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02.04.13 13:26 Stau am Berg! › Durch den Winter Seite 1 von 3 http://snowboard.blog.nzz.ch/2012/12/13/stau-am-berg/ DURCH DEN WINTER Von Stau am Berg! 13. Dezember 2012, 04:51 Ein Snowboarder kommt selten allein. Das ging mir letzte Woche durch den Kopf, als ich wieder einmal zusammen mit 150 anderen Fahrern darauf wartete, in die Halfpipe von Copper Mountain zu droppen. Alle sind sie da und stehen Board an Board an, um im amerikanischen Kunstschnee ihr Glück zu finden: Japaner, Finnen, Österreicher, Spanier, Chinesen, Franzosen, Norweger. Slovenen, Koreaner, Polen, Deutsche, Italiener, Kanadier, Amerikaner und natürlich wir, die Schweizer. Mit einem wilden Durcheinander von Sprachen im Ohr und wachsender Ungeduld im Magen schob auch ich mein Snowboard seinem Ziel — der Halfpipe — abermals ein paar Zentimeter näher entgegen. Ich dachte an Adolf Ogi. Sport verbindet? In der Tat! Wenn es etwas gibt, das es hier in Copper Mountain nicht gibt, dann ist das Einsamkeit. Dass gute Trainingsbedingungen internationales Publikum anziehen, ist nichts Neues. Eine wirklich gute Halfpipe gibt es zu gewissen Zeiten des Jahres nämlich nur einmal. Snowboarder, die nicht in einfacher Ausführung, sondern in ganzen Nationalteams anreisen, sind allerdings eine etwas neuere Erscheinung. Als Snowboarden Mitte der 70er Jahren in der Welt des Wintersports auftauchte, war klar: Seitwärts den Berg runter fahren, das wollen nur wenige. Höchstens vereinzelt bestand Interesse daran, die bequeme frontale Position auf zwei fahrbaren Untersätzen zu verlassen und bei Gelegenheit sogar noch freiwillig in die Luft zu springen. Aber es gab ein paar hartnäckige Abweichler, die es verstanden, die Faszination Snowboarden auf ein breiteres Publikum zu übertragen. So wuchsen bald etablierte Snowboardbrands heran, und mit ihnen die erste Generation von Snowboardprofis. Auch diese zog es damals im Kollektiv dorthin, wo gerade die besten Bedingungen herrschten. Der einzige Unterschied: Die Tom Sims, Terry Kidwells und Craig Kellys fuhren nicht etwa in einer Halfpipe, wie wir sie heute kennen, sondern in einer von Hand geschaufelten Rampe, die gerade mal eineinhalb Meter hoch war. Trainer und Physiotherapeuten, die sie nach der holprigen Fahrt unten am Konstrukt in Empfang nahmen, gab es schon gar keine. Ursina Haller Gefällt mir 34 Twittern Twittern 4 – 02 April 2013, 13:26 – NZZ.CH

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  • 02.04.13 13:26Stau am Berg! Durch den Winter

    Seite 1 von 3http://snowboard.blog.nzz.ch/2012/12/13/stau-am-berg/

    DURCH DEN WINTER

    Von

    Stau am Berg!13. Dezember 2012, 04:51

    Ein Snowboarder kommt selten allein. Das ging mir letzte Woche durch den

    Kopf, als ich wieder einmal zusammen mit 150 anderen Fahrern darauf wartete, in

    die Halfpipe von Copper Mountain zu droppen. Alle sind sie da und stehen Board

    an Board an, um im amerikanischen Kunstschnee ihr Glck zu finden: Japaner,

    Finnen, sterreicher, Spanier, Chinesen, Franzosen, Norweger. Slovenen,

    Koreaner, Polen, Deutsche, Italiener, Kanadier, Amerikaner und natrlich wir, die

    Schweizer. Mit einem wilden Durcheinander von Sprachen im Ohr und

    wachsender Ungeduld im Magen schob auch ich mein Snowboard seinem Ziel

    der Halfpipe abermals ein paar Zentimeter nher entgegen. Ich dachte an Adolf

    Ogi. Sport verbindet? In der Tat!

    Wenn es etwas gibt, das es hier in Copper Mountain nicht gibt, dann istdas Einsamkeit.

    Dass gute Trainingsbedingungen internationales Publikum anziehen, ist nichts

    Neues. Eine wirklich gute Halfpipe gibt es zu gewissen Zeiten des Jahres nmlich

    nur einmal. Snowboarder, die nicht in einfacher Ausfhrung, sondern in ganzen

    Nationalteams anreisen, sind allerdings eine etwas neuere Erscheinung.

    Als Snowboarden Mitte der 70er Jahren in der Welt des Wintersports

    auftauchte, war klar: Seitwrts den Berg runter fahren, das wollen nur

    wenige. Hchstens vereinzelt bestand Interesse daran, die bequeme frontale

    Position auf zwei fahrbaren Unterstzen zu verlassen und bei Gelegenheit sogar

    noch freiwillig in die Luft zu springen. Aber es gab ein paar hartnckige

    Abweichler, die es verstanden, die Faszination Snowboarden auf ein breiteres

    Publikum zu bertragen. So wuchsen bald etablierte Snowboardbrands heran, und

    mit ihnen die erste Generation von Snowboardprofis. Auch diese zog es damals im

    Kollektiv dorthin, wo gerade die besten Bedingungen herrschten. Der einzige

    Unterschied: Die Tom Sims, Terry Kidwells und Craig Kellys fuhren nicht etwa in

    einer Halfpipe, wie wir sie heute kennen, sondern in einer von Hand geschaufelten

    Rampe, die gerade mal eineinhalb Meter hoch war. Trainer und

    Physiotherapeuten, die sie nach der holprigen Fahrt unten am Konstrukt in

    Empfang nahmen, gab es schon gar keine.

    Ursina Haller

    Gefllt mir 34 TwitternTwittern 4

    02 April 2013, 13:26

    NZZ.CH

  • 02.04.13 13:26Stau am Berg! Durch den Winter

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    KOMMENTARE

    Snowboarding back in the days.

    Der Umbruch in Richtung dessen, was Snowboarden heute ist, setzte erst ein, als

    unser Sport 1998 in Nagano in das Olympische Wettkampfprogramm

    aufgenommen wurde. Wer sich noch daran erinnern kann, wie Gian Simmen

    damals mit Schweizer Olympia-Uniform (und Zahnspange) vom Podest lachte und

    im Anschluss daran zum Publikumsliebling erkoren wurde, ahnt es schon: Mit

    der populren Show bei Olympia hatte die Subkultur Snowboarden den

    Mainstream erreicht. Durch den neu erlangten Status hielt unsere Sportart

    Einzug in die Agenda nationaler Sportmter so zum Beispiel in der Schweiz, wo

    die Disziplin Snowboarden im Jahr 2002 bei Swiss Ski eingegliedert wurde. Die

    Wintersportverbnde anderer Nationen taten dasselbe, wobei die Zahlen neu

    entstandener Strukturen fr leistungsorientiertes Snowboarden in den letzten zehn

    Jahren international stetig stiegen. Und damit waren die Nationalteams geboren,

    die sich so gerne an ein und demselben Ort wiederfinden, sobald eine gute

    Infrastruktur steht.

    Wenn ich heute an der Halfpipe oder im Park stehe, denke ich nicht

    nur an Ogi, sondern gelegentlich auch an die Snowboarder der ersten

    Stunde. Es knnte gut sein, dass sie das Bild, das sich zum Beispiel hier in Copper

    bietet, auf den ersten Blick befremden wrde. Da steht ein dichter Wald von

    Fahrern, wobei sich jeder einzelne darum bemht, die sechs Meter hohen und

    behutsam von einer Maschine prparierten Wnde hoch zu gelangen. Wrden sich

    die Snowboardlegenden aber einmal unter die aktuelle Generation von Fahrern

    mischen, um einen Run zu fahren, msste sich Wohlgefallen breit machen. Denn

    auch wenn das Anstehen wohl einiges lnger dauert als zu ihren Zeiten: Sie mssen

    bestimmt stolz darauf sein, dass heute sogar unter nationaler Flagge seitwrts

    gefahren wird.

    Beitrag eingestellt von Ursina Haller in der Kategorie Allgemein

  • 02.04.13 13:26Stau am Berg! Durch den Winter

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