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MEDIZINISCHE FAKULTÄT DER OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT SONDERAUSGABE 2004 UNIVERSITÄTSKLINIKUM aktuell 50 JAHRE HOCHSCHULMEDIZIN IN MAGDEBURG

Sonderausgabe "Universitätsklinikum aktuell" 2004

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Sonderausgabe "Universitätsklinikum aktuell" 2004

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5 0 J A H R EH O C H S C H U L M E D I Z I NI N M A G D E B U R G

Page 2: Sonderausgabe "Universitätsklinikum aktuell" 2004

Impressum

Herausgeber:Otto-von-Guericke-Universität MagdeburgMedizinische FakultätDer DekanLeipziger Straße 4439120 Magdeburg

Redaktion:PressestelleKornelia SuskeTelefon 03 91 / 67 15 162Telefax 03 91 / 67 15 159Internet: www.med.uni-magdeburg.de

Layout und Gesamtherstellung:Harzdruckerei GmbHMax-Planck-Straße 12/1438855 WernigerodeTelefon 0 39 43 / 54 24-0

Bildnachweise:Audiovisuelles MedienzentrumBesonderer Dank gilt Professor Horst Köditzfür die große Unterstützung bei der Bereitstellungund Auswahl des historischen Bildmaterials.

Redaktionsschluss:30. September 2004

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Grußwort des MinisterpräsidentenRESSOURCEN OPTIMAL NUTZENNach der Gründung der Medizini-schen Akademie Magdeburg am7. September 1954 etablierte sichinnerhalb von nur wenigen Jahreneine erfolgreiche selbstständigeStätte für medizinische Forschung,Lehre und Betreuung.

Magdeburg hatte sich bis zum Endeder 1980er Jahre mit den For-schungsschwerpunkten Neurowis-senschaften, Immunologie, Schwan-gerschaft und kindliche Entwicklungzu einem leistungsfähigen Zentrumder Hochschulmedizin in der DDRprofiliert. Die Bildung der Hauptfor-schungseinrichtung „Neurobiologieund Hirnforschung“ schuf die Voraus-setzung zur Schaffung eines zu-kunftsträchtigen neurowissenschaft-lichen Zentrums. Zudem konnte diemedizinische Betreuung seit 1984durch die grundlegende Rekonstrukti-on der Chirurgischen Klinik mit sie-ben modernen Operationssälen undeiner neuen Poliklinik wesentlich ver-bessert werden.

Die demokratische Umgestaltungund fachliche Weiterentwicklung derMedizinischen Akademie nach1989/90 war ein tiefgreifender Pro-zess, der mit Entschlossenheit vonnamhaften Professoren der Klinikengeführt wurde. Durch die Einbezie-hung verschiedenster Interessen-gruppen konnte eine neue Grundkon-zeption erarbeitet werden, die denWeg der Medizinischen Akademiezum späteren Anschluss an die neuzu gründende Magdeburger Univer-sität ebnete. Nach nur drei Jahrenwar am 3. Oktober 1993 die Volluni-versität Otto-von-Guericke Magde-burg mit einer jungen und zukunfts-orientierten Medizinischen Fakultätaus der Taufe gehoben worden. Mehrals zehn Jahre später wird deutlich,dass die Hochschulmedizin inMagdeburg einen enormen Moderni-sierungsschub erhalten hat.

Gleichwohl steht das Land Sachsen-Anhalt, wie auch die anderen Bun-desländer, heute vor weiteren grund-legenden Herausforderungen bei derEntwicklung der Hochschulmedizin.Die Anforderungen an die finanzielleAusstattung medizinischer Fachbe-reiche, der Bedarf an technischerAusstattung und die Kosten für For-schung sind im immer stärker wer-denden internationalen Wettbewerbdrastisch gestiegen. Die Gesund-heitsreform wird notwendigerweisezu Konsequenzen in der betriebswirt-schaftlichen Führung auch in denUniversitätsklinika führen.

Wie in anderen Ländern auch werdenwir ebenso in Sachsen-Anhalt unsereStrukturen reformieren müssen, umwettbewerbsfähige Strukturen fürdie Zukunft zu schaffen. Mit der Er-arbeitung eines neuen Hochschulge-setzes und eines speziellen Gesetzesfür die Universitätsklinika sind wirdabei, diesen Weg vorzubereiten.Es gilt, durch eine sachgerechteUmgestaltung der Strukturen in derHochschulmedizin auch bei uns dieVoraussetzungen dafür zu verbes-sern, dass weiterhin eine hochwerti-ge Lehre, Forschung und Krankenver-sorgung gesichert werden können.

Die Landesregierung hat dazu Vor-schläge unterbreitet und zur Diskus-sion gestellt, über die jetzt der Land-tag endgültig entscheiden muss.Durch eine Änderung der Rechtsformund durch erweiterte Handlungs-spielräume für die Leitungsebenensoll eine effizientere Steuerung vonFakultät und Klinik ermöglicht wer-den. Komplementäre Kooperations-strukturen in Abstimmung mit derHallenser Fakultät und eine weiterauszubauende Zusammenarbeit mitLehrkrankenhäusern sollen dabei hel-fen, dass die Ressourcen, die wir imLand vorhalten, so optimal wie mög-lich genutzt werden können.

Wir werden in unsere Entscheidun-gen auch die Erfahrungen andererBundesländer und Universitäten ein-beziehen. Um diesen Weg der Neu-gestaltung erfolgreich zu begehen,brauchen wir die Unterstützung allerBeteiligten, insbesondere der Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter in Fakul-tät und Klinik.

PROF. DR. WOLFGANG BÖHMERMinisterpräsident des Landes Sachsen-Anhalt

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aktuell

Grußwort des OberbürgermeistersIM SINNE DES MENSCHEN„Alles Wissen ist zuletzt Wissen vomLeben und alles Erkennen Staunenüber das Rätsel des Lebens“, soAlbert Schweitzer.

Das Rätsel des Lebens ist der zentra-le Punkt im menschlichen Dasein.Es bestimmt sein Denken und Han-deln, macht das Leben so unergründ-lich und gleichzeitig so erforschens-wert.

50 Jahre Hochschulmedizin in Mag-deburg repräsentieren 50 Jahreintensiver und herausragender medi-zinischer Forschungen, 50 Jahresorgfältiger medizinischer Ausbil-dung, 50 Jahre Klinikumsentwicklungim Sinne städtebaulich anspruchs-voller Krankenhausbauten und 50Jahre medizinische Betreuung fürMagdeburg.

Hervorgegangen aus der 1954 alsmedizinische Hochschuleinrichtunggegründeten Medizinischen Akade-mie Magdeburg ist die MedizinischeFakultät heute ein wichtiger Teil derMagdeburger Otto-von-Guericke-Uni-versität und ein ebenso wichtigerBestandteil der Stadt Magdeburg.Seit nunmehr 50 Jahren ist das heu-tige Universitätsklinikum für Patien-ten aus Magdeburg und Umgebungein vertrauter Anlaufpunkt. Die großeAkzeptanz und Resonanz ergibt sichaus der Einheit von wissenschaft-licher Forschung und der Umsetzungim klinischen Alltag. Dies wird vonden Patienten anerkannt. Deshalb istes nicht verwunderlich, dass auchPatienten aus den umliegenden Bun-desländern den Weg in die Landes-hauptstadt finden.

Das Universitätsklinikum verfügtüber eine hochmoderne, zukunfts-sichere Ausstattung. Vom 7-Tesla-Kernspintomographen bis zur Trans-plantationsmedizin profitieren in der

ganzen Welt Medizinervon Magdeburger For-schungsergebnissen. DasKlinikum sichert nicht nurdie optimale Versorgungder Patienten, sondern istauch Arbeitgeber für vieleMagdeburger.

Angefangen von den vielen Studie-renden, den Schwestern, Ärzten, demwissenschaftlichen und technischenPersonal oder den Verwaltungsange-stellten - sie alle verbinden das Klini-kum mit der Stadt. Die Qualität der medizinischen Ver-sorgung, der hohe Stand der For-schung und das Ansehen der Landes-hauptstadt ist das Eine. Doch dasGefühl von Sicherheit und die Siche-rung der Lebensqualität für die Elbe-städter das Andere. So finden unteranderem der „Medizinische Sonn-tag“, der Tag offener Krankenhaus-türen oder die Aktion der Blutbankeinen enormen Zuspruch der Magde-burger. Das Vertrauen zwischen Arztund Bürger, zwischen Universitätskli-nikum und Stadt wird durch dieseVeranstaltungen gestärkt.

Jährlich finden in Magdeburg zahlrei-che wissenschaftliche Symposien,Kongresse und Tagungen statt, andenen Wissenschaftler aus demIn- und Ausland teilnehmen.All das bringt die Forschung undKlinikpraxis in Magdeburg voran undmacht die zentrale medizinische Ein-richtung in der LandeshauptstadtMagdeburg über die Grenzen desLandes bekannt.

Neben den Tagungen sind es vorallem die Leistungen in der Lehre, dieunsere Stadt in den Medien erschei-nen lässt. Die Ergebnisse einesHochschulrankings bescheinigten derAusbildung an der MedizinischenFakultät in Magdeburg die bestenNoten. Die Studenten bringen esstolz auf einen Nenner: „Magdeburg -Harvard des Ostens”.

Die Landeshauptstadt hat diese Ent-wicklung mit ihren Möglichkeitenbegleitet und gefördert; und sie wirdes auch weiterhin tun. Die hohenmedizinischen Standards, die heraus-ragende Forschung und außerordent-lichen Ergebnisse in der Lehre gilt esauch zukünftig zu verteidigen, zuerhalten und auszubauen.

Ich wünsche der MedizinischenFakultät der Otto-von-Guericke-Uni-versität Magdeburg eine gedeihlicheEntwicklung und viele medizinischeNeuentwicklungen und Erkenntnisseim Sinne des Menschen.

DR. LUTZ TRÜMPEROberbürgermeisterder Landeshauptstadt Magdeburg

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Grußwort des RektorsFAKULTÄTEN HABEN ZUEINANDER GEFUNDENDie Fakultät für Medizin und das Uni-versitätsklinikum feiern in diesemJahr ihr fünfzigjähriges Jubiläum.Dazu möchte ich im Namen der Otto-von-Guericke-Universität, von der dieFakultät und das Klinikum einuntrennbarer Bestandteil sind, herz-lich gratulieren.

Die Otto-von-Guericke-Universitätverdankt ihre Existenz den Grün-dungsinstitutionen, die in den Jahren1953 und 1954 entstanden sind: dieHochschule für Schwermaschinen-bau, die Medizinische Akademie unddas Pädagogische Institut. Der enor-me Bedarf an Ingenieuren, Ärztenund Lehrern hat diese Gründungenerzwungen. Nur über Spezialhoch-schulen nach dem osteuropäischenMuster konnte Magdeburg, ange-sichts des schwierigen und im Ver-gleich mit Westdeutschland erheb-lich verzögerten Wiederaufbaus derNachkriegswirtschaft, zur Hochschul-stadt werden.

War schon die Gründung der Medizi-nischen Akademie ein Wagnis, dasmit lange unüberwindlichen Entbeh-rungen, Engpässen und Provisorienerkauft werden musste, so gilt diesnicht minder für die Ergänzung der1954 eingerichteten klinischen Aus-bildung um das vorklinische Studiumzu Beginn der sechziger Jahre. Seit-dem bot die Medizinische Akademieeine komplette medizinische Ausbil-dung an, was eine wesentliche Vor-aussetzung für die spätere Entschei-dung gewesen ist, die Akademie alsMedizinische Fakultät in den neunzi-ger Jahren aufrechtzuerhalten. Dazutrug ebenso das in den achtziger Jah-ren aufgebaute Akademie-Institut fürNeurobiologie bei, das heute undhoffentlich noch lange unter demDach der Leibniz-Gemeinschafthöchst erfolgreich arbeitet. DiesesInstitut bildet eine wesentlicheGrundlage für den neurowissen-schaftlichen Forschungsschwerpunkt,den die Fakultät und in der Folgeauch die Universität erfolgreich auf-gebaut und der sich internationaleinen Namen gemacht hat. Das giltauch für den zweiten Forschungs-schwerpunkt der Fakultät, die Immu-

nologie, die ebenso wie die Neuro-wissenschaften vielfach interdis-ziplinär vernetzt sind. Gerade injüngster Zeit hat sich die Immuno-logie aussichtsreich an dem Univer-sitätsforschungsschwerpunkt Dyna-mische Systeme beteiligt.

Die Fusion der drei genannten Hoch-schulen zur Otto-von-Guericke-Uni-versität in Jahr 1993 war ein Glücks-fall. Hier konnten Fakultäten undFachdisziplinen zueinander finden,die sich ideal ergänzen. An derBereitschaft dazu hat es nichtgefehlt. Während sich an vielenOrten die Medizin aus dem klinischenKanon der Fakultäten eher heraus-entwickelt hat, ist die Entwicklung inMagdeburg in die gegenteilige Rich-tung gegangen. Bis heute ist das Mit-einander von Gesamtuniversität undMedizinischer Fakultät/Universitäts-klinikum von dem Bewusstsein getra-gen, dass dies ein großer Gewinn fürbeide Seiten ist und dass sich beideBereiche nicht voneinander trennenlassen.Kontinuität und Erneuerung in Ein-klang zu bringen, war in den früherenneunziger Jahren nicht einfach. ImWesentlichen ist hier aber das richti-ge Maß gefunden worden. Aufgrunddes hohen Angebots anerkannterWissenschaftler auf den Professurender Medizin ist der vom Landzunächst vorgegebene 25 %-Rahmenfür die Übernahme von bereits amtie-renden Professoren weit übertroffenworden.

Heute stehen wir wieder vor einertiefgreifenden Zäsur, die vermutlichzu einer Rechtsformänderung inBezug auf das Klinikum sowie zueiner Verkleinerung der Zahl der Pro-fessuren in der medizinischen Fakul-tät und zu einer komplementären Ent-wicklung der beiden medizinischenFakultäten des Landes führt.

Soweit dies der Erhaltung der Fakul-tät und wettbewerblichen Sicherungder Profilschwerpunkte dient, ist diesuneingeschränkt zu begrüßen. Dasgleiche gilt für gesetzliche Regelun-gen, die es ermöglichen, dass die Lei-stungsfähigkeit unseres Klinikumsauch nach der Einführung des Fall-pauschalensystems im Rahmen derzu erwartenden Erlöse erhaltenbleibt.

Fakultät und Klinikum haben in ihrerfünfzigjährigen Geschichte so vieleHerausforderungen angenommen,dass ihnen auch die Bewältigung die-ser schwierigen Aufgaben zuzutrau-en ist.

Ich wünsche unserer MedizinischenFakultät und unserem Universitäts-klinikum alles Gute und grüße alleihre Mitglieder und Angehörigen.

PROF. DR. KLAUS ERICH POLLMANNRektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

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aktuell

Das 50-jährige Jubiläum der Hoch-schulmedizin in Magdeburg fällt ineine Zeit tiefgreifender Umbrücheund Strukturänderungen der Hoch-schulmedizin in der gesamtenBundesrepublik, die auch Sachsen-Anhalt in vollem Umfang erfasst hat.Dieser Prozess wurde wesentlich vonzwei defizitären Entwicklungsliniender Hochschulmedizin in Deutschlandausgelöst. Einmal handelt es sich umgenerell erkannte Defizite der biome-dizinischen Forschung, wie sie vomWissenschaftsrat, vom BMBF undvon der DFG vielfach vorgetragen

wurden. Zu nennen ist hier diebekannte Studie des „Center forScience and Technology Studies“ derUniversität Leyden „Mapping theScientific Performance of GermanMedical Research“, in der nachge-wiesen wurde, dass Publikationenaus den medizinischen Fakultäten inDeutschland international eher einenachrangige Position einnehmen.Gemessen an der Anzahl der Publika-tionen liegt Deutschland bezogen aufdie Höhe des Brutto-Inlandsproduk-tes, der Einwohnerzahl und der

Anzahl der Wissenschaft-ler unterhalb des interna-tionalen Durchschnitts.Insbesondere die klini-sche Forschung wird hierkritisch beurteilt. ImBereich der biomedizi-nischen Grundlagenfor-

schung sind die Verhältnisse etwasgünstiger. Im Wesentlichen war dieDenkschrift der Deutschen For-schungsgemeinschaft zur klinischenForschung bereits 1999 zu einemanalogen Ergebnis gekommen. DieseDefizite werden unter anderemwesentlich auf einen schwachen Ver-netzungsgrad zwischen Grundlagen-forschung und patientenorientierterForschung zurückgeführt.

Neben diesen grundsätzlichen struk-turellen Defiziten gibt es aber auchDefizite der finanziellen Grundlagen,

die die Situation der Hochschulmedi-zin in Deutschland zur Zeit schwieriggestalten. Vor allem sind hier stag-nierende und immer häufiger auchrückläufige Landeszuführungsbeträ-ge für Forschung und Lehre zu nen-nen, oftmals handelt es sich um eineVerstetigung ohne Tarifaufwüchse,also eine reale Budgetminderung.Dadurch, dass die Trennungs- bzw.Transparenzrechnungen noch nichtüberall vollständig etabliert sind,werden Quersubventionierungen zwi-schen Klinikumshaushalt und Fakul-tätshaushalt vermutet, und es istnicht klar nachvollziehbar, wer wasfinanziert. Der Investitionsstau beiMaßnahmen im HBFG benachteiligtdie Universitätsklinika im Wettbe-werb mit anderen Krankenhäusern.Schließlich spielt der Systemwechselim Entgeltsystem für den Kranken-

hausbereich (Stichwort DRG’s) einezentrale Rolle. Es drohen den Univer-sitätsklinika deutliche Einbußen,auch wenn die Perspektiven durchden neuesten Gesetzentwurf zur Ver-änderung des Fallpauschalengeset-zes wieder besser werden. Diesekurz skizzierten Rahmenbedingungenbestimmen auch die Situation derHochschulmedizin in Sachsen-Anhalt. Erschwerend kommt hinzu,dass die Landeszuführungsbeträgefür die medizinischen Fakultäten inSachsen-Anhalt ebenso wie in denanderen neuen Bundesländern syste-matisch niedriger sind als für diemedizinischen Fakultäten der altenBundesländer.

Um bei diesen nicht einfachen Rah-menbedingungen ein zukunftsfähigesKonzept für die beiden hochschul-medizinischen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt zu finden, hat einevom Kultusministerium eingesetzte„Arbeitsgruppe Hochschulmedizin“im September 2003 folgende Emp-fehlungen ausgesprochen: Den Erhaltbeider medizinischer Fakultäten mitVorklinika, aber komplementärerKooperation, Reduktion des C3-/C4-Stellenplanes auf 60 Stellen, leis-tungsorientierte Mittelvergabe zwi-schen den beiden medizinischenFakultäten, Rechtsformänderung desKlinikums mit weitgehender Neuord-nung der klinischen Struktureinhei-ten. Einige dieser Empfehlungen sindbereits in den Abschnitt Hochschul-medizin des neuen Hochschulgeset-

Vorwort des Dekans HOCHSCHULMEDIZIN IN MAGDEBURG - QUO VADIS?

Beim akademischen Begrüßungsabend stellen sich die Hochschullehrer jährlich zu Beginn des

Wintersemesters den neuen Studierenden der Medizinischen Fakultät vor.

Für Schüler besteht die Möglichkeit, sich

beim „Tag der offenen Uni-Tür“ über das

Medizinstudium zu informieren.4

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zes aufgenommen worden, anderefinden sich in dem zurzeit vorliegen-den Entwurf des Hochschulmedizin-gesetzes.

Bei dieser infolge der finanziellenRestriktionen schwierigen Ausgangs-lage muss die Medizinische Fakultätin Magdeburg weiterhin ihre Res-sourcen sehr auf die essentiellenBereiche konzentrieren. Zum einenist dieses die Qualität der Lehre. Inden letzten Jahren konnte der sogenannte Schwundfaktor, das heißtder Abgang einer relativ großen Zahlvon Studentinnen und Studenten vorallem nach dem Physikum, bereitserheblich reduziert werden. Für dieZukunft gilt das Ziel, diesen Faktorunter 15 Prozent zu halten. An Hör-sälen, Lehrmitteln und qualifiziertemPersonal für die Lehre sollte alsomöglichst wenig gespart werden.Weiterhin liegt eine Chance darin,die bereits gut ausdifferenzierteStruktur der beiden Forschungs-schwerpunkte Neurowissenschaftensowie Immunologie einschließlichMolekulare Medizin der Entzündungzukunftsfähig weiterzuentwickeln.Für die nächsten Jahre ist hier der

Magdeburger ForschungsverbundNBL-3 ein zentrales Element. NachWegfall der Förderung durch dasBMBF ist geplant, diesen Verbunddurch einen Vorabzug von Mittelndes Landeszuschusses zu finanzie-ren. Dieses ist dann auch ein wichti-ges Element intrafakultärer leis-tungsorientierter Mittelvergabe.

Der Wissenschaftsrat empfiehlt fürmedizinische Fakultäten zwei bis fünfForschungsschwerpunkte, das heißt,dass unsere Fakultät mit einer Kon-zentration des relativ geringen Lan-deszuschusses auf tatsächlich nurzwei Forschungsschwerpunkte struk-turell bereits eine gute Schwerpunkt-struktur erreicht hat. Diese beidenzunächst intern definierten For-schungsschwerpunkte sollten sich

auch in Zukunft unbedingt in externfinanzierten Forschungsschwerpunk-ten der DFG abbilden. Daher sind dieerfolgreiche Weiterführung desbestehenden SFB’s im Bereich derNeurowissenschaften sowie nachMöglichkeit die Etablierung einesSonderforschungsbereiches im Be-

reich Immunologie/Molekulare Medi-zin der Entzündungwichtigstes Ziel derwissenschaftlichenStrukturentwick-lung der Fakultät.Zwei Forschungs-schwerpunkte, diejeweils nebenanderen Fördermo-dulen durch einenSonderforschungs-bereich repräsen-tiert sind, müssen

bei dem begrenzten Landeszu-führungsbetrag als das Adäquateangesehen werden, was die Fakultätunbedingt erreichen und sichern soll-te. Dieses wird erleichtert durch dieKooperation mit den beiden außer-universitären Forschungseinrichtun-gen am Ort, dem Institut für Neuro-biologie der Leibniz-Gemeinschaftsowie dem Max-Planck-Institut fürDynamik komplexer technischerSysteme.

Da eine Anhebung der im bundes-weiten Vergleich geringen Landeszu-führungsbeträge bei den gegebenenfinanziellen Rahmenbedingungen mitSicherheit unrealistisch ist, könntenweitere Ressourcen vor allem nochdurch eine vermehrte Kooperationmit der Medizinischen Fakultät in

Halle generiert werden. Für sechsJahre hatte es bereits einen gemein-samen SFB der beiden medizinischenFakultäten des Landes gegeben, derohne die Bündelung der Ressourcenaus beiden Standorten nie zustandegekommen wäre. Ein weiteres Bei-spiel ist das Forschungszentrum„Immunologie“ Magdeburg/Halle,das für eine dreijährige Förderpe-riode mit Unterstützung durch denBund etabliert worden war. Damitdieses gemeinsame Vorgehen einerfolgreiches Modell auch für dieZukunft sein kann, müssen dieKooperationen auf Gremienebeneund auf der Ebene einzelner Struktur-einheiten zwischen den beidenmedizinischen Fakultäten weiter aus-gebaut werden.

PROF. DR. ALBERT ROESSNER

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Von großem Vorteil für das Studium ist der

zusammenhängende Campus im Süden

Magdeburgs.

Internationale Tagung des Magdeburger Forschungsverbundes im

Oktober 2003

Großer Wert wird auf eine praxisnahe Ausbildung während des Studiums gelegt.

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Auf Initiative der ProfessorenG. Ricker, M. Otten und W. Wendelhatte der Magdeburger Magistrat1927 die Bildung des „StädtischenInstituts für medizinischen Unterrichtund ärztliche Fortbildung“ in Verbin-dung mit dem Sudenburger Kranken-haus beschlossen, das in Deutsch-land als vorbildlich galt. EineFortentwicklung zu einer medizini-schen Hochschule scheiterte jedochan den Folgen der Weltwirtschafts-krise und dem Widerstand derpreußischen Universitäten. 1934wurde schließlich die Lehrtätigkeitdes Instituts eingestellt. Eine erneuteVorlage von 1946 zur Errichtung einermedizinischen Akademie ruhte bis1952. Dann sah sich das Ministeriumfür Gesundheitswesen der DDR ver-anlasst, zusätzlich zu den sechsbestehenden medizinischen Fakultä-ten der Universitäten drei medizini-sche Akademie zu gründen, um dieAufgaben eines umfassendenGesundheitsschutzes in der DDRdurch eine vermehrte Heranbildungvon medizinischen Kadern zu lösen.Die Wahl fiel neben Dresden undErfurt auch auf Magdeburg. Und soerhielt die Stadt schließlich dochnoch ihre Medizinische Akademie,auch wenn diese zunächst nur für dieklinische Ausbildung der Studentenzuständig war. Ihr erster Rektor warder Pathologe Prof. H. Eßbach.

So sehr die Gründung der Medizini-schen Akademie in Magdeburgbegrüßt wurde, so stellte sie jedochdie Stadt und die Krankenhausleitungvor erhebliche Probleme. Nicht nur,dass Hörsäle fehlten - der einzigeHörsaal befandsich im Haus 10(Chirurgie), inwelchem dieRote Armee einLazarett einge-richtet hatte -auch warennoch längstnicht alleKriegsschädenüberwunden.Gründung undEntwicklung derMAM kann man

nicht losgelöst von der Entwicklungdes Sudenburger Krankenhauses(seit 1948 „Gustav-Ricker-Kranken-haus“) sehen, das zu bauen 1890begonnen, aber nie fertig wurde,weil der Stadt immer wieder dasGeld ausging und beide Weltkriegemit ihren Folgen die größten Hemm-

nisse darstellen. Der Zweite Welt-krieg hatte zudem erhebliche Schä-den im Magdeburger Gesundheits-wesen angerichtet und auch Tod undZerstörung über das SudenburgerKrankenhaus gebracht. 1945 standenin Magdeburg nur noch 7 % derursprünglichen Bettenkapazität zurVerfügung. Der Wiederaufbau desSudenburger Krankenhauses gestal-tete sich sehr schwierig, aber demgroßen Fleiß und Aufbauwillen derMitarbeiter war es mit zu verdanken,dass Ende 1945 bereits wieder 1 184Betten zur Verfügung standen, ob-wohl die Häuser 10 und 15 (Chirurgie)für das sowjetische Militärlazarettgeräumt waren.

aktuell

Die Hochschulmedizin in Magdeburg bis 1993DIE ENTWICKLUNG DER MEDIZINISCHEN AKADEMIE

Enttrümmerungsarbeiten im Sudenburger

Krankenhaus, 1945

„Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,mag lähmender Gewöhnung sich entraffen ...“

Hermann Hesse

Die Gründung der MedizinischenAkademie Magdeburg (MAM) am7. September 1954 setzte einenSchlussstrich unter ein über 40 Jahrewährendes Bemühen, in Magdeburgeine medizinische Akademie einzu-richten. Frühe Schritte zu einer medi-zinischen Lehranstalt in Magdeburgreichen indes weiter zurück undbetreffen z. B. eine Hebammen-Lehr-anstalt (1777-1797) und die Medizi-nisch-chirurgische Lehranstalt (1827-1849). In den Jahren 1892 bis 1900und 1906 bis 1913 gestalteten dieProfessoren H. Unverricht, E. Auf-recht, R. Habs und R. Möller Fortbil-dungskurse für Ärzte. Von ihrem Wir-ken gingen Ideen für die Gründung

einer medizinischen Hochschule aus.Der Pathologe Prof. G. Ricker und derInternist Prof. M. Otten führten dieseGedanken fort und waren 1913 maß-

geblich daran beteiligt,der preußischen Landes-regierung die Errichtungeiner medizinischen Aka-demie in Magdeburg vor-zuschlagen. Der ErsteWeltkrieg machte aberdieses Bemühen zunichte.6

Prof. Dr. Gustav Ricker (1870-1848), Denk-

mal vor dem Verwaltungsgebäude, Haus 18

Zerstörter Eingangsbereich (später auch der Eingangsbereich der

MAM), 1948

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K. Sommer (Frauenklinik), H. Braun(Hautklinik), J. P. Emmrich (Landes-frauenklinik), R. Emmrich (Medizini-sche Klinik) und GastdozentF. Hauschild (Pharmakologie). Wenigspäter hatte sich dieser Kreis um dieProfessoren W. Küstner (HNO-Klinik),

H. Hudemann Mikrobiologie/Hy-giene), H. v. Keyserlingk (Nerven-klinik), A. Heydenreich (Augenklinik)und Doz. H. Matthies (Pharmakolo-gie) erweitert. Trotz staatlicher Lenkung und persön-licher Werbung durch den Lehrkörperhatten sich zu Beginn des Herbst-semesters 1954 nur 47Studierende (vorwiegendaus Berlin und Leipzig)eingeschrieben. Die ge-ringe Anfangszahl erwiessich aber bald als gewis-ser Vorteil, nicht nur, weilein größerer Hörsaal fehl-te, sondern weil sich einenger Kontakt zwischenHochschullehrern undStudierenden mit indivi-duellem Unterricht amKrankenbett herausgebil-det hatte, was sich schnell herum-sprach. So wuchs das studentischeInteresse an Magdeburg, und bereitsein Jahr später konnten 157 neueStudenten zum klinischen Studiumaufgenommen werden, zumal inzwi-schen der große Zentrale Hörsaal fer-tiggestellt war.

Die Jahre nach Gründung der MAMwaren geprägt durch eine regeBautätigkeit und eine kontinuierlicheZahl akademischer Neuberufungenmit entsprechender Erweiterung derFachdisziplinen. Neben den Aufga-ben in der Lehre und Forschung kon-zentrierte sich das Wirken derAkademie als medizinische Leitein-richtung im damaligen Bezirk Mag-deburg zunächst mehr auf die medizi-nische Versorgung der Bevölkerung,da sie neben den spezialisierten undhochspezialisierten medizinischenLeistungen auch für die Grundbetreu-ung des Stadtbezirkes Süd-Ostzuständig war. Mit der Einrichtungder „Schierker Woche“ 1955 und derWiedergründung der „MedizinischenGesellschaft“ 1956 in Magdeburgwurde auch der ärztlichen Fortbil-dung Rechnung getragen. 1958wurde schließlich die MAM demStaatssekretariat für Hoch- undFachschulwesen unterstellt.Als der Pädiater Prof. K. Nißler dasRektorat (1958-1962) übernahm, ver-fügte die Akademie bis auf die

Orthopädie (seit 1963) über alleFachkliniken. In seine Amtszeit fieleine der bedeutendsten Entschei-dungen in der Geschichte der nochjungen Akademie: Die Einrichtungder Vorklinik (1960), wobei wiederumgroßer Mut und viel Verständnis füreine Umverteilung der ohnehin knap-

Die Gründung der MAM

Im Gründungsjahr der Akademiestanden zusammen mit der angeglie-derten Kinder- und Landesfrauen-klinik 4 Institute und 8 Kliniken miteiner Gesamtzahl von 2 007 Bettenfür den Beginn der klinischen Ausbil-dung zur Verfügung. Charakteristischfür die Gründungsperiode waren dieBereitschaft und Fähigkeit der Mitar-beiter zu den vielfältigsten Improvi-sationen, die sich über viele Jahrehinwegzogen.

Den Grundstock des Lehrkörpers bil-deten neben dem GründungsrektorProf. H. Eßbach (Pathologie), dieProfessoren K. Nißler (Kinderklinik,zugleich Prorektor für Studienangele-genheiten), W. Lembcke (Chirurgie),

Der Festakt zur Gründung der Medizinischen

Akademie Magdeburg am 7. September

1954 im Maxim-Gorki-Theater, Magdeburg

Übergabe der Amtskette an Prof. Eßbach durch den Ober-

bürgermeister Philipp Daub

Das Siegel der Medizinischen Akademie

Die Amtskette des Rektors

Erste Vorlesung am 8. September 1954

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aktuell pen Mittel gefragt waren. Haupt-

initiator für diese neue Aufgabe warProf. H. Matthies (Pharmakologie),damals Prorektor für Studienangele-

genheiten. Durch diesen weit voraus-schauenden Entschluss wurde dieMAM als einzige Akademie der DDR

eine Vollakademie, wassich später als großer Vor-teil erweisen sollte. Diespontane Bereitschaft derTechnischen HochschuleMagdeburg, die Ausbil-dung in Chemie und Phy-sik für die Medizinstuden-

ten zu übernehmen,war dabei von essenzi-eller Bedeutung. DieStudentenzahlen wa-ren 1960 auf 638gestiegen und erhöh-ten sich bereits einJahr später auf 829.Die ersten Hochschul-lehrer der vorklinischenLehrgebiete waren dieProfessoren

G. Müller (Biologie), M.Meyer (Anatomie), W.Kalkhoff (Physiologie)und E. Hofmann (Physio-logische Chemie).Mit der Magdeburger„Schnellen Hilfe“ wurde1960 der erste arztbesetz-te Notfallrettungswagenin der DDR in Dienstgestellt. Dieser Initiativefolgte das 1976 in dergesamten DDR eingeführte Systemder „Schnellen Medizinischen Hilfe“.

1955: erste Promotion

Wegen der schwierigen Anfangsbe-dingungen war eine systematischeForschung nur langsam in Gang

gekommen. So gab esin den ersten 5 Jahrenlediglich 56 Promotio-nen und 3 Habilitatio-nen. Das Wissen-schaftsprofil der 60erJahre bestand nebender Initiativforschungim Wesentlichen ausder Kinderpathologieund Neurobiologie. Mitder Erweiterung desForschungsspektrumsdurch die vorklinischenBereiche stieg die Zahlder Promotionen undHabilitationen steil an.Unter dem Rektorat vonProf. H. Matthies (1962-1967) erhielt die For-

schung an der Akademie neue Impul-se, und es kristallisierten sich in den70er und 80er Jahren neben demSchwerpunkt „Energiestoffwechsel“drei Hauptprofillinien heraus: Neu-rowissenschaften, Immunologie,Schwangerschaft und kindliche Ent-wicklung. Diese Hauptprofillinienmachten etwa zwei Drittel derGesamtforschungskapazität aus. DieNeurowissenschaften blieben das

bestimmende Forschungsprofil. Mitder Bildung der Hauptforschungsrich-tung „Neurobiologie und Hirnfor-schung“ wurde die MAM als „Neuro-wissenschaftliches Zentrum“ in derDDR bestimmt. Diese Forschungs-richtung und die ab 1967 in Magde-burg durchgeführten „InternationalenNeurobiologischen Symposien“ trugenwesentlich zum nationalen und inter-nationalen Ansehen der Akademie bei.

Nachdem 1964 eine Neugestaltungdes Medizinstudiums in der DDRerfolgt war, fiel in die Rektoratszeitdes Dermatologen Prof. W. Höfs(1967-1970) die III. Hochschulreform(1968/69) mit politischen Vorgaben,welche die Forschungs-, Lehr- undStudienfreiheit aber eher einengtenstatt zu fördern. Die Durchsetzungdieser Reform war für den Rektoreine schwierige, kaum lösbare Auf-gabe, zumal die meisten Hochschul-lehrer die zentralen Studienpläneignorierten und ihren eigenen Erfah-rungen weiter folgten. War die Grün-

dung der MAM 1954 in Barett undTalar erfolgt, so wurden am Ende der60er Jahre diese Insignien der Tradi-tion abgeschafft, aber nicht wie imWesten durch Druck von unten, son-dern im Gefolge der von oben ange-ordneten III. Hochschulreform.8

Der Neubau des Zentralen Hörsaals auf

dem Fundament des Klinik-Bunkers, 1954

Vorlesung im Hörsaal der Kinderkliniken

(seit 1963)

Feierliche Exmatrikulation der ersten Absolventen, 1957

1954 gab es lediglich 47 Studenten, die sich für ein Studi-

um an der MAM immatrikulieren ließen, 1964 waren

bereits 849 Studenten eingeschrieben.

Einweihung des Zentralen Hörsaals am 12. September 1956,

die Mitglieder des Senates in Roben.

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jährlich 6 600 Patienten;die Klinik für Chirurgierechnete eine jährlicheLeistung von 7 500 Ope-rationen einschließlichKinderchirurgie ab; dieKlinik für Anästhesiologieund Intensivtherapiebetreute jährlich 250Schwerstkranke, führtealle anfallenden Narko-sen durch und war mit 25Ärzten im Einsatz der„Dringlichen Medizini-schen Hilfe“; im Frühge-borenenzentrum der Kin-derklinik wurden jährlichetwa 770 Neugeborene

intensiv überwacht und betreut, wassich nachweislich auf die Senkungder Säuglingssterblichkeit auswirkte;die Kinderbronchopulmologie wurdeAusbildungs- und Konsultationszen-trum für die DDR und Osteuropa; dieKinderonkologie erreichte mit ihrenErgebnissen internationales Niveau.

Die 70er und 80er Jahre warenaußerdem durch eine umfangreicheinternationale Solidarität mit ärztli-chen Einsätzen in Entwicklungslän-dern, insbesondere Afrika, gekenn-zeichnet. In den Jahren von 1945 bis1985 wurden mehr als doppelt soviele Gebäude mit wesentlich höhe-ren Funktionskapazitäten geschaffenals in den Jahren von 1891 bis 1945.In die Rektoratszeit des NeurologenProf. R. D. Koch (1979-1989) fiel dieGründung des Instituts für Neurobio-logie und Hirnforschung (INH) derAkademie der Wissenschaften derDDR (1981) und dessen Grundsteinle-

gung (1986) auf dem Gelände derMAM. Aus den INH ging später dasBlaue-Liste-Institut für Neurologie(Leibniz-Institut - IfN) hervor.Nach Installation eines Linearbe-schleunigers und einer Telekobaltein-heit 1983 war die Möglichkeitmodernster strahlentherapeutischerBehandlungen gegeben. Seit Gründung der MAM bis zum31.12.1983 konnten 1 449 Diplome,1 732 Promotionen und 140 Habilita-tionen erfolgreich abgeschlossenwerden. 2 899 Absolventen verließenin dieser Zeit die Hochschule. 1987wurde die Forschungskonzeption derAkademie durch die Aufnahme vonArbeitskreisen ergänzt: Sonographie,

kardiovaskuläre Diagnostik, klinischeOnkologie, Klinische Arbeitsmedizin,Psychophysiologie, Gentechnik, wis-senschaftlicher Gerätebau. GegenEnde dieser Rektoratsperiode vollzogsich der politische Wandel unsererGesellschaft.

Als der Pharmakologe Prof. B. Lößneram 23. Oktober 1989 das Rektoratübernahm, stand er angesichts dersich ändernden politischen Situationvor der schweren Aufgabe, in denkommenden, äußerst kompliziertenMonaten die Akademie nach außenund nach innen stabil und handlungs-fähig zu halten. In den Tagen höch-ster Gefahr der Eskalation vonGewalt hat die MAM als Ganzesmäßigend gewirkt und sich von vorn-herein auf eine Eskalation medizi-nisch vorbereitet. Prof. Lößner leitetedie demokratische Umgestaltung einmit Konstituierung des Bürgerkomi-tees, welches sich insbesondere mit

Unter dem Rektorat des Ophthalmo-logen Prof. H.-G. Gießmann (1970-1973) konnten in den Dienstbespre-chungen des Hochschulministerseine Reihe von positiven Veränderun-gen sowie einige Freiräume erreichtwerden. Es ging schließlich darum,das Bewahrenswerte der traditionel-len deutschen Universität weiter zupflegen, andererseits aber auchmoderne Aspekte einer erneuertenHochschule zu berücksichtigen.In seiner Amtszeit entwickelte sichaußerdem eine zunehmende For-schungskooperation mit den anderenMagdeburger Hochschulen.

In der zweiten Rektoratsperiode vonProf. H. Matthies (1973-1979) ent-stand ein weiteres Arbeitsgebiet derNeuroforschung: NeurobiologischeGrundlagen von Lernvorgängen undder Gedächtnisbildung mit einer Aus-weitung der internationalen For-schungskooperation. In diesen Jah-ren hatte auch die spezialisierte undhochspezialisierte medizinische Be-treuung zusammen mit einem gutfunktionierenden Laborsystem inallen Fachbereichen beachtliche Lei-stungen aufzuweisen. Es würde aberden Rahmen eines historischenReports sprengen, wollte mangerechterweise alle Leistungen die-ser Zeit aufführen. So sollen nur eini-ge Beispiele als „Pars pro Toto“genannt werden: die Einrichtung desDialysezentrums mit jährlich 6 800Dialysen; Eröffnung der ersten kin-derurologischen Station in der DDRin der Klinik für Urologie mit einemjährlichen Durchgang von durch-schnittlich 380 kleinen Patienten;Einrichtung der Zentralen Poliklinikmit 26 ärztlichen Arbeitsplätzen für

Errichtung der Strahlentherapie, 1970, und Haus 40 (Innere

Medizin und Nuklearmedizin), 1979

Grundsteinlegung für die Orthopädie/HNO-Klinik, 1984

Page 12: Sonderausgabe "Universitätsklinikum aktuell" 2004

aktuell

den Strukturen der Staatssicherheitinnerhalb der Akademie auseinan-dersetzte, was in Einzelfällen auchpersönliche Konsequenzen hatte.Ausführliche Dokumentationen desBürgerkomitees Sachsen-Anhalt zudiesem Kapitel der Geschichte liegenvor. Eine neue Grundordnung derMAM wurde verabschiedet.

Die politische Wende

Als schließlich der Pädiater Prof. H.Köditz als letzter vom Konzil gewähl-ter Rektor sein Amt antrat (1990-1993), galt es, den begonnenen Wegder demokratischen Umgestaltung zueiner leistungsfähigen Hochschulefortzusetzen und die von allen Seitengeforderte tiefgreifende und schnelleErneuerung an der Akademie zu rea-lisieren, wobei Fragen der Selbstän-digkeit, Eigenverantwortung undEigeninitiative der Kliniken und Insti-tute eine ebenso wichtige Rollespielten wie die Abschaffung tota-litärer Strukturen.Nach der positiven Evaluierung derMAM durch die „Gruppe Medizin“des Wissenschaftsrates am 10.12.1990 ergab sich die Vorstellung einerFusion der Magdeburger Hochschu-len zu einer Magdeburger Univer-sität. In einer bemerkenswert inten-siven Vorbereitungsarbeit der ein-gesetzten Integrationskommissionkonnte schließlich das Fundament fürdie Bildung einer weiteren Univer-sität in Sachsen-Anhalt geschaffen

werden.Die euphorische Auf-bruchstimmung jener Zeiterhielt aber nach der Ka-tharsis von 1990 zwangs-läufig so manchen Dämp-fer. Abgesehen von derpolitisch gewollten Tren-

nung von politisch belasteten Mitar-beitern ließen auch wirtschaftlicheZwänge das Personalkarussell in denersten Jahren nach der Wende rotie-ren. Bis zum 30.09.1993 wurde derStellenabbau sozial verträglich durchFluktuation für 788 Mitarbeiter wirk-sam. Denjenigen, die sich entschlos-sen hatten, in die eigene Niederlas-

sung zu gehen, blies der Windanfangs tüchtig ins Gesicht. Undmancher Wissenschaftler fühlte sichhinsichtlich seiner Perspektiveungleich behandelt; denn die vomWissenschaftsministerium Sachsen-Anhalts festgelegte Quotierung von25 % Professoren „neuen Rechts“bedeutete für die MAM ein rechtenges Korsett, zumal Hausberufun-gen zu diesem Zeitpunkt vom Mini-sterium ausgesetzt waren.Der Erneuerung von außen folgte dieErneuerung von innen. Neben derOrganisation von Mitteln für Bauvor-haben und Ausstattungen in Millio-nenhöhe - darunter 9 Millionen ausPDS-Geldern - und dem Erwerbmoderner diagnostischer und thera-peutischer Geräte in zweistelligerMillionenhöhe erfuhr die Medizini-sche Akademie von vielen Seiten,insbesondere von den MedizinischenFakultäten der Universitäten Düssel-dorf und Göttingen sowie von derMedizinischen Hochschule Hannoverwie auch von namhaften westlichenGeräteherstellern dankenswerteUnterstützung zur materiellen Ver-besserung der medizinischen Betreu-ung. Insbesondere von der Medizini-schen Hochschule Hannover wurdenaußerdem wertvolle Patenschaftenangeboten.Diese Zeit war außerordentlicharbeitsintensiv, galt es doch, 40Jahre im Eilzugtempo nachzuholen.So konnte das Konzil der MAM

bereits am 13.06.1992 feststellen:„Die MAM entspricht westlichemStandard in Forschung, Lehre undKrankenversorgung“. Der akademi-sche Auslandsdienst war ebenfallssehr wirksam geworden.

Bis zum Studienjahr 1990/91 wurdeüber die Zulassung zum Medizinstu-dium durch eine Kommission derMAM entschieden. 1991 wurde erst-mals der „Medizinertest“ angeboten,und 1991/92 erfolgte die erstmaligeVergabe von Studienplätzen durchdie Zentralstelle für die Vergabe vonStudienplätzen (ZVS).Das Gesundheitswesen der DDR -insbesondere die Prophylaxe und dieflächendeckende Betreuung derBevölkerung - waren besser als derStaat, der sich in der Rückschau alswirtschaftlich marodes System dar-stellt. Als Magdeburg am Ende desZweiten Weltkrieges in Schutt undAsche sank und der Wiederaufbaudes Gesundheitswesens unter kata-strophalen Bedingungen begann,entfaltete sich jener zähe Wille, derbeispielhaft wurde für eine Zeit, diesich von der freiheitlichen Weltabgrenzte und nur von staatlichenReglementierungen diktiert wurde.Das erklärt auch, warum es unterschwierigsten Bedingungen gelang,eine Medizinische Akademie zu eta-blieren und Schritt für Schritt medizi-nische Leistungen - oft mit „altdeut-schen“ Methoden zu erreichen, diesich sehen lassen konnten. Der uner-müdliche Fleiß der Mitarbeiter derAkademie hat hier ein beachtlichesFundament geschaffen, auf dem sichdie freiheitliche neue Zeit unge-bremst weiterentwickeln konnte.Als die Ära der Medizinischen Aka-demie Magdeburg am 30. September1993 zu Ende ging, waren aus ihr3 948 examinierte Ärzte hervorge-gangen. Jährlich waren zwischen30 000 und 40 000 Patienten sta-tionär und zwischen 300 000 und 650000 ambulant versorgt worden. Diewissenschaftliche Arbeit führte indieser Zeit zu 2 723 Promotionen und203 Habilitationen.Als aus der Fusion der MagdeburgerHochschulen am 3. Oktober 1993 die„Otto-von-Guericke-Universität“ her-vorging, konnte die nunmehrige„Medizinische Fakultät“ mit ihremerreichten Leistungsprofil eine stolzeMitgift in die Universität einbringen.

PROF. DR. HORST KÖDITZ10

Neue Mensa, Zentralbibliothek, 1985

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Die sanfte Revolution in Magdeburgzu beschreiben, ist - wenn man allenNuancen gerecht werden will -sicherlich ein schwieriges Unter-fangen. Im Oktober 1989 war aus denso genannten Montagsgebeten imMagdeburger Dom, bei denen sichzunächst vorwiegend Ausreisewilligegetroffen haben, eine immer stärkerpolitisierende Veranstaltung gewor-den. Von ihnen gingen dann auch dieMontagsdemonstrationen in Mag-deburg aus, die allerdings nie denStellenwert der Demonstrationen inLeipzig erreichten und von denen derDomprediger Giselher Quast späterberichtete, dass höchstens ein Pro-zent der Magdeburger „auf denBeinen“ war - insbesondere wennman bedenkt, dass auch viele Men-schen aus dem Umland der StadtMagdeburg zu diesen Demonstratio-nen kamen. In der Hochschule merk-te man damals relativ wenig von die-sen Veränderungen. Während inanderen Ländern und früher inDeutschland eher die Studenten diemaßgeblichen Triebkräfte solcherEntwicklungen waren, gab es inMagdeburg, aber auch in Leipzig ausdieser Richtung ganz wenig Aktivitä-ten. Vielmehr ging zunächst alles soweiter, und am 23. Oktober 1989beendete Professor Koch, der denLehrstuhl für Neurologie innehatte,seine 10-jährige Amtsperiode alsRektor und übergab an diesem Tag ineiner - wie mir schien - etwas über-zogen feierlichen Zeremonie das Rek-

torat an den Pharmakologie-Profes-sor B. Lößner, der zuvor dasDirektorat des Institutes für Pharma-kologie von Herrn Prof. Matthiesübernommen hatte.

Die politische Wende

Mit unkonventionelleren Mitteln ver-suchte er, die etwas unbestimmteEntwicklung im Land und in Magde-burg weitgehend auszuklammern undkonzentrierte sich auf die Tagesge-schäfte. In der Vorweihnachtszeit tra-fen sich dann die ersten Kollegen undmeinten, dass die Prinzipien der Par-tei- und Staatsführung nun nichtmehr so recht Anhaltspunkt wären,um die Medizinische Akademie wei-ter zu leiten und bildeten eine Grup-pe, aus der heraus dann im Januardie Aktion „Magdeburger Ärzte ‘90“gegründet wurde. Sie traten mit derBitte an mich heran, dass ich michgegenüber der Leitung der Medizini-schen Akademie, aber auch in derÄrzteschaft insgesamt für dieseInteressen einsetze, und so konnteich darauf in der ersten Sitzung derInstituts- und Klinikdirektoren imneuen Jahr erstmals in der Diskussi-

on (unter TOP „Allgemeines“) die For-derung formulieren, dass es Zeitwäre, in den Leitungsstrukturen, aberauch im Lehrprogramm auf die sichimmer stürmischer veränderndenVerhältnisse in Deutschland zu rea-gieren. Bis zu diesem Zeitpunkt liefendie Vorlesungen und die Seminare imMarxismus-Leninismus weiter. DieParteileitung der SED hatte ungebro-chenen Einfluss, und in der Hoch-schule hatte sich - wie auch in vielenanderen Hochschuleinrichtungen -praktisch nichts geändert. Von derAktion „Magdeburger Ärzte ‘90“ wur-den nun regelmäßig Veranstaltungendurchgeführt, die nicht nur die Hoch-schule betrafen, aber von uns gelei-tet wurden.

In den folgenden Monaten wurde vonMitgliedern dieser Aktion, ProfessorBrandstädter und dem OberarztFriebel, die Ärztekammer aufgebaut.Chefarzt Professor Penndorf, ebenfallsMitglied der Aktion „MagdeburgerÄrzte ‘90“, erhielt den Auftrag, dieKV aufzubauen, und innerhalb derHochschule wurde von den gewähl-ten Organen beschlossen, das Rekto-rat und die damit verbundenen Leiterneu zu wählen. So kam es, dass Pro-

Die Entwicklung zur UniversitätTRADITION MIT ZUKUNFT

Verabschiedung der letzten MAM-Absol-

venten durch Prof. Horst Köditz, 1993

“Akademie-Zeitung” vom 14. Februar 1990 11

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fessor Lößner freiwillig zurücktratund sich nicht wieder zur Wahl stell-te und an seiner statt ProfessorKöditz vom letzten Konzil der Medizi-nischen Akademie Magdeburg alsRektor gewählt wurde und sein Amtvon 1990 bis 1993 innehatte. Ihm zurSeite standen die Prorektoren Profes-sor Morenz und Professor Neumann.Glücklicherweise war ProfessorMorenz, der ebenfalls Mitglied derAktion „Magdeburger Ärzte ‘90“ war,immer schon an den Strukturen derHochschulen in den Alt-Bundeslän-dern interessiert. Dadurch sind derAufbau und die Realisierung derMedizinischen Akademie und derspäteren Medizinischen Fakultätganz wesentlich auf seine Initiativenund Anregungen zurückzuführen.

Evaluierung

Nach der Vereinigung Deutschlands,am 3. Oktober 1990, wurde von Sei-ten des Wissenschaftsrates, aberauch des Hochschulministeriums derErneuerungsprozess eingeleitet. Indiesem Zusammenhang wurden zweiKommissionen gebildet, die teilwei-se vom Wissenschaftsrat mit ein-gesetzt wurden - eine Evaluations-kommission und eine AllgemeineBerufungskommission. Die Evalua-tionskommission hatte den Auftrag,die Mitglieder der Fakultät undbesonders herausragende Teile derVerwaltung und des medizinischenPersonals auf ihre Verstrickung in dasSystem der Staatssicherheit, aberauch der Partei- und Staatsführung in

den letzten vierzig Jahrenzu überprüfen und ihnenggf. die Unbedenklichkeitfür ihre weitere Beschäfti-gung in der Bundesrepu-blik Deutschland zubescheinigen, was beiüber 95 % der Fall war.

Leiter dieser Evaluationskommissionwar der Pfarrer Kramer. Die Allgemei-ne Evaluierungskommission hatte diesehr, sehr schwere Aufgabe, von denProfessoren an den Kliniken undInstituten der Medizinischen Akade-mie 25 Prozent zu Professoren neuenRechts in einem artverkürzten Beru-fungsverfahren zu berufen. Die darü-ber hinaus beschäftigten Professorenkonnten sich nur in einem ordentli-chen Verfahren um ihre Professurenbewerben oder mussten hinnehmen,als Leitende Oberärzte in den vonihnen geführten Kliniken weiterbeschäftigt zu werden. Das war fürviele unakzeptabel. Sie verließendeshalb unsere Hochschule. Die25 %-Marke, die im Zusammenhangmit einem Erneuerungsgesetz durchden Landtag in Sachsen-Anhaltbeschlossen war, war eine völlig will-kürliche Trennlinie. In unserer Hoch-schule war sie deshalb besondersfragwürdig, weil beispielsweise 40% der Professoren zum Zeitpunkt dersanften Revolution parteilos warenund dadurch natürlich nicht alle dieseKollegen die Chance hatten, ihreStelle wieder zu bekommen. Dabeiist diese Kommission, in der natürlichnur wenige Fachgebiete durch Mit-glieder der Kommission vertreten

werden konnte, so vorgegangen,dass sie - wo der nötige Sachver-stand bei ihr vorhanden war -zunächst die Hälfte der Professorengleich berufen und bei den anderen,ihrer Meinung nach anstehendenProfessoren, auswärtige Gutachteneingeholt hat. Dabei stand bei dieser Kommission,in der nur Professoren aus den altenBundesländern vertreten waren undVertreter unseres Mittelbau’s, ganzsicher die fachliche Eignung alswesentlich bedeutenderes Kriteriumals die politischen Verstrickungen zurDebatte. Trotzdem ist einigen Kolle-gen durch die Entscheidung desLandtages in der Begrenzung auf25 % und auch dieser Kommissiondurch die Entscheidung bitteresUnrecht getan worden.

Die Hochschulfusion

Schon Ende 1990 entstanden ersteVorstellungen zur Fusion der Magde-burger Hochschuleinrichtungen zueiner Otto-von-Guericke-Universität.Eine entsprechende Kommission, beider sich von unserer Seite ProfessorWolf (Biologie) ganz besonders ein-gesetzt hat, nahm erste Kontakte aufund kam am Ende zu Vorstellungen,die den Zusammenschluss derLehrerbildung der PädagogischenHochschule, der Technischen Univer-sität Otto-von-Guericke und derMedizinischen Akademie zu einerUniversität bedingten. Wir standen damals vor gewaltigenAufgaben. Das Klinikum der Medizi-nischen Akademie umfasste 2 000Betten und 3 800 besetzte Stellen.Durch die Möglichkeit, eine eigeneFachpraxis zu eröffnen, verließenviele Kollegen freiwillig die Hoch-

12 Das erste Herzkatheterlabor wird am 5. Oktober 1993 im Container angeliefert.

Exmatrikulationsball der Absolventen der Matrikel ´89 mit Vertretern des Lehrkörpers im Fest-

saal des „Herrenkrug“-Hotels im Oktober 1995

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schule, so dass die Forderung, dieStellen bis auf 3 200 Mitarbeitereinzukürzen, so realisiert werdenkonnte, dass in Wahrheit keine 20Kollegen mit einem Kündigungsver-fahren die Hochschule verlassenhaben, und dieses ist bis auf denheutigen Tag fast so geblieben.Dadurch steht die MedizinischeFakultät, als größter Arbeitgeber inMagdeburg, fast unberührt von denWeltläufen da.Die Bettenzahl wurde dann in dennächsten Jahren bis auf 1.250 Bettengesenkt. Besonders traf es die Kin-derklinik und die Frauenklinik, aberauch andere Bereiche wurden em-pfindlich reduziert, ohne dass sichdadurch die Schlagkraft unseres Kli-nikums gemindert hätte. Vielmehrhat die Zahl der Behandlungen undOperationen zugenommen. Dafürsind die Liegezeiten dramatischzurückgegangen - die einzige Mög-lichkeit, wie man dieses Phänomenerklären kann.

Die ersten drei Jahre im vereintenDeutschland hatten den großen Vor-teil, dass wir finanziell gut gestelltwaren und in unbedingt notwendigeApparate und Materialien investie-ren konnten. Wir erhielten modernediagnostische und therapeutischeGeräte im Wert zweistelliger Millio-nenhöhe. In diesen Jahren hat sichvieles dramatisch geändert. Wir durf-ten uns unsere Studenten nicht mehrselber aussuchen. Dieses erfolgteüber die ZVS (Zentralstelle für dieVergabe von Studienplätzen) und mitHilfe von Abiturzeugnis und Medizi-nertest. Noch viel aufregender wardie Einführung der Multiplen choice-Prüfungen - dachten wir doch, dassdamit mehr der Lehrkörper als dieStudenten geprüft wurden. Dassdann unsere Studenten nicht nur gut,sondern manchmal sehr gut abge-schnitten haben und dies’ bis heuteder Fall ist, hat uns den Ruf der ver-schulten Medizinausbildung eingetra-gen, aber unsere Studenten waren obdieser Erfolge alles andere als böse.So konnte die Lehre eigentlich imPrinzip weitergeführt werden wie wirdies’ gewöhnt waren. Bei der For-schung allerdings gab es erheblicheÄnderungen und Einschnitte, aberwir gewöhnten uns an die DFG-Anträge, an Anträge an das BMBFund an das Kultusministerium, wobeidie letzteren Ressourcen im Laufeder Jahre immer knapper wurden.

Die Medizinische Fakultät

Am 3. Oktober 1993 wurde die Otto-von-Guericke-Universität gegründet.Die Medizinische Akademie Magde-burg hatte damit ihre Selbständigkeitaufgegeben. Wie schon zu Zeiten derMedizinischen Akademie ging dasLeben im Klinikum unverändert wei-ter. Das Klinikum galt als autonomerBereich, und die Fakultät innerhalbder Universität verfügte über eineeigene Rechnungsführung, eine eige-ne Bibliothek und einen eigenenHaushalt. So hatten wir dann in denersten Jahren, in denen sich HerrProfessor Klein (Kardiologie) alserster Dekan besonders auf die bau-liche Erneuerung und die Ausrüstungder Institute und Kliniken und mehrnoch vielleicht unsere Verwaltungkonzentrierte, eine Fülle von Ent-scheidungen zu treffen.Letztere war zum großen Teil wäh-rend dieser Zeit durch Frau VeronikaRätzel (Diplom-Wirtschaftlerin) inhervorragender Weise geleitet wor-

den, und sie sorgte dafür, dass imLaufe der Jahre gleichmäßig alleInstitute und Kliniken renoviert wur-den - auch die, die dann später in denNeubau (Haus 60) zogen. Da der Ter-min dieses Neubaus nicht einhun-dertprozentig sicher war, wurde mitRecht dafür gesorgt, dass diese Klini-ken und Institute nicht zurückstehensollten. Wenn man heute über denCampus und durch die Kliniken undInstitute geht, so findet man kaumnoch Verhältnisse, die an die Zeit vor1989 erinnern. Ganz besonders hatsich hier unser heutiger Oberbürger-meister, Herr Dr. Trümper, einge-bracht, der mit beispiellosemGeschick Geld einwerben und Projek-te realisieren konnte. Ärztlicher Direktor war in dieser ZeitHerr Professor Freigang. Im Jahre1998 wurde der bisherige ProdekanProfessor Neumann Dekan, und derDekan Professor Klein übernahm fürvier Jahre die Position des ÄrztlichenDirektors.

Begrüßung neuberufener Hochschullehrer Prof. Hans-Christian Pape, Prof. Peter F. Wieacker,

Prof. Christof Huth und Prof. Volker Höllt durch Prodekan Prof. Wolfram Neumann (li.) und Dekan

Prof. Helmut Klein (2.v.r.) und den Ärztlichen Direktor Prof. Wolfgang Röse (r.) im April 1994

Grundsteinlegung am 12. Dezember 1994 zur Errichtung der Klinik für Herz- und Thorax-

chirurgie

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aktuell

Danach wurde Professor Lippert(Chirurgie) Ärztlicher Direktor, wäh-rend das Dekanat im Jahre 2000 aufProfessor Roessner (Pathologie)überging. Im Jahr 2003 betrug diePlanbettenzahl 1 146, also fast 1 000Betten weniger als im Jahr 1989,

aber vergleichbar wurden 43 808Patienten stationär betreut, was nurdurch das Absinken der Verweildauerauf 8 Tage zu erklären ist. Also: durchkürzere Liegezeiten mit deutlichweniger Betten die gleiche Leistung?

Erfolgreiche Bilanz

Obwohl wir sicherlich dasUni-Klinikum der Maxi-malversorgung unsererRegion mit deutlicherAusstrahlung auch nach

Niedersachsen und in das gesamtemittlere und nördliche Sachsen-Anhalt sind, wird unsere Überlebens-fähigkeit als Hochschuleinrichtungviel wesentlicher an der Studenten-ausbildung und Forschung gemessen.In den vergangenen Jahren habenwir im Durchschnitt 195 Studierende

zum Wintersemester an der Medizi-nischen Fakultät immatrikuliert. Dasie über die ZVS nach Magdeburggelenkt wurden, haben sie zunächstgerne versucht, nach dem Physikumwieder in ihre Heimatuniversität zuwechseln - eine Tendenz, die sichglücklicherweise in den letzten Jah-ren gewendet hat.In allen Evaluationen, sei es über denWissenschaftsrat und das BMBF,aber auch durch „FOCUS“, „SPIEGEL“und andere Journale, hat sich erge-ben, dass der Unterricht in Magde-burg besonders intensiv studenten-nah und praxisrelevant ist. So habenwir jetzt etwa 1 200 Studenten undversuchen, diese auch möglichst frühin die Forschungsarbeit unsererFakultät einzubinden. Diese wird im

Wesentlichen von dem Neuro-Schwerpunkt und dem Immunologie-Schwerpunkt getragen. Hier gibtes einen Sonderforschungsbereich„Limbische Strukturen und Funktio-nen“ wie auch einen transregionalenSonderforschungsbereich „MesialeTemporallappen-Epilepsien“ sowie

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Seit 1996 gibt es in der Medizinischen Zentralbibliothek für Studierende Internet-Arbeitsplätze

mit www-Zugang und e-mail-Funktion.

Rundgang durch das Zentrum für Pathologie und Rechtsmedizin am 15. Juli 2002 nach der

Grundsanierung des Gebäudekomplexes

Die Medizinische Fakultät ist regelmäßig Gastgeber für Tagungen und Workshops

Inbetriebnahme eines Ganzkopf-Magnet-

encephalographen im Dezember 1996 in der

Klinik für Neurologie II

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ein Graduiertenkolleg der DeutschenForschungsgemeinschaft. In diesemZusammenhang ist es besonderserwähnenswert, dass aus demNeuro-Forschungsbereich auch einGebäude für das Zentrum für neuro-wissenschaftliche Innovation undTechnologie (ZENIT GmbH) entstan-den ist und 1998 fertiggestelltwurde. Während die Hälfte derFläche dieses Gebäudes für dieFakultät genutzt wird und uns Vor-chance-Flächen (insbesondere für dieauftragsgebundene Forschung) bereithält, ist die andere Hälfte diesesGebäudes an kleine Firmen undGesellschaften mit beschränkter Haf-tung vermietet, die zum großen TeilAusgründungen aus unseren Institu-ten und Kliniken sind. Sie stelleneinen Kristallisationspunkt für denTechnologie-Transfer dar.

Neben der Hochschule ist auch fürdie kontinuierliche Ausbildung vonSchwestern, Laboranten und rönt-gentechnischen Assistenten sowieHebammen gesorgt. Mit dieser Be-rufsfachschule wird nicht nur für uns,sondern auch für andere Krankenhäu-ser das medizinische Personal ausge-bildet.

Wenn wir die Geschichte der medizi-nischen Ausbildung der letzten fünf-zig Jahre in Magdeburg betrachten,ist sie sicherlich eine Erfolgsge-schichte. Fast fünftausend Ärztinnenund Ärzte (4 965) wurden ausgebil-det, von denen 3 458 eine Promotionmit Erfolg verteidigen konnten.Gleichzeitig wurden in diesem Zeit-raum 10 000 mittlere medizinischeFachkräfte ausgebildet. Mit Stolzsehen wir auf eine Entwicklung, die

jetzt durch ein modernes Großklini-kum gekennzeichnet ist und eine inLehre und Forschung beispielhafte

medizinische Fakultät beherbergt.Dabei stehen wir heute - wie vorfünfzig Jahren - vor großen Heraus-forderungen, insbesondere was diefinanzielle Trennung zwischen Fakul-

tät und Klinikum und die immer strik-teren ökonomischen Zwänge betrifft,unter denen wir erfolgreich Medizinbetreiben wollen.

Wir sind sicher, dass auch mit demneuen Medizingesetz und mit derUmwandlung der Unterstellungsver-hältnisse des Krankenhauses in eineAnstalt des öffentlichen Rechtes alleMitarbeiter weiterhin von den Aufga-ben beseelt sind und sich auch künf-tig voll engagieren, den Kranken zuhelfen, den medizinischen Nach-wuchs so auszubilden, dass er sichüber unsere Region hinaus in diesenBehandlungsprozess einbringt, undexzellent zu forschen, dass dieseErfolge den Ruhm unserer Fakultätmehren.

PROF. DR. H. WOLFRAM NEUMANN

Unterzeichnung der Urkunde anlässlich der Grundsteinlegung für den Klinikumsneubau, Haus

60, am 24. November 1999: Uni-Rektor Prof. Pollmann, Verwaltungsdirektorin Veronika Rätzel

und der Ärztliche Direktor Prof. Helmut Klein (v. li.)

Der Neubau Theoretische Institute, Haus 44, konnte im Jahr 2000 nach nur 14-monatiger Bau-

zeit übergeben werden.

Luftbild vom Hauptstandort des Uni-Klinikums an der Leipziger Straße im Jahr 2003

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Haus 10

Haus 1

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Haus 18

Haus 22

Haus 5a

Haus 14

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Die bauliche Entwicklung der Medizinischen FakultätARCHITEKTONISCHE VIELFALT UND FUNKTIONALITÄT

Die industrielle Entwicklung inDeutschland bewirkte Ende des 19.Jahrhunderts einen großen Anstiegder Einwohnerzahlen. So hatte dieStadt Magdeburg als ein Zentrum derdeutschen Schwerindustrie bereits1985 mehr als 100 000 Einwohner zuverzeichnen. Für die Krankenversor-gung war zum damaligen Zeitpunktneben dem Hospital in der Neustadt

sowie dem Kahlenbergstift und demSpital Bethanien hauptsächlich dasAltstädtische Krankenhaus zustän-dig. Dessen Kapazitätsgrenze warauf eine so hohe Einwohnerzahl nichtausgerichtet, so dass sich der Mag-deburger Magistrat auf Drängen derfür die medizinische Versorgung Ver-

antwortlichen mit der Anlage einerneuen Krankenanstalt auf demheutigen Campusgelände der Medizi-nischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburgbeschäftigte. Zunächst wurden Vari-

anten zur baulichen Aus-führung untersucht, diedarin mündeten, dasseine Entscheidung zugun-sten des Aufbaus einesPavillonkonzeptes getrof-fen wurde. Die eingesetz-te Kommission der Stadt-verordnetenverwaltungschlug 1890 den Baueines Irrenpavillons, desso genannten Ökonomie-gebäudes und des Kes-selhauses als ersten Bau-abschnitt zum Entstehender „Neuen Krankenan-

stalt Sudenburg“ vor,

deren Fertigstellung bereits Ende1891 zu verzeichnen war. In den Jah-ren bis 1894 folgten zwei weiterePavillons (das Leichenhaus, die Des-infektionsanstalt), die Choleraba-racke, die Oberarztwohnung und dasVerwaltungsgebäude. Somit warendie Voraussetzungen für die Entla-

stung des Altstädti-schen Krankenhau-ses gegeben.Dieser kurze Abrissder Historie und dieTatsache, dass einGroßteil der ange-führten Gebäudenoch heute genutztwird, zeigen die Pro-bleme auf, die dieMedizinische Aka-demie seit ihrerGründung im Jahre1954 begleiten. Dievorhandene Bausub-stanz musste nachKriegszerstörungenwieder aufgebautwerden sowie dieVoraussetzungen fürdie Aufnahme desLehrbetriebes zurAusbildung vonMedizinstudentendurch Neubauten(Zentraler Hörsaal,

Gebäude für Pharmakologie, Patholo-gie sowie das Studentenwohnheim)geschaffen werden.

Modernisierung und Neubau

Mit der Wiedervereinigung Deutsch-lands und der Neuordnung der Hoch-schullandschaft in den neuen Bun-desländern stand der MedizinischenAkademie Magdeburg nach erfolgrei-cher Evaluation durch den Wissen-schaftsrat die Erstellung einer Ziel-planung für den weiteren Ausbau derHochschulmedizin in Magdeburgbevor. Bis zur Bestätigung diesesGesamtkonzeptes durch die Gremiendes Wissenschaftsrates erfolgten imWesentlichen umfangreiche Sanie-rungsarbeiten am Bestand der Lie-genschaften, so unter anderem auchdie Erneuerung der gesamten Wär-

Erster gemeinsamer Spatenstich am 10. April 1994 von Klinik-

direktor Prof. Wilfried Döhring und Heike Steinberg vom Staats-

hochbauamt für das neue Schnittbildzentrum

Der Anbau an das Institutsgebäude, Haus 13

Die ersten Module der neuen Klinik für

Herz- und Thoraxchirurgie schwebten per

Schwerlastkran am 31. Mai 1995 ein.

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meversorgung. Eine Voraussetzungdafür war die Errichtung eines Block-heizkraftwerkes am Standort durcheinen privaten Betreiber.Mit der Gründung der Otto-von-Guericke-Universität im Oktober 1993wurde die Medizinische AkademieMagdeburg als Medizinische Fakul-tät in die Universität integriert.Neben der planmäßigen Verbesse-rung der Bedingungen für die Kran-kenversorgung durch Stationssanie-rungen in großem Umfang konntenauf der Grundlage der Ausbaupla-nung wichtige Gebäude neu errichtetwerden.

Im Einzelnen sind hier besondershervorzuheben:- Neubau der InternistischenIntensivstation (Haus 5a) - Fertig-stellung 1994 - zur Minderung der

fehlenden Intensivkapa-zitäten- Errichtung der Klinik fürHerz- und Thoraxchirurgie(Haus 5b) - Fertigstellung1995 - mit Unterstützungder Krankenkassen, umden akuten Versorgungs-notstand in Sachsen-

Anhalt auf diesem Gebiet abzubauen- Bau eines Schnittbildzentrums(Haus 12) für die Klinik für Radiologiemit erstmaliger Inbetriebnahmeeines Magnetresonanztomographenim Jahr 1996- Grundsanierung des Gebäudes fürdas Institut für Physiologie undErweiterungsbau (Haus 13) zur Ver-besserung der Bedingungen für For-schung und Lehre im Jahr 1999- Inbetriebnahme eines zweiten Line-arbeschleunigers (Haus 23) in einemdafür errichteten Anbau im Jahr 1995- Unterbringung des Institutes fürMedizinische Neurologie (Haus 36) in

einem Fertigteilbau auf dem Campusim Jahr 1995- Errichtung eines Fertigteilneubausin Anbindung an den Standort der Kli-nik für Pädiatrie in der Wiener Straßezur Unterbringung der Kliniken fürPädiatrische Onkologie und Kinder-und Jugendpsychiatrie im Jahr 2000-Neubau eines Bettenhauses für dieUniversitätsfrauenklinik am StandortGerhart-Hauptmann-Straße - Inbe-triebnahme 2002.Der von der Kultusministerkonferenzempfohlenen Umstrukturierung der

Hochschulmedizin in Deutschlandwurde in Sachsen-Anhalt mit dem„Gesetz zur Entwicklung der Medizi-nischen Fachbereiche“ vom März1997 entsprochen.Zur weiteren baulichen Entwicklungwurde mit diesem Gesetz die Bereit-stellung einer „Anschubfinanzierung“von 300 Mio. DM zur Beseitigung derFlächendefizite und der Verbesserungder Bedingungen für die Krankenver-sorgung beschlossen. Im Rahmen derAnschubfinanzierung wurden zweigroße Maßnahmen realisiert.

- Neubau Theoretische Institute(Haus 44) - Inbetriebnahme nach nur14-monatiger Bauzeit im Jahr 2000.Dieses Gebäude verbessert dieBedingungen für Lehre und For-schung des Institutes für Medizini-sche Mikrobiologie und des Prakti-kums für Biochemie. Unter anderementstanden im Institut für Medizini-sche Mikrobiologie erstmals zwei S3-Labore. Das Konzept für die baulicheGestaltung des Gebäudes wurde einJahr nach der Fertigstellung im Rah-men der Verleihung des Magdebur-ger Architekturpreises 2001 mit einerAnerkennung gewürdigt.

- Das Kernstück der baulichen Ent-wicklung stellt der Neubau Chirurgie,Innere Medizin, Neuromedizin (Haus60) dar und das bisher größte Bau-vorhaben auf dem Gelände der Medi-zinischen Fakultät. Es handelt sichum ein Gebäude mit einer Gesamt-fläche von rd. 57 000 Quadratmeter.Der Neubau ist insgesamt 252 mlang, besitzt 7 Geschosse understreckt sich in Ost-West-Richtungin zentraler Lage auf dem Campus-gelände. Er wurde in zwei Bauab-

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Das neue Bettenhaus der Uni-Frauenklinik am Standort Gerhart-Hauptmann-Straße

Baugrube für den ersten Bauabschnitt des

Klinikneubaus, Haus 60

Der neue Haupteingang zum Klinikumsgelände

Page 21: Sonderausgabe "Universitätsklinikum aktuell" 2004

schnitten errichtet. 13 Kliniken sowieTeilbereiche von 2 weiteren Klinikenhaben hier ihren neuen Standort. 16OP-Säle und 44 Intensivtherapiebet-

ten sind im 1. Bauabschnitt zentralangeordnet. Daneben sind diekomplette Klinik für DiagnostischeRadiologie sowie zahlreiche Funkti-onsbereiche mit modernster Medizin-technik untergebracht.Der 1. Bauabschnitt wurde im Juni2003 fertig gestellt. Die Inbetrieb-nahme des 2. Bauabschnittes, in demüberwiegend Bettenbereiche unter-gebracht werden, erfolgte im Som-mer diesen Jahres. Insgesamt ent-stand durch das Zusammenführenverschiedener Fachbereiche untereinem Dach ein Klinikneubau, der dieVoraussetzungen für modernsteBehandlungskonzepte und rationelleKlinikorganisation bietet. Die Bau-maßnahme ist verbunden mit grund-legenden logistischen Umwälzungenauf dem Gesamtcampus. Der Einbaueiner automatischen Warentrans-portanlage, der Rohrpost und einesModulversorgungssystems wird dieProzessabläufe rationeller und effizi-

enter gestalten. Die Versorgung desNeubaus mit Notstrom wird durchdas BHKW mittels moderner Brenn-stoffzellentechnik gesichert.

Mit der Realisierung der Maßnah-men aus der Anschubfinanzierungwird der Flächenbedarf der Medizini-schen Fakultät im Wesentlichengedeckt sein. In den freizuziehendenGebäuden werden nach entsprechen-der Sanierung Flächen für Forschungund Lehre zur Unterbringung der

theoretischen Institute und für denweiteren Ausbau der Forschungs-schwerpunkte der MedizinischenFakultät zur Verfügung stehen. Mitder Nachnutzung der frei werdendenGebäude werden auch die derzeitnoch außerhalb des Campus unterge-brachten Kliniken des Zentrums fürPädiatrie und das Institut für Sozial-medizin am Standort untergebracht.Langfristig bleibt nur die Univer-sitätsfrauenklinik als Außenstandorterhalten.

Da die erforderlichen Sollflächen mitden großen Baumaßnahmen erreichtsind, wird sich die Bautätigkeit inZukunft auf die Verbesserung derGebäudesubstanz sowie die städte-bauliche Gestaltung des Campuskonzentrieren. Hier wird mit der

Errichtung der „Neuen Mitte“, derenAnfang mit dem neuen Eingangsbe-reich von der Leipziger Straßegemacht ist, ein neues patienten-freundliches Umfeld geschaffen wer-den.

VERONIKA RÄTZEL

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Der Empfangsbereich im Haus 60

Die KfZ-Einfahrt zum Universitätsklinikum

Die neue Zufahrt zur Zentralen Notaufnahme wurde im Frühjahr 2004 übergeben

Page 22: Sonderausgabe "Universitätsklinikum aktuell" 2004

Prof. Dr. med. Horst Köditz, Jahr-gang 1931, studierte Medizin an derFriedrich-Schiller-Universität in Jena.1956 Approbation als Arzt und Pro-motion, 1962 die Facharztanerken-nung (Kinderheilkunde), 1967 dieHabilitation, 1968-1973 war erDozent an der Universitäts-Kinderkli-nik Jena. 1973 wurde er zum ordent-lichen Professor für Kinderheilkundeund Direktor der Klinik für Kinderheil-kunde der MAM berufen. 1987 Mit-glied der Deutschen Akademie derNaturforscher „Leopoldina“, 1990-1991 letzter Vorsitzender der Gesell-schaft für Pädiatrie der DDR, 1990-1993 letzter Rektor der MAM, 1991Präsident der „European Society forInfectious Diseases“ (ESPID), 1993-1994 Prorektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, 1994 ge-schäftsführender Direktor des neugegründeten Zentrums für Kinderheil-kunde und zugleich Direktor der Klinikfür Allgemeine Pädiatrie und Neona-tologie, 1995 medizinischer Adjunktder „Leopoldina“ in Sachsen-Anhalt,1996 Emeritierung. WissenschaftlicheArbeitsschwerpunkte waren pädiatri-sche Infektologie sowie die klinisch-immunologische Forschung.

Prof. Dr. med. Wolfram Neumann,Jahrgang 1943, absolvierte seinMedizinstudium an der Universität

Leipzig. Promotion 1968, ab 1977wissenschaftlicher Assistent und einJahr später Oberarzt an der Orthopä-dischen Universitätsklinik Leipzig.1972 schloss Prof. Neumann einZweitstudium im Fach Biochemie ab.1982-1984 Hochschullehrer und Lei-ter der Orthopädisch-traumatologi-schen Abteilung im Gondar-Collegeof Medical Sciences in Äthiopien.1986 wurde Neumann zum ordentli-chen Professor berufen und leitetseitdem die Orthopädische Klinik derheutigen Otto-von-Guericke-Univer-sität-Magdeburg. Von der Magdebur-gischen Gesellschaft e.V. wurde Neu-mann 1997 für sein medizinischesund gesellschaftliches Wirken mitder August-Wilhelm-Francke-Medail-le geehrt. 1990-1995 ehrenamtlicherSenator der Deutschen Forschungs-gemeinschaft (DFG), 1998 Mitgliedder “Leopoldina”, 1990-1993 Prorek-tor an der damaligen MedizinischenAkademie Magdeburg und nach derUniversitätsgründung von 1993-1998Prodekan der Medizinischen Fakultät,1998-2000 Dekan und seit dem1. Oktober 2000 Prodekan der Medi-zinischen Fakultät. 2001 war Prof.Neumann Präsident der DeutschenGesellschaft für Orthopädie und Trau-matologie.

Prof. Dr. med. Albert Roessner,Jahrgang 1949, studierte Humanme-dizin in Marburg und Münster. 1973Promotion, Tätigkeit im BereichMedizinische Zytobiologie der Uni-versität Münster, ab 1976 am Ger-hard-Domagk-Institut für Pathologiein Münster. Nach seiner Habilitationwurde Prof. Roessner am selbenInstitut zunächst auf eine C2-Hoch-schuldozentur und 1987 auf eine C3-Professur berufen. 1993 nahm er

einen Ruf auf eine C4-Professur andie Otto-von-Guericke-Universität anund leitet seitdem das Institut fürPathologie. Seit acht Jahren ist er

sident der Deutschen Abteilung derInternationalen Akademie für Patho-logie (IAP). Seine Forschungsschwer-punkte sind spezielle onkologischeFragestellungen in der Chirurgie,Untersuchungen von Tumoren desKnochen- und Weichgewebes, insbe-sondere im Kindesalter, sowie ent-zündliche Erkrankungen in dergastroenterologischen Pathologieund ihren Beziehungen zu malignenTumoren. Von der Universidad desConcepción, Chile, wurde Prof.Roessner zum „Profesor Visitante“ernannt. Seit 1998 ist er Prodekanund seit 1. Oktober 2000 Dekan derMedizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Veronika Rätzel, Jahrgang 1952,studierte Ökonomie an der Hochschu-le für Ökonomie Berlin-Karlshorst.Seit 1994 ist sie als Verwaltungsdi-rektorin der Medizinischen Fakultätder Otto-von-Guericke-UniversitätMagdeburg tätig. Seit 1984 arbeitetVeronika Rätzel im verwaltungs- undfinanztechnischen Bereich im Univer-sitätsklinikum Magdeburg (ehemalsMedizinische Akademie). Vor ihrerTätigkeit als Verwaltungsdirektorinwar sie zuletzt als Finanzdezernentintätig.

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DIE AUTOREN

DFG-Fachgutachter. 1997-2001 Prä-

Page 23: Sonderausgabe "Universitätsklinikum aktuell" 2004

Inhalt

Grußworte 1

Vowort des Dekans 4

Die Hochschulmedizin in Magdeburg bis 1993 6

Die Entwicklung zur Medizinischen Fakultät 11

Die bauliche Entwicklung der Medizinischen Fakultät Magdeburg 16

Die Autoren 20

Wir danken folgenden Unternehmen für die Unterstützung bei der Ausrichtung derFestveranstaltung aus Anlass des Jubiläums „50 Jahre Hochschulmedizin in Magdeburg“am 13. Oktober 2004 in der Johanniskirche, Magdeburg:

B. Braun Melsungen AG, Melsungen

Centerpulse Germany, Freiburg

Endoplus GmbH, Marl

Fresenius Medical Care Deutschland GmbH, Bad Homburg

Harzdruckerei GmbH, Wernigerode

Mathys Orthopadie GmbH, Mörsdorf/Thüringen

MSD SHARP & Dohme GmbH, Haar

St. Jude Medical GmbH, Eschborn

Toshiba Medical System GmbH, Neuss

Zimmer Chirurgie GmbH, Kiel

Page 24: Sonderausgabe "Universitätsklinikum aktuell" 2004

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