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49 Thomas van Elsen „Soziale Landwirtschaft“ – Perspektiven Sozialer Arbeit auf landwirtschaftlichen Betrieben „Soziale Landwirtschaft“ umfasst landwirtschaftliche Betriebe und Gärtnereien, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen integrieren, Höfe, die eine Perspektive bieten für sozial benachteiligte Menschen, für straffällige oder lernbehinderte Jugendliche, Suchtkranke, Langzeitarbeitslose und aktive Senioren, Schul- und Kindergartenbauernhöfe und viele andere mehr. Vorsorge, Inklusion, Rehabilitation, Bildung und mehr Lebensqualität sind As- pekte „Sozialer Landwirtschaft“. Landwirtschaft unter sozialen Gesichtspunkten zu betrachten, ist nicht neu – die Intensität, mit der „Soziale Landwirtschaft“ europaweit als Zukunftsperspektive diskutiert wird, schon. Politisch gefordert wird die „Multifunktionalität“ von Landwirtschaft, die nicht nur Verkaufs- früchte produzieren soll, sondern zum Träger von Aufgaben im länd- lichen Raum wird. Seit 2004 besteht die europäische Arbeitsgemeinschaft Farming for Health, aus der weitere Initiativen auf europäischer Ebene hervorge- gangen sind: die COST-Action Green Care in Agriculture und das EU- Forschungsprojekt SoFar. Der internationale Austausch auf Tagungen in den Niederlanden, Norwegen, Italien, Österreich, Belgien, Griechen- land und der Türkei, aber auch Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen: Im Vergleich mit manch anderem Land Europas gibt es in Deutschland Nachholbedarf. Farming for Health – eine europäische Arbeitsgemeinschaft Im Jahr 2004 gründete sich die europäische Arbeitsgemeinschaft Far- ming for Health in den Niederlanden. Eingeladen hatten Forscher aus Holland, Norwegen und Italien. Der Name Farming for Health war von Holländern erfunden worden und wurde von Teilnehmern aus Eng- land gleich als Einmischung in ihre Sprachhoheit in Frage gestellt, mit einer interessanten Begründung: Farming today means exploitation of the land: Heute sei „Landwirtschaft“ gleichbedeutend mit „Ausbeutung“ der Natur, und „gesund“ sei die heute übliche Wirtschaftsweise für die Beteiligten schon gar nicht – „Landwirtschaft“ mit „Gesundheit“ in Zusammenhang zu bringen, das wurde von den englischen Teilneh- mern als merkwürdig empfunden. – Die schlagfertige Antwort der pragmatischen Holländer auf diesen Einwand war, dass dies doch

Soziale Landwirtschaft Perspektiven Sozialer Arbeit auf ... · marktfähige Dienstleistung bezahlt oder ob er unbezahlt geleistet wird und ob die Nachfrage privat oder staatlich ist

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Thomas van Elsen

Soziale Landwirtschaft Perspektiven Sozialer Arbeitauf landwirtschaftlichen Betrieben

Soziale Landwirtschaft umfasst landwirtschaftliche Betriebe undGärtnereien, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischenBeeinträchtigungen integrieren, Höfe, die eine Perspektive bieten fürsozial benachteiligte Menschen, für straffällige oder lernbehinderteJugendliche, Suchtkranke, Langzeitarbeitslose und aktive Senioren,Schul- und Kindergartenbauernhöfe und viele andere mehr. Vorsorge,Inklusion, Rehabilitation, Bildung und mehr Lebensqualität sind As-pekte Sozialer Landwirtschaft .Landwirtschaft unter sozialen Gesichtspunkten zu betrachten, ist nichtneu die Intensität, mit der Soziale Landwirtschaft europaweit alsZukunftsperspektive diskutiert wird, schon. Politisch gefordert wirddie Multifunktionalität von Landwirtschaft, die nicht nur Verkaufs-früchte produzieren soll, sondern zum Träger von Aufgaben im länd-lichen Raum wird.Seit 2004 besteht die europäische Arbeitsgemeinschaft Farming forHealth, aus der weitere Initiativen auf europäischer Ebene hervorge-gangen sind: die COST-Action Green Care in Agriculture und das EU-Forschungsprojekt SoFar. Der internationale Austausch auf Tagungenin den Niederlanden, Norwegen, Italien, Österreich, Belgien, Griechen-land und der Türkei, aber auch Ergebnisse des Forschungsprojektszeigen: Im Vergleich mit manch anderem Land Europas gibt es inDeutschland Nachholbedarf.

Farming for Health eine europäische ArbeitsgemeinschaftIm Jahr 2004 gründete sich die europäische Arbeitsgemeinschaft Far-ming for Health in den Niederlanden. Eingeladen hatten Forscher ausHolland, Norwegen und Italien. Der Name Farming for Health war vonHolländern erfunden worden und wurde von Teilnehmern aus Eng-land gleich als Einmischung in ihre Sprachhoheit in Frage gestellt, miteiner interessanten Begründung: Farming today means exploitation of theland: Heute sei Landwirtschaft gleichbedeutend mit Ausbeutungder Natur, und gesund sei die heute übliche Wirtschaftsweise fürdie Beteiligten schon gar nicht Landwirtschaft mit Gesundheit inZusammenhang zu bringen, das wurde von den englischen Teilneh-mern als merkwürdig empfunden. Die schlagfertige Antwort derpragmatischen Holländer auf diesen Einwand war, dass dies doch

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kein Argument gegen den Begriff Farming for Health sein könne, son-dern vielmehr Gelegenheit und Anlass, den Begriff Farming neu zudenken und zu entwickeln: Landwirtschaft künftig vermehrt dahin-gehend zu gestalten, dass diese tatsächlich zur Gesundheit vonMensch und Natur beiträgt, dass sie multifunktional wird, dass siesoziale Aufgaben integriert, Kulturlandschaft entwickelt und Biodiver-sität erhält! Zusätzlich zur Produktqualität die Prozessqualität in denMittelpunkt zu stellen, das Wie der Erzeugung, und wie diese aufMensch und Umwelt wirkt, so dass Mensch und Natur nicht ausge-beutet werden, sondern Entwicklungschancen erhalten.In ganz Europa entwickeln sich Höfe, die die politisch geforderte

Multifunktionalität der Landbewirtschaftung mit Inhalt füllen, diedurch soziale Dienstleistungen zur Schaffung von Arbeitsplätzen imländlichen Raum beitragen: Care Farms in den Niederlanden, bei denenmeist die Landwirtsfrau eine sozialpädagogische Ausbildung absol-viert hat und mit der Betreuung von Klienten einen Heimarbeitsplatzausfüllt, der nicht unerheblich zur Einkommenssicherung des Betrie-bes beiträgt. Höfe in Bergregionen Frankreichs, auf denen InitiativenKindern und Jugendlichen mit Behinderung ein Leben und Teilhabenan der Natur und Landwirtschaft ermöglichen und schon aufgegebeneKulturlandschaften neu beleben. Und rote und weiße Kooperativenin Italien, die einst aus sozialistischem bzw. kirchlichem Hintergrundmit fast identischen Zielen gegründet wurden und sich in der Integra-tion psychisch Kranker und Behinderter in die Landwirtschaft enga-gieren.Die jährlichen Tagungen der aus Praktikern und Wissenschaftlernbestehenden Arbeitsgemeinschaft Farming for Health dienen dazu, sichgegenseitig über neue Entwicklungen, Forschungsvorhaben und -ergebnisse in den einzelnen Ländern zu informieren, voneinander zulernen und Soziale Landwirtschaft mit Hilfe gemeinsamer Aktionenund Projekte voranzubringen.Neben der Website www.farmingforhealth.org sind zwei Sammelbän-de mit vielen Beiträgen publiziert worden, die einzeln als pdf-Dateienim Internet verfügbar sind (Hassink & van Dijk, 2006a; Dessein, 2008).Aus der Arbeitsgemeinschaft sind zudem zwei Forschungsaktivitätenentstanden, die COST-Action 866 Green Care in Agriculture und dasEU-Forschungsprojekt SoFar (Social Farming).

Die COST-Action 866 Green Care in AgricultureCOST (europäische Kooperation im Bereich technologischer und wis-senschaftlicher Forschung) ist ein länderübergreifender Rahmen für

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internationale Zusammenarbeit zwischen national geförderten For-schungsaktivitäten. Initiator der COST-Action 866 Green Care in Agri-culture (www.umb.no/greencare) ist der Nutztierethologe Prof. BjarneBraastad aus Norwegen, dessen Arbeitsfeld tiergestützte Therapiemit landwirtschaftlichen Nutztieren ist.Das Hauptanliegen ist, die wissenschaftlichen Grundlagen für diePraxis der Einbeziehung von Green Care in die Landwirtschaft zuverbessern, mit dem Ziel, die mentale und physische Gesundheit vonMenschen und ihre Lebensqualität zu steigern. Drei thematische Ar-beitsgruppen arbeiten parallel: Gruppe 1 ( Wirkungen auf die Ge-sundheit ) tauscht sich über Konzepte, Methoden und Theorien aus,die den Wirksamkeitsnachweis von Green Care betreffen: Wie wirktGreen Care auf körperliche und geistige Gesundheit und die Lebens-qualität von Menschen? Welche Methoden und Forschungsansätze inden biologischen, medizinischen und Gesundheitswissenschaften sindgeeignet? Gruppe 2 zum Thema Ökonomie von Green Care strebt dieKoordinierung wissenschaftlicher Untersuchungen zur Ökonomie vonSozialer Landwirtschaft an. Themen sind die Ökonomie auf verschie-denen Ebenen im Kontext multifunktionaler Landwirtschaft sowiegesellschaftliche Effekte von Therapien. Und Gruppe 3 zu Politik undGreen Care arbeitet an folgenden Fragen: Wie fügt sich Green Care einin nationale Gesundheitssysteme? Wie lassen sich Netzwerke aufbau-en? Wie können ländliche Entwicklung, die Schaffung neuer Arbeits-plätze und die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit von Initiativensichergestellt werden, speziell in wirtschaftlich benachteiligten Gebie-ten? Neben Berichten auf der Website ist ein Tagungsband (Gallis2007) verfügbar.

Das EU-Forschungsprojekt SoFar (Social Farming)Weiter ist aus der Arbeitsgemeinschaft das Projekt SoFar (SozialeLandwirtschaft soziale Leistungen multifunktionaler Höfe) hervor-gegangen. In dem 2008 abgeschlossenen Forschungsprojekt arbeiteten20 Wissenschaftler aus Italien, den Niederlanden, Deutschland, Bel-gien, Frankreich, Slowenien und Irland zusammen (Website:www.sofard. de). Übergreifende Projektziele waren, die institutionel-len Rahmenbedingungen für Soziale Landwirtschaft und den Aus-tausch zwischen Forschung und Praxis zu verbessern, Erfahrungenaus verschiedenen europäischen Ländern näher zusammenzubringen,vor allem aber Empfehlungen für die europäische Politik zur Förde-rung Sozialer Landwirtschaft zu erarbeiten. Neben einer Bestandsauf-nahme und Grundlagenerhebung in allen beteiligten Ländern wurde

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in je zwei nationalen Strategie-Foren der Austausch von Forschern,politischen Entscheidungsträgern und Praktikern in den einzelnenLändern gefördert. Deren Ergebnisse wurden in zwei internationalenForen in Brüssel zusammengetragen und ausgetauscht, um eine län-derübergreifende Innovationsstrategie zu entwickeln. Neben einerBuchpublikation (Di Iacovo & O Connor 2009) ist eine audio-visuelleDokumentation als DVD entstanden.

Soziale Landwirtschaft Von der Vielfalt in Europa lernenVerlässliche Zahlen über die Anzahl an Initiativen und Sozialer Land-wirtschaftsbetriebe gibt es bisher keine. Nach Schätzungen von Has-sink & van Dijk (2006b) sind europaweit die meisten Care Farms inNorwegen (550), den Niederlanden (430) und Italien (325) zu finden,während die Autoren die Zahl von 150 sozialen Höfen für Deutsch-land angeben obwohl die Zahl bereits für die Anzahl von Werkstät-ten für behinderte Menschen mit grünem Bereich zutrifft und daherdeutlich höher liegen dürfte und bei allen Zahlen uneinheitliche Kri-terien zugrunde liegen, was als sozialer Hof gezählt wird und wasnicht. Dennoch spiegelt die Reihung zutreffend die öffentliche Auf-merksamkeit für Soziale Landwirtschaft in den genannten Ländernwider, die ohne Zweifel im Ausland größer ist.Europaweit steht Soziale Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischender Wirtschaftlichkeit von Beschäftigung und den optimalen Bedin-gungen für Therapie und Lebensqualität. Die Bezeichnung SozialeLandwirtschaft wird wenig einheitlich verwendet, weder in Deutsch-land noch im europäischen Ausland. Hermanowski (2006, S. 14) be-zeichnet es als wesentliches Charakteristikum sozialer Leistungen derLandwirtschaft, dass über das übliche, alltägliche Maß hinaus Dienste fürMenschen geleistet werden , unabhängig davon, ob dieser Dienst alsmarktfähige Dienstleistung bezahlt oder ob er unbezahlt geleistet wird und

ob die Nachfrage privat oder staatlich ist . In den Niederlanden undFlandern ist als Bezeichnung Groene Zorg ( grüne Pflege ) verbreitet,oder im englischsprachigen Bereich Green Care, aber auch Care Far-ming. In Norwegen besteht ein Arbeitsschwerpunkt in der Einbezie-hung landwirtschaftlicher Nutztiere in die tiergestützte Therapie , inFinnland kombinieren Landwirtschaftsbetriebe ihre sozialen Aktivitä-ten häufig mit der Haltung bedrohter Nutztierrassen, und in Englandsind Gartentherapie-Initiativen weit verbreitet. In solchen Besonder-heiten zeigt sich die Vielfalt Europas.

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Positionspapier zum Mehrwert Sozialer Landwirtschaft inDeutschlandDas SoFar-Projekt bot die Möglichkeit, nicht nur viele soziale Höfeund deren Situationen in Deutschland kennenzulernen, sondern auchAnregungen der Teilnehmer der Strategieforen aufzugreifen und um-zusetzen, die über die eigentlichen Zielsetzungen des EU-Projektshinausgingen. So wurde im Oktober 2007 eine öffentliche Tagung zum

Mehrwert Sozialer Landwirtschaft am Fachbereich Ökologische A-grarwissenschaften der Universität Kassel in Witzenhausen organi-siert, die auf großes Interesse der Teilnehmer stieß, die engagiert dieGelegenheit zum Erfahrungsaustausch nutzten. Weiter war währenddes ersten Strategieforums im Juni 2007 vorschlagen worden, ein Posi-tionspapier zum Mehrwert Sozialer Landwirtschaft zu erstellen. Wäh-rend der öffentlichen Tagung wurde die Idee vorgestellt und im Ple-num verabredet, im Nachgang ein solches Papier in einem partizipati-ven Prozess gemeinsam mit den Tagungsteilnehmern zu erarbeiten.Ein erster Entwurf lag im Dezember 2007 vor und wurde in mehrerenStufen erweitert, verbessert, wieder gekürzt und mehrfach neu struk-turiert; der Zwischenstand wurde sämtlichen Tagungsteilnehmernund den Mitwirkenden des ersten Strategieforums mit der Bitte umKommentare, Anregungen und Verbesserungsvorschläge mehrfachzur Verfügung gestellt. Der Rücklauf floss in die Überarbeitung ein,weiter wurde das Papier im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit Stu-dierenden in Witzenhausen und zuletzt während des zweiten Strate-gieforums in Kassel (April 2008) diskutiert. In seiner von mehr als 100Erstunterzeichnern verabschiedeten Endfassung (van Elsen & Kalisch2008) wurde es (in der englischen Übersetzung) erstmals mit großerResonanz auf dem 2. Internationalen SoFar-Forum in Brüssel präsen-tiert.

Inhalte des PositionspapiersMit dem Witzenhäuser Positionspapier zum Mehrwert Sozialer Land-wirtschaft stellen die Unterzeichner Forderungen zur Förderung derSozialen Landwirtschaft in Deutschland an Entscheidungsträger inWirtschaft, Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit.Sein erster Abschnitt beleuchtet den Hintergrund die Vielfalt Sozia-ler Landwirtschaft wird als eine Perspektive multifunktional verstan-dener Landwirtschaft vorgestellt, die im europäischen Ausland teil-weise deutlich weiter entwickelt ist. In Deutschland sehen sich Land-wirte und Menschen mit Hilfebedarf und deren Eltern, die selbst initi-ativ werden wollen, aber auch Therapeuten und Sozialarbeiter, die

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geeignete Höfe für ihre Klienten suchen, einem kaum durchschauba-ren Dschungel an Gesetzen und Zuständigkeiten verschiedener An-sprechpartner, Kostenträger und Ministerien gegenüber, die sich zu-dem von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Schulbauernhöfein freier Trägerschaft kämpfen um das wirtschaftliche Überleben, weilsie als außerschulische Erfahrungs- und Lernorte, die Kindern einneues Verhältnis zu Tieren, Pflanzen und zur Ernährung eröffnen,kaum anerkannt sind. Mediziner und Therapeuten finden oftmalskeine Adressen von geeigneten Höfen, die manchem Patienten neuePerspektiven eröffnen könnten. Und Höfe, die von hilfebedürftigenPersonen oder deren Angehörigen angefragt werden, sind den Anfor-derungen selten gewachsen, weil dort für fachgerechte Betreuung dieunterstützenden Strukturen fehlen. Es mangelt an Beratung, fachlicherBegleitung, an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Strukturenund Förderinstrumenten, die die Entwicklung Sozialer Landwirtschaftfördern könnten.Im zweiten und zentralen Teil des Positionspapiers werden siebenForderungen aufgestellt und erläutert, die im Folgenden im Wortlautwiedergegeben werden (aus: van Elsen & Kalisch 2008).

Die Zukunft Sozialer Landwirtschaft in Deutschland braucht Unterstüt-zung und verlässliche Rahmenbedingungen. Dazu gehören:1. Anerkennung des Mehrwerts Sozialer Landwirtschaft für die Ge-

sellschaftDer durch Soziale Landwirtschaft für die Gesellschaft geschaffene Mehr-wert muss anerkannt und gezielt gefördert werden. Die Vielfalt sozialerund kultureller Leistungen und die soziale Arbeit für Mensch und Naturbrauchen öffentliche Unterstützung, um die Aktivitäten und Handlungs-felder in der Sozialen Landwirtschaft zu erhalten und auszubauen. Insbe-sondere die integrativen und pädagogischen Leistungen, aber auch die ge-sundheitliche Vorsorge und therapeutische Wirkung Sozialer Landwirt-schaft (durch sinnvolle Arbeit und Therapie, verantwortungsvollen Um-gang mit Naturressourcen, nachhaltige Ernährungsbildung) müssen an-erkannt, gefördert und weiter erforscht werden. Als ein zusätzliches Ar-gument erscheint die durch Gesunderhaltung und Prävention von denKrankenkassen und dem Gesundheitssektor mögliche Kosteneinsparung.

2. Schaffung von Transparenz in gesetzlichen RahmenbedingungenDie aufgrund der föderalen Struktur, aber auch der Zuständigkeiten un-terschiedlicher Ministerien für alle Nutzergruppen und Anbieter schwerdurchschaubare Vielfalt an Gesetzen, Zuständigkeiten und Finanzie-rungsmöglichkeiten muss transparenter und für landwirtschaftliche Be-

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triebe zugänglich gemacht werden. Zusätzlich brauchen insbesondereRandgruppen, die in keine medizinische Diagnose passen oder durch dasNetz der sozialen Absicherung fallen, wie z.B. schulmüde Jugendliche,Burn Out Patienten, Obdachlose, Asylanten oder Aussiedler, einen ge-setzlichen Rahmen, der ihnen die Teilhabe in Sozialer Landwirtschaft er-möglicht.

3. Förderung von Kommunikation und ErfahrungsaustauschDie bisher sehr eingeschränkten Möglichkeiten zum gegenseitigen Erfah-rungsaustausch zwischen den Initiativen müssen verbessert werden. Pio-nierprojekte mit individueller Geschichte und Entwicklung, die oftmalsnichts voneinander wissen, müssen vernetzt werden, und die Zusam-menarbeit bestehender Netzwerke muss gefördert werden. Durch gemein-same Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen, Internetpräsenz und politischeInteressenvertretung können Initiativen der Sozialen Landwirtschaft un-terstützt und neue Finanzierungsquellen erschlossen werden.

4. Einrichtung einer zentralen Vernetzung und Beratung mit Koordi-nationsaufgabenDie Soziale Landwirtschaft braucht Ansprechpartner. Die Schaffung ei-ner zentralen Vernetzung und Beratung, die sich auch im Rahmen dervorhandenen Beratungsangebote einrichten ließe, wäre ein erster Schritt,die fehlende Transparenz der Struktur von Gesetzen und Zuständigkei-ten, Trägern, Netzwerken, Finanzierungen und Initiativen zu überwin-den. Diese Koordination würde nicht nur Angebot und Nachfrage nachsozialen Leistungen auf Höfen zusammenbringen, sondern auch zu Fort-bildungs- und Finanzierungsmöglichkeiten kompetent beraten und damithelfen, gute Konzepte langfristig zu entwickeln und durchzusetzen. Inte-ressenvertretung und Information der Öffentlichkeit wären weitere Auf-gabenfelder dieser Institution.

5. Förderung von Aus- und Weiterbildungsangeboten, Betreuung undCoachingDie Aus- und Weiterbildung in der Sozialen Landwirtschaft muss durchUnterstützung bestehender und Einrichtung neuer Bildungsinitiativengefördert werden. Das Berufsbild vereint Fähigkeiten und Qualifikatio-nen verschiedener Fachrichtungen und ergänzt das traditionelle Berufs-bild des Landwirtes. Maßnahmen der Aus- und Weiterbildung sichern,verbessern und entwickeln die Qualität der sozialen und landwirtschaft-lichen Leistungen auf Höfen.

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6. Unterstützung interdisziplinärer Forschung zur SozialenLandwirtschaftSoziale Landwirtschaft braucht Unterstützung durch Forschung in denBereichen Therapie und Medizin, Soziale Arbeit, Landwirtschaft und Pä-dagogik, die im konkreten Leben und Arbeiten auf dem Hof nicht vonein-ander trennbar sind. Das Erfahrungswissen über die Wirksamkeit der In-tegration von Menschen in Tages- und Jahreszeitenrhythmen auf demHof und die gemeinschaftliche Arbeit in der Landwirtschaft müssen do-kumentiert und für die Weiterentwicklung Sozialer Landwirtschaft ge-nutzt werden. Die durch viele helfende Hände auf sozialen Höfen mögli-che Arbeit in der Pflege von Natur und Kulturlandschaft muss unter-stützt werden. Interdisziplinäre Forschung, die Erfahrungswissen ver-fügbar macht und die partizipativ Akteure aus der Praxis, der Nutzer-gruppen und der Verwaltung einbezieht und begleitet, kann innovativeIdeen und Engagement in der Sozialen Landwirtschaft fördern. Die wis-senschaftliche Begleitung von Pilotprojekten kann dabei helfen, Betriebe,Betriebskooperationen bis hin zu ganzen Modellregionen zu Vorbildernzu entwickeln.

7. Förderung der europäischen ZusammenarbeitDie durch das Projekt SoFar (Soziale Landwirtschaft Soziale Leistun-gen multifunktionaler Höfe, www.sofar-d.de/), die COST-Action GreenCare in Agriculture (www.umb.no/greencare) und die internationale Ar-beitsgemeinschaft Farming for Health (www.farmingforhealth.org/) be-gonnene Zusammenarbeit auf europäischer Ebene muss gefördert undausgebaut werden. Durch Austausch von Ideen, praktischen Lösungenund Forschungsprojekten sollen Praktiker und Wissenschafter in ganzEuropa voneinander lernen und innovative Konzepte und Lösungen fürdie Praxis nutzbar machen.

Der daran anschließende Ausblick fordert Politiker, Ministerien, Wis-senschaftler, Verbraucher und die breite Öffentlichkeit auf, die Leis-tungen Sozialer Landwirtschaft Leistungen wahrzunehmen, anzuer-kennen, zu erhalten und zu fördern. Diese sollte nicht nur als eineweitere Spezialisierungsmöglichkeit für landwirtschaftliche Betriebeverstanden werden, sondern darüber hinaus als möglicher Bausteinfür eine sozialere Zukunft.Das deutsche Positionspapier ist zum Anlass geworden, an entspre-chenden Positionsbestimmungen in weiteren europäischen Ländern zuarbeiten. Diese wurden im März 2009 auf einer Tagung in Modena(Italien) diskutiert. Experten aus Irland, Finnland, der Schweiz, Frank-reich, Italien, Portugal, Deutschland und den Niederlanden erarbeite-

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ten parallel im Rahmen der Arbeitsgruppe Policies of Green Care Vor-schläge und Ideen für den ersten Entwurf eines europäischen Mani-fests. Dessen zweiter Entwurf wurde auf der zwei Monate später inPisa abgehaltenen internationalen Tagung der ArbeitsgemeinschaftFarming for Health zusammen mit den Teilnehmern verbessert und imOktober 2009 auf der COST-Tagung in Antalya (Türkei) als EuropeanManifesto on the Added Value of Social Farming verabschiedet.

Der Vernetzungsbedarf Sozialer Landwirtschaft in DeutschlandEuropaweit zeigt sich, dass sich ökologisch wirtschaftende Betriebe imbesonderen Maße für die Integration von zunächst landwirtschafts-fremden Menschengruppen eignen und genutzt werden. Im Vergleichzur konventionellen Landwirtschaft hat der Ökologische Landbau denmaßgeblichen Vorteil, dass auf den vergleichsweise vielfältiger struk-turierten Betrieben mehr Handarbeit anfällt und weniger Gefahren-quellen (etwa durch den Verzicht auf Pestizide) existieren. Entwick-lungen im Ausland zeigen, dass die Integration sozialer Aktivitätensogar Anlass zur Umstellung konventioneller Betriebe auf Ökologi-schen Landbau sein kann, indem die Integration von Klienten einevielfältigere Betriebsstruktur und mehr Handarbeit zur Beschäftigungfördern. In Italien hat der Verband AIAB ein Netzwerk ökologischwirtschaftender Sozialer Höfe gegründet, um damit die sozialen Leis-tungen ökologischer Landbewirtschaftung darzustellen, aber auch einegegenseitige Unterstützung solcher Betriebe zu fördern und derenAngebot für mögliche Nutzer transparenter zu machen.In Deutschland fehlt bislang eine Klientengruppen-übergreifende Ana-lyse oder Datenerhebung zur Sozialen Landwirtschaft auf Biobetrie-ben. Es ist nicht bekannt, wie viele Biohöfe sich für soziale und thera-peutische Anliegen öffnen, in welcher Art Leistungen für welcheKlientengruppe erbracht werden, wie diese Höfe strukturiert sind undwie sie konkret beim Erbringen dieser Leistungen finanziert oder un-terstützt werden. Viele Initiativen in Deutschland führen bisher einEinzelkämpferdasein und wissen kaum voneinander; nur Akteureweniger Bereiche Sozialer Landwirtschaft (Werkstätten für behinderteMenschen, Schulbauernhöfe) sind untereinander vernetzt.

Soziale Landwirtschaft mit Obdachlosen als FallbeispielExemplarisch werden im Folgenden zwei ökologisch wirtschaftendelandwirtschaftliche Betriebe vorgestellt, die wohnungslose, meistsuchtkranke Menschen integrieren. Jutta Scheurenberg hat dazu imRahmen ihrer Bachelorarbeit die beiden Höfe das Haus Segenborn

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(Diakonie Michaelshoven) in Waldbröl (Nordrhein-Westfalen) undden Hof Helle Platte (Erlacher Höhe) in Großerlach (Baden-Württem-berg) vier bzw. fünf Tage lang besucht und dort mitgearbeitet. Die

teilnehmende Beobachtung ermöglichte ihr, eine Vertrauensbasiszwischen ihr und ihren Interviewpartnern zu schaffen und das Be-triebsgeschehen durch aktives Mitarbeiten kennen zu lernen. Es wur-den Interviews mit Klienten und Regiepersonal durchgeführt und mitMethoden der Qualitativen Sozialforschung ausgewertet (Scheuren-berg 2009).Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland wird zurzeitauf ungefähr 265.000 geschätzt. Oft geht mit der Wohnungslosigkeitauch eine Suchterkrankung oder eine psychische Erkrankung einher.Knapp 60 Prozent aller Wohnungslosen weisen eine aktuelle Alkohol-abhängigkeit auf, 15 bis 30 Prozent leiden unter psychischen Erkran-kungen wie Depressionen oder Angststörungen (Faust 2009, S. 6-7).Die ersten stationären Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe entstan-den in Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts unter Pastor Bo-delschwingh (1831-1910). Die gegründeten Arbeiterkolonien stelltenals soziale Einrichtungen einen Zufluchts- und Arbeitsort für Wander-arbeiter und Obdachlose dar. Sie funktionierten nach dem Leitsatz

Arbeit statt Almosen und sollten den dort Gestrandeten die Mög-lichkeit geben, sich wieder an ein geregeltes Leben zu gewöhnen, mitdem Ziel, Menschen nach dem Aufenthalt wieder in ein festes Ar-beitsverhältnis zu vermitteln. Ein Arbeitsbereich, in den die Obdachlo-sen integriert und oft auch vermittelt wurden, war die Landwirtschaft.In den letzten Jahrzehnten haben sich die Ziele der Integration vonWohnungslosen und Suchtkranken verändert. Heute finden die Klien-ten nach dem Aufenthalt in den Einrichtungen kaum noch eine Anstel-lung in der hoch technisierten Landwirtschaft. Dass der landwirt-schaftliche Sektor trotzdem aufgrund seiner Strukturen und Vielseitig-keit einen sinnvollen Ort der Integration darstellt, belegen die beidenFallbeispiele.Beide 2009 besuchten Höfe sind historisch auf die Gründung von Ar-beiterkolonien zurückzuführen und haben heute einen DiakonischenTräger. Haus Segenborn bietet als stationäre Einrichtung der Woh-nungslosenhilfe den Klienten sowohl trockene und nasse Bereichean. Es versteht sich nicht als sozialtherapeutische Einrichtung. Ziel derHilfe ist letztendlich die Vermittlung der Klienten in eine möglichstselbständige Wohn- und Arbeitsform.Die Erlacher Höhe ist unter anderem eine stationäre Einrichtung derWohnungslosen- und Suchthilfe. In der sozialtherapeutischen Einrich-

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tung Helle Platte besteht das Ziel, die Klienten in ihrer abstinentenLebensweise zu unterstützen. Die Einrichtung ist daher ein trocke-ner Bereich.In Haus Segenborn werden drei Arbeitsbereiche angeboten: der Grü-ne Bereich , der Hauswirtschaftliche Bereich und die Haustech-nik . Der sozialtherapeutischen Einrichtung Helle Platte ist als Ar-beitsbereich der gleichnamige Hof angegliedert. Ein Unterschied zwi-schen den Einrichtungen liegt in der mittleren Aufenthaltsdauer derKlienten (Haus Segenborn 12 bis 36 Monate, Helle Platte im Durch-schnitt nur 6 Monate).In Haus Segenborn bestehen 15 Plätze für Langzeitbewohner. DerLandwirtschaftsbetrieb Hof Helle Platte ist mit 185 ha landwirtschaft-licher Nutzfläche flächenmäßig doppelt so groß wie der Hof in HausSegenborn. Auch die Anzahl der Klienten ist mit derzeit 32 Menschenauf dem Hof Helle Platte doppelt so groß wie im landwirtschaftlichenBereich von Haus Segenborn. Mit wöchentlich bis zu 25 Stunden arbei-ten in Haus Segenborn die Klienten ca. 10 Wochenstunden mehr als imlandwirtschaftlichen Bereich des Hofes Helle Platte. Die personelleAusstattung ist mit 3,5 Arbeitsanleitern auf dem Hof Helle Platte etwadoppelt so hoch wie in Haus Segenborn. Durch zwei zusätzliche Kräf-te, einen Auszubildenden und einen Mitarbeiter im freiwilligen ökolo-gischen Jahr, wird die Situation auf der Hellen Platte zusätzlich entlas-tet. Beide Betriebe wirtschaften ökologisch und gehören den Anbau-verbänden Bioland bzw. Demeter an. Als vorwiegende Tierart wirt-schaften beide Betriebe mit Kühen, mit einem wesentlichen Unter-schied: Der Hof Helle Platte ist im Mastbereich tätig, Haus Segenbornbetreibt Milchviehhaltung. Neben der landwirtschaftlichen Arbeitbietet der Hof Helle Platte Dienstleistungen in den Bereichen kommu-naler und privater Landschaftspflege und Lohnfertigung an. Die Be-schäftigungsmöglichkeiten beider Betriebe ähneln sich in den Berei-chen Hofladen und Instandhaltungsarbeiten. Die Unterschiede liegenin der Landschaftspflege, Lohnfertigung und bei der Versorgung derTiere. Fütterungs- und Stallarbeiten sind hier ähnlich.

Ziele der KlientenDie Menschen, die in den Einrichtungen Hilfe suchen, haben meistkein strukturiertes Leben. Sie sind oft arbeitslos, verschuldet, sucht-krank und auf sozialer Ebene stark isoliert. Es sind vorwiegend die bis25-Jährigen, die als Ziel ihres Aufenthalts ein geregeltes Leben anspre-chen (Scheurenberg 2009): Also das Hauptziel ist, dat ich erst mal wiederin einen geregelten Tag reinkomme nach der JVA, dat ich einigermaßen wie-der auf die Beine komme, also sprich nen graden Weg im Leben rein kriege,

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dat ich draußen später wieder Arbeit finde, Wohnung finde, evtl. auch mit derFreundin zusammenziehe oder sonst wat (K.H.S.1 23 Jahre). Die meistender über 25-Jährigen wollen mit Hilfe der in den Einrichtungen vor-handenen Angebote wieder auf die Beine kommen (K.H.S. 45 Jahre),

wieder stabil werden, um für die Außenwelt wieder gerüstet zu sein(K.H.H.P.2 47 Jahre). Die Einrichtung der Erlacher Höhe ist direkt aufTherapie im Suchtbereich spezialisiert. In Haus Segenborn findet keineklassische Alkoholtherapie statt; die Arbeit versteht sich als persönli-che Hilfe und Unterstützung, die sich aufgliedert in eine Beratungdurch die Sozialarbeiter im Hinblick auf Sucht, Überschuldung undpsychische Auffälligkeiten und das Erlernen von Tagesstruktur undhauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Besonders die Klienten der ErlacherHöhe stellen das Trocken - Bleiben als eines der vorrangigen Zieledar: Ich will mein Leben wieder in den Griff kriegen. Ich brauche einfachmal Abstand von allem. [ ] Das Trinken hat dann eben irgendwann einebrutal wichtige Rolle eingenommen, bis es erste Priorität im Leben war. Undhier will ich nüchtern an mir selber arbeiten (K.H.H.P. 35 Jahre).

Ergebnisse der Befragung der Betreuer und Klienten beiderEinrichtungenViele der Klienten hatten schon früher Kontakt zur Landwirtschaftoder besitzen sogar eine landwirtschaftliche Ausbildung. Die meistenBefragten haben sich die Einrichtungen zwar nicht wegen der land-wirtschaftlichen Arbeit ausgesucht, möchten aber auf keinen Fall ineinen anderen Arbeitsbereich innerhalb der Einrichtungen wechseln.Eine vergleichende Betrachtung der Besonderheiten und Potenzialedes landwirtschaftlichen Bereichs aus Sicht des Regiepersonals einer-seits und der Erfahrungen der Klienten in diesem Sektor andererseitszeigt, dass die vom Regiepersonal beschriebenen Besonderheiten deslandwirtschaftlichen Bereichs zum großen Teil auch von den Klientenerfahren und erlebt werden. Die Vielseitigkeit der Arbeit in der Land-wirtschaft wird von beiden Seiten als bereichernd angesehen, sieschafft Anknüpfungspunkte und Nischen für die Klienten. Jeder Teil-bereich, sei es der Hofladen oder der Stall- und Tierbereich, hat unter-schiedliche Schwerpunkte, wodurch das Beschäftigungsfeld gut an dieBedürfnisse und Fähigkeiten der Klienten angepasst werden kann. Inden Interviews hat sich herausgestellt, dass die Arbeit mit Tieren einenhohen Stellenwert einnimmt. Die Tiere werden von den Klienten als

1 K.H.S. = Klient Haus Segenborn.2 K.H.H.P. = Klient Haus Helle Platte.

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einfühlsam und schlau beschrieben. Das entgegengebrachte Vertrauender Tiere vermittelt Selbstvertrauen. Die Tierpflege ermöglicht, Re-spekt und Verantwortung vor anderen Lebewesen zu entwickeln. DaTiere ohne Vorbehalte sind, ist es den Klienten auch nach jahrelangerIsolation möglich, Kontakte zu ihnen aufzubauen. Die heilende undstabilisierende Wirkung der Bezugspunkte Mensch und Tier, von derdas Regiepersonal ausgeht, findet sich in den Erfahrungen der Betrof-fenen wieder.Das Regiepersonal hebt die Sinn- und Ernsthaftigkeit des landwirt-schaftlichen Bereiches hervor und glaubt, dass dadurch das Verant-wortungsgefühl der Klienten gestärkt werden kann. Da die Klientenaus dem Gefühl der Verantwortung heraus zum Teil ihren Alkohol-konsum auf die arbeitsfreie Zeit beschränken, finden sich auch hierÜbereinstimmungen in Annahmen und Erfahrungen. Die Aussagendes Regiepersonals hinsichtlich der Wichtigkeit von körperlicher Aus-lastung lassen sich durch die Erfahrungen der Klienten bestätigen. Eingewisses Maß an körperlicher Auslastung wird von den Klienten alsangenehm, befreiend und wichtig empfunden. Die Klienten habennicht erwähnt, dass sie durch feste Strukturen und Verbindlichkeitenin der Landwirtschaft die Möglichkeit haben, sich wieder an einenArbeitsalltag zu gewöhnen und für den ersten Arbeitsmarkt wichtigeFähigkeiten, wie Pünktlichkeit, Sauberkeit am Arbeitsplatz und Zuver-lässigkeit, zu schulen oder neu zu erlernen. Dem Regiepersonal er-scheinen aber gerade diese Möglichkeiten, welche der landwirtschaft-liche Bereich bietet, sehr wichtig, um die Klienten auf ein möglichstselbständiges Leben außerhalb der Einrichtung vorzubereiten (Scheu-renberg 2009).

Potenziale und Probleme der Integration Wohnungsloser auf denBetriebenBeide landwirtschaftlichen Betriebe dienen in erster Linie als Beschäf-tigungsfeld für die Klienten. Die hohe Mitarbeiterzahl ermöglicht,handarbeitsintensive Dienstleistungen, wie kommunale Landschafts-pflege und die Pflege von Naturschutzflächen, durchzuführen. DieMitarbeiterzahl relativiert sich jedoch durch die stark begrenzte Stun-denzahl und eingeschränkte Selbständigkeit der Klienten. Bei anste-henden Arbeiten muss meist ein Arbeitsanleiter zugegen sein. DasRegiepersonal empfindet es als positiv, dass durch den maschinenrei-chen landwirtschaftlichen Betrieb Freiräume bestehen, z.B. Renovie-rungsarbeiten aus eigener Arbeitskraft heraus erledigen zu können.Der relativ häufige Wechsel der Klienten stellt für die Einrichtungen

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eine Arbeitsbelastung dar, die je nachdem, wie sich die Klienten einle-ben und einbinden lassen, höher oder geringer ausfällt.Welche Potenziale und Probleme sehen die Klienten in ihrem Aufent-halt in den Einrichtungen, unabhängig vom landwirtschaftlichen Be-reich? Die Befragten benennen keine Probleme, sondern sprechen nurvon ihrem Nutzen. Sie sehen in dem Aufenthalt die Möglichkeit, Ruhezu finden, um wieder auf die Beine zu kommen und sich vom frühe-ren Alltag zu erholen. Die Hilfe bei Amtsgängen und Verschuldung istden Betroffenen sehr wichtig und wird gerne angenommen. Aus demgeregelten Alltag der Einrichtungen heraus ist es den Klienten mög-lich, sich um ihre Zukunft zu kümmern und Wohnung und Arbeit zusuchen. Den Klienten vom Hof Helle Platte ist es wichtig, die Hinter-gründe ihrer Sucht zu erkennen, um ihre Abstinenz zu stärken, wobeisie durch sozialtherapeutische Gespräche unterstützt werden. Einweiteres Potenzial des Aufenthaltes sehen sie in der Möglichkeit, sozi-ale Kontakte zu knüpfen, die ihnen oft durch Suchtprobleme und derdamit verbundenen Isolation abhanden gekommen sind.Welche Möglichkeiten und Probleme bestehen durch die Integrationim landwirtschaftlichen Bereich? Das Regiepersonal sieht in der Integ-ration im landwirtschaftlichen Bereich für die Klienten vor allem dieChance, sich in einen strukturierten Berufsalltag einbinden zu lassen,um so Fähigkeiten wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Verantwor-tungsgefühl zu schulen. Es besteht die Möglichkeit, sich körperlich zubetätigen und handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen oder aufzufri-schen. Die Zusammenarbeit mit anderen Menschen ermöglicht es,soziale Kompetenzen zu stärken und Kontakte zu knüpfen. Ein mögli-ches Problem sieht das Regiepersonal in der häufig sehr starken Bin-dung der Klienten an den landwirtschaftlichen Bereich. Die Klientensehen die Arbeit in der Landwirtschaft als Ausgleich zur Therapie. Diemeisten genießen es, sich körperlich zu betätigen und am Abend er-schöpft zu sein. Der Kontakt zu Tieren und anderen Menschen wirdvon ihnen als großes Potenzial angesehen. Das Potenzial, durch dieStrukturen im landwirtschaftlichen Bereich verschüttete Fähigkeiten,wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Verantwortungsgefühl zu schu-len, wird von den Klienten, auch in diesem Zusammenhang, nichtangesprochen (Scheurenberg 2009).

Perspektiven der LandwirtschaftsbetriebeDie Zukunft der beiden besuchten Höfe auf wirtschaftlicher Ebene istunterschiedlich. Während man in Haus Segenborn um den Erhalt derLandwirtschaft bangt und dringend nach weiteren Standbeinen sucht,

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sieht man der Zukunft auf dem Hof Helle Platte ohne Sorge um denErhalt entgegen. Diese verschiedenen Sichtweisen liegen zu einemgroßen Teil in der wirtschaftlichen Ausrichtung der Betriebe begrün-det. Der zunehmende Preisdruck auf dem Milchmarkt stellt für HausSegenborn eine große finanzielle Belastung dar.Die Aussagen von Regiepersonal und Klienten spiegeln eine unter-schiedliche Sichtweise betreffs der beruflichen Perspektiven der Klien-ten. Während das Regiepersonal die beruflichen Chancen der Klientenzurzeit eher gering einschätzt, blicken die Klienten selbst recht opti-mistisch in ihre berufliche Zukunft. Sie wollen zum größten Teil wie-der in ihren früheren Berufen Fuß fassen. Einige können sich eine Zu-kunft in der Landwirtschaft vorstellen, sehen aber auch, dass dies nurmit entsprechenden Qualifikationen möglich ist.Beide Einrichtungen sehen in der Vernetzung integrativer Einrichtun-gen wichtige, zukünftige Aufgaben. Eine Verbesserung der landwirt-schaftlichen Situation könnte aus Sicht des Regiepersonals auf politi-scher Ebene erreicht werden, indem z.B. die kommunalen Träger diePflege von Grünflächen an soziale Einrichtungen vergeben (Scheuren-berg 2009).

Deutsche Arbeitsgemeinschaft Soziale Landwirtschaft alsPerspektiveVielfach entstehen die Initiativen, bei denen Höfe Menschen mit Be-hinderung, Drogenabhängige, Obdachlose und Langzeitarbeitsloseintegrieren oder die sich für spezielle Altersgruppen vom Hofkin-dergarten bis zum Altenwohnprojekt engagieren, trotz widrigerfinanzieller Rahmenbedingungen, obgleich sie Musterbeispiele für einemultifunktional verstandene Landwirtschaft darstellen, die zur Ent-wicklung ländlicher Räume, von Landschaften und regionalen Netz-werken beitragen. Mit dem Ziel der Unterstützung sozialer Höfe, fürdie bisher kaum oder keinerlei Netzwerkstrukturen bestehen, wurde,aufbauend auf das Projekt EU-Projekt SoFar, das Projekt SozialeLandwirtschaft auf Biobetrieben in Deutschland im Rahmen desBundesprogramms Ökologischer Landbau begonnen. Insbesondereder bislang kaum Beachtung findende Bereich, in dem nicht die Schaf-fung von Arbeitsplätzen, sondern soziale, therapeutische und pädago-gische Anliegen im Vordergrund stehen, soll näher beleuchtet underfasst werden. Weiter wird angestrebt, Akteure aus dem Sozialbe-reich zur aktiven Unterstützung der Vernetzung Sozialer Landwirt-schaft zu gewinnen. Die zunächst erfolgte Fokussierung auf Ökologi-sche Landwirtschaft geschieht vor dem Hintergrund der oben zitierten

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besonderen Eignung, schließt aber die Möglichkeit einer späteren Er-weiterung auf konventionell wirtschaftende Betriebe mit ein.Auf der im Rahmen des Projekts veranstalteten Tagung Praxis undZiele Sozialer Landwirtschaft in Deutschland im Oktober 2009 wurdedie Grundlage für die Gründung und Etablierung einer bundesweitenArbeitsgemeinschaft gelegt. Deren Ziel ist der gegenseitige Austauschund die Unterstützung der Entwicklung sozialer Landwirtschaftsbe-triebe in Deutschland. Angestrebt wird deren Verstetigung über dieAnsprache und Einbindung unterschiedlicher Träger. Die DeutscheArbeitsgemeinschaft Soziale Landwirtschaft soll als Verbund der VielfaltSozialer Landwirtschaft in Deutschland entwickelt werden, der auchbereits bestehende Netzwerke, etwa die Grünen Bereiche der Werk-stätten für Behinderte, das Netzwerk der Schulbauernhöfe (BAGLOB)und den Verein Zusammen-schaffen-wir-was , der nach niederländi-schem Vorbild eine Vermittlungsstelle für Anbieter und Nachfragerbetreuter Arbeitsplätze in der Landwirtschaft aufbaut, integriert. Wieauch in anderen Ländern ist nicht eine Institutionalisierung das Ziel,sondern ein lockerer Verbund, der durch einen Adressverteiler (Netz-werk) zusammengehalten wird und in dem einzelne Prozessverant-wortliche Aufgaben übernehmen.Dieses von der europäischen Arbeitsgemeinschaft Farming for Healthübernommene Konzept und Arbeitsprinzip kann dazu beitragen, dieinnovative Vielfalt Sozialer Landwirtschaft in Deutschland zusam-menzuführen und zusammenzuhalten sowie deren inhaltliche Aus-richtung und hohe Qualität sicherzustellen. Die Etablierung einer sichselbst tragenden Struktur der deutschen Arbeitsgemeinschaft soll imRahmen der angestrebten zweiten Projektphase des Forschungspro-jekts unterstützt werden, in der auch eine Vollerhebung SozialerLandwirtschaftsbetriebe in Deutschland beabsichtigt ist. Eine Deut-sche Arbeitsgemeinschaft Soziale Landwirtschaft kann dazu beitra-gen, dass Soziale Landwirtschaft in Deutschland den Stellenwert be-kommt, den sie in mehreren Ländern im europäischen Ausland bereitshat: Als ernstzunehmender Bereich multifunktionaler Landwirtschaft,der nicht nur im Bereich der Werkstätten für Behinderte, sondern auchfür sehr unterschiedliche, bisher kaum vernetzte Initiativen und HöfePerspektiven im Spannungsfeld von Therapie, Einkommen, Lebens-qualität und Beschäftigung bietet.

ZusammenfassungSoziale Landwirtschaft umfasst landwirtschaftliche Betriebe und Gärt-nereien, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischenBeeinträchtigungen integrieren. Seit 2004 besteht die europäische Ar-

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beitsgemeinschaft Farming for Health, aus der weitere Initiativen aufeuropäischer Ebene hervorgegangen sind: die COST-Action Green Carein Agriculture und das EU-Forschungsprojekt SoFar. Das SoFar-Projektbot die Möglichkeit, nicht nur viele soziale Höfe und deren Situationenin Deutschland kennenzulernen, sondern auch Anregungen der Teil-nehmer von Strategieforen aufzugreifen und umzusetzen, die über dieeigentlichen Zielsetzungen des EU-Projekts hinausgingen. U.a. wurdein einem partizipativen Prozess das Witzenhäuser Positionspapierzum Mehrwert Sozialer Landwirtschaft erarbeitet, das in seiner vonmehr als 100 Erstunterzeichnern verabschiedeten Endfassung Forde-rungen zur Förderung der Sozialen Landwirtschaft in Deutschland anEntscheidungsträger in Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Öffent-lichkeit stellt.Viele Initiativen Sozialer Landwirtschaft in Deutschland führen bisherein Einzelkämpferdasein und wissen kaum voneinander; nur Akteureweniger Bereiche Sozialer Landwirtschaft (Werkstätten für behinderteMenschen, Schulbauernhöfe) sind untereinander vernetzt. Exempla-risch werden zwei ökologisch wirtschaftende landwirtschaftliche Be-triebe vorgestellt, die wohnungslose, meist suchtkranke Menschenintegrieren. Mit dem Ziel der Unterstützung sozialer Höfe, für diebisher kaum oder keinerlei Netzwerkstrukturen bestehen (Obdachlose,Langzeitarbeitslose, Drogenkranke, Bauernhof-Kindergärten, Jugend-hilfe, Alte Menschen), wurde, aufbauend auf das Projekt EU-ProjektSoFar, das Projekt Soziale Landwirtschaft auf Biobetrieben inDeutschland im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Land-bau begonnen. Vielfach entstehen die Initiativen trotz widriger finan-zieller Rahmenbedingungen, obgleich sie Musterbeispiele für einemultifunktional verstandene Landwirtschaft darstellen, die zur Ent-wicklung ländlicher Räume, von Landschaften und regionalen Netz-werken beitragen. Auf der im Rahmen des Projekts veranstaltetenTagung Praxis und Ziele Sozialer Landwirtschaft in Deutschland imOktober 2009 wurde die Grundlage für die Gründung und Etablierungeiner bundesweiten Arbeitsgemeinschaft gelegt. Deren Ziel ist dergegenseitige Austausch und die Unterstützung der Entwicklung sozia-ler Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland.

LiteraturDessein, Joost (Hrsg.), 2008: Farming for Health. Proceedings of the Commu-nity of Practice Farming for Health, 6. 9. Nov. 2007, Gent. ILVO, Merelbeke(Belgien)

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Di Iacovo, Francesco; O Connor, Deirdre (Edit.), 2009: Supporting Policies forSocial Farming in Europe. Progressing Multifunctionality in Responsive RuralAreas. SoFar project: supporting EU agricultural policies. Arsia, FlorenzFaust, Volker, 2009: Psychiatrie Heute. Seelische Störungen erkennen, verste-hen, verhindern, behandeln Obdachlosigkeit (Wohnungslosigkeit) und seeli-sche Störung www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/Int1_obdachlosigkeit.pdf, Zugriff am 17.05.2009Gallis, Christos (Hrsg.), 2007: Green care in Agriculture: Health effects, Eco-nomics and Policies. 1st European COST Action 866 conference. Proceedings(Wien). Thessaloniki (Griechenland)Hassink, Jan; van Dijk, Majken (Hrsg.), 2006a: Farming for Health. Green-CareFarming across Europe and the United States of America. Wageningen URFrontis Series Vol. 13Hassink, Jan; van Dijk, Majken, 2006b: Farming for health across Europe. In:Jan Hassink; Majken van Dijk (Hrsg.): Farming for Health. Green-Care Farm-ing across Europe and the United States of America. Wageningen UR Fron-tis Series Vol. 13. S. 347-357Hermanowski, Robert, 2006: Soziale Leistungen der Landwirtschaft. Ökologie& Landbau 139 (3), S. 14-16Kalisch, Marie; van Elsen, Thomas, 2009: Potenziale und Hemmnisse derEntwicklung Sozialer Landwirtschaft in Deutschland. Beitr. 10. Wiss.-Tagung Ökol. Landbau (Band 2), Zürich, S. 402-405, ZürichScheurenberg, Jutta, 2009: Integration von wohnungslosen Menschen in derLandwirtschaft Potenziale und Probleme in zwei ökologisch wirtschaften-den Betrieben. Bachelorarbeit Universität Kassel Witzenhausen, FachbereichÖkologische Agrarwissenschaftenvan Elsen, Thomas; Kalisch, Marie, (Red.) 2008: Witzenhäuser Positionspapierzum Mehrwert Sozialer Landwirtschaft. Erarbeitet von den Teilnehmerinnenund Teilnehmern der Tagung Der Mehrwert Sozialer Landwirtschaft vom26. bis 28. Oktober 2007 in Witzenhausen. In: Rainer Friedel; Edmund A.Spindler (Hrsg.): Nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume. Wiesbaden, S.209-213. Als Download unter www.sofar-d.de/files/?631&de verfügbar.

Land-BerichteSozialwissenschaftliches Journal

Jahrgang XIII, H. 1 / 2010

Herausgegeben von Karl Friedrich Bohler, Anton Sterbling

und Gerd Vonderach (Redaktionsleitung)

in Verbindung mit derSozialwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft

beim Institut für regionale Forschung e.V.

Shaker VerlagAachen 2010

Inhalt

Vorwort 5

Zusammenfassungen 7

Landschaften und LandschaftserlebenSigrid Anna Friedreich und Achim HahnErleben im Raum der Erlebnislandschaft 9

Ländliche NaturschutzprojekteOskar KölschDas Ise-Projekt - Sozialwissenschaftliche Aspekte bei derUmsetzung eines Naturschutzprojektes 33

Möglichkeiten einer multifunktionalen LandwirtschaftThomas van ElsenSoziale Landwirtschaft Perspektiven Sozialer Arbeit

auf landwirtschaftlichen Betrieben 49

Räumlich mobile LebensformenGerd VonderachDas Pendlerwesen im historischen Wandel empirischeImpressionen zu einem bemerkenswerten Phänomen 67

Partielle Modernisierung in südosteuropäischen LändernAnton SterblingPartikularismus in Südosteuropa 89

BuchbesprechungenAnke Sawahn: Die Frauenlobby vom Land. Die Landfrauen-bewegung in Deutschland und ihre Funktionärinnen 1898 bis1948. Frankfurt am Main 2009 (Rez.: Simone Helmle) 105Silke Lesemann und Axel Lubinski (Hrsg.): Ländliche Ökono-mien. Arbeit und Gesellung in der frühneuzeitlichen Agrar-gesellschaft. Berlin 2007 (Rez.: Karl Friedrich Bohler) 108

Autorinnen und Autoren 112

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Autorinnen und Autoren

Privatdozent Dr. Karl Friedrich Bohler, Soziologe. Universität Jena

Dr. Thomas van Elsen, Biologe und Projektleiter. Universität Kassel,Standort Witzenhausen

Sigrid Anna Friedreich, M.A., Soziologin. TU Dresden

Prof. Dr. Achim Hahn, Architekturwissenschaftler. TU Dresden

Dr. Simone Helmle, Agrarsoziologin. Universität Hohenheim, Stutt-gart

Dr. Oskar Kölsch, Agrarsoziologe. Otter-Zentrum Hankensbüttel(Landkreis Gifhorn)

Prof. Dr. Anton Sterbling, Soziologe. Görlitz

Prof. (em.) Dr. Gerd Vonderach, Sozialwissenschaftler. Oldenburg

Bild Weites Tal (neben der Titelseite):Werner Heinze, freischaffender Künstler. Bad Zwischenahn