bereits das Maritim Hotel in Berlin lagin direkter Nachbarschaft einer deut-schen Architektur-Ikone: Emil Fahren-kamps Shellhaus. Wie Poelzig hatteauch Fahrenkamp den Travertin alsMaterial für seine Fassade gewählt.Schon damals sah Kleihues in dieserNähe eher eine Gefahr als eine Inspi-ration. Ein Gebäude kann nur aus sichselbst heraus leben, schon der Ver-dacht von Imitation oder Anbiedereikann seine Wirkung infrage stellen.Doch anders als in Berlin ist das»House of Finance« Teil eines Ensem-bles, und dieses Ensemble wirdunstreitig geprägt von Poelzigs domi-nantem Entwurf. Hier ist die Entschei-dung für den Travertin gleichzeitig dieEntscheidung für die Geschlossenheiteines Gesamtbildes. Das Erbgut desPoelzighauses bleibt ablesbar, die Evo-lution ist aber fortgeschritten. JanKleihues und Norbert Hensel integrie-ren ihren Entwurf mit klaren, im Detailmit größter Akkuratesse ausgearbeite-ten Mitteln. Rechteckige, versetztangeordnete Fassadenplatten bildeneinen zurückhaltenden Hintergrund,auf dem die Fassadenöffnungen mitihren umlaufenden Risaliten eine

expressive Plastizität entwickeln. Diebeinahe lapidar wirkende Sockelzonemit ihrer leicht überformatigen Verklei-dung bildet nach Norden und Westenhin einen deutlichen, aber keinenmonumentalen Akzent. Was den Tra-vertin besonders auszeichnet, verrietKleihues im Interview: »Dass er gleich-zeitig homogen und lebendig ist. SeineEinschlüsse und Poren – Eigenschaf-ten, die ihn bei Bauherren übrigensnicht immer leicht vermittelbarmachen. Vor allem aber seine sich – jenach Schnittrichtung – ändernde Struk-tur. Das ist seine ganz besondere Qua-lität.« Dass so auch Gebäude vonbesonderer Qualität entstehen, istdann ja nur noch folgerichtig. �

MATERIAL

Trosselfels, fein geschliffen

ARCHITEKTEN

Jan Kleihues und Norbert Hensel,

Kleihues + Kleihues, Gesellschaft

von Architekten mbH,

D-Berlin/Dülmen-Rorup

NATURSTEIN INNEN

Lauster Steinbau GmbH,

9541 Einöde b. Villach

Page 36: Steintime Österreich 2 2010
Page 37: Steintime Österreich 2 2010

… tagsüber präsen-

tieren sich die

zunächst verwirren-

den Vorsprünge bei

näherem Betrachten

als zeitgemäße Inter-

pretation des klassi-

schen Erkers.

Nicht nur Nachts hat

diese Fassade etwas

Magisches …

Raum für Begegnung im

lichten Foyer: Informelle

Kommunikation ist ein oft

unterschätzter Bestandteil

erfolgreicher Tätigkeit.

38 STEIN TIME 2 I 10

Zeitgemäß, klassisch und von soliderAnmutung – so wünschten sich dieAnwälte der dänischen Kanzlei Horten,

Kopenhagen, ihren neuen Firmensitz amKopenhagener Hafen Tuborg. 3XN Architektenentwarfen ein Bürogebäude, das Natursteinan der Fassade auf spielerisch irritierendeWeise präsentiert.

ARCHITEKTUR

STEINBRUCH INDER FASSADE

VON ANNE-MARIE RING

Page 38: Steintime Österreich 2 2010

39

ERST AUF DEN ZWEITEN BLICK erkennt deraufmerksame Betrachter das dynamische Ge-staltungssystem: Die zahlreichen Winkel undSchrägen schaffen Vorsprünge, hinter denensich Fenster verbergen. Mit ihrer Ausrichtungnach Norden geben sie nicht nur den Blick aufdas ehemalige Hafengelände frei, sondern ge-statten auch den gleichmäßigen Einfall vonTageslicht. Zur Südseite dagegen ist die Fassadekomplett geschlossen.Damit ist auch klar, dass über die oben genann-ten Anforderungen hinaus energiesparendes undnachhaltiges Bauen mit auf dem Programmstand. Das dreidimensionale Relief, das sichüber zwei Fassaden zieht, beugt im Sommer derunerwünschten Aufheizung durch Sonnenstrah-len vor und gewährleistet so ein angenehmesRaumklima. Im Winter dagegen schützt die wär-medämmende Verbundplatte mit Naturstein vorallzu großem Wärmeverlust.

Page 39: Steintime Österreich 2 2010

Mit Travertin verbinden die

Bauherren »Monumentalität

und Beständigkeit«. Dehalb

wählten sie explizit diesen

Stein als »angemessenes«

Material für ihren Neubau.

Der spielerische Umgang

mit Naturstein, in Verbin-

dung mit den großen Fen-

steröffnungen, nimmt

dem Travertin die ihm

eigene Schwere.

Das Spiel mit den Formen

setzt sich im Inneren des

Gebäudes fort: hier eine

neue Art »Wendeltreppe«.

40 STEIN TIME 2 I 10

ARCHITEKTUR

Die Entscheidung für diese außerge-wöhnliche Fassadengestaltung ist demLeichtbau entlehnt: Die besondere Geo-metrie der Fassade wäre in konventionel-ler Bauweise, also als Mauerwerks- oderStahlfassade, mit vertretbarem Aufwandkaum herstellbar gewesen.Was im Schiffsbau oder auch beim Bauvon Windkraftanlagen längst gang undgäbe ist, hat Einzug in die Architekturgehalten: funktionale Verbundelementemit Fiberglas. Weil die Erfahrung ausdem Leichtbau jedoch nur beschränktauf das Bauen mit Naturstein übertra-gen werden kann, wurde über einen Zeit-raum von zwei Jahren eine Verbundplattemit Travertin konzipiert und diese ineinem zweiten Schritt in die Fassadenab-wicklung integriert.

ENTSTANDEN IST EIN VERBUND-ELEMENT aus einer hochwärmedäm-menden Platte mit beidseitig verklebterFiberglas-Kaschierung und einer 3,5 Zen-timeter dicken Travertinplatte. Um dieKosten im Rahmen zu halten, sollteneinerseits möglichst viele gleichartigeVerbundelemente montiert werden.Andererseits galt es zu vermeiden, dassdie Fassade durch die Wiederholungmonoton oder gar langweilig wirkt. Tat-sächlich erweist sich die Verlegung wieim »Zick-Zack«-Muster nicht nur als Auf-sehen erregende Konstruktion. Sie bot,so die Architekten, trotz der komplexenGeometrie, auch effiziente und vondaher kostensparende Möglichkeiten derBefestigung. Der im Ansatz neue Um-gang mit Naturstein bringt ihre Visioneines zeitgemäßen Bauwerks von hohemIdentifikationswert mit dem Wunsch derBauherren nach einem soliden Äußerenauf einen gemeinsamen Nenner. �

Page 40: Steintime Österreich 2 2010
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Page 42: Steintime Österreich 2 2010

Weit auskragende

Dächer charakterisieren

die Villa A von außen.

INNEN

Am Hang des Pöstlingbergs, mit Blick auf Linz,das Donautal und die dahinter liegendenBerge, wurde die Villa A – das »A« steht für

den Namen des Bauherrn – nach einem Entwurfvon Najjar & Najjar, Wien, errichtet. So sehr derBauherr auch von den Plänen der Architektenangetan war: Die großzügige Verlegung von Natur-stein verlangte von diesen doch so einiges anÜberzeugungsarbeit.

VILLA MIT HANGZUM

NATURSTEINVON ANNE-MARIE RING

43

Page 43: Steintime Österreich 2 2010

INNEN

ist das Gebäude teilweise – mit Garageund Versorgungsräumen – in den Hangeingegraben. Ein Wasserbecken trenntGarten- und Eingangsbereich, die durcheinen Steg aus Naturstein miteinanderverbunden sind. Vom Entrée mit derzentralen Treppenanlage aus gelangtman über einige lang gezogene Stufenin den Essbereich mit der offenenKüche. Von dort geht es über weitereStufen in den großzügigen Wohnbereichmit Glasfassade zur Poolterrasse. Diesüdseitige Fassade bietet einen einzig-artigen Panoramablick über die Stadtmit dem Fluss und die dahinter lie-gende Berglandschaft.

Die gestalterische Intention der Archi-tekten war es, die Funktionen in einemoffenen Wohnbereich zu gruppieren,jedoch durch unterschiedliche Niveausowie verschiedene Belagsmaterialienzu differenzieren, und so die funktio-nelle Identität der jeweiligen Bereiche.Im Wohnbereich wurde der helle Kalk-stein Miramare als Bodenbelag gekonntmit Grigio Nobile als Wandverkleidungkombiniert. Bei beiden Natursteinen ist

INSPIRIERT VON DER KLASSISCHENModerne, von Architekten wie Mies vander Rohe, der den Barcelona Pavillonmit Wasser und Stein gestaltete undauch bei anderen Projekten gerne mitNaturstein arbeitete, verwendeten dieArchitekten Naturstein, um dem Wohn-haus Exklusivität und Beständigkeit zuverleihen. Aber nicht nur das: Mit Natur-stein, so Karim Najjar, wolle man denBaukörper »erden«.

Der Stein, der sich im Eingangsbereichund bei den Terrassen von außen nachinnen zieht, schafft fließende Übergängevon der Natur zur Architektur und umge-kehrt. Der Zugang zum Gebäude erfolgthangseitig, ein großzügiges Vordachmarkiert den Haupteingang. Hier ist diemit Naturstein verkleidete Fassadegeschlossen gehalten, um die Privat-sphäre zur Straße hin zu gewährleisten.Der Topographie des Geländes folgend

Schlicht und einfach

schön: Wandbelag

aus römischem

Travertin

44 STEIN TIME 2 I 10

Page 44: Steintime Österreich 2 2010

45

die Oberfläche gebürstet; der großzügi-gen Architektur entsprechend wurdenGroßformate verarbeitet.Die Schlafräume und das Badezimmerbefinden sich im Obergeschoß und sindüber eine Treppe, die zu einer offenenGalerie führt, erschlossen. Im Eltern-bad kam Perlato Crema zur Verlegung,dessen warmer Farbton wohltuend undbelebend wirkt. Wandverkleidungs-platten, Wannenumrandung und Wasch-tische wurden in der Oberfläche ge-schliffen hergestellt.Dem Außenbereich verleiht Travertin insandgestrahlter Oberfläche italienischesFlair. Sowohl die Wand- als auch dieBodenbeläge wurden als Maßplattenverarbeitet, was die farbliche und opti-sche Harmonie des verwendeten Mate-rials perfekt zur Geltung bringt. DieKombination mit den Wasserflächenbetont den edlen Charakter des Natur-steins, zumals das Wasserbecken, dasentlang der Travertin Bodenfläche ver-läuft, mit geflammtem Basalt ausgeklei-det wurde. Als zusätzlicher Blickfang,und bereits von weitem sichtbar, wur-den die Geländestufen mit Mauerstei-nen aus Dietfurter Kalkstein einladendgestaltet. Alles in allem ist die Villa Aein gelungenes Beispiel für den sehrfeinfühlig aufeinander abgestimmtenEinsatz von Naturstein in den verschie-densten Anwendungen. �

Wandverkleidung,

Wannenumrandung

und Waschtische aus

fein geschliffenem

Perlato Crema

ARCHITEKTEN

Najjar & Najjar Architekten, Wien

NATURSTEINARBEITEN

Casa Sasso Steinmetz GmbH, Pucking

MATERIALIEN

Fassade und Innenwände: römischer Travertin,

sandgestrahlt

Bodenbeläge: Kalkstein Miramare, gebürstet

Badezimmer: Kalkstein Perlato Crema, fein geschliffen

Außenbeläge: römischer Travertin, offenporig,

sandgestrahlt

Geländestufen und Natursteinmauern:

Dittfurther Kalkstein

Page 45: Steintime Österreich 2 2010

Der Marktplatz ist das Herz von St. Veitim Pongau. Bei der Neugestaltung mitgrauem Gebhartser Syenit wurde durch

verschiedene Legetechniken und unterschied-lich große Platten optische Lockerheit erzielt.

Höhenunterschiede

werden mit Blockstu-

fen überbrückt und

von Leistensteinen

flankiert.

Die Pfarrkirche bil-

det die westliche

Platzbegrenzung,

Bänke und Brun-

nen laden zum

Aufenthalt ein.

46 STEIN TIME 2 I 10

IM ZENTRUM DES ORTES ST. VEIT imPongau liegt der Marktplatz – ein beliebterTreffpunkt für die Bürger. Der lang ge-streckte, abschüssige Platz ist ringsumdicht umbaut, auch das Gemeindeamtbefindet sich dort. Den westlichen Ab-schluss bildet die Pfarrkirche. Auf der Flä-che findet kein Durchgangsverkehr statt,dieser wird auf der Ostseite des Platzes umdas Zentrum herumgeleitet. Daher besitztder Marktplatz eine Verbindungsfunktionund lädt die Bürger ein, sich dort aufzuhal-ten. Auch werden hier das ganze Jahr überverschiedene Veranstaltungen abgehalten.

DIE NEUGESTALTUNG: Nach einer öffentli-chen Ausschreibung und Vergabe des Auf-trages erfuhr der Marktplatz von April bisEnde Juni 2009 seine Neugestaltung:Insgesamt 3000 Quadratmeter wurdenbearbeitet, davon rund 1500 Quadratmeterasphaltiert und 1500 Quadratmeter mitNaturstein gestaltet. Bereits seit 1987 warder Platz gepflastert, doch hatte sich dasPorphyrpflaster im Lauf der Jahre unter derBelastung des Schwerverkehrs gespalten,

PLÄTZE

NEUER PLATZFÜR DIE GEMEINDE

VON SUSANNE LORENZ

Page 46: Steintime Österreich 2 2010

Für die Gehweg-

flächen kamen

Pflasterplatten

aus Gebhartser

Syenit zum Ein-

satz.

Für die Gehwegflächen

kamen Pflasterplatten

aus Gebhartser Syenit

mit Adern und Korn-

wechsel, allseitig sand-

gestrahlt, zum Einsatz.

47

Gemeindeamt St. Veit am Fuße desPlatzes wurde mit den dunkleren Klein-steinen in Schuppenlegetechnik gepfla-stert. Dadurch hebt sie sich gegenüberden Bereichen ab, die mit größerenPflasterplatten belegt sind. Zwischenasphaltierter Fahrbahn und gepflaster-tem Bürgersteig gibt es keinen Höhen-unterschied, dafür eine klare optischeAbgrenzung mit bündig verlegten Leis-tensteinen. Aufgrund der Ebenerdigkeitund der resultierenden Gehsicherheiteignet sich der neu angelegte Markt-platz gut für Veranstaltungen jeglicherArt. Durch die Verwendung unterschied-lich breiter Pflasterplatten aus Gebhart-ser Syenit in Kombination mit verschie-denen Legetechniken des Kleinpflasterswurde die Platzgestaltung aufgelockertund erhält eine optische Leichtigkeit. �

da es für diesen Zweck nicht geeignetwar. Eine Erneuerung der Pflasterungwar somit notwendig. Die Gemeindenutzte die Neugestaltung, um sämtlicheEinbauten zu erneuern: Stromleitungen,Fernwärme, Wasserleitungen und auchder Kanal wurden zeitgemäß ersetzt.Eine Anpassung oder Veränderung desGefälles wurde nicht vorgenommen,Höhenlage und Form des Platzesblieben erhalten.

DIE NATURSTEINARBEITEN: Um denAufenthalt auf dem Platz attraktiver zugestalten, wurden auf einem Sockelbe-reich unterhalb der Pfarrkirche Sitzmö-bel neben einem Brunnen platziert. Mitdrei Blockstufen hebt sich dieses mitKleinsteinen gepflasterte Podest vomPlatz ab, zudem erhält es optischen

Halt durch die dahinter liegende Natur-steinmauer. Unterhalb der Stufenschließt sich der ringsum mit unter-schiedlich starken Pflasterplatten ausGebhartser Syenit belegte Platz an. DiePlattenbahnen sind 24, 32 und 40 Zen-timeter breit. Seitlich, zur Bebauung hin,werden die helleren Pflasterplatten vonmit Kleinsteinen gepflasterten Zonenaufgefangen. Die Kleinsteine sind ver-zahnt gelegt. Aus dieser Legetechnikresultiert eine optische Auflockerung.Beete und Grünflächen sind mit gera-den, allseitig sandgestrahlten Rand-steinen abgesetzt. Die breite, mittig imPlatz verlaufende und teils stark ab-schüssige Fahrbahn ist asphaltiert,wobei quer zu ihr mehrere Rigolsteineverlaufen, die bei Regen den Wasser-abfluss regulieren. Die Fläche vor dem

MATERIALIENGebhartser Syenit: 325 lfm gerade

Randsteine, allseitig sandgestrahlt,

210 lfm Leistensteine, 133 t Klein-

steine, 420 m2 Pflasterplatten mit

Adern und Kornwechsel, allseitig sand-

gestrahlt, Unterlager mit Gitterstreifen

12 cm stark, in Bahnen 24 cm, 32 cm

und 40 cm breit, 490 m2 Pflasterplat-

ten 8 cm stark, 30 m2 Pflasterplatten

4 cm stark, 370 lfm Blockstufen, Rigol-

steine, Rigolabflusssteine und -abdeck-

platten

BAUHERR

Marktgemeinde

5621 St. Veit im Pongau

ARCHITEKTEN

Ing. Sepp Dandler

5621 St. Veit im Pongau

NATURSTEINLIEFERANT

Poschacher Natursteinwerke,

4222 St. Georgen b. Linz

Page 47: Steintime Österreich 2 2010

48 STEIN TIME 2 I 10

PLÄTZE

erhalten bleiben, die Säulen und Sta-tuen konnten neu platziert werden.Der etwa 1800 Quadratmeter großePlatz ist unregelmäßig geformt, etwa65 Meter lang, zwischen 10 und 40Metern breit, abschüssig und liegt ander Südseite der spätgotischen St.Othmarkirche. Im südwestlichenBereich des Platzes steht ein Karneraus romanischer Zeit. Der gesamtePlatz wird auf der Südseite von einerBegrenzungsmauer umschlossen, dortführt auch ein Weg entlang. Die exis-tierende Grünfläche ist vergrößertworden und der vorhandene Baumbe-stand wurde erhalten. In der Grünflä-che wurde ein begehbares Labyrinth

DER MARODE ZUSTAND DES STEIN-BELAGS gab 2006 die Initialzündung.Der Kirchenplatz an der St. Othmarkir-che in Mödling sollte saniert und neustrukturiert werden. Leitlinien der Neu-gestaltung waren: Der Charakter desPlatzes muss im Wesentlichen erhal-ten bleiben und das Gefälle ohneStufenausbildung optimiert werden.Zudem wünschte die Gemeinde eineVergrößerung der Grünflächen und dieIntegration eines Steinirrgartens sowieeine Verbesserung der Be- und Ent-wässerung des Platzes, eine ausgewo-gene Beleuchtung der Fläche undeinen barrierefreien Zugang zur Kirche.Der vorhandene Brunnen musste

Vor dem Karner befindet

sich das begehbare Laby-

rinth aus grau-gelbem

Herschenberger Granit.

KIRCHENPLATZMIT LABYRINTH

FÜR MÖDLINGVON SUSANNE LORENZ Der Kirchenplatz von Mödling wurde 2007

behutsam neu gestaltet. Ein begehbares,steinernes Labyrinth nach italienischem

Vorbild war eine besondere handwerklicheHerausforderung und verleiht dem Platz einenganz individuellen Charakter.

Page 48: Steintime Österreich 2 2010

49

verschiedenen Legemustern auf Sandverlegt und mit Sand so eng wie mög-lich ver fugt, um eine ebene Oberflä-che und damit gute Begehbarkeit zuerzielen. Die Stufen zum östlich aufdem Platz gelegenen Eingang der Kir-che wurden mit mehreren Blockstufen,ebenfalls aus Herschenberger Granit,ausgebessert und behutsam in dieBausubstanz integriert.Der Zutritt zum westlichen Eingangerfolgt barrierefrei ohne Stufen undSchwelle. Die Pflasterung des Be-reichs vor der Kirche war Ende August2007 abgeschlossen, die Naturstein-arbeiten für den Irrgarten und dasVerlegen des Rollrasens fanden bisEnde September statt.Mit der Neugestaltung des Kirchen-platzes und dem begehbaren Labyrinthaus Naturstein hat die StadtgemeindeMödling ihren Bürgern eine attraktivePlatzgestaltung und einen besonderenAnziehungspunkt geschenkt. �

angelegt. Das steinerne Labyrith nachitalienischem Vorbild steht als Symbolfür den Pilgerweg des Menschen, derauf der Erde zurückgelegt wird. Patefür das Mödlinger Labyrinth mit siebenUmgängen stand jenes aus San Vitalein Ravenna, doch wurden hier stattMarmor 20 x 20 Zentimeter großePlatten aus Herschenberger Granitverwendet. Der Durchmesser desLabyrinths beträgt knapp zwölf Meter,der Weg schlängelt sich über insge-samt 194 Meter Granit zwischen denRasenstreifen bis zum Zentrum. DieNatursteinplatten für die Bogenseg-mente des Irrgartens sind zweireihiggelegt, was eine technische und hand-

werkliche Herausforderung darstellt,die besondere Präzision er fordert. Ver-legt wurde der Granit hier in Beton, umdie dauerhafte Begehbarkeit sicherzu-stellen. Zudem wurde ein Bewässe-rungssystem für den Rasen eingebaut.Auch die rund 1300 QuadratmeterSteinfläche wurden mit Natursteinpfla-ster aus Herschenberger Granit belegt.Es wurde darauf geachtet, dass dieFarbnuancen des Natursteins mit demMaterial der historischen Bebauungkorrespondieren. Gewonnen wurde derStein in der Nähe der Blockheide imWaldviertel. Der gesamte Platz ein-schließlich der Wege sowie das stei-nerne Labyrinth sind mit dem Materialgestaltet. Die Platten haben eine raue,sandgestrahlte Oberflächenstrukturund gesägte, sandgestrahlte Kanten.In der Oberflächenstruktur und auch inder hellen, warmen Tönung ähneln siedem vorher auf dem Platz verlegtenMaterial. Die Granitplatten sind in drei

Das Verlegen der

Steine für den Irrgar-

ten war eine beson-

dere Herausforderung.

Die Farbe des

Herschenberger

Granits korre-

spondiert mit der

des romanischen

Karners.

Der Kirchenplatz

ist unregelmäßig

geformt und ver-

bindet die

Gebäude, die

Grünflächen und

das Labyrinth.

BAUHERR

Stadtgemeinde Mödling

GENERALPLANER

ZT-Büro Franz Paikl

2431 Kleinneusiedl

NATURSTEINE

1300 m2 Pflasterplatten aus

Herschenberger Granit grau-gelb-braun

gemischt farbig, 24 x 24 cm, 24 x 49 cm,

49 x 49 cm, 49 x 74 cm groß

Blockstufen aus Herschenberger Granit

grau-gelb-braun gemischt farbig,

P-Platten aus Herschenberger Granit

grau-gelb, 20 x 20 cm groß

NATURSTEINLIEFERANT

Poschacher Natursteinwerke GmbH

4222 St. Georgen b. Linz

Page 49: Steintime Österreich 2 2010

Ein Wasserfall ist

auch in kleinen

Gärten möglich.

Der Nebelstein: Düsen

zerstäuben das Wasser

in feinste Tröpfchen für

den Nebeleffekt.

50 STEIN TIME 2 I 10

WASSER LÄSST SICH IN JEDE FORMBRINGEN. Moderne Techniken ent-locken dem vielseitigen Element Er-staunliches: Mal läuft fast unsichtbarein dünner Film über die Oberfläche undbringt Steine zum Schillern, dann wiederfällt ein transparenter Vorhang vor eineMauer. Glocken, Geysire, Schlangen –Wasser verwandelt sich mithilfe vonTropfern selbst in Tränen. Der Klang desWassers ist oft kaum zu hören, tröpfeltleise von Stein zu Stein, dann plumpstes wieder laut und geräuschvoll als gro-ßer Schwall in ein Becken: Wasserklingt nach etwas, hat Melodie in sich,spuckt Töne aus. Zerstäubt als feinerNiesel bleibt es stumm, doch schon infeine Tropfen gegossen hört man denleisen rhythmischen Wirbel des Regens.Geht ein Gewitter nieder, so klatschendie schweren Tropfen wie Trommel-schläge auf den Boden. Fallhöhe,Gestaltung des Auslasses und Durch-flussmenge im Zusammenspiel mit demAuffangbecken bestimmen Klang undMelodie eines Wasserspiels. In der

Mal ist Wasser kaum zu hören, tröpfeltleise von Stein zu Stein, dann plumpstes wieder laut und geräuschvoll als

großer Schwall in ein Becken: Wasser klingtnach etwas, hat Melodie in sich, spuckt Töneaus. Stein und Wasser im modernen Garten:ein Thema voller Inspirationen.

GLOCKEN,BÄNDER UND TROPFEN

VON DANIEL BÖSWIRTH

GÄRTEN

Page 50: Steintime Österreich 2 2010

Li.: Moderner Wand-

brunnen

Re.: Ein dünner Wasser-

film bringt die Steinsäule

zum Leuchten.

51

ser kann auch als hauchdünner Filmüber Oberflächen fließen. In der Kombi-nation mit interessanten Steinen einegute Idee. Die sonst wegen des Staubsstumpf in der Farbe wirkenden Steinebekommen durch den Wasserfilm einfantastisches Aussehen. Maserungen,Einsprenkelungen und Äderungen tretenplötzlich deutlich hervor. Dabei mussdas Wasser sich nicht wie bei Quellstei-nen von oben gleichmäßig über denStein ergießen. Raffinierte seitliche Ein-schnitte lassen den Film wie aus einemRiss sickern. Trockene und nasse Stel-len überziehen nebeneinander die Stein-oberfläche und ergeben ein interessan-tes Muster. Eine andere Variante einersparsamen Verwendung mit Wassersind Schiefersäulen. Aus dünnen Schie-ferplättchen lassen sich Türme auf einZuleitungsrohr auffädeln, der dünneWasserfilm tröpfelt dann von Stein zuStein. Unter den zahlreichen Effektdü-sen sind die schillernden Glocken wohlam auffälligsten. Als Ausgangspunktund Ursprung könnte sich Wasser voneinem ins nächste Becken ergießen. Alseleganter Bogen fließt Wasser aus diver-sen Auslassrohren. In Verbindung miteinem Natursteinmauerwerk sind einfa-che Rohre aus poliertem Niro rechtungewöhnlich. Der raue Stein und dieMauer passen dem ersten Anscheinnach nicht so recht zum modernen

Natur wird die Farbe des Wassers im-mer auch durch das Bach- oder Teich-bett mitbestimmt. Die Wasseroberflächebildet eine interessante Projektionsflä-che. So scheint es dunkel, mal grünoder blau, wenn sich der Himmel darinspiegelt. Für sich allein ist Wasser glas-klar. Wie könnte man das besser zei-gen, als es wie einen Vorhang über eineKante fließen zu lassen. Dafür brauchtes eigentlich nicht viel: einen breitenAuslass aus Metall oder Stein, ein Auf-fangbecken und eine Umwälzpumpe.Sehr schön sieht ein Wasservorhang inVerbindung mit einer Natursteinmaueraus. So schimmert die Mauer weichge-zeichnet durch den Wasserfall und ver-schwimmt wie eine Landschaft in flir-rend heißer Sommerluft. Alle techni-schen Einbauten können wunderbar inder Mauer versteckt werden. Als Auf-fangbecken braucht es lediglich einReservoir, das sich mit einem Gitter undDekorsteinen auch gut verstecken lässt.Ähnlich verblüffend wirken Nebelsteine.Dafür geeignet sind große, gespaltene

Steinblöcke, die eine interessante Farbeund ein imposantes Aussehen haben. InSteinbrüchen sind alle Maschinen vor-handen, die es braucht, einen quader-förmigen, großen Block in drei oder vierPlatten zu spalten. Für einen Nebelsteinwerden sie dicht nebeneinander senk-recht aufgestellt. Der ganz besondereNebeleffekt ergibt sich, wenn unterhohem Druck und mithilfe fein zerstäu-bender Düsen aus feinsten Tröpfchenkünstlicher Nebel erzeugt wird, der alsWolke zwischen den Steinen zu hängenscheint. In den Spalten zwischen denBlöcken laufen am Boden verdeckt dieZuleitungsrohre mit den Düsen, die fürden feinen Nieselregen sorgen. Die fri-sche Farbe des stets feuchten Steinsund der kitzelnde, abkühlende Nebelhaben eine einzigartige Wirkung. Was-

Blickfang: ein Find-

ling als Quellstein

Page 51: Steintime Österreich 2 2010

Nebeleffekt:

Geysire aus Natur-

steinplatten

Li.: Ein Quellstein

darf auch Ecken

und Kanten zeigen.

Re.: Ein Wasserfall

bringt Leben in den

Garten.

GÄRTEN

Design der Rohre. Drei Auslässe inregelmäßigen Abständen mit einemgekonnt im Bogen herausfließendenWasser fügen sich jedoch ganz gut insMauerwerk ein. Eine Mauer, vielleichtam Rande eines Teiches, gewinnt durchdas kleine Wasserspiel an Dynamik. DieDurchflussmenge lässt sich leicht sepa-rat und genau durch Absperrhähnedosieren. Mit Bruchsteinen lässt sichsehr einfach eine karge Trockenland-schaft bauen, wie sie in unwirtlichenGegenden als Steinwüsten oder überder Wachstumsgrenze im Gebirge alsGeröllfelder vorkommen. Nicht einzelneSteine, sondern die aus Bruchstückenzusammengesetzte Fläche erzielt hierdie Wirkung. Faustgroßes, kantigesSteinmaterial verkeilt sich wunderbarineinander. Ob flach aufgeschüttet odermit leichten Hügeln und Tälern. DieSteinfelder sollten nicht zu groß gera-ten. Pflanzen werden, wenn überhaupt,nur spärlich verwendet. Eine Gabionemit dem gleichen Material schirmt dieSzenerie vom restlichen Garten ab undverstärkt noch den Eindruck eines ödenGeröllfeldes. Aus den Bruchsteinen wieGeysire heraussprudelnde Quellen, dielangsam emporsteigen und wieder ver-schwinden, setzen einen verblüffendenKontrapunkt zur staubtrockenen Stein-wüste. Manche Treppen sind nicht fürsGehen, sondern nur fürs Fließen gebaut.Nicht, dass Wasser nicht von alleineseinen Weg den Hang hinunter finden

würde. Ohne dass aber Pflanzen oderSteine seinen Lauf begleiten, sorgt seinsichtbar gemachtes Fließen ohne jedeAblenkung und in eigens gepflastertenBahnen für Aufsehen. Stufe für Stufeläuft das Wasser die Treppe herunter,als ob Kinder sie mit dem Garten-schlauch für ein Spiel geflutet hätten.Regelmäßige Stufen versetzen es ineinen Rhythmus, der von unvermittelteingebauten Sprüngen wieder gebrochenwird. Ob in Mustern verlegtes Kleinstein-

pflaster oder große, ebene Steinplatten:Die Art des Bettes bestimmt, wie dasWasser fließt, rieselt, sich kräuselt. AlsPaarlauf mit einer Treppe ergeben sichzwei völlig verschiedene Perspektiven:Bergab im Gleichklang geht man ihmbergauf entgegen, was immer wiederneue Überraschungen birgt. Überläufe inBecken bieten sich förmlich an, Wassernicht einfach flach über die Kante zu kip-pen, sondern es in Flussrichtung undGestalt zu verändern. Fließt Wasser vonBecken zu Becken, so kann der Überlaufauch aufwendiger gestaltet werden alsdies bei Wassertreppen üblich ist. Nichtals klarer Fall, sondern in Form vonStreifen ergießt es sich von einem Bek-ken zum nächsten. Einem architekto-nisch angelegten Wassergarten verleihteine exakte Inszenierung Kühle undStrenge. Ob es sich nun in viele kleineStrahlen oder nur in einige wenige teilt –in einen modernen Garten passen solcheSpielereien wunderbar. �

52 STEIN TIME 2 I 10

Page 52: Steintime Österreich 2 2010
Page 53: Steintime Österreich 2 2010

Gottfried Höllwarth

vor einer seiner

großmaßstäblichen

Arbeiten im Skulptu-

renpark in Hainfeld

Blick in den Skulpturen-

garten in Hainfeld: Die

Schotterflächen um die

Skulpturen erinnern wie

im japanischen Trocken-

garten an Flussläufe.

Das herausgeschnittene

Segment steht in Kontakt

mit dem Mutterblock:

»Cross-Series«, 1999.

Schremser Feinkorn Gra-

nit, 290 x 325 x 140 cm.

54 STEIN TIME 2 I 10

SKULPTURENPARKIN HAINFELD

VON SUSANNE LORENZ Im niederösterreichischen Hainfeld gibt es denSkulpturenpark des Bildhauers Gottfried Höllwarthzu entdecken. Eingebettet in die parkähnliche

Landschaft beeindrucken die riesenhaften stei-nernen Skulpturen durch ihre Kraft und Massivität.Ein Besuch lohnt sich auch im Herbst.

ART

Page 54: Steintime Österreich 2 2010

Präzise Schnitte durch den

Stein bei den »Cross-Series«,

1999. Schremser Feinkorn

Granit, 160 x 130 x 190 cm.

Passstücke verschoben und

wieder eingesetzt.

Die Steinskulpturen erinnern an

alte Wegmarken: »Cross-Series«,

1999. Schremser Feinkorn Granit,

200 x 150 x 280 cm (vorne) und

160 x 130 x 190 cm (hinten).

Passstücke verschoben und

wieder eingesetzt.

55

seinen Arbeiten nachzuvollziehen: Inder dortigen Philosophie entspringtalles der Natur und kehrt zum natürli-chen Ursprung zurück. Rein äußerlichbetrachtet sind die SteinskulpturenGottfried Höllwarths mehr als manns-hohe, massive Steinblöcke, die biswei-len an die Monolithe in Stonehengeerinnern und aus denen auf der gesam-ten Tiefe Segmente herausgeschnittensind. Diese Formen sind im Mutterblockbeweglich, können theoretisch heraus-gezogen und wieder eingeschoben wer-den. Praktisch ist dies so gut wieunmöglich, da das schiere Gewicht desMaterials dies untersagt. Wichtiger alsdas mobile Moment ist die Beziehungdes geschnittenen Elementes, seiner-seits ja wieder Skulptur, zur ursprüngli-chen Materie, dem Block. So bleibt derräumliche und inhaltliche Zusammen-hang zwischen Mutterblock, der »Urma-terie« und der geschaffenen Binnen-skulptur bestehen. Die großmaßstäbli-chen Steinbilder im Skulpturenpark erin-nern an alte, steinerne Wegmarken, diein früheren Zeiten verwendet wurden,um Straßenverläufe und Grenzen zumarkieren. Obgleich im vergrößertenMaßstab, stehen die Hainfelder Blöcketatsächlich zu solch alten Wegmarkenin Beziehung. Der Künstler möchte mitseinen Arbeiten auch Zeichen setzen,Fragen aufwerfen. So führen die Steinedurch den Park, sie markieren den Wegund sind zugleich das Ziel. Über dieAussage seiner Arbeiten möchte sich

BEREITS SEIT DEN 1970ER-JAHRENwohnt Gottfried Höllwarth zusammenmit seiner Frau, der Malerin IsoldeJoham, in einer Jugendstilvilla in Hain-feld, die von dem Otto-Wagner-SchülerFranz Czada um die Wende zum 20.Jahrhundert entworfen und gebautwurde. Der parkähnliche Garten fun-giert als ein Teil des Hainfelder Skulptu-renparks. Seit 2005 initiierte der Bild-hauer hier das Projekt »KulturmeileHainfeld«, in dessen Rahmen er denSkulpturengarten plante und anlegte.Hier finden sich 18 Skulpturen, dieeinen Einblick in das Schaffen GottfriedHöllwarths geben. Es gibt zwei Berei-che: Der äußere Garten ist dem inne-ren Garten im Süden vorgelagert und

öffentlich zugänglich. Dort sind aufeinem bewaldeten Grundstück sechssteinerne Großskulpturen zu sehen. DerInnere Garten ist 10000 Quadratmetergroß und beheimatet zwölf Steinskulp-turen. Hier befindet sich ein Ausstel-lungsgebäude und die oben beschrie-bene Künstlervilla. Dieser Bereich istnur nach Voranmeldung zu besichtigen.Der Skulpturenpark in Hainfeld ist inspi-riert vom Konzept des japanischenTrockenlandschaftsgartens: HorizontaleSchotterflächen symbolisieren dasErscheinungsbild des ausgetrocknetenFlussbetts. In den 1970ern entwarfHöllwarth Projekte von verschiebbarenLandschaftssegmenten und »aus Gebir-gen ausfahrbare Skulpturen«, die er imverkleinerten Maßstab realisierte.Heute arbeitet er mit anderen inhaltli-chen Schwerpunkten, doch gebliebensind das Teilen des natürlichen Steinsin Segmente, das Verschieben und Ent-nehmen von Skulpturenteilen, abernatürlich auch das Arbeiten mit »Urma-terial«, mit Stein und Landschaft. Beider Beschäftigung mit den Naturvölkernhat Höllwarth die Urformen des plasti-schen Kunstwerkes entdeckt: Rohe,unbearbeitete Steine werden als Grab-mäler und Wegweiser verwendet, alsGeisterstätten und Objekte kultischerVerehrung. Pures Material vereint dortGeist und Inhalt in sich. Gottfried Höll-warth fühlt sich der Denkweise Asiensverbunden, darum sind Einflüsse ausder fernöstlichen Kunstauffassung in

Page 55: Steintime Österreich 2 2010

Eindrucksvolle Großskulptur im

öffentlichen Raum: »X-Series«,

1995, City Plaza Schladming.

Brasilianischer Salmon Pink Granite,

Gusseisenrost, Edelstahlaufstände-

rung, Wasser, Licht. 600 x 360 x

113 cm. Block naturgespalten,

Oberfläche geschliffen, schwebende

unsichtbare Aufständerung, Öffnun-

gen gesägt mit Konturseilsäge Titan,

Steinwerk Mayer, Salzburg.

Die verwitterte Oberfläche lässt

den Granitfindling mit seiner

Umgebung verwachsen: »Hang-

eul-Series«, 2006. Gebhartser

Syenit, 170 x 340 x 160 cm.

Passstück herausgeschoben.

56 STEIN TIME 2 I 10

ART

die eine Diagonale für Aktivität, trifft diezweite Linie als Konteraktivität auf dieerste. Eine Weiterentwicklung seiner»X-Series« ist die zweiteilige Arbeit »Glo-bal Window«. Bis dato wurden die Ein-griffe in den Stein in einer räumlichenAchse vollzogen, im »Global Window«sind die Eingriffe auf den drei Raum-achsen durchgeführt. Hierdurch gewinntdas Werk an Komplexität: innen undaußen, Masse und Leere stehen sichgegenüber. Höllwarth arbeitete bislangnicht nur mit Stein, sondern auch mitanderen Materialien, beispielsweiseMetall. Die Arbeiten im Skulpturenparksind jedoch alle aus Naturstein gearbei-tet, die meisten sind Findlinge aus Gra-nit. Generell wählt der Künstler dieSteine sorgfältig selbst aus, sei es inheimischen Steinbrüchen oder auch ander Steinbörse in Rotterdam. Wichtigsei ihm, so Höllwarth, die Verbindungzwischen dem Material, also dem Urwe-sen der Materie, und seiner künstleri-schen Empfindung. Diesen Steincharak-ter will er in seinen Skulpturen zeigenund bewahren. Der künstlerischeGestaltungswille manifestiert sich inder Bearbeitung, in den Schnitten durchdas Material. Darin treffen Natur undTechnik aufeinander: Die präzisegeschnittenen, kreuzförmigen Voluminasind Zeichen des Rationalen, der Tech-nik. Die raue Oberfläche der massivenSteine, die in ihrer schroffen Ursprüng-lichkeit und wilden Natürlichkeit belas-sen sind, kontrastiert mit den sich her-ausschiebenden, »bändigenden« For-men der technisch-glatten Kanten. EinKontrast, der die Haptik des Besuchersanspricht und den Künstler reizt.»Wer sich mit dem Granit einlässt,weiß, dass dieser Dialog sich lohnt«, soder Bildhauer. Für Granit als Arbeitsma-terial hat er sich entschieden, weil erfür ihn durch seinen enormen Wider-stand ein unerbittlicher Lehrmeister ist.»Es ist der Widerstand, der den Künst-ler formt, wenn er sich anschickt, sei-nen Gestaltungswillen auf das Materialzu übertragen.« Dass er als Künstler beider Bearbeitung auf Widerstand stößt,dass der Stein sich »wehrt« und beiAnwendung von Gewalt in Stücke zer-springt, das fasziniert den Bildhauer. �

der Künstler nicht dezidiert äußern.Charakteristisch für die Arbeiten desBildhauers ist das X, die Kreuzform,zwei sich kreuzende Linien, die imStein aufeinanderprallen und aus ihmherausgelöst werden. Das Aufeinander-treffen zweier Diagonalen stellt für ihneines der spannendsten Ereignisse inder Formensprache dar, ein unerschöpf-liches Thema. Das X visualisiert fürGottfried Höllwarth den Schnittpunktzweier elementarer Kraftlinien. Steht

ANFAHRT UND ANMELDUNG

Hainfeld liegt an der B18 zwischen

Traisen und Leobersdorf, rund 60

Kilometer von Wien entfernt. Anmel-

dungen für die Besichtigung des inne-

ren Skulpturenparks beim Künstler:

Prof. Gottfried Höllwarth

Goldgrabenweg 3

3170 Hainfeld

Fon (0 27 64) 22 39

MATERIAL UND BEARBEITUNG

DER SKULPTUREN IM PARK

Findlinge aus Gebhartser Syenit und

Schremser Feinkorn Granit.

Zum Teil an der Basis gesägt. Aussä-

gungen mit Diamant-Konturseilsäge

Herkules bei Poschacher.

Page 56: Steintime Österreich 2 2010

VÖN INTERN

57

Streitfeldstraße 35, D -81673 MünchenPostfach 80 04 09, D -81604 MünchenFon +49 89/43 60 05-194,Fax +49 89/43 60 05-113E-Mail: [email protected]: www.s-stein.com

Chefredaktion: Willy Hafner (verantw. für denredaktionellen Inhalt, Anschrift: Scheyerner Weg 1,D-80638 München), Fon +49 89/17 80 96 58

Redaktion:Katharina Baus Fon +49 89/43 60 05-186Ariane Suckfüll, Fon +49 89/43 60 05-124Gabriele Oldenburg (Geschäftsführende Redakteurin),Fon +49 89/43 60 05-194Richard Watzke, Fon +49 86 54/67 02 03

Ständige Mitarbeiter: Jörg Stephan, München;Anne-Marie Ring, München

Gestaltung: allegria | design, Oppermann, München

Zu beziehen bei:Vereinigung Österreichischer NatursteinwerkeScharitzerstraße 5/II, A-4020 LinzFon +43 7 32/65 60 48 und +43 76 12/8 73 36Fax +43 76 12/8 94 33

Erscheinungsweise: 2 x jährlich

Verlag Georg D.W. Callwey GmbH&Co. KGStreitfeldstraße 35, D -81673 MünchenPostfach 80 04 09, D -81604 MünchenFon +49 89/43 60 05-0Fax +49 89/43 60 05-113Internet: www.callwey.de

Persönlich haftende Gesellschafterin:Georg D.W. Callwey Verwaltungs-GmbH

Alleiniger Gesellschafter:Helmuth Baur-Callwey, Verleger in München

Kommanditisten: Helmuth Baur-Callwey undDr. Veronika Baur-Callwey, Verleger in München;Dr. Marcella Prior-Callwey und Dominik Baur-Callwey,Geschäftsführer in München

Geschäftsführer: Dr. Marcella Prior-Callwey, Fon -165und Dominik Baur-Callwey, Fon -159

Herstellungsleitung: Alexander Stix, Fon -167,Fax -164

Druck, Bindung: Kessler Druck + Medien,Michael-Schäffer-Straße 1, D -86399 Bobingen

Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzel-nen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlichgeschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf derZustimmung des Verlages.Erfüllungsort und Gerichtsstand: München

Redaktion

Verlag

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F r die Zukunft gestalten.

Fotonachweis:Adam Mørk, Kopenhagen, Titelbild, S. 38-40; Michael Senn, München, S. 6;

RichardWatzke, Freilassing, S. 6, S.7, S. 57; Prof. Kollhoff Generalplanungs-

GmbH, Berlin, S. 8-10; Deutscher Naturwerkstein Verband e.V.,Würzburg,

S. 12-15; Jörg Stephan, München, S. 16-20; Prof. Dieter Leistner,Würzburg, S.

16-20;Vincent Phillips, Engelskirchen, S. 22-25; Thomas Zimmermann, Lu-

zern, S. 22-25; Hanno Keppel, Braunschweig, S. 22-25; Stefan Müller, Ber-

lin, S. 22-25, S. 32-36; Gerhard Fischill, Linz, S. 26-30; Sebastian Krehn, Bre-

genz, S. 26-30; Harald Vavrovsky,Wien, S. 26-30; Stöckl Egger & Partner, Kitz-

bühel, S. 26-30; Rada Naturstein, Poysdorf, S. 26-30; Sölker Marmor GmbH,

Kleinsölk, S. 26-30; Bamberger, Traiskirchen, S. 26-30;Wolf Dieter Gericke,

Waiblingen S. 32-36; Manfred Seidl,Wien, S. 42-44; Silvia Reitmaier, S. 42-

44; Poschacher Natursteinwerk, St. Georgen, S. 46-47; ZT-Büro Paikl, Klein-

neusied, S. 48-49; Poschacher Natursteinwerk, St. Georgen, S. 48-49; Daniel

Böswirth,Wien, S. 50-52; casa sasso Gmbh, Pucking, S. 57

ÖSTERREICH

SCHAURAUM IN PUCKINGDie casa sasso Steinmetz GmbHwurde 1991 in Haid bei Linz gegrün-det. Dank des Geschäftser folgeswuchs das Unternehmen rasch an.1998 übersiedelte das Haus derSteine aus Platzgründen nach Pucking.Um Naturstein in seiner ganzen Vielfaltoptimal präsentieren zu können, wurdein den Folgejahren ein neuer Schau-raum sowie ein Schaugarten errichtet.Der Garten kombinier t Rasenflächen, Naturstein, Wasser und Stahl und dientals Entscheidungshilfe für die Auswahl von Naturstein für den Außenbereich.Nach der Aufstockung der Produktion erweiterte Firmengründer und Geschäfts-führer Franz Füßlberger das Produktsortiment um Grabdenkmale. Mittlerweilebeschäftigt die casa sasso GmbH 45 Mitarbeiter. Aktionsradius ist vorwiegend dasBundesland Oberösterreich, ausgeführt werden aber auch Projekte in ganz Öster-reich sowie in Süddeutschland. Schwerpunkte sind der Privatbau, Architektenbau-ten sowie Bauten der Öffentlichen Hand. Bekannte Referenzobjekte sind zahlreicheSpitäler im Großraum Linz und das Landesdienstleistungszentrum (LDZ) in Linz. Fürdie Steinarbeiten an der 2006 errichteten Kirche in Gallspach wurde die casasasso mit dem Oberösterreichischen Handwerkspreis 2006 und dem Pilgram-Preis2010 ausgezeichnet. Derzeit laufen die Vorarbeiten für die Natursteinfassade beimneuen Musiktheater Linz, mit der 2011 begonnen werden soll.

SANDSTEIN AUS VORARLBERGAls erstes Vorarlberger Unternehmenist die Rheintalstein GmbH neuesVÖN-Mitglied. Das 2008 gegründeteUnternehmen hat im Schwarzachtobelnahe Alberschwende einen histori-schen Steinbruch neu eröffnet; derQuarzsandstein wurde seit dem 17.Jahrhundert zu Wetzsteinen verarbeitetund weltweit exportier t.Nach umfangreichen Vorbereitungsmaß-nahmen im Steinbruch ist die Blockpro-duktion bei der Rheintalstein GmbHmittlerweile in vollem Gang. Mit seiner hohen Druckfestigkeit und geringen Poro-sität gehört der graue Quarzsandstein zu den ganz harten Vertretern seiner Art.Das homogene Material eignet sich für Mauersteine, Blocksteine, Treppen undBodenplatten im Innen- und Außenbereich, aber auch für Fassaden- und Ofen-verkleidungen. Dank seiner hohen Dichte kann der Stein auch als Küchenar-beitsplatte und Badverkleidung sowie für Massivarbeiten wie Skulpturen undDenkmäler verwendet werden. Möglich sind sämtliche handwerklichen undmaschinellen Bearbeitungen. Wegen seines hohen Quarzgehalts lässt sich derSandstein aus Schwarzach sogar beflammen und matt polieren.

Die VÖN wächstMit zwei Neuzugängen im Jahr 2010 stärkt die VereinigungÖsterreichischer Natursteinwerke ihre Präsenz auf demösterreichischen Natursteinmarkt.

Musterflächen im Außenbereich der casa sasso

zeigen die Vielfalt von Naturstein.

Die Brucharbeiten im Schwarzachtobel

laufen auf vollen Touren: Kleinere

Blocksteine werden im Galabau und bei

der Wildbachverbauung eingesetzt.

DIE NEUEN IM NETZ

www.casa-sasso.at

www.rheintalstein.at

Page 57: Steintime Österreich 2 2010

M i t g l i e d s b e t r i e b e d e r V Ö N

SteinmetzbetriebeFranz Bamberger GmbH

Wr. Neustädter Straße 137–139, 2514 Traiskirchen, Tel. 0 22 52/80 52 10, Fax 8 53 52www.marmorwelt.com, [email protected]

Gegründet 1953, etwa 130 Beschäftigte. Das moderne Maschinenequipment ermöglicht technischund gestalterisch anspruchsvollste Natursteinarbeiten. Neben allen einschlägigen Steinmetzarbeitenliegt der Tätigkeitsschwerpunkt in der Ausstattung von Wohnungen und Hotels der Luxusklasse.Eigene Büros in Deutschland, Schweiz, Großbritannien und der Russischen Föderation.

casa sassoSteinmetz GmbH

Untere Landstraße 20, 4055 Pucking, Tel. 0 72 29/7 98 60, Fax 7 98 60 11www.casa-sasso.at, [email protected]

Naturstein, Marmor und Granit sind Klassiker in allen Bereichen anspruchsvoller Architektur. Aus vie-lerlei Gründen. Hier begeistert die Ästhetik des natürlichen Materials. Dort inspiriert die Vielfalt anGestaltungsmöglichkeiten.Luxuriös, elegant, rustikal, modern. Was immer Ihnen zu Stein einfällt, casa sasso ist der richtige Part-ner zur fachmännischen Umsetzung Ihrer Ideen und Wünsche. Mit Komplettlösungskompetenz.

Höchster Qualität und Professionalität in der Verarbeitung von Naturstein hat sich der 1965 gegrün-dete Steinmetzmeisterbetrieb Wolfgang Ecker verschrieben. Klassische Arbeiten wie Fassadengestal-tung, Bodenbeläge oder Fensterbänke sind ebenso Bestandteil der handwerklichen Palette wie Arbei-ten in der Denkmalpflege.

Komm. Rat. JohannGersthofer Ges.m.b.H.

Marmor-IndustrieKiefer GmbH

SteinmetzmeisterbetriebWolfgang Ecker Ges.m.b.H.

Badener Straße 25, 2514 Traiskirchen, Tel. 0 22 52/52 22 40, Fax 52 22 47www.ecker-stein.at, [email protected]

Schulstraße 4, 2632 Grafenbach, Tel. 0 26 30/3 71 13, Fax 3 71 13-19www.gersthofer.at, [email protected]

Wiestalstraße 10, 5411 Oberalm (Salzburg), Tel. 0 62 45/8 35 04, Fax 8 35 05 33www.marmor-kiefer.at, [email protected]

Seit 1902 bürgt die Firma Gersthofer für höchste Qualität in der Natursteinverarbeitung und verbin-det das traditionelle Handwerk mit modernster Technologie und Leidenschaft für Steine. Ausführun-gen von Steinmetz- und Kunststeinarbeiten für innen und außen (Boden- und Stufenbeläge, Fassa-den, Küchenarbeitsplatten etc.).

Mit 38 Mitarbeitern gewinnt und verarbeitet die Marmor Kiefer Marmorvorkommen aus eigenenSteinbrüchen in Adnet und am Untersberg. Verarbeitet wird auch Gollinger Konglomerat. Ein Viertelder Produktion wird exportiert. Wichtige Bereiche sind die Denkmalpflege und der hochwertigeInnenausbau.

KienesbergerSteinmetzmeister GmbH & Co. KG

Seit drei Generationen bearbeiten wir Naturstein auf höchstem Niveau. Die Liebe zum Material, einemoderne Produktion und die handwerklichen Fähigkeiten der Mitarbeiter sind unsere Grundlage.Damit schaffen wir Unikate. Mit Kalkstein aus unserem eigenen Steinbruch im Salzkammergut undaus allen weltweit verfügbaren Natursteinen.

Au 17, 4710 Grieskirchen, Tel. 0 72 48/6 82 95, Fax 6 82 95-7www.kienesberger-stein.at, [email protected]

Josef Kogler Natursteinbruchund Schotterwerk GmbH

Steinweg 2, 9554 St. Urban, Tel. 0 42 77/82 41, Fax 82 41-11www.kogler-natursteinwerk.at, [email protected]

Der Blau-Grüne Carat, ein Naturstein von hoher Qualität, abgebaut im eigenen Steinbruch in St. Urban,ist das Herzstück der Produktpalette der Firma Kogler Naturstein. Das 1954 gegründete Unternehmenbietet ein umfassendes Angebot an Naturstein-Produkten für den Innen- und Außenbereich. ModerneTechnologie und erfahrene Handwerker garantieren die Produktqualität.

Lauster Naturstein GmbHNatursteinwerke

Krastaler Straße 28, 9541 Einöde b. Villach, Tel. 0 42 48/27 82, Fax 20 17www.laustersteinbau.de, [email protected]

Lauster gewinnt und verarbeitet Naturstein seit über 200 Jahren. Das Unternehmen war maßgeblichan der Entwicklung der zeitgenössischen Fassadentechnik beteiligt. Zurzeit gewinnt das Unternehmenin eigenen Steinbrüchen im Krastal in Kärnten den kristallinen Marmor Krastaler Marmor und in Ost-tirol den Serpentinit Tauerngrün und den Chloritschiefer Dorfergrün.

Page 58: Steintime Österreich 2 2010

allegria|design–Oppermann,www.allegriadesign.de

Für nähere Informationen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Büro Natursteinvereinigung:Scharitzerstraße 5/II, A-4020 LinzTel. 07 32/65 60 48 und 0 76 12/8 73 36Fax 0 76 12/8 94 [email protected]

Wiener Straße 65, 8605 Kapfenberg, Tel. 0 38 62/22 45 2, Fax 22 45 24www.matschy.com, [email protected]

Matschy GmbHStein & Design

Die Tradition sowie die speziellen Fähigkeiten in der Gestaltung und Verarbeitung von Natursteinsind über mehrere Generationen entwickelt und aufgebaut worden.Durch diesen Umstand sind wir einer der technisch modernsten Meisterbetriebe in der Steier-mark. Besuchen Sie unsere Showrooms in Kapfenberg und finden Sie zu Ihren Wünschen undIdeen den passenden Stein mit seiner geforderten Gestaltung.

Poschacher NatursteinwerkeGmbH & Co. KG

Rada Naturstein Ges.mbH

Seit 1839 steht der Name Poschacher für die perfekte Verarbeitung von Naturstein.In acht österreichischen Steinbrüchen werden die Granite Neuhauser, Herschenberger, Gebhart-ser, Aalfanger, Hartberger und Schremser sowie der Chloritschiefer Pannonia Grün abgebaut undvon über 200 Mitarbeitern in modernsten Anlagen zu einer Vielzahl an Produkten verarbeitet.

Das Unternehmen ist ein traditioneller Steinmetzbetrieb. Unter Einsatz moderner Bearbeitungsma-schinen und -methoden soll zeitgemäße Architektur in Stein geformt und mit handwerklichem Kön-nen sollen alte Kulturbauten erhalten werden. Die gehobene Steinmetzarbeit im Privatbereich oderGeschäftsbau sowie anspruchsvolle Renovierung und Restaurierung ist eine Stärke.

SteinmetzunternehmenReinisch GmbH

Stein Reinisch ist ein ISO-zertifizierter Betrieb – Mitarbeiter werden laufend geschult, individuelleArbeiten werden professionell geplant und ausgeführt. Wir bieten Ihnen Komplettlösungen –alles aus einer Hand. In unseren neun Filialen und im Werk sind Sie immer herzlich willkommen.Der Betrieb wurde 1985 gegründet und zählt heute zu den größten Betrieben in der Steiermark.

ABSW Rheintalstein GmbH

Seit 2009 baut die ABSW Rheintalstein GmbH aus Vorarlberg im einzigen Sandsteinbruch Öster-reichs Schwarzachtobler Quarzsandstein ab. Eine blaugraue Färbung, Frostsicherheit, Polierfähig-keit und eine hohe Widerstandsfähigkeit sind nur ein paar Eigenschaften des Steines. DieseMaterialeigenschaften prädestinieren unser Produkt für den Innen- und Außenausbau, Fassaden-bau sowie im GaLaBau.

Schärdinger Granit Industrie AG

Seit über 120 Jahren stellt die Schärdinger Granit Industrie AG in ihren Betrieben in Schrems undSchärding Pflaster-, Leisten- und Randsteine sowie Platten aus Schärdinger und Schremser Granit her.Bei Steinmetzprodukten reicht die Produktpalette von der Bodenplatte bis zu Grabanlagen.

Sölker Marmor GmbH

Der Ursprung des Sölker Marmors liegt mehr als 350 Millionen Jahre zurück. Sein hohes Alterund seine spezifische Entstehungsgeschichte machen ihn zu einem der hochwertigsten Marmoreder Welt. Die Firma Sölker Marmor mit ihren 40 Mitarbeitern hat sich auf den Abbau und dieVeredelung des im Sölktal gewonnenen edlen Natursteins spezialisiert.

Poschacherstraße 7, 4222 St. Georgen, Tel. 0 72 37/33 33, Fax 33 33 44 4www.poschacher.com, [email protected]

Johannessiedlung 1, 2170 Poysdorf, Tel. 0 25 52/24 00, Fax 24 00-6www.rada.at, [email protected]

Hainsdorf 8, 8421 Wolfsberg, Tel. 0 31 84/24 08-0, Fax 24 08-24www.stein.at, [email protected]

Hofsteigstraße 63, 6858 Schwarzach, Tel. 0 55 72/4 12 30, Fax 4 12 30 10www.rheintalstein.at, [email protected]

Gopperding 17, 4782 Sankt Florian am Inn, Tel. 0 77 12/31 16-0, Fax 31 16-50www.schaerdingergranit.at, [email protected]

Reith 279, 8961 Kleinsölk, Tel. 0 36 85/2 22 16-0, Fax 2 22 16-19www.soelker.at, [email protected]