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8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
1/45
R, ;-
,Es ist auscinür.
(Tonnies Fenne's U ^
Manual of Spoked Rittsúin. Piko* 160/
SPRACHLICHE ENTWICKLUNG
ALS
EXPANSION UND REDUKTION
Volkmar Lehmann, Hamburg
1. Entwicklung
1.1. Beschreibung und Rekonstruktion von Entwicklungen
1.2. Expansion und Reduktion
1.2.1. Begriffsbestimmungen
1.2.2. Wandel = Expansion + Reduktion
1.2.3. Beispiel: Entwicklung der Komparation im Russischen
1.3. Entwicklungsschritte und -prozesse
1.3.1. Entwicklungsschritte
1.3.2.
Kontinuierliche Entwicklungen
1.3.3. Abgeschlossene Entwicklungsprozesse
1.3.4.
Entwicklungspfade, Entwicklungstendenzen
1.4. Expansion von Metaphern und lexikalische Polysemie
1.4.1. Singuliirc und generalis ierte Metaphern
1.4.2. Delexikalisierung der Staniiardhedeutung
2. Die vier grundlegenden Veränderungsaspekte
2.1. Die Veränderung von Inventar und Kombinatorik
2.2.
Veränderung von Einheiten, Kategorien. Systemen
2.3 . Veränderung im Fonn-Funktionsverhültnis
2.3 .1.
Arten der lexikalischen Expansion
2.3.2. Kristallisierung und Repartition
2.4. Veränderung von lexikali schem und Grammatischem
3. Expansion und Rcduklion in der Entwicklung von Tempus und Aspekt im Russischen
3.1. Zum Begriff der nrumnialikalisierting
3.2. Tempus: Von (Aspekt-)Tcmpoia m Asptkt-Tcmpus-Katcgonen
3.3. Aspekl: Von flektivischen Aspekltcmpora
г и т
dcr ival ionalen
Aspekt
.S.
Mnviir XIXVII,
s.v.
nitvilisjn;
das Vcrh wini im Allruss., wie diesem
Wörtnb ,
und dem von Srczncvskij zu enlnehmen ist, nur konkret v r n n W . lyri sche r« eise nil
Sclit.fmi llcn als Ohjekl bezogen; s. dazu nm-li I I
-
'' 'Wim,/mi.
Simi, hli.hr liiimMimc
,i/.t
£\п т я
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
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VOLKMAK LEHMANN
Entwicklungen
4 . 1 . Zum
Begriff der I n K l W m g
4 . 2 .
Fmi lm«* ^ Operationen (TO)mxllcxikahjct e Konzepte
4 3 FOaU Regeln zur Veränderung von Explikationen
4 4 EinOumut kann durch allemative FO
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
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1 7 2
VOLKMAR LEHMANN
,
Wicklungsprozesse modelUert Dabei wird der synchrone Zustand einer Einheit
oder Kategorie zu Beginn und am Ende des Prozesses und - soweit möglich -
der Verlauf dazwischen rekonstru iert. Der Anfang kan n als Inp ut, da s Ende als
:
Output der Rekonstruktion gesehen werden. ' ' '
'
'
Die Rekonstruktion von Entwicklungen ist damit das HauptstUck der
Rekonstruktion sprachlicher Objekte überhaupt. Die Rekonstruktion der Ent-
1
?
Wicklung einer sprachlichen Einheit, einer Kategorie oder eines Systems im-.^
pliziert deren synchrone Rekonstruktion. Synchrone Rekonstruktion verstehe О
ich als .Analyse durch Synthese": Ein Wort, ein Satz, ein T ext etc. wird da
durch
an alysiert, dass sein
Zustandekommen
modelliert wird als
Kombinatio
nen
von Einheiten eines sprachlichen Inventars. D ie M odel lierung von In
ventar
u nd Kombinatorik einer Sp rache erfassen die
synchrone
Komponente
ihres „ Systems".
r
)
f'rctac^
S&*t~.Ç&.~ £>ь \
* \ C U L A ^ / ^
Synchrone R ekonstruktion un d Rekonstruktion de r
E ntwicklung
können
über die Ermittlung dessen geschehen, was die Prager Linguistik als Dyna-
mik bezeichnet hat. Zugrunde liegt diesem Begriff die Auffassung von der
Sprache als einem System, das sich immer in der Entwicklung befindet und
das nur unter diesem Vorzeichen richtig verstanden werden kann. Eine ähn-
liche Erkenntnis von Sprache als sich entwickelndes Entwicklungsprodukt
manifestiert sich
in
der aktuellen Wendung von der „Diachronie
in
de r
Synchronie".
1.2. Expansion und Reduktion
1.2.1. Begriffsbestimmungen
In der Sprache finden ständig Expansionen und Reduktionen im Inventar in
g ) ™ta
a
tó T
ш
*******
v o n
Bedeutungen (den Referenzmen
t e m iö ď e r "V ь """• '
d i e
K om
b m a t i o n
S
b ed i n g u n g en , d ie Ex
v
âcax***
Von d,e»en
G rundbegriffen
können
abgeleitet werden:
SPRACHLICHfcENTWICKLUNO ALS EXPANSION UN D
REDUKTION
173
Z
• E n t s t e h u n g / H e r a u s b i l d u n g
2
: D as I n ve n ta r , d ie Komb i na
t ionsbedingungen etc . wird expandiert v on Nul l au f n .
^\
•
S c h w u n d : D a s
I n ve n ta r,
d ie Kombinat ionsbedingungen etc. wird
* — • reduziert v o n n a u f
N ul l.
W a n d e l
( S u b s t i t u t i o n ) :
D as
Inventar ,
d ie
Kom b i na t ions b ed i n
l
g ung en
etc. wird
dur c h
d ie
K om bin a t ion
vo n
Schw und
u n d
E n t s t e
h u n g ganz odgj bezüglich
eines
Teils
ausgetauscht .
D ie
Begriffe Expansion
un d R e duk t ion e n tha lte n
also als E^tretnfMkEnfi îfcEvi
hung j j nrJ .S íhs řund . E in e Ex p ans i on , d ie n ic h t En ts te hun g ist , geht von einer ^
bereits
vor ha n de n e n
M e n ge а л Elementen im jeweiligen Inventar aus, sie re
sultiert
in einem „ M e h r ", während die Reduktion, die kein Schwund ist, in
einem „Weniger" resultier t. Expansion und Reduktion sind damit, wie vie le
merkmallose Begriffe, zugleich als Unterbegriff und Oberbegriff verwendbar.
Wenn die Verwendung nicht aus dem Kon text klar wird (z .B. durch [X ž Y] =
[X > X, Y] für Ex pansion ohne Entstehun g), dann wird exp liz it darauf hin-
gewiesen.
1.2.2.
W a n d e l =E x p a n s i o n + Re d u k t i o n
Wandel wird hier def initor isch auf die Substitution einer Einheit, Kategorie
oder e ines Systems durch eine entsprechende Entitä t def inier t. So definier ter
Wandel hat, sowe it für mich erkennbar , zum indest auf, funktionaler Eben e
folgende Eigenschaften: Í
'у ^г у С ^^^к г Л л ^^'М '
• E r bes teh t au s Expansion u nd Reduktion, ' wobei meist d ie E xpansion
zu
einem Nebeneinander vo n Fo rmen und / oder F unk t ionen führt, das
in de r Redukt ion abgebaut wird (Schema А > AB > B ) , Expansion
u n d Redukt ion können aber auch den Übergang zueinem anderen
Status fundieren (e inen lexikalisch- grammatischen Statuswechsel.
Schema А > В ) ;
• Wandel i s t desha lb i m m er e in En twick lungspro iess , kein Entwick
lungsschri t t
(s . I .3 . ) .
Beispiele sind (weitere Beispiele
passim):
d i e
Entwicklung
d er Tempora de s narrativen R egisters im
R ussischen
von der 1.
E tappe
des Wandels mit Aorist. Imperfekt . Plusquamper
fekte über die 2. Etappe, die des Nebeneinander von Aorist, Imper-
fekt, Plusquainnerfekte einerseits und des Präteritum mit den gleichen
Funktionen andererseits, zur 3. Etappe mit dem Präter itum alle in:
- die Entwicklung des Deklmationssystem s mit 1. dem stanimorienticr-
ten Dckliniitionssystem (Typ Gen. Sg. stola, un d brani), 2. dem Nc-
1
Diese beiden Ausdrücke sind synonyme konlexlnell bedingte Varianten.
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
4/45
1 7 4
VOLKMAR LEHMANN - ^
beneinandcr
von
verschiedenen Deklinationsendungen
bei
einem
Stamm (Typ. stola/stolu
und
synu/syna),
zum 3.
genusonentier ten
Deklinationssystem (nur stola, syna);
- die Entwicklung vom synthetischen Ko mparativ (aus der nichtmasku-
linen Form des Positivs entstanden) zum Superlativ und Elativ, vgl.
-•'.,. krasivejSij, über das Nebeneinander von Komparativ und. Superlativ
und von Superlativ und Ela áv,
(s.
1.2. З . );
die
Entwicklung
der
K asus
zu PrSpositionalkasus
(mi t
v, na, k,
dlja
etc.),
die
ihren
Verlauf über hypertrophe Polysemie
und
Synonymie
der Präpositionen nahm;
- die Entwicklung der Wortbildung
in
altrussischer Z eit,
die
ausweislich
der Darstellung von Mengel (1997) über eine hypertrophe Synonymik
zu einem besonders
in der
Kultursprache festzuste llenden Norra-
zustand reduziert wurde (s. 4.1.);
-
die
Entwicklung
der
kalendarischen Terminologie,
in
deren Verlauf,
wie Keipert (1993) beschreibt, das vorchristliche S ystem durch ein
christliches ersetzt wurde und die ihren Weg ebenfalls über das Ne-
beneinander beider Systeme nahm .
Die Wege des funktionalen Wandels sind sehr verschieden ,
vor
allem
im
Hin-
blick
auf
die formale Begleitung.
So
kann
das
Nebeneinander
auf
der 2. Etap-
pe realisiert sein primär durch Synonymie
(wie bei den
narra tiven Tempora
und
den
Deklinationen), durch Polysemie
(wie
beim Wandel
zum
Superlativ
oder beim oben nicht erwähnten W andel von Dem onstrative
zu
Artikeln) oder
durch beides (wie beim Wandel des Kasussystem s). Sehr häufig, aber nicht
immer, ist die Stufe des Nebeneinander charakterisiert durch dysfunktionale
Disproportion aufgrund hypertropher Synonymik (durch Ableitungen oder
Polysemieningen, wie beim Wandel der Deklinationen, des Kasu ssystem s oder
der Wortbildung). Diese wird dann abgebaut durch Kristallisierung und Repar-
tition
(s.
2.3.2.), einer
Art
gesetzmäßiger R ückkehr
zu
„normaleren",
d.h.
dem
Pol »n u l Funktion-.Ideal näherkommenden Ausmaßen
in
Synonymik
und
Verlauf einer Grammatikalisierung
der
Status e iner
Ein-
etwa
die
lexikalische Kategorie
der
„Perfektivitä t"
zum
_ , , . '.''• Í
n d e r d i e
Kategorie weder lexikalisch noch gram-
' • : ? _ . . ?'
a u c h
grammatisch
ist,
aber dies
als
Ncbcn-
d e l
- •
- — • • " " "
*
•••k-'CKiS
(S*
s. Hansen
in
diesem Band)
s
heit
nd
r zu b
Г '
l i S C h
""
a U C h
^ » m a t i s c h i st , aber dies als N e
p e r O b e r k i Т « Г
W
b
đ re
,
Spit7findiB
E
'
h a n d e
8ich
™
e i
™" W a n d
3 2) od er v „ M o d * Г ', ,
He
™'
b i l d u
"S
d e s
derivationalen Aspekts
cher
Wandel ber'
"" I Г Г . t "™™ J\7ÍI /
(umg.spr .)
sil'nee vsech
Elativ ß)
Typ
sil
'nejsij
Typ
sil
'nejšij
Ty p
sil
'nejsim
Tabelle
der
Kategorie Komparation
im
heutigen Russisch (Standardf
Die vierglicdrige Paradigmatik
der
Kategorie Komparation und d ie sich damit kreuzen-
den drei grammalischen Oppositionen (Iprädikativ, tdeklarativ, ±pr8sentisch) sind hier
auf der Basis von Sperber U975) und Barnctová (1979) sowie (zum Elativ) Zcitungslex-
ten postuliert . Die Grummatika AN (1980) sieht
die
Affixe -ejS-Z-S- sowie
naj- als
nichtgranunatischc Wortbi ldungsmoф hcnle m it superlat ivischer Funktion (§ § 672; 307) . die
analytischen Formen m it holte oder.wnt.y/ nicht
als
gramm at ische Wonformen an,
da
bolee bz w . mener lexikalische Bedeutun g hätten (§ 1342). Für einen g rammat ischen
Status
v on
bolec
spricht aber
u.a., dass die
synthet i sche
Bildung mit
e e / e j tendenziell
n u r
prädikativ verwendet wird und
mich
d n
starken
Restriktionen
unterworfen ist
und die
analytischen Formen des Komparativs,
anders
als
die
synthetischen,
eine KasusG enus
N u
incrusFIcxion
haben .
Nach Barnctová (1979, § 437) ha t bei para lleler Konstruktion dos prädikativ markierte
A d j , (Kurzform) eine aktuell dckltirativc Funktion (.„aktual 'no utvcridajuSřai» (dcklara
llvnnjn) funkcijn"),
da s
attributiv markierte
Adjektiv
(Langform) eine
deskriptive
i'unk
tion („ voobSfc ch aruklcrizujuKaja
(dcskriptivnaja)
funkcija").
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
5/45
VOIJCMAR LEHMANN
Bemerkungen
zur Tabelle:
(1)
criomecn
zur i
tuxiic:
. . , ,
Schriftsprachlich
wird attributiv die analytische
F o r m
veraen det; umgangssprachlich
. auch möglich
čelovek sil'nee
ego bzw.
posü'nee
... .etwas ( s t a r k e r ) . . . ' .
Schriftsprachlich a u c h
mit
Р Н Ш х л Ы .
. , „ , .
' Die Typen mit
boler, bolee vsech
sind
n i c h t
flektiert, die
i n d e r e n
smd flektiert
nach
G e n u s und N u m e r u s, attributiv außerdem nach allen Kasus.
Der Typ sil'nee ist umgangssprachlich funktional synkret (keine Unterscheidung attribu-
tiv - prädikativ). Da dieser Typ schriftsprachlich prinzipiell prädikativ ist, wird die prädi-
kative Funktion dort durch ihn markiert, ebenso wird sie mit dem umg angsspra chliche n
Typ
sil'nee vsech
markiert.
Allgemein: Im wissenschaftlichen und publizistischen Stil überwiegen deutlich die
analytischen, im belletristischen Stil und in der Umgangssprache die synthetischen
Formen.
5
Auch die im folgenden gegebenen stilistischen Charakte risier ungen haben
meist den Charakter von Tendenzangaben.
Zu Superlativ/Elativ in prädikativer Funktion:
Synthetischer Elativ, Typ starefiij: Standardftinktion .elativisch', alternative (sekundäre)
Im Altrussischen
war die
Kategorie
mit
Nominal-
und
P ronomina l formen
je -
weils mit Genus- und Numerus- und Kasusflexion v ertreten, ers tere O pposi-
tion
mit der
ursprünglichen Unterscheidung
von
(In-)Defini thei t .
Sie
wurden
(nach Vjalkina 1995, 321-325) sowohl
in
at t r ibut iver
als
auch
in
p räd ika t ive r
Funktion (Pronominalforaien
in
letzterer selten) verwendet.
И е Adjeklivkomparation im AllostslaviKhen (K ieve, R
u
, 'j
n c n .
h
î " м '.
Г
Г
л Il c
"
Komparnllv,
cin
E N T WI C K L UN G
ALS
EXPANSIO N
U N D
R E D U K T I O N
ACHLICÄ
Bemerkungen zur Tabelle;
(1)
Die
Komparativ-Formen sind
im
volkspracMichcn (oslslavischcn) Russischen nach
Vjalkina (1995, 316) quan titativ schwach vertreten,
© Dieser Typ ist nach Vjalkina (1995, 321 ) selten; eine eindeutige pronominale Fotm ist in
ihren Beispielen nicht erkennbar,
für
den (nominalen) Typ
*prisil 'n vsfeh
gibt sie Icein
Beispiel.
(3) Daneben auch clativische Periphrasen (Typ vel'mi sil'nyj); die Aufteilung
auf
Superlativ
und Elativ wurde hlÉr unter Interpretation der Belege in Vjalkina (1995,321) vorgenonv
Betrachten wir die Veränderungen auf der Ebene der Adjektivkategorien und
der
einzelnen Einheiten getrennt (zu den Ebenen der Einheiten, der Kategorien
und
der Systèmes. 2.2.), zunächst die Ebe ne ei nze lne r Ei nh ei te n.
(a)
Die Funktion der nominalen Formen im Positiv Typ
sil'n"
wandelt sich
von
ursprünglich ,définit' zu .prädikativ präsentisch deklarativ';
(b) der Instrumental aller Subkategorien des Komparationsparadigmas expan-
diert durch die Entstehung der neuen Funktion .prädikativ nicht präsen-
tisch';
Das
Paradigma des synthetischen Komparativs spaltet sich in (c) und (d),
(c)
den neuruss. Typ
sil'nee
(ohne Flexion) (< altruss.
sil'nëje
Nom. Sg.
neutr, des Komparativs), also in seine zur nichtflektierbaren Form gewor-
dene,
vor allem schriftsprachlich auf die prädikative Funktion beschränk-
te
Form (mit diversen formalen Varianten); damit: Schwund der Voll-
flexion;
(d) in ein Paradigma (Typ sil'nejšij) für zunächst den Superlativ, heute den
Elativ, das auf die Formen des Komparativs ohne Nom. Sg. mask, und
neutr, zurückgeht (Wandel der Funktion Komparativ > Superlativ > Ela-
tiv);
die Formen des Nom. Sg. mask./neutr., vgl. starěi/ starřje, wurden
pe r
Analogie diesen Formen angepasst
(stareßij,
е е ,
Expansion).
(e) Schwund der kirchenslavisch geprägten Elativ-/ Superlativ-Formen mit
prë-.
(f)
Entstehung der voll flektierten analytischen Formen vom Typ
bolce (me-
née)
sil'nyj und samyj sil'nyj sowie naibolee sil'nyj.
Auf
der kat eg ori a len Eb en e tîisst sich eine Entwicklung entlang zweier
Achsen
der Formenbildung des Adjektivs feststellen: der Achse des Kompara-
tionsparadigmas mit Positiv, Komparativ, Superlativ und Elativ und der Achse
der ursprilnglichen defintt-inddinit-Opposition.
Auf der Achse des KompanUionspanultgmus ergab sich
(A) der formale Wandel von einem Paradigma synthetischer zu einem Para-
, dignut analytischer Formen im Komparativ bzw. zu zwei synthetischen
Í unflektierten Typen
(sil'ttee,
sil'nee vsech)\
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
6/45
VOLKMAR LEH MA NN
Е е п к г к ш в е я
zur
Tabelle:
. . . ,
(1) Schr i f tsprachl ich
wird
a t t r i bu t i v
d ie
analytische F o r m
verwendet;
umgangssprachlich
, au ch möglich felovek sil'nee ego bzw.posil'nec... .et was (stärker) ... '. .
(2) Schriftsprachlich auch mit Präfix
п о / .
_
•
' Die T y p e n mit
bolée, boire vsech
sind nicht flektiert, die anderen sind flektiert nach
Genus und Numerus, attributiv außerdem nach allen Kasus.
Der Typ sil'nee ist umgangssprachlich funktional synkret (keine Unterscheidung attribu-
tiv
-
prädikativ). Da dieser Typ schriftsprachlich prinzipiell prädikativ ist, wird die prädi-
kative Funktion dort durch ihn markiert, ebenso wird sie mit dem umgangssprachlichen
'
Typ
si 'rue vsech
markiert.
•
Allgemein: Im wissenschaftlichen und publizist ischen Stil Überwiegen deutlich die
analytischen, im belletristischen Stil und in der Umgangssprache die synthetischen
Formen.
5
Auch die im folgenden gegebenen stilistischen Charak terisi erunge n haben
meist den Charakter von Tendenzangaben.
Zu Superlativ/Elativ in prädikativer Funktion:
Synthetischer Elativ, Typ starejsij: Standardfunktion .chuivisch', alternative (sekundäre)
Funktion in attributiver Funktion: .superlativisch', d.h. der Komparativ ist schon zum
Elativ geworden und hat (schriftsprachlich) attributiv noch superlati vische Funktio n.
Analytischer Superlativ, Typ
samyjstaryj:
Standardfunktion .supe rlativ isch' , alternative
Funktion: ,e ativisch\ d.h. der Superlativ hat eine elativische Funktion, sich aber (noch)
nicht zum Elativ entwickelt
Im Altrussischen
war die
Kategorie
mit
Nominal-
und
P ronomina] formen
je -
weils
mit
Genus-
und
Numerus-
und
Kasusflexion vertreten, ers tere Opposi-
tion
mit der
ursprünglichen Unterscheidung
von
(In-)Defmithei t .
Sie
wurden
(nach Vjalkina 1995, 321-325) sowohl
in
attributiver
als
auch
in
präd ika t ive r
Funktion (Pronominalformen
in
letzterer selten) verwendet.
Die Adjektivkomparation im AiiosUlavischen (Kiever RuVJ
^[W
i Kc
mpgcn ( I 9 9 5
,
4 4)
^
; . ; £ ormen de, Komparativ» ein-
SPRACHU CK ENTWICKLUNG ALS EXPANSION UND REDUKTION
Bemerkungen zur Tabelle:
(1) Die KompBraüv-Foimen sind im volksprachlichen (ostslavischen) Russischen nach
Vjalkina ( 1995,316) quantitativ schwach vertreten.
(2) Dieser Typ ist nach Vjalkina (1995,32 1) selten; eine eindeutige pronominale Form ist in
.
ihren Beispielen nicht erkennbar; für den (nominalen) Typ
*prisil'n " vsèch
gibt sie kein
Beispiel.
(3) Daneb en auch claüv ische Periphrasen (Typ vel'mi sil'nyj~); die Aufteilung auf Superlativ
und Elativ wurde hier unter Interpretation der Belege in Vjalkina (1995,321) vorgenom-
Betrachten wir die Veränderungen auf der Ebene der Adjektivkategorien und
der einzelnen Einheiten getrennt (zu den Ebenen der Einheiten, der Kategorien
und der Systeme s. 2.2.), zunächst die Ebene einzel ner Einhei ten.
(a) Die Funktion der nominalen Formen im Positiv Typ
sil'n"
wandelt sich
von ursprünglich ,définit' zu .prädikativ präsentisch deklarativ';
(b) der Instrumental aller Subkategorien des Komparationsparadigmas expan-
diert durch die Entstehung der neuen Funktion .prädikativ nicht präsen-
tisch';
Das Paradigma des synthetischen Komparativs spaltet sich in (c) und (d),
(c) den neuruss. Typ
sil'nee
(ohne Flexion) (oltruss.
sil'nëje
Nom. Sg.
neutr, des Komparativs), also in seine zur nichtflektierbaren Form gewor-
dene, vor allem schriftsprachlich auf die prädikative Funktion beschränk-
te Form (mit diversen formalen Varianten); damit: Schwund der Voll-
flexion;
(d) in ein Paradigma (Typ
sil'nejšij)
für zunächst den Superlativ, heute den
Elativ, das auf die Formen des Komparativs ohne Nom. Sg. mask, und
neutr, zurückgeht (Wandel der Funktion Komparativ > Superlativ > Ela-
tiv); die Formen des Nom. Sg. mask. / neutr., vgl.
starëi/starěje, wurden
pe r
Analogie diesen Formen angepasst
(starejSij,
е е ,
Expansion).
(e) Schwund der kirchenslavisch
geprägten Elativ- / Superlativ-Formen mit
prl-.
(f) Entstehung der voll flektierten analytischen Formen vom Typ
bolce (me-
née) sil'nyj
und
samyj sil'nyj
sowie naibolee
sil'nyj.
Auf der kat cg or ia le n Ebene lässt sich eine Entwicklung entlang zweier
Achsen der Formenbildung des Adjektivs feststellen: der Achse des Kompara-
tionsparadigmas mit Positiv, Komparativ, Superlativ und Elativ und der Achse
der ursprünglichen definü-indefinit-Opposition.
Auf der Achse des Komparaüonsparadigmas ergab sich
(A) der formnle Wandel von einem Paradigma synthetischer zu einem Para-
, digmn analytischer Formen im Komparativ bzw. zu zwei synthetischen
unflektierten Typen (sil'nee, sil'nee vsech):
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
7/45
7S VOLKMAR
LEHMANN
A
(В )
der
Wandel
im
Superlativ
bzw.
Elativ
von
den russischkirchenslavisch
geprägten voll flektierten Formen mit pri- zu den analytischen voll flek-
tierten Formen mit
samyj
und naibolee, beide offenbar stärker grammati-
kalisiert
als die
Formen
mit
pri-; beim schon
im
Altruss. bestehenden
Typ
sil'nee
vsech gab es offenbar eine Erhöhung der Frequenz; durch den
unter
(d)
erwähnten funktionalen Wandel ergab sich
ein
schriftsprachli-
cher Elativ mit (-ejš-).',"' ,. ""'. .. '
Auf der anderen Achse ergab sich der Wandel von der Markierung der Oppo-
sition .définit
-
indefinit'
zur
Markierung
von
drei Oppositionen:
(C) attributive - prädikative Satzgliedfunktion; diese Opposition ist in den
flektierten Formen formal voll ausgebildet,
die
prädikative Funktion wird
markiert durch
die
Kurzformen Nominativ (präsentische Funktion)
und
die Instrumental-Formen (nicht präsentische Funktion; s. hierzu Guiraud-
Weber 1993);
bei den
nicht flektierten Formen
(Typ
sil'nee,
Typ
sil'nee
vsech) schlägt diese Opposition sich darin nieder, dass der Typ sil'nee
vsech
generell und der Typ
sil'nee
schriftsprachlich nur prädikativ auf-
tritt;
(D)
die
Opposition deklarativ (Kurzform
Typ
star)
-
deskriptiv (Langfonn
Nominativ Typ staryj)
im
präsentischen Prädikat;
(E)
die
Markierung
der
Opposiüon zwischen präsentischem
-
nicht präsenti-
schem Prädikat, markiert durch Kurzform oder Langform im Nominativ
gegenüber Instrumental.
1J. Entwicklungsschrilte
und
-Prozesse
V
?
d e n <
I
U r C h Ex f )a n si o ne n m i
Reduktionen finden im Rahmen von
Ш Ш е
b t Í t G I
ller Ebene. ET hat
di
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ueller Ebene. ET hat „en gin he Ш сЬ
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M i l t c
'
R l A
'er
UN G ALS EXPANSION UN D RE DUK T I O N
oder Veränderungen anderer Art (s.u.) 1st ein Entwicklungsprozess abge
schlossen,
so
hat
er ein
definitives
Ende. Es
lässt sich daran erkennen, dass
eine
weitere Entwicklung einem anderen Entwicklungsprozess angehört bzw.
angehören
würde.
So ist
z.B.
die
Verwendung
des
altrussischen Komparativ
suffixes
{ejS) in der Funktion des Superlativs ein in sich abgeschlossener
Entwicklungsprozess, der, nicht fortgesetzt werden konnte, ohne dass
von
etwas anderem, eineťknderen Veränderung gesprochen werden muss; die wei
tere Entwicklung zum Elativ gehört nicht mehr zu diesem Prozess der Heraus
bildung des Superlativs (s.1.2.3.).
Wenn
in einem zur Demenstration konstruierten Prozess, weitere Bei
spiele
s.
anschließend
eine Metapher
mjagkij učitel'
.nachgiebiger Lehrer'
gebildet wird, dann ist der Schritt der M etaph
ori
sierang damit abgeschlossen,
bei Usualisierung
der
Metapher
ist
eine neue Bedeutung .nachgiebiger Lehrer'
entstanden."
Die
Bildung analoger M etaphern wie mjagkij professor nachgiebi
ger Professor', mjagkij suď ja .nachgiebiger Richter", mjagkij
Čelovek
.nach
giebiger Mensch' usw. gehört nicht zu diesem Metaphorisierungsschritt; aller
dings kann durch eine umfassende Expansion derartiger Verwendungen mit
mjagkij eine neue lexikalische Bedeutung dieses Adjektivs entstehen, hier
ist es
die allgemeine Bedeutung ,nachgiebige Person'. Solange
das
entsprechende
definitive
Ende, die
Usualität
der
Bedeutung .nachgiebige Person' n icht einge
treten
ist, handelt es sich bei der Expansion der metaphorischen Verwendun
gen um einen of fen en Prozess.
Natürlich
sind Feststellungen wie die Entstehung einer neuen Bedeutung
bzw. Funktion eine knifflige Sache. Sie wird aber dann handhabbar, wenn
nicht
versucht wird,
den
Anfang
der
Existenz einer solchen neuen Bedeutung
.nachgiebige Person' zeitlich genau zu bestimmen, sondern wenn ein Zeit
punkt
tx+ 1 genannt wird,
zu dem die
Funktion bestand,
die zu
einem Zeit
punkt t
x
nicht bestand.
Wenn
eine ehemalige
S
uper lati
v
form z.B.
in
publizistischen Texten
zum
Zeitpunkt
t
x
+ l
eindeutig hiiufiger in elativischer als in superlativischer Funk
tion gebraucht wird (das ist eine operationalisierbare Angabe), so ist sie zu
mindest
im
publizistischen Stil
ein
Elativ geworden (mit alternativer super
lativischer F unkt i on) . Es ist klar, dass der quantitative Umschlag von einer
hllufigeren Verwendung
der
Form
in
superlativischer Funktion
zur
häutigeren
Verwendung in elativischer Funktion kein Enlwicklungsschrilt ist, da er keiner
kognitiven funktionalen Operation entspricht, vielmehr
ist das
eine konti
nuierliche
Entwicklung, die mis einer Menge von Verwendungsfüllen in der
Sprachgemeinschaft hesteht. F reilich steht am Anfang dieser Entwicklung ein
Entwicklungsschrill, nilmlich
der
Gehrauch
dor
Superlativform
in
dativischcr
Punktion. So ausgeschlossen es ist, diesen Schiill historisch, gar pcrsnmtl, /u
lokalisieren,
so
eindeutig
isl der
elementare Charakter dieser funktionalen
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
8/45
VOUtMAK
LEHMANN
ł Veranderuní Sie kann jederzeit von einem Individuum an einem bis dato
f unelalivischen Superlativ vollzogen werden. Wir haben also auc h einen defi
; niliven Anfang fttr diesen Prozess. Von einem defin itiven Anf an g soll
' immer dann gesproch en werden, wenn am Beginn eines P rozesses ein Ent
wicklungsschritt steht. • • • . • • • '
Bei der Herausbildung analytischer Formen wie der des Typs
bolee
sd nyj
\
gibt
es
keinen solchen definitiven Anfang, vielmehr besteht
der
P rozess
der
I Grammatikalisierung hier darin, dass eine bestimm te Wortfor m zun ehm end
' regelmäßig für eine bestimmte Funktion in einer bestimmten syntaktischen
Konstruktion
(hier mit čem) verwendet wird. D as Entscheidende ist in diesem
F a l l die
kon t i n u i e r l i che En tw i ck l ung .
Von
einer solchen wollen
wi r
d a n n
sprechen, wenn eine beliebige Veränderung
Vj in der
Menge
d er
Verän
derungen
V | ... n von der gleichen Art ist, wie eine
beliebige
andere Verände
rung Vi±x in dieser Menge. Wenn man also nicht mehr n ur mjagkij učitel'
.nachgiebiger Lehrer*, sondern auch mjagkij professor, suď ja, čelovek gesagt
wird. D a n n schließt sich an eine M etaphorisierung, d.h. einen EntwickJungs
schritt, eine kontinuierliche Entwicklung an , näm lich die der Expansion der
Kombinationsmöglichkeiten in Analogie zur erstgenannten Metap her.
Gramm alikalisierungen enthalten immer kon tinuierliche Entwicklun gen;
beispielsweise
besteht
die
H erausbildung
des
neuru ssischen Aspekts,
wie in
3.1.
verdeutlicht werden soll, ihrem Wesen nac h in der kontinu ierlichen Ex
pansion von derivationalen Distributionen un d der kontinu ierlichen Reduktion
von funktionalen D istributionen.
Während somit kontinuierliche Entwicklungen
als
homogene Vorgänge
zu bestimmen sind, bildet ein abgeschlossener Entwicklu ngsprozess ebenso
wie
ein Kn twicklungsschritt einen heterogenen Vorgang, weil die Beschreibun g des
Vorgangs nicht, wie bei einer kontinuierlichen Entwicklung, au f
beliebige
Bestandteile des Vorgangs anwendbar ist. Weder bei Entwicklungsschritten
n o c h bei abgeschlossenen Prozessen ist eine Fortsetzung möglich, sie gehört
n i c h t mehr zu dieser Veränderung.
SPR A C H L IC H E E N T WIC K L U N G
ALS
E X PA N SIO N U ND
R E D U K T IO N
Entwlcklungsschritt
entspricht
einer kogni
tiven Veränderungs
operation
(FO)
•
(= elementar)
ganzheitlich
Entwicklungsprozess
e n t h ä l t mehrere Veränderungen
ist immer Uberindividuell
begrenzt
d u r c h definitiven Anfang
(Ę ntw.schritt) oder Ende
( > abgeschlossener Pr.)
'oder
durch beides
mít
kontinuierlicher
Entwicklung
Übersicht
Uber die Eigenschaften von Entwicldungsschritten und prozessen
y
1.3.1. Entwicklungsschritte
Funktionale Entwicklungsschritte bestehen aus bzw. sind enthalten in :
der Entstehung eines neuen Wortes durch Wortbildung;
der Entstehung einer neuen Bedeutung bei Polysemierung;
der Entlehnung einer neuen Bedeutung (mit einem Lehnwort oder in
einer
Lehnprägung, d.h. in Koinzidenz mit Wortbildung oder Polyse*
mierung);
der Umdeutung einer Bedeutung (Volksetymologie
6
, in der Regel in
Verbindung mit einer Veränderung der
Form).
Alle diese Schritte könnten als ein einziger komplexer Vorgang bei einem
Sprecher
modelliert werden, d.h. als Rekonstruktion einer kognitiven Verar
beitungsoperation ; sowohl individuell als auch kollektiv gesehen geht eine Mo
dellierung aus vom Vergleich zwischen Input und Output. Modelliert wird
dabei eine regelüberschreitende Operation, gleich, ob eine lexikalische oder
grammatische Regel betroffen ist. So besteht die Bildung einer M etapher, also
ein P olysemien ngsschr itt, in einer komplexen Verarbeitungsoperation und
ist als Vorkommnis (token) in einem Text als Veränderung einer vorher im
System gegebenen lexikalischen Bedeutung erkennbar. Entsprechendes gilt für
die Derivation eines Wortes. Natür lich besteht eine sprach liche Veränderung
nicht in der individuellen Verarbeitungsoperation, sondern im Vollzug (nicht
unbedingt im Nachvollzug) dieses Schritts durch relevante Teile der Sprach
gemein seh
alt.
Demgegenüber entspricht ein Hntwicklungsprozess nicht einer
einzigen individuellen Verarbcitungsope
ration,
sondern umtasst immer Verän
derungen,
die in der Sprachgemeinschaft vollzogen werden.
Entwicklungsschritte sind elementare Veränderungen von Bedeutungen
(oder Formen) und funktionalen (oder formalen) Kombinationsbedingungen
sprachlicher Einheiten wie Morphemen und Wörtern, d.h . sie h:\ben keine /cit
Z.U.paUAUnÜa Ш т poliklinika.
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
9/45
г
lichen Phasen. Bestehen
aie aus
meh reren Komponenten,
so
verändern «ich
d i e * gleichzeitig. Sind also mehrere Eigenschaften
der
Einheit ode r Kateg orie
betroffen,
м
müssen diese, wenn
es um
einen Entwicklungsüchrit t gehl ,
ge-
meinsam verändert werden. Wird eine Metapher gebildet,
so
vollziehen »ich
die semantischen Veränderungen (Rekatcgoriiiierung, Tilg ung
von
Komponen-
ten, Umfokvussierungen) gleichzeitig.
Bei
Veränderungen,
die
nacheinander
oder
in
zeitlich unbestimmter Beziehung zueinander iuUtfinden, liegt nicht
nur
ein Entwicklungfischritt
vor.
Entwicklungsschale gehorchen al lgemeinen kognit iven Prinzipien,
HOI-
che
der
Veränderung einer Bedeutung - meist durch Wortbildung oder Polysc-
micrung
-
werden hier mithilfe
von
Funktionalen Op erat ionen rckonii t ruiert .
Mit
den
Begriffen
der
Funktionalen Operat ionen können auch syn chrone
Be-
ziehungen beschrieben b/.w. rekonstruiert werden. Hnlwicklungftßchrittcn
ent-
sprechen somit synchrone Input-Oulput-Beziehungcn verschiedenfiter Art:
im
System Motivierung.sbeziehungen zwischen motivierendem Wort
und
Wortbi l -
dung.sprodukt, zwischen Standardbedeulung
und
metaphorischem Derivat ,
in
der aktuellen Äußerung
-
auf der
rein formalen Seite
-
die
Real is ierung einer
phonetischen fiesetzmäßigkeit
wie der
Assimilation oder -
auf der
funktiona-
len Seile
- die
Realisierung eines Metonymietype
wie
Par»
pro
toto.
1.3.2. Kontinuierl iche Entwicklungen
Sie bestehen,
wie
gesagt,
in
untereinander analogen Veränderung en ohne das«
ein Wechsel zwischen Vorher
und
Nachher
im
Sinne einer Rnts lehung eine«
Schwunds oder eines Wandels benennbar wäre. Eine bestimmte Menge besitzt
nur mehr bzw. weniger Elemente
al»
vorher.
Das geschieh z.B. dann, wenn eine Extension vergrößert oder verkleinert
м 1п Л " и
М
" ,
m
"
m
V e r ä n d e r u n
8 «•« Intension entepriiehe. Wenn
die
G f h ^ l
Г Т
U n d d a m i l d C r
HaScut
n
*
m f
1
'™"« Wichen.
(
hiindelt
sich um
eine
rein
extentionale
Veränderung, die Teil eine« kontinuier-
lichen Prozesses ist.
7
Unter einer rei n ex lenn iona lcn Exp ansio n verstehe ich die komi-
nuierliche Vergrößerung
der
Menge der Ш с т с т е einer
Kategorie,
die einer
sprachlichen
Bedeutung
oder Bedeutungskomponente entspricht, ohne
d a »
eich
diese
Bedeutung
verändert. Dabei kann
es
sich um eine Exten*ion han-
deln, die der aneertiven Komponente der Bedeutung entspricht, vgl. da* Bei-
tipiel Musikinstrument, oder um eine kombinatorische Bedingung, vgl. die Bei-
spiele
mjaffldjïuliltet'/р г ф ы ю г /...
.nachgiebiger Lehrer / Profeswr /, ,.' oder
с е р ' ftor/derev'ev/...
, Kette von Bergen/Bäumen/...*.
Auch
die
Entwicklung
der
Kategorie
der
Belebtheit enthalt Phasen
mit
rein extensionalcr Expansion". Wenn z.B.
die
kalegorialc Gren/e von Р с гм >
nenbezeíchnungen
zu
Tierbezeichnungen überschritten
ist
(ein idealisierter
HntwicklungHHchritt)
und die
Genitiv- anMeile
der
Nominativform
in
akku-
HativibcherFunktion mit immer mehr Tierbezeichnungen kombiniert wird,
dann ergibt sich erst einmal eine kontinuierliche rein cxtensionalc Kxpansion.
Die Extension einer sprachlichen Kategorie wird bestimmt durch deren
Bedeutung (die Intension), die ihrerseits an eine Form gebunden ist. Betroffen
von cxtcnsionaler Expansion können auch grammatische Kategorien sein, ne-
ben der ücleblheitfikatcgorie z.B. ein Tempus, ein Aspekt etc. Ein Expansion*-
prozess kann also wie dargestellt „rein cxtcnsional" sein, eine exteruioruilc
Expansion kann jedoch auch in Koinzidenz mit einer iniensionalcn Verände-
rung auftreten. Oas geschah z.B., als das allrussische Perfekt auch
für
die nar-
ratív-priílcritale Funktion verwendet wurde. In diesem Fall wurde die Bedeu-
tung
der
Tempusform .deiklisch-prätcrital iVorgegenwart)'
zu
einer Funk-
tíonsvariantc neben den narralívcn Funktionen ,narrâtív-prätcrital (Vergangen-
heil)' und
.plufsquamperfeküftch', d.h.
das
Perfekt wurde
zu
einem (Global-)
Präteritum.
1.3.3, AbKCftcMoMicnc lüntwIcklun^prozcMC
Von einem abgeschlossenen Enlwkklungspro/.css soll
nur
dann gesprochen
werden, wenn es eine Entstehung, einen Schwund oder einen Wandel gegeben
Davo n unbcnorrl 'mcn bleibt , ùiwdann, wenn ein Wort wie Stuafon in da» U w k o n auf
g e n o m m e n
wird,
tich da* Inventai der kxikaliwhcn Einheiten erweitert Die Fnilchming
de»
Wortes Smnfnn \\\ ein i;niwicklung\«;hri l i . aber die Aufnahme dicw> Worte* in die
Н Ж с п м о п vonMiisikiiiiliiititrniTcú einer kontinuierl ichen Vetl lnderung der F.xtensirm
die«» Wnrtc* . Bei der kontinuierl ichen Hnlwicklung: geht e t um Mmikiiuitwntnt beim
r.ntwicklunR«*chritl um Snxnfon
Dicte r upnmion gi l l unhevrhodet der Kritik von Kryn'kn
( 19< М ) я п klwunchcn
„Legen
den" tut lintwlcklung ikr Hclchütci ikknicgohc.
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
10/45
VOLKMAR LEHMANN
hat, d h. , wenn die Veränderung durch einen Begriff wie Ents te hun g der Be-
deum ní x ' / de s Kompa ra t ivs /de r S tanda rdumgangs sp rache von
L/...
erfass t
we rden kann Wie ge s ag t b i lden d ie En t s t ehung e ine r M e taphe r w ie mjagkij
ulilef
nachg ieb ige r U hr c r ' und e ine ans ch l i eßende kon t inu ie r l i che Expan-
s ion um ka tegor ia l g l e i cha r tige Elemen te noch ke inen abges ch los s enen En t -
wicklungsprozess . Die s ich an die Metaphoris ierung anschließende re in exten-
s ionale Expansion is t e ine kontinuierl iche Entwicklung, e in offener Vorgang,
mi t ih r e rg ib t s i ch wede r e ine En t s tehung noch e in W ande l . M e taphor i s i e rung
und ans ch l i eßende kon t inu ie r l iche Expans ion s ind zw e i ve rs ch iedene En twick-
lungsvorgänge.
In den fo lgenden B e i spie l en fü r abges ch los s ene En twick lun gsproze s s e im
Rus s i s chen invo lv ie r t d i e En t s t ehung e ine r g ramma t i s chen Subka tegor i e den
Wande l ode r d ie En t s tehung de r g ramma t i s chen B edeu tung , me i s t den Wande l
im Form-Funk t ions -Ve rhä l tn i s und manchma l auch de s l ex ika l i s ch -g ramma-
tischen Status (zur Rekonstruktion eines Entwicklungsprozesses s . u. die Ent-
wick lung des Tempus -Aspek tkomplexe s o de r de r Ka tegor i e M o da laux i l i a r be i
Hansen in diesem Band). Vgl. :
- Ents tehung des
pf./ipf.
Adve rb ia lpa r t i z ips ,
- Ents tehung des ipf. /pf. Pass ivs ,
- Ents tehung des Optativ-Ko ndit ionals ,
- Ents tehung der Kategorie Modala uxil iar,
- Schwund de s Sup inums ,
- Schwund de s Dua l s .
Ein En twick lungsproze s s w i rd rekons t ru ie r t anhand von Expans ion und Re -
duk t ion von Funk tionen und ev t l . Fo rmen und de ren ko mb ina to r i s chen Bed in -
gungen . Die Ve rände rung de r Funk t ion kann ope ra t iona l i s i e r t we rd en in Form
e ine r Ve rände rung de r Exp l ika t ion ; s owe i t e s s i ch um e inen En twick lungs -
s ch r it t handel t , w ird e r mi th il fe von Funk t iona len Ope ra t ionen be s chr i eb en . So
wande l t s ich d ie Exp l ika t ion de s Pe r fek t s . de ik t i s ch -p rä te r i t a l (Vorge genw ar t ) '
zu de r de s (G loba l - )Prä te r i tums . de ik t i s ch -p rä te r i t a l ode r na r ra t iv -p rä te r i t a l
(Ve rgangenhe i t ) ode r p lusquampe r fek t i s ch ' ; ode r d ie Pe r iph ra s e bud- + Inf
e rhä lt g ramma t i s chen S ta tus , d . h . si e w i rd ana ly t i s che Wo r t fo rm.
erst im R
S
a h
b e k a i
""
:
^
d i
°
R e k o n s l r u k t i o n v o n
En twick lungsproze s s en me i s t
rs im я m e n g röße re r pa rad igma t i s che r Zusam men hänge an gem es s en zu e r -
a s s Subka tegonen a l s Komponen ten von Ka tegor i en wie de r Korn-
SPRAOjLII
ICHE ENTWICKLUNG ALS EXPANSION UND REDUKTION
andere Entwicklung nach sich zieht. So können zwar die Wandel-Prozesse
Komparativ > Superlativ oder Superlativ > Elativ in der Schriftsprache oder
,(in)definit' > .attributiv-prädikativ/ ...' jeweils als abgeschlossene Prozesse
beschrieben werden, nicht aber die Entwicklung des gesamten Adjektiv-
paradigmas.
Daraus kann der S chluss gezogen werden, dass die Rekonstruktion mög-
lichst umfassend sein und viele kategoriale Interaktionen einbeziehen sollte,die Klassifizierung von Entwicklungen sich aber eher auf kleinere Einheiten,
in der Grammatik etwa auf grammatische Kategorien beziehen sollte. Wenn
wir in diesem Sinne den Aspekt isoliert vom Restsystem betrachten, können
wir die Veränderung seit der Kiever Periode als Wandel von einer flektivi-
schen zu einer derivationalen Kategorie klassifizieren. B ei den Tempora w äre
eine C harakterisierung als abgeschlossener Prozess auf zwei aspektuell-tempo-
rale Register zu beziehen (s. 3.2.): 1. auf das deiktische Register mit der Kon-
turierung des Präs ens-Fu tur-Paradigm as (Nicht Präteritum-Paradigmas) zu
Tempus-Aspekt-Kombinationen für Gegenwart (ipf. Präsens-Futur) und Zu-
kunft (pf. Präsens-Futur, ipf. Futur), neben der Weiterführung der deiktisch-
präteritalen F unktion des /-Perfekts als eine der Funktionen des G lobal-Präte-
ritums; 2. wäre eine Chakterisierung als abgeschlossener Prozess möglich für
das narrative Register m it dem W andel von Aspekttempora (Aorist, Imperfekt,
Plusquamperfekte) zur Kombination der Aspekte mit den neuen Funktionen
des zum G lobal-Präteritum expandierten ehemaligen /-Perfekts.
1.3.4.
Entwicklun gspfade, Entw icklungstendenzen
Grammatischen Entwicklungsprozessen entsprechen in der Regel bestimmte
typo log ische Ent w ic k l un gs pf ad e ( s . Bybee / Dahl 1989, Bybee e t a l .
1994,
s. auch Hansen in diesem Band). So entsprechen die formalen und funk-
tionalen Veränderungen bei der Expansion des russischen Perfekts zum glo-
balen Präteritum den Veränderungen in vielen anderen Sprachen.
In Analogie dazu dürfen auch Entwicklungspfade für die lexikalischen
Veränderungen angenom men werden. Bekanntlich verläuft die Polysemierung
bei vielen W örtern einer lexikalischen Kategorie in den europäischen Sprachen
und darüber hinaus parallel, etwa bei den Posilionsverben (s. Anstatt in diesem
Band), den Substantiven für Tiernamen (vgl. Schimpfwörter für Personen wie
Esel)
oder den implizit komparativen Qualitatsadjektiven wie
kurz, nahe,
klein,
niedrig
(vgl. die Übertragung in temporale oder sozial wertende Re-
lationen). Der Begriff des lexikalischen Entwicklungspfades wäre eine sema-
siologische und evolutive Entsprechung zum onomasiologischen und syn-
chronen Begriff der konzeptucllcn Metapher im Sinne von
Lakoff/
Johnson
(1980). Kntwicklungspfade, seien es grammatische oder lexikalische, sind
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
11/45
VOLKMAR L E H M A N N
typologische Verallgemeinerungen von Entwicklungsprozessen im oben «lau
terten
Sinne.
Ten denz (zum Zeitpunkt ti) im Sinne von Gutschmidt (1995 und 1998) an
wendbar Der
Begriff
erlaubt
es,
Gemeinsamkeiten
von
Prozessen
in
einer
Sprache
zu
beschreiben und evtl.
zu
erklären,
die
zum besprochenen Ze.tpunkt
nicht zuletzt heute nicht oder noch nicht als insgesamt abgeschlossener
Prozess darstellbar sind. Gutschmidt unterscheidet Systemtendenzen (Bau und
Substanz der Sprache betreffende), typologische (den typologischen Charakter
der Sprache betreffende) und standardsprachenspezifische (Art und Weise des
Ausbaus und der Verwendung der Standardsprache betreffende) Tendenzen.
Zu letzteren zählt er die von der Prager Schule benannten Tendenzen zur De
mokratisierung, zur Intellektualisierung, zur Intemationalisierung, zur Ternli
nologisierung und zur Determinologisierung (1995, 65). Eine Komponente der
Intellektualisierung, die Expansion durch Wortbildung, wird in 5. behandelt.
Bei Gutschmidt wird der
Begriff
der Tendenz terminologisch auf die
Ebenen der Systeme bezogen (zu den Ebenen von Einheiten, Kategorien und
Systemen s. 2.2.). Bei einer entsprechend spezifizierten Verwendung des Be
griffs Tendenz („systemische Tendenz") könnte
der
Begriff auch
auf
offene
Prozesse
auf der
Ebene
von
Kategorien („kategoriale Tendenz") oder auch
einzelner Einheiten verwendet werden („Tendenz der Einheit E ...", z.B.
„beim
Suffix
(x) besteht die Tendenz zur Herausbildung einer elativischen
Funktion").
Grammatische Veränderungen können häufig als Teil eines En twick
lungszyklus rekonstruiert werden, nämlich dann, wenn sich funktionale
Entwicklungsprozesse nacheinander wiederholen. Bekannte Beispiele sind der
zyklisch wiederholte Wandel vom Demonstrativpronomen zum Artikel in den
romanischen
Sprachen oder
der von
Maslov (1983) rekon struierte
Per
fekt > PräteritumZyklus in indogermanischen einschließlich der slavischen
Sprachen. Solche typologischen Entwicklungszyklen bestehen in der Weder
kehr von Entwicklungspfaden.
U . Expansion von Metaphern und lexikalische
Polysemie
l"lw, 'f
n de
"
S
f
e
"
?
r e n z e n
<
Anim
Z
u
" " Ende) und kontinuierliche Eut
i Ä T Ä
e
—
a m
Beispiclm e t a
—
v
«
w
<
S P RA CH L ICH E E N T W I CKL U N G ALS EXPANSION U ND
REDUKTION
1.4.1. Singulare und generalisierte Metaphern
We die Beispiele
serp (luny), les
(mačt), (boroda) klinom,
с е р '
(gor), gntppa
(teorij) .(M ondsichel
1
, .Wald (von Masten)', ,(Bart) in KeilfomV, .(Berg )
Kette ' , .Gruppe (von Theorien)' zeigen sollen (ausgehend von Ožegov 1968
un d MAS), können metaphorische Veränderungen sich in Expansionen sehr
verschiedenen Umfangs an verschiedenen Stellen der Polysemie auswirken.
Betrachten
wir
zunächst
den
Unterschied zwischen singulären und generali
sierten Metaphorisierungen anhand der Beispiele serp .Sichel' und les .Walď :
SE R P
.Sichel*
1
=
.Werkzeug
mit
Klinge
in
Gestalt
g
und
zur
Realisierung
der Auf
gabe
a'
(Aufgabe
a Gräser direkt über der Wurzel zu schneiden),
lať
šerpom ,mit der Sichel mähen'
2.
serp
luny = .Mond in der Gestalt g'.
D ie alternative Bedeutung von
serp
hat insofern singulären C harakter, als nur
eine bestimmte Art von Argument (= „ Aktant") verwendet wird (luna). Mit
ihm bildet das metaphorisch gebrauchte Wort darüber hinaus eine phraseologi
sche Wendung, da serp mit der Bedeutung ,in der Gestalt g* nur in Verbin
dung mit
luny
gebraucht wird (offenbar auch nicht in Verbindung mit
mesjac).
Gleichzeitig mit der Metaphorisierung erhält
das
metaphorisierte Lexem eine
Argumentstelle
für den
Partizipanten Mond. Demgegenüber kann
das
meta
phorisierte
les
2. mit einer offenen Menge von Argumenten besetzt werden:
L ES .Walď
1. = Naturraum (—» natürliches Objekt), der dicht mit Bäumen bewach
sen ist'
2.
les
Xov = .Objekt X, das aus einer dicht stehenden Menge hoher,
schmaler, vertikal orientierter X besteht' und .X konkrete Objekte
außer Bäumen
1
, les mačt/ trub/ neftjanych výšek / ruk/... .Wald von
Masten/ Schornsteinen/Öltürmen/Händen/ ..'
In
der Explikation von serp 2. ist ein bestimmter Gegenstand genannt ( M o n d ) ,
in der von les 2. steht an dieser Stelle eine Kategorie, nämlich die konkreter
Objekte, ausgenommen das Objekt .Wald
1
(dafür ist die Standardbedeutung
reserviert).
U n t e r
Entwicklungsgesichtspunkten beruht serp
2.
auf
einer Meta
phorisierung,
les 2.
auf einer Metaphorisierung und einer anschließenden
kontinuierlichen kombinatorischen Expansion. In derartigen Fällen soll von
gen er alisie rt en M etap he rn gesprochen werden.
Kine phraseologische Metapher ist Produkt eines Entwicklungsschrittes,
eine generalisierte Metapher Produkt eines Prozesses. D ubei ist es zuniiehst
nicht wichtig und auch in der Rege schwer oder nicht feststellbar, für welche
Fügung der MctuphortsierungsschriU seihst durchgeführt wurde, ob mit
Fügung /cv WIKV ,Waltl von Masten
1
,
lex trub
,Wald von Schornstoi»*
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
12/45
VOI.KMAK
L E H M A N N
Seru
*
uut i ли п »
* t̂ , • , _ . _ . . , ._• ~ * i i j
ł
dass eine generalisierte Metapher sich in einem Prozess entwickelt, der aus ei
nem abstrakten Entwicklungsschritt und einer sich anschließen den kontinuier
lichen Entwicklung besteht, also aus einem Entwicklu ngsprozess mit derimti
vem Anfang. . ,
M it
der Entstehung der neuen Bedeutung durch den M etaph onsieru ngs
schritt war die Möglichkeit geschaffen, dass weitere Argum en te (Akt anten )
derselben Kategorie verwendet werden konnten , o h n e dass damit jeweils eine
neue Bedeutung entstand, denn die alternative Bedeutung gab es ja schon. Die
Kategorie für das Argument wurde allmählich mit immer neuen Exemplaren
(Bäumen,
Säulen usw.) aufgefüllt, aber es ergab sich dadurch noch kein e neue
Bedeutung, es handelt sich soweit um einen P rozess ohn e Abschlu ss, ohne
definitives Ende.
In den folgenden Beispielen klin ,Keú" und с е р '
.Kette* gibt es mehrere,
singulare und generalisierte, Metaphorisierangen (einige Phraseologismen sind
n ic h t berücksichtigt):
KUN
.Keil'
1 = .metallisches oder hölzern es Artefakt, das die Gest alt g (g = Keil)
un d die
Aufgabe
a (a = Spaltung von Y (Y= festes Objekt)) hat.'
2. .konkretes Objekt X das die Gestalt g ha ť ;
2a. X = G egenstand, z.B.: (aa) (bowda) klinom ,der Bart als Keil/ ein
keilförmiger Bart', (ab) (vgiť) klin = .einen Stoffkeil einn ähen '; dm
klina Selka .zwei Seidenkeile (beim Fallschirm)', (ac) klin'ja iuravlej
.Kraniche in Keilformation', letliki —' popali v klin ,die Flieger ge
rieten
in
eine Keilformation', klinom Sli samolely ,in Keilform kamen
Flugzeuge';
2b. X = Ausschnitt aus einer Fläc he, z.B. (ozimyj) klin = (mit Winter
saat bestelltes) Feldstück in Keilform';
poljana
klinom ,die Lichtung
wie ein Keil';
3.
(vbif) klin metdu X om i Y om
= .ideelles Objekt, das die
Aufgabe
a
ha t (a = Trennung von Y (Y= Personen (grupp e)); phr aseologisiert ist
die Komponente
vbif
klin .einen Keil hineinschlagen';
4. X yj klin .militärischer Verband aus X, der die
Aufgabe
a hat (a =
Spahung von Y (Y=
F r o n t
des G egners,)', z.B. .ankovye klin 'ja ,Pan
— steht fUr A us l a s s ung in Z i t a t .
SPRACHLICHE ENTWCKLUNG ALS EXPANSION UND REDUKTION I§Q
D ie Melaphorisierungen übernehm en zum einen die Komp onente ,Geslalť (1)
un d zum anderen die Kom ponente .Aufgabe' (3., 4.) aus der Standardbedeu
tung, wobei
jeweils
die andere Komponente getilgt wird (Funktionale Opera
t i o n e n
der M odifikation, s. 4.2.,4.3.) D ie Bedeutungen mit , Aufgabe' sind sin
gulare Metapho risierangen, die mit ,G estalt' mit den Varianten 2a. un d 2b.
sind generalisierte Metaphorisierangen. Die Subvarianten (aaac), die in Ožegov
bzw. MAS jeweils eigene Bedeutungen bilden, sind hier in einer lexikalischen
Bedeutung vereinigt, obwohl einige genau mit dieser Belegung von X
(Stoff
stück; Bart) in den Lexika im mer wieder aufgeführt werden und offenbar stark
lexikalisiert sind. Die paradigmatisch e Ergänzun g der Kategorie X durch ande
re G egenstan dstypen ist jedoch offen, F ügun gen wie stol klinom /klin doma
oder
mašiny šli klinom ,keilförm iger Tisch ' / ,der Keil des H auses' / ,die Wa
gen fuhren in Keilformation' wären keine metaphorischen Entwicklungsschrit
te , sondern kombinatorische Expansionen der Bedeutungsvariante 2a
In
O žegov (1968) und MAS sind im übrigen deutlich mehr Bedeutun gen
angesetzt, die Alternationen von Bedeutungen und Varianten in einer nur teil
weise
nachvollziehbaren Weise
10
. D er Gra nd für die größere Z ahl an lexikali
schen Bedeutungen ist vermutlich u.a das Fehlen der
Begriffe
der singulären
un d
generalisierten M etaph orisierun g, die damit auch als Hilfsmittel zur syn
c h r o n e n
Beschreibung von Polysemien zur Verfügung stehen
11
.
Entsprechend
der oben gegebenen Beschreibung der Polysemie von klin
haben wir mehrere (eine generalisierte und mehrere singulare) Metaphorisie
rangen einer Bedeu tun g vor un s. Tn einem solchen F all soll von mu l t i p l e r
Metaph orisierang gesprochen werden (die je nach Verteilung von singulären
un d generalisierten M etaphern weiter spezifiziert werden kann) . Betrachten
wir nun no ch einen Fall, in dem die G eneralisierang weiter gediehen ist:
CEP',Kette'
1. = .Artefakt, das aus nacheinander verbundenen G liedern besteht und
die
Aufgabe
a hat (a = hält Objekte Y un d Z in fester Verbindu ng
So werden z.B. in MAS
(ozimyj) klin
.(mit Wntersaat bestelltes) Feldstück in Keilform'
zur dortigen 5. und poljana klinom zur 3. Bedeutung gezählt; klin'ja iuravlej Kraniche
in
Keil
formation', letčiki
—
popali
v Wn .die Flieger gerieten in eine Keilformation' zur
3.
Bedeutung und klinom Sli samolery ,in Kcilform kamen F lugzeuge' zur 4,; anderer
seits sind klinom Sli
samolery
und poljana klinom .die Lichtung wie ein Keil' als Bei
spiele zur 4. Bedeutung genannt.
Neben
der fehlenden Un terscheidung von singulurcn und generalisierten Mctaphorisic
ruiigen ist ein weiterer G r u n d für diese Verteilung der lexikalischen Varianten die Son
derbchandlung von Metaphern im Vcrgleichsinslrumental, vgl. homda klinom, die aber
die Tiitsnchc verkennt, class hier nich ts anderes als ein prKdikalivcr Instrumental vorliegt,
nur eben mit einer Metapher im Instrumental (s. Lehmann 1975. 1502).
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
13/45
VOIJCMAR
LliHMANN
oder schmuck eine Pereon)'; sobaka na cepi .Hund an der Kelle',
iokomoio c.
, Ankerkette •
2 cep'X-ov = Entitat. die aus nach-oder nebeneinander geordneten in-
' dividuellen (nich. homogenen) Entitäten X best eht' ( .nach- oder ne-
beneinander' ist hier allgemein strukturell, nicht nur räumlich /,u ver-
stehen):
2a. X = konkrete nicht personale Objekte, z.B.
с е р '
ognej/ozer/fonarej,
stolbov/gornaja
с е р '
Kette von
Feuern/Seen/Laccrnen/Pfäh-
len/Bergkette/...'
2b .
X = Personen; с е р ' strelkov
.Schützenkette',
naii peredovye cepi
. u n s e r e vorderen Linien',
cep ' pěchoty
.Linie der
In fa n te r i e ' ;
2c .
X =
n icht
kon krete zeitliche Objekte;
с е р ' sobytij / stradanij / nesčastij,
.. . .Kelte von Ereignissen /Leiden / U n g lü c k e n / . . . ';
2d.
X =
n icht
konkrete kognitive Objekte; z.B .
cep' argumenlov/ ...
.Ket
te von Argumenten / ...';
3. X aja с е р ' =
.Anlage aus K o m p o n e n t e ( n) X, die eine u n u n t e r b ro c h e n e
Linie bilden', z.B.
elektriteskaja с е р '
.Stromkreis',
telefonnaja с е р ';
4 .
cepi X a
= .n icht konkretes Objekt X, das die Aufgabe a hat (a = Ver
h i n d er un g von F r e i he i t ) ' ;
cepi rabstva
. K e t t e n der Knechtschaft',
krepostnye
cepi
.Ket ten
der Leibeigenschaft',
kaidoe
slovo
kîadet cepi
na т е щ а
.jedes Wort legt mir Ket ten an' .
Auch
hier gibt es wiederum zwei m etapho rische Bedeu tun gen, die sich in der
Fok uss i e rung
einmal der Gestalt (2.) und einmal der Aufgabe (4.) unt erschei
den
(außerdem liegt mit 3. eine Modifikation der 2. Bedeutung vor). Bei den
unter 2. genannten Varianten kann jede mit einem Paradigma von größeren,
im Prinzip paradigmatisch offenen Mengen von Ergänzungen stehen. Weiter-
hin sind in der vorliegenden Darstellung die Varianten unter 2a-d zu einer
Bedeutung zusammengefasst, oder anders gesagt: die einzelnen Kategorien
konkrete nichtpersonale Objekte, personale Objekte usw. sind zu einer Kaiego-
ne zusammengefasst, so dass wir für die Argumentstelle X eine allgemeine
Kategone Entitäten ansetzen. Gilt dies, dann hat die Expansion eine Stufe
erreicht auf der ы е n ich t meh r weilergeführt werden kann , also ein d efinitive s
Ende. Anders als die Kategorie Objekt X in klin 2., wo die Expansion (bis-
her?, nur zu dieser Subkategorie Objekt X der Kategoi ' -
b n n schematisch wie folgt rekonstruiert
werden ai« bestehend in
Sl'RACHl.lC Hi; ENTWICKLUNG AI-S IiXfANSION UND Ri (HIK11ON 191
1. den Entwicklun gsschri tten „Metaph orisie rung" der Standar dbedeutung
(Wirt /.) zu den Bedeutungen с е р ' а , ' ď .
als definitivem Anfang («'
ď werden zu den spiileren Varianten
2a.
d.y,
II . der k o m b i n a t o r i s c h e n , rein extensionalen Expansion der Argument Para
d i g m e n von
cep' a'
ď
als k o n t i n u i e r li c h e En twicklungen;
I I I . der Vereinigung der zunäch st einzelnen metaphorischen Bedeutungen
с е р '
а ' ď
zu einer
n e u e n ,
allgemeinen Bedeutung
с е р ' 2.
als definitivem
E n d e ,
wobei diese Bedeutungen
а '
ď
zu den Varianten der Bedeutun g
2a. d.
werden.
D ie Vereinigung von
с е р ' а ' ď
zu
с е р ' 2 ,
äußert sich
auf der Ebene der Bedeutung bzw. der Explikation darin, dass an die
Stelle einer Liste von Bedeutungen a'-d' nur eine Bedeutun g 2. tritt,
eine in der aktuellen Sprachproduktion durch Varianten ersetzbare Va-
riable (X); hinsichtlich der Ebene der Kategorie (Extension) von с е р ' а '
b' >2a~b.
gilt entsprech endes;
be i
den Argumen ten (Aktant en) darin, dass an die Stelle diskreter sub
s t an t i v i sch e r Argumen tmen gen eine einzige Men ge von Substantiven t r i t t .
D ie
Veränder ung II . setzt den Anfang von I. voraus und III. seul den Anfang
vo n II . voraus, die Prozesse selbst k ö n n e n sich aber zeitlich überschneiden.
D ie Entstehun g der Bedeutungen
a' ~ ď
ist eine quantitative Expansion,
d u r c h die Vereinigung wird das Inventar der Bedeutungen von
с е р '
d a n n
r ed uz i e r t .
H a l t e n wir also fest: I st die Schwelle der Ent stehung einer n e u e n Bedeu
t u n g erst einmal überschritten, so besteht die Verwendung immer neuer Kom-
binationen in einer bloßen Expansion der Kornbinationsmöglichkeiten, also
einer rein extensionalen kombinatorischen Expansion. Wie wir gesehen haben,
ändert sich die Bedeutung bei rein extensionaler Expansion nicht. Die neue
Bedeutung 2. ist durch die Metaphorisierungsschritte. die der rein extensiona-
len Expansion vorausgingen, entstanden. Vereinigen sich diese Bedeutungen
zu einer allgemeineren Bedeutung, haben wir auch eine Reduktion im Bedeu-
tungsinventar. Ergebnis dieser Veränderung ist dann die Alternation der Stan-
dardbedeutung cep' Í . und der generalisierten metaphorischen Bedeutung '
2,
Diese Generalisierung ist von der einfachen extensionaJcn bei
lex
.Wald' da-
durch unterschieden, dass sie mehrere extensional generalisierte Metaphori-
sierungen (die von
a'
•
d')
zusammenlasst (multiple Generalisierung).
1.4.2.
1 > Н Ы к и Ы е г и п к der Standurdbedeutu ng
h i n e Entwicklung k a n n nun so weit gehen, dass sich die alternative m e t a p h o
r i sch e Mí-ili-iiiitiM- mni tue Stan daid bed eui ung / u einer Bed eutun g ve tciiii ^cti
Vgl.:
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
14/45
] 9 2
VOLKMAR LEHMANN
GRUPPA Gruppe'(ausgehend
von Ožegov und MAS)
X ,ruppaxZ=.
Menge von diskreten
Enti.äten
X, die aufgrund
'
(räumlicher zeitlicher und /oder sachlogischer)
Nähe
zusammengehö
r e n ' gruppa
ljudej/ vsadnikov/ ÍenSčin. muSčin i dělej/ derev ev/
stroenij/ pisem/ nauk/ jazykov/ argumenlov/leorij/sobylij/. .. . G r u p
pe
von
Menschen/Reitern/Frauen,
Männern
und
Kindern/
Blumen/
Bauwerken/ Briefen/ Wissenschaften/ Spr achen/ Argum enten /
Theorien /
Ereignissen / . . . ';
2.
gruppa
Xov
= .Menge von
Personen
X, die aufgrund von sozialen
Parametern
(Interessen, Aufgaben. Status, ...) zusamm engehören ',
obKeitvennaja/ liieralumaja g.
.gesellschaftliche/ literarische/ ...
Gruppe;
3. gruppa
Xov =
.Menge von diskreten Objekten X die aufgrund defi
nitorischer Merkmale zusammengehören', gruppa krovi
.Blutgruppe' /
raslilel'nych veSćestv
G . organischer Stoffe';
4. gruppa Xov ~
.Menge von diskreten konkreten Objekten X als Ge
genstand künstlerischer Darstellung';
5. gruppa =
.Menge von meist jungen
Personen
im
Rahmen
einer pä
dagogischen
Organisation';
gruppa anglijskogo
jazyka
.Englisch
gruppe'.
Neben
der allgemeinen Standardbedeutung
gruppa I.
gibt es eine Reihe von
Bedeutungen,
die sich in bestimmten Anwendungsbereichen herausgebildet ha
ben
mit entsprechenden Modifikationen der I . Bedeutung (in
gruppa 3.
z.B.
ist .aufgrund (räumlicher, zeitlicher un d/ oder sachlogischer)
N ä h e '
ersetzt
durch
.aufgrund deflatorischer
M erkmale', (Funktionale
O peration der
Modi
fikation С
Л .7 А 1 \ T\',*~~ D~J~
I. * . . . • • •
sollen hier
nicht
weiter beachtet werden. Dass es sich tatsächlich um andere
Bedeutungen handelt, zeigt der Vergleich von
gruppa I.
und 5., wenn sie sich
aul .Schüler beziehen. Einmal sind sie als bloße Gruppe (gruppa 1. maVllknv
SU j
j£
a
7, •'"*
( к и т mn J u n g e n s t a n d
d r a u ß
«n'), einmal
a l»
Klassen-
verband (gruppa = klan) gemeint
rband (gruppa = klan) gemeint
/ *
^
U t u n
« "" ' ' « "' » » ' • ' « Produkt der Kxpansion eine« Fach-
d
W d l
**
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terrr/m
U h e
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7
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w i c im
'
Sl
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XhXV
< l d l
i» Sreznevskij
B S
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XVI
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tíne
'
A
"
l e i t u n
« '"'
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« « »""
u n
*
w i r d
« "И Beispielen von Ra
SP RA CH LICH B ENTWICKLU NO
AIS
UXI'ANSION
U NO
R l iO U K H O N
14
^
kommt
also deutlich später vor; im
Slovar' XVIII
ist diese Ht-dc-uiung aU ^.
nach der fachsprachlichen als 1. Bedeutung aufgeführt.
Ich gehe unabhüngig von einer endgültigen Hm sehe id u ng bezüglich der
Chronologie der Entstehung der heutigen Standurdbedcutung
(gmppa l.)
von
einer Kxpansion von .Menge von konkreten individuellen X, die ...' /u .Men-
ge von individuellen X, die ...' aus, also von der Hxpmision der Kategone X
und damit dem Verlust der ursprünglichen kategorialen Hinschrfinktmg auf
konkrete Individuen. Dièse Expansion führte zur Aufhebung der typischen
Opposition /wischen konkreten Objekten (Slandardhedeutung) und uhstrakten
Hntitäten (metaphorische Bedeutung), wie sie auch hei
klin
und vor allem bei
cep'/.w sehen ist. An die Stelle einer spezifischen Slandardhedeutung (Typ
gruppa ljude}
.Gruppe von Menschen') ist eine allgemeine getreten (Typ
gruppa ljudej/.../argumentdv .Gruppe von Mennc hen/., . /Arg umen ten') . Kr-
fasst also eine metaphorische (oder andere) Fix pansion auch die Stundardbe-
deutung in der Weise, dass diese durch eine allgemeine Stiindardhedeutung
ersetzt wird, kann von einer de lc xi ka li gi er te n St un da rd he de ul un g
gesprochen werden.
Delexikalisierung wird hier als Verringerung des uutoMMiianiischcn In-
halts von Bedeutungen verslanden (in der Grummaiikalis ierungsliteiutu r häutig
als „Ausbleichen"/ „bleaching" bezeichnet), was nicht notwendigerweise als
Verlust des lexikalischen Status zugunsten eines g ram malischen Status /u in-
terpretieren ist. Auch Grammatikalisierung wird hier als r e l a t i ve Zunahme
an Grammalizitift verslanden, un deren Knde eine voll grammiiií kalísíerte
Funktion hzw. Kategorie stehen kann, aber nicht
н и ш , Auch die
(Jcncrali
Nierung von alte rnativen meta phor ischen Bedeutun gen ist somit eine Dclcxika
lisierung, freilich auf dem
Kontinuum
möglicher IJcI exikulisíerungiípro/ csse
eher
am Anfang plalziert.
Kine
delexikalisieite Slandardbedeuiung hat (biglich
einen
Wandel
durch
gemacht.
Dessen Rekonstruktion
enthält
neben den olwn zu
iep'
aulgelührten
Veränderungen
I . I I1 .
eine vierie:
IV. D ie Vereinigung der
Standaidhedeutung
und alternativer Bedeutunjicn /u
einer neuen Stan daidhedeulung aU Bedeutungswandel mit einer l'xpan
sion
und K eduktion des Inventar ) an Bedeutungen.
H i nc an aloge liiilwicklun^ ilail iür die Siandardbedeulun g deb Verbs
rum
.wachsen' angesetzt werden, deien
inetaphoritchei
Ur sprung intu itiv deutlich
erfassbar ist, bei der synchron aber ebenfalls
nicht mehr
der wrnianUwhc Ur
sprung erken nbar ist. Ist dir U rsptun^skalegorie menschliche*, pfluił /lich ei,
belebtes
oder biologisches Wachseu? Im Altruss ist
nach
dem
Sfavar' XI XVII
rasti
zumindest in der Sch iiltsprach c bcieiis in den un gegenstand)klien H r
icich
expandiert,
vjíl. tustřa&ť duth"m'
.wu ch s an de» Seele ' 1111
ObUomii
8/18/2019 Sprachliche Entwicklung Als Expansion Und Reduktion 1999
15/45
1 Q J
V O L K M A E L E H M A N N
Evangelium (1057) , rasief m u ka , d i e Pe in wäc h s t ' im Iz bo r n ik Svjaloslaya
( 1 0 7 3) u a D a s s t r o t z d e m in tu i t i v n o c h h e u te e in e M e ta p h o n s ie r u n g ges p U r t
wir d k a n n u . a . d a d u r c h e r k lä r t we r d e n , d a s s d ie W u r z e l [ r a s ,
ros)
n a n d e
ren
W ör ter n n o c h e in e k o n k r e te B ed e u tu n g h a t u n d d e r u r s p r ün g l i c h e n B e d e u
tung naher blieb, vgl .
rastenie
. P f l a n z e ' , roslok , K e i m , Spross
1
» ( d ie E ty m o
logie scheint un klar zu sein , s . Vasmer 195358) .
S te ll t m a n n u n e in e n h y p o th e t i s c h e n fr üh e n E n twic k lu n gs s ta n d u n d d e n
h e u t ige n S ta n d d e r E n twic k lu n g v o n rasli g e g e n ü b e r , d a n n e r k e n n t m a n w i e
d e ru m e in e n W a n d e l d e r S ta n d a r d be d e u tu n g . An d ie S te l l e v o n
1. X rastet
=
.belebtes Objekt '
3
X n im m t a l lm äh l i c h a n v e r t i k a le r G r öße z u '
trat
1. X
rastet
= , X n im m t a l lm äh l i c h z u ' .
D ie k o m bin a to r i s c h e E x p a n s io n i s t h i e r a l s o a u c h s o we i t ge ga n ge n , d a s s z u
d e m A r gu m e n t d e r S ta n d a r d be d e u tn n g p r in z ip ie l l k e in e Se le k t io n s r e s t r i k t io
n en m e h r be ste h e n ( a u B e r A c h t b le ibe n s a c h lo g i sc h o d e r s t i l i st i s c h be gr ün d e te
R e s t r ik t io n e n ) . Rasti k a n n h e u te m i t a l le n K a te go r ie n v o n Su b je k t A r gu m e n
ten k o m bin ie r t we r d e n , s o d a s s d ie E x p l ik a t io n d e m d t . Verb (allmählich) zu
nehmen e n t s p r i c h t . Die K o m bin a t io n e n v o n
rasti
m it čisto . Z a h l ' ,
inßjaclja
. Inflat ion ' ,
strach
. Sc h r e c k e n ' ,
zdanie
. G e b ä u d e ' f ü h re n a l s o n u r z u V a r i a n t e n
vo n
rasti I. ,
ihnen entsprechen nicht verschiedene lex ikalische Bedeutungen
E in W o r t z u r N ic h t A u fh e bu n g d e r A lte r n a t io n S ta n d a r d : a l t e r n a t iv e B e
d e u t u n g e n .
Be i klin , K e i l ' u n d с е р ' . K e t t e ' i st d i ese Aufheb un g n i ch t g e
s chehen , weil S t an d ar d un d a l t er n a t iv e Bed eu t u n g en s i ch d ur ch d i e An / Ab
wesenhei t zusä t z li che r Komponen t en (Ges t a l t g , Aufgabe a ) un t e r s ch e i den .
Deshalb is t die S tandardbedeutung nicht delexikal i s ier t wo rden .
Bet rachten wir demgegenüber
О
г
— * ».Mnjn »̂ т ы | • • • •
.—• • • " к " vo m T yp glubokaja peč f . t i e fe T r a u r i g k e i l u n d
. h o c h M e t a p h er n v o m T y p vysok j r ng . h o h e r R a n g h a b e n jeweils ana loge
3 £
п Т в
е B e d e u l U n 8 e n
'
d i e s i c h n u r i n d e r
Selektionsrestriklion unter
S PRAC HL I C H E E N T WIC K L UN G AL S E X PAN S I O N UN D RHDD K T I O N
HS
glubokij X= ,X ist g r o ß ' u n d , X i s t e in e p s y c h i s c h e E n t i l a V
vysokijX
= , X i st g r o ß ' u n d , X i st e in e s o z ia le S te l lu n g u n d / o d e r W e r
t u n g ' .
1 4
D ie
G e n e r a l i si e r u n g d e r m e t a p h o r i sc h e n B e d e u t u n g e n d e r b e i d e n
Adjektive
ist
a u f b e s ti m m t e K a t e g o r ie n b e s c h r ä n k t u n d e i n e k o m b i n a t o r i s c h e E x p a n s io n v o n
glubokij
o d e r v o n
vysokij
übe r d ie se K a te go r ie n h in a u s z u b lo ß e m , X is t g r o ß '
i s t n i c h t zu e r wa r te n , a u c h n ic h t e in e E x p a n s io n i n a n d e r e B e r e ic h e , d e n n für
d ie s t e h e n be r e i t s e ige n e Adjektive bereit , vgl . bol'Soj . g r o ß ' , sil'nyj . s t a r k ' ,
krepkij
,fesť .
G e n e r a l i s ie r t e L e x e m e w i e gruppa ) . o d e r rasti 1. be f in d e n s i c h a u f d e r
S k a l a d e r l e x ik a l i sc h e n E x p a n s i o n s m ö g l ic h k e i t e n a m M a x i m a l p o l , A m a n d e
re n Po l be f in d e n s i c h s in gu la r e E x p a n s io n e n wie serp luny, d ie k e in e we i t e r e
E x p a n s io n d u r c h g e m a c h t h a b e n . D a s K o n t i n u u m v o n m e t a p h o r is c h e n E x p a n
s io n e n k a n n in fo lge n d e r T a be l l e e x e m p l i f iz i e r t u n d d e n B e gri ffe n E n twic k
l u n g s s c h r it t u n d p r o z e s s w i e
folgt
z u g e o r d n e t w e r d e n :
E n t w i c k l u n g s s c h r i t t
s i n gu la r e
M e t a p h o n s i e r u n g
serp
luny
vbit'
klin meždu ...
E n twic k lu n gs p r o z e ss
generalis ier te
M e t a p h o n s i e r u n g
les 2. Xa
klin 2 .4 . X a
cep'
2.J..4.
X a
delex ikalis ier le
S
i
a n d i ir d be d e u tu n g
gruppa
1 . Xov
X rastet 1.
Arien metaphorischer Expansion
2 . D i e v i e r g r u n d l e g e n d e n V e r ä n d e r u n g s a s p e k t e
D ie
V e r ä n d e r u n g e n d u r c h E x p a n s i o n u n d R e d u k t i o n m a n i f e s t i e r e n s i c h i n a l
l en B e r e i c h e n d e r S p r a c h e . F ü r e i n e B e s c h r e i b u n g v o n E n t w i c k l u n g e n s c h e i
n en m i r f o l ge n d e A s p e k t e g r u n d l e g e n d :
d i e V e r ä n d e r u n g v o n I n v e n t a r u n d K o m b i n a t o r i k ;
d i e V er ä n d e r u n g v o n E i n h e i t e n , K a t e go r i e n u n d S y s t em e n ;
d i e V e r ä n d e r u n g i m F o n n K u n k t i o n s v e r h i i l t n i s ;
d i e V e r ä n d e r u n g v o n L e x i k a li s c h e m u n d G r a m m a t i s c h e m .
B e i d e r B e s c h r e i b u n g u n d R e k o n s t r u k t i o n v o n E n t w i c k l u n g e n s i n d d i e s e A s
p e k le im m e r a h / u f r n j i e n . D a be i wir d s i c h h a 'u f ig e r ge h e n , d a s s d ie B e n r be i lu n g
z . B . a u f ei n e K a t e g o r i e , a u f d i e F u n k t i o n e n o d e r a u f G r a m m a t i s c h e s e i n g e
s c h r än k t o d e r k o n z e n t r i e r t wi r d . Im U n te r s c h ie d d i i / u k O n n e n im R e ge l fa l l In
/ II
tlcii
I 'M) .
i
11
c i i i u H i n g e n
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m o A f/ u m l
glubokij \ . L e h m a n n
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venlar und Kombinatorik nur gemeinsam in ihr« Wechselwirkung analysiert
werden Dies ist daher der jeweil ige Schllisselaspckt und immer präse nt (wes-
halb Beispiele speziell zur Veränderung von Inventuren und Kombinalions-
bedingungen zunächst nur in knapper Form gebracht werden).
2 . 1 .
Die Veränderung von Inventar und Kombinatorik
einer Sprachebene in eine andere, z.B. von ie-
. a t e g O r i e , UIC DCUCUlUllgCII CIIICS pUlJfSCIlICII 1 У U l i c a , U1C I 1 IU I№ I II & t l ll ť a LJIU
lekts.
Als Kombinatorik wird die Men ge der Regeln zu r Verbin dun g von Be
s tandteilen eines Inventars bezeichnet.
D a z u
gehören grammatische
K o m b in a
tor iken wie die Syntax einer Sprache o d e r lexikalische wie die Rektio nstypen
vo n
Verben
o d e r
einer lexikalischen Kategorie wie der Verba
d i c e n d i ,
Selek
t ionsres tr ik t ionen
ebenso wie
P h o n o t a k t ik .
Zwei Beispiele:
Beispiel zur Expansion des Inventars der polnischen Lexik auf der Basis aus
gezähl ter L e m m a t a (n a c h D ubisz 1996/97, 339ff.):
1 0. 11. Jh. ca. 2000 (Lehr Splawiriski)
E n d e
15. Jh . ca. 15 000 (Klem ensiewicz)
16. 18. Jh. ca. 50 000 ( L in d e )
Ncupolnisch
ca. 125 000 (D oroszewski)
Volkspolen ca. 300 000
Beispiele
zur Expansion der K o m b i n a t io n s b e d i n g u n g e n :
• Wortbildun g, russ. Suffix ničafu ( А Й В heißt, dass A erhalten
bleibt und
В d a z u k o m m t ; der Reihenfolge der Beispiele e n t s p r i c h t
eine zeitlich e Abfolge, so dass die D i s t ri b u t i o n von niiaf relativ zur
K a t e g o n e
der
Ableitungsslämme
e x p a n d ie r t )
. ^ « ( S u b s t a n t i v für HtnUtsapolniCaf jeman d sein' ( E n d e
1 »Jh.
n o c h
selten) ;
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,
S u l M l a n t i v
f«r P e r s o n mit bestimmter Eigenschaft) i
oezael mlai ,sich wie jemand verhalten'
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was durch einen eigenen Veränderungsbegriff in der Beschreibung erfasst
werden muss.
Änderungen auf einer höheren Ebene sind daher nur solche die mehrere Ver-
We r Tg en auf einer niedrigeren einerseits voraussetzen Sich aber andererseits
S dann erschöpfen. Eine Kristallisierung in der Gramm atik setzt de,,