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SONNEN blumen SONNEN blumen blumen

Sonnenblumen Konzept

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Page 1: Sonnenblumen Konzept

SONNEN blumenSONNEN blumen blumen

Page 2: Sonnenblumen Konzept

INHALTS verzeichnisINHALTS verzeichnisINHALTS verzeichnis

Exposé ............................. 03

Charaktere ......................... 04

Disposition ........................ 05

Skript ............................. 06

Kontakt ............................ 20

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Page 3: Sonnenblumen Konzept

EX poséEX poséEX posé Jeder Mensch ist Bewohner seiner eigenen

Wirklichkeit. Wenn Menschen aufeinandertref-fen, verändert sich diese Wirklichkeit. Wird erweitert, erleuchtet.Oder zum Einsturz gebracht.

Eine junge Frau erwacht in einer baufälligen Fabrikhalle. Ihre Habseligkeiten liegen über den Boden verstreut. Sie ist allein. Vergeblich versucht sie sich die Augenblicke ins Ge-dächtnis zu rufen. Nichts will einen Sinn zu ergeben - nicht die menschenleere Stadt, durch die sie auf der Suche nach Hilfe streift. Nicht das seltsame Mädchen, dass das einzige an-dere menschliche Wesen an diesem Ort zu sein scheint. Nicht die unmenschliche Kreatur, die sie durch die ausgestorbenen Straßen verfolgt.

Am Ende ihrer Kräfte wird ihr letzendlich klar, dass der Wunsch nach einer Zuflucht ist, die sie hier festhält. Den Weg zurück wird sie der nur finden, wenn sie der schmerzlichen Wahrheit ihrer Wirklichkeit das Gesicht zeigt.

Vor einem düsteren Hintergrund erzählt „Sonnenblumen“ eine menschliche Geschichte über Angst, Einsamkeit, Mut und Hoffnung, die sich oft dort finden, wo man sie am wenigsten ver-mutet.

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Page 4: Sonnenblumen Konzept

CHARAktereCHARAktereCHARAktere 04

MONTY J. QUINTABAist Die Junge Frau

Ohne Erinnerung an das Wie und Warum irrt die junge Frau durch eine menschenleere Stadt. Sie ist die Identifikationsfigur für den Zuschauer, zwischen Flucht und Konfrontation die Geheimnisse die-ses Ortes ergründet.

LAURA ZINKist Die Schülerin

Soweit ihre Erinnerung zurückreicht, hat sich die Schülerin immer wieder in der

Stadt wiedergefunden. Ihr unerklärliches Verschwinden und ihre Geschichten über die Welt, in der sie geht, haben sie schon früh in psychologische Behandlung gebracht. Sie hilft der jungen Frau, weil sie die Einsam-

keit nicht mehr ertragen kann. Auch wenn sie kein Interesse daran hat, dass sie den

Weg zurück wirklich findet.

WEITERE ROLLEN: Doktor (Michael Herzog) Vater (Siegfried Herzog), Mutter (Angelika Herzog), Schwester (Monika Herzog), Sanitäter (Michael J. Cherdchupan), Sanitäterin (Jessica Hohmann)

GÜNTER HIERSIGist Der Lehrer

Die destruktive Kraft im Hintergrund der Geschichte. Er kann die gerechte Strafe für seine Gewalttätigkeit nicht akzeptieren und such Vergeltung an der jungen Frau.

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DIS positionDIS positionDIS position

STAB

· buch, kamera, regie,schnitt, effekteMichael Herzog

· technische assistenzAlexander Wandel

· soundtrackJohn Anthony Mathewson

· titelschriftKimberly Geswein

LOCATIONS

Bethesda Krankenhaus, EssenBergeborbeck Bahnhof, EssenLandschaftspark Nord, DuisburgZeche Ewald, HerneIndustriepark Oberbruch, HeinsbergWohnhaus Buddestraße, Recklinghausen

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AUSRÜSTUNG

Canon HV20Stativ VelbonHague MotioncamMicrotrack M-Audio IIShure SM58 MikrofonTonangelKabelmaterial

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4. Fassung,28. Mai 2008

Geschäftige Krankenhausatmosphäre. Patienten und Personal reden miteinander. Es sind schnelle, schwere Schritte auf dem Linoleumboden zu hören, die sich nähern.

AUFBLENDE:

INNEN – KRANKENHAUS – SITZGRUPPE – TAG

Eine SCHÜLERIN, 16, langes Haar, verschlossen, distan-ziert, sitzt auf einem Wartestuhl in einer Sitzgruppe. Auf dem Stuhl neben ihr liegt eine große Schultertasche. Sie hat einen kleinen Zeichenblock in der Hand, auf dem sie gedankenverloren mit einem Bleistift herumfährt.

Die Schritte verstummen, ein Mann betritt die Szene. Die Schülerin schaut von ihrer Zeichnung hoch zum DOKTOR, An-fang dreißig, lichtes Haar, Brille. Er trägt einen weißen Kittel ohne Namensschild und hat ein Klemmbrett mit Pa-pieren unter dem Arm.

INNEN – KRANKENHAUS – FLUR – TAG

Die Schülerin und der Doktor gehen im schnellen Schritt den Krankenhausflur entlang.

DOKTOR(tippelt mit dem Kugelschreiber auf seinem Klemmbrett herum)

Wie es aussieht ist alles in Ordnungmit der Chemie. So wie immer.

SCHÜLERIN(hält ihren Blick gesenkt)

Wenn sie es sagen, Doc.

DOKTOR

Ich habe mit der neuen Leiterin der DreiGesprochen. Sie hat nächste Woche nochTermine frei, wenn du kommen möchtest.

SCHÜLERIN(geistesabwesend)

Sie sind der Doc, Doc.

Der Doktor zieht ein Kassenrezept aus den Papieren auf seinem Klemmbrett und legt sein Klemmbrett auf einen Tresen. Die Aufschrift auf dem Rezept lautet „NEUROCIL“. Die Schülerin streckt ihre Hand aus um das Rezept entge-genzunehmen, doch rieseln nur einige Papierschnipsel an ihrem Arm vorbei.

INNEN –KRANKENHAUS (ALT.) – EINGANGSBEREICH – TAG

Die Schülerin hockt sich auf den Boden, um das Papier aufzuheben. Mit dem Zeigefinger der rechten Hand schiebt sie die Teile des Rezepts zusammen, so dass die Auf-schrift gut lesbar wird. Dann bemerkt sie, dass sich die Umgebung verändert hat. Die Flure sind verwaist, Schmutz und Abfall liegen herum. Die Schülerin dreht sich um und geht zu einem der verdreckten Fenster.

AUSSEN –KRANKENHAUS (ALT.) – EINGANGSBEREICH – TAG

Die Fenster- und Türrahmen des Krankenhauseingangs sind fast alle mit Brettern abgedeckt, in den anderen Rahmen ist das Glas brüchig oder fehlt ganz. Unkraut ist die Fassade hochgewuchert und bedeckt Teile der Aussenmauer.

Die Schülerin nähert sich einem der intakten Fenster, hebt die Hand an die Stirn und schaut hindurch.

AUSSEN – STADT – STRASSE – TAG

Eine zweispurige Strasse mit Bürgersteig. Die Strasse ist

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unbefahren und der Bürgersteig leer. Der Bereich neben dem Bürgersteig ist grün bepflanzt, hinter dem Grün sind weitere Gebäude zu sehen.

AUSSEN – STADT – S-BAHNHOF – TAG

Ein dreckiger, verlassener, S-Bahnhof. Zwei Gleisspuren führen auf beiden Seiten bis zum Horizont. Der Name des Bahnhofs ist nicht zu erkennen.

AUSSEN – STADT – INDUSTRIEGEBIET – TAG

Menschenleeres Industriegebiet, Gebäude aus Ziegelstein, Rohre und Leitungen. In der Ferne Nebel.

TITELEINBLENDUNG

„Sonnenblumen“

INNEN – INDUSTRIEGEBIET – HALLE – TAG

Die JUNGE FRAU, 19, burschikos, kurzes, schwarzes, Haar mit rotgefärbten Strähnen, eine Kette mit einem christli-chen Kreuz um ihren Hals, liegt bewusstlos auf dem Boden einer baufälligen Lagerhalle, das Tageslicht leuchtet hinein. Um ihren Körper ist ein Ring aus künstlichen Son-nenblumenblüten. Ihr Rucksack liegt offen in einer Ecke. Der Inhalt des Rucksacks ist überall im Raum verstreut - ein Handy, ein paar Schulhefte, ein Behältnis für Kon-taktlinsen, Kontaktlinsenflüssigkeit und eine fast leere Glasflasche. Am Kopfende des Rings ist eine kurze Eisen-stange in den Boden gerammt, auf halber Höhe ist eine weitere Eisenstange mit Stacheldraht befestigt, zusammen bilden sie ein schiefes Kreuz. Hinter dem Stacheldraht ist ein Briefumschlag eingeklemmt, mit der Absenderadres-se eines Amtsgerichts.

Die junge Frau blinzelt langsam, dann schlägt sie ruckar-tig die Augen auf. Nach einem kurzen Moment der Verwir-rung richtet sie sich schnell auf. Sie stolpert rückwärts zu der nächstgelegenen Wand der Halle und reißt dabei mit

ihren Schuhen eine Furche in den Ring aus Sonnenblumen. Mit Panik in den Augen schaut die junge Frau im Raum nach einem Anhaltspunkt, was mit ihr geschehen sein könnte und stützt sich dabei mit den Händen an der Hallenwand in ih-rem Rücken ab.

Die Junge Frau erblickt das Handy auf dem Boden vor ihren Füssen. Sie fällt auf die Knie, hebt das Handy auf und versucht es in Betrieb zu nehmen.

JUNGE FRAU

Mach schon!

Das Handy reagiert nicht. Die junge Fraz steht auf und wirft das Handy voller Wut in eine Ecke, wo es in seine Bestandteile zerschellt.

JUNGE FRAU (Forts.)

Fuck!

Die junge Frau lässt sich nach hinten gegen die Mauer fallen und dann zu Boden gleitem. Sie schaut mit großen Augen ins Nichts und hyperventiliert, sie droht von der Panik übermannt zu werden.Dann legt sie die Hände ins Gesicht, und atmet ein paar Mal langsam und tief durch, bis sie sich beruhigt hat.

Die junge Frau steht auf, geht um den Sonnenblumenring herum zu ihrem Rucksack und fängt an, ihre Sachen einzu-sammeln. Den letzten Gegenstadt noch in der Hand, bemerkt sie den Brief, der hinter dem Stacheldraht eingeklemmt ist. Nach kurzem Zögern verstaut die junge Frau den letz-ten Gegenstand und geht dann mit dem Rucksack zum Kreuz herüber.

Sie nimmt den Umschlag an sich, betastet ihn und bemerkt, dass er leer ist. Die junge Frau schüttelt ihn aus, dann schaut sie hinein. Sie beginnt, den Umschlag vorsichtig auseinander zufalten und entbreitet schließlich eine Kar-

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te, die innen auf dem Papier des Umschlags gedruckt ist. Dicke, rote Kreise markieren zwei Punkte auf der Karte.

AUSSEN – INDUSTRIEGEBIET – WEGKREUZUNG – TAG

Die junge Frau geht langsam einen Weg zwischen indust-riellen Gebäuden entlang. Sie kommt auf eine Kreuzung, dreht sich orientierungslos einmal um die eigene Achse, während sie auf die Karte schaut und läuft dann auf dem Weg weiter, auf dem sie gekommen ist.

AUSSEN – INDUSTRIEGEBIET – BAHNSCHIENEN - TAG

Die junge Frau läuft einen niedrigen, bewachsenen Abhang hoch. Eine Gleisspur liegt auf ihrem Weg. Sie faltet die Karte zusammen, überquert vorsichtig die Gleise und geht die andere Seite des Abhangs hinunter.

AUSSEN – STADT – PARKPLATZ – TAG

Die junge Frau zwängt sich durch eine Reihe Büsche hin-durch, welche die Bahngleise auf der anderen Seite verde-cken, und gelangt auf einen weiträumigen Parkplatz. Der Boden ist nicht asphaltiert, sondern besteht aus Stein und festgedrückter Erde. Auf der anderen Seite grenzt der Parkplatz an die Stadt, leere Strassen mit Wohn- und Ge-schäftsgebäuden sind zu sehen.

Die junge Frau geht einige Schritte auf den Parkplatz, und hält schließlich inne, um sich in der neuen Umgebung zu orientieren. Nach einem Moment bemerkt sie etwas auf-fälliges aus dem Augenwinkel.

Sie dreht sich ruckartig um und erblickt in der Ferne einen Wagen, dessen Warnblinkanlage eingeschaltet ist und dessen Fahrertür offen steht. Unter der Motorhaube quellt dicker weißer Rauch hervor.

Die junge Frau läuft schnelle Schrittes auf den Wagen zu. Am Wagen angekommen, bremst sie ab und streift ihren Rucksack von der Schulter. Sie wirft einen kurzen Blick in den Wagen. Dann klettert sie auf allen Vieren in den Wagen hinein.

INNEN – PARKPLATZ – WAGEN – TAG

Der Wagen ist aufgeräumt und sauber, bis auf einen dunk-le, rote Flüssigkeit an der oberen Kante des Lenkrads. Die junge Frau stütz sich mit einem Knie auf dem Fah-rersitz. Sie geht mit zwei Fingern am Lenkrand entlang, nimmt etwas von der Flüssigkeit auf und riecht daran. Sie verzieht leicht angeekelt das Gesicht, und wischt dann die Flüssigkeit am Fahrersitz ab.

Die junge Frau klettert weiter hinein zum Beifahrersitz und öffnet das Handschuhfach. Im Handschuhfach befindet sich etwas Kleinkram – Klümpchen, Kassetten, etc. – und eine große Taschenlampe, die auf einem gefalteten Brief liegt.

AUSSEN – STADT – PARKPLATZ – TAG

Die Schülerin steht am Rand des Parkplatzes, im Hinter-grund sieht man die Rückseite des Wagens, in dem die junge Frau mit ihrer neuen Taschenlampe herumleuchtet. Die Schülerin hält eine Schusswaffe in der Hand und zielt damit einhändig auf die Heckscheibe des Wagens.

INNEN – PARKPLATZ – WAGEN – TAG

Die junge Frau schaltet die Taschenlampe aus, und legt sie neben sich auf den Sitz. Dann wendet sie sich wieder dem Handschuhfach zu und zieht den zusammengefalteten Ge-schäftsbrief heraus. Das Papier trägt den Briefkopf eines Amtsgerichts, er handelt sich um eine Vorladung. Adressat und weitere Einzelheiten sind allerdings durchgestrichen. Nach einem kurzen Blick lässt die junge Frau die Vorla-dung in den Fußraum des Beifahrersitzes fallen. Sie nimmt die Taschenlampe wieder in die Hand und robbt rückwärts aus dem Wagen heraus.

AUSSEN – PARKPLATZ – WAGEN – TAG

Die offene Fahrertür. Die junge Frau klettert rückwärts aus dem Wagen heraus, und macht eine halbe Drehung um nach ihrem Rucksack zu greifen, der neben der Beifahrer-tür am Wagen angelehnt ist. Sie bemerkt eine Person hin-

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ter sich und fährt herum.

Hinter ihr steht breitbeinig die Schülerin und hält beid-händig ihre Waffe im Anschlag auf die junge Frau gerich-tet. Die junge Frau mustert die Schülerin einige Se-kunden, schaut dann auf die Waffe in ihren Händen. Die Haltung der Schülerin entspannt sich und sie setzt ein leicht falsches, entwaffnendes Lächeln auf.

SCHÜLERIN

Oh, das.

Sie verstaut die Waffe in ihrer Schultertasche.

SCHÜLERIN (Forts.)

Ich dachte... ist auch egal.

Die junge Frau atmet deutlich hörbar aus und lässt sich auf den Fahrersitz den Wagens sinken.

JUNGE FRAU

Du...

Sie sucht nach Worten.

JUNGE FRAU (Forts.)

Weißt du, was hier los ist?Wo bin ich? Wo sind all die Leute?

SCHÜLERIN

Dieser Ort hat viele Namen.

Die Schülerin deutet nebensächlich auf den Halsschmuck der jungen Frau.

SCHÜLERIN (Forts.)

Wenn du an das Kreuz um deinen Hals

Glaubst, fällt dir sicher einer ein.

Die Schülerin nimmt das Kreuz und steckt es unter ihre Kleidung. Sie steht auf, klopft ihre Kleidung ab und greift nach ihrem Rucksack.

JUNGE FRAU

Tja, ich...

Die junge Frau deutet zu den Häusern herüber, lächelt nervös.

JUNGE FRAU (Forts.)

...werd´ dann mal.

SCHÜLERIN

Du lässt mich hier stehen? Einfach so?

Die junge Frau nimmt die Karte aus ihrer Jackentasche und entfaltet sie.

JUNGE FRAU

Hör mal, das ist jetzt nichts persönliches.Irgendjemand hat mich verschleppt und wollte

sonst was mit mir anstellen.

Sie wirft einen Blick auf die Karte und versucht ihre Po-sition festzustellen.

JUNGE FRAU (Forts.)

Ich gehe jetzt die Strasse dort hinunterzur nächsten Polizeiwache, und dann ist

der Alptraum vorbei.

Die junge Frau blickt von der Karte hoch. Die Schülerin ist verschwunden. Sie reibt sich die Augen und schaut auf dem Platz herum, kann die Schülerin aber nirgends aus-machen. Die junge Frau faltet die Karte, steckt sie in

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ihre Jackentasche zurück und zieht ihren Rucksack auf dem Rücken fest.

JUNGE FRAU(leise zu sich)

Muss ich nicht verstehen.

AUSSEN – STADT – STRASSE – TAG

Die junge Frau geht eine verlassene Einkaufsstrasse hi-nunter. Auf dem Seitenstreifen parken mehrere Polizeiwa-gen, ein Hinweisschild deutet darauf hin, dass sich eine Polizeiwache in der Nähe befindet.

INNEN – POLIZEIWACHE – EINGANGSBEREICH – TAG

Die junge Frau betritt die Polizeiwache und lässt die Außentür hinter sich zufallen. Der Eingangsbereich der Wache ist verwaist. Es befinden sich mehrere Poster zu Prävention und Aufklärung von Verbrechen an den Wänden.

JUNGE FRAU(ruft)

Hallo? Ist hier jemand?Ich brauche Hilfe!

Sie geht einer Verbindungstür herüber, die von einem Fahrradschloss, dass um die Klinke geschlossen ist, auf-gehalten wird und betritt das Innere der Polizeiwache.

INNEN – POLIZEIWACHE – FLUR ERGESCHOSS – TAG

Hinter der Verbidnungstür kreuzt ein leerer Büroflur den Weg. Die junge Frau geht in einen Gang hinein und ver-sucht ein paar der Türen zu öffnen, sie sind jedoch alle verschlossen. Dann hört sie hinter sich ein Geräusch.

JUNGE FRAU(halblaut)

Hallo?

Sie kehrt um und läuft schnellen Schrittes zurück zum Mitttelgang.

INNEN – POLIZEIWACHE – TREPPENHAUS ERDGESCHOSS – TAG

Die junge Frau betritt das Treppenhaus. Das Treppenhaus ist unbeleuchtet. Es führt eine Treppe in den ersten Stock hinauf und eine Treppe nach unten in den Keller. Die junge Frau zögert – sie schaltet ihre Taschenlampe ein, leuchtet einmal nach oben, dann nach unten. Schließ-lich geht sie vorsichtig die Treppe in den Keller hinun-ter.

INNEN – POLIZEIWACHE – KELLER - TAG

Ein niedriger, staubiger Keller mit grauen Betonwänden und stabilen Eisentüren. Außer der Taschenlampe ist eine schummrige Notbeleuchtung die einzige Lichtquelle. Die junge Frau leuchtet die verschlossenen Türen ab. Sie geht weiter in den Keller hinein, bis sie eine Tür erblickt, die weit offen steht. Die junge Frau leuchtet in den Gang hinein, in der die Tür ist – er endet in einer Sackgasse.

INNEN – POLIZEIWACHE – RAUM – TAG

Sie verharrt einige Sekunden und stellt sich dann in den Türrahmen. Der Raum hinter der Tür ist bis auf ein ver-schnürtes BÜNDEL in der hinteren Ecke leer. Das Bündel hat die Form eines zusammengekauerten, menschlichen Kör-pers, der mit dreckigen, alten Laken verschnürt ist.

Die junge Frau macht einen Schritt in den Raum hinein, fängt aber auf dem halben Weg an zu schwanken, als würde sie das Gleichgewicht verlieren und stützt sich mit bei-den Armen im Türrahmen ab. Der Raum fängt an, sich um sie herum zu drehen.

INNEN – POLIZEIWACHE (ALT.) – RAUM – NACHT

Die Drehung hört auf – die junge Frau gewinnt das Gleich-gewicht wieder. Der Keller ist jetzt in ein rötliches Licht getaucht, Stacheldraht läuft wie Adern an Wänden und Decken entlang, die teilweise mit Planen abgedeckt

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sind. Die junge Frau schaut sich verwirrt um und leuchtet in der unwirklichen Szenerie herum.

JUNGE FRAU(zu sich selbst)

Was zum...

Dann richtet die junge Frau ruckartig ihre Taschenlampe auf das Bündel in der Ecke. Das Bündel atmet einige Male scharf und deutlich vernehmbar ein.

Die junge Frau geht langsam rückwärts wieder heraus aus dem Raum und hält dabei ihren Blick und den Schein der Lampe auf die Kreatur gerichtet.

Kaum ist sie auf dem Flur, beginnt das Bündel sich auf-zurichten und sich ihr zu nähern. Das Bündel hat einen langsamen, schwankenden, unnatürlichen Gang. Wegen der Verbände kann es nur kurze Schritte machen.

INNEN – POLIZEIWACHE (ALT.) – FLUR – NACHT

Die junge Frau zieht sich weiter in den Gang hinein zu-rück. Sie ist vor Angst wie gelähmt und das Bündel holt auf. Sie wirft einen Blick hinter sich, wo sie die Sack-gasse vermutet. Wo vorher die Mauer war, ist jetzt ein Durchbruch, der mit einer großen Plane abgedeckt ist. In dickflüssiger Farbe ist die Sieben der Schwerter aufge-bracht.

Die junge Frau dreht sich wieder herum und erstarrt, das Bündel steht fast vor ihr. Der Arm mit der Taschenlampe hängt schlaff zu Boden, ihr Blick ist auf den Kopfbereich des Bündels fixiert. Eins, zwei Sekunden stehen sich die beiden Auge in Auge. Dann lockert sich ihr Griff um die Taschenlampe, die Lampe fällt neben der jungen Frau zu Boden.

Den Moment überwunden, löst sie sich vom Bündel und rennt den Gang herab, hindurch durch die Plane und den Durch-bruch in der Sackgasse.

INNEN – WOHNGEBÄUDE (ALT.) – TREPPENHAUS 3.UG – NACHT

Die junge Frau tritt durch den Durchbruch und findet sich im untersten Geschoss eines weiteren Treppenhauses wie-der. Das Treppenhaus ist eng und mit Gebrauchsgegenstän-den zugestellt. Auch hier herrscht ein rötliches Licht vor, die Wände sind mit Graffitis zugeschmiert und Adern von Stacheldraht laufen an Wänden und Geländer entlang. Ohne Beachtung ihrer Umgebung stürzt die junge Frau die Treppenstufen hinauf.

INNEN – WOHNGEBÄUDE (ALT.) – TREPPENHAUS 2.UG – NACHT

Das Treppenhaus geht nach oben weiter, auf der Etage be-findet sich eine Tür. Die junge Frau rennt auf die sie zu und rüttelt an der Klinke, die Tür öffnet sich allerdings nicht. Die junge Frau haut einmal kräftig gegen die Tür und rennt dann mit großen Schritten die nächste Treppen-stufe hoch.

INNEN – WOHNGEBÄUDE (ALT.) – TREPPENHAUS 1.UG – NACHT

Dieser Teil des Treppenhauses sieht fast genau so aus die der vorherige. Die Tür ist allerdings stärker mit Stacheldraht versperrt. Die junge Frau rennt wieder auf die Tür zu und packt bei ihrem Griff nach der Klinke in den Stacheldraht. Sie stößt einen stummen Schrei aus und tritt einen Schritt von der Tür zurück. Die junge Frau betrachtet einen Moment die Verletzung an ihrer Hand und wirft dann einen Blick das Treppenhaus hinunter.

INNEN – WOHNGEBÄUDE (ALT.) – TREPPENHAUS 3.UG – NACHT

Das Bündel humpelt langsam durch den Durchbruch. Die blutrote Farbe auf der Plane hinterlässt Spuren auf den Verbänden.

INNEN – WOHNGEBÄUDE (ALT.) – TREPPENHAUS 1.UG – NACHT

Die junge Fraz wendet sich ab und rennt die nächste Trep-penstufe hoch weiter nach oben.

SKriptSKriptSKript

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INNEN – WOHNGEBÄUDE (ALT.) – TREPPENHAUS EG – NACHT

Die letzte Etage des Treppenhauses, es geht nicht weiter nach oben. Ein weiteres Mal rennt die junge Frau auf die Etagentür zu.

JUNGE FRAU(flehentlich, zu sich)

Bitte... bitte...

INNEN – WOHNGEBÄUDE (ALT.) – WOHNUNGSFLUR – NACHT

Ein Flur in einer Wohnung. Ausgänge führen zum Schlafzim-mer, zum Bad und zu weiteren Räumen. Die Schlafzimmertür steht ein Stück offen. Es liegt Lamynaht auf dem Boden, die Wände sind in einem vergrautem Weiß gestrichen. Auf einer Wand ist mit dicken Pinselstrichen eine große Son-nenblume aufgemalt, umgeben von dem Wort „Helianthes“ und weiteren groß geschriebenen Worten, die ein lateinisches Gedicht bilden. Auch hier ist das Licht rötlich und es liegt überall Stacheldraht im Raum.

Im Hintergrund hört man das Krachen der Wohnungstür, die mit Kraft aufgestoßen wird. Die junge Frau kommt in den Flur hineingerannt, sie stolpert über einen gespannten Draht und fällt zu Boden.Sie wirft einen kurzen Blick hinter sich, während sie auf dem Boden weiterrutscht. Dann richtet sie sich schnell wieder auf und rennt weiter, ins Schlafzimmer. Die Schlafzimmertür fällt hinter ihr zu.

INNEN – WOHNGEBÄUDE (ALT.) – SCHLAFZIMMER – NACHT

Ein Schlafzimmer mit roten Wänden, ein großes, mit Holz-brettern verbarrikadiertes Fenster hinten im Raum. Im Schlafzimmer steht ein Doppelbett ohne Matratze, Kissen oder Decken, lediglich ein dreckiges Laken liegt auf dem Lattenrost. An einer Seite des Zimmers befindet sich ein großer dreiflügliger Kleiderschrank. An der Wand über dem Bett sind mehrere große Papierblätter gepinnt, die zusam-men einen grobpixeligen Ausdruck einer Sonnenblume bil-den, die Papierblätter sind mit Blut verschmiert.

Unter dem Fenster sitzt zusammengekauert die junge Frau. Sie hat die Beine angezogen, und schaut ins Leere. Sie atmet flach und ruckartig und zittert am ganzen Körper.Einige Momente verstreichen, dann fliegen plötzlich mit einem lauten Krachen die Schranktüren auf. Das Bündel schiebt sich auf dem Bauch liegend aus dem Bodenbereich des hintersten Schranks heraus. Es richtet sich langsam auf und humpelt ungelenk auf die junge Frau zu.

Wie schon zuvor erstarrt die junge Frau vor Angst und hält ihren Blick auf den Kopf der Kreatur gerichtet. Das Bündel nähert sich Jules weiter, bis es direkt vor der jungen Frau steht.

AUSSEN – WOHNGEBIET – VORGARTEN – TAG

Eine Treppe, die zu einem Vorgarten führt. Es ist Sommer, der Garten ist in voller Blüte. Ein schwarzer HUND liegt auf dem Weg, der zum Haus hinaufführt. Etwas Erde liegt auf dem Weg, sowie der Stil einer ausgegrabenen Sonnen-blume. Der Hund döst in der Sonne.

INNEN – WOHNHAUS – ESSZIMMER – TAG

Im Esszimmer steht ein großer Tisch mit einer Blumende-cke. Mehrere Hefte und ein Lateinwörterbuch liegen auf dem Tisch, sowie eine große Kanne Kaffe mit einer Tasse und eine Packung Süßstoff. Auf einer Anrichte im Hinter-grund stehen mehrere Taubenuhren, sowie eine große Vase mit Sonnenblumen. An der Wand hängen mehrere Bilder von Personen, auch von der jungen Frau sind welche dabei. Die junge Frau sitzt am Esstisch, sie trägt eine Brille, ihre Haare sind noch durchgehend schwarz.

Der LEHRER, Ende 50, kaltes, herausforderndes Auftre-ten, betritt das Esszimmer. Er hat eine dunkle Tasche bei sich, die er neben den Tisch stellt. Dann geht er zur Tür zurück und schließt diese.

AUSSEN – WOHNHAUS – GARTEN – TAG

Ein großer Garten hinter dem Haus, Blumenbeet, Wiese, Gartengarnitur, eine leere Wäscheleine. Im Blumenbeet

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Page 13: Sonnenblumen Konzept

steht die MUTTER, Ende 40, Brille, in Arbeitskleidung und arbeitet im Garten. Unter anderem wachsen Sonnenblumen im Beet.

INNEN – WOHNHAUS – ESSZIMMER – TAG

Die junge Frau sitzt über ihrem Heft gebeugt und schreibt etwas hinein. Im Heft sind einige feuchte Kleckse von Tränen, ihre Brille liegt neben dem Heft, ihr Gesicht sieht man nicht. Auf der andere Seite des Tisches sitzt die Nachhilfe und redet auf sie ein. Die junge Frau und der Lehrer tragen andere Kleidung als in der vorhergehen-den Szene, ansonsten ist der Hintergrund gleich.

AUSSEN – WOHNHAUS – SCHUPPEN – TAG

Ein Schuppen auf dem halben Weg zum Garten hinterm Haus. Ein überdachter Gang, der den Schuppen von Haus trennt. Im Gang liegen mehrere Gartengeräte, leere Töpfe, an der Wand vom Schuppen stehen vereinzelte Bierflaschen. Der VATER, Ende 40, Brille, in Alltagskleidung, stellt einen Sack Blumenerde in den Gang. Dann dreht er sich um und geht in den Schuppen hinein.

INNEN – WOHNHAUS – ESSZIMMER – TAG

Die junge Frau übersetzt einen lateinischen Text aus einem gelben Reclam-Heft, weitere Hefte liegen auf dem Esszimmertisch herum. Sie stockt häufig, der Lehrer läuft langsam hinter ihrem Rücken hin und her. Wieder liegt die Brille neben ihr, und man kann ihr Gesicht nicht sehen. Die junge Frau und der Lehrer tragen wiederum andere Kleidung als in der vorhergehenden Szene, ansonsten ist der Hintergrund gleich.

Nach einer längeren Pause, in der die junge Frau in der Übersetzung nicht weiterkommt, baut sich der Lehrer vor ihr auf. Er packt sie am Kragen und zieht sie hoch, so dass ihr Kopf nach fällt und ihr verheultes Gesicht zu sehen ist.

JUNGE FRAU(erst leise zu sich,dann laut ausrufend)

Nein... Nein... NEIN!

INNEN – WOHNGEBÄUDE – SCHLAFZIMMER – TAG

Das Schlafzimmer, in das die junge Frau vor dem Bündel geflohen ist. Die Szenerie hat sich stark verändert. Das Bett ist bezogen, an die Wand ist ein umgedrehter Bilder-rahmen gelehnt. Das Fenster ist nicht mehr verbarrika-diert, es steht ein gutes Stück offen und lässt das Ta-geslicht hinein. Die Kreatur ist verschwunden.

Die junge Frau verharrt in der gleichen Position wie zu-vor und schaut ins Leere. Eine Träne läuft ihr Gesicht herunter.

AUSSEN – STADT – UNIVERSITÄT – TAG

Die graue Außenfassade eines Universitätsgebäudes, hinter einer breiten Strasse. Eine breite Treppe führt zum Ein-gang. An der Seite ist der Zugang zu einer U-Bahnstati-on. Auf der Fassade der Universität ist ein verbleichtes Graffiti zu sehen, die Sieben der Schwerter. Die Schüle-rin geht langsam auf die Strasse und hält dort inne. Sie trägt andere Kleidung als in den vorhergehenden Szenen, sie hat ihre Tasche geschultert. In ihrer rechten Hand befindet sich eine Tarotkarte – wiederum die Sieben der Schwerter. Die Schülerin schaut auf die Karte in ih-rer Hand, dann auf die Fassade und überquert die Strasse Richtung Treppen.

AUSSEN – STADT – ERDGESCHOSSFENSTER – TAG

Ein menschenleerer Bürgersteig vor einem grauen Wohnhaus. Ein großes Erdgeschossfenster, welches weit offen steht. Die junge Frau klettert von innen heraus auf den Fens-tersims und springt auf den nahen Bürgersteig. Nach der Landung reibt sie sich die schmerzenden Beine.

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Page 14: Sonnenblumen Konzept

AUSSEN – STADT – SEITENSTRASSE – TAG

Eine Seitenstrasse neben der Universität. Die junge Frau geht langsamer als sonst den Bürgersteig hinunter, ist dabei leicht unsicher auf den Beinen und hinkt ab und an.

AUSSEN – STADT – UNIVERSITÄT – TAG

Die Treppen vor der Universität. Die Schülerin hat sich auf den Treppen niedergelassen und fährt gedankenverlo-ren mit einem Bleistift auf ihrem Zeichenbrett herum. Die junge Frau betritt die Szene, sie läuft an der Schülerin vorbei, ohne sie zu bemerken.

SCHÜLERIN(schnippst zweimalmit den Fingern)

Hey.

Die junge Frau streift ihren Rucksack ab und lässt sich neben die Schülerin fallen. Die Schülerin zeichnet weiter an ihrem Bild.

SCHÜLERIN(leise, ohne Aufzublicken)

Und? Hast du deine Antworten gefunden?

JUNGE FRAU

Sei einfach einen Moment ruhig, okay?

Die Schülerin entgegnet nichts, sie bessert kurz ihre Zeichnung mit einem Radiergummi aus und macht dann wei-ter.

JUNGE FRAU (Forts.)

Diese Stadt... dieses Ding in der Polizeiwache...diese ganze Geschichte ist wie ein verdammtesPuzzle und mir fehlt das Bild auf der Packung.

Die Schülerin hält inne und begutachtet ihr Werk.

SCHÜLERIN

Hast du dir schon alle Teile angesehen?

Die junge Frau stutzt. Sie greift in ihre Jackentasche, holt den Stadtplan heraus und breitet ihn aus. Sie zeigt mit dem Finger auf die untere Markierung.

JUNGE FRAU

Hier sind die Bahngleise eingezeichnet.An diesem Punkt muss ich aufgewacht sein.

Die junge Frau fährt mit dem Finger hoch zu der zweiten Markierung in der Innenstadt. Die Schülerin beginnt ihre Sachen in ihre Tasche zu packen.

JUNGE FRAU

Escherstraße... weist du, wo das ist?

Die Schülerin steht auf und hängt sich ihre Tasche um.

SCHÜLERIN

Etwa eine halbe Stunde Fußmarsch von hier.Ich kann dich dort hinbringen.

Die junge Frau steht auf, sie atmet scharf ein und ver-zieht das Gesicht.

JUNGE FRAU

Oh, fuck. Meine Beine bringen mich um.Fährt hier keine Bahn oder sowas?

Die Schülerin schaut den Zugang zum U-Bahnhof hinunter.

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SCHÜLERIN

Nein, ich glaube nicht, dass sie für unsFahren wird. Kommst du jetzt?

Die junge Frau geht ein paar Schritte, hält dann inne.

JUNGE FRAU

Wart´ mal.Was für ein Stück des Puzzles bist du?

Die Schülerin dreht zu ihr herum und setzt ihr bestes falsches Lächeln auf.

SCHÜLERIN

Wer weiß? Vielleicht bin ich deinSchutzengel oder so etwas?

AUSSEN – INNENSTADT – STRASSENKREUZUNG – TAG

Die junge Frau und die Schülerin stehen an einer Straßen-kreuzung, die junge Frau hält die Karte in der Hand. Sie schauen beiden einen Pfosten hoch, an dem Straßenschil-der montiert sind. Die eine Seite zeigt „Hafenbach“, die andere „Escherstraße“.

AUSSEN – INNENSTADT – SCHULTOR – TAG

Eine Strasse in der Fußgängerzone, auf der einen Seite Geschäfte und Wege weiter in die Innenstadt hinein, auf der anderen Seite die Schulmauer. Die Schülerin und die junge Frau laufen die Strasse hinunter. Die junge Frau sieht ein Schulgebäude hinter einem Tor aufragen, sie läuft auf das Tor zu, die Schülerin bleibt einige Meter zurück.

JUNGE FRAU(aufgeregt)

Ich kenne dieses Gebäude!Hier bin ich zur Schule gegangen!

Der Schülerin scheinen die Entwicklungen gar nicht zu gefallen. Sie blickt nervös nach links und rechts. Die junge Frau rüttelt am Tor, kriegt es jedoch nicht auf.

JUNGE FRAU(enttäuscht)

Verschlossen.

SCHÜLERIN

Na so was.

Die junge Frau löst sich vom Tor und geht zurück zur Strasse.

JUNGE FRAU

Macht nichts. Auf der anderen Seite istnoch ein Zugang.

Die junge Frau geht weiter die Strasse hinunter. Die Schülerin bleibt noch einen Moment stehen, dann folgt sie ihr.

INNEN – NEUBAU – HAUPTEINGANG – TAG

Der Eingangsbereich einer Schule. 70er Jahre Bau, in der Mitte des Eingangsbereichs geht eine Treppe in die hö-heren Stockwerke, links und rechts gehen Seitengänge zu Schulräumen ab. Bis auf das Tageslicht ist das Gebäude unbeleuchtet. An den Wänden hängen Ausstellungsstücke von Schülern und Informationsblätter über Schulaktivitäten. Jules betritt den Neubau durch den Haupteingang an der Strasse, Ann folgt ihr mit etwas Abstand hinterher. Die junge Frau wartet, bis die Schülerin hintergefolgt ist und geht dann in einen der Seitengänge.

INNEN – NEUBAU – TREPPENHAUS 1.OG – TAG

Das Treppenhaus des Neubaus, an der Außenwand des Gebäu-des gelegen. Dicke Nebelschwaden ziehen an einem großen Fenster vorne, durch das die Fassade des Altbaus zu se-

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hen ist. Die Schülerin kommt von unten die Treppe hoch-gestapft, hinter ihr die junge Frau, der es sichtlich schwer fällt, die Treppen zu erklimmen. Im ersten Stock angekommen, bleibt die Schülerin stehen um auf die junge Frau zu warten und schaut dabei aus dem Fenster.

SCHÜLERIN

Nebel zieht auf...

Die junge Frau lässt sich auf die Stufen nach oben fal-len, sie ist außer Atem. Sie reibt sich die Beine, die offensichtlich schmerzen.

SCHÜLERIN (Forts.)

Es war keine gute Idee, dich hierher zu bringen.Gehen wir wieder. Irgendwohin, wo es sicherer ist.

Die junge Frau zieht das Kreuz wieder aus ihrem Oberteil und spielt mit ihren Fingern daran herum.

JUNGE FRAU

Nein. Irgendetwas wartet hier auf mich.Dies ist der Ort, an dem ich sein sollte.

Sie lässt das Kreuz los und schaut zur Schülerin hinauf. Die junge Frau streckt der Schülerin die Hand entgegen, die Schülerin hilft ihr, aufzustehen.

JUNGE FRAU (Forts.)(lächelnd)

Außerdem habe ich einen Schutzengel.Was soll mir schon passieren?

INNEN – SCHULE – BRÜCKE – TAG

Die junge Frau und die Schülerin betreten die Brücke, die den Neubau mit dem Altbau verbindet. Durch eine Reihe von Fenstern kann man nach draußen Blicken. Nach ein paar Schritten im Raum verlieren sie plötzlich das Gleichge-

wicht und müssen sich an der Wand stützen um nicht zu stürzen. Der Raum beginnt sich zu drehen.

INNEN – SCHULE (ALT.) – BRÜCKE – NACHT

Die Fenster an der Seite der Brücke sind jetzt mit Planen überklebt, Stacheldraht läuft an der Innenseite des Raums herab und versperrt auch die Tür, durch die junge Frau und die Schülerin den Übergang betreten haben. Das Licht ist rötlich, wenn auch nicht so stark wie in der Polizei-wache. Regentropfen trommeln auf das Dach. Die Schülerin findet das Gleichgewicht wieder und holt eine Taschenlam-pe hervor, mit dem sie den Raum ausleuchtet. Die junge Frau blickt zu einer Seite des Raums und streckt die Hand nach der Taschenlampe aus.

JUNGE FRAU

Gib mal.

Die Schüler gibt der jungen Frau ihre Taschenlampe, die junge Frau geht zu einer Seite des Gangs hinüber und leuchtet auf die Planen. Sie sind bemalt mit einer kurzen bebilderten Geschichte über einen Hasen, der aus Angst davor, vom Wolf gefressen zu werden, den Freitod wählt. Am Ende des Gangs angekommen, zieht sie ein Stück von einer losen Plane ab und schaut aus dem Fenster auf den Schulhof.

AUSSEN – SCHULE (ALT.) – SCHULHOF – NACHT

Der Innenhof der Schule ist ein roter Schotterplatz, an der einen Seite befinden sich Fahrradstellplätze, auf der anderen Seite Tischtennisplatten. Alle anderen Zugänge sind mit Stacheldraht abgesperrt, so dass sich eine ge-schlossene Arena bildet. Auf dem Schotterboden befindet sich mit weißer Kreide gezeichnet die Sieben der Schwer-ter, die Ecken des Schulhofs liegen im Schatten. Es reg-net leicht, in der Ferne verhallt dumpfer Donner.

Die junge Frau und die Schülerin treten aus dem Eingang zum Altbau heraus und gehen auf den Platz. Die junge Frau hält sich dabei am Geländer fest, die Stufen zu gehen,

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macht ihr sichtlich Mühe. In der Mitte des Platzes ange-kommen, baut sich die junge Frau herausfordernd auf.

JUNGE FRAU(ruft laut)

ICH BIN HIER!

Sie wartet, einige Sekunden passiert gar nichts. Die junge Frau wischt sich die Nässe aus dem Gesicht. Dann scheppert es in einer Ecke. Unter einem umgekippten Fahr-rad kommt das Bündel hervorgekrochen. Es richtet sich auf und kommt langsam auf die junge Frau zugehumpelt. Die junge Frau hält die Kreatur im Schein der Taschenlam-pe, während die Schülerin, die ein paar Meter hinter der junge Frau steht steht, den Verschluss ihrer Tasche auf-zieht und etwas darin sucht. Das Bündel kommt zielstrebig weiter auf die junge Frau zu, die einen Schritt zurück-weicht.

Die Schülerin entsichert ihre Waffe und schießt. Das Bün-del wird von dem Schuss gestreift, an der Hüfte reissen einige Verbände auf. Es taumelt etwas zurück, auch die junge Frau zuckt zusammen, als wäre sie getroffen worden. Ein weiterer Schuss aus der Waffe der Schülerin trifft die Kreatur. Die junge Frau und das Bündel fallen nach hinten zu Boden.

AUSSEN – SCHULE – DURCHGANG UNTER DER BRÜCKE – TAG

Der Durchgang zum Schulhof zwischen Neu- und Altbau. Schüler betreten und verlassen das Schulgelände. Am Rand stehen geparkte Autos, Mofas und Fahrräder. Die Schülerin steht unscheinbar zwischen den Schülern und raucht. Die junge Frau kommt mit dem Fahrrad vom Gelände und fährt auf die Strasse. Sie trägt die Kleidung, mit der sie auch durch die Stadt läuft, sie hat auch ihre rot gefärbten Strähnen und trägt keine Brille. Kurz hinter ihr fährt der Wagen des Lehrers auf die Strasse und bleibt an ihr dran.

AUSSEN – STADT - MEHRSPURIGE STRASSE – TAG

Eine wenig befahrene, mehrspurige Strasse außerhalb der Stadtmitte. Die junge Frau schaut hinter sich und be-merkt, dass der Wagen des Lehrers ihr folgt. Die Nachhil-fe verringert den Abstand weiter und schickt sich an, die junge Frau vom Fahrrad zu stoßen.

AUSSEN – STADT – STRASSENRAND – TAG

Aus ihrer eigenen Sicht gesehen rollt die junge Frau einen Abhang am Straßenrand hinunter und bleibt auf dem Rücken liegen. Bewegungsunfähig schaut sie mit offenen Augen in den blauen Himmel. Nach einer Weile nähern sich von hinten zwei SANITÄTER, einer weiblich, einer männ-lich, beide Mitte Zwanzig mit roten Westen. Der männliche Sanitäter trägt einen Notfallkoffer bei sich. Er kniet sich neben der jungen Frau, nimmt eine Mullbinde heraus und deckt ihr damit die Augen ab, die Sicht wird schwarz.

AUSSEN – SCHULE (ALT.) – SCHULHOF – NACHT

Die junge Frau liegt rücklings auf dem Schotterplatz, ihr Rucksack liegt neben ihr. Das Gesicht der jungen Frau ist nass vom Regen. Nach einer Sekunde der Orientierung dreht sie sich ruckartig zur Schülerin um. Ann steht über dem Bündel und fummelt aufgeregt ein neues Magazin in ihre Waffe.

JUNGE FRAU (O.S.)

NEIN!

Die junge Frau streckt eine Hand in Richtung der Schüle-rin aus, ist aber zu weit weg um sie zu erreichen.

UNGE FRAU (Forts.)

Geh weg von ihr!

Die Schülerin hat inzwischen ihre Waffe nachgeladen. Sie lächelt zur jungen Frau herüber und hält dabei das Bündel in der Schusslinie.

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SCHÜLERIN

Hab keine Angst! Du musst nicht zurückkehren,weißt du? Es gibt immer eine Wahl!

Der junge Frau tastet hinter sich nach ihrem Rucksack, sie lässt die Augen nicht von der Schülerin. Die junge Frau schweigt. Das Lächeln verschwindet aus dem Gesicht der Schülerin. Sie dreht ihren Waffenarm herüber und zielt jetzt auf die junge Frau statt auf das Bündel.

JUNGE FRAU (Forts.)(enttäuscht)

Du hast deine Wahl bereits getroffen.Du lässt mich hier zurück, so wie es

die anderen auch getan haben.

Die Schülerin nimmt die zweite Hand auch zur Waffe und nimmt die junge Frau ins Visier. Inzwischen hat das Bün-del dort, wo die Verbände durchtrennt sind, eine Hand be-freit. Die Hand gleicht der von der jungen Frau. Es zieht mit heftiger Kraft an der Hose der Schülerin.

Mit Wut in den Augen fährt die Schülerin herum, angewi-dert befreit sie ihr Bein vom Griff des Bündels. Mit dem Fuß dreht sie es auf den Rücken und richtet ihre Waffe darauf. Kurz bevor sie abdrückt, hört man einen dumpfen Schlag und das Klirren von Glas hinter ihr. Die Schülerin sackt bewusstlos zusammen.

Hinter ihr steht die junge Frau, mit der Resten ihrer Glasflasche in der Hand. Die junge Frau schleppt sich ein paar Meter nach vorne, und lässt sich neben dem Bündel auf die Knie fallen. Sie streicht dem Bündel die Verbän-de aus dem Gesicht und sieht ihr eigenes Gesicht darun-ter.

Das Bündel atmet flach und unregelmäßig, die Augen sind geschlossen. Nach ein paar Sekunden flattern die Augen-lieder kurz, dann reißt es die Augen vollkommen auf.

INNEN – KRANKENHAUS – KRANKENZIMMER – TAG

Ein helles, sauberes Zweibettzimmer im Krankenhaus. Das hintere Bett ist leer, im vorderen Bett liegt die junge Frau im tiefen Schlaf. Sie trägt ein Engelshemd und ist fest zugedeckt. Wo das Bündel bzw. die junge Frau ange-schossen wurden, sind kleine Blutflecken auf dem Laken zu sehen. Auf der gegenüberliegenden Seite steht eine KRANKENSCHWESTER, Ende Zwanzig, sie trägt ein Tablett mit kleinen Töpfchen für Pillen und Medizin. Der Rucksack der jungen Frau lehnt an der Wand.

Die junge Frau reißt die Augen auf und fährt aus ihrem Krankenbett hoch. Erschreckt vom plötzlichem Erwachen der jungen Frau macht sie einen Satz nach hinten gegen die Wand, das Tablett gleitet ihr aus dem Händen und es fällt ihr beinahe hin. Die Medikamententöpfchen fallen zu Boden und kullern umher. Eins der Töpfchen rollt auf die offene Tür zum Flur zu.

INNEN – KRANKENHAUS – FLUR – TAG

Auf dem Krankenhausflur stoppt der Doktor mit dem Fuß das Töpfchen. Er nimmt es spitzen Fingern hoch und begutach-tet es. Dann geht er den Töpfchen nach in das Krankenzim-mer.

Auf einigen Stühlen an der Seite sitzen die Mutter und der Vater. Sie halten sich an den Händen und schauen sor-genvoll. Die Mutter hat neben sich eine eingetopfte Son-nenblume stehen, neben dem Vater steht eine Sporttasche mit Kleidung und Toilettenartikeln.

Weiter hinten auf dem Flur steht jemand mit einer Kame-ra und filmt. Ein Pfleger stellt sich ihn in den Weg und weißt ihn darauf hin, dass das Filmen hier nicht gestat-tet ist.

INNEN – KRANKENHAUS – EINGANGSBEREICH – TAG

Die beiden Sanitäter kommen mit einem Bett durch die Ein-gangstür gefahren. Auf dem Bett liegt die Schülerin, sie ist bewusstlos und hat eine blutige Kopfverletzung, wo

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Jules sie niedergestreckt hat. Die Sanitäter rollen sie in eine Ecke, sichern das Bett und gehen zur Seite weg.

ABBLENDE.

ABSPANN

AUFBLENDE:

INNEN – UBAHNSTATION – GLEIS 2 – NACHT

Ein dreckige, menschenleere U-Bahnstation. Eine unbesetz-te U-Bahn mit offenen Türen steht am Gleis, zur Abfahrt bereit. Das Warnsignal ertönt, die Türen schließen sich und die U-Bahn fährt an. Ein paar leere Abteile ziehen vorbei, im letzten sitzt der Lehrer, mit dem Rücken zum Fenster. Die U-Bahn verschwindet in der Schwärze des Tun-nels.

ABBLENDE.

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